Das Titelbild von Stephen Hogtuns Kinderbuch „Der Bahnsteigstreuner“ aus dem Pattloch Verlag schmückt ein schwarzer Kater aus dem bunt die Farben heraus sprühen und eine dahinterliegende verwischte, dunkle Bahnhofssilhouette nur erahnen lassen. Diese intensiven, wachen Augen und geheimnisvoll wirkenden Farben sprechen Katzenliebhaber sofort an, vor allem die jüngeren. Verspricht doch der Untertitel „ein Katzenmärchen voller Zuversicht“.
Schlägt man die erste Seite auf, ist von Zuversicht zunächst nicht viel zu entdecken. Der norwegische Autor Stephen Hogtun entführt seine Leser auf einen kalten, feuchten Bahnsteig. Alles ist schmutzig, dunkel und ungemein trist. Auch die Leute sind nur in Grautönen und eher schemenhaft gestaltet. Erst als ein kleines Kätzchen auftaucht, kommen warme Farben ins Spiel und die Personen bekommen eine klar umrissene Gestalt und vor allem ein Gesicht, an dem sich ihre der Wechsel ihrer Emotionen ablesen lässt. Nach und wächst das vermeintlich hilflose Kätzchen über sich hinaus und hilft einem wehmütigen Mann, einem einsamen Jungen und einer möglicherweise suizidgefährdeten Frau, indem es ihnen Liebe entgegenbringt, sowie Trost und Hoffnung schenkt. Außerdem bringt es mit seiner Anwesenheit wortwörtlich Farbe in deren Leben und in die großformatigen Illustrationen im Aquarellstil. So zeigt das letzte Drittel des Buches den Bahnsteig als positiven Ort der Farben, der Kreativität und der Freude.
Als jedoch ein Zug, der das kleine Kätzchen am Anfang nicht mitnehmen wollte, erneut in den Bahnhof einfährt, ist aus dem schwarzen Kätzchen bereits ein grauer, weiser Kater geworden. Nun soll er „keine Angst“ haben und darf in den Zug, der nur für ihn gekommen ist, einsteigen, worauf dieser mit ihm bis zum nächsten Bahnhof entschwindet, was niemand bemerkt.
Insgesamt haben mich die 48 Seiten trotzt einer lebensecht gezeichneten Katze und der positiven Stimmung, die im letzten Drittel zu kreieren versucht wird, als Märchen nicht überzeugt. Vielleicht liegt es daran, dass sich zwar die Farben verändern, aber nicht der melancholische Grundton der Erzählung. Diese plätschert so vor sich hin, bis die Katze nach Vollendung ihrer Aufgabe wegfährt. Katzenfreunde, die sich daran nicht stören, sondern den Text vielleicht als poetisch und philosophisch begreifen wollen, werden die Geschichte um die Wirkungsmächtigkeit eines vermeintlich kleinen und hilflosen Wesens in Katzenform vor allem wegen der Illustrationen mögen.
Hardcover: 48 Seiten
ISBN 13: 978-3629015327
Pattloch Geschenkbuch
Der Autor vergibt: