
Stephen King – Brennen muss Salem weiterlesen
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Shocker, Dan – Leichenpilze (Macabros, Band 26)
Der Band beinhaltet die beiden Heftromane „Die Leichenpilze kommen“ (1977) und „Oceanus, Geist der schwarzen Wasser“ (1978).
_Die Leichenpilze kommen_
Der unter dem Bann des Dämonenfürsten Molochos stehende Verleger Richard Patrick geht daran, Björn Hellmark in eine Falle zu locken. Er setzt einen Auftragskiller auf Björn und Carminia an. Letztere hat gerade eine neue Fähigkeit an sich entdeckt: Sie kann sich von Marlos aus an jeden Punkt der Erde versetzen, allein durch die Kraft ihrer Gedanken. Mit Björn will sie sich in New York amüsieren, als die Killer zuschlagen. Carminia wird schwer verletzt und von Macabros im letzten Augenblick in ein Krankenhaus gebracht. Daraufhin begibt sich der Doppelkörper Björns auf die Suche nach den Killern und kann tatsächlich ihre Spur aufnehmen. Von einem der Mörder erfährt er die Identität des Auftraggebers: Richard Patrick.
Als Björn und sein Freund Rani Mahay das Anwesen des Verlegers untersuchen, finden sie es völlig verwüstet vor. Patrick und seinen fünf Mitarbeitern, die ebenfalls unter dem Bann des Dämonenfürsten stehen, ist es gelungen, Helfer aus einer anderen Dimension zu holen, um endlich das Amulett des Herrschers aus der Tiefe an sich zu bringen: die Leichenpilze …
_Oceanus, Geist der schwarzen Wasser_
Al Nafuur hat Björn den Hinweis gegeben, dass er Oceanus am ehesten im Bermuda-Dreieck finden wird. Daraufhin sendet er Macabros in die Tiefe, der in der Tiefssee eine versunkene Tempelanlage findet. Zur selben Zeit ist ein Reporter-Paar in dem berüchtigten Seegebiet unterwegs, um für einen Bericht zu recherchieren. Dabei werden sie von einem riesigen Seeungeheuer attackiert. Nur durch das schnelle und unverhoffte Eingreifen eines fremden Mannes mit übermenschlichen Kräften und Fähigkeiten kommen Mike und Brenda mit dem Leben davon. Der mysteriöse Lebensretter ist niemand anderer als Frank Morell, alias Mirakel, ein Freund von Björn Hellmark. Mirakel besitzt das Erbe der außerirdischen Rasse der Dykten, welches ihm übermenschliche Kräfte verleiht. Mirakel ist einem alten Feind auf der Spur: Mysterion. Der Seelenfänger wurde von der Dämonengöttin verbannt und darf nur zurückkehren, wenn er die Dämonen-Feinde Mirakel und Hellmark beseitigt.
Als Björn sich persönlich in der Nähe des Bermudadreiecks einquartiert, macht er zufällig die Bekanntschaft von Mike und Brenda und fährt bald darauf mit ihnen aufs Meer heraus. Björn will Oceanus, welchen er als das Seeungeheuer ansieht, welches die Reporter überfallen hat, das Amulett zurückgeben. Doch bei einem Tauchgang kommt es zum Missverständnis und Oceanus greift die vermeintlichen Feinde an, um sie zu zerquetschen …
Währenddessen wird die schwer verletzte und entführte Carminia Brado von einem LKW-Fahrer durch Zufall in einer abgelegenen Waldhütte gefunden. Doch es scheint bereits zu spät zu sein, die Überlebenschancen der Brasilianerin sinken gegen den Nullpunkt …
Die Ideen von Dan Shocker kann man am besten mit den Worten bizarr und grotesk umschreiben – und das ist das Schöne daran. Der vorliegende Band beschäftigt sich mit einer neuen Variante des Schreckens: baumhohen Riesenpilzen, die alles Organische, das sie berühren, absorbieren. Eigentlich spielen diese Kreaturen eine eher untergeordnete Rolle, denn den Löwenanteil der Geschichte bestreitet, zumindest im ersten Roman, der Mordanschlag auf Carminia Brado. Björns Gefühle kann man als Leser sehr gut nachvollziehen, insbesondere als der Arzt dem geschockten Mann die unheilvolle Prognose erklärt, dass seine Freundin vermutlich nicht mehr vollkommen wiederhergestellt werden wird. Dass dann auch noch einer seiner besten Freunde die Verantwortung für diese Untat tragen soll, gibt der Handlung noch zusätzlich einen tragischen und dramatischen Touch.
Die neuen Fähigkeiten der Bewohner von Marlos bieten dem Team um Macabros ein ganzes Stück mehr Unabhängigkeit. Bislang waren sie ja immer noch auf Björns Doppelkörper angewiesen, wenn sie die Insel verlassen wollten, doch mittlerweile können sie sich selbst an jeden beliebigen Ort transferieren. Allerdings hat diese Fähigkeit auch einen Haken, denn zum einen ist diese Gabe sehr kräfteraubend und zum anderen können sich die Personen nur von Marlos aus teleportieren und diese Kraft nicht von einem anderen Ort der Erde aus anwenden.
Ein weiterer Pluspunkt des Romans ist der geradlinige Handlungsaufbau, denn der Autor verzichtet hier auf allzu viele Nebenhandlungen und beschränkt sich auf das Wesentliche, was ihm Gelegenheit gibt, einzelne Situationen aus sich heraus wirken zu lassen.
Sehr gut war auch Björns Spaziergang im Central Park, wo er beim |Tavern on the green|, einem beliebten Speise- und Tanzlokal, vorbeikommt und einen roten Lotus Europa sieht, den Wagen von Larry Brent, dem PSA-Agenten, welchen Hellmark erst in Band 25 kennen lernte. Einer der Vorteile, dass Dan Shocker beide Serien geschrieben hat und somit die Figuren beider Welten miteinander agieren lassen kann.
Der zweite Roman des Buches gestaltet sich als recht verworrenes Abenteuer, das durch viele Schauplätze sehr unübersichtlich wirkt, und selbst der Autor scheint so manches Mal den Überblick verloren zu haben, denn einige Passagen entbehren einer gewissen Logik. So ist es völlig unverständlich, weshalb der skrupellose Entführer den LKW-Fahrer Henry Fisher einfach davonlaufen lässt, allein mit der Drohung, ihn zu töten, wenn er das Versteck von Carminia Brado verrät. Weshalb hat er ihn nicht gleich getötet? Und warum hat er die Schwerverletzte in der Zwischenzeit nicht woanders untergebracht?
Das Auftauchen von Mirakel und Mysterion erscheinen auf den ersten Blick auch recht unmotiviert und zufällig, mal davon abgesehen, dass dieser Superman-Verschnitt aus einer Zeichentrick-Serie für Kinder zu entstammen scheint. Sicher, am Schluss hilft er Björn, sich mit Oceanus in Verbindung zu setzen, aber dieses Problem hätte man auch anders lösen können. Die Handlung um Mirakel und Mysterion hätte besser separat behandelt werden sollen, was den vorliegenden Roman, welcher stark überfrachtet wirkt, entscheidend entlastet hätte.
Allerdings hat der Roman auch seine positiven Seiten, die allerdings im allgemeinen Chaos unterzugehen drohen. So ist die Szene, in der ein Leichenpilz durch den Wasserhahn in Björns Gemach eindringt, sehr eindringlich und unheimlich beschrieben worden. Unverwechselbar ist hier der Stil von Dan Shocker, der es geschickt versteht, seinen Lesern eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen.
Auch die Geschichte um das Bermudadreieck ist interessant und spannend erzählt worden. Oceanus selbst ist ein faszinierender Charakter, der in den kommenden Romanen noch ausgebaut werden soll. Dabei erinnert der Geist der Schwarzen Wasser irgendwie an des Seemonster aus dem Film „Kampf der Titanen“, nur mit dem Unterschied, dass Oceanus „nur“ zwei Arme besitzt. Apropos: Laut der griechischen Mythologie gehört Oceanus tatsächlich zu den Titanen, von dem sämtliche Quellen, Flüsse und Seen abstammen.
Die Innenillustrationen gehören nicht zu Pat Hachfelds besten Arbeiten, spiegeln aber den Kern der Geschichten ganz gut wider, obwohl gerade die Leichenpilze auf dem vielfarbigen Cover besser rüberkommen. Dort haben sie ein viel dämonischeres, bedrohlicheres Flair.
Fazit: Spannendes Fantasy-Abenteuer, dem in der zweiten Hälfte aber deutlich die Luft ausgeht.
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_Florian Hilleberg_
Shocker, Dan – Leichenschlucht, Die (Macabros, Band 25)
In diesem Band sind die beiden Romane „Rha-Ta-N’Mys Leichenschlucht“ (Band 50) und „Femgericht der Kugelköpfe“ (Band 54) enthalten, welche 1977 in der Heftromanserie „Macabros“ erschienen sind.
_Rha-Ta-N’Mys Leichenschlucht_
Ronald Martin, Diener der Dämonengöttin Rha-Ta-N’My, liegt im Sterben. Doch vorher beauftragt er seine Pflegerin Gwendolyn, dem berühmten Horrorfilm-Regisseur Joe Octlan einen Brief zu überbringen. Dieser folgt sogleich der Einladung seines „Fans“ und besucht den Sterbenden. Der nutzt die Gelegenheit und führt mittels schwarzer Magie einen Seelenaustausch durch. Der Geist Joe Octlans stirbt mit dem alten Körper des Dämonendieners, während die Seele von Ronald Martin im Körper des Regisseurs weiterlebt. Als Octlan geht Martin daran, einen neuen Film zu drehen, der den bezeichnenden Titel „Rha-Ta-N’Mys Leichenschluch“ tragen soll. Ort des Geschehens soll eine Schlucht nahe Dayton sein, in welcher der kleine Ort Hatonshire liegt. In einem verlassenen Stollen nimmt Martin/Octlan Kontakt zu der Dämonengöttin auf und befreit zwei Ungeheuer in Gestalt riesiger Schnecken, die er auf Hatonshire loslässt.
Durch einen Zeitungsbericht wird der PSA-Agent Larry Brent auf das Filmprojekt aufmerksam und beschließt, sich den Drehort aus der Nähe anzusehen. Doch Rha-Ta-N’Mys Monster scheinen unüberwindbar …
_Femgericht der Kugelköpfe_
Cynthia Moreen ist vor geraumer Zeit in der Vergangenheit des Kontinents Xantilon verschollen. Dort ist sie in die Fänge einer dämonischen Kreatur namens Garco geraten. Mit Kaphoons alias Björn Hellmarks Hilfe gelang ihr die Flucht zurück in die Gegenwart. Doch sie war von Garco schwanger und gebar ein Kind, welches ihr der Arzt Dr. Longfield nicht zeigte. Er sprach davon, dass es nicht lebensfähig sei. Doch das Kind war bei bester Gesundheit und wurde von dem Arzt im Geheimen großgezogen. Das Kind war, wie sein Vater, ein Kugelkopf, dämonische Kreaturen, die den schwarzen Priestern treu ergeben sind. Doch Jim, wie Longfield das Kind nannte, entwickelte eine menschliche Denkweise und wuchs darüber hinaus in einem enormen Tempo. Nach zwei Jahren war Jim bereits ausgewachsen. Doch da holte ihn die Vergangenheit sprichwörtlich ein. Von Xantilon aus dringen die Kugelköpfe in die Gegenwart ein, um den Verräter zu bestrafen.
Jim flieht aus dem Krankenhaus, in dem er die ersten zwei Jahre seiner Existenz lebte, und begibt sich auf die Suche nach seiner Mutter. Die Guufs, wie sich die Kugelköpfe nennen, sind dem verängstigten Wesen dicht auf den Fersen. Björn Hellmark erfährt aus der Zeitung von dem Kugelkopf und beschließt, diesem Phänomen nachzugehen. Dabei gerät er selbst zwischen die Fronten des Femgerichtes …
Im ersten Roman beschränkt sich der Part von Björn Hellmark zum größten Teil auf eine Nebenhandlung, welche für die titelgebende Leichenschlucht nicht von Belang ist. Dabei bekommt es Hellmark mit einem Dämon namens Brian Adams zu tun, der allerdings nichts mit dem erfolgreichen Musiker zu tun hat, denn im Jahre 1977, als der Roman das erste Mal erschienen ist, war der Rocksänger noch nicht bekannt.
Mit der schicksalhaften Begegnung des PSA-Agenten Larry Brent mit dem Sohn des toten Gottes sind die Highlights dieses Bandes aber auch schon aufgezählt. Der Rest ist eine routiniert geschriebene, recht durchschnittliche Gruselstory, die zumindest am Anfang noch eine stimmungsvolle Atmosphäre aufweisen kann. Unheimlich beschreibt Dan Shocker den perfiden Plan des alten Dämonendieners und wie er in der Gestalt des Regisseurs darangeht, sein neues Projekt zu verwirklichen. Auch das anfängliche Erdbeben und die Angst der Bewohner werden plastisch beschrieben.
Allerdings wirkt der Handlungsfaden um Björns Erpressung und den Anschlag auf sein Leben etwas aus dem Zusammenhang gerissen und hätte eher was für einen eigenen Roman hergegeben. Wobei die Logik einige Kapriolen schlagen muss, denn woher weiß Björn eigentlich, wo der erpresste Kellner seine Waffen versteckt hat? Abgesehen davon, dass er vermutlich wusste, dass ein Anschlag auf ihn erfolgte, denn ansonsten lässt er Macabros kaum im Bett schlafen, was auf die Dauer viel zu kräfteraubend wäre.
Das Zusammentreffen der beiden Helden von Dan Shockers erfolgreichsten Serien ist zudem so zufällig, dass es nur den eingefleischten Fans gefallen kann. Denn zufällig befindet sich die Leichenschlucht in der Nähe des Forschungszentrums von Richard Patrick, wohin Macabros eigentlich wollte, und rein zufällig hört er dabei den Lärm, den die Monsterschnecken zwangsläufig bei ihrem Vernichtungswerk anrichten, welches sie zufällig genau zu dem Zeitpunkt veranstalten, an dem Macabros dort auftaucht.
Die Handlung selber ist ebenfalls recht dünn, denn bis auf den Namen haben die Leichenschlucht und der gesamte Roman kaum etwas mit Rha-Ta-N’My zu tun, außer, dass sie einen Satz an ihren Diener richten darf. Die Riesenschnecken, welche als Staubsauger fungieren, wirken eher komisch als bedrohlich und gehören in einen japanischen Monsterstreifen.
Am Ende merkte der Autor wohl, dass die Seiten plötzlich zu Ende waren, und zog recht schnell und kompromisslos einen Schlussstrich. Zwar bleibt das Ende von Octlan offen und eine Rückkehr des Dämonendieners ist jederzeit möglich, dennoch hätte der finale Kampf mit den Monstern noch etwas ausführlicher ausfallen dürfen, dafür, dass sie so gefährlich dargestellt wurden.
Zudem bringt der Autor hier auch einige Vokabeln durcheinander, denn hier wird das Fortbewegen mittels Gedankenkraft als Telekinese bezeichnet, nicht als Teleportation, wie es korrekt heißen müsste. Telekinese ist das Bewegen von Gegenständen mittels Gedankenkraft. Insgesamt ein recht dürftiger Roman, der außer dem Crossover von Larry Brent und Macabros weit hinter seinen Möglichkeiten bleibt.
Der zweite Roman behandelt im Prinzip ein Thema, welches den roten Faden zunächst außen vor lässt, aber gleichzeitig Bezug auf ein früheres Abenteuer nimmt, als Cynthia Moreen in die Vergangenheit reiste. Wieder beschreibt der Autor eine Szenerie, die ihm selbst sehr am Herzen zu liegen scheint, denn die Geschichte nimmt ihren Anfang in einem Krankenhaus, dessen Arzt mehr zu verbergen hat, als er vorgibt. Die Kugelköpfe werden sehr grausam dargestellt und bildeten wohl eine Art Söldner-Armee für die schwarzen Priester, vergleichbar mit den Orks oder Uruk-Hai aus „Herr der Ringe“. Um so sympathischer und schutzbedürftiger wirkt Jim, der als einziger seiner Rasse unter den Menschen lebt und feststellen muss, dass ihm sein eigenes Volk nur Verachtung entgegenbringt. Doch auch die Menschen bringen dem monströsen Äußeren des Guufs nur Unverständnis, Angst und Ablehnung entgegen.
Die Hauptgeschichte ist schnell erzählt und hätte den Roman auch recht dünn erscheinen lassen, doch Dan Shocker vergisst auch alte Handlungsstränge nicht und beschreibt unter anderem die Bemühungen Richard Patricks, seinem Freund Björn eine Falle zu stellen. Zudem kommt es in diesem Roman auch zum langerwarteten Wiedersehen mit Rani Mahay, der seinem besten Freund auch sogleich die Medien Anka Sörgensen und Tina Marino vorstellt. Damit erhält die Siedlung auf Marlos erneut Zuwachs, denn beide Frauen wollen ab sofort ihre Fähigkeiten besser kennen lernen. Ein Fehler in der Logik passiert, als sich Tina unter einem fremden, unbekannten Einfluss stehend vom Balkon stürzt. Erst bemerken die Freunde den leeren Balkon, dann betreten sie diesen und sehen die fallende Tina. Jetzt findet Björn immer noch die Zeit, Macabros entstehen zu lassen und die Frau zu retten. Dann, als die Polizei, von Zeugen alarmiert, eintrifft, können die Beamten eine genaue Beschreibung der fallenden Frau vorweisen. Also so ein Sturz spielt sich innerhalb von Sekunden ab, und zufällig Vorbeigehende mögen vielleicht noch erkennen, dass eine Frau vom Haus fällt, aber eine genaue Identifikation dürfte schon allein wegen des verzerrten Gesichts und der wehenden Haare unmöglich sein. Abgesehen davon, dass jeder Mensch erst einmal eine Schrecksekunde hat, in der er gar nicht registrieren wird, wer da gerade zur Erde stürzt.
Das Cover zeigt Garco, den Anführer der Guufs, der den flüchtenden Dr. Longfield verfolgt. Pferd und Dämon sind detailliert und lebensecht gezeichnet worden. Nur der Mann im Vordergrund wirkt etwas unglücklich und scheint direkt aus einer Rodeo-Show für Aushilfs-Cowboys zu stammen. Die Illustrationen von Pat Hachfeld zeigen die gefährlichen Kreaturen der beiden Romane hautnah und plastisch.
Obwohl beide Romane chronologisch etwas auseinanderliegen und quasi die beiden vorangehenden Bände 23/24 einrahmen, fügen sie sich geschickt in das Gesamtbild ein. Allerdings lässt der Inhalt des ersten Romans sehr zu wünschen übrig, und lang ausgedehnte Nebenhandlungen drohen die Hauptszenerie in den Hintergrund zu drängen. Dafür führt Dan Shocker mit „Femgericht der Kugelköpfe“ eine neue tragische und zugleich faszinierende Figur in die Welt des Macabros ein – Jim, den Guuf.
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_Florian Hilleberg_
Dan Shocker – Totenkopfmond (Macabros, Band 24)

Anka Sörgensen hat sich auf eigenen Wunsch in eine psychiatrische Anstalt einweisen lassen, nachdem sie gesehen hat, wie ein Bild in ihrer Wohnung lebendig wurde (siehe Macabros Band 23). Dort wird sie fast erneut zum Opfer eines merkwürdigen Anschlags, als ein Baum unvermittelt umstürzt. Dabei hat sie eine neue Vision: Eine junge Frau, die Schauspielerin Tina Marino, begegnet vor ihrem Hotel in London einem lebenden Skelett. Anka und ihr Arzt Thorwald Belman fliegen nach England und kontaktieren Tina Marino. Anka und Tina schließen schnell Freundschaft und beschließen, den skelettierten Mann aufzusuchen. Doch dort lauert bereits die dämonische Hexe Maletta auf die beiden Frauen, welche bereits in Norwegen mehrfach versuchte, Anka zu vernichten.
Dan Shocker – Fürst der Knochenburg (Macabros, Band 23)

Die Horror-Tempel von Skyx
Rani Mahay, der Koloss von Bhutan, und seine bengalische Tigerin Chitra folgen Björn Hellmark durch den Spiegel der Druidin Kiuna Macgullygosh. Doch Rani trifft nicht in Tschinandoah ein, sondern gelangt im Land Ullnak. Dort trifft er auf Statuen, die seinen Freund Björn darstellen und mit Nadeln gespickt sind. Die Bewohner geben dem deutschen Millionärssohn die Schuld an dem Umsturz ihres Landes und wollen ihn quälen. Nachdem der Fürst von Ullnak starb, kam seine Tochter Aleana an die Macht, doch alsbald wurde sie ihr wieder entrissen.
Dan Shocker – Fürst der Knochenburg (Macabros, Band 23) weiterlesen
Shocker, Dan – Blutregen (Macabros, Band 5)
Der Band enthält die Nachdrucke der Heftromane „Blutregen“ und „Duell mit den Höllengeistern“ aus dem Jahr 1974.
In „Blutregen“ wird durch eine Geisterbeschwörung in einem verlassenen Haus in England der Geist eines Ursen, eines fischköpfigen Dämons, befreit. Björn Hellmark erhält von seinem geistigen Führer Al Nafuur den Hinweis auf die Ereignisse und macht sich auf den Weg nach England. Dort angekommen, erfährt er, dass das Medium Camilla Davies verschwunden ist. Björn forscht im Keller des Hauses nach und wird hinterrücks niedergeschlagen. Der Geist des Ursen hat einen Teilnehmer der Beschwörung übernommen und beginnt nun damit, die Zeugen für seine Befreiung nach und nach zu beseitigen …
In „Duell mit den Höllengeistern“ bläst Molochos zum Angriff auf Björn und seine Freunde. Durch einen hinterhältigen Trick und die Hörigkeit zweier Frauen gelingt es den dunklen Mächten, Björn seiner mächtigsten Waffe zu berauben, der Dämonenmaske. Nun können die Höllengeister zuschlagen. Als dämonische Doppelgänger von Carminia Brado und Rani Mahay versuchen sie, Björn Hellmark zu vernichten …
Der erste Roman beginnt noch recht „normal“ mit einer Geisterbeschwörung in einem verfluchten Gemäuer, bevor die Handlung in gewohnter Dan-Shocker-Manier umschlägt in einen abstrusen Albtraum, in dem fischköpfige Dämonen auf Riesenfischen ein thailändisches Dorf attackieren. Hinter allem steckt natürlich Björn Hellmarks Todfeind Molochos. Die Auflösung der Story ist so überraschend wie originell und beweist, dass der Schriftsteller nie Fließbandprodukte abgeliefert hat, sondern sich intensiv mit seinen Romanen auseinandersetzte.
In diesem Buch hat Camilla Davies ihren ersten Auftritt, ein Medium, welches im späteren Verlauf der Serie öfter mitspielen wird. Ebenso wie die Ursen, die echsengestaltigen Dämonen, die sich vom Blut der Menschen ernähren, indem sie es gleich absorbieren. Mit diesem Band zeigt der Schriftsteller, dass er es nicht nötig hatte, Klischees zu bedienen oder Trends zu befolgen. Und obwohl die Geschichten schon älter sind als 30 Jahre, haben sie nichts von ihrer Faszination und ihrem Charme eingebüßt.
Im zweiten Roman bekommt es der Held mit Doppelgängern zu tun. Ein Thema, das in der fantastischen Literatur oft bemüht wird. Allerdings begnügt sich der Autor nicht damit, dieses Motiv zum Alleingegenstand seines Romans zu machen. Darüber hinaus findet auch die alte Geschichte vom Satanspakt Eingang in die Geschichte. Zwei Frauen, die für Reichtum und Schönheit nicht nur bereit sind, ihre Seelen zu verkaufen, sondern auch kaltblütig einen Mord zu begehen.
Zu guter Letzt gibt es in einer dritten Handlungsebene noch eine Expedition von Forschern, die auf einem abgelegenen Eiland auf Feuerdämonen treffen; jene Höllengeister, die später in der Gestalt von Björns Freunden diesem das Leben zur Hölle machen. Die Ereignisse auf der Insel wirken oft zusammenhanglos und unmotiviert, da sie die Handlung an sich nicht entscheidend beeinflussen. Dafür wurde der Überlebenskampf der kleinen Forschergruppe dramatisch beschrieben. Die Charaktere sind allesamt lebensecht und realitätsnah beschrieben worden, die Dialoge sind natürlich und lassen auch den Humor nicht vermissen.
Die Illustrationen sind eine hervorragende Ergänzung zu den Romanen. Insbesondere das Bild zu „Blutregen“ ist ein kleiner künstlerischer Geniestreich und erinnert sehr an die optischen Illusionen, bei denen sich durch eine Änderung des Blickwinkels das Bild verändert. Das Motiv spiegelt das Groteske des Romans perfekt wieder, ebenso wie die Teufelsfratzen der zweiten Illustration, die wie Karikaturen anmuten.
In beiden Romanen zog Dan Shocker alle Register seines Könnens und schuf zwei zeitlose und spannende Romane, mit einer fantastischen Welt, voller bizarrer Einfälle.
http://www.blitz-verlag.de/
_Florian Hilleberg_
Feige, Marcel – Inferno – Schwester der Toten
Band 1: [„Ruf der Toten“ 2112
„Manchmal bedeutet Dunkelheit Gnade.“ Dieser großartige Satz bringt die Lage des Fotografen Philip präzise auf den Punkt. Innerhalb weniger Tage ist sein ohnehin nur in Grundzügen geregeltes Leben inklusive diverser Ecstasy-Abstürze völlig aus den Fugen geraten und droht nun, komplett den Bach runterzugehen. Er steht unter Mordverdacht, befindet sich auf der Flucht vor der Polizei, weil er aus der Untersuchungshaft geflohen ist, wird von Visionen geplagt, in denen er schreckliche Verbrechen geschehen sieht, und scheint plötzlich für kurze Zeit in die Vergangenheit reisen zu können. Nichts wünscht er sich sehnlicher, als all das auszublenden, den Kopf frei zu bekommen, abzuschalten. Stattdessen werden immer neue Fragen aufgeworfen. Fragen, die er nicht versteht, und Fragen, deren Antworten er nicht kennt. Nur eins wird ihm immer bewusster: Sein bisheriges Leben ist eine große Lüge gewesen.
Beatrice muss ähnliche Erfahrungen machen, allerdings sind die Vorzeichen genau umgekehrt. Seitdem die Londoner Studentin ohne Erinnerung in einer dreckigen Seitenstraße aufgewacht ist, möchte sie der Dunkelheit entfliehen. Wer ist sie? Wie hat ihr Leben ausgesehen? Auf der Suche nach ihrer Vergangenheit wird sie von ähnlichen Erscheinungen heimgesucht wie Philip. Die Toten sind in Aufruhr, möchten ihr etwas mitteilen. Irgendwas braut sich zusammen, und sie scheint in dem großen Ganzen eine gewichtige Rolle zu spielen.
_Beurteilung:_
Im zweiten Teil der „Inferno“-Trilogie werden die Daumenschrauben weiter angezogen. Bestach bereits „Ruf der Toten“ durch zügiges Tempo, so geht es diesmal noch etwas rasanter zur Sache. Noch immer alternieren die Schauplätze Berlin und London bzw. in diesem Band auch Lindisfarne, eine Insel im Norden Englands, und Autor Marcel Feige bereitet es insbesondere in der zweiten Hälfte des Buchs große Freude, dem Leser am Ende jedes Kapitels ein Wort oder einen Satz vorzusetzen, die es enorm erschweren, den Schmöker aus der Hand zu legen. Allerdings merkt man sehr schnell, dass es tatsächlich erst im abschließenden Teil Auflösungen geben wird. Auch mit „Schwester der Toten“ verweigert Feige konsequent die Beantwortung der Frage „Worum geht es eigentlich wirklich?“.
Das Augenmerk liegt erneut voll und ganz auf der Vorantreibung der verschiedenen Handlungsstränge, die zum Teil zusammengeführt werden; eine detaillierte Charakterzeichnung findet nicht statt. Die Figuren werden genau wie im ersten Teil wie auf einem Schachbrett verschoben, bleiben dabei zwar nicht vollständig anonym, aber man erfährt nur so viel über sie, dass es die Geschichte voranbringt und gleichzeitig ein Grundinteresse an ihrem Schicksal geweckt wird. Und so weiß der Leser genauso viel über die Hauptcharaktere wie diese über sich selbst: nichts. Es dominieren einzig Gefühle wie Angst, Verzweiflung und Ungewissheit, die elementar wichtige Bestandteile der Story sind und nicht unerheblich zur Spannungssteigerung beitragen.
Dass die Figuren der „Inferno“-Romanwelt ohne Probleme auf der für sie angemessenen Seite des Gut-Böse-Schemas eingeordnet werden können, tut dem Lesespaß keinen Abbruch. Auch wenn der herrlich verschlagene (und natürlich narbengesichtige) Vatikanhäscher Lacie von Anfang an als Person eingeführt wurde, mit der man sich besser nicht anlegt und die selbst ihren Auftraggebern suspekt ist, und man somit nicht von seinen Taten überrascht wird, sind seine Auftritte kleine Höhepunkte der ohnehin ereignisreichen Handlung. Wenn Marcel Feige ihn das „Nur über meine Leiche“ eines seiner Opfer mit einem „Endlich ein vernünftiger Vorschlag“ kontern lässt, hat das zynischen Stil, der perfekt zur Weltuntergangsstimmung der Geschichte passt.
_Fazit:_
Am Ende von „Schwester der Toten“ hat man (fast) denselben Wissensstand wie nach dem Abschluss des Vorgängers, und dennoch hat man das Gefühl, jede Menge neuer Erkenntnisse gewonnen zu haben, die im dritten Teil noch sehr wertvoll sein können. So und nicht anders muss eine Trilogie aufgebaut sein. Was genau passieren wird, ist immer noch nicht vorherzusehen; dass etwas passieren wird, ist gesichert. Die Apokalypse steht unmittelbar bevor, und bei „Inferno“ sitzt man in der ersten Reihe.
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http://www.dasinferno.de/
Shocker, Dan – Totenacker, Der (Macabros, Band 4)
In diesem Band wurden die Heftromane „Totenacker der Dämonen“ und „Die Geister-Höhlen“ aus dem Jahr 1974 nachgedruckt.
Im ersten Roman verfolgen Björn Hellmark und Rani Mahay eine Teufelssekte in New York, welche von einem Schwarzen Priester geleitet wird. Dieser hat Zugang zu einer fremden Dimension, dem Totenacker der Dämonen, wo Opfer und Abtrünnige lebendig verscharrt werden, um als dämonische Vögel wiedergeboren zu werden. Als Björn und Rani eine Messe der Teufelsanbeter sprengen, geraten sie selbst ins Visier des Schwarzen Priesters, der längst erkannt hat, wer sein Todfeind ist. Er entführt Björns Freundin Carminia, um sie auf dem Totenacker der Dämonen lebendig zu begraben …
In der zweiten Geschichte erhält Björn Hinweise darauf, dass Marlos, die unsichtbare Insel, im Meer erschienen ist. Laut den Prophezeiungen aus dem „Buch der Gesetze“ ist Björn, alias Kaphoon, der Alleinerbe des Eilandes. In den Geister-Höhlen auf Marlos warten die Geister der Weisen von Xantilon, um ihr Wissen dem Millionärssohn zu vermitteln, damit er gerüstet ist für den Kampf gegen die Dämonen und Schwarzen Priester. Doch Molochos, der oberste Dämonenfürst und Björn Hellmarks Erzfeind, setzt alles daran, um zu verhindern, dass Kaphoon einen Fuß auf Marlos setzen kann …
Beide Geschichten stehen für sich allein und bieten jede auf ihre Art und Weise spannende, abwechslungsreiche Unterhaltung. Selbst dem klischeebehafteten Thema der Teufelsanbetung gewinnt der Autor neue Aspekte ab, indem die Opfer nicht einfach getötet werden, um den Satan zu beschwören. Die Bedauernswerten werden auf dem titelgebenden Totenacker lebendig verscharrt, und zwar senkrecht, so dass die Beine als bizarre Grabsteine gen Himmel zeigen. Solch grotesken Ideen waren schon immer das Markenzeichen der Dan-Shocker-Romane und trugen zu einem großen Teil zu ihrer Popularität bei. Dass der Totenacker in einer anderen Dimension liegt, verleiht der Geschichte den nötigen Schuss Fantasy, der maßgebend für die Macabros-Serie ist. Davon abgesehen bleibt der erste Roman noch recht bodenständig. Die Charaktere sind lebensecht und entwickeln rasch eine Eigendynamik. Insbesondere Rani Mahay, der hier zum ersten Mal an Björns Seite kämpft, wirkt auf Anhieb sympathisch und beweist damit, dass er das Zeug zum perfekten „Sidekick“ hat.
Der zweite Roman legt den Schwerpunkt eindeutig auf die Phantastik und spielt innerhalb der Serienrelevanz eine bedeutende Rolle. Björn erfährt nicht nur, wer sein Erzfeind ist, sondern erhält auch einen wichtigen Stützpunkt gegen seine übermächtigen Feinde. Eindringlich beschreibt der Autor, wie der Protagonist scheinbar willenlos nur noch ein Ziel verfolgt, nämlich Marlos zu finden. Selbst die erneute Entführung Carminias lässt Björn dieses Mal völlig kalt. Der Wettlauf, der sich zwischen dem Helden und seinen Feinden entwickelt, ist voller Action und Dramatik, so dass der Leser gebannt bis zum Schluss an den Seiten klebt.
Die Illustrationen von Pat Hachfeld lockern das Gesamtbild angenehm auf, auch wenn sie diese Mal „nur“ zum guten Durchschnitt gehören. Das Cover gehörte ursprünglich zum Heftroman „Totenacker der Dämonen“ und zeigt die verscharrten Opfer der Sekte und im Hintergrund den Schwarzen Priester als dunkle Bedrohung.
Beide Geschichten sind kleine Perlen aus den Anfangszeiten dieser fantastischen und komplexen Serie.
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_Florian Hilleberg_
Stoker, Bram – Schloss der Schlange, Das
Adam Salton, reich geworden im fernen Australien, folgt der Einladung seines Großonkels Richard Salton, der in Mittelengland das behagliche Leben eines betuchten Landedelmannes führen und seinem Hobby frönen kann: der Archäologie. Richard hat sich dort niedergelassen, wo sich einst das alte Königreich Mercia erstreckte – ein denkbar geeigneter Ort für Altertumsforscher, denn Römer, Angelsachsen und Normannen haben ihre Spuren im Boden hinterlassen, die Richard und sein alter Freund Sir Nathaniel de Salis, Präsident der Archäologischen Gesellschaft von Mercia, begeistert ausgraben.
Gerade bietet sich den Forschern, denen sich Adam gern anschließt, eine einmalige Chance: Nachbar Edgar Caswall kehrt nach langer Abwesenheit auf sein Landgut Castra Regis zurück. Hier vermutet Richard die Ruinen einer Festung und Kultanlage der Römer, die fast fünf Jahrhunderte Britannien beherrschten. Doch Caswall verliert keine Zeit, den üblen Ruf seiner Familie – seine Vorfahren sollen ihren Reichtum erworben haben, indem sie einen Pakt mit dem Teufel schlossen – unter Beweis zu stellen. Heftig bedrängt er die junge Lilla Watford, Enkelin eines Pächters, obwohl sich die elegante, ihm gesellschaftlich viel näher stehende Lady Arabella March sehr um ihn bemüht, die sich in einer finanziellen Notlage befindet.
Auch die Saltons suchen – allerdings aus wissenschaftlichen Beweggründen – die Nähe der Lady. Diana’s Grove, jener Platz, auf dem ihr Landhaus steht, ist eine weitere historische Stätte. Sie wird im Volksmund auch die „Höhle des weißen Wurms“ geheißen, weil dort in grauer Vorzeit ein drachenähnliches Untier gehaust haben soll, das als Gottheit verehrt wurde. Dass diese Sage nicht eines wahren Kerns entbehrt, muss Adam feststellen, als er sich ritterlich auf die Seite der Watfords schlägt und sich dabei sowohl Caswell als auch Lady Arabella zu erbitterten Feinden macht …
Wie die Musik kennt auch die Literatur ihre „one hit wonder“ – Schriftsteller, die überhaupt nur ein Buch schreiben bzw. d a s Buch, den Überbestseller, neben dem ihre übrigen Werke schlicht verblassen und nicht zur Kenntnis genommen werden. Bram Stoker ist der Autor von „Dracula“. Ihn hat das Schicksal mit der Variante Nr. 2 geschlagen. Außer seinem Epos um den blutsaugenden Vampirgrafen nimmt die Kritik noch eine Handvoll kurzer Geschichten gnädig zur Kenntnis. Das Romanwerk wird sehr unfreundlich beurteilt; werden Bücher wie „Das Schloss der Schlange“ heute überhaupt neu aufgelegt, dann fehlt niemals der Hinweis darauf, dass Stoker Draculas geistiger Vater ist. (Im angelsächsischen Sprachraum ist das Copyright für „Lair of the White Worm“ offenbar wie Dracula im Sonnenlicht zu Staub zerfallen, so dass der Roman gleich an mehreren Stellen gratis aus dem Internet geladen werden kann.)
Das schürt Erwartungen, die jedoch nicht erfüllt werden können. Stoker schrieb „Das Schloss der Schlange“ 1911 als kranker, ausgebrannter, von Geldsorgen geplagter Mann; nur wenige Monate später ist er gestorben. „Dracula“ war sein Lebenswerk, ein Roman, an dem er viele Jahre gearbeitet, gefeilt, gestrichen, ergänzt und korrigiert hatte. Die Romane, die Stoker danach verfasste, entstanden in Eile und ohne den Enthusiasmus, der aus „Dracula“ trotz offensichtlicher literarischer Schwächen einen Bestseller für die Ewigkeit werden ließ.
Erneut lässt Stoker „unnatürliche“ Figuren auftreten und bemüht (im schicklichen Rahmen) Sex & Thrill, aber es ist anders als in „Dracula“ kaum mehr als ein müder Reflex. Dracula ist dieses Mal eine Frau? Nein, so einfach hat es sich Bram Stoker trotz seines schlechten Gesundheitszustands denn doch nicht gemacht. Zudem war diese Idee bereits 1871 (!) Grundlage der Novelle [„Carmilla“ 993 von Joseph Sheridan LeFanu gewesen. Lady Arabella March ist nicht durch den Biss eines Vampirs zur Blutsaugerin geworden. Ein vorzeitliches Wesen hat sich ihrer bzw. ihres Geistes bemächtigt. Das hat sie schamlos & mannstoll werden lassen, was für einige aus zeitgenössischer Sicht eindeutig zweideutige Szenen gut ist; auch 1911 galt bereits „Sex sells“, obwohl Stoker, der viktorianische Engländer, in dieser Hinsicht stark chiffriert arbeitete. Die „Stellen“ wirken auf diese Weise sogar noch deutlicher – Künstler lernten zu allen Zeiten schnell, wie sich die Zensur austricksen lässt.
Sex ist unheimlich und „schmutzig“, aber eben auch verführerisch – und deshalb doppelt „schlecht“: So schließt sich der Teufelskreis, dem Stoker schon in „Dracula“ Ausdruck verliehen hatte. Doch was dem gesellschaftlichen Bann verfällt und verdrängt wird, kehrt umso häufiger zurück. Diese „Prüfung“ wird bekanntlich nicht oft bestanden. Für Stoker kann nur „das Böse“ dahinterstecken, wenn brave Männer den Verlockungen des Weibes erliegen: Es ist eigentlich der Wurm, der Carswell über seine Sendbotin verhext und schwach werden lässt. (Sehr schön zeigt eine Illustration aus der Erstausgabe von 1911 übrigens, wie dieser „große, weiße Wurm“, der steil aufgerichtet Blitze aus seinen Augen schießt, auch gedeutet werden könnte …) Nach einer – allerdings umstrittenen – Theorie von Deborah Hayden litt Stoker an der Syphilis und schrieb „Das Schloss der Schlange“ im Endstadium dieser Krankheit als Mischung aus Roman und verschleierter Offenbarung.
Kaum verwunderlich ist übrigens, dass Stoker die „bösen“ Figuren wesentlich vielschichtiger gelungen sind als die „Helden“. Onkel und vor allem Neffe Salton vertreten Gesetz, Glaube & Moral und wirken entsprechend steif und uninteressant. Sie müssen halt ins Spiel, weil das Gute zu siegen hat. Erstaunlich ist die Charakterisierung des Oolanga, eines afrikanischen Dieners, den Edgar Carswell von seinen Reisen „mitgebracht“ hat. Einerseits schildert ihn Stoker sehr zeittypisch, nämlich chauvinistisch als triebhaften, primitiven, bösartigen „Neger“, lässt aber mehrfach durchblicken, dass auch Oolanga seine Träume von einem besseren Leben hat.
Übrigens ist die Idee, die dem „Schloss der Schlange“ zugrunde liegt, durchaus interessant. Arthur Machen oder Algernon Blackwood haben den Einbruch vorzeitlicher Naturgeister in die moderne Welt mehrfach und sehr wirkungsvoll dramatisiert. Aber Stoker kann mit diesem Konzept nichts anfangen. Einige bildhafte Details haften im Gedächtnis. Der große Drache über Castra Regis gehört dazu, auch die Schilderung des Wurms hat ihre Momente. Dennoch ist „Das Schloss der Schlange“ insgesamt ein schier unlesbares Dickicht begonnener, aber nie beendeter Erzählstränge, die erst recht nicht zu einem überzeugenden Finale zusammenfinden. Stoker hat die Kontrolle über seinen Roman verloren und wollte ihn schließlich nur noch irgendwie zu Ende bringen – ein trauriger Abschied für einen Mann, der beruflich wie privat anscheinend nicht viel Glück in seinem Leben hatte; selbst im Tod blieb ihm der Ruhm als „Dracula“-Autor verwehrt: fast zeitgleich sank die „Titanic“ in den eisigen Fluten des Nordatlantiks, und dieses Ereignis war es, das die Schlagzeilen in aller Welt beherrschte.
1988 inszenierte der einst als Skandalregisseur gefeierte oder verfluchte Ken Russell nach eigenem Drehbuch den gleichnamigen Film zu Stokers Roman. Für die Hauptrollen verpflichtete er einen noch sehr jugendlichen Hugh Grant sowie Amanda Donahue und Catherine Oxenberg und schuf einen turbulenten, sein geringes Budget deutlich offenbarenden Horrorfilm im Stil der späteren „Hammer“-Heuler. „Lair“, der Film, wird wahlweise als geniale, ehrfurchtsfreie Interpretation einer lange als unverfilmbar geltenden Vorlage oder als „Meisterwerk“ des Schund- und Trashfilms gewertet.
Bram (eigentlich Abraham) Stoker wurde am 8. November 1847 in dem irischen Dorf Clontarf in der Nähe von Dublin geboren. Er war ein kränkliches Kind, das die ersten sieben Jahre seines Lebens praktisch im Bett verbringen musste. Die Erfahrung des scheinbar ständig präsenten Todes prägte Stoker nachhaltig. Ebenfalls nie in Vergessenheit gerieten die Geschichten seine Mutter, die aus dem reichen irischen Sagenschatz schöpften, der das Übernatürliche, den Tod und deren heimliche, aber ständige und nicht ungefährliche Präsenz im Leben der Menschen thematisierte.
Stoker besaß eine ausgeprägte künstlerische Ader, doch leider nicht das Einkommen, ihr nachzugeben. Nach einem Studium am Trinity College (Dublin) schlug er die Beamtenlaufbahn ein. Nebenbei schrieb er. 1881 erschien eine Sammlung allegorischer, ziemlich düsterer Kunstmärchen oder Kindergeschichten. Neben seiner Beamtentätigkeit veröffentlichte er weitere Kurzgeschichten und (ab 1871) Theaterkritiken. Damit erregte er die Aufmerksamkeit des berühmten Shakespeare-Schauspielers Henry Irving: Stoker folgte diesem 1878 nach London, wo er die Geschäftsführerstelle in Irvings neuen „Lyceum Theatre“ übernahm. Die scheinbare Eintrittskarte in die Welt der Kunst entpuppte sich als Knochenjob für eine nüchterne Bürokratenseele und Irving als exzentrischer Egoist, der es für selbstverständlich hielt, dass Stoker ihm bei Tag und bei Nacht zur Verfügung stand.
Dennoch hielt Stoker aus. Seinen eigenen Durchbruch erhoffte er von einem Roman, für den er viele Jahre recherchiert hatte. „Dracula“ erschien 1897 – und wurde eher beiläufig zur Kenntnis genommen. Stoker blieb also am Theater, doch als Henry Irving 1905 starb, stand er auf der Straße. Nun schrieb er, um sich und seine Familie zu ernähren; ein aufreibender Kampf, der zunehmend an seiner Gesundheit zehrte. Seine späteren Romane erreichten nicht einmal annähernd den Rang seines „Dracula“. Bram Stoker starb am 20. April 1912. Den Ruhm, den er sich erträumt hatte, erlebte er nicht mehr. Nur wenige Jahre später begann Dracula seinen Siegeszug über die ganze Welt.
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Shocker, Dan – Schreckensgöttin, Die (Macabros, Band 3)
Der Band enthält die Heftromane „Die Schreckensgöttin“ und „Horror-Trip“ der gleichnamigen Serie aus dem |Zauberkreis|-Verlag.
Schon immer sind Menschen spurlos verschwunden und niemand konnte sagen, wohin es sie verschlagen hat. Einige tauchen wieder auf, können sich aber nicht daran erinnern, wo sie all die Jahre verbracht haben. Für sie ist die Zeit stehen geblieben.
So ist es auch Edgar Laughton ergangen, der dreißig Jahre lang als verschollen galt. Plötzlich taucht er in London wieder auf und wird von schrecklichen Höllenhunden bedroht. Richard Patrick, Verleger der Zeitschrift „Amazing Tales“, interessiert sich für den Fall und informiert darüber hinaus Björn Hellmark, mit dem er seit kurzem korrespondiert. Gemeinsam können sie Laughton vor einer Attacke der Höllenwesen retten. Unter Hypnose erzählt er von einer Schreckensgöttin und einer Frau namens Betty Roughly, wo er zuletzt war, bevor er verschwand.
Björn stattet der Frau einen Besuch ab und wird von ihr in eine Falle gelockt. Durch einen Spiegel stürzt er in eine fremde Dimension. Dort trifft er auf die Schreckensgöttin, die sich mit anderen Dämonen erbitterte Kämpfe liefert. Bei einem dieser Kämpfe wird die Schreckensgöttin vernichtet, doch damit beginnt der Horror-Trip von Björn Hellmark erst, denn ziellos wandelt er durch eine feindselige Welt voller Gefahren, ohne zu wissen, wie er den Rückweg zur Erde antreten soll …
Beide Romane bilden zusammen eine in sich abgeschlossene Geschichte und entführen den Leser in eine faszinierende fremde Welt. Spannend und temporeich erzählt der Autor von der Odyssee, auf die er seinen Helden schickt. Gekonnt schildert er die Gefühle seines Protagonisten, die von Verzweiflung über Hoffnung bis hin zur nackten Angst reichen.
Darüber hinaus lernt der Leser wichtige Figuren kennen, die für den weiteren Verlauf der Serie noch eine bedeutsame Rolle spielen werden. Da wäre zum einen Rani Mahay, der Koloss von Buthan, ein Inder, der die Gabe besitzt, allein mit der Kraft seines Willens wilde Tiere zu bändigen. Carminia Brado, Björns Freundin, lernt den Mann bei einem Zirkusbesuch kennen. In den Adern des Inders fließt das Blut der alten Rasse der Xantilonier.
Richard Patrick hat ebenfalls seinen ersten Auftritt, ebenso wie Ajit Lekarim, ein Wissenschaftler, der Zugang zur vierten Dimension hat und es sich zur Aufgabe gemacht hat, verschollene Menschen zu finden, um sie wieder auf die Erde zurückzubringen. Dazu verkleinert er sie bis auf Mikrogröße und kann sie somit in die dritte Dimension mitnehmen, wo er sie wieder vergrößert. Darüber hinaus hat auch Quappa Orgep seinen ersten Auftritt, ein Schwarzer Priester, der dafür sorgt, dass Björn Hellmark im Mikrokosmos verloren geht. Die Schrecken, die er dort erlebt, sind nichts für schwache Gemüter.
Zu Beginn des zweiten Romans wird der Leser kurz aus dem Lesefluss herausgerissen, als Dan Shocker das Schicksal zweier fremder Menschen schildert und erst nach 45 Seiten die Abenteuer seines Helden Björn Hellmark fortsetzt.
Die Innenillustrationen zeigen zum einen die Schreckensgöttin in all ihrer dämonischen Pracht und zum anderen das grausige Ende einer armen Seele. Nichts für zarte Gemüter. Pat Hachfeld konnte seinen Hang zum Morbiden voll ausleben. Das Cover zeigt das Original-Titelbild zum Heftroman „Die Schreckensgöttin“, gehört aber nicht zu den besten Werken des Künstlers und hat eher nostalgischen Wert, obwohl auch hier die Schreckensgöttin gut getroffen und die Szene im Roman ebenso beschrieben wurde.
Fazit: Spannende Reise in fremde Dimensionen mit flottem Erzählstil, der die Leser sofort gefangen nimmt.
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_Florian Hilleberg_
Dan Simmons – Im Auge des Winters
Nach einem missglückter Selbstmordversuch versucht Dale Stewart, Literaturdozent und Schriftsteller in mittleren Jahren, einen Neuanfang. Er beschließt er den Rückzug in die Einsamkeit, wo er mit sich selbst ins Reine kommen und ein neues Buch schreiben möchte. Stewart wählt als Thema die eigene Vergangenheit. In Elm Haven, einer Kleinstadt im ländlichen Illinois der Vereinigten Staaten, ist er aufgewachsen und hat eine glückliche Kindheit verlebt, derer er sich gern erinnert.
Allerdings gibt es da einen schwarzen Fleck in seinem Gedächtnis. Die Kindheit in Elm Haven war nicht frei von Tragödien. Das alte Farmhaus, in das Stewart nun einzieht, gehörte dem Vater seines besten Freundes Duane McBride, der vor vier Jahrzehnten bei einem nie geklärten Unfall grausam ums Leben kam. Damals hatte sich das Böse in der alten Central School eingenistet und Elm Haven in seinen Bann gezogen. Zahlreiche Menschen mussten sterben, und zu ihnen gehörte auch Duane, was Dale Stewart längst verdrängt hat. [Diese Vorgeschichte erzählt Simmons in „Sommer der Nacht“] Dan Simmons – Im Auge des Winters weiterlesen
Manly Wade Wellman – Der Schattensee

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Bionda, Alisha / Parzzival, S.H.A. – Calvin (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 6)
Band 1: [„Der ewig dunkle Traum“ 1899
Band 2: [„Kuss der Verdammnis“ 1900
Band 3: [„Die Kinder der fünften Sonne“ 1949
Band 4: [„Blutopfer“ 1977
Band 5: [„Der Schattenkelch“ 2483
„Calvin“ heißt der sechste Band der „Schattenchronik“, diesmal aus der Feder der ominpräsenten Alisha Bionda und ihres Gastautors S. H. A. Parzzival. Und Calvin ist auch Programm in diesem rasanten Mix aus Mystery, Crime und Romanze. Er ist es schließlich, der das Wissen um den Schattenkelch besitzt – nur kann er sich daran leider nicht wirklich erinnern. Doch der Kampf um den Gral, der im letzten Band begonnen hat, erreicht nun seinen Höhepunkt und Calvin sollte möglichst schnell eine Seite wählen; am besten natürlich die richtige!
Zunächst jedoch lockt ihn sein Vater nach St. Barbara. Er drängt auf eine Versöhnung, impliziert, dass seine Ende naht. Doch tatsächlich will er Calvin nur in seine Gewalt bringen, um ihm unter Drogeneinfluss die Geheimnisse des Schattenkelchs zu entlocken. Allerdings hat er die Rechnung ohne Dilara gemacht. Diese reist ihrem Seelengefährten natürlich hinterher und kann ihn aus den Fängen seines Vaters befreien: Zwischen Vater und Sohn kommt es danach endgültig zum Bruch.
Währenddessen sind Mick und Cassandra in London immer noch damit beschäftigt, die brutale Mordserie aufzuklären, die die Stadt heimsucht. Dass Micks Ermittlungsmethoden einige Ungereimtheiten aufweisen, kann Cassandra dabei nicht länger übersehen; auch wenn sie immer noch hoffnungslos in Mick verknallt ist. Und so bleibt Mick nichts anderes übrig, als Cassandra endlich in seine Arbeitsweise einzubeziehen. Tatsächlich ist er nämlich nicht nur ein Vampir, sondern auch noch ein Necromancer, fähig, in Trance Verbindung zu den Toten aufzunehmen. Dort bezieht er seine Informationen von seinem ermordeten Partner Greg Lane und ist damit den bösen Buben immer haarscharf auf den Fersen.
Luna Sangue wiederum muss mit unvorhergesehenen Problemen kämpfen: Unerwarteterweise hat sich nämlich ihr Handlanger Mark Garimont den Schattenkelch geschnappt und versucht nun – recht ungeschickt – Luna Sangue damit zu erpressen. Doch hat er die Rechnung ohne die leicht schizophrene Vampirin gemacht.
Die Handlung verdichtet sich also zusehends. Die Schlinge zieht sich zusammen und das Geheimnis um den finstren Gral wird Stück für Stück vor dem Leser ausgebreitet, bis es auf den letzten Seiten zu einem Finale kommt, das den Leser vor Spannung die Tage bis zur Fortsetzung der Reihe zählen lässt (der nächste Band erscheint im November).
Die eigentlichen Stars dieses Bands sind das dynamische Duo Cassandra/Mick: Mick, der gut aussehende Zombie-Vampir, der genau weiß, wie er seine Reize einzusetzen hat, und die pummelige Cassandra, die Mick vergeblich schöne Augen macht und deren innere Monologe über ihre Verliebtheit, ihr Gewicht und die Ungerechtigkeit der Welt wohl jede Frau kennt. Die beiden landen – wenig überraschend – mitten in dem Kampf um den Gral und sollen dabei lange keine Nebenrolle spielen!
Als einzigen neuen Charakter lernen wir diesmal Delphine kennen. Man könnte ihr nachsagen, ein „plot device“ zu sein, ein Charakter, der nur dazu da ist, die Handlung in die richtige Richtung zu forcieren. Doch sollte man sich hüten, dem Autorenteam so niedere Motive nachzusagen. Wir erfahren wenig über Delphine: Eine alte Freundin von Dilara ist sie, die nun – aus rein egoistischen Gründen – plötzlich wieder in deren Leben auftaucht. Die beiden scheint in der Vergangenheit ein enges Band verbunden zu haben, doch dieses zerriss, als Delphine Dilaras Vertrauen missbrauchte. Es gibt nur Andeutungen über die Vergangenheit der beiden, gerade so viel, um den Leser nur noch neugieriger auf diese vampirische Lolita zu machen. Und da Bionda/Parzzival dem Leser diesmal einen Handlungsstrang in der Vergangenheit vorenthalten haben, ist davon auszugehen, dass wir in Zukunft noch mehr von Delphine sehen werden.
Alles in allem ist „Calvin“ wieder ein gelungenes Puzzleteil innerhalb des Schattenchronik-Universums. Weder die Charaktere noch die Handlung stagnieren an irgendeinem Punkt. Bionda und Parzzival erzählen flott und ohne Schnörkel und vermeiden so das Schicksal vieler anderer Romanserien; nämlich im Sumpf der eigenen Charaktere stecken zu bleiben und die Handlung aus den Augen zu verlieren. Diese Gefahr besteht hier keineswegs: Die Handlung bewegt sich unweigerlich auf das Finale zu, und in gewohnter (und lang erprobter) Serienmanier lassen die beiden Autoren den geneigten Leser in der Luft hängen. Wie wird sich nun der Schattenkelch auswirken? Welche Macht besitzt er tatsächlich? Wie geht es weiter? In welche Richtung wird sich die Handlung wenden?
Da gibt es wohl nur eine Antwort: Im November geht’s weiter mit Band 7, „Zorn des Drachen“.
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Algernon Blackwood – Der Tanz in den Tod. Unheimliche Geschichten
Eine Novelle und neun Kurzgeschichten von Algernon Blackwood (1869-1951), dem Meister der angelsächsischen Gruselliteratur:
– Der Tanz in den Tod (The Dance of Death, 1907), S. 7-18: Browne, ein unglücklicher Büroknecht mit ausgeprägter Herzschwäche, tanzt für sein Leben gern. Die schöne Issidy, das mysteriöse Mädchen in Grün, wird seine letzte Partnerin.
– Der Mann, den die Bäume liebten (The Man Whom the Trees Loved, 1912), S. 19-97: Sein Leben lang hat der alte Bittacy Bäume geliebt; manchmal scheinen sie ihm sogar lebendig. Dass sie außerdem mit eigener Intelligenz begabt aber recht Besitz ergreifend sind, merken er und seine Gattin, als sie ein einsam gelegenes Landhaus am Rande eines großen Waldes beziehen. Algernon Blackwood – Der Tanz in den Tod. Unheimliche Geschichten weiterlesen
Tobias O. Meißner – Hiobs Spiel – Traumtänzer
Und weiter geht das wilde Höllenspiel um den Posten als Herrscher des Wiedenfließ. Wie auch im ersten Buch hat der junge, aber ehrgeizige Hiob Montag sich zum Ziel gemacht, den Herrscher des Wiedenfließ zu stürzen und selber über die Schicksale der Menschen bestimmen zu können. 78 Punkte sind das Ziel, und inzwischen fehlen nur noch 71. Was nicht weiter schlimm wäre, wenn der Gegenspieler nicht anfinge aufzurücken.
_Schreibstil_
H. P. Lovecraft – Der Fall Charles Dexter Ward

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Heitz, Markus – Sanctum
_Handlung_
„Sanctum“ ist die Fortsetzung von [„Ritus“ 2351 und schließt inhaltlich nahtlos am Ende des Vorgängerromanes an.
|1767|
Jean Chastel ist noch immer auf der Suche nach der wirklichen Bestie, dem Sohn des Marquis de Morangies. Auf seiner Suche findet er auch seine große Liebe, die Äbtissin Gregoria, wieder, die den Flammen des brennenden Klosters wie durch ein Wunder entkommen ist. Doch steckt hinter diesem Wunder ein merkwürdiges Pulver: das Sanctum.
Jean hat den Hinweis erhalten, dass sich die Bestie nach Rom abgesetzt hat, und folgt dieser. Gregoria, die eigentlich in ihrem Versteck bleiben sollte, macht sich ebenfalls auf den Weg nach Rom, um dort dem Papst von den Machenschaften des Legatus zu erzählen, und natürlich auch, um ihr Mündel Florence aus dessen Händen zu befreien. Sie wird allerdings nicht zum Pontifex durchgelassen, doch ein geheimnisvoller Bischoff nimmt sich ihrer an: Sie soll im Geheimen einen Orden aufbauen, um die Bestien zu jagen und ein Gegengewicht zu den Jesuiten zu bilden. Dafür will man ihr helfen, Florence wiederzubekommen, und ihr mehr von dem geheimnisvollen Sanctum zu beschaffen.
Auch Jean hilft beim Aufbau des Ordens, indem er die „Seraphim“, eine „Anti-Werwolf-Kampfeinheit“, die nur aus Jungfrauen besteht, ausbildet. Diese dürfen auch gleich ihr Können beweisen, denn die Jagd nach dem Comte de Morangies geht schon bald weiter. Dabei sehen sich die Jäger aber mit einigen weiteren Problemen konfrontiert, denn es gibt noch ein weiteres Werwesen, und der Orden des Lycaon sowie die Politik des Vatikans hinterlassen ihre Spuren …
|2004|
Auch Eric von Kastell macht sich auf den Weg nach Rom, und zwar, um seine große Liebe Lena, die ja mit Lykantropie infiziert ist, aus den Händen der geheimnisvollen Schwesternschaft des Blutes Christi zu befreien. Doch erweisen sich die Schwestern zur Kooperation bereit: Wenn er den Welpen der Bestie aus den Händen der Lycaoniten befreit, werden sie Lena und ihn von dem Fluch befreien. Eric macht sich in Begleitung einer der Schwestern auf nach Kroatien, wo er den Welpen das letzte Mal gesehen hat. Doch die Nonne ist nicht das, was sie zu sein scheint. Und auch Eric hat die Bestie in sich immer schlechter unter Kontrolle …
_Der Autor_
Markus Heitz, geboren 1971, arbeitete als Journalist bei der Saarbrücker Zeitung, ehe sein erster Roman „Schatten über Ulldart“ mit dem deutschen Phantastik-Preis ausgezeichnet wurde. Dem folgten nicht nur einige Fortsetzungen der „Ulldart“-Reihe und einige SHADOWRUN-Romane, sondern auch die Bestseller „Die Zwerge“ und „Der Krieg der Zwerge“ sowie inzwischen auch „Die Rache der Zwerge“. Damit ist er zu einem der erfolgreichsten Fantasy-Autoren Deutschlands geworden. „Sanctum“ ist sein neuester Roman und bildet das Ende der in „Ritus“ begonnenen zweiteiligen Saga.
_Mein Eindruck_
„Sanctum“ ist einer der Romane, auf deren Erscheinen ich sehnlich gewartet habe, denn das Ende des Vorgängerromanes „Ritus“ war doch alles andere als zufrieden stellend. Eines vorweg: „Sanctum“ ist ein würdiger Nachfolger und Abschluss der Geschichte.
Trotzdem unterscheiden sich die beiden Romane sehr deutlich voneinander. „Ritus“ hat hauptsächlich von der düsteren Stimmung und Spannung im Gevaudan gelebt sowie von der Action von Eric von Kastell. Dies ist bei „Sanctum“ gänzlich anders. Zum einen spielt nur noch ein ganz kleiner Teil der Geschichte im Gevaudan, denn die Handlung hat sich nach Rom verlagert. So stehen nicht mehr die Spannung und die Stimmung im Vordergrund, sondern eher die Intrigen und der Aufbau der Schwesternschaft des Blutes Christi.
Und auch in der Zukunft dreht sich nicht mehr alles nur noch um die Stärken von Eric von Kastell, denn Heitz hat es geschafft, aus dem „Superhelden“ des ersten Teils einen tragischen Helden zu machen, der weitaus sympathischer und charakterlich ausgereifter wirkt, aber auch einiges einzustecken hat.
Durch diese beiden Maßnamen wird die Geschichte auf ein neues Level gehoben, ist doch jetzt nicht nur eine Provinz in Südfrankreich betroffen, sondern Rom, das Zentrum der Christenheit. Dass die beiden Stränge diesmal beide größtenteils in Rom spielen, erzeugt eine parabelgleiche Homogenität, da ja Erics Vorfahren den Orden gründen, mit dem er jetzt, gut 230 Jahre später, so manches Gefecht auszutragen hat. Hier gleicht „Sanctum“ seinem Vorgänger, denn der Kontrast der beiden Epochen ist auch hier wieder hervorragend dargestellt. Zudem hat Heitz auch die in „Ritus“ schon angekündigten unterschiedlichen Rassen der Werwesen diesmal wirklich auch eingebaut, was zusätzlich etwas Abwechslung erzeugt, da vor allem der Werpanter, der in der Frühen Neuzeit auftaucht, einen interessanten Charakter und ebensolche Beweggründe hat.
Alles in allem entwickelt sich der Roman in die Richtung eines Verschwörungsromanes mit Werwölfen, wohingegen „Ritus“ eher die Werwölfe an sich in den Mittelpunkt gestellt hatte. Heitz‘ Erzählstil ist mal wieder knallhart. Da wird nicht beschönigt, und auch dem Leser ans Herz gewachsenen Figuren werden nicht mit Samthandschuhen angefasst. Als klar, schnell und kompromisslos könnte man den Schreibstil beschreiben, allerdings würde man dem Autor hier auch wieder Unrecht tun, denn teilweise wird das Tempo auch gedrosselt und genaue Beschreibungen und Spannung als Stilmittel gebraucht. Diese Vielfältigkeit macht das Lesen ungemein kurzweilig und fesselnd, zumal einige (wirklich) unerwartete Ereignisse den Leser schon etwas schockieren können – perfekter Lesespaß.
Auch die Enden der jeweiligen Epochen, sind sehr stimmungsvoll erzählt und schon einigermaßen tragisch, auch wenn hier natürlich endlich der Bogen geschlagen wird, der die beiden Handlungsstränge miteinander verbindet.
Die Aufmachung des Buches ist hier ebenfalls nur als sehr gelungen zu bezeichnen.
_Fazit:_ Starker und vor allem würdiger Nachfolger und Abschluss der in „Ritus“ begonnenen Saga um die Bestie von Gevaudan.
|Markus Heitz bei Buchwurm.info:|
[Interview mit Markus Heitz]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56
[„Schatten über Ulldart“ 381 (Die Dunkle Zeit 1)
[„Trügerischer Friede“ 1732 (Ulldart – Zeit des Neuen 1)
[„05:58“ 1056 (Shadowrun)
[„Die Zwerge“ 2823
[„Die Rache der Zwerge“ 1958
[„Die dritte Expedition“ 2098
[„Ritus“ 2351
Meißner, Tobias O. – Hiobs Spiel – Frauenmörder
_Handlung:_
Hiob Montag, ein Mann mit seltsamem Namen und großen Ambitionen: neuer Herrscher über das Wiedenfließ werden, in der heutigen Zeit auch Hölle genannt. Um das zu vollbringen, muss er in einem unheiligen Spiel 78 Punkte erringen, indem er Prognostica und Manifestationen des Bösen zerstört. Im ersten Buch des auf 50 Jahre ausgelegten Zyklus bekämpft er Missgeburten aus einem kolumbianischen Irrenhaus, erledigt ein im amerikanischen Stromsystem nistenden Dämon, reist in die Zeit zurück, um einem grauenhaften Familienmord beizuwohnen, und stellt sich in den Weg einer Vampirsekte, die einen Schritt zu weit gegangen ist.
_Schreibstil:_
Um ehrlich zu sein, ist dieser erste Teil einer langen Geschichte eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe. Das fängt schon im Design des Buches an. Schwarze Balken am Rand, ein schräg geschriebenes Schriftbild oder ständige Ausstreichungen mitten im Satz wirken in einem Buch wie das verstörende Rauschen eines TV-Bildschirms während eines Horrorfilms. Und auch sonst wird mit dem Medium Buch herrlich gespielt, indem Wörter visuell passend dargestellt werden. Auf- und abhüpfende Buchstaben bei einem stark zitternden Sprecher zum Beispiel, oder Versuchungseinflüsterungen, die fast die Hälfte der Seite einnehmen und wie bei der entsprechenden Person auch jegliches Denken an Anderes vernichtet.
Das kleine Warnquadrat auf dem Titel – Warning: explicit lyrics – sollte nicht abschreckend aufgenommen werden. Klar, wer sehr zart besaitet ist, wird mit der zum Glück ausschließlich zweckdienlichen Brutalität garantiert nicht zurecht kommen, doch nie wird die Brutalität eines Stephen King oder Thomas Harris überschritten, weswegen das Quadrat eher der Werbung dienen soll. Trotzdem ist die Brutalität ein wesentlicher Bestandteil des Buches und lässt ein bisschen an David Finchers Film „Sieben“ denken. Da Hiob das Grausame in der Welt bekämpft, wartet man wie in „Sieben“ mit perverser Furcht auf die nächste Entstellung und dessen Umsetzung.
Der ehrgeizige Hiob Montag steht dabei auf dem schwierigen Grat zwischen zynischem Superheld und sympathischem Antiheld. Abgehärtet wie er ist, sind ihm normale Moralvorstellungen fremd, trotzdem sind seine Kämpfe gegen Abnormitäten Kämpfe um die Rettung der Welt, die in einer typischen Superheldenmanier ausgeführt werden. Das macht den Hauptcharakter sehr interessant, wenn er gegen jede normale Handlungsweise die abartigsten Dinge zur Rettung der Menschheit über sich ergehen lässt.
Die einzelnen Episoden im Buch selber sind sehr abwechslungsreich, und wie oben erwähnt, wartet man mit Spannung drauf, welche irren Ideen diesmal auf Hiob warten. Während das erste Kapitel an Krankheit nicht mehr überboten wird und sich der Aufenthalt in Amerika fast schon wieder normal liest, sind trotzdem in jedem Kapiteln Geschichten enthalten, die sich jedes Mal an Abnormität zu überbieten versuchen, obwohl niemals die Geschmacksgrenze für billige Splattereffekte überschritten wird. Auch inhaltlich läuft keine Geschichte nach dem Schema F ab, immer gibt es andere Arten, wie die Geschichte erzählt wird, zum Beispiel mit Wechsel zu Vergangenheit und Zukunft in der Geschichte des Bayrischen Familienmordes oder komplett in der Perspektive der zukünftigen Opfer Hiobs, wie in der Geschichte der Vampirsekte.
Was das Buch von allen anderen Büchern aber auch abhebt, ist die Tatsache, dass es in Deutschland spielt und sich vor allem auch an deutschen Problemen orientiert. Da es hier strenge Waffengesetzte gibt, ist es nur logisch, dass der Protagonist nicht ständig mit einer dicken Knarre rumrennt und sämtliches Böse, das ihm vor die Flinte läuft, mit einem coolen Spruch auf den Lippen abknallt. Nein, hier wird mit allem gekämpft, was einem zur Verfügung steht, sei es mit Verstand oder guten Plänen, wilde Schießereien kommen im ganzen Buch zum Glück nicht vor. Auch wird der Weg zu diesen Ereignissen nicht einfach zum Flug im Privatjet, sondern jedes Mal hart erkämpft. Geld für Flüge muss zusammengeraubt, Reisen in die Vergangenheit müssen über perversen Schamanen erkämpft und Strecken Innerlands per Anhalter zurückgelegt werden.
Ein weiterer Vorteil des Schauplatzes Deutschland ist, dass man sich viel besser in dem Buch zurechtfindet als in den amerikanischen, da einem die Landschaft geläufiger ist und die Anspielungen auf die Kultur nur mit dem Gedächtnis und nicht mit Wikipedia verstanden werden können. Auch läuft man hier nicht Gefahr, einen Wortwitz zu überlesen, weil er unübersetzbar ist.
_Fazit:_
Ein spannendes, originelles und herrlich zu lesendes Buch, das förmlich nach mehr schreit. Was Tobias O. Meißner abgeliefert hat, ist genau das, was ich schon lange gesucht habe, nachdem ich mich nach sämtlichen Klischeeromanen langsam gefragt habe, ob es nicht auch anders geht. Und da in „Hiobs Spiel – Frauenmörder“ trotzdem nicht auf eine einfache, fesselnde Sprache verzichtet wurde, kann man das Ergebnis locker an einem guten Abend durchlesen, wovon ich aber wegen der langen Durststrecke abrate, da bisher nur ein weiterer Band der Reihe erschienen ist und der nächste voraussichtlich erst Ende 2006 erscheinen wird.
http://www.eichborn.de
|Tobias O. Meißner bei |Buchwurm.info|:|
[„Das Paradies der Schwerter“ 2379
[Interview dazu]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=35
[„Die dunkle Quelle“ 1938 (Im Zeichen des Mammuts 1)
[„Die letzten Worte des Wolfs“ 2418 (Im Zeichen des Mammuts 2)
Bionda, Alisha / Kleugden, Jörg – Schattenkelch, Der (Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, Band 5)
Band 1: [„Der ewig dunkle Traum“ 1899
Band 2: [„Kuss der Verdammnis“ 1900
Band 3: [„Die Kinder der fünften Sonne“ 1949
Band 4: [„Blutopfer“ 1977
Antediluvian, Dilaras Förderer und Erzfeind, wurde am Ende von „Blutopfer“ recht spektakulär der Garaus gemacht. Das mag nun bei einer Romanserie (gerade einer mit vielen Rückblenden) nicht unbedingt viel heißen, doch zumindest ist Antediluvian für den Moment von der Bildfläche verschwunden. Das gibt dem Autorenteam Alisha Bionda und Jörg Kleudgen ausreichend Möglichkeiten, neue Charaktere und Handlungsstränge zu entwickeln. Und es gelingt ihnen mit Leichtigkeit, der Serie um die Vampirin Dilara neue Impulse zu geben!
Der Titel des fünften Bandes lässt es schon vermuten: In „Der Schattenkelch“ geht es um nichts Geringeres als die Gralssuche. Calvin, der bisher als Charakter hinter der schillernden Dilara zurückstehen musste, bekommt nun seine eigene Geschichte und seine eigenen Geheimnisse. Denn als die beiden sich kennen lernten, hatte er ihr lange nicht alles über sich erzählt. Tatsächlich hat sich seine Familie nämlich der Suche nach dem Gral verschrieben und Calvin, der sich von seinem Vater losgesagt hatte, wird nun von seiner Vergangenheit eingeholt. Denn auch Luna Sangue, der neue „Player“ in der „Schattenchronik“ ist scharf auf den Kelch; verspricht er doch den Vampiren tatsächliche Unsterblichkeit und Unverwundbarkeit.
Und so werden in gewohnter Manier Vergangenheit und Gegenwart verwoben: Während nämlich im heutigen London Dilara und Calvin versuchen, die Spur des Schattenkelchs aufzunehmen, erinnert sich Dilara, dass sie es schon vor fast hundert Jahren mit dem Gral zu tun hatte: Damals nämlich wurde sie, kurz vor Ausbruch des I. Weltkriegs, in Frankreich zu einer Séance mit illustrem Klientel geladen. Doch das Medium, eine gewisse Geneviève Zaeppfel, wird entführt, um ihr durch Folter den Aufhaltsort des Grals zu entlocken. Dass der Name der Dame gerade Geneviève ist, ist sicherlich kein Zufall, und so ist zu erwarten, dass wir in zukünftigen Bänden noch einiges von ihr sehen (und vor allem lesen) werden.
Auch in Band fünf der Serie sind noch keine Ermüdungserscheinungen zu erkennen. Im Gegenteil: Die Autoren nutzen Antediluvians furiosen Abgang dazu, die Handlung in eine neue Richtung zu wenden und den Schwerpunkt auf bisher vernachlässigte Charaktere zu lenken. So ist natürlich Dilara wie gewohnt die Protagonistin des Romans (schließlich hält sie, auch durch die Rückblende, die verschiedenen Handlungsstränge zusammen), doch sind vor allem die bisherigen Nebencharaktere Calvin, Guardian und Mick die Stars des Romans.
Alle drei bekommen ihre eigenen Geheimnisse, die es in den nächsten Bänden zu lüften gilt. Warum und wodurch is Calvin der Schlüssel in der Gralssuche? Was ist Guardians Masterplan? Und vor allem, was ist Micks düsteres Geheimnis? Der Cop scheint kein Vampir zu sein, und doch ist er auch kein Mensch. Auf welche Seite wird er sich schließlich stellen? Alles Fragen, die sich der Leser stellt, während er nervös an seiner Lippe kaut. Und alles Fragen, die die Autoren sicher genüsslich ausbreiten, aber nicht sofort beantworten werden!
Wie immer, gibt es auch in „Der Schattenkelch“ wunderbare und lebendige Schauplätze. Diesmal ist Frankreich an der Reihe und besonders die Rückblenden atmen die Atmosphäre der Zeit: Da gibt es geheimnisvolle Séancen, waberndes Ektoplasma, fliegende (und brennende) Zeppeline, Dreidecker, Zigeuner und Priester, die geheime Bibliotheken bewachen. „Die Schattenchronik“ ist international, global – eine Art Reiseführer für vampirbesessene Leseratten. Und wie immer schaffen es die gut recherchierten Schauplätze, die Handlung zu unterstützen anstatt vordergründig auf den Effekt aus zu sein. Auch die französischen Schauplätze der heutigen Zeit, St. Michel und Les Saintes-Maries-de-la-Mer, sind farbenprächtig und lebendig – und machen darüber hinaus sofort Lust auf Urlaub.
Die Handlung zieht also Kreise: Von der Jagd nach der Schattenchronik (die auch hier nicht ganz vergessen wird) zur Jagd nach dem Schattenkelch. Von der Jagd nach Calvins Vergangenheit zur Jagd nach Luna. Jeder jagt nach irgendetwas in dieser Romanserie und das macht wohl das hohe Tempo der Romane aus. Ständig passiert etwas Neues, sodass der Leser schon aufmerksam mitdenken muss, um am Ball zu bleiben. Doch das eigene Tüfteln und Kombinieren erhöht ja nur den Spaß an der Lektüre. Und der ist ohnehin schon hoch!
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Shocker, Dan – Höllenbrut, Die (Larry Brent, Band 4)
_Der Satan schickt die Höllenbrut_
In kürzester Zeit werden in Hongkong die amerikanische Geheimagentin Betsy Orwell, ihr Informant Chung und der amerikanische Botschaftssekretär Patrick Ferguson mit furchtbaren Wunden tot aufgefunden.
Auf einem nahe gelegenen Gelände gastiert ein Zirkus, dem anscheinend über Nacht ein Löwe abhanden gekommen ist. Die Polizei geht davon aus, dass eben jene Raubkatze für den Tod der drei Personen verantwortlich ist.
David Gallun will diese Vermutung aber nicht teilen und schickt seinen besten Agenten Larry Brent, als Cousin des ermordeten Sekretärs getarnt, in die aufregende Stadt. Larry steigt sehr schnell in die Wirren dieser Geschichte ein, denn auf einem Schuttabladeplatz bewahrt er die junge Chinesin Su-Hang davor, von zwei Ganoven zusammen mit dem Kadaver eines Löwen lebendig begraben zu werden. Sehr schnell finden die beiden heraus, dass es sich dabei um den entlaufenen Löwen handelt, und dass dieser unmöglich die Morde begangen haben kann, da er schon seit längerem nicht mehr unter den Lebenden weilt.
X-RAY-1 erfährt mit der Hilfe von Su-Hang, dass ein gewisser Professor Wang einen Duftstoff entwickelt hat, der normale Stubenfliegen zur Raserei bringt, so dass diese sogar Menschen anfallen. Su-Hang sucht diesen Wissenschaftler, da dieser seit einigen Tagen als verschwunden gilt.
Wie es ausschaut, konnte sich jedoch eine unbekannte Verbrecherorganisation den gefährlichen Duftstoff aneignen und missbraucht ihn nun für ihre Zwecke. Die beiden Amerikaner, der Chinese Chung und ein kleiner Junge in einem Hinterhof dürften die ersten Opfer gewesen sein, als nächstes steht Larry Brent auf der Todesliste. Der Duftstoff ist bereits an dem PSA-Agenten platziert …
Larry Brents erster Einsatz in China. Doch zur Zeit der Handlung war Hongkong noch eine britische Kronkolonie, daher trifft Larry auch zahlreiche britische Soldaten und englische Polizeibeamte an, mit denen er problemlos kommunizieren kann.
X-RAY-1 macht die Bekanntschaft mit Su-Hang, die anschließend zu einer festen PSA-Agentin rekrutiert wird. Ob das wohl damit zusammenhängt, dass sie tapfer mit einer astreinen Schusswunde noch einige Stunden zusammen mit Larry durch Honkong turnt, ohne auch nur einen kleinen Schmerzenslaut von sich zu geben … wer weiß.
Wir haben hier zwar einen trashigen, unterhaltsamen Thriller vorliegen, dennoch übertreibt es Dan Shocker diesmal ein wenig mit den pseudo-wissenschaftlichen Klimmzügen, und die Motive der Verbrecher sind auch äußerst gewagt.
Welchen produktiven Zweck sollten zum Beispiel die Forschungen von Professor Wang haben und mit welchen anatomischen Mitteln könnte eine stinknormale Stubenfliege einen Menschen so zurichten, wie es in der Geschichte glaubhaft gemacht werden soll?! Das scheint trotz aller Liebe doch schon sehr gewagt.
Dass sich letztendlich ein Staatsmann mit krimineller Energie eben diesen Duftstoff aneignen will, um mit wild gewordenen Brummern sein Machtpotential zu steigern, das schlägt letztendlich dem Fass den Boden aus.
Die Geschichte an sich hat einige Stunden Spaß bereitet, doch die wirkliche Auflösung und einige logische Ausrutscher hinterlassen dann doch ein leicht gequältes Schmunzeln …
_Das Totenhaus der Lady Florence_
Seit dem Tag, an dem Lady Florence, die letzte Bewohnerin des unheimlichen Landhauses der Dodgenkeems, das Zeitliche gesegnet hat, geschehen sehr seltsame Dinge in dem alten Gemäuer. Einige munkeln von einem Schatz, der sich unter dem Haus befinden soll, andere meinen, dass es dort spukt. Hinzu kommt noch, dass sowohl der Hausarzt als auch der Pfarrer kurz nach dem Begräbnis der Lady auf unheimliche Art und Weise ums Leben kommen.
Trotz aller dunklen Vorzeichen mietet sich der Schriftsteller Richard Burling dort ein, doch dann muss auch er zugeben, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht.
Mehrere Ereignisse deuten darauf hin, dass er nicht alleine in dem Haus ist: Türen öffnen sich, er hört Schritte und auch Schreie, die auf einen Kampf hindeuten, aber er sieht niemanden. Als er schließlich einen Toten findet, ist es schon zu spät – der unsichtbare Gegner hat ihn schon ins Visier genommen.
Zu allem Überfluss stolpert Burlings Tochter zusammen mit Miriam, der Schwester von Larry Brent, in die Wirren dieser Geschichte und beide geraten in Lebensgefahr. Larry und Iwan gehen unterdessen einem seltsamen Mord an einem Wissenschaftler nach. Das Opfer hat sich wohl mit einigen ungewöhnlichen Experimenten über die Eigenarten des Lichts beschäftigt, an dessen Ergebnissen wohl auch diverse Geheimdienste interessiert sind.
Ihre Nachforschungen finden ,schließlich (zufällig?) ihre Lösung in der Familiengruft der Dodgenkeems und im Haus der Lady Florence gibt es endlich Klarheit …
Die Atmosphäre dieser Geschichte ist mal wieder fabelhaft: ein einsames Haus, unheimliche Geräusche, man weiß bis zum Ende nicht, welches düstere Spiel hier eigentlich gespielt wird. Wie Dan Shocker den Plot um die Existenz eines Unsichtbaren verfasst und auch erklärt, ist mal wieder eine grandiose Meisterleistung, mit einer ebenso verblüffenden Auflösung gespickt.
Leider kannte ich schon das Hörspiel, bevor ich diese Nummer gelesen habe, welches aber von der Handlung her nur sehr sehr wenig mit dem Band zu tun hat, ansonsten wäre die Lösung des Rätsels noch umso beeindruckender ausgefallen.
Die Stimmung in dem verlassenen Herrenhaus greift garantiert auf den Leser über. Man hält bei einigen Szene richtig den Atem an, z. B. als Richard Burling in dem stillen Arbeitszimmer sitzt und plötzlich der Spuk seinen Anfang nimmt.
Der einzige Punkt, der mich etwas schmunzeln ließ, ist die Story mit dem Aztekenschatz, irgendwie wurde dieses Thema zwischendrin zwei-, dreimal erwähnt, aber dann schien DS es einfach vergessen zu haben. Macht ja nix, hatte sowieso nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun gehabt.
Alles in allem eine sehr schöne, gruselige Geschichte mit wieder mal einem richtig schön-schaurigen Schauplatz …
Diese beiden Brent-Thriller könnten unterschiedlicher nicht sein.
Die erste Geschicht spielt sich im hektischen Treiben von Honkong ab, action-geladen mit einigen sehr gewagten und trashigen Kunstgriffen versehen.
„Das Totenhaus der Lady Florence“ hingegen atmet den Geist einer klassischen Gespenstergeschichte, eingebettet im natürlichen Grauen eines verlassenen Hauses, versehen mit den wirkungsvollen, bewährten Gruselelementen. Dazu gesellt sich eine clever ausgetüftelte Auflösung …
Man kann sagen, in diesem Band findet sich für die verschiedensten Geschmäcker etwas. Die Illustrationen von Pat Hachfeld leben diese Unterschiede auch. Das Bild zu „Der Satan schickt die Höllenbrut“ orientiert sich noch etwas an dem Original von Lonati, welches wir auch auf dem Cover finden. Hachfelds Bild wirkt für meinen Geschmack sogar noch bedrohlicher und brutaler.
Als Einleitung zur Geschichte um das Haus von Lady Forence blicken wir hingegen auf die stilisierte Gruft der Dodgenkeems, versehen mit vielen Licht- und Schatteneffekten, die eine gewisse Ruhe vermitteln.
In dem jeweiligen Glossar am Ende jeder Geschichte kann man sich abschließend noch einmal die handelnden Personen der beiden Storys und deren jeweilige Schicksale vor Augen führen …
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