Auf der Erde des 22. Jahrhunderts gerät die politische Lage zunehmend außer Kontrolle. Der Konflikt zwischen den Religionen droht zu einem Weltkrieg zu werden. Da fehlt es gerade noch, dass ein mit gentechnischen Mitteln erschaffener Supersoldat aus dem Gefängnis ausbricht und dem Kopfgeldjäger Carl Marsalis die Aufgabe zufällt, ihn wieder einzufangen. Denn dieser flüchtige Soldat trägt Informationen in sich, die die Zukunft der Menschheit entscheidend verändern werden. (Verlagsinfo)
Schlagwort-Archiv: SF
Julian May – Das vielfarbene Land (Pliozän-Saga 1)

Die „Pliozän-Saga“, die auf deutsch bei Heyne erschien, ist eine der herausragenden literarischen Leistungen der Science Fantasy während der achtziger Jahre. Der Pliozän-Zyklus ist die vierbändige Saga um das Schicksal einer Handvoll Menschen, die im Jahr 2110 freiwillig ins Zeit-Exil des Pliozäns vor ca. sechs Millionen Jahren gehen, um der Verfolgung von Psi-Begabten zu entgehen. Gegen dort herrschende Aliens müssen sie zahlreiche Kämpfe bestehen, entwickeln aber auch ungeahnte Fähigkeiten.
Eine Zusammenfassung der Ereignisse dieses Bandes folgt am Beginn des 2. Bandes.
Die Autorin
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Julian May – Kein König von Geburt (Pliozän-Saga 3)
Der Pliozän-Zyklus ist die vierbändige Saga um das Schicksal einer Handvoll Menschen, die im Jahr 2110 freiwillig ins Zeit-Exil des Pliozäns vor ca. sechs Millionen Jahren gehen, um der Verfolgung von Psi-Begabten zu entgehen. Gegen vor Ort herrschende Aliens müssen sie zahlreiche Kämpfe bestehen, entwickeln aber auch ungeahnte Fähigkeiten.
Diesem Band ist eine Zusammenfassung der ersten und zweiten Bände der Saga vorangestellt. Man verpasst also kaum etwas, wenn man diese Bände nicht kennen sollte.
Die Autorin
Julian May – Kein König von Geburt (Pliozän-Saga 3) weiterlesen
Jack Vance – Die Mordmaschine (Dämonenprinz 2)
Diese Abenteuerserie besteht aus folgenden fünf Bänden, die alle bei Heyne und A. Irle erschienen sind:
1) Jäger im All bzw. https://buchwurm.org/vance-jack-sternenkoenig-der-daemonenprinz-1-19056/ (1963/64, The Star King; Heyne Nr. 06/3139)
2) Die Mordmaschine (The Killing Machine; Heyne Nr. 06/3141)
3) Der Dämonenprinz bzw. Der Palast der Liebe (1967, The Palace of Love, Heyne Nr. 06/3143)
4) Das Gesicht (1979/80, The Face, Heyne Nr. 06/4013, illustriert)
5) Das Buch der Träume (1981, The Book of Dreams; Heyne Nr. 06/4014, illustriert)
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David Brin – Sternenriff (2. Uplift-Trilogie – Band 1)
Seit Jahrhunderten leben sechs Rassen unter dem schützenden Blätterdach des Planeten Jijo zusammen – friedlich, doch voller Furcht vor der Entdeckung. Sie haben den von ersten Bewohnern verlassenen Planeten einfach besetzt, ohne die Verwaltung der Fünf Galaxien um Erlaubnis zu fragen. Jijo ist ein verbotener Planet.
Eines Tages geschieht es dann doch: Ein fremdes Raumschiff erscheint am Himmel und landet nahe dem großen Heiligtum. Sollen nun alle Rassen ausgelöscht werden? Die Besatzung des Schiffes gibt sich zunächst friedlich, doch sie suchen nach Exemplaren bestimmter Spezies. Sie geben sich als „Wissenschaftler“ aus, doch offensichtlich handeln sie nicht in offiziellem Auftrag der galaktischen Verwaltung. Nun beginnt eine Zeit der größten Gefährdung…
Die Ausgabe von 1997 ist die erste Hälfte des Romans „Brightness Reef“. Der zweite Teil trägt den Titel „Fremder der fünf Galaxien“. 2015 legte Heyne die beiden Bände zusammen.
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Roger Zelazny – Ein Spiel von Traum und Tod

Ein Psychologe, der im Geist seiner Patienten Gott spielt – das ist Charles Render. Bis er an die falsche Patientin gerät, die blinde Dr. Eileen Shallot, die ebenfalls Psychiaterin ist, aber auch sehr wahnsinnig. Zwei Realitätsprinzipien ringen auf einmal miteinander – wer wird die Oberhand behalten?
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John Christopher – Das Tal des Lebens. Zukunftsroman

„Hunger bedroht die Welt… Ein Virus, das sämtliche Gras- und Getreidesaaten vernichtet, breitet sich, vom Fernen Osten kommend, unaufhaltsam über immer größere Gebiete der Erde aus. Wissenschaftler und Techniker stehen der Getreideseuche hilflos gegenüber. Jedes Gegenmittel versagt, die weltweite Katastrophe lässt sich nicht aufhalten.
Hunger regiert. Alle moralischen Schranken fallen. Raub, Mord und Vergewaltigung sind an der Tagesordnung. In diesem Chaos gibt es für nur wenige die letzte Zuflucht – das Tal des Lebens.“ (Verlagsinfo)
Das Buch aus dem Jahr 1956 erschien zuerst 1959 in deutscher Übersetzung im Gebrüder Weiss Verlag Berlin, und ein Exemplar dieser Hardcover-Ausgabe ist heute wohl mehrere hundert Euro wert. Die gekürzte Taschenbuchausgabe erschien zuerst 1971.
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Philip K. Dick – Der galaktische Topfheiler. SF-Roman
Joe Fernwright ist einer der talentiertesten Topfheiler der Erde. Doch leider gibt es kaum mehr Keramikware, die man ihm zum Reparieren überlässt. Bis ihn eines Tages der Glimmung, ein sonderbares, gottähnliches Wesen von einem Planeten der Sonne Sirius, mit einem ganz speziellen Auftrag betraut: Zusammen mit einem Team ähnlicher Talente soll er eine Kathedrale vom Meeresgrund holen und restaurieren, das Relikt einer untergangenen Kultur: Heldscalla.
Doch bevor es dazu kommen kann, muss Joe zahlreiche Hindernisse überwinden und es mit Glimmungs Gegenspielern, den Kalenden, aufnehmen. Sie sagen die Zukunft voraus, und die sieht für Joe gar nicht gut aus.
Der Autor
Philip Kindred Dick (1928-1982) war einer der wichtigsten und zugleich ärmsten Science-Fiction-Schriftsteller seiner Zeit. Obwohl er fast 30 Jahre lang veröffentlichte (1953-1981), wurde ihm zu Lebzeiten nur geringe Anerkennung zuteil. Oder von der falschen Seite: Das FBI ließ einmal seine Wohnung nach dem Manuskript von „Flow my tears, the policeman said“ (dt. als „Eine andere Welt“ bei Heyne) durchsuchen. Okay, das war unter Nixon und nicht anders zu erwarten.
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Jack Vance – Durdane (Trilogie)
Dies ist wohl die bekannteste und schönste Planetenabenteuer-Trilogie von Jack Vance. „Der Mann ohne Gesicht“ eröffnet die Durdane-Trilogie, die weiters aus den Bänden „Der Kampf um Durdane“ und „Die Asutra“ besteht und hier in einem illustrierten Band zusammengefasst ist.
Die Romane
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Philip José Farmer – Die Liebenden
Hal Yarrow lernt auf dem Planeten Ozagen das Mädchen einer fremden Rasse kennen. Er verliebt sich in die Außerirdische, was nach den Gesetzen der Erde ein schweres Verbrechen ist. Das Mädchen gerät in tödliche Gefahr, als es schwanger wird. Yarrow bemüht sich verzweifelt um ihre Rettung und versucht, der unerbittlichen irdischen Justiz zu entkommen. Der Roman löste bei seinem Erscheinen 1952 in Amerika heftige Reaktionen aus, weil er erstmalig eine erotische Beziehung zwischen einem Menschen und einem Alien thematisiert. (Verlagsinfo)
Mit der Novelle „The Lovers“ erwarb sich der junge P.J. Farmer den Ruf eines Rebellen, stieß er doch mit dem Thema der Novelle – Sex mit einem Alien – eine Menge Leute vor den Kopf, v. a. Lektoren und Herausgeber. In der Romanfassung kommt dieser Zündstoff erst ganz am Schluss zum Tragen. Zudem wird die Wahrheit in einem langen Monolog eines der Wogs so reizlos präsentiert, dass sich der Abschnitt so aufregend wie ein Universitätsvortrag liest. Wer also „die Stellen“ sucht, sollte sich gleich auf die letzten zehn Seiten konzentrieren. Der Sex im restlichen Buch ist langweiliger als die Lektüre des „Playboy“.
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Julian May – Der goldene Ring (Pliozän-Saga 2)

Die ins Pliozän verschlagenen Menschen haben es gelernt, mit den telepathischen Aliens, die die Erde vor sechs Millionen Jahren beherrschten und die Zeitreisenden aus der Zukunft versklavten, einigermaßen zurechtzukommen.
Manchen von ihnen ist diese Sklaverei ganz und gar nicht unangenehm, denn mit dem Halsring, den die Menschen zu tragen gezwungen sind und der die telepathischen Kräfte verstärkt, werden nicht nur Strafen, sondern auch Belohnungen verteilt, und ein goldener Ring verleiht geradezu göttliche Fähigkeiten. Doch es gibt genug unter ihnen, die das Joch der Fremden abzuschütteln gewillt sind.
Nachdem eine Laserlanze der Aliens in ihre Hände gefallen ist und nachdem sie den tödlichen Schwachpunkt der Beherrscher herausgefunden haben – die toxische Wirkung von Eisen -, wagen sie den Frontalangriff. (Verlagsinfo)
Die „Pliozän-Saga“, die auf deutsch bei Heyne erschien, ist eine der wichtigsten literarischen Leistungen der Science Fantasy während der achtziger Jahre. Der Pliozän-Zyklus ist die vierbändige Saga um das Schicksal einer Handvoll Menschen, die im Jahr 2110 freiwillig ins Zeit-Exil des Pliozäns vor ca. sechs Millionen Jahren gehen, um der Verfolgung von Psi-Begabten zu entgehen. Gegen dort herrschende Aliens müssen sie zahlreiche Kämpfe bestehen, entwickeln aber auch ungeahnte Fähigkeiten.
Eine Zusammenfassung der Ereignisse des 1. Bandes folgt am Beginn dieses Bandes. Wenn man also den 1. Band nicht besitzt, hat man wenig verpasst.
Die Autorin
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Rhiannon Lassiter – 2367 – Experiment Hex (Hex 01)
Die junge englische Schriftstellerin Rhiannon Lassiter ist in Deutschland noch nicht sonderlich bekannt. Gerade mal drei ihrer Bücher haben es bis 2008 aufs Festland geschafft, obwohl ihr Werk wesentlich mehr umfasst. Ihren Debütroman, im Original „Hex“, verfasste sie im Alter von siebzehn. Das Science-Fiction-Buch ist der Auftakt zu einer Trilogie, die im 24. Jahrhundert spielt, deren Folgebände aber leider nie übersetzt wurden. Es stellt sich die Frage, warum dies so ist, denn „2367 – Experiment Hex“, so der deutsche Name, ist das spannende Debüt einer vielversprechenden Jungautorin.
Handlung
Die Geschichte spielt im London des 24. Jahrhunderts. Die Stadt ist in die Höhe geschossen und besteht aus mehreren Ebenen, wobei die Oberschicht ganz oben und der Abschaum der Gesellschaft ganz unten lebt. Die Fortbewegung funktioniert per fliegenden Autoscootern, das Essen kommt aus dem Automaten. Computer sind allgegenwärtig und bestimmten das tägliche Leben. In dieser Welt ist nur wenig Raum für diejenigen, die sich keinen Platz an der Sonne sichern können. Sie leben im Untergrund, in den so genannten Ganglands, und fristen ein Leben, das ohne Kriminalität zumeist nicht zu bewältigen ist.
So ähnlich geht es White und Raven. Die beiden Geschwister haben sich lange im Untergrund von Denver aufgehalten, doch nun sind sie nach London gekommen, um ihre kleine Schwester Rachel zu suchen. Die Elfjährige war von einem englischen Ehepaar adoptiert worden, doch mittlerweile hat sich ihre Spur verloren. Es scheint, als hätte sie nie existiert. White, ein praktisch veranlagter junger Mann, der dem Gangleben den Rücken gekehrt hat, befürchtet das Schlimmste, und er hat auch allen Grund dazu. Raven ist nämlich eine Hex, das heißt, dass sie aufgrund einer Genmutation eins mit Computern werden und mit ihrem Geist im Netz surfen kann.
Selbstverständlich duldet die Regierung die Gefahr, die von Hexen ausgeht, nicht, doch Raven, die sich in der Hackerszene einen Namen gemacht hat, hat es geschafft, unentdeckt zu bleiben. White befürchtet, dass die Genmutation auch bei Rachel entdeckt worden ist und sie daher eliminiert wurde. Doch Raven glaubt nicht daran. Bei ihren Recherchen im Netz findet sie heraus, dass nicht alle verdächtigen Hexe eliminiert werden. Einige von ihnen, vor allem die jungen, werden in das Labor eines gewissen Dr. Kalden gebracht.
Es besteht also eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass die Schwester der beiden noch lebt. Sie setzen nun alles daran, in dieses Labor einzudringen und Raven, die eine skrupellose, manchmal gefühlskalte Einzelgängerin ist, riskiert dafür sogar ein Menschenleben. Als sie herausfindet, dass Ali Tarrell, Tochter eines reichen Medienmoguls, ebenfalls die Hexmutation besitzt, manipuliert sie ihre Daten, so dass sie abgeholt und ins Labor gebracht wird. Vorher instruiert sie das verängstigte Mädchen allerdings, um die Umgebung auszuspionieren und nach Rachel zu suchen. Raven ist fest von ihren Fähigkeiten überzeugt und glaubt, dass sie Rachel und Ali ohne Probleme aus dem Labor retten kann, wenn sie erst in das abgeschlossene Computernetz des Labors eingedrungen ist. Ein vorschneller Gedanke, wie sich noch zeigen wird …
Mein Eindruck
Rhiannon Lassiter hat „2367 – Experiment Hex“ laut Autoreninfo im Alter von siebzehn Jahren geschrieben. Stellenweise merkt man dies der Geschichte an. Es fehlt häufig an solchen Beschreibungen, die für einen lebendigen und anschaulichen Hintergrund der Geschichte sorgen. Das London der Zukunft bleibt manchmal ein wenig blass, beinahe skizzenhaft. Mit der richtigen Portion Fantasie lassen sich diese Leerstellen zwar auffüllen, dennoch wäre ein strafferes Lektorat hier wünschenswert gewesen.
Das ist aber der einzige negative Kritikpunkt an Lassiters Debütroman. Für ihr Alter schreibt sie unglaublich souverän. Ihre Figurenzeichnung und die Handlung entpuppen sich als überaus reif und geradezu brillant. Die Geschichte um die drei ungleichen Waisenkinder ist wahnsinnig gut konstruiert. Die Handlung ist rasant, beinahe schon zackig und lässt keine Langeweile aufkommen. Ein Ereignis folgt auf das nächste, und trotzdem bleibt genug Zeit, damit sich Dynamik und Spannung entwickeln. Immer wieder kommt es zu actionreichen Szenen, die aber nie platt oder zu bemüht wirken. Im Gegenteil baut die junge Autorin brisante Personenkonstellationen ein, die nicht irrelevant für die Geschichte sind und das Buch zu weit mehr als einem einfachen Science-Fiction-Massaker machen.
Überhaupt wirkt Science-Fiction, gerade bei Jugendbüchern, häufig mehr wie eine Jungensache. Rhiannon Lassiter schafft es, auch Mädchen mit ihrer Geschichte anzusprechen, woran ihre starke Protagonistin Raven sicherlich nicht unschuldig ist. Dabei ist die Fünfzehnjährige alles andere als sympathisch. Ravens Leben im Untergrund und auf der ständigen Flucht vor dem CPS, das für die Eliminierung von Hexen zuständig ist, hat sie zu einer knallharten, egoistischen, beinahe schon soziopathischen Einzelgängerin gemacht. Ohne Skrupel nutzt sie Menschen aus oder spielt mit ihnen, ihre Launen sind unvorhersehbar. Im einen Moment ist sie die Liebe in Person, im anderen hasst sie alles und jeden. Dieses Verhalten sorgt immer wieder für Reibereien und interessante zwischenmenschliche Konstellationen innerhalb der Gruppe, die Lassiter gut zu beschreiben weiß.
Nicht nur Raven wird von der Autorin auf eine fantastische und ansteckende Art und Weise dargestellt. Auch die anderen Hauptfiguren wie White oder der Straßenjunge Kez, der sich den Geschwistern anschließt und Raven heimlich bewundert, sind gut ausgearbeitet, authentisch und düster. Sie zu mögen, fällt nicht einfach, sich mit ihnen zu identifizieren dagegen schon. Sie repräsentieren die schlechten Stimmungen, mit denen jeder einmal zu kämpfen hat, und für ihr Alter hat die Autorin diese sehr anschaulich dargestellt.
Anders als bei anderen Jungautoren definiert sich Lassiter nicht über einen möglichst flapsigen und geschwätzigen Schreibstil. Sie schreibt eine Geschichte, nicht das Lebensgefühl einer Generation, und dementsprechend zeitlos fällt ihre Sprache aus. Sie benutzt kaum Schimpfwörter oder Slang, sondern schreibt präzise und beinahe schon analytisch. Ihre Sätze sind karg, nüchtern und von einer atmosphärischen Düsternis geprägt. Wie die rasante Handlung enthält auch der Schreibstil der Engländerin kaum Ballast. Sie reduziert ihre Worte auf das Nötigste, dies aber so geschickt, dass sich der Leser viele Dinge, beispielsweise Konflikte oder Beziehungen unter den Charakteren, selbst erschließen kann. Lassiters Wortschatz ist überaus abwechslungsreich und es gibt kaum Unsicherheiten in der Formulierung.
Unterm Strich
In der Summe weiß Lassiter trotz einiger fehlender Beschreibungen zu begeistern. Während der Lektüre von „2367 – Experiment Hex“ vergisst man gerne, dass man es nicht mit einer erwachsenen Autorin zu tun hat. Handlung, Personen und Schreibstil sind so ausgefeilt und abwechslungsreich, dass es kaum Grund für Beschwerden gibt. Und auch, wenn die eifrige Engländerin in Deutschland bislang noch nicht wirklich gewürdigt wurde, gibt es Grund zur Hoffnung: Nach „Dreamwalker“, das 2005 bei aare erschien, veröffentlicht der |Fischer|-Verlag 2008 die Horrorgeschichte „Böses Blut“.
Werke in DE
2367 Experiment Hex, 2000, ISBN 978-3-401-02134-8
Dreamwalker, 2005, ISBN 978-3-7941-7023-4
Böses Blut, 2008, ISBN 978-3-7941-7023-4
Der 13.Gast, 2013, ISBN 978-3-596-85493-6
Werke in EN
Romane
Little Witches Bewitched (2013)
Ghost of a Chance (2010)
Bad Blood (August 2007)
Roundabout (2006)
Rights of Passage: Shadowland (January 2005)
Super Zeroes (July 2005)
Rights of Passage: Outland (October 2004)
Lines in the Sand (June 2003)
Rights of Passage: Borderland (June 2003)
Waking Dream (2002)
Hex: Ghosts (2000)
The Supernatural (1999)
Hex: Shadows (1999)
Hex (1998)
Short Stories
Walking the Wire (1999)
White Walls (1997)
Gebunden: 290 Seiten
Originaltitel: Hex (1998)
Aus dem Englischen von Angelika Eisold-Viebig
Empfohlen ab 14 Jahren
ISBN-13: 978-3401021348
http://www.rhiannonlassiter.com
Der Autor vergibt: 



Gordon R. Dickson – Söldner der Galaxis (Childe-Zyklus 1)
Donal Graeme stammt von Dorsai, einer kleinen, abgelegenen Welt, deren Männer im Ruf stehen, die besten Soldaten der Galaxis zu sein. Wie so viele andere vor ihm verlässt Donal, der Sohn einer bekannten Offiziersfamilie, nach dem Abschluss seiner Kadettenausbildung den Heimatplaneten, um einer der galaktischen Mächte seine Dienste anzubieten. Donal unterscheidet sind von seinen Dorsai-Kameraden. Ein seltsames Fluidum geht von ihm aus. Eine unbekannte Kraft befähigt zu immer größeren Taten. Er scheint jeden Plan seiner Gegner vorauszuahnen und eilt von Sieg zu Sieg.
Und dann, eines Tages, als Donal als General an der Spitze der militärischen Hierarchie steht, erkennt er seine Bestimmung. Er ist der einzige, der der Selbstvernichtung der galaktischen Menschheit noch Einhalt gebieten kann. (Verlagsinfo)
Dieser 1960 für den HUGO Award nominierte SF-Roman erschien 1983 in ungekürzter Neuübersetzung unter dem Titel „Der General von Dorsai“ (Moewig SF 3608).
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C. J. Cherryh – Der Biss der Schlange

Die Region der Hydra ist ein verbotener Sektor der Galaxis. Er wird von den Majat, einer insektoiden Spezies, bewohnt, die intelligent, unberechenbar und aggressiv ist. Deswegen wurde die Region der „Wasserschlange“ für menschliche Siedler gesperrt und die Grenze gut bewacht.
Raen weiß, dass es diesseits wie jenseits der Grenze Kräfte gibt, denen das Tabu ein Dorn im Auge ist, weil sie sich an den Ressourcen der Region bereichern wollen. Als es erneut zu einem Kontakt kommt, geraten die Dinge dies- und jenseits der Grenze außer Kontrolle…
C. J. Cherryh – Der Biss der Schlange weiterlesen
Algis Budrys – Das verlorene Raumschiff. SF-Roman

In einer Oase um einen dornartigen Turm, der ihnen Atemluft und Wasser liefert, leben Menschen in einer kleinen Gemeinschaft aus Bauern und Jägern. Die Wüste ringsum wird von feindseligen Amsiren durchstreift, seltsamen geflügelten Geschöpfen, die den Menschen als Nahrung dienen. …
Als der weiße Jackson seinen ersten Amsir erlegt, macht er eine bestürzende Entdeckung. Und bei seiner nächsten Begegnung mit einem der drachenähnlichen Wesen begibt er sich in dessen Gewalt und gelangt in die Siedlung der Amsire, wo Jackson zu seiner Verblüffung ebenfalls einen dornartigen Turm vorfindet…
Aber das Rätsel der Existenz von Menschen und Amsiren auf dem seltsamen Wüstenplaneten ist größer als allgemein erwartet. Das Geheimnis wird nur Stück für Stück im Verlauf der aktionsreichen und dramatischen Erzählung entschleiert. (Verlagsinfo)
Algis Budrys – Das verlorene Raumschiff. SF-Roman weiterlesen
Philip K. Dick – Minority Report. SF-Erzählungen
Philip K. Dick (1928-82) ist in Hollywood angesagt: Der letzte Höhepunkt der Verfilmungen seiner Werke besteht in Steven Spielbergs Actionkrimi „Minority Report“ – daher auch der Titel dieser Sammlung. Aber die Verfilmungen begannen schon 1980 mit Ridley Scotts „Blade Runner“, und das ist nun ein wahrer Kultfilm geworden. Aber auch die Filme befassen sich zwangsläufig mit den Grundthemen in Dicks Werk: Was ist menschlich? Und was ist die Wirklichkeit? Früher oder später dürfte wohl jeder Leser ebenfalls auf diese zwei Fragen stoßen. Dick liefert dazu eine Menge Anregungen und unterhaltsame Ideen.
Philip Kindred Dick (1928-1982) war einer der wichtigsten und zugleich ärmsten Science-Fiction-Schriftsteller seiner Zeit. Obwohl er fast 30 Jahre lang veröffentlichte (1953-1981), wurde ihm zu Lebzeiten nur geringe Anerkennung zuteil. Oder von der falschen Seite: Das FBI ließ einmal seine Wohnung nach dem Manuskript von „Flow my tears, the policeman said“ (dt. als „Die andere Welt“ bei Heyne) durchsuchen. Okay, das war unter Nixon. Er war mehrmals verheiratet und wieder geschieden, philosophisch, literarisch und musikologisch gebildet, gab sich aber wegen des Schreibstresses durchaus dem Konsum von Medikamenten und Rauschdrogen wie LSD hin – wohl nicht nur auf Erkenntnissuche wie 1967.
Er erlebte noch, wie Ridley Scott 1980 seinen Roman „Do androids dream of electric sheep?“ zu „Blade Runner“ umsetzte und ist kurz in einer Szene in „Total Recall“ (1982) zu sehen (auf der Marsschienenbahn). „Minority Report“ und „Impostor“ sind nicht die letzten Storys, die Hollywood neben der „Matrix“-Idee verfilmt hat. Ben Affleck soll in naher Zukunft in einem Film namens „Paycheck“ auftreten, der auf der gleichnamigen Dick-Story aus dem Jahr 1953 beruht. An einem Skript zu Dicks Roman „Der dunkle Schirm“ wird seit Jahren gebastelt. Und vom Roman „UBIK“ hat Dick selbst ein Skript erstellt (das in der Heyne-Ausgabe vom 11/2003 enthalten ist), das aber noch keine Umsetzung gefunden hat.
Die Storys (* = verfilmt):
1) *Der Minderheiten-Bericht („Minority Report“)
Man stelle sich die Handlung von Steven Spielbergs Film etliche Nummern kleiner vor und wird sich so ungefähr der Dimension der Story annähern. John Anderton, der Polizist beim Projekt „Pre-Crime“, verhindert Verbrechen, noch bevor sie begangen werden. Der Grund: Die drei Präkognitiven (Pre-Cogs) von Pre-Crime haben das Verbrechen vorausgesehen. Doch eines Tages treffen zwei merkwürdige Umstände ein: Es wird eine Verbrechenswarnung über Anderton selbst ausgegeben – dieser kennt sein angebliches Opfer noch gar nicht. Und es gibt dazu einen Minderheitenbericht: Einer der Pre-Cogs äußerte eine davon abweichende „Meinung“. Es wird eng für John Anderton, als ihn seine früheren Kollegen zu verfolgen beginnen…
Wer soll die Wächter bewachen? Diese alte römische Frage stellt Dick auch diesmal wieder. Die Folgen bei Spielberg: Drama & Action, bei Dick einige interessante Dialoge und Gedankenspiele. Auf jeden Fall lesenswert.
2) Kriegsspiel (War game)
Generäle spielen Kriegsspiele, das weiß jeder. Aber in einer von Krieg und Militarismus beherrschten Nation (wie etwa der amerikanischen) spielen auch Kinder Kriegsspiele. Buchstäblich. Und diese muss ja jemand testen. Die Tester von der Importkontrolle erhalten Spielprototypen von einem mysteriösen Hersteller, der auf dem Jupitermond Ganymed herstellen lässt. Und die Ganymedianer sind ja bekanntlich ziemlich hinterlistige Burschen. Den Testern ist nicht ganz klar, um wen es sich bei den Ganymedianern genau handelt, aber das Spiel ist interessant, geradezu realistisch – und didaktisch. Die Tester werden trainiert, ohne es zu merken. Aber wenn die Hersteller nun Aliens wären, die die Abwehrbereitschaft der Erde prüfen wollten?
„Kriegsspiel“ ist eine unterhaltsame und augenzwinkernde Satire auf Militär und Geheimdienst, die es in sich hat.
3) Was die Toten sagen (What the dead men say)
Diese Erzählung von 1964 bildet eine Vorstufe zu Dicks Roman „UBIK“ (1969). Im Kälteschlaf-Institut von Herbert Schönheit von Vogelsang können Menschen im Kältepack dennoch für gewisse Zeit – das „Halbleben“ – mit ihrer Umwelt kommunizieren, etwa um Ratschläge zu erteilen und Anteil an bestimmten Entwicklungen zu nehmen. Doch Louis Sarapis, der mächtigste Industriemagnat des Sonnensystems, reagiert nicht auf Versuche, ihn im Halbleben zu reaktivieren. Statt dessen meldet er sich plötzlich aus einer Lichtwoche Entfernung aus dem Weltall. Hintergrund dieses Phänomens ist wohl, dass Sarapis‘ Erbin die Stimme aus dem All vorgetäuscht hat. Der Protagonist der Story, Gordon Barefood, bricht auf, um die Frau auszuschalten, wiewohl er sich in sie verliebt hat.
Wenngleich der Autor eine logische Erklärung für die Vorgänge findet, haftet der Geschichte über weite Strecken ein starkes Gefühl der Verfremdung und des Unbehagens an. Motto: Die Welt ist aus den Fugen geraten, doch Dicks Helden geben niemals den Versuch auf, die Rätsel aufzuklären. Dick hat hier das Potenzial verschenkt, die Aspekte des Halblebens im Kältepack auszuloten. Das hat er 1969 in „UBIK“ nachgeholt.
4) Ach, als Blobel hat man’s schwer! (Oh, to be a blobel!)
Auch in dieser Farce wird wieder der Geheimdienst auf die Schippe genommen. – George Munster geht zu einem Automaten-Psychiater, denn er hat ein Problem. Dr. Jones, der mit oberbayerischem Dialekt zu sprechen anhebt, verfällt sogleich in Hochdeutsch. Munsters Problem besteht darin, dass er als Militäragent bei den Blobels leben muss und, um sie zu infiltrieren, deren wabbelige Gestalt annehmen musste. Das tut seinem Geschlechtsleben überhaupt nicht gut, und so heiratet er eine von den Blobels. Er hat sogar Kinder, die teils gänzlich Mensch oder Blobel, zum Teil aber auch gemischt sind. Dr. Jones tut sich schwer mit seinem Rat…
5) *Erinnerungen en gros („Total Recall“)
Die Handlung verläuft ein wenig anders als in der von Paul Verhoeven inszenierten Action-Brutalo-Oper „Total Recall“ mit Arnold Schwarzenegger als Douglas Quail. Quail wünschte sich in der reglementierten Realität der Erde schon immer, einen aufregenden Job zu haben, zum Beispiel auf dem Mars. Seine bodenständige Frau Kirsten spottet ihn aus.
Und so geht Dougie zur Endsinn AG (von ‚entsinnen‘, sich erinnern; im Original „We can remember it for you wholesale“). Dort erhebt sich die Frage: Verfügt Douglas Quail über vom Militärgeheimdienst implantierte Erinnerungen, ein Agent auf dem Mars zu sein, oder ist er wirklich einer? In jedem Fall ist die Antwort sowohl interessant als auch verblüffend. Das Ersatzprogramm erweist sich als Desaster…
Die Story ist eine Extrapolation der Gehirnwäsche, die das Militär und dessen Geheimdienst an seinen Mitgliedern vornehmen könnte. (Nix Genaues weiß man nich.) In die gleiche Kerbe schlug übrigens 1968 John Brunner mit seinem Mega-SF-Roman „Morgenwelt“ („Stand On Zanzibar“), in dem ein harmloser Knowledge Worker, Donald Hogan, vom Militär zu einem paranoiden Superkiller umgekrempelt wird.
6) Glaube unserer Väter (Faith of our fathers, 1967)
Dick verknüpft in einer seiner anstoßerregendsten Visionen den Sieg des Kommunismus über die westlichen USA, halluzinogene Drogen, Sex und Theologie. Dennoch ist die Story von A bis Z völlig verständlich geschrieben und wirkt keineswegs abgehoben. Sie erschien zuerst 1967 in der berühmten SF-Anthologie „Dangerous Visions“.
Hauptfigur ist der kleine Parteifunktionär Tung Chien, der in einem Schmalspurministerium in Hanoi (Nord-Vietnam) Dienst tut. Von einem Straßenhändler bekommt er ein Anti-Halluzinogen, das, wie ihm eine hübsche junge Frau namens Tanya Lee mitteilt, die Realität, wie sie wirklich ist, zeigt. Die Partei füge nämlich dem Leitungswasser täglich und überall Halluzinogene bei.
Und so kommt es, dass Tung Chien die persönliche Fernsehansprache, die der Unumschränkte Wohltäter als oberster Parteivorsitzender an ihn richtet, auf völlig andere Weise wahrnimmt als gedacht: nämlich als einen rasselnden Mechanismus, aus dem Scheinfüßchen hervorwachsen. Tanya Lee vom Untergrund hat etwas ähnlich Furchterregendes gesehen.
Nachdem Tanya ihm geholfen hat, eine dogmatische Prüfung durch Parteibonzen zu bestehen, wird Tung zur dekadenten Villa des Unumschränkten Wohltäters eingeladen, der sich vor Ort „Thomas Fletcher“ nennen lässt. Doch Tung sieht sein Erscheinen unter dem Einfluss des Anti-Halluzinogens ganz anders: als gottähnlichen, substanzlosen, aber kannibalischen Alien. Und dieser hat ein Wörtchen mit Tung zu reden…
Allein schon die Vorstellung, die Chinesen könnten einen Krieg gegen die USA gewinnen und diese zur Hälfte (der Rest leistet noch Widerstand) unter ihr kommunistisches „Joch“ gezwungen haben, muss so manche Leser des Jahres 1967, während der Vietnamkrieg tobte, in Weißglut versetzt haben. Vaterlandsverrat
Dass Dick obendrein auch noch die Natur (eines/des) Gottes erörterte und den christlichen Glauben in Zweifel zog, war geradezu Blasphemie. Außerdem gab es in seiner Story noch Drogenkonsum und Sex, also all das, was die Hippies praktizierten und ihre Eltern schockierte. Für uns heute ist die Story v.a. hinsichtlich der theologischen Erörterung interessant, da sich alle anderen Streitpunkte inzwischen erledigt oder relativiert haben.
In seiner Original-Nachbemerkung zu seiner eigenen Story (ein seltener Fall!) dementierte der Autor 1967, irgendeine der vorgebrachten Ansichten oder Thesen selbst zu vertreten. Aber er findet den Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und theologischer Erkenntnis interessant. Herausgeber Harlan Ellison bemerkte dazu in seiner Story-Einleitung, dass sich auch dieser Aspekt inzwischen sehr relativiert habe: Nichts als heiße Luft. Wie auch immer: Dick schrieb Ende der 70er Jahre seine VALIS-Trilogie, inder er ein gottähnliches Wesen, eben VALIS, auftreten lässt.
7) Die elektrische Ameise (The electric ant, 1969)
Garson Poole, Geschäftsführer von Tri-Plant im New York des Jahres 1992, hält sich für einen Menschen, findet aber nach einem Unfall die Wahrheit heraus: Er ist ein Roboter. Doch was lässt ihn ticken? Es ist ein Lochstreifen mit einem Programm darauf. Durch einen Supercomputer erfährt er, worin das Programm besteht: Es steuert seine gesamte Realitätswahrnehmung.
Poole manipuliert in mehreren Tests den durchlaufenden Lochstreifen und somit seine eigene Programmierung: „Wenn ich den Streifen [des Programms] kontrolliere, dann kontrolliere ich die Realität. Zumindest soweit sie mich betrifft. Meine subjektive Realität… aber eine andere gibt es ohnehin nicht. Objektive Realität ist ein synthetisches Konstrukt, das Resultat einer hypothetischen Universalisierung einer Vielzahl subjektiver Realitäten.“ (s. 687)
Doch der Roboter Poole täuscht sich ebenso wie seine menschliche Umgebung: Der „idios kosmos“, seine eigene Wirklichkeit, die mit seinem Tode – nach dem Kappen des Lochstreifens – erlöschen wird, entpuppt sich als der „koinos kosmos“, die geteilte Wirklichkeit allen Seins. Als die elektrische Ameise ihre vermeintliche ureigene Realität vernichtet, annihiliert sie zugleich das gesamte Universum. Für jeden Menschen gibt es letzten Endes nur eine Wirklichkeit: die eigene. Aber sie ist Teil eines größeren Ganzen. Dieser Schluss ist metaphysisch und sogar solipsistisch: Das Ich ist das Universum, folglich muss der Tod des Ichs auch den des Universums nach sich ziehen.
8) *Variante zwei (Second Variety; „Screamers“)
Diese grimmige Geschichte von 1953 wurde unter dem Titel „Screamers“ mit Rutger Hauer in einer der Hauptrollen verfilmt.
Im 3. Weltkrieg setzen die verfeindeten Parteien statt Menschen Androiden ein, die feindliche Soldaten liquidieren sollen und zu diesem Zweck als kleine, hilflose Kinder oder verletzte Kameraden getarnt sind. Gesteigert wird diese Perversion der Verhältnisse, als diese Androiden außer Kontrolle geraten und nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden.
Der amerikanische Major Hendricks begegnet einer Gruppe russischer Überlebender, die ihm von den verschiedenen Androidenvarianten berichten. Doch inzwischen gibt es eine „zweite Variante“. Hendricks hat mit einer jungen Frau geschlafen, bei der es sich um eine Androidin der zweiten Variante handelt. Er verhilft ihr nichtsahnend zur Flucht auf den Mond, dem letzten Rückzugsgebiet der Menschheit. Die Folgen sind furchtbar: Schlussendlich werden die Androiden auch die letzten menschlichen Überlebenden auslöschen.
Wie der Autor die Kriegsverhältnisse beschreibt, ist eindrucksvoll, aber hart (genau wie im Film). Die Pointe der Geschichte ist nur als grausam zu bezeichnen und somit sehr wirkungsvoll. Wieder einmal hat Dick die Unterschiede zwischen Mensch und (Androiden-)Maschine ausgelotet. Die Intelligenz des Menschen kommt dabei nicht besonders gut weg.
9) *Hochstapler („Impostor“)
Diese Story wurde mit Gary Sinise („Forrest Gump“) in der Hauptrolle verfilmt, allerdings nicht sonderlich erfolgreich: Der Streifen kam nie in unsere Kinos.
Spence Olham arbeitet seit Jahr und Tag unbescholten an einem geheimen Projekt der Regierung mit, das eine Waffe entwickelt, mit der sich die feindlichen Aliens vernichten lassen, die die Erde belagern. Die Erde wird nur durch eine Blase geschützt, deren Natur nicht weiter beschrieben wird. Eines Tages wird Spence auf der Fahrt zur Arbeit vom Sicherheitsdienst verhaftet und sofort zum Mond geflogen. Die Anklage: Er sei ein Hochstapler, ein Alien-Agent, der sich als Spence Olham ausgebe, mit dessen Aussehen und Erinnerungen, doch mit einer Bombe in seinem Roboterkörper, um das Projekt zu vernichten.
Olham kann dem Sicherheitspolizisten Peters und seinem Tod in letzter Sekunde entkommen und rast zur Erde, um seine Unschuld zu beweisen, denn er kann sich nicht erinnern, jemals etwas anders gewesen zu sein als eben der Mensch Spence Olham, verheiratet mit Mary Olham. Marys Gesichtsausdruck verrät ihm zu Hause rechtzeitig, dass die Polizei ihn bereits erwartet, und er kann entkommen. Da fällt ihm ein, wo das Raumschiff seines Doppelgängers abgestürzt sein könnte. Dort entscheidet sich sein Schicksal. Leider erleben er und seine Verfolger eine böse Überraschung, „die man noch bis zum Alpha Centauri sehen kann“…
Dick beschreibt hier auf brillante Weise eine vermeintliche Paranoia, die sich zur Realitätssuche auswächst: Kurze Zeit gibt es Hoffnung für Spence Olham, denn er kann immer neue Beweise für seine Identität aufbieten. Doch die harte Pointe enthüllt die Wahrheit.
Mein Eindruck
Diese Sammlung enthält in der Tat, wie es der Original-Untertitel „Classic Stories“ verspricht, eine Reihe „klassischer Storys“ Philip K. Dicks. Sie veranschaulichen demjenigen, der sich Dicks Werk erschließen möchte, Zugang zu einigen zentralen Themen darin: Die Auslotung der Unterschiede zwischen Mensch und Maschine (= Android) sowie die Untersuchung der Natur der Wirklichkeit. Zu letzterer gehören etliche Paranoia-Stories, von denen hier nur wenige gesammelt sind. In Geschichten wie „Impostor“ finden beide Themen zueinander.
Wem die Ideen Dicks durchaus interessant und verdaubar erscheinen, sollte sich eine Stufe weiter wagen und sich den einen oder anderen der Romane vornehmen. Sie wurden bei Heyne in einer kommentierten und sprachlich überarbeiteten Form herausgegeben. Natürlich ist auch ein so bekannter Roman wie „Blade Runner“ darunter. Aber auch „Marsianischer Zeitsturz“ und „Die drei Stigmata des Palmer Eldritch“ verdienen Aufmerksamkeit. Sie gehören zum Besten, was Dick je geschrieben hat. Und das war eine ganze Menge.
Hinweis:
Von Dick-Experte Uwe Anton, einem bekannten Übersetzer und Autor, ist 1993 im Thomas-Tilsner-Verlag, Bad Tölz, eine sehr gute und hilfreiche Monografie erschienen: „Philip K. Dick – Entropie und Hoffnung“ (ISBN 3-910079-01-6, ca. 17,40 €). Allein die Bibliografie ist mit rund 50 engbedruckten Seiten eine der umfangreichsten zu Philip K. Dick im deutschen Sprachraum.
Der Autor vergibt: 




Anne McCaffrey – Die Weyr von Pern (Pern 11)
Im neunten Band ihrer langen Serie über die Drachenreiter von Pern (der den Titel »Drachendämmerung« trug) teilte uns Anne McCaffrey mit, dass Pern vor etwa 2500 Jahren von Kolonisten der Erde besiedelt wurde, die in drei Raumschiffen gekommen waren. In »Die Weyr von Pern« , dem elften Band der Serie, spielen nun diese drei Schiffe eine gewichtige Rolle bei der Befreiung Perns von der Bedrohung durch die periodisch wiederkehrenden Fädenschwärme, die ganze Landstriche verwüsten können. Hüte dich vor dem Erscheinen des roten Sterns!
Die Autorin
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Ken Grimwood – Replay. Das zweite Spiel

Jeff Winston erleidet am 18. Oktober 1988 einen Herzanfall und stirbt. Doch er erwacht wieder zum Leben und befindet sich plötzlich im Schlafsaal seines alten Colleges. Es ist der 6. Mai 1963. Langsam begreift er, dass er sein Leben ein zweites Mal leben kann und er die einmalige Chance hat, diesmal alles besser zu machen. Durch geschickt platzierte Wetten und den Kauf von Aktien erlangt er ein Millionenvermögen. Aber seine Versuche, sein Schicksal und das der ganzen Welt positiv zu beeinflussen schlagen fehl. Auch die Liebe zu Pamela, einer anderen „Wiederkehrerin“, befreit ihn nicht aus dem Albtraum, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint: Denn das Sterben und Wiedererwachen nimmt für Jeff kein Ende …
Regisseur Harold Ramis ließ sich durch Replay zu seiner 1993 gedrehten Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (orig.: Groundhog Day) inspirieren, in dem ein von Bill Murray dargestellter Wettermann denselben Tag immer und immer wieder erleben muss.
Michael K. Iwoleit – Psyhack

Dies ist die Geschichte des Biotech-Agenten Marek Yanner, der – wie er vergessen hat – schon mal bessere Tage gesehen hat. Damals hatte er noch eine Familie und lebte in einer Kolonie für alternativen Lebensstil in Irland. Er verriet deren Ideale, verließ seine Familie nach einem Bio-Angriff auf die Kolonie und ging ins Exil. Nun hat Marek Yanner einen Chefmanager getötet und befindet sich auf der Flucht. In London kommt er endlich darauf, was man mit ihm gemacht hat: Der Multi, für den er arbeitete, hat ihm einen Psyhack verpasst. Er ist gar nicht Marek Yanner, sondern ein ganz anderer.
Die Novellenfassung dieses SF-Thrillers wurde 2006 mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis ausgezeichnet.
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Philip José Farmer – Fleisch. Drei Romane
„Fleisch“, ein Sammelband aus drei Romanen, enthält zwei Episoden um den Detektiv Herald Childe, der einer Horde grausamer Außerirdischer anheimfällt, sowie die Abenteuer eines gewissen Peter Bock, dem „Sonnenhelden“. Die Romane gelten als die „enfants terribles“ unter den Science-Fiction-Romane der sechziger Jahre. In Deutschland wurden sie zunächst nur vereinzelt und dann zusammengefasst in dem Band „Fleisch“ bei |Heyne| veröffentlicht. Das |Area|-Buch ist eine Neuausgabe dieser |Heyne|-Fassung: nun als „Fantasy“ statt „Science Fiction“!
Der Autor
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