Thorsten Havener hat mit seinem revolutionären Werk „Ich weiß, was du denkst“ nicht nur die Bestseller-Listen gestürmt, sondern vor allem auch die Gemüter erhitzt. Der selbst ernannte Gedankenleser stellte in seinem viel beachteten Buch Thesen und Ideen dar, die sich zunächst einmal nicht widerlegen ließen – und somit auch den New Age-Kosmos im Mainstream-Markt etablierten. Haveners Reputation wuchs schlagartig und nicht bloß infolge seiner immens gesteigerten medialen Präsenz galt er plötzlich als Shootingstar einer ganz neuen, wenig erforschten Branche, die auch in der Folge nach neuen Arbeiten des Autors und Bühnenkünstlers verlangte. Mit „Denken sie nicht an einen blauen Elefanten“ veröffentlicht Havener nun einen weiteren Titel, der sich mit der Macht der Gedanken beschäftigt. Doch kann der Autor hier tatsächlich an den Erfolg seines ersten Werkes anknüpfen?
Ein Killer geht um in Schweden. Er enthauptet Rentiere. Bald findet er offenbar auch ein erstes menschliches Opfer: den einzigen nicht veröffentlichten Krimiautor des Landes. Die Stockholmer Polizei steht unter Erfolgszwang und verhaftet Lizzy Salamander, denn verdächtiger als die schwer tätowierte und irgendwie auch schwer gestörte Hackerbraut kann man ja wohl nicht sein.
Mikael Blomberg mag nicht an Salamanders Schuld glauben. Das flachbrüstige Mädchen, das auf dem Überwachungsvideo mit dem Kopf des erfolglosen Schriftstellers Fußball spielt, sieht ihr allerdings verflucht ähnlich.
Dem Leser stellen sich derweil viele Fragen: Haben Schweden eigentlich immer Sex? Ist „Svenjamin“ ein jüdischer Name? Wie schmeckt Heringlakritz? Und was ist dran an dem explosiven Gerücht, die Möbel dieser großen schwedischen Kette seien von Adolf Hitler persönlich entworfen worden? (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
In einer Zeit, in der seit Jahren schon jeder Autor gehypt wird, der auch nur einen annähernd skandinavisch klingenden Namen hat, wurde es da nicht mal Zeit, dass sich jemand drüber lustig macht? Oder wollte da einer nur auf dieser nie abzuebben scheinenden Erfolgswelle mitschwimmen und mitkassieren? Wahrscheinlich beides.
Wer auch immer hinter Lars Arffssen steckt, er hat sich die beliebten MILLENNIUM-Romane von Stieg Larsson vorgenommen, sie seziert und ist anschließend über jedes kleine Detail der Reihe hergezogen.
Mikael Blomkvist heißt hier Mikael Blomberg (weil er die jüdischen Wurzeln seiner Familie wiederentdeckt hat) und Lisbeth Salander heißt Lizzie Salamander (nennt sich aber auch gern mal Jane Manhater). Dem original Autor der hier parodierten Reihe wird sogar ein Teil der Handlung eingeräumt. Twig Arssen (wie er hier heißt) wurde nämlich ermordet und die Polizei verdächtigt Salamander. Arssen hatte offenbar vorgehabt einen Enthüllungsroman zu veröffentlichen, der beweist, dass die frühen Entwürfe der UKEA-Möbel von Adolf Hitler stammen.
Der ganze Roman liest sich wie ein Drehbuch für einen klassischen Leslie-Nielsen-Film im „Nackte Kanone“-Stil. Jeder Satz versucht den vorherigen an Witzigkeit noch zu toppen und das kann manchmal schon ein wenig nerven. Als Film kann ich mir den Roman gut vorstellen, als Buch ist er streckenweise anstrengend, weil er aufgrund seiner teilweise erzwungenen „ich setz noch einen drauf“-Lustigkeit nicht flüssig zu lesen ist.
Wenn jedes Technik-Gadget nicht mehr nur „Handy“, sondern HTC-HD7-1GHz-Snapdragon-CPU-Smartphone“ heißt, dann ist das einmal lustig .. vielleicht auch noch ein zweites Mal bei einem anderen Gerät oder Auto oder Flugzeug, aber spätestens nach dem fünften Mal liest man die Bezeichnung gar nicht mehr, weils einfach genug ist.
So ist das Buch sicher eine irrwitzige Parodie mit vielen lustigen und schrägen Ideen, die grad den Fan der MILLENNIUM-Reihe lachen lassen, aber manchmal schon ein wenig zu viel des Guten. Auch beim Humor ist weniger manchmal mehr, mehr witzig. Und der eine oder andere Leser wird das Buch auch nicht in einem Zug lesen, sondern aufgrund der humoristischen Druckbetankung nach dem einen oder anderen Kapitel einfach mal eine Pause einlegen. 272 Seiten sind nicht zu wenig für eine gute Parodie (von drei mächtigen „Ziegeln“), wenn sie wie diese fast schon überprall gefüllt ist mit witzigen Ideen.
Die Aufmachung
Das Cover zeigt sehr passend einen stilisierten nackten Po, der, genau wie der Schriftzug mit dem Namen des Autors und dem Titel, exakt den Titelbildern eines fast jeden derzeit erscheinenden Romans eines fast jeden skandinavischen Autors ähnelt. Hier bleibt sogar zu befürchten, dass einige den Roman einfach im Vorbeigehen kaufen werden, weil sie glauben, es wäre ein weiterer skandinavischer Bestseller.
Unfreiwillig lustig ist auch, dass der Leser nach dem Genuss der Parodie auf der letzten Seite im Buch direkt eine Werbung für einen weiteren Roman findet, der von der Schwedischen Krimi-Akademie preisgekrönt wurde … wie gefühlsmäßig wirklich jeder Roman, der in diesem Land erscheint. Hier überlegt der Leser, ob das auch noch zur Parodie gehört oder nicht.
Und bei 272 Seiten frage ich mich auch, warum es für die Übersetzung des Romans ganze drei Übersetzerinnen gebraucht hat. Vielleicht weil die humoristischen Schachtelsätze von einem Menschen allein nicht hätten aufgedröselt werden können.
Der Autor
Vor seiner Karriere als internationaler Bestsellerautor hat Lars Arffssen unter anderem Offizierinnen der kasachischen Frauenmiliz in antipatriarchalischem Abwehrkampf trainiert und als Hairstylist im angesagten Stockholmer Stadtteil Södermalm gearbeitet. Er studierte Altnordisch an der Universität Uppsala und Nichganzsoaltnordisch in Gotland. In seiner Heimat hat Arffssen nicht nur mit einer irrsinnig erfolgreichen Thriller-Trilogie, sondern auch mit Forschungen zum schwedischen Fleischklößchen („En Populär Historia om den Svenska Köttbullen“) einige Prominenz erlangt. Er lebt mit einer sehr emanzipierten Frau und Kindern aus verschiedenen Beziehungen in Gamla Stan. (Verlagsinfo)
Mein Fazit:
Die Kunstfigur Lars Arffssen zieht über jeden und alles her, was dem MILLENNIUM-Fan lieb und heilig ist. Das macht oftmals Spaß, kann aber mitunter anstrengen, weil der Autor wirklich mit jedem Satz versucht, lustig zu sein. Als Filmumsetzung funktioniert die Vorlage sicher prima.
Bei einer Parodie ist der Weg das Ziel, denn hier möchte man sich einfach nur gut unterhalten lassen und nicht wie beim Original schnellstmöglich wissen, wie es ausgeht. Unterhalten kann „Verarschung“ sehr gut und auch die Auflösung des Falles, den es bei aller Parodie tatsächlich auch noch gibt, ist ähnlich intelligent wie der Humor des Romans.
Taschenbuch: 272 Seiten Originaltitel: The Girl with the Sturgeon Tattoo: A Parody Aus dem Englischen übersetzt von Karolina Fell, Silke Jellinghaus und Katharina Naumann ISBN-13: 978-3499258381 www.rowohlt.de
Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: (5 Stimmen, Durchschnitt: 1,20 von 5)
Seit Jahren beschäftigen sich auch die Medien oberflächlich mit den Gefahren, die durch den allgegenwärtigen Gebrauch der neuen Informations- und Kommunikationstechnologie erwachsen – Betrug, Datenklau, Überwachung, Missbrauch … – die Liste ist lang. Trotzdem dringt dieses Problem nur ungenügend ins öffentliche Bewusstsein, zumal die Konsequenz eine drastische Rücknahme dieses sorglosen Umgangs wäre und für die Betroffenen Arbeit im Sinne von Verstehen und sich schützen lernen bedeutete. Von den meisten Anwendern wird das Problem nicht verstanden und diese technischen Hilfsmittel machen alles so einfach, scheinbar kontrollierbar und schnell – Eigenschaften, die aus Firmen und vor allem der Finanzwelt nicht mehr wegzudenken sind.
Einige Romane beschäftigen sich mit diesem Thema, doch keiner erreicht die eindringliche Tiefe des vorliegenden Buches von Daniel Suarez, der einen DAEMON (ein Computerprogramm, das ständig im Hintergrund abläuft und zu festgelegten Zeitpunkten oder als Reaktion auf bestimmte Ereignisse spezielle Prozesse ausführt. Das Wort ist eine Zusammensetzung aus „Disk And Execution MONitor“) erdenkt, dessen Auswirkungen und scheinbare Unaufhaltsamkeit das verstörendste, weil so realitätsnah erscheinende, Bild der zivilisatorischen Zukunft der letzten Jahre entwirft. Selbst Überwachungsdystopien wie der jüngst erschienene Roman „Little Brother“von Cory Doctorow sind noch harmlos dagegen.
Mathew Sobol, Genie, Milliardär und Computerspieleentwickler, hinterlässt bei seinem durch Krebs verursachten Tod ein Vermächtnis, das jede vorstellbare Dimension sprengt: Einen DAEMON von unvorstellbarem Umfang, Ausgeklügeltheit und Zielstrebigkeit. Sobols Hintergründe bleiben vorerst verborgen, doch der DAEMON handelt mit mörderischer Effizienz, vernichtet anfangs nur die Mitentwickler, arbeitet an seiner Verbreitung und übernimmt die Kontrolle wichtiger Finanz- und Entwicklungsfirmen, die erst Notiz davon nehmen, als es zu spät ist. Selbst IT-Experten aller Sicherheitsdienste und Verteidigungsinstitutionen können das Programm nicht stoppen, da es dezentral auf kompromittierten Rechnern weltweit verteilt ist.
Es gibt Menschen, die sich gern vom DAEMON gebrauchen lassen, sich ihm anschließen oder deren Lebenssituation und die individuellen Angebote des DAEMON sie zum Anschluss zwingen. Sobald sie eine gewisse Grenze an Einblick überschritten haben, ist die Alternative dazu auch nur noch der Tod, den das Programm in jedem Fall herbeizuführen im Stande ist. Einige dieser Menschen erhalten dadurch Macht und Bedeutung, die ihnen sonst verwehrt blieben.
Und es gibt einen illegalen Einwanderer in den USA, dessen Identität nicht bekannt ist und der deshalb für den DAEMON unsichtbar ist. John Ross ist Computerfreak, kennt Sobols Spiele wie kaum jemand sonst und erkennt als Erster das Wesen der Gefahr, die so plötzlich erwacht ist. Ross ist es, der mit seinem Wissen um die Technik von Sobols Spielen und den daraus ableitbaren Charakterzügen des Genies erste Schritte zur Bekämpfung des Programms geht. Doch auch er weiß nicht, wie weit Sobol mit seinem DAEMON gegangen ist …
Ehrlich gesagt, der Titel „Daemon – Die Welt ist nur ein Spiel“ gibt nicht allzu viel her. Auch der reißerische Klappentext „es beobachtet. Es lernt. Und es tötet.“ wären für mich eher abschreckend als kaufanreizend. Das Cover jedoch und der eigentliche Klappentext, in dem Matthew Sobols post mortale Ansprache erscheint, sind sehr gelungene Indizien für den Charakter des Romans und überzeugten mich, ihn zu versuchen. Ein Erfolg, zu dem ich den Lektor beglückwünsche, denn hinter diesem zwiespältigen Cover verbirgt sich ein Roman der absoluten Empfehlungsklasse.
Wie es verschiedene Schriftsteller schaffen, allgemein verständlich über komplizierte Computer- und Internetgefahren zu erzählen, versetzt mich jedes Mal in tiefe Hochachtung und Faszination vor dem Thema, sei es nun beispielsweise die Spieltheorie (wie in Brian D’Amato, „2012“), die Zeitzonenproblematik (z. B. Cory Doctorow, „Upload“), die beschleunigte Informationstechnikentwicklung (z. B. Charles Stross, „Accelerando“), Überwachungsproblematik durch die Nutzung verschiedener Netzwerke (z. B. Cory Doctorow, „Little Brother“) oder eben im vorliegenden Roman die Online-Spielewelten und deren Auswirkungen auf das „RL“, Real Life, was aber nur unzureichend einen Aufhänger der Geschichte bezeichnet. Bleiben wir bei „Daemon“: Man steht erstmal wie die offiziellen und sogenannten seriösen IT-Spezialisten wie der Ochs vorm Berge, wenn man die Charakteristika von Sobols Gedankengängen vorgelegt bekommt. Erst die Erklärungen von Spielern, von ausgeprägten Spielern, denen man als Nicht-Computerspieler das Spielen als Fulltime-Job anhängen möchte, führen Leser wie Ermittler auf einen zwar oberflächlichen, aber doch faszinierenden Weg der Erkenntnis.
In diesem Zusammenhang sind auch die Ideen des Autors beachtlich, der die Charakteristika von Spielewelten auf das RL zu übertragen versucht und in vielerlei Richtung verknüpfbare Stellen findet, die er über den DAEMON Sobols auch zu einem ausgeklügelten Gespinst verbindet. Die AutoM8 beispielsweise, die Auto|macht|, aus ferngesteuerten und über das GPS vernetzten Autos, womit diese Verknüpfungen beginnen, sind nur ein winziges Steinchen auf dem Weg, der zumindest für die Anhänger und Jünger des Daemon eine völlige Verknüpfung von RL und Spiel bedeutet. Faszinierende technische Entwicklungen ermöglichen die Projektion von individuellen Spieloberflächen auf die Innenseite von Sonnenbrillen, wo mit charakteristischen Symbolen, die über das GPS eindeutig lokalisierbar und steuerbar sind, eine neue Sphäre erschaffen wird, die für Außenseiter nicht erreichbar ist, für die Jünger des Daemon aber Handlungspotential in ihrer ureigenen Sprache, der Sprache von Onlinespielen, bietet.
Das Abgefahrene an diesem Roman ist nicht nur die Konsequenz und nahezu perfekte Programmierung, mit der Sobol seine Ideen über sein Leben hinaus trägt und erst nach seinem Tod zu verwirklichen sucht, sondern auch und vor allem der Gedanke, der sich dem Leser aufdrängt: Es ist so naheliegend! Wenn auch hoffentlich niemand die Mittel und das Genie Sobols besitzt, um diese zerrüttenden Ideen in dieser Perfektion umsetzen zu können, so besteht doch auf längere Sicht durchaus die Möglichkeit einer Entwicklung in diese Richtung, wo Programme das Handeln der Menschen noch stärker bestimmen, ja, nicht nur Firmenschicksale, sondern persönliches Leben von Entscheidungen logischer Programme abhängen, wo sich vielleicht eine übergeordnete Sphäre entwickelt, die alles und jeden kontrollierbar machen. Letzteres ist überdies ein Ansatz, der ohne Weiteres auch jetzt schon vorstellbar ist und man kann nicht sagen, wie weit Informationsdienste mit dieser Technik beschäftigt sind.
So entwirft Daniel Suarez also neben einem ausnehmend spannend, faszinierend und wunderbar unterhaltend geschriebenen Roman eine Zukunft, in der wir wirklich nicht leben wollen, deren Entstehen aber nicht absurd, sondern sogar bestürzend naheliegend ist. Dieser Roman hat das Zeug zum Highlight des Jahres, auch wenn er sicherlich einige starke Gegner hat mit großen Namen wie Charles Stross oder Iain Banks, Cory Doctorow oder auch Andreas Eschbach, die sich alle in diesem Jahr ein Stelldichein mit ähnlich ambitionierten Neuerscheinungen geben.
Taschenbuch: 640 Seiten Originaltitel: Daemon Deutsch von Cornelia Holfelder-von der Tann ISBN-13: 978-3499252457
Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: (4 Stimmen, Durchschnitt: 3,00 von 5)
Susan Hill, Jahrgang 1942, ist seit beinahe 50 Jahren als Schriftstellerin aktiv. Ihr erster Roman wurde 1961 verlegt und legte den Grundstein für eine Laufbahn, die vor allem in den Siebzigern richtig ins Rollen kam. Nach einer längeren Pause kehrte sie zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts zurück, um sich verstärkt dem Krimi/Thriller-Segment zu widmen. Ihre Passion für Kinder- und Jugendbücher ist ihr jedoch immer geblieben. Mit „Der Kampf um Gullywith“ hat Hill wieder diese alte Leidenschaft befriedigt und eine absolut familientaugliche Story konzipiert, die ihr universelles Talent auch nach nahezu fünf Dekaden immer noch unterstreicht.
Story:
Für den jungen Olly bricht eine Welt zusammen, als er erfährt, dass seine Eltern von London in den ländlichen Lake District ziehen wollen. Und seine Vorahnung soll ich nicht täuschen: Das frostige Haus in Gullywith, das seit Jahren unbewohnt ist, macht überhaupt nicht den Eindruck, als könnte es jemals eine Heimat für Olly und seine Angehörigen werden. Als dann auch noch die ersten merkwürdigen Ereignisse die Szenerie erschüttern, drängt Olly darauf, die Gegend zu verlassen. Doch das geheimnisvolle rote Buch, in dem ständig irgendwelche Kapitel verschwinden und wieder auftauchen, strahlt eine unheimliche Faszination auf den Jungen aus. Als sich schließlich auch noch einige Steine in Bewegung setzen und mit ihren Runen offenbar eine Botschaft übermitteln wollen, ist Olly sicher, dass er das Rätsel von Gullywith lösen möchte.
Gemeinsam mit seiner Freundin KK und dem eigenartigen Nonny Dreever geht er den Geheimnissen auf die Spur und entdeckt ein uraltes Mysterium, das von einem fürchterlichen Racheplan kündet. Der Steinkönig, der vor ewigen Jahren mit seiner Burg untergegangen ist, wittert wieder Morgenluft und will sich nun endlich das zurückholen, was ihm seiner Meinung nach zusteht. Und jetzt, wo Olly in seiner neuen Umgebung doch noch Fuß gefasst hat, setzt er alles daran, Gullywith zu verteidigen und den Frieden zu wahren.
Persönlicher Eindruck:
Susan Hill versteht sich darauf, phantastische Geschichten zu schreiben, einfach nur zu erzählen und den Leser in den Fluss der Dinge eintauchen zu lassen. Auch wenn „Der Kampf um Gullywith“ in seiner Präsentation schlichter ist als der klassisch ausgelegte, moderne Fantasy-Roman, so sind die atmosphärische Dichte und die Darstellung des Mysteriösen auf einem unheimlich hohen Niveau, welches in erster Linie von der schlichtweg begabten Wortwahl und der Kunst, bedingungslos zu unterhalten, herrührt – beste Voraussetzungen also für eine fabelhafte Erzählung.
Doch leider ist „Der Kampf um Gullywith“ nicht ohne Fehl und Tadel, gerade was die Prioritäten im Storyboard angeht. Hill ist sehr stark auf die Szenerie fixiert und will den Ort Gullywith ständig im Fokus halten. Es geht um die alten Geschichten, die mysteriöse Vergangenheit, das tragische Drama um den Steinkönig und all die Folgen für die Jetztzeit, aber eben nur relativ selten um die Entwicklung des Protagonisten und der Figuren im Allgemeinen. Olly bekommt nur selten ein echtes Forum, um sein Charakterprofil mal ein Stückchen weiter auszubauen und als Handelnder innerhalb der Erzählung Akzente zu setzen. Er ist die wichtigste Person, zweifelsohne, aber Hill versäu,t es, ihm etwas mehr Individualität zu verpassen, ihn als eingängigen Charakter zu etablieren und – gerade im Jugendbuchsektor ein wichtiger Aspekt – ihn als Helden und Identifikationsfigur zu stärken. Sicher, er ist stets präsent, er führt den aktiven Part der Geschichte an, aber er ist nicht die Person, die die Handlung zusammenhält und die Verantwortung übernimmt, die ein solcher Roman auf sicheren Schultern verteilt wissen will.
Dem gegenüber steht mit dem Standort Gullywith und all seinen verborgenen Geheimnissen ein echtes literarisches Glanzstück, welches mit viel Liebe zum Detail aufbereitet wird. Die Story ist einerseits düster, andererseits aber auch wieder sehr sympathisch ausgearbeitet, so dass die geringe Tendenz zu jedwedem Horror-Thema schnell wieder unter den Tisch fällt – auch wenn sich bei einem vergleichbaren Flair derlei Dinge in der Behausung der Familie zutragen. Hinzu kommen viele gängige Elemente, deren erfrischend modifizierte Verwendung ein weiteres lobenswertes Charakteristikum dieses Buchs ist. Hill stützt sich auf einige bekannte Inhalten, kopiert aber zu keiner Zeit. Insbesondere die Story um die versunkene Burg des Steinkönigs wirkt originell und dank ihrer wendungsreichen Ausführung und der bis zuletzt gut versteckten Details bis in die Haarspitzen spannend.
Spannung – das ist schließlich auch das entscheidende Stichwort: Die kleinen Schwächen der Story würden sicherlich deutlicher zum Tragen kommen, wäre Susan Hill keine so brillante Erzählerin und wäre das Ganze nicht so spannungsvoll in Szene gesetzt. Denn auch wenn die Zielgruppe eher im Bereich der Anfänge der weiterführenden Schulen liegt, also eher die Altersgruppen von 10-14 Jahren, so empfinden auch geübte Semester hier das Prickeln wieder, welches eine überzeugende Handlung vorweisen sollte, und das infolge einer abwechslungsreichen, nicht zu durchsichtigen Geschichte als logische Konsequenz erscheint. Als Letztes gesellt sich noch so manch unkonventioneller Ansatz dazu, weil Hill nicht gegen Drachen kämpft, keine Fantasy-Epigonen verwendet und sich in kürzester Zeit ihre eigene Idee einer phantastischen Welt öffnet.
„Der Kampf um Gullywith“ ist daher eine ganze Menge, an vorderster Front aber ideenreich und kreativ in seinem Grundarrangement. Und trotz leichter Einschränkungen bei den Charakterzeichnungen ist die finale Empfehlung für diesen Roman eine Selbstverständlichkeit, die sich gewissermaßen schon im ersten Kapitel manifestiert!
350 Seiten, gebunden Originaltitel: The Battle for Gullywith Deutsch von Leonard Thamm ISBN-13: 978-3499214943
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Computerspiele sind gefährlich, das vermitteln uns nicht nur die Medien, sondern auch Politiker oder Eltern. Welche Auswirkungen sie in der Zukunft haben könnten, malt uns Philip Kerr in seinem packenden Thriller „Game over“ aus, in welchem ein Computer sich selbstständig macht und auf Menschenjagd geht.
Häusle baue
Ray Richardson ist nicht einfach nur ein erfolgreicher und schwerreicher Architekt, nein, er plant in Los Angeles das ultimative High-Tech-Hochhaus, in dem praktisch alle Funktionen computergesteuert sind, und zwar von einem Rechner, den seine Programmierer liebevoll Abraham genannt haben. Doch Abraham ist nicht einfach nur irgendein Computer; er beginnt bereits während der Bauarbeiten, von seinen „Bewohnern“ zu lernen und neue Prozesse zu steuern, er verbessert sich und bringt seinen eigenen Sohn hervor – Isaac. Doch leider geschieht dies zu früh, denn noch ist das Bürohaus nicht von seinen eigentlichen Nutzern bewohnt, sondern von den Bauarbeitern, Architekten und Computerspezialisten. Schweren Herzens beschließen die Programmierer daher, Isaac zu löschen. Dass sie damit eine Katastrophe auslösen, ahnen sie zu dem Zeitpunkt natürlich noch nicht.
Es ist auffällig, wie viele Romane erschienen sind, die im ähnlichen oftmals sogar gleichen Genre wie Dan Browns Erfolgstitel (Sakrileg/Illuminati) spielen und an dessen Erfolgen teilhaben wollen. Fast jeder Verlag versucht ein Stückchen dieses Marktes für sich zu behaupten. Und in jedem Roman spielen der Vatikan, Geheimbünde und Verschwörungen eine Rolle. Hier werden Tatsachen, Theorien der Bibelgeschichte und überhaupt der Geschichte, Magie und Aberglaube miteinander vermischt, es entsteht ein Hang zum Okkulten, ein Drängen danach, die einzige Wahrheit zu finden oder zumindest etwas Licht in die Schattenwelten uralter Geheimnisse zu bringen.
Martina Hahne, alleinerziehende Mutter von zwei Teenagern, hat kein Glück mit Männern. Nach der Geburt ihrer Tochter verlässt sie ihr Mann, auch alle weiteren Beziehungsversuche enden in einer Enttäuschung. Tochter Jasmin will um jeden Preis Model werden, der ältere Boris rebelliert, die harte Arbeit im Supermarkt reibt die gestresste Mutter auf. Da gibt ihr eine Kollegin den Tipp, sich per Internet eine Bekanntschaft zu suchen. Auf diesem Weg lernt sie Mario kennen, einen reichen Kölner Unternehmer, der sie mit Komplimenten und Aufmerksamkeiten überschüttet. Die ersten Treffen verlaufen zaghaft, erst nach und nach werden sie intim miteinander. Dabei verlangt Mario von Martina so genannte „Liebesbeweise“, die immer demütigender für sie werden. Martinas Liebe verwandelt sich in Angst. Als es ihr zu viel wird, trennt sie sich per E-Mail von ihrem einstigen Traummann. Mario verkraftet das Aus nicht und stellt ihr mit Anrufen und drohenden E-Mails nach.
An einem regnerischen Septembertag verschwindet Martinas Tochter Jasmin. Die Fünfzehnjährige kehrt nicht von der Schule heim. Gegen Mitternacht verständigt Martina die Polizei. Zur gleichen Zeit wird auch die vierzehnjährige Anna vermisst gemeldet. Anna stammt aus gutem Haus und kennt Jasmin nicht, doch bei beiden lässt der Täter den Eltern ein Foto der Mädchen zukommen, aufgenommen nach ihrer Entführung. Anhand eines der Bilder gelingt es der Polizei, die beiden Mädchen in einem Naturschutzgebiet zu finden – aber nur eines von ihnen lebt noch.
Der rauhe Bonner Hauptkommissar Jo Morian und seine junge, burschikose Kollegin Antonia Dix übernehmen den Fall. Obwohl sie in alle Richtungen ermitteln, steht der mysteriöse „Mario“ auf ihrer Verdächtigenliste ganz oben. Doch die Nachforschungen erweisen sich als problematisch. Zeugenaussagen ergeben zwei völlig unterschiedliche Phantombilder von „Mario“ und dem Entführer, wichtige Spuren wurden verwischt und einige Polizeimitarbeiter halten die Stalking-Theorie für unglaubwürdig. Auch persönlicher Druck lastet auf dem Duo – Antonia Dix wird wegen ihrer Unerfahrenheit längst nicht von allen Kollegen respektiert. Morian dagegen fühlt sich gegen seinen Willen zu Annas Lehrerin Dagmar, selbst ein Stalking-Opfer von „Mario“, hingezogen. Für die Ermittler beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn niemand weiß, wann der Täter wieder zuschlägt …
Nach „Todfreunde“ und „Die Kette“ bekommen die Leser nun einen dritten Fall von Kommissar Morian präsentiert, der sich nach Kindesmissbrauch und Terror mit dem Thema Stalking befasst. Auch hier beweist der Autor wieder einmal sein Gespür für brisante Themen und liefert einen äußerst spannenden und gelungenen Thriller ab.
|Charakterstarkes Ermittler-Duo|
Serienermittler gibt es in der Krimi- und Thrillerwelt mittlerweile wie Sand am Meer. Schwer genug für einen Autoren, einen Ermittler zu erschaffen, der sich von seinen zahlreichen Kollegen, heißen sie nun Wallander, Cross, Wexford oder Pitt, abhebt und dem Leser einprägt. Mit der Figur des Kommissar Josef Morian ist ihm so ein Charakter gelungen. Dabei ist Morian, wie ihn fast alle Kollegen nennen, eigentlich ein Durchschnittstyp und gewiss nicht fehlerlos, was ihn aber gerade so sympathisch macht. Der ehemalige Amateurboxer hat mittlerweile an Gewicht zugelegt, lebt nach seiner Scheidung alleine, hat zu wenig Zeit für seine beiden Kinder, schweigt mehr als dass er redet und ist bekannt für das Vertrauen, das er gegenüber Zeugen ausstrahlt. Morian ist kein makelloser Superman, der jedes Verbrechen im Handumdrehen löst, doch er ist ein zuverlässiger Kollege, der mit viel Herzblut an seinen Fällen arbeitet und in seiner aufreibenden Arbeit seine Berufung gefunden hat. Kollegin Antonia Dix bietet den perfekten Gegenpol. Erfreulicherweise bilden die beiden kein Liebespaar, sondern stehen vielmehr in einer Art leicht distanziertem Vater-Tochter-Verhältnis zueinander. Antonia ist knapp dreißig, verbirgt ihre rassige Schönheit hinter einem raspelkurzen Haarschnitt und burschikosen Auftreten inklusive stämmiger Kickboxerin-Figur und Militär-Jacke. Morian schätzt die scharfsinnige und ehrgeizige Ermittlerin und verspürt des Öfteren einen Beschützerinstinkt in ihrer Nähe. Ganz anders sieht es dagegen Oberstaatsanwalt Arentz, der, wie auch einige der Polizeimitarbeiter, der Jugend und der Unerfahrenheit von Antonia skeptisch gegenübersteht. Vor allem Arentz nutzt jede Gelegenheit, um die junge Frau zu diskriminieren und ihr offen zu widersprechen. Bei den Ermittlungen lastet nicht nur der Druck der Öffentlichkeit auf Antonia, sondern der Fall weitet sich für sie zu einer Bewährungsprobe aus. Gerade unter diesem Druck unterlaufen der sonst so gefassten Kriminalbeamtin kleine Schnitzer, die sie noch verletztlicher und menschlicher wirken lassen. Auch das Privatleben der beiden wird gestreift, angenehmerweise aber nie zum Hauptthema erhoben. Antonia ist einsamer Single, Morian wehrt sich gegen seine Gefühle für die Zeugin Dagmar Losem; beide haben mit ihren privaten Empfindungen zu kämpfen, doch im Fokus steht zu jeder Zeit die Jagd nach dem psychopathischen Stalker.
Unterstützung erhält Morian dabei wie schon in den vorherigen Bänden von seinem Freund Max Maifeld, einem ehemaligen Journalisten, der nach den Rachedrohungen eines Schwerkriminellen in Köln-Mülheim untergetaucht ist und nun als Detektiv schwierige Fälle übernimmt. Mit dabei ist der durchtrainierte Schwarzamerikaner Hurl, Max Maifelds Partner, der nicht viele Worte verliert, dafür aber mit bestechender Verlässlichkeit selbst gefährlichste Einsätze übernimmt. Morian, Antonia, Max und Hurl bilden ein buntes Quartett, das sich trotz oder gerade wegen seiner Gegensätzlichkeit als ein nahezu unschlagbares Team präsentiert. Hin und wieder gibt es trotz aller Aufregung und der Ernsthaftigkeit des Themas bei Max und Hurl sogar amüsante Erlebnisse – denn obwohl sie die perfekte Zusammenarbeit liefern, ist vor allem Max zeitweise genervt von den unterschiedlichen Lebensvorstellungen innerhalb der Zwangs-WG.
|Spannung und Dramatik bis zum Schluss|
Über 500 Seiten umfasst der Schmöker, doch beachtlicherweise wird der Spannungsfaktor von der ersten bis zur letzten Seite konstant hochgehalten. Viele Fragen warten auf die Beantwortung: Werden sie dem Internet-Stalker das Handwerk legen? Wird es bis dahin noch weitere Opfer geben? Wer ist der Informant, der die Presse immer wieder mit vertraulichen Polizei-Interna über den Fall versorgt? Glaubwürdig werden Höhen und Tiefen der Ermittlungsarbeit aufgezeigt. Morian und seine Helfer verzeichnen wichtige Erfolge, die sie dem Täter näher bringen, doch es gibt auch zahlreiche Rückschläge – entweder, weil Fehler passieren oder weil „Mario“ ihnen intellektuell gewachsen ist. Positiv ist zudem, dass der Autor sich nicht scheut, Charaktere sterben zu lassen oder lieb gewonnenen Figuren Enttäuschungen geschehen zu lassen. Bereits vor den letzten Seiten ahnt man, dass den Leser hier kein geschöntes Hollywood-Ende erwartet, sondern dass Wolfgang Kaes es durchaus wagt, auch hier konsequent zu sein und die harte Realität einfließen zu lassen, in der nicht alle Konflikte eine ideale Lösung erfahren. Bis zum Schluss heißt es bangen um die Protagonisten und die Nebencharaktere – und hoffen, aber nicht wissen, dass die Gerechtigkeit siegen wird.
Den ganzen Roman über ist offensichtlich, dass der Autor lange Jahre als Polizei- und Gerichtsreporter tätig war. Detailgenau und immer verständlich bringt er Einblicke in die Ermittlungsarbeit, sodass man spürt, dass hier ein Experte über Dinge schreibt, die er selber erlebt hat, nicht bloß über angelesenes Bücherwissen. Gleiches gilt für das ausgeprägte Lokalkolorit. Bewohner des Köln-Bonner Raums werden nicht nur zentralen Örtlichkeiten, die auch flüchtige Besucher der Gegenden kennen, begegnen, sondern auch unscheinbaren Straßen und Ecken, die zeigen, dass hier ein Einheimischer seine Kenntnisse spielen lässt.
|Nur kleine Mankos|
Schwächen besitzt dieser Roman nur wenige. Eine davon liegt in der Fülle von Handlungssträngen, die das Werk äußerst komplex machen. Die Schauplätze wechseln häufig; am meisten steht natürlich Morian im Zentrum, aber es wird auch zu Antonia, zu Max und Hurl, zu Stalking-Opfer und Zeugin Dagmar Losem sowie auch zum Täter selbst übergeblendet. Bei manchen Absätzen muss man sich erst ein paar Sätze lang einlesen, ehe man weiß, in welchem Handlungsstrang man sich gerade befindet. Die vielen Schicksale, darunter natürlich auch die der Familien der Opfer, bilden ein miteinander verbundenes Netzwerk. Zum Schluss laufen tatsächlich alle Fände zusammen – doch bis dahin ist es zeitweise mühsam, den Überblick zu behalten, wer in welcher Form mit dem anderen verbunden ist. Auch der Zufall wird hier manches Mal zu oft bemüht. Ein paar der Verbindungen sind nicht naturgegeben, sondern entstehen durch unvorhersehbare Ereignisse, die dafür sorgen, dass sich die Wege mancher Personen kreuzen. Das macht es Morian und seinem Team mehrmals zu einfach, eine Spur zu verfolgen. Während in der ersten Hälfte viele Untersuchungen im Sande verlaufen und die Jagd nach „Mario“ phasenweise fast aussichtslos erscheint, fallen vor allem im letzten Drittel den Ermittlern einige Erkenntnisse durch Zufälle oder Dummheit der Täter in die Hände.
Nicht abschrecken lassen darf man sich vom Stil, der einem auf der ersten Seite entgegenspringt: In der hektischen Erzählweise der erlebten Rede, sogar bis hin zu Anklängen an den Bewusstseinsstrom, werden hier stakkatoartige Sätze verwendet, die oft nur aus einem Wort und aus inhaltlichen Gedankensprüngen bestehen. Allerdings zeigt sich bald, dass dieser Stil nur bei „Marios“ Perspektive zum Einsatz kommt und selbst dort nie mehr so penetrant wie auf der ersten Seite. Zwar durchzieht gründsätzlich ein nüchterner Stil mit kurzen Sätzen den Roman, der sich aber flüssig lesen lässt.
_Unterm Strich_ bleibt ein hochspannender Thriller über das brisante Thema „Stalking“, das durch ein sympathisch-interessantes Ermittlerduo, überraschende Wendungen und Dramatik bis zum ungewissen Ende besticht.
_Der Autor_ Wolfgang Kaes, geboren 1958 in der Eifel, arbeitete nach seinem Studium der Politikwissenschaft, Kulturanthropologie und Pädagogik viele Jahre lang als Journalist. Er schrieb unter anderem als Polizei- und Gerichtsreporter für den |Kölner Stadt-Anzeiger|, für den |Stern| und als Lokalchef der |Rhein-Zeitung| in Bonn. 2004 erschien sein erster Roman „Todfreunde“, 2005 der Nachfolger „Die Kette“, beide mit dem Ermittler Kommissar Morian. Mehr über ihn gibt es auf seiner Homepage http://www.wolfgang-kaes.de.
Die drei Freunde Chad, B.G. und Frosch besuchen gemeinsam den Englischkurs von Mr. Patterson. B.G. ist ein vorlauter Anführertyp, der sich in der Schule durchmogelt. Frosch ist ein skurriler Spaßvogel, der alle Dinge als Spiel betrachtet. Chad, ein guter Schüler, ist der Zurückhaltendste und Vernünftigste der drei. Mr. Patterson ist der strengste Lehrer von allen; sein Unterricht ist nicht nur anspruchsvoll, sondern er liebt es auch, böse Witze über seine Schüler zu machen.
Während einer Klassenarbeit beobachtet er, wie B.G. vom deutlich besseren Chad abschreibt. Als Strafe gibt er beiden eine Fünf, was vor allem Chad ärgert. In ihrem Frust über die Schule kommen die Jungen auf die Idee, sich ein paar Streiche einfallen zu lassen, um „das perfekte Verbrechen“ zu üben. Dabei wollen sie keine wirklichen Delikte begehen, nur kleine Mutproben. Sie schleichen sich heimlich ins Kino ein, stehlen eine Flasche Wein, deponieren einen BH auf einer Jagdtrophäe in der Schule. B.G. hat es vor allem auf Mr. Patterson abgesehen. Er deponiert verfaultes Katzenfutter in der Lüftung, so dass Mr. Patterson schließlich den Hausmeister zu Hilfe rufen und die Englischstunde ausfallen lassen muss.
Einen Namen im Frauenbuchgenre hat sich die Stern-Journalistin Ildiko von Kürthy durch ihr Erstlingswerk „Mondscheintarif“ gemacht, welches bereits wenig schmeichelhaft verfilmt wurde. Mit „Freizeichen“ hat sie ihren dritten Roman veröffentlicht, der ebenfalls im |Wunderlich|-Verlag erschienen ist und nun als Taschenbuch bei |rororo| vorliegt.
Der Leser befindet sich gleich zu Beginn mitten in einem Gedankenmonolog der Hauptperson Annabel wieder, die sogleich berichtet, dass sie nun endlich vor dem Problem steht, sich zwischen zwei Männern entscheiden zu müssen. Eigentlich ist sie bereits seit viereinhalb Jahren mit Ben zusammen, doch im Alltag ist die Leidenschaft flöten gegangen und Annabel fragt sich nun, ob diese Beziehung so noch Sinn ergibt. Kurzentschlossen – eine Fettanalysewaage und Max Frisch haben ihren Teil dazu beigetragen – fährt sie für ein paar Tage zu ihrer reichen Tante nach Mallorca, um dort über ihre Beziehung und ihre Frisur nachzudenken. Auf Mallorca angekommen, muss sie feststellen, dass ihr Koffer nicht mitgeflogen ist und ihre überschüssigen dreieinhalb Kilo sich vielleicht doch nicht so günstig verteilen, wie ihre Freundin Mona ihr das immer wieder versichert.