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Erlhoff, Kari; Sonnleitner, Marco; Buchna Hendrik – Die drei ??? und die Geisterlampe – 12 Kurzgeschichten (Sonderband)

Das letzte Jubiläum einer der beliebtesten Jugendserien überhaupt, liegt noch gar nicht so lange zurück. Erst im Jahr 2010 feierte man bei |Kosmos| die Veröffentlichung von Band 150. Trotzdem geht die Erfolgsgeschichte unvermindert weiter. Derzeit befinden sich vier aktive Autoren „im Dienst“, drei von ihnen geben sich im vorliegenden 159. Band ein Stelldichein. Dieser ist eine kleine Neuerung in der inzwischen fast genau 50-jährigen Geschichte der Reihe: Kurzgeschichten der drei ??? hatten wir bislang noch nicht. Gleich zwölf Stück davon sind hier vertreten:

_“Der verschwundene Superstar“ – Kari Erlhoff_

„Blacky“, seit Jahren fester Bestandteil und Maskottchen der drei Fragezeichen, plappert plötzlich Passagen aus Shakespeares „Hamlet“ – genauer gesagt die Textzeilen der weiblichen Hauptrolle Ophelia. Eine kurze Untersuchung des bekannt sprachbegabten, schwarzen Vogels bestätigt den Verdacht, dass es sich hier nicht um Blackbeard, sondern um einen anderen Mynah handelt. Jemand muss Blacky entführt haben!

|Eindruck|

Die Geschichte ist eine schöne Hommage an den Fall „Super-Papagei“ und somit an einen der berühmtesten Fälle des Trios. Kari Erlhoff hat ohnehin ein Faible für die klassischen Elemente und Figuren, gerne auch aus den ganz frühen Tagen der Serie. Erst jüngst erweckte sie Jamie Allison („Feurige Flut“), Jelena Charkova („Tödliches Eis“) und Skinny Norris („Namenloser Gegner“) zu neuem Leben. Wiewohl die Grundidee dieses Falles durchaus originell ist, wirkt die Auflösung etwas holprig und in letzter Instanz nicht besonders plausibel.

_“SOS“ – Marco Sonnleitner_

Nach einem spannenden Kinoabend am Strand, bemerken die drei Fragezeichen ein SOS-Blinksignal aus einem alten, vermeintlich leerstehenden Anwesen mit dem – vor allem für Hasenfuß Peter – höchst verheißungsvollen Namen ‚Gloomy Hollow‘ (dt.: Düstere Senke). Diese stammen von einem von Einbrechern eingesperrten, zehnjährigen Jungen, der kürzlich mit seinen Eltern hier einzog. Diese sind allerdings aushäusig, stattdessen machen sich die ungebetenen Gäste grade an Daddys Tresor zu schaffen …

|Eindruck|

Auch Marco Sonnleitner bedient sich ebenfalls gerne mal erprobter Stilelemente und würzt diese dann vorzugsweise noch mit einem Schuss Mystery. Diesmal langt es, vielleicht wegen der Begrenzung der Länge auf zwölf Seiten pro Story, augenscheinlich nicht für einen ausgewachsenen Fluch, sodass es hier fast ausschließlich das alte Piraten-Thema im Alleingang richten muss, das Kennern der Serie sattsam bekannt ist. Wenig Knobelei, viel Action – lautet die Devise des Plots, der alles in allem recht ordentlich zu unterhalten weiß.

_“Das Rätsel der schwarzen Nadel“ – Hendrik Buchna_

Die drei Jungs sollen einen recht heiklen Überwachungsjob ausführen. Ihr Klient Mr Logan muss eine Schachtel, mit einer ominösen schwarzen Nadel, auf einer alten Industriebrache an einen Unbekannten aushändigen bzw. dort deponieren – zu den üblichen Bedingungen: Allein und natürlich keine Polizei. Die diesbezügliche Drohung ist recht unverhohlen. Noch während der Vorbereitung der Observation müssen die drei zum Arbeitseinsatz für Tante Mathilda antreten – die Gelegenheit nutzt jemand, um sich Zutritt zur Zentrale zu verschaffen.

|Eindruck|

Newcomer Hendrik Buchna („Im Zeichen der Schlangen“) pflegt zunächst lieb gewonnene Klischees, wie den Frondienst für Tante Mathilda und Onkel Titus. Noch während der Leser sich innerlich auf die nächtliche Beschattung vor düsterer Werkshallenkulisse vorbereitet, löst sich der Fall quasi im Vorbeigehen. Und vor allem schneller als gedacht. Eben noch mit Bob gefiebert, der mit dem Einbrecher in der Zentrale konfrontiert wird, und schon einer recht unerwartete Erklärung/Auflösung des Falles.

_“Entführt“ – Marco Sonnleitner_

Peter erhält eine alarmierende E-Mail, in welcher ihm die Entführung seiner Freundin Kelly mitgeteilt wird – nebst einem Rätsel, wo er sie wieder finden kann. Unterzeichnet hat ein gewisser „S.N.“ Natürlich kann es sich dabei nur um Dauerwidersacher und Erzfeind Skinny Norris handeln, denken auch Justus und Bob, als er sie in der Zentrale davon informiert. Das gesetzte Ultimatum ist fast verstrichen und somit der enge Zeitrahmen die kniffligen Denksportaufgaben zu lösen. Kann der recht beschränkte Skinny sich so etwas Subtiles tatsächlich ausgedacht haben?

|Eindruck|

Peters Freundin Kelly Madigan hatten wir die letzten paar Jahre schon (fast) vergessen. Nun erinnert Marco Sonnleitner sich (und uns) wieder an sie. Die Geschichte kommt, für ihn recht untypisch, vollkommen ohne mysteriösen Einschlag aus. Dafür gibt’s ein fast schon traditionell zu nennendes Rätsel im besten Sinne. Der pfiffige Final-Twist rundet diese flotte Geschichte zusätzlich ab.

_“Das Lehrstück“ – Kari Erlhoff_

Mrs Floyd ruft die drei Fragezeichen zur Hilfe, da sie eine Erbschaft vermisst. Zumindest vermutet sie, dass ihre kürzlich verstorbene Mutter einen nicht unerheblichen Betrag gebunkert hat. Die alte Dame war Musiklehrerin – auch die Peters – und hat ihrer Tochter als einzigen Hinweis ein Musikstück hinterlassen, welches diese ganz folgerichtig als versteckte Botschaft auffasst. Wer sie dechiffriert, findet sicher auch das irgendwo im Haus versteckte Ersparte der schrulligen Verstorbenen.

|Eindruck|

Es fällt schwer sich ausgerechnet Peter Shaw als ehemaligen Klavierschüler vorzustellen – aber warum auch nicht? Ansonsten kommt einem bei dieser Story eigentlich nur noch ein einziges Wort in den Sinn: Vorhersehbar.

_“Verschwörung auf der Eagle Ranch“ – Hendrik Buchna_

Mitschüler Miguel bittet die drei ??? um Hilfe. Sein Vater Alejandro ist Besitzer der Highwayraststätte „Eagle Ranch“ und wurde erst vor zwei Jahren amerikanischer Staatsbürger. Irgendjemand hat wohl eine Aversion gegen ihn und veranstaltet – bisher – kleinere Sabotageakte, wobei in rätselhaften Drohschriften auf seinen Migrationshintergrund angespielt wird.

|Eindruck|

Diese Geschichte lebt in nicht unerheblichen Umfang von der Art, wie sie aufgezogen wurde. Bob verfasst einen retrospektiven Bericht für Inspector Cotta auf seiner klapprigen Schreibmaschine, wobei so mancher Tippfehler für Heiterkeit, sprich Auflockerung sorgt. Die Idee ist nicht neu. Diesen stilistischen Kniff kennt man schon vom Fall „Nebelberg“: Bobs Reisetagebuch. Der Fall ist durchaus spannend, gut durchdacht und hat eine unerwartete Auflösung.

_“Der graue Dämon“ – Hendrik Buchna_

Als Peter nach dem Sport noch zum Baumarkt muss, rasselt er dort mit einem monströsen Wesen zusammen. Panikartig ergreift der Ober-Hasenfuß des Trios die Flucht. Per pedes jagt ihn der graue Unhold quer durch Rocky Beach, bis Peter auf einer alten Mülldeponie Zuflucht sucht und sich endlich in Sicherheit wähnt.

|Eindruck|

Run for Fun, hätte man diese Kurzgeschichte ebenfalls nennen können. Eine spannende, rasante Verfolgungsjagd, die auch durch die Erwähnung verschiedener, grade zur jeweiligen Situation passender, Songtitel ihren subtilen Witz bezieht. Am Ende ist natürlich wieder einmal alles anders, als es scheint. Spaßig.

_“Dunkle Vergangenheit“ – Marco Sonnleitner_

Die drei ??? sind mit Bobs Käfer unterwegs, als ihnen ein waschechter Westmann vors Auto läuft. Nur Bobs schneller Reaktion ist es zu verdanken, dass er den Revolverhelden nicht über den Haufen fährt. Einen solchen richtet er nämlich auf die drei und zwingt sie ihm zur Flucht zu verhelfen. Er hat grade eine Bank ausgeraubt – Schlimmer noch: Bei dem Outlaw handelt es sich um einen von Justus‘ Vorfahren.

|Eindruck|

Zeitmaschine und Western? „Jemand zuhause McFly, Du irische Mistfliege?“ Den cineastisch vorbelasteten Leser beschleicht ein Déjà vu, nur dass Bobs Foffi eben kein DeLorean ist und Marty McFly und Doc Brown auch nicht vorkommen. Marco Sonnleitner begibt sich hier vom Setting her auf sehr dünnes, experimentelles Eis. Praktizierte Ahnenforschung einmal anders. Strange.

_“Jagd auf den Weihnachtsmann“ – Hendrik Buchna_

Es ist kurz vor Weihnachten und noch dazu einer der schlimmsten Winter, welche Rocky Beach je erlebt hat. Polizei und Feuerwehr haben alle Hände voll zu tun und sind kürzlich Opfer von Sabotageakten geworden. Umso härter trifft das kleine Städtchen eine dreiste Einbruchserie, die laut übereinstimmender Zeugenaussagen von einem Weihnachtsmann verübt wird.

|Eindruck|

Eine Weihnachtsgeschichte mit dem Nikolaus aus der Hölle – Satan Klaus, sozusagen. Selbstverständlich ist hinterher kaum noch etwas, wie es am Anfang schien und erhält zum Schluss sogar eine aktuelle, sozialkritische Komponente. Die Geschichte ist nicht immer ganz plausibel, vor allem was den Selbstbau-Schneepflug vor Onkel Titus’ Truck angeht. Alles in allem aber eine spannende, wie originelle Story.

_“Manches verlernt man nie“ – Marco Sonnleitner_

Die greisen drei ???, die berühmtesten Emporkömmlinge von Rocky Beach, sollen heute für ihr Lebenswerk geehrt werden. Der Bürgermeister schließt grade die Laudatio ab und will zur Verleihung von mit Edelsteinen geschmückten Fragezeichen übergehen, als plötzlich das Licht ausfällt. Im entstandenen Tumult sind hernach zwei der drei Edelsteine verschwunden. Der Dieb muss sich aber noch im Saal befinden.

|Eindruck|

Eben noch in der dunklen Vergangenheit, gehts mit Marco Sonnleitner nun tatsächlich quasi zurück in die Zukunft: Die drei ??? inzwischen in Ehren ergraut, etwas zänkisch wie ein altes Ehepaar – pardon: Trio – aber immer noch mopsfidel. Beklauen lassen sie sich schon mal gar nicht. Diese nette, kleine Persiflage liest sich fluffig und spielt selbstironisch-humorig mit so manchem Serien-Klischee.

_“Psychomoon“ – Kari Erlhoff_

Kellys Tante wird erpresst und ist Willens zum Schein auf die Lösegeldforderung des Erpressers – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ihr Gärtner – einzugehen. Kelly soll zusammen mit Peter die Geldübergabe vornehmen, Inspector Cotta lauert bereits am Treffpunkt. Im „Gates Motel“, wo die beiden die Honeymoon-Suite beziehen, soll der Zugriff erfolgen. Allerdings geht in der Nacht so einiges schief.

|Eindruck|

Erst entschwindet Kelly ziemlich sang- und klanglos aus der Serie, dann ist sie in einem Buch gleich zwei Mal vertreten. Dabei ist diese Geschichte eine offensichtliche Verneigung vor dem Altmeister Alfred Hitchcock, der den Büchern damals seinen zugkräftigen Namen lieh. Unvergessen sein Film „Psycho“, der bekanntlich im „Bates Motel“ spielt. Kari Erlhoff ließ es sich nicht nehmen, die legendäre Dusch-Szene daraus ebenfalls einzubauen. Natürlich wird hier niemand gemeuchelt …

_“Die drei ??? und die Geisterlampe“ – Kari Erlhoff_

Filmschauspieler Vancura hat einen regelrechten Orient-Spleen und jetzt ist ihm doch glatt sein Dschinn abhandengekommen. Das ist jetzt keine versteckte, anzügliche Sauerrei. Der Mime behauptet steif und fest, einen wahrhaftigen Flaschengeist aus einer kürzlich ersteigerten Öllampe befreit zu haben. Doch obwohl der – nach zwei bereits erfüllten Wünschen – versprach, pünktlich zum dritten wieder da zu sein, ist er seither nicht wieder zum Dienst erschienen.

|Eindruck|

Wie man unschwer erkennen kann, handelt es sich hierbei um die Titel gebende Story des Bandes. Der Plot ist straff, straight und schnörkellos auf den Punkt gebracht. Leider auch ziemlich überraschungsfrei, doch für viel Trara bleibt auf den wenigen, zur Verfügung stehenden, Seiten auch kein Raum. Unter anderen Umständen hätte man aus dieser Grundidee bestimmt einen interessanten Full-Size-Fall mit einem Hauch von „Flüsternde Mumie“ basteln können.

_Fazit_

Eine Anthologie der drei ??? gabs bislang noch nicht – zumindest keine offizielle. Durch die Bank sind die Kurzgeschichten unterhaltsam, einige hätten auch das Rüstzeug für Größeres mitgebracht, mindestens eine ist – für ???-Verhältnisse jedenfalls – sehr gewagt und extrem weit hergeholt. Eine bis zwei sind eher schwach, da zu vorhersehbar – zumindest in dieser kurzen Form. Bemerkenswert, dass Newcomer Hendrik Buchna die durchweg besseren, weil (subjektiv empfunden) originelleren, Storys in dieser Sammlung aus dem Ärmel zieht und seinen beiden etablierten Kollegen in nichts nachsteht.

|Hardcover: 128 Seiten
12 Kurzgeschichten
Basierend auf den Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Kari Erlhoff, Marco Sonnleitner und Hendrik Buchna
Redaktion: Martina Zierold, Martina Dold
ISBN 978-3-440-12328-7|
[www.kosmos.de]http://www.kosmos.de

Fast 80 weitere Rezensionen zu den „Drei Fragezeichen“ gibt es in unserer [Datenbank]http://buchwurm.info/book zu entdecken.

Die drei ??? – Soccer Trap (American English)

Die Zeiten ändern sich. Wurden früher die Geschichten der drei Fragezeichen vom Englischen ins Deutsche übersetzt, geschieht dies heute umgekehrt. Allerdings nicht etwa zum Zwecke der Veröffentlichung im angloamerikanischen Sprachraum: Auch diese Varianten einiger ausgewählter Stories sind für den deutschen Markt bestimmt. Es sind bereits eine ganze Reihe Fälle diesen Weg gegangen – seit April 2010 gesellt sich nunmehr auch „Fussballfalle“ (jetzt unter dem Titel „Soccer Trap“) hinzu. Der |KOSMOS|-Verlag leistet damit seinen Beitrag, der lernwilligen Zielgruppe lebendiges Alltagsenglisch in Form des beliebten Jugend-Detektiv-Trios näher zu bringen.

Zur Story

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Die drei ??? – Fels der Dämonen (Folge 133)

Das Hörspiel zum Buch von Marco Sonnleitner, erschienen im Februar 2007 beim |Franckh-Kosmos|-Verlag, wurde von EUROPA im Oktober 2009 zeitgleich mit dem Fall „Der tote Mönch“ veröffentlicht und trägt die Nummer 133. Sonnleitner, der sonst eher immer das Mystery-Klientel der Serie bedient, wandelt hier einmal auf für ihn eher untypischen Pfaden. Die drei Fragezeichen jagen Dr. No – oder so ähnlich. Das wäre jedenfalls ein wesentlich passenderer Titel als der „Fels der Dämonen“, welcher nun nicht den geringsten Bezug zum Inhalt hat. Doch immer hübsch der Reihe nach.

Zur Story

Die drei Detektive unternehmen einen kleinen Campingausflug. Bobs Käfer ist bis unters Dach voll gepackt mit allem, was man für ein zünftiges Wochenende in einer schön abgelegenen und einsamen Bucht an der Westküste braucht. Kurz vor dem Ziel überfahren die Fragezeichen fast den jungen Eddy Reardon, der ihnen vors Auto springt und darum bittet, möglichst schnell und möglichst weit weg von der fraglichen Bucht gebracht zu werden. Er und sein Kumpel treiben sich wohl öfter gerne hier herum und als dieser schon heim geradelt sei, habe er oben auf den Felsen soeben eine Begegnung mit einem leibhaftigen in Lumpen gehüllten „Zwerg“ gehabt. Dieser sei so plötzlich verschwunden, wie er auftauchte.

Während Bob den Part übernimmt, den völlig verstörten Zehnjährigen nach Hause zu fahren, schlagen sich Justus und Peter mit einem Teil ihrer Ausrüstung schon mal durchs Dickicht zum Strand. Das Zelt ist rasch aufgebaut und bald darauf trifft auch Bob wieder bei seinen Freunden ein. Von irgendwelchen Zwergen weit und breit keine Spur. Peter beschließt die Gunst der Stunde noch zu nutzen und eben mal schnell eine der zahlreichen, zünftigen Wellen abzusurfen. Dabei kollidiert er plötzlich mit etwas, was die beiden anderen vom Strand aus für einen Hai halten. Dementsprechend panisch reagieren Justus und Bob, als es ihren „Zweiten“ vom Brett fegt. Die Wahrheit scheint in der Tat aber noch unglaublicher: Peter behauptet, nachdem er das Ufer erreicht hat, er wäre mit einem U-Boot zusammen gestoßen.

Eindrücke

Die Geschichte geht in Richtung Thriller mit gewissen Anleihen bei James Bond, wobei das Gefährlichkeitspotential und die Skrupellosigkeit der Bösewichte ungewöhnlich hoch ist. Allerdings verwässert das Hörspiel den Umstand ein wenig, das Buch ist da detaillierter, was die rauen Methoden bei der regelrechten Treibjagd auf die drei Fragezeichen angeht. Wenn auch nicht wirklich logischer. Denn hier liegt, neben einiger anderer Makel, die allergrößte Crux der Folge: Fehlende Glaubwürdigkeit. Irgendwie will der gesamte, zudem vollkommen überzogene Plot von Anfang an partout nicht so recht einleuchten. Ein offenbar modernst ausgestattetes Schmugglernest in einem weitläufigen Höhlensystem mit Elektrik, Geheimtüren, einem Anlegeplatz mitsamt Mini U-Boot und einem Schimpansen als Schoßtier der Gangster (warum auch immer), das kann man heute auch keinem Kind mehr als nachvollziehbar verkaufen.

Erkennungsmelodie, Zwischenmusiken und die Soundeffekte haben seit Folge 125 „Feuermond“ eine Frischzellenkur erfahren. Daran haben sich selbst altgediente Fans jetzt nach mittlerweile 8 weiteren Folgen sicherlich gewöhnt. Technisch gesehen ist das Hörspiel recht sauber produziert, wiewohl Bobs VW Käfer immer noch nicht nach Boxer-Motor klingt. Von dieser Warte aus gibt es auch kaum etwas zu bemängeln. Rein Subjektiv vermeint man jedoch eine gewisse Lustlosigkeit bei den Sprechern wahrnehmen zu können. Ganz so, als ob ihnen der hanebüchene Stoff, aus dem die Mär gestrickt ist, ebenfalls nicht schmeckt. Dabei ist das Hörspiel ihnen da noch gnädig, da einige der wildesten Handlungsstränge entfielen bzw. angepasst wurden. Besonders nervig ist aber dafür der einschläfernde Schlussdialog, der erst aufgrund der Kürzungen zu Stande kommen musste, da sonst für manches lose Ende keine Erklärung vorhanden wäre.

Die Figuren und ihre Sprecher:
Erzähler: Thomas Fritsch
Erster Detektiv – Justus Jonas: Oliver Rohrbeck
Zweiter Detektiv – Peter Shaw: Jens Wawrczeck
Recherchen & Archiv – Bob Andrews: Andreas Fröhlich
Sergeant Ludlow: Dietmar Mues
Bandenchef: Eberhard Haar
Eddy Reardon: Lukas Sperber
Spanier: Eric Schaeffler
Italiener: Lutz Harder
Jack: Fabian Harloff
Gauner: Sven Dahlem
Gehilfe: Gerhart Hinze
Polizist: Bertram Hiese

Fazit

Der Etikettenschwindel mit dem reißerischen Titel (was natürlich auch das Buch gleichermaßen betrifft) ist noch die lässlichste aller Sünden. Die viel zu dick aufgetragene Geschichte halbwegs plausibel zu vertonen war sowohl undankbar als auch ziemlich unmöglich. Der für die Adaption zuständige André Minninger ist um seinen Job manchmal nicht zu beneiden. Dieser Fall darf somit getrost in Ablage P wandern und die Anschaffung lohnt sich nur, wenn sich durch das Fehlen der CD/MC eine hässliche Lücke im Regal des Sammlers auftut. Alle anderen lassen besser die Finger davon – es gibt viele wesentlich bessere, aber nur wenige schlechtere Folgen.

Die Hörspieldaten auf einen Blick:

Titel: „Die drei ??? – Fels der Dämonen“ – Folge 133
EUROPA (Sony BMG), Oktober 2009
Laufzeit: ca. 67 Minuten
Buchvorlage: Marco Sonnleitner
Hörspieladaption: André Minninger
Redaktion: Wanda Osten
Produktion & Regie: Heikedine Körting
Musik: Hagitte & Bertling, George, Stahlberg, Heinemeyer, Holcomb
Cover: Sylvia Christoph

Sonnleitner, Marco – Die drei ??? – Der tote Mönch

Gut 140 Fälle hat das fiktive Juniordetektiv-Trio seit den Sechzigerjahren gelöst und immer noch erscheinen weitere Bände der beliebten Serie. Diese ist mittlerweile fest in deutscher Hand. Nach vielen und langjährigen Querelen hat der |Franckh-Kosmos| Verlag sehr zur Freude des Fandoms die Lizenzerechte erworben. Seither veröffentlicht man dort mit schöner Regelmäßigkeit neue Titel der Jugendbuchreihe. Der vorliegende Band „Der tote Mönch“ von Marco Sonnleitner gehört zu den aktuelleren Büchern und stammt aus dem Jahr 2008. Die Hörspielfassung wurde übrigens unlängst – wie üblich von |EUROPA| – vertont und steht seit Herbst 2009 ebenfalls in den Händlerregalen.

_Zur Story_

Ein ganz normaler Badetag am Strand von Rocky Beach beschert den drei Detektiven unverhofft einen neuen Fall. Auf dem Weg nach Hause werden sie Zeuge eines Beinaheunfalls auf der Küstenschnellstraße. Ein schwerer Truck hätte um ein Haar einen Mann überfahren, der geistesabwesend und unvermittelt die Fahrbahn betrat. Lo Wang – ein Chinese, wie man anhand des Namens unschwer erkennen kann – arbeitet und wohnt als Gärtner bei einer recht bekannten Bildhauerin des Ortes: Christine Harkinson. So viel können die drei Fragezeichen aus ihm heraus bekommen. Justus, Peter und Bob beschließen ihn aufgrund seines sichtlich angeschlagenen Nervenzustands persönlich bei Miss Harkinson abzuliefern.

Diese ist entsetzt. Lo Wang scheint aber in letzter Zeit permanent neben der Kappe zu sein. Er hat eine Heidanangst – nur wovor, das verrät er nicht. Die drei Detektive bieten ihr ihre Hilfe an und stoßen bei ihrer Observation des Gärtners ziemlich rasch auf die bewegte Vergangenheit des Grundstücks. Einst stand hier eine christliche Mission, von deren Ruinen sogar immer noch einige im Garten Christine Harkinsons zu sehen sind. Irgend jemand hat nun dem abergläubischen Lo Wang eingetrichtert, dass dort böse Geister wohnen – gerade auf dem alten Friedhof soll ein ganz besonders renitenter Spuk wandeln. Tatsächlich alarmiert Christine die drei Fragezeichen spät abends höchst besorgt, als sie unheimliche Geräusche unter ihrem Haus wahrnimmt. Das hat nämlich gar keinen Keller.

_Eindrücke_

Marco Sonnleitner ist immer gut für eine Gruselgeschichte. In seinem Portofolio für die Serie finden sich fast ausnahmslos Stories mit Mystery-Einschlag. „Der tote Mönch“ gehört zweifellos dazu, verschenkt aber ungewöhnlich viel Potenzial. Irgendwie will in den ersten zwei Dritteln des Buches keine rechte Atmosphäre aufkommen, wenngleich die Zutaten dafür durchaus zahlreich vorhanden sind. So vergeht zunächst Seite um Seite mit vergleichsweise ödem, detektivischem Klein-Klein. Zwar gewürzt mit einer Prise Humor, doch prinzipiell ziemlich spannungsarm. Erst zum Showdown hin zieht die Spannungskurve deutlich an, dann taucht erst der namensgebende Unhold auf und macht den Protagonisten das Leben schwer.

Diese Figur hätte schon wesentlich früher im Plot gelegentlich mal durchblitzen sollen, damit die Leserschaft wach und bei der Stange bleibt. So konzentriert sich der interessante Teil der, übrigens nicht immer ganz so plausiblen, Geschichte im letzten Drittel. Dabei hat sie unter anderem auch mit der begrenzten Anzahl an Mitwirkenden zu leiden, denn einer von denen muss schließlich der Bösewicht sein. Die Auflösung des Ganzen ist, auch ohne viel kriminologische Fantasie, recht nahe liegend und weder neu noch sonderlich originell – nach mittlerweile fast 150 Fällen ist es sicher auch schwer, stets ein unverbrauchtes Kaninchen aus dem Hut zu ziehen. Da sind Parallelen mit bereits vorhandenen Bänden kaum zu verhindern.

_Fazit_

Titel, Titelbild und Covertext versprechen mehr, als dieser Jugendroman der berühmten Serie tatsächlich halten kann. Immerhin handelt es sich beim 134. Fall des Trios dennoch um gesunde Mittelklasse, wobei der rasante Schluss und der gut dosierte Humor für den über weite Strecken stark zusammenkonstruiert wirkenden und lahmen Rest noch ein paar Punkte retten können. Schade, denn gerade atmosphärisch wäre weitaus mehr drin gewesen. Alles in allem ein Band, für dessen Besitz und offene Zurschaustellung im heimischen Regal man sich jedoch nicht schämen muss.

_Die Buchdaten auf einen Blick:_

„Die drei ??? – Der tote Mönch“ – Band 134
Basierend auf Figuren von Robert Arthur
Erzählt von Marco Sonnleitner
Franckh-Kosmos, 2007/2008
Cover Illustration: Silvia Christoph
Redaktion: Martina Zierold
128 Seiten Hardcover
ISBN-13: 978-3-440-11703-3

Die drei ??? – Zwillinge der Finsternis (Band 141)

Der Teufel in Rocky Beach?

Die Geschichte beginnt wie schon andere zuvor: Titus Jonas sitzt mit seinem Neffen bei einer Auktion, um neuen Trödel zu ersteigern. Dieses Mal geht es um den Nachlass des reichen Horace Vanderbilt. Und tatsächlich kann Titus einige Schnäppchen machen, auch wenn er sich von dem 150 Dollar teuren silbernen Klopapierhalter fernhält. Neben Stühlen findet sich in seiner Ausbeute eine Kiste mit Büchern, die bei der Auktion verramscht wurde. Als Justus seinem Onkel nach der Auktion dabei hilft, das Zeug in den Lieferwagen zu bringen, muss er zu seinem Leidwesen erkennen, dass der Wagen einen Platten hat und er sich nun nicht nur mit dem schweren Trödel abplagen muss, sondern auch noch mit einem nervigen Reifenwechsel.

Die drei ??? – Zwillinge der Finsternis (Band 141) weiterlesen

Die drei ??? – Schrecken aus dem Moor (Band 123)

Marco Sonnleitner ist zwar kein neues Gesicht in der Riege der ???-Autoren, aber auch noch nicht so lange dabei wie manch einer der Alteingesessenen. Sein Debüt lieferte er 2003 mit Band 109 „Gefährliches Quiz“, auf sein Konto gehen unter anderem auch der Nachfolgeband (110) „Panik im Park“, etwas später dann „Schlucht der Dämonen“ (112), 2004 folgte „Codename: Cobra“ (116) und Anfang 2005 „Der schwarze Skorpion“ (120), sowie „Fußballfieber“ (123). Dabei wurde er sukzessive besser, hat man das Gefühl. Band 124 von September 2005 ist sein aktuellstes (und, um es vorweg zu nehmen, auch bestes) Pferd im Stall. Erschienen ist das 128 Seiten starke Stück wie üblich im |Franckh-Kosmos|-Verlag zum ebenso üblichen Preis von 7,90 Euro.

Zur Story

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