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Manfred Kluge (Hg.) – Die Cinderella-Maschine (MFSF Folge 50)

Die Könige des Mars: klasse SF-Storys

Dieser 50. Auswahlband aus dem bekannten amerikanischen SF- und Fantasymagazin bietet folgende Storys:

1) Die Titelstory von der alternden Diva, deren elektronischer Jungbrunnen recht makabere Effekte erzielt.

2) Die Story von dem engelsgleichen buckligen Jungen, den alle mochten, weil ihn die Natur so ungerecht behandelt hatte.

3) Die Story von dem wunderbaren Apparat, der dem Menschen endlich den ewigen Frieden bescherte – um den Preis seiner Privatsphäre.

4) Die Story von der Marsexpedition, deren Teilnehmer eine ganze Weile brauchen, bevor sie erkennen, dass man ihr Kommen längst erwartet hat.

Das Magazin

Das |Magazine of Fantasy and Science Fiction| besteht seit Herbst 1949, also rund 58 Jahre. Zu seinen Herausgebern gehörten so bekannte Autoren wie Anthony Boucher (1949-58) oder Kristin Kathryn Rusch (ab Juli 1991). Es wurde mehrfach mit den wichtigsten Genrepreisen wie dem |HUGO| ausgezeichnet. Im Gegensatz zu „Asimov’s Science Fiction“ und „Analog“ legt es in den ausgewählten Kurzgeschichten Wert auf Stil und Idee gleichermaßen, bringt keine Illustrationen und hat auch Mainstream-Autoren wie C. S. Lewis, Kingsley Amis und Gerald Heard angezogen. Statt auf Raumschiffe und Roboter wie die anderen zu setzen, kommen in der Regel nur „normale“ Menschen auf der Erde vor, häufig in humorvoller Darstellung. Das sind aber nur sehr allgemeine Standards, die häufig durchbrochen wurden.

Hier wurden verdichtete Versionen von später berühmten Romanen erstmals veröffentlicht: „Walter M. Millers „Ein Lobgesang auf Leibowitz“ (1955-57), [„Starship Troopers“ 495 von Heinlein (1959), „Der große Süden“ (1952) von Ward Moore und „Rogue Moon / Unternehmen Luna“ von Algus Budrys (1960). Zahlreiche lose verbundene Serien wie etwa Poul Andersons „Zeitpatrouille“ erschienen hier, und die Zahl der hier veröffentlichten, später hoch dekorierten Stories ist Legion. Auch Andreas Eschbachs Debütstory „Die Haarteppichknüpfer“ wurde hier abgedruckt (im Januar 2000), unter dem Titel „The Carpetmaker’s Son“.

Zwischen November 1958 und Februar 1992 erschienen 399 Ausgaben, in denen jeweils Isaac Asimov einen wissenschaftlichen Artikel veröffentlichte. Er wurde von Gregory Benford abglöst. Zwischen 1975 und 1992 war der führende Buchrezensent Algis Budrys, doch auch andere bekannte Namen wie Alfred Bester oder Damon Knight trugen ihren Kritiken bei. Baird Searles rezensierte Filme. Eine lang laufende Serie von Schnurrpfeifereien, so genannte „shaggy dog stories“, genannt „Feghoots“, wurde 1958 bis 1964 von Reginald Bretnor geliefert, der als Grendel Briarton schrieb.

Seit Mitte der Sechzigerjahre ist die Oktoberausgabe einem speziellen Star gewidmet: Eine neue Story dieses Autors wird von Artikeln über ihn und einer Checkliste seiner Werke begleitet – eine besondere Ehre also. Diese widerfuhr Autoren wie Asimov, Sturgeon, Bradbury, Anderson, Blish, Pohl, Leiber, Silverberg, Ellison und vielen weiteren. Aus dieser Reihe entstand 1974 eine Best-of-Anthologie zum 25-jährigen Jubiläum, aber die Best-of-Reihe bestand bereits seit 1952. Die Jubiläumsausgabe zum Dreißigsten erschien 1981 auch bei |Heyne|.

In Großbritannien erschien die Lokalausgabe von 1953-54 und 1959-64, in Australien gab es eine Auswahl von 1954 bis 1958. Die deutsche Ausgabe von Auswahlbänden erschien ab 1963, herausgegeben von Charlotte Winheller (|Heyne| SF Nr. 214), in ununterbrochener Reihenfolge bis zum Jahr 2000, als sich bei |Heyne| alles änderte und alle Story-Anthologie-Reihen eingestellt wurden.

Die Erzählungen

1) Michael Coney: Die Cinderella-Maschine

Peninsula ist eine Gefängniswelt, wenn auch sehr hübsch mit einem tropischen Klima ausgestattet. Die Häftlinge werden nicht nur als Leibeigene „ausgeliehen“, sondern auch als lebende Organbanken benutzt. Nutznießer ist nicht nur der Ich-Erzähler Joe Sagar, der Knechte beschäftigt, sondern auch seine Bekannte, die alternde Filmdiva Carioca Jones. Die Diva ist Joe verhasst, seit sie die Hände seiner einstigen geliebten Joanne trägt …

Carioca bereitetet eine Art Auferstehung vor. Sie will nicht nur die alten 3D-Filme aus ihrer Jugend zeigen, sondern sich selbst ebenfalls verjüngen. Ein Mann namens Douglas Sutherland führt ihr und Joe seine Maschine vor, die er „Skulptograph“ nennt. Der Computer darin ist nicht nur in der Lage zu berechnen, wie irgendein menschliches Gewebe vor Jahren ausgesehen hat, sondern auch, wie es in der Zukunft aussehen könnte. Joe macht einen kleinen Test: Seine Warze am Finger wird zwar entfernt, aber dafür schält sich danach die abgestoßene Haut.

Als er beim Rennen eine sexy junge Frau aufgabelt, die sich als Carioca entpuppt, ahnt er, dass die Diva ihre Auferstehung ernst meint. Doch er freut sich schon darauf, wie sich ihre Haut schälen wird. Wie schlimm die Sache für sie ausgeht, hätte er sich allerdings nicht in den schlimmsten Albträumen ausgemalt …

|Mein Eindruck|

Die Story ist ein schönes Beispiel dafür, wie man mit nur wenigen Pinselstrichen eine komplexe Kultur zeichnen und ihre Fehler charakterisieren kann. Carioca ist nur der Exponent einer herrschenden Oberschicht von Ausbeutern. Eigentlich sollten wir uns freuen, wenn es ihr schlecht geht, aber das schadenfrohe Lachen bleibt uns im Halse stecken, so geschickt ist die Geschichte vom Autor erzählt. Die bitterböse Pointe hebt er sich für den letzten Satz auf. Carioca ist pars pro toto Opfer der selbst geschaffenen Verhältnisse geworden.

2) Tom Reamy: Der Detweiler-Bub

Bert Mallory ist Privatdetektiv im Los Angeles der sechziger Jahre, als er einen merkwürdigen Anruf erhält. Sein Kumpel Harry Spinner logiert gerade im Brewster Hotel, einer Absteige, als er einen seltsamen Jungen erwähnt, den Bert sich mal ansehen sollte. Als Mallory im Brester eintrifft, findet er Harry mit durchschnittener Kehle vor. Die Hotelbesitzerin, eine alternde, fette Diva, erwähnt diesen „Detweiler-Bub“, der so süß aussieht. Unter einem Vorwand sei er aber schon wieder ausgezogen. Das wird ja immer sonderbarer, findet Mallory. Da er die Sache persönlich nimmt, macht er sich auf die Suche nach dem Detweiler-Bub.

Der ist gar nicht mal so jung, schon über zwanzig, aber die Schwulen im Almsbury Hotel fanden, er habe eine Gesicht wie ein Engel. Rein zufällig ist auch im Almsbury jemand gestorben. Das wundert Mallory schon nicht mehr. In der |Los Angeles Times| der vergangenen vier Monate stößt er endlich auf ein Muster. Alle drei Tage fand ein blutiger Todesfall statt – und immer befand sich ein gewisser Andrew Detweiler in der Nachbarschaft. Er logierte immer nur drei Tage lang.

Um der Sache auf den Grund zu gehen, mietet sich Mallory in eine Bungalow-Anlage ein, aus der tags zuvor ein blutiger Selbstmord einer jungen Frau gemeldet worden ist. Der Detweiler-Bub logiert in Bungalow Nr. 7. Doch als Mallory mit dem jungen Mann Karten spielt, kann er nichts Schlimmes an ihm feststellen. Der Junge mit dem Buckel und dem Engelsgesicht ist ein Schriftsteller, schreibt Horrorgeschichten. Na, und?

Erst in der Nacht nach dem dritten Tag lüftet sich das Geheimnis …

|Mein Eindruck|

Die Geschichte erinnert mich an Stephen Kings verfilmten Roman „Stark – The dark half“, in der die Hauptfigur, ein Schriftsteller, sich einen finsteren Doppelgänger erfindet, und zwar in seinen Romanen: Machine. Diese andere Hälfte ist zu furchtbaren Taten imstande, die unser Autor niemals wagen würde.

Auch in Tom Reamys Novelle (43 Seiten) hat der Schriftsteller, Detweiler, einen Doppelgänger, einen finsteren Zwilling, der zu finsteren Taten fähig ist. Der Widerspruch zwischen diesem Teufel und dem Engelsgesicht Detweilers ist offensichtlich und symbolisch aussagekräftig. Jeder kann sich selbst einen Reim darauf machen. Aber Detweiler interessiert es nicht, was sein dunkler Zwilling tut – Hauptsache, er gibt ihm, was er selbst braucht. Es ist eine Symbiose. Wenn der eine stirbt, muss auch der andere vergehen.

Die Erzählung liest sich hervorragend, denn Bert Mallory erwähnt nicht umsonst den Detektivroman „Der Malteser Falke“ von Dashiell Hammett, aber erhält sich nicht für dessen Helden Sam Spade, sondern für eine Nummer kleiner. Dieser Selbsteinschätzung zum Trotz leistet Mallory saubere Arbeit, was die Story sehr spannend macht: eben eine klassische Detektivstory, mit viel Blut, vielen Frauen und viel trockenem Humor.

3) Damon Knight: Ich seh dich

Stell dir vor, du hättest einen Guckapparat, mit dem du nicht nur überallhin sehen könntest, sondern auch in jede beliebige Zeit. Nenn‘ das Ding einfach „Gucker“. Es hilft dir, die anderen Kinder zu sehen, wenn sie Verstecken spielen, und es hilft dir bei der sexuellen Aufklärung, wenn du zusiehst, was die Eltern im Bett treiben. Würdest du nicht dem Erfinder dieses tollen Gerätes danken wollen, das es dir erlaubt, alles zu sehen und zu hören, was du dir nur vorstellen kannst?

Jedenfalls bis zu dem Moment, in dem du gewahr wirst, dass du selbst auch beobachtest wirst. Und du merkst, dass auch dein Beobachter beobachtet wird. Und so weiter. Bis in alle Ewigkeit …

|Mein Eindruck|

Damon Knight, ein renommierter SF-Autor und -Herausgeber, hat hier die Idee von Clarke & Baxters Romans [„Das Licht ferner Tage“ 1503 vorweggenommen. Er spielt durch, wie es wohl wäre, wenn es wirklich so einen Apparat gäbe, der nicht nur märchenhaftes Wissen über die Mitmenschen liefern, sondern auch alle Rätsel der Welt lösen würde, beispielsweise den Mord an John F. Kennedy (1963) oder das Rätsel des verlassenen Segelschiffes „Mary Celeste“ (1892). Man bräuchte sich auch nicht mehr auf den Mars zu bemühen oder auf andere fremde Welten. Denn man hat ja den Gucker. So wie heute das TV-Gerät.

Es wäre der absolute Horror und das Ende des Menschseins, wie wir es heute kennen. Nicht nur gäbe es keine Privatsphäre und keine Verbrechen mehr, sondern auch jeden Antrieb, irgendwohin zu gehen, irgendetwas zu verschicken oder in den Fernseher bzw. auf eine Kinoleinwand zu starren. Die Menschen würde paranoid werden, daheim bleiben, dick und fett und krank werden. Gott wäre sowieso als Erstes abgeschafft worden, und Menschen würden nicht mehr heiraten, weil sie ja bereits alle Schwächen des anderen kennen gelernt hätten. Mithin würde nnur noch uneheliche Kinder gezeugt werden – wenn überhaupt.

Stell dir vor, du hättest einen Gucker – und ich würde dich sehen.

4) John Varley: Im Audienzsaal der Marskönige

Die Marsoberfläche. Nach einer Explosion des Kuppelzeltes, die durch Dekrompression drei Viertel des Expeditionskorps tötet, sehen sich die fünf Überlebenden harten Entscheidungen gegenüber. Sie können nicht mehr zum Mutterschiff „Edgar Rice Burroughs“ hinauffliegen, denn Pilot und Kopilotin ihrer Landefähre „Podkayne“ sind tot. Aber sie haben Vorräte für mindestens ein Jahr, bei Rationierung sogar für eineinhalb Jahre, mit Abwürfen der „Burroughs“ sogar noch länger. Sie sind jetzt eine autarke Kolonie.

Die kritischen Faktoren sind jedoch Wasser und Atemluft. Wasser lässt sich aus der Atemluft zwischen Plastikbahnen kondensieren und sammeln. Doch um Atemluft zu produzieren, benötigen sie Pflanzen, welche sie nicht haben. Matthew Crawford, der Historiker, sieht schwarz. Doch seine Gefährten, allen voran die Kommandantin Mary Lang, eine Afroamerikanerin, werfen die Flinte nicht ins Korn, sondern werden von der einheimischen Fauna überrascht. Aus den nährstoffreichen Gräbern der Getöteten erheben sich interessante Gebilde, die wie Windmühlen aussehen: Kreisler. Sie scheinen Wasser zu pumpen. Später gibt es ein Gewächs, das weiße Trauben bildet. Die „Beeren“ enthalten Sauerstoff. Nun haben sie wieder Atemluft, und das Überleben ist gesichert.

Aber für eine Kolonie braucht man auch Paare und Kinder. Diese stellen sich sofort ein, sobald die „Burroughs“, die nichts mehr zu tun hat, wieder zur Erde gestartet ist. Alle ziehen sich nackt aus und treiben es miteinander, bis sich ein Gefühl des Kennens und Vertrauens einstellt. Nach dem Abflauen der Rivalitätskämpfe zwischen den drei Frauen und den zwei Männern stellt sich ein Gleichgewicht her, und es dauert nur acht Monate, bis Lucy McKillian feststellt, dass sie schwanger ist. Aber in welcher Welt wird ihr Baby aufwachsen?

Der Forschungsexpedition, die fast neun Jahre später eintrifft und eigentlich erwartet, nur noch Leichen vorzufinden, steht eine faustdicke Überraschung bevor …

|Mein Eindruck|

Es sind solche Erzählungen in der alten, zuversichtlichen Heinlein-Manier, welche die amerikanische Science-Fiction wieder so attraktiv machten, nachdem sie durch das tiefe Tal der sechziger und frühen siebziger Jahre ging. Dass John Varley ein Heinlein-Jünger ist wie Niven, Pournelle und Spider Robinson, belegt schon der Umstand, dass die Landefähre „Podkayne“ nach der Heldin von Heinleins Jugendroman „Podkayne of Mars“ benannt ist. Und die „Edgar Rice Burroughs“ beschwört die uralte Marsromantik, die der Schöpfer von „Tarzan“ in den Jahren 1912 bis 1943 durch seine vielen Marsromane auslöste.

Anders als bei skeptischen Europäern vom Schlage eines Stanislaw Lem [(„Der Unbesiegbare“) 2795 zeigen sich die Amis auf dem Mars als Pioniere mit Tatkraft und Zuversicht. Als die einheimischen Lebensformen aus dem Boden (und dem 20 Meter darunter liegenden Wassereis) sprießen, erweisen diese sich als an die Menschen angepasst. Gerade so, als wären die Menschen erwartet worden. Wer weiß: Vielleicht haben die Wesen, die diese Sporen zurückließen, einst die Erde während der Steinzeit besucht und wollten die Besucher belohnen.

Hier zeigt sich eine amerikanische Denkweise: Gott (oder Schicksal, Natur usw.) hat vorherbestimmt, dass der Mensch, der sich bemüht, auch belohnt wird, aber nach Gottes eigenem verborgenen Plan. Und der kann ja nun auch Marsbewohner vorsehen. Der grandiose Titel „In the hall of the Martian kings“ wandelt einen Titel aus Edvard Griegs Peer-Gynt-Sinfonie ab, nämlich „In the hall of the mountain king“. Aber wo sind sie, die Marskönige? Kommen sie noch – oder sind sie mit den Pionieren bereits gekommen?

Die Übersetzung

An diesem schmalen Band von nur 140 Seiten waren gleich zwei Übersetzerinnen beteiligt: Birgit Reß-Bohusch und Keto von Waberer. Während Reß-Bohuschs Stil keinerlei Auffälligkeiten zeigt, ist bei Keto von Waberer genau das Gegenteil der Fall. Ich weiß ja nicht, in welcher Gegend man den Ausdruck „wie Schusser in den Höhlen“ (S. 42) gebraucht, aber in Deutschland dürfte er ziemlich wenig bekannt sein. Schusser sind laut DUDEN „Spielkügelchen“, d. h. der Ausdruck bedeutet so viel wie „herumkullern“.

Auf Seite 100 und 101 schreibt Waberer „Rationalisierung“ statt „Rationierung“ bzw. „Rationieren“. Das eine bedeutet „durch Maßnahmen Kosten/Aufwand/Personal etc. einsparen“, das andere „Nahrungsmittel begrenzen und einteilen“ – ein Riesenunterschied, den von Waberer offenbar nicht kannte.

Auf Seite 50 gibt es noch einen blöden Schreibfehler, der die Flüchtigkeit der Übersetzung belegt. Hier heißt es: „ich entdecke, die Spur des Detweiler-Buben …“ statt „ich entdeckte die Spur des D …“. Glücklicherweise war’s das aber auch schon.

Unterm Strich

Drei der vier hier gesammelten Erzählungen sind herausragende Beispiele für die hohe Qualität der Erzählungen während der siebziger Jahre – im Gegensatz zu einigen der Romane wie etwa Nivens „Luzifers Hammer“ oder Heinleins späte Machwerke. Es war eine Zeit des Umbruchs, die Zeit, als Konventionen abgestreift wurden und man nach neuen und aktuellen Ideen suchte; man denke an die Stories von Le Guin, Tiptree/Sheldon und Joanna Russ.

Dem widersprechen jedoch drei der vier Erzählungen in diesem Band. Varley knüpft an die Heinlein-Tradition der Weltraumeroberung an, und Reamy bedient sich der Folie des klassischen Detektivromans, um seine Aussage zu erzählen. Der gute alte Damon Knight erzählt noch in der Form der vierziger und fünfziger Jahre. Seine Story ist die einzige, die über keine Handlung im üblichen Sinne verfügt.

Nur bei Michael Coney kann ich keine alten Vorbilder erkennen, und deshalb ist mir diese Geschichte am sympathischsten. Coney hatte Anfang der siebziger Jahre begonnen, seine Storys zu veröffentlichen – sie sind in „Monitor im Orbit“ gesammelt – und entwickelte seine Kunstfertigkeit und seine Aussagekraft immer weiter, bis solche Werke wie „Die Cinderella-Maschine“ entstanden, die in hochverdichteter Form eine ganze Gesellschaft beschreiben und kritisieren.

Lesetipp

Wem diese Sammlung gefallen hat, der sollte auch zu den Nebula-Preisträger-Auswahlbänden greifen, die ab 1981 bei |Moewig| erschienen, so etwa „Der Plan ist Liebe und Tod“ (Nr. 6730, 1982).

Taschenbuch: 144 Seiten
Originaltitel: The magazine of fantasy and science fiction, 1976/77
Aus dem US-Englischen von Birgit Reß-Bohusch und Keto von Waberer

www.heyne.de

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

Manfred Kluge (Hrsg.) – Altar Ego (Magazine of Fantasy and Science Fiction Folge 52

Classic SF & Fantasy: Vom grünen Mann bis zur lustigen Nymphe

Dies ist einer der Auswählbände mit Erzählungen aus dem traditionsreichsten und mehrfach mit Preisen ausgezeichneten „Magazine of Fantasy and Science Fiction“. Die Auswahlbände erschienen rund vier Jahrzehnte in der Reihe „Heyne Science Fiction & Fantasy“. Die 52. Folge des „Magazine of Fantasy and Science Fiction“ enthält folgende Erzählungen aus den Jahren 1977/78:

1) Die Story von dem jungen Geistlichen, der unter Qualen zurückfand zum Ursprung allen Lebens.

2) Die Story von dem Amateurfotografen, der im Park eine Nymphe fotografieren wollte und sein blaues Wunder erlebte.

3) Die Story von den Besuchern aus einer fernen Galaxis, die einen enormen Mannschaftsgeist entwickelten.

4) Die Story von den Menschen, die sich von Zeit zu Zeit einfrieren und wieder auftauen ließen, sich aber nie mehr ganz fürs Leben erwärmen konnten.

5) Die Story von dem rettenden Engel, der eine frappierende Lösung für das Überbevölkerungsproblem auf der Erde zur Hand hatte.

6) Die Story von der fabelhaften Wunderschreibmaschine, wie sie von den meisten Autoren heute schon verwendet wird.

Manfred Kluge (Hrsg.) – Altar Ego (Magazine of Fantasy and Science Fiction Folge 52 weiterlesen

Manfred Kluge (Hrsg.) – Katapult zu den Sternen. Magazine of Fantasy and Science Fiction 51

_Mit König Artus gegen den Nekromanten!_

Vom traditionsreichen SF-Magazin erscheinen in dieser Auswahl folgende Erzählungen:

1) Die Story von der Dame, der man besser abgeraten hätte, in einem Antigrav-Haus zu wohnen.

2) Die Story von dem Hobby-Prospektor, der seinen Urlaub auf der Venus verbringt und dort sein Glück zu machen hofft.

3) Die Story von den Heimkehrern einer Sternenexpedition, die eine völlig veränderte Erde vorfinden und sich anzupassen haben.

4) Die Story von den Würmern, welche die Erde besuchen, und wie frühere Besucher auch die Menschheit mit ihren Segnungen hätten beglücken können.

5) Die Story von dem Regierungsspezialisten für mysteriöse Fälle, der sich mit dem Fall eines Freundes konfrontiert sieht, der mehr als mysteriös ist.

_Das Magazin_

Das „Magazine of Fantasy and Science Fiction“ besteht seit Herbst 1949, also rund 58 Jahre. Zu seinen Herausgebern gehörten so bekannte Autoren wie Anthony Boucher (1949-58) oder Kristin Kathryn Rusch (ab Juli 1991). Es wurde mehrfach mit den wichtigsten Genrepreisen wie dem HUGO ausgezeichnet. Im Gegensatz zu „Asimov’s Science Fiction“ und „Analog“ legt es in den ausgewählten Kurzgeschichten Wert auf Stil und Idee gleichermaßen, bringt keine Illustrationen und hat auch Mainstream-Autoren wie C. S. Lewis, Kingsley Amis und Gerald Heard angezogen. Statt auf Raumschiffe und Roboter wie die anderen zu setzen, kommen in der Regel nur „normale“ Menschen auf der Erde vor, häufig in humorvoller Darstellung. Das sind aber nur sehr allgemeine Standards, die häufig durchbrochen wurden.

Hier wurden verdichtete Versionen von später berühmten Romanen erstmals veröffentlicht: „Walter M. Millers „Ein Lobgesang auf Leibowitz“ (1955-57), „Starship Troopers von Heinlein (1959), „Der große Süden“ (1952) von Ward Moore und „Rogue Moon / Unternehmen Luna“ von Algus Budrys (1960). Zahlreiche lose verbundene Serien wie etwa Poul Andersons „Zeitpatrouille“ erschienen hier, und die Zahl der hier veröffentlichten, später hoch dekorierten Stories ist Legion. Auch Andreas Eschbachs Debütstory „Die Haarteppichknüpfer“ wurde hier abgedruckt (im Januar 2000), unter dem Titel „The Carpetmaker’s Son“.

Zwischen November 1958 und Februar 1992 erschienen 399 Ausgaben, in denen jeweils Isaac Asimov einen wissenschaftlichen Artikel veröffentlichte. Er wurde von Gregory Benford abgelöst. Zwischen 1975 und 1992 war der führende Buchrezensent Algis Budrys, doch auch andere bekannte Namen wie Alfred Bester oder Damon Knight trugen ihren Kritiken bei. Baird Searles rezensierte Filme. Eine lang laufende Serie von Schnurrpfeifereien, sogenannte „shaggy dog stories“, genannt „Feghoots“, wurde 1958 bis 1964 von Reginald Bretnor geliefert, der als Grendel Briarton schrieb.

Seit Mitte der sechziger Jahre ist die Oktoberausgabe einem speziellen Star gewidmet: Eine neue Story dieses Autors wird von Artikeln über ihn und einer Checkliste seiner Werke begleitet – eine besondere Ehre also. Diese widerfuhr Autoren wie Asimov, Sturgeon, Bradbury, Anderson, Blish, Pohl, Leiber, Silverberg, Ellison und vielen weiteren. Aus dieser Reihe entstand 1974 eine Best-of-Anthologie zum 25-jährigen Jubiläum, aber die Best-of-Reihe bestand bereits seit 1952. Die Jubiläumsausgabe zum Dreißigsten erschien 1981 auch bei Heyne.

In Großbritannien erschien die Lokalausgabe von 1953-54 und 1959-64, in Australien gab es eine Auswahl von 1954 bis 1958. Die deutsche Ausgabe von Auswahlbänden erschien ab 1963, herausgegeben von Charlotte Winheller (Heyne SF Nr. 214), in ununterbrochener Reihenfolge bis zum Jahr 2000, als sich bei Heyne alles änderte und alle Story-Anthologie-Reihen eingestellt wurden.

_Die Erzählungen _

_1) Michael G. Coney: Katapult zu den Sternen (1976)_

Auf dem Planeten Peninsula herrscht Müßiggang wie in Florida. Eine der Freuden besteht jedoch im Schleudersegeln: Ein Mann wird auf ein Schleuderkatapult geschnallt und lässt sich mit 160 Stundenkilometern in die Höhe schnellen, um sodann an einem Gleiter zu segeln. Der entscheidende Punkt bei diesem Start ist jedoch, den Auslösebolzen rechtzeitig zu lösen. Wer das wie der arme St. Clair unterlässt, endet als tote Masse in der See.

Joe Sagar ist unser Mann vor Ort und selbstredend Mitglied im Klub der Schleudersegler. Eines Tages kommt also diese Lady namens Carioca Jones hereingeschneit und will den Klub besuchen. Da ihr ein streitbarer, um nicht zu sagen: umstrittener Ruf vorauseilt – sie agitiert gegen zwangsweise erfolgte Organspenden -, soll ihr der Zutritt verwehrt werden. Der intelligente Seehund an ihrer Seite trägt auch nicht gerade zum Eindruck ihrer Seriosität bei.

Doch sie hat zwei Begleiter bei sich, die die Stimmung ändern: Wayne Traill ist sehr beliebter 3d-Fernsehstar, und mit seiner leutseligen Art im Verein mit seiner beeindruckenden Größe kriegt er die Klubmitglieder dazu, Carioca doch noch Einlass zu gewähren. Es wird ein netter Abend, findet Joe. Und dass kaum jemand Notiz von Waynes unscheinbarer Gattin Irma nimmt, findet er schade.

Die Zeit vergeht, und Carioca versucht Joe wie alle Kerle zu verführen. Sie will ihn mit ihrem Antigrav-Haus beeindrucken, das sie unweit des Strandes von Peninsula gekauft hat. Es hängt an einem Stahlseil, dessen Ende in einem mit intelligenten Haifischen bestückten Pool verankert ist. Gleich daneben stehen noch vier Hochleistungs-Laserstrahler.

Schon bei seiner ersten Einladung merkt Joe, dass hier der Haussegen schief hängt: Wayne betrügt seine Frau Irma offensichtlich mit Carioca, und Irma muss es sich gefallen lassen. Aber wie lange noch, fragt sich Joe. Doch seinen Rückzug aus diesem Antigrav-Haus hat er sich weniger gefährlich vorgestellt.

Wayne Traill folgt einer Einladung des Seglerklubs. Man will ihn überlisten, sich auch mal mit dem Katapult schleudern zu lassen. Hat er den Mumm dazu? Er will gerade einen eleganten Rückzieher machen, als ein Schrei ertönt: Das Stahlseil, an dem das Antigrav-Haus gehangen hat, ist durchtrennt worden – nun saust Carioca Jones hilferufend dem Himmel entgegen!

Da gibt es nur eins für Wayne Traill: Er lässt sich ins halbwegs funktionsfähige Seglerkatapult schnallen und – ab die Post, Carioca hinterher! Wird er den Auslöser rechtzeitig betätigen können, der seit St. Clairs „Unfall“ nicht mehr repariert worden ist?

|Mein Eindruck|

Der Klub der Schleudersegler erinnert an einen viktorianischen Herrenklub. Die Mitglieder haben Respekt vor dem Filmstar, der den Macho verkörpert. Doch dessen Auftreten ist von zweifelhafter Moral. Denn er betrügt seine Frau Irma mit der ebenso glamourösen Carioca. Als Irma das Spielzeug Cariocas, das Antigrav-Haus, in die Luft gehen lässt, will sie dieser Rivalin ebenso wie ihrem aufgeblasenen Mann die Luft rauslassen. Eine klassische Dreiecksgeschichte also.

Der romantisch-dramatische Plot dient nicht nur der Vermittlung einer exotischen Sportart, dem Schleudersegeln, sondern auch den Konsequenzen von Genmanipulation und Organhandel. Gegen Letzteren tritt Carioca, obwohl sie gegen Genmanipulation nichts einzuwenden hat, wie ihr Haustier beweist. Ihre Doppelmoral spiegelt sich in ihrer Affäre mit Wayne wider.

_2) John Varley: In der Schüssel (In the bowl, 1976)_

Kiku ist ein Amateurgeologe vom Mars, der schon einiges Wundersames von den Venussteinen, den Juwelen der Venus-Wüste, gehört hat. Sie sollen eine Menge wert sein, aber auch nur deshalb, weil sie schwer zu bekommen sind. Wie schwer, will Kiku herausfinden.

Zunächst macht er den Fehler, sich ein Ersatzauge aufschwatzen zu lassen – angeblich ein Schnäppchen, aber leider mit einer gewissen Fehlsichtigkeit. Die macht sich auf der Venus zunehmend lästig bemerkbar. Er passiert eine Stadt nach der anderen, bis er endlich die tiefe Wüste erreicht. Nach Last Chance kommt nur noch Prosperity. Hierhin kommen die Pendelbusse nur noch im Wochentakt.

Die einzige Medizinerin weit und breit, die Kiku mit seinem versagenden Billigauge helfen kann, ist Ember. Das Mädchen planscht grade mit seinem zahmen Otter im Dorfbrunnen herum, als Kiku es wegen der nötigen Operation anquatscht. Sie sieht aus wie 18, sagt aber, sie sei schon 13, und das wäre auf der Venus schon fast ein legales Alter. Tatsächlich findet sie sich bereit, ihm das Auge zu reparieren. Als sie aber herausfindet, was er hier draußen im Nirgendwo wirklich vorhat, will sie sofort mit von der Partie sein.

Kommt ja gar nicht in die Tüte, protestiert Kiku sofort, natürlich vergebens. Denn zufällig besitzt Ember auch das einzige funktionierende Fluggefährt weit und breit. Nur mit diesem Schweber könne Kiku über den Grat des Randgebirges in die tiefe Wüste gelangen, wo die wertvollen Venussteine wachsen.

Tja, und so kommt es, dass sich Kiku mit einem listenreichen Mädel und einem zahmen Otter auf den Weg über die Berge macht. Es wird ein Abenteuer, das beide grundlegend verändern soll. Aber das kann auch sein Gutes haben …

|Mein Eindruck|

John Varley sieht in Veränderung immer auch die Chance zu einem Neuanfang. Und dies gilt natürlich auch für Kiku, der ein einsames Leben führt, und für Ember, die endlich von der venusischen Sandkugel runterkommen will. Allerdings braucht es noch etwas Nachhilfe, bevor diese beiden so unterschiedlichen Persönlichkeiten zueinander kommen können.

Dieser Katalysator ist der Venusstein, eine denkwürdige Begegnung in der Wüste, die Kikus Geist verändert – und in Gefahr bringt. Die bodenständige Ember ist nötig, um ihn vor dem Wahnsinn zu bewahren und ihm zu zeigen, was er wirklich braucht: einen lieben Menschen an seiner Seite. Jetzt muss Kiku nur noch herausfinden, ob er Ember lieber als Tochter adoptieren oder doch gleich heiraten soll. Aber auch das wird sich noch zeigen, sobald sie beide erst einmal auf den Mars gelangt sind.

Dem zuversichtlichen Menschen nach Varley-Art ist „nix zu schwör“. Auch in seinen Erzählungen, die in den drei Goldmann-Erzählbänden „Voraussichten“, „Mehr Voraussichten“ und „Noch mehr Voraussichten“ zusammengefasst sind, erweisen sich die Hauptfiguren als Erkunder neuer Zustände und Gegenden. Hier ist es ein gekauftes Organ, das Kiku zur schicksalhaften Begegnung mit Ember – und einem Venusstein – verhilft.

In „Ein Löwe in der Speicherbank“ gerät die Hauptfigur mit einer Sicherheitskopie seines Geistes ins Innere eines Computers und muss sich dort einrichten. In der preisgekrönten Story „In der Halle der Marskönige“ richten sich die Mars-Siedler häuslich in einem Alien-Konstrukt ein – mit entsprechenden Überraschungen. Für solche ist Varley immer gut (gewesen), und das macht seine Storys so vergnüglich, ohne es an Tiefgang fehlen zu lassen.

_3) Brian W. Aldiss: Drei Wege _

Das Forschungsschiff „Bathycosmos“ war zehn Jahre Bordzeit unterwegs, nun kehrt es zur Erde zurück. Doch hier sind wegen der relativistischen Effekte der schnellen Fortbewegung des Schiffes inzwischen 120 Jahre vergangen. Beim letzten Zusammentreffen aller Besatzungsmitglieder hält ihnen die Präsidentin von Korporatien eine erschütternde Ansprache.

Die gute Nachricht zuerst: Inzwischen sei die Große Eiszeit beendet und die meisten Seewege wieder frei. Aber ein neuer Kontinent sei zwischen Neuseeland und dem Ellis-Archipel aufgetaucht. Dieser werde gerade besiedelt. Die schlechte Nachricht: Zwei Atomkriege haben viele Menschenleben gekostet und sämtliche, der Crew bekannten Länder ausradiert oder umgestaltet. Korporatien werde die Rückkehrer aus dem All durch seine Bürokratie schleusen und sie weiterleiten. Wie der Commander feststellen muss, interessiert sich keine Sau für die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die sein Schiff gesammelt hat.

Lucas Williamz, A. V. Premchard und Jimmy Dale ahnen noch nicht, was auf sie zukommt. Williamz will zurück ins heimatliche Australien, doch da dieses Land nun im feindlichen Neutralien liegt, müsse er sich erst als Gefangener internieren und dorthin transportieren lassen. Williamz erfährt auf der langen Zugfahrt von den bestinformierten Leuten dieser Weltregion, dass der neue Kontinent namens Seelandia gerade besiedelt werde. Da will er hin.

A. V. Premchard, der Hindu, will nach Indien, logisch. Doch Indien liegt jetzt in der Dritten Welt, von Korporatiern auch abfällig Anarchanien genannt. Folglich muss er ebenfalls Einbußen und Hindernisse hinnehmen. Tatsächlich geht es dort in der Bürokratie immer noch wie im Mittelalter zu, also wie seit Jahrtausenden gewohnt. Die letzten 500 km in sein Dorf Kanchanapara soll er zu Fuß gehen.

Jimmy Dale muss erst wie Williamz eine brutale Phase der Desorientierung durchstehen, bevor er sich wieder auf die Straße traut. Seltsam: Überall sind nur uniformierte oder unscheinbar gekleidete Frauen zu sehen, kein einziger Mann. Als er in einer Bar nach einer Nutte fragt, bekommt er es mit einer kräftigen Lesbe zu tun, die ihn an eine Bulldogge erinnert. Er wehrt sich, so gut er kann, wird aber gleich danach von der – weiblichen – Polizei vermöbelt. Jimmy ist in einer weiblichen Tyrannei gelandet, mit einem weiblichen Hitler an der Spitze.

Williamz wird der Zugang zu Seelandia verwehrt, und zwar, weil seine Urgroßmutter aus Begalen stammte. Dem Rassismus zum Trotz findet er dennoch ins Land seiner Träume: ein Wilder Westen, der nur auf die Eroberung wartet …

|Mein Eindruck|

Die Erzählung zeigt drei Wege der Weiterentwicklung auf, die dem Menschen nach Eiszeit und Atomkrieg bleiben. Williamz errichtet sein eigenes Königreich und sucht sich eine Frau, um eine Dynastie zu gründen. Aber sein Freund A.V. Premchard wählt den kleinen Horizont seines Dorfes, um sein Wissen an die Landbevölkerung weiterzugeben. Er wohnt bei seinem Urenkel in spirituellem Frieden.

Doch Commander Skolokov verkörpert den dritten Weg: Er will in einem neuen Raumschiff der Korporatier, der „Bathycosmos II“, noch weiter hinausfahren, auf eine Reise, die 300 Erdenjahre dauern wird. Williamz lehnt die Teilnahme an dieser Expedition ab: Seine Ziele sind irdischer und praktischer Natur. Also muss Skolokov alleine hinausfahren.

Die drei Wege sind altbekannt, müssen aber immer erneut beschritten werden: den der macht, den des Wissens und den der Spiritualität. Der Autor, der schon 1942 in Hinterindien gegen die japanischen Invasoren kämpfte, kennt sich nicht nur mit Land und Leuten des indischen Subkontinents bestens aus, sondern auch mit deren Mentalität, Religion und Bräuchen. Das verleiht seiner Erzählung einen realistischen Eindruck, aber auch eine bleibende Wirkung.

_4) Bruce McAllister: Victor_

Würmer aus dem intergalaktischen Raum fallen auf die Erde herab, geschützt durch Chitinkokons. Sie wühlen sich bei Nacht in den städtischen Müll. Doch als ein Beleuchter vom Theater seine Lampe auf sie richtet, vermehren sie sich explosionsartig. Die Stadt ist alarmiert, und Professor Stapledon, der Vater von Jane, informiert die Behörden. Die wollen gleich Bomben werfen, doch er sagt Nein. Er ruft Jane und ihren Freund, den Reporter, an, damit sie seine Vogelpfeife suchen. Mit dieser lassen sich Tausende Vögeln auf die Müllkippe locken. Und was machen sie wohl? Sie fressen die Würmer. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.

Doch die Geschichte geht noch weiter. Jane und ihr Freund, der namenlose Ich-Erzähler, heiraten, das Interesse an der Würmerinvasion flaut ab, drei Kinder werden dem Paar geboren, die Jahre vergehen, es folgt die Scheidung und er bindet sich erneut, an eine Frau, die sich wenigstens dafür interessiert, was er denkt. Er denkt an den Weltraum und an Raumschiffe, was sonst.

|Mein Eindruck|

Diese Story erzählt ungefähr das genaue Gegenteil dessen, was Robert A. heinlein in seinem klassischen Invasionsroman „Invasion der Wurmgesichter / Die Marionettenspieler“ als Horrorszenario an die Wand malte: dass uns die Invasoren übernehmen würden, wenn wir ihnen nicht Einhalt gebieten würden. Das war eine versteckte Warnung vor der Roten Gefahr, dann der Gelben Gefahr oder welcher Farbe auch immer der jeweiligen Regierung gerade missfiel.

Dass die Würmer zur Müllbeseitigung herangezogen hätten werden können, auf diese Idee kam niemand. Man sah stets nur die Gefahr, nie die Chance. Wenigstens wurden keine Bomben geworfen, sondern eine ökologische Lösung gewählt. Auch schon ein Fortschritt.

_5) Sterling E. Lanier: Der Geist der Krone (Ghost of a Crown)_

Irgendwo in London in einem literarischen Klub stellt ein junger Mann namens Simmons die Wahrheit in all diesen Gespenstergeschichten und Legenden, von denen Großbritannien voll zu sein scheint, stark in Frage. Tatsächlich schließen sich seiner Meinung einiger Klubmitglieder an, doch dann tritt Brigadegeneral Donald Ffellowes auf und erzählt eine umwerfende Geschichte, die Simmons‘ Meinung – die dieser gar nicht mehr vehement vertreten will – widerlegen soll. Sie geht folgendermaßen …

Ffellowes arbeitet in einer Spezialabteilung des Kriegsministeriums (wie es damals hieß) und wird von einem alten Schulfreund namens James Penruddock um Hilfe gerufen. Er reist nach Cornwall auf das Anwesen des Grafen, das den Namen Avalon House trägt. James holt seinen Freund Donald am Bahnhof ab und erzählt ihm vom Grund seines Hilferufs. Grässliche Geräusche in der Nacht und wiederholtes nächtliches Sturmtosen brächten die Bediensteten sowie ihn und seine Frau Isobel um den Schlaf. Ein Hausmädchen sei bereits schreckerfüllt abgereist. Noch sei niemand zu Schaden gekommen, doch das könne ja wohl nur eine Frage der Zeit sein, oder?

Bei seiner Ankunft hat Donald Gelegenheit, James‘ bleichen, schwarzhaarigen Bruder Lionel kennenzulernen. Wie stets ist Lionel, dem der Ruf eines perversen, aber fähigen Archäologen vorauseilt, arrogant und abweisend. Er logiert mit James‘ Erlaubnis im Sommerhaus und führt Grabungen in einer alten Burgruine durch, die auf einer Felsklippe über die tosende See ragt. Diesmal gibt ihm jedoch James zu aller Erstaunen Kontra, und Lionel schwirrt schmollend ab.

Schon in dieser Nacht findet Donald die Angaben von James bestätigt: unmenschliches Geschrei, tosender Sturmwind – und den intensiven Duft von Apfelblüten in der Luft. Bemerkenswert. Ganz im Gegensatz zum fauligen Geruch, der aus dem Keller emporsteigt. Was mag dahinter stecken? Donald nimmt Lionel unter die Lupe.

Dieser arbeitet mit zwei finsteren Gesellen, die er seine Assistenten nennt, in den Tiefen der Burgruine. Was mag sich dort nur verbergen? Lionel will Donald vertreiben, redet mit seinen Gesellen in einem rauen Dialekt, den Donald später als Bretonisch identifiziert. Als Lionel den Fehler macht, Hand an Donald zu legen, bricht ihm der Agent des Ministeriums fast das Handgelenk. Er erkennt den glühenden Hass des Bruders auf James; es ist der Hass des Enterbten, der das haben will, wovon er glaubt, es stünde ihm zu: das Land seines Bruders.

Der Begriff Bretagne ist der Schlüssel zu einem Teil des Rätsels. Von alters her bestehen enge Beziehungen zwischen den beiden keltischen Ländern Cornwall und Bretagne, und laut den Legenden, die Sir Thomas Malory und andere aufschrieben, zog einst auch König Artus, der Retter Britanniens vor den Sachsen, in die Bretagne, um dort zu kämpfen. Doch Artus hatte einen dunklen Halbbruder, der ihm sein Reich neidete und schließlich versuchte, ihn zu töten.

Soll sich die alte Geschichte tatsächlich auf Avalon House wiederholen? Als Donald in der nächsten Nacht den unmenschlichen Schrei gefolgt von Pferdewiehern hört, geht er zu James, um ihm zum Kampf zu rufen. Nur dass James ihn bereits gestiefelt und gespornt bereits erwartet. „Der Jäger ist gekommen“, sagt James nur, dann holen sie je ein Schwert und stellen sich der Herausforderung. Doch wer hat den Jäger der Nacht, der nun im dichten Nebel angreift, gerufen und zu ihnen geschickt?

Das Geheimnis kann nur ein Besuch in den Tiefen der Burgruine lüften …

|Mein Eindruck|

Es ist eine Überraschung, dass eine so konservativ gestaltete Erzählung in einer Auswahl aus den siebziger Jahren auftaucht. Und sie hat natürlich beileibe nichts mit Naturwissenschaften zu tun, sondern viel mehr mit Schauergeschichten und Fantasy. Die Folie ist eindeutig die Artus-Sage, die ja ihre pikante Spannung daraus bezieht, dass Artus unwissentlich mit seiner Schwester schläft und so seinen Sohn und Halbbruder Mordred zeugt, der zu seiner Nemesis wird.

Während diese Fantasy-Vorlage nun erneut ausgespielt wird, als handle es sich um eine viktorianische Schauergeschichte, nimmt die Handlung im Innern der Burgruine eine unerwartete Wendung, die neu ist. Denn hier unten in den Tiefen des uralten Gemäuers liegt das Grab jenes dunklen spirituellen Herrschers, der vor den Christen die Inseln beherrschte und von ihnen vertrieben wurde. Sein Name wird an keiner Stelle ausgesprochen, deshalb bleibt dies Spekulation. Man könnte ihn Cernunnos nennen, den Herrn der Wälder, oder Herne.

Lionel alias Mordred schickt sich an, ihn mit schwarzer Magie zum Leben zu erwecken. Fauliger Gestank, missgestaltete Kreaturen erfüllen die Höhle des Grabmals, als James und Donald sich mit ihren Waffen Lionel, dem Nekromanten, entgegenstellen …Mehr darf nicht verraten werden.

Aber es ist erstaunlich, dass der Autor des Post-Holocaust-Klassikers „Hieros Reise“, dieses wunderbar altmodische Garn veröffentlicht hat. Er hätte einen Roman daraus machen können. Wer Sherlock Holmes und die Viktorianer liebt, wird sich hier wie zu Hause fühlen. Und obwohl es an Romantik ein wenig fehlt (Isobel kommt nur im Epilog richtig zu Wort), wäre die Geschichte ein klassischer Fall für die Hörspielreihe GRUSELKABINETT.

_Die Übersetzung_

Es gibt ein paar ärgerliche Druckfehler in diesem schmalen Band. Ich liste sie einfach kommentarlos auf.

Seite 36: „Hole“ statt „Holo“.

Seite 43: Statt Phobos, dem Marsmond, schreibt der Übersetzer der Varley-Story ständig „Phöbos“. Beides sind griechische Wörter, doch „phobos“ bedeutet „Furcht“ und „Phöbus / phoibos“ ist der Name des Lichtgottes Apoll.

Seite 72: „Er legte seinen Arm um seinen Freund, A.V. Premchard sagte sanft …“ Das falsch gesetzte Komma verwirrte mich völlig. Denn den folgenden Dialog-Satz spricht nicht Premchard, sondern Williamz. Daher muss das Komma wie folgt stehen: “ …um seinen Freund Premchard, sagte sanft …“.

Seite 145: „das Geräusch von Wasser, daß irgendwo tropfte.“ Statt „daß“ müsste es „das“ heißen.

Auf Seite 146 verhält es sich genau umgekehrt. In dem Satz „dass ich nichts von der Welt wußte, außer das sie die Kontrolle über mein Handeln an sich gerissen hatte …“ müsste das Wörtchen „das“ ein „daß“ sein. Dann stimmt die (alte) Grammatik.

_Unterm Strich_

Alle Erzählungen bis auf eine sind von hoher Qualität. Sie bieten gute Unterhaltung sowie erstaunliche Ideen. Und Ideen sind ja der Hauptgrund, warum man überhaupt SF-Erzählungen liest. Sonst könnte man ja gleich zu einem Roman greifen. In der SF entstehen Romane aber häufig aus mehr oder weniger langen Erzählungen. Während die Story eine oder zwei ungewöhnliche Einfälle präsentiert, ist es die Aufgabe eines Romans, eine Entwicklung zu schildern.

Während die Erzählungen von den zwei Könnern Coney und Varley mein Interesse fesseln konnten, gelang dies McAllisters Story „Victor“ leider nicht. Nach einem Genre-typischen, starken Auftakt verliert sich der Rest in banalem Geschehen wie etwa Heirat, Kindern, Scheidung und neuer Beziehung. Was soll daran Besonderes sein?

Auch die Erzählung von Brian Aldiss folgt keinem vorgegebenen Story- oder Handlungs-Muster, sondern schildert schon eine Entwicklung, wie es ein Roman täte. Deshalb muss der Leser Geduld aufbringen, während die drei Hauptfiguren ihren jeweiligen Weg verfolgen. Und bei Aldiss, das weiß der erfahrene SF-Kenner, muss man sich stets darauf gefasst machen, dass die Figuren unangenehme Überraschungen erleben. Für Aldiss, eine der wichtigsten Autoren der New Wave in den sechziger Jahren, ist das Leben kein Zuckerschlecken. Einer zahlt immer drauf.

Als Trostpflaster zu diesen beiden Erzählungen erlebte ich dann zu meinem Erstaunen eine gruselige Fantasygeschichte, die von einem SF-Klassiker namens Sterling Lanier kommt. (Er war übrigens der Typ, der es Frank Herbert 1965 überhaupt erst ermöglichte, seinen voluminösen Roman „DUNE“ als Hardcover bei einem Verlag zu veröffentlichen – alle anderen hatten schon abgelehnt.)

Laniers Story versetzt uns zurück in ein quasi-viktorianisches England, so dass man jeden Moment erwartet, einen Gespensterdetektiv auftreten zu sehen. Solche Figuren gab es in der Massenliteratur zuhauf, so etwa auch Aylmer Vance. Tatsächlich ist unser Erzähler Donald Ffellowes so ein Kerl, eine Art james Bond des Esoterischen. Zusammen mit einer Story direkt aus den Artus-Legenden wird noch eine richtige Sword-& Sorcery-Handlung draus. Wirklich erstaunlich – und sehr unterhaltsam.

Im Unterschied zu Isaac Asimov’s SF Magazin hatte das „Magazine of Fantasy and Science Fiction“ keine Berührungsängste zur Fantasy und Schauerliteratur. Ein Glück, denn sonst wäre mir dieser feine Beitrag durch die Lappen gegangen.

|Taschenbuch: 158 Seiten
Erstveröffentlichung im Original: 1976/77/78
Aus dem Englischen von diversen Übersetzern
ISBN-13: 978-3453304826|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de

_Mafred Kluge bei Buchwurm.info:_
„Die Cinderella-Maschine“
„Jupiters Amboss. Magazine of Fantasy and Science Fiction 49“

Manfred Kluge (Hrsg.) – Jupiters Amboss. Magazine of Fantasy and Science Fiction 49

_In den Wolken des Jupiter_

Vom traditionsreichen SF-Magazin „Magazine of Fantasy and Science Fiction“ erscheinen in dieser Auswahl folgende Erzählungen:

1) Die Story von den Menschen und Mutanten auf der Station im Jupiter-Orbit, die den Riesenplaneten beobachten, um rätselhafte Signale aus dem All entziffern zu lernen.

2) Die Story von den Besuchern vom Prokyon, die staunend und fassungslos die Lebensgewohnheiten der Menschen studieren.

3) Die Story von dem Gesandten des Bischofs, der sich zu tief in die Berge vorgewagt hatte, in denen noch andere Götter an der Macht sind.

4) Die Story von dem passionierten Angler und der Flunder, bei der er ein paar Wünsche frei hatte.

5) Die Story vom Großvater, der aus lauter Sturheit weiterlebte, obwohl er schon längst gestorben war.

_Das Magazin_

Das „Magazine of Fantasy and Science Fiction“ besteht seit Herbst 1949, also rund 58 Jahre. Zu seinen Herausgebern gehörten so bekannte Autoren wie Anthony Boucher (1949-58) oder Kristin Kathryn Rusch (ab Juli 1991). Es wurde mehrfach mit den wichtigsten Genrepreisen wie dem HUGO ausgezeichnet. Im Gegensatz zu „Asimov’s Science Fiction“ und „Analog“ legt es in den ausgewählten Kurzgeschichten Wert auf Stil und Idee gleichermaßen, bringt keine Illustrationen und hat auch Mainstream-Autoren wie C. S. Lewis, Kingsley Amis und Gerald Heard angezogen. Statt auf Raumschiffe und Roboter wie die anderen zu setzen, kommen in der Regel nur „normale“ Menschen auf der Erde vor, häufig in humorvoller Darstellung. Das sind aber nur sehr allgemeine Standards, die häufig durchbrochen wurden.

Hier wurden verdichtete Versionen von später berühmten Romanen erstmals veröffentlicht: „Walter M. Millers „Ein Lobgesang auf Leibowitz“ (1955-57), „Starship Troopers von Heinlein (1959), „Der große Süden“ (1952) von Ward Moore und „Rogue Moon / Unternehmen Luna“ von Algus Budrys (1960). Zahlreiche lose verbundene Serien wie etwa Poul Andersons „Zeitpatrouille“ erschienen hier, und die Zahl der hier veröffentlichten, später hoch dekorierten Stories ist Legion. Auch Andreas Eschbachs Debütstory „Die Haarteppichknüpfer“ wurde hier abgedruckt (im Januar 2000), unter dem Titel „The Carpetmaker’s Son“.

Zwischen November 1958 und Februar 1992 erschienen 399 Ausgaben, in denen jeweils Isaac Asimov einen wissenschaftlichen Artikel veröffentlichte. Er wurde von Gregory Benford abglöst. Zwischen 1975 und 1992 war der führende Buchrezensent Algis Budrys, doch auch andere bekannte Namen wie Alfred Bester oder Damon Knight trugen ihren Kritiken bei. Baird Searles rezensierte Filme. Eine lang laufende Serie von Schnurrpfeifereien, sogenannte „shaggy dog stories“, genannt „Feghoots“, wurde 1958 bis 1964 von Reginald Bretnor geliefert, der als Grendel Briarton schrieb.

Seit Mitte der sechziger Jahre ist die Oktoberausgabe einem speziellen Star gewidmet: Eine neue Story dieses Autors wird von Artikeln über ihn und einer Checkliste seiner Werke begleitet – eine besondere Ehre also. Diese widerfuhr Autoren wie Asimov, Sturgeon, Bradbury, Anderson, Blish, Pohl, Leiber, Silverberg, Ellison und vielen weiteren. Aus dieser Reihe entstand 1974 eine Best-of-Anthologie zum 25-jährigen Jubiläum, aber die Best-of-Reihe bestand bereits seit 1952. Die Jubiläumsausgabe zum Dreißigsten erschien 1981 auch bei Heyne.

In Großbritannien erschien die Lokalausgabe von 1953-54 und 1959-64, in Australien gab es eine Auswahl von 1954 bis 1958. Die deutsche Ausgabe von Auswahlbänden erschien ab 1963, herausgegeben von Charlotte Winheller (Heyne SF Nr. 214), in ununterbrochener Reihenfolge bis zum Jahr 2000, als sich bei Heyne alles änderte und alle Story-Anthologie-Reihen eingestellt wurden.

_Die Erzählungen _

_1) Gregory Benford & Gordon Eklund: Jupiters Amboss_

Die Menschen haben von Aliens eine rätselhafte Botschaft erhalten: ein komplexes mit den Abmessungen 29×47 (Primzahlen). Ein Himmelskörper weist auf einen großen Gasplaneten hin. Da der nächste greifbare Gasriese der Planet Jupiter ist, schicken die Menschen eine Expedition aus und errichten in der Umlaufbahn des Riesenplaneten eine Station, den Orb. Von hier aus wollen sie unter der Leitung des Weltraum-Veteranen Bradley die Gegend erkunden. Die Resultate sind gleich null. Doch der Buddha-Anhänger Bradley nimmt es mit Gleichmut.

Nicht so hingegen die genmanipulierte Forscherin Mara. Auch sie kommt von der Erde und wuchs dort bei einer langweiligen Pflegefamilie auf, bevor sie nach New York City ausriss und schließlich mit 26 auf den Orb kam. Ihre Respektlosigkeit erregt viel Anstoß, besonders bei engstirnigen Crewmitgliedern wie Rawlins. Der zweite Mutant, den Rawlins im Visier hat, ist Maras Schicksalsgenosse Corey, ein Gehirn, das in einer Metalltruhe eingesperrt ist. Mara hält Corey für eine Frau, aber da irrt sie sich.

Irgendjemand hat es auf Maras Leben abgesehen. Schon zwei Unfälle, die sie auf Sabotage zurückführt, hat sie mit knapper Not überlebt. Bradley beruhigt sie. Er hat andere Sorgen. Die politische Situation auf der Erde ändert sich zu Ungunsten der Manips, der genmanipulierten. Der Weltkongress erkennt allen manips die Bürgerrechte ab und erklärte sie zu unerwünschten Vogelfreien. Die Reaktion bleibt nicht aus, wie Mara vorausahnt: Die Manips der Erde – es sind weniger als 400 – drohen damit, Tokio in die Luft zu jagen, sollte der Beschluss nicht rückgängig gemacht werden. Bradley muss Mara Hausarrest verpassen, doch Rawlins will mehr: die Liquidierung der „Abscheulichkeiten“.

Das will Bradley verhindern, denn in seinen Augen sind Mara und Corey ihre einzige Hoffnung, die Botschaft der Fremden zu entschlüsseln. Corey hat mal mit Delphinen kommuniziert, also in einem ganz anderen Medium: unter Wasser. Und Mara beherrscht die Mathematik. Zusammen hecken sie den Plan aus, Corey auf eine Exkursion in die Jupiter-Atmosphäre zu schicken. Seine Gondel soll an einem Ballon hängen. Mara soll in einem Beiboot folgen und ihn notfalls bergen.

Während die 300 Mann starke Crew an Bord des Orbs dem Wagnis gespannt folgt, entdeckt Corey in seiner Gondel tatsächlich Aliens in den unteren Schichten der turbulenten Jupiter-Atmosphäre: silbrige Kugeln. Sie nutzen Elektromagnetismus, um akustische Signale zu erzeugen und betören den Besucher mit ihrem elektronischen Gesang. Doch dann wird ihre Annäherung unvermittelt zur Gefahr …

|Mein Eindruck|

Dieser Kurzroman gewann 1975 unter dem Titel „If the Stars Are Gods“ den begehrten NEBULA Award der amerikanischen SF-Autoren und -Kritiker, und 1977 erschien der erfolgreiche Roman dazu (dt. als „Der Bernstein-Mensch“). Dass sich der wissenschaftlich orientierte Benford mit dem Planeten Jupiter bestens auskennt, hatte er 1975 mit dem Jugendbuch „The Jupiter Project“ bewiesen (dt. bei Boje, 1978). Dieses Wissen kommt ihm bei „Jupiters Amboss“ sehr zugute.

Der Schauplatz erinnert an Arthur C. Clarkes klassische Novelle „Begegnung mit Medusa“, aber der Handlungsverlauf ist klassischer Benford. Bradley, der Stationsleiter, muss sich gegen bornierte und fanatisierte Mitarbeiter durchsetzen, um überhaupt einen Fortschritt in seiner Forschung, der Mission, zu erzielen. (Dieses Motiv taucht noch mehrmals bei Benford auf.) Aber er muss auch seine Hand über die beiden „Mutanten“ halten, die eben diesen Durchbruch erzielen könnten.

Und hier wird die Story sehr aktuell. Denn die Genmanipulierten sind ja nichts weiter als eine Zumutung, die das Andersartige an den alten Adam stellt. Uralte Ängste werden wach, Ängste vor genetischer Vermischung und Infektion, vor rassischer Unterlegenheit und vor allem religiös Andersartigen, das „des Teufels“ ist (der Antichrist also?). Diese Angst bedroht auch die heutige globalisierte Gesellschaft, in der Rassen- und Religionskonflikte an der Tagesordnung sind.

Doch Mara ist nicht wie Corey. Das Gehirn im Metallgehäuse ist wesentlich nichtmenschlicher als Mara, und Mara entdeckt auf die harte Tour, wie menschlich sie selbst doch ist – trotz aller Abstoßungsreaktionen der menschlichen Rasse gegen Ihresgleichen. Die beiden Autoren entwickeln das Szenario an Bord des Orbs ebenso behutsam wie die Entdeckungen in der Außenwelt. Keine Sensationshascherei macht die Story unglaubwürdig. Das kann jedoch zu Ungeduld bei jüngeren Lesern führen.

_2) Frederik Pohl: Der Mutterwahn (The Mother Trip)_

Die Erzählung spielt vier Versionen des klassischen Alienbesuchs durch. Sie ist also nicht faktisch orientiert, sondern spekulativ. – Also, mal angenommen, ein Mutterschiff vom Prokyon erreicht den erdnahen Raum und sucht Lebensraum. Denn an Bord hat das Mutterwesen – daher der Name „Mutterschiff“ – Mawkri ein ganzes Gelege von mehreren hundert Jungen. Der Job des Männchens Moolkri ist es nun, den potentiellen Lebensraum auf seine Eignung hin auszukundschaften.

In der ersten Version geht alles schief, denn die menschlichen Bewohner dieser Welt sind einfach viel zu paranoid, um Single-Männer allein auf den Straßen zu dulden. Der Planet wird vernichtet. In Version zwei befielt man den menschen, sich zu unterwerfen. Diese reragieren damit, dass sie das Mutterschiff abschießen. So weit so schlecht.

Version drei wirkt am hoffnungsvollsten, denn das Mutterschiff beschließt, erst einmal zu beobachten, was das für Wesen sind. Vielleicht kann man ja mit ihnen Freundschaft schließen und von ihnen lernen. Tatsächlich stößt eine der Beobachtungssonden auf eine 16-köpfige Kommune in den Bergen von Idaho oder Oregon, die ein verlassenes Haus besetzt hat und nun dabei beobachtet werden kann, wie sie nackt in einem See Rituale vollführt. Deren Sinn dem fremden Beobachter natürlich vollständig entgeht. Erste Stimmen werden an Bord laut: „Sie können einfach nicht anders!“ Hat man so was schon gehört? Verständnis für Aliens!

Die vierte Variante sieht vor, dass das Mutterschiff nie abfliegt. Vielmehr ist die Raumfahrt noch gar nicht erfunden. Das ist die deprimierendste Version. Schwamm drüber.

|Mein Eindruck|

Man braucht nur mal die Perspektive umzukehren, und schon werden wir selbst als Aliens sichtbar, die sich in die Lage von Besuchern auf einer fremden Welt versetzt sehen können. Es gibt, wie gesagt, für den Besuchsverlauf drei Varianten, vorausgesetzt, man kann den Planeten überhaupt verlassen. Die drei Varianten sind klassische Verhaltenspsychologie: Furcht und Aggression, Aggression und Vernichtetwerden, oder drittens Beobachten, Hoffen und auf ein anderes Mal warten.

Bei einem Satiriker wie Fred Pohl, einem Urgestein der SF, muss man darauf gefasst sein, dass er die Szenarien nicht ganz ernst meint. Aber er hält uns eindeutig den Spiegel vor, wie es ein Schelm tun darf. Wider Erwarten ist die Story aber nicht sonderlich lustig, sondern schwankt zwischen schwarzem Humor und leichter Ironie.

_3) Ursula K. Le Guin: Das Hügelgrab (The Barrow)_

Der Gesandte des Bischofs von Solariy ist nach Malafrena in die Berge gekommen, um bei herzog Greyga nach dem Rechten zu sehen. Dessen Priester Egius erweist sich zum Entsetzen des Gesandten als Arianer. Ketzerei! Dem entgegnet der Herzog, dass dies noch gar nichts gegen das Heidentum der Barbaren in den Bergen sei, die noch dem Gott Odne huldigen. Man könne noch ihre Hügelgräber am Wegrand sehen, die mit den Opfersteinen für Odne.

Am nächsten Tag hat sich die Stimmung des Herzogs merklich verdüstert, bemerkt der Wanderprediger nun furchtsam. Schon seit zwei schier endlosen Tagen liegt nämlich Galla, des Herzogs 17-jährige Gattin im Kindbett und soll seinen Erben zur Welt bringen. Die Hebammen sind abweisend, genauso kalt und bissig wie die eisige Nacht draußen.

Am Abend hält es der Herzog nicht mehr aus und schnappt sich den Gesandten. Mit drohend erhobenem Schwert zwingt er ihn zu jenem düsteren Hügelgrab an der Straße in die Berge, das Odne geweiht ist. Kaum hat er den Prediger erschlagen, dreht der Wind, die Kälte weicht, und das Kind wird geboren. In den Annalen der Kirche von Solariy aber werden Herzog Freyga und sein Sohn als Kämpfer für den christlichen Glauben gepriesen.

|Mein Eindruck|

Auch diese Erzählung belegt, was für eine fantastisch gute Erzählerin Ursula K. Le Guin ist. (Siehe auch meinen Bericht zu „Die zwölf Striche der Windrose“.) Mit wenigen Szenen erschafft sie eine ganze Kultur und gleich drei Religionsstufen: das sogenannte Heidentum, das orthodoxe Christentum und die ketzerische Variante des Arianismus.

Zudem lässt sie die drei sich auseinanderentwickeln, so dass der heidnische Unterboden des Christentums sichtbar wird: das Blutopfer an die Götter, so dass genau zu Ostern der Winter endet und der Weg für den Frühling frei wird. Die Ironie dabei: Erst muss der Herzog den alten Göttern opfern, bevor er als Kämpfer für den „Weißen Jesus“ hervortreten und gelobt werden kann. Hier kritisiert die Autorin Legendenbildung und Heiligengeschichtsschreibung.

Die Handlung ist in Le Guins Fantasieland Malafrena verlegt, in dem auch ihr gleichnamiger Roman spielt (siehe meinen Bericht). Es liegt irgendwo in Südosteuropa.

_4) Richard Frede: Theorie und Praxis ökonomischer Entwicklung: Der Metallurg und seine Frau_

Horowitz arbeitet als Metallurg in der Nähe von New York und kann sich bloß ein kleines Apartment leisten. Seine Frau Betsy beklagt sich, dass ständig die Klimaanlage ausfalle. Auch ansonsten ist sie stets unzufrieden, vor allem mit seinem geringen Gehalt, von dem sie sich keine Kinder leisten könnten. Sie beneidet die anderen Gattinnen, die in noblen Wohnungen in der Fifth Avenue oder Kalifornien wohnen.

Regelmäßig fährt er mit seinen Kollegen in den Long Island Sund zum Angeln. Diesmal angelt er einen Fisch, der sprechen kann. Der Fisch sagt, er sei ein verzauberter Geschäftsmann und dass er Horowitz einen Gefallen schulde. Kaum hat Horowitz den Fisch vom Haken gelassen und seiner Frau davon erzählt, als sie ihn auffordert, den Gefallen einzufordern. Der Fisch ist einverstanden, ihr ein Apartment in der Innenstadt zu besorgen.

Der Aufstieg von Betsy Horowitz zur Senatorin ist unaufhaltsam, doch als sie auch noch Präsidentin werden will, streikt der Fisch …

|Mein Eindruck|

Unglaublich, dass das traditionsreiche Magazin ein freches Plagiat vom Märchen „Der Fischer un sine Fru“ abdruckt! Offenbar war man 1977 noch nicht mit deutschen Märchen vertraut. Wie auch immer die Folie auch deutlich sein mag, so ist doch die Stoßrichtung deutlich: Der amerikanische Traum vom sozialen Aufstieg, wie ihn die stets unzufriedene Betsy träumt, ist nur hohle Fassade. Horowitz selbst macht’s richtig: Er wünscht sich sein bescheidenes Apartment zurück und lässt sich von der nimmersatten Betsy scheiden, woraufhin er wohl glücklich bis ans Ende seiner Tage lebt.

_5) Robert Bloch: Altersstarsinn (A Case of Stubborns)_

Jethro Tolliver sitzt gerade mit seiner Familie trauernd am Frühstücksstisch, als Opa Tolliver die Treppe herunterkommt und sich an den Tisch setzt. Dabei ist er doch gestern an einem Herzinfarkt gestorben – bei 90 Jahren auch kein Wunder, oder? Während allen der Appetit vergeht, wagt nur Klein Susie, die Wahrheit auszusprechen. Doch Opa Tolliver widerspricht sofort vehement und sturköpfig wie immer. Er stammt aus Missouri und will jetzt auch hier in Tennessee erst einmal einen Beweis dafür haben, dass er angeblich tot ist.

Den Leichenbestatteter Bixbee können sie noch wegschicken, aber Doc Snodgrass muss sich selbst per Inaugenscheinnahme vom lebendigen Zustand jenes Mannes überzeugen, von dem er schon den Totenschein ausgestellt hat. Da, alles schwarz auf weiß! Opa Tolliver tut das alles mit einer anzüglichen Bemerkung auf die häufige Trunkenheit des Mediziners ab.

Auch Reverend Peabody, den Ma geholt hat, ergeht es nicht besser. Er zieht erschüttert mit einer ganzen Flasche besten Tennessee-Whiskys ab. Was sollen sie nur tun, jammert Ma und Jody kann’s nicht mehr mit ansehen. Es ist höchste Zeit, was zu unternehmen, denn Opa beginnt schon zu stinken und wird von Schmeißfliegen umschwirrt. Jody ringt Ma und Dad die Erlaubnis ab, die Waldhexe zu besuchen. Er nimmt sein Sparschwein aus dessen Versteck mit, denn wer etwas von einer Hexe will, der muss ihr auch was geben. Das weiß doch jeder.

Die alte Frau lebt in einer Felshöhle am Grunde der Geisterschlucht. Sie hat sogar eine sprechende Eule, die Jody unheimlich anspricht. Das Gesicht der Hexe ist schwarz wie die Nacht. Nach einer Weile hat Jody ihr sein Anliegen erklärt und ihr sein Erspartes überreicht. Immerhin 87 Cent und eine Wahlkampfplakette von Präsident Coolidge.

Die Hexe überlegt eine Weile, bevor ihr die rettende Idee kommt. Sie gibt Jody das richtige Ding mit und erklärt ihm, wie er es anzuwenden hat. Der Junge rast los, denn die Nacht bricht herein. Was hat er nur bei sich, das Opa Tolliver endlich vom Totsein überzeugen kann?

|Mein Eindruck|

Ha, und ich werde den Teufel tun und es hier hinausposaunen! Auf jeden Fall erzielt dieses Ding den gewünschten Zweck. Im allerletzten Satz las ich dann die Pointe – und es schüttelte mich vor Ekel und Schauder. Gleichzeitig musste ich über meine eigene Reaktion lachen und über das Können des bekannten Autors von „Psycho“ und anderen Klassikern der Schauerliteratur.

Robert Bloch war ein Zeitgenosse von H. P. Lovecraft, der dem jungen Star-Autor seines Zirkels wertvolle Tipps auf den Weg gab (HPL war, neben Tolkien, einer der fleißigsten Briefschreiber des 20. Jahrhunderts.) Bloch erlebte demzufolge noch den Schauplatz seiner Geschichte in Aktion und Technicolor.

Die Tollivers leben in den Südstaaten auf einer Farm, die noch Schweine und Kühe besitzt. Wenigstens gibt es schon Autos, denn Präsident Coolidge hat bereits sein Amt angetreten. Calvin Coolidge war laut Wikipedia von 1923 bis 1929 der 30. Präsident der Vereinigten Staaten, also der Vorgänger von Herbert Hoover (1930-33) und Franklin Delano Roosevelt (1933-45). Deshalb fahren der Arzt und der Leichenbestatter per Motorvehikel vor.

Der Ton der Story lässt sich nicht anders als hemdsärmelig beschreiben. Hier war ein Yankee am Werk, kein gottesfürchtiger Ire oder Italiener (jener Zeit), und das heißt, dass die Fakten respektlos auf den Tisch geknallt werden. Die einsetzende Leichenstarre wird noch als „Rigger Mortis“ verunglimpft, und dass man als ultimatives Mittel zu einer schwarzhäutigen (Achtung: Rassentrennung!) Hexe in den Wald gehen muss, ist auch in nördlichen Bereiten, etwa in Stephen Kings Maine oder in HPLs Rhode Island, nicht ganz unbekannt.

Jedenfalls hat mir diese Geschichte einen gruseligen Spaß beschert. Und wem sich bei der Lektüre die Fußnägel aufrollen, ist selber schuld.

_Die Übersetzung_

Ich fand zwei Unregelmäßigkeiten, was doch recht wenig ist. Auf Seite 124 versteckt sich ein Druckfehler in dem Satz: „Neben der Straße ragte ein Buckel auf, kaum mannshoch, in der Form eines Grabens.“ Nun ist ein Graben per definitionem eine Vertiefung statt einer Erhöhung, kann also nicht mannshoch sein. Richtig sollte es also heißen: „in der Form eines Grabes“ oder „eines Grabhügels“.

Die zweite Unregelmäßigkeit ist ein ganzer Absatz, der so durcheinander konstruiert wurde, dass er kaum einen Sinn ergibt. Der Satz stammt aus der Fred-Pohl-Story.

„Deshalb überrascht es sie ungemein, als alle sechs Nationen, die über ein Arsenal von Atomraketen verfügen, endlich zu einem gemeinsamen Ziel vereinigt, nachdem sie bei einer Beratung mittels ihrer geheimen Direktleitungen einen Zeitpunkt festgesetzt haben, gleichzeitig den Beschuss auf das in der Kreisbahn befindliche Raumschiff Mooklris, Mawkris und des Geleges eröffnen.“

Häh??! Dunkel ist der Sinn. Wohl dem, der ihn findet. Hätte der Übersetzer zwei Sätze draus gemacht, wäre wohl klar geworden, dass sich die Nationen erst einigten und dann die Raketen abfeuerten.

_Unterm Strich_

Eine Novelle wie „Jupiters Amboss“, die zwei Drittel eines Buches einnimmt, ist natürlich dessen Haupt- und Prunkstück. Obwohl ich ihr nur vier von fünf Punkten geben würde, lohnt es sich doch, in dieses Szenario zu versetzen. Noch lieber würde ich den Roman dazu lesen.

Danben verblassen die anderen Storys ziemlich, und nur die Erzählungen von Ursula Le Guin und Robert Bloch wissen daneben zu bestehen. Die Le Guin ist sowieso überragend in fast allem, was sie veröffentlicht hat, und hier entführt sie den Leser in jene Übergangszeit vom Heidentum zum Christentum.

Den Vogel schießt hingegen Robert Blochs makaber-spaßige Schauergeschichte um den Opa ab, der nicht zugeben wollte, dass er schon gestorben war. Nur die List einer Waldhexe kann ihn davon überzeugen, dass es wirklich an der Zeit sei, sich hinzulegen und den geist aufzugeben. Die Pointe ist schlichtweg unbezahlbar.

Taschenbuch: 157 Seiten
Erstveröffentlichung im Original: 1976/77
Aus dem Englischen von diversen Übersetzern
ISBN-13: 978-3453304826
www.heyne.de