Archiv der Kategorie: Fantasy / Science-Fiction

Parzzival, S.H.A. – Himbeertod (Titan-Sternenabenteuer 25)

_Story_

Nach dem Attentat auf Shalyn Shan haben die Ärzte die schöne Suuranerin in ein künstliches Koma versetzt und so ihr Leben bewahren können. Allerdings waren hierzu ein paar Schönheitsfehler unvermeidbar, so dass die Kommandantin der TITAN nun eine Glatze tragen muss. In der Zwischenzeit hat die World Police auch alles daran gesetzt, den Attentäter zu stellen und dingfest zu machen – allerdings ohne Erfolg.

Auf Empfehlung eines guten Bekannten wird der Spezialagent Wernher von Witzleben auf den Fall angesetzt, von dem sich Shalyn aber aufgrund der ersten seltsamen Zusammenkunft keine großen Resultate verspricht. Um so überraschter ist sie, als der durchgeknallte Agent, der wie ein alter Action-Held im Fledermauskostüm auf Verbrecherjagd geht, in kürzester Zeit tatsächlich den mutmaßlichen Mörder inhaftiert. Statt ihn aber direkt der World Police auszuhändigen, wählt von Witzleben einen brutaleren Weg und fragt den Attentäter namens Haron nach Motivation und Auftraggebern aus, indem er die Antworten durch körperliche Übergriffe erzwingt.

Doch Haron schweigt beharrlich und kann tatsächlich auch wieder entkommen. Der Spezialagent hat jedoch noch eine zweite Geheimwaffe in der Hinterhand. Er ist auf eine Frau getroffen, die angab, mehr über die Vergangenheit von Monja Anjetta zu wissen. Für Shalyn Shan ist dies die erfreulichste Nachricht seit langem, und so wird auch in Windeseile ein Treffen vereinbart. Doch wer weiß, ob Monja, Shalyn und ihre Kumpanen sich auf den Weg dorthin gemacht hätten, wenn ihnen der Ausgang der Begegnung von vornherein bewusst gewesen wäre …

Währenddessen haben Raumschiffe der Cadschiden eine Invasion in einem italienischen Bergdorf gestartet und den dortigen Bewohnern ihre Gefühle geraubt. Ohne Rücksicht auf die hilflosen Anwohner schwärmen sie mit ihren Kristallen aus und hinterlassen bei den betroffenen Menschen ein Gefühl der Leere – und einen Himbeergschmack, den auch Shalyn Shan gespürt hat, kurz bevor ihr Harons Anschlag die Sinne raubte.

_Meine Meinung_

Im aktuellen Band der „Titan-Sternenabenteuer“ werden die beiden bisherigen Sub-Plots zu einem homogenen Strang zusammengeführt, der allerdings weiterhin genügend Freiräume für etwaige Nebenschauplätze lässt. Im Mittelpunkt steht dabei die ‚Auferstehung‘ der bereits ermordeten Shalyn Shan, die immer mehr darauf bedacht ist, das Geheimnis hinter ihrer Geliebten Monja Anjetta aufzudecken. Deshalb legt sie auch so großen Wert auf die Festnahme des Attentäters, der Gerüchten zufolge ja auch ein Teil von Monjas Vergangenheit gewesen sein soll.

Nicht nur um sich selbst zu beweisen, dass dem nicht so ist, und dass Monja eine weiße Weste hat, sondern auch, um das Gemüt ihrer Freundin zu beruhigen, greift Shalyn Shan mal wieder zu recht unkonventionellen Mitteln, als sie sich auf den Abgesandten der World Police, Wernher von Witzleben, und dessen eigenartige Ermittlungsmethoden einlässt. Shalyn weiß nicht, was sie von der Fledermaus-Maskerade, dem seltsamen Tick für alte Romane aus Papier und der unsympathischen Ausstrahlung des Agenten halten soll, sieht in ihm aber die letzte verzweifelte Chance, um die zunehmend unsichere Situation wieder ins Lot zu bringen. Bis zum Ende hadert sie mit den Entscheidungen ihrer neuen Zweckverbindung, lässt sich aber von dem Erfolg immer wieder blenden. Und dennoch bleibt die Frage im Raume stehen, ob es sich bei von Witzleben um einen Ehrenmann oder doch um den zur Schau gestellten Fiesling handelt, als der er seinen Feinden gegenüber auftritt. Der nächste Band heißt „Fledermaus“, dann gibt’s hierzu sicher mehr …

Davon mal abgesehen, ist man beim silbernen Jubiläum der Serie wieder überraschend kreativ geworden. Die Invasion der Cadschiden wurde von S.H.A. Parzzival ebenso gut in Szene gesetzt wie das Katz-und-Maus-Spiel des von Witzleben und seiner Opfern. Es wird endlich wieder richtig spannend, und nach einigen viel zu transparenten Fortgängen hat man auf der TITAN wieder einen Punkt erreicht, an dem die Handlung voller Überraschungen steckt. Der Leser fiebert mit, wenn Shalyn Shan langsam aber sicher hinter Monjas Identität zu blicken wagt, und hofft natürlich inständig, dass Letztgenannte zu den ‚Guten‘ gehört.

Und je länger man auf die Folter gespannt wird, desto tiefer dringt man auch wieder in die Gesamthandlung ein, die in den letzten Bänden noch recht oberflächlich fortgeführt wurde. Nicht zuletzt durch die Öffnung weiterer Handlungsspielräume und die Einführung neuer Charaktere wie den schrägen Wernher von Witzleben steuert die |TITAN| (deren Motoren in diesem Buch übrigens auch endlich wieder gestartet werden) wieder auf den richtigen Kurs, der lediglich durch einige merkwürdige sprachliche Eigenheiten beeinträchtigt wird.

Manchmal nämlich raubt man sich zu früh die Spannung, in dem man Kapitel mit Sätzen wie „… wenn sie vorher gewusst hätte, was sich dort ereignet …“ enden lässt und dabei praktisch schon aus der Zukunft heraus das bevorstehende Übel beschreibt. Stattddessen hätte man die Geschichte genau so gut bzw. wahrscheinlich noch besser ihrem natürlichen Verlauf überlassen und so auch die Überraschungen noch stärker auf seiner Seite gehabt. Ebenfalls etwas übertrieben finde ich die zweideutigen Wortspiele. Der Name ‚Wernher von Witzleben‘ zum Beispiel ist einfach nur peinlich. Die Autoren der „Titan-Sternenabenteuer“ haben zwar immer schon ein gewisses Maß an Humor vorgewiesen, doch hat man dabei bislang immer noch Grenzen eingehalten, innerhalb derer man auch tatsächlich von Humor sprechen konnte. Leider bestehen diese Limits bei „Himbeertod“ nicht mehr, was zur Folge hat, dass neben von Witzleben selber auch dessen alberne Aktionen (Fledermauskostüm, Schnüffeln an alten Heftromanen, doofe Macho-Sprüche, etc.) äußerst fragwürdig erscheinen. Vielleicht sind es ja Insider, vielleicht wird man damit auch bei einem Teil des Publikums landen, doch bei mir persönlich hat dieser ironische Klamauk nicht gezündet.

Im Großen und Ganzen sind es aber nur ein paar kleine Nebensächlichkeiten, die es bei der 25. Ausgabe der Social-Fiction-Serie zu bemängeln gibt. Bezüglich Geschichte, Weiterentwicklung und Spannung hat S.H.A Parzzival verglichen mit den letzten Bänden indes wieder gehörige Verbesserungen erzielen können, auf denen aufbauend die TITAN hoffentlich auch in Zukunft die Häfen ansteuern wird, die man vorm Umschwung von Science- auf Social-Fiction noch regelmäßig besuchte. Kurzum: Nach der zwischenzeitlichen Flaute wird einem hier endlich wieder das Niveau geboten, das man etwas längere Zeit vermisst hatte – wenn auch nur auf mageren 158 Seiten.

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Sara Douglass – sterblichen Götter Tencendors, Die (Im Zeichen der Sterne 1)

Askam, Prinz des Westens, steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Nicht nur, weil er drei Jahre lang den koroleanischen Botschafter zu Gast hatte, sondern auch, weil er sein Geld in ein paar höchst riskante Vorhaben gesteckt hat, die prompt schief gegangen sind. Um seine Gläubiger bezahlen zu können, versucht er, eine ruinös hohe Steuer einzuführen, die vor allem Zared, Prinz des Nordens treffen soll, denn dessen Provinzen florieren. Unter anderem deshalb, weil die fähigsten Handwerker und Kaufleute vor Askams Steuern zu Zared geflüchtet sind.

Die Steuer bringt bei den Kaufleuten Karlons ein Fass zum Überlaufen; sie reisen zu Zared und bitten ihn, beim Sternensohn zu intervenieren. Caelum, Axis‘ Ältester, greift tatsächlich ein, allerdings auf eine Weise, die Zared zutiefst verbittert. Zugleich verweigert Caelum ihm aus politischen Gründen die Heirat mit Leah, Askams Schwester. Von den Gildenmeistern Karlons angefeuert, entschließt Zared sich, dem Sternensohn Widerstand entgegenzusetzen.

Während Zared Pläne schmiedet, um Askam und Caelum zur Vernunft zu bringen, wird Flussstern, Caelums lüsterne Schwester, tot in ihrem Gemach aufgefunden. Über ihr kniet, ein blutiges Messer in der Hand, Drago, ihr Zwillingsbruder, der einst für seinen Verrat an Caelum damit bestraft wurde, dass seine Mutter Aschure in seinem Blut die Dominanz seines Ikarischen Erbes aufhob und ihn damit zum Menschen machte. Caelum ist sofort davon überzeugt, dass Drago der Mörder ist, und lässt ihn in einem Schauprozess zum Tode verurteilen. Aber Zenit, Jüngste der Geschwister, hat Mitleid mit ihrem Bruder und verhilft ihm zur Flucht.

Unbemerkt von den Herrschenden, die mit ihrem eigenen Händel beschäftigt sind, nähert sich von außerhalb Tencendors eine Bedrohung, die zunächst niemand wahrnimmt und die in ihrem Ausmaß Gorgrael bei weitem in den Schatten stellt, Dämonen, die unbedingt durch das Sternentor nach Tencendor wollen …

An alldem zeigt sich bereits, dass die Fortsetzung des Weltenbaumzyklus auch in der nächsten Generation nichts von seiner Komplexität verloren hat!

Caelum ist der oberste Herrscher über Tencendor und voll der besten Vorsätze. Aber die Erinnerungen an den Verrat seines Bruders hat sein Wesen vergiftet. Caelum ist unsicher und von seiner Angst vor Drago beherrscht, obwohl Drago ihm ohne Magie gar nicht gewachsen ist und seit vierzig Jahren nichts tut als vor sich hinzualtern. So stark ist Caelums Angst vor Drago, dass er die erste Gelegenheit wahrnimmt, sich seiner zu entledigen.

Unterstützt wird Caelum darin nicht nur von seinen Eltern, sondern auch von Wolfstern. Der mächtige Zauberer, der für die Erfüllung der Prophzeiung gesorgt hat, ist immer noch damit beschäftigt, die Geschicke zu beeinflussen. Er als Einziger weiß von den Dämonen außerhalb des Sternentores, er weiß von ihrem Ziel und von dem Wächter dieses Ziels. Er weiß auch, es gibt nur einen, der diesem Wächter helfen kann, sollten sie nach Tencendor eindringen: den Sternensohn! Und er glaubt, Caelum wäre dieser Aufgabe ohne Drago besser gewachsen.

Drago ist von seinen Verwandten nichts anderes gewohnt als Abscheu und Hass. Dabei weiß er nicht einmal, ob er dieses Verbrechen, das ihm ständig vorgeworfen wird, tatsächlich begangen hat, denn als Mensch hat er im Gegensatz zu den Ikariern keine Erinnerungen an seine Kindheit vor dem dritten Lebensjahr. Seit er denken kann, wird er von allen für etwas bestraft, von dem er nichts weiß. Zutiefst verbittert klammert er sich dennoch an das bisschen Leben, das seine Mutter ihm gelassen hat.

Zenit ist die Einzige, die sich der Tatsache bewusst ist, dass Drago sich an sein Verbrechen nicht erinnern kann, und die Verständnis für seine Verbitterung hat. Aber sie hat auch genug mit sich selbst zu kämpfen. Seit Wolfstern auf Sigholt erschienen ist, kämpft sich eine fremde Präsenz in ihrem Innern an die Oberfläche. Aber erst aus einem Brief, den ihre Mutter für sie bei Caelum zurückgelassen hat, erfährt Zenit, dass es sich dabei um Aschures wiedergeborene Mutter Niah handelt! Ein zäher Kampf gegen die fremde Seele, die Zenit als Eindringling empfindet, beginnt.

Die verworrenen, komplexen Beziehungen der Charaktere untereinander führen zu einem regelrechten gordischen Knoten: Caelum hasst und fürchtet Drago, Drago seinerseits richtet seine Bitterkeit gegen die gesamte Welt, mit Ausnahme seiner Schwester Zenit und seines Großvaters Sternenströmer. Zenit mag sowohl Caelum als auch Drago, hasst aber dafür die rücksichtslose Niah, die Zenit in ihrem Hunger nach Leben einfach aus ihrem eigenen Körper drängt. Wolfstern wiederum hasst Zenit dafür, dass sie sich gegen Niah durchgesetzt hat. Askam hasst Zared, weil er neidisch auf seinen Erfolg ist und um seine Herrschaft fürchtet. Und Axis ist wütend auf Zared, weil er glaubt, dieser wolle Tencendor spalten, für dessen Einheit Axis so lange gekämpft hat.

Axis hat Zared bereits vor dessen Geburt für nichts anderes als eine Quelle von Problemen gehalten, einen neuen Bornheld. Dass Zared allerdings nicht selbst die Schwierigkeiten bedeutet, sondern ihnen lediglich eine Stimme verleiht, scheint weder Caelum noch Axis aufzufallen. Das eigentliche Problem ist Askam, der einfach ein unfähiger Regent ist, aber dennoch von Caelum und Axis Rückendeckung erhält, nur weil er Belials Sohn ist. Dabei hätte Belial sich im Grabe umgedreht, wüsste er, was sein Sohn für Mist baut! Und Askam zeigt in seinem Hass und seiner Eifersucht auf Zared mehr Eigenschaften Bornhelds, als Zared es jemals könnte!

Dazu kommt die extreme Angst der Ikarier vor einem Königreich der Achariten, das sie automatisch mit einem Wiederaufleben des Seneschalls und einer neuerlichen Verfolgung von Ikariern und Awaren gleichsetzen. Dabei wäre eine Neuerrichtung des Seneschalls ohne den dazugehörigen Gott Artor gar nicht möglich. Artor aber ist tot!

Caelum, dessen Aufgabe als oberster Herrscher es eigentlich wäre, in dieser konfliktgeladenen Situation die Balance zwischen den Parteien zu halten, versagt kläglich. Ein Mann mit über vierzig Jahren Lebenserfahrung sollte eigentlich etwas Besseres auf die Beine stellen können!

Die Einzige, die tatsächlich etwas Vernünftiges für Tencendor tut, ist Faraday. Nachdem Drago sie mit Hilfe des Regenbogenzepters sozusagen aus Versehen aus ihrer tierischen Gestalt befreit hat, ist sie von einer neuen Macht durchdrungen, die aus dem Zepter stammt. Sie ist die Einzige, die hinter das Offensichtliche sieht und deshalb nicht nur Zenit hilft, sondern auch Drago.

Na ja, fast die Einzige. Denn die Seewache, die ihrer eigenen Aussage nach treu dem Sternensohn dient, tut einige Dinge, die für Caelums Anhänger äußerst verwirrend wären, so sie denn davon wüssten. Zunächst jedoch können auch sie das Eindringen der Dämonen nicht verhindern, denn diese sind zu allem entschlossen!

Die Dämonen erinnern ein wenig an die Apokalyptischen Reiter, sind allerdings zu fünft. Aber nicht nur, dass sie das Grauen in die Welt Tencendors tragen, sie wollen auch etwas zurück, das ihnen gestohlen wurde und ihre Macht noch um ein Vielfaches steigern wird! Der zweite Band wird deshalb den Blickwinkel der Handlung wohl ein gutes Stück ausweiten und die Dämonen mehr in den Mittelpunkt rücken.

Bei den Bänden des Zyklus |Im Zeichen der Sterne| hat |Piper| darauf verzichtet, sie in zwei Teile zu hacken, was dem Zusammenhang sehr gut tut. Trotzdem ist „Die sterblichen Götter Tencendors“ nicht ganz so spannend, wie es der erste Band des Weltenbaumzyklus war. Dieser erste Band zumindest wird vor allem von seinen vielen zwischen“menschlichen“ Konflikten getragen. Die meisten davon erklären sich aus der Vergangenheit. Dennoch muss ich sagen, dass vor allem Caelums, Axis‘ und Aschures Verhalten manchmal von einer derartigen Verblendung zeugt, dass es schon fast unrealistisch ist!

Abgesehen davon jedoch las sich das Buch flüssig und interessant. An neuen Ideen ist lediglich das Labyrinth mit seinem brisanten Inhalt dazugekommen, wurde allerdings noch nicht weiter ausgebaut. In dieser Hinsicht darf sich ruhig noch etwas mehr tun.

Wer den Weltenbaumzyklus noch nicht gelesen hat, dem empfehle ich, dies nachzuholen, ehe er mit dem Sternenzyklus anfängt. Zwar geht es diesmal um die jüngere Generation, aber viele der alten Charaktere tauchen wieder auf und die Geschehnisse aus dem ersten Zyklus wirken massiv in den zweiten hinein. Das Personen- und Sachregister am Ende mag zwar hilfreich sein, aber bei weitem nicht ausreichend.

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres Weltenbaum-Zyklus stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem Weltenbaumzyklus und „Tresholder“ schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Der zweite Teil des Sternenzyklus, „Die Wächter der Zeiten“, ist für September dieses Jahres angekündigt. In der Zwischenzeit schreibt die Autorin an ihrem neuen Zyklus |Darkglass Mountain|.

My Сreative


http://www.piper.de

_Sara Douglass bei |Buchwurm.info|:_
[Die Sternenbraut 577 (Unter dem Weltenbaum 1)
[Sternenströmers Lied 580 (Unter dem Weltenbaum 2)
[Tanz der Sterne 585 (Unter dem Weltenbaum 3)
[Der Sternenhüter 590 (Unter dem Weltenbaum 4)
[Das Vermächtnis der Sternenbraut 599 (Unter dem Weltenbaum 5)
[Die Göttin des Sternentanzes 604 (Unter dem Weltenbaum 6)
[Der Herr des Traumreichs 1037
[Die Glaszauberin 1811 (Die Macht der Pyramide 1)
[Der Steinwandler 2639 (Die Macht der Pyramide 2)

Finn, Thomas – unendliche Licht, Das (Die Chroniken der Nebelkriege 1)

_Handlung_

Kai ist ein Irrlichtfänger in der Ausbildung, und wohnt in einem kleinen Dorf namens Lychtermoor in der Nähe der großen Handelsstadt Hammaburg. Er lernt den Beruf bei seiner Großmutter und ist kurz vor dem Ende seiner Ausbildung. Und es geschieht etwas Besonderes, denn Kai fängt eines Abends so viele Irrlichter wie noch keiner vor ihm. Doch die Freude darüber wehrt nicht lange, denn seine Großmutter verbietet ihm, mit seinem großen Fang vor der Dorfjugend anzugeben. Anstatt auf seine Großmutter zu hören, nimmt Kai am nächsten Abend ein besonders großes Irrlicht mit zum Irrlichtfest, um den Dorfrüpel mit seinen Fangkünsten zu übertrumpfen.

Doch die Freude auf dem Fest währt nicht lange, denn schon nach kurzer Zeit überfallen Mort Eisenhand und seine untote Piratenbande das Dorf und rauben die ganzen Irrlichter. Kai überlebt nur, weil ihn der Elf Fi und die unheimliche und vermummte Dystariel aus den Klauen der Piraten retten. Doch als der Irrlichtfänger nach Hause eilt, um seine Großmutter zu retten, muss er feststellen, dass er zu spät, kommt denn sie wurde bereits von den Piraten getötet.

Beim anschließenden Kampf mit den Unholden kommt es zu merkwürdigen Ereignissen, die Fi und Dystariel veranlassen, Kai mit nach Hammaburg zu nehmen. Dort wird er zum berühmten Däumlingszauberer Eulertin gebracht, der den jungen Kai als seinen Zauberlehrling unter seine Fittiche nimmt. Auch in Hammaburg werden immer mehr Irrlichter geraubt. Was haben Mort Eisenhand und seine Komplizen nur mit den ganzen Irrlichtern vor, fragen sich Kai und Eulertin. Doch neben der harten Magierausbildung findet Kai etwas über eine Prophezeiung heraus, in der er eine entscheidende Rolle beim Kampf gegen Morgoya spielen soll …

_Autor_

Thomas Finn wurde 1967 in Chicago geboren. Er war Chefredakteur eines großen Phantastik-Magazins sowie Lektor und Dramaturg in einem Drehbuch- und Theaterverlag. Bereits seit Jahren lebt und arbeitet der preisgekrönte Roman-, Drehbuch- und Theaterautor in Hamburg. Bekannt wurde er besonders wegen seiner |Gezeitenwelt|-Romane sowie einiger Rollenspiel-Publikationen für die Spiele „Das Schwarze Auge“ sowie „Plüsch, Power und Plunder“ und durch den Zeitreiseroman [„Der Funke des Chronos“. 2239

_Mein Eindruck_

Thomas Finn bleibt seiner Heimatstadt also treu. Nachdem er die Leser in seinem letzten Roman „Der Funke des Chronos“ ins Hamburg von 1843 entführt hat, lässt er sie diesmal nach Hammaburg, der Fantasy-Ausgabe von Hamburg, reisen. In der Welt von „Das unendliche Licht“ gibt es aber auch noch einige andere Städte und Länder, bei denen man leicht ein irdisches Äquivalent wiedererkennt, sei es die Insel der bösen Nebelhexe Morgoya, die Albion heißt (England), das von Kobolden bevölkerte Colona (passt irgendwie zu Köln) oder etwa die Schwarzen Wälder.

Dadurch erreicht Finn, dass sich der Leser gleich zu Beginn perfekt in die neue Fantasywelt einlesen kann, ohne vorher seitenlange Landschaftsbeschreibungen oder Geographieabhandlungen zu lesen, wie etwa bei J.R.R. Tolkien. Doch ist diese Welt natürlich nur geographisch unserer ähnlich, denn sie ist durch und durch mit Magie durchzogen. Ein Zitat aus dem Buch von Magister Eulertin trifft hier den Nagel auf den Kopf: „Die Magie ist es, was die Welt im Innersten zusammenhält“. Neben den Menschen bevölkern aber auch noch viele andere Lebewesen wie Elfen Zwerge, Feen, Klabauter, Kobolde, Däumlinge, Poltergeister, sprechende Tiere und noch so einiges Andere mehr die Welt des „unendlichen Lichtes“.

Dies alles verwebt Finn gekonnt zu einem enorm stimmungsvollen Mix, der nie Langeweile aufkommen lässt und einfach fesselt. Der Schreibstil ist einfach, aber prägnant und zudem äußerst bildhaft. Dadurch ist der Roman so konzipiert, dass er sowohl den Fans „klassischer“ Fantasy als auch jugendlichen Lesern und Anhängern eines anderen bekannten Zauberlehrlings gefallen dürfte. Dass der Roman als Jugendroman deklariert wird, ist sicherlich einerseits richtig, doch andererseits könnte so ein falscher Eindruck entstehen, der die ältere Käuferschicht abschreckt. Daher würde ich ihn einfach allgemein als Fantasy bezeichnen. Wie dem auch sei, Etikettierungen sind immer mühselig und diskussionswürdig.

Mit der bösen Hexe Morgoya gibt es ähnlich wie beim „Herr der Ringe“ einen klaren Antagonisten, der aber in diesem Band nur am Rande erwähnt wird und nicht aktiv vorkommt. Sie wird wohl erst in den beiden folgenden Bänden der Trilogie auftauchen. An deren Stelle spielen zuerst Mort Eisenhand nebst Komplizen die Bösewichte.

Doch eigentlich sind nicht die Feinde von Kai das Problem, sondern er selbst: Da er als nicht ausgebildeter Magier seine magischen Energien nicht kanalisieren kann, drohen sie ihn zu übernehmen, so dass er quasi selber böse würde. Das macht den Protagonisten menschlicher, man kann sich besser mit ihm identifizieren. Außerdem finde ich Finns Idee dazu, was mit nicht ausgebildeten Zauberern passieren kann, äußerst ansprechend.

Neben Kai sind es aber vor allem die anderen Figuren des Romans, die ihn so lesenswert machen. Indem immer wieder neue Figuren auftauchen, nimmt „Das unendliche Licht“ richtig Fahrt auf und bietet eine Menge Abwechslung. Besonders gut gefällt mir, dass der mächtigste bekannte Magier Magister Thaddäus Eulertin ein Däumling ist. Irgendwie ist der Gedanke, dass jemand so Kleines ein mächtiger Magier ist, schon abgefahren, oder? Die dahinter stehende Message ist jedenfalls eindeutig: „Länge ist nicht Größe“. Mal ganz davon abgesehen, dass man sich so beim Lesen automatisch mal mit einer anderen Perspektive befasst.

Aber auch die anderen Charaktere sind liebevoll dargestellt und regen immer wieder zum Schmunzeln an. So hätte der Klabautermann Koggs mit seinem vielen Seemansgarn sicher auch sein eigenes Buch verdient gehabt, sozusagen als Fantasy-Äquivalent von Käptn Blaubär oder Baron Münchhausen. Damit möchte ich nur verdeutlichen, wie viele interessante Ideen in diesem Roman stecken. Und ich könnte noch viele weitere aufzählen.

Zudem merkt man, dass sich Finn wirklich Mühe gibt, seinen Figuren ein richtiges Gesicht zu geben und sie nicht zu Füllmaterial für einen Protagonisten verkommen lässt, wie so manch anderer seiner Kollegen. Die Handlung im Allgemeinen ist spannend und beinhaltet einige unvorhergesehene Wendungen, die extrem fesseln, so dass es enorm schwer fällt, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Besonders Kais Ausbildung zum Magier und seine Streifzuge durch Eulertins bringen uns immer wieder zum Lachen.

Was sofort ins Auge sticht, ist die sehr gelungene Umschlaggestaltung: Passender und stimmiger kann als hier geht es wohl kaum. Das verwendete Papier ist ebenfalls von sehr ansprechender Qualität – rundum top!

_Fazit:_ „Das unendliche Licht“ hat alles, was ein hervorragender Fantasyroman benötigt: tolle Charaktere, ein gelungenes Setting und jede Menge Spannung, so dass er uneingeschränkt zu empfehlen ist. Mit dieser Reihe dürfte sich Thomas Finn endgültig in der Riege der großen deutschen Genreautoren etablieren. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die zwei Fortsetzungen!

[Unser Interview mit Thomas Finn]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=59
[„Der Funke des Chronos“ 2239
[„Das Greifenopfer“ 1849
http://www.ravensburger.de
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Sara Douglass – Steinwandler, Der (Die Macht der Pyramide 2)

Buch 1: [„Die Glaszauberin“ 1811

Es ist so weit: Die Pyramide ist fertiggestellt! Zur Mittagsstunde wird die Sonne die Kammer der Unendlichkeit mit Licht fluten und das Tor öffnen, das den Magiern den Zugriff auf die Macht der Eins ermöglichen und damit Unsterblichkeit verleihen wird. Aber es kommt alles ganz anders! Die Präsenz, die von der Pyramide und damit von der Macht Besitz ergreift, nennt sich Nzame und unterwirft augenblicklich all jene, die so sehr nach Macht und Unsterblichkeit gegiert haben, allen voran die Magier und Chad Nezzar, den Herrscher von Ashdod.

Nur ein Bruchteil der Menschen, die diese Katastrophe miterlebten, konnte ihr entgehen, darunter Tirzah, Isphet, Yaqob, Boaz‘ Leibwächter Kiamet und Boaz selbst. Nun sind sie unter der Führung von Chad Nezzars Sohn Zabrze auf dem Weg nach Süden. Sie wollen die Heimat von Isphet erreichen, der Glasarbeiterin, in deren Werkstatt Tirzah als Sklavin gearbeitet hat. Von dort erhoffen sie sich Hilfe im Kampf gegen Nzame, der seine Macht täglich ausweitet und alles in seiner Reichweite zu Stein werden lässt. Tatsächlich werden dort einige der Elementisten zu Elementenmeistern ausgebildet, darunter Tirzah. Aber um Nzame zu besiegen, müssen sie die Bedeutung des Lieds der Frösche erkennen, und das ist nur jemandem möglich, der sowohl Elementenmeister als auch Magier ist. Der einzige Elementenmeister, der die Magie der Eins beherrscht, ist Boaz …

Bereits in „Die Glaszauberin“ war der Zwiespalt in Boaz‘ Charakter deutlich spürbar. Die Geschehnisse, die das Einsetzen des Schlusssteins begleiten, brechen schließlich die Herrschaft des Magiers über den Mann und lassen Boaz umkippen. Jetzt kämpft er zusammen mit den rebellischen Sklaven und Teilen von Chad Nezzars Armee gegen Nzame. Schuldgefühle und gelegentliche Andeutungen von Humor sowie seine Liebe zu Tirzah lassen ihn in diesem Band wesentlich menschlicher erscheinen als im ersten.

Der aufbrausende Yaqob will den Seitenwechsel zunächst nicht glauben und rammt Boaz ein Schwert in den Bauch. Tirzahs Entsetzen darüber, ihre Angst und ihr Kampf um Boaz‘ Leben zeigen ihm jedoch nur zu bald, dass er sie längst verloren hat. Dass Tirzah es ihm nicht früher gesagt hat, kränkt ihn tief. Zu meinem Erstaunen jedoch akzeptiert er sowohl Tirzahs Entscheidung als auch Boaz als neuen Verbündeten. Die deutliche spürbare Bitterkeit in seinem Verhalten verhindert dabei, dass die Entwicklung ins Unglaubwürdige abgleitet.

Tirzahs Charakter zeigt eher Stetigkeit als Entwicklung. Der Kampf gegen Nzame setzt Tirzah einer neuerlichen Zerreißprobe aus, denn sie droht nicht nur ihren Mann, sondern auch ihr ungeborenes Kind zu verlieren. Dennoch klammert sie sich an das Leben ihres Babys mit derselben Unbeirrbarkeit, mit der sie sich auch an ihr eigenes Leben geklammert hat. Und an den Mann, der sich hinter der Mauer des Magiers verschanzt hatte.

Obwohl die Macht, gegen die es zu kämpfen gilt, inzwischen einen Namen trägt, wird sie nicht detaillierter ausgearbeitet. Sie bleibt eine vage, fast unbekannte Wesenheit, was im Grunde nur logisch ist, da sie aus einer anderen, fremdartigen Dimension stammt. Es genügt, dass sie unendlich blutgierig und machthungrig ist, grausam und boshaft.

Erstaunlich, dass ein Wesen, dem seine eigene Macht sowie die der Eins zur Verfügung steht, keine wirksameren Waffen als die klobigen Steinkrieger zustande bringt, die von den Soldaten Zabrzes ohne große Schwierigkeiten überwunden werden können, einfach indem man sie umwirft! Zwar bezeichnet Nzame in Tirzahs Träumen die Steinmänner als nur einen Bruchteil seiner Macht, erstaunlicherweise setzt er die Reste derselben aber kaum ein. Lediglich an Zabrzes Kindern vergreift er sich auf grausame Weise, um Zabrze zu zermürben. Wirklich aufhalten aber kann er damit niemanden, weder den König noch Boaz und seine Gefährten.

Überhaupt hatte ich das Gefühl, der Kampf gegen Nzame ginge fast ein wenig zu glatt vonstatten. Nicht nur die Steinmänner wurden relativ problemlos besiegt. Auch Zabrzes Tochter Layla wurde recht schnell befreit. Am erstaunlichsten fand ich jedoch, dass Nzame Boaz die Pyramide betreten ließ! Er hatte solche Angst vor Boaz, dass er Tirzah mit den grausamsten Alpträumen quälte, nur damit sie Boaz davon abhielt, den Kampf gegen Nzame aufzunehmen. Wenn die Gefahr für ihn so groß war, dann hätte ich erwartet, dass er außerdem auch noch ein paar handfestere Maßnahmen ergreifen würde! Dass er versuchen würde, die Elementenmeister und ihr Heer um jeden Preis von der Pyramide fernzuhalten! Aber nichts dergleichen!

Insgesamt gesehen wird Nzame zwar der Bosheit und Grausamkeit gerecht, die von Anfang an angedeutet wird, nicht aber dem Machtumfang, den er eigentlich haben sollte, und blieb damit doch ein wenig hinter den Erwartungen zurück, die beim Bau der Pyramide geweckt wurden.

Sara Douglass‘ Darstellungen von Schlachten und kämpfen wirken generell eher unspektakulär. Hier fällt der Endkampf sogar komplett weg! Die Geschichte ist in der Ich-Form aus Tirzahs Sicht erzählt, den eigentlichen Kampf gegen Nzame jedoch ficht Boaz aus. Da Tirzah nicht dabei ist, erfährt der Leser dazu auch keine Einzelheiten, lediglich die äußerlichen Veränderungen an der Pyramide werden festgestellt. Vielleicht sollten die nachfolgenden Komplikationen für diese doch recht lapidare Beschreibung eines Ereignisses, das eigentlich erwartungsgemäß ein Höhepunkt sein sollte, ein wenig entschädigen. Allerdings geht die Autorin auch hier nicht weiter ins Detail. Wer oder was die magische Froschin Fetizza eigentlich ist, und wie Tirzah eigentlich ihren Boaz aus dem Grenzland zwischen ihrer Welt und der Zuflucht im Jenseits herausgeholt hat, wird nicht erklärt. Auch die Funkionsweise des Froschkelches und des Buches der Soulenai bleibt unscharf.

Das ist durchaus ein Manko. Boaz‘ Zwiespalt, der einen Großteil des Flairs im ersten Band ausmachte, fällt im zweiten Band gleich zu Anfang weg. An innerer Handlung bleibt hauptsächlich Tirzahs Seelenqual angesichts der drohenden Verluste übrig. Somit wird die Geschichte nun vor allem vom Handlungsverlauf getragen. Dadurch fallen die Defizite, die problemlose Lösung der gestellten Aufgaben und die ziemlich nebulöse Ausarbeitung der magischen Elemente, stärker ins Gewicht und lassen diesen Teil der Erzählung schwächeln.

Weit störender als diese Schwachstellen empfand ich allerdings die Tatsache, dass das Buch überhaupt in zwei Teile gehackt wurde. Schon das abrupte Ende des ersten Bandes war ausgesprochen lästig. Der Neueinstieg in die Erzählung dagegen war schlicht unmöglich! Im ganzen Buch gibt es kaum eine ungeeignetere Stelle, um die Handlung zu unterbrechen, als die, die der Verlag gewählt hat! Der Leser wird gleich zu Anfang des zweiten Bandes in ein Chaos hineingeworfen. Die Ereignisse überstürzen sich, Charaktere sind im Umbruch, die Verhältnisse der Charaktere zueinander verschieben sich. Der Leser hat keine Gelegenheit, sich erst einmal wieder in die Situation und die Personen hineinzudenken, die er vor acht(!) Monaten verlassen hat. Er wird einfach überrollt!

Diese ganze Sache war nicht nur überflüssig, sie war kompletter Murks! Ich empfehle deshalb allen Interessenten, die „Glaszauberin“ und den „Steinwandler“ unmittelbar hintereinander zu lesen. Die einzige Alternative dazu ist, die Geschichte im englischen Original zu lesen. Da ist es nämlich nur |ein| Buch! Möglicherweise rettet der Zusammenhang in der Lektüre auch das Flair aus dem ersten Teil ein Stück weit in den zweiten hinüber und schwächt dadurch die kleinen Mankos ein wenig ab. Denn wenn „Tresholder“ (Originaltitel des Gesamtwerkes) auch nicht so akribisch auf- und ausgebaut ist wie der |Weltenbaumzyklus|, so hat er doch seinen ganz eigenen Zauber.

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres Weltenbaum-Zyklus stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem Weltenbaumzyklus und „Tresholder“ schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Im März erschien unter dem Titel „Die sterblichen Götter Tencendors“ auch der erste Band der |Wayfarer Redemption|, der Fortsetzung des Weltenbaumzyklus, auf Deutsch. Der zweite Teil „Die Wächter der Zeiten“ ist für September dieses Jahres angekündigt. In der Zwischenzeit schreibt die Autorin an ihrem neuen Zyklus |Darkglass Mountain|.

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_Sara Douglass bei |Buchwurm.info|:_
[Die Sternenbraut 577 (Unter dem Weltenbaum 1)
[Sternenströmers Lied 580 (Unter dem Weltenbaum 2)
[Tanz der Sterne 585 (Unter dem Weltenbaum 3)
[Der Sternenhüter 590 (Unter dem Weltenbaum 4)
[Das Vermächtnis der Sternenbraut 599 (Unter dem Weltenbaum 5)
[Die Göttin des Sternentanzes 604 (Unter dem Weltenbaum 6)
[Der Herr des Traumreichs 1037
[Die Glaszauberin 1811 (Die Macht der Pyramide 1)

Robert A. Heinlein – Die Invasion

Vom sechsten Mond des Saturn wollen schleimige Parasiten, die ihre Opfer übers Rückenmark ‚fernsteuern‘, die Erde erobern. Wackere US-Agenten sagen ihnen den Kampf an und setzen schließlich zum Gegenschlag im All an … – SF-Klassiker, der vor kaum verhohlener Invasions-Paranoia aus der Ära des Kalten Krieges nur so trieft. Ansonsten ein merkwürdig sprunghafter, d. h. spannender aber absolut unlogischer Reißer, der nostalgisch amüsiert und mit einigen guten Detaileinfällen unterhalten kann.
Robert A. Heinlein – Die Invasion weiterlesen

Martinez, A. Lee – Diner des Grauens

_Umtriebiger Nachwuchs …_

… hat das Licht der Bücherwelt erblickt in den Reihen zwerchfellkitzelnder Phantasten: A. Lee Martinez, ein 33-jähriger Bursche aus Texas, verbeugt sich vor der Komikergilde um Asprin, Pratchett, Rankin, Adams und Co. und hat mit „Diner des Grauens“ einen locker-flockigen Horrorspaß aus seiner Feder gewrungen. Ob er die Eminenzen von ihrem Gelächter-Thron stoßen wird, bleibt fraglich, der Unterhaltungswert dieses Debüts ist es nicht:

_Willkommen im |Gil´s all Fright Diner|!_

Zunächst: Man möge dem Klappentext der deutschen Ausgabe nicht allzu großen Wert beimessen, spricht er doch von Earl als dem „coolsten Vampir“ und von Duke als dem „fettesten Werwolf“ aller Zeiten. Nun, Earl wäre darüber sicherlich sehr geschmeichelt. Er würde sich durch die vampirischen Geheimratsecken fahren und sich freuen, dass er einmal nicht als weinerliche, hochneurotische Vampirnervensäge bezeichnet wurde. Duke allerdings würde dem Verfasser via eingeschlagenem Schädel klarmachen, dass sich eine riesenhafte, jähzornige Kampfmaschine mit unmenschlichen Kräften eben ungern als „fettester Werwolf“ bezeichnen lässt.

Besagtes Pärchen jedenfalls schaukelt mit einem rostigen Pickup durch die Wüsten von Amerika, um schließlich im |Gil´s all Fright Diner| abzusteigen. Wie das Schicksal so will, kommt eine Meute Zombies zur gleichen Zeit auf die gleiche Idee, und ein paar beschäftigungsreiche Augenblicke später bekommen die beiden von Bardame Loretta einen Job, gleich nachdem sie diverse Zombieüberreste vor die Tür gefegt hat.

Das Städtchen Rockwood hat nämlich schon seit längerem unter derartigen Heimsuchungen zu leiden, nicht erst, seit Gil, der ursprüngliche Besitzer des Diners, spurlos verschwunden ist. Also greifen Earl und Duke der beleibten Loretta unter die Arme und stellen fest, dass Rockwood ein wahrer Magnet für übernatürliche Unbilden zu sein scheint. Bald schon finden sie den Grund dafür heraus …

_Zwerchfell- und Nervenkitzel in einem._

Wie das immer so ist, mit „Sensationsromanen“ und mit Werken, denen man „den größten Spaß seit Douglas Adams“ attestiert; die heraufbeschworenen Erwartungen bleiben auf der Strecke. So auch beim „Diner des Grauens“. Aber auch wenn das kein „Sensationsroman“ ist, ist es doch ein wunderbar unterhaltsamer Zeitvertreib, bei dem man mal an den Nägeln kaut, sich mal den Bauch hält, und dann plötzlich erschrocken feststellt, dass man schon am Ende angelangt ist.

Es macht einfach Spaß, die beiden Protagonisten bei ihrem skurrilen Abenteuer zu begleiten: Earl ist ein weinerlicher, empfindlicher Feigling, der sich den ganzen Tag mit Duke in den Haaren liegt. Duke hingegen hat für alles, wenn er denn mal spricht, nur staubtrockene Kommentare übrig und legt ansonsten einen äußerst werwölfigen Aktionismus an den Tag. Kompliziert (und hoch amüsant) wird es, als sich Earl in eine Geisterdame verliebt (und diese Peinlichkeit unbedingt vor Duke verbergen möchte), und als Duke sich gegen die Annäherungen einer attraktiven Teenagerin wehren muss, obwohl ihm das Tier im Manne ganz Anderes schmackhaft macht. Als ob sie mit dem Geheimnis um den verschwundenen Gil und seinen Horror-Diner nicht schon genug um die Ohren hätten …

Die Story an sich gießt ganze Kellen an Spott über die Konventionen des Horror-Genres aus: Da beklagt Earl sich bitterlich, dass ihm den ganzen Tag pubertäre Mädels an die Wäsche wollten, weil das die Ausstrahlung von Vampiren nun mal so mit sich bringe, und er leidet unter riesigen Minderwertigkeitskomplexen, da die Medien unerfüllbare Erwartungen an untote Liebhaber stellen. Es gibt Protoplasma-pinkelnde Geisterhunde, einen sturen Magic-Eight-Ball, der sich nur mit Bonanza zu einer Antwort bestechen lässt, Ghouls, die sich Komplimente machen, während sie auf den tödlichen Sonnenaufgang warten, Beschwörungen in pubertärer Silben-Geheimsprache, und dergleichen mehr, das der Leser wohl besser selbst entdecken sollte.

_Wildwasserfahrt im Comicpark._

Die Figuren sind Comic-Figuren mit Leib und Seele. Keine ihrer Anwandlungen hat etwas Natürliches an sich, alles ist überspitzt und überdreht, aber Tiefe besitzen sie trotzdem. Earl und Duke beispielsweise; es gibt eine Geschichte, wie sie sich getroffen haben, warum sie zusammenhalten und wie sie mit ihrem Schicksal allgemein klarkommen. Aber auch die Nebenfiguren aus Rockwood haben, für ein Comic-Universum, glaubwürdige Motive.

Und diese Motive verknüpfen sich überhaupt erst zu der gesamten Story: Durch den Klappentext erwartet man eigentlich eine Ansammlung unsinniger Skurrilitäten, die mit einem losen Handlungsfaden aneinandergeknüpft wurden, aber das ist im „Diner des Grauens“ überhaupt nicht der Fall. Alles hat seinen Grund: Warum der alte Gil aus seinem Diner verschwunden ist, warum plötzlich Zombie-Kühe auftauchen, warum es ausgerechnet einen Vampir und einen Werwolf an diesen Ort verschlägt. All das steigert sich zu einem Showdown, der nicht nur in sich schlüssig ist, sondern auch spannend, und der an seinem Ende keine offenen Fragen hinterlässt.

Pluspunkte gibt es außerdem für Tammy: Die Antagonistin ist eine hübsche Achtzehnjährige, ein typischer Vamp, die jeden Typen genau in die Richtung manipuliert, in die sie ihn haben möchte, obwohl der Verhexte genau weiß, dass er damit in das offene Messer rennt. Standard eigentlich, so sehr, dass man fast schon von archetypisch sprechen könnte, aber Martinez hat die Verführkünste seiner Gegenspielerin derart lebensecht und spürbar in Szene gesetzt, dass der Verfasser dieser Zeilen zugegebenermaßen recht kribblig geworden ist, das eine oder andere Mal …

_Schmackhaftes Desert nach schweren Gängen._

Nein, es bleiben kaum Wünsche offen nach dem Besuch von Gil’s Diner. Natürlich, um Hochliteratur handelt es sich dabei nicht, aber für einen luftigen Snack nach allzu schwerer Kost taugt es allemal. Zwar erreicht Martinez keinesfalls den Ideenreichtum eines Douglas Adams oder eines jungen Terry Pratchett, und auch ist „Diner des Grauens“ nicht so ausgeklügelt und augenzwinkernd wendungsreich wie die Dämonen-Abenteuer von Robert Asprin. Aber für einen Einstand in das Genre hat sich der junge Texaner hervorragend geschlagen.

Und, um den Brückenschlag zur einleitend erwähnten Umtriebigkeit zu vollführen: Martinez ruht sich auf diesen Lorbeeren keineswegs aus. Im August dieses Jahres wird sich „In the Company of Ogres“ zur Aufgabe machen, das Fantasy-Genre zu verhöhnen, „The Nameless Witch“ ist schon fertig verfasst und befindet sich in der Korrekturphase, während sich Agent und Verleger von Martinez schon über „Nessys Castle“ beugen, und über „Automatic Detective“, eine Verballhornung des Noir-Krimis mit „Robotern, Mutanten und anderem coolen Zeug“. Ob Martinez seinen Horizont erweitern wird? Oder ob er in Pratchett’sches Gag-Recycling verfallen wird? Ob er sein Pulver schon verschossen hat, oder ob er gerade mal anfängt, warm zu werden? Keine Ahnung. Seine Chance hat er sich jedenfalls mit dem „Diner des Grauens“ verdient!

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Whitton, Steve – Sternental (Sacred: Die Chroniken von Ancaria 2)

Band 1: [Engelsblut 2523

Kaum haben die drei Helden – Zara, die Vampirin mit Seele, Jael, die engelsgleiche Seraphim, und der Gauner Falk – erfahren, dass Sakkara-Kultisten die Tore zur Dimension der Dämonen öffnen wollen (Vgl. Band 1, Engelsblut), machen sie sich auf den Weg, die Welt zu retten. Ihr Ziel ist Burg Sternental, eine Enklave der in Ancaria verhassten Magier und vermeintlicher Sitz des Oberhauptes des Kults, Iliam Zak.

Die Reise, auf der sich der Gruppe ein geheimnisvoller Wolf anschließt, erweist sich als äußerst beschwerlich: Diverse Monster und widriges Gelände fordern von den Gefährten das Letzte. Dennoch erreichen sie ohne Verluste ihr Ziel, nur um zu erfahren, dass Iliam Zak schon lange tot ist und nun ein Anderer dessen unheiliges Werk fortsetzt.

In ihrer Hilflosigkeit bittet Jael als Abgesandte des Königs den Rat der Magier um Hilfe, welche ihnen die alten, verbitterten Männer jedoch verweigern. Zudem müssen Jael und Zara erfahren, dass der Sakkara-Kult längst viele der Zauberer korrumpiert hat. Und die Zeit drängt, denn es bleiben nur noch wenige Stunden, um Ancaria vor den Horden der Dämonen zu retten.

Zugegeben, die Geschichte ist mit leichter Hand geschrieben und daher angenehm zu lesen. Doch das trifft auch auf die meisten Groschen-(oder sagt man jetzt Cent?)Romane zu. Von einem Taschenbuch kann man mehr als nur einen lockeren Stil erwarten, erst recht, wenn es dem Titel nach für sich reklamiert, die Chronik einer (imaginären) Welt zu sein. Bedauerlicherweise bleibt dieser Wunsch nach „Mehr“ aber in fast jeder Hinsicht unerfüllt.

Ancaria wird reduziert auf eine Handvoll Dörfer – die meisten kaum mehr als bloße Namen -, ein, zwei Wälder, einen Sumpf und ein Gebirge – inklusive Talkessel und cooler Burg. Die ganze Welt erscheint dadurch auf eine merkwürdige Art leer und unbelebt, so dass sich der Leser unwillkürlich fragt, wen denn die Helden eigentlich retten wollen.

Immerhin entwirft Whitton eine Art Schöpfungsmythos. Dieser allerdings ist so hohl und hausbacken, dass es regelrecht schmerzt: Gute Götter kämpfen gegen böse Götter; gute Götter haben keinen Bock mehr, basteln sich die Seraphim und machen dann die Fliege; Seraphim kloppen böse Götter in die Unterwelt; böse Götter wollen wieder raus und aus die Maus.

Wirklich interessante Fragen vermag Whitton gar nicht oder nur sehr oberflächlich zu beantworten; insbesondere nicht die, wie die neue Religion des Einen Gottes mit der ganzen Götterklopperei in Einklang zu bringen ist oder warum die Obrigkeit das Praktizieren verbotener Magie auf Burg Sternental offensichtlich toleriert. Unterm Strich spielen politische, gesellschaftliche oder historische Aspekte in dieser Chronik eine so geringe Rolle, dass die Protagonisten ohne nachvollziehbaren Bezugsrahmen agieren.

(Exkurs: Wo wir gerade bei den fehlenden Fakten sind: Liebe Kinder! Auch wenn der Onkel Whitton in seinem Fantasy-Roman etwas anderes schreibt, Spinnen haben keinen Stachel; Skorpione haben einen Stachel, Spinnen haben „hinten“ Spinnwarzen; und die Kutikula der Spinnen besteht auch an ihren Beinen aus Chitin bzw. Sklerotin und nicht – wie euch der Onkel glauben machen will – aus Horn bzw. Keratin.)

Dramaturgisch läuft die Geschichte nach Schema F – „Rettung der Welt in der allerletzten Sekunde“ – ab. Whitton schreibt nichts, was der Leser nicht schon unzählige Male so oder ähnlich gesehen hat. Keine überraschenden Wendungen, nichts Unerwartetes durchbricht den träge dahinplätschernden, schnurgeraden Erzählfluss. Stattdessen verschwendet der Autor lieber ganze sechzehn (!) Seiten daran, zu beschreiben, wie die Helden ein magisches Portal öffnen, um sich dadurch zum finalen Showdown zu teleportieren. Unpassend – wenn nicht sogar unverschämt – empfand ich die Remiszenz Whittons an einen der wirklich großen Phantasten des letzten Jahrhunderts, H. P. Lovecraft, und seinen vielschichtigen Cthulhu-Mythos. Der berühmte Zweizeiler „Das ist nicht tot, was ewig liegt, bis dass die Zeit den Tod besiegt“ und die Erwähnung des Namens Abdul Alhazred lassen sich mit dem dürftig-kargen Ancaria-Hintergrund nur schwerlich vereinbaren.

Die Zeichnung der Charaktere ist auch in diesem zweiten Band äußerst rudimentär und einfallslos. Zu der Tatsache, dass sowohl Zara als auch Jael übermenschliche Wesen sind, die zudem diametral entgegengesetzte Weltanschauungen repräsentieren, fällt Whitton kaum mehr ein, als dass die beiden im Kampf etwas härter austeilen und ein wenig mehr einstecken können als der Ottonormalmensch. Keine tieferen Innenansichten der Helden, keine Spannungen innerhalb Gruppe, sondern überall Friede, Freude, Eierkuchen! Der geheimnisvolle Wolf, Thor, wird immer dann – und nur dann – aus der Tasche gezogen, wenn es gilt, einem Schurken die Kehle durchzubeißen, bleibt aber ansonsten so bedeutungslos, dass der Leser ihn zeitweise vollkommen vergisst. Die einzige Figur, der die Zurückhaltung relativ gut bekommt, ist Falk, welcher sich – wider Erwarten – von einem wandelnden, großmäuligen Kleinganoven-Klischee zu einem durchaus ernsten Menschen wandelt.

Zu den platten Dialogen und hohlen Phrasen, die einen großen Teil der Rede dominieren, will ich nicht viel Worte verlieren, sondern lediglich zwei Zitate anführen, die für sich selbst sprechen:
„[…] doch dass große Macht auch große Verantwortung mit sich bringt, ist Euch offenbar fremd.“ [S. 197 f]
„Ist es nicht gerade die größte Stärke des Bösen?“, murmelte Zara, „Uns glauben zu machen, dass es das Böse gar nicht gibt?“ [S. 209]

Fazit: Dank der unoriginellen Geschichte, der kraftlosen Charaktere und der platten Dialoge hält sich das Bedauern des Lesers darüber, dass dieses vorerst – und hoffentlich für lange, lange Zeit – der letzte Sacred-Romand Whittons ist, in sehr engen Grenzen.

© _Frank Drehmel_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|

Gregory Benford – Zeitschaft

Zeitschaft von Gregory Benford
Zeitschaft von Gregory Benford

Im Jahr 1998 steht die Welt vor dem Kollaps. Zu schwer waren die ökologischen Sünden der Vergangenheit, doch die lässt sich nun womöglich ändern: Wissenschaftler entdecken eine Möglichkeit, warnende Botschaften in das Jahr 1962 zu senden, doch dort will man sie einfach nicht verstehen … – Moderner Klassiker der „harten“ Science Fiction, der gelungen wie ganz selten eine grandiose Handlung mit glaubwürdigen Charakteren zu einem faszinierenden Gesamtwerk verschmilzt.
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Ciencin, Scott – Stunde des Schurken, Die (EverQuest, Bd. 1)

Während in der Stadt Qeynos ein Schurke ohne Vergangenheit und Gedächtnis ein Mädchen vor Räubern rettet, kämpft an den Gestaden der Küste Kerras ein Ritter der Tiefe gegen ein monströses krakenhaftes Wesen.

Der Name des Ritters ist Uaeldyn; verstoßen von seinem Volk, den Eruditen, entehrt, weil er zuließ, dass die Knochen des Drachen aus seiner Obhut gestohlen wurden, führt der Paladin einen einsamen Kampf gegen das Böse und gegen seine inneren Dämonen. Nun ist aber der Zeitpunkt gekommen, da er seine Schmach tilgen kann, wenn es ihm gelingt, die Reliquien wiederzubeschaffen und so zu verhindern, dass sich der Drache am Ende der Welt erhebt. Dazu muss er drei Männer überzeugen, ihn zu begleiten, womit wir wieder bei dem Schurken sind.

Er ist einer der Auserwählten; allerdings weiß er noch nichts von seinem Glück. Kaum dass er seinen Namen, Rileigh, in Erfahrung bringen konnte, hat er alle Hände voll zu tun, um in Qeynos zu überleben, denn das gerettete Mädchen, Bronwynn, zeigt schon bald ihre hässliche Fratze und Schergen des Ordens der Blutsäbel, ein grausamer Magier und ein verderbter Schattenritter, wollen ihn in ihre Gewalt bekommen. Zwar gelingt ihm die Flucht in die Unterwelt der Stadt, in eine Schurken-Gilde, doch auch hier ist sein Leben bedroht. Daher ist es für ihn keine Frage, den Paladin zu begleiten, als dieser ihn bittet.

Uaeldyn konnte zwischenzeitlich zwei weitere Streiter gewinnen: aus den Nordlanden den jungen Barbaren-Schamanen Connor Tenglass und vom Volk der Zwerge den bärbeißigen, legendären Helden Bracken Unterfuß.

An Bord der |Aegis| machen sich die Helden auf den Weg. Doch die Reise steht unter keinem guten Stern. Piraten und skrupellose Handelsherren sind dabei das kleinere Problem, denn an Bord scheint sich ein Diener des Drachen zu befinden, der mehr über Rileighs Vergangenheit weiß, als diesem lieb ist, und der geheimnisvolle Botschaften überall auf den Schiff hinterlässt. Wachsendes Misstrauen droht die Gruppe zu entzweien und dann beginnen die Tiere an Bord zu sterben.

Ein Vorwort, welches der Gott der eintönigen Roman-Zyklen, R. A. „Kennst du einen, kennst du alle“ Salvatore, daselbst verfasst hat und in dem er sich über seine eigenen Erfahrungen mit dem „Massive Multiplayer Online Rolegamig Game“ EverQuest auslässt, macht tatsächlich Heißhunger auf diesen Roman; und es gelingt Scott Ciencin auf den ersten knapp 60 Seiten, diesen Hunger noch weiter anzuheizen. Die drei zentralen Charaktere dieses ersten Abschnitts – Rileigh, Bronwynn, Uaeldayn – erscheinen interessant und geheimnisvoll, ihr Auftritt wird vom Autor fantasievoll und vor allem sehr anschaulich in Szene(n) gesetzt.

Mit dem Auftauchen der Blutsäbel ändert sich jedoch der positive Eindruck fast schlagartig. Die Handlung wirkt zunehmend konfus, entwickelt sich nicht zwingend weiter. Wie in einem schlecht geschnittenen Film, machen es abrupte Szenenwechsel, fehlende, logische Anschlüsse dem Leser schwer, einem roten Faden zu folgen. Beispiel gefällig? Eben noch sind die Recken zusammen mit zahlreichen Matrosen und eingesammelten Schiffbrüchigen auf der |Aegis|, wo Uaeldyn mit Mühe und Not Kapitän Prentice davon überzeugen kann, die Fahrt fortzusetzen, im nächsten Moment befinden sich die Helden und vier weitere Ritter der Tiefe an Bord der |Klinge des Cazic|, ohne dass das „Wieso“, „Weshalb“, „Warum“ erklärt wird. Es ist, als hätte irgendjemand mit einem imaginären Rotstift ganze Kapitel ausradiert.

Je länger der Roman dauert, desto trüber entwickeln sich auch die Charaktere. Jene, die neu auftauchen, sind von Anfang an entweder stereotyp, klischeehaft – wie der Barbar, der Zwerg, die Bösen Buben der Blutsäbel -, oder völlig unberechenbar, d.h. sie agieren ohne nachvollziehbare Beweggründe inkohärent. Okay, zwei dieser Figuren sind wahnsinnig, aber welche Entschuldigung hält der Autor für den Rest parat?

Selbst der Hauptprotagonist, Rileigh, bleibt von dieser qualitativen Erosion nicht verschont. Irgendwann beginnt es zu nerven, dass ihm trotz seiner Erinnerungslücken alles geradezu spielerisch gelingt. Zudem fragt sich der Leser, inwiefern dieser Gutmensch, dem der Mord an einer Unschuldigen schlaflose Nächte bereitet und der holde Maiden in einer dunklen Gasse zu Hilfe eilt, überhaupt dem Charakterprofil eines Schurken gerecht wird.

Ein letzter großer Schwachpunkt des Romans besteht darin, dass der Leser kaum etwas über die Welt von EverQuest, die Örtlichkeiten, die Kulte, Rassen und Klassen erfährt. Für einen Einstiegs-Roman, welcher den Leser auf eine fantastischen Reise einladen möchte, ist es definitiv zu wenig, diese Dinge einfach nur zu nennen. In diesem Zusammenhang ist auch das Fehlen einer Karte, welche die wichtigsten Regionen und Städte abbildet, mehr als bedauerlich.

Fazit: Ein in vieler Hinsicht schwacher Sword&Sorcery-Roman, der weder die Erwartungen von |EverQuest|-Spielern noch von Fantasy-Fans auch nur ansatzweise erfüllen kann. Nicht empfehlenswert.

© _Frank Drehmel_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|

Barclay, James – Schicksalswege (Die Legenden des Raben 1)

|Die Chroniken des Raben|:
[Zauberbann 892
[Drachenschwur 909
[Schattenpfad 1386
[Himmelsriss 1815
[Nachtkind 1982
[Elfenmagier 2262

Nun ist sie also endlich da, die Fortsetzung zur viel gerühmten Trilogie (in Deutschland in sechs Bänden veröffentlicht) „Die Chroniken des Raben“ von James Barclay. In „Die Legenden des Raben“ setzt der junge britische Autor die Geschichte um das Söldnergespann aus Balaia fort. Neue Helden, neue Welten und neue Schicksale, das verspricht Barclay seinen Lesern – und gemessen am ersten deutschsprachigen Buch der neuen Reihe scheint der Mann auch nicht zu viel versprochen zu haben.

_Story_

Noch immer hat sich Erienne nicht vom Tod ihrer Tochter erholt. Tief sitzt der Schmerz ihres fürchterlichen Todes, den ausgerechnet die so hilfreichen Magierinnen des Einen Weges herbeigeführt haben. Daher ist Erienne auch zunächst nicht dafür zu begeistern, den Raben bei seiner nächsten Mission zu begleiten. Es geht darum, das Herz von Julatsa, dem einst im Krieg zerstörten Kolleg, zu retten und so auch wieder das verloren gegangene Gleichgewicht der magischen Kollegien herzustellen. Doch Erienne bleibt schließlich keine Wahl. In erster Linie ist sie Mitglied des Raben, und als solches ist es ihre Bestimmung, den vorerst neuen Anführer Ilkar – den einzigen Vertreter Julatsas – und ihre Gefährten zu begleiten.

Die Reise führt den Raben auf den Südkontinent in den Regenwald, der eigentlichen Heimat Ilkars, wo ihnen auch die schreckliche Nachricht zugetragen wird, dass das Volk der Elfen von einer heimtückischen Epidemie bedroht ist, der schon zahlreiche Stammesvertreter zum Opfer gefallen sind. Die Ursache hierfür liegt in der Entweihung eines heiligen Tempels, der die Harmonie der streng religiösen Elfen vollkommen durcheinander gebracht hat. Schon bald machen sich die furchtlosen Kämpfer der verschiedenen Urwalddörfer auf die Suche nach den menschlichen Eindringlingen und veranstalten noch in der direktem Umgebung des Tempels ein fürchterliches Blutbad. Doch die führenden Gestalten der ungebetenen balaianischen Gäste können wie durch ein Wunder fliehen und müssen nun gegen die Tücken des Regenwalds kämpfen.

Währenddessen gelangen Ilkar und seine Gefolgsleute nach einer beschwerlichen Reise in sein Heimatdorf zurück. Zum ersten Mal seit über einhundert Jahren kehrt der Magier aus Julatsa wieder dorthin zurück, um weitere Magier für die Errettung seines Stammkollegs zu mobilisieren. Doch seine alten ehemaligen Freunde empfangen ihn alles andere als herzlich. Selbst Ilkars Bruder, der einst den so wichtigen Tempel bewachte und bei der verloren gegangenen Schlacht focht, die schließlich zur Entweihung führte, ist dem einst verschwundenen Ilkar nicht mehr wohl gesonnen.

In der Kürze der Zeit gilt es für den Raben nun, Kompromisse zu machen. Denn in Balaia tobt ein wilder Krieg, bei dem das Kolleg von Xetesk vor keinen Greueln mehr zurückzuschrecken scheint, um die gesamte Macht an sich zu reißen. Mittendrin im Getümmel: die Schwarzen Schwingen um ihren Anführer Selik, die sich zur Aufgabe gemacht haben, die Gilde der Magier komplett auszurotten …

_Meine Meinung:_

Nach dem unschlüssigen Ende der vorangegangenen Chroniken durfte man sehr gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte sein. Viele Fragen blieben ungeklärt, so zum Beispiel die nach dem Befinden der vom Schicksal geplagten Erienne, die mit Lyanna bereits ihr drittes unschuldiges Kind verlor. Aber auch die Aufteilung der Mächte nach der in letzter Minute gelungegen Rettung Balaias war unklar und wird dies auch weiterhin bleiben. Zwei Jahreszeiten nach den Ereignissen auf Herendeneth toben in den Häfen des Kontinents wilde Gefechte zwischen den Kollegien von Xetesk und Dordover. Ganze Städte werden von den Kämpfen zerstört, und auch der Unbekannte Kämpfer muss mit seiner Familie aus seiner Heimat flüchten, um die eigene Haut zu retten. Sein Weg führt ihn zurück in die Arme des Raben, wo die Stimmung nach wie vor sehr bedrückt ist. Außerdem sorgen verschiedene Meinungsverschiedenheiten zwischen Hirad, Ilkar und den übrigen Rabenkriegern für Missmut und Motivationslosigkeit, ähnlich noch wie in den letzten beiden Bänden der Chroniken, in denen die Mitglieder ja auch schon einige Grabenkämpfe auszutragen hatten.

Dementsprechend lange dauert es dann auch, bis die Geschichte rund um das Söldnerteam in Fahrt kommt, was jedoch auch daran liegt, dass Barclay währenddessen andere Schauplätze weiter in den Vordergrund stellt und in Gestalt des Elfen Rebraal und mit den ‚Tempelstürmern‘ um den verwegenen Hauptmann Yron neue wichtige Personen in die Geschichte einführt, deren genaue Rolle im Einführungsbuch noch nicht ganz geklärt wird. Feststeht lediglich, dass sie für die weitere Geschichte noch eine sehr wichtige Bedeutung haben werden.

Zum anderen betont Barclay in „Schicksalswege“ auch nicht ganz so deutlich die Kriegshandlungen. Das Buch ist zwar relativ brutal und die Beschreibungen der einzelnen Kämpfe und Verletzungen sind im direkten Vergleich zu den vorangegangenen Büchern auch enorm hart, aber die direkten Geschehnisse in Balaia lässt der Autor erst einmal zurück, um sich den Ereignissen im Regenwald sowie der Reise des Raben zu widmen, der jedoch noch nicht genau einschätzen kann, wie groß die erneute Bedrohung für den Kontinent ist. Erst als über Dritte Meldungen über den Zustand in Städten wie Arlen und die Vertreibung und das Abschlachten von unschuldigen Flüchtlingen verlautbaren, begreifen Hirad, Ilkar, Denser, Erienne, der anscheinend endgültig wiedergeborene Gestaltenwandler Thraun, der neu hinzugestoßene, aus Lystern desertierte General Darrick, die ebenfalls neu aufgenommene Elfin Ren’erei und der Unbekannte Krieger, dass die Zeit drängt und man dringend etwas unternehmen muss, um eine Katastrophe astronomischen Ausmaßes zu verhindern.

„Schicksalswege“ ist der bisher finsterste Raben-Band und, zumindest zu Beginn, auch der bis dato komplexeste. Barclay lässt die Geschichte zwar weiterhin auf den bekannten Helden beruhen, führt diese aber zu gänzlich neuen Schauplätzen, während er gleichzeitig einige interessante neue Gestalten in die Handlung einbezieht und somit auch die Fantasy-Welt Balaia gekonnt weiterentwickelt. Im Grunde genommen macht er nur den nächsten logischen Schritt, lässt sich dabei aber mal wieder alle Optionen offen, um die Erzählung in alle möglichen Richtungen weiterzuspinnen. Und insofern ist „Schicksalswege“ auch wieder ein ziemlich typischer Band aus der Reihe um den berüchtigten Söldnerbund, gleichzeitig aber auch eines der besten Bücher aus dieser Serie, dessen wahre Klasse sich allerdings erst in der zweiten Hälfte offenbart, in welcher der Plot plötzlich mit rasanten Schüben Fahrt aufnimmt.

Im Grunde genommen könnte das Buch sogar für sich stehen, so dass man auch hierüber einen Einstieg in die Welt des Raben finden kann. Dies möchte ich aber trotzdem nicht empfehlen, denn „Die Chroniken des Raben“ sind einfach Pflichtkost für den fleißigen Bücherwurm und zum Verständnis der Nachfolge-Trilogie enorm hilfreich. Und überhaupt sind sie das Beste, was die moderne Fantasy derzeit zu bieten hat. Genauso wie dieser erste Band der „Legenden des Raben“. Punkt.

Anmerkung des Rezensenten: Bitte nicht vom oben abgebildeten, im Internet kursierenden Cover irritieren lassen. Das Buch wird hier rot dargestellt, ist aber in Wirklichkeit in blauer Farbe veröffentlicht worden.

Silverberg, Robert (Hrsg) – Legenden – Das Geheimnis von Otherland

_Ein neuer Blick in den Silbernen Schrein._

1999 wurde „Der Silberne Schrein“ für uns geöffnet, und zwar von Robert Silverberg, der sich der lobenswerten Aufgabe verschrieben hat, dem interessierten Leser einen Einblick in die Welt der Fantasy-Giganten zu gewähren. Ursula Le Guin, George R. R. Martin, Stephen King, etc., sie alle haben kurze, eigenständige Erzählungen verfasst, die in ihren Universen spielen, die dem Leser ihre Figuren vorstellen, und die mit ihrer sprachlichen Geschicklichkeit begeistern. Jetzt, sieben Jahre später, präsentiert uns der |Piper|-Verlag die Fortsetzung, hat sie aber in zwei Teile aufgespalten. „Das Geheimnis von Otherland“ ist der zweite.

_Tad Williams – „Der glücklichste tote Junge der Welt“_ (Otherland)

Orlando Gardiner ist tot, sein Geist aber befindet sich noch in Otherland, wo er wichtige Kontrollaufgaben zu erledigen hat. Trotz seiner Macht in der virtuellen Welt schleicht sich die Depression an ihn heran, die Kontakte mit seinen Eltern sind peinlich und zermürbend, seine Freundin Lisa dagegen wird immer älter und entfremdet sich von ihm. Es bleibt ihm nichts übrig, als in den verschiedenen Subwelten von Otherland herumzuwandern und Zerstreuung zu suchen; wenn er sich zurückziehen möchte, tut er das in Bruchtal, wo er mit Elrond zu Abend isst. Mitten in seinem ganzen Frust taucht aber plötzlich eine junge Dame auf, die behauptet, von ihm schwanger zu sein. Irritiert macht er sich auf die Suche nach ihr, doch immer, wenn er sie fast erwischt, zerplatzt sie wie eine Seifenblase. Während er noch grübelt, stellt er fest, dass sich dieses Phänomen über ganz Otherland auszubreiten scheint …

Also alleine der Anfang ist es wert, diese Story zu lesen: Da sitzt Orlando Gardiner alias Tharagorn in einem virtuellen Bruchtal, als ein besonders haariger Hobbit hereinstürmt und ihn als Elbenknuddler verspottet, ehe er ihm dann die Termine unterbreitet, die heute noch zu erfüllen sind. Dieser Hobbit ist nämlich nichts anderes als Orlandos Terminplaner, eine rotzfreche KI, die nur köstliche Unverschämtheiten von sich gibt.

Aber auch sonst ist „Der glücklichste tote Junge der Welt“ eine tolle Leistung, die Figuren sind echt, die Konflikte mitreißend, und die Erklärung des Universums fügt sich fast meisterhaft in die Spannungsbögen ein. Auch wenn das Ende einen nicht von Hocker pfeift, die Stimmung ist toll, die Ideen sind spritzig und der Spaß, den Williams beim Schreiben hatte, sickert aus jeder Zeile. Unbedingt lesenswert!

_Terry Brooks – „Unbeugsam“_ (Shannara)

Jair Ohmsford hat seinerzeit das Ildatch zerstört, ein finsteres Buch voll schwarzer Magie, das beinahe die ganze Welt verschlungen hätte. Heute hat Jair eigentlich seinen Frieden gefunden, doch da taucht Kimber auf, eine hübsche Messerwerferin und alte Bekannte. Ihr Großvater, sagt sie, glaubt, dass eine Seite des Ildatch-Buches überlebt habe, und deswegen soll er ihr unbedingt zu folgen, um ihm das Gegenteil zu beweisen. Natürlich wird Jair von dem alten Mann überzeugt, dass tatsächlich eine solche Seite überlebt hat, und so machen sich die Drei auf die Reise, um sie zu vernichten.

Etwas Neues gibt es für den Fantasy-Fan hier nicht zu bestaunen. Brooks schleppt den Leser mit einer Standard-Story durch sein Shannara-Universum, seine Figuren zögern und zaudern auf ihrer Reise zum unvermeidlichen Showdown und erklären in diesen recht zähflüssigen Passagen die Welt von Shannara. Neben ein paar netten Bildern hat „Unbeugsam“ kaum etwas zu bieten, das Ende zeichnet sich schon auf den ersten Seiten ab und das Universum hat einfach Staub angesetzt. Natürlich muss man dabei bedenken, dass der erste Shannara-Band schon 1977 erschienen ist, dementsprechend ist es durchaus in Ordnung, wenn Brooks hier „Standard“ schreibt, immerhin hat er den „Standard“ mitbegründet. Trotzdem. Für Shannara-Fans bestimmt interessant, für den Neueinsteiger oder modernen Fantasyleser eher Baldrian in Bücherform.

_Anne McCaffrey – „Jenseits des Dazwischen“_ (Die Drachenreiter von Pern)

Thaniel wartet auf seinem Hof darauf, dass ihm ein Impfstoff gebracht wird, der ihn und seine Kinder vor einer Seuche bewahren soll, die Pern heimsucht. Endlich taucht die Weyherrin Moreta aus dem Dazwischen auf und bringt ihm die ersehnten Medikamente. Erstaunt stellt Thaniel fest, dass Moreta nicht auf „ihrem“ Drachen reitet, dabei ist es doch in ganz Pern bekannt, dass zwischen Drachen und Reiter ein immerwährendes Band herrscht; wenn der eine stirbt, sucht auch der andere den Tod. Thaniel wagt es nicht, die adlige Frau nach Gründen zu fragen, und so springt Moreta nach dem Abschied ins Dazwischen, jenem seltsamen Ort, der von den Drachenreitern durchschritten wird, um große Entfernungen in kurzer Zeit zurückzulegen. Nur diesmal bleiben Moreta und ihr Drachen im Dazwischen verschollen. Alle glauben schon, sie sei für immer verloren, doch da fangen Thaniels Pferde Nachts zu wiehern an, immer zur gleichen Zeit …

„Jenseits des Dazwischen“ ist ein gemächliches Stück Fantasy, das die komplexe Pernwelt erklärt, ohne in übermächtige Erzählpassagen umzukippen. Es ist nicht spannend, Konflikte gibt es kaum, und manches Ereignis wird überflüssigerweise aus mehreren Perspektiven erzählt, aber schlecht ist „Jenseits des Dazwischen“ trotzdem nicht. Es ist eine Geschichte wie ein Sonntagsspaziergang: nett, aber nicht umwerfend. Für den Pern-Kenner kann das natürlich wieder ganz anders aussehen! Mir hat aber „Die Läuferin von Pern“ im „Silbernen Schrein“ besser gefallen.

_Neal Gaiman – „Der Herr des Tals“_ (American Gods)

Die Menschen, die nach Amerika auswanderten, haben ihre Götter mitgebracht. Mr. Wednesday ist Odin, der den neuen Göttern Geld und Medien den Krieg angesagt hat, sein Helfer ist Shadow, um den es in dieser Novelle geht. Shadow sitzt in einer Kneipe in Schottland und wird plötzlich angesprochen, ob er nicht einen Leibwächterjob übernehmen möchte. Obwohl ihn die Bardame Jennie eindringlich davor warnt, nimmt er den Job an. Türsteher soll er sein, an einem abgelegenen Haus in den Bergen. Die Gäste reisen an, alle aus oberen Kreisen, und Shadow schwant allmählich, dass sein Job nicht so einfach ist, wie er sich das erhofft …

Ähnlich wie bei Tad Williams kommt der Leser hier in den Genuss einer Universenbeschreibung, die hervorragend in den Spannungsaufbau eingebunden ist. Hier gibt es keine langatmigen Erklärungspassagen, alles spielt sich während der Handlung ab und hält uns bis zur letzten Seite bei der Stange. „American Gods“ wirft ein seltsam entrücktes Licht auf unsere Welt: Es gibt Götter und Fabelwesen, sie wandeln unter uns in Menschengestalt und würden neben einem gewissen Hang zum Exzentrischen niemandem auffallen. Ständig spielt sich Mysteriöses ab, zwischen den Zeilen der Gesellschaft sozusagen, in den Mantel normaler Aktivitäten gehüllt, zum Beispiel Dinnerpartys in abgelegenen Häusern. Gaiman ist ein moderner Autor, wie er im Buche steht; er zeigt alles, labert kaum, und die Charakterzüge seiner Figuren reichen bis in die spritzigen Dialoge hinein. „Der Herr des Tales“ ist nicht wirklich spannend, aber hochinteressant und ein gelungener Appetizer! „American Gods“ sollte man im Auge behalten!

_Raymond E. Feist – „Der Bote“_ (Midkemia)

„Der Bote“ ist die Geschichte des jungen Melders Terrance, der vor dem großen Wintereinbruch seinen ersten wichtigen Botenauftrag zu erledigen hat. Dabei verläuft nicht alles so, wie er sich erhofft hat; Krankheit erschwert seinen Auftrag ebenso wie diverse Wendungen, die der Krieg von ihm verlangt.

Ähnlich wie „Unbeugsam“ ist „Der Bote“ eine sehr einfache Geschichte; anders als Brooks schafft es Feist aber wirklich spannend zu erzählen. Die Unbilden, die ein Melder zu ertragen hat, erlebt der Leser am eigenen Leib; man friert mit Terrance, fürchtet sich mit ihm und leidet mit ihm, wenn er trotz Fieber und Müdigkeit hinaus in den Schnee muss, wo der Feind schon auf ihn wartet. Feist erzählt bunt und detailreich, man kann sehen, riechen, fühlen und schmecken, dabei erfährt man allerhand über den Krieg mit Midkemia, und spannend ist es auch noch. Zwar hat „Der Bote“ seine Längen, ist aber durchweg unterhaltsam; ob Feist damit aber das Interesse für den kompletten Zyklus zu wecken vermag, bleibt jedem selbst überlassen.

_Elisabeth Haydon – „An der Schwelle“_ (Rhapsody)

Das Universum von Haydons Rhapsody-Saga ist so komplex, dass das zweiseitige Vorwort nicht genügt, um es zu bändigen. So oft man es auch liest, die Details erschlagen einen geradezu. Aber für „An der Schwelle“ braucht man all das gar nicht zu wissen: Es ist die Geschichte einer Gruppe Soldaten, die auf der Insel Serendair zurückgeblieben ist, obwohl deren Ende unmittelbar bevorsteht. Vor vielen Jahren ist ein Stern ins Meer gestürzt, vor der Insel, und löste eine Katastrophe aus. Eine Prophezeiung besagt, dass das „schlafende Kind“ aber in Kürze wieder erwachen würde, und die Anzeichen dafür häufen sich.

So warten die Soldaten also darauf, dass sie der erwachende Stern verschlingt. Dann allerdings taucht ein geheimnisvoller Fremder auf, der die Hoffnung weckt, dass die Prophezeiung zu verhindern sei …

Das Positive zuerst: Haydon hat eine Menge Ideen. Negativ: Sie schafft es nicht, diese Ideen in ihre Handlung einzubauen. In „An der Schwelle“ haben wir also eine Ansammlung klassischer Fantasy-Figuren, die klassische Fantasy-Dinge tun (den Wind beschwören, durch die Gegend reiten, geheimnisvolle Fremde begleiten). Und während diese Figuren so im Klischee schwelgen, erzählen sie dem Leser in todlangweiligen Laberpassagen von der wunderbaren Tiefe ihres Universums, von den verschiedenen Kulturen, die es gibt, von Kriegen, usw. usf. Tut mir leid, aber auch die halbherzigen Wendungen genügen kaum, um mich aus dem lesetechnischen Dämmerschlaf zu reißen, eher im Gegenteil.

_Seitenstechen auf der zweiten Etappe._

Zunächst: Die Landkarten der jeweiligen Welten fehlen auch hier schmerzlichst. Wie sieht denn nun Midkemia aus oder Shannara? Ich hoffe schwer auf eine Bereinigung dieses Makels, wenn ein dritter „Legenden“-Band herauskommen sollte …

Zu „Legenden – Das Geheimnis von Otherland“ sei gesagt, dass die „Hit-Dichte“ geringer ist als in „Lord John – Der magische Pakt“. Neal Gaiman und Tad Williams haben Tolles vollbracht, aber Anne McCaffrey und Raymond Feist müssen sich den Stempel „unterhaltsamer Durchschnitt“ gefallen lassen, während auf Elisabeth Haydon und Terry Brooks gar das „Langweilig!“-Brandzeichen wartet.

Aber Trotzdem. „Legenden“ ist ein tolles Projekt und in seiner Gänze unterstützenswert, einen Kauf wird weder der Einsteiger noch der Kenner bereuen.

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Silverberg, Robert (Hrsg.) – Legenden – Lord John, der magische Pakt

_Ein neuer Blick in den Silbernen Schrein._

1999 wurde „Der Silberne Schrein“ für uns geöffnet, und zwar von Robert Silverberg, der sich der lobenswerten Aufgabe verschrieben hat, dem interessierten Leser einen Einblick in die Welt der Fantasy-Giganten zu gewähren. Ursula Le Guin, George R. R. Martin, Stephen King, etc., sie alle haben kurze, eigenständige Erzählungen verfasst, die in ihren Universen spielen, die dem Leser ihre Figuren vorstellen, und die mit ihrer sprachlichen Geschicklichkeit begeistern. Jetzt, sieben Jahre später, präsentiert uns der |Piper|-Verlag die Fortsetzung, hat sie aber in zwei Teile aufgespalten. „Lord John, der magische Pakt“ ist der erste.

_Diana Gabaldon – „Lord John und der magische Pakt“_ (Highland-Saga)

1754. Lord John Grey ist Verbindungsoffizier des ersten Hannoveraner Infanterieregiments und als solcher hat er sich um den reibungslosen Ablauf der Dinge zwischen den preußischen Truppen und denen der Engländer zu kümmern. Wäre das nicht schon schwierig genug, weil ein Angriff der Franzosen bevorzustehen scheint, werden preußische und englische Soldaten plötzlich Opfer seltsamer Tode. Schnell breitet sich der Aberglaube aus. Bestimmte Verletzungen und der Zustand der Leichen deuten darauf hin, dass ein Sukkubus sein Unwesen treibt, um sich des Nachts den Samen der Männer zu stehlen. Die Soldaten werden darauf immer schwächer und unkonzentrierter, da es niemand mehr wagt, nachts einzuschlafen, und plötzlich taucht im Königshaus eine Hexe auf und will den Prinzen entführen …

Lord John Grey ist ein „Spin-off“ der eigentlichen Highland-Saga, tritt er dort doch eigentlich als mehr oder minder wichtige Nebenfigur auf. Diana Gabaldon hat dem homosexuellen Adligen aber bereits zwei eigenständige Romane geschenkt, von denen momentan leider nur [„Das Meer der Lügen“ 87 erhältlich ist. Lord John ist jedenfalls ein sympathischer Ermittler, und es ist ein Genuss, mit ihm durch das 18. Jahrhundert zu streifen, um das Geheimnis dieses magischen Paktes zu entlarven. Gabaldon hat ein Händchen für originelle Bilder und für überraschende Wendungen, die im „magischen Pakt“ außerdem noch auf ein wohlkomponiertes Finale zusteuern. Es braucht zwar eine konzentrierte Aufmerksamkeit, um all die Haken der Story mitverfolgen zu können, aber das zahlt sich mehr als aus! Für mich ist Diana Gabaldon jedenfalls zu einem weiteren Namen auf meinem Einkaufszettel geworden.

_George R. R. Martin – „Das verschworene Schwert“_ (Das Lied von Eis und Feuer)

Einige Zeit ist vergangen seit den Ereignissen in „Der Heckenritter“, in dem Ser Duncan der Hohe ein Gottesurteil gefochten hatte und seitdem den jungen Knappen Ei an seine Seite weiß.

Mittlerweile hat Dunk sein Schwert Eustace Osgrey verschworen, einem kleinen Lord, dessen Geschlecht ausstirbt, der gerade mal drei Dörfer zu seinem Herrschaftsgebiet zählt und der von seinen Untergebenen nicht ernst genommen wird. Vor allem nicht von Bennis, dem Braunen Ritter, der es vorzieht, „wie ein gammliger Käse zu stinken“, als den Aufwand eines Bades zu ertragen.

Es ist Sommer in den sieben Königslanden, und eine Dürreperiode obendrein, und so kommt es, dass die Bauern der „Roten Witwe“ einen Damm errichten und Lord Osgreys Land damit das Wasser abgraben. Osgrey schickt Dunk und den Braunen Ritter, um nach dem Rechten zu sehen, Blut wird vergossen, und Kampf scheint unvermeidbar, aber dann versucht sich Dunk als diplomatischer Mittler bei der gefürchteten „Roten Witwe“ …

George R.R. Martin ist der Inbegriff moderner Fantasy, derjenige, der das Genre in Gefilden auslotet, die fern von Kitsch und Klischee sind, und er ist ein Meister seiner Disziplin. „Das Lied von Eis und Feuer“ ist ein hochkomplexer Zyklus voller Verwicklungen und politischer Intrigen, ist dabei aber gleichzeitig so flüssig und mitreißend zu lesen, dass der Tag plötzlich viel zu kurz erscheint. Die Erzählungen um Dunk, den Heckenritter, und Ei, seinen Knappen, spielen etwa hundert Jahre vor den Ereignissen im „Lied von Eis und Feuer“ und sind damit ideal für den Einstieg geeignet: Dem „Neuling“ werden keine entscheidenden Wendungen aus dem Hauptwerk verraten, und der „alte Hase“ kann sich an den vielen kleinen Anspielungen erfreuen, die auf Geschehendes hindeuten.

„Das verschworene Schwert“ macht da keine Ausnahme, kommt allerdings erst gemächlich in die Gänge. Viel politischer Hintergrund muss erst vermittelt werden, damit der Leser den Konflikt zwischen Lord Osgrey und der „Roten Witwe“ versteht, und teilweise wird man dabei fast erschlagen von Fakten und Namen. Die Mühe lohnt sich aber, dafür hat Martin erneut Figuren erschaffen, die atmen, mit denen man zittert, die man bedauert oder einfach nur hasst, es gibt unerwartete Wendungen, und der Spannungsbogen spannt sich bis zum Schluss. Wenn man erst einmal drin ist, kann man einfach nicht mehr aufhören. „Das verschworene Schwert“ ist trotz gelegentlicher Längen ein Martin, wie er im Buche steht, und wiederum bleibt mir nichts anderes übrig, als den Hut vor der Feder dieses Mannes zu ziehen. Ganz großes Kino!

_Orson Scott Card – „Die Yazoo-Queen“_ (Die Legende von Alvin dem Schmied)

Alvin, der Schmied, ist mal wieder unterwegs, in diesem alternativen Amerika, das keine Unabhängigkeitskriege erlebt hat und das vor Magie und seltsamen Talenten nur so sprüht. Dabei hat er natürlich seinen jungen Gefährten Arthur Stuart, einen Schwarzen, der sich darin übt, ein ebensolcher „Schöpfer“ zu werden wie sein Herr, dem das aber nicht so leicht von der Hand geht, weil er eben nicht der siebte Sohn eines siebten Sohnes ist.

Jedenfalls besteigen Alvin und Stuart die Yazoo-Queen, um herauszufinden, ob es sich dabei um ein verkapptes Sklavenschiff handelt oder nicht. Dort wird Alvin von einem William Barret Travis angesprochen, der ihn zu einer Expedition anwerben will, auf der man sich der Ausrottung der „verderbten Mexika-Stämme“ widmet, und er wird von einem mysteriösen messerschwingenden Fremden auf seine Tasche angesprochen, in der er den magischen Pflug mit sich führt. Arthur Stuart indes, den es schrecklich anödet, sich wie ein „Boy“ verhalten zu müssen, bemüht sich um die Befreiung gefangener Sklaven.

Vorab: Für einen Orson Scott Card ist das eine erstaunlich schwache Story. Sicher, die Abrechnung mit dem Sklaventum trifft ins Schwarze, die schrägen Auftritte großer Persönlichkeiten aus der amerikanischen Geschichte sind unterhaltsam und Cards Dialoge sind so spritzig wie eh und je, aber einen wirklichen Spannungsbogen gibt es nicht. Zudem fehlt der „Yazoo-Queen“ der tolle trockene Humor, durch den sich „Der Grinsende Mann“ in der Vorgängeranthologie ausgezeichnet hat. Trotzdem ist „Die Yazoo-Queen“ ein unterhaltsamer Blick in die Welt von Alvin dem Schmied.

Vielleicht kann man diese Story erst dann richtig genießen, wenn man den kompletten Alvin-Zyklus gelesen hat, und das ist für den deutschsprachigen Leser ohnehin unmöglich. Die ersten vier Bände tauchen höchstens noch in Antiquariaten auf, und die beiden letzten Bände „Heartfire“ (1998) und „The Crystal City“ (2003) wurden bisher noch nicht ins Deutsche übersetzt. Also bitte, lieber |Piper|-Verlag, übernehmen Sie!

_Robin Hobb – „Heimkehr“_ (Die Zauberschiffe)

Robin Hobb gilt seit ihrem Zyklus über den Assassinen Fitz Chivalry Weitseher als eine Fantasy-Virtuosin im Fahrwasser von George R. R. Martin. Ihr Zyklus „Die Zauberschiffe“ spielt in derselben Welt wie der Assassinen-Zyklus, jedoch weit südlich von den Herzogtümern: Auf den Pirateninseln und dem sagenhaften Regenwildfluss. Der Kurzroman „Heimkehr“ spielt vor dem ersten Band der Zauberschiffe-Saga.

Jathan Carrocks hat sich entehrt und wird deswegen vom Satrapen Esclepius enteignet und ins Exil geschickt. Er hat die zweifelhafte Ehre, eine Kolonie in den Ländern am Regenwildfluss aufzubauen, und darf sich dort eine neue Existenz verschaffen. Das alles geschieht sehr zum Missfallen seiner Gattin Carillion Waljin Carrock. Diese fühlt sich nicht ihrem Stand gemäß behandelt, sondert sich gegen die anderen „Gemeinen“ ab und hat schwer mit ihren Kindern zu kämpfen, da ihr Dienstmädchen sich gegen sie auflehnt. Besonders schwer ist das deswegen, weil sie ein Ungeborenes in sich trägt. Jedenfalls zieht sich die Fahrt mit den Schiffen schier endlos hin, und als endlich der verheißungsvolle Regenwildfluss angelaufen wird, wähnt sich Lady Carillion am Ende ihrer Strapazen. Aber die fangen gerade erst an; ätzendes Wasser, und lockende Stimmen sind noch die harmlosen Gefahren, die in dem sumpfigen Regenwald auf sie lauern …

In Zeiten moderner Fantasy ist man es eher gewohnt, mit einer Art „schriftstellerischen Kameraführung“ an die Ereignisse herangeführt zu werden. „Zeigen, nicht Erzählen!“ ist das Mantra, das jeder lernwillige Jungautor vor sich herzubeten hat, wenn er auf einen Verlag hoffen möchte. Robin Hobb ist aber keine Jungautorin mehr, und dementsprechend pfeifft sie auf derartige Konventionen und entstaubt den guten alten Tagebuch-Stil. Und anders hätte ich „Heimkehr“ nicht erzählt bekommen mögen!

Man begleitet Lady Carillion von Anfang an, beobachtet sie, wie sich die hochnäsige Adlige an das neue Leben herantastet, und sieht ihr dabei mitten in den Kopf. Auch wenn es sich anfangs etwas zäh entwickelt, „Heimkehr“ ist eine unglaublich intensive Story, Angst und Verzweiflung sind ständige Begleiter der Kolonialisten und man spürt selbst, wie einem die Endlosigkeit des Urwaldes aufs Gemüt drückt. Und dann sind da ja noch diese seltsam sirenenhaften Gesänge und rätselhaften Träume. Unbedingt lesenswert!

_Robert Silverberg – „Das Buch der Veränderung“_ (Majipoor)

Majipoor ist ein Planet, zehnmal so groß wie die Erde und von wundervoller Idylle. Seine Geschichte ist erfüllt von Kriegen mit den metamorphen Ureinwohnern, aber auch von Zeiten des Friedens. „Das Buch der Veränderung“ spielt etwa zehntausend Jahre nach der Besiedelung von Majipoor durch den Menschen, aber gleichzeitig viertausend Jahre vor den Ereignissen, die im ersten Majipoor-Roman beleuchtet wurden.

Prinz Aithin Furvain ist der fünfte Sohn eines Coronals, des „Vize-Herrschers“ von Majipoor, und als dieser hat er keine größeren Aufgaben zu übernehmen als ein angenehmes Leben zu führen. Er hat sich seinem Schicksal gefügt, frönt seiner Leidenschaft, leichte Gedichte zu verfassen, hat mit allerlei Frauen das Bett geteilt und hält auch sonst Ehrgeiz für eine schrecklich überbewertete Sache. Immer öfter jedoch drücken ihm die Errungenschaften seines Vaters auf die Seele und er hat das Bedürfnis, dieser sich ausbreitenden Seelenleere den Kampf anzusagen. So bricht er also auf, um die Schönheit Majipoors in aller Einsamkeit zu erkunden, und wird prompt gefangen genommen von Kasibinon, einem Banditenfürsten, der von Furvain nichts Geringeres erwartet als eine große dichterische Schöpfung …

Er liest sich Anfangs recht unterhaltsam, der Wandel des Taugenichtes Furvain, der auf seinen Reisen plötzlich mit Gefahren und Verantwortung konfrontiert wird. Öde wird es erst, als Furvain seine dichterische Größe entdeckt. Der Konflikt mit seinem Geiselnehmer schwindet plötzlich zu einem Randdasein, während die Entstehung von Furvains Großwerk zu ständigen Rückblenden missbraucht wird, die den Leser darüber hinaus mit einer Unmenge staubtrockener Infos über das Majipoor-Universum erschlagen. Schade! Wenn Silverberg damit beabsichtigte, einen Überblick über Majipoor zu vermitteln, hat er sich eine denkbar ungünstige Methode ausgesucht! Wenigstens der Anfang ist eine bildreiche Wanderung durch die Idylle des Planeten, mit den Augen glaubwürdiger Figuren betrachtet. Wenn der Schluss diesen guten Eindruck nicht so schändlich in den Staub getreten hätte, wäre „Das Buch der Veränderung“ nicht nur „nett“ gewesen, sondern richtig gut.

_Spannendes Projekt, spannend fortgesetzt._

„Legenden II“ ist in seiner Gänze eine würdige Fortsetzung zu „Der siebte Schrein“ und lohnt der Anschaffung, nicht nur, um dieses tolle Projekt zu unterstützen! Aber einen kräftigen Punktabzug gibt’s trotzdem:: Wo sind die Karten? Die sieben Königslande von Martin, die Pirateninseln von Hobb, und natürlich das alternative Amerika von Orson Scott Card … Es ist schon schwer genug, einen Eindruck von einem fremden Fantasy-Universum zu bekommen, wenn man mittels eines Kurzromans hineinschnuppert, aber ohne die Karten fühlt man sich wie ein Blinder in einem fremden Land. Wenn es also eine Fortsetzung von „Legenden“ geben sollte (Martin bastelt ja schon an einer dritten Dunk-Novelle), bitte, gebt uns Fantasy-Lesern die Landkarten, die wir so gerne mit dem Finger bereisen!

Aber auch so ist „Legenden – Lord John, der magische Pakt“ unbedingt kaufenswert, für Einsteiger und „Profis“ gleichermaßen.

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Walter M. Miller jr. / Terry Bisson – Ein Hohelied für Leibowitz

Das geschieht:

Die menschliche Zivilisation ist vor zwölf Jahrhunderten im atomaren Feuer eines dritten Weltkriegs untergegangen. Auf den Ruinen versuchten die Überlebenden eine neue Welt aufzubauen. Im Jahre 3244 ist Nordamerika noch immer ein weitgehend menschenleerer Kontinent mit unzugänglichen Todeszonen. In den unbelasteten Regionen sind zahlreiche Territorien entstanden, die miteinander um die Vorherrschaft ringen. Wehrhafte Nomadenstämme durchstreifen das Land. In abgelegenen Winkeln suchen genetisch geschädigte Mutanten Zuflucht.

Zwischen allen Stühlen sitzt die Katholische Kirche. Wie einst im Mittelalter beschränkt sie sich nicht auf gottes- und seelsorgerische Dienste. Ein Netz von Klöstern, Pfarrkirchen und Missionsstationen überzieht Nordamerika. Dort wird das Wissen vergangener Zeiten gesammelt und weitergegeben. Die Abtei St. Leibowitz ist eine dieser Bastionen von Wissenschaft und Kultur. Hier lebt und arbeitet der junge Mönch Schwarzzahn St. Georg. Der Sohn sesshaft gewordener Nomaden hat nur aus Mangel an Alternativen die geistliche Laufbahn eingeschlagen. Er will dem Orden den Rücken kehren. Der Abt hofft Schwarzzahn umzustimmen. Er vermittelt ihn an Elia Kardinal Braunpony, den er als Dolmetscher in die Stadt Valana begleiten soll. Dort weilt der Papst, das Oberhaupt der Kirche und aller Christen. Walter M. Miller jr. / Terry Bisson – Ein Hohelied für Leibowitz weiterlesen

Gemmell, David – weiße Wolf, Der (Drenai-Saga)

Der Engländer David Gemmell (*1948) gilt als der erfolgreichste Autor unserer Zeit im Bereich der heroischen Fantasy. Insbesondere mit seinen Romanen in den wilden Landen der |Drenai| und dem |Rigante|-Zyklus wurde er in Deutschland bekannt.

Was Gemmell von klassischen Vorbildern wie Robert E. Howards „Conan“ unterscheidet, sind seine meist vielschichtigeren Charaktere, die oft von moralischen Problemen und persönlicher Schuld geplagt werden. Während der Barbar Conan auf Abenteuer und Beute aus ist, kämpfen Helden wie Gemmells Axtschwinger Druss in erster Linie notgedrungen um das Leben ihrer Frau, um ihre Heimat und ihre Mitmenschen. Der Attentäter Waylander wird vom Verlust seiner Familie geplagt und bereut seine vergangenen Morde, die man ihm nicht vergeben will. Gnadenlos wird er gejagt, rein um des fürstlichen Kopfgelds und der Rache wegen, obwohl er sich geändert hat und zu einem Wohltäter geworden ist. Wo liegt die Grenze zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch? Oft gibt es keine klare Antwort und es ist nur eine Frage des Blickwinkels.

In „Der weiße Wolf“ führt David Gemmell den Leser erneut in seine Welt der Drenai, wenn auch in das ferne Naashan. Der Prolog beginnt an einer staubigen Straße, an der ein Kaufmann mit seinen beiden Töchtern um sein Leben fürchtet. Der fremde Schwertmeister, der ihm Gesellschaft leistet, ist niemand Anderer als Skilgannon der Verdammte! Fünf schwarz gekleidete Ritter der Königin von Naashan stellen Skilgannon zum Kampf auf Leben und Tod; es ist offensichtlich, dass er gejagt wird. Skilgannon zieht seine beiden Schwerter und macht kurzen Prozess mit den Angreifern. Er rät dem verängstigten Kaufmann, so schnell wie möglich nach Norden zu fliegen – seine bloße Nähe hätte ihn in Gefahr gebracht – und reitet davon.

Das erste Kapitel beginnt kontrastierend in einem Kloster friedlicher Mönche, die von der Bevölkerung trotz ihrer guten Taten für ihre Not verantwortlich gemacht werden. Kriege und Missernten führten zu Unzufriedenheit, in der sich gerissene Opportunisten in hohe Ämter aufschwingen konnten. Das Kloster dient als Sündenbock. Skilgannon bemüht sich als Bruder Lantern redlich um einen Neubeginn, doch als man das Leben des Abts bedroht, stellt sich Skilgannon dem Mob entgegen und greift erneut zur Waffe.

Der weise Abt entlässt ihn aus dem Orden, dessen Philosophie er nie wirklich verinnerlichen konnte, und schickt Skilgannon als Eskorte eines etwas weltfremden Mönches in die Hauptstadt Mellicane; sein letzter Dienst für den Orden. Skilgannon hat ein neues Ziel: Er sucht den mystischen Tempel der Wiedererwecker, um seine Frau, die er nicht liebte, obwohl sie es verdient hätte, vom Tod auferstehen zu lassen. Seine ganze Liebe galt Jianna, der Königin von Naashan – die dank seiner Hilfe zu der gefürchteten Hexenkönigin geworden ist und unter deren Herrschaft seine Armee das Massaker von Perapolis verübt hat, dem er seinen schrecklichen Ruf als Skilgannon der Verdammte zu verdanken hat.

Auf dem Weg steht er einem Axtkämpfer bei, dessen Reisegruppe in den Wäldern nahe Mellicanes von so genannten Bastarden – zur Strafe von Nadir-Schamanen durch Magie mit Bären, Wölfen und anderen Raubtieren verschmolzenen Menschen – angegriffen wird. Der Axtkämpfer ist kein Geringerer als der Drenai-Held Druss, der seinem Freund Orastes und dessen kleiner Tochter Elanin zur Hilfe eilt. Doch für Orastes kommt jede Hilfe zu spät … Es gilt, seine Tochter aus einer Festung zu befreien. Skilgannon und Druss müssen sich nicht nur dem brutalen Lord Eisenmaske stellen, den Skilgannon in seiner Jugend unter einem anderen Namen kannte, sondern auch seiner Nemesis Jianna, der schönen und grausamen Königin Naashans, die er immer noch liebt, obwohl sie seinen Tod fordert.

Die Thematik ist nicht neu, geradezu ausgelaugt, kein Rahmen, der auf Qualität hindeuten würde. Doch Gemmell ist ein meisterhafter Erzähler, der abwechslungsreich und spannend Interesse an der Figur Olek Skilgannon erzeugen kann. Für Kenner der Drenai-Saga weist der Roman zahlreiche Verweise auf alte Helden wie Decado oder Waylander auf, gekrönt vom Gastauftritt des legendären Axtkämpfers Druss.

Die Handlung blendet oft in die Vergangenheit zurück, während die Gegenwart für Skilgannon und seine Begleiter viel Action bietet. Seine Vergangenheit holt Skilgannon ein, alte Konflikte brechen wieder auf. Zentrales Thema ist die Hassliebe Skilgannons zu Jianna, der Hexenkönigin. In ihrer Jugend war sie eine bildschöne Prinzessin, die letzte Überlebende der königlichen Familie, die in einem Staatsstreich ermordet wurde. Da Skilgannons Bedienstete die junge Jianna vor ihren Häschern versteckt hielten, werden sie gefoltert und ermordet. Gemeinsam verstecken die beiden sich in den Wäldern, verlieben sich und erobern die Krone Naashans zurück. Doch Jianna gerät unter den Einfluss einer alten Frau, vielmehr einer Hexe, die in ihr Träume von Macht erweckt, die außer Kontrolle geraten. Sie nutzt ihre Schönheit aus, um fremde Fürsten in ihr Bett zu locken, um sie als Verbündete zu gewinnen, zum Unwillen Skilgannons, der sich jedoch beugt. Jianna verändert sich, die manipulative und harte Königin Naashans ist nicht mehr die Frau, die Skilgannon geliebt hat. Ihr Verhältnis kühlt merklich ab, bis sich Skilgannon nach dem Perapolis-Massaker von ihr lossagt. Doch Jianna kann das nicht akzeptieren, die Einflüsterungen der alten Frau sorgen dafür, dass der Wille zur Macht siegt und aus Liebe Hass wird. Skilgannon wird aus Naashan verjagt, gehetzt von Mordkommandos der Königin, und taucht in einem Kloster unter.

Gemmell zeigt, wie harmlose Menschen zu einem mordlustigen Pöbel werden können, wie der persönliche Mut eines Einzelnen viel Unheil vermeiden kann. Aber auch, wie solcher Mut schlecht vergolten wird und feiges Abwenden grauenvolle Taten erst ermöglicht. Besonders gelungen sind Kapitel mit Jianna und Skilgannon, die zeigen, wie aus den besten Absichten die größten Gräuel enstehen können. Was man Jianna angetan hat und wofür sie sich rächen wollte, fügt sie anderen in weit schlimmerem Maß zu. Die „Alte Frau“ taucht auch hier wieder in einer zwiespältigen Rolle als Helfer aber auch als Unheilbringer auf; wie bereits bei Druss in vorherigen Drenai-Bänden und im Rigante-Zyklus in der entsprechenden Figur der Morrigu. Gemmell lässt Personen aus Skilgannons Vergangenheit auftauchen, die eine andere Entwicklung als dieser durchgemacht haben, obwohl sie in ihrer Jugend Freunde waren und vieles teilten. Reue ist ebenso ein Thema, Skillgannon will Abbitte und Wiedergutmachung für seine Taten und die unerwiderte Liebe zu seiner verstorbenen Frau leisten. Deshalb reist er ja auch zum Tempel der Wiedererwecker – er will die Zeit scheinbar zurückdrehen.

Dieser Teil des Buchs bleibt leider sehr unklar und diffus, was daran liegt, dass diese Thematik erst in dem noch nicht übersetzten Folgeband „The Swords of Night and Day“ näher behandelt wird. Obwohl „Der weiße Wolf“ wie alle Drenai-Romane in sich weitgehend abgeschlossen ist, quillt er über vor Referenzen auf frühere Werke. Die Geschichte von Skilgannon und Jianna ist zwar gelungen inszeniert in ihrer retrospektiven Form, aber nicht zur Neige erschöpft. Vielmehr ist es eine Vorgeschichte, die erst im Folgeband ihren Höhepunkt erreicht.

Obwohl „Der weiße Wolf“ in meinen Augen einen der besten da episch breitesten Drenai-Romane mit zahlreichen starken Personen und Handlungssträngen sowie interessanter Erzählweise darstellt, weist er jedoch einige uncharakteristische Schwächen auf, über die Gemmell sonst erhaben ist: Manchmal simplifiziert und moralisiert Gemmell zu stark; zwar wird er nie pathetisch, aber wenn der alternde Druss mit Skilgannon zu philosophieren anfängt, sozusagen von Held zu Held, wirkt dies unnatürlich lächerlich und aufgezwungen. Die Figur Skillgannon selbst wirkt weit weniger überzeugend als ihre Vergangenheit, er vereint Züge vieler anderer Gemmell-Helden, insbesondere Waylanders, in sich, was zu Irritationen führt und ihn ein wenig daran hindert, sich selbst zu einem eigenständigen Charakter zu entwickeln.

Für die Übersetzung zeichnet wieder einmal Irmhild Seeland verantwortlich, die wie üblich hervorragende Arbeit geleistet hat. Ihr Gespür zeigt sie unter anderem bei dem Namen „Bruder Lantern“, den man auch krude als „Bruder Laterne“ hätte übersetzen können. Im Unterschied zum englischen Original fehlt Dale Rippkes Karte der Drenai-Welt, für die sich Gemmell im Vorwort ausdrücklich bedankt. Dafür weist das Buch gelungene und tatsächlich auf die Handlung bezogene Innenillustrationen von Janus Peterka auf, was man von dem Titelbild der Agentur Schlück nicht behaupten kann, das dem großartigen Original in keiner Weise ebenbürtig ist.

Skilgannon mag nicht an die Sympathiewerte und den schon fast legendären Heldenstatus eines Druss oder Waylander heranreichen, allerdings übertrifft „Der weiße Wolf“ viele ältere Drenai-Romane in epischer Breite und Spannung. Die Rückblenden in die Vergangenheit, die oft gegenwärtige Handlungen Skilgannons nachvollziehen lassen, helfen dem Leser, die Überlegungen Gemmells besonders gut zu reflektieren und unterhalten dabei hervorragend. „Der weiße Wolf“ ist ein hervorragender Drenai-Roman, der sich vor allem an Kenner der Saga wendet und dessen Handlung ihren Höhepunkt leider erst im Folgeband findet. Einsteiger können dennoch bedenkenlos zugreifen, David Gemmell garantiert nach wie vor für höchst unterhaltsame und moderne heroische Fantasy.

Die in der deutschen Ausgabe fehlende Karte der Drenai-Welt:
http://www.dodgenet.com/~moonblossom/Dratlas.html

http://www.bastei-luebbe.de/

_David Gemmell bei |Buchwurm.info|:_

[Die steinerne Armee 522 (Rigante 1)
[Die Nacht des Falken 169 (Rigante 2)
[Rabenherz 498 (Rigante 3)
[Eisenhands Tochter 1194 (Die Falkenkönigin 1)
[Im Zeichen des dunklen Mondes 840
[Die Augen von Alchazzar 1188 (Drenai-Saga)
[Waylander der Graue 1248 (Drenai-Saga)
[Wolf in Shadow 181 (Stones of Power)

Lewis, Clive Staples – Reise auf der Morgenröte, Die (Die Chroniken von Narnia 5)

[Das Wunder von Narnia 1858
[Das Wunder von Narnia – Hörbuch 1991
[Der König von Narnia 1758
[Der König von Narnia – Hörbuch 356
[Der Ritt nach Narnia 1933
[Der Ritt nach Narnia – Hörbuch 1984
[Prinz Kaspian von Narnia 2081

_Story_

Lucy und Edmund hätten sich für ihre Ferien etwas Besseres vorstellen können, als ihren Cousin Eustachius zu besuchen. Der kleine Bengel ist nämlich mitunter eine ziemliche Nervensäge und hat für die Tagträumereien der Narnia-Reisenden nicht viel übrig. Während die beiden ‚Gestraften‘ noch nach Mitteln suchen, ihre Ferien doch noch halbwegs akzeptabel zu gestalten, stoßen sie auf ein geheimnisvolles Bild, welches schließlich ein weiteres Portal nach Narnia öffnet. Gemeinsam mit ihrem ungeliebten Cousin landen sie inmitten eines Ozeans direkt neben einem Schiff namens |Morgenröte| – und damit direkt wieder in den Armen des neuen Königs Kaspian, mit dem sie vor nunmehr drei Jahren (nach der Zeitrechnung von Narnia) noch ein gefährliches Abenteuer erlebten.

Kaspian selbst ist auf der Suche nach den sieben verschwundenen Lords, die der gemeine König Miraz einst auf eine ziellose, gefährliche Reise geschickt hatte. Er will nicht glauben, dass diese treuen Gefolgsleute bei ihrer hoffnungslosen Expedition ums Leben gekommen sind und grast alle möglichen Inseln im großen Ozean von Narnia ab. Gemeinsam mit seinen zurückgekehrten Freunden und deren nervigem Anhängsel begibt er sich auf eine gefährliche Abenteuerreise, vorbei an niemals zuvor gesehenen Monstern und Ungeheuern, über die mysteriöse Dracheninsel bis hin zu Orten, an denen man heuer Aslan vermutet. Und tatsächlich taucht Aslan eines Tages wieder auf, allerdings nicht unter sonderlich erfreulichen Umständen …

_Meine Meinung_

„Die Reise auf der Morgenröte“ knüpft unmittelbar an die vorangegangene Geschichte um Prinz Kaspian an, was zur Folge hat, dass man in diesem fünften Band wieder auf viele bekannte Gesichter aus der Fantasy-Welt Narnia trifft. Gleichzeitig aber bedeutet dieses Buch das vorzeitige Ende für Peter und Suse, die aufgrund ihres mittlerweile fortgeschrittenen Alters nicht mehr in das Märchenland zurückkehren dürfen. Und auch Lucy und Edmund werden, sollten sie dieses Abenteuer erneut bestehen, zum letzten Mal zu Besuch gewesen sein, denn auch sie werden nicht jünger …

So gilt es also, neue Helden zu finden, doch diesbezüglich sind die Aussichten zunächst einmal finster. Lediglich Eustachius wäre dazu in der Lage, auch in Zukunft für das Rechte in Narnia zu sorgen, doch weil er sich überhaupt nicht auf die Geschehnisse in Narnia einlassen will und diese Welt zunächst überhaupt nicht für real hält, kommt er für diese Aufgabe nicht in Frage. Es bedarf einer Menge Überredungskunst, um den rational denkenden, verwöhnten Bengel zur Vernunft zu bringen, so dass auch dieser sich auf Träume und Visionen einlassen kann und lernt, das zu akzeptieren, was seine Augen sehen. Weil aber selbst dies zu viel für den Knaben ist, wird ihm eine verheerende Strafe auferlegt, und erst als Aslan tatsächlich wieder auftaucht, beginnt er langsam an die neuen Umstände zu glauben. Womit ein neuer, wenngleich hier noch nicht sehr sympathischer Held für die Zukunft von Narnia gefunden wäre …

Abgesehen von dieser Fragestellung ist „Die Reise auf der Morgenröte“ wiederum ein sehr, sehr schönes Buch geworden. Clive Staples Lewis appelliert erneut sehr stark an die Träume und die Phantasie seines vorrangig jugendlichen Publikums und integriert zum wiederholten Male zahlreiche prächtige Fabelwesen in die Handlung. Für Lucy, Edmund, Kaspian und den nervigen Eustachius gilt es, viele Abenteuer zu bestehen, Rätsel zu lösen, schier unüberwindbare Gefahren zu bestehen und dabei das Ziel nie aus den Augen zu verlieren. Kaspian hat seinem Vater das Versprechen gegeben, die sieben verschwundenen Lords wiederzufinden und sie in ihre Heimat zurückzuführen, und er ist trotz aller sich nähernder Gefahr bereit, alles für dieses Vorhaben zu tun. Geprägt von Ehrgeiz und Stolz, weist er seinen nicht immer furchtlosen Gefährten den Weg, führt sie durch stürmisches Unwetter und steht ihnen in der Gefahr bei. Er ist ein würdiger König, voller Anmut und Selbstbewusstsein, und hat den Aufstieg vom Prinzen zur ‚richtigen‘ Regentschaft sehr gut verkraftet, ohne dabei willkommene Eigenschaften eingebüßt zu haben. Er steht für das Positive in diesem Roman: Freundschaft, Brüderlichkeit, Hoffnung, Treue, aber auch für die Abenteuerlust und den Spaß, den er selbst unter diesen Umständen bei seinem Unternehmen verspürt. In diesem Aspekt ist ihm ein Eustachius ein unwohl gesonnener Gegenspieler. Er hat für die Geschichten, die ihm aufgetischt werden, nichts übrig, ist völlig phantasielos, leidet aber beim Betrachten seiner Freunde insgeheim unter seiner modernen Erziehung. Erst spät erkennt er die Vorzüge einer möglichen Weitsicht und räumt seiner Phantasie einen ganz anderen Stellenwert ein. Und erst dadurch wird aus dem eigensinnigen Sturkopf ein glückliches Kind.

In der Person von Eustachius bringt Clive Staples Lewis auch wieder indirekt einige biblische Aspekte unter. Er ist es, der von seinem Unglauben bekehrt werden muss und erst durch unliebsame Geschehnisse auf den rechten Weg gebracht werden kann. Kommt einem irgendwie bekannt vor, ist aber legitim, denn es ist ja nicht das erste Mal, dass sich der ebenfalls bekehrte Atheist Lewis auf seine göttliche Vorlage bezieht.

Nun, ob „Die Reise auf der Morgenröte“ indes noch einmal eine Steigerung innerhalb der „Chroniken von Narnia“ darstellt, wage ich jetzt mal nicht zu behaupten. Zweifelsohne wird das hohe Niveau gehalten, vor allem weil der Autor neben den bekannten Figuren und Umgebungen wieder viele frische Elemente in die Serie einfügt. Aber ob starke Bücher wie „Prinz Kaspian von Narnia“ oder gar „Der Ritt nach Narnia“ wirklich schlechter oder besser sind, sollen andere entscheiden. Für mich bleibt am Ende lediglich das Fazit, hier erneut exzellent unterhalten worden zu sein und eine sehr schöne Fortsetzung der Geschichte gelesen zu haben. Und da „Die Reise auf der Morgenröte“ aufgrund seines prinzipiell unabhängigen Inhalts auch ganz für sich alleine stehen kann, ist ein direkter Vergleich auch gar nicht nötig. Schade nur, dass sich die Chroniken langsam dem Ende nähern …

http://www.narnia-welt.de/

Brunner, John – Chaos Erde

Drei Jahre, nachdem Brunners „Muddle Earth“ bei Ballantine Books New York erstmals erschienen ist, konnten endlich auch die deutschen Fans den letzten Roman des großen englischen SF-Autors in die Hände nehmen.

Der des Englischen kundige Leser erkennt gleich, dass der Originaltitel des Werkes ausnahmsweise einmal richtig auf Deutsch widergegeben wurde, was ja heutzutage nicht immer unbedingt die Regel bei den einzelnen Verlagen zu sein scheint. Auch der Klappentext auf der Rückseite bezieht sich peinlich genau auf den tatsächlichen Inhalt des Buches. Weiß eigentlich jemand, was ein Exoplantetare ist? Nicht? Es ist ein Druckfehler, das Wort soll eigentlich Exoplanetarer heißen, leider fällt er aber sofort ins Auge, denn wer liest nicht schon im Laden das, was hinten draufsteht, bevor er sich zum Kauf entschließt.

Brunner liefert mit dem vorliegenden Text nicht unbedingt das Highlight seiner schriftstellerischen Karriere ab, aber das Ergebnis seiner Anstrengungen bot mir trotzdem ein lustiges Lesevergnügen, wohl weil der Autor sich hier nicht so ernst nimmt wie in [„Morgenwelt“ 1274 oder „Schafe blicken auf“, auch wenn sein Anliegen, nämlich die Kritik an allen möglichen gegenwärtigen und zukünftigen unhaltbaren Zuständen, die einer weiteren Entwicklung der Menscheit möglicherweise unangenehm im Magen liegen könnten, das alte geblieben ist.

Die Erde hat es endlich geschafft, an ihrer eigenen Umweltverschmutzung zugrunde zu gehen, verbunden mit einem unheilvollen Chaos vieler gleichzeitig existierender wunderlicher Gesellschaftssysteme, deren Gesamtheit vom Einzelnen kaum noch zu überblicken, geschweige denn nachzuvollziehen ist (selbst als Leser wird man vollkommen überfordert).

In dieser Situation wird der Planet galaxisweit zur Restauration ausgeschrieben und flugs erscheint eine Exoplanetaren-Treuhandgesellschaft, die die Abwicklung der Pleitewelt übernimmt.

Halt mal, das scheint doch gerade so, als hätte Brunner den Hintergrund seines Romans in den neuen Bundesländern recherchiert und die vorgefundene Situation hier sarkastisch überdreht beschrieben! Vielleicht hat der Übersetzer aber auch nur durch den wiederholten Einsatz gewisser, jedem Neubundesbürger seit der Wende sattsam bekannter Vokabeln den Zweck erreichen wollen, den deutschen Lesern einen möglichst echten Realitätsbezug zu vermitteln.

Rimpoche Quaddel, ehemaliger, wenn auch unfreiwilliger Religionsschwindler, seit vielen Jahren tot und eingefroren, wird auf Betreiben der Mafia aufgetaut und wiederbelebt, da diese der Meinung ist, er könne Auskunft über die einst verschollene und nie wieder aufgetauchte Portokasse der ehrenwerten Familie Verdi geben. Als Quaddel auch noch, desorientiert und bis an den Hals mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt, mitbekommt, dass ein außerirdischer Gourmet ebenfalls auf ihn Anspruch erhebt, da er unbedingt humanoides Eiweiß kosten möchte – und frisch belebtes Gefrierfleisch (so werden die Aufgetauten liebevoll von ihren Mitmenschen bezeichnet) keine bürgerlichen Rechte genießt -, zieht er sich dilettantisch aus der beginnenden Massenschlägerei zurück und begibt sich auf eine irrwitzige und haarsträubende Flucht.

Versteckt in einer Herde Touristen, die von allen möglichen und unmöglichen Planeten zu stammen scheinen, gerät Quaddel in einen gigantischen Vergnügungspark, in dem berühmte historische Szenen als Touristenattraktion für gelangweilte Extraterrestrier entstehen sollen.

Darin sind die nur noch spärlich existierenden Erdbewohner als Angestellte der Treuhand dazu angehalten, z. B. Originalsmog zu produzieren, echte Unfälle vorzuführen, zu zeigen, wie man in Old England mit Maria Stuart umgesprungen ist und so weiter und so fort … Dabei bekommen viele jeden Tag eine andere Rolle zugewiesen, und es kann schon mal passieren, dass man gestern noch Josephine Mutzenbacher darstellen musste und heute Dienst als Haushälterin bei Sherlock Holmes und Dr. Watson hat. Wenn man dabei bloß nicht immer den Jargon verwechseln würde!

Noch einmal zieht Brunner über Umweltverschmutzung, Bürokratismus und dubiose Geschäftemacherei her. Noch einmal bekommt so ziemlich jede Weltreligion ihr Fett weg. Und ganz nebenbei wird auch noch das Thema „Tief-/Kälteschlaf“ in die Pfanne gehauen, nur diesmal nicht so bierernst wie in seinen berühmteren Werken, sondern eher persiflagemäßig.

Auch wenn Brunner hemmungslos übertreibt, ein makaber-witziger Charme ist diesem Roman nicht abzusprechen, wenn ich auch nicht so laut lachen musste wie bei Brunners überaus komischem „Der Galaktische Verbraucherservice: Zeitmaschinen für Jedermann“, einer frühen Storysammlung des Autors, 1976 bei |Goldmann| erschienen.

Genau dieses Büchlein scheint Herr Pukallus nicht zu kennen, denn er lässt sich in seinem Nachwort „Tod und Auferstehung als Science Fiction Groteske – über John Brunners Roman ‚Chaos Erde'“ zu ein paar Äußerungen herab, denen ich nicht unwidersprochen zustimmen kann. Sicher hat er recht, wenn er feststellt, dass es Brunner in den 80er Jahren, nachdem er Witwer geworden war, an ‚Kreativität und Schaffenskraft‘ für ‚bedeutendere Texte‘ mangelte.

Aber: „Es ist ein zu bedauerndes Phänomen, daß gerade Zeiten ihrer Krise Schriftsteller dazu verleiten, Übergangswerke zu schreiben, die hinter den eigenen Ansprüchen zurückbleiben … und allzu rasch ist dann die Idee da, es mit dem Humoristischen zu versuchen, ein Einfall, der dem Autor nie gekommen wäre unter anderen, besseren Umständen.“

Oder: „… Mein Postulat lautet, soweit es … vorsätzlich als Ganzes humorvoll gemeinte Werke anbelangt, die fast immer Zeugnisse des Brachialhumors werden, daß die Geschichte des Humors in der Science Fiction im wesentlichen nichts anderes ist als ein Museum der Peinlichkeiten …“

Na, das ist doch endlich mal ein klares Wort, und, falls es von anderen deutschsprachigen Autoren beherzigt wird, eine der möglichen Ursachen, warum deutsche SF noch nicht mal im eigenen Land sonderlich beliebt ist. Ich überlege immer noch, ob ich mich jetzt schämen soll, weil mir z. B. E. F. Russells „Menschen, Marsianer und Maschinen“ oder L. Nivens „Die fliegenden Zauberer“ gefallen, obwohl es sich um durchgehend humorvolle SF-Bücher handelt.

Weiter unten in seinem Nachwort bemängelt Pukallus, dass sich „kurios viele Episoden des Romans“ auf Toiletten abspielen – den Eindruck hatte ich allerdings nicht; ich entdeckte nur eine solche Szene (Seiten 135 bis 138).

Ansonsten weiß der Übersetzer sich ziemlich kompetent zu Brunner zu äußern, gerät aber im Romantext bei besonders lang geratenen Schachtelsätzen Brunners ab und zu grammatikalisch etwas daneben; und gelernt habe ich außerdem noch, dass es jetzt nicht mehr „gesundheitsgefährdend“ sondern „gesundheitsgefährlich“ heißt (Seite 290).

Pukallus gibt an, dass dem von ihm übersetzten englischen Arbeitsexemplar eine Notiz Brunners angeheftet war; des Inhalts „Wenn es jemand auf dieser Erde gibt, der meinen Quatsch auf deutsch übersetzen kann, so ist es fast zweifellos der Pukallus.“

Meiner Meinung nach geht der Verfasser des Nachworts mit dem Text Brunners, den dieser selbst als „Quatsch“ bezeichnet hat, zu hart ins Gericht. Er scheitert in seinem eigenen Anspruch an Brunner, da er offensichtlich eine Art letztes Meisterwerk erwartet hat und dann enttäuscht wurde.

© _Norbert Danziger_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [buchrezicenter.de]http://www.buchrezicenter.de/ veröffentlicht.|

Whitton, Steve – Engelsblut (Sacred: Die Chroniken von Ancaria 1)

Die Vampirin Zara plagt mal wieder der Weltschmerz. Sie sehnt sich nach menschlicher Gesellschaft, was in ihrem Fall nicht unbedingt einen Bürger zum Dessert bedeutet. Eigentlich ist sie im Grunde ihres untoten Wesens eine friedliche Zeitgenossin, die sich einfach nur am Gelächter von Kindern und der geselligen Atmosphäre einer gemütlichen Gaststube erfreuen will. Und so zieht sie nach Burg Hohenmut und die Kapuze ihres Umhangs etwas tiefer ins Gesicht, da sie vor langer Zeit dort mehr als nur die Zeit totgeschlagen hat.

In der Schenke „Ascarons Ruf“ regt sich ihr mitleidiges Herz, weil ein paar ehrbare Bürger den ertappten Falschspieler Falk eine oder zwei Hände kürzer machen wollen. Sie bricht den braven Leuten ein paar Knochen und flüchtet mit Falk gen Wald, wo sie einige Zeit später einen Wandersmann aus den Fängen von Strauch- und sonstigen Dieben befreien.
Der Gerettete namens Jahn war auf den Weg nach Hohenmut, um dort auf Kosten seines Dorfes, Moorbruch, Söldner anzuheuern, denn seit einiger Zeit schlachtet eine Bestie allein gehende junge Jungfrauen ab, reißt ihnen das Herz heraus und scheint auch sonst eine ehrliche Freude am Verstümmeln zu empfinden. Wieder siegt Zaras sanfte Seele, sodass sie Jahn ihre Hilfe anbietet, Falk gibt es gratis dazu.

In Moorbruch stellt sich allerdings heraus, dass die Dörfler unfreundliche Zeitgenossen sind, die sich vom örtlichen Priester, Salieri, bereitwillig zu Kinderopfern aufstacheln ließen, würde ihnen nicht der eloquente, charmante und lecker aussehende Landgraf Gregor D´Arc Einhalt gebieten. Seiner adligen Meinung nach wäre eine Treibjagd besser geeignet, das Biest zur Strecke zu bringen, als das rituelle Schlachten von Kindern.

Einen Tag später macht sich daher das ganze Dorf mit Sack und Pack, Kind und Kegel auf die erfolglose Suche und es bleibt allein Zara und ihrem vampirischen Riechorgan überlassen, der Fährte des Wesens zu folgen. Schnell stellt sich heraus, dass hinter den Angriffen mehr steckt als ein wilder Wolf, als da wären: Zauberey, Hexenwerk und ein Verräter inmitten des griesgrämigen Landvolkes.

„Engelsblut“ ist der lange angekündigte erste Band einer Reihe von Romanen, die sich um das actionorientierte PC-Rollenspiel „Sacred“ der deutschen Spieleschmiede |Ascaron| ranken.

Nachdem die Geschichte der „Bestie von Gévaudan“ im Jahre 2001 in Christophe Gans´ atmosphärisch dichtem Mystery-Thriller „Le pacte des loups“ zu cineastischen Ehren kam, liefert nun Steve Whitton vier Jahre später eine belletristische Fantasy-Adaption des historischen Originalstoffs.

So weit die nette Umschreibung für eine gnadenlos unoriginelle und abgekupferte Story. Statt etwas Eigenständiges zu erschaffen, verwurstet Steve Whitton Althergebrachtes in einem fantasielosen Story-Eintopf, bedient sich sowohl im Grundaufbau als auch in einzelnen Szenen schamlos an der filmischen Vorlage, angefangen beim mysteriösen, frauenmordenden und herzherausreißenden Untier, endend bei der geheimnisvollen Gesandtin des Königs, Jael, welche im Film von Monica Belluci verkörpert wird und sich dort Sylvia nennt.

Die phantastischen Elemente des Romans erschöpfen sich in der bloßen Erwähnung nicht handlungsrelevanter Dunkelelfen, wenigen Beschwörungen, die irgendwie irgendetwas bewirken oder auch nicht – zumindest nichts explizit Nachvollziehbares – und in der Figur Zaras. Darüber hinaus ist der Autor weit, weit davon entfernt, eine phantastische Welt mit eigener Kultur und Magie zu entwerfen. Stattdessen bastelt er aus Versatzstücken ein real anmutende mittelalterlich-feudalistische Dorfgemeinschaft, wobei er allerlei peinliche literarische Verrenkungen anstellt, um diesen Eindruck zu verwischen. So bezeichnet er Christen nicht als Christen, sondern als Anhänger eines/des neuen Gottes, wobei er jedoch christliche Symbolik und Organisationsformen eins-zu-eins übernimmt. Dass der Autor Zara zweimal in Morpheus Arme sinken lässt und damit einen unmittelbaren Bezug zur griechischen Mythologie unserer realen Welt herstellt, ist in meinen Augen ein weiteres Indiz für eine laxe, unaufrichtige und auch desinteressierte Auseinandersetzung mit der Fantasy-Materie.

Auf Seiten der Protagonisten hat lediglich Zara eine erwähnenswerte Funktion und Tiefe. Sie stellt gleichsam die Verkörperung des Chevaliers de Fronsac und seines kampferprobten Gefährten Mani in einer Person dar, geht also insofern sogar über die Filmvorlage hinaus. Und genau darin besteht die Schwäche dieser Figur. Sie verfügt über eine ganze Reihe von Vorzügen – übermenschliche Schnelligkeit, bessere Sinne, beschleunigte Wundheilung -, ohne an den Nachteilen zu leiden, die dem guten alten Grafen Dracula das Vampirdasein verleideten: Zara spaziert bei Sonnenlicht über das Antlitz der Welt, isst und trinkt mittelalterliches Fastfood (Wein & Brot), hat ungeschützten GV mit dem Grafen und muss nicht einmal Blut saugen. Kurz und gut: sie ist ein – im wahrsten Sinne des Wortes – todlangweiliger Charakter, zumal der Autor nicht Willens oder in der Lage war, ihr eine faszinierende, glaubhafte Vergangenheit zu verleihen, welche über das Allernotwendigste hinausgeht. Dementsprechend banal und aufgesetzt erscheinen ihre Motive und Emotionen, die nicht zu einem tausend Jahre alten, übermenschlichen Wesen passen wollen, sondern dem freundlichen Kriegsversehrten von nebenan besser zu Gesicht stünden.

Die übrigen Figuren sind mehr oder weniger bedeutungsloses Fußvolk, was insbesondere für ihren klischeehaft gezeichneten, unsympathischen Sidekick Falk gilt, der einerseits einen humoristischen Moment in die Geschichte einbringen und andererseits Zara als Spiegel ihrer „Unmenschlichkeit“ dienen soll, in beiden Fällen jedoch kläglich versagt.

Stilistisch betrachtet, ist der Roman sicherlich kein Meilenstein des Genres, er ist jedoch locker und flüssig geschrieben. Die anfangs leicht blumige Ausdrucksweise verliert später etwas an Kraft, genügt aber jederzeit den durchschnittlichen Ansprüchen, die man an einen solchen Roman und insbesondere einen Newcomer wie Whitton stellen kann.

Fazit: Ob und inwieweit Kenner des PC-Spieles dem Roman etwas abgewinnen können, vermag ich nicht zu beurteilen. Dem unbedarften Leser wird dieses Buch als schwaches, fantasieloses Erstlingswerk eines unbekannten Autors in Erinnerung bleiben. Empfehlenswert nur für Leute, die auf nett gemachte Buchcover stehen.

© _Frank Drehmel_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.X-Zine.de/ veröffentlicht.|
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Huff, Tanya – Hüte sich wer kann (Die Chroniken der Hüter 3)

[„Hotel Elysium“ 1481
[„Auf Teufel komm raus“ 1995

Nach „Hotel Elysium“ und „Auf Teufel komm raus“, folgt nun mit „Hüte sich wer kann“ der dritte Streich der |Chroniken der Hüter|. Den beiden Hüterinnen Claire und Diana Hansen steht diesmal Schlimmes bevor, denn sie haben es nicht nur mit einem Loch zur Hölle, sondern gleich mit einem Übergang zu tun. Und wo würde ein Übergang zur Hölle besser hinpassen als in ein Einkaufszentrum?

Ein verzaubertes Armband führt Claires kleine Schwester und frischgebackene Hüterin Diana an ihrem letzten Schultag in das West-Gardener Einkaufszentrum. Bei einer ersten Überprüfung muss sie bestürzt feststellen, dass die Hölle dabei ist, in einem der Läden, der passenderweise |Erlkönig| heißt, einen Übergang zur Hölle zu erschaffen. Dazu muss die Hölle ein Stück der Gegenseite der Realität immer mehr anpassen, bis es diese irgendwann ersetzen kann. Sollte dies geschehen, hätte die Hölle einen permanenten Übergang. Die Folgen davon sollte sich jeder selbst ausmalen können.

Trotz einer fatalen Neigung zur Selbstüberschätzung merkt Diana (mit ein bisschen Hilfe ihres Katers Sam), dass sie trotz all ihrer Macht mit der Schließung eines Überganges völlig überfordert wäre. Dazu braucht es nicht nur Kraft, sondern auch eine Menge Erfahrung. Wie gut, dass ihre viel erfahrenere Schwester Claire zusammen mit ihrem Freund Dean und Kater Austin das ehemalige Höllenloch Hotel Elysium ganz in der Nähe bewirtschaftet.

Zusammen haben die beiden Schwestern Macht und Erfahrung, nun fehlen ihnen zur endgültigen Schließung des Überganges nur noch ein paar Informationen. Um ihren Feind besser kennen zu lernen, versuchen Claire und Diana durch den Erlkönig hinüber auf die Gegenseite zu wechseln. Sowohl die Schwestern als auch Sam gelangen sicher hinüber, nur für Austin bleibt der Übergang verschlossen. Als klar wird, dass es für ihn keine Möglichkeit gibt, Claire zu folgen, kehrt er mit Dean ins vermeintlich sichere Hotel zurück.

Doch wenn die Hüter aus dem Haus sind, … tanzen die Mumien auf dem Tisch. Während Claire und Diana sich im Ausspionieren der Hölle üben, bekommen es Dean und Austin mit äußerst merkwürdigen Hotelgästen zu tun. Neben den sieben Champions der Zwergenliga (inklusive Managerin mit einer Haut weiß wie Schnee, Haaren schwarz wie Ebenholz und Lippen rot wie Blut), verlangen auch der Ägyptologe Dr. Rebik und seine etwas vertrocknete Freundin Meryat ein Zimmer. Dass Meryat eine reanimierte, fünftausend Jahre alte Mumie ist, schockt weder Dean noch Austin, doch warum geht es der Mumie immer besser, während Dr. Rebik immer älter zu werden scheint?

Im Einkaufszentrum der Gegenseite treffen Claire und Diana auf Einkaufselfen, Straßenkids, die aus der Realität in das Einkaufszentrum der Gegenseite hinübergewechselt sind und sich dort in Elfen verwandelt haben. Angeführt von einer Anime-Version des legendären König Artus, leisten sie erbitterten Widerstand gegen die Schergen der Hölle. Da die beiden Hüterinnen auf der Gegenseite keine ihrer speziellen Kräfte anwenden dürfen und somit allein auf die mitgebrachten Gegenstände und ihren Verstand angewiesen sind, erweisen sich die Einkaufselfen als ideale Verbündete beim Kampf gegen die Hölle. Doch die Kräfte der Hölle scheinen unüberwindlich und bald wird den Hüterinnen klar, dass eine Schließung des Übergangs nur unter großen Opfern zu erreichen ist.

Auch im dritten Teil der „Chronik der Hüter“ gelingt es der 49-jährigen Kanadierin Tanya Huff, Fantasy und Humor gekonnt miteinander zu verbinden. Während der Haupthandlungsbogen um Claire und Diana im Vergleich zu den vorherigen Bänden etwas ernster geraten ist, macht die Nebenhandlung um Dean und Austin alles wieder wett. Der junge, unerfahrene, aber äußerst gutherzige Zuschauer Dean bildet zusammen mit dem alten, erfahrenen und pragmatischen Kater eine wirklich explosive Mischung.

Durch den Wechsel der beiden Hüterinnen auf die Gegenseite kommen einige interessante neue Möglichkeiten ins Spiel, die von der Autorin hervorragend genutzt werden, um dem Kampf gegen die Hölle neues Leben einzuhauchen. Mit Sam wird ein neuer feliner Hauptdarsteller eingeführt, jünger als Austin und durch seine himmlische Abstammung manchmal nicht so ganz auf der Höhe, was feline Etikette betrifft. Leider entwickelt Sam hier noch nicht wirklich einen eigenständigen Charakter, sondern scheint vielmehr ein jüngeres unerfahrenes Abbild von Austin zu sein. Trotzdem kann sich wohl jeder Dosenöffner in der Beziehung von Sam und Diana wiederfinden.

Nicht nur durch die spannende und witzige Geschichte ist „Hüte sich wer kann“ wirklich empfehlenswert. Auch optisch macht der Roman einen sehr guten Eindruck. Das Cover wurde vom |Feder & Schwert|-Verlag wieder sehr edel gestaltet und ist zusammen mit den beiden anderen Bänden ein Blickfang in jedem Bücherregal.

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Hearn, Lian – Schwert in der Stille, Das (Der Clan der Otori – Band 1)

Sushi, Manga und Toyota – Japan ist längst in Europa angekommen. Auch die Britin Lian Hearn ist fasziniert von dem fernen Inselreich im Pazifik. Der Leidenschaft für die fernöstliche Welt entsprang das Jugendbuch „Das Schwert in der Stille“, der erste Teil ihrer dreibändigen Fantasy-Saga.

„Das Schwert in der Stille“ spielt „in einem imaginären Land in einer feudalen Epoche“, so die Autorin im Vorwort ihres Romans. Hearns Hauptfigur ist der jugendliche Takeo aus dem abgelegenen Bergdorf Mino. Sein friedliches Leben nimmt ein jähes Ende, als sein Heimatort von dem finsteren Clan der Tohan ausgelöscht wird. Bauernhöfe brennen, die Einwohner werden von wilden Kriegern niedergemäht, niemand soll überleben.

Nur durch einen Wink des Schicksals gelingt es dem Jungen zu entkommen. Er flüchtet direkt in die Arme eines anderen Kriegers und fürchtet schon, dass nun sein letztes Stündlein geschlagen hat. Der Fremde – groß, kräftig und bewandert im Umgang mit der Klinge – stellt sich als Shigeru vor, Lord der Otori. Er ist ein erklärter Feind des Hauses Tohan und tötet Takeos Verfolger ohne viel Federlesens.

Shigeru nimmt sich des heimatlos gewordenen Jungen an und geht mit ihm in die Residenzstadt Hagi. Dort lernt Takeo ein völlig neues Leben am Hof des großen Clans kennen. Schnell muss er begreifen, dass das friedliche Dasein auf dem Land jetzt ein Ende hat. Die Auseinandersetzungen der großen Häuser fordern ihm einiges an Raffinesse und Anstrengung ab, um im steten Intrigenspiel nicht unterzugehen. Ungeachtet der Gefahren sieht er mit Ruhe und Geduld dem Moment entgegen, sich für den Mord seiner Eltern zu rächen. Dabei wollte er nie zu einem Mörder werden.

Hearns Schreibstil ist unterhaltsam und kurzweilig, leider jedoch wenig pointiert und nur mäßig spannend. Wer dem Geist des feudalen Japans auf die Spur kommen möchte, findet zwischen den Buchdeckeln nur geringe Befriedigung. Man spürt, dass es eine Europäerin ist, die über ein Land schreibt, dessen Spiritualität sie nur ungenügend wiedergeben kann. Es fehlt an Details, die die Geschichte lebendig machen. Stattdessen beschleicht einen hin und wieder das Gefühl, einem spröden Gedankenkonstrukt gegenüberzustehen. „Das Schwert in der Stille“ ist ein solider Fantasy-Roman, geeignet für den Strandkorb oder die U-Bahn. Den Leser fesseln kann er allerdings nicht.

Die beiden nachfolgenden Bände „Der Pfad im Schnee“ und „Der Glanz des Mondes“ sind ebenfalls im |Carlsen|-Verlag erschienen.

http://www.otori.de

R. A. Salvatore – Die zwei Schwerter (Die Rückkehr des Dunkelelf 3)

Band 1: „Die Invasion der Orks“
Band 2: „Kampf der Kreaturen“

Im hohen Norden der vergessenen Reiche zieht sich eine gewaltige Orkarmee zusammen. Unterstützt von den fast unverwundbaren Trollen und den gigantischen Eisriesen, versucht Orkkönig Obould die Zwerge zu vernichten und ein eigenes Reich zu gründen. Da er von der Kraft seines Gottes durchdrungen ist, scheint dieses Vorhaben zu gelingen.

Doch die Zwerge leisten erbitterten Widerstand. Tatsächlich gelingt es ihnen, ihre Heimat, die Festung Mithril-Halle, zu verteidigen. Doch dafür werden große Opfer verlangt. Und obwohl die Halle gehalten werden kann, graben sich die Orks ein und beginnen mit dem Aufbau ihres Reiches.

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