Bei „Transformation“ von Justina Robson handelt es sich um einen aus der Ich-Perspektive erzählten Science-Fiction-Roman, der im England einer nicht allzu fernen Zukunft spielt und in dessen Zentrum die Hauptfigur Anjuli O’Connell steht. Die Erzählung setzt in Anjulis schwieriger Kindheit ein und von da an begleitet der Leser sie durch ihr weiteres Leben, welches von der Beschäftigung mit künstlicher Intelligenz dominiert wird. Anjuli hat ein „absolutes“ Gedächtnis, was ihr bei ihrem Beruf als KI-Psychologin durchaus zugute kommt.
Die Handlung des Romans wird von drei Motiven beherrscht. Das Hauptmotiv bildet Anjulis Verbindung zu ihrem auf mysteriöse Weise verstorbenen Jugendfreund Roy Croft, der nicht nur ein Genie auf dem Gebiet der KI-Technologie war, sondern zudem eine aufsehenerregende Klage eingereicht hat, die entgegen der Interessen des Großkonzerns Optinet die Menschenrechte für die neu geschaffene KI 901 einzufordern suchte. Hier findet sich auch die Überleitung zu dem zweiten Hauptmotiv des Romans, welches durch den Gerichtsprozess, der in Folge von Roys Klage entsteht, repräsentiert wird. Anjuli befindet sich hierbei in einem tiefen Interessenkonflikt, da sie als Sachverständige zu dem Prozess geladen wird. Es gilt für sie, den eigenen Weg zwischen den beiden Extremposition von Roy Croft dem Maschinenrevoluzzer, der ihr zudem noch Nachrichten aus dem „Jenseits“ schickt, und ihrem Arbeitgeber Optinet zu finden, der natürlich strikt gegen die Emanzipation von 901 ist. Das dritte Hauptmotiv bildet das Privat- und Gefühlsleben der Protagonistin. Speziell dieser Handlungsstrang ist jedoch der große Schwachpunkt des Romans. Robson gelingt es in diesem Buch nicht, die Hauptfigur, die naturgemäß bei einem Roman aus der Ich-Perspektive von exponentieller Wichtigkeit ist, interessant zu gestalten.
„Transformation“ ist leichte Sci-Fi Kost, die gut verdaulich ist, wenn man von ihr keine innovativen Ideen erwartet. Wenngleich die Handlung des 479 Seiten langen Romans viele Wendungen aufweist, gelingt es der Autorin dennoch nicht, die wenig originelle Geschichte von „Transformation“ packend zu erzählen. Das mag einerseits an den äußerst konstruiert wirkenden Charakteren und andererseits an etlichen aufgewärmten Versatzstücken, die aus besseren Science-Fiction-Romanen entliehen wurden, liegen. Man hat das alles eben im Sci-Fi-Genre schon einmal gelesen oder gesehen.
… zwei entscheidende Faktoren im Leben von R. Scott Bakker, der 1967 das Licht der Welt erblickte, sich als Tabakpflanzer bei seinem Vater verdingte, dann Philosophie studierte (und noch immer studiert), um 2003 schließlich mit „Schattenfall“ den Auftakt zu einer Fantasy-Trilogie zu schreiben, die an Figuren- und Detailtiefe ihresgleichen sucht.
Teil zwei, „The Warrior Prophet“ ist über dem großen Teich schon veröffentlicht, während Teil drei, „The Thousendfold Thought“, nur noch wenige Wochen auf seine Veröffentlichung warten muss. Hoffnung für den deutschen Leser also, dass er nach Lektüre von „Schattenfall“ relativ rasch in den Genuss der Nachfolgewerke gelangen könnte.
_Eärwa und der Heilige Krieg._
Eärwa, jenes Land, auf dem sich der „Krieg der Propheten“ abspielt, ist Heimat vieler unterschiedlicher Kulturen, Völker und Religionsgruppen. Vor vielen Jahren gab es die so genannte „erste Apokalypse“, in welcher der „Nicht-Gott“ die Menschheit versklavt hatte. Aber der Nicht-Gott wurde besiegt, ebenso seine Diener, die „Rathgeber“, und so haben sich im Laufe der Jahre die übrigen Religionen gegeneinander gewandt: Die strenggläubigen Fanim verachten die Inrithi und Letztere wiederum verachten die Orden der Hexenkunst. Die Inrithi jedenfalls sind die am weitesten verbreitete Glaubensgruppe in Eärwa, und in ihrem Glaubenszentrum, den Tausend Tempeln, scheint sich etwas zusammenzubrauen:
Maithanet, ein völlig Unbekannter, taucht wie aus dem Nichts auf und wird neuer Vorsteher der Tausend Tempel, um den sich die Inrithi-Anhänger mit beängstigendem Fanatismus scharen. Nicht lange, und Maithanet ruft den „Heiligen Krieg“ aus, dem sich jeder Gläubige anzuschließen habe. Gegen wen? Das lässt der heilige Mann vorerst noch offen und wartet, bis sich halb Eärwa bei den Tausend Tempeln eingefunden hat, um seiner Kriegserklärung zu lauschen.
_Ein Stich ins Frömmlernest._
Der Hexerorden der Mandati jedenfalls wird von der drohenden Kriegserklärung ordentlich aufgerüttelt. Immerhin gilt gerade Zauberei bei den Inrithi als verpöntes Heidentum, was läge also offener auf der Hand als ein Heiliger Krieg, der die Hexerorden von der Landkarte fegen soll? Achamian allerdings hat andere Befürchtungen.
Die Mandati tragen die Bürde auf ihren Schultern, die letzte Schlacht gegen den Nicht-Gott jede Nacht aufs Neue zu träumen, daher sind die Mandati mittlerweile auch die einzigen, die noch an die drohende „zweite Apokalypse“ glauben. Achamians Träume werden intensiver und er schließt es keinesfalls aus, dass der „Heilige Krieg“ nur das Symptom einer Verschwörung ist, einer Verschwörung der Ratgeber, um den Nicht-Gott wieder auf seinen Thron zu hieven …
Kaiser Ikurei Xerius, Herrscher des Kaiserreichs Nansur, möchte den Heiligen Krieg derweilen zu ganz anderen Zwecken nutzen: Die Feldherren sind alle auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, dass Kaiser Xerius ihre Truppen mit genügend Proviant versorgt, damit sie überhaupt marschieren können. Xerius denkt aber nicht im Traum daran, diese Unterstützung ohne Gegenleistung zu akzeptieren: Er verlangt, dass die Feldherren aller Beteiligten einen Vertrag unterzeichnen, wonach nach Ende des Heiligen Krieges alle eroberten Gebiete in den Besitz des Kaiserreiches Nansur übergehen. Als zusätzliches Bonbon für den unterschriebenen Vertrag verspricht er ihnen seinen Neffen Conphas zum Heerführer. Conphas hat schon kurz zuvor ein Volk von Heiden ausgelöscht, das als unbesiegbar galt: die Scylvendi. Und wenn das mal kein göttliches Zeichen war …
Cnaiür jedenfalls ist ein solcher Scylvendi, ein wilder, erbarmungsloser Krieger, der die Schlacht des Conphas überlebt hat und sich nun ebenfalls daranmacht, in das Gebiet zu marschieren, wo der Heilige Krieg stattfinden soll. Aus Rache für die Auslöschung seines Volkes, könnte man denken, aber von wegen.
Sein Herz brennt vor Rachsucht, aber diese Rachsucht gilt nur einem einzigen Mann: Anasurimbor Moenghus. Moenghus ist ein Dunyain. Das ist ein Mönchsorden, der sich einzig und allein dem „Logos“ verschrieben hat, also der reinen Vernunft. Während einer Ausbildung unter extremen Bedingungen lösen sich die Dunyain von ihren Bedürfnissen und Schwächen, sie können aus dem Verhalten ihres Gegenübers mühelos seine Gedanken lesen und ihn durch ihr bloßes Auftreten manipulieren.
Und Moenghus hat Cnaiür dereinst manipuliert, ihn dazu gebracht, seinen eigenen Vater zu töten, wofür Cnaiür sich noch immer verachtet. Dann taucht plötzlich Kellhus auf, der Sohn von Moenghus, und behauptet zu wissen, dass sich sein Vater in Shimeh aufhält (die Stadt also, auf die sich auch der Heilige Krieg stürzen soll).
Auch Kellhus ist ein Dunyain und versucht Cnaiür zu manipulieren, beißt sich aber die Zähne an dem Scylvendi aus, weil der durch seine schlechten Erfahrungen mit Moenghus vorbereitet ist. Also behauptet Kellhus, dass er selbst seinen Vater töten möchte, und so machen sie sich zähneknirschend gemeinsam auf den Weg nach Shimeh, jener Stadt, die zum erklärten Ziel des Heiligen Krieges wurde …
_Aspirin Marsch!_
Die obige, mächtig abgespeckte Übersicht verdeutlicht, in welcher Detailtiefe R. Scott Bakker arbeitet, und dementsprechend braucht es schon einige Zeit konzentrierter Beschäftigung mit dem Anhang, um sich in den politischen, religiösen und zeitgeschichtlichen Wirren zurechtzufinden, die Bakker über Eärwa gesponnen hat.
Das alles wird noch erschwert durch eine wirklich undurchsichtige, abstrakte Namensgebung; die Verinnerlichung der ganzen Glaubensgruppen erinnert eher an das Lernen von Vokabeln, als dass man tatsächlich von Lesevergnügen sprechen könnte. Fanim, Cishaurim, Dunyain, Mandati, Sranc, Scharlachspitzen, Scylvendi … Aber damit nicht genug, auch die einzelnen Gruppen haben wiederum Untergruppen mit ähnlich zugänglichen Bezeichnungen: Die Inrithi etwa teilen sich auf in: Nansur, Galeoth, Ainoni, Thunyeri … Zuletzt bleiben die Namen der Figuren, die irgendwie alles dafür tun, dass man sie auch unbedingt miteinander verwechselt (Xerius, Xinemus …).
Auf diesem Gebiet also deutliche Abzüge von meiner Seite; wie viel zugänglicher und „optischer“ ist da George R. R. Martin vorgegangen. Keine Zugenbrechernamen, sondern: Der alte Bär. Der Berg. Der Hund. Die Schöne. Keine Zungenbrecherbezeichnungen für wichtige Bauwerke, sondern: Die Mauer. Winterfell. Die Twins.
_Der Rausch nach dem Kopfschmerz._
Aber wer sich von ein bisschen „Vokabeln-Lernen“ abschrecken lässt, ist selbst schuld, denn wenn man durch die Verhältnisse erst mal durchgestiegen ist, offenbart sich einem im Heiligen Krieg ein Ränkespiel, das seinesgleichen sucht. Zugegeben, der Trip, auf den Bakker einen da mitnimmt, ist ein ziemlich vergeistigter: Überlegungen und Abwägungen überall, innere Monologe zuhauf, Dialoge, die sich über Seiten hin erstrecken, und viel, viel abstraktes Gedankengut.
Wer nun aber wiederum glaubt, dass Bakker nicht optisch schreiben könnte, liegt ebenfalls daneben, im Gegenteil: Wenn er aus den Köpfen seiner Figuren heraussteigt und die „Kamera“ auspackt, hält er auf anschauliche und unverbrauchte Details damit. Die Schlacht der Scylvendi, etwa, hat er wirklich drastisch in Szene gesetzt!
Trotzdem: „Schattenfall“ ist kein Buch für Ungeduldige, taugt keinesfalls zum Abschalten und wird sich standhaft weigern, neben Popcorn-Fantasy (das ist übrigens nicht abschätzig gemeint) der Marke Hohlbein und Co. im Regal zu stehen. Aber wer sich auf den „Krieg der Propheten“ einlässt, wird mit einem Universum belohnt, das lange nachhält.
Der absolute Höhepunkt überhaupt sind die Psychoduelle zwischen Kellhus, dem Dunyain, und Cnaiür, dem Scylvendi. Kellhus versucht Cnaiür auf subtilste Weise zu manipulieren, doch der durchschaut das, hat ein nahezu undurchdringliches Schild errichtet, muss dann aber mitansehen, wie Kellhus eben jeden anderen in ihrer Umgebung formt, als bestünde alles nur aus weichem Wachs …
Definitiv kein Pageturner, aber ein schweres Geschütz mit entsprechender Durchschlagskraft. So sieht also Fantasy aus, die einem Philosophenhirn entsprungen ist – beeindruckend!
Chicago im Jahr 2018: Der Gentec-Konzern kontrolliert die weltweite Wirtschaft mit genmanipulierten Erzeugnissen und innovativen Genchips. Was jedoch genau in der großen Manufaktur vor sich geht, bleibt der Außenwelt verborgen. Selbst FBI und CIA haben keinen Zugang zu den geheimen Labors und stehen dem Unternehmen deshalb auch sehr skeptisch gegenüber.
Band 1: „Das Elfenportal“
Band 2: „Der Purpurkaiser“
Wieder einmal haben Henry, Pyrgus und Holly Blue Lord Hairstreak einen Strich durch die Rechnung gemacht, als Pyrgus zu Blues Gunsten abgedankt hat. Aber selbstverständlich ist Lord Hairstreak deshalb keineswegs bereit aufzugeben! Immerhin ist die neue Kaiserin nur ein Kind … Leider hat er seit neuestem das Problem, dass seine bisherigen Verbündeten auf einmal alle mit den Lichtelfen über einen Nichtangriffspakt verhandeln wollen!
Band 1: [„Der Verrat der Feuer-Gilde“ 2909
Band 2: [„Der Prophet des Phönix“ 2931
Mit „Der Ruf des Smaragdgartens“ beendet Katja Brandis ihre Triologie mit dem Titel „Kampf um Daresh“ und schickt ihre Heldin Rena zu diesem Zweck noch einmal in ein gefährliches Abenteuer.
Rena, mittlerweile achtzehn Winter alt, lebt alleine in einem kleinen Dorf der Luftgilde, obwohl sie aus der Erdgilde stammt. Man muss dazu wissen, dass sich die Menschen im Land Daresh hauptsächlich in vier Gilden aufteilen und es Rena zu verdanken ist, dass diese Gilden mittlerweile friedlich zusammenleben. Sie selbst hat in den beiden Vorgängerbänden jedes Mal die Arbeit einer Beraterin übernommen, was damit zusammenhängt, dass sie in jungen Jahren einen Stein, die „Quelle“ genannt, berührt hat. Dieser kleine Unfall hat es ihr ermöglicht, nicht nur Daresi, sondern auch alle Sprachen der Halbmenschen in Daresh, also der Iltismenschen, der Storchenmenschen, der Nattermenschen und anderen zu sprechen.
Eines Tages geschieht etwas Ungeheuerliches im mittlerweile friedlichen Daresh. Enobar, ein langjähriges Mitglied des Rats in der Felsenburg, wird von einem der sonst so friedliebigen Storchenmenschen ermordet. Das Reich ist in Aufruhr und viele nutzen diese Gelegenheit, um Jagd auf die verhassten Halbmenschen zu machen, die daraufhin in den gefährlichen Dschungel Lixantha fliehen. Rena möchte ihren Freunden gerne helfen, und weil sie nicht glauben kann, dass ein Halbmensch einfach so einen Menschen umbringt, macht sie sich in den Dschungel auf, um dort nach den Beweggründen des Storchenmenschen zu suchen.
Sie freundet sich mit einem Clan von Storchenmenschen an, und von dem geschwätzigen, dicken Ruki, der anders als seine Artgenossen nicht fliegen kann, erfährt sie von einer mysteriösen Gestalt namens Me’ru, die die Geschicke von ganz Daresh leitet, von der aber niemand weiß. Angeblich hat der Storchenmensch Enobar im Namen des Me’ru umgebracht. Aber kann das stimmen?
Rena macht sich zusammen mit ihrer Freundin Alix auf die Suche nach dem uralten Me’ru, und auf ihrer Reise trifft sie nicht nur neue Freunde, sondern auch einen Feind, mit dem niemand gerechnet hat …
Was möchte man sagen? Tatsache ist, dass sich der Abschlussband der „Kampf um Daresh“-Triologie brav einreiht und weder einen großartigen Höhepunkt noch einen Tiefpunkt darstellt.
Die Charaktere und ihre Konstellationen haben sich erwartungsgemäß weiterentwickelt. Die einst so wilde und stürmische Kämpferin Alix ist nun Mutter einer kleinen Tochter, Rena hat mit ihrer großen Liebe Schluss gemacht. Trotzdem gibt es kaum Überraschungen in der Besetzung, obwohl alle neuen und alten Personen sehr schön ausgearbeitet sind. So zum Beispiel der kleine Ruki, der sich weigert zu fliegen, was ihn zu einem Sonderling macht. Als Rena, die ja ebenfalls nicht fliegen kann, sich zu seinem Stamm gesellt, ist er mehr als froh, jemanden kennen zu lernen, der ihm ähnelt. Natürlich bleibt es nicht aus, dass er sich auf ihrer Reise zum Me’ru so weiterentwickelt, dass er mit dem Fliegen beginnt, aber dieses kleine Klischee sei der Autorin gestattet.
Die Handlung selbst ist an und für sich spannend, auch wenn sie stellenweise wie eine Kopie aus den Vorgängerbänden wirkt. Da die Bände nicht wirklich aufeinander aufbauen, rettet Rena zum dritten Mal ihr Land vor einem großen Unglück. Und erneut tritt sie dazu eine Reise an. Dieser Aufbau ähnelt dem der anderen beiden Bücher schon sehr und nimmt sich dadurch selbst das Potenzial. Erschwerend kommt hinzu, dass er Plot in der Mitte ein wenig ausfasert und dadurch kaum noch Spannung aufgebaut wird.
Im Schreibstil, der von mir schon des Öfteren als durchschnittlich beschrieben wurde, hat sich nichts geändert. Nach wie vor ist er eher ein Mittel zum Zweck. Er transportiert die Geschichte, entwickelt dabei aber kein Eigenleben. Brandis versteht ihr Handwerk und der Text lässt sich flüssig ohne Stolpersteine lesen. Trotzdem wirkt er ein wenig zu beliebig, um lobend erwähnt zu werden.
Katja Brandis bekleckert sich beim Abschluss ihrer „Kampf um Daresh“-Serie nicht gerade mit Ruhm. Anstatt eines fulminanten Endes erzählt sie eine andere Variation der bekannten Geschichte mit dem bekannten, durchschnittlichen Schreibstil. Trotzdem weist die Geschichte an einigen Stellen Spannung auf, die zum Weiterlesen animiert, aber an „Der Verrat der Feuer-Gilde“ kommt „Der Ruf des Smaragdgartens“ trotzdem nicht heran.
Mit „Sturmreiter“ beendet David Gemmell (1948-2006) seinen Zyklus um das keltische Volk der Riganten. Zivilisationskritik und der Kampf um die Bewahrung der Naturkultur der Keltoi-Stämme standen im Mittelpunkt der ersten beiden Bände „Die Steinerne Armee“ und „Die Nacht des Falken“, die in einer an die spätrömische Zeit angelehnten Welt spielten. Der Rigante-Zyklus zeichnet sich besonders durch diesen ungewöhnlichen Mix aus historischem Roman, Heroic Fantasy und aktuellen Themen aus.
„Rabenherz“ und „Sturmreiter“ spielen 800 Jahre später in einer Zeit, in der die Siege der legendären Könige Connavar und Bane nur noch Legenden sind. Die Riganten wurden zu den einschlägig bekannten Highlandern, geschlagen und unterdrückt von den Varliern, ihrer Kultur weitgehend beraubt. In diesem bereits spätmittelalterlichen Szenario gibt es schon Pistolen und Musketen.
Während Kaelin Ring den Aufstand der Schwarzriganten gegen den grausamen Landlord Moidart anführt, einen kalten und gefährlichen Mann, der die Riganten abgrundtief hasst, entdeckt der „Erlöser“-Ritter Winter-Kay bei einem Überfall auf ein Dorf vermeintlicher Ketzer ein uraltes Artefakt: den Schädel eines toten Seidh-Gottes (angelehnt an die „Sidhe“ des inselkeltischen Sagenkreises) der Rigante. Dieser dunkle Gott bemächtigt sich des ehrgeizigen Winter-Kay und verstärkt dessen Ehrgeiz.
Bald ist Winter-Kay zu Lord Winterbourne geworden, Vertrauter des Königs und Anführer der Erlöser-Ritter. Er nutzt geschickt den Bürgerkrieg zwischen den Royalisten und Anhängern der Republik für seine eigenen Zwecke aus und hegt auffälliges Interesse an den im Norden lebenden Riganten. Bald fällt sein Blick auch auf Gaise Macon, den ungeliebten „Sohn“ des Moidart. Ungeliebt, da der Moidart nicht weiß, ob er sein Sohn ist oder der seines verhassten Rivalen Lanovar, dem letzten großen Rigante-Führer, der ein Verhältnis mit seiner Frau hatte. Gaise hat ein grünes und ein goldbraunes Auge – wie Lanovar, die Großmutter des Moidart oder auch der legendäre König Connavar …
In den Wirren des Bürgerkriegs kämpfen der Moidart und Gaise für den König, der immer mehr unter den Einfluss Winter-Kays gerät. Bald müssen die Riganten unter Kaelin Ring, der Moidart und sein entfremdeter Sohn Gaise sich widerwillig verbünden gegen den neuen und übermächtigen Feind. Der dunkle Gott in Winter-Kay will sich der verbliebenen Magie der Rigante bemächtigen, sie vernichten und damit das Schicksal der Welt besiegeln.
_Wenn man zu dem werden muss, was man am meisten hasst_
Gaise Macon, der „Sturmreiter“, stellt in gewisser Weise das Negativ Banes in „Die Nacht des Falken“ dar. Während Bane der verhasste Sohn des großen und geehrten Königs Connavar war, der stets versuchte, seinem Vater nachzueifern, nie anerkannt wurde, bis seine Liebe in Hass umschlug, ist bei Gaise das Gegenteil der Fall. Sein Vater ist der von allen gehasste, grausame Landlord, und Gaise versucht ein guter Mensch zu sein, niemals so zu werden wie der böse Moidart.
Im Krieg lernt Gaise, dass in ihm wie in jedem Menschen der Keim des Bösen steckt. Oft muss er grausame Entscheidungen in der Art des Moidart treffen, um größeres Übel zu vermeiden. Diese Erkenntnis droht ihn zu zerbrechen; zur Verzweiflung seines Vertrauten und ehemaligen Lehrers Mulgrave wird Gaise fast genauso hart und gnadenlos wie der Moidart. Dieser hingegen wird zur Symbolfigur des Widerstands gegen Winter-Kay, geachtet von allen, sogar den Riganten. So endet „Sturmreiter“ auch mit folgendem höchst ironischen Satz: „‚Erzähl uns vom Moidart‘, bat ein Mann. ‚Sie sagen, er ist ein Heiliger.'“
Gemmell verwischt hier die so vermeintlich klaren Fronten der Schwarzweißmalerei. Die Umstände diktieren das Verhalten seiner Helden. So kann ein böser Charakter wie der Kopfjäger Huntsekker auch seine guten Seiten haben, tapfer und selbstlos sein. Ja, sogar der Moidart kann zum Helden werden, während Gaise für das Wohl aller kämpft und dabei Gräuel begeht – und oft sogar geradezu begehen muss, was ihm das Herz bricht. Ihm, der alles sein wollte, nur nicht wie sein Vater.
Die Besessenheit Winter-Kays, dessen Name an den stets missgünstigen Kaye/Keie der Artussagen angelehnt ist, erinnert an frühere Werke Gemmells wie „Der dunkle Prinz“. Die übernatürlichen Fähigkeiten, die er seinen Rittern verleiht, und die Verbindung zur „Quelle“ findet man bereits in früheren Bänden des Rigante-Zyklus wie „Die Nacht des Falken“ aber auch in seiner Drenai-Saga. Die Tragik Winter-Kays und seiner Ritter ist ihr hehrer Anspruch, die fanatischen Eiferer werden ihre eigenen Ideale aus dem Blick verlieren.
Faszinierend ist, wie Gemmell seinen Nebenfiguren Leben einhaucht und sie weiterentwickelt. Neben der Wandlung des bereits erwähnten Huntsekker werden auch Figuren aus früheren Rigante-Romanen auftauchen. Um Kaelin Ring und Gaise Macon werden sich die Nachfahren der Generäle und Vertrauten Connavars scharen, die Highlander besinnen sich ihrer Wurzeln und der alte Geist der Keltoi lebt noch einmal auf.
_Fantasyliteratur mit kritischer Botschaft_
Gemmell zerschlägt das starre Gut-Böse-Schema der Fantasyliteratur und zeigt die Dualität des Menschen auf – Gut und Böse liegen oft ununterscheidbar nahe beieinander. An Kämpfen, unglücklicher Liebe und Heldentum mangelt es nicht, Gemmell nimmt jedoch bewusst die Kehrseite der Medaille unter die Lupe und zeigt, wie aus Engeln Teufel werden – und umgekehrt. Der nachdenklich machende Epilog zeigt parabelhaft sehr deutlich die starke Zivilisationskritik Gemmells. Die naturverbundene Lebenweise und Mystik der Rigante-Highlander/Keltoi wird zwar romantisiert, dennoch ist Gemmell sehr überzeugend, wenn er darlegt, wie unsere moderne Zivilisation die Eigenschaften verstärkt, die uns selbst und unserer Umwelt schaden.
Die Übersetzung ist wieder einmal von Gemmells deutscher Stimme, Irmhild Seeland, was für ihre Qualität spricht. „Sturmreiter“ ist ein würdiges und tief schürfendes Finale für den Rigante-Zyklus, der zweifellos einen der Höhepunkte von Gemmells Werk darstellt. Freunden anspruchsvoller Fantasy im historischen Gewand kann ich ihn nur empfehlen.
„Sturmreiter“ erscheint nur in broschierter Form und ist im Gegensatz zu seinen Vorgängern nicht als Band der gebundenen Reihe „Bibliothek der Phantastischen Literatur“ erhältlich.
_Der Rigante-Zyklus im Überblick_
Band 1: [„Die Steinerne Armee“ 522
Band 2: [„Die Nacht des Falken“ 169
Band 3: [„Rabenherz“ 498
Band 4: [„Sturmreiter“ 2961
Im Kreuzzug gegen die Sabbatwelten kommt dem Planeten Verghast aufgrund seiner Rüstungsgüterindustrie eine zentrale Rolle zu. Als es auf dieser Welt zu einem offenen Krieg zwischen zwei Makropolen, Zoica und Vervun, kommt, droht der Nachschub mit Waffen zu versiegen, was verheerende Folgen für das Imperium haben könnte.
Da die Garde der Vervunmakropole den Angreifern aus Zoica nicht viel entgegensetzen kann, fordern einige Herren der die Stadt beherrschenden Handelshäuser bei Kriegsmeister Macaroth Unterstützungstruppen der imperialen Armee an, darunter auch das „Erste und Einzige Tanith“.
Als Gaunts Geister in der Stadt eintreffen, entpuppt sich die Lage als nahezu hoffnungslos: Unermesslich viele Flüchtlinge aus den umliegenden Arbeiter-Habitaten und Rüstungsmanufakturen haben die städtische Infrastruktur zusammenbrechen lassen und intrigante oder unfähige Führer betreiben faktisch die Zersetzung des politisch-militärischen Entscheidungsapparats von innen, während vor den Toren der Makropole ein Millionen Köpfe zählendes Heer von Chaosdienern darauf wartet, den Eingeschlossenen den Todesstoß zu versetzen. Ein koordinierter, gezielter Einsatz oder gar Gegenangriff ist kaum noch möglich, und das Einzige, was Vervun davor schützt, überrannt zu werden, ist ein riesiger Energieschirm, der plötzlich erlischt …
Zu Beginn des Romans entwirft Abnett ein beeindruckendes Schlachtengemälde, welches sich wie ein großes Puzzle aus vielen, vielen einzelnen Szenen und Fragmenten – zum Teil nicht länger als eine halbe Seite – zusammensetzt. Er hetzt den atemlosen Leser durch eine untergehende Stadt, lässt ihn den Zusammenbruch der Infrastruktur, den Niedergang der Menschlichkeit und das Erstarken von Barbarei intensiv miterleben.
Doch ab einem bestimmten Punkt, etwa ab der Hälfte des Buches, tritt eine Übersättigung mit Gewalt ein, eine regelrechte Abstumpfung, der man sich kaum entziehen kann. Die blitzlichtartig auftauchenden und untergehenden Personen werden bedeutungslos. Wenn zum fünften Mal von „Gesicht wegschießen“ oder „Hinterkopf platzen“ die Rede ist, wird das Grauen banal. Jemand, der wie der Autor in Megatoten rechnet, sollte sich – so zynisch sich das anhört – entsprechend viele, originelle Arten des Sterbens einfallen lassen oder sich auf einige wenige Opfer konzentrieren.
Empfindet man anfangs die Zoicaner in Anbetracht ihrer anonymen Gesichtslosigkeit und der schieren Masse als äußerst bedrohlich, ja sogar unheimlich, so wandelt sich mit Fortschreiten der Handlung auch dieses Bild dramatisch. Irgendwann wird es unbefriedigend, langweilig und geradezu unerträglich, einem uniformen, vollkommen entmenschlichten Gegner beim tontaubenhaften Sterben zuzusehen.
Alles in allem muss man also konstatieren, dass die Dramaturgie letztlich misslungen ist, da es Abnett nicht gelingt, in der Tristesse eines ewigen Kampfes wirkliche Akzente zu setzen und den Leser emotional bei der Stange zu halten. Einige kleinere, unpassend und konstruiert wirkende Sub-Plots können nicht über den Mangel an Abwechslung hinwegtäuschen.
Ebenfalls misslungen ist die Zeichnung der Charaktere und Figuren. Abgesehen davon, dass deren Anzahl viel zu groß ist, um jedem auch nur ansatzweise genügend Aufmerksamkeit zu schenken, wirken jene, die etwas mehr Anteil an der Handlung haben, in ihrer Verkürzung eindimensional, stereotyp, klischeehaft. Der Einzige, der jenseits reiner Schwarz-Weiß-Malerei überhaupt eine Nuancierung zeigt, ist Gaunt, wobei dessen Charakter im vorliegenden Roman eher in Richtung „religiöser“ Fanatiker driftet und damit als Sympathieträger und Identifikationsfigur ausfällt.
Nicht zu übersehen sind diesmal auch eklatante Schwächen in der Handlungslogik und im Abschluss. Es ist nicht ansatzweise nachzuvollziehen, wie die Zoicaner die Vervunmakropole auf so vernichtende Art und Weise überraschen können. Millionen Soldaten und zigtausende Kriegsmaschinen lassen sich nicht innerhalb eines Monats unauffällig aus einem Zylinder zaubern; und die Annahme, dass die Makropolen keinen Kontak untereinander haben bzw. angesichts ihrer kriegerischen Vergangenheit keinerlei Spionage-Netze unterhalten, ist geradezu lächerlich.
Weniger lächerlich als vielmehr dreist ist die Art und Weise, wie sich Abnett diesmal um eine Beschreibung des Endkampfes und einer Lösung des Konfliktes drückt: Gaunt – wer sonst – tritt seinem dämonischen Widersacher gegenüber, wird von diesem schwerst verwundet. … Schnitt! … Kriegsmeister Macaroths Armada taucht über Verghast auf, vernichtet innerhalb von knapp drei Seiten die Zoicaner, rettet Millionen von Flüchtlingen und stößt die Neugründung der beiden Makropolen an. Gaunt erwacht im Lazarett, um gleich darauf ein Attentat auf Dorden und dessen verghastische Kollegin, Curth, zu verhindern. Schluss.
_Fazit_: Nach zwei hervorragenden Romanen um das „Erste und Einzige Tanith“ ist dieser dritte unterm Strich enttäuschend, da ein 430 Seiten langes Metzeln irgendwann ermüdend wird, Logiklöcher die Lesefreude nicht gerade heben und der finale Showdown – bzw. das Fehlen desselben – geradezu als Frechheit bezeichnet werden kann.
Nachdem es den Dämonen gelungen ist, nach Tencendor zu gelangen, sitzen Caelum und seine Armee erst einmal im Wald der schweigenden Frau fest. Denn mehrmals am Tag verteilen die Dämonen ihren grauen Brodem über das Land, um sich an den Seelen aller Lebewesen in ihrer Reichweite gütlich zu tun. Wer in diesen Brodem gerät, ganz gleich, ob Mensch oder Tier, verfällt völlig dem Wahnsinn. Nur der Schatten schützt vor dieser Macht. Auf dem Rückweg nach Karlon muss Zared seine Armee alle paar Stunden mühsam unter geflochtenen Matten verstecken! Aber das ist nicht sein einziges Problem. Er hat einen Verräter in seiner Mitte …
Während Zared nach Karlon zurückkehrt, sind die Dämonen aufgebrochen, um die einzelnen Teile, in die der Feind einst den Dämon Qeteb gespalten hat, im Körper von Sternenfreundes untotem Sohn wieder zusammenzufügen. Ihr erstes Ziel ist der Kesselsee. Und nicht nur die Dämonen sind dorthin unterwegs. Auch Wolfstern will den Kesselsee erreichen, in seinen Armen trägt er das tote Kind, das Zenit bei ihrem Kampf gegen Niah aus ihrem Leib gezwungen hat …
Axis, Aschure und Caelum sind unterdessen auf dem Weg zum Sternenfinger, der früher Krallenturm hieß. Sie hoffen, dass die Weisheit von Jahrhunderten, die sich dort angesammelt hat, ihnen helfen wird, ein Mittel gegen die Dämonen zu finden. Doch auch sie werden verfolgt …
Drago hingegen ist auf dem Weg nach Gorken, und wie einst sein Vater hadert er unterwegs mit seinem Schicksal, das Noah, der Wächter, ihm offenbart hat. Faraday begleitet ihn, denn sie hat Noah versprochen, Drago eine Freundin zu sein. Allerdings zeigt sich schon bald, dass das, was sich zwischen den beiden zu entwickeln scheint, weit über Freundschaft hinausgeht. Je mehr Drago sich, wenn auch widerwillig, an den Gedanken seiner Aufgabe gewöhnt, desto mehr wehrt sich Faraday gegen die Entwicklung.
Im zweiten Band des Sternenzyklus sieht der Leser zu, wie Tencendor unweigerlich in den Untergang schlittert! Zumindest erscheint es am Anfang so.
Caelum ist immer noch von seinen Ängsten zerrissen und nahezu handlungsunfähig. Insofern war die Reise zum Sternenfinger das beste, was Axis und Aschure mit ihm tun konnten. Die Angst und der Schrecken, durch die der Weg nach Norden ihn führen, wirken wie ein Katalysator für einige tiefgreifende Erkenntnisse, die Caelum bisher fehlten. Der Mann, der schließlich auf einer Bahre zum Gipfel des Turms getragen wird, ist ein anderer als jener, der im Wald der schweigenden Frau seinen Bruder mit Vorwürfen überhäuft hat.
Aschure scheint im Verlauf dieses Weges und der Ereignisse im Zusammenhang mit Katie ebenfalls endlich ein paar Einsichten zu gewinnen. Axis dagegen bleibt stur. Sein Hass auf Drago übertrifft selbst seinen Zorn auf Zared. Wieder einmal hatte ich den heftigen Wunsch, ihm ein paar Ohrfeigen zu verpassen, damit er endlich die Augen aufmacht! Und nicht nur ihm!
Auch Isfrael benimmt sich auf eine Weise, die mich des Öfteren an seinem Verstand zweifeln ließ. Die Vorwürfe gegen seine Mutter sind völlig lächerlich und klingen wie die eines verwöhnten Kindes, das sich immer beschwert, ganz gleich, wie seine Mutter sich entscheidet. Gleichzeitig bringt er mit seinem Egoismus sein ganzes Volk in Gefahr. Auf seine Weise ist Isfrael ein noch schlechterer Herrscher als Caelum.
Kurz gesagt: Das Ganze klingt eine Zeitlang wie ein Kindergarten.
Parallel dazu versinkt Tencendor immer tiefer in Zerstörung und Wahnsinn. Vor den Mauern Karlons sammeln sich ganze Scharen von rasenden Tieren und Menschen, die eine Möglichkeit suchen, die Stadt zu überrennen. Die Schiffe, die Zared aussendet, um zwanzigtausend Menschen zu retten, die sich im Norden des Landes in alten Bergwerksstollen verkrochen haben, werden von Meeresdrachen zerstört. Und die Dämonen vernichten einen magischen See nach dem anderen. An einigen Stellen wurden die Darstellungen regelrecht grausam; recht ungewohnt bei dieser Autorin.
Die Wende kommt an dem Punkt, an dem sowohl Caelum als auch Drago beginnen, ihr Schicksal zu akzeptieren. Da es sich um eine allmähliche Entwicklung handelt, ist der Punkt nicht genau festzumachen. Am ehesten könnte man den Zeitpunkt ihrer Versöhnung als Wende bezeichnen. Von da an geht es allmählich aufwärts, eine seltsame Feststellung angesichts der Tatsache, dass am Ende des Buches Qeteb wiedererweckt, Karlon in Schutt und Asche gelegt und die Wälder der Awaren völlig zerstört sind. Der Schlüssel zu dieser eigenartigen Entwicklung lautet Wiedergeburt.
Eng damit verknüpft ist die Person des kleinen Mädchens Katie. Das Kind, das in den Kellern des Sternenfingers gefunden wurde mit einem Liederbuch im Arm, spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Dämonen. Wie genau diese Rolle aussehen wird, ist eines der Rätsel, die sich die Autorin für den dritten Band aufgehoben hat, ebenso wie jenes um das geheimnisvolle Liederbuch, das Caelum zwar in die Lage versetzt hat, ein Falkenkind zu töten, aber gegen Qeteb offenbar nicht im geringsten gewirkt hat!
Nachdem der deprimierende und – der ständig zankenden Personen wegen – ärgerliche Anfang also überwunden ist, entwickelt das Buch all das, was man vom Weltenbaumzyklus kennt: Spannung, Faszination, Neugierde. Noah und Urbeth, die alte Eisbärin, haben einige Zusammehänge offengelegt, die einen völlig neuen Blick auf die Magie in Tencendor werfen und gleichzeitig zu ein paar neuen Fragen führen, an denen der Leser herumknobeln kann; die Irrungen und Wirrungen zwischen Zenit und Sternenströmer sowie Drago und Farraday halten nach Dragos und Caelums Versöhnung den Handlungsstrang des Zwischenmenschlichen in Bewegung; und die vielen Verschachtelungen der Handlungsstränge sorgen immer wieder für Überraschungen. So war ich eigentlich ziemlich sicher, dass Wolfstern Dragos Zwillingsschwester Flußstern umgebracht hat. Fehlanzeige!
Was ich nicht ganz nachvollziehen konnte, war die Wandlung von Wolfsterns Gefühlen gegenüber Niah. War er am Ende des ersten Bandes noch untröstlich über ihren Verlust, scheint er sich am Beginn des zweiten hauptsächlich über sie zu ärgern. Hier fehlen ein paar detailliertere Gedankengänge, um diese Veränderung plausibel zu machen. Vielleicht kommt da ja noch was nach.
Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaum|-Zyklus stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem Weltenbaumzyklus und „Tresholder“ schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Wann der dritte Teil des Sternenzyklus auf Deutsch erscheinen wird, war nicht herauszufinden. Der erste Band des neuen Zyklus |Darkglass Mountain| ist für Mai nächsten Jahres angekündigt.
Nach den Ereignissen in [„Schattenritter“ 1794 ist Tylar zwar rehabilitiert, das heißt aber nicht, dass er deshalb keinen Ärger mehr hätte! Als Rogger von seinem letzten „Spionagegang“ zurückkehrt, hat er einen Schädelknochen dabei, der offenbar an mehreren Stellen Begehrlichkeiten weckt. Um das Ding untersuchen zu lassen, schickt Tylar Rogger damit nach Tashijan. Er selbst folgt auf seinem Luftschiff, gerät aber in einen Schneesturm, dem er nur knapp entkommt. Schon bald zeigt sich, dass dieser Schneesturm kein natürliches Phänomen ist. Er belagert die Festung! Und als wäre das noch nicht genug, stellt sich heraus, dass die ehemalige Kastellanin Mirra kurz davor steht, ihre finsteren Kreaturen aus der Tiefe der Festung zum Angriff zu führen …
Was die Charaktere angeht, hat sich in „Hinterland“ nicht viel Neues getan. Die Hauptprotagonisten sind lauter alte Bekannte: Rogger, Tylar, Kathryn, Garrod, Argent, Delia …
Neu dazu kommen lediglich Brant, Malhumalbaen und Liannora. Liannora und Malhumalbaen bleiben eher Randerscheinungen. Letzterer ist ein Erdriese, der sich vor allem durch seine Treue zu Brant auszeichnet. Erstere ist ein richtiges Biest, und es ist fast schade, dass sie nur eine Nebenrolle spielt, denn sie besitzt genug Potenzial, um eine Größe unter den Bösewichten zu werden. Aber was nicht ist, kann in diesem Fall ja noch werden. Das Hauptaugenmerk liegt in diesem Band jedoch hauptsächlich auf Brant. Der dunkelhäutige Junge aus dem Dschungel von Saysh Mal ist ein Jäger, erzogen nach einem Ehrenkodex, der auf Fairness und Respekt basiert. Er ist geschickt, zäh und intelligent, aber auch traurig. Denn seine Göttin hat ihn verbannt, und er weiß nicht mal, warum. Alles, was er weiß, ist, dass das irgendwie mit der brennenden Gestalt zu tun haben muss, die ihm einst mit ihrem letzten Atemzug einen schwarzen Stein vor die Füße warf. Ein Stein, der massiv auf den geheimnisvollen Schädel reagiert, den Rogger gefunden hat …
Die Götter, die diesmal auftauchen, sind allerdings andere: Brants Göttin, die Jägerin, ist offenbar während seiner Abwesenheit dem Wahnsinn verfallen, und ein Teil ihres Volkes konnte nur überleben, weil die Göttin Takaminara ihn beschützte. Gott Ulf aus dem Eisland ist derweil damit beschäftigt, Tashijan einzufrieren und bis auf die Grundmauern niederzureißen. Er will das Böse in der Tiefe der Festung ausmerzen. Und er will den Gottesmörder!
Was Mirra eigentlich genau will, erfährt man nicht. Mirra tauchte schon im ersten Band nicht allzu häufig auf, weil sie irgendwann einfach verschwand. Als sie im zweiten Band wieder auftaucht, ist sie eine Hexe. Da der Handlungsstrang, der sich mit der Hexe beschäftigt, aus Sicht von Kathryns Verbündeten erzählt wird und Mirra selbst kein Wort über ihre Absichten und Motive verliert, bleibt diese Frau vorerst ein ungelöstes Rätsel. Und sie ist nicht das einzige: Was ist zum Beispiel mit Wyrherr Bennifren, dessen Leute außerhalb aller Interessen stehen und doch überall ihre Finger mit drin haben?
Letztlich hat der Leser jedoch nicht allzu viel Zeit, um sich mit diesen Fragen herumzuschlagen. Dafür passiert einfach zu viel. Tashijan ist zwischen zwei Bedrohungen geraten wie ein Eisen zwischen Hammer und Amboß. Unter dem extremen Druck raufen sich die zerstrittenen Parteien unter Kathryn und Argent tatsächlich wieder zusammen, um die Festung und die Menschen darin zu retten. Ganz allmählich verschiebt sich der Blickwinkel. Argent, ehrgeizig und bis zu einem gewissen Grad auch skrupellos, scheint doch nicht der eigentliche Feind zu sein. Wenn die Gefährten jetzt vom Verschwörerzirkel sprechen, meinen sie nicht mehr die Partei des flammenden Kreuzes. Wen sie stattdessen meinen, wissen sie allerdings selbst noch nicht. Vorerst sind sie damit beschäftigt, die unmittelbaren Bedrohungen abzuwenden, und damit sind sie wahrhaftig beschäftigt genug!
Clemens hetzt seine Protagonisten wieder mal von einem Kampf in den nächsten. Oder auch vom Regen in die Traufe, wie man es nimmt. Das Erzähltempo nimmt zum Ende hin dramatisch zu und lässt den Leser kaum noch zu Atem kommen. Und als endlich alles ausgestanden ist, kommt der Epilog, um die Erleichterung des Lesers sogleich wieder verpuffen zu lassen. Eine von Clemens‘ Spezialitäten … Auch fließen in diesem Band wieder Ströme von Blut, allerdings nicht mehr so harmlos wie im ersten Teil. Die Geschehnisse in Saysh Mal sind ziemlich starker Tobak! Außerdem ist Mirras Lieblingswaffe ein extrem unangenehmes Gift, und die Machenschaften der Wyr waren bereits im letzten Band ziemlich abstoßend.
Mit anderen Worten: Clemens ist sich in jeder Hinsicht treu geblieben. Der Plot ist ein gutes Stück verzwickter als in |Banned and the Bannished|, der wahre Feind geschickt versteckt hinter einer Wand von Bedrohungen, die zwar aus verschiedenen Richtungen kommen, aber immer mehr auf eine gemeinsame Wurzel hindeuten. Damit hat der Autor auch seiner Handlung einen Gefallen getan, es gibt viel mehr Möglichkeiten für unerwartete Wendungen. Die Geschichte ist gewohnt rasant und fesselnd erzählt. Wer Wert auf Action und Spannung legt, ist hier richtig, und auch Freunden von Rätseln und Geheimnissen wird diesmal einiges geboten. Wer allerdings einen schwachen Magen hat, sollte die Finger von dem Buch lassen!
James Clemens ist gebürtiger Amerikaner, wuchs aber in Kanada auf. Er studierte Veterinärmedizin und eröffnete schließlich eine Praxis in Californien. Von 1998 bis 2003 erschien der Fünfteiler |Banned and the Banished|. Danach gönnte sich der Autor eine Pause, ehe er mit seinen |Chroniken von Myrillia| begann. Leider war auf der neu aufgebauten Homepage des Autors kein Hinweis auf den dritten Band zu finden. Aber allen Ungeduldigen sei gesagt, dass die deutsche Ausgabe von „Hinterland“ vor der englischen erschienen ist.
Der |Kampf um Daresh| geht weiter! Nachdem die Heldinnen von Katja Brandis‘ Triologie es im [ersten Band 2909 mit einer intriganten Regentin und deren Versuch, die vier Gilden in Daresh gegeneinander aufzubringen, zu tun hatten, droht nun Gefahr von anderer Stelle. Eine Sekte scheint sich in Tassos, dem Gebiet der Feuer-Gilde, zu formieren. Ihr Anführer ist Cano, auch genannt „Der Prophet des Phönix“, und er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Feuer-Gilde zur Macht zu führen. Dass er dafür alle anderen, in seinen Augen schwächeren Gilden entfernen muss, hat er wohlwollend eingeplant.
Rena ke Alaak lebt mittlerweile auf der Felsenburg der Regentin und fungiert dort als Beraterin, nachdem sie ihre Vermittlertätigkeiten in „Der Verrat der Feuer-Gilde“ unter Beweis gestellt hatte. Ihre Beziehung zu Rowan ist leider nicht mehr ganz so harmonisch wie zu Anfang und sie verdächtigt ihn sogar, dass er sie mit dem Dienstmädchen Derrie, das wie er aus der Luft-Gilde kommt, betrügt. Hinzu kommt, dass Alix, ihre Weggefährtin, wie vom Erdboden verschluckt scheint, und auch das macht ihr Sorgen. Außerdem fühlt sie sich in den steinernen Mauern der Felsenburg gefangen.
Da kommt es ihr nur recht, als der Gildenrat beschließt, dass ein Spion in den Phönixkult geschmuggelt werden soll, damit man erfährt, was der Anführer dieser gefährlichen Sekte plant. Rena schlägt Alix für diese Tätigkeit vor und macht sich gleich darauf auf die Suche nach ihrer Freundin. Sie ist froh, wieder unterwegs zu sein, auch wenn es bitter ist, als sie Alix, die einst stolze Schwertkämpferin, völlig verwahrlost und auf Drogen in einem Gasthof entdeckt. Doch Alix weigert sich, die ihr zugeschriebene Aufgabe wahrzunehmen. Stattdessen muss nun Rena, die eigentlich zur Erd-Gilde gehört, diese Aufgabe übernehmen und trotz des Feuer-Gilden-Chrashkurses, den sie von Alix bekommt, kann sie ihre Verkleidung nicht lange wahren …
Katja Brandis‘ Zweitling fehlt eine ganz wichtige Komponente: Ein zugstarkes Anfangsmotiv. Alle Ereignisse bis zu Renas Abreise wirken eher wie ein reines Mittel zum Zweck anstatt wie ein triftiger Grund für ihre Wanderung. Diese Schwäche in der Handlung, dass Ereignisse anscheinend keinen richtigen Anlass haben, setzt sich durch das ganze Buch fort. Deshalb kommt es nur zu wenig Spannung. Die Handlung kränkelt an manchen Stellen geradezu vor sich hin, was sehr schade ist, wenn man bedenkt, was Brandis mit ihrem tollen Debüt gelungen ist.
Überhaupt steht „Der Prophet des Phönix“ sehr im Schatten seines [Vorgängers. 2909 Die Personen haben sich nicht wirklich weiterentwickelt und die neu hinzugekommenen sind teilweise schwach ausgearbeitet. Dieses Manko trägt wiederum dazu bei, dass es dem Buch auf weiten Strecken an Tiefe mangelt. Das Interesse des Lesers wird einfach nicht geweckt, die Sogwirkung fehlt.
„Der Orden des Phönix“ kann diese Wirkung noch nicht mal anhand des Schreibstils entwickeln, der auch in diesem Buch zwar gut, aber nicht besonders ausgefeilt ist. Geradlinige, flüssige Sätze und ab und an ein paar humorvolle Brocken aus Alix‘ Mund – solide, aber einen Preis wird Brandis dafür sicherlich nicht gewinnen.
Warum müssen Fantasyautoren eigentlich immer und überall Triologien veröffentlichen? Manchmal wäre es vielleicht wirklich besser, ein Buch als solches stehen zu lassen und nicht noch zwei Fortsetzungen mit den gleichen Personen zu schreiben. Wo das hinführen kann, sehen wir an Katja Brandis‘ „Der Prophet des Phönix“. Ein wenig uninspiriert, zu wenig Spannung und ein wenig zu viel des gewohnten, soliden Schreibstils. Schade.
Mirrodin ist eine Welt aus Metall. Quecksilber-Ozeane, Steppen rasiermesserscharfer Gräser, Bäume aus Chrom, Kupfer, Eisen prägen ihr Antlitz; Lebewesen -Tiere und Humanoide – tragen über ihrem Fleisch metallene Panzer, die den ganzen Körper oder auch nur Teile davon bedecken; mechanische Konstrukte suchen Länder und Städte heim und hinterlassen nur zu oft eine Spur der Verwüstung.
Mirrodin ist die Heimat der Elfin Glissa. Je näher die Zeremonie des Zurechtweisens rückt, einer Konditionierung, welche die Elfen ihrer Träume beraubt, desto stärker plagen die Kriegerin Visionen von grünen Bäumen, lebendiger Natur, einem Körper ganz aus Fleisch und sie spürt eine undefinierbare Falschheit in ihrer Existenz. Die Entscheidung, diese Visionen zu behalten und nicht an der Zeremonie teilzunehmen, wird Glissa abgenommen, als die Gleichmacher, insektoide, voll mechanische Tötungsmaschinen, ihr Zuhause, das Knäuel, überfallen und ihre Familie töten; ihr selbst gelingt es im letzten Moment, schwer verletzt in die ihr unbekannte Welt außerhalb ihres Heims zu fliehen.
Der einsiedlerische, von seinem Volk verstoßene Goblin Slobad findet die verletzte Elfin. Da er ihre Wunden nur unzureichend versorgen kann, bietet er an, sie zu einem Heiler in die Stadt der Leoniden, Taj Nar, zu bringen. Doch der Empfang in Taj Nar ist alles andere als herzlich, denn erstens liegen die Leoniden im Krieg mit dem Volk der Nim und zweitens prophezeit die Schamanin Ushanti, Glissa werde die Welt vernichten. Dennoch kann die Elfin schließlich den Herrscher der Löwenmenschen von ihren lauteren Absichten überzeugen. Geheilt bricht sie auf, um zuerst den Krieg mit den Nim zu beenden und danach den Verantwortlichen für den Mord an ihren Eltern, einen geheimnisvollen Mann mit schwarzer Kutte und einer Spiegelmaske, zu suchen, der – wie sich herausstellt – auch für die Morde an vielen aufstrebenden Kriegern anderer Völker verantwortlich zeichnet.
Gleich zu Beginn ihrer Reise finden Glissa und der Goblin in den Sümpfen des Mephidross einen versunkenen und fast zerstörten Golem, der dank Slobads mechanischen Fähigkeiten zu neuem Leben erweckt wird und die beiden Gefährten fortan unter dem Namen Bosh auf ihrer Suche begleitet. Nachdem sie den Herrscher der Nim höflich aber bestimmt davon überzeugen konnten, seine Angriffe auf die Stadt der Leoniden zu beenden, führt sie die Spur des maskierten Kuttenträgers zu den Menschen Mirrodins, wo sich ihnen die Magierin Bruenna anschließt. Die nächste Station der Reise ist die Stadt Lumengrid, die Heimat der Vedalken. Jene humanoiden, vierarmigen Kreaturen halten sich für die überlegene Rasse Mirrodins und scheinen aus machtpolitischen Motiven tatsächlich hinter all dem Morden und den Verwüstungen zu stecken. Doch auch die Vedalken dienen nur einer größeren Macht: Memnarch, dem wahnsinnigen Wächter Mirrodins.
Der Text auf dem Buchrücken verheißt wahrhaft exotische Fantasy in einer Welt, die ihresgleichen sucht. Aber Versprechen wollen gebrochen werden, und so hält der Roman nicht einmal annähernd, was die Werbung vollmundig in Aussicht stellt.
Dabei lässt sich das Versagen an drei Punkten festmachen. Erstens haut der Autor dem Leser Orts-, Personen- und Figurennamen um die Ohren, dass es kracht. Auf Leute, die sich nicht mit der Mirrodin-Edition des Sammelkartenspiels auskennen – solche soll es tatsächlich geben -, nimmt McDermott keine Rücksicht und verzichtet konsequent auf mehr als nur oberflächliche Beschreibungen der Welt, von Fauna, Flora oder dem spezifischen Magie-System, welches „Magic the Gathering“ auszeichnet. Nach dem Motto „Keine Zeit! Muss weiter, muss weiter!“ hetzt er den Leser durch das Setting, Zeit zum Verweilen und Staunen lässt er ihm nicht. Eine fesselnde, greifbare Atmosphäre kann angesichts solcher Ignoranz selbstverständlich nicht erwartet werden.
Zweitens stoßen die zahlreichen, oft unmotiviert wirkenden Kämpfe der Helden sauer auf, mangelt es ihnen doch a) an fantasievoller Ausgestaltung und b) einer nachvollziehbaren, inneren Glaubwürdigkeit. Spannung lässt sich nicht dadurch erzeugen, dass man von Mal zu Mal lediglich mehr Gegner aufs Schlachtfeld schmeißt, wenn gleichzeitig Glissa & Co. wie Götter durch den größten Energieblitzhagel und andere Widrigkeiten spazieren und stets zur rechten Zeit einen hilfreichen Zauber aus ihren Ärmeln zu ziehen wissen.
Der dritte Kritikpunkt betrifft die Protagonisten und lässt sich in drei Worten subsumieren: unglaubwürdig und oberflächlich. Unter den zahlreichen Personen, die auftauchen, um gleich darauf im Nebel der Geschichte wieder zu verschwinden, schenkt der Autor lediglich Glissa und Slobad etwas mehr Aufmerksamkeit – rein quantitativ versteht sich, denn von einer qualitativen Charkterentwicklung kann keine Rede sein. Anfangs wird Glissa als eine Person eingeführt, für die die Welt jenseits des Knäuels vollkommen unbekanntes Terrain darstellt. Im Fortgang der Geschichte erweist sich diese Tatsache als ebenso wenig prägend wie ihre anfängliche Trauer über den Tod der Eltern, der Schwester und – später – des Geliebten. Ähnlich oberflächlich verfährt der Autor mit Slobad: Eingeführt als mürrischer Einzelgänger, verstoßen, gezeichnet durch bittere Erfahrungen und Verluste, erweist sich der Goblin überraschend schnell als kontaktfreudiger Technikfreak (mit komischem Akzent). Als Ergebnis dieser Inkonsistenz scheinen sämtliche Emotionen und Verhaltensweisen der Protagonisten aufgesetzt, sodass dem Leser die Befindlichkeiten der Charaktere letztendlich egal bleiben.
Über die sprachlichen und stilistischen Qualitäten des Buches möchte ich mich nicht groß auslassen. Einige Begriffe scheinen etwas angestrengt eingedeutscht und klingen merkwürdig (bspw. Lakune, Gleichmacher, Knäuel, Mephidross, u. a.), was ich aber in Unkenntnis des Originals nicht abschließend werten will. Unterm Strich ist der Roman – stellt man keine allzu hohen Ansprüche – lesbar und erträglich geschrieben, was ihn von Band 2, „Das Nachtstahlauge“, signifikant positiv unterscheidet. Aber das ist eine andere Rezension …
Ein Roman mit einem interessanten Grundkonzept, dessen Potenzial der Autor jedoch zu keinem Zeitpunkt auch nur näherungsweise auszuschöpfen vermag. Was bleibt, sind ein Haufen seelenlos anmutender Action, plumpe Figuren und die vage Ahnung, dass eine große Chance vertan wurde, „Magic the Gathering“ auch für Nicht-Spieler genießbar zu machen.
Die Reihe „Meister der Fantasy“ im |Ueberreuter|-Verlag verspricht Qualität. Schließlich werden hier auch die jeweiligen Gewinner des Wolfgang-Hohlbein-Preises verlegt. Katja Brandis‘ „Der Verrat der Feuer-Gilde“ muss also hohe Erwartungen erfüllen …
Bevor man den Inhalt des Buches erläutert, lohnt es sich, einen Blick auf das Land Daresh zu werfen, in dem die Geschichte spielt. Es ist eine bunte Fantasywelt mit magischen Geschöpfen, wie man sie ähnlich auch von der amerikanischen Fantasyautorin Tamora Pierce (u. a. „Die schwarze Stadt“) kennt. Da gibt es zum Beispiel Dathlas, echsenartige Reittiere, die sich bei Gefahr eingraben, und jede Menge so genannter Halbmenschen. Iltismenschen, Storchmenschen, Nattermenschen … Brandis fehlt es auf jeden Fall nicht an Fantasie.
Im Mittelpunkt des Buches stehen allerdings die vier Gilden – benannt nach den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde, Luft -, in denen der Großteil der Bevölkerung organisiert ist. Jede Gilde lebt unter sich und ihre Mitglieder haben jeweils bestimmte Eigenschaften, die sie dazu benutzen können, um nach einer Lehre Meistertitel verschiedenen Grades zu erwerben.
Die fünfzehnjährige Rena ke Alaak gehört zur Erd-Gilde und macht gerade eine Ausbildung bei ihrem Onkel im Weißen Wald. Eines Tages nimmt er sie mit zur Felsenburg, in der die Regentin residiert, deren Regierungsstil nicht gerade beliebt ist bei der Bevölkerung. Sie unterdrückt ihre Untertanen, und anstatt dafür zu sorgen, dass die Gilden in Frieden zusammenleben, scheint sie deren Zwistigkeiten sogar noch zu unterstützen.
Als Rena einen Streifzug durch die Felsenburg unternimmt, wird sie von einer magischen Kraft in einen Raum gelockt, wo die „Quelle“ liegt, ein weißer, unscheinbarer Stein. Doch nachdem sie ihn berührt hat, verändert sich einiges. Die Iltismenschen, die gegen ihren Willen als Diener missbraucht werden, zetteln eine Revolte an und Rena versteht die Sprachen der Halbmenschen. Um für ihre Tat nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden, muss sie fliehen.
Auf ihrer Reise begegnet sie dem offenen Hass, den die einzelnen Gilden untereinander pflegen, und wird Zeugin mehrerer Gildenfehden. Um ihren lang gehegten Wunsch, Mitglied in der Feuergilde zu werden, zu erfüllen, wird sie Dienerin bei der raubeinigen Alix ke Tassos, die im Dienst ihres Rates den Spion finden soll, der die geheimen Formeln der Feuer-Gilde verbotenerweise an die Regentin weitergibt. Als ihre Mission misslingt, geht sie murrend auf Renas Vorschlag ein, vor den Räten der anderen Gilden vorzusprechen und um den Frieden zu bitten. Sie begeben sich auf eine lange Reise durch Daresh, die zuerst von Erfolg gekrönt ist, doch dann werden sie verraten …
Katja Brandis‘ Debüt ist von der ersten Seite an packend. Das hängt damit zusammen, dass sie auf einen langen, einleitenden Vorspann verzichtet und stattdessen Rena sofort ins Verderben schickt. Danach geht es Schlag auf Schlag, was dem Buch nur guttut. Es gibt kaum Verschnaufpausen. Im Gegenteil passiert am Ende so viel auf einmal, dass es beinahe ein wenig unübersichtlich wird. Doch ansonsten zieht sich ein schnurgerader Strang Spannung durch das Buch, wie man es gerne bei jedem sehen würde.
Ein weiterer, wichtiger Grund für den mitreißenden Charakter des ersten Bandes der „Kampf um Daresh“-Triologie ist das Zusammenspiel der beiden Hauptcharaktere Rena und Alix, die zehn Jahre Altersunterschied zwischen sich haben. Während Rena das leicht naive, aber dennoch entschlossene Mädchen in der Pubertät ist, mimt Alix die raubeinige Kämpferin mit eisernem Willen und feurigem Charakter. Gegensätze ziehen sich an und nachdem Alix ihre Dienerin am Anfang nicht wirklich ernst genommen hat, entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden.
Auch sonst spart Brandis nicht mit frischen Gesichtern. Eine ganze Fülle von Charakteren baut sie in ihre Geschichte ein und es ist ihr und dem Personenverzeichnis zu Gute zu halten, dass der Leser dadurch nicht verwirrt wird. Stattdessen beleben die Nebenpersonen den Roman ungemein und bringen beständig frischen Wind in die Angelegenheit. Es ist zwar nicht jede Person zu hundert Prozent perfekt ausgearbeitet, aber alle sind immerhin so gut erdacht, dass sie ihren eigenen Platz in der Geschichte haben.
Der Schreibstil ist solide, aber nicht herausragend, auch wenn Alix ein wenig trockenen Humor in die Dialoge bringt. Ansonsten erfüllen die Buchstaben ihren Zweck: Sie tragen die Geschichte und unterstützen deren packende Wirkung mit ihrer klaren, nüchternen Struktur. Anderweitig lassen sich wenig Eigenheiten ausmachen, jedoch auch keine negativen Punkte.
„Der Verrat der Feuer-Gilde“ ist ein Debüt, das sich sehen lassen kann. Figuren, Handlung und die Atmosphäre gefallen wirklich sehr, doch leider wirkt der Schreibstil recht beliebig, was verhindert, dass das Buch zur Crème de la crème gehören könnte.
Liath hat gerade ihre Prüfung bestanden und ihre [Triskele]http://de.wikipedia.org/wiki/Triskele erhalten. Als sie jedoch helfen soll, einen verletzten jungen Mann zu heilen, versagt sie kläglich. Zutiefst erschrocken über diese Blockade, macht Liath sich zusammen mit einem Boten der Ennead auf den Weg zur Feste. Sie hofft, dass die Ennead, die obersten Magier Eiden Myrs, ihr helfen können. Aber auch ihnen gelingt es nicht, die Blockade zu durchbrechen! Deshalb schicken sie Liath auf die Suche nach Torrin, dem Magier mit dem hellsten, mächtigsten Licht. Nur mit Hilfe seiner Macht, so sagen sie, kann Liath geheilt werden. Die Suche ist allerdings eine gefährliche Angelegenheit, denn Torrin ist ein Schwarzmagier und wird Liath nicht freiwillig in die Feste folgen. Dennoch macht Liath sich auf den Weg. Schon bald muss sie feststellen, dass die wirkliche Gefahr nicht dort lauert, wo sie diese erwartet …
Liath ist nicht unbedingt naiv. Aber aufgrund ihrer Erziehung zur Illuminatorin ist sie fest verankert in der Weltsicht und Lebensweise, die Eiden Myr seit Jahrhunderten prägen. Deshalb, und weil man sie vor der versilberten Zunge des Schwarzmagiers gewarnt hat, wehrt sie sich mit aller Macht dagegen, sich „umdrehen“ zu lassen. Dennoch geht ihre Wanderschaft nicht spurlos an ihr vorüber. Obwohl sie das Töten verabscheut, erlernt sie den Schwertkampf. Um zu überleben, lernt sie zu lügen. Am Ende des Buches, nach vielen Verlusten und grausamen Schmerzen, ist sie eine ernüchterte und vernarbte Frau.
Heff, ihr Wandergefährte, ist bereits vor ihr gezeichnet. Ein Brand hat ihn entstellt, er kann nicht mehr sprechen. Liath scheint die Einzige zu sein, die seine Gesten versteht. Heff beschließt, sie zu beschützen, und folgt ihr überall hin. Nur die Feste der Ennead betritt er nicht. Er ist ein schweigsamer, ernsthafter Mann mit einem tiefen Gespür für die Erde, auf der er geht, für Pflanzen und Tiere. Erdweisheit nennt Liath diese Fähigkeit.
Torrin dagegen ist ein zerissener Mann. Er beschäftigt sich mit Schriften, die nicht für Beschwörungen gebraucht werden und sich folglich nicht in der Magie auflösen, sondern dauerhaft sind! Er bringt Kindern das Lesen bei, ganz gleich, ob sie ein magisches Licht besitzen oder nicht, und das, obwohl diese Kunst den Wortschmieden vorbehalten ist! Aber er ist nicht von der Überzeugung abzubringen, dass er das Richtige tut. Man könnte ihn als Ketzer bezeichnen.
Das Buch bietet noch eine wahre Fülle weiterer Charaktere, die jedoch eher am Rande mitlaufen, als dass sie detailliert ausgearbeitet wären. Auch die Charakterzeichnung der drei Hauptpersonen geht nur bei Liath weiter in die Tiefe. Heff und Torrin bleiben eher blass. So erfährt man zum Beispiel nicht, warum Heff die Magie so sehr ablehnt, oder welche Erfahrungen und Geschehnisse dazu führten, dass Torrin sein Licht abschirmt. Die Autorin lässt ihre Protagonisten diese Themen zwar anschneiden, gibt aber niemals konkrete Antworten. Dadurch wirken viele Passagen diffus und nebelhaft, lassen sich nicht recht fassen. Auf der anderen Seite gelingt es ihr hervorragend, im Laufe der Zeit die Motive der einzelnen Ennead herauszuarbeiten.
Abgesehen von der diffusen Charakterzeichnung der Hauptakteure trägt auch die massive Anzahl an Personen, die im Grunde nicht wirklich wichtig sind, zu Verwirrung bei. Vor allem am Anfang wird der Leser mit einer regelrechten Flut an Namen und Begriffen überschwemmt. Im besten Fall wird im Zusammenhang mit einem Namen beiläufig der Beruf der Person erwähnt. Trotz meines guten Namensgedächtnisses hatte ich massive Schwierigkeiten, die Leute auseinander zu halten. Die Spezialbegriffe im Zusammenhang mit Magie und der Hierarchie der Magier in der Feste muss der Leser erst durch Geduld und Ausdauer im Laufe des Textes zuordnen. Es sei denn, er stößt zufällig auf das Glossar, das irgendwo ganz hinten im Buch, kurz vor der Werbung, versteckt ist …
Interessant fand ich die Art und Weise, wie hier Magie gewirkt wird. Einer schreibt die Worte nieder, einer illustriert das Pergament mit magischen Symbolen und kunstvollen Umrandungen, und einer summt die Melodie der Beschwörung. Die Magier sind stets zu dritt, eine Triade, denn Drei ist die Zahl des Gleichgewichts. Das schlägt sich auch in anderen Bereichen nieder: Die Enneade besteht aus drei Triaden. Entfernungen werden in Dreifuß gemessen, das Alter in Neunjahren.
Die Idee einer Insel, die vor dem Rest der Welt verborgen ist, ist allerdings nicht unbedingt neu, auch nicht die Tatsache, dass Torrin Schwarzmagier nicht das eigentliche Problem Eiden Myrs ist, was ziemlich früh absehbar ist.
Warum nach der Aufhebung von Galandras Schild die Magie in Eyden Myr erlöschen sollte, ist mir dagegen nicht ganz klar! Schließlich war Galandra nicht der Ursprung der Magie, sondern nur eine von vielen Magiern …
Die Verlauf der Handlung erinnert ein wenig an ein widerborstiges Maultier. An manchen Stellen hält die Autorin sich ertaunlich lange auf, zieht kurz darauf das Erzähltempo drastisch an, um dann plötzlich wieder langsamer zu werden. Im Grunde ist das nichts Besonderes, irritierend ist die Auswahl der Stellen, die sie getroffen hat.
So verwendet sie eine Menge Zeit auf die Szene im Wirtshaus an dem Abend, als Liath ihre Trikele erhält. Diese recht lange Sequenz ist gespickt mit Andeutungen, die der Leser erst sehr viel später verstehen kann, als einige Dinge aus Liaths Kindheit näher erklärt werden. Auch der Teil, den Liath bei den Berufenen, sozusagen den Magier-Azubis, verbringt, ehe sie die Ennead um Hilfe bittet, ist weit ausführlicher als nötig und trägt mit seinen Erklärungen über die verschiedenen Kleiderfarben der Festenbewohner eher zur Verwirrung bei als zur Erläuterung. Der Prolog ist von der eigentlichen Geschichte unabhängig und wird erst spät in den Kontext eingebunden. All das macht die Geschichte am Anfang ziemlich langatmig.
Auf Liaths Reise dagegen huscht die Handlung von einem Ziel zum nächsten. Manche werden lediglich erwähnt, andere etwas genauer ausgeführt, doch die Informationen innerhalb dieser Abschnitte sind für den eigentlichen Zusammenhang im Grunde unerheblich. Fast die gesamte Reise Liaths durch Eiden Myr ist gekennzeichnet durch kurze, schnappschussartige Eindrücke, als hätte McGarry versucht, einen kurzen Überblick über die verschiedenen Landstriche und die Eigenheiten ihrer Bewohner zu geben. Der Gesamteindruck ist aber eher bruchstückhaft. Einerseits verständlich, denn für mehr war einfach kein Platz, andererseits aber fehlt der Darstellung so die Intensität, um sie wirklich interessant zu machen. Es entsteht der Eindruck, als hätte die Autorin einmal mit weit ausholender Geste über die Landkarte gewischt.
Bei Liaths zweitem Besuch in der Feste hingegen überschlagen sich die Ereignisse regelrecht! Wie auf einer Achterbahn wechseln Gefangennahmen und Flucht mit Revolten und Befreiungen. Innerhalb dieser kurzen Zeit – grob gesehen, knapp ein Drittel des Buches – findet auch Liaths Verwandlung von der gläubigen Schülerin zur kritischen, selbstständig denkenden Frau statt. Nachdem die Handlung sich erst ziemlich hinzog, wird hier das Erzähltempo drastisch angezogen.
Der Schluss hingegen wirkte ein wenig konstruiert, vor allem die Sache mit Jonnula.
Eine recht durchwachsene Mischung, die Terry McGarry da geschrieben hat. Die Grundidee fand ich durchaus gelungen, wenn auch nicht alle Einzelheiten wirklich neu waren. Die Ausarbeitung war dagegen noch etwas unausgewogen. Ein wenig mehr Konzentration auf den eigentlichen Handlungsstrang und weniger Verzettelung in nebensächlichen Details käme der Spannung zugute. Rätsel und Andeutungen machen Geschichten durchaus interessanter, solange sie sich nicht auf so viele verschiedene Sachverhalte beziehen, dass der Leser den Überblick verliert.
Bleibt abzuwarten, in welche Richtung sich der Folgeband entwickelt. Eigentlich ist es kaum vorstellbar, dass die Magie im weiteren Verlauf keine Rolle mehr spielen sollte, immerhin handelt es sich immer noch um Fantasy.
Terry McGarry war nach dem College in den verschiedensten Berufen tätig und ist letztlich im Verlagswesen hängen geblieben. Sie schrieb schon seit längerem Kurzgeschichten, ehe sie „Zauberin des Lichts“ schrieb. Die Fortsetzungen zu diesem Roman, „The Binder’s Road“ und „Triade“, sind auf Deutsch noch nicht erschienen.
„Die dunkle Göttin“ ist der zweite Teil des für die deutsche Übersetzung aufgeteilten Romans „Wind Rider’s Oath“ von David Weber und schließt den „Schwerter des Zorns“-Fantasyzyklus um den Barbaren Bahzell Bahnakson vorläufig ab.
Der sonst eher für seine Science-Fiction-Romane um Honor Harrington bekannte Weber entführt den Leser in die urige, barbarische Fantasywelt Norfressa, in der gute und böse Götter durch ihre sterblichen Diener ihre Kriege austragen. Der sture Hradani Bahzell wurde ein wenig widerstrebend zum Paladin des Kriegsgottes Tomanâk und konnte sich gegenüber Monstren und Schergen des Bösen durchsetzen, aber auch Vorurteile gegenüber sich und seinem Volk, den als blutrünstig und primitiv verschrienen Hradani, abbauen.
In den letzten beiden Bänden konnte er einen Krieg zwischen Hradani und den Sothôii verhindern, traditionellen Erzfeinden. Gewarnt durch die Erfolge der Paladine Tomanâks, haben die dunklen Götter jedoch ihre Strategie geändert und schlagen nun an mehreren Fronten offen oder verdeckt zu. Während Bahzell sich um die von einer unbekannten Macht gejagten Windrenner der Sothôii kümmert, klärt Paladina Kaeritha ungewöhnliche Vorgänge im Reich der Axt auf, die den Kriegsbräuten (eine Art Amazonen) der Göttin Lillinara, eine Schwester des Kriegsgottes Tomanâk, schaden könnten.
_Von den Windreitern zu den Kriegsbräuten_
Die von der Göttin Krahana im letzten Band fast ausgerotteten intelligenten magischen Rösser der Sothôii, die Windrenner, verdanken Bahzell ihr Überleben. Mehr noch, der Hengst Walsharno erwählt Bahzell zum ersten Hradani-Windreiter der Geschichte. Der reiterisch völlig unbegabte Barbar gewinnt mit dem Hengst einen mächtigen Verbündeten, mit dem er gemeinsam gegen die „Shardohn“ genannte Dämonenbrut Krahanas vorgehen kann. Diese zweite Hälfte des Doppelbands konzentriert sich auf Kaeritha und die Kriegsbräute Lillinaras, deren Tempel vom Bösen entweiht wurde, wie Kaeritha fast zu spät herausfindet.
Die Kriegsbräute werden aus der Sicht der Tochter Baron Trellians geschildert, die so einer ungewollten politischen Hochzeit entgehen will. Neben Kaeritha erzählt sie den größten Teil der Geschichte, der so leider der bissige Humor und die spritzigen Dialoge Bahzells mit dem Kriegsgott oder seinen Freunden fehlen. Stattdessen wird eine verwirrende Unzahl von Nebencharakteren eingeführt, die blass bleiben und wenig zur Fortführung der Handlung beitragen. Selbst Kaeritha wirkt ohne Bahzell nur wie ein Schatten ihrer selbst. Zu viel wollte Weber in diesen Roman packen; so faszinieren auch die Kriegsbräute bei weitem nicht so sehr wie der Orden des Tomanâk oder die Windrenner, trotz betont knapp und kurz, bauchfrei gehaltenem Habit.
Im Gegensatz zu den ersten Bänden ist leider auch ein in der Rollenspielwelt als „Power Creep“ bekanntes Phänomen festzustellen: Die Todesgöttin Krahana reicht nicht mehr aus als Gegner, Weber greift im Pantheon der dunklen Götter bis an die Spitze … und Kaeritha kämpft an der Seite des Kriegsgottes selbst, greift durch ihn auf einen „Ozean aus Macht“ zu und dergleichen mehr. Der gelungene Humor und die spritzigen Dialoge der ersten Bände leiden ein wenig darunter, auch neigt Weber leider wieder zu simpleren, recht eindimensional gezeichneten Charakteren, die er unnötigerweise |en masse| einführt.
_Fazit_
David Weber erweitert seine Welt Norfressa in diesem zweiten Teil des aufgeteilten „Wind Rider’s Oath“ um einen weiteren Kriegerorden und zahlreiche Charaktere, bauscht Konflikte immer weiter auf verfällt damit leider auf einen Irrweg, von dem die Serie bislang verschont geblieben ist. Anstelle neuer Ideen versucht es Weber mit einer Steigerung bereits bekannter Konflikte und treibt die Action in geradezu metaphysische Sphären, die nicht begeistern können. Bei der Schilderung Kaerithas und der zur Kriegsbraut gewordenen Tochter Baron Trellians hätte er punkten können, leider versäumt er dies und führt viel zu viele neue und relativ blasse, eindimensionale Charaktere ein. Ein relativ unspektakuläres vorläufiges Ende für die „Schwerter des Zorns“. Die große und liebevoll ausgearbeitete Welt Norfressa, ihr griechisch-nordisch inspiriertes Götterpantheon und die exzellenten Karten machen jedoch Hoffnung auf eine Fortsetzung. Die beiden ersten Bände dieser Saga gehören zu den besten Werken Webers überhaupt; es wäre schön, wenn er in möglichen Fortsetzungen an deren Qualität anschließen könnte.
Der „Schwerter des Zorns“-Zyklus bei |Buchwurm.info|:
Mit „Der Windreiter“ setzt der gewöhnlich eher mit Science-Fiction und seiner starken Kommandantin Honor Harrington verbundene Autor David Weber seinen „Schwerter des Zorns“-Fantasyzyklus fort. Das Original „Wind Rider’s Oath“ wurde für die deutsche Übersetzung in die Einzelbände „Der Windreiter“ und „Die dunkle Göttin“ aufgeteilt.
Der sture Hradani-Barbar Bahzell Bahnakson erkämpfte sich in den ersten beiden Bänden der Serie die Achtung des Kriegsgottes Tomanâk, wurde gar zu einem seiner Paladine und bewahrte seine Heimat vor einem Krieg mit dem Reitervolk der Sothôii. Gegen alle Widerstände und Vorurteile auch in den eigenen Reihen (Hradani sind nicht ganz zu Unrecht als blutrünstige Barbaren bekannt, außerdem essen sie Pferde, was den Sothôii ein Gräuel ist) konnte er viel Unheil verhindern und sich behaupten, doch die bösen Götter Norfressas greifen nun zu subtileren Mitteln und greifen an mehreren Fronten an. Ausgerechnet der „pferdefressende“ Hradani Bahzell muss sich mit den Sothôii auseinandersetzen, deren von ihnen verehrte magische Rösser, die Windreiter, von einem unbekannten Feind gejagt werden. Kaeritha hingegen wird von Tomanâk zur Untersuchung von Rechtsstreitigkeiten der Kriegsbräute Lillinaras im Reich der Axt geschickt, hinter denen sich weit mehr als nur ein juristisches Problem steckt …
Bahzell ist ein Barbar im Stile Conans, jedoch mit einem gutmütigem Humor gesegnet, was sich auch in seinen Dialogen widerspiegelt. Egal, ob er mit dem Kriegsgott Tomanâk selbst oder seinem Freund Brandark spricht, sie sind stets eine gelungene Mischung aus an David Eddings erinnernder Schnoddrigkeit und Gutmütigkeit, gepaart mit dem passend rauen, herzlichen Humor der Hradani-Barbaren.
Standen in der umfangreichen und detaillierten Fantasywelt Norfressa, in der sich Zwerge, Elfen und Halbelfen (genannt „Rote Lords“) sowie das Reitervolk der Sothôii neben den barbarischen Hradani tummeln, im Vorgängerband „Der Kriegsgott“ neben dem Kampf gegen dunkle Götter und ihre Schergen die Überwindung von Vorurteilen im Mittelpunkt, wendet sich Weber in diesem Doppelband den an Amazonen erinnernden Kriegsbräuten der Lillinara sowie den magischen Rössern der Sothôii, den Windrennern, zu.
_Die Windrenner_
Die Windrenner sind den für ihre leichte Kavallerie berühmten Sothôii heilig. Die intelligenten Pferde leben in Herden auf den weiten Ebenen und kehren im Winter in der Art von Ehrengästen an den Höfen der Sothôii Fürsten ein. Körperlich größer und stärker, schneller und ausdauernder als normale Pferde, wählen sie sich ihre Reiter selbst aus. Diese können sich telepathisch mit ihrem Windrenner verständigen. Als Windreiter auserwählt zu werden, ist für jeden Sothôii die größte denkbare Ehre.
Das Konzept hinter dieser intelligenten Pferderasse ist eine vereinfachte Version der „Nighthorses“ in C.J. Cherryhs „Finisterre“-Zyklus, von dem Weber sichtlich inspiriert wurde. Wieder einmal spielt er mit Vorurteilen, denn gerade den aus dem Stamm der Pferdediebe stammenden Barbaren Bahzell ihren traditionellen Erzfeinden, den Sothôii, und ihren Windreitern zur Hilfe zu schicken, garantiert Konfliktpotenzial. Dieses wird jedoch bei weitem nicht ausgereizt wie in den vorherigen Bänden, stattdessen konzentriert sich Weber auf die Beschreibung der neuen Pferderasse. Kaerithas Abenteuer im Reich der Axt wird man erst im Folgeband lesen können.
Hier ist auch der große Haken dieses Buchs zu finden: Es endet in der Mitte abrupt mit der Heilung einer verwundeten Windrenner-Stute durch Bahzell. Die Aufteilung ist gründlich misslungen, denn so hat die Geschichte keinen Anfang und kein Ende, bleibt völlig offen und es mangelt an Höhepunkten. So fehlt der Bezug zu Kaeritha und der ins Reich der Axt geflohenen Tochter Baron Trellians, die sich den Kriegsbräuten anschließen will, um einer politischen Hochzeit zu entgehen. Der Handlungsbogen um Selbstbestimmung und Emanzipation geht so völlig unter. Auch an der sonst üblichen und gelungenen Action wird diesmal leider arg gespart.
_Fazit_
Die Aufteilung hat diesem Roman schwer geschadet. „Der Windreiter“ und „Die dunkle Göttin“ haben mit 351 beziehungsweise 366 Seiten fast nur die Hälfte des Umfangs der 559 Seiten von „Der Kriegsgott“. Die Handlung baut sich langsam auf und kommt erst im Folgeband in die Gänge, dessen Verständnis durch die Aufteilung erheblich erschwert wird. Die sieben Seiten lange Auflistung der wichtigsten Personen, die diesem Roman zusätzlich zu dem exzellenten Kartenmaterial und dem detaillierten Anhang zum kompletten griechisch-nordisch inspirierten Götterpantheon Norfressas hinzugefügt wurde, kann da leider auch nicht helfen.
Denn die sonst so zahlreichen humorvollen Dialoge Bahzells werden zugunsten einer Unzahl neu eingeführter und eher blasser Charaktere vernachlässigt, die schreckliche Bedrohung der Windreiter bleibt diffus. Dennoch ist dieser Roman lesenswert – man muss ihn nur zusammen mit dem Folgeband „Die dunkle Göttin“ lesen. Denn die neue Schwerpunktsetzung Webers auf Themen wie Emanzipation und Selbstbestimmung wird klarer und die Handlung unterhaltsamer, sobald sich der Handlungsstrang Bahzells mit dem der in diesem Roman nahezu nicht erwähnten Kaeritha im Reich der Axt verbindet.
Der „Schwerter des Zorns“-Zyklus bei |Buchwurm.info|:
Eine Suchaktion führt den Raumkreuzer C-57-D auf den Planeten Altair 4, doch der einzige Überlebende eines vor Jahren dort havarierten Forschungsschiffs will gar nicht gerettet werden. Statt Dankbarkeit erwartet die Ankömmlinge ein unsichtbares Ungeheuer, das sie in Stücke reißen will … – Angelehnt an Shakespeares Drama „Der Sturm“ entstand dieses solide geschriebene und übersetzte Buch zum Filmklassiker von 1956, das sich erstaunlich spannend und wie ein Kompendium der Science Fiction seiner Entstehungszeit liest. W. J. Stuart – Alarm im Weltall weiterlesen →
Band 1: [„Wächter der Nacht“ 1766
Band 2: [„Wächter des Tages“ 2390
Sergej Lukianenko lädt uns in seinem dritten Teil der Wächter-Serie erneut dazu ein, mit ihm die verschiedenen Schichten des Zwielichts zu erkunden. Dieses Mal werden wir mit den Anderen bis in die fünfte Schicht des Zwielichts eintreten, die wir bislang nie kennen lernen durften. Ins Zwielicht können nur die so genannten Anderen eintreten, nämlich Menschen mit besonderen Kräften. Die Anderen teilen sich in die Dunklen und die Lichten ein, die einst einen Waffenstillstand geschlossen haben, der nun von der Tagwache und der Nachtwache kontrolliert wird. In diesem Waffenstillstand müssen sich die Kräfte der beiden Wachen stets ausgleichen, doch haben bereits die ersten beiden Bände der Wächter-Serie gezeigt, dass dieses Kräftegleichgewicht mehr als wackelig ist. Im vorliegenden Teil geht es jedoch nicht so sehr um die Zwistigkeiten zwischen den beiden Wachen, sondern um den Konflikt zwischen Menschen und Anderen, denn was sind überhaupt Andere? In diesem Buch verrät es uns Sergej Lukianenko …
_Tritt ein ins Zwielicht_
Im dritten Teil steht erneut der Lichte Anton im Mittelpunkt, mit dem in „Wächter der Nacht“ einst alles begonnen hat. Anton lebt inzwischen mit der mächtigen Anderen Swetlana zusammen, die ihm zuliebe aus der Wache ausgetreten ist. Die beiden haben eine kleine Tochter zusammen, deren Schicksal im ersten Teil bereits vorbestimmt worden ist und die voraussichtlich die mächtigste Andere aller Zeiten werden wird. Während Anton von seinem Chef Geser zu einem Auftrag weggeschickt wird, verbringt Swetlana mit ihrer Mutter und ihrer Tochter ihren Urlaub und fürchtet gleichzeitig um Antons Leben, da sie in die Zukunft schauen kann und spürt, dass er in eine Falle tappen könnte.
Mysteriöse Dinge sind aufzudecken, denn die beiden Moskauer Wachen und auch die Inquisition haben Briefe erhalten von jemandem, der sie darüber hinformieren will, dass ein Anderer einem Menschen alles über die Anderen verraten hat und diesen Menschen zu einem Anderen machen will. Wer hat aber diese Briefe geschrieben, denn die Adresse der Inquisition kennen alleine Geser und Sebulon?! Anton geht dem auf den Grund und trifft dabei auch auf seinen alten Freund Kostja, der inzwischen zu einem hohen Vampir geworden ist. Aber auch die Inquisition ist wieder durch einige Magier vertreten, um herauszufinden, wer einen Menschen zu einem Anderen machen möchte.
„Wächter des Zwielichts“ teilt sich wie schon die Vorgänger in drei Geschichten ein, die in diesem Fall allerdings eng miteinander verknüpft sind und immer Anton als Bezugsperson haben. Nachdem die mysteriöse Geschichte um die anonymen Briefe gelöst ist, fährt Anton nämlich zu Swetlana und seiner Tochter und trifft dort im Urlaub auf eine überaus mächtige Hexe, die sich jedoch nie hat registrieren lassen. Schon gehen die Ermittlungen also weiter, sodass Anton keinen Urlaub haben wird.
_Die faszinierende Welt der Anderen_
Sergej Lukianenko hat mit seiner Wächter-Serie eine Geschichte erschaffen, die auch weit über Russland hinaus erfolgreich ist, und dies nicht ohne guten Grund. Lukianenkos Welt der Anderen ist einfach nur faszinierend. Obwohl die Idee an sich einfach ist und wir Magier, Vampire und Werwölfe schon aus zahlreichen anderen Romanen kennen, hebt Lukianenko sich dennoch von der Masse der Fantasy-Schreiber positiv ab. Unter anderem liegt das darin begründet, dass seine Zeichnungen nicht schwarz-weiß sind. Die Lichten sind zwar die offiziell Guten und die Dunklen die Bösen, doch haben wir bereits in den ersten beiden Teilen der Wächter-Reihe gelernt, dass auch die Lichten ihre dunklen Seiten haben und sogar der mächtige Geser, der die Nachtwache anführt, immer wieder neue Intrigen spinnt und seine eigenen Wächter für seine egoistischen Zwecke benutzt oder sogar missbraucht.
Dass der Leser dennoch eher mit den Lichten mitfiebert als mit den Dunklen, liegt sicherlich in der Person des Anton begründet, der immer wieder auftaucht und in einigen der Geschichten unsere Bezugsperson ist, die wir auf Schritt und Tritt begleiten. Anton wird zu einem guten Bekannten, der uns nur allzu menschlich erscheint. Antons Schicksal ist dadurch vorbestimmt, dass er nie ein ganz mächtiger Anderer werden wird, immer wird er im Schatten seiner Freundin Swetlana stehen, die schon jetzt mächtiger ist als er. Aus Liebe zu Anton ist Swetlana zwar aus der Wache ausgetreten, dennoch nagt es immer wieder an Anton, dass sowohl Swetlana als auch seine Tochter über höhere Kräfte verfügen werden als er selbst. Dass dies Antons Stolz verletzt und ihn an sich selbst zweifeln lässt, ist nur natürlich, auch wenn sich Antons Zorn dadurch oft genug gegen seine eigene Freundin richtet, die ihn in dieser Hinsicht immer wieder übertreffen wird. Wir lernen im Laufe der Erzählung immer neue Seiten von Antons Charakter kennen, der für uns dadurch immer vollständiger wird. Doch das Schicksal hält auch für Anton dieses Mal noch einige Überraschungen bereit, die ihn einen großen Schritt nach vorne machen lassen.
Ein sehr interessanter Konflikt ist in „Wächter des Zwielichts“ der zwischen Anton und seinem früheren Nachbarn Kostja, der zu einem mächtigen Vampir aufgestiegen ist. Anton weiß, auf welche Weise ein Vampir zu solcher Macht gelangt, nämlich dadurch, dass er Menschen aussaugt. Aus Angst vor den möglichen Enthüllungen ist Anton daher bisher davor zurückgeschreckt, Kostjas Akte zu lesen, in der festgehalten ist, wie viele Menschen zu seinen Opfern geworden sind. Obwohl Anton und Kostja auf unterschiedlichen Seiten stehen, haben sie ihre frühere Freundschaft noch nicht vergessen und hängen daher ihren eigenen wehmütigen Erinnerungen nach. Lukianenko nutzt diese alte Freundschaft aus und spinnt darum einen Konflikt, der in „Wächter des Zwielichts“ zu weit reichenden Konsequenzen führen könnte.
_Faszinosum Lukianenko_
Sergej Lukianenko spinnt in diesem dritten Band „Wächter des Zwielichts“ seine Geschichte der Anderen weiter und bedient sich wieder seiner erfolgversprechenden Elemente: Auch in diesem Teil streut Lukianenko Gerüchte und Verdachtsmomente ein, die die Protagonisten, aber auch die Leser zum Nachdenken bringen. Besonders Geser und Sebulon bleiben in ihrer Charakterzeichnung stets undurchsichtig, auch wenn Sebulon in diesem Buch nur eine kleine Nebenrolle spielt. Immer wieder gibt es Momente, in denen die anderen das Gefühl haben, dass jemand hinter all den mysteriösen Ereignissen steckt, der eigene Ziele verfolgt und die Anderen dafür missbraucht. Aber Lukianenko lässt uns stets so lange wie möglich im Unklaren, sodass genug Gelegenheit bleibt, eigene Vermutungen anzustellen. Durch diese „Hinhaltetaktik“ animiert uns Lukianenko natürlich dazu, seine Geschichte immer weiter zu verfolgen und seine Bücher weiter zu lesen, da wir auf eine echte Aufklärung für manche Geschehnisse hoffen, die bislang ausgeblieben ist.
Wie schon in den beiden ersten Bänden der Wächter-Reihe ist auch „Wächter des Zwielichts“ in drei Geschichten unterteilt, die jeweils ein anderes „Problem“ thematisieren, doch in diesem Buch sind die Geschichten eng miteinander verwoben und gehen direkt ineinander über. Es sind keine Zäsuren eingebaut, sodass kaum Zeit zum Durchatmen bleibt. Die Lektüre erleichtert uns Lukianenko dieses Mal dadurch, dass stets Anton im Mittelpunkt steht und wir uns nicht immer neue Figuren kennen lernen, wie es im zweiten Teil „Wächter des Tages“ der Fall gewesen ist.
Lukianenko ist inzwischen zu einem Faszinosum geworden, seine Bücher verkaufen sich auch in der westlichen Welt hervorragend, sodass sicherlich schon wieder zahlreiche Buchfans sehnsüchtig auf die „Wächter der Ewigkeit“ warten, also auf den vierten Teil der Reihe. Lukianenko hat eine fantastische Welt geschaffen, in der Menschen und Andere zusammenleben, und in diesem dritten Teil wagt Lukianenko erstmals eine Erklärung, was Andere überhaupt sind. Dabei bedient er sich einfacher Grundsätze der Thermodynamik, die ich hier etwas merkwürdig fand, aber glücklicherweise hält er sich mit physikalischen Spekulationen weitgehend zurück, sodass man darüber hinwegsehen kann. Wer also wissen möchte, was Lukianenko sich unter den Anderen vorstellt, sollte unbedingt zu den „Wächtern des Zwielichts“ greifen.
_Und wieder heißt es warten_
Ungeduldig habe ich auf das Erscheinen des dritten Teils der Wächter-Reihe gewartet, doch habe ich es wieder nicht geschafft, den Lesegenuss hinauszuzögern. Dies macht Lukianenko praktisch unmöglich, da er genau an den richtigen Stellen Cliffhanger einbaut und seine Hauptfiguren immer wieder in gefährliche Situationen geraten lässt, die dringend überwunden werden müssen. Das Erzähltempo in „Wächter des Zwielichts“ empfand ich als noch höher als bei den beiden Vorgängerbänden. Die Übergänge zwischen den einzelnen Geschichten waren fließend, sodass ich dieses Buch praktisch nicht aus der Hand legen konnte, was mit Sicherheit aber auch auf die gelungene Figurenzeichnung zurückzuführen ist. Von allen auftretenden Figuren lernen wir neue Seiten und Eigenarten kennen, sodass sich langsam aber sicher ein immer detaillierteres Bild der Hauptcharaktere zusammensetzt.
„Wächter des Zwielichts“ überzeugt auf ganzer Linie und führt überzeugend fort, was Lukianenko in „Wächter der Nacht“ und „Wächter des Tages“ bereits begonnen hat. Diese Wächter-Serie ist zu Recht so erfolgreich und ich warte schon jetzt wieder sehnsüchtig auf das Erscheinen der [„Wächter der Ewigkeit“! 3594
http://www.heyne.de
http://lukianenko.ru/eng/
|Anm.: Zuvor erscheint bei Heyne Anfang 2007 noch die 700-seitige Space-Opera [„Spektrum“.]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3453522338/powermetalde-21 Man darf gespannt sein.|
Dr. Cherijo Grey Veil, Tochter des angesehenen und berühmten Joseph Grey Veil, möchte nur noch fliehen. Weg von Terra, und vor allem weg von ihrem tyrannischen Vater, dessen Einfluss sie nicht mehr länger ertragen kann. Während eines Bar-Besuchs lernt sie den Piloten Dhreen kennen, der mit seinem Schiff alsbald nach Kevarzangia Zwei reist und anbietet, die junge Ärztin mitzunehmen. Cherijo willigt ein und startet gemeinsam mit ihrer Hauskatze Jenner auf dem Kolonieplaneten ein völlig neues Leben.
David Weber wird gewöhnlich eher mit Science-Fiction und seiner starken Kommandantin Honor Harrington verbunden, in „Der Kriegsgott“, dem zweiten Band der „Schwerter des Zorns“-Trilogie (der dritte Band wurde für den deutschen Markt zweigeteilt), entführt er seinen Leser jedoch in urig barbarische Fantasygefilde.
Bahzell Bahnakson, Prinz von Hurgrum, ist stark, sehr stark – und mit viel gutmütigem Humor gesegnet. Zwar ist der fuchsohrige (im wörtlichen Sinne!) Hradani-Barbar wie die meisten Conan-Archetypen nicht gerade der hellste, aber dafür ein ausgesprochen moralischer Charakter. Das muss er auch sein, denn am Ende des ersten Bandes „Der Schwur“ ist der sture Bahzell, wenn auch widerstrebend, zum Paladin des Kriegsgottes Tomanâk geworden.
Leider muss der jüngste und wohl auch starrsinnigste Paladin Tomanâks erkennen, dass er mit seinem Rang auch eine ganze Menge an Pflichten aufgebürdet bekommen hat. So ist er wie die anderen Paladine ein Führer des Ordens des Tomanâk, einer militärischen Organisation, die überall in Norfressa für das Gute streitet.
Doch der Orden ist selbstgefällig und eitel geworden, viel zu viele Ritter sind wie Vaijon von Almerhas, der stets in schillernder Wehr und voller Standesdünkel aufgrund seiner adeligen Herkunft droht, die nötige Demut und Bodenhaftung zu verlieren. Dass ein stinkender Hradani-Pferdedieb von Tomanâk selbst zum Paladin auserwählt wurde, ist für ihn und viele andere Ritter ein Schlag ins Gesicht. Kaeritha, der zweite Paladin, der das Kapitel aufsucht, entpuppt sich als eine ehemalige Bauerntochter. Die beiden Paladine haben einige Erziehungsarbeit zu leisten, bevor das Kapitel in die Schlacht ziehen kann. Die Intrigen der dunklen Götter sehen vor, die von internen Konflikten zerrissenen Hradani in einen Krieg mit den Sothôii, ihren Erzrivalen, zu verwickeln.
Hier zu vermitteln, strapaziert die beschränkten diplomatischen Fähigkeiten Bahzells auf das Äußerste, die kluge und besonnene Kaeritha ist ihm dabei eine große Hilfe.
_Vorurteile sind härter als stählerne Fäuste_
Dem Kriegsgott bereitet es offensichtlich großen Spaß, seinen jüngsten Paladin vor eine Aufgabe zu stellen, für die er so scheinbar gar nicht geeignet ist. Bahzell lernt Verantwortung für mehr als nur sich selbst zu übernehmen. Das Thema Vorurteile gegenüber anderen Rassen/Hautfarben oder gegenüber Frauen hat Weber bereits in der Honor-Harrington-Serie aufgegriffen, dieses Mal wird es jedoch vielschichtiger und interessanter behandelt als die recht eindimensionalen und groben Vorurteile der Graysons gegenüber Frauen.
Dabei zeichnet er die durch ihre Vorurteile geblendeten Charaktere differenzierter als sonst üblich, gute und böse Charaktere sind in dieser Saga sonst von vornherein klar definiert. Hier jedoch beschreibt er sehr interessante Entwicklungen, einige Figuren werden ihre Vorurteile überwinden und gar vom Saulus zum Paulus werden, während andere von ihnen zu an Verrat grenzenden Handlungen getrieben werden.
Wie bereits im ersten Teil spart Weber nicht mit gelungenen, humorigen Dialogen, die ein wenig an den schnoddrigen Stil von David Eddings erinnern, aber passend zu der Figur des starken Hradani und seines Freunds Brandark rauer, hart aber herzlich sind. Die Paladina Kaeritha trägt dazu ebenso ihren Teil bei, sie ist mehr als nur eine Quotenfrau. Interessant ist, dass Weber wie bereits im ersten Teil auf eine Liebesgeschichte völlig verzichtet, er belässt es bei sehr zart angedeuteten Romanzen.
Action und Abwechslung satt werden geboten. Von den Höhlen der technisch sehr bewanderten Zwerge über die weiten Ebenen der Sothôii und ihren mystischen „Windrenner“-Pferden bis hin zu den Kapiteln des Ordens des Tomanâk und den Tempeln dunkler Götter voller entsprechender Monstren reicht das Spektrum. Dabei präsentiert sich Bahzell nie so archaisch wie Robert E. Howards Ur-Conan; schwarze Magie, Blutlachen und abgetrennte Gliedmaßen und vom Kampfschweiß geschwängerte Luft gibt es dennoch reichlich.
Der Weltentwurf Webers ist detailliert und liebevoll. Zwar ist der Kampf guter Götter gegen böse Götter klischeehaft, aber das Götterpantheon ist umfangreich und sorgfältig geplant. Im Anhang befinden sind zahlreiche Karten der Welt Norfressa und eine Auflistung und Beschreibung aller ihrer Gottheiten. Auf einen historischen Abriss der Weltgeschichte, der zum Verständnis einiger Details nötig ist und im ersten Band geschildert wird, wurde leider verzichtet. Der Krieg der Götter wird von auserwählten sterblichen Stellvertretern wie den Paladinen Tomanâks und ihren dunklen Gegenspielern geführt, direktes Eingreifen ist den Göttern untersagt, sie wirken durch ihre Diener.
_Fazit_
Bahzell erlebt unterhaltsame und actionreiche Abenteuer in einer detaillierten und faszinierenden Fantasywelt, Esprit und Humor zeichnen ihn aus. Besonders gelungen sind die Dialoge des sturen Hradani mit seinem Freund Brandark, Kaeritha oder dem Kriegsgott selbst. Die Übersetzung von Wolfgang Thon ist sehr gut gelungen, leider haben sich wie in allen Bänden der Serie viele kleine Setzungsfehler eingeschlichen.
„Der Kriegsgott“ stellt gegenüber dem ersten Band „Der Schwur“ sogar noch eine Steigerung dar, und bereits diesen kann ich uneingeschränkt empfehlen.
Der „Schwerter des Zorns“-Zyklus bei |Buchwurm.info|:
Auf ihrer Website erzählt Katja Brandis, dass ihr neues Buch „Feuerblüte – Im Reich der Wolkentrinker“ davon beeinflusst wurde, dass sie zum Zeitpunkt des Schreibens ein Buch über die amerikanische Geschichte gelesen hat.
Daraus ist schließlich das Grundkonzept von Dienern und Denkern in der Stadt Rhianna entstanden. Rhianna ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Fest für die Sinne, als Alena, Heldin des [ersten Bandes 2876 der „Feuerblüte“-Serie, mit ihren Freunden dort ankommt. Nachdem am Rande von Daresh, ihrer Heimat, die magische Grenze, die das Land abschirmt, gefallen ist, beschließt die wagemutige Schwertkämpferin zu erforschen, was jenseits von Daresh liegt.
Nach einer beschwerlichen Reise werden sie in der fremden Stadt nicht gerade freundlich empfangen. Im Gegenteil möchte man sie zuerst im Gefängnis versauern lassen, doch mit einer kleinen Kostprobe der magischen Kräfte von Jorak, einem gildenlosen Streuner aus der Stadt Ekaterin, der Alena im ersten Band kennen und lieben gelernt hat, erlangen sie genug Respekt des alten Stadtvorsitzenden Ydra, um wie Ehrengäste behandelt zu werden. Ydra sieht in Jorak sogar einen würdigen Nachfolger und er spinnt den jungen Mann, der nie ein Zuhause gehabt hat, weil keine Gilde ihn, der Eltern aus zwei verschiedenen der vier Gilden in Daresh hat, aufgenommen hat, so sehr ein, dass er nicht merkt, was in Rhianna wirklich läuft. Denn die Bewohner der Stadt leben in Saus und Braus und permanentem Müßiggang. Die Künste werden groß geschrieben und man fröhnt ihnen in verschiedenen Tempeln in der Stadt.
Doch wer ist dafür verantwortlich, dass alles so reibungslos und sauber läuft? Alena ahnt schnell, dass hier etwas nicht stimmt. Die gleichgültig wirkenden Diener, Miks genannt, werden in ihren Augen ausgebeutet, damit die Denker ein schönes Leben haben. Zu spät merkt sie, wie die Herrschaftsverhältnisse wirklich sind …
Katja Brandis hat etwas verwirklicht, das man so nicht erwartete. Während der [erste Band 2876 der Triologie um die Schwertkämpferin Alena recht durchschnittlich und spannungsarm war, steigert sie sich mit „Im Reich der Wolkentrinker“ erheblich. Dichter und atmosphärischer ist die Schreibe dieses Mal und weiß dadurch eine Menge Spannung zu erzeugen. Der geschickte Schachzug, die Reisegesellschaft an einem gewissen Punkt zu trennen und sie mit unterschiedlichem Wissensstand in Bezug auf die Miks alleine zu lassen, sägt an den Nerven des Lesers, während er dem Showdown entgegenfiebert.
Die Figuren haben ebenfalls an Tiefe gewonnen, auch wenn ihr Potenzial noch nicht völlig ausgeschöpft ist. Es gefällt wirklich sehr, dass Alena, die im ersten Band noch ein ziemlicher Hitzkopf war, ihr Temperament mittlerweile im Griff hat. Die Bewohner der Stadt Rhianna sitzen zwar ein wenig in einem Schwarzweißraster und dieser Typ von Mensch, der vom prallen Leben so verwöhnt ist, dass er die Wahrheit nicht sieht, ist auch nicht gerade innovativ. Dieses Motiv war schon sehr oft da und Brandis lässt hier zu wenig eigene Ideen einfließen, auch wenn sie sonst beim Aufbau ihrer Welt überzeugen kann. Dieses Mal spielen zwar die vier Gilden aus Daresh, die immer einen Grund für Streitereien geben, nur eine untergeordnete Rolle, aber das Land hinter Daresh kann sich sehen lassen. Brandis füllt ihre Fantasywelt zwar nicht bis unter die Decke mit magischen Gestalten und Co., aber sie schafft ein gutes Gleichgewicht zwischen Fantasie und der Geschichte, die sie erzählen möchte.
Die Art und Weise, wie sie diese erzählt, hat sich entgegen der Verbesserungen nicht wirklich geändert. Sie sorgt zwar dafür, dass der Roman dichter wirkt, aber die Wortwahl, der Satzbau weisen noch immer keine Besonderheiten auf, die man in einer Rezension vermerken könnte. Der Schreibstil ist Mittel zum Zweck, mehr auch nicht.
Glück für Brandis also, dass ihr dieses Mal der Aufbau und die Personen besser gelingen, denn sonst hätte es wieder nicht so gut für sie ausgesehen. Trotzdem: Wenn ich richtig zähle, enthält eine Triologie drei Bände und wir sind ja erst bei Band zwei angekommen. Deshalb harren wir einfach der Dinge, die noch kommen. Im Fall von „Im Reich der Wolkentrinker“ hat sich das schließlich auch gelohnt.