Alle Beiträge von Michael Drewniok

Edward Lee – Innswich Horror

Auf den Spuren des Schriftstellers H. P. Lovecraft gerät Hobby-Forscher Morley in die neuenglische Kleinstadt Olmstead, die sich als reales Vorbild des Schreckensortes Innsmouth erweist und von furchterregenden Wesen aus dem Meer beherrscht wird. Das soll nicht an die Öffentlichkeit, weshalb dem allzu neugierigen Morley besagte Wesen bald hart auf den Fersen sind … – Lees Hommage an sein Idol Lovecraft lehnt sich inhaltlich eng an dessen Novelle aus dem Jahr 1936 an, erweitert das Geschehen durch grotesk-sexuelle Drastik und Splatter-Gewalt und ist vordergründig dort, wo Lovecraft Grusel-Stimmung bot: trotzdem unterhaltsam und angenehm kurz.
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Tim Curran – Skull Moon

In einem Wild-West-Nest kommen 1878 zwielichtige Bürger bizarr zu Tode. Ein US-Marshall untersucht den Fall und muss feststellen, dass eine uralte, böse Kreatur geweckt wurde, um ein bitteres Unrecht zu rächen … – Bis es zum großen, besonders gewalttätigen Finale kommt, bleibt dem Verfasser genug Raum, um detailreich die Zergliederung diverser Pechvögel zu schildern. Interessant ist die gänzlich pathosfreie Darstellung eines wahrlich wilden = nur oberflächlich ‚zivilisierten‘ Westens: ein interessanter Zwitter aus Western- und Horrorroman.
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Beverley Nichols – Der Tote gibt Indizien (Horatio Green 5)

Sir Owen Kent wird anonym bedroht. Hobby-Detektiv Horatio Green will helfen und checkt in das Sanatorium des Auftraggebers ein. Dort kann er Sir Owens Ermordung nicht verhindern, was seinen Ermittlungs-Ehrgeiz anstachelt … – Der fünfte (und letzte) Green-Krimi bietet noch einmal auf, was der Verfasser zum klassischen Whodunit beizutragen hat. Die Handlung schreitet gemächlich voran, die Ermittlungen werden der Leserschaft fair präsentiert, und stets bleibt Raum für schräge Typen, sanfte Ironie und bizarre Indizien, die in einem großen Finale ins nie tragische aber spannende Mord-Mysterium eingepasst werden.
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Robert E. Howard – Kull: Verbannt aus Atlantis

Nur drei Storys veröffentlichte Robert E. Howard (1906-1936) zu seinen Lebzeiten. Dennoch schuf er eine konturenstarke Figur, die er mit einer umfangreichen ‚Biografie‘ ausstattete und in jene mythische Urzeit versetzte, in der auch Conan, der Barbar, ‚lebte‘: Dieser (reich illustrierte) Band sammelt sämtliche Kurzgeschichten, Entwürfe und Fragmente, die aus Howards Feder stammen. Sie werden kundig kommentiert, sind vorzüglich übersetzt und belegen einmal mehr, wie nachhaltig Howard das Fantasy-Genre geprägt hat.
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Ian Rankin – Ein kalter Ort zum Sterben (John Rebus 21)

Das schottische Edinburgh droht zum Schauplatz eines Unterweltkriegs zu werden. Der pensionierte Polizist Rebus mischt sich wie üblich fintenreich ein, während er außerdem in einem nie geklärten Uralt-Mord in Prominenten-Kreisen ermittelt und dabei ebenfalls für Unruhe sorgt … – John Rebus ist in seinem 21. Fall aktiver denn je, auch wenn ihn Gesundheitsprobleme plagen. Das Talent des Verfassers vertuscht, dass ein solcher Grad von Pensionärs-Präsenz kaum realistisch ist; hinzu kommt eine spannende, mehrschichtige Krimi-Story und nicht aufdringliche Figuren: Die Reihe bleibt lesenswert!
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J. D. Barker – The Fourth Monkey: Geboren, um zu töten (Sam Porter 1)

Seit fünf Jahren jagt Cop Sam Porter einen irren, aber natürlich genialen Serienkiller. Der hat gerade ein Mädchen entführt, als er vor einen Bus läuft. Aus den bei der Leiche entdeckten Indizien muss die Polizei die Spur zum Opfer rekonstruieren, das in einem rattenverseuchten Kerker schmachtet … – Ideenübersichtlicher, auf Tempo getrimmter, mit logikarmen ‚Überraschungen‘ (und Ekeleffekten) gespickter Routine-Thriller, der von der Werbung zum ‚Bestseller‘ gehypt werden soll.
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Jeffery Deaver – Der Insektensammler (Lincoln Rhyme/Amelia Sachs 3)

Während eines Aufenthalts in den US-Südstaaten wird der gelähmte Ermittler Lincoln Rhyme von der Polizei um Hilfe bei der Jagd auf einen Mehrfach-Mörder und Kidnapper gebeten; ausgerechnet Rhymes Assistentin glaubt an die Unschuld des Verdächtigen und schlägt sich auf seine Seite … Im dritten Band der Rhyme/Sachs-Serie zieht Autor Deaver abermals sämtliche Spannungsregister, während die Glaubwürdigkeit allmählich auf der Strecke bleibt: Lesenswert, doch die Machart schimmert allmählich deutlich durch.
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Greg F. Gifune – Savages

Vergnügungsreisende Freunde stranden schiffbrüchig auf einer einsamen Tropeninsel. Das nackte Überleben wird zur Bewährungsprobe, die nicht jede/r übersteht, zumal sich herausstellt, dass man nicht allein auf der Insel ist: Eine bizarre Kreatur ist der Gruppe mordend auf den Fersen … – Horror-Kurzroman, der den nun einsetzenden Kampf und – sehr detailfroh – die tödlichen Folgen beschreibt: simpel in der Handlung, rabiat im Ton, arm an Überraschungen: routinierter Splatter-Grusel.
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Jeffery Deaver – Letzter Tanz (Lincoln Rhyme/Amelia Sachs 2)

Ein genialer Killer räumt Zeugen aus dem Weg, die einen kriminellen Geschäftsmann belasten könnten. Die ratlose Polizei heuert den fast vollständig gelähmten aber detektivisch weiterhin erfolgreichen Lincoln Rhyme an, der sich mit dem Killer ein erbittertes Duell liefert … – Der zweite Lincoln-Rhyme-Thriller kann auf den Überraschungseffekt des ersten – dieser Detektiv ist wahrlich gehandicapt! – nicht mehr zählen, unterhält aber durch einen soliden Plot, überraschende Wendungen und interessante Figuren: Thriller-Unterhaltung auf hohem handwerklichen Niveau! Jeffery Deaver – Letzter Tanz (Lincoln Rhyme/Amelia Sachs 2) weiterlesen

Anne Frasier – Ich bin nicht tot

Nach drei Jahren konnte Polizistin Jude Fontaine ihrem Dasein als Sexsklavin entkommen. Psychisch labil kehrt sie in den Dienst zurück und deckt dort eine Kette ähnlicher Verbrechen auf, wobei die Täter womöglich Fontaines eigener Familie angehören … – Zunächst gefällt die gelungene Figurenzeichnung, während der eigentliche Fall Nebensache bleibt. Im letzten Drittel wirft die Autorin die Story um und fesselt durch eine rasante, unerwartete Auflösung: Ungeachtet der Werbung, die einen soften Lady-Thriller androht, bietet dieser Roman gute Krimi-Unterhaltung.
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Cheryl Bradshaw – Die Heimsuchung von Grayson Manor


In der geerbten Villa geht es um, weshalb die ohnehin hellsichtige Addison versucht, das Rätsel eines offensichtlich ungesühnten Mordes zu lüften. Da sowohl die Geister als auch einige noch lebendige Zeugen des alten Dramas finstere Pläne verfolgen, gerät Addison erwartungsgemäß unter zweiseitigen Druck … – Eher leichtfüßiges Geistergarn, das ideenschwach in den Fußstapfen ähnlicher Mystery-Storys wandelt; obwohl die Hauptfigur ein wandelndes Klischee ist, erspart die Autorin ihr (und den Lesern) allzu ranzige Gaslicht-Romantik und „Mr.-Right“-Gesülze: Lesefutter.
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Edward Lee & Elizabeth Steffen – Dahmer ist nicht tot

Obwohl der Serienkiller und Kannibale Jeffrey Dahmer im Gefängnis umgebracht wurde, werden ‚draußen‘ weiterhin Männer nach bekanntem Muster niedergemetzelt. Treibt ein Trittbrett-Mörder sein Unwesen, oder konnte Dahmer seinen Tod vortäuschen, um auszubrechen und dort weiterzumachen, wo das Gesetz ihm Einhalt gebieten konnte … – Geschickt spinnt Autor Lee, der durch die ‚echte‘ Profiler-Expertin Elizabeth Steffen unterstützt wird, sein Garn um den Tod eines authentischen Serienmörders; dabei verzichtet er weitgehend auf sein (keineswegs vermisstes) ‚Markenzeichen‘ – die detaillierte Darstellung sexueller Extrem-Aktivitäten – und präsentiert stattdessen einen spannenden Thriller.
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Tim Curran – Der Leichenkönig

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wühlen zwei Grabräuber zu tief in Glasgows Friedhofserde; sie erregen die Aufmerksamkeit des „Leichenkönigs“, einer uralten, bösartigen und überaus schlauen Kreatur, die nichts gegen Frischfleisch einzuwenden hat und dem Duo auf den Fersen bleibt … – Mit brachialer Wonne lässt Autor Curran eine Vergangenheit erstehen, die vor Schmutz, Brutalität und Bosheit förmlich trieft, um vor diesem Hintergrund eine ebenso stimmungsvolle wie unappetitliche Horrorgeschichte zu erzählen: Wer seinen Grusel filigran vorzieht, sollte hier lieber Abstand halten!
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Agatha Christie – Das unvollendete Bildnis (Hercule Poirot 23)

Vor 16 Jahren starb ihre Mutter als verurteilte Gattenmörderin. War Caroline Crale womöglich unschuldig? Auf Bitte der Tochter rollt Detektiv Poirot den Fall neu auf. Obwohl sich die Zeugen von einst drastisch widersprechen, kann er das Geschehen rekonstruieren, was zu einem dramatischen Ergebnis führt … – Aus fünf scheinbar eindeutigen Zeugenaussagen destilliert Privatermittler Hercule Poirot in seinem 23. Fall nachträglich völlig logisch eine Wahrheit, die mit einem gelungenen Täuschungs-Twist präsentiert wird: Agatha Christie legt einen weiteren Höhepunkt ihrer Serie vor.
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Rex Stout – Zu viele Köche (Nero Wolf 5)

Ein Wettbewerb exzentrischer Meisterköche endet damit, dass einem verhassten Kollegen ein Messer in den Rücken gerammt wird. Zu seinem Leidwesen wird Meisterdetektiv Nero Wolfe, der eigentlich nur schlemmen wollte, in diesen Mordfall verwickelt … – In seinem fünften Fall geschieht das Unglaubliche: Wolfe verlässt seine Wohnung und New York! Allerdings bildet das Kanawha Spa, ein Luxus-Hotel, den Schauplatz eines typischen „Locked-Room“-Krimis, der spannend und witzig sowie in neuer, ungekürzter, ausgezeichneter Übersetzung erzählt wird.
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Ben Benson – Der tickende Tod (William Parr 6)

In 24 Stunden wird er eine Bombe explodieren lassen. Die Suche nach dem Attentäter wird für die Polizei zu einer Nervenprobe, zumal ein gleichzeitig stattgefundener Mord eine Spur darstellen könnte, aber nicht muss … – Der sechste Roman der William-Parr-Serie lebt von jener Spannung, den eine brennende Lunte auslöst; parallel zur verstreichenden Handlungszeit zieht das Tempo an, bis die dem Leser vorgestellten Rätsel in einem überraschenden Finale aufgeklärt werden: handfeste, zeitlose Krimi-Kost.
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Jens Henrik Jensen – Oxen: Das erste Opfer (Oxen 1)

Der traumatisierte Ex-Soldat Oxen wird zufällig Zeuge eines Mordes und gilt einerseits als verdächtig, während der dänische Geheimdienst ihn andererseits ‚überredet‘, sich notfalls außerhalb der Gesetze die Bluttat aufzuklären bzw. ein dahintersteckendes Komplott aufzudecken … – Kurz darauf sind genretypisch nicht nur mysteriöse Feinde, sondern auch verdächtige ‚Freunde‘ hinter Oxen her, der hier einen Kampf aufnimmt, der ihn (mindestens) zwei weitere Buchbände beschäftigen wird: keine skandinavische Krimi-Tristesse, sondern schnelle, spannende, aber nicht in Blut schwimmende Thriller-Unterhaltung. Jens Henrik Jensen – Oxen: Das erste Opfer (Oxen 1) weiterlesen

Henning Boëtius – Phönix aus Asche

1937 explodiert das deutsche Luftschiff „Hindenburg“ am Himmel über Lakehurst in den USA. Noch Jahre später versucht einer der Überlebenden zu klären, wieso dies geschah; er entlarvt nicht nur die Urheber, sondern findet seine verschollene Liebe wieder … – Mischung aus Historien-Thriller und Liebesgeschichte, wobei die Verknüpfung nicht immer gelingt; auch aufgrund der persönlichen Verbindung des Verfassers zur „Hindenburg“-Historie – sein Vater steuerte das Luftschiff – entwickelt sich dennoch eine spannende, berührende Geschichte.
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William Hope Hodgson – Carnacki, der Geisterdetektiv

Vollständige Sammlung der neun Kurzgeschichten um den „Geisterdetektiv“ Carnacki, mit dem William Hope Hodgson (1877-1918) einen der ersten der noch heute in der Phantastik beliebten Erforscher übernatürlicher Phänomene bzw. ‚Ghostbuster‘ schuf. Die Storys sind spannend und angemessen gruselig, die Übersetzung ist ausgezeichnet, und als ‚Features‘ gibt es eine alte, weiterhin zutreffende Hodgson-Wertung durch H. P. Lovecraft sowie eine moderne, vorzügliche Einschätzung der Carnacki-Storys: elementarer Horror für die Leser klassischer Gruselgeschichten. William Hope Hodgson – Carnacki, der Geisterdetektiv weiterlesen

Ambrose Bierce – Die gesammelten Geschichten und Des Teufels Wörterbuch

Ursprünglich in vier Bänden sammelte der Haffmans Verlag die Kurzgeschichten, ‚Fabeln‘ und Aphorismen des Schriftstellers Ambrose Bierce (1842-1913/14), der zu den (lange vergessenen) Meistern der US-amerikanischen Literatur gehört und in seinen Werken grausige Realität und gruselige Fiktion sowohl eigenwillig wie eindringlich darzustellen weiß: Diese Sammlung demonstriert Zorn und Talent eines auch gegen sich selbst unbarmherzig kritischen Menschen.
Ambrose Bierce – Die gesammelten Geschichten und Des Teufels Wörterbuch weiterlesen