Archiv der Kategorie: Fantasy / Science-Fiction

Isaac Asimov – Das Ende der Ewigkeit. SF-Roman

Zeitmanipulation im großen Maßstab

Dieser Zeitreiseroman über Kontrolle und Rebellion, Pflicht und Liebe wird von einigen Kritikern als Asimovs bester Science-Fiction-Roman angesehen. Da verwundert es nicht, dass dieses schmale Werk immer wieder neu aufgelegt wird. Meine Ausgabe liegt in der 20. Auflage vor.

Handlung

Der Techniker Andrew Harlan ist Mitglied der „Ewigkeit“, einem exklusiven Kreis von etwas mönchisch lebenden Menschen, die eine Art Kontrollinstanz über die Zeit ausüben. Die „Ewigen“ nehmen bestimmte Eingriffe in den Zeitverlauf vor und schützen durch Manipulationen die Menschheit vor Gefahren. Ihre Aufgabe ist es, die Geschichte möglichst stabil zu halten und besonders größere Kriege zu verhindern. Die „Ewigkeit“ wurde im 27. Jahrhundert gegründet und bezieht die Energie für ihre Aktivitäten aus der Explosion, in der unsere Sonne zur Nova geworden sein wird, also in etwa ein paar Milliarden Jahren. (In diesem Roman geht es um eine große Menge Zeit.)

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Isaac Asimov – Foundation und Imperium. Neuübersetzung (Foundation-Zyklus 05)

Classic SF: Der General und der Mutant

Classic SF: Der Tausendjahreplan der Psychohistoriker Der Psychohistoriker Hari Seldon hat auf der galaktischen Hauptwelt das Ende des Imperiums vorhergesagt – in etwa 500 Jahren. Inzwischen hat der Zerfall längst begonnen, und ein imperialer General, der sich Orden verdienen will, sucht nach den „Zauberern“. Die Regierung der Foundation beschließt, erst mal einen Spion gegen den General auszusenden.

Durch einen Mutanten (im Original The Mule, deutsch Das Maultier, in einigen deutschen Ausgaben: Der Fuchs), der in der Lage ist, Menschen über ihre Gefühle für ihn zu absolut treuen Anhängern zu machen, weicht die Entwicklung der Foundation von Seldons Plan ab und wird gefährdet. Da die Psychohistorik nur das Verhalten von Menschenmassen, aber nicht extrem machtvolle Fähigkeiten einzelner Individuen vorhersagen kann, war dies für Seldons Psychohistorik nicht zu kalkulieren. Um wieder auf den Weg des Seldon-Plans zu gelangen, muss die Zweite Foundation über das ursprünglich vorgesehene Maß aktiv werden und Das Maultier ausschalten.

Diese Fassung in der Heyne SF Bibliothek wurde neu übersetzt, ist also erstmals vollständig. Im Komplett-Zyklus „Foundation & Robots“ kamen dann noch Illustrationen hinzu: die absolute Deluxe-Ausgabe, komplett in einem Schuber.

Der Autor
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Jeschke, Wolfgang / Bova, Ben (Hgg.) – Titan-12

_Eis vom Saturn, Wüste im Vorgarten_

Die Großen der Sciencefiction werden mit ihren Meisterwerken bereits in der so genannten „Science Fiction Hall of Fame“ verewigt, welche natürlich in Buchform veröffentlicht wurde (statt sie in Granit zu meißeln). Daher können Freunde dieses Genres noch heute die ersten und wichtigsten Errungenschaften in der Entwicklung eines Genres nachlesen und begutachten, das inzwischen die ganze Welt erobert und zahlreiche Medien durchdrungen hat.

In der vorliegenden Ausgabe des Auswahlbandes Nr. 12 von „Titan“, der deutschen Ausgabe der „SF Hall of Fame“, sind Novellen von Jack Williamson, Isaac Asimov und Clifford D. Simak gesammelt.

_Die Herausgeber_

1) Wolfgang Jeschke, geboren 1936 in Tetschen, Tschechei, wuchs in Asperg bei Ludwigsburg auf und studierte Anglistik, Germanistik sowie Philosophie in München. Nach Verlagsredaktionsjobs wurde er 1969-1971 Herausgeber der Reihe „Science Fiction für Kenner“ im |Kichtenberg|-Verlag, ab 1973 Mitherausgeber und ab 1977 alleiniger Herausgeber der bis 2001 einflussreichsten deutschen Science-Fiction-Reihe Deutschlands beim |Heyne|-Verlag, München. Von 1977 bis 2001/02 gab er regelmäßig Anthologien – insgesamt über 400 – heraus, darunter die einzigen mit gesamteuropäischen Autoren.

Seit 1955 veröffentlicht er eigene Arbeiten, die in ganz Europa übersetzt und zum Teil für den Rundfunk bearbeitet wurden. Er schrieb mehrere Hörspiele, darunter „Sibyllen im Herkules oder Instant Biester“ (1986). Sein erster Roman [„Der letzte Tag der Schöpfung“ 1658 (1981) befasst sich wie viele seiner Erzählungen mit Zeitreise und der Möglichkeit eines alternativen Geschichtsverlaufs. Sehr empfehlenswert ist auch die Novelle „Osiris Land“ (1982 und 1986). Eine seiner Storysammlungen trägt den Titel „Schlechte Nachrichten aus dem Vatikan“. Zuletzt erschien „Das Cusanus-Spiel“ bei |Droemer|.

2) Ben Bova, Jahrgang 1932, ist ebenfalls schon über 70 und ein verdammt erfahrener Bursche. 1956 bis 1971 arbeitete er als technischer Redakteur für die NASA und ein Forschungslabor, bevor er die Nachfolge des bekanntesten Science-Fiction-Herausgebers aller Zeiten antreten durfte, die von John W. Campbell. Campbell war die Grundlage für das „Goldene Zeitalter der Science-Fiction“, indem er mit seinem Magazin „Analog Science Fiction“ jungen Autoren wie Asimov, Heinlein, van Vogt und anderen ein Forum gab. Hier entstanden der „Foundation“-Zyklus und andere Future-History-Zyklen.

Für seine Herausgeberschaft von |Analog| wurde Bova sechsmal (von 1973-79) mit einem der beiden wichtigsten Preise der Science-Fiction ausgezeichnet, dem |Hugo Gernsback Award|. Von 1978-82 gab er das Technik-&-Fiction-Magazin „Omni“ heraus. 1990-92 sprach er für alle Science-Fiction-Autoren Amerikas in seiner Eigenschaft als Präsident des Berufsvereinigung. Seit 1959 hat er eigene Bücher veröffentlicht, die sich oftmals an ein jugendliches Publikum richten, darunter die Kinsman- und Exiles-Zyklen.

Ebenso wie Robert Heinlein und Larry Niven ist Bova ein Verfechter der Idee, dass die Menschheit den Raum erobern muss, um überleben zu können. Und dies wird nur dann geschehen, wenn sich die Regierung zurückzieht und die Wirtschaft den Job übernimmt. Der Brite Stephen Baxter hat in seiner |Multiversum|-Trilogie diese Idee aufgegriffen und weiterentwickelt.

1992 begann Bova mit der Veröffentlichung seines bislang ehrgeizigsten Projekts: die Eroberung des Sonnensystems in möglichst detaillierter und doch abenteuerlicher Erzählform.

_Die Erzählungen_

1) _Jack Williamson: Die Humanoiden_ (With folded Hands, 1947)

Mr. Underhill ist ein intelligenter Unternehmer in seiner Kleinstadt Two Rivers. Er verkauft Androiden, also mechanische Diener, so, wie sie zu Millionen in aller Welt eingesetzt werden. Jedenfalls bis zu jenem Tag, als das Institut für Humanoide seine erste Agentur in Zwo Rivers eröffnet. Danach verkauft niemand mehr irgendwelche Automaten.

Er betritt die Agentur, und ein nackter schwarzer Humanoide stellt sich ihm vor, um ihn für seine Dienste zu gewinnen, und diese Dienste lauten: Dienen, gehorchen und den Menschen vor Schaden bewahren. So lautet die Primäre Direktive. Der schwarze künstliche Mensch ist Underhill unheimlich, und als er aus dem Gebäude tritt, ohne in etwas einzuwilligen, bemerkt er am Seiteneingang, wie zahlreiche weitere schwarze Humanoide aus Kisten ausgeladen werden. Diese tragen die Herkunftsbezeichnung „Institut für Humanoide, Wing IV“. Scheint eine ferne Welt zu sein. Aber Welten gibt es mittlerweile wie Sand am Meer.

Grübelnd geht Underhill nach Hause. Der Humanoide hat ihm angeboten, seine Firma zu übernehmen und damit auch die hohen Schulden, die darauf lasten. Doch Underhill ist stur und stolz auf seine Selbständigkeit. Zu Hause klagt seine Frau Aurora darüber, dass ihr Androide die Suppe immer noch nicht schöpfen kann, ohne zu spritzen. Und sie stellt ihm ihren neuen Untermieter Mr. Sledge vor. Von ihren Untermietern hat Underhill keine hohe Meinung und mit Skepsis betrachtet er den alten Knacker, der ihm für einen Zehner dankt.

Zweifelnd fühlt er Mr. Sledge auf den Zahn, der vorgibt, ein Erfinder zu sein und von einer Welt Welt namens Wing IV zu stammen. Bei diesem Namen horcht Underhill auf. Schließlich stammen von dort die Humanoiden, die sein Geschäft bedrohen. Sledge behauptet, den Rhodomagnetismus erfunden zu haben, der die Humanoiden antreibt. Selbst eingehende Erklärungen können Underhills Zweifel nicht vertreiben. Als er andeutet, dass die Humanoiden in Zwo Rivers aufgetaucht seien, erleidet Sledge einen Erstickungsanfall. Er hat große Angst vor diesen Kreaturen. Könnte Sledge etwa ein Verbündeter sein?

Die Humanoiden übernehmen die Stadt, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Androiden werden zurückgegeben, Kredite und Darlehen gekündigt, Underhill muss Konkurs anmelden, seine Firma wird total plattgemacht. Aber er übereignet sie nicht. Noch nicht. Vielmehr hört er zunehmend fasziniert Mr. Sledge zu, wie dieser erzählt, er wolle die Humanoiden stoppen. Denn er selbst habe sie geschaffen!

|Mein Eindruck|

„Die Humanoiden“ bzw. „Wing IV“ gehört neben Asimovs Roboter-Geschichten zu den Klassikern der Auseinandersetzung von Mensch und Maschinenintelligenz. Anders als „der gute Doktor“ ist aber Williamson weniger oberflächlich-optimistisch im Hinblick auf das grundlegende Problem der Willensfreiheit. Dieses stellt sich aber unweigerlich ein, wenn eine Gesellschaft ihr Heil in besseren Maschinen sucht. Leider findet auch Williamson keine endgültige Antwort – oder zum Glück: Denn nun hat der Leser die Willensfreiheit, selbst zu wählen, was besser ist: Fürsorge oder Freiheit.

Die „Humanoiden“ des Originaltitels sind Williamsons negative Version der Asimovschen Roboter, also ebenfalls mechanischen menschenähnliche Wesen mit künstlicher Intelligenz. Sie wurden geschaffen, um für immer Kriege zu verhindern und jedes Unheil von Menschen abzuwenden, also eine Art Kindermädchen. Wie eine heimlich steigende Flut nehmen die Wesen vom Planeten Wing IV, einer gigantischen Roboterschmiede, mit sanfter Gewalt eine Welt nach der anderen in Besitz – offiziell nur, um über das Wohlergehen der Menschen zu wachen, wie es ihnen ihre Primäre Direktive befiehlt. Nur dass die Menschen dabei nutzlos werden.

Doch die „fürsorgliche Belagerung“ zeugt auch Aufstand. In der zweiten Hälfte des Romans „Wing IV“ geht es den Humanoiden an den Kragen. Eine Rebellengruppe entzieht sich mit telepathischen Kräften dieser unerbittlichen Fürsorglichkeit. Sie nimmt Kontakt mit dem Wissenschaftler Forester auf, der auf einem Planeten lebt, der noch frei von Humanoiden ist. Zusammen setzen sie alles daran, den freien Willen der Menschen der obersten Direktive der Humanoiden einzubauen, um dem Menschen die Ausübung desselben wiederzugeben. Aber wäre dies nicht ein Schritt zurück?

Die Romanfassung war eines der allerersten SF-Bücher, die nach dem Zweiten Weltkrieg ins Deutsche übersetzt wurden (bei |Rauchs Weltraumbücher|). Sehr interessant für SF-Kenner ist das in der Ausgabe der |Heyne SF-Bibliothek| enthaltene Nachwort des damaligen Herausgebers des |Rauch|-Verlages.

2) _Isaac Asimov: Auf marsianische Art_ (The Martian Way, 1952)

Die Menschen haben den Mars besiedelt und bauen dort jede Menge Rohstoffe ab. Der regelmäßige Verkehrsstrom von Raumschiffen von der Erde zum Roten Planeten hat mehrere Auswirkungen. Die Raketen werfen Reaktionsmasse ab: vor allem Wasser, aber auch Stufen der Hülle, die aus Metall sind. Um dieses wertvolle Metall als Rohstoff zurückzugewinnen, haben sich auf dem Mars „Müllsammler“ gefunden, die eifersüchtig über ihren jeweiligen Raumsektor wachen.

Mario Rioz ist ein alter Müllsammler-Hase auf den Verkehrswegen, doch sein neuer Kollege Ted Long ist eigentlich Bergwerksingenieur und neu in diesem Job. Während Mario wieder mal fette Beute erspäht, schaut sich Ted die Fernsehnachrichten an. Dort wettert ein Agitator namens John Hilder gegen die Marsianer, die der Erde das Wasser wegnähmen. Keiner ahnt, wohin diese Propaganda noch führen wird.

Zwölf Monate später. Die Erde hat dem Mars den Wasserhahn zugedreht, und der Mars stellt seinerseits die Müllsammlerflüge ein. Das einseitige Wasserembargo, das die Hilder-Partei herbeigeredet hat, belastet die Wirtschaft des Mars in steigendem Maß und die Müllsammler denken daran, diesen Zustand nicht eskalieren zu lassen. Ted Long hat eine fabelhafte Idee, die er seinen Kollegen Mario Rioz und Richard Swenson unterbreitet. Allerdings bedeutet sie, dass Swenson seine Frau Dora und seinen kleinen Sohn Peter ein Jahr lang nicht sehen wird.

Wo gibt es im Sonnensystem sonst noch natürliches Wassereis? Auf den Monden des Jupiter, im Asteroidengürtel (Vesta etc.) und in den Ringen des Saturn. Sie sind etwa ein Jahr Raumflug entfernt. Doch das „Handbuch der Raumfahrt“ besagt, dass Menschen spätestens nach sechs Monaten Raumflug einen Koller kriegen und reif für die Klapse werden. Ted Long entgegnet, dass das Handbuch von Flachländern, also Erdlingen, geschrieben wurde, aber nicht auf Marsianer anzuwenden ist. Marsianer verbringen ihr ganzes Leben wie in einem Raumschiff, mit aufbereiteter Luft, verpacktem Wasser, verpackten Lebensmitteln, unter Kuppeln. Sie sind optimal an den Raumflug angepasst.

Das gibt den Ausschlag. Rioz und Swenson wollen Longs Vorschlag unterstützen. Als Mars-Kommissar Hamish Sankov vom UN-Generalsekretär selbst gesagt bekommt, dass die Regierung gegen die Hilder-Partei nichts ausrichten kann und gegen das Embargo nichts unternehmen will, gibt er Longs Leuten grünes Licht. Denn wer zuletzt über die Flachländer lacht, lacht am besten. Das Abenteuer „Saturn-Eis“ kann beginnen …

|Mein Eindruck|

Eigentlich sind solche guten Storys über die Unternehmungen der Menschheit die Domäne von Robert Heinlein, und in seiner „Future History“ (zuerst 1940) hat er sie oft genug beschrieben. Doch bei Heinlein kommt es öfters zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, z. B. in „Universe“, was nun dem guten Doktor Asimov überhaupt nicht liegt. Er hält es lieber mit der Politik und der Wirkung, die geschaffene Fakten nun mal zeitigen.

Hier ist es das Eis vom Saturn, das die hochnäsige Delegation von der Erde nicht nur verblüfft, sondern auch der Lächerlichkeit preisgibt. Der Mars dreht den Spieß um: Wenn die Erde von ihren Quintillionen Wasser keinen Liter erübrigen kann, dann sitzt sie echt auf dem Trockenen und hätte vielleicht für Wasser vom Mars Bedarf, der gerne bereit wäre, mit ein paar Millionen Tonnen auszuhelfen!

Das ist eine wunderbare Pointe, aber der Eindruck könnte entstehen, dass die Marsexpedition zu den Saturnringen ein langweiliger Spaziergang wäre. Das Gegenteil ist der Fall, denn in den Ringen spielen die Gesetze der Physik, mit denen sich Asimov bestens auskennt, eine unvorhergesehene Rolle. Das einzige Detail, das unanschaulich ist, besteht in der Anordnung der Marsschiffe innerhalb der Eiskugel, die sie gekapert haben. Hier ist der Punkt, an dem der naturwissenschaftlich gebildete Leser seine Kenntnisse und Vorstellungskraft zum Einsatz bringen sollte.

3) _Clifford Simak: Ein großer Vorgarten_ (The big Frontyard, 1958)

Hiram Taine arbeitet in dem ruhigen Städtchen Willow Bend als Antiquitätenhändler und Reparaturmechaniker für alles. Da seine Familie schon seit hundert Jahren in seinem Haus gelebt hat, ist er ein geachteter Mann, denn Alteingesessene werden hier geschätzt. Als Abbie Horton, die tyrannische Frau des wichtigsten Mannes des Dorfes, ihr einen alten Fernseher zur Reparatur bringt, geschleppt von Beasly, ihrem Handlanger, sagt Hiram natürlich nicht nein. Aber als sie die neue Decke seines Werkstattkellers bewundert, fällt ihm auf, dass diese Decke am Abend zuvor noch nicht da war. Sobald Abbie wieder weg ist, klopft Hiram auf das Material, bohrt es an – und zerbricht den Bohrkopf. Zwischen den Bodendielen seiner Diele und dieser Kellerdecke ist ein Hohlraum, aus dem Licht hervordringt. Hmm.

Henry Horton, Abbies Mann, schaut abends nach dem alten Schwarzweißfernseher und wundert sich. Der zeigt ja jetzt ein erstklassiges Farbbild an. Wie hat Hiram das nur geschafft? Das weiß Hiram selber nicht. Henry ist aber ein Computerfabrikant, der zwar nichts von Technik versteht, aber viel vom Organisieren des Verkaufs solcher Technik. Und deshalb bietet er Hiram gleich eine Partnerschaft an, wenn Hiram seinen Technikern zeigt, wie er das gemacht hat. Und er lässt einen alten ausgedienten Computer herbringen. Wer weiß, ob ein Genie wie Hiram den nicht wieder zum Laufen bringt.

Beasly hat bei Abbie gekündigt, die ihn nur tyrannisiert. Nun will er Hirams Hund Towser beim Graben helfen. Wieso Graben? Towser habe etwas im Wald hinterm Haus gefunden: einen Panzer, der im Boden vergraben ist. Mit Schaufel, Spitzhacke und Kelle legen Hiran, Beasly und Towser mit vereinten Kräften ein richtiges Ungetüm frei: sechs Meter lang, drei Meter breit und drei Meter hoch. Aber ein Panzer ist das bestimmt nicht. Die metallisch schimmernde Oberfläche scheint vielmehr aus Opalglas zu bestehen. Manche Leute würden einiges dafür geben, ahnt Hiram, der ein Weltmeister im Feilschen um Antiquitäten ist.

Als sie zum Haus zurückkehren, ist die Garage weg. Und die Vorderfront. Und die Veranda. Stattdessen krümmt sich die Vorderseite seines Hauses in einem unmöglichen Winkel. Hiram rast zum Hintereingang. Zum Glück ist die Rückseite noch da! Er stürmt mit der ganzen Meute durch Küche und Flur ins Wohnzimmer. Wo die Vordertür war, erstreckt sich zwar nun immer noch eine Veranda und eine Einfahrt mit Hirams Pickuplaster. Doch dahinter: nicht etwa das gute alte Willow Bend, sondern eine Wüste. Mit einer Sonne, die im Norden steht …

|Mein Eindruck|

Dies ist eine der schönsten und umwerfendsten Erstkontaktgeschichten, die ich kenne. Zunächst einmal wird die schöne neue Welt nebenan erkundet und ein weiteres Weghaus zu einer anderen Welt entdeckt. Offenbar haben die Fremden, die Hirams Haus in ein solches Weghaus umgemodelt haben (und ihm dafür seine Elektrogeräte reparierten), den Auftrag, auf vielen Welten solch einen Anschluss herzustellen. Doch wofür und wer soll die Wege benutzen?

Auch dies klärt sich im Verlauf der Geschichte. Die Fremden kommen, um mit Ideen zu handeln, die sie eintauschen wollen. Die Fremden reiten auf Sätteln, die in der Luft schweben: gesteuerte Antischwerkraftfahrzeuge sozusagen. Und was hat die Erde zu bieten? Da kommt Hiram ein wenig ins Grübeln, aber dann kommt ihm die Erleuchtung. Wissen die Fremden, was Lack ist? Nope, sie haben keine Ahnung, signalisieren aber erstmal Desinteresse. Hiram hat noch eine Erleuchtung: Sie wollen feilschen. Nun, darin ist er ja Weltmeister, wie ihm Henry Horton schon mehrmals bescheinigt hat. Beasly dolmetscht mit seinen telepathischen Fähigkeiten, und ein weiteres Wesen dolmetscht für die Fremden.

Inzwischen ist die ganze Sache jedoch in aller Welt publik geworden. Der UNO-Sondergesandte Lawrence fragt, was er tun könne, denn schließlich warten draußen vor dem Haus Unmengen von Leuten darauf, Zutritt zu der fremden Welt zu erlangen. Ein Militäroberst hat Hiram sogar damit gedroht, ihn zu enteignen, biss damit aber auf Granit. Der UNO-Mann ist diplomatischer. Hiram sagt ihm, was zu tun ist. Endlich ist die Erde in den Weltenverbund aufgenommen. Und vielleicht ist sie sogar bereit für weitere Kontaktaufnahmen.

_Unterm Strich_

Wollte man einen gemeinsamen Nenner für diese bekannten Geschichten suchen, so würde man früher oder später auf das Thema Erstkontakt und Kolonisierung stoßen. In „Die Humanoiden“ übernimmt eine neue Art intelligenter Maschinen die von den Menschen besiedelten Welten, u. a. auch die alte Terra. Die Kolonisierung ist radikal insofern, als sie den bisherigen Typ des Homo sapiens vollkommen nutzlos macht. Es ist nicht bloß eine fürsorgliche Belagerung, sondern ein Rundumservice, der keinen Widerspruch duldet. Das Ergebnis ist Impotenz in jeder Hinsicht.

Auch in der zweiten Erzählung tritt die Problematik der Kolonisierung in den Vordergrund. Die Marskolonie soll von der Erde total abhängig gemacht werden, unter dem Vorwand, die „Verschwender“ von Wasser unschädlich zu machen. Ein fadenscheiniger Vorwand angesichts der Quintillionen Tonnen Wasser, die auf der Erdoberfläche herumschwappen. (Asimov hatte alle Mengen etc. exakt ausgerechnet.) Doch die Kolonie schlägt mit einem pfiffigen Manöver zurück.

In „Der große Vorgarten“ wird eine funkelnagelneue Welt entdeckt, die obendrein auch noch leer zu sein scheint. Was für eine tolle neue Kolonie! Das denkt zumindest die Mehrheit der Länder und offenbar auch die US-Regierung, die sofort neue Einnahmequellen ins Visier nehmen will, die Dollarnoten bereits in den Augäpfeln. Doch Hiram Taine, der eigensinnige Besitzer dieses „großen Vorgartens“, hat eine andere Vorstellung davon, wie ein Erstkontakt ablaufen sollte.

Warum das gemeinsame Thema Kolonisierung bzw. deren Scheitern? Wer in der Geschichtsstunde aufgepasst hat, weiß vielleicht noch, dass 1947 das große Koloniensterben begann und nicht vor Mitte der sechziger Jahre endete. 1947 erklärte sich Indien für unabhängig vom englischen Mutterland – nach über 300 Jahren Fremdherrschaft. 1956 beendete Ägypten unter Nasser die Vorherrschaft der Westmächte im Nahen Osten mit der Schließung des Suezkanals. Die Reihe ließe sich endlos fortsetzen, von Indochina über Afrika bis nach Ozeanien. Und gleichzeitig versuchten die USA Bollwerke gegen den vordrängenden Kommunismus zu schaffen, z. B. in Vietnam und Mittelamerika.

Für mich ist klar, dass sich diese Entwicklungen auch in den SF-Storys der fünfziger Jahre, wie sie hier vorliegen, niederschlugen. Asimovs Marsianer machen sich unabhängig, und Simaks Fremde (der Ausdruck „Ausländer“ trifft nun nicht mehr zu) kommen nicht, um Krieg zu führen, sondern um mit Ideen zu handeln. Eine neue Art der Interaktion ist gefragt, und die Globalisierung scheint bereits am Horizont auf.

Bleiben noch die Humanoiden. Sie sind die ultimativen Imperialisten, welche die lokale Kultur und Wirtschaft total übernehmen und durch ihre eigene ersetzen, alles unter dem Vorwand, „zu dienen, zu gehorchen und vor Schaden zu bewahren“. Es hat schon viele Imperien gegeben und einige davon expandieren heute immer noch (ich nenne keine Namen), und es ist immer das gleiche Ergebnis: totale Abhängigkeit der solchermaßen „Beglückten“. Doch das Bewusstsein, dass es auch anders gehen muss, nämlich auf Basis des gleichberechtigten Austausches wie bei Simak, ist heute ungleich größer. Aber die Imperien gedeihen weiterhin.

SF-Geschichten werden nicht für die Zukunft, sondern für die jeweilige Gegenwart geschrieben, sonst wären sie nämlich unverständlich und irrelevant. In diesem Auswahlband sind glücklicherweise drei Erzählungen enthalten, die auch heute noch von Bedeutung scheinende Themen aufgreifen. Und sie bieten beste Unterhaltung, wie besonders Simaks Story zeigt. Solche Auswahlbände gibt es heute kostengünstig im Internet zu erwerben, wo mittlerweile praktisch jedes Antiquariat vertreten ist.

|Originaltitel: Science Fiction Hall of Fame, Band 2A und 2B, 1973
205 Seiten
Aus dem US-Englischen von Heinz Nagel und Uwe Anton|

Gregory Benford – Artefakt. Archäologie-SF-Roman

Die Minotaurus-Singularität: Schwarze Löcher und andere Action

Die amerikanische Archäologin Claire Anderson entdeckt auf dem Peloponnes in einem Grab einen seltsamen Kalksteinblock, in dem rätselhafte Lichterscheinungen zu beobachten sind. Es gelingt ihr, das Fundstück nach Boston zu bringen, wo es gründlich untersucht werden soll. Man stellt in seinem Umkreis Schwerkraftanomalien fest und registriert starke radioaktive Strahlung. Als sie den Block anbohren, stoßen die Wissenschaftler auf ein Vakuum, das unersättlich Luft ansaugt. Ist man auf eine Singularität gestoßen, die nun unerbittlich wächst? Könnte der Stein mit der Katastrophe von Santorin in Verbindung stehen, die einst die mykenische Kultur auslöschte? Doch es ist ganz anders, als die Forscher zunächst glauben … (Verlagsinfo)
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Greg Bear – Äon (Thistledown-Trilogie 2)

Visionäres SF-Abenteuer – mit geklauten Ideen

Als eines Tages im Jahr 2000 im Sonnensystem ein hohler Asteroid auftaucht, erkunden ihn die Amerikaner als Erste, vor den Russen. Die siebte und letzte Kammer des Steins enthält einen Dimensionskorridor, der zu einer Parallelerde führt, die nach einem Atomkrieg unterging. Diese ernste Warnung sollte man beachten, doch der Verlauf der Ereignisse auf dem irdischen Stein lässt schnell Zweifel an dem Überlebenden unserer eigenen Erde aufkommen.

Der Autor
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Gunn, James (Hg.) – Von Huxley bis Heinlein – Wege zur Science Fiction 4 (HSFB 93)

Aufbruch zu fremden Welten

In seiner Serie „Wege zur Science Fiction“ versucht Herausgeber James Gunn sowohl die Entstehungswege der amerikanischen wie auch der britischen Sciencefiction nachzuzeichnen, die einzelnen Autoren zu charakterisieren und die Bedingungen zu erklären, unter denen die teils recht ausgefallenen Erzählungen entstanden. In der |Heyne Bibliothek der Science Fiction| ist dies Band Nummer 93.

Der Herausgeber
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Gregory Benford – Eater. SF-Roman

Die Erde am Abgrund

Als Wissenschaftler im selben Abschnitt des Weltraums kurz hintereinander zwei Gammastrahlen-Blitze beobachten, sind sie sicher, dass sie von einem Schwarzen Loch von der Masse unseres Mondes verursacht werden, das einen Stern nach dem anderen verschlingt.
Berechnungen zufolge wird dieser unersättliche „Eater“ auch der Erde gefährlich nahe kommen.
Und das Befremdliche an diesem Objekt ist, dass irgendjemand – oder irgendetwas – es zu steuern scheint.
Ist es eine Waffe?
Oder ein außerirdisches Raumschiff?
Spekulationen, die Wissenschaftler und Militärs ebenso auf den Plan rufen wie Weltuntergangspropheten … (Verlagsinfo)

Der Autor
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Gene Wolfe – Die Klaue des Schlichters (Das Buch der Neuen Sonne 02)

Eine Million Jahre in der Zukunft. Die Technik ist bis auf wenige Reste verschwunden. Die Menschheit dämmert auf einer mittelalterlichen Kulturstufe dahin und harrt der Ankunft der Neuen Sonne, die ein neues Zeitalter der Zivilisation heraufführen soll. Nur die Mächtigsten bedienen sich noch Relikten von Technik und Wissenschaft, darunter Flugzeuge, Roboter und Orbitalstationen.

Dies ist die Geschichte Severians, des Waisenjungen, der in der Zunft der Folterer aufwächst und sein Handwerk erlernt. Bis er eines Tages aus Mitleid einer Frau den Selbstmord gestattet und deshalb aus seiner Zunft ausgestoßen wird. Nun durchstreift er im nachtschwarzen Gewand eines Henkers das Land und gerät in den Besitz der Klaue des Schlichters, eines Gebildes aus fernster Vergangenheit, das magische Kräfte birgt… (Verlagsinfo) Die Klaue scheint die Macht zu besitzen, Tote wieder zum Leben zu erwecken, wie Severian feststellt. (Verlagsinfo)

Der Autor
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Jeschke, Wolfgang / Pohl, Frederik (Hgg.) – Titan-1. Preisgekrönte SF-Erzählungen

Classic SF Storys: Die Operation an der Raumkuh

In der vorliegenden ersten Ausgabe des Auswahlbandes Nr. 1 von „Titan“, der deutschen Ausgabe von „Star Science Fiction 1+2“, sind viele amerikanische Kurzgeschichten gesammelt, von bekannten und weniger bekannten Autoren. Diese Auswahlbände gab Frederik Pohl heraus. Er machte den Autoren 1953 zur Bedingung, dass es sich um Erstveröffentlichungen handeln musste. Das heißt, dass diese Storys keine Wiederverwertung darstellten, sondern Originale.

Die Kriterien der deutschen Bände waren nicht Novität um jeden Preis, sondern vielmehr Qualität und bibliophile Rarität, denn TITAN sollte in der |Heyne|-Reihe „Science Fiction Classics“ erscheinen. Folglich konnten Erzählungen enthalten sein, die schon einmal in Deutschland woanders erschienen waren, aber zumeist nicht mehr greifbar waren. TITAN sollte nach dem Willen des deutschen Herausgebers Wolfgang Jeschke ausschließlich Erzählungen in ungekürzter Fassung und sorgfältiger Neuübersetzung enthalten. Mithin war TITAN von vornherein etwas für Sammler und Kenner, aber auch für alle, die Spaß an einer gut erzählten phantastischen Geschichte haben.
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Bruce Sterling – Brennendes Land. Zukunftsroman

Polit-SF: Alles ist machbar, lieber Nachbar!

Es ist November 2044, und wieder einmal soll ein Amerikanischer Präsident gewählt werden. Doch die USA sind im Grunde längst unregierbar geworden – die Administration in Washington ist bankrott, die meisten Städte befinden sich in Privatbesitz, und weite Teile des Landes unterstehen militärischer Verwaltung. Und dann bricht mitten in eine bizarre Wahlkampagne auch noch die Nachricht von einer wissenschaftlichen Entdeckung, die den American Way of Life grundlegend verändern wird… (Amazon.de)

Dieses Buch wurde mit dem Arthur C. Clarke-Preis als bester Roman des Jahres ausgezeichnet.

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Gene Wolfe – Der Schatten des Folterers (Das Buch der Neuen Sonne 01)

Furioser Auftakt zu einem der besten Science-Fantasy-Zyklen

Eine Million Jahre in der Zukunft: Die Technik ist bis auf wenige Rest verschwunden. Die Menschheit fiel kulturell ins Mittelalter zurück und harrt der Ankunft der neuen Sonne, die ein neues Zeitalter herbeiführen soll. Nur die Mächtigsten bedienen sich noch Relikten von Technik und Wissenschaft, darunter Flugzeuge, Roboter und Orbitalstationen.

Dies ist die Geschichte Severians, eines Waisenjungen, der in der Zunft der Folterer aufwächst und dieses Handwerk erlernt. Doch als er eines Tages aus Mitleid einer Frau den Selbstmord gestattet, wird er aus dieser Zunft ausgestoßen. Doch anstatt selbst gefoltert und hingerichtet zu werden, schickt die Gilde ihn nach Thrax, einer weit entfernten Stadt, die einen Henker braucht. Severian macht sich auf eine Reise, die sein Leben für immer verändern wird … (Verlagsinfo)

Der Autor
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David Day – Tolkiens Welt: Die mythologischen Quellen des „Herrn der Ringe“


Literarischer Härtefall: nur für Tolkien-Fans

Der Untertitel der Buches weist bereits darauf hin, um was es geht: „Die mythologischen Quellen des ‚Herrn der Ringe'“ – wohlgemerkt nicht um die des „Kleinen Hobbits“. Ironischerweise stellt jedoch das Titelbild eine Schlüsselszene aus dem „Hobbit“ dar: Bilbo Beutlin aus dem Auenland steht vor Smaug, dem Goldenen Drachen, der auf einem Berg aus Gold liegt. Obwohl Bilbo ja eigentlich unsichtbar sein sollte, da er ja den Einen Ring trägt. Manchmal haben nicht nur Künstler (in diesem Fall Tim Clarey), sondern auch Verlage ausgefallene Vorstellungen davon, um was es in einem Buch geht.

Der Zweck des Buches
David Day – Tolkiens Welt: Die mythologischen Quellen des „Herrn der Ringe“ weiterlesen

Harris, Joanne – Feuervolk

_Ragnarök reloaded_

Die 14-jährige Maddy weiß nicht, dass sie eine mächtige Zauberin ist. In dem kleinen Dorf Malbry in Strond verrichtet sie deshalb niedere Dienste in der „Schänke zu den sieben Schläfern“. Als sie einen der verbotenen Runenzauber wirkt, um die Kobolde aus dem Vorratskeller zu vertreiben, reißt sie ein Loch in den Boden und beschwört die Wesen der Druntenwelt (s. u.) herbei.

Nun sieht ihr bester Freund, der Landstreicher Einauge, die Zeit gekommen, Maddy auf die wichtigste aller Missionen zu schicken. Maddy soll in die Druntenwelt hinabsteigen und den allwissenden „Flüsterer“, das Orakel aus fast vergessenen Zeiten, aus der Feuergrube eines Geysirs befreien. Dieses Orakel soll Einauge, kein anderer als Wotan / Odin himself, gegen den aufkommenden Namenlosen Gott helfen, der die Welt ins Nichts stürzen will. Aufhalten kann ihn nur jemand, der den „Flüsterer“ als Faustpfand im Kampf um die Mittelwelt der Menschen besitzt.

Leider stößt Maddy bei ihrer Mission auf einen hinterlistigen Burschen, der sich ihr als Führer anbietet. Zu spät merkt sie, was dieser Loki im Schilde führt …

_Die Autorin_

Joanne Harris, geboren 1964, wuchs in England auf, wo sie auch heute als Schriftstellerin lebt. Vor dem Bücherschreiben war sie Lehrerin. Ihr Roman „Chocolat“, verfilmt mit Johnny Depp und Juliette Binoche, wurde ein Bestseller. „Feuervolk“ ist ihr erster Jugendroman.

Mehr Info: http://www.cbj-feuervolk.de.

_Hintergrund_

_Die WELTEN_

An Yggdrasil, der Weltenesche, sind – nach der Götterdämmerung – acht Ebenen angesiedelt. Von oben nach unten sind dies:

1) Asgard: Heim der Asen (Götter).
2) Über die Regenbogenbrücke gelangen Asen in die Drobenwelt und
3) in die Mittelwelt, wo die Menschen leben, z. B. in den Binnen- und Fremdlanden, die im Einen Meer liegen.
4) Gleich darunter liegt die Druntenwelt (das Fundament). Kann man sich als Höhlensystem vorstellen.
5) Der Traumfluss führt von hier in das Totenreich Hels und
6) in die Unterwelt (Die schwarze Festung) an den Wurzeln der Weltenesche. Hier herrscht Surt.
7) Darunter liegt die Chaos-Welt des Jenseits.
8) Über der Weltenesche funkeln die Sterne des Firmaments, die für das Gegenteil von Chaos stehen, für Ordnung.

Die Welt der Riesen / Wanen, Jötunheim, ist Vergangenheit, sollte man nun meinen, aber Maddy entdeckt, dass die Wanen die Zeiten seit der Götterdämmerung überdauert haben.

_Das göttliche Personal:_

1) DIE ASEN

Odin: Oberhaupt und Heerführer der Asen, des Sehergeschlechts; Lokis Blutsbruder und von ihm verraten; einäugig, oft begleitet von zwei Raben namens Hugin (Gedanke) und Munin (Erinnerung)
Frigg: Odins Gattin, verlor durch Lokis Schuld ihren Sohn Baldur
Baldur: der Schöne, der Lichtbringer
Thor: der Donnerer, Odins Sohn, Feind Lokis
Sif: Thors Frau; durch Lokis Schuld glatzköpfig
Tyr: Kriegsgott, verlor durch Lokis Schuld seinen Arm
Loki: der Listenreiche, ebenfalls ein Gestaltwandler, Blutsbruder Odins

2) DIE WANEN (Die Sieben Schläfer)

Skadi: die Jägerin des Frostgeschlechts, Göttin der Zerstörung, die Ex von Njörd, Lokis Erzfeindin
Bragi: Gott der Dichtkunst und des Gesangs
Idun: Göttin der Jugend und Fruchtbarkeit, von Loki einst entführt und an das Frostgeschlecht ausgeliefert; meist geistesabwesend
Heimdall: goldzahniger Götterwächter, kann Loki nicht ausstehen
Njörd: Meeresgott, Skadis Ex, hasst Loki ebenso wie sie
Freyja: Göttin der Liebe, von Loki einst schwer gekränkt
Freyr: ihr Zwillingsbruder, Gott der Fruchtbarkeit

ANDERE:

Mimir: das Orakel, das abgeschlagene und von Odin wiederbelebte Haupt eines Zauberers
Surt: der Zerstörer, Hüter der Schwarzen Festung in der Unterwelt
Hel: Herrscherin über das Totenreich
Jormungand: die Weltenschlange
Der NAMENLOSE: der neue Gott, der Das Wort bringt

_Die alten und neuen RUNEN_

1) Fé: Reichtum, Wohlstand, Fruchtbarkeit usw., die Rune Freyjas
2) Úr: Kraft, der Auerochs
3) Thuris: Thors Rune, der Dornige
4) Ós: der Ase, die Asen, das Sehergeschlecht
5) Raido: der Wandersmann (= Odin), die Fremdlande
6) Kaen: Lauffeuer, Chaos
7) Hagall: Hagel, der Zerstörer, die Unterwelt
8) Naudr: die Bindende, Not, Elend, Tod, das Totenreich
9) Isa: die Eisige, Skadis Rune, kann als einzige Rune nicht umgekehrt werden
10) Ýr: der Beschützer, die Druntenwelt, das Fundament
11) Týr: der Krieger
12) Madr: das Menschengeschlecht, der Mann, die Mittelwelt
13) Ár: Fülle, Fruchtbarkeit, reiche Ernte
14) Sól: der Sommer, die Sonne
15) Bjarkán: Hellsicht, Offenbarung, Traum; zum Erkennen von Gestaltwandlern nötig
16) Logr: Wasser, das Eine Meer
17) Aesk: die Esche, Yggdrasil (die Weltenesche)
18) Ethel: die Heimat, die Mutter

_Handlung_

Maddy hat wieder mal den Keller ihrer Dienstherrin Mrs Scattergood, der Schankwirtin, unter Wasser gesetzt. Ständig liegt das Mädel im Clinch mit den Kobolden, die sich in der Speisekammer des Hause kostenlos bedienen wollen. Woher diese Kobolde kommen, will sie noch herausfinden, doch zunächst einmal gilt es, sich unauffällig zu verkrümeln, bevor das Unglück bemerkt wird. Kaum hat Maddy die Hälfte des Weges zu ihrem Lieblingshügel zurückgelegt, da hört sie das Gezeter auch schon losgehen. Sie erinnert sich, wie das passiert ist: Sie hat ihre Rune Aesk (s. o.), die wie ein Brandmal in ihre Handfläche eingelassen ist, auf magische Weise benutzt, um die Kobolde zu bekämpfen – und es hat funktioniert!

Auf dem Hügel mit dem Roten Pferd in seiner Flanke hat sich Maddy immer vom Dorf zurückziehen können. Dort betrachten die Leute sie inzwischen als Dorfhexe, insbesondere der Dorfpfarrer Nat Parson, dem sie ständig Widerworte gibt. Diese Leute findet sie zunehmend unausstehlich und sie sehnt ihren alten Freund Einauge herbei. Der einäugige Wanderer kommt leider nur einmal im Jahr, bleibt eine kleine Weile und zieht dann weiter.

Seit sieben Jahren ist er quasi Maddys Mentor und hat ihr viele Sagen erzählen, aus der alten Zeit vor der Götterdämmerung, und über das Feenvolk der Kobolde und vieles mehr. Besonders aber über Runen und deren Macht und Bedeutung. Sie selbst trägt die Eschenrune in ihrer Hand, die für die Weltenesche Yggdrasil steht. Runen sind zu allem Möglichem gut, beispielsweise, um einen Keller unter Wasser zu setzen.

Nachdem sich die Lage im Dorf und in der Schänke wieder beruhigt hat, geht Maddy wieder zurück und schaut in den Keller. Irgendwo müssen die Kobolde ja herkommen. Sie schlüpft durch ein Loch in der Wand und betritt mit einer Lampe einen der vielen Tunnel, die sich offenbar dahinter befinden. Wie sich herausstellt, handelt es sich um ein ganzes Labyrinth. Und es ist keineswegs unbewohnt. Zucker-und-Sack etwa ist ein Kobold, den Maddy ohne weiteres beherrschen kann. Er muss sie führen, um das Labyrinth erkunden zu können. Maddy ist nicht nur vorlaut und selbstbewusst, sie ist auch einfallsreich und sehr mutig.

In den Höhlen und Tunneln stößt sie auf einen Gnom, der zunächst seinen Namen überhaupt nicht sagen will, der aber offensichtlich etwas von ihr will. Erst nach geschicktem Fragen bekommt sie heraus, dass es sich um Loki handelt. Und weil Einauge (= Odin) verraten hat, dass Loki mal sein Blutsbruder war, ihn aber mit für den Untergang der Asen (Götter) verantwortlich gemacht, hat Maddy auch eine ungefähre Vorstellung, dass Loki ein richtiges Schlitzohr ist, bei dem sie gut aufpassen muss. Außerdem kann er sich in eine Feuergestalt verwandeln – ganz nützlich, um Feuer zu machen, aber man möchte dabei doch nicht neben ihm stehen.

Loki ist ungeheuer scharf auf ein ganz bestimmtes Ding, das er den „Flüsterer“ nennt und das sich am Rande eines Geysirs in einer der Klüfte des Labyrinths befinden soll. Es soll eine Art Kugel sein, doch in Wahrheit handelt es sich um einen sprechenden Kopf. „Ich spreche, wie es mir gegeben ist.“ Und dieser Kopf quasselt unablässig auf seinen Träger ein, wenn man ihn in die Hand nimmt, bis einem vor lauter Wörtern schwindelig wird. Wenn Loki aber so scharf darauf ist, muss der Flüsterer ziemlich wertvoll für seine Zwecke sein. Doch was sind diese Ziele?

Maddy nimmt den Flüsterer an sich und berät sich, wieder an die Oberwelt zurückgekehrt, mit ihrem Freund Einauge, der endlich eingetroffen ist. Mit ihm zusammen grübelt sie über den Sinn folgender Worte, die sich fatal wie eine Prophezeiung anhören:

|“Ich sehe ein zur Schlacht bereites Heer.
Ich sehe einen einsamen Heerführer.
Ich sehe einen Verräter an der Pforte.
Ich sehe ein Opfer.

Und in Hels Reich erwachen die Toten.
Und der Namenlose ersteht wieder auf und die Neun Welten sind dem Untergang geweiht,
So nicht die Sieben Schläfer erwachen
Und der Donnerer aus der Unterwelt befreit wird …“|

Die Sieben Schläfer sind offenbar die Wanen in ihrem Grab aus Eis. Und der Namenlose ist der neue Gott, dem Nat Parsons und seine Kirche anhängen. Der Donnerer ist ganz klar Thor, Odins Sohn, der mit Loki noch einige Hühnchen zu rupfen hat, denn Loki machte Sif, Thors Frau, glatzköpfig. Welche Rolle Maddy in diesem Szenario der Prophezeiung spielt, ist noch unklar. Aber da sie über das Orakel des Flüsterers verfügt, wird es sicherlich keine unbedeutende sein – schließlich sind Loki wie auch Odin dahinter her.

Nat Parsons hat Maddys heidnisches Treiben beobachten lassen. Er hat seinen Bischof Torval Bishop benachrichtigt und dieser wiederum die Kirche in der nächsten, wenn auch entfernten Stadt. Ein Examinator ist im Anmarsch, der Maddy und ihren Umtrieben mit Einauge und Loki ein Ende bereiten soll. Allerdings hat der Pfaffe nicht damit gerechnet, dass Einauge über die Gabe der Fernsicht verfügt und alles bereits mitbekommen hat, was Nat in die Wege leitet.

Als auch noch die Wanen erwachen und sofort einen Anschlag auf Odin planen, um sich zu rächen, spannen sie auch Nat Parsons für ihre Zwecke ein. Nat sieht seine große Stunde gekommen, endlich alle alten Göttern den Garaus zu machen, besonders dem einäugigen Riesen. Allerdings hätte er sich nicht träumen lassen, wie sexy Skadi, Idun und Freyja sein können …

_Mein Eindruck_

„Feuervolk“ ist nichts Geringeres als Joanne Harris‘ „Göttliche Komödie“, insbesondere „Inferno“. Obwohl die Parallelen zu Dantes unsterblichem Meisterwerk begrenzt sind, so tragen sie doch in hohem Maße dazu bei, auch Harris‘ Roman zu verstehen. Maddy, die vierzehnjährige Junghexe, ist ja nicht irgendwer, schon gar nicht gewöhnlich – siehe ihr Brandmal. Nein, es darf ruhig verraten werden, dass sie die Tochter Thors ist. Daher also auch ihr Interesse für alles, was mit den alten Sagen von der [Götterdämmerung]http://de.wikipedia.org/wiki/Ragnar%C3%B6k zu tun hat, die nach Einauges Worten vor rund 500 Jahren stattfand.

Maddy ist unsere Führerin in die Unterwelt, und das ist wörtlich zu verstehen, denn die Unterwelt ist nur eine der Neun Welten, die wir in der nordischen Sagenwelt finden (siehe meine Liste oben). Wir könnten nun wie Dante „alle Hoffnung fahren lassen“, doch dann wäre das Buch nicht mehr so lustig. Das ist es aber durchweg, bis zum Schluss. Maddy selbst hat drei Führer: Einauge, Loki und den Flüsterer. Dass sie bei so vielen Ansichten und Anweisungen ins Schleudern kommt, ist Teil des Spaßes, den wir an ihrer Irrfahrt haben dürfen.

|Reise in die Unterwelt|

Teils wird Maddy von diesen Herrschaften gezogen und geführt, teils wird sie auch getrieben, und zwar von den Wanen, die noch ein oder zwei Wörtchen mit ihr zu reden hätten. Maddys Hauptmotiv ist die Enthüllung der Prophezeiung, aber auch das Kennenlernen der Geheimnisse, die in der Unterwelt warten, unter anderem jenes, das ihren Vater Thor umgibt. Wo könnte er sich nur befinden, fragt sie sich. Wie sich herausstellt, erhebt sich am Rande von Hels Totenreich eine Mauer, hinter der das Land des Chaos beginnt, also Surts Reich. Und dorthin muss sie wandeln, um ihren Vater zu finden. Klar, dass ihre „kleine Expedition“ und Wiedersehensfeier einigen Aufruhr verursacht, wie das nun mal Grenzübertretungen so an sich haben. Unter „Aufruhr“ ist so etwas wie die Apokalypse zu verstehen …

|Lehrreich|

Maddy ist nicht nur ein mutiges, vielleicht sogar verzweifeltes Mädchen, sie weiß und erfährt auch jede Menge – und wir mit ihr. Sie und die Autorin nehmen uns an der Hand, um die ganze verworrene Familiengeschichte der Wanen, Asen und sonstigen Angehörigen des Feuervolks vorzustellen. Dabei gemahnen uns diese Streitereien sehr an den Götterhimmel des Olymp, wo es ja mitunter auch sehr menschlich zuging. Faszinierend sind die stetigen Verwandlungen der Götter in andere Wesen sowie ihre Anwendung von Runenmagie. Hier kommen Fantasyfreunde voll auf ihre Kosten.

|Rote Karte|

Doch auch wenn die alten Götter in Hels Totenreich ein kleines, wenn auch turbulentes Stelldichein feiern – Stichwort: [Apokalypse]http://de.wikipedia.org/wiki/Apokalypse – so stehen sie doch kurz davor, die Rote Karte gezeigt und vom Platz gestellt zu werden. Denn sie haben es mit dem Namenlosen Gott zu tun, der zunehmend auf der Mittelwelt der Menschen das Sagen hat und nun zum letzten Schlag gegen die Asen und ihr Gesocks ausholt. Ihm steht eine mächtige Waffe zur Verfügung: nein, nicht irgendwelche antiquierten Runen, sondern etwas viel moderneres – das WORT.

|Papisten?|

In der Mittelwelt hat der Namenlose eine komplette theologische Organisation etabliert, die mit Bischöfen und Magistern das Volk zu lehren weiß. Und wenn das Volk nicht hören will, dann schickt die Kirche die Examinatoren. Man kann sie sich leicht als Mitglieder der Inquisition vorstellen, und sie verfügen ebenso über die Erlaubnis, das WORT herbeizurufen. Einmal ausgesprochen, erfüllt das WORT die Mittelwelt mit seiner Magie und bekehrt die Heiden und Ungläubigen zum Glauben. Es ist also recht mächtige Magie. Man kann sich vorstellen, was es anrichten würde, käme es dazu, dass es in Hels Totenreich und Unterwelt ausgesprochen würde.

Es dauert eine ganze Weile, bis die zerstrittenen Mitglieder der Götterfamilie die wahre Gefahr erkennen. Und noch sehr viel länger, bis sie sich darauf einigen können, was sie dagegen unternehmen können. Doch da zieht der Namenlose ein Ass aus dem Ärmel. Ein Glück, dass auch Maddy, Thors Tochter aufgepasst hat und noch ein Wörtchen mitredet. Die „Erwachsenen“ benehmen sich nämlich kindisch, und dann müssen Kinder wie Maddy eben einspringen und für Ordnung sorgen.

|Häusliches Drama|

Ein Nebenschauplatz ist die Geschichte um Nat Parsons. Sie soll zeigen, wie es wirklich um den Glauben an den Namenlosen bestellt ist. Leider ist der Glaube Nats um einiges größer, als seine Fähigkeiten es sind. Seine Frau Ethelberta findet es gar nicht lustig, dass er ihr schönstes Kleid stibitzt, um es einer nackten Göttin (Skadi) um die Schultern legen zu können, der Sauhund. Womöglich fängt ihr guter Nat jetzt auf seine alten Tage an, fremdzugehen und Ethelberta sitzenzulassen! Da hat Ethelberta aber auch noch mitzureden und pfuscht Nat ins Handwerk. Manche dieser Szenen gemahnten mich an häusliche Ehe- und Eifersuchtsszenen in „Chocolat“.

|Schwächen|

Ich hoffe, die Parallelen zu Dantes Göttlicher Komödie sind deutlich geworden. Ich fand die Geschichte, die die Autorin hier spinnt, ganz amüsant und ihre Wissensvermittlung interessant und unterhaltsam. Woran es noch ein wenig hapert, ist die Spannung. Dies gelingt ihr nur stellenweise. Die Apokalypse, die Maddy in der Schwarzen Festung der Unterwelt auslöst, wo ihr Vater Thor gefangen gehalten wird, ist jedoch für einen Jugendroman ganz schön happig. Sie könnte von manchem Leser für überzogen gehalten werden. Andererseits finden junge Leser auch Tolkiens spannende Konfrontationen an der Brücke von Khazad-dûm sowie am Schicksalsberg sehr eindrucksvoll, ohne sie gleich für bizarr oder überzogen zu halten.

Mir ist es gelungen, den Roman in wenigen Wochen zu lesen. Für eine Lektüre von wenigen Tagen ist er nicht einfach und spannend genug, und zudem muss sich der Leser eine ganze Welt, die uns nicht geläufig ist, erarbeiten. Ich musste häufig nachschlagen, welche Rune nun wie heißt und zu welchem Themenbereich sie gehört. Auf mich wirkte das Runenalphabet manchmal wie ein Kartenspiel, nach dem Motto: „Welche [Rune]http://de.wikipedia.org/wiki/Runen setze ich jetzt am besten als Trumpf ein, um den Stich zu machen?“ Auf einer geistigen Ebene läuft also jede Menge Action ab. Körperliche Action sieht man hauptsächlich im finalen Showdown.

|Die Übersetzung|

Die Übersetzung, für welche die beiden Spitzenkräfte Katharina Orgaß und Gerald Jung zuständig waren, ist ausgezeichnet gelungen. Der Stil ist ironisch-hintersinnig, lebendig und anschaulich, außerdem ist die Sprache so einfach, dass kein Jungleser überfordert sein dürfte.

Einige Nüsse aber doch zu knacken, wie ich schon angedeutet habe. Deshalb erweisen sich die vorgeschalteten „Anhänge“ als sehr hilfreich. Eine Karte zeigt die Neun Welten als Grafik, eine Landkarte zeigt die Lage von Maddys Dorf. Die Form der Insel erinnert an England. Noch wichtiger sind jedoch die Listen der Personen und ihrer Bedeutung sowie die der Runen. Die Runen sind selbstverständlich abgebildet und mit ihren Namen und Bedeutungen erläutert. Was die Runen bewirken, muss man allerdings im Text nachlesen. Da führt kein Weg daran vorbei.

Im Vergleich mit dem Buch, das die Anhänge zum [„Herrn der Ringe“ 1330 ausmachen, und zu der Bibliothek, die man fürs Verständnis der „Göttlichen Komödie“ benötigt, kommt man also mit dem Anhang von „Feuervolk“ noch ziemlich günstig davon.

_Unterm Strich_

„Feuervolk“ macht sich ganz frei von allen Tolkien-Anklängen, wie sie heute in der Fantasy gang und gäbe geworden sind, und entführt den jungen Leser, besonders aber die geneigte Leserin in eine Welt voller Magie, die nur noch Mythenforscher und Mediävisten zu kennen scheinen: die altnordische Sagen- und Götterwelt. Diese wird jedoch in ihrer ganzen Fülle und Lebendigkeit dargestellt. Manche Szenen gemahnen an die griechischen Sagen über die allzu menschlichen Streitereien auf dem Olymp.

Maddy, eine würdige Nachfolgerin Frodos, bewahrt jedoch als eine der wenigen einen kühlen Kopf und weiß, was zu tun ist, assistiert von ihrem Gandalf-Ersatz Odin Einauge. Dass ihr die Dinge schließlich über den Kopf wachsen und zur Apokalypse geraten, dafür kann sie ja nichts. Sie wollte bloß ihren Papi wiederhaben.

Obwohl ich mir diese Welt erarbeiten musste, hat mir die Lektüre doch einigen Spaß bereitet. Die letzten Seiten lesen sich wie von allein. Aber die Autorin stößt hier auch an ihre Grenzen. Die Story, die sie hier spinnt, nimmt eine derartige Größe an, dass sie schon in der Liga der „Götterdämmerung“ spielt (gemeint ist nicht Wagners Oper), und das ist für ein Jugendbuch möglicherweise ein Nummer zu groß. Das muss aber jeder selbst entscheiden. Der Verlag gibt dem Leser mit den Anhängen jedenfalls alle Hilfestellungen, die er braucht, um mit dem Buch klarzukommen.

|Originaltitel: Runemarks, 2006
543 Seiten, gebunden
Empfohlen ab 12 Jahren
Aus dem Englischen von Katharina Orgaß und Gerald Jung|
http://www.cbj-feuervolk.de
http://www.cbj-verlag.de

Canavan, Trudi – Rebellin, Die (Die Gilde der Schwarzen Magier 1)

_Harte Entscheidung: zwischen Magiern und Dieben_

In der jungen Sonea schlummern Fähigkeiten, von denen sie nie auch nur geträumt hatte: Sie, das unbedeutende Straßenkind, hat magische Kräfte – so wie sonst nur die Mitglieder der gefürchteten und reichen Gilde der Magier. Doch sie und ihr wildes Talent werden entdeckt. Mit einem Mal ist sie zu einer wichtigen Schlüsselfigur im Mächtespiel ihrer Welt geworden. Sonea muss sich entscheiden, für wen beziehungsweise gegen wen sie ihre Kräfte einsetzt. Alle Welt schaut auf diese junge Frau aus der Gosse – und ist hinter ihr her …

_Die Autorin_

Trudi Canavan, geboren 1969 in Kew, Australien, interessierte sich schon ihr ganzes Leben lang für kreative Tätigkeiten. Sie studierte am Melbourne College of Decoration und arbeitete anschließend als Designer, Illustrator und Kartenzeichner bei verschiedenen Verlagen, später bot sie dieselben Dienste in einer eigenen Firma an. Sie arbeitete auch bei einem australischen SF/Fantasy-Magazin mit. 1999 gewann sie einen Kurzgeschichtenpreis, und 2001 wurde ihr erstes Buch in Australien veröffentlicht. Mittlerweile erscheinen Canavans Romane international.

_Handlung_

Sonea ist ein junges Mädchen unbestimmten Alters, als sich ihr Leben in Imardin radikal ändert. In Imardin, der Königsstadt am Fluss Tarali, haben die Reichen und die Magier das Sagen. Jedes Jahr führt die Gilde der Magier eine Säuberung in den Armenvierteln der außerhalb der Stadtmauer liegenden Hüttenstadt durch. Dies erregt natürlich den Unmut der „Hüttenleute“, die sich um ihr Heim gebracht sehen. Als Sonea ihre früheren Jugendfreunde Harrin und Cery wiedersieht, schließt sie sich ihnen an, um auf dem Nordplatz zu protestieren.

Wie so oft sind die Magier von einem magischen Schutzschild umgeben, der sie vor den Wurfgeschossen schützt, mit denen die Menge der Protestierenden sie bewirft. Auch Soneas erstes Geschoss prallt davon ab, doch ihr zweiter Stein, den sie mit besonderer Inbrunst wirft, durchdringt den Schild und trifft einen der Magier an der Schläfe. Er geht zu Boden. Die Überraschung ist groß, denn dies ist das erste Mal in hunderten von Jahren, dass ein Magier verletzt wurde. Und das geht eigentlich nur, wenn man selbst Magie einsetzt.

Sonea ist selbst am meisten erschrocken über ihre Tat. Sie wendet sich zur Flucht, als sie merkt, dass die Magier sich umdrehen und die Arme heben. Ein Junge neben ihr wird von Magie zu Asche verbrannt. Cery und Harrin verstecken Sonea in den Armenvierteln und sogar in den Tunneln der Diebesorganisation, um sie vor dem Zorn der Magier zu schützen. Warum hat Sonea ihnen nicht gesagt, dass sie über magische Kräfte verfügt? Sie wusste es selbst nicht. Aber sie kann Magie erneut wirken, wenn sie die richtige emotionale Quelle anzapft. Und das ist nun für die Diebe recht interessant.

Nach einer Ratsversammlung der Magiergilde beginnt Lord Rothen, der die Steinwerferin als Einziger richtig gesehen hat, mit der Suche nach ihr und setzt eine beträchtliche Belohnung auf ihre Ergreifung aus. Der von dem Stein getroffene Lord Fergun stellt jedoch eigene Ermittlungen an, in deren Verlauf er den Verstecken, die die wilde Magierin benutzt, immer näher kommt. Die Magier können Soneas Wirken von Magie feststellen, und Soneas Aura verrät ihre Anwesenheit, wenn sich ein Magier in ihrer Nähe befindet.

Nur Cery hält nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit anderen Dieben noch zu Sonea, doch er sieht nur noch einen Ausweg. Sie muss um den Schutz der Diebesorganisation bitten. Der Chef Faren hat in der Tat Interesse an Soneas Magie, aber auch an Cerys Diensten. Auf diese Weise lernt Sonea erstens Lesen und zweitens das Heraufbeschwören von Magie. Doch es gibt ein wachsendes Problem: Die Kraftquelle in ihr wird immer stärker, doch sie kann sie einfach nicht kontrollieren. Ständig zerbrechen Dinge in ihrer Nähe oder gehen plötzlich in Flammen auf. Zwar will sie nicht zu den Magiern gehen, weil sie fürchtet, die würden sie töten, doch andererseits droht die Magie, sie zu zerstören. Von ihrer Umgebung ganz zu schweigen.

Eines Tages ist es dann so weit: Die Magier haben sie, wieder einmal, umzingelt. Soneas Angst vor ihnen setzt ihre Kräfte frei, und schon beginnt eine Ziegelmauer hinter ihr einzustürzen …

_Mein Eindruck_

Ich habe den spannenden und anschaulich geschriebenen Fantasyroman in wenigen Tagen (und vor allem Nächten) gelesen. Die Sätze lassen sich so leicht lesen, dass das Auge nur so über die Seiten fliegt, und die Handlung ist keineswegs kompliziert. Ganz im Gegenteil: Die Autorin versteht es, die Probleme, denen sich Sonea, ihr Freund Cery und die Magier gegenübersehen, stets auf den Punkt zu bringen. Deshalb gibt es nie langes Drumherumreden, sondern stets eine zielgerichtete Diskussion, die jeweils zu neuen Erkenntnissen führt.

Eine große Hilfe ist dabei die Methode der indirekten Charakterisierung. Am Anfang ist Sonea noch ein sehr passives und hilfsbedürftiges Mädchen, das ich zunächst auf zwölf Jahre geschätzt hätte. Doch am Ende des Buches, nach nur wenigen Monaten, erscheint sie dem Leser wie eine 16- bis 18-jährige, so als habe sie ihre Jugend im Eiltempo durchlaufen. Offensichtlich befindet sie sich in einem raschen Reifungsprozess, der sie in die Lage versetzt, nicht nur den Magiern zu entgehen, sondern sich auch vor Gefahren zu schützen.

Nur die Tatsache, dass sie nicht in der Lage ist, die nunmehr angezapfte Quelle der Magie unter ihre Kontrolle zu bringen, wird ihr beinahe zum Verhängnis. Und sie kann noch von Glück sagen, dass sie bei ihren Ausbrüchen nicht die gesamte Stadt einäschert. Ihre Kraft ist in der Tat sehr groß – und deshalb will (fast) jeder Magier sie unter seine Kontrolle bringen.

In der zweiten Hälfte des Romans geht es genau darum, doch Sonea hat gar nicht vor, bei der Gilde zu bleiben, wie man sich nach ihren Erlebnissen leicht vorstellen kann. Kaum ist sie wieder genesen, will sie wieder abhauen. Doch dazu kommt es nicht, denn sie wird erpresst. Dieser Konflikt wird erst in einem spannenden Finale aufgelöst. Nur um sogleich von einem noch größeren Konflikt überdeckt und abgelöst zu werden. Dessen Auflösung erwartet der Leser mit Spannung im nächsten Band: [„Die Novizin“. 2989

|Die deutsche Ausgabe|

Die beiden deutschen Ausgaben des Romans – sie haben verschiedene Titelbilder – sind mit nützlichem Beiwerk versehen. Die Karten des Landes Kyralia befinden sich in den äußeren Umschlagklappen, die Karten der Stadt Imardin und der Gilden-Universität befinden sich auf den ersten Seiten. Dadurch werden die Lage und die Grundrisse der jeweiligen Örtlichkeiten für jeden Leser leicht verständlich und er findet sich leicht zurecht, wenn die Action etwas schneller vorangeht.

In den Anhängen sind die verschiedenen Bezeichnungen von Pflanzen, Tieren, Nahrungsmitteln, Kleidern, Waffen und öffentlichen Gebäuden erklärt. Da Kyralia von verschiedenen Ländern umgeben ist (gegen die es zuletzt vor 300 Jahren Krieg führte), liefert der Anhang auch zu jedem Land eine sehr knappe Erklärung.

|Die Übersetzung|

… ist sehr gut gelungen und am Stil, der ja schon im Original recht einfach gehalten ist, kann ich nichts aussetzen. Das Buch eignet sich für 14- bis 16-Jährige recht gut. Für Zwölfjährige enthält es noch ein wenig zu viel Gewalt. Sex kommt jedoch überhaupt nicht vor, wohl aber romantische Liebe.

Ich fand zwei Fehler. Auf Seite 451 unten fehlt in dem Satz „Der Junge schüttelte Kopf“ offensichtlich ein Wort, zum Beispiel „den“. Auf Seite 496 zieht es die Übersetzerin vor, „auf den Balkons“ zu sagen statt das gebräuchlichere „auf den Balkonen“. Das könnte mit der Wortlänge zu tun haben. Der Platz pro Druckzeile ist eben begrenzt.

_Unterm Strich_

Der Werdegang der Heldin Sonea beschreibt den klassischen Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär, nur dass diesmal das Aschenputtel verborgene Kräfte in sich entdeckt und diese von wohlmeinenden Zauberern gefördert und gebildet werden. Die Magiergilde betreibt eine regelrechte Universität, um die Novizen zu unterrichten. Diese Novizen kommt in der Regel von den Häusern der reichen Familien, die genetisch zur Magie veranlagt sind.

Als nun das Straßenbalg Sonea auftaucht, bricht natürlich in der Gilde eine Art Klassenkampf aus, mit Sonea als Zankapfel. Dass dieser Kampf gut für sie ausgeht, ist nicht so sehr Soneas Verdienst, als vielmehr der von tüchtigen, rechtschaffenen Magiern, die es ja offenbar auch geben kann. Bis es so weit ist, verläuft der Kampf relativ spannend, aber es könnte noch eine Prise mehr Action sein. In der ersten Hälfte des Romans ist wesentlich mehr los.

Und ihren Traumprinzen wird Sonea hier wohl nicht finden, was ganz gut ist, denn sie hat ja schon einen Freund. Das Problem, das er darstellt, ist natürlich, dass er zur Gilde der Diebe gehört und somit keineswegs standesgemäß ist. In den folgenden zwei Bänden dürfte der Klassenkampf deshalb härter werden, je höher Sonea in der Hierarchie der Magier aufsteigt. Ich freue mich schon darauf.

|Originaltitel: The Magician’s Guild , 2004
543 Seiten
Aus dem Englischen von Michaela Link|
http://www.randomhouse.de/specialskids/canavan/
http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/

_Trudi Canavan auf |Buchwurm.info|:_

[„Priester“ 4275 (Das Zeitalter der Fünf 1)
[„Magier“ 4456 ((Das Zeitalter der Fünf 2)
[„Götter“ 4621 (Das Zeitalter der Fünf 3)
[„Die Rebellin“ 3041 (Die Gilde der Schwarzen Magier 1)
[„Die Novizin“ 2989 (Die Gilde der Schwarzen Magier 2)
[„Die Meisterin“ 3065 (Die Gilde der Schwarzen Magier 3)

Michael Crichton – Andromeda. Science-Thriller

Verfilmter Science-Thriller

Eine unbemannte Raumsonde des US-Militärs entdeckt einen außerirdischen Organismus in der oberen Atmosphäre und nimmt eine Probe. Doch bei der Rückkehr zur Erde geschieht das Unfassbare: Die Sonde stürzt in der Nähe der Stadt Piedmont in Arizona ab. Kurze Zeit später sind alle Bewohner der Kleinstadt tot. Die Regierung aktiviert das Project Wildfire und ruft die vier besten Biophysiker in einem unterirdischen Labor zusammen. Sie haben nur wenig Zeit, ein Mittel gegen den extraterrestrischen Organismus zu finden, denn der hermetisch abgeriegelte Bunker wird sich selbst zerstören, wenn die Wissenschaftler versagen … (Verlagsinfo)

Michael Crichton – Andromeda. Science-Thriller weiterlesen

Megan Miranda – Der Pfad. Thriller

Der Pfad der Verschwundenen

Ein gefährlicher Pfad in den Bergen. Sieben verschwundene Menschen. Ein Dorf, das sich in Schweigen hüllt.

Ein abgeschiedenes Dorf im Schatten mächtiger Berggipfel: Seit zehn Jahren lebt Abby in Cutter’s Pass, North Carolina. Längst fühlt sie sich heimisch, obwohl der eigentlich so idyllische Ort ein düsteres Geheimnis hütet – seit Jahren verschwinden hier Wanderer spurlos im Gebirge. Als wäre der Ort verflucht. Dann taucht in einer stürmischen Gewitternacht plötzlich ein Fremder in Cutter’s Pass auf: Trey West ist gekommen, um herauszufinden, was damals mit seinem Bruder geschah. Denn auch er kehrte von jenem berüchtigten Pfad in die Wildnis niemals zurück. Je tiefer sich Abby in Treys Recherchen hineinziehen lässt, desto deutlicher merkt sie, wie die Dorfbewohner zusammenrücken und eine Mauer des Schweigens um sich errichten. Und bald muss sich Abby fragen, wie gut sie ihre Nachbarn tatsächlich kennt – und ob die Gefahr wirklich in den Bergen lauert. Oder nicht vielleicht dort, wo man sich eigentlich in Sicherheit wähnt … (Verlagsinfo)

Die Autorin
Megan Miranda – Der Pfad. Thriller weiterlesen

Ian McDonald – Narrenopfer. Zukunftskrimi

Engagierter Alien-Detektivthriller

Eine Mischung aus Detektivroman und Asylantendrama, erinnert „Narrenopfer“ mitunter an den Hollywoodstreifen „Spacecop L.A. 1999“. Da ermittelte ein Polizist gegen Alienmörder. „Narrenopfer“ ist ebenfalls spannend, aber das macht nicht seine Stärke aus. Die liegt in der bewegenden Darstellung der fremdartigen Lebensweise der Aliens auf der Erde, genauer gesagt: in einem Nordirland, das von verschiedensten politischen Gruppierungen zerrissen wird. Würde der Serienmord an fünf Shian bekannt werden, würde sie allesamt über die Aliens herfallen. Ein Vermittler schickt sich an, den Mord aufzuklären, aber wem kann er trauen?

Der Autor
Ian McDonald – Narrenopfer. Zukunftskrimi weiterlesen

Andreas Brandhorst – Splitter der Zeit

Brillante Space Opera um einen großen Krieg der Menschheit gegen eine außerirdische Spezies
Seit Jahrhunderten muss sich die Menschheit gegen die fremdartigen Honta verteidigen, ohne zu wissen, warum sie immer wieder angreifen. Im Jahr 3233 überfällt der Feind Harkonia, einen über 8000 Lichtjahre von der Erde entfernten Kolonialplaneten. Zu den wenigen Überlebenden zählt der siebenjährige Cameron, der durch den Angriff seine Mutter verliert. Adoptiert von einem Kommandanten der Vereinten Streitkräfte, tritt er eine Laufbahn beim Militär an. Entschlossen, sich an den Honta zu rächen, sammelt er im Kampf immer mehr Erkenntnisse über den verhassten Feind. Doch die Honta scheinen den Menschen stets einen Schritt voraus zu sein. Verfügen sie über eine Technologie, die die Menschheit nicht versteht? Um die Antwort zu ergründen, muss Cameron eine ungewöhnliche Mission antreten: eine Reise ans Ende der Zeit.
(Verlagsinfo)

Eine neue Space-Opera von Andreas Brandhorst bei Fischer-Tor. Schon im Februar wird es bei Heyne und Piper weitergehen, und laut Aussage des Autors auf seiner Homepage werden alsbald 6 weitere Romane bei Heyne folgen. Dieser Autor ist einer der produktivsten und dabei interessantesten und leistungsstärksten Autoren auf höchstem Niveau, die der deutschsprachige Raum in der Science-Fiction derzeit zu bieten hat.

Aber zum vorliegenden Roman: Was bringen uns die Splitter der Zeit?

Andreas Brandhorst – Splitter der Zeit weiterlesen

Meyer, Kai – Wasserweber, Die (Wellenläufer-Trilogie 3)

_Sehr vorhersehbar: krönender Abschluss_

„Die Wasserweber“ ist der dritte und abschließende Teil der „Wellenläufer“-Trilogie Kai Meyers.

Ein magisches Beben erschüttert die Küsten der Karibik. Und in finsteren Piratenhäfen werden Kinder geboren, die über Wasser gehen können. Jahre später glaubt Jolly, dass außer ihr keine anderen Wellenläufer mehr am Leben sind. Bis sie Munk begegnet. Auch er versinkt nicht im Wasser – und kann aus Muscheln einen uralten Zauber beschwören. Ein rätselhafter Fremder, der Geisterhändler, schickt die beiden auf eine fantastische Reise. Gejagt von Klabautern, Ungeheuern und allen Seeräubern der karibischen See, stellen sie sich einer tückischen Gefahr: dem Mahlstrom, einem dunklen Strudel, der die Barriere zwischen den Welten niederreißt.

_Der Autor_

Kai Meyer, Jahrgang 1969, studierte Film, Philosophie und Germanistik und arbeitete als Redakteur. Er schrieb schon in jungen Jahren und lieferte u. a. ein paar Jerry-Cotton-Abenteuer. Sein erster großer Erfolg war „Die Geisterseher“, eine historische „Akte X“. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und Drehbuchautor. Bisher sind rund 40 Romane von ihm erschienen. Selbst Kritiker waren von seinem historischen Mystery-Thriller „Die Alchimistin“ begeistert, später folgten „Die fließende Königin“ und „Göttin der Wüste“. Bei |Loewe| erschien mit den „Wellenläufern“ ein Jugend-Fantasyzyklus. [„Frostfeuer“ 2111 aus dem Jahr 2005 ist eigenständiger Jugendroman. Das Buch wurde mit dem internationalen Buchpreis CORINE ausgezeichnet.

Die Wellenläufer-Trilogie:

1) Die Wellenläufer
2) Die Muschelmagier
3) Die Wasserweber

|Kai Meyer bei Buchwurm.info:|

[Interview mit Kai Meyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=11
[„Die Alchimistin“ 73
[„Das Haus des Daedalus“ 373
[„Der Schattenesser“ 2187
[„Die Fließende Königin“ 409
[„Das Buch von Eden“ 890 (Hörbuch)
[„Das Buch von Eden“ 3145
[„Der Rattenzauber“ 894
[„Frostfeuer“ 2111 (Hörbuch)

_Vorgeschichte der Trilogie_

Die Romantrilogie spielt Anfang des 18. Jahrhunderts unter den Piraten der Karibik. Ein magisches Beben erschüttert die Küsten der Karibik. Und in finsteren Piratenhäfen werden Kinder geboren, die über Wasser gehen können. Die Heldin Jolly, ein 14-jähriges Seeräubermädchen, verfügt von Geburt an über das besondere Talent des Wellenlaufens. Nach dem Untergang ihres Schiffes und dem Verlust ihrer Mannschaft glaubt Jolly, dass außer ihr keine anderen Wellenläufer mehr am Leben sind. Bis sie Munk begegnet. Auch er versinkt nicht im Wasser – und kann aus Muscheln einen uralten Zauber beschwören. Er ist ein Muschelmagier.

Ein rätselhafter Fremder, der Geisterhändler, der die Geister ertrunkener Seeleute als Sklaven verkauft, schickt die beiden auf eine fantastische Reise. Gejagt von Klabautern, Ungeheuern und allen Seeräubern der karibischen See, stellen sie sich einer tückischen Gefahr: dem Mahlstrom, einem meilenbreiten dunklen Strudel, der von einer teuflischen Intelligenz beseelt ist und die Barriere zwischen den Welten niederreißt.

|Handlung von Band 2, „Die Muschelmagier“|

Eine Nebelwand schützt die Seesternstadt Aelenium vor den Blicken der Welt. Die schwimmende Stadt ist Wächter des gefährlichen Mahlstroms, der in den Tiefen der Karibik lauert. Aber Aelenium hat versagt. Während hinter dem Horizont der Mahlstrom die See verschlingt, ruht die letzte Hoffnung auf den Wellenläufern. In ihren Händen liegt das Schicksal der Karibikbewohner und Aeleniums, die es vor dem Mahlstrom zu bewahren gilt.

Jolly und Munk werden in den Korallenpalästen der Stadt auf den Kampf gegen den Mahlstrom vorbereitet. Doch Jolly sehnt sich zurück nach ihrem Leben als Piratin. Als Klabauterheere vor Aelenium aufmarschieren, beginnt eine abenteuerliche Flucht. (zitiert nach Klappentexten und Verlagsangaben)

_Handlung von „Die Wasserweber“_

Nur noch zwei bis drei Tage bis zum Angriff auf die karibische Seesternstadt Aelenium. Der Verteidigungsplan ist bereits beschlossen. Während die beiden Muschelmagier Munk und Jolly den Mahlstrom in der Gegend namens Sorfenschrund schließen sollen, verteidigt sich die Stadt gegen die Angriffe der Klabauterarmeen. Doch auch der Kannibalenkönig Tyrone wird angreifen. Jolly hofft, dass die anderen Piratenkapitäne, die sich von ihm verraten sehen, seine Flotte angreifen und ihn von einem Angriff auf Aelenium abbringen. Die Chance ist jedoch nur gering. Klar ist jedenfalls, dass jede Verteidigungsmaßnahme nur dazu dienen kann, den beiden Quappen Zeit zu erkaufen, um das eigentliche Übel zu bekämpfen. (Man denke an Frodo und Sam auf dem Weg zum Schicksalsberg.)

Doch zu den Verteidigern gesellt sich ein unerhoffter Kämpfer: der Riesenwal Jasconius mit seinen beiden Insassen, Griffin und Ebenezer Arkwright. Der Wal, der die Bedrohung erkannt hat, soll sich noch als große Hilfe im Kampf erweisen. Und Griffin tut sich als Reiter eines Flugrochens hervor, der mit seinem jeweiligen Schützen die Klabauter aus der Luft bekämpft.

|In die Tiefe|

Begleitet von Soledad, Hauptmann D’Artoire und dem Geisterhändler, begeben sich Munk und Jolly hinaus in das Seegebiet, unter dem sich der Mahlstrom befindet. Jolly bittet den Oberbefehlshaber, ihre Grüße an Griffin auszurichten, den sie seit einer Weile nicht mehr gesehen hat (er war ja im Wal verschwunden). Sie weiß nun, für wen und was sie kämpft: für Griffin, ihre Zukunft – und für ihr Leben als magiebegabte Quappe. Im letzten Moment taucht Griffin auf, so dass sie ihm einen Abschiedskuss geben kann. Das freut Munk überhaupt nicht, denn er ist eifersüchtig.

Der Weg zum Mahlstrom ist lang und tückisch. Munk und Jolly müssen zuerst 30.000 Fuß tief tauchen und dann noch 20 bis 30 Meilen gehen oder schwimmen. Die Warnungen des Geisterhändlers, eines alten Gottes, begleiten sie. Denn vor Tausenden von Jahren soll es schon einmal einen Kampf gegen den Mahlstrom gegeben haben. Damals wurde der Mahlstrom im Schorfenschrund eingesperrt, doch offenbar hat er sich befreien können. Waren die Wachen müde geworden?

Beim Schwimmen stoßen die beiden Quappen auf eine versunkene Seesternstadt – der Vorgänger Aeleniums. Immer wieder müssen sie sich vor Klabautern verstecken: käseweißen und klapperdürren Krallenmännern, die auch unter Wasser riechen und sehen können. Mit ihren breiten Füßen können sie sich auf dem Meeresgrund gut fortbewegen. Jolly und Munk wurden auch vor Suchströmen gewarnt, die als Flutwellen das Meer durchziehen und jeden Wehrlosen in die Tiefe ziehen können.

|Aina|

Nahe der versunkenen Stadt stoßen die beiden Quappen auf ein nacktes Mädchen von etwa 15 Jahren. Sie nennt sich Aina und betört den verblüfften Munk mit ihrer Schönheit und ihrer einschmeichelnden Stimme. Jolly ist gleich von Anfang an misstrauisch. Aina muss eine der früheren Quappen sein, aber dann wäre sie ja Tausende von Jahren alt – und sähe bestimmt nicht wie 15 aus. Außerdem ist sie nichtstofflich wie ein Geist: Als Munk Aina berührt, dringt seine Hand durch sie hindurch. Als Aina ihm eine ihrer großen Muscheln zeigt, ist er in der Lage, mit dieser Magie einen Angriff von Klabautern zurückzuschlagen.

All dies kommt Jolly sehr seltsam vor. Aber die schmeichlerische Stimme Ainas lullt sie ein und Munk ist von Ainas Hilfsbereitschaft überzeugt, und so lassen Munk und Jolly sich von dem Mädchen zum Klabauterberg führen, der sich am Rande des Schorfenschrunds erhebt. Angeblich soll hier die Mutter der Klabauter, Kangusta, leben, doch Aina sagt, sie habe sich selbst eingeschlossen. Das ist jedoch gelogen, wie Jolly zu spät herausfindet. Und Munk ist weit weg und kann ihre Hilferufe nicht hören …

_Mein Eindruck_

Der Abschluss der Wellenläufer-Trilogie erinnert mich stark an das Finale von Tolkiens „Herr der Ringe“ (und vielleicht war die Ähnlichkeit auch dem Autor bewusst, so dass er ein bewährtes Rezept verwendete). Während die Entscheidungsschlacht um Aelenium in mehreren Phasen tobt, versuchen zwei junge Menschen – bei Tolkien sind es Frodo und Sam – den Verursacher all diesen Übels auszuschalten: den Mahlstrom. Dabei müssen Jolly und Munk mehrere Grenzen überschreiten und neue Wesen kennenlernen, die ihnen mehr über den Widersacher verraten. Munk lernt von Aina und täuscht sie, doch Jolly verschlägt es zu der Mutter der Klabauter, Kangusta, sowie zu den Wasserweberinnen. In diesen Begegnungen geraten die beiden jungen Quappen an die Grenze zum Numinosen, den anderen Gottwesen: den „Meistern“ des Mare Tenebrosum.

|Götterdämmerung|

Wie auch immer: Ende gut, alles gut. Oder doch nicht? Viele Helden mussten ihr Leben lassen, andere jedoch – wundersamerweise – nicht. Mit vereinten Kräften wird man auch Tyrones Herr, und schließlich kann man ans Reparieren und Genesen gehen. Doch einer ist für immer gegangen: Urvater, der Schöpfer dieser Welt. Er hat sein negativ gepoltes Gegenstück, den Mahlstrom, nicht überlebt. Das heißt: nur körperlich. Denn seine Geschichte, also seine Idee, lebt weiter fort, ermöglicht durch die Magie des Geisterhändlers, des einäugigen Gottes (eine Gandalf-Figur). Die Ära der alten Götter ist vorüber, die Herrschaft der Menschen endgültig angebrochen. Doch einen neuen König gibt es dennoch nicht: Die alten Streitigkeiten bleiben bestehen. Aber alle schmieden Pläne.

|Metamorphose |

Ein Handlungselement hat mich an einen alten Fantasytrick erinnert: Wenn eine alte Figur ausgedient hat, wird sie entweder ausgewechselt – oder sie verwandelt sich. So verwandelt sich der alte Zauberer in A. R. R. R. Roberts Hobbit-Parodie [„Der kleine Hobbnix“ 477 kurz vor der entscheidenden Begegnung mit dem Drachen (alias Smaug) in ein Wesen, das wesentlich nützlicher ist als der vergessliche Tatterich, der er zuvor war (ich verrate nicht, in was). Aber er entscheidet natürlich die Begegnung mit dem Gegner. Dieses Element könnte man wohl als „Ass im Ärmel“ bezeichnen.

Der hexhermetische Holzwurm, der als Orakel und Dichter gleichermaßen genervt hat, macht eine Verpuppung durch, die den Leser gespannt darauf warten lässt, was aus dem Kokon schlüpfen mag. Als die geflügelte Schlange mit viel Licht und Wunder erscheint, ist auch dies eine Begegnung mit dem Numinosen. Merkwürdig, dass keiner der Anwesenden sonderlich Angst verspürt. Und da sich die grantige Mentalität des Ex-Holzwurms nicht geändert hat, gibt es dazu auch wenig Anlass. Die Feinde haben sich dafür umso mehr zu fürchten.

|Terminator-Wyvern|

Auch der Gestaltwandler ist ein Gegner, dem sich jemand entgegenstellen muss, und diesmal ist die Reihe an Griffin, Jollys Freund. Der Gestaltwandler oder „Wyvern“ (was in den meisten Bestiarien einen Flugdrachen bezeichnet, aber das trifft hier nicht zu) ist ein Schwarmwesen, das – wie ein feindlicher Terminator à la TX – die Gestalt jedes Wesens annehmen kann, das es berührt hat. Es ist folglich äußerst schwierig, so eine proteische Gestalt zu töten. Griffin schafft es wunderbarerweise trotzdem.

|Vorgeschichten|

Doch wer hat das Wyvern geschickt: der Mahlstrom, die Meister, das Mare Tenebrosum oder sonst jemand? Die Erklärung ist recht kompliziert, denn sie fordert ständiges Umdenken. Ebenso kompliziert ist die Erklärung, wie der Mahlstrom überhaupt entstand – und warum er nach mehreren tausend Jahren Ruhe erneut auftauchte. Mich haben diese Erklärungen kaum zufrieden gestellt. Das ist das Problem mit den nachträglich gelieferten Vorgeschichten: Sie lassen sich nur selten auf erzählerisch befriedigende Weise in die gegenwärtige Erzählung integrieren. Tolkien beispielsweise brauchte dafür einen umfangreichen Anhang, um die Vorgeschichten für „Der Herr der Ringe“ zu beleuchten. Hätte er [„Das Silmarillion“ 408 zuerst veröffentlichen dürfen, wäre das unnötig gewesen.

Das Ende des Widersachers, sei es nun Sauron oder der Mahlstrom, hat entsprechend spektakulär auszusehen und das Ende einer Ära zu bezeichnen. Sowohl Tolkien als auch Peter Jackson und Kai Meyer lösen diese leichte Aufgabe zur größten Zufriedenheit des jeweiligen Publikums, ohne jetzt mehr verraten zu wollen.

_Unterm Strich_

Wie oben schon erwähnt, greift der Autor in diesem Teil auf bewährte Muster der Fantasyliteratur zurück. Da ich diese Muster zur Genüge kenne, habe ich mich ziemlich gelangweilt, denn ich wusste ja schon, was kommen würde. Die diversen Showdowns, die für ein Finale obligatorisch sind, konnten mich ebenfalls nicht besonders begeistern, denn es war ja klar, dass die Guten gewinnen würden.

Keiner von Jollys Gefährten gerät wirklich in Lebensgefahr, und wenn auch Jolly zeitweilig für tot gehalten wird, so ist doch für jeden Kenner klar, dass der Autor die Hauptfigur nicht einfach sang- und klanglos in der Versenkung verschwinden lassen kann. Aber wenigstens tauchen keine Adler auf – obwohl der Flugrochen Griffins damit eine starke Ähnlichkeit aufweist. Alles in allem wird in diesem Teil mehr gehandelt als gequasselt, doch der hohe „bodycount“ unter den feindlichen Angreifern auf Aelenium dürfte keinen Leser schmerzen.

http://www.loewe-verlag.de/

Pierre du Bourdel – Mademoiselle und ihre Freundinnen. Erotischer Roman

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