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Bodenski (Autor) / Vieweg, Oliver (Herausgeber) – Subway To Sally Storybook

Abgesehen von der Akustik sind es vor allem die Texte, die einen besonderen von einem weniger besonderen Song unterscheiden und über die sich eine Band im Musikmarkt positioniert. Wer nicht auf die zwar eingängigen, aber in der Regel oberflächlichen One-Hit-Wonders oder den Einheitsbrei von Castingbands steht, findet speziell im Sektor der etwas härteren Musik zahlreiche Künstler, die viel Wert auf ihre vermittelten Botschaften legen – und, nicht zu unterschätzen, ihre Stücke selbst schreiben. Wenn es sich nicht gerade klischeebeladene Trink- oder Machoinhalte sind, die Rock, Metal und Punk natürlich auch prägen, liegt der Fokus auf stimmungsvollen Lyrics: von metaphorischen Strophen, die viel Spielraum für eigene Interpretationen gewähren, bis hin zu ganzen Konzeptalben, die durchdacht aufgebaut eine ganze Geschichte erzählen.

Zu jenen Bands mit vielseitigen, anspruchsvollen Texten zählt die siebenköpfige Formation |Subway To Sally|, die seit 1992 mittelalterliche, historische Klänge mit harten Gitarren mischt. Die letzten Albumveröffentlichungen „Engelskrieger“, „Nord Nord Ost“ und „Bastard“ belegten vordere Chartplatzierungen, ausschweifenden Tourneen und Festivalauftritten folgte eine |Echo|-Nominierung. Den bisherigen Höhepunkt stellte die Teilnahme an Stefan Raabs |Bundesvision Song Contest| dar, den |Subway To Sally| im Februar 2008 für sich entscheiden konnte.

Obwohl Sänger Eric Fish durch seine markante Stimme und seine selbstbewusste Erscheinung im Mittelpunkt des Interessen steht, ist für das Songschreiben und damit für das wichtige Liedgut ein anderer verantwortlich: Michael Boden alias Bodenski, der seit der Bandgründung den Großteil der Texte beisteuert. Viel Material hat sich da im Laufe der Jahre angesammelt, so dass Bodenski nun in Zusammenarbeit mit dem |Egmont|- und |Schwarzer Turm|-Verlag ein Storybook konzipiert hat, das seine Arbeit als Songschreiber mit dem visuellen Medium verknüpft: Das „Subway To Sally Storybook“ enthält nämlich 19 Comics diverser Nachwuchskünstler, die sich einige der bei den Fans beliebtesten und schönsten Stücke der Folk-Rocker als Vorlage genommen und visuell umgesetzt haben.

_19 Songs, 19 Werke_

Einleitend gibt Bodenski zu jedem Comic ein paar Informationen darüber preis, wie es zu dem jeweiligen Songtext gekommen und wovon er beim Schreiben inspiriert worden ist. Obwohl nur wenige Zeilen umfassend, sind die Hinweise durchweg interessant und halten auch für langjährige Fans der Band einige neue Informationen zur Entstehungsgeschichte der einzelnen Titeln bereit. Mit den Comics haben diese einleitenden Worte aber nichts weiter zu tun, denn diese sind allein Interpretation des Zeichners – mal nah an der ursprünglichen Aussage des Textes, mal aber auch von ihr losgelöst und nur im übertragenen Sinne gezeichnet.

Sehr nah am Text hält sich Tara Starnegg mit „Unterm Galgen“, die das rund 230 Seiten dicke Buch eröffnet. Ebenso wie der Song vom „Bannkreis“-Album schildert die bebilderte Geschichte die letzten Minuten eines durch den Strick zum Tode verurteilten Menschen. Die Zeichnerin lässt den von Schaulustigen überfüllten Platz einer mittelalterlichen Stadt entstehen, konzentriert sich dabei aber vor allem auf den Ausdruck des Verurteilten. Der Wahn steht ihm ins Gesicht geschrieben, als er zum Galgen geführt wird. Immer wieder reißt er die Augen weit auf, wenn es wie im Refrain heißt: „Sterben, sterben kann ich nicht.“ Der leicht überzeichnete Mangastil wirkt passend und verleiht dem Comic eine moderne Note. Die Bilder sind in Schwarzweiß gehalten, nur sporadisch hebt Starnegg einige Motive durch leichte rote Farbtöne hervor.

So wie „Unterm Galgen“ sind auch alle anderen Comics in Schwarz, Weiß und Rot gehalten. Dadurch fällt der gesamte Band düster und, den Songtexten entsprechend, sehr poetisch aus. Nicht immer jedoch wird die rote Farbe als zusätzliche Nuance nur spärlich eingesetzt. „Feuerkind“ von Julia Schlax geizt nicht mit roten Tönen, als am Ende des Songs und damit auch dem Ende des Comics das knisternde Feuer hervorbricht. Auch Caroline Sander, die die Bilder zu „Minne“ beisteuert, offenbart ihr Faible für diese Farbe und lässt anschaulich die umworbenen Schönheiten mit blutig-roten Lippen erstrahlen.

So ähnlich wie die Farbgestaltung bei den Comics auch ausfällt und diese miteinander verbindet, so unterschiedlich sind die Zeichenstile, die das „Subway To Sally Storybook“ in diesem Band vereint. Beeindruckend plastisch kommt etwa Iona Haiducs Version der „Henkersbraut“ daher: realistische Konturen gemischt mit einem leicht japanischen Zeichenstil. Grotesk dagegen fällt die „Arche“ von Annelie Kretzschmar aus. Statt Bilderabfolgen reizt sie mit großformatigen Motiven die zur Verfügung stehenden Doppelseiten aus und füllt das Schiff, der nicht gerade bibeltreuen |Subway To Sally|-Arche angemessen, mit menschlichem Wahnsinn und Verderben. „Kleid aus Rosen“ von Katharina Niko geht wiederum minimalistisch vor, stellt vor allem die Hauptfigur des Songtextes in den Vordergrund und lässt den Hintergrund bewusst schwammig. Damit gelingt es ihr, die abschließende Pointe als zentrales Motiv ihres Comics hervorzuheben.

Nicht jeder Comic ist auf gleich hohem Niveau angesiedelt. Durch die unterschiedlichen Stile bietet der Band aber genügend Auswahl für seine eigenen Favoriten, die je nach persönlichem Geschmack unterschiedlich ausfallen dürften. Die einzelnen Interpretationen entsprechen auch nur selten den eigenen. Das ist jedoch weniger schlimm, da die eigenen Bilder beim Hörer der Stücke durch die Comics nicht zerstört werden – ganz im Gegenteil zu Filmumsetzungen, die nach der Filmbetrachtung die Lektüre guter Buchvorlagen erschweren. So ist das Storybook also vielmehr als nette Ergänzung zu verstehen, um beim Hören der Songs entspannt mitzulesen. Wer sich schon immer für die Songtexte interessiert hat und auf die visuellen Umsetzungen neugierig ist, bekommt ein schönes Buch geliefert, das jeden |Subway To Sally|-Fan und solche, die es noch werden wollen, zufriedenstellt. Obligatorisch ist es aber nicht, denn |Subway To Sallys| Musik liefert auch ohne Comic als Stütze Bilder im Kopf.

http://www.ehapa-comic-collection.de
http://www.manganet.de
http://www.subwaytosally.de

Miéville, China – Un Lon Dun

China Miéville – ein britischer, aufstrebender Autor, der gleich mit seinem Debüt „King Rat“ im Jahr 1998 von sich reden machte. Sein Rezept: Er beschränkt sich in seinen Werken nicht auf ein Genre. Er mischt kräftig Fantasy mit Sciencefiction-Elementen, dazu gibt er gerne eine Spur Horror bei und – wenn man so will, sein Markenzeichen – grotesken Humor. Dieser kommt auch in seinem Jugendroman „Un Lon Dun“ nicht zu kurz, steht aber nicht im Zentrum einer abenteuerlichen Geschichte um Freundschaft und die Rettung einer ganzen Welt.

_Inhalt_

Zanna ist ein ganz normales Mädchen. Sie besucht die Kilburn-Gesamtschule in London, schreibt gute Noten und verbringt ihre Freizeit mit ihren besten Freundinnen, allen voran Deeba aus ihrer direkten Nachbarschaft. Seit einiger Zeit häufen sich jedoch Ereignisse, die das aufgeweckte Mädchen durcheinanderbringen. So sehr sie diese auch nicht überbewerten möchte, an Zufälle glaubt Zanna schon lange nicht mehr.

Fremde Personen sprechen das Mädchen auf offener Straße an und begrüßen sie als Schwasie, später entdeckt sie an einer Hauswand ein Graffiti mit der Aufschrift „Zanna for ever“. Und Tiere beobachten sie mit einem außergewöhnlich großen Interesse, vor allem Hunde blicken ihr hinterher. Auf dem Schulgelände hat sie sogar eine kurze Begegnung mit einem Fuchs. Nur Deeba kann sie sich anvertrauen, doch obwohl ihre Freundin zu ihr hält, will sie nicht so recht glauben, was da passiert.

Bis zu dem Tag, als sich das Leben der beiden Jugendlichen ändert. Angezogen von einer offen stehenden Kellertür, die die beiden Mädchen eines Tages in einer ruhigen Nebengasse Londons entdecken, folgen sie den dunklen Korridoren bis zu einer Sackgasse. Nur ein verrostetes Ventilrad befindet sich in dem Raum. Aus reiner Neugierde drehen Zanna und Deeba an dem Rad, und ehe sie sich versehen, finden sie sich in einer neuen Welt wieder: Müll und weggeworfener Elektroschrott, der zu Leben erwacht, menschenähnliche und menschenunähnliche Gestalten, die auf der Straße mit im normalen London als Schrott bezeichneten Gegenständen Handel treiben, und Kinder, die als geisterhafte Wesen durch die Straßen huschen, beherrschen das Stadtbild. Und darüber, über der ganzen Szenerie, schwebt eine Sonne in Donutform.

Ein Passant klärt die zwei Londonerinnen schließlich auf: sie befinden sich in Un Lon Dun, einer Parallelwelt, die auf paradoxe Weise das Leben in London persifliert. Hier funktioniert alles nach ähnlichen, aber doch ganz anderen physikalischen Gesetzen. Vieles scheint vertraut, doch auf so absurde Weise ins Lächerliche verkehrt, dass Zanna und Deeba nicht wissen, ob sie nun lachen oder weinen sollen.

Viel Zeit zum Grübeln bleibt ohnehin nicht. Ein Mann namens Obaday Fing, der sich in die Romanseiten literarischer Klassiker gekleidet hat, nimmt sich der Mädchen an. Als er auf Zannas Travelcard entdeckt, wen er dort vor sich hat, will er die Mädchen schnell in Sicherheit bringen. Denn in Zanna sieht er die Schwasie, die Auserwählte, die Un Lon Dun von dem Smog retten soll. Doch wenn die Geschichte mit der Schwasie auf einer Prophezeiung Un Lon Duns beruht und eben jener Name auch schon im richtigen London gefallen ist, dann muss, so hoffen die Mädchen, mehr als ein Weg zwischen ihren Welten existieren. Die Chance auf eine baldige Rückkehr treibt sie an.

Zunächst gilt es jedoch, zu den Prophezeiern zu gelangen, die laut Obaday den Mädchen alles erklären und ihre Fragen, auch zu ihrer Heimkehr, beantworten können. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn ihre Verfolger, die der Smog um sich versammelt hat, haben sich bereits an ihre Fährte geheftet. Geister, die sie nach Nebulos, in eine leere Welt ziehen wollen, Zyklopsbrummer und Aerobanditen, die auf den Brummern durch die Gegend jagen. Doch zum Glück, nachdem sie sich bei einer hektischen Verfolgungsjagd von Obaday trennen müssen, bekommen Zanna und Deeba unterwartete Hilfe. Endlich bei den Prophezeiern angelangt, geht das Abenteuer aber erst richtig los.

Denn der Smog wagt einen verzweifelten Angriff, dringt in Zannas Lunge ein und lässt sie bewusstlos zu Boden gehen. Unschirme, lebende Regenschirme, können die giftige Smogwolke wieder vertreiben, doch die Auserwählte ist erst einmal außer Kraft gesetzt. Ist die Prophezeiung also nur ein Hirngespinst, das auf Hoffnung, aber nicht auf Tatsachen beruht? Gibt es die Schwasie vielleicht gar nicht? Die Mädchen und die Bewohner Un Lon Duns müssen Antworten erhalten und sich entscheiden, ob sie trotzdem den Kampf gegen den Smog aufnehmen wollen.

_Bewertung_

China Miéville erschafft mit Un Lon Dun eine Parallelwelt, die an eine moderne Form von Alices Wunderland erinnert. Fantastische Elemente finden sich zuhauf, doch sind sie ins Absurde gezogen und persiflieren Alltäglichkeiten der normalen Welt. Der Einfallsreichtum des Autors ist enorm. Auf fast jeder Seite baut er neue Geschöpfe ein, die in Un Lon Dun aus entsorgten Elektrogeräten oder weggeworfenem Müll zum Leben erwachen. Der Milchkarton Krissel etwa begleitet die Mädchen als eine Art Haustier auf ihrer Reise durch die Parallelwelt, und mit dem Fledderschrimm steht ein tapferer Regenschirm an ihrer Seite, der sich mehr als einmal zwischen sie und den Smog wirft. Und wenn die Protagonisten nicht auf lebendige Gegenstände treffen, dann auf verrückte Menschen oder Tiere, die auf gleicher Augenhöhe durch die skurrile Welt wandern.

So viele farbenfrohe Wesen auch durch Un Lon Dun wuseln, so wenig plastisch fügen sie sich in Miévilles Roman ein. Die Figuren sind zwar einfallsreich gestaltet, hinterlassen allerdings keinen bleibenden Eindruck, da sie meist genauso schnell verschwinden, wie sie aufgetaucht sind. Auch den Nebencharakteren, von denen sich im Laufe der Handlung eine stattliche Anzahl ansammelt, mangelt es an Charaktereigenschaften, die sie liebens- oder verabscheuenswert machen. Ihr absonderliches Erscheinungsbild oder Verhalten ist das Einzige, was dem Leser im Gedächtnis bleibt, wesentliche Charakterzüge fehlen leider. So bleiben die Figuren austauschbar und wirken nur als Fassade einer Welt, in die man nicht so recht einzutauchen vermag, trotz grandioser und zahlreicher Einfälle, Un Lon Dun zum Leben zu erwecken.

Auch die Protagonisten erscheinen blass und austauschbar. Zanna Und Deeba sind anfangs kaum voneinander zu unterscheiden, wäre da nicht die Prophezeiung, die Zanna auf eine scheinbar höhere Stufe stellt. Zwar baut sich im Laufe der Handlung eine angenehm überraschende Wendung auf, die Hauptfiguren bieten aber insgesamt nur selten Identifikationsmöglichkeiten, um den Leser dauerhaft packen zu können.

So als wolle Miéville diese meist nur oberflächliche bleibende Figurendarstellung und Entwicklung unterstützen, ist das mit knapp 600 Seiten wahrlich nicht dünne Buch von einem hektischen, flüchtigen Stil geprägt. Die einzelnen Kapitel sind selten mehr als zehn Seiten lang. Kurze Sätze sowie der häufige Gebrauch einer elliptischen Satzstruktur prägen den Roman. Hinzu kommt ein ausgeprägter Nominal-Stil samt zahlreichen Wortneuschöpfungen, um den Un Lon Duner Geschöpfen und Gegenständen einen neuen Namen zu verleihen. Das wirkt stellenweise komisch, behindert in der Häufung aber eher den Lesefluss und fällt im Handlungsverlauf eher störend auf. Schieferläufer, Unschirmissimo, das Faselland, Graffel-Häuser und Miefschniefer klingen gekünstelt. Statt Namen, die sich selbst beschreiben und selbsterklärend sein sollen, wäre ein beschreibender, verbaler Stil angebrachter gewesen. Auch, oder sogar gerade ein Jugendbuch benötigt Raum zur Entfaltung.

Das ist schade, denn die Handlung kann überzeugen und durchbricht gekonnt die Konventionen des fantastischen Genres. Eine Auserwählte, die zusammen mit ihrer besten Freundin in eine Parallelwelt gelangt, scheint auf den ersten Blick altbekannt. Miéville spielt allerdings mit den altbewährten Mustern eines unfreiwilligen Helden und gibt nicht viel auf Prophezeiungen, die irgendwann und irgendwo einmal aufgestellt worden sind. In Un Lon Dun wird nur der zum Helden, der sich selbst dazu berufen fühlt, und das ist in diesem Fall nicht die Person, die auf den ersten zweihundert Seiten als vermeintliche Hauptfigur in Erscheinung tritt.

Durchweg rasant zieht sich die Handlung durch den Roman, dem Leser bleibt kaum Zeit, sich auf die Eindrücke einzulassen. Das entspricht zwar dem bereits ausgeführten Stil des Buches, der wie der rasante Schnitt eines schnellen Films daherkommt, verschenkt aber die Möglichkeiten, in ruhigen Passagen neu an Fahrt zu gewinnen. „Un Lon Dun“ macht Spaß, verschenkt aber zu viel, denn hier wäre deutlich mehr drin gewesen.

http://www.bastei-luebbe.de

_China Miéville auf |Buchwurm.info|:_

[„Perdido Street Station“ 695
[„Die Narbe“ 591
[„Leviathan“ 612
[„Der Eiserne Rat“ 2293

Sassenberg, Volker – Gabriel Burns – Im Kreis des Vertrauens (Folge 28)

Dass eine fiktive Geschichte manchmal näher an die Wahrheit herankommt als vorgesehen, musste Volker Sassenberg mit seiner Hörspielreihe |Gabriel Burns| erfahren. Die ursprünglich für Herbst 2007 geplante Folge 28 „Im Kreis des Vertrauens“ war |Universal| aufgrund aktueller Geschehnisse in Rumänien so heikel, dass sie um eine Überarbeitung baten. Diese neue Version ist nun, fast ein halbes Jahr später, endlich erschienen.

Während Folge 27 sich auf Steven Burns konzentrierte, steht in „Im Kreis des Vertrauens“ Larry Newman im Mittelpunkt des Geschehens und sieht sich mit Ereignissen konfrontiert, die ihn – man kann es schon ahnen – nach Rumänien führen.

_Vorgeschichte: Folgen 1 bis 27_

Vancouver: Steven Burns, erfolgloser Schriftsteller, hält sich mehr schlecht als recht als Taxifahrer über Wasser. Sein Leben ändert sich jedoch schlagartig, als er an den geheimnisvollen Bakerman gerät – oder treffender: als Bakerman Steven kontaktiert, um ihn in ein mysteriöses Projekt einzuweihen, das sich unheimlicher Phänomene angenommen hat. Warum Bakerman, der dieses Projekt leitet, gerade Steven für seine Pläne auserkoren hat, wird dem Schriftsteller in dem Moment klar, als er an seinen Bruder Daniel zurückdenkt. Dieser verschwand nämlich im Alter von vier Jahren auf seinem Geburtstag, als Steven ihn bat, in eine Kiste zu steigen und einen Zaubertrick über sich ergehen zu lassen. Doch das Resultat war kein harmloses Kinderspiel, denn Daniel war plötzlich wie weggezaubert und blieb spurlos verschwunden.

Obwohl Bakerman auf die Geschehnisse von Stevens geheimnisvoller Zaubergabe anspielt, bleibt er ihm die Antworten schuldig. Und wenn er etwas herausrückt, dann nur sehr spärlich und darauf bedacht, die wahren Hintergründe im Dunkeln zu lassen. Denn Bakerman möchte Stevens Fähigkeiten erst einmal testen und eine Vertrauensbasis aufbauen. So schickt er ihn über den gesamten Globus; immer dorthin, wo auf eigenartige Weise Menschen verschwinden, von gefährlichen Experimente berichtet wird oder scheinbare Naturphänomene ans Tageslicht treten.

Steven Burns zur Seite stehen Joyce Kramer und Larry Newman, die das Viererteam um Bakerman komplettieren. Joyce ist bereits seit vielen Jahren ein treuer Verbündeter Bakermans und stellt seine Pläne nicht in Frage. Larry hingegen ist erst kurze Zeit nach Steven zur Mannschaft gestoßen, als sich der frühere Forstbeamte in den Wäldern von Yukon widernatürlichen Phänomenen ausgesetzt sieht und daraufhin beschließt, das Böse zu bekämpfen. Die zehn fahlen Orte sind es, die Steven Burns, Bakerman, Joyce und Larry in Atem halten. Orte, an denen das Böse zum Vorschein kommt und Tore in eine andere Welt geöffnet werden, um die Menschheit durch Kreaturen aus der Hölle zu vernichten.

Steven weiß nun, wer er ist, oder vielmehr, was er ist. Jetzt liegt es an ihm, dieses Wissen für sich zu nutzen und den Kampf aufzunehmen. Die Zeit rennt. Doch welche Rolle spielt er in diesem Spiel? Er ist auf sich allein gestellt, denn Bakerman ist untergetaucht und Joyce, so denkt es zumindest alle Welt, tot.

_Inhalt_

Steven Burns und Larry Newman befinden sich in Vancouver auf dem Weg in die Nachtkathedrale, einem Gewölbe, über das mittlerweile das St.-Paul-Krankenhaus errichtet worden ist. Schon einmal sind die beiden an diesem Ort gewesen, doch erst jetzt hat sich ihre Vermutung bestätigt, dass es sich um einen der zehn fahlen Orte handelt. Sollte dieser fallen, wäre die kanadische Metropole dem Untergang geweiht und ihre Mission in großer Gefahr.

Mit der Hilfe einer Krankenschwester gelangen Steven und Larry in den Hospitalflügel, über den man in die Nachtkathedrale eindringen kann. Ihr Einfluss auf das Krankenhaus ist unvermindert groß, denn die Schwester berichtet ihnen, dass sie öfter ein Weinen aus den Wänden vernimmt und der Ort eine böse Aura ausstrahlt. Während die Schwester wieder zur Rezeption zurückkehrt, begeben sich die Steven und Larry hinab ins Gewölbe. Auch sie vernehmen bald ein Schluchzen, doch es kommt nicht aus den Wänden, sondern stammt von einem Mädchen, das zusammengekauert im Dunkeln hockt. Sein Mund ist zahnlos, seine Haare sind spröde und weiß. Während Larry sich dem Kind annimmt, hört Steven neue Stimmen. Sie rufen ihn und bitten ihn zu folgen. Und dies tut er vor den Augen Larrys, der Steven einfach entschwinden sieht.

Dieser ist hin- und hergerissen, will sich aber zunächst um das Mädchen kümmern, das er der Krankenschwester übergibt. Es scheint kein Zufall zu sein, dass sich wenig später ein anonymer Anrufer nach dem Mädchen erkundigt. Larry ist gewarnt und will vorerst im Hospital bleiben, um das Kind zu schützen. In einer Ecke des Zimmers wartet er.

Bis in die Nacht muss er ausharren, als ein Mann den Raum betritt und sich über das Bett des Mädchens beugt. Larry überwältigt ihn und stellt ihn zur Rede, doch der Mann, der sich als Razvan Gulesco und als Mitglied des Magierordens der Nachfahren Pandialo vorstellt, gibt sich als Verbündeter zu erkennen, der das Kind ebenfalls schützen will. Wovor, wird wenig später klar, denn ein weiterer Mann, verkleidet als Arzt, betritt den Raum. Doch der Geruch alten Leders enttarnt ihn als Blender. Bevor er dem Mädchen etwas anhaben kann, bringt ihn Larry zur Strecke. Auch wenn die Gefahr somit vorerst gebannt ist – im öffentlichen Krankenhaus ist das Kind nicht mehr sicher. Noch in der Nacht bringen Larry und Razvan das Kind heimlich aus dem Hospital fort. Doch Ravzan Gulesco will noch mehr, und so bittet er Larry, ihm und der Magiergilde zu trauen und nach Rumänien zu reisen.

Tatsächlich klären sich in Rumänien für Larry endlich einige Rätsel um die degenerierten Kinder auf. Das Ausmaß der Experimente, die direkt auf die rumänische Regierung zurückgehen, ist gewaltig und erschreckend zugleich. Noch während Larry Newman seine weiteren Schritte planen kann, begegnet er jedoch im Magierorden einem alten Bekannten, und diesen hat er nicht unbedingt in guter Erinnerung. Er muss sich entscheiden, wie weit er sich auf ihre Seite stellen will. Das Angebot zur Kooperation ist jedenfalls verlockend, denn der Orden will Larry helfen, das mysteriöse Verschwinden Steven Burns aufzuklären.

_Bewertung_

|Gabriel Burns| wird in alterbewährter Tradition fortgesetzt. Das heißt konkret: Einige Geheimnisse werden gelöst, der Großteil bleibt ungeklärt und viele neue Spuren und Verschwörungen kommen hinzu. Folge 28 „Im Kreis des Vertrauens“ konzentriert sich dabei mit Larry Newman auf nur eine der vier Hauptpersonen. Zahlreiche Handlungsstränge der letzten Folgen werden also nur kurz angerissen bzw. gar nicht weitergesponnen, sondern auf künftige Folgen verschoben. |Gabriel Burns| wird einer Mystery-Serie dadurch natürlich nur gerecht, da eine Auflösung sämtlicher offener Fragen gleichzeitig das Ende der Serie einleiten würde. Zugleich ist ein Hinauszögern auch immer mit Problemen verbunden, wenn man hier den Vergleich zur Referenzserie |Akte X| anbringt, die den Zuschauer über viele Staffel bei der Stange hielt, am Ende mit immer weiteren Verstrickungen jedoch enttäuschte. Der Balanceakt zwischen erhofften Antworten und spannungsbedingten Unklarheiten ist also nicht immer leicht, zumal der Pfad zwischen diesen Polen mit jeder neuen |Gabriel Burns|-Episode schmaler wird und die Chance erhöht, irgendwann abzurutschen.

In Folge 28 fällt angesichts dieser für das Genre typischen Eigenheiten mehr denn je auf, dass es durch die vielen Verweise allmählich schwieriger wird, den Überblick zu behalten und die Personen und Geschehnisse richtig einzuordnen. In einem solchen Fall hilft es nur, von der ersten Folge an noch einmal zu beginnen und in gestrafter Weise die Geschichte um Steven Burns zu verfolgen. „Im Kreis des Vertrauens“ verweist nämlich im speziellen, neben vielen bereits früher in unterschiedlichen Folgen eingeführten Nebenfiguren, auf Folge 5, „Nachtkathedrale“. Diese erschien 2004 und stellte den namensgebenden fahlen Ort vor, der direkt in Vancouver liegt und mittlerweile, während Folge 28, erneut im Zentrum der Ereignisse liegt.

Für sich genommen, obwohl ohne Kenntnis der gesamten Serie kaum verständlich, kann „Im Kreis des Vertrauens“ überzeugen, stellt jedoch eher eine Zwischenepisode im |Gabriel Burns|-Universum dar. Gut gelöst ist es auf jeden Fall, dass kaum neue Orte, Gruppen oder Personen eingeführt, sondern vielmehr einige lose Fragmente in Beziehung gesetzt werden. Das verlangt die genannte gute Übersicht, zeigt jedoch, dass der episodenübergreifende Hauptplot sinnvoll konstruiert worden ist und vieles, was vorher als Nebensächlichkeit keine besondere Rolle gespielt hat, nun in den Mittelpunkt rückt. Über die technische Qualität des Hörspiels und die Sprecher muss an dieser Stelle kein Wort verloren werden, bewegt sich beides doch auf dem für |Gabriel Burns| bekannten hohen Niveau. Es bleibt also spannend, ein wenig mehr Licht im Dunkeln würde der Serie nach den letzten Folgen aber insgesamt gut tun.

http://www.gabrielburns.de/

Siehe ergänzend dazu auch unsere Besprechungen zu den aktuellen Buchveröffentlichungen:

[„Gabriel Burns: Die Grauen Engel“ 3892
[„Gabriel Burns: Verehrung“ 3960

Colfer, Eoin – Cosmo Hill: Der Supernaturalist

Wenn man den Autor Eoin Colfer mit einem seiner Werke verbindet, dann ist es zwangsläufig seine „Artemis Fowl“-Reihe, die den irischen Schriftsteller über Nacht zum Bestsellerautor gemacht hat. Wer über den Rand des „Artemis Fowl“-Universums hinausblickt, wird darüber hinaus aber noch andere Romanserien und Einzeltitel aus der Feder des Iren finden, die unbegründeterweise in dessen Schatten stehen. Denn sie kopieren „Artemis Fowl“ nicht, sondern gehen in eine ganz andere Richtung: mal mehr zur Kriminalgeschichte, mal zur Science-Fiction. Dem letzteren Genre ist „Cosmo Hill“ zuzuordnen, der 2004 im Original als „The Supernaturalist“ erschienen ist. Weltraumschlachten oder Außerirdische finden sich im Buch allerdings nicht. Vielmehr geht es um eine düstere Zukunftsvision, in der Anleihen beim Cyberpunk mit einem jugendlichen Abenteuerroman gekoppelt werden.

_Inhalt_

Die Handlung spielt in der Millionenmetropole Satellite City. Der Name ist Programm, denn ein Satellit, von den Straßen aus nicht zu erkennen, steuert einen Großteil des alltäglichen Lebens. Darüber hinaus bestimmen Wolkenkratzer und flimmernde Werbetafeln das Stadtbild. Doch das ist mehr Schein als Sein. Das wird umso deutlicher, je weiter man sich vom Stadtzentrum entfernt und in die heruntergekommenen Außenbezirke gelangt. Hier kontrollieren Jugendbanden die heruntergekommenen Viertel, und wer sich nicht in die Gangs einfügt, darf kaum darauf hoffen, bei einem Überfall oder Angriff auf offener Straße Unterstützung zu erhalten.

Das Leben ist hart und unpersönlich. Wer nicht egoistisch denkt, kommt nicht weit, doch ist es immer gut, auf ein paar wahre Freunde zählen zu können. Nur diese sind rar gesät. Cosmo Hill muss diese soziale Kälte am eigenen Leib erfahren. Er ist ein Sponsorloser, ein Waisenkind, dessen Eltern ihn in einer Kiste in Satellite City zurückgelassen haben, bevor sie die Stadt verließen. Bei ihrem Wunsch nach einem neuen Leben hatte Cosmo keinen Platz. So wächst der Junge im Clarissa-Frayne-Heim auf, einem Heim für Waisenkinder. Von Fürsorge und Erziehung kann aber keine Rede sein. Das Heim finanziert sich nämlich durch Produkttests und verdient nicht schlecht daran, die Kinder als Versuchskaninchen zu missbrauchen. Wer sich gegen den Missbrauch nicht auflehnt, bekommt immerhin geregelte Mahlzeiten und hat ein Dach über dem Kopf. Das reicht den meisten Waisen, um stillzuhalten. Cosmo hat, mittlerweile 14 Jahre alt, allerdings genug von auf der Haut ätzenden Kosmetikprodukten und Nahrungsmitteln, die innere Blutungen hervorrufen. Um noch seinen nächsten Geburtstag mitzuerleben, fasst er den Plan, bei der nächsten Gelegenheit die Flucht zu ergreifen. Und er hat Glück, denn diese ergibt sich schon bald.

Bei einem routinemäßigen Transport mehrerer Sponsorlosen durch Satellite City versagt plötzlich die automatische Steuerung des Wagens. Die Verbindung zum Satellit ist unterbrochen, das Chaos vorprogrammiert. Der Bus mit den Kindern kommt von der Straße ab und kracht mitten in einen Häuserblock. Obwohl durch den Unfall verletzt, zögert Cosmo nicht lange und sucht zusammen mit seinem Freund Ziplock das Weite. Dicht auf ihren Fersen ist jedoch der Aufseher Redwood, der sich die Flucht zweier Kinder nicht erlauben kann. Mittels elektronischer Sensoren, die in der Haut der Sponsorlosen stecken, verfolgt er die Kinder. Doch eine waghalsige Aktion über den Dächern der Stadt und ein damit verbundener Kurzschluss der Peilsender bringt die ersehnte Freiheit. Allerdings nur für Cosmo, denn sein Freund stirbt bei der waghalsigen Aktion.

Viel Zeit zum Trauern bleibt Cosmo nicht. Während er, erschöpft und mittlerweile noch stärker verletzt, ein eigenartiges blaues Wesen auf seinen Körper erscheinen sieht, das an seinen Wunden zu saugen beginnt, taucht eine Gruppe Jugendlicher auf, die das Wesen vertreibt und, während Cosmo verwirrt von dem blauen Wesen spricht, sich seiner annimmt. Wenig später stellen sich seine Retter vor: Stefan, der achtzehnjährige Anführer, die südländische Mona und der kleinwüchsige Dito, der mit den Folgen eines misslungenen Experiments leben muss. Die drei nennen sich die Supernaturalisten, und was sie verbindet, ist die Gabe des Sehens, denn nur sie können die blauen Wesen wahrnehmen – für alle anderen Menschen sind diese unsichtbar. In jeder Nacht streifen diese Parasiten durch die Straßen und saugen Verletzten oder Kranken ihre Lebensenergie aus. Die Supernaturalisten konnten Cosmo vor diesen Parasiten mit Elektroschockern retten, und da Cosmo das Wesen auch sehen konnte, darf er sich von nun an zu dem kleinen Kreis der Auserwählten zählen.

So sieht sich Cosmo jeden Abend mit heiklen Aufträgen konfrontiert, bei denen die Supernaturalisten zum Wohle der Bürger die Parasiten jagen. Leider dankt es ihnen keiner; vielmehr werden sie als wahnsinnige Jugendliche tituliert, die sinnlos durch die Gegend ballern. Und eine weitere Tatsache schmälert die Motivation ihrer aufopferungsvollen Taten: Egal, wie viele sie von den Parasiten auch vernichten, es kommen immer mehr. Bei einem fast routinemäßigen Einsatz eskaliert die Situation schließlich. Die Supernaturalisten geraten in die Fänge der |Myishi Corporation|, eines skrupellosen Unternehmens, das seine eigene Spezialpolizei unterhält. Cosmo und Stefan können mit Ellen Faustino, der Leiterin einer Unterabteilung, verhandeln und Wissenswertes über die Parasiten in Erfahrung bringen. Doch sie bemerken erst zu spät, dass ihnen Ellen Faustino keineswegs nur aus Nächstenliebe hilft, sondern auf ihren eigenen Vorteil pocht. Und dieser sieht keinen Fortbestand der Supernaturalisten vor.

_Bewertung_

Obwohl, vor allem ausgelöst durch eine Besprechung in der |Times|, „Cosmo Hill“ als Mischung zwischen [„Blade Runner“ 1663 und „Oliver Twist“ bezeichnet wird, ist eine literarische Kategorisierung zu eng gefasst. Zu wenig wird dabei nämlich bedacht, mit welch grandiosen Ideen Eoin Colfer hier vorgegangen ist. Ohne Frage findet sich eine Vielzahl von Verweisen auf die erwähnten Referenzen, vor allem die düsteren Cyberpunk-Elementen lassen Ridley Scotts filmisches Meisterwerk während der Lektüre vor den Augen entstehen. Doch Colfer geht keineswegs so vor, die besten Szenen zu kopieren und neu zu verwerten. Vielmehr liefert er einen eigenständigen, beachtenswerten Beitrag, indem er mit Satellite City eine moderne Form der stilisierten Mega-Großstadt erschaffen hat, eine Stadt, wie sie aus heutiger Sicht und unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen theoretisch denkbar wäre. Facetten des Überwachungsstaats, Umweltprobleme, die Macht riesiger Konzerne und Schwierigkeiten einer generell gefühlslosen und kalten Gesellschaft kommen im Roman immer wieder zum Vorschein. Das vermittelt ein schauerliches, aber plastisches Bild der Welt von „Cosmo Hill“.

Trotz allem ist der Roman aber ein Jugendbuch, weil er sich eine leichte Sprache bewahrt und auch für die junge Generation flüssig zu lesen ist. Zudem vermeidet Eoin Colfer den moralischen Zeigefinger und überlässt es dem Leser zu entscheiden, welche Schlüsse er ziehen will. In Nebensätzen gibt er zwar seine Ansichten zu verstehen, wer möchte, kann den Roman aber problemlos als spannende Unterhaltungslektüre lesen. Denn die leichte Sprache und die äußerst sympathisch und glaubhaft dargestellten Hauptfiguren, die trotz ihrer nicht immer ganz sauberen Methoden liebenswert rüberkommen, bieten eine hervorragende Identifikationsbasis. Das ergibt unterm Strich ein kurzweiliges Lesevergnügen in einer grandios umgesetzten düsteren Zukunft, über die jeder selbst urteilen kann.

_Eoin Colfers „Cosmo Hill“_ hat alles, was ein guter Roman benötigt: Eine durchdachte Handlung, überraschende Wendungen, plastische Charaktere und einen Hintergrund, der zum Denken anregt, die Geschichte aber nicht überlagert. Ein Roman für Jung und Alt, der mit gut 300 Seiten lediglich etwas zu kurz geraten ist. Bleibt zu hoffen, dass der Nachfolgeband etwas dicker wird. Dass Eoin Colfer nach Satellite City zurückkehren wird, hat er nämlich bereits verlauten lassen.

|Originaltitel: The Supernaturalist
Aus dem Englischen von Karl-Heinz Ebnet
352 Seiten, gebunden|
http://www.cosmo-hill.de
http://www.ullsteinbuchverlage.de

_Eoin Colfer auf |Buchwurm.info|:_

[„Artemis Fowl“ 172
[„Artemis Fowl – Die Verschwörung“ 180
[„Artemis Fowl – Der Geheimcode“ 569
[„Artemis Fowl – Die Rache“ 1279
[„Artemis Fowl – Die verlorene Kolonie“ 4025
[„Artemis Fowl – Die Akte“ 3135
[„Fletcher Moon, Privatdetektiv“ 4463
[„Meg Finn und die Liste der vier Wünsche“ 742

Whedon, Joss / Jeanty, Georges – Buffy: Die Rückkehr der Jägerin (Staffel 8, Teil 1)

Buffy ist zurück. Die Vampirjägerin, die mit sieben Staffeln (1997-2003) zu den langlebigsten und erfolgreichsten Fernsehserien der letzten Jahre gehört, feiert ihre Rückkehr. Allerdings nicht als TV-Serie, sondern im Comic-Format. „Die Rückkehr der Jägerin“ aus dem |Dark House| ist dabei nicht nur ein Marketing-Gag, denn der Comic kommt als achte Staffel daher, konzipiert von |Buffy|-Erfinder Joss Whedon persönlich. Die deutsche Übersetzung stammt von |Panini| und enthält als Sammelband die ersten fünf Episoden – von geplanten 30.

Elf Jahre ist es her, dass die Pilotfolge von „Buffy – Im Bann der Dämomen“ ihr Debüt im amerikanischen Fernsehen feierte. Der Erfolg war zunächst mehr als ungewiss, denn die noch recht unbekannte Hauptdarstellerin Sarah Michelle Gellar (jetzt Sarah Michelle Prinze) und ihre noch weniger bekannten Kollegen waren nicht unbedingt Publikumsmagneten. Die Serie musste also durch die Qualität überzeugen, und das tat sie – nach einem eher bescheidenen Beginn hinsichtlich der gewünschten Quoten – dann schließlich auch. Sie brach Konventionen und vermischte die Motive einer Teenie-Serie mit Horror und Komik. Einzelfolgen wie „Hush“, in der fast die ganze Zeit geschwiegen wird, oder die Musical-Folge „Once More With Feeling“, in der ein Dämon die Hauptdarsteller zum Singen bringt, haben Referenzen gesetzt.

Der Weg zum Erfolg und einer noch immer großen Fangemeinde war aber recht steinig. Die Serie lehnte sich nämlich an einen gleichnamigen Kinofilm aus dem Jahr 1992 an, der im Kino floppte. Drehbuchautor Joss Whedon verließ wegen Unstimmigkeiten vorzeitig das Set, da er seine Ideen nicht richtig umgesetzt fand. Mit der Serie, die er fünf Jahre später begann, wollte Whedon noch einmal von vorne beginnen und – dieses Mal auch auf dem Regiestuhl – in die gewünschte Richtung lenken. Der Erfolg sollte ihm Recht geben.

_Inhalt_

Buffy ist ein junges Mädchen, das sich mit der Schule und den Jungs herumärgern muss. Doch das sind nicht ihre einzigen Sorgen, denn als Auserwählte ist sie ebenfalls dazu bestimmt, gegen das Böse zu kämpfen. Die Fernsehserie spielt in Sunnydale, das direkt über dem Höllenschlund liegt und demnach genügend Bösewichte in Form von Vampiren und Dämonen bereithält.

Zum Glück ist Buffy jedoch nicht auf sich allein gestellt. Ihr zur Seite steht Giles, der belesene Bibliothekar der Schule und zugleich Ausbilder und Wächter der Jägerin. Zu Buffys Freunden zählen der etwas chaotische Xander und die schüchterne Musterschülerin Willow, die sich allmählich zu einer magiekundigen Hexe entwickelt. Im Laufe der sieben Staffeln kommen neue Verbündete hinzu, etwa Buffys kleine Schwester Dawn oder Andrew.

Am Ende müssen sie alle zusammenhalten, um das Urböse ein für allemal zu vernichten. Ihr Plan geht auf, Sunnydale wird jedoch zerstört. Buffy ist zudem keine Auserwählte mehr, denn überall auf der Welt erfahren junge Mädchen außergewöhnliche Kräfte. Die Gruppe sieht sich also neuen Aufgaben gegenüber, verteilt sich in kleinen Teams und lässt sich an verschiedenen Orten nieder, um neue Mädchen auszubilden, die den Kampf aufnehmen. Genau an diese Stelle beginnt der Comic.

Buffy ist mit einigen Jägerinnen auf einem routinemäßigen Einsatz. Die Monster sind schnell besiegt, doch nach dem Kampf finden die Mädchen in dem Unterschlupf ihrer besiegten Gegner einige Leichen. Die Menschen können noch nicht lange tot sein. Eigenartig ist allerdings, dass sie ein mystisches Abzeichen auf der Brust eingebrannt haben: einen Stern, der über einer liegenden Sichel steht. Buffy ist dieses Symbol unbekannt, und obwohl sich dahinter nichts mehr als ein unbedeutendes Branding verbergen kann, geht die Vampirjägerin auf Nummer Sicher, fertigt einen digitalen Abdruck an und schickt ihn zu Xander, der in einer bestens ausgestatteten Kommandozentrale die Koordination übernommen hat – ja, auch Buffy und ihre Freunde haben sich auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Vorbei sind die Zeiten, in denen Buffy auf die Bibliothek von Giles zurückgreifen musste. Von der Naivität der früheren „Scooby-Gang“, wie sich die Freunde zu College und Highschool-Zeiten nannten, ist ebenfalls nicht mehr viel zu spüren. Vielmehr wirkt die neue Truppe wie eine militärisch geführte Einheit, die sich per Funk und Handy verständigt. Der Pflock wird zwar immer noch als Waffe gegen Vampire eingesetzt, zur Grundausrüstung gehören jedoch jetzt auch Kampfstäbe oder Harpunen – je nachdem, welchem Monster man gegenübersteht.

Über die fünf enthaltenen Episoden in diesem ersten Band ist ein Hauptstrang noch nicht zu erahnen. Vielmehr werden Spuren für spätere Folgen gelegt, bisher unbeantwortete Fragen beantwortet und die Wandlung der Charaktere beschrieben. Willow etwa hat ihre Zauberkraft wieder unter Kontrolle und ist mächtiger denn je. Dawn, Buffys kleine Schwester, muss mit den Auswirkungen ihrer ersten Liebesbeziehung klarkommen: Ihr Freund entpuppte sich nämlich als Gefräßiger (im englischen deutlich eleganter als Thricewise bezeichnet), der Dawn in einen Riesen verwandelt hat. Und Andrew, der sich in Staffel sieben vom liebenswerten Bösewicht zum liebenswerten Helden gewandelt hat, versucht die Moral der neuen Jägerinnen durch mehr oder weniger sinnvolle Methoden zu heben. Auch die böse Seite schläft nicht und schickt neben neuen Schurken auch altbekannte Vertreter wie Amy oder Warren ins Rennen. Wer genau hinschaut und zwischen den Zeilen liest, wird aber erahnen können, dass auch in Staffel acht etwas Großes wieder seinen Lauf nimmt.

_Bewertung_

Der |Buffy|-Comic „Die Rückkehr der Jägerin“ muss zwei Arten von Konsumenten zufriedenstellen, die nicht unbedingt die gleichen Erwartungen an einen |Buffy|-Comic hegen. Das sind zum einen die Fans, die sich Buffy auf DVD gekauft haben und jede Folge bis ins Detail auseinandernehmen, im Internet mit anderen Fans diskutieren und sich im besten Fall noch auf Conventions treffen. Sie wollen, dass die Geschichte um die liebgewonnenen Charaktere nahtlos an die siebte Staffel anschließt und keine Brüche in der Erzählung oder der Erzählweise auftauchen. Zum anderen sind da die Comicleser, die Buffy im Fernsehen gesehen und gemocht haben und sich nun darüber freuen, dass eine Umsetzung erschienen ist, denen es aber eher um den Comic als um Buffy geht. Natürlich gibt es auch Buffy-Fans, die schon immer viele Comics gelesen haben, das dürfte aber die Ausnahme sein.

Um es vorwegzunehmen: „Die Rückkehr der Jägerin“ kann keine der beiden Seiten völlig zufrieden stellen, versucht sich aber an einem Mittelweg, der nicht als fauler Kompromiss daherkommt, sondern die Vorzüge der Buffy-Serie mit den Möglichkeiten des Comicformats geschickt verbindet. Dafür müssen allerdings Abstriche gemacht werden. Die Handlung knüpft nämlich nicht direkt an die letzte TV-Staffel an, sondern lässt eine zeitlich größere Lücke, die unter anderem zum Spannungsaufbau genutzt wird. Der Leser erfährt nur häppchenweise, wie es der „Scooby-Gang“ seit der Zerstörung von Sunnydale ergangen ist.

Allerdings wird nicht nur eine Lücke gelassen, sondern die Umstellung auf ein anderes Format auch genutzt, um aus der Teenie-Serie einen Erwachsenencomic zu machen: Buffy präsentiert sich so rau wie nie zuvor, zudem sind die Beziehungs- und Teenagerprobleme neuen Konfliktpunkten gewichen. Dazu kommt, dass technische Neuerungen Einzug gehalten haben und eine große Rolle im Kampf gegen das Böse spielen. Aus der ehemals kleinen Schüler- bzw. Studentengruppe ist eine militärische Einheit entstanden. Wer sich an die vierte Staffel erinnert, in der die Initiative eine große Rolle gespielt hat, wird einige Parallelen erkennen. Das erscheint zunächst eigenartig, denn gerade diese Staffel gilt unter den Fans nicht als Buffy-Höhepunkt. Dennoch, die Neuausrichtung in Comicgestalt ist sinnvoll und gut in Szene gesetzt. Ob es unbedingt notwendig gewesen wäre, so stark in eine militärische Richtung zu gehen, muss jeder selbst entscheiden. Fans der Serie werden sich aber trotz der neuen Ausrichtung mit dem Comic anfreunden können, denn der |Buffy|-Witz und -Charme sind beibehalten worden.

Auch die ’normalen‘ Comic-Leser müssen Abstriche machen und sich klar darüber sein, dass „Die Rückkehr der Jägerin“ nicht für sich alleine steht, sondern nur in Kombination mit der Serie funktioniert. Die vielen Verweise und Charaktere, vor allem der zahlreichen Nebenfiguren, die plötzlich auftauchen und nicht eingeführt werden, sind nur von genauen Kennern der Serie zu verstehen. Die DVDs sollte man also zumindest zu Hause haben, sonst bereitet der Comic nicht viel Freude. Allerdings sind auch unabhängig von diesem Hintergrund die Folgen aufgrund zahlreicher Szenenwechsel und einer vollgepackten Erzählung sehr komplex ausgefallen und verlangen vom Leser einiges ab.

„Die Rückkehr der Jägerin“ geht einen schwierigen, aber mutigen Weg. Anstatt das Erfolgskonzept der TV-Serie zu kopieren, schlägt der |Buffy|-Comic eine neue Richtung ein, präsentiert sich deutlich erwachsener. Worauf die achte Staffel zusteuert, ist bisher nur zu erahnen. Doch dieser erste Sammelband zeigt bereits, dass Joss Whedon ein ehrgeiziges Konzept gestartet hat, hinter dem mehr steht als nur eine lieblose Fortführung der alten Geschichte. Denn Whedon nutzt hervorragend die Möglichkeiten des Mediums Comic aus, um |Buffy| ein neues Gewand zu verpassen. Der Comic ist actionreich, lustig und optisch gut umgesetzt. Wer sich auf die neue Buffy einlässt und nicht der alten Serie hinterhertrauert, bekommt ein ausgezeichnetes Produkt geboten. Und das auch in der deutschen Ausgabe von |Panini|, die mit einer guten Übersetzung zu überzeugen weiß und zudem als hübscher und stabiler Sammelband daherkommt.

http://www.paninicomics.de/?s=Buffy

Sassenberg, Volker – Abseits der Wege. Kapitel 3: Wehrlos

[Kapitel 1: Unweit 3269
[Kapitel 2: Stromabwärts 4207

Die Charaktere sind eingeführt, die Schauplätze grob umrissen und die Konfliktpunkte gelegt: nach „Unweit“ und „Stromabwärts“ nimmt „Wehrlos“, der dritte Teil der Fantasy-Serie „Abseits der Wege“, die Hörer wieder mit in eine Welt, in welcher der Junge Gaston Glück seinen Weg finden und sich dem Welkenwerk stellen muss. Cover und Titel deuten schon an, dass die Handlung im Vergleich zu seinen Vorgängern noch einmal deutlich düsterer geworden ist und der friedvolle Beginn einer großen Bedrohung weicht.

Doch es wird nicht nur düsterer. Einige dunkle Geheimnisse von bereits eingeführten Personen werden enthüllt, welche die Geschehnisse aus den ersten Folgen aus einem neuen Blickwinkel erscheinen lassen. Das erklärt und verbessert die Lage der Protagonisten aber nicht, denn in „Wehrlos“ nehmen Ereignisse ihren Lauf, die einen vorläufigen Höhepunkt in der Serie darstellen.

„Abseits der Wege“ von Produzent Volker Sassenberg (bekannt durch „Gabriel Burns“ und „Point Whitmark“) ist ein Fantasy-Hörspiel, das auf insgesamt zwölf Folgen ausgelegt ist. Elfen, Orks und Zwerge, also die typischen 08/15-Fantasy Völker, sucht man hier vergebens – glücklicherweise. Stattdessen beschränkt sich Sassenberg zusammen mit seinen Drehbuchautoren Andreas Gloge und Marc Sifrin auf die Kraft der Erzählung, poetisch und bedächtig von Erzähler Heinz Ostermann und den Figurensprechern vorgetragen, und baut nur hier und da fantastische Wesen wie die Faiyen oder Knorpengnome ein.

_Inhalt_

Im Zentrum der Handlung steht der junge Gaston Glück (Timo Niesner), der Sohn des Wirtes Tebald (Jürgen Kluckert). Wie sich in den ersten Folgen herausgestellt hat, ist Tebald jedoch mehr als ein einfach Wirt, nämlich ein so genannter Nebelchronist – einer jener Männer, denen die Purpurnen Prüfer auf den Fersen sind. Bei diesen Männern handelt es sich um das skrupellose Gefolge des Verwesers. Die Prüfer jagen das Welkenwerk, das in ihren Augen Unheil verheißt und die Welt, so wie sie derzeit besteht, aus ihren Fugen reißt. Welkenwerk ist jedoch auch Zukunft und damit möglicherweise die Chance, die bestehenden Verhältnisse auf der Welt im Positiven zu verändern.

Gaston weiß von all diesen Dingen noch nicht viel. Doch als er erfährt, dass sein Vater zu den Nebelchronisten gehört, die ganz oben auf der Liste der Purpurnen Prüfer stehen, will er die ganze Wahrheit erfahren.

Diese Wahrheit erfährt Gaston. Doch sein Vater kann und will ihn nicht in alle Einzelheiten einweihen, um seinen Sohn nicht noch stärker zu gefährden, als er es ohnehin schon getan hat. So findet er für sich einen Kompromiss. Da er andere Nebelchronisten herbeirufen möchte, um neue Schritte zu planen, beauftragt er Gaston, eine Botschaft nach Hügeldorn zu überbringen: an einen Schmied, der dort leben soll. Damit verprellt er seinen Sohn nicht, hält ihn jedoch zugleich auf Abstand. Gaston willigt ein und überredet seine Freunde Dunring (Stefan Krause) und Halmir (Hannes Maurer), ihn zu begleiten. So weit von ihrem Heimatdorf haben sie sich jedoch noch nie entfernt.

Viele Tage reisen sie durch verlassene Landstriche; Nebel und Regen bedrücken ihre Seelen. Als sie schließlich ein Dorf erreichen, das der Beschreibung nach das gesuchte Hügeldorn sein könnte, stoßen die drei Gefährten auf eine Mauer des Schweigens. Von einem Schmied will niemand etwas wissen. Und es kommt noch schlimmer, denn eine Prozession Purpurner Prüfer taucht kurz nach ihrer Ankunft im Dorg auf, auf der Suche nach Hinweisen, die sie zu Nebelchronisten und deren Verbündeten führen. Immerhin etwas können Gaston, Dunring und Halmir dem Treffen der Prüfer abgewinnen: Sie scheinen an diesem Ort nicht ganz falsch zu sein.

Und tatsächlich, gut verborgen in(!) einem der zahlreichen Hügel, die der Gegend ihren Namen geben, finden die Drei den Schmied, oder besser eine Schmiedin namens Angrah (Sabine Mazay). Sie nimmt die Botschaft entgegen und ist bereit, der Gruppe schließlich einen Maelion zu übergeben: einen fliegenden Boten, der nur von den Nebelchronisten benutzt wird. Doch eben dieser wird ihnen zum Verhängnis. Als Gaston mit seinen Freunde den Rückweg anschlagen will, umzingeln die Prüfer die kleine Gruppe und nehmen sie kurzerhand fest. Dass der Maelion bei ihnen ist, kann aus Sicht der Prüfer nur eines bedeuten: es mit Verbündeten der Nebelchronisten zu tun zu haben.

Jedes Zeitgefühls beraubt, finden sich die Gefährten schließlich in einem dunklen Kerker wieder. Alle Hoffnung scheint verloren. Doch dann taucht unerwartet eine alte Bekannte wieder auf. Sie befreit Gaston, Dunring und Halmir aus dem Kerker, und nicht nur das: Sie offenbart den Freunden auch ein Geheimnis, das eine ganz neue Wendung verspricht.

_Bewertung_

Sofort fällt auf, dass „Wehrlos“ nach dem vertrackten, mystischen Auftakt und dem spannungsbetonten zweiten Teil die Geschwindigkeit der Erzählung um das Welkenwerk wieder etwas drosselt. Das kommt unerwartet, erzielt jedoch den wunderbaren Effekt, dass das Finale dieser dritten Hörspielfolge ungemein an Kraft gewinnt und die Vorfreude auf die kommenden Episoden schürt. Stellt man die ersten drei Folgen gegenüber, so hat jede für sich ihren Reiz, gerade weil die Geschichte immer wieder anders erzählt wird.

„Unweit“ führte eine Vielzahl von Charakteren ein, gab sich geheimnisvoll und vertrackt. „Stromabwärts“ führte die Geschichte fort, verlagerte die Handlung aber auf ein Nebenereignis, das sich erst später als bedeutsam herausstellte. Die Folge ist deutlich actiongeladener. „Wehrlos“ hingegen klärt viele Geheimnisse auf, lässt sich viel Zeit mit der Reise von Gaston und seinen Freunden und fährt dann am Ende einen Cliffhanger auf, der spektakulär in Szene gesetzt wird. Gerade diese Variation macht „Abseits der Wege“ zu einer großen Geschichte, die noch neun weitere Episoden umfassen wird. Die Richtung ist vorgegeben, doch nach den Wendungen der ersten Folgen, vor allem in „Wehrlos“, lässt sich nicht mit Sicherheit prognostizieren, wie sich das alles auch nur in Ansätzen entwickeln wird.

Die Handlung der Folge „Wehrlos“, betrachtet man diese nur für sich, kommt relativ linear daher. Die Perspektive wird nicht, wie in den vorigen Teilen, auf mehrere Personen und Handlungsstränge verteilt, die sich zum Schluss hin treffen. Vielmehr verfolgt der Hörer die ganze Zeit Gaston, Dumring und Halmir und nimmt aus deren Sicht (und ebenso überraschend) die Geschehnisse wahr, die sich mehr und mehr zuspitzen. Bis auf wenige Ausnahmen werden auch keine neuen Figuren mehr eingeführt. Die Autoren spielen vielmehr damit, bereits bekannten Charaktere neue Nuancen hinzuzufügen, die deren frühere Handlungen in einem neuen Licht erstrahlen lassen bzw. diese zum Teil erklären. Man könnte „Wehrlos“ also durchaus als eine eher unbedeutende, einfach gestrickte Folge beschreiben, würde dann aber die vielen Bezüge außer Acht lassen, die „Wehrlos“ mit den vorigen zwei Folgen und vermutlich einigen kommenden verbindet. Gerade durch diese Verknüpfung fügt sich Teil drei der Fantasy-Serie nahtlos in den Gesamtkontext ein und erhält seine Berechtigung innerhalb des Zyklus.

Ebenso wie der Aufbau der Erzählung kann auch die technische Umsetzung einmal mehr überzeugen. Die Effekte werden gezielt und passend eingesetzt, nicht als Mittel zum Zweck, sondern als stimmungsvolle Fokussierung. Auch die musikalische Untermalung passt sich hervorragend den Stimmungen der einzelnen Szenen an, bleibt mal im Hintergrund und tritt mal deutlich nach vorne. Die Sprecher leisten solide Arbeit, herausragt aber eindeutig der Erzähler Heinz Ostermann, der „Abseits der Wege“ feinfühlig und mit der nötigen Tiefe die gewünschte Epik verleiht. Großartig – in allen Belangen.

http://www.abseitsderwege.info
http://www.abseits-der-wege.net
http://www.dg-literatur.de
http://www.karussell.de

[„Kapitel 4: Verborgen“ 4956

Hohlbein, Wolfgang – Auge des Satans, Das (Der Hexer von Salem 6)

[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)
[„Buch der tausend Tode“ 4597 (Der Hexer von Salem 5)

„Das Auge des Satans“ nennt sich der der sechste der auf insgesamt acht Sammelbände ausgelegten „Hexer von Salem“-Reihe – inhaltlich überarbeitet und optisch neu gestaltet. Über 720 Seiten dick, umfasst der Band einmal mehr neun Einzelfolgen der Heftromanreihe um Robert Craven, die von Wolfgang Hohlbein, Frank Rehberg und weiteren Co-Autoren verfasst worden sind. In diesem Band zudem als prominenter Gastautor vertreten ist Arndt Ellmer, der sich als Perry-Rhodan-Autor einen Namen gemacht hat. Dementsprechend weichen die beiden von ihm und Hohlbein zusammen geschriebenen Folgen auch ein wenig vom typischen Hexer-Stil ab und schildern ein Nebenabenteuer, das sich nur um Cravens Gefährten Rowlf und Howard (genau, H. P. Lovecraft) dreht. Bedingt durch diese Nebenhandlung hat sich auch die Anordnung der einzelnen Episoden verändert: Der sechste Sammelband weicht damit erstmals von der Reihenfolge der Erstveröffentlichung der Heftromane ab.

Die zusammenhängenden Episoden „Das unheimliche Luftschiff“ und „Endstation Hölle“ von Hohlbein und Ellmer wurden nämlich unter den Nummern 40 und 44 veröffentlicht und demnach durch drei dazwischen geschobene Folgen auseinandergerissen worden. Was zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung nicht zu ändern war, da die Fertigstellung von „Endstation Hölle“ mehr Zeit in Anspruch nahm als beabsichtigt, ist nun revidiert worden. Die Reihenfolge liest sich wie folgt: 40, 41, 44, 42, 43 und 45. Die Anordnung nach dem Erscheinen der Heftromanfolge ist also zugunsten einer Anordnung gewichen, die eher der Chronologie innerhalb des Hexer-Universums gerecht wird. Ähnliches ist bereits mit der Vorgeschichte im ersten Band „Die Spur des Hexers“ geschehen, die zwar erst später veröffentlicht wurde, aber vor dem eigentlichen Beginn der Serie spielt und somit folgerichtig an den Anfang geschoben worden ist. Gleiches lässt sich über die Neuordnung in Sammelband sechs sagen. Was nach einer unbedeutenden Kleinigkeit anmutet, ist im Hinblick auf das Ziel dieser finalen Ausgabe nämlich mehr als sinnvoll: die Abenteuer des Hexers in der Form zu veröffentlichen, wie sie ursprünglich vorgesehen war.

_Inhalt_

Einen vollständigen inhaltlichen Überblick zu geben, ist angesichts vieler kleiner Einzelgeschichten, obwohl diese miteinander verbunden sind, auch für den sechsten Band kaum möglich. Daher erscheint die Beschränkung auf einige ausgewählte, zentralen Folgen sinnvoller.

Einen neuen Schauplatz steuert gleich die erste enthaltene Geschichte „In der Festung des Dschinn“ an. Durch ein Dimensionstor, das Robert Craven in seinem Londoner Haus aufgefunden hat, gelangt er nach Nordafrika – und dort mitten zwischen gläubige Muslime, die in dem Neuankömmling eine teuflische Bedrohung sehen. Der Hexer entkommt einmal mehr nur knapp einem Lynchmob. In Colonel Trouwne findet er einen Verbündeten, der ihn über die Lage aufklärt. Ein Magier namens Nizar kontrolliert das Gebiet und vereint immer mehr Gläubige unter seinem Banner. Sein Ziel ist die Vertreibung der europäischen Besatzer. Das geht jedoch nicht mit gewöhnlichen Dingen vonstatten, und so sieht sich Craven bald in ein Abenteuer verstrickt, bei dem er sowohl gegen fanatische Gläubige als auch Mumienkrieger bestehen muss.

Während der Hexer in der Wüste um sein Leben kämpft, bestreiten Rowlf und Howard in London ein Abenteuer, das nicht weniger gefährlich ausfällt – besagtes Nebenabenteuer von Wolfgang Hohlbein und Rhodan-Autor Arndt Ellmer. Howard erhält darin einen Hinweis, der auf einen Mann namens Phileas Fogg hindeutet (mal wieder ein Brückenschlag zu einer literarischen Figur, in diesem Fall aus Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“). Fogg hat eine Wette angenommen und versucht ein zweites Mal, die Welt zu umrunden, dieses Mal jedoch in knapp zwei Monaten statt der 80 Tage. Dass es eine Falle ist und ein Großer Alter dahintersteckt, hat Fogg nicht erkennen können. So bedarf es der Unterstützung von Howard und Rowlf. Doch das gestaltet sich als schwierig, denn Fogg befindet sich bereits auf der anderen Seite der Welt. Nach mehreren Rückschlägen können Howard und Rowlf den Abenteurer in Indien schließlich doch noch einholen. Doch die Freude währt nicht lange, denn der Gegner ist der Gruppe bereits auf der Spur und befördert sie mittels eines Zaubers an einen erdenklich schlechten Ort: in die Tiefe des Erdreichs.

Da schon Jules Verne bzw. sein Roman bedacht wird, verwundert es kaum, dass mit H. G. Wells nur einige Seiten später ein weiterer Autor ins Hexer-Universum integriert wird, der wie Verne zu den großen Visionären seiner Zeit gezählt werden kann. Im Gegensatz zu Verne, der nur indirekt über sein literarisches Werk eingebaut wird, taucht Wells in Folge 41 jedoch persönlich auf. Und das nicht alleine, sondern zusammen mit seiner Zeitmaschine, die nicht ganz so funktioniert, wie sie soll, und das Zeitgefüge mächtig durcheinanderbringt.

_Bewertung_

„Das Auge des Satans“ knüpft direkt an den fünften Band an, vollzieht aber durch seine enthaltenen Episoden einen Richtungswechsel hin zu mehr Fantasy. Der Hexer will weiter überzeugen und, nach den Zyklus-Höhepunkten in vorigen Bänden, Neues bieten. Das gelingt allerdings nur bedingt. Originell sind die Auftritte der realen und literarischen Personen schon, die nun gehäuft den Helden zur Seite stehen, und sei es auch nur für kurze Gastauftritte. Weniger wäre hier allerdings mehr gewesen, denn aufeinander folgende oder gekoppelte Auftritte von Phileas Fogg, H. G. Wells oder auch eines Professor Moriarty (als Gegenspieler bekannt aus mehreren Sherlock-Holmes-Romanen) nehmen der Geschichte das Besondere. Es überrascht nicht mehr, dass eine bekannte Persönlichkeit auftaucht, vielmehr stellt man sich andersherum die Frage, welche zeitgenössische Figur noch nicht im Hexer-Universum eingebaut worden ist. Die Figuren werden nicht in die Handlung integriert, sondern dienen eher als Ausgangspunkte, um welche herum die Handlung erst aufgebaut wird. Das wirkt stellenweise arg konstruiert und kann auch nicht mehr den Lauf der Geschichte rechtfertigen, der hinsichtlich wechselnder Orte und Settings immer schneller und dadurch unübersichtlicher wird.

Prinzipiell als positiv zu bewerten ist die Tendenz, mehr Abwechslung in die Erzählung hineinzubringen. Durch die häufigen Sprünge zwischen nun parallel laufenden Abenteuern, die zudem innerhalb der Erzählung zu häufigeren Zeitsprüngen neigen, geht diese Abwechslung jedoch ebenfalls auf Kosten der Übersicht. Die Neuordnung einiger Folgen versucht sich zwar dieses Problems anzunehmen, ändert jedoch nichts an der generellen Erzählstruktur. Wie schon mehrfach darauf hingedeutet: Den größten Reiz konnte der Hexer von Salem noch zu Beginn ausmachen, als vieles im Unklaren lag und Freund und Feind sich noch belauerten. Jeder große Endkampf zwang Hohlbein und seine Mitautoren dazu, das nächste Finale noch gewaltiger auszuschmücken. Was vielleicht beim ersten Mal noch geklappt hat, hat sich irgendwann in die Unglaubwürdigkeit verabschiedet. Das mag an die Konstruktion eines Heftromans gekoppelt sein, die einen packenden Einstieg und ein ebensolches Ende verlangt und einfach schneller auf den Punkt kommen muss. Zusammengefasst in einem Band ergibt das aber eine derartige Häufung von Spannungsbögen, dass die damit zu erzeugende Spannung sich jedoch nicht immer einzustellen vermag. So besticht auch „Das Auge des Satans“ wieder mit einigen schönen Einzelfolgen, bringt den Zyklus aber allmählich vom Kurs ab und bietet nicht mehr das, was man vom Hexer kennt.

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Hohlbein, Wolfgang – Buch der tausend Tode (Der Hexer von Salem 5)

[„Die Spur des Hexers“ 4081 (Der Hexer von Salem 1)
[„Der Seelenfresser“ 4141 (Der Hexer von Salem 2)
[„Engel des Bösen“ 4206 (Der Hexer von Salem 3)
[„Der achtarmige Tod“ 4353 (Der Hexer von Salem 4)

Es geht weiter, die Hälfte ist geschafft. Mit „Buch der tausend Tode“ liegt der mittlerweile fünfte Sammelband der „Hexer von Salem“-Reihe aus der Feder von Wolfgang Hohlbein vor, neu lektoriert und nachbearbeitet. Was höchstens ein akribischer Sammler bemerkt, der die älteren Buchausgaben oder sogar die Heftromane zum Vergleich heranzieht, sind die leichten Veränderungen, die diese – finale, endgültige oder wie auch immer zu bezeichnende – Fassung erfahren hat. Alle anderen Leser werden dankenswerterweise in einem der Vorworte in diesem Sammelband darauf hingewiesen.

Zum Verständnis und Lesefluss nicht notwendig sind die Anekdoten über die Entstehungsgeschichte des Hexers, in diesem Fall einmal mehr von Frank Rehberg, aber sehr aufschlussreich und unterhaltsam. So gibt er etwa in diesem Band Einblicke in die Arbeit um die Neuausgabe, die sich nah an den Originalmanuskripten zu halten versuchte, um die später eingefügten Änderungen nicht einfach zu übernehmen. In vielen Fällen sei dies jedoch nicht möglich gewesen, so Rehberg, durch das damalige, sehr anfällige Speichermedium Diskette. Viele der Disketten seien im Laufe der Zeit nicht mehr lesbar gewesen, das Originalmanuskript für immer dahin. Dennoch, spätere Änderungen seien, soweit dies möglich war, noch einmal unter die Lupe genommen, abgesegnet oder revidiert worden. Das erkläre die Tatsache, dass einige Episoden in „Buch der tausend Tode“ und den übrigen Neuausgaben sogar um einige Zeilen kürzer ausgefallen seien, da Hohlbein die später von Lektoren oder Redakteuren hinzugefügten Passagen zum Teil wieder gestrichen habe.

Wie weit man diesem, für den normalen Leser im Grunde kaum noch nachvollziehbaren Entwicklungsprozess einzelner Hexer-Abenteuer auch folgen möchte, der Blick hinter die Kulissen bietet zumindest einen guten Einstieg in die insgesamt neun Einzelepisoden, die sich in diesem Sammelband finden. Und auflockern können die Vorworte allemal, da auch der fünfte Sammelband mit über 730 Seiten wieder ein dicker Wälzer geworden ist. Eines der darin enthaltenen Kapitel stellt dabei „Necron – Legende des Bösen“ dar und lässt die Auseinandersetzung zwischen dem Hexer und seinem Erzrivalen auf einen vorläufigen Höhepunkt zusammenlaufen.

_Inhalt_

Es hat lange gedauert, doch Robert Craven hat es endlich geschafft, die legendäre Drachenburg zu finden: jenen Ort, an dem sich sein Rivale Necron verschanzt haben soll. Sein Ziel so nah vor Augen, gerät der Hexer jedoch in eine Falle. Das Schutzschild, das die Burg vor feindlichen Eindringlingen bewahren soll, gaukelt Craven eine unheilvolle Vision vor und raubt ihm kurzzeitig die Orientierung. Glücklicherweise können ihn seine Begleiter Shadow und der Indianer Sitting Bull retten – Letzterer ist im Übrigen eine weitere Person, die real existiert hat und der Hexer-Serie trotz der starken Fiktionalität einen realistischen Bezug verschafft.

Endlich wieder bei klarem Verstand, steht Craven nun so kurz davor, Necron endlich gegenüberzutreten. Der Schutzschild mutet jedoch unüberwindbar an. Eher zufällig findet der Hexer dann aber doch noch eine Möglichkeit, in das Anwesen einzudringen. Denn die Templer, die durch eine Täuschung in Craven einen Feind sehen und eine kurzfristige Allianz mit Necron eingehen, können problemlos in die Burg gelangen: über eine unsichtbare Brücke, die nur hält, sofern man an sie glaubt. Einer der Templer verliert diesen Glauben, stürzt in den Abgrund und zeigt Craven, der diesen Sturz mitverfolgt, wie die Drachenburg zu erreichen ist.

Obwohl es dem Hexer zusammen mit Shadow und Sitting Bull gelingt, bis in den Innenhof vorzudringen, scheitert die Stürmung ein weiteres Mal. Die kleine Gruppe wird von Necron bereits erwartet, der sie, wie auch die Templer, die nicht so recht wissen, auf welcher Seite sie nun stehen, mit mächtigen Zaubern in den Wahnsinn treibt. Die Templer, die nunmehr Craven wie auch Necron als Feind gegenüberstehen, werden kurzerhand vernichtet. Craven, geschwächt und ausgelaugt, wird hingegen verschont und als Gefangener in die Burg gebracht. Anstatt den Hexer zu töten, hat Necron jedoch einen perfideren Plan ausgeheckt. Er will seinen Rivalen auf seine Seite ziehen und ihn dazu bewegen, den Großen Alten zu dienen. Zusammen wären sie mächtiger als jeder Feind, der sich ihnen in den Weg stellen würde. Craven hat kaum eine Wahl zwischen der Option zu sterben oder sich seinen Feinden unterzuordnen, doch mit einer letzten verzweifelten Aktion setzt er alles auf eine Karte und riskiert dabei nicht nur sein eigenes Leben.

Nach einer großen Schlacht kehrt in den folgenden Episoden wieder etwas mehr Ruhe ein. Das Böse findet jedoch immer einen Weg und versucht mit neuen Mitteln, den Hexer zu vernichten. Besondern hervor stechen dabei die Folgen „Der Koloss von New York“, in dem mit Herman Melville, dem Autor von [„Moby Dick“, 1144 eine weitere reale Person einen kurzen Gastauftritt erhält.

Noch einen Schritt weiter geht die letzte Geschichte in diesem Sammelband. „Das Hirn von London“ wartet mit einer Hommage an Sir Arthur Conan Doyle auf, denn Craven wird in Ereignisse verwickelt, die direkten Bezug auf den heute als Klassiker zu bezeichnenden Krimi [„Der Hund der Baskervilles“ 1896 nehmen.

_Bewertung_

Auch der Sammelband „Buch der tausend Tode“ wartet wieder mit einigen Höhepunkten, aber auch einigen schwächeren Einzelfolgen auf. Wer Wert legt auf die Vollständigkeit der gesamten Reihe – und darauf ist diese Neuauflage ja ausgerichtet -, wird sich darum eh weniger scheren. Alle anderen dürften bereits vorher abgesprungen sein, denn der Zenit der Serie ist bereits überschritten. Obwohl kurze Gastauftritte zeitgenössischer Persönlichkeiten immer wieder überraschen und zum Schmunzeln anregen, eben weil sich der Hexer nicht ganz so ernst nimmt, wirkt die Handlung mittlerweile arg konstruiert und mehr und mehr konfus. Da jede einzelne Kurzgeschichte in einen großen Zyklus eingebettet ist, leidet zwangsläufig die Übersicht darunter. Zentrale Folgen wie das titelgebende „Buch der tausend Tode“, in dem sich Craven und Necron endlich gegenüberstehen, räumen zwar bei Freund und Feind kräftig auf, die Neuordnung der Verhältnisse geht aber nicht tief genug. Die vielen Verweise auf frühere Geschichten oder auf früher eingeführte Charaktere bringen die alte Komplexität zurück. Die immer häufigeren Zeitsprünge tun ihr Übriges, dass man als Leser schon einmal den Faden verliert.

An der literarischen Qualität hat sich natürlich nichts geändert. Man merkt dem Hexer stets an, dass die Vorlage eine Heftroman-Reihe gewesen ist, daran ändert auch die Überarbeitung nichts. Dies sollte aber nicht als grundlegende Kritik verstanden werden, denn das Ziel des Sammelbandes ergibt sich bereits aus dessen Namen. Hier geht es nicht um neue Hexer-Abenteuer, sondern um die alten im neuen Gewand, und dies ist wie bei allen vier vorherigen Bänden auch mit diesem fünften hervorragend gelungen. Dazu trägt neben den leicht revidierten Texten und den interessanten Vorwörtern auch die einheitliche Buchgestaltung bei. Beginnend in einem blauen Farbton, hat sich jeder Teil im Vergleich zum vorigen farblich leicht verändert (dieser Band ist bräunlich-rot), was im Bücherregal schon jetzt, trotz der Paperback-Ausgabe, einen hübschen Gesamteindruck ergibt.

Man kann den Hexer lieben oder hassen, die Sammelausgabe ist für echte Fans eine wahre Fundgrube. Darauf zielt diese Ausgabe ab, und damit kann sie eindeutig punkten.

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Finn, Thomas – Letzte Flamme, Die (Die Chroniken der Nebelkriege 3)

Band 1: [„Das unendliche Licht“ 2646
Band 2: [„Der eisige Schatten“ 3610

Die Trilogie „Die Chroniken der Nebelkriege“ ist abgeschlossen. „Die Letzte Flamme“ nennt sich der dritte Band aus der Feder von Thomas Finn und muss, um den Erwartungen gerecht zu werden, den beiden Vorgängern zumindest gleichkommen, diese wenn nicht sogar übertrumpfen. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, denn nachdem der Auftakt „Das unendliche Licht“ einen fulminanten Start hingelegt hatte und abseits der ausgelutschten Klischees eine durch und durch spannende Fantasy-Geschichte mit sympathischen Hauptfiguren bot, legte der zweite Teil „Der eisige Schatten“ noch einen drauf, wurde rasanter und, in der Figurenkonstellation bereits von Beginn an angelegt, vielschichtiger. Nun wollen in Band Drei nicht nur alle noch offenen Handlungsfäden zusammengeführt und alle offenen Fragen um die Charaktere beantwortet werden. Band Drei muss auch ein Finale bieten, das die Trilogie mindestens ebenso stark abschließt wie sie begonnen hat.

_Inhalt_

Aus dem jungen Irrlichtfänger Kai ist mit der Zeit ein junger Mann geworden, der trotz bisher eingeschränkter Handlungsmöglichkeiten niemals aufgegeben und weitergekämpft hat. Kai weiß mittlerweile um seine Bestimmung als letzte Flamme, als letzter lebender Feuermagier. Nach einer Prophezeiung ist er dazu bestimmt, die Finsternis abzuwenden. Morgoya, die dunkle Nebelkönigin, die aus ihrer Residenz auf der Insel Albion regiert, hat die Brisanz dieser Prophezeiung mittlerweile ebenfalls erkannt und schickt ihre Schergen, eine ganze Armee blutrünstiger Krieger, auf den Kontinent. Es liegt nun an Kai und seinen Freunden, Morgoya aufzuhalten.

Kai hat sich mit Fi, einer hübschen Elfe, und Dystariel, einer auf den ersten Blick groben, im Herzen jedoch gutmütigen Gargyle, nach Colona zurückgezogen, um über die weiteren Schritte im Kampf gegen Morgoya zu beraten. Die Nebelkönigin hat die Hafenstadt Hammaburg überrannt und steht kurz davor, auch die übrigen Städte des Landes einzunehmen. Die Hexen, Magier, Menschen und Zwerge, die sich Morgoya entgegenstellen, stehen zwar alle auf einer Seite, wollen jedoch ihre eigenen Interessen durchsetzen. Und so findet sich Kai zwischen den streitsüchtigen Parteien wieder und muss zu schlichten versuchen. Die Zeit rennt der letzten Flamme jedoch davon, denn die Nebelkönigin rückt weiter unbehelligt vor.

Obwohl die Situation schon paradox genug ist, kommt es noch schlimmer. Von Falkenhain, seines Zeichens oberster Stadtmagier Hallas, taucht plötzlich in Colona auf, will Kai zu Zucht und Gehorsam erziehen und seine weitere Ausbildung übernehmen. Den kleinen Däumlingszauberer Eulertin, in dessen Lehre Kai bisher gestanden hat, hat der Magier mit Hilfe einer eigenen kleinen Armee einfach aus dem Weg räumen lassen. Schnell wird Kai klar, dass von Falkenhain in ihm als letzter Flamme, nach dessen eigener Interpretation der Prophezeiung, einen Schlüssel sieht, mit dem Morgoya vernichten werden könnte – dass es Kai das Leben kosten kann, ist von Falkenhain dabei herzlich egal.

Gut, wenn man in solch einer Situation seine Freunde in der Nähe weiß. Im letzten Moment wird Kai nämlich von den Hexen aus den Klauen des Magiers gerettet und findet Zuflucht im Kreis einer kleinen Gemeinschaft, die zwar auf dem Schlachtfeld nicht viel ausrichten kann, aber immerhin zu einem schnellen Handeln bereit ist. Auf die Streitmacht Colonas, die nun unter der Führung der Magier steht, dürfen Kai und seine Freunde im Kampf gegen die Nebelkönigin nicht mehr hoffen. Daher schmieden sie einen neuen, wenn auch tollkühnen und gefährlichen Plan: Sie wollen sich durch die feindlichen Linien nach Albion begeben, um die böse Hexe in ihrem eigenen Refugium zu vernichten.

Schon der Weg in den Norden, in Richtung Meer, ist gefährlich. Schließlich kommen Kai, sein kleiner Drachen Olitrax, Fi, Dystariel und – endlich wieder befreit – Magister Eulertin und dessen Geist Quiiiitsss aber in der Hafenstadt Hammaburg an, wo sie sich im Verborgenen mit dem Klabautermann Koggs treffen. Er besorgt ein Schiff und bringt die Mannschaft übers Nordmeer nach Albion hinüber. Die Sonne dort ist von dicken Nebelschwaden bedeckt, das Land ist grau und trist und die Menschen sind von der Schreckensherrschaft gezeichnet. Immerhin eine weitere Motivation für die letzte Flamme und seine Freunde, Morgoya endlich Einhalt zu gebieten. Bis dies allerdings geschieht, wartet noch die ein oder andere Überraschung auf die ungleiche Truppe – leider nicht nur im Guten.

_Bewertung_

Um es vorweg zu nehmen: „Die Letzte Flamme“ kann die Erwartung erfüllen und „Die Chroniken der Nebelkriege“ zu einem würdigen Abschluss führen. Damit ist Thomas Finn eine Seltenheit gelungen, nämlich seine Trilogie auf konstant hohem Niveau zu halten, die zu keiner Zeit sprachlich abfällt, den Spannungsbogen gekonnt auszureizen weiß und am Ende ein Finale bietet, das nach allen Regeln der Kunst in Szene gesetzt worden ist. Wo andere Autoren Probleme haben, wenn sie zwar den Anfang und das Ende ihres Romans konzipieren, aber den Mittelteil als notwendiges Übel hinnehmen und dort in der Regel schwächeln, beweist Finn, dass er seine Handlung von A bis O durchgeplant hat. Einem schnellen, spannenden Einstieg folgt eine ruhigere Szene. Dann ist wieder Action (auf einem leicht angehobenen Level) angesagt, bis sich erneut eine ruhige, im Vergleich zur ersten aber wiederum gesteigerte Passage anschließt, die neue Details über einen der Charaktere enthüllt. Diese sind für ein späteres Kapitel wichtig und verknüpfen so, über die chronologische Erzählweise hinweg, den gesamten Roman.

Trotz allem wirkt „Die Letzte Flamme“ aber nicht konstruiert, ganz im Gegenteil, der Roman ist flüssig zu lesen, zu jeder Zeit äußerst unterhaltsam und fällt durch sein tragfähiges Erzählgerüst nie in sich zusammen – sowohl was die Handlung, als auch die Darstellung der Charaktere angeht. Anderen Autoren mag es gelingen, ihr Werk am Ende doch noch durch ein geschicktes Stilmittel zu retten und die abgestürzte Handlung nach oben zu ziehen. Finn muss hingegen an keiner Stelle seines Buches zu solchen Mitteln greifen. Der Vorteil liegt auf der Hand, denn so kann er sich auf die Geschichte konzentrieren und das grobe Gerüst mit Leben ummanteln. Und dies tut er auch ausgiebig. Märchenmotive verknüpft er mit Elementen aus Sagen, Legenden und – man merkt, dass er sich hier zu Hause fühlt – mit Elementen der Fantasy.

Neuartig ist das sicher nicht, doch es kommt eben auf die Mischung an. Die weiß nämlich zu gefallen, umgeht die bekannten Klischees und variiert gekonnt das Märchen- und Fantasysetting. Obwohl als Jugendbuch konzipiert, ergeht sich Thomas Finn nicht in einer neuen Version der Blümchenfantasy, sondern folgt der Tradition von Märchen und Sagen und fügt jedem Charakter (und vielen Schauplätzen) eine graue, mitunter schwarze Seite hinzu. Die Elfe Fi umgibt ein Geheimnis, ebenso wie die Gargyle Dystariel. Auch Kai ist nicht immer nur der strahlende junge Held, der er gerne wäre, obwohl er als klassische Identifikationsfigur angelegt ist.

Dazu kommt mit Albion ein für die Handlung zentraler Ort, der mit seinen Nebelbänken und mürrischen Bewohnern herrlich düster daherkommt. Doch ebenso wie die Helden eine dunkle Seite haben, haben auch dunkle Orte Licht zu bieten. Es bleibt natürlich alles kind- und jugendbuchgerecht, doch sollte dies auch erwachsene Leser nicht davon abhalten sollte, einen Blick zu wagen. Ganz im Gegenteil, so mancher Erwachsenenroman kann sich hier noch etwas abgucken.

Wenn man in diesem Buch etwas bemängeln möchte, dann sind es Nebensächlichkeiten, die in keinem Verhältnis zu seinen Vorzügen stehen. Auffallend ist höchstens das wie schon erwähnt packende Finale, das vielleicht etwas zu lang ausgefallen ist. Allerdings muss auch dies wieder in Relation zur gesamten Trilogie gesehen werden, und da hat die Einführung Kais im ersten Band auch ein paar Seiten mehr veranschlagt.

„Die Letzte Flamme“ von Thomas Finn ist ein rundum überzeugender Abschluss einer grandiosen Trilogie geworden, die zu den besten Fantasy-Veröffentlichungen der letzten Jahre zählt. „Die Chroniken der Nebelkriege“ ist ein ambitioniertes Projekt eines deutschen Autors geworden, von dem man in Zukunft noch viel erwarten kann. Eine Altersempfehlung erübrigt sich, denn hier werden Jung wie Alt wunderbar unterhalten.

http://www.ravensburger.de
http://www.thomas-finn.de
[Unser erstes Interview mit Thomas Finn]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=59
[Unser aktuelles Interview mit Thomas Finn]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=85
[„Der Funke des Chronos“ 2239
[„Das Greifenopfer“ 1849
[„Das Greifenopfer“ 2844 (Hörbuch)

Hohlbein, Wolfgang – achtarmige Tod, Der (Der Hexer von Salem 4)

Band 1: [„Die Spur des Hexers“ 4081
Band 2: [„Der Seelenfresser“ 4141
Band 3: [„Engel des Bösen“ 4206

„Der achtarmige Tod“, der vierte Band in der neu überarbeiteten „Der Hexer von Salem“-Reihe von Wolfgang Hohlbein, stellt so etwas wie einen Wendepunkt dar. Die ersten drei darin enthaltenen Heftromane schließen nämlich den ersten Zyklus, namentlich den Dagon-Zyklus, innerhalb der Serie ab und legen zugleich den Grundstein für den darauf folgenden und ebenfalls in diesem Band beginnenden Zyklus um die sieben Siegel der Macht.

Aus den Einzelepisoden sind folgenübergreifende Geschichten geworden, die dem Hexer nur zugute kommen. Denn obwohl das Schema vergleichbar bleibt und Robert Craven weiterhin in jeder Episode gegen einen neuen Schurken bestehen muss, ist die Bedrohung durch die wirklich gefährlichen cthuloiden Wesen und einen fast unbezwingbar anmutenden Magier namens Necron durch die Verknüpfung mehrerer Folgen greifbarer geworden. Doch pulpig bleibt es, und so fährt auch „Der achtarmige Tod“ eine Mischung aus Horror, Action und Humor auf, die mit einem Augenzwinkern aufgenommen werden sollte und sich selbst nicht als Meilenstein der anspruchsvollen Literatur versteht, sondern schlicht und ergreifend unterhalten möchte.

_Inhalt_

Im letzten Band haben sich die Ereignisse bereits zugespitzt, nun steuert alles auf ein breit angelegtes Finale zu, das sich über drei Folgen erstreckt. Seinen Höhepunkt findet dieses in „Krieg der Götter“, in dem Craven und seine Verbündeten Nemo (kein Geringerer als der Kapitän des U-Bootes Nautilus), Howard und Rowlf gegen Dagon selbst bestehen müssen, und das während eines Vulkanausbruchs auf der Insel Krakatau. Einmal mehr wird die Handlung also vor dem Hintergrund einer historischen Begebenheit gesponnen, die für sich genommen bereits genug Potenzial geboten hätte. Mit dem Ausbruch begnügt sich der Hohlbeins „Hexer“ aber freilich nicht, denn nichts ist mehr, wie es scheint, und während die Welt um Craven herum sprichwörtlich zu explodieren beginnt, entpuppen sich viele Weggefährten als seelenlose Marionetten böser Götter oder – zum Glück wendet sich nicht alles zum Schlechten – einige vermeintliche Feinde als plötzliche Verbündete. Die Welt steht jedenfalls auf dem Kopf und der Spannungsbogen, mit dem über drei Folgen hinweg der begrenzte Schauplatz der Insel ausgenutzt wird, um einen Endkampf zu schildern, der über das Fortbestehen oder das Ende der Menschheit bestimmt, wird bis zum finalen Paukenschlag gehalten.

Natürlich kann das Ende der Welt verhindert werden. Aber auch an einem Robert Craven geht so ein Kampf nicht spurlos vorüber. Es ist geschwächt und braucht von den zurückliegenden Ereignissen ein wenig Abstand. Daher begibt er sich in „Die Hand des Dämons“ nach Kalifornien. Urlaub nehmen und faul in der Sonne liegen kann und will er aber nicht, denn obwohl Dagon zurückgeschlagen worden ist, haben die Feinde nur eine Schlacht verloren. Der Krieg geht weiter. Um die Machenschaften des dunklen Magiers Necron, der den Untergang der Insel Krakatau überlebt hat, ausfindig zu machen, sucht Craven nach Hinweisen, die auf seine Drachenburg deuten. Jene Burg, so vermutet Craven, die Necron als Zufluchtsstätte und als Stützpunkt dient, von dem aus er Schrecken über die ganze Welt verbreitet.

Der Hexer beginnt seine Suche in dem Örtchen Arcenborough, nicht zuletzt deshalb, weil er Teilhaber einer dort ansässigen Firma ist. Doch anstatt in dem Dorf in aller Ruhe die weiteren Schritte zu planen, entpuppt sich die Fabrik, die nicht im Zentrum seines eigentlichen Interesses stand, als wahre Ausbeutungsmaschine der dort beschäftigten Arbeiter – Marx hätte für sein Manifest kein besseres Beispiel für die Schattenseite des Kapitalismus wählen können. Während Craven also versucht, die Situation der Arbeiter zu verbessern, kommen ihm einmal mehr Kultisten in die Quere. Immerhin, das ergibt sich als einzige positive Folge, muss er nun nicht mehr nach ihnen suchen. Schließlich kann er sich darauf verlassen, dass dort, wo Kultisten auftauchen, auch Necron nicht weit sein kann.

Nach diesem Setting – man möchte fast von einem leicht gesellschaftskritischen Setting mit allerdings weiterhin nicht ganz ernst gemeintem Unterton sprechen – geht es in der Episode „Der Zug, der in den Albtraum fuhr“ in eine ganz andere Richtung, nämlich in die der glorreichen Cowboys. Der wilde Westen ruft und der Hexer lässt sich nicht zweimal bitten. Natürlich sind auch hier schleimige Monster und wahnsinnige Gottesanbeter nicht weit entfernt, doch die Gefahren lauern auch in schießwütigen Banditen, einem aufgebrachten Indianerstamm und, damit der Mix noch ein bisschen bunter wird, in einem Dinosaurier, der sich in einem Berg versteckt hat und es gar nicht mag, wenn man seine Ruhe stört.

_Bewertung_

Man kann vom „Hexer“ halten, was man will, doch dass Wolfgang Hohlbein, Frank Rehberg und die weiteren Mitautoren sich nicht davor scheuen, die Genres gnadenlos zu mischen, durch den Kakao zu ziehen und trotz aller Situationskomik noch eine übergreifende, spannende Haupthandlung aufzubauen, die alle Episoden miteinander verknüpft, sei ihnen hoch anzurechnen. Natürlich geht dabei so einiges schief, die historischen Fakten werden gerne über den Haufen geworfen und der Geschichte angepasst, so dass die Verbindungen dann doch ab und an arg konstruiert erscheint. Der Mut, neue Wege zu gehen, Epochen, Kulturen, Settings sowie fiktive und tatsächlich existierende Persönlichkeiten zu kombinieren, lässt über die kleinen Schönheitsfehler allerdings hinwegsehen, denn mit den ersten Folgen des Zyklus um die sieben Siegel erreicht die Serie des „Hexers von Salem“ ihren erzählerischen Höhepunkt.

Die Autoren wissen, wohin die Reise gehen soll, und Hohlbein kann sich für die ein oder andere Episode etwas zurücknehmen und anderen Schreibern den Vortritt lassen. Die Einfälle, mal die schlechten Arbeitsbedingungen in einer typisch zeitgenössischen Firma einzuweben, dann wiederum in den wilden Westen zu wechseln, wissen zu gefallen. Damit einher geht jedoch gleichfalls die Verpflichtung, auch in den folgenden Episoden immer abstrusere Ideen einzuflechten, um den Lesern Neues bieten zu können. Denn obwohl, wie schon beschrieben, der Hexer mit diesem Sammelband den Höhepunkt markiert und einige der besten Folgen der gesamten Serie enthält, kann die Romanreihe im späteren Verlauf nicht mehr an diese Qualität anknüpfen. Die Serie verliert sich, auch wenn in diesem Band noch nicht viel darauf hindeutet, in einem Netz aus Zeitsprüngen, wechselnden Epochen und Handlungen, die zwar als Einzelfolgen gesehen durchaus überzeugen können, dem „Hexer“ aus heutiger Sicht betrachtet jedoch langfristig eher geschadet als geholfen und schließlich zu seiner Einstellung als Heftromanreihe geführt haben.

„Der achtarmige Tod“ sei jedoch noch einmal empfohlen, denn er schließt den Dagon-Zyklus überzeugend ab und begibt sich dann mit dem Zyklus um die sieben Siegel auf eine experimentelle, mitunter spannende, in den folgenden Bänden jedoch mehr und mehr abstrusere Richtung. Sammlern der vollständigen Ausgabe sollte das natürlich egal sein, allen anderen seien die Geschichten in diesem Band noch ans Herz gelegt, bevor es dann mit den Folgebänden leider bergab geht.

http://www.bastei-luebbe.de/
http://www.hohlbein.net/

Ruckley, Brian – Winterwende (Die Welt aus Blut und Eis 1)

Wir schreiben das Jahr 1102 des Dritten Zeitalters. Der Clan des Schwarzen Pfads, vertrieben aus seiner Heimat, durchquert das Land Car Criagar. Verfolgt von Stämmen der Wahren Geschlechter tritt der abtrünnige Clan die Flucht in den Norden an. Doch der Weg ist beschwerlich und nur die Stärksten haben eine Chance. Verwundete und Schwache müssen zurückgelassen werden, damit die letzten standhaften Krieger den Frauen und Kindern die Zuflucht in den Norden, in das Tal der Steine ermöglichen können. Viele tapfere Männer lassen ihr Leben, und als der Clan endlich sein Ziel erreicht, ist er auf wenige hundert Männer, Frauen und Kinder dezimiert.

150 Jahre später. Es ist viel passiert, die Länder und Herrschaftshäuser haben sich stark verändert. Die Wanderung des Schwarzen Pfads ist zur Legende geworden, die Geschichte wird nur noch am Kamin erzählt. Das Reich ist nun aufgeteilt in große Stämme, über die der Hoch-Than Gryvan oc Haig herrscht. Wer es wagt, seinen Herrschaftsanspruch in Frage zu stellen, muss mit einer harten Strafe rechnen. Wer sich nicht seinem Willen beugt, muss um sein Leben fürchten. Der Clan des Schwarzen Pfades jedoch ist längst aus dem Blickfeld des Thans und seiner Häuser geraten. Die einst Vertriebenen haben ihr Exil im hohen Norden angenommen. Seitdem herrscht Ruhe, an den nördlichen Grenzen zumindest ein stabiler Waffenstillstand.

Doch die Zeichen stehen auf Sturm und eine Rückkehr des Clans, der sich für die Vertreibung in den Norden nach all den Jahren rächen will, steht kurz bevor. Der Than hat die Exilanten aus dem Blickfeld verloren und bemerkt erst viel zu spät, dass sie sich erheben – aus einem Land aus Stein, Schnee und Eis.

„Winterwende“ nennt sich der Auftakt der neuen Saga „Die Welt aus Blut und Eis“, das schriftstellerische Debüt des Autors Brian Ruckley. Ganz im Stil George R. R. Martin versucht sich Ruckley an einer epischen Erzählung, die rau, brutal und erbarmungslos daherkommt. Doch kann „Winterwende“ dem Vergleich zum Genrekönig „Das Lied von Eis und Feuer“ standhalten?

_Inhalt_

Orisian nan Lannis-Haig ist zu Besuch bei seinem Onkel Croesan auf der Burg Anduran, als er zusammen mit seinem Neffen Naradin auf die Jagd geht. Orisian ist erst 16 Jahre alt, doch bereits ein geschickter Jäger und gewandt auf dem Rücken eines Pferdes. Mit der Erfahrung seines Neffen, der erst kürzlich geheiratet und einen Sohn gezeugt hat, der eines Tages als auf der Burg Anduran herrschen soll, kann es der Junge aber noch nicht aufnehmen. Doch auch Naradin hat sich den Kampf mit dem Eber, den er und Orisian schließlich stellen, wesentlich einfacher vorgestellt. Denn das Tier sucht nicht, wie üblich, sein Heil in der Flucht, sondern geht zum Angriff über. Als Naradin es schließlich erlegt, entdeckt dieser den Grund für dessen eigenartiges Verhalten. Eine abgebrochene Pfeilspitze, die noch im Fleisch steckt, muss es zum aussichtslosen Kampf getrieben haben. Auch die Pfeilspitze gibt Rätsel auf, denn Naradim kann sie den Kyrinin zuordnen, den Waldelfen. Doch es ist lange her, dass sie sich so weit in die Nähe der Menschen gewagt haben. Was muss in dem rauen, schneebedeckten Land hoch im Norden vor sich gehen, dass sich Tiere wie auch Kyrinin so dicht an die Grenzen der Menschen heranwagen?

Orisian kehrt einige Tage später wieder nach Kolglas zu der Burg seines Vaters zurück. Dort beginnen bereits die Vorbereitungen für das große Fest zur Winterwende. Um Orisians Vater Kennent steht es allerdings schlecht. Denn seit vor vielen Jahren eine Krankheit Kennets Ehefrau und seinen ältesten Sohn dahinscheiden ließ, hat der Herrscher über Kolglas jeden Lebenswillen verloren. Orisian und Anyara, seine Tochter, sind das Einzige, was Kennet noch geblieben ist. Das Winterfest, so hoffen Orisian und seine Schwester, wird nicht nur die Stadt und die Burg, sondern auch Kennet, zumindest für ein paar Tage, die dunklen Stunden der Trauer vergessen lassen. Doch es kommt zu einem unerwarteten Angriff, bei dem die Burg in Schutt und Asche gelegt wird und Orisian und Anyara gefangen genommen werden.

Zur selben Zeit belagert Hoch-Than Gryvan oc Haig weit im Süden die Feste An Caman, um Abtrünnige des Dargannan-Clans, die sich seiner Herrschaft widersetzt haben, auszubluten. Mit Männern aller ihm unterstehenden Häuser hat er die besten Kämpfer aus den nördlichen Landen abgezogen. Und während der Hoch-Than kurz davorsteht, einen leichten, aber unbedeutenden Sieg einzufahren, bemerkt er nicht, wie der Norden überrannt wird.

_Bewertung_

Brian Ruckley fährt mit „Winterwende“ ein wahrlich beachtliches Debüt auf. Der Prolog zieht den Leser direkt in die Geschehnisse hinein und lässt ihn bis zum Schluss nicht mehr los. „Winterwende“ ist grausam und brutal ist, ergeht sich allerdings nicht in blutigen Schilderungen, sondern lässt den Leser durch die raue und umbarmherzige Umgebung am harten Leben der Protagonisten teilhaben. Sprachlich versiert vermischt Ruckley den rauen Ton der Geschichte mit der eisigen Winterwelt. Die Kombination gelingt und ergibt ein stimmungsvolles Ganzes.

Obwohl Ruckley darauf achtet, nur kleine Ausschnitte zu zeigen, wird die Welt bereits nach wenigen Seiten plastisch, als wäre sie historisch mit der Zeit gewachsen. Das gelingt den meisten Autoren selbst nach seitenlangen Beschreibungen über historische Hintergründe nicht. Wo andere sich verzweifelt bemühen, ihre Geschichte plausibel rüberzubringen, aber lediglich die Welt um die viel zu konstruiert wirkende Handlung anlegen, schafft es Ruckley, seine Geschichte als Teil eines großen Ganzen darzustellen. Gerade dadurch vermittelt „Winterwende“ Realismus, der zu fesseln weiß, ohne die fantastischen Elemente in den Hintergrund zu drängen.

Ruckley richtet seine Erzählung, obwohl er keine geringe Anzahl an Personen einführt und die Schicksale vieler Charaktere über die Grenzen ihrer Völker hinweg miteinander verbindet, auf einige wenige Personen und Schauplätze. Er lässt bewusst weiße Flecken auf der Landkarte, die er erst mit der Zeit (und vermutlich erst mit den nächsten Bänden) allmählich gestalten wird. Im Gegensatz zu George R. R. Martin, der aufgrund der epischen Breite und Erzählstruktur tatsächlich als Referenz herangezogen werden kann, erzählt Ruckley jedoch nicht aus der Sicht vieler Personen, sondern beschränkt sich auf zentrale Figuren. Gerade dadurch wird ihr Überlebenskampf im hereinbrechenden Winter(krieg) umso deutlicher und bietet Identifikationsmöglichkeiten für den Leser.
Ruckley nimmt keine Einteilung in Gut und Böse vor, schafft es jedoch noch nicht, seine Charaktere so bunt und tiefgründig zu zeichnen, wie es ein Martin vermag. Das fällt aber nicht weiter ins Gewicht, vor allem nicht angesichts eines bis zum Ende hin steigenden Spannungsbogens, der bis zum Finale gehalten wird.

Weniger geglückt, aber nicht dem Autor zuzuschreiben ist die eher zweckmäßig zu bezeichnende Karte, welche die Länder und Orte abbildet. Die wichtigsten Städte, Burgen und Regionen sind eingezeichnet, hübsch sieht das allerdings nicht aus. Hilfreich ist sie trotzdem, ebenso wie die Zeittafeln und Namensregister, die die Orientierung erleichtern. Vor allem die Namen sind anfangs gewöhnungsbedürftig, tragen jedoch unweigerlich zur Atmosphäre der miteinander in Verhältnissen stehenden Herrschaftshäusern bei.

Bewusst verzichtet wurde auch auf die klassischen Fantasyelemente. Fantastische Wesen gibt es schon einmal gar nicht. Obwohl Elfen auftauchen, allerdings in der Bezeichnung der Kyrinin, unterscheiden sie sich deutlich von ihren herkömmlichen Artgenossen. Dem Grundtenor des Romans angemessen sind sie ebenso unbarmherzig, rau und kalt wie die Wälder um sie herum. Magie wirken die Kyrinin daher ebenso wenig, und wenn überhaupt von Magie die Rede ist, dann in einer unklaren, mysteriösen Form, die eher unserem weltlichen, im Mittelalter üblichen Verständnis für Zauberei nahekommt.

Brian Ruckley gelingt mit „Winterwende“ ein rundum gelungenes Debüt. Die Erzählung ist vielschichtig, die Welt komplex und nicht einfach in Schwarz und Weiß eingeteilt und die Charaktere besitzen Profil. Hie und da merkt man dem Autor an, dass es sein Erstlingswerk ist, doch das fällt angesichts der überzeugenden Gesamtleistung kaum ins Gewicht. Bis zum Ende mag man das Buch nicht mehr aus der Hand legen und hofft darauf, dass diesem Werk möglichst bald weitere aus der Feder Ruckleys folgen. Diesen Autor sollte man im Auge behalten – sein Stil ist frisch, klar und stimmungsvoll.

http://www.piper-verlag.de/fantasy

Gaiman, Neil / Vess, Charles – Stardust – Der Sternwanderer

|“Es war einmal ein junger Mann, der sehnte sich danach, dass sich sein Wunschtraum erfüllte.“| Mit diesen Worten beginnt Neil Gaimans „Sternwanderer“ um den jungen Tristran, der sich für seine Angebetete auf eine Reise in ein Land jenseits des Steinwalls begibt, um ihr einen gefallenen Stern zu bringen und damit seine Liebe zu ihr zu bezeugen. Doch das Land, das der junge Erwachsene betritt, ist kein gewöhnliches, sondern von tiefer Magie durchzogen und von Wesen bevölkert, die Tristran nur aus Sagen kennt. Und so findet er sich, schneller als ihm recht ist, selbst in einer Geschichte wieder, in der er selbst, umgeben von Hexen, Einhörnern und fliegenden Piraten, die Hauptrolle spielt.

Neben der normalen [Romanausgabe, 3495 die bereits 2000 im |Heyne|-Verlag veröffentlicht und bereits zum dritten Mal neu aufgelegt wurde, erschien pünktlich zur Verfilmung eine weitere, hochformatige Ausgabe zu „Stardust – Der Sternwanderer“. Doch sie ist noch weitaus mehr und stellt eine Symbiose aus Buch und Comic dar. Das Märchen für Erwachsene aus der Feder von Neil Gaiman ist nämlich mit 175 Illustrationen von Charles Vess versehen, der die Magie der Worte mit der Magie der Bilder zu verbinden versucht. Ein Konzept, bei dem es sich zudem um die ursprüngliche Version handelt, die Gaiman in den Jahren 1997 und 1998 auf den amerikanischen Markt herausbrachte. Erst später entschied er sich dazu, eine abgespeckte Version ohne Bebilderung auf dem Buchmarkt zu etablieren (eben jene, die dann bei |Heyne| erschien).

Dass die deutschen Leser und sicher auch Sammler noch in Genuss der weitaus schmuckvolleren Edition kommen, ist neben der Tatsache, dass die Kinoadaption die Bekanntheit des Stoffes erhöht hat, auch |Panini| zu verdanken, die sich mit der illustrierten Fassung eng an das amerikanische Original halten. Denn obwohl Gaiman, so könnte man argumentieren, allein durch die Ausdruckskraft seiner Worte Bilder im Kopf entstehen lassen kann (zu nennen sind hier nur exemplarisch [„American Gods“ 1396 oder „Ein gutes Omen“ als Co-Autor von Terry Pratchett), ergänzen doch Charles Vess Bilder Sternwanderer um eine nicht zu unterschätzende visuelle Ebene.

_Inhalt_

Tristran Thorn wächst in einer behüteten Familie in dem Dörfchen Wall auf. Das liegt irgendwo im viktorianischen England und gibt sich, trotz der allerorten stattfinden industriellen Veränderungen, eher verschlafen und hinterwäldlerisch. Da geziemt es sich für einen jungen Burschen wie Tristran auch, um das Herz seiner Angebeteten Victoria zu kämpfen. Doch gegen Nebenbuhler hat er als schüchterner Junge, der außer Wall noch kaum etwas von der Welt gesehen hat und als Kaufmannsgehilfe im Dorfladen arbeitet, kaum eine Chance. Jedoch Tristrans Hoffnung auf eine Erwiderung der Gefühle ist stärker als die mögliche Schmach, und so wagt er einen letzten Versuch, Victoria von sich zu überzeugen. Er führt sie zu einem Spaziergang in der Nacht aus und will ihr einen Stern, der in eben diesem Moment als Sternschnuppe vom Himmel fällt, zu Füßen legen. Victoria willigt ein und ist bereit, ihn zu heiraten, sollte er diese Aufgabe erfüllen, doch in Gedanken ist sie bereits bei einem anderen, als Geschäftsmann erfolgreichen Verehrer und glaubt nicht daran, dass Tristran jemals diesen Stern finden, geschweige denn zu ihr bringen wird.

Ihre Zweifel sind nicht unberechtigt, denn der Stern ist im verborgenen Feenreich gefallen, jenem Gebiet, das niemand aus dem Dorf betreten darf. Wall liegt nämlich im Grenzbereich und trennt, wie der Name der Stadt schon vermuten lässt, durch einen Steinwall die Welt des viktorianischen Englands von der des Feenlandes. Niemand darf die Grenze überschreiten, so lautet das Gesetz, um das Gefüge nicht zu verletzen. Doch Tristran sieht nur noch das erhoffte Ziel vor Augen, packt seine Sache und macht sich auf ins Feenreich.

Tatsächlich gelingt es ihm, den Stern zu finden. Doch er besitzt eine Form, die sich der Junge nie hätte erträumen lassen: Der Stern ist als junge Frau namens Yvaine auf die Erde gefallen. Das erschwert die Angelegenheit an sich schon deutlich, doch die Tatsache, dass das Mädchen nichts anderes will als wieder in ihren geliebten Himmel zurückzukehren, sorgt für unerwartete Probleme. Doch Tristran will nicht so weit gekommen sein, um nun resigniert aufzugeben. Mit einer List überwindet er Ynaine und verbindet ihre Hände an einer magischen Kette, um sie daran nach Hause zu ziehen.

Tristran hätte es möglicherweise geschafft, die Grenze in seine Welt mitsamt dem Stern wieder zu überschreiten, aber er ist nicht der Einzige, der den Stern vom Himmel fallen sah. Auch die Hexenkönigin Lamia hat das Schauspiel verfolgt und schmiedet nun finstere Pläne. Ihre Jugend ist längst verwelkt und kann nur durch das Herz eines gefallenen Sterns zurückgewonnen werden. Da dies selbst in der Feenwelt ein seltenes Ereignis ist, muss die Hexe um jeden Preis Yvaine finden, ansonsten sind auch ihre Tage gezählt. Und weitere Verfolger haben die Fährte aufgenommen. Des Königs Söhne sind hinter dem Stern her, und nur, wer als erster Ynaine findet, kann der rechtmäßige Nachfolger des Herrschers werden. Ein Wettstreit, der nicht nur Zwist zwischen die Brüder, sondern auch jeden in Gefahr bringt, der ihnen in Quere kommt.

Tristran merkt von alledem zunächst nichts, doch während er den Stern Richtung Heimat bringt, erfährt er Yvaines wahre Geschichte. Sie ist zwar ein Stern, aber kein tumber Gegenstand ohne jedwede Gefühle. Als schließlich die Hexe Lamia und die Prinzen ihren Weg kreuzen, stellt sich der Jüngling aus Wall nicht mehr als kleingeistiger Kaufmannsgehilfe dar, der die Liebe einer Victoria zu erkaufen versucht, bei Widerstand jedoch das Weite sucht, sondern als ein tapferer junger Mann, der Yvaine nicht tatenlos aufgibt und um seine wahre Liebe kämpft – auch wenn er diese zu dem Zeitpunkt noch nicht erkennt.

_Bewertung_

„Sternwanderer“ ist genau das, was die Handlung schon vermuten lässt: ein stringentes und einfach aufgebautes Abenteuer für Erwachsene, das mit märchenhaften und fantastischen Anleihen zu einem spannenden, lustigen und zugleich rührenden Roman verschmilzt. Hier darf man keine tiefgründigen Charaktere oder sorgsam ausgearbeiteten Handlungsstränge erwarten. Stattdessen liegt der Reiz der Geschichte in ihrer Einfachheit, die mit sympathischen Hauptfiguren und einer magischen, einfallsreichen Welt überzeugen kann. Hier wird kein Aufguss einer tolkienesken Abwandlung aufgefahren, sondern eine romantische, traumhafte Atmosphäre aufgebaut, die sich zwar Elementen bekannter Volks- und Kunstmärchen bedient (und dadurch ebenfalls nicht ganz ohne Vorlage auskommt), doch diese harmonisch zu einer Einheit verbindet, die in ihrer Form durchaus als originell bezeichnet werden kann.

So verwundert es auch nicht, dass „Sternwanderer“ einen in sich stimmigen Eindruck hinterlässt. Irgendwo zwischen den Märchenklassikern von Perrault, den Brüder Grimm und Andersen sowie Kindergeschichten der Güte von „Alice im Wunderland“ oder „Narnia“ siedelt sich Neil Gaiman mit „Sternwanderer“ als modernem Märchen an, das sich hier und da bedient, aber dennoch einen eigenen Stil findet.

Umso wichtiger erscheint es da, dass Gaiman die visuelle Seite nicht übergeht und als Comic-Autor – zu nennen ist an erster Stelle seine düstere „Sandman“-Reihe – die Bedeutung von Bildern erkennt. Mit Charles Vess, unter anderem bereits zuständig für |Spiderman|-Comics, hat er einen versierten Comiczeichner gefunden, der es versteht, die Magie der Worte in Farben und Linien einzufangen. Mal dezent im Hintergrund und in den Text eingearbeitet, dann wieder großflächig auf eine ganze Seite gestellt, unterstützt Vess mit seinen Illustrationen die Magie der Geschichte, bietet jedoch genug Spielraum und engt den Leser für eigene Interpretationen nicht zu sehr ein. Die Szenen sind klar umrissen, aber auf das Nötigste beschränkt und ergießen sich nicht in überflüssigen Details. Vess findet, ganz im Stil von Gaiman, eine klare (Bild-)Sprache, die verzaubert, aber auch nicht vor blutigeren Szenen zurückschreckt. So mögen die Abbildungen für einen reinen Bildband zu marginal sein, für die Symbiose aus Buch und Bild erscheinen sie aber mehr als passend.

http://www.paninicomics.de
http://www.der-sternwanderer.de/
http://www.stardustmovie.com

|Siehe ergänzend dazu unsere Rezension zur [Romanfassung.]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=3495 |

Pullman, Philip – Bernstein-Teleskop, Das (His Dark Materials 3)

Band 1: „Der Goldene Kompass“
Band 2: „Das Magische Messer“

Fast doppelt so dick wie der zweite Teil kommt Philip Pullmans „Das Bernstein-Teleskop“ daher, das die Trilogie „His Dark Materials“ um das Mädchen Lyra und den Jungen Will abschließt. Am Ende von „Das Magische Messer“ wird Lyra entführt, Will begegnet währenddessen seinem Vater kurz vor dessen Tod, den er die ganze Zeit über gesucht hat. Immerhin kann dieser ihm noch einiges über das Messer, das durch alle Welten hindurchschneiden kann, berichten, denn Will, der nun der offizielle Träger dieses Messers ist, hat jetzt eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, die über die Zukunft aller Welten bestimmen wird.

Will und Lyra sind nur zwei Figuren im Spiel der Mächte, doch zwei bedeutsame, um die sich beide Seiten in dem bevorstehenden Kampf reißen. Es ist ein Kampf zwischen der Kirche und allen Abtrünnigen, die sich gegen die Intrigen und Machenschaften der Oberhäupter auflehnen. Und neben Will und Lyra, die sich bereits für den Kampf gegen die Kirche entschieden haben, müssen sich auch alle anderen Bewohner der zahlreichen Welten entscheiden, wo sie sich positionieren. Die Gypter, Bären, Hexen und Engel, die sich schließlich um die Kinder versammeln, wählen die Seite des Widerstands, müssen sich jedoch einem starken Feind stellen, denn ihnen steht kein Geringerer als der Allmächtige selbst gegenüber – bedrohend auf einem schwebenden Wolkenberg, der einer mobilen Festung gleicht und scheinbar durch nichts aufgehalten werden kann.

_Inhalt_

Während Will den Tod seines Vaters noch zu verarbeiten versucht, bekommt er unerwarteten Besuch. Mit Balthamos und Baruch erscheinen ihm zwei Engel, die ihn davon zu überzeugen versuchen, Lord Asriel aufzusuchen. Denn als Träger des Magischen Messers, eines Werkzeugs und einer Waffe, der kein Gegner gewappnet ist, könnte er über Sieg und Niederlage im bevorstehenden Krieg entscheiden. Doch Will ist nicht bereit, alles hinter sich zu lassen. Seine Reise durch die Welten hat ihn eng mit Lyra verbunden, und als er bemerkt, dass sie spurlos verschwunden ist, kann ihn niemand davon abbringen, sie als Erstes zu suchen.

Da die Engel ihm trotz ihrer Erfahrung und Weisheit unterlegen sind – schließlich haben sie keinerlei physischen Körper mehr -, willigen sie ein, als er ihnen einen Vorschlag unterbreitet: Will ist bereit, sich zu Lord Asriels Festung zu begeben, wenn die beiden Engel ihm dafür zuvor dabei helfen, Lyra zu finden und sie wieder in Sicherheit zu bringen. Sofort erkunden die Engel die Umgebung und können das Mädchen nach einiger Zeit tatsächlich ausmachen. Mrs. Coulter, Lyras eigene Mutter, hat das Mädchen entführt und hält es mit einem Schlaftrank in einer verlassenen Höhle fest. Richtig, keinem schmucken Palast oder einer gepanzerten Festung, denn die einst so starke und mächtige Frau versteckt sich und ihre Tochter nicht nur vor Lyras Freunden, sondern auch der Kirche, welche die Prophezeiung, Lyra könnte die nächste Eva sein, verhindern und das Mädchen töten will. Dafür sprechen sie sogar einen von ihnen von allen Sünden frei, die er auf sich laden wird, denn er soll in ihrem Namen das Mädchen ermorden. Will muss sich also beeilen, will er Lyra rechtzeitig aus den Fängen Mrs. Coulters befreien, bevor es möglicherweise andere vor ihm tun, die hinter ihr her sind.

Was in Lyra derweil vorgeht, erfährt der Leser am Ende eines jeden Kapitels in kurzen Abschnitten, welche die Gedankenwelt des Mädchens beschreiben. Über ihre Träume gelingt es Lyra, Kontakt zu ihrem alten Freund Roger aufzunehmen, der, da er bereits in „Der Goldene Kompass“ starb, im Reich der Toten anzutreffen ist. Ihre geistige Verbindung ist jedoch so stark, dass sie sich über diese Schranken hinaus miteinander verständigen können und sowohl Lyra als auch Roger einiges über den jeweils anderen erfähren. Nicht zuletzt wird durch dieses mentale Gespräch auch der Grundstein für einen neuen Handlungsstrang gelegt, da nach Lyras Befreiung aus ihrem ungewollten Schlaf der Kontakt zu Roger zwar abbricht, sie aber weiß, wo sie ihn finden kann.

Durch Kursivschrift vom üblichen Text abgegrenzt, verlaufen Lyras Gedanken über mehrere Abschnitte, aber jeweils nur für wenige Zeilen. Mitten im Satz wird der Text unterbrochen und dann am Ende des nächsten Kapitels wieder aufgenommen. Neben der rein erzähltechnischen Besonderheit, ein Kapitel gewissermaßen über mehrere andere zu verteilen und dadurch einen zweiten Spannungsbogen aufzubauen, wird durch diese Anordnung der zeitliche Ablauf der einzelnen Handlungen nachvollziehbarer. Denn während die Realzeit normal verläuft, sprechen Lyra und Roger innerhalb ihrer Traum- bzw. Todeswelt nur einige Sätze. Schließlich geht dieses Gespräch etwa zu dem Zeitpunkt zu Ende, als Lyra (in der Realwelt) aus ihrem Schlaf befreit und dadurch in die Wirklichkeit zurückgeholt wird. Jetzt heißt es handeln, denn durch die Befreiungsaktion ist kostbare Zeit verloren gegangen, die Wills und Lyras Feinde genutzt haben, um den Schlag gegen Lord Asriel vorzubereiten. Der Allmächtige hat bereits seine besten Kämpfer ausgesandt, nun will er selbst eingreifen.

_Bewertung_

Philip Pullman bleibt seinem Stil treu. Statt auf altbewährte Fantasy-Klischees zu setzen, präsentiert er auch in „Das Bernstein-Teleskop“ ein Universum, das fremdartig und faszinierend, aber doch zugleich vertraut wirkt. Neben den bereits aus den ersten Büchern bekannten Welten gesellen sich neue hinzu, lassen sich jedoch, da immer öfter von der einen in die andere Welt gewechselt wird, nur noch schwer voneinander unterscheiden. Gut, wenn sich der Leser in solchen Momenten zumindest an die lieb gewonnen Charaktere klammern kann, die allesamt ihre Rolle in dem weltenumspannenden Komplott zu finden versuchen. Da begegnet man dem Panzerbären Iorek, der Wissenschaftlerin Mary Malone und der Hexe Serafina Pekkala. Und natürlich einer Vielzahl neuer Figuren, etwa den beiden Engelsgestalten Balthamos und Baruch, die Will auf seiner Reise treue und wichtige Gefährten werden. Etwas später stoßen die Gallivespier Chevalier Tialys und Lady Salmakia hinzu, kleinen Wesen, die dank ihrer geringen Größe Verwirrung bei den Feinden stiften können, oder auch die fremdartig wirkenden Mulefa, die sich ihre Krallen zunutze machen und große, runden Samen als fahrbare Räder benutzen. Zudem sind sie etwas ganz Besonderes, denn sie haben sich mit dem Staub, einer Substanz, deren Geheimnis bisher noch nicht gelüftet werden konnte, arrangiert und leben gewissermaßen mit diesem in Symbiose.

So bunt und farbenfroh, so originell und einfallsreich Pullman auch in „Das Bernstein-Teleskop“ erneut mit seiner Geschichte und den Lebewesen zu überzeugen weiß, der ganz große Wurf gelingt dem Autor in seinem Abschlussband leider nicht. Denn allein schon die Dicke des Buches (im Vergleich zu den ersten beiden Bänden) zeigt: Pullman braucht viel Platz, um die Handlung in die gewünschte Bahn zu lenken und zu einem würdigen Ende zu bringen, so dass die Leichtigkeit der früheren Bände darunter leidet. Die vielen Nebenereignisse, die noch untergebracht werden sollen, die vielen Charaktere, die bereits eingeführt wurden, ihre Geschichte aber noch nicht beenden konnten, und vor allem der komplette Rahmen um die kirchlichen Machenschaften, der dem Autor als Zielscheibe für seine gesellschaftspolitische Kritik dient, überfrachten den Roman dermaßen, dass er die Qualität seiner Vorgänger nicht mehr erreichen kann. Der Autor hat sich trotz aller literarischen Qualitäten übernommen.

Bot „Der Goldene Kompass“ vor allem eine homogene Abenteuergeschichte und weitete „Das Magische Messer“ diese zu einer spannenden Verknüpfung mehrerer Welten aus, die sich gegenseitig beeinflussten, so fährt Pullman nun alle Geschütze auf und verstrickt sich in noch mehr Welten, noch mehr schicksalhaften Begegnungen und einem überbordenden Kirchen-Konflikt, der die Handlung entscheidend prägt, sich jedoch zugleich als ihr schwächstes Glied herausstellt.

Weniger wäre hier mehr gewesen, doch muss man Pullman zugestehen, dass sich diese Entwicklung bereits ins „Das Magische Messer“ abgezeichnet hatte und danach kaum mehr umzukehren war. So versucht er die losen Fäden zusammenzuführen, schafft dies jedoch nicht in der erhofften und den ersten beiden Bänden angemessenen Weise. Sieht man über die Komplexität, die vor allem jugendliche Leser überfordern könnte, und die Darstellung der Kirche, die hier nicht mehr nur im Hintergrund agiert, sondern offen zutage tritt, ab, ist und bleibt der Roman ein Werk, das so manch anderes in den Schatten stellt. Sich an neuen Wegen zu probieren und keine 08/15-Geschichte zu schreiben, muss dem Autor hoch angerechnet werden, auch wenn dies bisweilen zu einigen erzähltechnischen Problemen führt.

Lesenswert ist „Das Bernstein-Teleskop“ aber allemal, nicht zuletzt, weil „His Dark Materials“ hier sein Finale findet, das dann doch wieder zufriedenstellen kann. Obwohl am Ende die richtige Seite gewinnt, gibt es aber kein richtiges Happy End, so viel sei verraten. Was bei Harry Potter (etwa im Tod des Zaubererlehrlings) schlichtweg fehl am Platz wäre, macht in dieser Trilogie jedoch durchaus Sinn und verleiht dem Roman zum Schluss, aller Längen und schwer verdaulichen Passagen zum Trotz, eine würdige Note, die dem Buch allerdings schon früher gutgetan hätte.

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|Siehe ergänzend dazu auch:|
[„Graf Karlstein“ 3374
[„Ich war eine Ratte“ 3880

Pullman, Philip – Magische Messer, Das (His Dark Materials 2)

Band 1: [„Der Goldene Kompass“ 4268

Der Mittelteil einer als Trilogie angelegten Romanreihe hat meist einen entscheidenden Nachteil: Er kann nicht an die Qualität des ersten und meist auch nicht an das Finale im dritten Teil heranreichen. Während im ersten Buch die Welt und die Charaktere vorgestellt werden und der Leser, sofern er Gefallen an der Handlung und dem Schreibstil des Autors findet, den noch kommenden Ereignissen entgegenfiebert, läuft im letzten Buch die ganze Geschichte ihrem Höhepunkt entgegen. Alle Elemente, die bisher eingeflossen sind, werden zusammengeführt und ermöglichen es erst, die Trilogie als Ganzes zu betrachten. Der zweite Teil steht immer dazwischen, denn er muss die Charaktere weiterentwickeln, den Plot vorantreiben und auf die ein oder andere Weise überraschen, damit der Leser des ersten Buches die Faszination nicht verliert. Er muss aber auch auf den Abschlussband vorbereiten, die Fährten auslegen und alle Fäden weiterspinnen, damit sie am Ende zusammenlaufen können.

Was dem Mittelteil also mangelt, sind meist ein fehlender Beginn und ein fehlender Abschluss, denn er bildet in der Regel nur eine Brücke zwischen denjenigen Büchern, welche die Trilogie letztendlich prägen. Dass dies Philip Pullman in „Das Magische Messer“ nicht passiert ist, lässt sich darauf zurückführen, dass er trotz Berücksichtigung der erzähltechnisch notwendigen, zuvor benannten Elemente mit einigen Traditionen bricht und es schafft, die Geschichte um Lyra aus „Der Goldene Kompass“ zwar fortzuführen, aber mit Will eine völlig neue Hauptfigur hinzufügt, die sich nahtlos in die Handlung einreiht, sie zugleich jedoch um im wahrsten Sinne des Wortes neue Welten erweitert.

_Inhalt_

Der zwölfjährige Will, der aus unserer Welt entstammt, wächst bei seiner Mutter auf. Seinen Vater hat er nie kennengelernt, da dieser vor zwölf Jahren auf einer Reise in den hohen Norden verschwunden ist. Dass trotz der langen Zeit noch kein Gras über die Angelegenheit gewachsen ist, muss der aufgeweckte Junge in dem Augenblick feststellen, als er bemerkt, dass Männer ihn und seine Mutter verfolgen. Um herauszufinden, was sie von ihnen wollen, bittet Will seine ehemalige Klavierlehrerin, auf seine Mutter aufzupassen, um dann alleine ins Haus zurückzukehren und nach Unterlagen zu suchen, hinter denen die Verfolger her sein könnten. In genau diesem Moment brechen die Männer bereits ins Haus ein, doch Will ist schneller, findet Dokumente über seinen Vater und flieht. Ein Verfolger, der ihm in die Quere kommt, kann ihn nicht mehr festhalten, im Gegenteil, er stolpert, fällt die Treppe hinunter und bricht sich das Genick. Will, der es nach draußen schafft, hetzt durch die mittlerweile dunklen Straßen, reist nach Oxford und stößt dann auf ein Tor in eine andere Welt, durch das er, immer noch auf der Flucht, kopfüber tritt – in der Hoffnung, sich dort verstecken zu können.

Will landet in einer fremden Stadt, die seinem Oxford auf den ersten Moment gleicht, dann aber doch anders ist. Alle Hotels, Cafés und Häuser sind verlassen, keine Menschenseele ist zu sehen. Als er sich in einem Hotel niederlässt, entdeckt er jedoch noch eine weiter Person: ein kleines Mädchen, das es ebenfalls in diese Stadt verschlagen hat. Ihr Name ist Lyra, eben jene Lyra, die in „Der Goldene Kompass“ über eine Brücke gegangen ist, um ihrem Vater Lord Asriel zu folgen. Doch im Nebel hat sie seine Spur und verloren und ist schließlich ebenfalls an diesem Ort gelandet. Obwohl Lyra und Will aus verschiedenen Welten stammen (jeweils einem anderen England) und sich in einer dritten Welt gefunden haben, tun sie sich zusammen. Denn Lyra sieht – nach Befragung des Alethiometers – in Will einen Verbündeten, der ihr bei ihrer Suche nach ihrem Vater helfen kann. Will hingegen hofft ebenfalls, auf Lyras Hilfe zurückgreifen zu können. So begeben sie sich durch den noch immer offenen Durchgang zurück in Wills Welt, um Fragen auf ihre Antworten zu erhalten.

Während Will im Museum mehr über die Expedition seines Vaters in Erfahrung bringt, trifft Lyra mit der Wissenschaftlerin Dr. Malone eine wichtige Verbündete. Denn diese forscht mit hochmoderner Technik nach dunkler Materie und damit, wie Lyra durch ihr Alethiometer herausbekommt, nach jenem Stoff, den Lyra in ihrer Welt als Staub kennen gelernt hat. Die Kirche und einflussreiche Politiker wollen hier wie dort der Erforschung dieses Stoffes Einhalt gebieten und verurteilen Männer wie Lord Asriel als Ketzer bzw. verhindern im Fall von Mrs. Malone die weitere Finanzierung ihres Projekts. Die Probleme, vor denen Lyra und Will, wie er schließlich erkennen muss, stehen, gehen weit über jene Welt hinaus, aus der sie stammen, und verknüpfen die tausenden von Welten, die es noch dazwischen gibt. Und auch ihre Gegner – die Männer, die Will verfolgt haben sowie die Oblationsbehörde samt der hinterlistigen Mrs. Coulter, keiner Geringeren als Lyras Mutter – haben das Ausmaß erkannt und beschränken ihre Suche auf die beiden Kinder nicht mehr nur auf ihre eigene Welt.

Neben der Haupthandlung erzählt Pullman die Geschichte einiger Figuren weiter, die in „Der Goldene Kompass“ bereits ihr Debüt gegeben haben und sich nun der Suche nach Lyra verschreiben. An erster Stelle steht die Hexe Serafina Pekkala, die den Umbruch der Welt, ausgelöst von der Überbrückung der Welten, bei ihren Flügen auf dem Besen am eigenen Leib erfährt und schließlich auf einer Ratsversammlung der Hexen dafür plädiert, sich gemeinsam gegen die Kirche und ihre dunklen Machenschaften zu stellen und Lyra zu unterstützen, auch wenn man nicht weiß, wohin es das Mädchen verschlagen hat. Tapfer schlägt sich auch der Aeronaut Lee Scoresby auf die Seite der Widerständler und stellt Nachforschungen an, um die Suche zu beschleunigen und wertvolle Hinweise zu finden, die für einen bevorstehenden Krieg eingesetzt werden können. Denn diesen, da sind sich alle sicher, wird es früher oder später geben, und er wird nicht nur in einer, sondern gleich mehreren Welten ausgetragen werden.

_Bewertung_

Philip Pullman legt mit „Das Magische Messer“ einen zweiten Teil vor, der sich bewusst von der noch stark märchenhaften Stimmung in „Der Goldene Kompass“ löst. Statt die altbewährte Mixtur des ersten Bandes – altbewährt im Sinne von gelungen, denn das Konzept seines Romans war innovativ und neuartig – zu wiederholen, greift Pullman mit der neuen Figur Will und den neuen Welten Stränge auf, welche die Geschichte (auch die des ersten Bandes) in einem völligen neuen Licht erstrahlen lassen. Statt sich auf die Perspektive einer kleinen Heldin zu konzentrieren, wie es im ersten Buch noch zweifellos sinnvoll gewesen ist, um die Welt mit den Augen Lyras zu entdecken, geht Pullman nun um einiges vielschichtiger vor, wechselt ständig zwischen Figuren und Schauplätzen hin und her und verhilft den zu Beginn noch lose, später immer enger verwobenen Handlungssträngen zu noch mehr Rasanz. Da heißt es: mitgedacht, um der Geschichte noch folgen zu können. Dennoch bleibt „Das Magische Messer“ immer verständlich und logisch, es wird lediglich um einiges komplexer. Dies ist aber klar als Vorteil zu sehen, da die gesamte Trilogie dadurch an Qualität gewinnt.

Die vielen Anspielungen, die im ersten Buch etwa die Kirche oder technische Gerätschaften betreffen, gewinnen an Bedeutung und werden stärker ins Zentrum der Geschichte gerückt. Dadurch, dass ein Großteil in unserer gegenwärtigen Welt spielt (bzw. Ende der Neunziger, als das Buch erschienen ist), werden die gesellschaftskritischen Elemente natürlich noch offensichtlicher. Auf der anderen Seite treten die fantastischen Elemente scheinbar in den Hintergrund, was jedoch angesichts neuer Parteien, etwa der Engel oder der Geister, die es auf die Seele von Erwachsenen abgesehen habe, so nicht ganz zutrifft. Pullman hütet sich jedoch, diese als Besonderheit herauszustellen, sondern pflegt sie dermaßen geschickt ein, dass sie als Teil einer der dargestellten Welten wahrgenommen und als gegeben akzeptiert werden. Die Fantastik spielt also nur scheinbar eine untergeordnete Rolle, vielmehr ist sie eingebettet in einen Rahmen, der aus dem üblichen Schema der Fantasy-Literatur ausbricht.

Die Verknüpfung mehrerer Welten und Personen, die über die Grenzen hinaus miteinander in Verbindung treten, ist es, was „Das Magische Messer“ zu einem spannenden und überaus interessanten zweiten Teil macht. Die Erwartungshaltung, die beim Lesen von „Der Goldene Kompass“ auf die Fortsetzung entstanden ist, war eine andere, und so kann es durchaus vorkommen, von der völlig neuen Erzählweise zunächst enttäuscht zu werden. Wer sich darauf jedoch einlässt und sich nicht an die mythische Alternativ-Welt aus dem ersten Teil klammert, wird durch eine Erzählung belohnt, die hinter ihrer einfachen Sprache ein durchaus anspruchsvolles Geflecht ineinander verwobener Handlungsstränge, Anspielungen und plastischer Charaktere bietet.

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|Siehe ergänzend dazu auch:|
[„Graf Karlstein“ 3374
[„Ich war eine Ratte“ 3880

Philip Pullman – Der Goldene Kompass, Der (His Dark Materials 1)

Magier und Elfen sucht man in Philip Pullmans Trilogie |His Dark Materials|, die mit „Der Goldene Kompass“ ihren Anfang nimmt, vergebens. Trotzdem, oder gerade deswegen gehört das Buch zu den populärsten fantastischen Kinderbüchern der letzten Jahre, die durch den Erfolg von „Harry Potter“ ins Rampenlicht gerückt sind. Obwohl oft mit diesem verglichen, haben die Romane kaum etwas gemeinsam, davon einmal abgesehen, dass sie beide in England spielen und einen jugendlichen Hauptcharakter aufweisen. Während Rowlings Zauberlehrling nämlich an einer Magierschule aufwächst, die in die normale Welt der Gegenwart integriert ist, beginnt Pullmans Geschichte an einem Internat in Oxford – einem gewöhnlichen Handlungsschauplatz in einer alternativen Realität. Dies wird dem Leser aber erst allmählich klar, denn die Welt funktioniert nach ähnlichen, allerdings im Detail doch anderen Regeln. Und der vielleicht größte Unterscheid: Diese noch stark an die Wirklichkeit angelehnte Welt ist nicht die einzige, sondern eine von vielen, die Lyra, die Hauptfigur in diesem Buch, nach und nach erkundet.

Inhalt

Philip Pullman – Der Goldene Kompass, Der (His Dark Materials 1) weiterlesen

Mark Z. Danielewski: Das Haus

[„Das Haus“]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3608937773/powermetalde-21 von Mark. Z. Danielewski ist kein gewöhnlicher Roman. Er besteht aus Briefen, Gedichten, transkribierten Interviews und über 450 Fußnoten, dazu auch Abbildungen und Fotos. Zusammengehalten wird alles durch die Kommentare eines gewissen Johnny Truant, der diesen Berg von Dokumenten – denn um einen solchen handelt es sich – mit ergänzenden Hinweisen, Überarbeitungen und Randnotizen versehen hat. Das alles ist durchsetzt mit bewussten Wortfehlern, durchgestrichenen Passagen, Anagrammen und Kastentexten, deren Inhalt man teilweise über Kopf lesen muss. „Das Haus“, ein Mammutwerk mit über 800 Seiten, das über mehrere Handlungsebenen verläuft und besonders durch seine eigenwillige Typografie auf sich aufmerksam macht, kann die Wirkung nur durch das geschriebene Wort, durch seine im Buch gepresste Form erzielen.

Trotzdem geht der Autor auf Lesereise, um sein Buch vorzustellen. Danielewski, 1966 in Amerika geboren, legte 2000 mit seinem Erstlingswerk „House of Leaves“ einen heiß diskutierten und kommerziell erfolgreichen Erstlingsroman vor, den die Kritiker sofort einzuordnen versuchten – und dabei Vergleiche mit David Forster Wallace, Stephen King und H. P. Lovecraft heranzogen. Doch wirklich vergleichen lässt sich der Roman nicht. Sieben Jahre hat es gedauert, bis sich mit |Klett-Cotta| ein deutscher Verlag an das Werk herangetraut und mit Christa Schuenke (und unter Mitarbeit von Olaf Schenk) eine Übersetzerin gefunden hat, die bereit war, sich auf das Experiment einzulassen.

Vom 13. bis zum 18. Oktober 2007 tourten Mark Z. Danielewski und Christa Schuenke für eine englisch-deutsche Lesereise durch die Bundesrepublik mit Halt in Hannover, Berlin, Köln und Stuttgart. Den Auftakt machte jedoch anlässlich des Göttinger Literaturherbstes die Universitätsstadt Göttingen. Pünktlich um 21 Uhr betreten die beiden zusammen mit Moderator Frank Kelleter vom Englischen Seminar der Georg-August-Universität das Podium im Alten Rathaus. Die Publikumsreihen sind gut gefüllt, und dank des altehrwürdigen Gebäudes entsteht sogleich eine wohlige Atmosphäre.

Wie lässt sich ein 800 Seiten Werk in wenigen Sätzen zusammenfassen, das noch nicht einmal über eine geordnete Handlung, geschweige denn nur eine einzige Handlungsebene verfügt? Gar nicht, denken sich Danielewski und Schuenke, und so beginnt die Übersetzerin, ohne eine Inhaltsangabe voranzustellen, einige Passagen aus der deutschen Fassung vorzulesen. Christa Schuenke liest betont sarkastisch und mit rauchiger Stimme einige absurd-lächerliche, aber gerade dadurch witzige Dialoge vor. Sie wirken zusammenhangslos, doch geben immerhin einen Einblick davon, dass „Das Haus“, das ja mit Lovecraft und King verglichen wird, sehr viel eigenwilligen und zum Teil derben Humor besitzt – also doch nicht wirklich Horror?

Düster wird es erst, als Danielewski – auch er stellt sich nur kurz vor, bevor er bereits zu lesen beginnt – mit einer längeren, rhythmischen Passage die dunkle Seite des Romans anstimmt. Auch das kann nicht mehr als ein Ausschnitt bleiben, dem der Roman als Ganzes nicht gerecht wird, doch ist dies bei dessen Form ja auch kaum möglich. Selbstkritisch, wenn auch mit einem verschmitzten Lächeln fügt der Autor hinzu: „It’s complicated in English – and in German“. So lakonisch und einfach der Titel auch klingt, „Das Haus“, an dem der Autor immerhin rund zehn Jahre gearbeitet hat, lässt sich nicht in einer zweistündigen Lesung zusammenfassen. Doch es gelingt Autor wie Übersetzerin, und das ist viel wichtiger, die eigenwillige Stimmung rüberzubringen.

Am Ende geben sie bereitwillig Auskunft über ihre Arbeit an dem Buch. Schuenke habe, so berichtet sie, mehr als eineinhalb Jahre an der Übersetzung gearbeitet – und damit deutlich länger, als diese Arbeit gewöhnlich in Anspruch nimmt (so steht ihre Bearbeitungszeit nun eher in Relation zur Arbeitszeit des Autors). Viele renommierte Kollegen hätten sich des Buches nicht annehmen wollen, sagt Schuenke, zudem sei es dem Verlag auch nicht möglich gewesen, ein in Bezug auf die tatsächlich investierten Arbeitsstunden entsprechendes Honorar zu zahlen. Trotzdem sei sie von „House of Leaves“ und seiner Komplexität dermaßen begeistert gewesen, dass sie einen Privatkredit aufgenommen habe, nur um das Buch ins Deutsche zu übertragen. Es hat sich nicht nur für sie gelohnt. Was als Übersetzung herausgekommen ist, ist beachtlich, denn obwohl sich der deutschen Text eng an das Original anlehnt, hat sich Schuenke nicht gescheut, ihren eigenen Stil mit einzubringen. Das Vertrauen, das ihr Danielewski dabei ausgesprochen habe, wie sie erzählt, habe ihr sehr dabei geholfen.

Interessant erscheint auch die Tatsache, dass der Einfluss deutscher Autoren auf Danielewski eine Rolle gespielt hat. Goethe, Nietzsche, Heidegger, Heine, aber auch Filmmacher wie Fritz Lang hätten den Amerikaner geprägt. Er habe viele europäische Wurzeln, geht er auf die Hintergründe ein, sein Vater stamme etwa aus Polen. Seine Mutter habe zudem sein Interesse für viele Klassiker geweckt. Bereits als Jugendlicher habe er geschrieben, damals allerdings noch – unter dem Einfluss von Tolkien und seines Interesses an Monstergeschichten – über Hobbits und Aliens. Gut, dass seine Mutter ihre Drohung nicht wahrgemacht habe, ihn aufgrund seiner kranken Ideen in eine Therapie zu stecken, fügt Danielewski schmunzelnd hinzu, sonst wäre er vielleicht nie dazu gekommen, eines Tages „Das Haus“ zu schreiben. Und das hätte fürwahr die Welt um ein literarisches Meisterwerk gebracht.

Es bleibt am Ende zu hoffen, dass Danieleswski nicht zum letzten Mal nach Deutschland gekommen ist und auch seine anderen Werke – denn er hat sich in den letzten Jahren nicht auf seinen Lorbeeren ausgeruht – ins Deutsche übertragen werden. Der erste Schritt ist getan, jetzt muss das Buch nur noch hierzulande erfolgreich sein. Dann sollte es auch Christa Schuenke für die Übersetzung der kommenden Romane Danielewskis durch Verweis auf die Verkaufszahlen von „Das Haus“ gelingen, keinen Kredit mehr aufnehmen zu müssen.

[Website des Verlags zum Buch]http://www.hobbitpresse.de/DasHaus__buch2060.php
[Website des Autors]http://www.danielewski.de/
[Unsere Rezension zum Buch 4432

Novik, Naomi – Drachenzorn (Die Feuerreiter Seiner Majestät 3)

Band 1: [„Drachenbrut“ 3781
Band 2: [„Drachenprinz“ 4065

Da muss man sich doch sehr wundern, wenn man als Leser „Drachenzorn“, den dritten Teil der Saga |Die Feuerreiter seiner Majestät| von Naomi Novik, in den Händen hält und feststellt, dass auf den letzten Seiten mit einer Leseprobe der vierte, soeben in Amerika erschienenen Teil beworben wird. Schnell zur Internetseite des deutschen Verlegers |cbj| geklickt, liest sich dort in einer Ankündigung auf den ersten Teil:

|“Mit der Trilogie »Die Feuerreiter Seiner Majestät« schafft Naomi Novik eine aufregende, neue Drachensaga: In einer historischen Parallelwelt zur Zeit der Napoleonischen Kriege kämpfen Captain Will Laurence und sein unzertrennlicher Drache Temeraire an allen Fronten gegen die französische Bedrohung …“|

So weit, so gut, nur dass es mit der Trilogie nun nicht mehr weit her ist, denn „Drachenzorn“ endet nicht mit einem erhofften, abschließenden Finale, sondern einem offenen Ende, das auf die besagte Fortsetzung zusteuert. Das wäre an sich nicht sonderlich tragisch, nur ist die Erwartungshaltung der Leser an die Romane ursprünglich eine andere gewesen, zumindest im Fall des Rezensenten. Denn nach einem überraschenden Auftakt, der mit seiner unkonventionellen Erzählweise zu gefallen wusste, und einem würdigen und spannenden, wenn auch erzähltechnisch etwas abfallenden zweiten Teil, hätte mit diesem Band der erhoffte Höhepunkt die Geschichte zu Ende bringen können. So allerdings stellt „Drachenzorn“ nur einen weiteren Band dar, auf den nun wer weiß noch wie viele Bände folgen. Und tatsächlich stellt sich nach der Lektüre leichte Ernüchterung ein, denn „Drachenzorn“ fällt, bei im Vergleich zu anderen derzeit veröffentlichten Fantasybüchern noch immer überdurchschnittlich hohem Niveau, leider weiter ab.

_Inhalt_

Die Handlung setzt genau dort ein, wo „Drachenprinz“ endete: am Hof des Kaisers in China. Alle Streitigkeiten zwischen Will Lawrence als Gesandtem Britanniens, seinem Himmelsdrachen Temeraire und dem chinesischen Kaiser sind beigelegt. Nach chinesischem Recht dürfen nämlich nur Mitglieder der kaiserlichen Familie einen Himmelsdrachen fliegen, so dass Will kurzerhand vom Kaiser adoptiert worden ist und nun gewissermaßen die Erlaubnis erteilt bekommen hat, Temeraire auch offiziell als Reiter vorzustehen. Einer Reise ins heimatliche England steht so nichts mehr im Weg, wäre da nicht eine Botschaft, die Will in China erreicht. Er soll schnellstmöglich in das Türkische Reich reisen und dort drei Dracheneier entgegennehmen. Schließlich ist der Kampf Britanniens gegen den übermächtig erscheinenden Napoleon in vollem Gange, und Drachen, vor allem gleich drei an der Zahl, könnten den Krieg entscheidend beeinflussen.

Will und Temeraire sind aufbruchsbereit, es gibt nur ein Problem, denn ihr Schiff, mit dem sie den langen Weg nach China genommen haben, hat einen schweren Brand hinter sich und muss noch einige Wochen im Hafen liegen, um wieder seetüchtig gemacht zu werden. Zu lange, denn die Zeit drängt und jeder verlorene Tag könnte Napoleon einen Schritt weiter zur Herrschaft über ganz Europa bringen. So entscheiden sich die zwei ungleichen Gefährten zusammen mit ihrer Drachenbesatzung dafür, eine Reise übers Festland anzutreten. Was auf der Karte deutlich kürzer erscheint, entpuppt sich jedoch als waghalsiges Abenteuer, denn alle Strecken kann auch ein Drache nicht fliegend überqueren. Schon der erste Abschnitt durch die Wüste, den die Gruppe zu Fuß zurücklegen muss, fordert Ausdauer und Durchhaltevermögen. Sandstürme, Wassermangel, ausreißende Kamel und Wüstenräuber zehren an den Kräften. So sind Laurence und seine Crew auf einen kundigen Führer angewiesen. Doch Tharkay, der auf dieses Angebot eingeht, erscheint im Laufe der Reise alles andere als vertrauenswürdig. Kann er der Gruppe wirklich helfen, sicher bis in den Bosporos zu gelangen?

Tharkays fragewürdige Loyalität ist nicht das einzige Problem. In den Bergen, nachdem die Mannschaft von einer Schneelawine überrascht wird und Unterschlupf in einer von wilden Drachen bewohnten Höhle findet, muss Temeraire erfahren, dass Lien nach Europa aufgebrochen ist – eben jener schneeweiße Himmelsdrache, der in „Drachenprinz“ dem Verräter Yongxing gehörte und mit ihm zusammen den chinesischen Kaiser stürzen wollte. Die Absicht des nun gefährtenlosen Tieres dürfte nichts Gutes bedeuten, schließlich ist sie nicht gut auf Temeraire und Will Laurence zu sprechen.

Zunächst ist sie aber vergessen, denn endlich im Ottomanischen Reich angelangt, wollen die Türken die drei Dracheneier, für die Laurence extra hierhergereist ist, nicht herausrücken. Er muss einen tollkühnen, aber gefährlichen Plan einschlagen und sie des Nachts aus einem Harem klauen. Zwar kann er sich dieser zwar bemächtigen, doch er befindet sich nun auf der Flucht. Zusammen mit Temeraire versucht er so schnell wie möglich nach England zu fliegen. Aber der Krieg hat das Land überzogen, und an einen direkten Weg nach Britannien ist nicht zu denken. Die Reise endet zunächst im benachbarten Österreich. Mit den Türken im Nacken und neuen Verbündeten muss sich das Duo Napoleon in den Weg stellen, und – wie befürchtet – einer Armee, die von Lien persönlich angeführt wird.

_Bewertung_

Naomi Novik verknüpft auch im dritten Teil ihrer Saga gekonnt die historischen Fakten mit dem Genre der Fantasy, das allerdings ausschließlich auf die Drachen beschränkt bleibt. Es existiert keine Magie, selbst die in der Fantastik üblichen als Reinform der Magie dargestellten Drachen sind in der alternativen napoleonischen Epoche Noviks nur als Kampfmaschinen eingesetzte Tiere, allerdings ganz besondere, da sie durch die ihre Intelligenz, die Fähigkeit zu kommunizieren und ihre Kraft den Menschen beinahe ebenbürtig sind. Die Menschen sind ihnen nur durch ihre pure Anzahl überlegen und somit in der Lage, sie für ihre Kriegszwecke, wie es sowohl Britannien als auch Frankreich tun, zu nutzen.

Dass es auch anders geht und Drachen viel stärker am kultivierten Leben teilhaben können, haben Will Laurence und sein Drache Temeraire in China gesehen. Der Wunsch, etwas an den Verhältnissen in England zu ändern, wo es den Drachen nicht schlecht geht, sie aber nicht bedenkenlos durch die Straßen großer Städte laufen können, sondern in Militärbasen festgehalten werden, treibt Temeraire auf dem Rückweg nach Europa an. Die Diskussionen über neue Rechte für Seinesgleichen, die Temeraire mit Laurence, aber auch anderen Drachen führt, stehen im Zentrum von „Drachenzorn“. Daneben präsentiert Novik die Kultur der Türken und geht zudem im Detail auf die kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa ein. Beide Aspekte, sowohl die geistreichen Dialoge wie auch die authentische Darstellung des alten Europa, die trotz der fiktiven Fantastik-Elemente glaubwürdiger rüberkommt als so manches staubtrockene Sachbuch, sind eindeutig die Pluspunkte des Romans. Sie ziehen sich wie ein roter Faden von Beginn an durch die Sage, auch wenn der Schwerpunkt von der Beziehung zwischen Mensch und Drache aus dem ersten Teil einer eher actionlastigeren Handlung gewichen ist.

Naomi Novik fällt es allerdings schwer, trotz der wesentlich ereignisreicheren Schilderungen im Vergleich zu „Drachenbrut“ die Spannungsbögen konstant zu halten. Einige Episoden, speziell im Mittelteil, wirken aufgesetzt und keineswegs so flüssig, wie es uns die Autorin Glauben machen will. Sie bricht mit ihrem früheren Stil und stellt die Geschichte in immer größere Kontexte, anstatt sich auf die Charakterdarstellung zu konzentrieren, die sie, wenn sie wieder zu diesen zurückkehrt, ausgezeichnet beherrscht. Stattdessen nimmt die Handlung immer öfter epischere Ausmaße an (die ereignisreiche Reise, die Flucht aus der Türkei etc.), und dies nicht nur, weil Napoleon wichtige Schlachten gewinnt und die Gefahr für England umso größer wird. Mit Lien etwa baut sie einen Drachen-Gegenspieler auf, der die Einzigartigkeit Temeraires zunichte macht und über fast dieselben Fähigkeiten verfügt. Liens Motivation, als chinesischer Himmelsdrache nach Europa zu fliegen, nur weil Laurence für den Tod ihres früheren Reiters zuständig gewesen ist, hinterlässt einen etwas schalen Nachgeschmack. Genau deshalb hätte Naomi Novik gut daran getan, ihre Reihe abzuschließen und sich nicht in immer neue Verkettungen zu verlieren, die zum Teil zu konstruiert wirken.

Aller Kritik zum Trotz ist aber auch „Drachenzorn“ ein gelungener Roman geworden und gut zu lesen. Novik kennt sich mit der Epoche, in der sie ihren Roman angesiedelt hat, bestens aus und weiß die Vorlage zu nutzen. Der dritte Band fällt zwar etwas ab, doch es bleibt die Hoffnung, dass Novik sich in den nun unvermeidlichen Fortsetzungen auf ihre Stärken besinnt.

Offizielle Homepage der Autorin:
http://www.temeraire.org/

Deutsche Fanseite:
http://www.temeraire.de/

Website des Verlags:
http://www.cbj-verlag.de

Sassenberg, Volker – Gabriel Burns – Zwielicht (Folge 27)

Bisher hat man sich darauf einstellen können, dass jedes Quartal zwei neue Folgen von |Gabriel Burns| erscheinen und die Geschichte um die zehn fahlen Orte kontinuierlich fortgeführt wird. Mit der Episode „Zwiespalt“ ist dieser Rhythmus jedoch unterbrochen worden, denn die mittlerweile 27. Folge ist die letzte Neuerscheinung der Reihe für 2007. Der angekündigte 28. Teil „Im Kreis des Vertrauens“ ist auf nächstes Jahr verschoben worden, denn durch einige fiktive Ereignisse in rumänischen Waisenhäusern innerhalb der Serie, die nun tatsächlichen Zwischenfälle drastisch ähneln, hat sich |Universal| gezwungen gesehen, eine Überarbeitung zu erwirken.

Während also die fortlaufende Handlung entschärft und überarbeitet wird, muss sich der Hörer so lange mit der Episode „Zwiespalt“, die in Vancouver und Mexiko spielt, die Zeit vertreiben. Das gelingt jedoch ausgesprochen gut, denn als Beigabe, gewissermaßen als kleine Entschuldigung für die Fans, wird auf einer zweiten Scheibe ein neuer Soundtrack mitgeliefert. Hierbei handelt es sich um die zweite Soundtrack-CD, denn Folge zwölf lag in einer limitierten Auflage ebenfalls ein Soundtrack bei. Mittlerweile sind aber viele neue Stücke dazugekommen, die nun zum ersten Mal ohne Stimmeneinblendungen und in voller Länge zu hören sind. Im Zentrum steht aber die Episode selbst, die sich nach langer Zeit wieder ganz um die Hauptperson Steven Burns dreht.

_Vorgeschichte: Folgen 1 bis 26_

Vancouver: Steven Burns, erfolgloser Schriftsteller, hält sich mehr schlecht als recht als Taxifahrer über Wasser. Sein Leben ändert sich jedoch schlagartig, als er an den geheimnisvollen Bakerman gerät – oder treffender: als Bakerman Steven kontaktiert, um ihn in ein mysteriöses Projekt einzuweihen, das sich unheimlicher Phänomene angenommen hat. Warum Bakerman, der dieses Projekt leitet, gerade Steven für seine Pläne auserkoren hat, wird dem Schriftsteller in dem Moment klar, als er an seinen Bruder Daniel zurückdenkt. Dieser verschwand nämlich im Alter von vier Jahren auf seinem Geburtstag, als Steven ihn bat, in eine Kiste zu steigen und einen Zaubertrick über sich ergehen zu lassen. Doch das Resultat war kein harmloses Kinderspiel, denn Daniel war plötzlich wie weggezaubert und blieb spurlos verschwunden.

Obwohl Bakerman auf die Geschehnisse von Stevens geheimnisvoller Zaubergabe anspielt, bleibt er ihm die Antworten schuldig. Und wenn er etwas herausrückt, dann nur sehr spärlich und darauf bedacht, die wahren Hintergründe im Dunkeln zu lassen. Denn Bakerman möchte Stevens Fähigkeiten erst einmal testen und eine Vertrauensbasis aufbauen. So schickt er ihn über den gesamten Globus; immer dorthin, wo auf eigenartige Weise Menschen verschwinden, von gefährlichen Experimente berichtet wird oder scheinbare Naturphänomene ans Tageslicht treten.

Steven Burns zur Seite stehen Joyce Kramer und Larry Newman, die das Viererteam um Bakerman komplettieren. Joyce ist bereits seit vielen Jahren ein treuer Verbündeter Bakermans und stellt seine Pläne nicht in Frage. Larry hingegen ist erst kurze Zeit nach Steven zur Mannschaft gestoßen, als sich der frühere Forstbeamte in den Wäldern von Yukon widernatürlichen Phänomenen ausgesetzt sieht und daraufhin beschließt, das Böse zu bekämpfen. Die zehn fahlen Orte sind es, die Steven Burns, Bakerman, Joyce und Larry in Atem halten. Orte, an denen das Böse zum Vorschein kommt und Tore in eine andere Welt geöffnet werden, um die Menschheit durch Kreaturen aus der Hölle zu vernichten.

Steven weiß nun, wer er ist, oder vielmehr, was er ist. Jetzt liegt es an ihm, dieses Wissen für sich zu nutzen und den Kampf aufzunehmen. Die Zeit rennt. Doch welche Rolle spielt er in diesem Spiel? Er ist auf sich allein gestellt, denn Bakerman ist untergetaucht und Joyce, so denkt es zumindest alle Welt, tot. Steven muss zu sich selbst finden, und das ohne die Hilfe seiner Gefährten …

_Inhalt_

„Zwiespalt“ konzentriert sich ganz auf Steven Burns. Da Bakerman untergetaucht ist, steht Steven ziemlich hilflos dar. Sein Auftraggeber ist gewissermaßen verschwunden, seine Jobs, die des Taxifahrers und Journalisten, hat er schon vor Monaten an den Nagel gehangen. Recht schnell fällt ihm die Decke auf den Kopf, sein Erspartes schwindet und die einzige Beschäftigung sieht er darin, sich in einer Bar mit billigem Alkohol vollzudröhnen. Als er zwei Tage später in seiner Wohnung aufwacht, weiß er nicht mehr, ob er durchgeschlafen oder andere Aktivitäten ausgeübt hat. Er begnügt sich zunächst damit, Kartons zusammenzupacken, denn sein Apartment ist ohne ein geregeltes Einkommen auf Dauer zu teuer. Doch irgendetwas stimmt nicht mit ihm, und es ist nicht ausschließlich das Selbstmitleid, in das er zu sinken droht.

Er kann sich glücklich schätzen, dass in diesem Moment sein früher Verleger Sunny Heseltine an der Haustür klingelt. Er hätte ihn angerufen und um einen Job gebeten, teilt dieser ihm mit, doch Steven kann sich beim besten Willen nicht erinnern. Ein Blick in den Telefonspeicher bestätigt dies, doch Steven ist sich sicher, dass er das Gespräch nicht geführt hat. Was ist bloß los mit ihm? Während Steven seinem Gast einen Kaffee aufsetzt, entdeckt Sunny in einem der Kartons eine alte Puppe. Steven hat sie einst einem Bühnenmagier namens Charlie abgenommen, wenig später ist dieser verschwunden. Eher aus Neugier spielt Steven ein Videoband ab, das neben der Puppe liegt, das er sich jedoch noch nie angesehen hat. Obwohl nur graues Flimmern auf dem Bildschirm erscheint, mein Steven die Konturen Charlies zu erkennen, und die einer Postkarte. Sowohl Charlie als auch die Karte sind jedoch erschreckend weiß, regelrecht ausgeblichen – wie aus dem Totenreich. Steven stürzt sich sofort in Nachforschungen, doch Sunny kann diesen Eifer nicht nachvollziehen, schließlich hat er außer dem Flimmern nichts gesehen. Daher bietet er Steven an, mit ihm übers Wochenende zu verreisen, in entspannter Umgebung über neue Aufträge zu sprechen und diesen ganzen Unfug über Hinweise und Verschwörungen zu vergessen.

Steven lässt sich auf das Angebot ein, doch seine Absicht, nach Mexiko zu fliegen, ist eine andere. Genau dorthin führen nämlich die Spuren des Bühnenmagiers Charlie, wie Steven mittlerweile nach einigen Erkundungen in Erfahrung gebracht hat. Sämtliche Postkarten Charlies, die Steven durch Hilfe eines Freundes in dessen Hinterlassenschaften findet, zeigen nämlich das gleiche Motiv: Mexiko Ende Oktober, zu den Feierlichkeiten des Volksfestes Día de los Muertos, übersetzt der ‚Tag der Toten‘.

Die Reise verläuft zunächst wie geplant. Sunny, Steven und Larry, der ebenfalls mitreist, kommen bei einer freundlichen Señora unter. Doch obwohl ganz Mexiko angesichts des Volksfestes in Feierlaune ist, wechselt Stevens Stimmung von einem auf den anderen Augenblick. Alles läuft zusammen, Stevens merkwürdige Gedächtnisaussetzer, die eigenartigen Hinweise eines verschwundenen Magiers samt seiner Puppe und das Fest der Toten. Es ist fast zu spät, als Steven realisiert, dass sein zweites Ich die Oberhand gewinnt. Denn er ist Gabriel, und er dient dem großen Plan.

_Bewertung_

Obwohl „Zwiespalt“ handlungstechnisch nicht viel Neues bietet, ist sie für den Hauptplot durchaus zentral. Die Veränderungen Stevens, die sich in den letzten Episoden bereits angekündigt haben, spitzen sich zu und laufen allmählich aus dem Ruder. So haben Volker Sassenberg und sein Team gut daran getan, sich viel Zeit mit dem inneren Konflikt Steven Burns zu nehmen und die Ereignisse in Mexiko klar der Charakterentwicklung unterzuordnen. Dass einige ältere Figuren wie Sunny oder Charlie wieder auftauchen, mag vor allem die Fans der ersten Folgen freuen, allerdings wirkt die Geschichte um ihr erneutes Auftauchen etwas zu konstruiert. Vor allem das Videoband, das Steven in seinen Umzugskartons findet und schließlich als Auslöser dient, nach Mexiko zu reisen, vermittelt den Eindruck, dass die Nebenfiguren unbedingt auftauchen sollten und krampfhaft eine Verbindung hergestellt werden musste. Schließlich war das Band schon länger in Stevens Besitz, und so wundert es doch ein wenig, dass aufgrund einer veralteten Nachricht die weitere Handlung vorangetrieben wird.

Der Schauplatz in Mexiko während des Tages der Toten macht aber durchaus etwas her und bringt die zwei Seiten Stevens gut zum Vorschein. Denn ebenso wie der Hauptdarsteller, der sich mit einem zweiten Ich herumplagen muss, besitzt auch das Volksfest zwei Ebenen, die miteinander verknüpft werden: die Toten bzw. abstrakter der Tod, der für viele nur Ängste hervorruft, wird hier in Form eines großen Festes gefeiert. Die Lebenden verehren die Verstorbenen, hell und dunkel, Steven und Gabriel. Obwohl die Folge offenlässt, ob Steven seine Gabe in Zukunft besser kontrollieren kann oder tatsächlich nur eine Marionette im Spiel der Mächte bleiben wird, ist „Zwiespalt“ weitgehend abgeschlossen und auch in sich als Einzelepisode stimmig. Das macht Lust auf mehr, auch wenn die Folge 28 etwas länger auf sich warten lässt.

http://www.gabrielburns.de/

Siehe ergänzend dazu auch unsere Besprechungen zu den aktuellen Buchveröffentlichungen

[„Gabriel Burns: Die Grauen Engel“ 3892
[„Gabriel Burns: Verehrung“ 3960

Hohlbein, Wolfgang – Engel des Bösen (Der Hexer von Salem 3)

Band 1: [„Die Spur des Hexers“ 4081
Band 2: [„Der Seelenfresser“ 4141

Die vollständige Ausgabe der „Hexer von Salem“-Reihe aus der Feder von Wolfgang Hohlbein geht in die dritte Runde. Mit „Engel des Bösen“ liegt wieder ein dicker Schinken von über 700 Seiten mit Abenteuern rund um Robert Craven und seine Verbündeten im Kampf gegen die Großen Alten vor. Das Layout der einzelnen Bände ist schön aufeinander abgestimmt, im Vergleich zu den Sammelbänden aus den 90ern aber mit eher tristem Cover versehen. Lediglich durch die unterschiedliche Farbgebung sind die Bände voneinander zu unterscheiden. Worauf es ankommt, ist aber natürlich der Inhalt, und der kann in Band drei mit einigen Änderungen aufwarten. Die Vorworte zu den einzelnen Episoden stammen nicht mehr von Hohlbein, sondern von Frank Rehfeld, der ebenfalls bei der Erstveröffentlichung im Heftroman-Format unter dem gemeinsamen Synonym des Robert Craven einige Romane zur Hexer-Reihe beigesteuert hat. Leider sind seine Anmerkungen nicht ganz so aufschlussreich wie die des Hexer-Vaters Hohlbein, doch immerhin geben sie Aufschluss über die Bedeutung der in „Engel des Bösen“ versammelten Geschichte. Schließen nämlich die ersten drei Episoden den Handlungsstrang der in Band zwei „Der Seelenfresser“ begonnenen Ereignisse noch ab, so beginnt mit „Dagon – Gott aus der Tiefe“ in diesem Sammelband der erste richtige Zyklus, der sich von den eher auf Einzelgeschichten ausgerichteten ersten Bücher unterscheidet, auch wenn diese natürlich auch schon eine fortlaufende Geschichte gebildet haben.

Zwar hat der Hexer schon früher die Bekanntschaft mit monströsen Wesen gemacht, die mehr oder weniger stark an Lovecrafts Cthulhu-Mythos angelehnt sind, mit Dagon trifft der Hexer aber nun auf einen der Großen Alten, der um einiges stärker und bedrohlicher ist als seine bisher aufgetauchten Dienerrassen, die spätestens unter Einsatz magischer Waffen zur Strecke gebracht werden konnten. So erscheint der Schritt nur logisch, das Potential zu nutzen und den Gegner nicht in einem hastigen Finale zu verbraten. Vielmehr wird der Feind aufgebaut und anhand einer in der Vergangenheit spielenden Folge eingeführt (ja, der Hexer kann natürlich auch mittels magischer Tore durch die Zeiten reisen, was leider zum Ende der Serie hin immer abstrusere Formen annimmt, aber so weit ist es ja noch nicht). Umso größer ist dann der Schock darüber, wie aus dem einst ebenbürtigen Geschöpf ein bösartiger Gott geworden ist, der nicht ohne weiteres zur Strecke gebracht werden kann. Der Schlüssel zum Erfolg liegt also nicht unbedingt in der Gegenwart verborgen, wenn man schon in der Zeit hin und her reisen und die Schwächen seines Gegners herausfinden kann. Vorhang auf also für den Zyklus um die Sieben Siegel der Macht, der in „Engel des Bösen“ beginnt und bis zur letzten Hexer-Folge andauert.

_Inhalt_

Bevor der Gott aus der Tiefe seinen Auftritt erhält, müssen sich Robert Craven, Howard (die literarische Version H. P. Lovecrafts), dessen Diener Rowlf und weitere Verbündete gegen einen Rattenmenschen zur Wehr setzen, der durch seine Fähigkeit, sich in hunderte kleiner Nager zu verwandeln, äußerst schwer zu bekämpfen ist. Zudem übertragen die Ratten schwere Krankheiten, mit denen sich die Helden herumplagen müssen. Dass der Rattenmann nur ein Mittel zum Zweck ist, finden sie erst später heraus. Shub-Niggurath, ein grauenhaftes Wesen von entsetzlicher Gestalt, hat seine Finger, pardon: Tentakel im Spiel, um den Hexer zu beseitigen. Die Spur führt schließlich zu einem entlegenen Tempelberg, viele Millionen Jahre vor der Zeitrechnung. Ein Tyrannosaurus Rex ist da noch das kleinste Übel, das auf die Gruppe wartet. Denn vor Menschengedenken, und nun vor dem Angesicht der Helden, existiert dort eine außerirdische Rasse, die sich blutigen Ritualen verschworen hat. Nur wenn der Hexer die Verbindung zu diesem Krater mit der Gegenwart unterbrechen kann und lebend zurückkehrt, kann er die Erweckung Shub-Nigguraths verhindern und für Ruhe sorgen – zumindest kurzfristig. Denn wenig später erhebt sich in „Der Clan der Fischmenschen“ der schon erwähnte Dagon aus seinem feuchten Reich.

Kapitän Bannermann tritt an Robert Craven heran. Er war es, der ihn damals (nachzulesen in Band eins) von Amerika nach London brachte. Auf der Überfahrt wurde das Schiff von Yog-Sothoth angegriffen, Roderick Andara, der Vater Roberts, starb. Bannermann war es zu verdanken, dass der Hexer lebend bis nach London kam. Nun berichtet der Kapitän, der sich von dem Untergang seines Schiffes erholt hat, von neuen Angriffen. Doch er weiß nicht, wer genau dahintersteckt. Zusammen machen sich die beiden nach Aberdeen auf, zu einem abgelegenen Örtchen an der schottischen Küste. Die Dorfbewohner weisen ihnen die kalte Schulter und geben ihnen den Ratschlag, wieder zu verschwinden. Doch der Hexer lässt sich nicht einschüchtern und untersucht die dortige Reederei. Bannermann wird entführt, als es zu einem Angriff von Shoggothen kommt. Doch der Hexer steht nicht ganz alleine dar, denn ein ihm bis dahin fremder Mann namens Nemo, Kapitän des Unterseebootes |Nautilus|, kommt ihm zu Hilfe.

Auch hier beweist Hohlbein wieder eindrucksvoll, wie man geschickt literarische Figuren, in dem Fall aus der Repertoire von Jules Verne, einbauen kann. Der pulpige Horror vermischt sich hier mit der Phantastik des ausklingenden 19. Jahrhunderts, wo U-Boote alles andere als gewöhnliche Fortbewegungsmittel waren. So lässt sich auch erahnen, wohin die Reise geht. Nemo bringt Craven nämlich in sein Schiff und kann ihn tief unter die Wasseroberfläche bringen, dorthin, wo sich Dagon versteckt hält und seine Schoggothen aussendet. Eine Unterwasserschlacht steht an, die noch einige Überraschungen bereithält. Denn wie bereits erwähnt, ist dies nur die erste Begegnung des Hexers mit dem Wasserwesen, und viele weitere werden noch folgen.

_Bewertung_

Die Fortführung der Geschichte, die allmählich von in sich abgeschlossenen Episoden zu einem übergreifenden Zyklus heranwächst, tut dem „Hexer von Salem“ gut. Zwar bleibt der literarische Anspruch wie bisher auf höchstens durchschnittlichem Niveau, schließlich bleibt das Konzept kurzer Heftromanfolgen hinsichtlich der Elemente eines packenden Einstiegs, des schnellen Spannungsaufbaus und des Finales oder zumindest eines spannenden Cliffhangers ungebrochen, doch der sich darüber hinaus über mehrere Folgen erstreckende Plot weiß zu überzeugen und lässt über die Schwächen hinwegsehen. Neben dem schon in der Serie etablierten Howard versprühen Gestalten wie Kapitän Nemo zudem einen ganz eigenen Charme, der sowohl heute wie auch bei seiner Erstveröffentlichung in den 80ern den Reiz der Serie ausmacht und ausgemacht hat. Der Hexer-Stil hält sich nicht an den von Lovecraft, der gerade durch das Unbeschriebene Grauen hervorgerufen hat. Ebenso wenig kann der Hexer eine Phantastik-Geschichte aus der Feder Jules Vernes sein, obwohl Robert Cravens Abenteuer in derselben Zeit angesiedelt ist. Hohlbein (und seine Mitautoren) hätten dabei nämlich nur versagen und im Vergleich mit den großen Namen den Kürzeren ziehen müssen. Vielmehr vermischen die Autoren unverblümt die Genres, nehmen sich ein wenig vom Cthulhu-Mythos, verbinden ihn mit Pulp und Action und lassen hin und wieder literarische oder zeitgenössische Figuren auftauchen, um sich vor ihren Ikonen zu verbeugen, ohne sie kopieren zu müssen. Der Mix, der niemals mehr will als lediglich unterhalten, macht das aus, was den Erfolg des Hexers begründet hat.

Da lassen sich dann auch logische Fehler, oftmals unmotiviert eingeführte Nebenfiguren, die nur zum Ableben überhaupt ein paar Sätze sagen dürfen, und sich wiederholende Handlungsabläufe der bereits erwähnten Reihenfolge schneller Einstieg – Spannungsaufbau – Finale verschmerzen. Wer sich nicht daran stört, dass Lovecraft im „Hexer“ nicht als der depressive Schriftsteller auftritt, der er in Wirklichkeit war, und über ein paar Ungereimtheiten hinwegsieht, wird auch mit „Engel des Bösen“ seine Freude haben.

http://www.bastei-luebbe.de

|Siehe ergänzend auch unsere Rezensionen zu den Hörbuchfassungen der Hexer-Reihe:|

[„Auf der Spur des Hexers“ 511
[„Als der Meister starb“ 917
[„Als der Meister starb (Gespenster-Krimi 02)“ 1214
[„Das Haus am Ende der Zeit“ 1116
[„Tage des Wahnsinns“ 2103
[„Der Seelenfresser“ 2886
[„Die Chrono-Vampire“ 3095

Sassenberg, Volker – Abseits der Wege. Kapitel 2: Stromabwärts

Der Auftakt war episch, geheimnisvoll und der Beginn eines fantastischen Abenteuers. Acht Monate sind seit der Veröffentlichung von [„Kapitel 1: Unweit“ 3269 des Hörspiels „Abseits der Wege“ vergangen. Ein für eine fortlaufende Hörspielreihe ungewöhnlich langer Zeitraum. In Internetforen wurde bereits hitzig über die neue Serie diskutiert. Zwar war man sich über die technische Qualität einig; die komplexe Handlung, die bereits nach den ersten 80 Minuten mehr Fragen offen ließ als manch andere Serie nach 20 Folgen, wurde jedoch sowohl begeistert aufgenommen als auch bis ins kleinste Detail kritisiert. Häufig genannt: Produzent Volker Sassenberg („Point Whitmark“, „Gabriel Burns“) hätte sich ein wenig von seinen Wurzeln lösen und nicht schon wieder so viele mysteriöse Verwicklungen einbauen sollen, schließlich war sein ureigener Anspruch der einer klassischen Fantasy-Geschichte. Als lange Zeit kein zweiter Teil in Sicht kam, wurden bereits erste Vermutungen laut, die Serie würde nicht fortgeführt werden, vielleicht sogar aufgrund der vielen negativen Äußerungen. Allen Befürchtungen zum Trotz tauchten dann jedoch die ersten Informationen über eine Fortsetzung auf. Und nun, wenige Woche später, geht mit „Kapitel 2: Stromabwärts“ das Abenteuer weiter. Denn ob nun positiv oder negativ, die Erwartungshaltung ist enorm. Und als wäre der lange Zeitraum genutzt worden, um sich einige der Kritiken zu Herzen zu nehmen, ist der zweite Teil von „Abseits der Wege“ linearer und klarer geworden, fällt aber gerade dadurch im Vergleich zu seinem Vorgänger ab.

_Inhalt_

Eingerahmt wird „Kapitel 2“ von einem langen, orchestralen Musikpart, der in die Geschichte einführt und den Hörer schnell in die Fantasywelt eintauchen lässt. Das Dorffest ist vorüber, und schon seit einigen Tagen steht die Gaststätte Tebald Glücks leer, abgesehen von der geheimnisvollen Myrell und dem Purpurnen Prüfer, die nach Tiefenhag gekommen sind, um nach dem Welkenwerk zu suchen. Der Prüfer ist bei der Suche von Faiyen verletzt worden und kämpft um sein Leben. Myrell kann seine Blutungen stoppen, doch damit der Prüfer wieder ganz genesen kann, muss sie ihn zu einem Heiler in eine Stadt bringen. Per Floß über den Silbersee verlassen die beiden das Dorf, doch Tebald, der sie am Steg verabschiedet, weiß, dass zumindest Myrell nicht lange fortbleiben wird. Sie hat nämlich sein Geheimnis gelüftet, dass er zu einer Verbindung gesuchter Männer gehört, die sich verbotener Magie bedienen und möglicherweise für das Welkenwerk verantwortlich sind – zu eben jenen Männern also, die eigentlich der Purpurne Prüfer ausfindig machen wollte. Doch Myrell will dem Prüfer nichts verraten, wenn Tebald sie gänzlich mit seinen Geheimnissen vertraut macht. Während Tebald am Steg dem kleiner werdenden Floß hinterhersieht, wägt er hin- und hergerissen seine Alternativen ab, als er über einen Fischboten eine neue Botschaft zugespielt bekommt. Schnell überfliegt er sie sie und ist sich sicher: Alle Alternativen sind soeben zu einer einzigen zusammengeschmolzen. Überhastet bricht er auf, stromabwärts.

Gaston Glück, einziger Sohn Tebalds, schwelgt währenddessen unweit vom Dorf entfernt in Gedanken, als der Unliche Lyssandrer in Erscheinung tritt. Gaston will Reißaus nehmen, ist der Unliche doch ein Zeichen dafür, dass das Welkenwerk seinen Lauf nimmt. Doch Lyssandrer kann Gaston zum Zuhören bewegen. Der Unliche berichtet ihm, dass sein Vater verschwunden sei und er sich sofort auf den Weg machen solle, um ihn zu verfolgen, nur so könne das Geheimnis, das Vater mit sich trägt, gewahrt werden. Gaston zweifelt an den Worten des Unlichen, macht sich aber sofort zurück zum Dorf auf. Als er in der Gaststube nur einen hastig verfassten Zettel findet, auf dem sein Vater die Worte „Bin nach Flusskreuz“ geschrieben hat, muss Gaston die Wahrheit der Worte Lyssandrers anerkennen. Zusammen mit seinen Freunden Dunring und Halmir und dem Knorpelgnom Po macht er sich auf, um das auf Holzpalisaden erbaute Städtchen an der großen Flussmündung rechtzeitig zu erreichen.

In der Dunkelheit kommen die Freunde endlich in Flusskreuz an. So weit von ihrem Dorf Tiefenhag haben sie sich noch nie entfernt, und so sind sie vom Anblick regelrecht überwältigt. Doch die Stadt scheint in Aufruhr, denn obwohl die Straßen voller Leben sind, ist kein Boot an den Stegen vertäut, als ob niemand den Ort verlassen dürfte. Ohne entdeckt zu werden, legen die vier Gefährten an und durchkreuzen dabei einen Ring aus Laternen, der um die ganze Stadt gezogen ist. Der Knorpelgnom Po, dem die Licht erzeugenden Funkelfliegen zuwider sind, reißt zwei Laternen nieder. Gaston ist zwar verärgert und lässt den Gnom zurück im Boot, während er und seine Freunde die Stadt nach seinem Vater Tebald absuchen, misst aber der Handlung keine Bedeutung bei. So bleibt zunächst unbemerkt, dass Po den Schutzkreis, den diese Laternen dargestellt haben, eingerissen hat und den Weg für das Welkenwerk ebnet, das in Form von Laub nun ungehindert in die Stadt wehen kann.

Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse. Gaston kann seinen Vater, der den Adressaten der ihm übermittelten Botschaft gefunden und von diesem ein wichtiges Dokument erhalten hat, finden, doch der Hauptmann des Königs, der das ganze Land auf der Suche nach den letzten, im verborgenen arbeitenden Nebelchronisten durchstreift, ist ebenfalls in der Stadt und sucht nach Tebald Glück. Als Gaston mit seinem Vater vor dem Hauptmann fliehen will, manifestiert sich das eingedrungene Laub zu einem Efeu-Lichen, ein Herbststurm, der die Umrisse eines Ungeheuers bildet und Flusskreuz in Schrecken und Chaos versetzt. Der Hauptmann ist nun das deutlich geringere Übel.

_Umsetzung_

Wie schon der erste Teil überzeugt auch „Kapitel 2: Stromabwärts“ technisch auf ganzer Linie. Die Produktion ist auf höchstem Niveau und hat, obwohl das visuelle Element fehlt, Kinoqualität. Die orchestrale Musik umrahmt die Folge und wird mehrere Minuten ausgespielt, ohne hastig ausgeblendet zu werden. Zwischendurch dient sie dann zur Untermalung, drängt sich er aber nie in den Vordergrund, sondern verstärkt vielmehr die einzelnen Szenen. In gleicher Weise verhält es sich mit den Soundeffekten, die nicht übermäßig stark eingesetzt werden, nur dann, wenn es der Stimmung zuträglich ist. Das leise Plätschern des Wassers, das Knarren des Holzes und das Pfeifen des Windes lassen durch die Boxen hindurch das Bild der Landschaft und der auf Palisaden errichten Flussstadt entstehen. Die Sprecher gehören allesamt der ersten Liga an und schaffen es, ihre Stimmen gekonnt einzusetzen, so dass man sich die Figuren plastisch und mit ihren Ecken und Kanten vorstellen kann. Jürgen Kluckert als Tebald Glück, der mehr verbirgt, als er offenbart, Timmo Niesner als Gaston, der überzeugend den jugendlichen, ins Abenteuer hineingeschlitterten Helden spielt (ein Vergleich zu Frodo, den er ebenfalls im Deutschen spricht, ist aber stets unumgänglich) und Knorpelgnom Po, den Volker Sassenberg persönlich gibt und dabei hörbar Spaß hat, sind nur einige Beispiele. Heinz Ostermann, der mit seiner Stimme kraftvoll durch das Hörspiel führt und aufgrund seiner vieler Passagen als außenstehender Erzähler die Geschichte mit der nötigen epischen Distanz herüberbringt, so als handle es sich um die wahre Erzählung einer lange zurückliegenden Geschichte, hält schließlich „Abseits der Wege“ gekonnt zusammen.

_Bewertung_

Auch das zweite Kapitel von „Abseits der Wege“ ist ein gelungenes Fantasy-Hörspiel geworden. Im Gegensatz zum ersten Teil ist die Handlung deutlich weniger komplex und spielt sich weitgehend in der Stadt Flusskreuz ab. Dadurch verliert der mystische Hauch, den die Serie am Anfang umgeben hat, etwas an Kraft, denn gerade das Geheimnisvolle hat den Reiz ausgemacht. Die Kritik, der Auftakt wäre viel zu verworren gewesen, mag berechtigt sein, doch im Vergleich zu „Stromabwärts“, wo vieles klarer wirkt und bereits erste Geheimnisse hinsichtlich der Bedeutung der Nebelchronisten oder auch des Welkenwerks offenbart werden, hat die Geschichte deutlich stärker begonnen. Was nicht heißt, dass „Stromabwärts“ nicht mehr überzeugen könne, denn weiterhin bleibt noch vieles im Verborgenen; vor allem die Rolle Gastons, der im Debüt in Berührung mit einem Splitter vom Welkenwerk gekommen ist, wird sich erst in den kommenden Folgen festigen. Der Pfad, der von den Gefährten eingeschlagen werden muss (und den Volker Sassenberg und sein Team für ihre Geschichte wählen), erscheint jedoch nun etwas klarer.

Unterm Strich weiß „Abseits der Wege“ zu gefallen, und das nicht nur durch seine technische Qualität. Die Handlung ist logisch gestrickt und fast alle zu Beginn eingeführten Figuren werden konsequent weiterentwickelt. Zudem laufen keine Elfen, Zwerge und zauberschleudernden Magier durch die Welt, von denen man wahrhaftig genug gehört, gelesen und gesehen hat. Stattdessen stehen Menschen und ihre Verschwörungen im Zentrum, mit den Unlichen und Faiyen haben aber auch fantastische Geschöpfe ihren Platz. Es bleibt also interessant und spannend, und obwohl schon auf hohem Niveau, ist das Potenzial der Serie noch längst nicht ausgereizt. Immerhin sollen noch zehn weitere Episoden folgen, bis „Abseits der Wege“ abgeschlossen ist.

_Die Sprecher_

Heinz Ostermann
Timmo Niesner
Stefan Krause
Hannes Maurer
Jürgen Kluckert
Martina Treger
Volker Carsten Sassenberg
Engelbert von Nordhausen
Bernd Vollbrecht
Heinz-Werner Krähkamp
Tim Moeseritz
Mario von Jaschroff
Helga Uthmann

http://www.abseitsderwege.info
http://www.abseits-der-wege.net
http://www.dg-literatur.de
http://www.karussell.de

[„Kapitel 3: Wehrlos“ 5389