Archiv der Kategorie: Comics / Graphic Novels

Neil Gaiman, Dave McKean – Mr. Punch

|“Nun, Mister Punch,
sollt Ihr am Hals
aufgehängt werden, bis zum
Tod –
Tod –
Tod!

Was,
dreimal soll ich
sterben?“|

So das morbid komische, naiv sarkastische, gewitzt hintergründige Epigramm zu Neil Gaimans Erzählung über immer wiederkehrende Familientragödien, verschüttete Kindheitstraumata, uralte Puppenspielertraditionen und die stets neu entstehende Kraft der Phantasie. Aber zurück zum einleitenden Spruch: Was auf den ersten Blick bloß ein oberflächlicher Küchenwitz zu sein scheint, entpuppt sich im weiteren Verlauf als (Über-)Lebensprinzip des bauernschlauen Mr. Punch, der sich doof und naiv gibt, um noch naivere Leute aufs Kreuz legen zu können – was ihn in den Augen der „kleinen Leute“ sympathisch werden lässt, wenn es gegen die Obrigkeit geht. Dass er nicht nur ein durchtriebener, sondern ein geradezu mieser Charakter ist, für den die Bezeichnung Arschloch noch milde gewählt ist, tritt darüber schon mal in den Hintergrund. Gaiman greift diese – in zunehmend politisch korrekter werdenden Zeiten immer weiter in den Hintergrund gedrängte – düstere Seite wieder auf und zeichnet so ein ambivalentes Bild vom Mythos der „Judy And Punch“-Profession (im angelsächsischen Sprachraum das Äquivalent zum deutschsprachigen „Kasperletheater“).

Im christlich geprägten Abendland galt das Schauspiel, und insbesondere das für den Pöbel, seit jeher als unschicklicher Beruf, zugleich stellte es aber einen wichtigen Faktor im sozialen Leben dar. Gleichsam erfüllten die mündlich überlieferten Geschichten – Bänkelsänger, Moralstücke, und eben auch das Puppenspiel – die Funktion, mehr oder weniger zeitlose, allgemeingültige Alltagsmythen von Generation zu Generation weiterzutragen und immer wieder zu aktualisieren. Dies nur nebenbei, so wie es Gaiman auch ganz beiläufig in seine Geschichte einfließen lässt, für die er übrigens auch „die Geschichte [s]einer Familie so rücksichtslos geplündert“ habe, dass er ihr in der Danksagung eine eigene Widmung zukommen lässt. Geschichte, die zum Leben erwacht, Geschichten, die ein Eigenleben entwickeln – da sind wir auch schon bei einem zentralen Thema seiner Erzählung: Denn Gaimans Erzähler in „Mr. Punch“ ist einer, der sich zurückerinnert, an die Zeit seiner Kindheit, wobei er im Trüben fischt; im Trüben fischen muss, weil er einerseits Klarheit über seine Herkunft gewinnen will, und weil er zum anderen als Kind die Welt noch anders – mythischer – erlebte. Und somit verwischen in der Erinnerung, und damit auch im kindlichen Erleben aus der erwachsenen Rückschau, die Grenzen zwischen Realität und Phantasie, zwischen erwachsen gedeuteter Geschichte, kindlicher Fiktion und ewigem Mythos. Und damit sind wir beim anderen großen Thema: Dem Mythos von „Mr. Punch“ – jener ambivalenten Puppenspielgestalt, die immer wieder als Parabel auf die reale Welt, oder zumindest als damit zusammenhängendes Paralleluniversum, ins teils wortwörtliche Spiel kommt. Denn – ohne hier zu viel zu verraten – das Puppenspiel spielte in der Familie des Erzählers eine besondere Rolle …

So langsam ist es denn auch an der Zeit, die Geschichte in ihren Grundzügen vorzustellen: Ein namenloser Erzähler erinnert sich zurück an seine Kindheit, hauptsächlich an die Zeit, als er sieben Jahre alt war und bei seinen Großeltern lebte, während seine Mutter ein weiteres Kind erwartete. Dort trifft er auf einen alten Bekannten seines Großvaters, der ein Puppenspieler ist. Die Geschichte von Mr. Punch, der das Kind seiner Judy aus dem Fenster wirft, von ihr zur Rede gestellt wird, auch sie totschlägt und einen Polizisten dazu, danach den Henker austrickst sowie den Teufel persönlich erschlägt, verstört ihn und übt gleichermaßen eine seltsame Faszination aus. Jahre später besucht er abermals eine Punch and Judy Show, die ihm übel werden lässt. Er macht sich geistig auf die Reise in seine Vergangenheit und versucht die Puzzlestücke seiner Erinnerung zusammenzutragen, zu ordnen, und zu verstehen. Dabei kommt er einigen Familiengeheimnissen auf die Spur. Die erzählte Gegenwart und das heutige Wissen des Protagonisten über die Geschichte des Puppenspiels verschwimmen mit dem Erlebten zu verschiedenen Zeitpunkten in seiner Vergangenheit und den Ängsten seiner Kindheit, aus der einige unschöne Erinnerungen zum Vorschein kommen. Eine zentrale Erkenntnis aus seinen Erinnerungen ist der Satz „Die Hilflosigkeit Erwachsener zerstört Kinder oder zwingt sie, selbst kleine Erwachsene zu werden.“ Doch wie soll er mit dieser Erkenntnis umgehen?

Damit dürfte klar sein, dass „Die tragische Komödie oder komische Tragödie des Mr. Punch. Eine Romanze“ (so der vollständige Titel) ein vielschichtiges Unterfangen ist. Da erscheint es nur angemessen, dass Neil Gaiman sich mit seinem langjährigen professionellen Partner Dave McKean zusammentat (ihre wohl bekannteste Zusammenarbeit dürfte „The Sandman“ gewesen sein; McKean illustrierte außerdem Grant Morrissons Batman-Geschichte „Arkham Asylum“), um diese Thematik ebenso vielschichtig bearbeiten zu können. Bereits für „Violent Cases“ hatten die beiden Künstler sieben Jahre zuvor gemeinsam an einer Geschichte über Kindheitserinnerungen mit unzuverlässigem Erzähler gearbeitet. Neu ist hierbei die Verschmelzung der kindlichen Phantasiewelt mit der Welt des Puppenspiels, wobei dessen Tradition – als Bindeglied zwischen realer und rein phantastischer Welt – der Erzählung eine weitere Sinnebene hinzufügt. Das Grenzland zwischen Wirklichkeit und Mythos war für Gaiman spätestens seit seiner Comic-Serie „The Sandman“ kein Neuland mehr. Doch eine derart vielschichtiges Thematik in geschlossener Form zu behandeln, wie es ihm und Dave McKean mit der Graphic Novel „Mr. Punch“ gelungen ist, das ist schon eine besondere Leistung.

Um diese Leistung ausreichend zu würdigen, genügt es nicht, Geschichte und Illustration getrennt zu betrachten, denn beides greift ineinander, und erst im Verbund entsteht die außerordentliche Vielschichtigkeit dieser multimedialen Erzählung: Gedrucktes Wort, Photographien und Zeichnungen kommen da zum Einsatz und fügen sich in collagenartiger Abfolge zu einer ganz besonderen Erzähltechnik, bei der Rückblenden, Gedankenstrom und Off-Kommentar genauso zum Einsatz kommen wie Parallelmontage verschiedener Motive, Expressionismus und Surrealismus.

Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll, die graphische Gestaltung durch Dave McKean zu loben. Ihre Exzellenz reicht von so banalen Dingen wie dem Lettering (unterschiedliches Schriftdesign für die Erzählerstimme, die menschlichen Charaktere, die gespielten Puppen) über die virtuose Panelgestaltung (flüssig lesbar bei zugleich oft genug hintergründig den Text ergänzender Fernwirkung ganzer Seiten) bis hin zur selbst in Details noch psychologisch durchdachten und suggestiven Bildkunst, die uns das Erleben eines kleinen Jungen inmitten einer ihm fremden Erwachsenenwelt nahebringt.

Ebenso wirkungsvoll ist Neil Gaimans Erzählkunst, wenn er verschiedene – teils, und das macht den besonderen Reiz aus, nur angedeutete – Erzählstränge geschickt miteinander verknüpft, ihre Vorder- bzw. Hintergründigkeit wieder ganz am kindlichen Erleben seines rückblickenden Erzählers orientiert, hier und da kleine Hinweise streut, aus denen sich der Leser schließlich einiges zusammenreimen kann, was die Familiengeschichte des Protagonisten betrifft. Andeutungen, Vorwegnahmen, Rückblicke und Parallelen sorgen für ständige Beschäftigung des Lesers sowohl auf der emotionalen Ebene (hoher Identifikationsfaktor mit dem Erzähler/Protagonisten), wie auch auf der Intellektuellen (die ganze Geschichte ist als detektivistisches und intertextuelles Puzzlespiel angelegt). Einiges wird bewusst offengelassen, sodass auch die eigene Vorstellungswelt des Lesers ständig gefragt ist. Zugleich wird sie ein ums andere Mal neu angeregt durch die Puppenspielstücke aus der Welt des Mr. Punch, jenes selbst mit Kindermord davonkommenden Bösewichts, der schließlich sogar den Teufel höchstpersönlich besiegt. Hintergrundwissen darüber ist sicherlich hilfreich, fließt aber auch automatisch in die Erzählung ein, da einiges bereits über die Dialoge und Kommentare des Erzählers vermittelt wird.

Besonders gelungen ist Gaiman und McKean – bei aller solistischen Virtuosität beider Künstler – jedoch das Ineinandergreifen von Bild und Text. Beispiele gefällig? Bitteschön:

Da gibt es eine Szene, in der sich der Junge an seine verstorbenen Großeltern erinnert, während er alte Fotos betrachtet (Erzähler: |“Vor meinem geistigen Auge sehe ich sie: erstarrte Augenblicke, die die Toten festhalten in winzigen Bewegungsschleifen. // Ich stelle sie mir vor: / 1972: Mein Großvater am Tag seiner Entlassung aus dem Irrenhaus, am Strand von Southsea, dicken grauen Schleim in ein Papiertaschentuch hustend, seine Stimme ein tiefes Brummen.“|). Dazwischen (hier im Text mit „/“ markiert) sehen wir ein Foto des Großvaters (in realistischem Fotodruck), das offensichtlich älter ist als die Erinnerungen des Jungen. Überblendet (als kolorierte Zeichnung), wie eine Spiegelung auf der Glasscheibe der Fotografie, das Gesicht des sich erinnernden Jungen. Die Figur des Großvaters scheint direkt aus seiner Stirn zu erwachsen. Während weitere Figuren seiner auf weiteren Fotos sich spiegelnden Stirn entspringen, sinniert der Erzähler: |“Ich sollte nicht so brüten. Der Pfad der Erinnerung ist weder gerade noch sicher, und wir bereisen ihn auf eigene Gefahr. Kurze Reisen in die Vergangenheit sind leichter. Erinnerungen an Miniaturen. Im Kopf entworfene winzige Puppenspiele.“| Weit später in der Geschichte werden wir das vom Jungen zuvor erinnerte Husten seines Großvaters als „erstarrte[n] Augenblick“, als „winzige [ ] Bewegungsschleife“ tatsächlich zu sehen bekommen – doch erst, wenn wirklich dieser Moment und nicht die Erinnerung daran vom Erzähler geschildert wird. Als Gegenstück zu dieser Erinnerung an den Großvater ist noch vor Beginn der eigentlichen Geschichte – und zunächst ohne jeglichen erkennbaren Zusammenhang zu ihr – eine Bildfolge zu sehen, in der ein Apfel geschält wird. Später werden wir erfahren, dass das eine der lebendigsten Erinnerungen des Erzählers an seine Großmutter ist. Wir erinnern uns mit ihm an das zuvor Gesehene. Die scheinbar sinnlose Bildsequenz erhält plötzlich einen Sinn als „winzige Bewegungsschleife“, über die hinaus der Zugang zur Vergangenheit des Protagonisten verstellt bleibt. Da ist nur mehr dieses einstmals eingeprägte Muster, das ihm so vertraut geworden ist. Doch genau darüber kommen wir als Leser und Betrachter dem Erzähler nahe und können sein Empfinden von Distanz nachvollziehen. Zugleich haben auch wir uns ein Muster eingeprägt: Nämlich eben den grafischen Stil, in dem später die Sequenz mit dem am Strand hustenden Großvater dargestellt werden wird, die wir aufgrund dessen sofort als weitere Erinnerung identifizieren können; doch inwieweit dieser „erstarrte Augenblick“ überhaupt jemals real war oder ob er nicht vielmehr einem selbstkonstruierten Erinnerungsklischee des damaligen Jungen entsprungen ist (–>“Im Kopf entworfene, winzige Puppenspiele“) – diese Frage hätten wir uns nie gestellt, ohne das Lesen |zwischen| Bild und Text. Es sind solche kunstvollen Details, die das Lesen eines guten Comics anspruchsvoller machen können als das eines schlechten Romans.

Immer wieder gibt es eindrucksvolle Szenen, in denen der Text die Erlebniswelt des Kindes aus der (teilweise) erklärenden Rückschau eines Erwachsenen schildert, die Bilder aber die kindliche unmittelbare Gefühlswelt metaphorisch unterstreichen. Zugleich wird dabei stets ein Bezug zur Welt des Puppenspiels hergestellt.

– So etwa, wenn es um die Unverständlichkeit der Erwachsenen aus der Perspektive des Kindes geht: |“Erwachsene sind bedrohliche Wesen. // Soll ich dich ins Wasser werfen? // Ich steck dich in den Mülleimer. / Ich freß dich auf. / Ich bring dich zurück und hol mir einen anderen Jungen. // So reden sie. Wie sehr man sich auch sagt, daß sie lügen oder täuschen: Es gibt immer die Möglichkeit, daß sie die Wahrheit sagen.“| Der Kleine erscheint hier als winzige nackte Drahtfigur mit gespaltenem Kopf, die wie eine Puppe an kaum sichtbaren Fäden hängt, gespielt von einer Hand, neben der die Aussprüche der Erwachsenen zu lesen sind. Eine Tante, die ihm seltsame Geschichten erzählte, erscheint dagegen als bekleidete und mit Stroh gepolsterte Figur ohne Fäden. Neben ihr liegt eine Maske des klassischen Dramas.

– Wenn der Erzähler sich erinnert, dass der Großvater nach einem Autounfall nicht mehr derselbe war, aggressiv wurde und schließlich ganz dem Wahnsinn verfällt, dann zeigen die Illustrationen den Alten so unheimlich, wie ihn der Junge erlebt haben muss: Unverständlich, fast schon unmenschlich, wie ausgetauscht; mit einer riesigen maskenhaften Fratze und leeren Augen anstelle des vertrauten Kopfes.

– In der Familie des Protagonisten gibt es einige unausgesprochene Tabus und Halbwahrheiten, blinde Flecken der Familiengeschichte, bedrohliches Schweigen und andere Unverständlichkeiten. Hinzu kommt, dass er als Junge noch in einer gewissermaßen magischen Welt lebt, seine eigenen phantasievollen Erklärungen sucht und ansatzweise auch findet. Seine Ungewissheit bezüglich der Kindheit einiger Familienmitglieder, einige düstere Ahnungen sowie die grausamen Geschichten von Judy & Punch kulminieren in einem blutigen Alptraum, in dem eine riesige Hand aus Mr. Punchs abgelegter Geliebten Pretty Polly hervorkommt und von einem Doktor verstümmelt wird. Die graphische Umsetzung ist eine der drastischsten im gesamten Buch und wirkt besonders gruselig vor den realen Hintergründen der Erzählung im Text (welche freilich vom kindlichen Protagonisten noch nicht durchschaut werden).

Gaiman & McKeans „Mr. Punch“ ist eine Geschichte über Verunsicherung und Ungewissheit, über das Gefühl der Fremdheit und des Befremdens, über den Verlust der Unschuld und das Erwachsenwerden, über ewig sich wiederholende Dramen und nicht zuletzt über das Puppenspiel als verschlüsselte Ausdrucksform unliebsamer Wahrheiten sowie als Mittel, mit ihnen umzugehen. Zugleich ist es die Geschichte einer Suche nach der Wahrheit, die letztlich zurück ins Ungewisse führt, und doch zu einem (zumindest erstweiligen) Abschluss mit der Vergangenheit. Die Erzählweise ist äußerst interessant, fesselnd, verstörend, kafkaesk, vielschichtig und gruselig. Ein Comic für Kinder ist dies keineswegs – vielmehr eine anspruchsvolle Graphic Novel für Erwachsene, die sich nicht scheuen, über schwierige Themen zu lesen und dabei ihren eigenen Verstand zu bemühen. Gerade die zahlreichen Verschachtelungen und Querbezüge machen die Lektüre jedoch zu einem besonderen Vergnügen und lassen sie auch beim wiederholten Lesen nicht langweilig werden.

Neil Gaiman bei Buchwurm.info:
„Sandman: Ewige Nächte“
„Sandman 1 – Präludien & Notturni“
„Sternwanderer“
„American Gods“
„Anansi Boys“
„Coraline – Gefangen hinter dem Spiegel“
„Die Bücher der Magie 5 – Verlassene Stätten“
„Die Bücher der Magie 6″ – Abrechnungen“
„Die Messerkönigin“
„Die Wölfe in den Wänden“
„Keine Panik! – Mit Douglas Adams per Anhalter durch Galaxis“

Gray, Justin / Palmiotti, Jimmy / Simone, Gail / Walker, Brad – Êin Jahr danach. Monster Edition 1 – Ein Jahr nach der Infinite Crisis

_Inhalt_

|“Die Schlacht um Blüdhaven“|

Nachdem Chemo über Blüdhaven explodiert war, erreichte die Infinite Crisis in der nunmehr verseuchten Stadt ihren Höhepunkt. Innerhalb der bewachten Stadtmauern scheint kein Leben mehr möglich, und diejenigen, die die schwere Katastrophe überlebt haben, leben in verwahrlosten Camps außerhalb der Befestigungen. Selbst den Teen Titans scheinen die Hände gebunden, obwohl die Zweifel an den Machenschaften der Regierung, welche die Einreise nach Blüdhaven verwehrt, immer größer werden.

Erst als sie von Father Time und dessen geheimnisvoller Organisation Shade erfahren, die in der Stadt einige zweifelhafte Experimente durchführen sollen, greift die junge Superheldentruppe ein und stellt sich der offenkundigen Bedrohung. Als sich ihnen Shade unter der Führung des Psychopathen Major Force in den Weg stellen, droht der Konflikt zu eskalieren. Doch dann geschieht etwas vollkommen Unerwartetes …

|“Sechs Stufen der Verwüstung“|

Während der Infinite Crisis haben sich die Secret Six von der Society gelöst und agieren nun als stete Unbekannte. Doch damit hat die Truppe auch erheblich ihre Sicherheit gefährdet, was sich in zahlreichen Attacken widerspiegelt. Lediglich Catman kommt ungeschoren davon und mobilisiert einen Schurken, an seiner Seite zu kämpfen. Doch derweil sind Vandal Savage und Dr. Psycho bereits am Ende ihrer Rachepläne angelangt. Eine Gruppe brutaler Killer wird ausgesandt, um den Secret Six endgültig den Garaus zu machen.

_Persönlicher Eindruck_

Die berüchtigten |Monster Editions| sind nach wie vor eine schwierige Sache, weil es sich bei den für den deutschen Markt zusammengestellten Sammelbänden meist um Mini-Serien aus der zweiten Reihe handelt, die zwar in direktem Zusammenhang zu einer übergeordneten, etablierten Reihe stehen, aber im Einzelfall wohl nur selten wirkliche Chancen hätten, losgelöst die erforderlichen Mindestverkaufszahlen zu erzielen. Und dennoch scheint eine derartige Anschaffung immer wieder aufgrund der üppigen Gestaltung attraktiv, was mit einem Blick auf die entsprechende Ausgabe zu „Infinite Crisis – Ein Jahr danach“ auch leicht verständlich ist, schließlich bekommt man hier für einen verhältnismäßig erschwinglichen Preis zwei ganze Serien auf immerhin 276 Seiten. Allerdings beschreibt eben dieser Band auch leider die Misere, die leider häufig mit diesen Editionen verbunden ist, denn leider muss man zumindest für den ersten Abschnitt der Handlung sagen, dass es sich dabei vorwiegend um das Prädikat ‚Masse statt Klasse‘ handelt.

Nach einer viel versprechenden Einleitung verzettelt sich die Story zu schnell in einer unübersichtlichen Ansammlung von unentwirrbar komplexen Inhalten. Wie leider allzu oft, ist die Geschichte von einer deutlich übertriebenen Zahl tragender Charaktere geprägt, deren individuelle Motivationen selbst eingeschworenen Fans oft erst im Nachhinein deutlich werden, so dass es partiell bereits zu Verständnisproblemen kommt, weil die einzelnen Interaktionen kaum mehr überschaubar sind. Dabei scheint die Idee der beiden Autoren noch recht interessant und im Hinblick auf die nicht gerade versteckt eingebrachte politische Thematik auch brisant, wird aber letzten Endes leider mit sehr vielen berechnenden Klischees und einer überstrapazierten Kritik am Machtgefüge ausgeführt, was der Entwicklung der Storyline natürlich ganz und gar nicht zuträglich ist. Der Weg des überladenen Bombasts, den die Handlung in der endgültigen Schlacht um Blüdhaven beschreitet, wirkt in diesem Zusammenhang auch äußerst ungünstig, zumal sich das Handeln der Hauptakteure in Relation zu ihren eigentlichen Aussagen nicht nur einmal widerspricht. Bedenkt man, dass das Ganze auf der Grundidee der viel umjubelten „Infinite Crisis“ fußt, kommt man daher keinesfalls umhin, bei diesem ersten von zwei Plots von einer absoluten Enttäuschung zu sprechen – und das sowohl inhaltlich als auch grafisch!

Gottlob erfährt diese erste Monster Edition aus der Reihe „Ein Jahr danach“ in der Folge noch einen überraschend rasanten Qualitätsanstieg, denn zumindest in „Sechs Stufen der Verwüstung“ bekommt der Leser auf gleichwohl höherem Niveau so ziemlich all das geboten, was er sich von einer Serie aus dem Hinterhalt erhofft. Die Charaktere zum Beispiel erfahren eine viel kompakter und harmonischer ausgeprägte Zeichnung, die Story vergeht nicht im Rahmen von unzähligen, kaum verständlichen Action-Overkills und der gesamte Aufbau genießt eine stringente, nachvollziehbare Haltung. Dass der Spannungsaufbau daher eigentlich nur noch Formsache ist, versteht sich fast wie von selbst, doch genau dieser Umstand beschreibt auch ganz gut, wie kontrastreich und ambivalent das Gesamtbild dieses enorm dicken Wälzers im Gesamtüberblick ist. Von ‚ziemlich mies‘ bis ‚ansatzweise genial‘ ist die Spanne in der ersten Monster Edition zu „Infinite Crisis – Ein Jahr danach“ doch recht groß, so dass die Überlegungen zur Anschaffung des Sammelbandes berechtigt von Zweifeln geprägt sind. Vor dem Hintergrund, dass nur „Sechs Stufen der Verwüstung“ tatsächlich lesenswert ist, sind 24 € nämlich dann doch wieder sehr viel Geld!

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Busiek, Kurt / Anderson, Brent Eric – Astro City 1: Der gefallene Engel

_Story_

Kiefer Square, ein hoffnungsloser, verruchter Ort, an dem sich das niederträchtige Gesindel von Astro City herumtreibt: Hier stammt er her, Carl Donewicz, besser bekannt als Steeljack, ein ehemaliger Ganove, der trotz seiner Begeisterung für die Riege der Superhelden einst die Fronten gewechselt und infolge seiner Jahre als Mitläufer eines Tages einen Jugendlichen im Bandenkrieg erschossen hat. Nach wie vor bedeckt der Schatten dieser schweren Sünde den mittlerweile langzeitinhaftierten Donewicz. Auch er war einst gefürchtet und schien mit seiner Stahlrüstung unverwundbar; doch die Jahre im Gefängnis haben ihn gezeichnet, und nun, wo der Tag der Entlassung bevorsteht, schwört er sich, niemals wieder in den Sumpf des Verbrechens abzutauchen.

Doch Kiefer Square zieht ihn bei der vergeblichen Suche nach einem stattlichen Leben wie ein Magnet an; er kehrt zurück in sein altes Viertel und gerät unwiderruflich an den zweifelhaften Donelly Ferguson. Dort erfährt er, dass derzeit ein unbekannter Gangster einen Schurken nach dem anderen ermordet, darunter auch ehemalige Kollegen Carls. Im Widerstreit mit seinem Gewissen entschließt sich Donewicz, zumindest den Versuch zu starten, diesem Grauen ein Ende zu machen und sich für seine alten Freunde, so unanständig sie auch immer gewesen sein mögen, einzusetzen. Doch damit gerät er auch wieder mit dem Gesetz in Konflikt, denn jeglicher Kontakt mit der dunklen Seite verstößt gegen die Auflagen. Doch Carl sieht die Gelegenheit, einmal im Leben etwas Wertvolles zu tun und zumindest einen Teil seiner währenden Schuld zu begleichen. Aber als hoffnungsloser Versager ohne jegliches Selbstvertrauen ist man in Astro City beinahe schutzlos ausgeliefert.

_Persönlicher Eindruck_

„Astro City“ ist in vielerlei Hinsicht einer der unkonventionellsten Comics, die der amerikanische Markt je hervorgebracht hat, und dies einzig und allein, weil das Schema Helden vs. Schurken hier auf ganz ungewöhnliche Weise durchbrochen, dennoch aber auf vergleichbarer Ebene ausgetragen wird. Autor Kurt Busiek hat vielmehr den Versuch unternommen, anhand einer schicksalhaften Geschichte das Portrait eines klassischen Verlierers nachzuzeichnen, eines Mannes, der stets auf der Gegenseite der gefeierten Persönlichkeiten gestanden hat, dabei aber eigentlich niemals Böses im Sinn hatte.

In diesem Sinne ist Steeljack alias Carl Donewicz zwar sicherlich kein gewöhnlicher Superschurke, doch da er sich beharrlich gegen das Gesetz gestellt hat, um seinem Leben überhaupt einen Sinn zu geben, gerät er ins Kreuzfeuer seiner einst verehrten Gesetzesvertreter und landet schließlich in der Abgeschiedenheit eines Spezialgefängnisses, dem er selbst mithilfe seiner Stahljacke nicht entfliehen kann. So weit, so gut. Diese Rahmenhandlung greift der Autor anschließend auf, um die Emotionen, die Donewicz beherrschen, zu analysieren und damit in gewissen Ansätzen die Wesenszüge eines klassischen Comic-Verbrechers aufzuzeigen. Nun mag Steeljacket aufgrund seiner pessimistischen Ausstrahlung und seiner spürbar depressiv gestörten Persönlichkeit kein üblicher Klassiker unter den Ganoven sein, doch an seinem Beispiel lässt sich die Motivation aller üblichen Schurken sehr gut ablesen. Blind folgen sie einem Scheinidealismus, lassen sich in ihrer persönlichen Misere leichtfertig von den günstig erscheinenden Angeboten, die ihren Überlebenstrieb bestärken, auf die falsche Seite ziehen und sind schließlich bereit, in ihrer als einzige oder letzte Aktion propagierten Scheinheiligkeitstat für einen Moment die Misere zu durchbrechen und ihrem Leben eine Kehrtwende zum Positiven hin zu verpassen.

Nun, Ziel dieser kurzen Übersicht soll sicher nicht sein, das bekannte Bild des Bösewichts in einem eindeutigen Profil wiederzugeben, sondern schematisch zu überblicken, womit sich Busiek im Wesentlichen in „Astro City“ beschäftigt. Nun geht es hier aber nicht nur um das ‚Was?‘, sondern ganz eindeutig um das ‚Wie?‘, und genau in dieser Sparte offenbart der Autor nun seine ganze, individuelle Klasse. Die Art und Weise, wie er diesen zerrissenen, von seiner stetigen Pein gefolterten Menschen bzw. Helden/Schurken namens Steeljacket beschreibt, grenzt sich von sämtlichen herkömmlichen Charakterzeichnungen in diesem Genre ab und resultiert in einem weitestgehend traurigen, bisweilen auch ergreifenden Gesamtbild. Die Krux ist derweil, dass man sich trotz ihres Versagerdaseins sofort mit der Hauptperson identifizieren kann; nicht etwa, weil sie so Mitleid erregend ist, sondern einfach nur, weil sie in der von außergewöhnlichen Figuren gesäumten Welt von „Astro City“ trotz aller vergangenen Schatten so menschlich erscheint. Er ist ein Niemand, ausgestoßen und verbannt, immer wieder unfair aufs Kreuz gelegt und insgesamt hilflos ausgeliefert. Er gibt gleich mehrfach die Hoffnung auf, verliert sämtlichen verbliebenen Idealismus und den Glauben an das, was ihm einst Kraft verliehen hat. Und zu guter (oder schlechter) Letzt kehrt er dann auch noch zurück in das Rattenloch, das ihm vor mehr als 20 Jahren den Verstand geraubt und ihn verraten hat, weil Leute wie er es nicht verdienen, eine Chance zur Anbiederung an die akzeptierte Gesellschaft zu bekommen. Frei von Klischees, überwiegend surrealistisch, bedrückend und beklemmend, eiskalt und doch emotional treibt die Atmosphäre der Handlung ein Spielchen mit dem Leser, der desto mehr Sympathie für Carl entwickelt, je tiefer er in seinen persönlichen Exitus eintaucht, führt ihm dabei aber auch Seite für Seite vor Augen, dass Stelljacks Lebensgeschichte ein Unikat in der heutigen Comicwelt ist. Eine besondere Ausgabe, ganz individuell und anders, so pessimistisch und gleichzeitig innovativ, so melancholisch und bewegend und permanent an die Grenzen stoßend.

Busiek hat sich etwas getraut, das im Fundus der Möglichkeiten der Comicgestaltung eigentlich als eine der offenkundigsten Alternativen zur klassischen Rollenverteilung zur Auswahl steht, aber aus unerfindlichen Gründen bislang nie verwirklicht wurde. Er hat das Schurkentum hinterfragt und seine Opfer zu wahren (Anti-)Helden geschliffen, die einem unerwartet ans Herz wachsen. Dank der präzisen Ausschöpfung aller verfügbaren menschlichen Wesenszügen ist ihm dabei eine sehr facettenreiche, umfassende Arbeit gelungen, die von der ersten Idee bis zur detailreichen Umsetzung reiflich durchdacht wurde. „Der gefallene Engel“ mit den Originalbänden 14-20 aus der Reihe „Astro City“ ist daher nicht nur eines der außergewöhnlichsten Comics in diesem Genre, sondern zweifelsohne eines der bislang ambitioniertesten Werke, das der internationale Markt bislang hergegeben hat. Wer sich jemals in der Welt von |Marvel|, |DC|, |Vertigo| oder |Wildstorm| aufgehalten hat, sollte alleine schon wegen des inhaltlichen Hintergrunds nicht lange zögern und diesen Meilenstein abgreifen!

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Juan Gimenez – Die Vierte Macht – Band 1: Supramental

Story

Zwischen Terra und der Konföderation Krommion herrscht seit 162 Jahren ein erbitterter Krieg, der fernab der beiden Reiche auf dem Planeten Nebula Alpha ausgetragen wird. Nun scheinen die Krommioner jedoch eine Lösung gefunden haben, um den Konflikt siegreich zu beenden. Ihre berühmtesten Wissenschaftler haben eine Geheimwaffe entwickelt, die auf den supramentalen Kräften vier auserwählter, besonderer Frauen beruhen soll. Rücksichtslos lässt man die Damen entführen und schickt sie in eine Testmission, die jedoch nur Exether Mega überlebt.

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Busiek, Kurt / Anderson, Brent Eric – Astro City 1: Der gefallene Engel

Eine goldene Regel aus dem Universum der Superhelden lautet: Keine Superhelden ohne Superschurken. Diese Regel gilt auch für „Astro City“, Kurt Busieks Comic-Spielwiese bei |Wildstorm/DC|. Die gefeierte Serie, früher bei |Speed|, wird heute bei |Panini| fortgesetzt. Im Mai erschien „Der gefallene Engel“, eine Geschichte über einen Superschurken der etwas anderen Sorte.

Alles beginnt damit, dass der Häftling Carl Donewicz aus dem Gefängnis entlassen wird. Nach Jahren des Eingesperrtseins tauscht er seine orangefarbene Sträflingskluft gegen einen Anzug und ist wieder ein freier Mann. Allerdings ist Donewicz kein gewöhnlicher Knacki, sondern ein Superschurke. Seine Haut glänzt, sie ist aus kugelsicherem Stahl und macht ihn nahezu unverwundbar. Früher nannte man ihn Steel-Jacketed Man, oder nur kurz: Steeljack. Nun macht er sich auf den Weg zum Kiefer Square, einem heruntergekommenen Viertel von Astro City, wohin sich redliche Bürger in der Nacht besser nicht verirren.

Donewicz ist hier aufgewachsen. Man kennt ihn, ein kleiner Verbrecher, der bis ganz nach oben wollte und doch irgendwo auf dem Weg dorthin abgestürzt ist. Solche wie Donewicz gibt es in Kiefer Square viele. Aber der entlassene Häftling, der früher Steeljack war, hat etwas gelernt. Er möchte um jeden Preis gut sein, so wie die Superhelden, die engelsgleich am Himmel ihre Kreise ziehen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Legale Arbeit zu finden als Ex-Knacki, ist schwierig, die Vergangenheit lastet schwer auf Donewicz, Selbstzweifel und Schuldgefühle plagen ihn.

Im Kern ist „Der gefallene Engel“ weniger Handlung als Portrait. Sicher, einen Plot gibt es auch, er ist solide und macht Spaß, doch wirklich stark machen diese Geschichte die herzlichen Momentaufnahmen eines Gefallenen, der wieder auf die Beine kommen möchte. Wer hätte gedacht, dass man auf einer Superhelden-Story auch solch sensible Töne spielen kann?

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Brubaker, Ed / Nguyen, Dustin – The Authority 2: Revolution 2

[Band 1 3864

_Story_

Jenny Quantum hat herausgefunden, dass der tot geglaubte Henri Bendix die vorzeitige Auflösung der Authority inszeniert hat, um seine eigennützigen Friedenspläne mit aller Gewalt durchzuführen. Er hat den Doktor getötet, Apollo manipuliert und dem Midnighter eine Zukunftsvision vorgespielt, wie sie fadenscheiniger nicht sein könnte. Doch das mächtigste Mädchen der Welt ist für den Konflikt mit Bendix gewappnet.

Kurzerhand rekrutiert sie einen neuen Doktor, sucht das alte Team zusammen und lernt mit Hilfe ihrer künftigen Inkarnation mehr über die Entstehung des Multiversums und die Rolle der verschiedenen Jennys. Als sie schließlich aber selbst den Midnighter für eine erneute Zusammenarbeit gewinnen kann, scheint sich das Blatt zu wenden. Bendix ergreift die Kontrolle über den Superhelden, den er damals selber erschaffen hat, und spielt ihn gegen das Team der Authority aus. Reichen Jennys Kräfte tatsächlich schon aus, um diesen Angriff zu überstehen und ihre Gefährten zu schützen?

_Persönlicher Eindruck_

Nachdem der erste Sammelband das stete Auseinanderfallen der Authority dokumentiert hat, schildert Autor Ed Brubaker nun in langsamen Schritten das erneute Zusammentreffen der ehemaligen Gemeinschaft, stellt mit Jenny Quantum jedoch auch eine neue Hauptfigur in den Mittelpunkt, von der nicht nur das Schicksal der Auseinandersetzung mit Bendix, sondern generell das der gesamten Erde abhängig ist.

Einige Zeit ist vergangen, seit der Midnighter untergetaucht und die Authority zerfallen ist. Doch in dieser Spanne hat Jenny immer mehr über ihre besonderen Eigenschaften erfahren und auch gespürt, welche gewaltige Rolle sie in diesem furchtbaren Machtspiel innehat. Ihr Adoptivvater Apollo unternimmt alles, um sie vor der großen Verantwortung zu schützen, kann aber ihren Forscherdrang nicht eindämmen, so das Jenny schließlich selber die Steine ins Rollen bringt und für den wiederholten Kampf zwischen Bendix und der Authority einsteht.

Ohne den Eingriff des wieder auferstandenen Superschurken, der einst Seite an Seite mit der Authority kämpfte und auch heute noch ähnliche Ziele verfolgt, wäre das Gefüge der Welt niemals auseinandergebrochen und das Heldenteam zweifelsohne noch an der Spitze der Regierung. Für Jenny gilt es nun, die Dinge wieder ins Gleichgewicht zu rücken und Schadensersatz für die Ungerechtigkeiten einzufordern. Aber selbst sie hätte niemals geglaubt, dass Bendix in der Zwischenzeit ebenfalls auf einen Carrier zurückgreifen und sich die geheimen Fähigkeiten des Multiversums aneignen konnte.

Die Story wird unheimlich schnell und kaum minder komplex als im ersten Teil fortgeführt, begibt sich handlungstechnisch jedoch auf eine ganz andere Ebene. Mit Bendix und Jenny stehen zwei zunächst komplett vernachlässigte Charaktere im Mittelpunkt und rücken die wichtigen Figuren der Anfangsszenerie fast völlig nach hinten, was zu Beginn auch einige Orientierungsschwierigkeiten nach sich zieht, weil die Eindrücke und Folgen der ersten Kapitel vorerst komplett irrelevant erscheinen. Dies scheint aber im Nachhinein auch logisch, denn so gelingt es dem Autor mit zunehmender Dauer, die einzelnen Lücken im Puzzlespiel namens „The Authority: Revolution“ zu schließen und den Anspruch zu halten, ohne dabei gleich zu viel zu verraten bzw. erste Hinweise für das durchweg undurchschaubare Ende zu geben.

Die Stärken von Ausgabe 1 konnten indes problemlos aufrechterhalten werden. So gefällt das ambivalente Bild der pubertären Jenny Quantum sehr gut, wenngleich der Straßenslang nicht jedes Mal mit den komplexeren Handlungsabschnitten harmonieren will. Hier wird teilweise heftigst vom Leder gezogen und in den zahlreichen Wortgefechten und leeren Drohungen von beiden Seiten nicht selten Vokabular jenseits der Gürtellinie bemüht. Dies mag natürlich Geschmackssache sein, aber an manchen Stellen ist die gehäufte Verwendung dessen schon recht anstrengend.

Letzteres darf man, muss man aber sicher nicht kritisch sehen. Für mich persönlich ist es die einzige schwächere Hinterlassenschaft, die das Finale von „The Authority: Revolution“ aufbietet, aber sicherlich kein nennenswerter Punkt, der den uneingeschränkt überzeugenden Gesamteindruck gefährden könnte. Die Geschichte ist stark, die Umsetzung ebenfalls, und die Zeichnungen sind der Garant für einen mehr als ordentlichen Rahmen. Part zwo rechtfertigt summa summarum die großen Erwartungen und bestätigt „The Authority: Revolution“ als ein weiteres Highlight des kleinen, aber feinen |Wildstorm|-Katalogs. Nicht nur diejenigen, die „The Authority“ mögen, sollten diesen zweiteiligen Sonderband gelesen haben.

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Kirkman, Robert – Was das Herz begehrt (The Walking Dead 4)

Band 1: [„Gute alte Zeit“ 2257
Band 2: [„Ein langer Weg“ 2677
Band 3: [„Die Zuflucht“ 3735

_Story_

Hinter den Mauern des Gefängnisses spitzt sich die Lage zu. Dexter, einer der vier ursprünglich dort beheimateten Insassen, droht mit Waffengewalt, wenn nicht alle seinen Befehlen Folge leisten. Als dann jedoch einige Zombies den Weg ins Innere finden, bleibt den Überlebenden nichts anderes übrig, als zusammen gegen den gemeinsamen Feind zu kämpfen. Dabei wird auch Dexter von einer Kugel getroffen und somit die Situation vorerst bereinigt.

Unterdessen steht die Beziehung zwischen Tyreese und Carol vor ihrem Ende. Der stämmige Dunkelhäutige hat seine Frau mit dem seltsamen Neuankömmling Michonne betrogen und wird von Craol aus der gemeinsamen Wohnung verbannt. Rick erfährt von der Sache und sucht Kontakt zu den beiden, entdeckt dabei jedoch lediglich die Frau, die gerade versucht hat, sich infolge der herben Enttäuschung das Leben zu nehmen. Wutentbrannt steuert Rick auf Tyreese zu und verstrickt sich in ein wirres Wortgefecht mit unschönem Ende.

_Meine Meinung_

„Was das Herz begehrt“ scheint ein ziemlich ungewöhnlicher Titel für einen Zombie-Roman und wirkt auch auf den Inhalt bezogen nicht ganz so treffend, wenngleich die Emotionen im vierten Band von „The Walking Dead“ kochen wie nie zuvor. Dabei fängt alles recht unspektakulär bzw. mit nur wenigen echten Überraschungen an. Wieder mal wird ein Irrläufer im Team aufgespürt, wieder einmal überwiegt hierbei der Zusammenhalt gegen den untoten Gegner, und wieder einmal scheint die Gefahr fürs Erste ausgemerzt. Nichts also, was man innerhalb der gefeierten Reihe nicht schon einmal erlebt hätte.

Dies ändert sich jedoch schlagartig, als die Schwertkämpferin Michonne zum Lager stößt und kurzerhand einen zum Tode verurteilten Bewohner vor der grausamen Zombie-Bedrohung schützt. Der seltsame Gast fügt sich jedoch unerwartet den Regeln des Lagers und gibt ohne Gegenwehr Waffen und Freiheit her. Und trotzdem ist es sie, die den nächsten Stein ins Rollen bringt, als sie Tyreese oral befriedigt und somit die Sinn- und Beziehungskrise zwischen ihm und Carol auslöst. Der Lagerkoller und nicht zuletzt sein gerade noch verhinderter Tod haben auch den bulligen Tyreese nicht unberührt gelassen. Seine Reizschwelle ist denkbar niedrig, seine (sexuelle) Frustration umso höher.

So kommt eines zum anderen und inmitten der wohl schwierigsten Zeit aller, in einer Phase, wo alle dazu gezwungen sind zu realisieren, dass es nie wieder eine Rückkehr zu ihrem alten Leben geben kann, entsteht ein heftiger Streit zwischen den beiden offensichtlichen Anführern, in dessen Verlauf sich beide Parteien mit Anschuldigungen für ihre jüngsten Gesetzeswidrigkeiten nicht zurückhalten und nach Ende dieser eskalierenden Auseinandersetzung klarstellen, dass keiner von ihnen die alleinige Obhut der Überlebenden tragen kann. Neue Umstände erfordern auch hier neue Gesetze und damit den ersten Schritt in Richtung Demokratie innerhalb der schützenden Gefängnisumzäunung.

Nach verhaltenem Beginn ist die Klimax in „The Walking Dead 4“ umso überragender. Erst die beklemmenden Vorfälle im Lager, denen unter anderem Allen zum Opfer fällt, dann der Selbstmordversuch Carols und schließlich der brutale Fight zwischen Tyreese und Rick, der das Fass zum Überlaufen bringt. Die wichtigen Figuren der Geschichte lassen ihrer Hoffnungslosigkeit freien Lauf und handeln teils vom Irrsinn geplagt, indes nur selten bei klarem Verstand. Die Spannung innerhalb der Zellen war schon lange zu spüren, doch nun entlädt sie sich in einem starken Finale mit vielen inhaltlichen Hochs und Tiefs sowie einigen erneut bewegender Szenen, in denen die Verzweiflung der Geplagten sehr authentisch nach außen getragen wird.

Letzten Endes werden in „Was das Herz begehrt“ die Karten neu gemischt und so manche Rollen neu verteilt. Die Geschichte eröffnet komplett neue Handlungsspielräume, die Charaktere entwickeln sich unheimlich rasant weiter und auch das ‚Zusammenleben‘ mit den Zombies verläuft auf einer professionelleren Ebene, weil es unabdinglich ist, Mittel und Wege zu finden, den Überlebenskampf kreativ und produktiv zu gestalten. Insofern erfüllt auch der vierte Teil alle in ihn gesteckten Erwartungen und übertrifft sie in den letzten Szenen sogar. Lediglich Anhänger der deftigen Zombie-Action könnten ein wenig enttäuscht sein, weil diesbezüglich nicht sonderlich viel geschieht. Aber da dies dem Plot spürbar dient, kann man darüber wohl kaum böse sein – jedenfalls nicht, wenn zum wiederholten Male eine derart fantastische Story mit solch dichter Atmosphäre herausspringt.

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Bajram, Denis – Universal War One 3: Kain und Abel

[Universal War One 1: Genesis 3694
[Universal War One 2: Die Frucht der Erkenntnis 3695

_Story_

Nach der Explosion des Wormholes entdecken die Überlebenden des Einsatzes in der Mauer eine scheinbar verlassene Raumstation, in der sie bereits am Portal von zahlreichen vertrockneten Leichen begrüßt werden. Erst hier wird ihnen klar, dass die Zeit nicht nur stehen geblieben ist, sondern ihr aktuelles Dasein in der Chronologie noch vor dem Einsatz in der Mauer einzuordnen ist. Dies würde auch bedeuten, dass Balti noch leben müsste und sein bevorstehender Tod noch abgewendet werden könnte. Kalish ist jedoch nicht damit einverstanden, ihn zu retten und wird infolge dessen von Mario ausgeknockt.

Doch während sich die anderen noch über verschiedene Möglichkeiten des Zeitparadoxons unterhalten und sich darüber in die Haare bekommen, gelingt es ihrem vorzeitig ausgeschalteten Anführer, in den Hauptraum der Kommandozentrale einzudringen und dort den letzten Verbliebenen der Raumstation zu treffen. Kalish erfährt alle Details über die Existenz dieser Basis und diskutiert ebenfalls über die Möglichkeit des Zeitreisens. Balti wird indes unfreiwillig über die wahren Gründe seines Tods informiert und beschließt, die Dinge ihren gerechten Lauf gehen zu lassen.

_Meine Meinung_

Nachdem Action, Spektakuläres und Emotionen nach dem zweiten Band von „Universal War One“ kaum noch übertreffbar schienen und die Erwartungen daraufhin in exorbitante Höhen aufstiegen, geht Denis Bajram erneut ungeahnte Wege und führt die Geschichte auf ein inhaltlich völlig neues Level und den Plot zu einem komplett frischen Abschnitt. Beschäftigte die Zweiteilung des Uranus auf der letzten Seite von „Die Frucht der Erkenntnis“ noch die Gemüter der Leser, trägt der Autor von „Universal War One“ die Story nun auf einer philosophischeren Ebene fort und beschäftigt sich im Gesamtverlauf vorwiegend mit Regelmäßigkeiten und Besonderheiten physikalischer Naturgesetze und letztendlich auch mit dem Ursprung der Science-Fiction, welche hier mehr denn je im Vordergrund steht.

Bajram hat den Plot langsam aber sicher an das Phänomen des sich wandelnden Raum-Zeit-Kontinuums herangeführt und analysiert nun Möglichkeiten und unerforschte Eigenarten der Materie, indem er seine Charaktere in hitzige Diskussionen zu dieser Thematik verstrickt. Allerdings baut er diese teils heftigen Wortwechsel nicht zu rasant aus. Langsam wird der Leser mit der neuen Befindlichkeit der Hauptfiguren vertraut gemacht, bekommt Gelegenheit, die Masse an Informationen und Thesen zu verarbeiten und dürfte wegen der recht logischen Erklärungen, die in den Sprechblasen geliefert werden, auch kaum bzw. keinerlei Verständnisprobleme bekommen.

Schwieriger wird es hingegen, wenn die beiden Handlungsstränge im raschen Zickzack parallel dargestellt werden. Man ist einerseits damit beschäftigt, das Gros an Neuigkeiten und Vermutungen aufzugreifen, muss derweil dann aber auch die Geschichte um den geretteten Balti einzuordnen lernen, da hierdurch die Logik dennoch leicht gesprengt wird. Die Story nimmt in dieser Phase ungeheuer an Komplexität zu, ohne dabei an Tempo zu sparen. Somit ist besonders im mittleren Drittel gehörige Konzentration erforderlich, um auch ja keine der jederzeit wichtigen Facetten der Handlung zu übersehen. Dieser Prozess ist die bis dato wohl heftigste Herausforderung an den Leser dieser ambitionierten, gleichzeitig aber auch sehr anspruchsvollen Science-Fiction-Comic-Saga, die auch im komplett neuen Setting wieder mal glänzt.

Bajram geht noch fokussierter auf die einzelnen Charaktere ein – speziell auf bislang vernachlässigte Personen wie den unberechenbaren Mario – eröffnet gleichzeitig aber auch völlig neue Stränge und überdies unerwartete Möglichkeiten für die zukünftige Handlung. Kristallisierte sich zuletzt noch heraus, dass die Story langsam aber sicher schon auf ein überwältigendes, pompöses Finale zusteuerte, muss sich diese Vermutung nun widerlegt geben. Es geht nämlich gerade erst so richtig los mit dem „Universal War One“. Und durfte man kürzlich noch begeistert und fasziniert ob des Autors brillanten Ideen sein, so bleibt einem auch nun in „Kain und Abel“ der Mund offen stehen. In Sachen illustrierter Science-Ficton setzt diese Serie ganz neue Akzente und ist derzeit wahrscheinlich das beste derartige Produkt auf dem deutschen Markt.

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Gaudin, Jean-Charles / Danard, Jean-Paul – Marlysa (Band 7): Der Waltras

[Band 6 3373

_Story_

Marlysa schlägt sich als Turnierkämpferin erfolgreich durchs Leben, verlässt die Szenerie nach einem Zyklus jedoch wieder, um sich neuen Abenteuern zu widmen. Hierbei gerät sie in die Fänge des Barons von Faradya, der sie mit einer Hinterlist in sein Gefängnis lockt und ihr für die Freilassung schließlich einen Deal anbietet.

Marlysa soll einen mysteriösen Dolch beschaffen, der zusammen mit den beiden Dolchen, die sich bereits im Besitze Faradyas befinden, die Macht ihres Besitzers immens steigern. Marlysa ist nicht sonderlich angetan von diesem Geschäft, lässt sich jedoch darauf ein, gemeinsam mit dem merkwürdigen Ritter Lowell zum Anwesen des Lords Dormunt zu reisen, wo sich der sagenumwobene, fehlende Dolch befindet. Der Lord hatte die Waffe einst verwendet, um den Frieden mit den Amazonen zu sichern, und beschützt ihn nun mit seinem Leben. Doch Marlysa weiß sich sehr schnell einzuschmeicheln und gerät mitten in ein grausames Szenario, als der Frieden am Hofe durch ein Attentat der roten Amazonen gestört wird. Faradya ist nämlich nicht der Einzige, der scharf auf den dritten Dolch ist.

_Persönlicher Eindruck_

Der insgesamt siebte Band von „Marlaysa“ (zugleich die zweite Ausgabe im |Splitter|-Verlag) bietet eine völlig neue, unabhängige Story um die maskierte Titelheldin und darüber hinaus illustrierte Fantasy der Extraklasse. Dieses Mal muss sich die üppig bestückte blonde Schwertkämpferin auf einen faulen Kompromiss einlassen, nachdem sie chancenlos in einen Hinterhalt gelaufen ist. Ein Kurier, der ihr auf ihrer Durchreise aufgelauert hat, schmuggelt ein Säckchen voller Drogen in ihr Gepäck und inszeniert dadurch ihre Festnahme, nachdem sich Marlysa nicht darauf einlassen wollte, freiwillig eine Audienz beim Baron Faradya abzuhalten.

Nun hat der Lord sie in ihrer Hand und treibt sie aus der Gefangenschaft in die Gemächer des kürzlich vermählten Prinzen Dormunt, der einen geheimnisvollen Dolch in seinem Besitz hält, welcher in Kombination mit zwei weiteren Dolchen eine Art Vormachtstellung im Reich der Ritter und Monster garantiert und somit für Fardya unabdinglich scheint, um das Gleichgewicht der Gerechtigkeit aufrechtzuerhalten. Allerdings hängt auch für Dormunt der Frieden zwischen seinem Volk und dem der weißen und schwarzen Amazonen vom Besitz des Dolches ab, so dass Marlysa ebenfalls eine List anwenden muss, um an den Dolch zu gelangen.

Dann jedoch geschieht Unfassbares: Der glücklich verheiratete Dormunt küsst Marlysa und lässt sich von ihrem Charme verführen. Doch bevor sich die Szenerie aufklären kann, wird das turtelnde Duo bereits von einer Abteilung der unabhängigen roten Amazonen angegriffen, die ihrem Anspruch auf die drei Dolche Geltung verschaffen wollen und Marlysa unerwartet ins Hintertreffen bringen. Aber Dormunt ist auf derartige Ereignisse erfahrungsgemäß vorbereitet – und schon gerät Marlysa in einen weiteren heftigen Kampf um Leben und Tod, an dessen Ende weitere Verwirrung steht.

Wie schon vom brillanten Vorgänger gewohnt, entwirft Autor Jean-Charles Gaudin auch heuer wieder eine tolle Geschichte um die hübsch illustrierte Marlysa und legt zudem den Grundstein für eine viel versprechende Mini-Reihe innerhalb der Serie, die in Band 7 mit der ersten Episode von ‚Der Waltras‘ beginnt. Gaudin ist es erneut gelungen, eine herrlich dichte Atmosphäre zu kreieren und in deren Rahmen sehr freie Handlungsspielräume für den Plot zu entwickeln, die in erster Linie dazu genutzt werden, alle erdenklichen Voraussetzungen für einen opulenten Fantasy-Plot zu schaffen. Die Hintergründe sind bekannt, die betroffenen Charaktere werden zur Genüge vorgestellt und schließlich auch das Setting abgesteckt, so dass es für die wichtigsten Figuren ein Leichtes ist, den Rahmen mit lebendiger Interaktion, unberechenbaren Wendungen und generell einer ideenreichen Story zu füllen. Bis zum Schluss entwickelt man schließlich einen unstillbaren Heißhunger, der bereits zu diesem Zeitpunkt die Wartezeit auf die Fortsetzung ewig lang erscheinen lässt. Demzufolge kann eine Lobrede auf ‚Der Waltras‘ die einzig logische Konsequenz sein. Fantastisch gezeichnet, toll und spannend aufgebaut und voller netter Ideen: So definiert man in diesem Bereich wohl den Begriff Kleinod.

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Miller, Frank / Varley, Lynn – Batman – Der dunkle Ritter schlägt zurück

_Story_

In Metropolis und Gotham City ist der Ausnahmezustand ausgebrochen. Die Medien werden von barbusigen, fleischeslustigen Marionetten dominiert, der Präsident ist in Wirklichkeit eine programmierte Software und die Bürger sind vom wirren Programm derart geblendet, dass die Superschurkenriege leichtes Spiel bei der Machtübernahme hat. Dann jedoch geschieht etwas Außergewöhnliches. Ein junges, als Katze verkleidetes Wesen befreit das Atom Ray Palmer und Barry Allen alias Flash und bringt einige gealterte Superhelden wieder ins Spiel, um die längst eingetretene Anarchie abzuwenden.

Doch hinter alldem scheint noch jemand viel Größerer zu stecken: Der dunkle Ritter kehrt in seine Heimat zurück, zeigt seinem alten Gefährten Superman in einem deutlichen Kraftakt, dass er ihm nach all den Jahren deutlich überlegen ist und zettelt eine brutale Revolution an. Doch Batman wird zunächst nicht ernst genommen und scheint der neuen Bedrohung, die von Lex Luthor und Brainiac ausgeht, nicht gewachsen. Im gehobenen Alter und an der Seite eines völlig entkräfteten Superman ist der Glanz alter Tage kaum noch sichtbar. Und trotzdem ist die Fledermaus bereit, den steinigen Weg zu gehen und die Vernichtung von Metropolis, Gotham und der ganzen Erde zu verhindern.

_Persönlicher Eindruck_

„Batman – Der dunkle Ritter schlägt zurück“, und mit ihm ein Frank Miller, der in diesem dreiteiligen Sammelband wohl die bislang außergewöhnlichste, bizarrste Batman-Adaption aller Zeiten verfasst und gezeichnet und letztendlich seinem Ruf als der wohl aktuell eigensinnigste Comic-Autor mal wieder alle Ehre gemacht hat. In einem Stil, der nicht selten den berüchtigten Pop-Art-Illustrationen gleichkommt, spielt Miller einmal mehr mit ungewöhnlichen Kontrasten, schillernden Visualisierungen und teils auch ausgeflippten Inhalten.

Der Autor zeigt die Welt der Superhelden nach ihrer Blüte; die Legenden von einst sind mittlerweile längst vergessen, die Männer und Frauen hinter ihnen scheinbar ausgestorben oder untergetaucht. Nur ein verzweifelt für die Gerechtigkeit kämpfender Superman steht als ausleuchtender Stern am Heldenhimmel, wird aber aufgrund seiner verblassten Kräfte eher belächelt als geehrt.

Erst zwei Überfälle von Catgirl, der jungen Nachfolgerin Robins, wecken die Erinnerungen an die guten alten Zeiten wieder. Einst bedeutende Gestalten wie der Flash oder das Atom geraten infolge dessen wieder in die Schlagzeilen und mit ihnen auch die Kernfigur der Story, der aus dem Hintergrund agierende Bruce Wayne, der seine Geheimidentität längst abgelegt hat. Bereit, gegen die korrupte Regierung und ihre zweifelhaften Führer anzukämpfen, spinnt er seine eigenen Intrigen und lässt auch einstige Verbündete spüren, dass er mit kompromissloser Härte vorgehen wird. Dem zweifelnden Superman verpasst er eine Tracht Prügel, wie dieser sie in seinem Leben wohl noch nie verspüren musste, und verdeutlicht damit einen klaren Standpunkt.

Unterdessen planen die Superschurken ein fürchterliches Attentat auf den gesamten Planeten. Mit außerirdischen Kräften greifen sie an und gehen rücksichtsloser als je zuvor zu Werke. Es bahnt sich ein Konflikt an, den die Comic-Welt bis dato wohl noch nie (derart abstrakt entworfen) erleben durfte – und der einige apokalyptische Visionen hervorruft, wie sie aus heutiger Sicht für jeden Comic-Liebhaber wohl eher einem Alptraum-Gemälde gleichen.

Zweifelsohne dauert es einige Zeit, bis man sich mit dem Setting angefreundet und mit der Rentenversion einiger Superhelden abgefunden hat. Ein müder Superman, der neben einigen Schicksalsschlägen eine heftige persönliche Krise verkraften muss, ein skrupelloser Batman, ein widerwärtiger, optisch vollkommen ekelhafter Lex Luthor und eine verzweifelte Wonder Woman, die von der inneren Zerrissenheit ihres Gatten Clark Kent mehr als nur betroffen ist. Aber es ist eben ein Setting, wie es Miller am liebsten kreiert, um ambivalente Stimmungen aufzubauen, Gegensätze zu kreieren, undurchschaubare Storys zu entwerfen und letztendlich doch wieder zu glänzen.

Wohlgemerkt schießt der Urheber von „Batman – Der dunkle Rächer schlägt zurück“ in regelmäßigen Abständen übers Ziel und die Grenzen des klassischen Superhelden-Comics hinaus. Die ungeschriebenen Gesetze der unendlichen Geschichte der maskierten Fledermaus gelten bei Miller ebenso wenig wie gängige Konventionen bzw. jedwede Annäherung an bekannte Vorlagen – selbst was die Gestaltung der Farben und Szenarien entgeht, bestehen die einzig nennenswerten Parallelen wohl darin, dass der Autor und Zeichner mit grellen Kontrasten und poppigen Schemen arbeitet. Doch genau hier landet man wieder an dem Punkt, der die Arbeiten der Ikone so außergewöhnlich und besonders macht. Der Mann hat Visionen und den Mut, sie auch wider alle propagierte Vernunft umzusetzen.

Natürlich wird dies zur Folge haben, dass nicht jeder Anhänger Batmans mit Millers Adaption einverstanden ist, schließlich geht das übliche Bild der Comic-Legende hier über weite Strecken verloren, und darüber hinaus auch die unantastbare Aura eines Superman, der in diesem Comic eine erschreckende Figur abgibt. Aber müssen es denn immer dieselben Geschichten mit denselben Helden, den gleichen Schurkenbekämpfungen und dem allseits bekannten Happy-End sein? Mitnichten! Und somit kommt „Batman – Der dunkle Ritter schlägt zurück“ wieder ins Spiel, ein ambitionierter, visionärer Comic sondergleichen und neben der „Sin City“-Reihe und Millers weiteren Beiträgen zu den „Batman“-Comics unter Umständen sein bestes weil außergewöhnlichstes Werk. Eines ist nämlich klar: In dieser finsteren Endzeit-Story ist nichts mehr so, wie es mal war!

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Grant Morrison, Paul Dini, A. Kubert, D. Kramer – Batman 4

Batman 1
Batman 2
Batman 3

Inhalt

„Batmans Sohn –Damian, Teil 1 und 2“

Gerade erst hat Batman den Joker besiegt und Gotham City bis auf weiteres von der Bedrohung gesäubert, da verlangt es ihn nach Jahren der Verbrecherjagd nach dem lang ersehnten Urlaub. Auf Geheiß seines Butlers mischt er sich schließlich als Playboy unters Volk und wird bei einer großen Gala unverhofft Zeuge einer Attacke einer ganzen Armee von Man-Bats. Kurzerhand schlüpft er in sein Kostüm zurück und klärt die Situation. Doch damit ist der Friede nicht endgültig eingekehrt. Seine ehemalige Geliebte Talia erscheint auf dem Ball und scheint in die Dinge verwickelt zu sein. Und damit nicht genug: Die Dame hat noch eine weitere heftige Überraschung für Mr. Wayne parat.

„E.Nigma, Detektiv & Berater“

Grant Morrison, Paul Dini, A. Kubert, D. Kramer – Batman 4 weiterlesen

Ed Brubaker, Dustin Nguyen – The Authority 1: Revolution 1

Story

Die |Authority| ist eine Vereinigung von Übermenschen, die einst als Popstars gefeiert wurden und sich infolge ihrer immensen Popularität vor vier Jahren an die Macht geputscht haben. Doch seit einiger Zeit mehren sich die Stimmen derjenigen, die ihre Regierung als zu radikal empfinden. Diesen Zeitpunkt nutzt der Schwerverbrecher Bendix, um einige alte Superhelden aus dem Altersheimen zu rekrutieren, ihnen neue Kräfte zu schenken und mit ihrer Hilfe eine verheerende Rebellion zu starten.

Ein erster Zwischenfall in Philadelphia, wo mehrere Hundertschaften von Zivilisten ums Leben kommen, gilt der Authority als Warnung, doch tagtäglich werden neue amerikanische Großstädte von der Truppe namens Paul Revere & The Sons Of Liberty heimgesucht und einer Welle der Zerstörung unterworfen. Unterdessen reist der Midnighter in die Zukunft und erfährt vom gealterten Apollo, wie er den Lauf der Dinge verändern kann. Allerdings ist hierzu die sofortige Auflösung der Authority erforderlich. Und nach den jüngsten Anschlägen erscheint der Rücktritt des Teams der genau falsche und unvernünftigste Schritt …

Persönlicher Eindruck

Die Authority gehört hierzulande lediglich zur zweiten Reihe der amerikanischen Comic-Superhelden, wohingegen das mächtige Team in den Staaten zu den populärsten Vertretern der illustrierten Zunft gehört. In „The Authority: Revolution 1“ wird nun jedoch der Anfang vom Ende des gefürchteten Teams beschrieben und somit die Hoffnung geschmälert, dass die Superhelden um John Hawksmoore, Angie, Apollo und den Midnighter doch noch in Kürze Fuß fassen. Aber vielleicht wird dies ja auch der Anfang vom Ende einer Durststrecke …

Die in diesem Sammelband veröffentlichte Story von „Daredevil“- und „Captain America“-Autor Ed Brubaker schildert den wohl größten internen und gleichsam externen Konflikt, den die mittlerweile an der Regierung befindliche Mannschaft bis dato durchstehen musste. Eine unbekannte feindliche Macht hat Mittel und Wege gefunden, der Authority mit ihren eigenen Mitteln das Handwerk zu legen, und eine Revolution gestartet, die einerseits Tausende unschuldige Opfer findet, andererseits aber auch von unzähligen Befürwortern unterstützt wird, die sich lieber Paul Revere und den Söhnen der Freiheit anschließen als den unfreiwilligen Freitod zu erleben. Für das Team der Authority, welches jahrelang allen Gegnern und Konkurrenten kräftemäßig um ein Vielfaches überlegen war, kommt diese Situation nicht nur überraschend, sondern sie scheint auch zu einer deutlichen Überforderung zu avancieren.

Ausgerechnet der Midnighter, der vielleicht hartnäckigste Verfechter der Gemeinschaft der aus Freiheitskämpfern bestehenden Regierung, entdeckt durch eine unplanmäßige Zeitreise die einzigen Lösungsstrategien für ein halbwegs friedliches Ende. Doch hierzu müssen er und seine Kollegen all das aufgeben, was sie über Jahre geformt und aufgebaut haben. Das Ende der Authority scheint die einzig mögliche Voraussetzung zur Rettung der demokratischen Welt – und bevor noch mehr zivile Menschenopfer die Szenerie erschüttern, ist es für den schwarzen Rächer Zeit, die Revolution intern fortzuführen und den einzig logischen Friedensweg einzuschlagen. Das tragische Ende der wohl wichtigsten Gemeinschaft der Jetztzeit steht unmittelbar bevor.

Ed Brubaker lässt es im ersten von insgesamt zwei Sonderheften zu „The Authority: Revolution“ nicht nur unheimlich rasant zugehen, der Autor zeichnet auch ein sehr facettenreiches Bild einer Krise, die unterschwellig an die derzeitigen Crossover aus den Häusern |DC| und |Marvel| erinnert, alles in allem aber weitaus kompakter konstruiert ist. Ein großes Lob gebührt dem Autor diesbezüglich für die tollen Charakterzeichnungen der Mitglieder der Authority, die allesamt die Eigenschaft gemein haben, dass sie einerseits unnahbar und distanziert erscheinen, andererseits aber jederzeit ihre menschliche Seite offenbaren und trotz zur Schau gestellter Arroganz nie den Blick fürs Wesentliche verlieren.

Ähnliches gilt für die mysteriösen Mächte des im Hinterhalt agierenden Bendix, bei denen man nie so recht weiß, woran man ist, was ihnen genau vorschwebt bzw. welche Ziele sie bei ihrer grausamen Rebellion tatsächlich verfolgen. Der Leser muss sich viele Informationen erarbeiten und vor allem auf die vielen versteckten Details achten, die sich in und abseits der Dialoge offenbaren und rückwirkend auch wieder auf die Aktionen und Geheimnisse der Charaktere zurückgreifen. So ist ein teils verworrenes, aber jederzeit intelligent aufgearbeitetes Konstrukt erstanden, das zum Ende des ersten Teils noch viele offene Fragen bereithält, die vielversprechenden ersten Eindrücke jedoch ganzheitlich bestätigt.

„The Authority: Revolution 1“ bietet eine starke, phasenweise komplexere ‚Science-Fiction trifft Superhelden-Comic‘-Handlung mit ausgeprägt bearbeiteten Figuren, zahlreichen Überraschungen und permanenten Wendungen – und somit den Auftakt einer flotten, anspruchsvollen Storyline, deren ordentliche Aufarbeitung das Ganze zu mehr macht als einem bloßen Geheimtipp. Durchaus empfehlenswert!

Comic: 168 Seiten
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Diverse Autoren – MAD Nr. 105

„Fluch der Karibk 3“ – der neue Mega-Blockbuster ist unlängst in den deutschen Lichtspielhäusern angelaufen und bietet natürlich genau diejenige Angriffsfläche, die das stets pöbelnde „MAD“-Magazin benötigt, um so richtig in Fahrt zu kommen. Sollte man jedenfalls meinen, wenn man die großspurigen Ankündigungen auf den ersten Seiten anschaut, die im weiteren Verlauf aber lediglich bedingt das halten, was sie versprechen.

So versucht sich die Redaktion an einem ziemlich sinnentleerten Quiz zum Film, dessen Humorgehalt leider wieder auf unterstem Niveau angesiedelt ist. Die Witze über Keith Richards oder die Hauptdarsteller des Karibikfluchs sind doch eher bescheidener Natur und beschreiben mal wieder sehr gut die Schaffenskrise, in der sich das Magazin seit einigen Monaten befindet. Artikel über seltsame Merchandise-Artikel zum Piraten-Movie sowie Beispiele zu moderner, ungestrafter Piraterie erweitern das Ganze zusammen mit einer Anleitung zum echten Piratendasein, doch bis hierhin wurde das Zwerchfell nur kaum in Wallung gebracht.

Wesentlich interessanter sind indes die Darstellungen verschiedener Verknüpfungen, so zum Beispiel, wie man in sechs Schritten eine Verbindung zwischen Drogen und dem Leben im Irak oder aber Pfadfindern und unehelichen Kindern herstellen kann. Manchmal ganz erstaunlich, wie diverse Parallelen ineinander greifen, und lustig ist’s ausnahmsweise dann auch mal. Auch nicht schlecht sind die Analysen verschiedener, zeitlich begrenzter Regeln, die einem helfen, sich selbst und andere vor der Blamage zu retten. Darin inbegriffen sind die Zeitfenster, in denen man die Handtasche seiner Freundin tragen oder auf Toilette abschütteln darf. Brisant, was man hier berücksichtigen muss.

Letztendlich sind dies aber nur wenige Glanzlichter Im Innern eines wenig unterhaltsamen, finsteren Tunnels, in dem mittlerweile kaum noch das Ende sichtbar wird. Es ist nämlich einfach so, dass sich die Redakteure und Zeichner ständig wiederholen und ihre Sprüche jedes Mal gleich aufbauen. Dazu gesellen sich vermehrte Seitenhiebe auf erklärte Feindbilder wie beispielsweise Mel Gibson oder Keith Richards, die nach wiederholter Verwendung heuer so etwas von abgelutscht sind, dass man kaum noch darüber lachen kann. Denn selbst wenn „MAD“ diesbezüglich recht heftig kritisieren und auch eine regelrechte Hetzjagd starten, so bleibt der intelligente, wirklich wortgewandte Witz in der neuen Ausgabe mal wieder über weite Strecken auf der Spur und öffnet sich einzig und allein in neueren Rubriken, die noch nicht zu sehr vor Wiederholungen wimmeln.

Nachdem ich den aktuellen Jahrgang nun schon etwas intensiver verfolgt habe, muss ich nun langsam aber sicher sehr resigniert feststellen, dass mich die einst legendäre Verquickung von Comics und Humor derzeit kaum noch anmacht. Das Pulver scheint allmählich verschossen, und wenn man sich nicht mal bald etwas Neues einfallen lässt anstatt permanent die Archive zu zitieren, dann sehe ich für die Zukunft von „MAD“ zumindest auf inhaltlicher Ebene echt schwarz. Nr. 105 gibt jedenfalls wenig Anlass zur Hoffnung auf Besserung.

http://www.paninicomics.de/mad-s10012.html

Diverse Autoren – Simpsons Comics 128

_Inhalt_

|“Hügel der Hinterwäldler“|

Bart und Milhouse reisen zusammen mit Miss van Houten und deren neuem Lebensgefährten Bob in die Ferien. Doch das von Bob als Superwohnmobil angepriesene Gefährt landet irgendwo in einer einsamen Schneelandschaft und bietet den Jungs nicht gerade das, was sie sich unter Urlaub vorgestellt haben. Als die beiden Turteltauben ihre Ruhe haben wollen, erkunden Bart und Milhouse die Gegend und treffen auf eine seltsame Gruppe von Hinterwäldlern. Aus Furcht, mit dem Beil des Anführers erschlagen zu werden, überlassen die Jungs dem Trupp ihre kompletten Nahrungsmittel. Dabei wollten die Hinterwäldler eigentlich nur das Geheimnis um ihre illegal vertriebene Marmelade wahren. Dies bringt den kleinen Simpson auf eine Idee …

|“Maggies kleine Freunde“|

Mitten in der Nacht raubt eine Katze Maggies Schnuller. Mit Hilfe von Knecht Ruprecht und einem Vogel aus der Nachbarschaft macht sich das Baby alsbald auf die Jagd nach seinem Eigentum – und landet plötzlich in einem Flugzeug, welches Ned Flanders zu einer freiwilligen Messe am Südpol transportiert.

|“Mit Liebe gebacken“|

Marge backt gerade ein Blech Muffins für den Schulbasar, als ihr Mann sich wieder nicht zurückhalten kann und den Backofen plündert. Um diesen Fehler wieder gutzumachen, lässt sich Homer für den feierlichen Anlass etwas einfallen, um Marge in einem noch besseren Licht dastehen zu lassen. Doch die geheime Zutat in den Muffins findet keinen Zuspruch. Und wieder ist Homer in der Bringschuld und sucht nach Mitteln, sich angemessen zu entschuldigen. Doch wieder und wieder tritt er in weitere Fettnäpfchen.

_Persönlicher Eindruck_

In der Hauptgeschichte der neuen „Simpsons Comics“-Ausgabe wird das Horror-Genre gehörig auf die Schippe genommen und die übliche Klischeehandlung der finsteren Filmsparte ordentlich verulkt. Wer kennt ihn nicht, den Plot, in dem einige Reisende plötzlich einen unplanmäßigen Stopp im Wald machen müssen, dort eine einsame Hütte entdecken und anschließend das Grauen ihres Lebens durchmachen? Und wer kann mittlerweile nicht schon fast das Drehbuch mitsingen, wenn sich Derartiges anbahnt? Für Regisseur Jesse Leon McCann war dies Anlass genug, eine Geschichte rund um einige Persönlichkeiten aus Springfield zu schreiben und die übliche Story leicht abgewandelt wiederzubeleben.

In diesem Fall sind es Milhouse und Bart, die gegen den Willen von Miss van Houtens neuem Liebhaber Bob in dessen hochtechnisierten Wohnmobil verreisen und unbeholfen in einer verlassenen Gegend stranden. Nachdem Bob von den Kids genug hat, setzt er sie für ein paar Stunden aus, friert sich dabei aber in seinem von Fehlfunktionen gebeutelten Untersatz selber den Allerwertesten ab. Milhouse und Bart hingegen landen in einem verlassenen Haus bei einem komischen Typen mit einer Axt. Das Szenario ist bekannt – doch statt dem Blutdurst nachzugeben, will der Besitzer sich nur davor schützen, dass Steuerfahnder sich in sein Haus einschleichen und von seiner Marmelade erfahren. Kult!

Die zweite Story beschreibt Maggies verzweifelte Hatz nach ihrem gestohlenen Schnuller. Wie erwartet, handelt es sich dabei weitestgehend um eine witzige Bildergeschichte in bester „Tom & Jerry“-Manier, jedoch mit einigen besonders geistreichen Ideen. Dass das Baby zum Beispiel an der Seite von Reverend Lovejoy und Flanders in einem Flieger in der Arktis landet, passt irgendwie mal gar nicht ins Geschehen, wirkt deswegen aber auch so originell. Ansonsten ist dies jedoch nur solides Handwerk ohne große Überraschungen.

Als Letztes folgt einer der vielen Zwiste zwischen Marge und ihrem tollpatschigen Ehemann. Der möchte sich durch seine ständige Mithilfe an Marges sozialen Projekten für sein unbeholfenes Handeln entschuldigen, verschlimmert die Sache jedoch von Tag zu Tag. Er pflanzt versehentlich Fliegenpilze, versteckt seltsame Gegenstände in Muffins und erscheint in Wehrmachtsuniform beim Treffen der amerikanischen Legionen. Als Marge schließlich aus allen gesellschaftlichen Kreisen Springfields entfernt wird, muss Homer die Konsequenzen tragen.

Nr. 128 der „Simpsons Comics“ ist eine nette Ausgabe für zwischendurch mit einigen witzigen Ideen, aber leider keinem Plot, der aus der Masse des besseren Durchschnitts heraussticht. Damit bestätigt sich einmal mehr, dass es oftmals günstiger ist, einen etwas detailliertere Storyline in die Heftreihe zu platzieren, als mehrere Mini-Geschichten zusammenzufügen. Die Horror-Parodie sowie Homers tollpatschige Versöhnungsversuche sind zwar unterhaltsam, können gegen das hohe Niveau der TV-Serie aber nicht so recht anstinken. Aber immerhin: Fans der Serie kommen schon auf ihre Kosten!

Letztere dürfen sich im Übrigen auch noch auf ein paar Extra-Gimmicks freuen; die aktuelle Ausgabe enthält nämlich ein Türschild zum Selbstbasteln und weitere Hintergrundinformation zum bald anlaufenden Kinofilm – leider angehäuft mit sehr viel Werbung. Nichtsdestotrotz: Eine anständige Episode der „Simpsons Comics“!

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Edginton, Ian / Hartley / Harrison / Wheatley – Star Wars 62: Das Band der Ehre

_Inhalt_

|“Das Band der Ehre“|

Ein Sergeant muss sich vorm Jedi-Rat für die letzte gescheiterte Mission beantworten. Bei einem Notmanöver landeten die Truppen auf einem Planeten, der unter der Führung von Direktor Oviedo von rebellischen Truppen bevölkert wurde. Der Plan Oviedos versprach ihm Macht und Ruhm, doch die gestrandeten Kämpfer leisteten ihm und seinen Droiden Widerstand und nahmen ihn für die Rückreise nach Coruscant gefangen. Unterwegs verstarb er jedoch unerwartet.

|“Geist“|

Han Solo hat bei einem Sabacc-Spiel eine Karte gewonnen und verspricht sich hiervon, einen wertvollen Schatz zu bergen. Während seiner Suche trifft der Kopfgeldjäger auf einen verfolgten Jedi, mit dessen mysteriöser Aura Solo sich überhaupt nicht anfreunden kann. In einem plötzlichen Gefecht mit seinen Verfolgern erkennt er jedoch, dass der Jedi auf der guten Seite der Macht steht.

|“Lucky Stars“|

Auf Elerion wurde ein Holo-Würfel mit wichtigen Informationen über die geheimen Rebellenstützpunkte gestohlen. Prinzessin Leia wird von einer gewissen Orma beauftragt, den Würfel wieder zurückzuholen, nachdem ihr die Information zugetragen wurde, dass er sich im Umfeld eines anrüchigen Spielcasinos befinden soll. Leia lässt sich auf eine verführerische Robe ein und lässt gleichsam ihre Reize spielen, um den Würfel mit allen Möglichkeiten vor dem Imperium zu verbergen.

_Persönlicher Eindruck_

Eigentlich hätte in Ausgabe Nr. 62 der „Star Wars“-Comics die Fortsetzung von „Dark Times“ publiziert werden sollen. Doch aus unerfindlichen Gründen – das Intro schreibt, Autor Doug Wheatley habe sich im „Star Wars“-Universum ein wenig verflogen – müssen Fans nun einen kleinen Aufschub hinnehmen und sich mit drei Mini-Geschichten aus dem riesigen Fundus der Sternenkrieg-Comics begnügen.

Allerdings handelt es sich hierbei nur um recht belanglose Episoden aus verschiedenen Phasen der historischen Zeittafel. Mit der Titelstory „Das Band der Ehre“ wird die schwächste sofort vornan gesetzt: Autor Ian Edington hat in einer reflektierenden Geschichte eine gescheiterte Mission der Truppen der Republik aufgearbeitet und dabei den Begriff der Ehre mit einigen pathetischen Floskeln heraufbeschworen, inhaltlich damit jedoch einen ziemlich langweiligen Plot kreiert, dem es spürbar an einem erkennbaren Höhepunkt bzw. Spannung im Allgemeinen mangelt.

Unwesentlich besser ist das kurze Abenteuer des jungen Han Solo, welches vom Umfang her lediglich einen besseren Zeitungs-Strip abgibt, im Prinzip aber auch so nichtssagend wie ein solcher ist. Schön, mal eine Episode des Kopfgeldjägers Solo zu sehen, mehr aber auch nicht.

Das Beste hat man sich für den Schluss bewahrt, wobei eine solche Belobigung bitte in Relation zum sehr schwachen Rest zu betrachten ist. Leia kämpft in „Lucky Stars“ gegen einige schmierige Verbündete des Imperiums und zeigt sich bei ihrer Jagd nach dem gestohlenen Holo-Würfel äußerst freizügig. Nach einem zwischenzeitlichen kurzen Höhepunkt war’s das dann aber auch schon wieder, und bis auf ein wenig nette Unterhaltung in bekanntem Rahmen hat der Leser auch nicht sonderlich viel mitnehmen können.

So bleibt neben einem großen Fragezeichen ob der merkwürdigen Veröffentlichungspolitik nichts als Unzufriedenheit zurück. Der mit Spannung erwarteten Fortsetzung von „Dark Times“ folgt ein völlig wertloses Sammelsurium langweiliger und zusammenhangsloser Tie-ins, die noch nicht einmal so interessant wie die Rubriken zum Schluss des Magazins sind. Selbst beinharte Fans der Serie dürfen bei Nr. 62 gerne mal aussetzen und erst dann wieder zugreifen, wenn „Dark Times“ tatsächlich weitergeführt wird.

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Takei, Hiroyuki – Shaman King 3

[Band 1 3432
[Band 2 3623

_Handlung:_

Zum ersten Mal beschäftigt sich ein Band ausschließlich mit einem Handlungsstrang. Holzschwert-Ryu, ein Rowdy und so etwas wie ein Feind Yos, wird auf der Suche nach einem Unterschlupf für sich und seine Bande von einem Geist namens Tokagero in Besitz genommen. Dieser wurde von Amidamaru, der nun als Geist in Yos Diensten steht, ermordet, da dieser als Dieb es auf sein Schwert abgesehen hatte. Nun versucht Tokagero, Rache an Amidamaru zu nehmen, und ihm ist dabei jedes Mittel recht.

_Comic:_

Neben einigen Stärken wie klassischem japanischem Humor und den wieder mal gelungenen Zeichnungen fallen in diesem Band einige Schwächen auf. So wird wie im Vorgängerband das Thema Freundschaft thematisiert, schafft aber diesmal die Kurve nicht und wird teilweise etwas zu kitschig. Auch wurde das Thema bereits im letzten Band ausgereizt und wird diesmal nur noch breitgetreten. Des Weiteren ist der Kampf bei weitem nicht so gelungen wie der letzte. So geht es eher von einer Geiselsituation in die nächste, ein Schlagabtausch kommt gar nicht vor und die ganze Zeit wird definitiv zu viel geschwafelt.

Dafür wird der Charakter des Holzschwert-Ryu etwas genauer beleuchtet, und die für viele Mangas essenzielle „Alltagsstimmung“ kommt auf. Die Charaktere wirken bekannt, die Kampfweise ist klar und auch der Humor amüsiert wie in gewohnter Weise durch flotte Panelwechsel.

_Zeichenstil:_

Der eigenartige Stil ist auch diesmal ohne große Veränderung übernommen worden. Im Vergleich zu den Vorgängerbänden fällt auf, dass hier viel häufiger Totalaufnahmen benutzt und auch wesentlich mehr Stillbilder genutzt werden.

Das Highlight des Bandes stellt allerdings das Charakterdesign von Tokagero dar. Dessen Namen bedeutet übersetzt Echsenmensch, und genauso sieht er auch aus. Durch gekrümmte Haltung, ein plattes Gesicht und reptilienartige Augen wirkt er nicht nur sehr verschlagen, sondern auch wunderbar bösartig. Auch dessen Bewegungen und Mimik beeindrucken im Laufe des Bandes häufig. Die Darstellung wirkt vor allem einzigartig und ist definitiv einer der Höhepunkte des Bandes.

_Fazit:_

Das Klischee eines Mangas, der Kampf jeder gegen jeden, ist nun endlich erreicht, und passend zum Gefühl der Gewohnheit, das sich langsam einstellt, geht auch der Band selber etwas in die Knie. Selten spannend und teilweise übertrieben kitschig, macht der Band dennoch aufgrund der guten Zeichnungen von Hiroyuki Takei einiges an Boden gut. Gegen Ende wird dann noch der Beginn einer durchgängigen Storyline angekündigt, die zumindest jetzt schon Lust auf mehr macht.

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Diverse Autoren – Bart Simpson Comics 31

_Inhalt_

|“Das große Los“|

Krusty veranstaltet eine riesige Lotterie, deren Gewinner sich fünf Minuten lang in einem Spielzeugladen austoben und den Einkaufswagen voll laden darf. Tausende Bewerber versuchen ihr Glück, doch nur einer gewinnt: Bart Simpson. Prompt belagern alle möglichen Menschen den jungen Simpson und bitten ihn darum, im Einkaufsrausch auch eine Kleinigkeit für sie abzustauben. Überfordert mit all den Wünschen verschlägt es Bart schließlich in die Einkaufspassage. Fest entschlossen, einen Krusty-Bot abzustauben, fegt er durch die Regale. Allerdings ist die Gier der neugierigen Schaulustigen nicht zu bremsen, so dass der Run auf die Gratis-Spielzeuge für Bart zum Höllentrip avanciert.

_Persönlicher Eindruck_

Die Hauptgeschichte des neuen „Bart Simpson Comics“ spiegelt den Traum vieler Kinder wider: einmal im Leben freizügig durch die Spielzeugabteilung zu rennen und so viel einpacken, wie in den Wagen passt – wer hat davon nicht schon einmal geträumt? Für Bart wird dieser Traum alsbald Realität, dies jedoch mit einem enorm bitteren Beigeschmack: Denn mit einem Mal wagen sich die seltsamsten Gestalten an ihn heran und belagern ihn mit ihren ganz speziellen Vorstellungen der Dinge, die Bart aus dem Spielzeugparadies holen und ihnen beschaffen soll. Dabei hatte er es eigentlich nur auf eine einzelne Krusty-Figur abgesehen, die ihm anhand ihrer besonderen Fähigkeiten dabei helfen sollte, so viele Gegenstände wie möglich einzuladen. Doch Barts Schlachtplan für diesen Ernstfall ist zum Scheitern verdammt, und statt ordentlich abzusahnen, bleibt am Ende nur die Enttäuschung.

Autor Evan Dorkin hat mit „Das große Los“ einen typischen Jungen-Comic geschaffen, der indirekt eine unterschwellige Kritik an der amerikanischen Überflussgesellschaft lostritt, ohne dabei jedoch jedwede Spitzfindigkeit auszulassen. Die Geschichte ist nett illustriert und inhaltlich völlig in Ordnung, lässt aber ein Stück weit des bekannten Bisses vermissen. Diesbezüglich hätte Dorkin sicher noch etwas aggressiver zu Werke gehen können. Aber eine wirkliche Kritik ist dies nun auch nicht.

In einigen weiteren Mini-Geschichten wird ein weiterer Einkaufstag im Leben von Bart Simpson aufgegriffen und außerdem eine Comic-Rubrik mit Tipps vom Händler des Raritätenladens in Springfield eingeflochten. Weiterhin treten Maggie und Moe in der letzten Kurzgeschichte als detektivisches Superduo auf und machen einer hübschen Blondine den Garaus.

Insgesamt bleibt die Nr. 31 eine gute, wenn auch nur leicht über dem Durchschnitt liegende Ausgabe mit einem guten Hauptplot und recht kurzweiligen Nebenschauplätzen. Man vermisst bisweilen ein wenig den selbst ironischen Witz solcher Autoren wie Ian Boothby sowie dessen ständige Skurrilitäten innerhalb einer Geschichte. „Das große Los“ ist eine vergleichsweise normale Handlung mit wenigen Überraschungen, dafür aber mit nettem Aufbau – Ähnliches gilt selbstredend für die kürzeren Erzählungen, die auf keinen sonderlich interessanten Inhalt zurückgreifen. ‚Nett‘ ist schließlich auch das Stichwort, welches insofern okay ist als die Zielgruppe dieses Comics eher eine jüngere ist als bei den klassischen „Simpsons Comics“ und somit die Ansätze gerne etwas jugendlicher ausgerichtet sind. Insofern werden Fans der aktuellen Seasons hier nur bedingt Beifall klatschen, wohingegen Bart-Fans die kurzen Storys wahrscheinlich okay finden werden. Anders gesagt: Gefälliges Material, aber vom Hocker haut es sicherlich niemanden.

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Neil Gaiman, Sam Kieth, Mike Dringenberg, Malcolm Jones III – Sandman 1 – Präludien & Notturni

Story

Wir schreiben das Jahr 1916: Ein mythischer Kreis versammelt sich im Bestreben, einen der Ewigen zu beschwören. In der Hoffnung, Death einkerkern zu können, läuft die dunkle Trance unter der Anleitung von Roderick Burgess jedoch anders als geplant. Statt Death wird Dream in die Verbannung des Gefängnisses geschickt und nimmt damit auch allen Menschen ihre Träume – 70 Jahre lang. Durch einen Akt des Zufalls gelingt es ihm nach einer halben Ewigkeit, wieder frei zu kommen, was ihn direkt dazu veranlasst, die Insignien seiner Macht wieder aufzuspüren.

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James Robinson, P. Dini, D. Kramer, J. H. Williams – Batman 3

Inhalt

|“Im Zwiespalt, Teil 7 und 8″|

Gerade erst hat Batman eindeutig nachweisen können, dass Harvey Dent für die Morde an den einstigen Superschurken nicht verantwortlich sein kann, da hört er im TV-Gerät die traurige Nachricht, dass dieser sich wieder als Two-Face durch Gotham City schlägt und seinen ehrbaren Weg der vergangenen Jahre unerwartet verlassen hat. Bruce Wayne geht der Sache auf die Spur und entdeckt Two-Face völlig fanatisch im Zoo der Stadt, immer noch besessen vom Gedanken, seine alte Identität erneut aufleben zu lassen. Währenddessen verfolgt Batman die wahren Drahtzieher der Mordserie und schenkt seinem neuen Gefährten Tim alias Robin endgültig sein Vertrauen.

„Die schönen Leute“

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Hartley, Welles / Harrison, Mick / Wheatley, Doug – Star Wars 61: Dark Times 1 (von 5) – Der Weg ins Nichts

_Story_

Die blutbefleckten Hände des Imperators greifen unaufhaltsam durch die Galaxis und machen dabei vor keinem Jedi halt. Der jüngste Streifzug der imperialen Truppen führt dabei auf den Planeten New-Plympto, auf dem das Volk der Nosaurier einen letzten verzweifelten Kampf gegen die Sturmtruppen führt. Während ihr menschlicher Anführer Dass Jenir gemeinsam mit dem tapferen Bomo wacker die Defensive hält, gelingt es einer kleinen Truppe Überlebender, rechtzeitig zum Raumhafen zu fliehen und von dort aus die intergalaktische Flucht vorzubereiten.

Doch das Werk der beiden letzten Kämpfer trägt keine Früchte. Bomos Familie und die übrigen Frauen und Kinder werden kurz vor der Abreise gefangen und versklavt. Aber Jenir gibt nicht auf. Er überzeugt seinen nosaurischen Mitstreiter davon, dass ihr Kampf einen tieferen Sinn haben muss, und schlägt sich bis zum Raumhafen durch. Doch die Hoffnung, zwischen den dort befindlichen Truppen einen Ausweg zu finden, ist sehr gering.

_Meine Meinung_

Nach der verheißungsvollen letzten Quadrologie [„Rebellion“ 3399 starten die „Star Wars Comics“ in Ausgabe Nr. 61 in eine neue, zunächst auf drei Episoden angelegte Serie namens „Dark Times“. Die hier abgehandelten Ereignisse schließen unmittelbar an die Handlung von „Episode III – Die Rache der Sith“ an und sind damit noch vor der vorherigen Serie angesiedelt.

Im Mittelpunkt des Interesses steht der Jedi-General Dass Jenir, ein verwegener Kämpfer, den ein ganzes Volk zum Helden gemacht hat, weil er der drohenden imperialen Diktatur auf dem Planeten New Plympto bis zuletzt Widerstand leistet und die Tapferkeit der Nosaurier bis zum Höchstmaß anstachelt. Wohlwissend, dass sein Kampf keine Erfolgsaussichten hat, schlägt er für die hilflose Zivilbevölkerung noch ein wenig Zeit heraus, damit zumindest diese der Sklaverei entfliehen kann, während die nosaurischen Krieger von vornherein dem Tod geweiht scheinen.

Mit diesem Schicksal hat sich auch der tapfere Bomo abgefunden, dessen Familie mit dem letzten Transporter gen Raumhafen abreist, in der Hoffnung, ihr Oberhaupt eines Tages wiederzusehen. Doch Bomo verschweigt seine hoffnungslosen Aussichten und stürzt sich an der Seite Jenirs erneut in den letzten Aufstand. Durch einen Zufall bleiben sie als Einzige verschont, müssen aber tatenlos mit ansehen, wie ihre ehemaligen Gefährten ausgerottet werden. Angestachelt vom Willen, ihrem verzweifelten Handeln doch noch einen Sinn zu geben, reisen sie Bomos Familie hinterher, erfahren unterwegs jedoch von einem Trupp weiterer Überlebender, dass die letzten Transporter abgefangen und ihre Insassen zum Sklavenmarkt abtransportiert wurden. Die Tapferkeit der verbliebenen Nosaurier scheint indes gebrochen, weshalb es schon drastischer Maßnahmen bedarf, um ihren Mut wieder zu wecken und zumindest den Versuch zu starten, der Situation zu entfliehen. Doch was dies betrifft, war Dass Jenis schon immer ein Künstler.

Unterdessen befürchten die Vertreter des Imperium, allen voran Vader, dass ihr Dasein in nächster Zeit von Untätigkeit geprägt sein wird. Die Schlacht gegen die Rebellen und die Jedi läuft wie gewünscht, und ein Eingreifen seiner Lordschaft scheint nicht nötig. Vader zweifelt in einzelnen Rückblenden zum ersten Mal an der dunklen Seite, überspielt dies jedoch in blinder Unterwürfigkeit dem Imperator gegenüber. Aber auch die Sturmtruppen hegen derartige Gedanken und befürchten, dass sie künftig zu einem Laben in Frieden verdammt sind – was wiederum vollkommen der Motivation ihrer Erschaffung widersprechen würde.

Im ersten Teil von „Dark Times“ liefert das Autorenteam Welles Hartley & Mick Harrison nicht nur den actionreichen Auftakt in eine neue Serie, sondern auch einige interessante Nebengedanken, die zunächst abseits des Hauptplots ablaufen, dennoch aber zum Nachdenken anregen. Es scheint zumindest so, als würden in Vader erste revolutionäre Gedanken geweckt. Währenddessen haben Harrison und Hartley in Dass Jenir einen interessanten neuen Charakter erschaffen, der sich im ersten Teil von „Dark Times“ als würdiges Skywalker-Äquivalent behaupten kann und durch sein wagemutiges Handeln den Grundstein für eine viel versprechende Mini-Serie setzt. Die ersten Eindrücke übertreffen zumindest schon einmal die vorherige Geschichte, die Zeichnungen sind wie gehabt brillant und die Action in diesem Teil schon mal kaum mehr zu überbieten. Damit bietet „Der Weg ins Nichts“ bereits zu diesem Zeitpunkt einen hohen Maßstab, an dem sich die beiden nachfolgenden Teile messen müssen – in der Hoffnung, dass sie daran nicht scheitern!

Ergänzt wird das Ganze durch die üblichen Rubriken. Im historischen Teil wird die Geschichte der Sith aufgegriffen; dazu gibt es einen Überblick über die aktuellen „Star Wars“-Veröffentlichungen auf dem Buch-, Comic- und Hörspiel-Markt. Fanatiker hingegen werden mit Kurzberichten über einen gewissen Ben Skywalker und einem technischen Querschnitt des |Mankvin-814 Starfighters| verwöhnt.

http://www.paninicomics.de/?s=gruppen&gs__gruppe=10314