Bahnbrechende, aber inzwischen überholte Visionen
Diese Originalanthologie aus dem Jahr 1977 bringt fünf Erzählungen und einen Roman von SF-Autorinnen, die mittlerweile schon recht bekannt sind (oder es zumindest in den achtziger Jahren waren). Die bekannteste Autorin dürfte Ursula K. LeGuin sein, die Autorin des verfilmten ERDSEE-Zyklus. Alle Beiträge erscheinen hier zum ersten Mal und tragen deshalb das Copyright des Jahres 1978. Was nicht heißt, dass sie nicht schon früher geschrieben wurden.
Die Herausgeberin
Virginia Kidd (2.6.1921 bis 11.1.2003) war eine sehr rührige Agentin und Herausgeberin, die sich besonders für weibliche Autoren engagierte, aber auch Gene Wolfe und Alan Dean Foster groß gemacht hat. Im Nachwort liefert sie Kurzcharakteristiken zu den einzelnen Autorinnen, die die Ehre hatten, für diese bahnbrechende Anthologie ausgewählt zu werden.
Die Erzählungen
1) Cynthia Felice: Keiner hat gesagt, es sei für immer (Nobody said forever)
Carol und Mike sind ein Paar und haben einen Sohn Danny, sind aber nicht verheiratet. Carol soll für zwei Jahre in die Antarktis auf die Byrd-Station versetzt werden. Das ist eine lange Zeit, findet Mike, der dagegen ist. In den verbalen Auseinandersetzungen spaltet sich Carols Persönlichkeit auf. Da ist die selbstbewusste Carol, die den Job annehmen und beruflich aufsteigen will. Aber da ist auch die nachgiebige, liebebedürftige Carol, die klein beigeben und Mike alles recht machen möchte. Auch die Zeit scheint sich zu dehnen. Am Ende fliegt Carol doch. Aber sie ist ja nicht für immer weg, oder?
Mein Eindruck
Anscheinend genügte es 1978 für eine Frau, einem Mann zu widersprechen, um für progressiv gehalten zu werden. Lang, lang ist’s her. Interessanter sind da schon die Andeutungen der Schizophrenie und des Realitätsverlusts. Gemäß der psychologischen Definition von Science Fiction qualifiziert sich damit der Beitrag für diese Auswahl.
2) Diana L. Paxson: Das Heldenlied des N’Sardi-el
Elana und ihre Sippe sind mit dem Familienraumschiff unterwegs zum Planeten Cithal. Sie wollen die Schürfrechte für ein seltenes Metall ergattern, das es nur dort gibt. Mit dem Gewinn wollen sie erst einmal ihr Uraltschiff aufmöbeln, denn Elanas Familie vergrößert sich laufend: Man wird hineingewählt, nicht nur hineingeboren.
Auf dem Hinflug rettet die Crew aus einem Rettungsboot ein junges Mädchen namens Jo. Es gehört zu einer Familie von Schürfern, die das Metall illegal auf Cithal abbauen wollte und von den kriegerischen Clans erwischt wurde. Offenbar konnte Jo fliehen, fiel aber im Weltraum einem Kriegerschiff in die Hände. Seitdem hat sie Alpträume.
Aber sie kann Elana durchaus beim Erlernen der komplizierten Sprache der Bewohner von Cithal helfen, denn sie hat auf Cithal jahrelang überleben müssen. Sie kennt alle Heldenlieder auswendig. Bis das Schiff den Weltraum um Cithal erreicht, sind alle mechanischen Übersetzungsgeräte topfit für die Begegnung mit der Handelsdelegation. Bei dieser Begegnung sieht Jo ihren Peiniger wieder und reagiert heftig. Es kommt zu einem folgenschweren Zwischenfall…
Mein Eindruck
Das Interessanteste an dieser Erzählung ist für mich die Erfindung der fünf Geschlechter der Xicithali. Ohne nun ins Detail gehen zu wollen und den Leser mit komplizierten Bezeichnungen langweilen zu wollen, sei doch erwähnt, dass es ein spezielles Geschlecht gibt, das besonders den Kindern verpflichtet ist. Ein Verstoß gegen diesen Ehrenkodex macht Vertreter dieses Geschlechts „shilel“, also ehrlos. Mit diesem Schimpfwort belegt die junge Jo ihren ehemaligen Peiniger. Sofort ziehen sich alle anderen Krieger, die sehr auf ihre Ehre bedacht sind, von ihm zurück.
Warum jedoch auch Elana sich selbst auf einmal als „shilel“ betrachtet, ist weniger einfach zu verstehen. Offenbar macht sie sich dafür verantwortlich, dass sie Jo, die eigentlich auf der Krankenstation liegen müsste, für ein paar Stunden aus den Augen gelassen hat. So konnte es zu dem Angriff Jos auf ihren Peiniger kommen. Klar, dass ihr nächster Schritt in Wiedergutmachung bestehen muss. Dazu adoptiert sie Jo, um sie in ihre Familie aufzunehmen. Endlich ist sie wieder eine „gute“ Mutter.
Die Geschichte weist Stellen mit einer fremden Sprache auf. Das war Ende der siebziger Jahre sehr in Mode und wurde besonders von weiblichen Autoren wie C.J. Cherryh praktiziert, etwa in deren Kesrith-Zyklus. Heute würde eine solche Praxis die Leser auf die Barrikaden treiben. Damals galt das als exotisch und authentisch.
3) Elizabeth A. Lynn: Die Geschichte von Jubiläa
In der kargen Zeit nach dem atomaren Holocaust sind die USA wieder auf eine frühchristliche Entwicklungsstufe zurückgefallen. Fast alle Frauen sind Sklavinnen, Ehefrauen sowieso, aber es gibt auch Freie Frauen, und die werden von Männern gar nicht gern gesehen. Solche Freien Frauen sind die Ordensschwestern Elsbeth, ihr Tochter Jubiläa, Ruth, aber auch die Amazone Corinna.
Jubiläa berichtet ihrem Geschichtslehrer von jener Begebenheit, deren Zeuge sie damals war, als sie erst 15 Jahre alt war. Eigentlich sollte Elsbeth nach Ephesus, um einer Josepha bei der Entbindung bei der Entbindung ihres vierten Kindes beizustehen. Doch ein rotbärtiger junger Mann namens Jonathan bat die Freien Frauen, in einem Ort namens Oberelend seiner Frau Kathy bei der Entbindung zu helfen.
Der Weiler ist verfallen und nur noch von vier Menschen bewohnt: von Jonathan, seiner Kathy, deren Wehen eingesetzt haben, von Simon, seinem Bruder, und ihrem Vater, einem mürrischen alten Bibliothekar. Jonathan verteidigt die Anwesenheit der Freien Frauen gegen die anderen Männer, doch nach 24 Stunden der Wehen ist die Geduld aller Männer am Ende und es kommt zu einer folgenschweren Auseinandersetzung: Simon behauptet, der Vaters von Kathys Kind zu sein…
Mein Eindruck
Die kurze Erzählung ist in einfache Worte gefasst, doch das täuscht nicht über den vielschichtigen Sachverhalt hinweg. Freie Frauen, Hüterinnen geheimen, verlorenen Wissens, sind in dieser Zukunft die Ausnahme, Amazonen müssen sie gegen Männer verteidigen. Unfreie Frauen hingegen müssen sich gegen die Ansprüche mehrerer Männer durchsetzen – wenn sie können und wollen. In diesem Konfliktfeld kommt es schließlich zu einer schweren Krise und Auseinandersetzung.
Die kleine, aber vielfach abgedruckte Erzählung grenzt an die großen Romane der Autorin an, die Tornor-Chronik und „Sardonyx Netz“, in denen Freie Frauen wie Männer agieren und unfreie Frauen Mühe haben, sich zu behaupten.
4) Cherry Wilder: Mab Gallen, Bordarzt a.D.
Eine alte Frau, nämlich die titelgebende Ex-Medizinerin, blickt zurück auf ihre vielen Dienstjahre zwischen den Sternen. Sie denkt an ihren Mann Iwanow, eine russischen Überläufer, ihre Tochter Valentina, ein Wunderkind – und stößt auf jene Begebenheit, von der sie noch niemandem erzählt hat.
Die Station über dem Saturnmond Titan ist havariert und muss schnellstens evakuiert werden. Dies gelingt mit knapper Not bei 20 Besatzungsmitgliedern. Doch am Schluss sind drei in einem Segment gefangen, in dem die Luft knapp wird: Marshall Swain liegt mit gebrochenen Knöcheln auf einer Tragbahre, Dr. Gallen steckt ihn in ein Sauerstoffzelt. Und dann ist da noch die Priesterin Fahey, die auf der Station als Küchensergeant gearbeitet hat.
Die katholische Kirche hat die Ordinierung von weiblichen Priestern erst etwa 50 Jahre zuvor zugelassen, also ist „Prester“ Fahey eine echte, wenn auch noch seltene Novität. Sie will Swain unbedingt durch das Teilen ihres eigenen Sauerstoffvorrats helfen. Mab Gallen verweist darauf, dass das zunehmende Kohlenmonoxid sie schon bald alle umbringen werde. Doch zum Glück hat Mab noch eine weitere Fähigkeit: außersinnliche Wahrnehmung…
Mein Eindruck
Der Erzählstil war für mich gewöhnungsbedürftig, aber er ist typisch für die in Neuseeland geborene, deutsche Schriftstellerin Cherry Wilder, d.i. Cherry Barbara Grimm. Sie erhielt für ihren ersten SF-Roman „Das Glück von Brins Fünf“ 1978 die Auszeichnung Ditmar Award als bester australischer SF-Roman.
Der Text beginnt wie eine Sammlung von Erinnerungsfotos, bevor er sich auf die oben geschilderte Zentralszene fokussiert, dann zerfließt er wieder. Die Hauptsache ist natürlich die Begegnung mit dem weiblichen Priester, einer hageren alten Frau, die sich aufopfert. Die zweite, die sich aufopfert, ist Doc Gallen selbst. Die dritte ist ihre Tochter Valentina Iwanowna, die ihr Organisationstalent vollständig in den Dienst einer Gewerkschaft für Weltraumarbeiter gestellt hat.
Man kann also sagen, dass die eigentliche Aufgabe der Erzählung darin besteht, die Bedeutung von Frauen im Weltraum vor Augen zu führen.
5) Joan D. Vinge: Phönix in der Asche
Amanda Montoya ist eine Ausgestoßene in ihrer Familie. Als klapperdürre Ledige verdient sie sich in einer abgelegenen Hütte mit Weben ihren kargen Lebensunterhalt. Ihr einziges Verbrechen: Sie wollte den Mann, den ihr Vater, ein Kaufmann, für sie ausgesucht hatte, nicht nehmen. Denn zuvor hatte sie sich in einen jungen Seemann verliebt, der ihr Herz errang, aber nach einer Woche weitersegeln musste. Nur ihr Hund leistet ihr Gesellschaft, wenn sie ihre verheirateten Schwestern Estella und Teresa besucht.
Christovao Hoffmann ist ein Prospektor und sucht von Brasilien aus in den ehemals amerikanischen Nordwestterritorien nach Ölvorkommen. Das Becken von Los Angeles, das durch eine Atomexplosion zu einer spiegelartigen Glaswüste zerschmolzen ist, könnte an den Rändern solche Ölvorkommen aufweisen, besagen die uralten englischen Karten. Über San Pedro stürzt sein Helikopter ab. Weil ihn die abergläubischen Christen für einen Hexer halten, weigern sie sich, ihm zu Hilfe zu kommen. Mit letzter Kraft schleppt er sich in Amandas Hütte und fleht um Hilfe.
Entgegen allen Weisungen, Sitten und Bräuchen pflegt sie ihn gesund. Erst allmählich begreift er, welche Sonderstellung sie im Dorf innehat. Aber er ist dankbar für ihre Fürsorglichkeit und möchte sie dadurch unterstützen, indem er mit ihr zusammenlebt. Sie soll seine Ehefrau werden. Er hat vergessen, was er früher machte, wozu er hierhergekommen war. Aber er weiß genügend über Fruchtwechselanbau, um den Bauern noch einiges beibringen zu können. Tja, und als Mitgift kann er Amandas Vater eine halbe Tonne Metall in einer Höllen maschine anbieten.
Zusammen machen sie sich mit Teresa auf den Weg zum Haus ihres Vaters. Doch die Vergangenheit meldet sich aus dem fernen Brasilien zurück…
Mein Eindruck
Der titelgebende Phönix erhebt sich aus der Asche des Lebens zweier Menschen, aber auch aus der Asche des atomaren Holocausts, der hier als Vergangenheit erwähnt wird – ähnlich wie in „Jubiläas Geschichte“. Es müssen schon Jahrhunderte seit dem Atomkrieg vergangen sein, denn sonst hätte sich nicht schon in San Pedro eine blühende Dorfgemeinschaft entwickeln können.
Die Gesellschaft ist wieder rein patriarchalisch wie im 19. Jahrhundert. Deshalb hat Amanda auch massive Schuldgefühle. Sie hat ihres Vaters Willen nicht erfüllt, sie lebt allein und sie widerspricht Christovao in einem fort. Sie ist offenbar etwas ganz besonderes. Aber sie hat Glück, denn Christovao, der Fremdling, wie seine frisch angetraute Frau gar nicht anders haben als eigensinnig und extrovertiert.
Der Plot, der quasi Adam und Eva nach der Vertreibung aus dem Paradies zusammenführt, ist einfach gestrickt und würde zynische Leser sicherlich nicht überzeugen. Romantische Zeitgenossen hingegen werden entzückt sein, mal ein Happy-End vorzufinden. Beide Charaktere werden genau in ihrer jeweiligen Eigenart gezeichnet. Die Szenen sind stets anschaulich und anrührend geschildert. So hat man – besonders als Leserin – keinerlei Probleme, schnell Anteil an den Schicksalen der kleinen Dorfgemeinschaft, der Familie Montoya und dem eigenartigen Liebespaar zu nehmen.
Aber wird Christovao bei Amanda bleiben dürfen? Das darf hier nicht verraten werden.
6) Ursula K. LeGuin: Das Auge des Reihers (The Eye of the Heron, S.114-264)
Die junge Stadtfrau Luz Marina Falco Cooper lebt auf der Siedlerwelt Victoria, die seit etwa hundert Jahren in zwei Wellen kolonisiert worden ist. Zuerst gründeten zwei Schiffe mit Sträflingen eine Strafkolonie, dann kam ein Schiff mit politischen Flüchtlingen. Die Kommunikation mit der Mutterwelt Terra ist abgebrochen, und die Kolonien sind auf sich selbst angewiesen. Während die Abkömmlinge der Sträflinge meist streng hierarchisch die gleichnamige Stadt bevölkern, leben die Nachkommen der Politischen, des „Volks des Friedens“, in Shantih Town (nach dem indischen Wort „shantih“ für Frieden), welche man in der Stadt aber nur „Shanty Town“ nennt, also das Ghetto.
Die Politischen sind Bauern geworden und wollen ein weiteres Tal urbar machen, das weiter von der Stadt entfernt liegt. Die „Bosse“ der Stadt, darunter Luz‘ Vater Luis Burnier Falco, wollen jedoch die Kontrolle, die sie vermeintlich über die Bauern haben, nicht aus der Hand geben, und ergreifen deshalb Maßnahmen, um jede Besiedlung jenseits ihrer Einflusssphäre zu vereiteln. Luz gerät zwischen die Fronten. „Sie muss eine Reihe von Entscheidungen treffen und erfährt, dass es andere Lebensweisen gibt als jene, nach denen sie erzogen wurde.“ (V. Kidd im Vorwort)
Die Hauptthemen
Wie in vielen weiteren Werken Le Guins zwischen 1965 und 1980 geht es hier um die soziale Konstruktion von Gender, die Interaktionen zwischen Individuen, die aus unterschiedlichen Gesellschaften stammen, Intra-Aktionen innerhalb von Gesellschaften – und schließlich um den Kontakt mit dem, was als fremd- oder andersartig wahrgenommen wird.
Zwischen der Stadt und dem Land bestehen Gegensätze hinsichtlich der sozialen und politischen Organisation: pazifistischer Anarchismus (vgl. „Planet der Habenichtse“) einerseits und der gewalttätigen Oligarchie der Stadt-Bosse andererseits. Die verschiedenen Figuren bewegen sich in ihrer jeweiligen inneren Entwicklung, während sie im Laufe der Handlung mehrere äußeren Reisen absolvieren, insbesondere Luz Cooper.
Frauen im Mittelpunkt
In einem Interview von 1997 wurde die Autorin nach diesem Roman aus dem Jahr 1977 gefragt. Sie erzählte Erstaunliches: Dass eine ihrer Hauptfiguren darauf bestand, in der Mitte der Handlung zu sterben. Dabei gab es für die Figur noch so viel zu tun. Die Autorin hörte zu schreiben auf. Sie musste das Problem lösen, über eine Frau zu schreiben. Sie fand Anleitung in Feminismustheorie, aber auch in feministischer Literaturkritik. „Ich las die Anthologie The Norton Book of Literature by Women ((https://en.wikipedia.org/wiki/Norton_Anthology_of_Literature_by_Women)) von Anfang bis Ende durch; sie wurde quasi meine Bibel. Sie lehrte mich, dass ich nicht mehr wie ein Mann ehrenhalber schreiben musste, sondern wie eine Frau schreiben durfte und mich dabei befreit fühlen konnte.“
Der Titel
Der Titel “Das Auge des Reihers“ verweist auf ein fiktives Tier auf dem Planeten Victoria, das die frühen Kolonisten „Reiher“ nannten, weil es ein paar oberflächliche Ähnlichkeiten mit dem irdischen Reihervogel aufwies. Die Begegnungen der Figuren mit diesem Tier erfolgen in Augenblicken bedeutender innerer Einsicht, insbesondere dann, wenn sie darüber nachdenken, was sie als fremdartig oder andersartig betrachten. Der Reiher ist also ein Dingsymbol, eine Metapher.
Die Leser waren seinerzeit nicht so begeistert von der literarischen Leistung der Autorin: Bei den Locus Awards 1979 belegte der Roman lediglich Platz 21. Aber die Konkurrenz war in jenem Jahr auch groß.
Die Übersetzungen
S. 15: „Sie begrüßte Mike (…) mit offenen Armen und einem Lächeln?“ Statt eines Fragezeichens würde ein Punkt am Satzende Sinn ergeben.
S. 20: „Aufgeregt paffte er dicke Schwa[n]den in die Luft.“ Das N ist überflüssig.
S. 28: „Eine Sprache, die fünf Generi aufweist“: Falsches Latein. Korrekt sollte es „Genera“ als Plural von „genus“ heißen, denn „genus“ ist ein Neutrum.
S. 36: „eine weitere Gefahr in den [Ge]fährnissen einer Reise im Hochland“: Die Silbe „Ge-„ ist hier überflüssig.
„N’Sar[e]di-el”: Das E ist überflüssig.
S. 121: “Die beste LSG wäre, einen Vortrupp [von] ein paar Tagesreisen voranzuschicken…“: Das Wörtchen „von“ ist überflüssig.
S. 211: „Südwind nickte. Luz sah ihm stirnrunzelnd in die Augen.“ Mit „ihm“ ist jedoch nicht die Frau Südwind gemeint, sondern Lev, der Held des Shantih-Widerstands.
S. 212: „Es würde keine Panik ge[w]ben.“ Das W ist überflüssig.
S. 245: „Ich bin sicher, dass die Nadel nach Osten ziegt.“ Offenbar ein Buchstabendreher.
S. 260. „Doch der sch[w]arfe Win blies hier nicht.“ Das W ist überflüssig.
Unterm Strich
Ich finde es bemerkenswert, dass gleich zwei Geschichten rückwärtsgewandt sind und den Holocaust als gegeben voraussetzen, nämlich die Texte von Vinge und von Lynn. Das Gegengewicht dazu liefern die Texte von Wilder und Paxson, die Entwürfe liefern.
Weniger beeindruckt hat mich der scheinbar gewichtige Roman von Ursula Le Guin. Sie schildert den Kampf zweier Gesellschaftsmodelle, beispielsweise mit gewaltlosen Widerstand à la Gandhi. Für den Leser, der erstmals mit solchem Gedankegut Bekanntschaft macht, sind das wertvolle geistige Anregungen, und deshalb strich ich viele wertvolle Stellen an, die geradezu sentenzenhafte Qualität haben.
Die Autorin hat vielfach ihre eigenen, von Zen-Buddhismus und dem Anarchismus beeinflusste Ansichten verdichtet zusammengefasst. Und wie ihr Interview-Statement zeigt, war die Schreiberfahrung für sie selbst sehr wertvoll. Fast 50 Jahre später sind ihre weiblichen Protagonistinnen Allgemeingut geworden, aber 1977 wurden sie als bahnbrechend empfunden – eine positive Entwicklung also. Für männliche Leser hält die Novelle allerdings wenig Anreize bereit.
Dass die Übersetzungen so viele Druckfehler enthalten und Missverständnisse verursachen, schmälert das Lesevergnügen für alle Leser.
Taschenbuch: 268 Seiten.
O-Titel: Millennial Women, 1978.
Aus dem Englischen von Sylvia Pukallus.
ISBN-13: 978-3453307865
www.heyne.de
Der Autor vergibt: