Schlagwort-Archiv: Titania Medien, Gruselkabinett

Gruselkabinett

Nathaniel Hawthorne – Das Haus der sieben Giebel (Gruselkabinett 93)

Der Geist am Cembalo: Ein Engel in der Hölle

Neuengland, um das Jahr 1850: Auf der Familie Pyncheon scheint seit der Erbauung ihres Familiensitzes, dem Haus der sieben Giebel, ein Fluch zu lasten, der mit dem plötzlichen Tod seines Erbauers Colonel Pyncheon im 17. Jahrhundert seinen Anfang genommen hat… (abgewandelte Verlagsinfo)

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Sherlock Holmes – Eine Frage der Identität (Folge 14)

Die Verdopplung des Erbschleichers

Die verzweifelte Mary Sutherland wendet sich Hilfe suchend an Sherlock Holmes, denn ihr ist auf dem Weg zur kirchlichen Trauung ihr Bräutigam abhanden gekommen! Bisher konnte sie keine Spur von ihm finden. Nun hofft sie, dass ihr der Meisterdetektiv weiterhelfen kann… (Verlagsinfo)

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James Matthew Barrie – Mary Rose (Gruselkabinett 91)

Aus dem Feenland: Wiedergängerin im Land der Lebenden

Das elfjährige Mädchen Mary Rose verschwindet auf einem kleinen Eiland, das inmitten eines schottischen Sees gelegen ist, spurlos und taucht erst drei Wochen später wieder auf. Allerdings weiß sie nicht, dass sie drei Wochen verschwunden war, geschweige denn, dass sie sich erinnert, wo sie in dieser Zeit gewesen ist… (Verlagsinfo)

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John Willard – Die Katze und der Kanarienvogel (Gruselkabinett 84 + 85)

Gruselnacht mit Erbschleichern: Schauerkrimi-Klassiker

Am Hudson River 1921: In einem einsam gelegenen alten Haus findet 20 jahre nach dem Tod des Besitzers auf dessen ausdrückliche Verfügung hin die Testamentseröffnung vor seinen sechs verbliebenen Erben statt.

Die Klausel, dass der Erbe oder die Erbin die Nacht in der unheimlichen Bibliothek – dem Todeszimmer des Erblassers – verbringen muss und zudem das Erbe nur antreten darf, wenn er oder sie nach dieser Nacht noch bei Verstand ist, verwundert die angereiste bunte Schar potentieller Erben … (Verlagsinfo)

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William Wymark Jacobs – Die Affenpfote (Gruselkabinett 88)

Makabre Wiederkehr, verhängnisvolle Wünsche

England 1901: In einem abgelegen Haus auf dem Land lebt das ältere Ehepaar White mit seinem Sohn Herbert. In einer kalten und nassen Nacht erfahren sie von Sergeant-Major Morris, einem von Alkohol und Krankheit gezeichneten Freund des Hausherrn, das Geheimnis einer aus Indien stammenden, getrockneten Affenpfote, die angeblich die Macht besitzen soll, Wünsche zu erfüllen. Damit nimmt das Unheil im Haus der Familie White seinen Lauf… (Verlagsinfo)

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Hanns Heinz Ewers – Alraune (Gruselkabinett 87)

Erotisch, magisch, verführerisch: die Nemesis ihrer Erzeuger

Im Rheinland 1905: Eine kleine Gruppe skrupelloser Menschen nimmt eine künstliche Befruchtung an einer Prostituierten vor und pflanzt ihr dabei den Samen eines gehängten Lustmörders ein. Die auf diese Weise erschaffene, im Erwachsenenalter höchst faszinierende Alraune ten Brinken ist ein Geschöpf mit sehr besonderen Fähigkeiten… (Verlagsinfo)

Zugrunde liegt dem Buch die mittelalterliche Sage vom Galgenmännchen. Ausgangspunkt der Sage: Der wohl beim Erhängen eines Mannes eintretende letzte Samenerguss führt im Boden zum Entstehen der seltenen Alraunenpflanze, der magische Fähigkeiten zugeschrieben werden. Sie soll Glück bringen und unsichtbar machen können.

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Marc Gruppe: Ein Skandal in Böhmen (Sherlock Holmes 12)

DIE FRAU triumphiert über den Meisterdetektiv: Wettstreit der Meister

Seit seiner Heirat ist Dr. Watson zu seinem eigenen Bedauern nur noch sporadisch zu Gast in der Baker Street 221 B. Eines Abends führt ihn sein Weg jedoch mal wieder in die Straße seiner Junggesellenzeit und er wird sogleich in den aktuellen Fall seines Freundes Sherlock Holmes hineingezogen. Dieser hatte mit der Abend-Post einen Brief bekommen, in dem ein Unbekannter seinen Besuch ankündigt … (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörspiel ab 12 Jahren.

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Lyman Frank Baum – Der Zauberer von Oz

Over the Rainbow: Flott inszeniertes Hörspiel nach dem Film

Ein Wirbelsturm hat die kleine Dorothy und ihren Hund Toto weit von zu Hause fortgeweht. Nun machen sie sich auf den Weg zum Zauberer von Oz, damit er ihnen hilft, wieder nach Kansas zu kommen. Die Vogelscheuche, der Blechmann und der ängstliche Löwe werden zu ihren Gefährten, denn auch sie erhoffen sich vom Zauberer, was sie sich jeweils am meisten wünschen: Verstand, ein Herz und Mut. (Verlagsinfo)

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L. M. Montgomery – Anne auf Green Gables (Box 1: Folgen 1-4)

Aufregende und vielversprechende erste Staffel

Kanada Ende des 19. Jahrhunderts. Das ältere Geschwisterpaar Marilla und Matthew Cuthbert hat sich entschlossen, einen Waisenjungen aufzunehmen, der Matthew bei der Arbeit auf der Farm unterstützen soll. Versehentlich schickt das Waisenhaus jedoch ein Mädchen nach Prince Edward Island – die quicklebendige und sehr mitteilsame Anne Shirley. Als Anne Green Gables, das schöne Farmhaus der Cuthberts, erblickt, ist sie sich sicher, dass dies der Platz ist, an dem sie für immer bleiben möchte … (Verlagsinfo zur ersten Folge)

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Theodor Hildebrand – Lodoiska (Gruselkabinett Folge 79)

Bedingungslose Nemesis: Blut um Blut, Frau um Frau

Alfred Lobenthal verlässt mit seiner Familie Hals über Kopf Berlin. Es verschlägt sie in einen einsamen Landstrich, hier bezieht die Familie ein Schloss. Nach einem Jahr begibt sich Alfred auf Reisen. Wer ist die mysteriöse Frau in Trauerkleidung, die mit ihrem furchteinflößenden Diener in das nahegelegene, verfallene Haus im Wald gezogen ist und es stets nur tief verschleiert und mit Handschuhen verlässt? Weder Alfreds Frau noch seine Kinder können sich dem Bann der Unbekannten entziehen … (erweiterte Verlagsinfo)

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Sherlock Holmes – Der Smaragd des Todes (Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs – Folge 7)

Holmes & Watson in Verzweiflung: Humor trifft Abenteuer

Die feine Londoner Gesellschaft ist fasziniert von den gewagten Darbietungen Tahi Swawis, einer exotischen Tänzerin. Ihr Bühnenkostüm schmückt ein besonderer Edelstein, der es unter dem Namen „Smaragd des Todes“ zu trauriger Berühmtheit gebracht hat. Viel Blut ist um seinetwillen bereits geflossen und ein Ende scheint nicht absehbar, wie sich schon bald herausstellt … (Verlagsinfo)
Der Verlag empfiehlt das Hörspiel ab 12 Jahren.

Der Autor

Marc Gruppe ist der Autor, Produzent und Regisseur der erfolgreichen Hörspielreihe GRUSELKABINETT, die von Titania Medien produziert und von Lübbe Audio vertrieben wird. Genau wird dort erscheinen auch „Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs“ meist im Doppelpack.
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Washington Irving – Die Legende von Sleepy Hollow (Gruselkabinett 68)

_Der kopflose Reiter: eine Dreiecksgeschichte _

An den Ufern des Hudson Rivers befindet sich ein von den Einwohnern des beschaulichen Städtchens Tarrytown gemiedenes Tal, welches Sleepy Hollow genannt wird. Dort ist es, zumindest der Meinung der niederländischen Siedler nach, nicht geheuer, denn der Geist eines hessischen Söldners wurde schon einige Male als grauenvoll anzuschauender kopfloser Reiter dort gesichtet. Auch der neue Dorfschullehrer Ichabod Crane hört schon bald nach seiner Ankunft von diesen Spuk-Geschichten … (Verlagsinfo)

Der Verlag empfiehlt das Hörspiel ab 14. Jahren.

_Der Autor_

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Arthur Conan Doyle – Ring des Thot, Der (Gruselkabinett 61)

Für die Ewigkeit: eine Liebe und ein Fluch

John Vansittart Smith war eine merkwürdige Gestalt – sicherlich wäre er der Welt noch heute, so viele Jahre nach seiner Forschungstätigkeit am Ende des 19. Jahrhunderts, ein Begriff, wenn er sich nicht durch unvorsichtige Reden über das, was er an einem trüben Oktobertag in der ägyptischen Sammlung des Louvre in Paris erlebt haben will, für alle Zeiten unmöglich gemacht hätte … (Verlagsinfo)

_Der Autor_

Sir Arthur Conan Doyle lebte von 1859 bis 1930 und gelangte mit seinen fast 50 Erzählungen und Romanen um den Meisterdetektiv Sherlock Holmes zu Weltruhm. Dabei begann der Mediziner, der eine eigene Praxis hatte, erst 1882 mit dem Schreiben, um seinen Einkommen aufzubessern.

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Selma Lagerlöf – Nils Holgersson (Hörspiel)

Lehrreiche Abenteuer eines Tunichtguts

Nils Holgersson ist ein Tunichtgut. Erst als ein Wichtelmännchen ihn in einen Däumling verwandelt und er sich den Wildgänsen anschließt, machen ihn die vielen Abenteuer bei den Tieren zu einem guten Menschen. Am Schluss revanchiert er sich dafür, zum Lohn wird er in einen Menschen zurückverwandelt.

Die Autorin

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Edith Nesbit – Das violette Automobil (Gruselkabinett 59)

_Eine Detektivin des Herzens: Der Tod kommt auf vier Rädern_

Georgia Kane, eine freischaffend tätige Krankenschwester, verlässt 1923 das neblige London, um die Betreuung eines Kranken in den Hügeln an der südenglischen Steilküste zu übernehmen. In dem einsam gelegenen Farmhaus ihrer Auftraggeber findet sie eine angespannte Atmosphäre vor, die durch merkwürdige Heimlichkeiten und ein seltsames Ritual geprägt ist. (erweiterte Verlagsinfo)

_Die Autorin_

Edith Nesbit (1858-1924) war eine englische Autorin, deren Werke für Kinder im englischen Original unter dem „geschlechtslosen“ Namen E. Nesbit veröffentlicht wurden. Sie verfasste über 40 Kinderbücher. Einige davon wurden später verfilmt. (Wikipedia)

Werkverzeichnis auf Wikipedia:
• Die Schatzsucher (The Story of the Treasure Seekers; Bastable-Trilogie 1; 1899)
• Der Club der guten Taten (The Would-Be-Goods; Bastable-Trilogie 2; 1901)
• Das rote Haus / Die lustige Ehe (The Red House; 1902)
• Fünf Kinder und zehn Wünsche / Der Sandelf (Five Children and It, Psamead-Trilogie 1; 1902)
• Der Phönix und der Teppich / Feuervogel und Zauberteppich (The Phoenix and the Carpet; Psamead-Trilogie 2; 1904)
• New Treasure Seekers (Bastable-Trilogie 3; 1904)
• Die Eisenbahnkinder ( The Railway Children; 1905)
• The Story of the Amulet (Psamead-Trilogie 3; 1906)
• Das verzauberte Schloß (Enchanted Castle; 1907)
• Die Kinder von Arden (House of Arden; 1908)
• Der Traum von Arden (Harding’s Luck; 1909)
• Die verzauberte Stadt (Magic City; 1910)
• Meereszauber (Wet Magic; 1913)

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

|Die Rollen und ihre Sprecher|

Georgia Kane: Solveig Duda
Marian Eldrige: Doris Gallart
Robert Eldrige: Eckart Dux
Mr. Dawson: Roland Hemmo
Amanda Dawson: Monika Barth
Milly Dawson: Sophia Abtahi
Chauffeur: Michael Schwarzmaier

Regie führten die Produzenten Marc Gruppe und Stephan Bosenius. Die Aufnahmen fanden in den Planet Earth Studios und im Fluxx Studio statt. Die Illustrationen trug Firuz Askin bei.

_Handlung_

Georgia Kane sehnt sich nach den Downs an der englischen Südküste zurück. Und dort soll sie heute ihre neue Stelle als Krankenpflegerin antreten. Als sie im nebligen November 1923 am Londoner Bahnhof steht. Findet sie Gelegenheit, der kleinen Tochter von Amanda Dawson zu helfen, die, wie sich herausstellt, eine Nachbarin von Georgias neuen Arbeitgebern ist. Zusammen fahren sie im Zug und als niemand Georgia abholt, nimmt Amanda sie einfach mit. Amanda ist Witwe und lässt sich chauffieren. Als sie aber den Namen des Anwesens „Charlestown“ hört, wird ihre Freundlichkeit zurückhaltend.

Über den Grund wundert sich Georgia noch, als sie dort an die Haustür der Eldridges klopft, bei denen sie jetzt arbeiten soll. Es dauert ewig, bis jemand öffnet, und bis dahin ist Georgia vom Regen pitschnass. Eine alte Frau öffnet, um sie einzulassen, dann kommt ein alter Mann hinzu. Es handelt sich um Marian und Robert Eldridge. Als Erstes gibts natürlich wärmenden Tee, schließlich ist man ja in England.

In Einzelgesprächen wird Georgia allerdings zunehmend verwirrt: Wen sie denn nun pflegen – Marian oder Robert? Jeder meint, es müsse sich um den anderen handeln. Marian meint, Robert phantasiere, weil er Erscheinungen wahrnehme, die gar nicht da seien. Und als Georgia en passant erwähnt, sie habe Amanda Dawson kennengelernt, lässt er tatsächlich vor Schreck die Tasse fallen. Etwas stimmt hier nicht. Doch Fragen weicht das Ehepaar aus.

Als Georgia m nächsten Morgen meint, dass sie sie gar nicht benötigten, widerspricht Marian. Sie hätten ihre Tochter Bessie verloren, die sie sehr liebten. Sie wurde von einem violetten Automobil auf der Landstraße überfahren. Nun sei ihr Leben sinnentleert, und Georgia würde ihnen helfen, es zu bewältigen.

Jeden Tag führt das Ehepaar eine Art Ritual aus, zu dem Georgia nicht eingeladen ist. Sie gehen stets um die gleiche Uhrzeit Richtung Klippen spazieren und kehren stets verstört und aufgewühlt zurück. Eines Tages kehrt Georgia aus dem Dorf zurück und kann die beiden belauschen. Er sagt zu ihr, sie solle ausweichen, er höre, wie es komme, doch sie streitet dies ab. Dann gibt sie nach und weicht aus. Aber vor was? Robert prophezeit, dass bald etwas geschehen werde …

_Mein Eindruck_

Edith Nesbitt ist eigentliche für ihre vielen Kinder- und Jugendbücher bekannt, doch die vorliegende Geschichte spielt unter Erwachsenen. So wie die Autorin im Kinderbuchbereich „erwachsene“ Themen einführte, so schreckt sie auch hier nicht vor dem Thema Sterben, Schuld und Erlösung zurück.

Die beiden Eldridges wirken zunächst wie Goethes harmonisches altes Ehepaar Philemon und Baucis aus „Faust II“. Doch je mehr Georgia Kane sie kennenlernt, desto mehr wird der fundamentale Unterschied sichtbar: Robert sieht ein Auto, das für Marian nicht existiert. Sein Problem: Er fühlt sich als Mörder. Und das Auto ist sein Schicksal. Erst wenn er dieses Schicksal besiegelt und seine Schuld beglichen hat, kann seine Seele Ruhe finden. Doch warum und wie?

|ACHTUNG, SPOILER|

Roberts Tochter Bessie wurde seinerzeit vom violetten Automobil auf der Landstraße angefahren. Dessen Besitzer war als Mr. Dawson bekannt, der immer zu schnell fuhr, weil er nicht aus der Gegend kam. Hier geht es gemächlich zu, keiner hat es eilig, schon gar nicht im Nebel. Bis er und die Automobile kamen.

Robert fand seine verletzte Tochter, so dass sie ihm noch sagen konnte, wer der Fahrer war: Dawson. Als ihn Dawson einmal im Nebel nach dem rechten Weg fragte, rächte sich Robert und nannte ihm die falsche Richtung: immer geradeaus, direkt über die Klippen ins Meer. Dawson starb, und seitdem hält sich Robert für einen Mörder.

Tag für Tag stellt er sich an die Landstraße, um auf ein Auto zu warten, das nur er sehen kann. Wirklich? Eines Tages muss Georgia Marians Stelle einnehmen, weil sich die alte Frau den Fuß verstaucht hat. Wird auch sie das Auto sehen können? Und wenn ja, was wird dann passieren?

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

|Die Sprecher|

Im Zentrum des Stückes stehen im Grunde nur drei Figuren, nämlich die beiden Eldridges und Georgia, die ihre Ersatztochter und Erbin wird. Sie bilden eine gestörte Idylle, die in Ordnung sein könnte, wenn da nur nicht das violette Automobil wäre, das nur Robert sehen kann. Es ist lediglich ein Symbol für sein Schuldbewusstsein – und für den Tod.

Doris Gallart als Marian Eldrige und Eckart Dux als Robert Eldrige harmonieren ausgezeichnet. Man nimmt ihnen ab, dass sie eigenständige Persönlichkeiten sind, aber bereits so weit aufeinander eingespielt, dass sie sich praktisch wortlos verständigen können. Natürlich haben sie auch ihre Differenzen, gerade in der Sache mit dem Auto.

Solveig Ducha als Georgia Kane hat eine angenehme Stimme in Mittellage, die sie weder als naives Dummchen noch als herrische Gouvernante erscheinen lässt, sondern genau dazwischen: vernünftig, aber gefühlvoll und einfühlsam. Georgia ist schwer von Amanda Dawson (Monika Barth) zu unterscheiden, die vor allem durch ihre Mutterrolle charakterisiert ist. Sophia Abtahi spricht die kleine Milly Dawson ganz natürlich, als hätte sie ihren lebtag nichts anderes getan.

|Geräusche|

Die Geräusche sind genau die gleichen, wie man sie in einem realistischen Spielfilm erwarten würde, und die Geräuschkulisse wird in manchen Szenen dicht und realistisch aufgebaut. Das geht schon bei der Bahnhofsszene los, wo die Dampflok im Hintergrund schnauft und Stimmengewirr herrscht. Georgia in einem donnernden Gewitter mit plätscherndem Platzregen an und bibbert zum Gotterbarmen.

Die heimeligen Geräusche des Eldridge-Heims werden von den Küstenlauten kontrastiert, als da wären Möwengeschrei, Windblasen und Brandungsrauschen. In dieser harmonischen Polarität wirkt das violette Automobil wie der Fremdkörper, der es von Anfang ist.

|Musik|

Die Musik entspricht der eines Scores für ein klassischen Spielfilm, also nicht zwangsläufig für einen Horrorstreifen. Klassische Instrumente wie Violine, Cello und Kontrabass werden manchmal von elektronisch erzeugten Effekten ergänzt. Schnelle Musik deutet Dynamik und Dringlichkeit an, langsame Musik entspannt und manchmal endet eine Szene in einem dramatischen Crescendo. Das ist aber hier weniger der Fall, außer im Finale. Insgesamt ist dieses Hörspiel sehr stimmungsbetont.

Musik, Geräusche und Stimmen wurde so fein aufeinander abgestimmt, dass sie zu einer Einheit verschmelzen. Dabei stehen die Dialoge natürlich immer im Vordergrund, damit der Hörer jede Silbe genau hören kann. An keiner Stelle wird der Dialog irgendwie verdeckt.

|Das Booklet|

Im Booklet sind die Titel des GRUSELKABINETTS verzeichnet sowie Werbung für Firu Askin zu finden. Die letzte Seite zählt sämtliche Mitwirkenden auf. Ein zweites Booklet listet sämtliche Titel von Titania Medien auf, und zwar auch alle Neuerscheinungen bis Mai 2012.

Hinweise auf die nächsten Hörspiele:

Nr. 59: Edith Nesbit: Das violette Automobil (November 2011)
Nr. 60: Robert E. Howard: Der Grabhügel (ab März 2012)
Nr. 61: Arthur Conan Doyle: Der Ring des Thot (ab März)
Nr. 62: Nathaniel Hawthorne: Rappaccinis Tochter (April)
Nr. 63: Robert E. Howard: Besessen (April)
Nr. 64: Francis Marion Crawford: Der schreiende Schädel (Mai)
Nr. 65: Mary Elizabeth Braddon: Gesellschafterin gesucht (Mai)

_Unterm Strich_

Mir hat das atmosphärisch dichte Hörspiel gut gefallen, denn es baut eine durchgehend wehmütige Stimmung auf, die von einem vergangenen und einem kommenden Unglück etwas überschattet wird. Georgia Kane findet heraus, um was es geht, wie eine Detektivin des Herzens. Das erzeugt sowohl Spannung als auch Mitgefühl für die beiden Hauptfiguren.

Das Problem des Stücks ist natürlich, dass praktisch nichts passiert, sich aber einiges entwickelt. Daher lebt es von der gespannten Erwartung, die dem ansteigenden Schuldgefühl Roberts entspricht. Eines nahen Tages muss sich diese Anspannung entladen und hoffentlich lösen. Ob Robert wirklich Mr. Dawson auf dem Gewissen hat, muss jeder Zuhörer selbst beurteilen. Doch wer eigentlich dieses verhängnisvolle violette Automobil STEUERT, das soll hier nicht verraten werden.

|Das Hörspiel|

Die professionelle Inszenierung, die filmreife Musik und bekannte Stimmen von Synchronsprechern und Theaterschauspielern einsetzt, bietet dem Hörer ein akustisches Kinoerlebnis, das man sich mehrmals anhören sollte, um auch die Feinheiten mitzubekommen. Besonders gut gefielen mir die beiden zentralen Figuren, die sich wirklich Zeit lassen, das richtige und wichtige Wort genau zu platzieren.

Auch jungen Menschen, die sich einfach nur für gruselige Audiokost interessieren, die gut gemacht ist, lässt sich das Hörspiel empfehlen. Es ist leicht verständlich, wirkungsvoll inszeniert, und die Stimmen der Hollywoodstars vermitteln das richtige Kino-Feeling.

Wer jedoch mit Dramatik und Romantik absolut nichts am Hut hat, sich aber trotzdem zünftig gruseln will, der sollte zu härterer Kost greifen. Die Hörbücher der „Necroscope“-Reihe von Brian Lumley dürften dem Hörer eine ausreichend starke Dosis verabreichen. Leider hat LPL diese Reihe schon längst endgültig eingestellt.

Audio-CD mit 69 Minuten Spielzeit
ISBN-13: 978-3-7857-4530-4
www.titania-medien.de

 

Sherlock Holmes – Im Schatten des Rippers (Die geheimen Fälle des Meisterdetektivs 1)

London, Ende des 19. Jahrhunderts: In Viertel Whitechapel geschehen unheimliche Morde an Prostituierten. Der Täter wird „Jack the Ripper“ genannt und bleibt trotz aller Ermittlungen unauffindbar. Inspector Abberline vom Scotland Yard bittet schließlich Sherlock Holmes um Hilfe, den berühmten Detektiv aus der Baker Street.

Sherlock Holmes legt allerdings gerade eine Pause ein und hat kein Interesse an Fällen, erst recht nicht an so einem unappetitlichen Fall wie den Jack-the-Ripper-Morden. Das ändert sich aber, als der Inspector Dr. Watson als Zeugen und eventuell sogar Tatverdächtigen sprechen möchte. Holmes ehemaliger Wohnungsgenosse, Freund und Partner bei Ermittlungen hat vor wenigen Monaten geheiratet, sich anscheinend aber bereits wieder von seiner Frau getrennt.

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Montgomery, L. M. / Gruppe, Marc / Bosenius, Stephan – Anne in Avonlea. Folge 7: Eine weitere verwandte Seele

_Turbulent: Scharlachnasen und Lavendeldamen_

Kanada Ende des 19. Jahrhunderts. (Fortsetzung von „Anne auf Green Gables“.) Anne genießt ihre letzten Ferientage auf Green Gables. Mit Beginn des neuen Schuljahres wird sie die Lehrerstelle an der Dorfschule von Avonlea übernehmen. Für den kleinen Ort haben Anne und ihre Freunde ehrgeizige Pläne. Flugs wird ein Dorf-Verschönerungs-Verein gegründet. Überschattet werden die Spendensammel-Aktionen durch Probleme mit der Kuh Dolly und einem sehr wütenden neuen Nachbarn …

Folge 6: Anne Shirley wird von den meisten Schülern an der Dorfschule angehimmelt. Aber keineswegs alle mögen die neue junge Lehrerin. Der flegelhafte Anthony Pye hat es regelrecht auf Anne abgesehen. An einem kalten Wintermorgen kommt es zu einer sehr hässlichen Szene in der Schule, die keines der Schulkinder von Avonlea je vergessen wird …

Folge 7: Anne und ihre Busenfreundin Diana Barry verirren sich auf dem Weg zu einer Teegesellschaft. Plötzlich stehen sie vor dem kleinen idyllischen Steinhaus von Miss Lavendar Lewis mitten im Wald. Manches haben die Mädchen über diese scheue Einsiedlerin bereits gehört, was insbesondere Anne neugierig macht, der Dame einen Besuch abzustatten…

Pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum gibt es die Abenteuer des sympathischen Waisenmädchens Anne Shirley als Hörspiel-Serie, geeignet für die ganze Familie, gesprochen von den deutschen Stimmen vieler Hollywood-Stars.

_Die Autorin_

Lucy Maud Montgomery (1874-1942) war eine kanadische Schriftstellerin, die besonders durch ihre Jugendbücher um Anne Shirley bekannt wurde: „Anne of Green Gables“ und sechs Fortsetzungen.

Das Manuskript wurde zunächst von mehreren Verlagen abgelehnt, bevor es Montgomery gelang, es zu platzieren. 1908 war sie bereits 34 Jahre alt. Das Buch wurde zu einem Theaterstück verarbeitet, mehrmals verfilmt und in mehr als 40 Sprachen übersetzt.

Die erste Staffel: Anne auf Green Gables

Folge 1: [Die Ankunft 4827
Folge 2: [Verwandte Seelen 4852
Folge 3: [Jede Menge Missgeschicke 4911
Folge 4: Ein Abschied und ein Anfang

Die zweite Staffel: Anne auf Avonlea

Folge 5: [Die neue Lehrerin 5783
Folge 6: [Ein rabenschwarzer Tag und seine Folgen 5806
Folge 7: Eine weitere verwandte Seele
Folge 8: Das letzte Jahr als Dorfschullehrerin

Die dritte Staffel: Anne in Kingsport

Folge 9: Auf dem Redmond College
Folge 10: Erste Erfolge als Schriftstellerin
Folge 11: Die jungen Damen aus Pattys Haus
Folge 12: Viele glückliche Paare

_Die Inszenierung:_

|Die Rollen und ihre Sprecher:|

Erzähler: Lutz Mackensy (Rowan Atkinson, Christopher Lloyd, Al Pacino)
Anne Shirley: Marie Bierstedt (Kirsten Dunst, Kate Beckinsale)
Marilla Cuthbert: Dagmar von Kurmin (Bühnenschauspielerin, Hörspiel-Regisseurin für |Europa|, Stammsprecherin für |Titania Medien|)
Rachel Lynde: Regina Lemnitz (Whoopi Goldberg, Kathy Bates, Diane Keaton)
Diana Barry: Uschi Hugo (Neve Campbell)
Gilbert Blythe: Simon Jäger (Josh Hartnett)
Jane Andrews: Cathlen Gawlich (Jaime King, Amy ‚Fred‘ Acker)
James A. Harrison: Heinz Ostermann (Kammerschauspieler)
Priscilla Grant: Tanja Geke (Judy Greer, Tara Wilson)
Lavender Lewis: Monica Bielenstein (Emma Thompson)
Charlotta die Vierte: Charlotte Mertens
Und viele weitere.

Regie führten Stephan Bosenius und Marc Gruppe, der auch das „Drehbuch“ schrieb. Die Aufnahme leiteten Martin Wittstock und |Kazuya|. Die Illustration stammt von Firuz Askin.

_Handlung_

Endlich sind wieder Sommerferien, und weitere Aufregungen warten auf Anne Shirley und ihre Lieben. Sie freut sich auf den Besuch der bewunderten Romanschriftstellerin Charlotte Morgan, der Tante von Priscilla Grant, auf Green Gables. Doch als alles bereit ist und auf den hohen Besuch warten, trifft dieser nicht ein. Dafür macht sich der Tunichtgut Davy Keith negativ bemerkbar. Erst zerstört er aus Versehen die Törtchen, die in der Küche bereitgestellt waren, dann, wieder aus Versehen, die kostbare Servierplatte, die Anne von Mrs Barry ausgeliehen hatte. Dringend muss Ersatz her. Zum Glück wurde eine passende Servierplatte bei den Schwestern Copp gesichtet.

|Malheur im Entenstall|

Als Anne mit ihrer Busenfreundin Diana Barry dorthin fährt, ist jedoch niemand daheim. Doch wo sie schon mal da sind, können sie ja wenigstens prüfen, ob es die Servierplatte tatsächlich gibt. Gesagt, getan. Anne klettert mit einer Leiter auf das Dach des Entenstalls und von dort späht sie in das Fenster des Dachbodens. Die Platte existiert wirklich, welch eine Erleichterung. Die gefährliche Kletterei war also nicht umsonst. Doch auf dem Rückweg brechen die morschen Dachbalken des Stalls, und auf einmal steckt Anne fest. Just in diesem Moment fängt es an zu regnen. Der Sonnenschirm hält zwar einiges Wasser ab, aber die missliche Lage, in der Anne steckt, bis die Copp-Schwestern zurückkehren, wird Anne noch lange in Erinnerung bleiben. Natürlich bekommt sie die Servierplatte.

|Scharlachrot|

Die letzte Woche der Sommerferien ist angebrochen, und bald wird der Unterricht wieder losgehen. Davor wird Anne noch einmal ihren Haushalt auf Vordermann bringen, während Marilla mit den Zwillingen einkaufen geht. Sie zieht ein altes Kleid an und bindet sich das rote Haar hoch, dann streicht sie Tinktur auf ihre Nase, damit die Sommersprossen verschwinden. Sie ist fast fertig mit dem Umfüllen von Daunenfedern in ihrem Bettzeug, als es an der Tür klopft.

Vor Schreck kippt sie fast aus den Pantinen. Es ist die berühmte Schriftstellerin Charlotte Morgan mit ihrer Nichte Priscilla Grant. Unangemeldet! Beide starren Anne an, die noch diverse Federn im Haar hat. Was soll sie nur servieren?! Anne gerät völlig aus dem Häuschen und überhört gewisse dezente Hinweise auf ihr Aussehen. Sie eilt zu Diana Barry, um was zu essen zu holen, doch Diana darf es sich erlauben, Anne auf ihre Nase hinzuweisen: Sie sei scharlachrot! Au weia, Anne muss die Fläschchen verwechselt haben. Statt Antisommersprossentinktur hat sie Haarfärbemittel erwischt. Wenigstens geht das Zeug leicht ab, und so wird es noch ein schöner Nachmittag mit der Autorin, die Anne vergöttert.

|Das Geheimnis im Wald|

Um einen Weg abzukürzen, gehen Anne und Diana durch den Wald, doch sie nehmen die falsche Abzweigung und verirren sich. Dabei stoßen sie auf ein einsam gelegenes Häuschen, in dem eine ältere Dame und ein junges Mädchen leben. Anne gefällt dieser „verwunschene“ Ort sofort und sie hat keine Angst vor der Dame, die sich als Lavender Lewis vorstellt. Das Mädchen sei ihr Hausmädchen, Charlotta die Vierte.

Anne fällt sofort die Geschichte ein, die sie von Paul und Gilbert über die zwei Verlobten gehört hat, die sich vor rund 25 Jahren im Streit trennten. Was für ein Jammer, denkt sie, aber Lavender mag zwar weiße Haare haben, verhält sie allerdings, als wäre sie immer noch siebzehn – genauso alt wie Anne. Die beiden werden sofort Freunde, und wieder entdeckt Anne eine „verwandte Seele“. Sie fragt, ob sie wohl Paul Irving mitbringen darf, und Lavender sagt ja. Etwas Gutes könnte jetzt beginnen, hofft Anne.

_Mein Eindruck_

Dies ist eine der wichtigsten Folgen der gesamten zweiten Staffel. Nach einem recht komischen Auftakt um die Zerstörung und Wiederbeschaffung einer Servierplatte – teure und daher seltene Keramik in der damaligen Zeit – und um die Beweihräucherung einer bewunderten Schriftstellerin lernt Anne in Lavender Lewis eine weitere „verwandte Seele“ kennen. Sofort tritt ihr Rettungsprogramm in Kraft. Ihre romantischen christlichen Prinzipien sind bereits durch das traurige Schicksal Heather Grays strapaziert worden, nun muss sie einen Ausgleich schaffen, um dem Guten (und somit Gottes Geboten) wieder zum Sieg zu verhelfen.

Aber will Lavender Lewis überhaupt gerettet werden? Sie scheint rundum zufrieden zu sein, obwohl sie zusammen mit ihrem Hausmädchen Charlotta alleine im Wald lebt. Sie hat eine tolle Aussicht, ein tolles Echo und sieht außerdem toll aus – als würde sie in einer Zeitkapsel leben. Wie könnte es Anne da wagen, von Not zu sprechen? Sie hat zunächst Zweifel, ob Rettung angebracht ist, und erzählt erst einmal ganz dezent Paul und dadurch seinem Vater, was mit Stephen Irvings Exverlobter los ist. Das Rettungsprogramm kann schon mal im Hintergrund anlaufen.

Außerdem hat Anne selbst einen Erkenntnisprozess zu durchlaufen. Im Herbst geht sie wieder mal mit Diana, Fred und Gilbert in den Wald, um eine kleine Grillparty zu veranstalten. Dabei rückt ihr Diana den Kopf und Blick zurecht: Gilbert sei gar kein Junge mehr, wie Anne glaube, sondern ein junger Mann. Und Diana verlobt sich demnächst mit Fred, selbst schon eine junge Lady, wie alt muss dann erst Anne sein! Gilbert tituliert Anne dennoch zunächst als eine Dryade, eine Baumnymphe aus der Antike – ein Bildungstrümmerstück zum Renommieren.

Doch schon bald werden die beiden ernster. Sie bittet ihn, ihr seine Freundschaft nicht zu entziehen. Natürlich verspricht er es ihr, denn er insgeheim liebt er sie schon seit Schultagen. Sie muss sich erst noch an den Gedanken gewöhnen, dass Liebe auch ganz einfach wachsen könne und nicht wie ein Donnerschlag auf einen Blick über die Menschen hereinbreche – so beschreiben es nämlich die romantischen Schmonzetten, die sie ständig liest. Wer weiß, was Anne in ihrem Kämmerlein für Geschichten schreibt.

_Die Inszenierung_

|Die Sprecher:|

Die Hauptrolle der Anne Shirley wird von Marie Bierstedt, der deutschen Stimme von Kirsten Dunst und vielen anderen jungen Schauspielerinnen, mit Enthusiasmus und Einfühlungsvermögen gesprochen. Obwohl Bierstedt wesentlich älter ist als die siebzehnjährige Heldin, klingt ihre Stimme doch ziemlich jugendlich. Manchmal darf sie aber auch ein wenig langsamer und überlegter sprechen, besonders mit „verwandten Seelen“.

Sehr gut gefiel mir auch Heinz Ostermann, der Sprecher des Mr. Hamilton. Er legt ihm ein ganzes Spektrum von Grantigkeit, Freundlichkeit und schließlich sogar Zärtlichkeit in den Mund, dass man fast einen gerundeten Charakter vor sich hat.

Unter den weiteren weiblichen Sprecherinnen ragen die der Marilla Cuthbert (Dagmar von Kurmin) und der Rachel Lynde (Regina Lemnitz) heraus. Dagmar von Kurmin muss wie Heinz Ostermann sowohl Strenge als auch Freundlichkeit verkörpern. Regina Lemnitz ist die Inkarnation der Plaudertasche und der wandelnden Gerüchteküche. Außerdem scheint ihre Rachel Lynde Vorsitzende des Dorfverschönerungsvereins zu sein und hat entsprechend viele Sorgen um die Ohren. Und sie ist natürlich die beste Freundin von Marilla Cuthbert, die die Witwe in Folge acht in ihr Haus aufnimmt.

Lavender Lewis, gesprochen von Monica Bielenstein, der deutschen Stimme Emma Thompsons, klingt teils romantisch-verträumt, teils ein wenig traurig, aber stets freundlich und zuvorkommend. Man merkt, dass sie zwar glaubt, mit ihrem Leben zufieden sein zu können, dass ihr aber doch etwas Entscheidendes fehlt. Was könnte es nur sein?

|Geräusche|

Die Geräusche im Hintergrund sorgen für die Illusion einer zeitgenössischen Kulisse für das Jahr 1879, doch sind sie so sparsam und gezielt eingesetzt, dass sie einerseits den Dialog nicht beeinträchtigen, andererseits den Hörer nicht durch ein Übermaß verwirren. Deshalb erklingen Geräusche in der Regel stets nacheinander.

Auffällig häufig ist jedoch die Kombination aus Brandung und Vogelgezwitscher zu hören. Das ist eine Besonderheit der meerumtosten Inselumgebung. Selbstredend erklingen zahlreiche Vogelstimmen, wenn Anne mit ihren Freunden durch den Wald spaziert. Um die Epoche zu verdeutlichen, ist natürlich kein einziges Auto zu hören, sondern nur diverse Kutschen und Karren.

|Musik|

Die Musik ist ebenfalls ziemlich romantisch, voller Streichinstrumente, Harfen und Pianos. Das Klavier wird meist für melancholische Passagen eingesetzt, und diese sind ebenso wichtig wie die heiteren. Der kontrastreiche Wechsel zwischen Heiterkeit, Drama, Rührung und Melancholie sorgt für die emotionale Faszination beim Zuhörer. Die Musik steuert die Emotionen und untermalt die wichtigsten Szenen, kommt aber nicht ständig im Hintergrund vor. Ebenso wie mit den Geräuschen darf man es nicht übertreiben.

Als Intro erklingt die Erkennungsmelodie der Serie: In einem flotten Upbeat-Tempo lassen Streicher, Holzbläser und ein Glockenspiel Romantik, Heiterkeit und Humor anklingen. Alle diese Elemente sind wichtige Faktoren für den Erfolg des Buches gewesen. Warum sollten sie also ausgerechnet im Hörspiel fehlen?

_Unterm Strich_

Große Veränderungen kündigen sich an. Die Zwillinge bleiben nur fest auf Green Gables, und der Besuch der bewunderten Schriftstellerin wird zu einer mittleren Katastrophe – der besonders heiteren Sorte. Nach Annes abenteuerlicher Kletterpartie auf einem Stalldach wendet sich das Geschehen wieder ernsteren Dingen zu, darunter die Begegnung mit Lavender Lewis, deren Leben einen offensichtlichen Mangel aufweist, den man aber nicht offen aussprechen darf. Doch insgeheim startet Anne bereits ihr Rettungsprogramm für diese „verwandte Seele“. Dass sie selbst ebenfalls einer liebenden Person bedarf, realisiert sie erst ziemlich spät. Sie hat nämlich die falsche Vorstellung von Liebe. Aber das lässt sich ja korrigieren.

Besonderes Vergnügen hat mir die akustische Umsetzung des Buches bereitet. Hörbaren Spaß haben die Sprecher an ihren Rollen, und insbesondere die Hauptfigur ist von Marie Bierstedt ausgezeichnet gestaltet. Sie schluchzt, lacht, schmollt, flüstert und quasselt, dass man sich wundern muss, woher diese Vielseitigkeit stammt. In den Spider-Man-Filmen ist Kirsten Dunst nie so vielseitig. Bierstedts Anne muss sich nicht nur durch Höhen und Tiefen des Herzens lavieren, sondern auch noch weiterentwickeln.

|67 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3635-7|

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Raupach, E. B. S. / Gruppe, Marc – Blutbaronin, Die (Gruselkabinett 14)

_Trivialliteratur aus der Gruft._

Ernst Benjamin Salomo Raupach hat 1784 in Schlesien das Licht der Welt erblickt, Theologie studiert, als Privatlehrer in Russland unterrichtet, wurde schließlich an der Philosophischen Fakultät in St. Petersburg zum Professor ernannt, fiel dort in Ungnade und kehrte nach Deutschland zurück, wo er sich als Autor für dramatische Stücke einen kurzlebigen Ruhm erschreiben konnte. Es heißt, seine Werke seien in der Tradition eines gewissen August von Kotzebue entstanden, und jener gilt heute als der Vater der Trivialliteratur.

Raupachs Kurzgeschichte „Lasst die Todten ruhen“, die von |Titania| ausgebuddelt und zur „Blutbaronin“ erhoben wurde, könnte einen passenderen Stempel kaum aufgedrückt bekommen:

_Finger weg von toten Liebsten!_

Baron Ferenc vergießt bittere Tränen am Grab von Elisabeth Bathory: Was seiner Angebeteten einfiele, klagt er, ihn so kalt anzustarren, während er im Reich der Lebenden vor Verlangen vergeht. Eine gruslige alte Kräuterhexe, von jedem im Ort gemieden, lauscht dem Lamentieren des armen Barons und erbarmt sich seiner, indem sie ihm jene verderbte Hilfe in Aussicht stellt, die gruslige alte Kräuterhexen immer im Futteral haben, wenn sie auf Friedhöfen herumschleichen: Sie kann die Geliebte zurück ins Leben holen. Natürlich wird Ferenc von ihr gewarnt, dass Elisabeth nicht mehr dieselbe sein wird, wenn sie erst einmal von den Toten auferstanden ist. Außerdem wird es sehr schwierig sein, droht sie, Elisabeth wieder in die Gruft zurückzubefördern, falls dem Baron dämmern sollte, welch grausliger Fehler ihm unterlaufen ist.

Ferenc lässt sich natürlich von niemandem verunsichern und pocht auf die Wiedererweckung. Bald schon nimmt er Elisabeth Bathory in sein Waldschloss und wundert sich nur wenig über Elisabeths Bitte, sie keinesfalls mit dem Tageslicht zu konfrontieren. Es ist allerdings nicht sehr geschickt von Ferenc, seiner Flamme zu beichten, dass er noch mit Katharina verheiratet ist und zwei Kinder hat. Elisabeth ist erbost. Sie verweigert sich dem Entbrannten und verlangt von ihm, sich von seiner Frau zu trennen. Der Baron lässt sich nicht zweimal bitten.

Bald darauf zieht Elisabeth Bathory selbst wieder in die Festung des Barons ein und erschreckt dort jeden, der sie erblickt: Das kann doch unmöglich die Baronin sein? Natürlich kann Ferenc niemandem gestehen, dass eine eigentlich Verblichene die Dienerschaft durch die kühlen Gänge hetzt, und versucht, die Belegschaft der Festung deshalb mit haarsträubenden Geschichten zu besänftigen: Die hübsche Dame habe er in der Fremde aufgetan und wegen ihrer Ähnlichkeit zu Elisabeth sei sein Herz sogleich zu ihr entbrannt – sogar ihr Name gleicht der Verstorbenen!

Gelinde Zweifel halten sich dennoch in Ferencs Festung, als Elisabeth ungebührliches Interesse an jungen Bediensteten findet, als immer mehr unerklärliche Todesfälle auftreten, ausgemergelte Leichen, grauhaarig trotz jungen Alters und leer (im wahrsten Sinne des Wortes). Irgendwann geht Ferenc auf, dass auch er nicht verschont wird, von der unheimlichen „Bluttrinkerin“ die umgeht – ganz im Gegenteil …

_Staub und Spinnweben._

Davon ist Raupachs Geschichte geradezu verkrustet. Natürlich muss man die Zeit bedenken, in der „Lasst die Todten ruhen!“ entstanden ist, und ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Blutbaronin kräftig an den damaligen Moralvorstellungen gerüttelt hat: Da wird eine heilige Ehe annulliert, um eine Tote ins Schlafgemach zu hieven, und Elisabeth Bathory, ihrerseits eine pechschwarze Legendengestalt, ist die Sünde selbst. Eine schwarzhaarige Schöne mit vollen roten Lippen und einer kräftigen Stimme, ein Loch dort, wo eigentlich die Seele sein sollte. Es gibt Tränke aus Menschenblut, Hexenzauber, Versündigung gegen den Allmächtigen, außerdem haufenweise Anzüglichkeiten und subtile Erotik. Der „Bluttrinker“ ist zu jener Zeit noch eine frische Idee gewesen, ein unheimliches Wesen, weit weg vom heutigen Vampir, der schwarzgewandeten Modegestalt, der man viel zu oft die Zähne abgefeilt hat, um sie durch belanglose Vorabendserien zu scheuchen.

Den heutigen Hörer kann „Die Blutbaronin“ aber kaum hinter dem Ofen hervorlocken. Es gibt nichts, aber auch gar nichts, was man in dieser Form nicht irgendwann schon mal vorgesetzt bekommen hat. Elisabeth kommt ins Schloss, der Baron ist entzückt, die Bediensteten schöpfen Verdacht, der Baron ist blind vor Verlangen, die Bediensteten werden dezimiert, der Baron weigert sich mit Händen und Füßen, die Wahrheit anzuerkennen … Noch dazu fließt die Story so zähflüssig dahin wie abkühlendes Wachs: Endlose Belehrungen an den Baron („Bedenke, was du dir wünscht, Ferenc!“) und ewige Dialoge zwischen Bediensteten und der fiesen Baronin („Bitte nicht, verzeiht, Herrin!“ „Tu, was dir gesagt wird!“) Dazu ist Elisabeth Bathory eine energische Vertreterin des Schurken-Monologs. Ausschweifendst erzählt sie einer Amme von ihren finsteren Plänen, ehe sie ihr den Garaus macht.

_Gebrechlicher Geschichten-Greis im Profi-Klanggewand._

Auch der „Blutbaronin“ hat so manch illustre Persönlichkeit die Stimme geliehen: Ferenc wird von Uwe Büschken gesprochen (Hugh Grant), seine Frau Katharina spricht Arianne Borbach (Uma Thurman) und Hartmut Neugebauer, der sonst den Hagrid knarzt, übernimmt die Erzählerrolle. Der gesamte Sound enttäuscht wie immer nicht, aber auch er kann keine Atmosphäre schaffen, wenn der Story die Puste ausgeht. Hall-Effekte, Streicher, murmelnde Menschenmassen, pfeifender Wind um knirschende Grabsteine, schön und gut, aber ohne geschichtentechnische Rückendeckung nichts weiter als eine hübsche Schatulle.

Wie gesagt, der Story selbst soll hier kein Strick gedreht werden. Wer weiß, wie die Filmfans am Ende des 22. Jahrhunderts über die Idee von „Matrix“ urteilen! Schon jetzt setzt diese „die Realität ist nur eine virtuelle Illusion“-Idee ersten Staub an. Das ändert aber nichts daran, dass das damals eine wirklich knackfrische Herangehensweise war, ein Wendepunkt, wie ein Tritt in den Magen. Raupach mag der deutschen Phantastik einen Meilenstein der grusligen Trivialliteratur erschaffen haben, aber selbst das würde nichts daran ändern, dass „Die Blutbaronin“ heute ein staubiges Relikt ist. Hardcore-Nostalgiker mögen durchaus ihren Spaß an diesem Hörspiel haben und auch Komplettisten können sich „Die Blutbaronin“ ohne weiteres ins Regal stellen – es ist eine schwächere Story, kein Totalausfall. Für alle anderen aber gilt: Lasset die Todten ruhen!

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_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)

Frankenstein. Teil 1 und 2 (Gruselkabinett 12 & 13)

Das Jahr ohne Sommer.

1816 schleuderte ein Vulkanausbruch seine Asche in die Atmosphäre und kühlte das Klima deutlich ab, weshalb, so verrät uns der Prolog dieses nostalgischen Zweiteilers, bis in den Hochsommer hinein Schnee fiel. Während dieser finstren Zeit saßen unter anderem Lord Byron und die 19-jährige Mary Shelley beisammen und gruselten sich zu einem Band alter deutscher Geistergeschichten. Es wurde der Beschluss gefasst, Ähnliches zu vollbringen, aber nur Mary Shelley brachte ihr Werk zu Ende: „Frankenstein oder: Der moderne Prometheus“.

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Raupach, E. B. S. / Gruppe, Marc – Blutbaronin, Die (Gruselkabinett 14)

_Story_

Burg Csetje um 1600: Der verwitwete Baron Ferenc Nádasdy trauert noch immer seiner ersten Frau Elisabeth nach, die bereits seit mehreren Jahren in der Gruft liegt. Obwohl er mittlerweile wieder neu verheiratet ist und mit seiner zweiten Gattin Katharina sogar Kinder hat, lebt er sehr unglücklich und fühlt sich einsam in seiner Haut.

Eines Nachts trifft er den Entschluss, Elisabeth am Grab zu besuchen, die Gruft zu öffnen und die Überreste seiner verstorbenen Ehefrau zu beschauen. Dabei stellt er fest, dass bei der Dame keine Spur der Verwesung zu entdecken ist. Dies macht ihn stutzig, und von nun an besucht er das Mausoleum der Toten regelmäßig und jeden Abend.

Ferenc‘ Treiben bleibt nicht unbemerkt, und als er den bizarren Wunsch äußert, wieder mit Elisabeth Bathory vermählt zu sein, nimmt ihn eine weise Frau beim Wort, nennt ihm die Bedingungen und erweckt die Verstorbene tatsächlich zu neuem Leben. Ferenc ist überglücklich und sofort bereit, der Auferstandenen jeden Wunsch zu erfüllen. Allerdings ist ihm nicht bewusst, dass Elisabeths zweites Leben von einem ständig zu befriedigenden Blutdurst genährt wird, und erst viel zu spät erkennt Ferenc die Folgen seiner schändlichen Tat.

_Meine Meinung_

Erneut haben sich |Titania Medien| für ihr „Gruselkabinett“ einen schaurigen Klassiker der Weltliteratur ausgesucht, der sich aufgrund seiner vampiristischen Hauptdarstellerin besonders in Düsterromantik-Kreisen immer noch einer sehr großen Beliebtheit erfreut. Die Blutbaronin Elisabeth Bathory diente unter anderem als Namensgeberin einer bekannten nordischen Musikformation, wurde aber auch schon von zalreichen Bands (unter anderem CRADLE OF FILTH) mit stimmungsvollen Songbeiträgen geehrt, in denen die herrschsüchtige Natur der blutrünstigen Baronin umfassend besungen wurde.

Davon abgesehen ist die Geschichte um den zur Depression neigenden Baron Ferenc und seine unglücklich geschiedene Ehe hierzulande nicht in größerem Maße bekannt. Zwar stammte der Autor des Stückes aus Deutschland, jedoch wurde dieser eher durch seine dramatischen Bühnenstücke zu Beginn des 19. Jahrhunderts bekannt. Der „Blutbaronin“ (Originaltitel: „Lasst die Todten ruhen“) hingegen wurde lediglich von einem erlesenen Publikum die Rolle des Klassikers zugeschrieben, dies jedoch wiederum völlig zu Recht, denn rein qualitativ unterscheidet sich das Werk wohl kaum von den übrigen Dramen, die Raupach zu Lebzeiten verfasst hat.

Rein inhaltlich ist „Die Blutbaronin“ ein typischer Vertreter (dies ist keineswegs im negativen Sinne zu verstehen) dieser Reihe. Es geht ein weiteres Mal um die Auferweckung von Toten – wie zuletzt noch in [„Frankenstein“ 2960 – und die unheilvollen Konsequenzen, die diesem Entschluss folgen sollen. Ferenc ist bisweilen derart besessen vom Gedanken, seine alte Gemahlin wieder zurückzubekommen, dass er hierfür jeden Preis in Kauf zu nehmen bereit ist, was er schließlich auch unbewusst tut. Lady Bathory setzt ihren vor Freude blinden Gatten von Anfang an unter Druck, bestimmt sein Tun und Handeln in jeder Sekunde, nimmt ihn und sein Umfeld völlig aus und lässt ihn zum Schluss noch bitterlicher vereinsamen, als er dies zuvor empfand. Elisabeth lässt keine Zweifel daran aufkommen, dass sie in der erneuten Position als Baronin die eigentliche Herrscherrolle einnimmt, und versetzt die Dienerschaft ihres Mannes in Angst und Schrecken. Nach und nach verschwinden diejenigen, die Zweifel an ihr äußern, und vor allem die Personen, die behaupten, es handle sich bei der Dame um ein und dieselbe Person wie Ferenc‘ erste Ehefrau, müssen auf blutige Weise, abseits von Ferenc‘ Einfluss, schmerzhaft in Erfahrung bringen, wie hoch der Preis für kritische Worte der Blutbaronin gegenüber ist.

Der Baron indes lässt sich selbst von den vielen Warnungen seiner Bediensteten und Freunde nicht umstimmen, zieht nicht einmal in Erwägung, die jüngsten Geschehnisse auf seinem noblen Sitz zu hinterfragen. Er nimmt es als gegeben hin, dass von Zeit zu Zeit Leute verschwinden, und kann sich kaum vorstellen, dass grausame Gewalttaten oder dergleichen hinter diesen Ereignissen stehen. Erst als es seiner eigenen Familie und speziell seinen Kindern an die Wäsche geht, blickt der gutherzige, jedoch geblendete Baron Nádasdy hinter die wahren Hintergründe, doch zu diesem Zeitpunkt ist das verheerende Schicksal nicht mehr abzuwenden bzw. sind seine Geliebten allesamt dahingerafft.

Die Story wird von den Machern des „Gruselkabinetts“ mal wieder sehr stimmungsvoll inszeniert. Erneut trifft man auf tolle, schaurige Musikbeiträge, viele wohldosierte Klangeffekte und natürlich exzellente Beiträge seitens der Sprecher. Marc Gruppe und sein erfahrenes Team bewähren sich in diesem Fall vor allem darin, dass sie die Tragik der Handlung authentisch transferieren, gleichzeitig aber auch für eine ansteigende Spannungskurve und mehrere Überraschungsmomente sorgen. Zwar hat man das traurige Ende ein wenig zu breitformatig gestaltet und die erschreckende Wirkung damit etwas zu stark ausgereizt, doch ansonsten ist das Hörspiel mal wieder fantastisch aufgebaut, im übertragenen Sinne farbenfroh inszeniert und in dem Maße bewegend, dass nebenbei auch noch das Interesse für weitere Werke des Autors geweckt wird.

Mit einem Satz: „Die Blutbaronin“ vereint einmal mehr sämtliche Stärken dieser Reihe und ist ein würdiger Vertreter der preisgekrönten Produktionen von |Titania Medien|.

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_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)