1) [Der Sternenbastard 3030
2) [Die Mascantin 3031
3) [Der Hyperschock 3035
4) [Planet der Mythen 3058
5) [Havarie auf Hayok 3263
6) Das Blut der Veronis
Die 2. Staffel:
7) [Der Gesang der Motana 3627
8) [Sonderkommando Kantiran 3639
9) [Tau Carama 3656
10) [Überfahrt nach Curhafe 3664
11) [Entscheidung in Vhalaum 3682
12) [Die Femesängerin 3699
_Story_
Atlan und Perry Rhodan sind im Sternenozean von Jamondi verschollen und landen dank der ausbleibenden Unterstützung der Superintelligenz ES auf einem abgelegenen Wüstenplaneten, der von der Tyrannei des brutalen Minenbesitzers Rhapid-Kybb-Karter gezeichnet ist. Unter Einsatz seines Lebens opfert das Volk der Mutaner hier willenlos und Tag für Tag seine Kräfte für den Herrscher, und dies lediglich zu dem Zwecke, die Schaumopal-Vorräte des Planeten schnellstmöglich auszuschöpfen.
Auch Perry und Atlan geraten in die Gefangenschaft des kompromisslosen Existenzschinders und müssen sich dem Schicksal in den Schaumopal-Abbaustätten beugen. Alsbald wehrt sich Atlan jedoch gegen die Quotenforderungen, die Kybb-Karter von seinen Bergarbeitern verlangt, und wird hierfür hart bestraft. Dennoch ist der Wille, möglichst schnell einen Fluchtweg vorzubereiten, ungebrochen und macht den Arkoniden trotz ständiger Beobachtung der strengen Aufseherin erfinderisch und mutig. Als dann jedoch ein Teil des Bergwerks einstürzt und zahlreiche Arbeiter unter sich begräbt, verlieren die Flüchtigen jede Hoffnung. Rhodan glaubt sogar, sein Freund und Wegbegleiter an die Ruine oder aber an die schemenhaften Veronis verloren zu haben …
_Persönlicher Eindruck_
Während die ersten Folgen des neuen Mammut-Hörspiel-Zyklus „Sternenozean“ noch mehr oder minder ein gewisses Vorwissen vom Zuhörer verlangten und einander im Wesentlichen doch sehr stark bedingten, zeichnet sich die sechste Episode der Reihen nun als erstes weitestgehend unabhängiges Werk im Rahmen der Serie ab. Dieses Mal hat es den Titelhelden in den Jamondi-Sternenozean verschlagen, einem bislang kaum ergründeten Teil der Galaxis, dessen größter Schatz das übermäßig hohe Schaumopal-Aufkommen ist. Bevor Rhodan und Atlan sich jedoch auf das Landschaftsbild der Planeten, auf dem sie unverhofft landen, einstellen und die Rohstoffvorkommen bewundern können, geraten sie in einen Hinterhalt und werden fortan als Sklaven zur Schaumopalernte herangezogen. Unterdessen erfahren sie auch immer mehr über die Existenz der Veronis, deren Dasein die Mutaner ebenso beunruhigt wie die beiden Helden. Als sich die Dinge schließlich überschlagen und die Flucht zum mittelschweren Desaster wird, wissen Atlan und Perry auch, warum dem so ist.
Die nunmehr sechste Episode des „Sternenozean“-Zyklus erweist sich inhaltlich sicherlich als der gradlinigste Vertreter seiner Zunft. Die Story wird zügig vorangetrieben, die Geschichte selber bietet trotz der verhältnismäßigen Armut an überraschenden Wendepunkten genügend Substanz für einen kontinuierlichen Spannungsaufbau. Das Setting ist hingegen ein altbekanntes; Rhodan und seine Gefährte landen in einer sadistischen Gefängnislandschaft und erleben in direkter Nähe die schreckliche Gewaltbereitschaft der Wärter, die jeden einzelnen umbringen, der die erforderliche Tagesquote beim Abbau des Schaumopals nicht erfüllt. Derartiges fand man zuletzt noch in der ersten Trilogie der neuen Atlan-Romanreihe und darüber hinaus in zahlreichen Heftromanen des wohl berühmtesten Weltraumabenteurers der Literaturwelt.
Allerdings ist die Aufarbeitung des Stoffes maßgeblich, und die wiederum ist in „Das Blut der Veronis“ in weitestem Sinne vorzüglich. Das Hörspiel ist dynamisch und temporeich und zu guter Letzt auch noch mit der passenden, beklemmenden Atmosphäre ausgestattet. Lediglich die Entwicklung der Charaktere ist für Rhodan-Verhältnisse ein wenig ungewöhnlich, gerade was seinen Sidekick Atlan betrifft, der hier gleich mehrfach unbedacht handelt und somit seinen üblichen Maximen des Öfteren widerspricht. Fast schon kindlich stellt er sich gegen den Tyrannen und muss für sein naives Heißspornverhalten einen schwerwiegenden Tribut zahlen. Dies gleicht der Titelgeber, gesprochen von einem souveränen Volker Lichtenbrink, zwar wieder durch seine ruhige Natur und Ausstrahlung aus, jedoch will der Auftritt des Arkoniden nicht ganz mit dem ursprünglichen Erscheinungsbild Atlans harmonieren.
Davon abgesehen sind weder inhaltliche noch Defizite in Aufarbeitung und Umsetzung festzumachen; „Das Blut der Veronis“ ist bezogen auf Struktur, Spannung und Story vielleicht das beste bisherige Hörspiel aus der neu gestarteten Serie. Außerdem bietet es auch Neueinsteigern die Chance, sich in den Kosmos Rhodans hineinzuarbeiten. Episode Nr. 6 ist nämlich recht unabhängig und erfordert keine ausgeprägten Kenntnisse zu Figuren und Background. In diesem Sinne: Ein dickes Lob für Lichtenbrink und Co., die hier definitiv ganze Arbeit geleistet haben!
_Besetzung:_
Erzähler: Joachim Höppner
Perry Rhodan: Volker Lechtenbrink
Atlan: Volker Brandt
Jadyel: Andreas Fröhlich
Gorlin: Peter Groeger
Rhapid-Kybb-Karter: Jürgen Thormann
Aicha: Regina Lemnitz
Fahrdin: Andreas Bisowski
In weiteren Rollen: Antje von der Ahe, Christian Sander, Hochmeisterchor Berlin
Regie, Musik, Ton und Programmierung: Christian Hagitte und Simon Bertling
Schnitt, Sounddesign und Special FX: Sonja Harth
Regieassistentin: Cornelia Schilling
Produktionsassistentin: Katalin Hartke
Produktion: STIL im Auftrag von Lübbe Audio
Executive Producer: Marc Sieper
Die Musik wurde exklusiv für die Perry-Rhodan-Hörspiele komponiert und vom Berliner Filmorchester unter der Leitung von Christian Hagitte live eingespielt. Die elektronischen Klänge und Effekte wurden speziell für die Hörspiele vom STIL-Team durch den Einsatz von Computertechnik generiert.
Even Longer / Erzähler: Oliver Kalkofe
Very Long: Bastian Pastewka
Earl of Cockwood: Thomas Fritsch
Dieter Dubinsky: Olli Dittrich
Butler Hatler: Christoph Maria Herbst
Miss Pennymarket: Tanja Wenzel
Doris Dubinsky: Anke Engelke
Sir John: Wolfgang Völz
Dr. Brinkman: Oliver Welke
Smeerlap: Lars Rudolph
Miss Drycunt: Eva Ebner / Ingeborg Lapsin
Rather Short: Thomas Heinze
Fritti: Daniel Steiner
Pommi: André Meyer
_Story_
London graut es vor der nächsten Attacke des gefürchteten neuen Serienkillers. Die Unterwelt erschaudert seit geraumer Zeit vor dem Wixxer, einem skrupellosen Unbekannten, dessen Spezialität der Mord an Schwerverbrechern und zweifelhaften Subjekten ist. Im aktuellen Fall begeht der Killer jedoch einen großen Fehler; er mordet vor den Augen eines ostdeutschen Ehepaars und kann sein Antlitz nicht länger vor der Öffentlichkeit verbergen. Die Eheleute Dubinsky zahlen jedoch einen hohen Preis für die Beobachtung des Attentats auf den Mönch mit der Peitsche; die Hausdame Doris wird verschleppt und lässt den völlig orientierungslosen Dieter hilflos zurück.
Als Scotland Yard die Ermittlungen ein weiteres Mal startet, entsendet Sir John seine besten Männer, zum einen den tollpatschigen Very Long, zum anderen den rücksichtslosen Even Longer, der immer noch nicht über den Verlust seines vormaligen Kollegen Rather Short hinweggekommen ist. Ihr Weg führt zunächst nach Blackwhite Castle, zum Anwesen des anrüchigen Earl Of Cockwood, der in diesem mysteriösen Gemäuer seine Mopszucht vorantreibt, insgeheim aber seine Brötchen mit dem illegalen Handel mit Girlgroups verdient. Allerdings scheint der Adlige eine weiße Weste zu haben und selbst vom Wixxer bedroht zu werden. Als sich schließlich selbst legendäre Gauner wie der Frosch mit der Maske öffentlich gegen eine Zusammenarbeit mit dem gesuchten Serienkiller bekennen, droht die Situation zu eskalieren. Long und Longer stehen unter Zugzwang: Wer wird das nächste Opfer sein? Und welcher verruchte Misanthrop verbirgt sich tatsächlich hinter der Maske des Wixxers?
_Persönlicher Eindruck_
Wenn die Elite der deutschen TV-Comedy zusammentrifft und sich an geschichtsträchtiges Material heran begibt, darf die wachsende Fangemeinde wahrlich Großes erwarten! Dementsprechend war es auch kaum verwunderlich, dass der erste Teil der Edgar-Wallace-Parodie „Der Wixxer“ auch über die Landesgrenzen hinaus ein großer Erfolg war und mit noch größeren Albereien den Produktionen von Michael Herbig gehörige Konkurrenz machte. Nun treiben Kalkofe und Co. auch im Hörspielsektor als Long und Longer ihr Unwesen und bringen mit der leicht gekürzten Audio-Fassung des Stücks ein zweites Mal die Lachmuskeln in Wallung. Und siehe da, die Umsetzung ist keinen Deut schwächer als die cineastische Fassung, was schlicht und einfach daran liegt, dass „Der Wixxer“ vermehrt auf seine Dialoge und nicht so sehr auf Szenen- und Situationskomik ausgelegt ist. Humor ist schließlich auch nur dann schön, wenn er gleichzeitig anstößig und intelligent ist!
Die Story ist dabei ein echter Kracher und gleichsam eine unrespektable Aufarbeitung des Werkes von Edgar Wallace. Regisseur Tobi Baumann lässt unzählige Zitate der alten Krimi-Klassiker in parodierter Form neu aufleben, erschöpft einen Großteil des humoristischen Potenzials, welches die legendären Streifen und Bücher einst aufboten und schafft es dabei dennoch, eine spannende Kriminal-Inszenierung zu erschaffen, die auch ohne den albernen Unterton prima funktionieren würde.
Andererseits lebt „Der Wixxer“ natürlich beinahe ausschließlich von den kaum mehr zählbaren Schenkelklopfern. Alleine schon das brutal komische Sammelsurium unterschiedlichster Antihelden mit solch zensurwürdigen Namen lässt den Comedy-Liebhaber zu Beginn aufhorchen. Long, Longer oder doch Short, hier wird mit sinnbildlich primitiven Mitteln aus dem Vollen geschöpft und erfolgreich adaptiert. Unterdessen wagen sich die Macher auch an einige zweifelhafte Themen heran; Christoph Maria Herbst als Hitler-Soundalike ist gewagt, aber sicher einer der Höhepunkte des Hörspiels, wohingegen die beiden ostdeutschen Gestrandeten eine echte Wucht sind, zumindest aber ein Fünftel der hiesigen Bevölkerung vor den Kopf stoßen. In diesem Sinne ist das Ganze durchaus mit den Kultwerken eines David Zucker vergleichbar; der Mann hinter Filmen wie „Die unglaubliche Reise in einem total verrückten Flugzeug“ und „Die nackte Kanone“ setzte ebenfalls auf versteckt intelligente Dialoge im Rahmen einer aberwitzigen, zunächst sinnentleert anmutenden Handlung und agierte derweil so effizient wie kaum ein anderer im internationalen Comedy-Mainstream. Und auf seinen Werken fußen indirekt auch die Schandtaten der merkwürdigen Detektive Pastewka und Kalkofe, die netten Seitenhiebe in Richtung Medien, Klatschpresse, Trends und Hyes sowie die kluge, einerseits alberne, andererseits aber dann doch überraschend spannende Story.
Das Hörspiel steht dem Filmvergnügen daher auch abgesehen von der fehlenden Videospur in nichts nach; die Atmosphäre der Leinwand-Parodie stellt sich ohne langes Hadern ein, der Witz ist auch ohne die vertrauenswürdigen Gesichter der deutschen Genre-Elite unschlagbar und die auditive Umsetzung an sich macht nicht weniger Spaß als die cineastische Fassung. „Der Wixxer“ ist ein astreines Beispiel dafür, dass Hörspiele und Kinostreifen durchaus auf einem Level agieren können! So vergnügt und originell ist Humor in diesem Bereich selten adaptiert worden.
Folge 1: [„Der dritte Sohn“ 2978
Folge 2: [„Im Reich der Spinne“ 3055
Folge 3: [„Der Wächter im Dunkel“ 3082
Folge 4: [„Im Zeichen des Panthers“ 4458
_Story_
Nach dem Verlust von Zaknafein, der sich letztendlich doch zugunsten seines Sohnes Drizzt geopfert hat, entflieht der berüchtigte Dunkelelf der Unterwelt endgültig und ertastet mit seinem Panther Guenhwyvar zum ersten Mal die Oberfläche, die Welt der Menschen. Seine ersten Begegnungen dort sind aber alles andere als freundlich; in der Welt des Lichts gerät er mit einigen bösartigen Gnollen aneinander und schützt durch seinen unermüdlichen Einsatz unwissend eine Bauernfamilie vor deren hinterhältigem Angriff. Allerdings wurden die Gnolle von den mächtigen Bargest entsandt, die wiederum Rache schwören und Drizzt zu ihrem neuen Feindbild erklären.
Unterdessen ist der Dunkelelf trotz seiner Rettungsaktion kein gerne gesehener Gast im Reich der Menschen. Die Bevölkerung an der Oberfläche traut dem seltsamen Neuling nicht und jagt ihn alsbald. Der flinke Roddy McGristle veranstaltet eine regelrechte Hetzjagd auf den unsicheren Elfen und macht ihn schließlich auch für den Tod seines geliebten Hundes verantwortlich. Eine weitere List der Bargest resultiert schließlich im Tod der Familie, die Drizzt als einzige unterstützt hat. Erwartungsgemäß wird der Vertreter des Hauses Do’Urden verdächtigt und verfolgt. Doch die Bauern lassen sich nicht länger täuschen und entdecken schließlich die wahren Intentionen des Dunkelelfen. Sie schenken ihm die Freiheit und entlassen ihn in sein eigentliches Abenteuer, das Leben als Waldläufer …
_Persönlicher Eindruck_
Auch im fünften Teil der Fantasy-Reihe von R. A. Salvatore kommt die populäre Titelfigur nicht zur Ruhe. Nach all den Intrigen und brutalen Ränken in der Unterwelt schöpft er Kraft und Hoffnung aus seiner Flucht in die Welt des Lichts, erfährt jedoch sehr bald, dass die Menschen von Maldobar über ähnlich unliebsame Eigenschaften verfügen. Als Sonderling wird er nicht akzeptiert und trotz seiner hehren Handlungen als Sündenbock abgestempelt. Die konservative Welt von Maldobar folgt ihren eigenen Gesetzen und einer strengen Hierarchie, an deren Spitze der raffinierte Roddy McGristle steht. Sein Einfluss täuscht die naiven Bauern ein ums andere Mal und rückt den Dunkelelfen immer deutlicher ins Abseits. Drizzt jedoch bleibt standhaft und durchschaut das fiese Spiel, das die feindlichen Bargest und der heimliche Anführer des Bauernvolks mit ihm treiben. Allen Androhungen zum Trotz kämpft er für die bedrohten Bauern und zeigt seine Ehrbarkeit, bis sein Durchsetzungsvermögen schließlich die Früchte der Ernte trägt und seine einmalige Position ihm zunutze wird.
Die Geschichte ist erneut sehr spannend, folgt jedoch einem bereits hinlänglich bekannten Leitmotiv. Erneut fehlt es dem Protagonisten an Akzeptanz und Zugehörigkeit; er verspricht sich von seinem neuen Leben eine liebevollere Zukunft und möchte in der Abgeschiedenheit der Wälder nach dem jahrelangen Konflikt mit seiner Herkunftsfamilie endgültig zur Ruhe kommen. Doch letztendlich kommt er lediglich vom Regen in die Traufe. Die Welt oberhalb seiner verruchten Heimat bietet ihm alles andere als die erhoffte Freiheit; Zwiste und Intrigen sind auch hier an der Tagesordnung, und darüber hinaus macht er erneut Bekanntschaft mit einem ungleichen Machtgefüge, welches er in leicht abgeschwächter Form schon in den Kreisen der Drow erleben durfte. Dennoch ist das Szenario ein gänzlich Neues; die Boshaftigkeit der Menschen begründet sich nicht einzig und alleine auf tiefstem Hass, ihnen geht es vornehmlich um den Erhalt ihrer Gemeinschaft und der Verteidigung ihrer Liebsten, nicht jedoch um den Machtausbau und gänzlich unmoralische Ziele. Dennoch, ihre konservative Einstellung lässt keine Freiheit für Offenheit gegenüber neuen Völkern, wie der Titelheld bei seiner Ankunft schmerzlich erfährt. Auch wenn sich die vermeintlichen Gegner nun verlagert haben – die grundlegende Struktur bleibt dieselbe. Drizzt kämpft gegen die natürlichen Ungerechtigkeiten seiner direkten Umgebung, dies aber in einem äußerst bravourösen, vorzeigbaren Setting.
Die Geschichte neigt sich im fünften Teil einem neuen Höhepunkt zu; das Szenario wechselt die Rahmenbedingungen und den Schauplatz, bleibt aber ähnlich spannend und rasant wie die vier bisherigen Folgen der Serie. Allerdings weht in „In Acht und Bann“ ein frischer Wind, bewirkt durch gänzlich neue Figuren und eine nicht ganz so finstere Handlung. In Sachen Spannung tritt der Hörer aber daher keinesfalls zu kurz; es geht erneut Schlag auf Schlag und mit reichlich Action voran, wobei auch am Tempo nicht gespart wird. Begünstigt durch die starken Effekte und die superbe musikalische Untermalung entwickelt sich das Ganze wiederholt zum regelrechten Spektakel im Rahmen eines opulenten Bombast-Sounds und dazu mit euphorischen Mitwirkenden. Ergo: „Die Saga vom Dunkelelf 5 – In Acht und Bann“ ist eine sehr starke Fortsetzung einer ohnehin schon über alle Zweifel erhabenen Reihe!
_Besetzung:_
Drizzt Do’Urden: Tobias Meister
Tephanis: Robert Missler
Bartholomäus Distelwolle: Karl Straub
Connor Distelwolle: Jonas Zumdohme
Liam Distelwolle: Caspar v. Hollander
Taube Falkenhand: Maren Garn
Kellendil: Stefan Brentle
Kempfana: Uwe Hügle
Montolio DeBrouchee: Günter Kütemeyer
König Graul: Helmut Gentsch
Roddy McGristle: Wolf Frass
Bürgermeister Delmo: Günter Merlau, Sen.
Mutter Distelwolle: Heidi Straub
Eleni Distelwolle: Gwenyth Dimonye
Fret Felsenschmetterer: Kurt Glockzin
Ulgulu: Konrad Halver
Nathak: Kurt Glockzin
Runan: Martin Schleiß
Ornok: Peter Woy
in weiteren Rollen: Günter Merlau, Udo Baumhögger, Frederik Bolte, Jens Pfeifer
Drehbuch: Oliver Elias, Günter Merlau nach einer Geschichte von R. A. Salvatore
Regie & Produktion: Günter Merlau Produktionsassistenz: Udo Baumhögger Lektorat, Disposition, Regieassistenz: Patricia Nigiani
Sounddesign: Udo Baumbögger, Günter Merlau
Musik: Günter Merlau / BMG
Layout & Gestaltung: Oliver Graute
Coverillustrationen: Tim Seeley / Blond
Innenillustrationen: William O’Conner
1989 im russischen Uralgebirge. Der britische Spion wurde durch ein Dimensionstor in eine andere Welt gestoßen. Während in seiner Welt die Vampire versuchen, erneut auf der Erde Fuß zu fassen, erforschen Simmons, seine telepathische Gefährtin Zak und sein Verfolger Karl die fremde Welt, aus der die Vampire stammen. Steile Felstürme mit mächtigen Festungsanlagen, eine Sonnen- und eine Sternseite, Krieger auf Drachenschwingen greifen an. Aus den Schatten versuchen die Fangarme der Wamphyri nach den Eindringlingen zu haschen. Ist ein Überleben unter diesen Bedingungen möglich?
_Der Autor_
Brian Lumley wurde 1937 in England geboren. 1981 beendete er mit 44 Jahren seine Militärkarriere. Seither arbeitet er als freier Schriftsteller. Seine ersten Veröffentlichungen standen ganz unter dem Einfluss von H. P. Lovecrafts |Cthulhu|-Mythos. 1986 schuf Brian Lumley mit seiner Vampir-Saga „Necroscope“ eine der erfolgreichsten Horror-Serien der Welt.
Alleine in den USA haben sich seine Bücher weit über zwei Millionen Mal verkauft. So wie Brian Lumley den Vampir darstellt, hat es noch kein Autor zuvor gewagt. Mittlerweile hat Brian Lumley mehr als 50 Bücher veröffentlicht und schreibt fleißig weiter. Er und seine Frau Barbara Ann leben in Devon im südwestlichen England. (Verlagsinfo)
Band 1: [Erwachen 779
Band 2: [Vampirblut 843
Band 3: [Kreaturen der Nacht 2371
Band 4: [Untot 2963
Band 5: [Totenwache 3000
Band 6: [Das Dämonentor 4368
Band 7: Blutlust
Band 8: Höllenbrut
_Der Sprecher_
Lutz Riedel ist ein hochkarätiger Synchron-Regisseur und die deutsche Stimmbandvertretung von „James Bond“ Timothy Dalton. Er war auch „Jan Tenner“ in der gleichnamigen Hörspielserie. Ich schätze besonders seine Interpretation von H. P. Lovecrafts Schauergeschichten wie etwa [„Das Ding auf der Schwelle“. 589 Er zeigt hier seine herausragenden Sprecher-Qualitäten, die den Hörer mit schauriger Gänsehaut verzaubern.
Der Berliner Schauspieler hat u. a. Timothy Dalton (James Bond) und Richard Hatch (Kampfstern Galactica) synchronisiert. Auch Richard Gere, Samuel L. Jackson und Christopher Walken hat er schon gesprochen. Lutz Riedel ist mit seiner Kollegin Marianne Groß verheiratet.
Riedel liest einen von Frank Festa bearbeiteten und gekürzten Text. Für Regie, Produktion und Dramaturgie zeichnet Lars Peter Lueg verantwortlich, für Schnitt, Musik und Tontechnik Andy Matern.
_Der Regisseur Lars Peter Lueg_
Der Verlag in eigenen Worten: „Nach 10 erfolgreichen Jahren in der Musik- und Medienbranche als Musikproduzent, Künstlermanager, Leiter von Multimediaprojekten und Tontechniker in verschiedenen Tonstudios war es an der Zeit die vorhandenen Kontakte und Erfahrungen zu nutzen, um eine vollkommen neue und andersartige Firma zu gründen.
Ein kompetentes Netzwerk von ca. 20 spezialisierten Unternehmen lässt LPL sehr effektiv und unabhängig arbeiten. Durch eine Passion für Filme, (Hör)Bücher und (Hör)Spiele, die sich dem Thema Horror verschrieben haben, sind Lars Peter Lueg und seine Partner mit viel Herzblut dabei. LPL stellt ausschließlich Produkte her, hinter denen der Verlagsleiter auch zu 100 % steht.“
_Der Komponist_
Andy Matern wurde 1974 in Tirschenreuth, Bayern geboren. Nach seiner klassischen Klavier-Ausbildung arbeitete er einige Jahre als DJ in Clubs. Seit 1996 ist er als freiberuflicher Keyboarder, Produzent, Remixer, Songwriter und Arrangeur tätig. Er kann trotz seiner jungen Jahre bereits mehr als 120 kommerzielle CD-Veröffentlichungen vorweisen. Darunter finden sich nationale und internationale Chart-Platzierungen mit diversen Gold- und Platin-Auszeichnungen.
Bereits Andy Materns erste Hörbuch-Rhythmen erreichten schnell Kultstatus bei den Fans und der Fachpresse. Durch seine musikalische Mitarbeit wurde [„Der Cthulhu-Mythos“ 524 zum besten Hörbuch des Jahres gewählt (Deutscher Phantastik Preis 2003). Seine Arbeit zum Hörbuch „Illuminati“ erreichte 2007 zweifachen Platinstatus. Andy Matern lebt und arbeitet in München. (Verlagsinfos)
_Vorgeschichte (Necroscope 6)_
Michael „Jazz“ Simmons ist ein britischer Spion, der es bis ganz tief ins Herzland der Sowjetunion geschafft hat. Mit Hilfe von ein paar ukrainischen Dissidenten, die sich als Pelztierjäger und Fischer im Ural durchschlagen, ist es ihm gelungen, bis auf den Pass zu gelangen, der in die radioaktiv strahlende Schlucht hinunterführt, in der das ominöse Perchorsk-Institut liegt. Es verbirgt sich seit rund fünf Jahren hier, hineingebaut in den Untergrund, und ein Staudamm versorgt es mit Elektrizität. Doch zu welchem Zweck? Kam von hier wirklich jenes Objekt, das die Amerikaner über der Hudson Bay abschossen?
Leider ist auch Simmons‘ Glückssträhne zu Ende. Den ersten Angreifer kann er zwar noch erwischen, doch der zweite ist zu schnell. Und die Annäherung des dritten bekommt er schon gar nicht mehr mit. Wochen später, tief unten im Perchorsk-Institut. Jazz erwähnt die Monster, die von hier kämen. Sicherheitschef Tschingis Kuf entgegnet: Nein, sie kommen von einer anderen Welt! Er führt ihn ins verbotene, abgeschottete und schwer bewachte Innerste des Perchorsk-Instituts. Hier unten muss eine Kernschmelze oder dergleichen stattgefunden haben. Der Fels ist nämlich zu Magma erstarrt. Hier entwickelte ein genialer Kernphysiker einen Energieschirm gegen aus den USA anfliegende Raketen. Doch der Test ging schief und erzeugte ein Dimensionstor in einer andere Welt. Das Tor liegt in der schwer bewachten Lichtkugel, die Kuf Simmons zeigt.
Woher man denn wisse, dass es sich um ein Tor handle? Ganz einfach, meint Kuf, etwas ist durchgekommen. Und zwar nicht ein- oder zweimal, sondern fünfmal in drei Jahren. Von vier „Begegnungen“ bekommt Simmons Filme gezeigt, doch einen „Besucher“ bekommt er live zu sehen. In einem Glaskäfig schlängelt und windet sich ein schwarzes Ding, das Formen von irdischen Wesen wie Wolf, Fledermaus usw. nachahmen kann. Und es ernährt sich ausschließlich von blutigen Fleischabfällen. Nach dem zu urteilen, was der Krieger, der fünfte Besucher, geschrien hat, steht es in Zusammenhang mit den „Wamphyri“. Ist es ein Vampir? Der Verdacht liegt nahe.
Was soll Tschingis Kuf nur mit seinem britischen Gast anfangen? Er verfällt auf eine hübsche Methode, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Mr. Simmons wird eine Reise ohne Rückfahrschein antreten. Jazz bleibt keinerlei Wahl, als ihm Kufs baumstarker Gorilla Karl Vjotsky einen Rucksack mit Camping-Ausrüstung auf den Rücken packt. Natürlich will er wissen, wohin die Reise gehen soll. Dreimal darf er raten …
_Handlung_
Jazz Simmons marschiert unter einer sengenden Sonne, die sich ungewöhnlich langsam bewegt, auf eine Bergkette zu. Er befindet sich immer innerhalb der Sphäre, als Karl Vjotsky ihn einholt, und zwar auf einem Motorrad. Doch als Karl und Jazz aufeinander feuern, bewegen sich ihre Waffen sehr ungewöhnlich, und damit hat Karl nicht gerechnet. Er wird vom Motorrad geworfen, das sich Jazz sofort schnappt und davonrast.
Nach wenigen Minuten gelangt er an den Rand der Sphäre und betritt die eigentlich Anderwelt. Leider hat Jazz nicht mit dem Höhenunterschied an der Schwelle gerechnet. Der Sturz verbeult das Vorderrad und weil das Bike kein Werkzeug an Bord hat, muss Jazz es aufgeben und zu Fuß weitergehen. Auch sein Walkie-Talkie ist nach einem Kommunikationsversuch nichts mehr wert, und er wirft es weg.
Karl hat ein wenig mehr Glück. Er kann das Bike mit seinem Werkzeug reparieren, und mit seinem Walkie-Talkie erhält er sogar Empfang mit einem weiteren Menschen, der aus seiner eigenen Welt kommt. Es ist Zekyntha Föner, genannt Zek, eine Telepathin des russischen E-Dezernats, die man hierher verbannt hat. Wie es ihr wohl geht, kann Karl nicht herausfinden, denn die Verbindung reißt ab. Karl fährt auf Jazz‘ Spur, bis er an einen Wall gelangt und südwärts muss. Die Landschaft ist karg und von felsigen, kahlen Bergen beherrscht. Da erspäht er etwas, das sich von den Felsen erhebt und auf ihn zufliegt. Er kennt dieses Vieh von den diversen Begegnungen am Dimensionstor. Es ist ein Riesendrache, und ein Reiter lenkt das Flugwesen genau auf Karl zu …
|Die Nomaden|
In der Nähe einer Bergfestung, die einen Pass über den zentralen Gebirgszug bewacht, stößt auch Jazz auf Zek Föner. Sie hat einen großen Wolf bei sich, der ihr aufs telepathische Wort gehorcht. Zek erklärt dem Neuankömmling ein paar Dinge über diese Welt, gesteht aber auch, dass sie gerade in der Tinte sitzt. Ihr Beschützer und der Nomade, mit denen sie lebt, ein gewisser Lardis, ist auf eine Expedition aufgebrochen, und nun will dessen zweiter Mann, ein gewisser Arlek, Zek an einen der Wamphyri-Fürsten verkaufen, die über das Land herrschen und mit ihren teuflischen Kräften jeden Unbewaffneten in einen zombiehaften Untergebenen verwandeln.
Kaum gesagt, sind die beiden auch schon von Arleks Leuten umzingelt und bedrohen sie mit Armbrüsten. Jazz muss seine Waffen abgeben und wird niedergeschlagen. Als er wieder erwacht, ist er gefesselt. Später trifft ein Unterhändler Arleks ein, mit einer Botschaft des Wamphyri-Lords Saitis. Saitis wisse bereits vom Eintreffen Michael Simmons‘ in dieser Welt. Aber woher? Diese Frage klärt sich gleich darauf, als Zeks Walkietalkie zum Leben erwacht. Es ist Karl Vjotsky. Er wurde von Lord Saitis‘ Krieger gefangen genommen. Gleich darauf ist Saitis selbst zu hören. Arlek verlangt im Austausch für die beiden „Magier“ – er meint Zek und Jazz -, künftig von Saitis in Ruhe gelassen zu werden. Saitis ist einverstanden, kann aber nicht für die zwanzig anderen Wamphyri-Lords sprechen. Und er will auch die Waffen des Eindringlings. Arlek ist einverstanden.
Es dauert nicht lange, und drei Gestalten tauchen in der Nacht auf, um sich Zek und Jazz zu nähern, die Arlek als Beute für Saitis zurückgelassen hat. Die drei sind Saitis selbst sowie zwei seiner furchterregenden Krieger. Jazz erinnert sich an ein Video, das ihm Kuf gezeigt hat. Ein solcher Krieger brach einmal durch das Dimensionstor, und die Wächter hatte erheblich Mühe, ihn zur Strecke zu bringen. Die drei nähern sich vorsichtig und kreisen ihre Beute ein.
Zeks Wolf gelingt es, Jazz‘ Fesseln durchzubeißen, so dass er gleich darauf Zek befreien kann. Jetzt muss er nur noch an seine Maschinenpistole gelangen. Und schon bald wird die Sonne aufgehen. Doch da ist auch schon einer der Krieger heran und bedroht Jazz mit seinem klingenstarrenden Kampfhandschuh. Vielleicht sollte Jazz doch lieber auf die Sonne warten …
_Mein Eindruck_
Bislang bewegte sich der neue Unterzyklus um Michael Simmons auf dem relativ festen Boden der sattsam bekannten Spionageromane und Agenten-Action. Mit dem Einführen der Sphäre und dem Dimensionstor betrat die Geschichte das Terrain der Science-Fiction, mit dem schwarzen Wamphyrwesen in Perchorsk das des Horrors. Nun kommt jedoch noch ein weiteres Genre hinzu: Fantasy.
Denn wofür sonst sollen wir die Wamphyr-Fürsten sonst halten als für Kollegen jedes Unterweltherrschers, der je die Seiten von Conan-Geschichten, des walisischen Mabinogion oder des „Herrn der Ringe“ zierte? Der Herr von Annwn, der walisischen Unterwelt, kann kaum grausamer sein als Lord Saitis, erzeugt er doch selbst mit einem schwarzen Kessel eine Armee von Zombiekriegern – man schlage in Lloyd Alexanders TARAN-Zyklus nach. Lord Saitis erschafft aus normalen Menschen durch Infektion mit seinem Wamphyr-Parasiten entsprechende Zombiekreaturen. All dies erklärt die Telepathin Zekyntha ihrem neuen Lover Jazz Simmons in allen Einzelheiten.
Saitis und seinesgleichen reiten nicht auf Motorrädern, sondern selbstredend auf Drachen. Sie bewegen sich von Festung zu Festung, als wären sie Nazgûl auf der Pirsch. Aber anders als die Neun sind sie untereinander zerstritten und neiden einander das Territorium und die Untergebenen. Zu diesen zählen hünenhafte Krieger, aber auch Höhlenbewohner und andere unterlegene Wesen.
Kein Wunder, dass sie auch an Magie glauben. So bezeichnen sie Telepathie und andere Künste wie etwa das Weissagen. Das Einzige, was sie vereint, ist der Hass auf einen Eindringling, den Zek als den „Herrn des westlichen Gartens“ bezeichnet. Wie es scheint, steht dieser mysteriöse Mann in Verbindung mit Berlin in der DDR (man schreibt das Jahr 1989). Das bedeutet wohl, dass es noch ein Dimensionstor auf dieser Welt geben muss …
|Action|
Nach dem anfänglichen Kampf gegen Karl Vjotsky sieht sich Michael Simmons etwa zur Halbzeit den oben genannten drei Wamphyri-Gestalten gegenüber. Diese Art von Action durchzieht erfreulicherweise die ganze Geschichte, wobei es wie zu erwarten am Schluss zu einer dramatischen Zuspitzung der Lage unserer beiden Helden Zek und Jazz kommt. Nur durch eine überraschende Wendung gelingt es ihn, mit heiler Haut davonzukommen. Wie es zu dieser Wendung kommt, macht den Leser bzw. Hörer gespannt auf die Fortsetzung (s. u.).
Die Action kann aber auch nur ein simpler Sparringkampf sein. Jazz hat offenbar im Verlauf seiner Agentenausbildung auch einige Trainingsstunden in Kampfsport investiert, doch leider wird uns nicht verraten, in welcher Disziplin. Da er Handkantenschläge einsetzt, tippe ich mal auf Karate, denn sie kommen in verteidungsorientierten Disziplinen wie Aikido und Jiu-Jitsu nicht vor.
|L’amour|
Weibliche Leser und Hörer kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Es wird sie freuen zu erfahren, dass Zekyntha nicht nur eine amouröse Beziehung zu Jazz anfängt, sondern auch des langen und breiten von ihrer Bekanntschaft mit der Wamphyri-Lady Karén erzählt. Dieser diente sie mit Hilfe ihrer Gedankenleserei, bei der sie herausfand, dass die männlichen Wamphyri-Lords ein Komplott gegen die Lady planen. Zum Dank ließ die Lady Zek wieder frei.
|Der Sprecher|
Lutz Riedel liefert wieder eine beachtliche Leistung ab. Er ruft, wenn es angebracht ist, dramatische Aktion oder Anspannung darzustellen. Flüstern deutet Geheimniskrämerei an. Doch als er die Sprechweise des autoritären Lord Saitis umzusetzen hat, muss Riedel seine tiefste und kräftigste Stimmlage hervorkramen, um sowohl Majestät als auch Unerbittlichkeit und Grausamkeit auszudrücken. Und dies nicht nur einmal, sondern mehrere Male. Das direkte Gegenteil dazu ist die Stimmlage Zeks, die ein klein wenig höher angesiedelt ist als die von Michael Simmons, der ganz „normal“ spricht.
Am Anfang der Handlung gilt es, einen Befehl so langsam auszusprechen, wie dies durch die Zeitdilatation im Dimensionstor verursacht wird. Da ruft Riedel ganz langsam – eine besondere Leistung, die eine gute Atemtechnik erfordert. Für einen geübten Sprecher wie Riedel allerdings ein Kinderspiel.
|Die Musik|
Geräusche gibt es keine, aber dafür eine gut abgemessene Menge an Musik. Diese ist nicht in den Hintergrund verbannt, sondern dient (außer als Intro und Extro) der Abgrenzung der einzelnen Kapitel wie auch deren Unterabschnitte. Diese Abschnitte sind aufgrund der nichtlinearen Erzählstruktur oftmals mit Rückblenden durchsetzt. Die Musik Andy Materns tritt sehr selten im Hintergrund in Erscheinung, höchstens als Übergang zur Pause.
In meinen Notizen habe ich überall das Auftreten von Pausenmusik eingetragen, und dabei stellt sich ein deutliches Muster heraus. Sobald eine Szene ihren Höhepunkt erreicht hat, wird sie oftmals abgebrochen, damit sie sich in der Vorstellung des Lesers bzw. Hörers fortspinnen lässt. Sofort setzt Musik ein, die diesen Vorgang auf emotionaler Ebene steuert und stützt. Auf einer geistigen Ebene tritt hier allerdings eine kleine Verschnaufpause ein …
Man sollte auch bedenken, dass wir es diesmal mit einer gekürzten Fassung zu tun haben. Statt der vorherigen sechs CDs sind es diesmal nur noch vier. Abgebrochene Szenen sind zwar mitunter sehr wirkungsvoll, aber wer weiß, was dabei alles verschwiegen wird.
_Unterm Strich_
Während mich die Grundstory in „Necroscope 6: Dämonentor“ stark an Lovecrafts „Berge des Wahnsinns“ erinnerte und entsprechend kalt ließ, so eröffnet das Dimensionstor nach dem Muster von „Stargate“ ein paar aufregende Möglichkeiten, einen ordentlichen Actionplot zu beginnen. Der Kampf mit dem Krieger aus der Anderwelt, eine Szene in „Dämonentor“, war schon mal ein guter Anfang. Die Action wird in Band 7 noch einmal ordentlich ausgebaut, ohne jedoch zu einem bestimmenden Element zu geraten. Ebenso wichtig ist es für Jazz, mehr über die Verhältnisse auf dieser Welt zu erfahren, auf der die Wamphyri eine dominierende Bedrohung darstellen.
Alles in allem gibt es hie und da gute Action, die in einem spannenden Finale gipfelt. Das bedeutet einen klaren Schnitt mit den vorangegangenen Bänden, was auch durch die zeitliche Kluft von acht Jahren ausgedrückt wird. Dass die Sowjetunion immer noch existiert, legt die Vermutung nahe, dass sich die Ereignisse vor dem Jahr 1989 abspielen, in dem das Buch erstmals veröffentlicht wurde. Damals begann der Untergang des Sowjetregimes und die Entstehung der heutigen GUS-Staaten. „Interessante Zeiten“ also, real wie auch fiktiv.
Der Sprecher Lutz Riedel stellt wieder einmal seine Engagiertheit für die Horrorliteratur unter Beweis, ebenso wie die Flexibilität seines Sprechorgans und seiner Darstellungskraft. Am Schluss wendet er sich direkt an den Hörer, um die Fortsetzung „Höllenbrut“ anzukündigen.
|300 Minuten auf 4 CDs
Aus dem Englischen übersetzt von Hans Gerwien|
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Folge 1: „Der dritte Sohn“
Folge 2: „Im Reich der Spinne“
Folge 3: „Der Wächter im Dunkel“
Story
Nach seiner Verbannung aus der Stadt der Tiefengnome setzt Drizzt seine Reise durch die Unterwelt fort. Doch auf der Flucht vor seiner rachsüchtigen, grausamen Mutter hat er Verstärkung bekommen. Belwar Dissengulp, der Höhlenvater der Tiefengnome, hat sich dem verhassten Sohn des Hauses Do’Urden angeschlossen und streift an der Seite des Dunkelelfen und seines Panthers Guenhwyvar durch die finstersten Regionen des unterirdischen Raumes. Auf ihrer Flucht durch die unergründeten Labyrinthe erlebt Drizzt dann eine herbe Überraschung; sein einstiger, längst totgeglaubter Mentor Zaknafein steht ihm plötzlich wieder Angesicht zu Angesicht gegenüber, dieses Mal jedoch verzaubert und fest entschlossen, den ausgesiedelten Dunkelelfen zu töten.
Im März dieses Jahres hatten die eingefleischten TKKG-Fans harte Zeiten durchzustehen. Erfinder und Ideengeber Rolf Kalmuczak alias Stefan Wolf erlag im Alter von 68 Jahren den Folgen einer langwierigen Krankheit und hinterließ damit das vielleicht größte Fundament der deutschen Hörspiel-Geschichte. Sowohl für den Verlag als auch für Stammregisseurin Heikedine Körting stand indes fest, dass damit nicht das Ende der populären Detektiv-Reihe besiegelt ist. Auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen wird es auch künftig neue Geschichten aus der Welt von TKKG geben, wenngleich die grundlegenden Themen stets im Rahmen des Wolf’schen Ideebereichs konstituiert bleiben.
Nachdem Lolly Winston das Leben einer jungen Witwe in [„Himmelblau und Rabenschwarz“ 1819 bereits auf tragikkomische Weise ergründet hat, legt Jonathan Tropper mit „Mein fast perfektes Leben“ nun quasi das männliche Gegenstück vor.
Doug Parkers Leben könnte eigentlich so glücklich sein: Seine Zeitungskolumne erfreut sich großer Beliebtheit, er wohnt in einem schönen Haus in einem schnuckeligen Vorort und seine Familie ist liebevoll und zufrieden. Bis eines Tages Dougs Ehefrau Hailey bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt. Für den bis dahin so glücklichen Doug, der eigentlichen kaum fassen konnte, wie er sich eine tolle Frau wie Hailey angeln konnte, bricht die Welt zusammen.
Auch ein Jahr nach dem Tod seiner Frau klammert Doug sich noch immer eisern an seine Trauer. Seine Kolumne befasst sich nun nicht mehr wie vor dem Unglück mit dem Leben und Treiben in Hollywood, sondern erläutert den „richtigen Umgang mit Witwern“. Mit seiner rührend-ironischen Art schildert Doug sein Witwerleben und eröffnet sich so ganz neue schriftstellerische Perspektiven. Er könnte eigentlich seinen Wunsch vom eigenen Buch wahrmachen, doch Doug hat Hemmungen, irgendetwas zu tun, das erst durch Haileys Tod möglich wird.
Aber nach einem Jahr wird irgendwann dann doch mal erwartet, dass man sich zurück ins Leben traut. Die Hausfrauen der Nachbarschaft bringen Doug nicht mehr abwechselnd ein warmes Mittagessen vorbei, nur noch die hübsche rothaarige Frau seines Freundes Dave Potter hält an dieser Tradition fest – und hat dabei noch etwas ganz anderes im Sinn.
Währenddessen häufen sich die Probleme mit Russ, Haileys pubertierendem Sohn aus erster Ehe. Dougs Vater verliert nach einem Schlaganfall langsam aber sicher den Verstand, während Dougs Zwillingsschwester Claire aus der Eintönigkeit ihres Ehelebens flieht und erst einmal bei Doug einzieht. Dougs Leben gerät damit mehr und mehr aus den Fugen. Trauer und Schmerz lassen sich einfach nicht mehr so hemmungslos ausleben, wenn rund um einen das Leben tobt. Doug hat es schon nicht leicht mit seiner Familie, aber zumindest versetzt die ihm endlich mal einen Tritt in die richtige Richtung …
|“Ich hatte eine Frau. Ihr Name war Hailey. Ich habe sie verloren. Und mich dazu.“| Wie ein Mantra gibt Doug diese Worte immer wieder von sich. Wie ein Schutzschild umgibt dieses Motto ihn, dient als Ausrede für jede gesellschaftliche Unpässlichkeit und als handfester Grund dafür, sich von der Welt abzuschotten. Doch so sehr der Verlust auch schmerzt, irgendwann kommt der Punkt, da kann Trauer keine Ausrede mehr dafür sein, warum man sich zurückzieht und seine wohlwollenden Mitmenschen unfair behandelt.
Dougs jüngere Schwester Deborah stellt ihn in dieser Beziehung auf eine harte Probe. Sie heiratet Dougs Freund Mike, den sie pikanterweise bei der Totenwache in Dougs Haus kennengelernt hat. Wäre Hailey nicht gestorben, hätten die beiden sich vielleicht nie getroffen. Doug hat ein schmerzhaftes Problem damit, dass eine neue Beziehung entsteht, später vielleicht auch Kinder geboren werden, nur weil Hailey gestorben ist. Solche Gedankengänge bestimmen sein Leben und sorgen dafür, dass er gut gemeinte Versuche, ihn ins Leben und die Normalität zurückzuholen, oft etwas schroff zurückweist.
Doug hat Angst, das Andenken an Hailey zu beschmutzen, wenn sein Leben nach einem Jahr Trauer jetzt allmählich mal wieder weitergehen soll, wenn er nach Hailey irgendetwas Neues anfängt, egal ob beruflich oder privat. Er versucht, sein Leben in dem Zustand einzufrieren, wie Hailey ihn verlassen hat, und schafft es so nicht einmal, ihre Wäsche in den Schrank zu hängen.
Ein schönes Mittel, Dougs tiefe Trauer und seine Hilflosigkeit gegenüber dem Leben und einer Rückkehr zum Alltag auszudrücken, sind seine Kolumnen, die Jonathan Tropper immer wieder in die Handlung einstreut. Ironisch, rührend und offenherzig plaudert Doug hier über die Probleme des Witwerdaseins. Jonathan Tropper beweist, wie schon andere vor ihm, dass das Thema Trauerbewältigung leichtfüßiger Unterhaltung nicht unbedingt im Wege steht. Er verknüpft Selbstironie und einen lockeren Erzählstil mit einer ernsten Thematik und vollbringt dabei einen Balanceakt. Mal rührend, mal komisch erzählt er eine Geschichte, die trotz des allgegenwärtigen Themas Tod vor Leben strotzt.
Die Zutaten sind stimmig und garantieren einen gewissen Unterhaltungswert. Ein selbstironischer, tragikkomischer Protagonist, eine schräge, aber sympathische Familie, in der jeder seine ganz eigenen Macken hat und sich so manche interessante Verwicklung ergibt, und ein Plot, der geradezu dazu einlädt, dass Hollywood sich irgendwann dieses Stoffs annimmt.
Es ist vor allem auch Jonathan Troppers Erzählstil, der die Würze dieser Komposition ausmacht. Er verknüpft Ernsthaftigkeit mit einer gewitzten Art, die zu keiner Zeit Gefahr läuft, das Ganze ins Lächerliche zu ziehen. Treffsicher entblättert er das Seelenleben seiner Protagonisten und macht sie so für den Leser/Hörer begreifbar. Er erzählt eine Geschichte, die immer wieder ihre rührenden Augenblicke hat, ohne dass er dabei ins Kitschige abzudriften droht. „Mein fast perfektes Leben“ wird dadurch zu einem wirklichen Genuss.
Natürlich läuft eine solche Geschichte am Ende immer Gefahr, in einem kitschigen Friede-Freude-Eierkuchen-Finale zu gipfeln. So ergeht es beispielsweise auch Lolly Winston mit „Himmelblau und Rabenschwarz“, die es am Ende dann doch etwas zu gut mit ihrer gebeutelten Hauptfigur meint. Auch bei Jonathan Tropper habe ich diesen Effekt befürchtet, doch zieht der Autor sich geschickt aus der Affäre. Er lässt am Ende einige Punkte offen. Man kann sich denken, wie sich die Geschichte weiterentwickelt, aber die Tatsache, dass Tropper zum Schluss doch nicht zum großangelegten Happy-End ansetzt, lässt der Fantasie angenehmen Spielraum.
Besonders lohnenswert ist „Mein fast perfektes Leben“ als Hörbuch. Als Sprecher wurde der Schauspieler Sebastian Blomberg verpflichtet, der eine wunderbar sympathische, warme und ruhige Erzählstimme hat. Wenn er die Facetten der unterschiedlichen Figuren auslotet, wirft er sein schauspielerisches Talent in die Waagschale und ist so trotz seiner eigentlichen sehr ruhigen und gleichmäßigen Erzählweise dazu in der Lage, die Geschichte wunderbar mit Leben zu füllen.
Bleibt unterm Strich also ein positiver Eindruck zurück. „Mein fast perfektes Leben“ ist ein schöner Unterhaltungsroman, der eine ernste Thematik mit viel Feingefühl und einer humorvollen Note rüberbringt. Da Tropper sich am Ende dann auch nicht zu überspitzt ins Friede-Freude-Eierkuchen-Ende stürzt, ist „Mein fast perfektes Leben“ eben auch noch etwas besser als „Himmelblau und Rabenschwarz“ von Lolly Winston. Freunde der leichtfüßigen Unterhaltungsliteratur können getrost zuschlagen und dürften an Jonathan Tropper ihre Freude haben.
wurde Kai Meyer dereinst von |Sat.1| betitelt, und an Einfällen scheint es dem umtriebigen Federschwinger beileibe nicht zu mangeln, betrachtet man seine muskulöse Bibliographie, die seit 1993 auf über 40 Romane herangewachsen ist, die zusätzlich Hörspiele, Hörbücher und zwei Drehbücher für zwei Filme enthält. Da ich hier nur einen unbefriedigend kleinen Ausschnitt aus Meyers Schaffen beleuchten könnte, lasse ich den Versuch hiermit vollends bleiben und widme mich stattdessen der „Vatikan-Verschwörung“, einer High-End-Hörspieladaption des Romans „Das Haus des Daedalus“.
_Kirchen, Kunst und Killerkardinäle._
Zumindest für die ersten beiden ist Rom bekannt, weshalb Kunstdetektiv Jupiter seinem Job dort in einer alten Kirche nachgeht. Er nutzt die Gelegenheit, um Coralina wiederzutreffen, und da sie keine 15 Jahre mehr alt ist, kann er sich endlich eingestehen, wie hübsch sie ist. Außerdem ist sie selbst zu einer erwachsenen Kennerin des Kunstgewerbes herangewachsen, wie Jupiter spätestens dann feststellen muss, als sie ihm in besagter Kirche einen fantastischen Fund offenbart: 16 Druckplatten, Grundlage für die morbiden „Carceri“-Motive des Künstlers Piranesi. Aber damit nicht genug: Coralina hat eine 17. Druckplatte gefunden, von deren Existenz die gesamte Kunstwelt keine Ahnung hat. Ehe Coralina damit auf illegale Weise ihre knappe Kasse füllen kann, wird sie zusammen mit Jupiter in einen Strudel des Geheimnisvollen gerissen:
Polizei und hohe Würdenträger der Kirche versperren den Zugang zur Kirche, in der Coralina die 16 Platten des Piranesi gefunden hat, aber ehe die beiden unauffällig von dannen ziehen können, fällt ihnen der Straßenkünstler Cristofero ins Auge: Der hockt nämlich seelenruhig auf der Straße und hat ein genaues Abbild der 17. Druckplatte angefertigt! Schnell versuchen sie den Straßenmaler in Sicherheit zu bringen, dumm nur, dass sie dabei vom zwielichtigen Kirchenmann Landini beobachtet wurden.
Ab diesem Zeitpunkt werden Jupiter und Coralina gejagt, entführt und gefoltert, sie dringen in das Herz des Vatikan vor, enthüllen dort interne Zerwürfnisse und schreckliche Geheimnisse, von denen das Geheimnis um die 17 Kupferplatten des Piranesi das beunruhigendste ist, wie sie bald am eigenen Leib erfahren müssen …
_Warum isset im Vatikan so schön?_
Das möchte man fragen, wenn einem der Rahmen der Story ins Auge hüpft. Geheimbünde, Geheimnisse, fiese Folterer im Namen der Kirche, Verschwörungen und Unerklärliches, das alles in den Mixer und gut durchgemanscht. Na, das hatten wir doch schon. Aber halt: Man darf dabei nicht vergessen, dass „Die Vatikan-Verschwörung“ bereits 2000 erschienen ist, unter dem Titel „Das Haus des Daedalus“! Meyer in diesem Zusammenhang Trittbrettfahrerei nachzusagen, wäre daher unfair und schlicht falsch; die große Welle startete in Deutschland erst 2003 mit Dan Browns „Illuminati“.
Ich allerdings habe die Story eben 2007 gehört, zugebombt und gemästet mit diesem Sujet, und das macht es mir verdammt schwer, einen objektiven Eindruck über „Die Vatikan-Verschwörung“ zu äußern. Angefangen hat es überaus atmosphärisch und spannend: Kunstdetektiv Jupiter, herrlich gesprochen von Andreas Fröhlich (u. A. Edward Norton und „Gollum“), führt den Hörer mit seiner angenehmen Stimme in die Story hinein, in der gleich zu Beginn subtile Anzeichen eine mysteriöse Stimmung erzeugen: So regt sich Jupiter darüber auf, dass in Rom nicht mehr alles dort zu sein scheint, wo es sein sollte, und löst mit diesem Eindruck auch bei eingefleischten Einheimischen unbehagliche Zustimmung aus …
Aber auch so entwickelt sich die Story dicht und mitreißend: Hintergrundinfos über Coralina und Jupiter fließen locker in den Spannungsaufbau ein, ohne ihn zu behindern. Als die Druckplatten von Piranesi entdeckt werden, gestaltet sich die Informationssuche der beiden Protagonisten als spannende Schnitzeljagd, die von Verfolgern geprägt ist, von Gefahren und zweifelhaften Verbündeten – schon zu Beginn zeichnet sich ab, dass es sich bei den Druckplatten nicht nur um ein unschätzbar wertvolles Kunstwerk handelt!
Und Meyer setzt der dichten Atmosphäre noch einen drauf: Zwischen den Szenen bollert immer wieder eine herrlich rumpelige Tonbandaufnahme aus den Boxen, auf der Unbekannte mit ängstlichen Stimmen eine Art Expeditionstagebuch führen. Dass die Luft immer schlechter wird, sagen sie, dass ihnen der Abstieg zunehmend körperliche Mühen bereitet und irgendwann übertönen überaus beunruhigende Geräusche die ängstlichen Rufe der Sprechenden … Und genau das fixt den Hörer an und unterstreicht, dass Jupiter und Coralina auf etwas sehr Unheimliches gestoßen sind.
_Flotte Fahrt zu fadem Finale._
Das Problem bei der Sache ist und bleibt allerdings, dass sich für den übersättigten Kirchenthrillerfreund so manche Enthüllung recht unspektakulär anfühlt. Die besagten Geheimbünde sind nichts Neues, und dass Vertreter der Mutter Kirche über Leichen gehen, um Geheimnisse zu bewahren, ist beileibe kein schockierendes Attentat auf das moderne Weltbild mehr. Trotzdem fiebert man mit den beiden Protagonisten mit, denn wer Freund ist und wer Feind, das erkennt auch ein geschultes Thrillerauge (oder -ohr) nicht auf den ersten Blick.
So richtig bei der Stange halten einen allerdings das Geheimnis der 17 Druckplatten und das seltsame Tonband. Leider bekommt der Leser nicht die Antworten, die er sich wünscht – zumindest gilt das für mich. Als Jupiter und Coralina diesen Geheimnissen auf die Spur kommen und nebenbei noch das Rätsel um die seltsamen Ortsverschiebungen in Rom lüften, bleibt ein leicht fader Nachgeschmack. Oh, Fragen bleiben keine offen, aber dummerweise machen die Antworten fast neugieriger, als es die Fragen zu Beginn der Story getan haben. Und das ist für mich der entscheidende Kritikpunkt an der „Vatikan-Verschwörung“.
Dass die Story zu spät auf den Markt gekommen ist, dafür kann Meyer natürlich nichts, aber dass die „Vatikan-Verschwörung“ genau dort mit Ideen geizt, wo sie eigentlich so richtig hätte loslegen können, enttäuscht mich gewaltig. Meyer baut Spannung auf, reißt den Deckel von etwas wirklich Großem herunter, um ihn sofort wieder draufzuknallen, nachdem man einen unbefriedigend kurzen Blick hineingeworfen hat. Verschenktes Potenzial, ein Mystery-Häppchen, auf das kein Hauptgang kommt.
_Professionell angerichtetes Ohrenfest._
Das drückt „Die Vatikan-Verschwörung“ dann auf das Prädikat „unterhaltsam“ herunter. Spaß macht das Hörerlebnis nämlich allemal, die Figuren zeichnen sich zwar nicht durch unauslotbare Tiefen aus, sind aber vollkommen glaubwürdig und echt, die beiden Protagonisten sind sympathisch, die Gegner sind schön hinterhältig und böse. Der Spannungsaufbau ist sauber und der Informationsfluss ist es auch; Meyer hat ein solides Puzzle gebastelt, das man gemeinsam mit Coralina und Jupiter zusammensetzen darf. Es gibt Action, es gibt Fieslinge, es gibt Wendungen, Romantisches gibt es auch und historisch Interessantes sowieso.
Soundtechnisch ist das Ganze obendrein hochprofessionell umgesetzt worden: Bombastische Choräle und Kirchenmusik sorgen für Hollywood-Flair, die Spannungsmusik wurde exquisit ausgewählt und eingesetzt und Hintergrundgeräusche erwecken mit großer Liebe zum Detail römisches Flair, Kirchen- oder Höhlenstimmung.
Selbst Unterhaltungen werden überaus detailliert dargestellt, Stühle knarren, wenn jemand aufsteht, die Stimme des Aufgestandenen wird leiser, wenn er sich entfernt, verrückt sich im Stereobild in der Richtung, in die er unterwegs ist, und wird mit Schrittgeräuschen untermalt. Klasse! Die hervorragend ausgewählten Sprecher tun ihr Übriges, um das sprichwörtliche „Kino im Kopf“ entstehen zu lassen: Wenn Andreas Fröhlich zur Vernunft drängt, kann man das besorgte Gesicht von Julius beinahe sehen; ähnlich ergeht es einem mit Coralina, wenn Antje von der Ahe mit einem koketten kleinen Lachen Zustimmung signalisiert und gleichzeitig zeigt, wie jung und verspielt Coralina eigentlich noch ist. Keine Frage, hier haben absolute Profis den Figuren von Meyer Leben eingehaucht und sorgen für ein Hörerlebnis auf Hollywood-Niveau.
Für kurzweilige Unterhaltung sorgt die Vatikan-Verschwörung also unbedingt; ob man die B-Noten Abzüge verkraften kann, für das überstrapazierte Vatikan-Thema und das enttäuschende Finale, muss der geneigte Mystery-Freund aber selbst entscheiden. Ein Fehlkauf ist diese Doppel-CD aber bestimmt nicht.
|Originaltitel: Das Haus des Daedalus, 2000
158 Minuten auf 2 CDs|
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Folge 1: [„Das Schloss der Schlange“ 2317
Folge 2: [„Böses Erwachen“ 4022
Folge 3: [„Weißes Gold“ 4023
_Story_
1886: Nathaniel de Salis und sein inoffizieller Ziehsohn Adam Salton reisen von Bombay in die Bergregionen Tibets, wo sie sich Antworten auf einige drängende Fragen erhoffen. Durch ein gefährliches Bergmassiv gelangen sie endlich in die Nähe des heiligen Berges Kailash. Unterdessen haben sich zwei verbündete Missionare der Expedition angeschlossen und begleiten Adam und Nathaniel durch die unwegsame Landschaft. Durch Sturm und Kälte quält sich vor allem der stark angeschlagene, fast todkranke de Salis, dessen merkwürdige Ambitionen Salton immer mehr zweifeln lassen. Selbst in größter Gefahr fasst er kein Vertrauen und scheint seinem Unglück geradezu in die Arme zu laufen.
1938, Wewelsburg, Deutschland. Die obersten Gestalten des Nazi-Regimes stehen kurz vor dem Abschluss eines gewaltigen Forschungsexperiments. Himmler und dem mysteriöse Gefolgsmann Weisthor gelingt es tatsächlich, eine allzu scheußliche Kreatur zum Leben zu erwecken. Mit Hilfe des sagenumwobenen Speer des Longinus wollen sie das Wesen zum Avatar ihrer rassistischen Ideologie aufsteigen lassen – doch ein Unbekannter stellt sich ihnen in den Weg; ein Mann aus vergangenen Zeiten, der sich mit ganzer Kraft gegen den Wahnsinn aufbäumt …
Unterdessen wird Major Berger seit geraumer Zeit vermisst. Nach dem Flugzeugabsturz hat er seinen Lebensodem fast ausgehaucht und wird von seinen einstigen Auftraggebern sogar gejagt, um ein weiteres Experiment durchführen zu können. Berger bleibt keine Chance, aber dennoch gelingt ihm die Flucht – ins Jenseits?
_Persönlicher Eindruck_
Im vierten Teil der fantastischen Mystery-Saga ist nicht nur äußerste Konzentration, sondern auch eine ganze Menge Geduld gefragt. Die Story nimmt hinsichtlich ihrer Komplexität nämlich Formen an, die allen herkömmlichen Strukturen widersprechen und somit auch mit gewöhnlicher Logik kaum noch zu durchschauen sind. Günter Merlau erlaubt sich in „Vril“, gleich drei Stränge parallel zu forcieren und den Hörer mit rasanten Sprüngen durch die Zeit zu jagen, bis dieser irgendwann droht, völlig den Überblick zu verlieren, weil die Unterschiede zwischen Jetztzeit und Vergangenheit aufgrund des hohen Action- und Spannungsanteils kaum noch zu differenzieren sind. Zwar ist diesmal ein klarer Fokus auf die Machenschaften zu Zeiten des Dritten Reiches zu erkennen, die Merlau auch tatsächlich mit einigen eigenwilligen Theorien adäquat in die Historie einordnet, doch sind die permanenten Wechsel teilweise derart überraschend und anspruchsvoll, dass selbst deutliche Definitionen und Einteilungen zu weiten Teilen nicht mehr ziehen. Wider den Mainstream, wider die Massenware – nicht nur Theorie, sondern hier wundervoll zelebrierte Realität!
Aufmerksamen Hörern wird dabei von Beginn an klar, dass man ohne Hintergrundwissen nicht nur Verständnisprobleme haben, sondern insgesamt wahrscheinlich völlig überfordert sein wird. Die Handlung wird mit Zitaten aus Vergangenheit und Zukunft durchsetzt, die unterschiedlichen Entwicklungen werden teils herb durcheinander gemischt, dazu ein gewisses historisches Wissen vorausgesetzt und als Letztes auch noch knallhart eingefordert, dass man die Motivation der einzelnen Protagonisten begreift, da andernfalls die gesamte Story auf wackligen Beinen steht. Hörspiel-Action mit höchstem Anspruch also, diesbezüglich aber auch durchweg feine Kost mit garantierter dynamischer Entwicklung und fantastisch ausgeprägten Charakteren.
Immer mehr Figuren werden in die Handlung eingebaut, somit auch die Last der Geschichte auf Dutzende Schultern verteilt. Natürlich sind es noch immer Salton und de Salis, an denen das Hauptpaket des Plots haftet, jedoch inszeniert Merlau anderweitig eine Brisanz, infolge derer sich die inhaltlichen Highlights in kurzen Schüben aneinanderreihen, um schließlich den Zuhörer regelrecht zu überrollen. Die Fülle der Details ist enorm, die differenzierte Umsetzung indes eine Kunst, für die den Beteiligten größter Respekt zusteht. Die Sprecher leben die Story, die klanglichen Effekte sorgen einmal mehr für eine absolut stimmige Inszenierung, das inhaltliche Geschehen verlangt dem Hörer alles ab, darf letztendlich aber auch als eine echte Belohnung betrachte werden – schließlich mischt sich sphärisch und erzähltechnisch die Genialität des Cthulhu-Mythos mit der Kraft und Poesie von Meistern wie Lovecraft, Stoker und dem einst noch |in personae| eingeflochtenen Jules Verne.
Und worum geht es in „Vril“ nun konkret? Tja, dies auf den Punkt zu bringen, hieße, all die bisherigen Ungereimtheiten aufzulösen und Ausblicke zu geben, die jegliche Spannung zunichte machen würden. Das Produktionsteam hat sich sehr weit aus dem Fenster gelehnt, in Sachen Esoterik und Spiritualität in seinem Metier neue Grenzen definiert und Inhalte verknüpft, die auf den ersten Blick einer homogenen Struktur entbehren, in all ihrer Komplexität aber gerade durch diese kuriose Mixtur erst so lebendig erscheinen. Insofern sollte es wohl niemanden verwundern, dass man nach unzähligen Enthüllungen nach wie vor den Eindruck nicht loswird, man stehe erst am Anfang eines kaum durchschaubaren, gewaltigen Gedankenkonstrukts, dessen innere Tiefe und besonderer Geist in gewisser Weise zu Höherem berufen sind. Feststeht bis dato jedenfalls, dass „Die Schwarze Sonne“ sich Folge für Folge zum wohl besten phantastischen Independent-Titel einer ganzen Dekade mausert. „Die Schwarze Sonne“ ist Abenteuer, Erlebnis und Herausforderung zugleich und derzeit das wohl am ambitionierteste Projekte der modernen deutschen Hörspielgeschichte. Und was dies für das gesamte Genre bedeutet, muss sicher nicht mehr näher erläutert werden …
Auf der Website zur Serie gibt es übrigens Hintergrundinformationen und ein noch im Aufbau befindliches Lexikon, um den Überblick besser wahren zu können.
Der Hexenjäger Junker Harper verbrennt im Jahre 1662 die angeblich der Hexerei überführte Katrina van Kampen öffentlich auf einem Scheiterhaufen. Vor ihrem grausigen Tod stößt sie einen schrecklichen Fluch aus. Am Abend vor Allerheiligen würde sie zurückkehren und Rache an ihrem Peiniger nehmen, ebenso wie an seinen Nachkommen.
300 Jahre später jährt sich abermals die Halloween-Nacht. Mittlerweile sind nur noch zwei Nachkommen Junker Harpers am Leben, die Schwestern Emily und Abigail Harper. Während sich Erstere wie jedes Jahr zu Tode fürchtet, ist die Letztgenannte von der Geschichte eher amüsiert und von der albernen Furcht ihrer Schwester schon ziemlich genervt.
Dieses Jahr spielen beide wie so oft die Babysitter für Charlotte Andrews, während die Eltern eine Party besuchen. Da klingelt das Telefon und eine Stimme verkündet Emily Harper den Tod …
Die 21. |Gruselkabinett|-Folge kommt mit einer fast schon trivialen Story daher. Die Geschichte vom Hexenfluch ist beinahe so alt wie das Gruselgenre selbst. Klassischer als dieses Hörspiel kann eine solche Handlung nicht beginnen und Klaus-Dieter Klebsch ist ein idealer Erzähler, der es mit seiner sonoren, kräftigen Stimme schafft, dem Hörer die Szenerie plastisch vor Augen zu rufen. Bekannt ist der Sprecher beispielsweise als Stimme von Alec Baldwin, Gabriel Byrne oder „Dr. House“.
Im Laufe der Geschichte betritt das Hörspiel regelrecht Neuland, was die Reihe „Gruselkabinett“ betrifft, denn bislang spielten die ersten 20 Hörspiele weit in der Vergangenheit, im 17., 18. oder 19. Jahrhundert. „Der Hexenfluch“ von Per McGraup beginnt zwar im Jahr 1662, der Großteil der Handlung aber spielt 1962, gerade mal 45 Jahre vor unserer Zeit und die böse Hexe kann sich sogar eines Telefons bedienen. Neben dem Zweiteiler [„Spuk in Hill House“ 1866 ist dies auch die einzige Folge, in der Autos eine Rolle spielen. Die beiden alten Damen erinnern zunächst frappant an die skurrilen Hauptdarstellerinnen des Hörspiels „Tödliche Begegnung mit dem Werwolf“ aus |Europas| legendärer Gruselserie von H. G. Francis. Bei näherer Betrachtung hinkt der Vergleich allerdings gewaltig. Die beiden Damen im vorliegenden Hörspiel sind zwar ebenfalls Schwestern, aber während die eine fest an den Fluch glaubt, tut die andere ihn als Spinnerei ab und setzt ihn sogar für eigenen Zwecke ein.
Gesprochen werden die beiden Protagonistinnen übrigens von Marianne Wischmann und Edith Schneider. Erstere ist mit ihrer markanten Stimme in erster Linie den Comedy-Fans ein Begriff. In der Kultserie „ALF“ lieh sie ihre Stimme der tratschenden Nachbarin Rachel Ochmonek. Edith Schneider hat unter anderem Doris Day synchronisiert. Beide Sprecherinnen waren im „Gruselkabinett“ zuerst in [„Dracula“ 3489 mit dabei. Die Hexe Katrina van Kampen wird sehr leidenschaftlich und dämonisch von Cathlen Gawlich dargestellt, so dass man ein wenig betrübt darüber ist, dass sie relativ wenig Text bekommen hat.
Effekte und Musik sind wieder erstklassig, wenn auch nicht überragend. Vor allem der Soundtrack wurde dem Zeitgeist angepasst und gerade die Musik zu Beginn des dritten Tracks erinnert stark an die ersten |John Sinclair|-Hörspiele aus dem Tonstudio Braun.
Die Illustration, erneut von Firuz Askin, ist von gewohnt hoher Qualität, auch wenn die Hexenjäger im Hintergrund schon recht grob aussehen, fast wie einem Comic entliehen.
Fazit: Das Gruselkabinett wartet in der 21. Folge mit einer etwas anderen Story auf, deren Plot aber schon so alt wie die Inquisition selbst ist. Die Handlung erinnert ein wenig an einen Gruselheftroman, vermag einen regnerischen Oktoberabend aber dennoch gekonnt zu versüßen. Die Besetzungsliste strotzt vor lauter neuen Namen, so dass die Folge auch in sprachlicher Hinsicht frisch und unverbraucht klingt.
Erzähler – Horst Stark
Klaus Störtebeker – Claus Wilcke
Radlev – Hans Meinhardt
Wulf – Konrad Halver
Magister Wigbald – Helmut Lange
Baldwin – Michael Hinz
Nachtwächter von Stralsund – Michael Poelchau
Güdecke Michaeel – Hans Paetsch
Bürgermeister von Wisby – Rudolf Fenner
Margarete, Königin von Dänemark -Gisela Trowe
Bürgermeister von Bergen – Lothar Zibell
Tetta, Störtebekers Frau – Ingrid Andree
Keno tom Broke – Hans Clarin
Simon von Utrecht – Konrad Mayerhoff
Regie: Konrad Halver
_Story_
Störtebeker und die Mannschaft seines ‚Haifischs‘ gehören zu den am meisten gefürchteten Freibeutern in der Nord- und Ostsee. Von Tag zu Tag wächst der Respekt der Seefahrer, denn jedem ist bewusst, dass mit dem unberechenbaren Piraten nicht zu spaßen ist. Auch Güdecke Michaeel, ebenfalls im räuberischen Metier unterwegs, schätzt Störtebeker für seine Kompromisslosigkeit, weiß jedoch auch um den verdienten Ruhm seines Kollegen. Dennoch ist er zunächst skeptisch, als der ‚Haifisch‘ die Segel gen Stockholm setzt, um den verbliebenen Teil Schwedens gegen die dänische Krone zu verteidigen. Wie durch ein Wunder ist er vor der östlichen Küste erfolgreich, will nun aber endgültig Norwegens hinterhältige Monarchie in die Knie zwingen – bis ihm schließlich bewusst wird, dass er auf den Rat des erfahrenen Güdecke Michaeel hätte hören sollen.
_Persönlicher Eindruck_
Die Sage um den tatsächlich im Norden Europas aktiven Seefahrer Störtebeker gehört mitunter zu den größten klassischen Inszenierungen der deutschen Literatur und wird auch immer wieder gerne bemüht, wenn es darum geht, ein eher eigenwilliges Heldenepos aus hiesigen Landen zu erzählen. Im Gegensatz zu den meisten Piratengeschichten folgt der Werdegang von Klaus Störtebeker nämlich keinesfalls typischen Schemen, sondern steckt stattdessen voller Überraschungen und Unwegsamkeiten, aufgrund derer der gute Mann ständig mit den härtesten Fronten aufeinandergeprallt ist, ohne dabei auch immer erfolgreich zu sein. Als Robin Hood der Meere stach der Kapitän des ‚Haifischs‘ einst in See, ließ sich jedoch bezogen auf seine Motive nie so recht in die Karten schauen. Diese stete Unberechenbarkeit dokumentiert in der berüchtigten Erzählung um den so mythenträchtig enthaupteten Seefahrer schließlich auch den Spannungsanteil, da man in der Tat wirklich nie wirklich weiß, welche Ideen Störtebeker demnächst zu realisieren versucht.
Leider ist dieses Hauptelement in der Hörspielfassung aus dem Jahre 1969 kaum berücksichtigt worden. Die Story wird zumeist in Berichtform abgeliefert und gleicht einer Aneinanderreihung von Fakten und Tatsachen, ohne dabei eine dynamische Entwicklung zuzulassen. Mit Horst Stark scheint die Rolle des führenden Sprechers dabei auch noch relativ unglücklich besetzt, steht doch mit dem ebenfalls deplatzierten Hans Paetsch die naheliegende und durchaus bessere Variante schon bereit, den eher drögen Monolog mit Leben zu füllen.
Die Geschichte wird ergo über weite Strecken ziemlich ruckartig erzählt, unternimmt zwar kleine Schlenker in der Interaktion zwischen Störtebeker, Güdecke Michaeel und der Königin Dänemarks, macht aber in ihrer Darbietung einen eher unmotivierten, wenig ambitionierten Eindruck. Hektische Übergänge, wenig Leben in den Dialogen und einige nicht ganz auf dem Höhepunkt befindliche Sprecher beschreiben die Misere schließlich ziemlich passend und fassen die krampfige Hörspiel-Variante dieser grundsätzlich schönen Abenteuergeschichte zusammen.
Natürlich muss man den Re-Release des Hörspiels auch im Rahmen der Entstehungszeit sehen und zumindest diesbezüglich die Perspektive ein klein wenig modifizieren. Doch wie einige weitere Hörspiele dieser Reihe ganz klar aufzeigen, war es auch vor vier Dekaden schon möglich, ein lebhaftes, kommunikatives Szenario zu gestalten. Somit blicke ich schlussendlich mit gemischten Gefühlen auf den 36. Part der „Europa-Originale“ zurück. Der Inhalt ist potenziell stark, die Umsetzung hingegen in vielerlei Hinsicht äußerst dürftig. Wer also nachempfinden möchte, was Klaus Störtebeker zu Lebzeiten angestellt hat, greift besser auf eines der vielen Bücher zu diesem Thema zurück.
Frankreich 1779. Der junge Holzschuhmacher Thibaut, vom Baron Jean de Vez gegängelt und zu arm, um die schöne Agnelette zu ehelichen, will endlich reich und mächtig sein. Eines Nachts rettet er einem großen Wolf das Leben, der sich in seinem Stall in einen Menschen verwandelt. Dieser macht dem jungen Mann ein verlockendes Angebot: Er kann sich jeden Wunsch erfüllen. Doch bei seinem ersten Wunsch würde ihm ein neues Haar wachsen, beim zweiten Wunsch ein zweites und beim dritten vier Haare. Anschließend würde sich bei jedem Wunsch die Zahl der Haare verdoppeln. Eigentlich ein geringer Preis für eine derartige Macht, aber schon bald muss Thibaut erkennen, welch teuflische Absicht hinter diesem Plan steckt …
Nach der fulminanten [Hörspiel-Adaption 3489 des Romans „Dracula“ liefert |Titania Medien| dieses Mal die Vertonung einer Kurzgeschichte des französischen Schriftstellers Alexandre Dumas ab, der vor allem durch seine Musketier-Romane bekannt wurde.
Mit „Der Werwolf“ hält nun neben dem Vampir eine weitere klassische Gruselgestalt Einzug in das Gruselkabinett. Allerdings gestaltet sich die Story eher wie die klassische Faust-Geschichte denn als ein typisches Werwolf-Märchen, aber das kann man von einer Novelle des 18. Jahrhunderts auch nicht erwarten. Daher ist der Plot auch nicht unähnlich jenem aus dem Gruselkabinett-Hörspiel 15 [„Der Freischütz“, 3038 worin der Teufel in anderer Gestalt seine Gunst an einen unglücklich Verliebten vergibt. Dennoch gestaltet sich der Verlauf der Handlung natürlich gänzlich anders, dafür sind die beiden Hauptfiguren zu verschieden charakterisiert. Thibaut ist viel abgeklärter und egozentrischer als der Amtschreiber Wilhelm aus Apels „Freischütz“.
Dargestellt wird der Holzschuhmacher von Thomas Nero Wolff, der in jüngster Zeit vor allem als Synchronstimme von Hugh Jackman zu hören war. Als Hörspielmime ist er aber nicht minder talentiert. Seine Stimme ist angenehm und ausdrucksstark und kann die Emotionen Thibauts hervorragend wiedergeben. Die weibliche Hauptrolle hat dieses Mal Uschi Hugo, die sonst für Neve Campbell hinter dem Mikro steht und ebenfalls eine so ausgeprägte Fantasie besitzt, dass sie auch ohne die bewegten Bilder leidenschaftlich zu sprechen versteht.
Als Neuzugang bei |Titania Medien| verkörpert Lutz Riedel den großen Wolf. Bekannt ist der erfahrene Sprecher nicht nur als Synchronstimme von Richard Gere und vielen anderen oder als Sprecher zahlreicher Dokumentationen, sondern auch als Kommissar Will Mallmann in der Hörspielserie „John Sinclair“ von |WortArt|. Auch in dieser Produktion macht Riedel eine mehr als gute Figur. Erwähnt werde sollte an dieser Stelle noch Marco Kröger als Baron de Vez, der die Hinterhältigkeit und Skrupellosigkeit des Charakters sehr lebensecht zu spielen vermag.
Am eindrucksvollsten ist aber mit Abstand die Musik, die den Hörer die ganzen 78 Minuten Spielzeit begleitet, und zwar in einer Qualität, wie sie nur äußerst selten in einem Hörspiel zu bewundern ist. Klassisch, dramatisch und immer genau der gerade dargestellten Situation angemessen. Wieder einmal ein Soundtrack, der sich hinter keiner Komposition für einen Hollywood-Streifen zu verstecken braucht.
Die oben erwähnte Dauer dieser Vertonung reizt das Medium CD bis zur Gänze aus und bietet dem Hörer Ohrkino fast in Spielfilmlänge, wo allenfalls die Trackanzahl stört. Hier sollte das Label ruhig einmal von seinen obligatorischen 13 Kapiteln abweichen.
Das Cover von Firuz Askin ist schlichtweg genial. Klassischer und eindringlicher könnte man eine derartige Szene nicht festhalten. Eines der besten Cover, die auf einem Hörspiel zu finden sind.
_Fazit:_ |Titania Medien| hält weiterhin in Sachen Qualität die Stange hoch. „Der Werwolf“ wartet nicht nur mit einer grandiosen Besetzungsliste auf, angeführt von Thomas Nero Wolff, sondern hat auch einen pompösen, erstklassigen Soundtrack zu bieten. Eine ideale Literatur-Vertonung für den Hörspiel-Herbst 2007.
_Abenteuer in der Schule der geheimen Drachenschützer_
Dunkle Höhlen, feuerspeiende Geschöpfe und wertvolle Schätze – das ist die Welt der Drachenforscher. Der Autor schickt die Geschwister Daniel und Beatrice zusammen mit dem exzentrischen Dr. Drake auf eine abenteuerliche Reise, denn das Drachenauge, das unglaubliche Macht verleiht, ist in Gefahr.
Für Kinder vom Verlag empfohlen ab acht Jahren, besser aber erst ab zehn.
_Der Autor_
Der englische Schriftsteller Dugald A. Steer hat im Verlag |Templar Publishing| bereits die ersten Abenteuer von „Ernest Drake: Expedition in die geheime Welt der Drachen“ sowie „Das geheime Buch der Magie – Die Zauberkunst Merlins“ veröffentlicht. Dr. Drake tritt auch in „Das Drachenauge“ wieder auf.
[„Das geheime Buch der Magie – Die Zauberkunst Merlins“ 3890
[„Expedition in die geheime Welt der Drachen“ 3045
_Die Sprecher_
Timmo Niesner ist die deutsche Synchronstimme von Elijah Wood, beispielsweise als Frodo Beutlin in Peter Jacksons Verfilmung des „Herrn der Ringe“. Der zweite Sprecher ist Richard Hucke.
Die beiden Sprecher lesen eine von Christoph Bette bearbeitete Fassung vor. Bette führte auch Regie, nahm in den Mango Studios, Köln, auf und besorgte den Schnitt.
_Handlung_
Die ganze Angelegenheit beginnt um 6:15 Uhr am Freitagmorgen, den 7. Juli 1882 in London. Eine Kutsche lädt wenig später eine ominöse Kiste vor einem Laden im Wyvern Way ab und fährt dann weiter. Ein etwa sechzigjähriger Mann schaut aus dem Fenster des Ladens. Aus der Kiste steigt eine Rauchfahne auf … Die Kutsche des Lieferanten fährt weiter ins Regierungsviertel und hält vor dem Haus des Ministers Shillingford. Doch draußen bleibt eine Dame in der dunklen Kutsche sitzen und harrt der Dinge, die da kommen sollen.
|Ein Laden für Drachenbedarf|
Daniel Cooke wartet am Bahnhof vergeblich auf das Eintreffen seiner Eltern aus Indien. Nur seine Schwester Beatrice ist schon da. Sie gibt ihm einen Brief: Die Eltern seien verhindert und müssten noch länger in Indien bleiben. Statt ihres Onkels Algernon sollen sie diesmal zu ihrem Freund Dr. Ernest Drake in Sussex fahren, um dort den Sommer zu verbringen. Dessen Laden befinde sich im Wyvern Way. Als sie davor stehen, lesen sie das Ladenschild: „Dr. Drakes Drachenbedarf“. Oh je, Onkel Algernon hatte Beatrice gewarnt. Dieser Drake sei ein Träumer – und rede immerzu nur von einem: von Drachen. Bea hat eine sehr geringe Meinung von Drachologen. Aber das soll sich ändern.
Im Drachenladen herrscht große Unordnung, aber es ist niemand zu sehen. Daniel folgt allein den Stimmen von streitenden Männern und stößt in einer Kammer auf ein flatterndes Wesen, das Schwefelgeruch verbreitet. Gerade noch rechtzeitig, bevor der kleine Drache Daniel angreifen kann, schließt Dr. Drake die Tür zu dieser Kammer. Als Daniel seiner Schwester berichtet, da unten im Keller sei ein Drache, glaubt ihm die ernste junge Dame kein einziges Wort. Doch als sie auf einem Bild von anno 1868 ihre Eltern neben Dr. Drake stehen sieht, weiß sie wenigstens, dass sie hier an der richtigen Adresse sind. Allerdings dauert es noch Stunden, bis alles abfahrbereit ist.
|Die Schule für Drachologen|
In Sussex führt Dr. Drake eine kleine Schule für angehende Drachologen auf seiner Burg. In einer Woche beginne sein neuer Ferienkurs. Schnell werden er und Beatrice Freunde, was Daniel nicht wenig erstaunt. Am vierten Tag tauchen weitere Kursteilnehmer auf und bringen eine Kiste mit, die sie im Schuppen verstauen. Sorgfältig verschließen sie den Schuppen wieder. Was mag wohl darin sein, fragt sich Daniel. Er schaut heimlich nach und entdeckt das Drachenjunge, das er schon in Drakes Laden gesehen hat. Diesmal versucht es nicht, ihn anzugreifen. Stattdessen will es ihn hypnotisieren!
Dr. Drake unterbricht noch rechtzeitig den Bann des Drachen, füttert das Jungtier und beruhigt es durch Gesang. Er habe den Auftrag, es von einer Krankheit zu heilen, erzählt er. Daniels Ausrutscher bestraft er nicht, brummt ihm aber entsprechende Arbeiten auf. Außerdem soll er ein Protokollbuch führen. Auf einem morgendlichen Ausflug in den dichten Wald beobachtet er mit Drake einen weiblichen Drachen bei der Jagd auf Kaninchen.
Der Unterricht wird in der Burg fortgesetzt, wo inzwischen alle Kursteilnehmer eingetroffen sind, auch die zwei Kinder des Ministers Shillingford. Endlich erfährt Daniel auch von der Existenz der Geheimen Alten Gesellschaft der Drachologen, kurz GAGD, in der auch seine Eltern Mitglieder sind. Sie hat sich seit 750 Jahren dem Schutz der Drachen weltweit verschrieben. In Indien kümmern sich die Cooks um die krank gewordenen Nagas, erzählt Drake. Da die Gesellschaft über zwölf wertvolle Schätze verfüge, dürfen aber nur Eingeweihte von ihrer Existenz erfahren. Zurzeit gebe es keinen Drachenmeister, der den Kontakt zu den Drachen unterhalte, aber er, Dr. Drake, hoffe, bald von den Oberdrachen, d. h. von der Hüterin und ihren Freunden, dazu gewählt zu werden.
|Das Unheil beginnt|
Dazu kommt es allerdings nicht. Nach einem Ausflug finden die Kursteilnehmer die Burg verwüstet vor, der Jungdrache wurde ebenso gestohlen wie Drakes Tagebuch und einer der Schätze. Oh je, Drake schwant nichts Gutes. Der Räuber hat einen Brief hinterlassen. Er nennt sich Ignatius Crook, sei der Sohn des vormaligen Drachenmeisters. Er hat das Horn des hl. Gilbert gestohlen, und wenn er nun noch Drachenstaub findet und das magische Drachenauge, könnte Crook der neue Drachenmeister werden. Nicht auszudenken, welches Unheil über die Welt hereinbräche, wenn solch ein skrupelloser Schurke über die Drachen der Welt geböte!
Dr. Drake bittet die Kinder, ihm dabei zu helfen, dieses Unheil von der Welt abzuwenden und Ignatius Crook das Handwerk zu legen. Die Kinder, Daniel als erstes, stimmen zu, begeistert, aber auch ein wenig beklommen. Wer weiß schon, womit sie es jetzt zu tun bekommen?
Das Abenteuer beginnt.
_Mein Eindruck_
Die ersten beiden Kapitel wirken, als habe sie der Autor seinen beiden ersten Büchern über a) Drachologie und b) über Merlin nachgebildet. Da ist der weise alte Mann, der über streng gehütetes Wissen verfügt, und da sind die Kinder, die (stellvertretend für die Leser und Hörer) auf sehr vor- und umsichtige Weise in eben dieses Wissen eingeführt werden. Ein Teil dieses Wissens wird – zumindest im gekürzten Hörbuch – bereits vorausgesetzt, so etwa die Arten der Drachen, wie etwa Knucker und Europäische Drachen. Die Reise nach Cornwall kennen wir teilweise schon aus dem „Merlin“-Buch.
Doch diesmal kommen mehrere Faktoren hinzu, die diese Geschichte sehr viel spannender machen als all die erzählenden Lehrbücher davor: ein Bösewicht. Ach was! Zwei Bösewichte sowie ihre drakologischen Helfershelfer wie etwa der kleine fiese Flitz. Wie sich herausstellt, hat Ignatius Crook, dem man das Erbe seines Drachenmeistervaters verwehrt hat, eine feine Intrige gesponnen, die dazu führt, dass sich Dr. Drake um den Erhalt des magischen Drachenauges zu sorgen beginnt. Die vor Drakes Laden abgesetzte Kiste ist der Anfang einer langen Kette von fiesen Tricks, mit denen Crook – der Name spricht Bände – Drake zusetzt.
Drake muss befürchten, dass Ignatius das Drachenauge in die gierigen Finger bekommt, und reist nach Schottland. Dort geht dann die Post richtig gut ab. Erst ereignet sich ein prächtiger Drachenkampf, dann gehen die Drake-Getreuen in den Untergrund. Wie schon aus den Tolkien-Romanen „The Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“ zu erfahren, spaziert man nicht einfach so in einen Drachenhort hinein. Todesfallen warten auf den ahnungslosen Wanderer und magische Sprüche sind allenthalben vonnöten, um allerlei Ungemach abzuwenden. Man denke nur an die Westpforte von Moria und die dort auszusprechende Losung („Freund“ bzw. „mellon“).
|VORSICHT, SPOILER!|
Der Höhepunkt der Handlung ist ganz schön actionreich. Der Sieg scheint mal auf der Seite Ignatius‘ zu liegen, dann auf der von Alexandra, schließlich aber bei Dr. Drake. Würde man diese lange Szene verfilmen, müsste man alles aufbieten, was für einen Film gut und teuer ist – ungefähr wie in der Verfilmung von „Eragon“. Sie hat nur ein Manko, abgesehen von den wechselnden Seiten: Daniel und die Kinder kommen nur sehr am Rande darin vor.
|SPOILER ENDE|
Ich fand die Handlung jedenfalls zu keiner Zeit langweilig. Sicher, manchmal wird ein wenig zu stark doziert, wenn Dr. Drake in seiner Schule lehrt. Aber das liegt wohl in der Natur der Sache. Und dass Daniel vom Drachen hypnotisiert wird, ist eher lustig als langweilig. Auch der Kampf gegen die Seeräuber und deren Ende durch eine gewaltige Seeschlange fällt in die Kategorie „gute Unterhaltung für Kids“. Am besten finde ich die ökologische Botschaft der Geschichte: Drachen sind gefährdet und müssen geschützt werden.
Um die Geschichte aufzulockern und die häufig hervorgehobene Bedeutung von Protokollbüchern zu belegen, sind in den erzählenden Text Zitate aus Dr. Drakes Drachentagebuch eingestreut. Diese Einzeiler haben mehr den Charakter von Warnungen und freundlichen Ratschläge – sozusagen die Stimme der Weisheit. Sie bilden ein weiteres Element sehr feiner Ironie.
_Die Sprecher_
Es ist schon bemerkenswert und etwas seltsam, aber ich konnte die beiden Sprecher überhaupt nicht auseinanderhalten. Das bedeutet hoffentlich nicht, dass ich einen Hörschaden habe, sondern nur, dass sich ihre Stimmen und Stimmlagen auf unglaubliche Weise ähneln. Im Folgenden spreche ich daher von den Sprechern in Personalunion.
Der Sprecher zischt und flüstert, äußert sich ärgerlich, herablassend oder spöttisch. Dadurch charakterisiert er nicht nur die Figuren, wie etwa Ignatius und Alexandra, sondern bringt auch die in der jeweiligen Situation angebrachte Emotion zum Ausdruck. Das Bemerkenswerte daran: Dies betrifft nicht nur menschliche Figuren, sondern auch Drachen.
Während der Jungdrache nichts zu melden hat, gewinnen die beiden weiblichen Oberdrachen umso mehr an Bedeutung. Der Jungdrache ist der Sohn der Drachin Scrammasax, die den Schlüssel zu den Schätzen hütet. Es ist insbesondere ihre Kollegin, die uralte Hüterin der Drachenschätze, die eindrucksvoll gestaltet ist. Sie spricht voll Würde, Autorität und Weisheit in einer recht tiefen Tonlage.
Auch länderspezifische Akzente spielen eine charakterisierende Rolle. Drakes Köchin beispielsweise ist eine Französin, sein Assistent Emory Cloth ist Amerikaner und rollt das R fast ebenso schlimm wie die Russin Alexandra Gorenitschka. Am Schluss tritt Onkel Algernon Cook doch noch auf. Mit seinem nervösen britischen Akzent kann man ihn sich sehr gut als verfeinerten Viktorianer vorstellen.
Das Hörbuch weist weder Musik noch Geräusch auf, daher brauche ich darüber keine Worte zu verlieren. Auch ohne diese Zutaten sollte der Text für Kinder ab zehn Jahren gut verständlich sein. Die Action, die im Drachenhort stattfindet, und die dabei entfaltete Gewalt empfehlen die Geschichte nicht für jüngere Kinder.
Den CDs liegt ein Tattoo-Sticker bei. Damit kann man in der Schule sicher gut renommieren.
_Unterm Strich_
Mir hat die Geschichte ausnehmend gut gefallen. Sie ist lehrreich, unterhaltsam, nicht leicht zu durchschauen und deshalb immer wieder überraschend und somit spannend bis zum Schluss. Über den ausgedehnten Actionhöhepunkt war ich ziemlich erstaunt, denn so etwas hätte ich mehr von einem Roman des „Eragon“-Kalibers erwartet als von einem Kinderbuch über fast ausgestorbene Drachen in Britannien.
Drachen spielen hier also eine ganz andere Rolle als in „Eragon“, im „Hobbit“ oder in Naomi Noviks Bestsellerzyklus über die Feuerreiter seiner Majestät, in dem die ganze Welt von Drachen erfüllt ist. Bei Steer sind Drachen eine bedrohte Spezies, die sich gut versteckt, und dementsprechend geheim ist auch die Gesellschaft der Drachenschützer. Wer sich mit diesem Geheimbund identifiziert, darf sich richtig exklusiv fühlen – und vielleicht trifft dies ja auch auf die Grünen im heutigen Großbritannien zu.
Die zwei Sprecher erledigen einen richtig guten Job, ohne dabei aber die Sprachakrobatik von Rufus Beck an den Tag zu legen. Sie charakterisieren die wichtigsten Figuren und präsentieren Emotionen je nach Erfordernis einer Szene – das ist das Minimum an Leistung, das man verlangen kann. Es gibt weder Geräusche noch Musik, die sie in diesem Bemühen unterstützen würden. Aber an keiner Stelle drängen sich die Sprecher in den Vordergrund oder stören durch Patzer. Insofern kann man mit ihrer Lesung durchaus zufrieden sein.
|Originaltitel: The Dragon’s Eye – Dragonology Chronicles Vol. 1, 2006
Aus dem Englischen übersetzt von Dorothee Haentjes-Holländer und Stefanie Mierswa
198 Minuten auf 3 CDs|
Erzähler – Hans Paetsch
Old Firehand – Benno Gellenbeck
Tante Droll – Horst Beck
Winnetou – Konrad Halver
Humply Bill – Horst Stark
Old Shatterhand – Michael Poelchau
Missouri-Blenter – Rudolf Fenner
Großer Wolf – Josef Dahmen
Alter Häuptling – Albert Johannes
Patterson – Walter Petersen
Großer Bär – Curt Timm
Langes Ohr – Rolf Jahncke
_Story_
Auf der Weiterreise zum Silbersee werden Old Firehand und seine Gefährten ein weiteres Mal zurückgeworfen. Der Stamm der Utahs stellt sich ihnen entgegen und behauptet, Winnetou, Firehand und ihre Begleiter hätten ein Dorf ihres Stammes niedergebrannt. Erst nachdem Old Shatterhand in einem Kampf auf Leben und Tod deren Häuptling besiegen und überzeugen konnte, dass in Wirklichkeit der rote Colonel hinter dem Verbrechen steht, kann das Gespann die Reise zum Silbersee fortsetzen. Doch eine erneute Geiselnahme hemmt den Trupp erneut und treibt Winnetou und Co. zur Verzweiflung. Es folgen überraschende Enthüllungen, ausgegrabene Kriegsbeile und das ständige Bemühen, die verschiedenen Rothäute zusammenzubringen. Doch dies scheint selbst beim Erreichen des Silbersees nicht gelungen – und so droht der Schatz auf ewig verloren …
_Persönlicher Eindruck_
Im zweiten Teil der Hörspielreihe um den Schatz im Silbersee machen sich leider die begrenzten Möglichkeiten eines Hörspiels bemerkbar, gerade was den Umfang der ursprünglichen Vinyl-Version aus dem Jahre 1968 betrifft. Bedingt durch das limitierte Fassungsvermögen und die Splittung in lediglich zwei Episoden musste Regisseur Konrad Halver nämlich einige wichtige Inhalte aus der Story entfernen und hatte dementsprechend auch Probleme bei der Überleitung zwischen den beiden Silberlingen. Galt die Aufmerksamkeit des ersten Parts noch vornehmlich Old Firehand und dessen Kontrahenten Brinkley, bleiben diese weitestgehend außen vor. Brinkley selber wird abgesehen von einigen Andeutungen des Sprechers sogar gänzlich ausgeblendet und für die weitere Geschichte als irrelevant dargestellt, obwohl er in der literarischen Fassung bis zu seinem Ende eine tragende Figur bleibt.
In diesem Sinne wird selbst der Ursprung der Story ein wenig zurechtgeschnitten, um den neuen Bedingungen gerecht zu werden. Es sind nicht die Banditen, denen der finale Showdown am Silberssee gewidmet ist, sondern die intriganten Indianer, die sich letztendlich doch noch gegenseitig bekriegen und den gesamten Plot mit einem überraschenden Ende beschließen. Bis es jedoch so weit ist, wird der Hörer erneut Zeuge eines permanenten offenen Schlagabtausches, geprägt von Geiselnahmen, Missverständnissen, kriegerischen Akten und wagemutigen Heldentaten der populären Protagonisten Old Shatterhand und Winnetou, die mittlerweile das Zepter fest in der Hand halten. Auch dies scheint im Bezug auf die Prioritätenverteilung bei den Charakteren aus dem ersten Teil ein wenig seltsam, schließlich gebührte diesen beiden Figuren bislang kein Sprecherpart, wohingegen sie hier die Handlung bestimmen und ihren Verlauf dominieren. Eine etwas deutlicher ausgewogene Vermischung ihrer Parts auf beide Episoden wäre eine durchaus konsequentere Lösung gewesen, zumal Autor Karl May diesen Weg auch in seinem berüchtigten Roman begeht. Allerdings muss man Halver zugestehen, aus den limitierten Möglichkeiten immer noch das Beste gemacht zu haben, wenngleich einem der fehlende Übergang bis zum Schluss nicht aus dem Kopf geht.
Aus diesem Grund empfiehlt es sich letztendlich, die beiden Folgen dieses Zweiteilers unabhängig voneinander zu betrachten, denn für sich gesehen bieten sie beide einen richtig starken, individuellen, wenn auch nicht gänzlich abgeschlossenen Inhalt, welcher der Buchvorlage lediglich in der fehlenden Detailverliebtheit etwas nachsteht, dafür aber mit einigen sehr gelungenen Improvisationen aufwarten kann. In diesem Sinne ist auch dieser zweite Part durchaus gelungen und im Rahmen der May-Festspiele von |Europa| einer der würdigsten, weil spannendsten Vertreter, wenn auch ein wenig schwächer einzuschätzen als die Nr. 31 der „Europa-Originale“. Doch wer die alten Hörspiele liebt und vor allem auf die Beiträge von Karl May schwört, sollte sich hiervon nicht beeindrucken lassen und kann „Der Schatz im Silbersee II“ auch bedenkenlos abgreifen.
In sieben Streichen treiben Max und Moritz ihre Umwelt in den Wahnsinn. Das verwegene Lausbubenpaar hat es dabei besonders auf die Witwe Bolte abgesehen, deren geliebtes Federvieh sie erhängen und auch noch ungesehen verzehren. Der tapfere Schneider Böck stürzt nach einer List in den Bach, Lehrer Lämpel raucht statt Pfeifenkraut Schießpulver und ihr Onkel Fritz wird des Nachts von Maikäfern geplagt, die Max und Moritz ihm in eine Tüte gepackt haben. Beim Meister Bäcker blicken die beiden schließlich ihrem Ende entgegen; listig haben sie sich durch den Kamin in die Backstube geschlichen und landen im Kuchenteig. Der Bäcker versucht, sie im Ofen zu rösten, doch Max und Moritz können so gerade entkommen. Bauer Mecke ist allerdings weniger liebevoll; er steckt sie in einen Sack und lässt sie in der Mühle mahlen, bevor sie dann von zwei Enten endgültig vertilgt werden.
|“Der Struwwelpeter“|
Wer nicht hören will, der muss fühlen. Dies müssen einige Kinder schmerzlich erfahren, als sie sich mit unflätigem Verhalten in den Mittelpunkt stellten. Der böse Friedrich wird vom Hund gebissen, nachdem er diesen fies gequält hatte. Paulinchen verbrennt indes, weil sie mit Feuer gespielt hatte. Noch schlimmer erwischt’s den Daumenlutscher Konrad, dem vom Schneider beide Daumen entfernt werden, damit er nicht mehr in Versuchung kommt. Und Robert missachtet das Gebot seiner Eltern, sich beim Sturm nicht vor die Tür zu begeben, und wird samt seines Regenschirms hinfortgetragen …
_Persönlicher Eindruck_
In der 34. Episode der „Europa-Originale“ wurden zwei der berühmtesten Kindergeschichten der deutschen Literatur auf einem Silberling zusammengefasst. Es handelt sich dabei um die „Lausbubengeschichten in sieben Streichen“ von Wilhelm Busch und Heinrich Hoffmanns viel zitierten „Struwwelpeter“, einer prinzipiell recht grausamen Geschichte, in der erzählt wird, was Kindern widerfährt, die nicht brav sind bzw. nicht hören wollen.
Die Mischung der beiden Kurzgeschichten passt dabei insofern recht gut, weil sie beide mit moralischen Gedanken aufwarten und darüber hinaus genau zeigen, was denen geschehen kann, die sich über Recht und Ordnung hinwegsetzen. Max und Moritz haben diesbezüglich häufig genug Glück. Die hilflose Witwe Bolte kann sich ihrer nicht erwehren, und auch der Schneider ist machtlos, als er über die brüchige Brücke des schelmischen Brüderpaars in den Fluss stürzt. Ständig kommen sie ungeschoren davon, bis sie schließlich auf einen Bauern stoßen, der ihnen gewachsen ist und sie für all die Missetaten bestraft – und zwar mit dem Tod.
Ähnliche Inhalte bevorzugte einst auch Hoffmann bei seiner episodischen Kurzgeschichtensammlung in „Der Struwwelpeter“. Er berichtet von ungehorsamen Kindern, die sich aus Neugierde Gefahren aussetzen, die sie nicht einschätzen können, und für ihren Leichtsinn bestraft werden. Gleich mit Buschs Werk ist ihm dabei die unverhältnismäßige Härte seiner Geschichten. Daumen werden entfernt, ein Kind von zu Hause fortgetragen, und in der Handlung um den Suppenkasper verhungert sogar ein Kind, weil es sich weigert, die aufgetischte Speise zu sich zu nehmen. Abseits davon sind einige Erzählungen jedoch auch betont witzig, wie etwa die Geschichte vom Hans-guck-in-die-Luft und die vom Zappelphilipp, in denen sich Hoffmann mit einem geliebten Thema, der Hyperaktivität und konträr dazu der Verträumtheit der Heranwachsenden auseinandersetzt und auf überspitzte Weise die Folgen darstellt. Doch bei all diesem vordergründigen Humor soll in keinem der beiden Titel die grundlegende Ernsthaftigkeit übersehen werden, die zu großen Stücken die Ausgangsmotivation der beiden berühmten Dichter gewesen war. Sowohl in „Max und Moritz“ als auch im „Struwwelpeter“ finden sich zwischen lustig anmutenden Szenarien moralische und erzieherische Grundlagen, die über diesen Umweg ins Bewusstsein gerufen werden sollen – und das ist beiden Männern, man beachte schließlich den Status der beiden literarischen Klassiker, wirklich einprägsam gelungen.
Die Hörspielvariante aus dem Hause |Europa| ist zudem eine der schönsten Adaptionen der Episodengeschichten. Sprecher Hans Paetsch, sowieso Meister seines Faches, hat sich bei der Gestaltung der beiden Stücke mächtig ins Zeug gelegt, die Dramaturgie sehr schön eingefangen, aber auch den Wortwitz von Wilhelm Busch wunderschön mit seiner Stimme unterlegt. Definitiv hätte es für diesen Posten niemand Besseren geben können! Übrigens wird das kleine Sammelwerk zum Schluss noch um eine gesungene Fassung von „10 kleine Negerlein“ erweitert, einem Text, der sich mit vergleichbaren Inhalten beschäftigt und in den frühen 90ern auch noch einmal für den Pop-Bereich adaptiert wurde, bevor eine Düsseldorfer Rockband das Stück zugunsten eines beliebten Getränks umwandelte. Unter anderem auch aufgrund der Quantität ist die 34. Episode der „Europa-Originale“ eine wirklich lohnenswerte Investition, zumal damit die meines Erachtens beste Version von „Max und Moritz“ publiziert wird. Hier spricht wirklich nichts gegen eine Anschaffung des klassischen Stoffs!
Erzähler – Hans Paetsch
Brinkley – Peter Folken
Großer Bär – Curt Timm
Venuti – Rolf Jahncke
Old Firehand – Benno Gellenbeck
Kleiner Bär – Hans König
Tante Droll – Horst Beck
Missouri-Blenter – Rudolf Fenner
Woodward – Michael Weckler
Humply Bill – Horst Stark
Gute Sonne – Albert Johannes
Mrs. Butler – Helga Panzer
Regie: Konrad Halver
_Story_
Großes Aufsehen im Wilden Westen: Der kompromisslose Schurke Colonel Brinkley und seine Bande von Tramps rauben in steter Regelmäßigkeit Städte und Züge aus und scheuen selbst nicht davor zurück, kleine Farmen zu plündern. Brandschatzend ziehen sie durch die Lande, bis Brinkley, der aufgrund seiner Haarfarbe auch der rote Colonel genannt wird, von einem großen Schatz im Silbersee erfährt. Umgehend machen die Schurken sich auf den Weg und folgen Brinkleys Schatzkarte, die ebenfalls seinem Diebesgut angehört, in bester Hoffnung, bald über große Reichtümer zu verfügen.
Unterdessen hat Old Firehand eine alte Silbermine am Silbersee entdeckt und kehrt nun in die Stadt zurück, um gemeinsam mit dem Ingenieur Patterson nach Wegen zu suchen, die Silberader auszubeuten. Sobald er von den Machenschaften Brinkleys erfährt, schließt er sich mit der schrillen Tante Droll, einem verkleideten Detektiv, zusammen, um dem roten Colonel das Handwerk zu legen. Doch Brinkley zieht ungehindert seines Weges und brennt dabei eine weitere Farm nieder. Dies soll ihm jedoch zum Verhängnis werden, denn die nunmehr obdachlosen Holzfäller schließen sich Old Firehands Gefolgschaft an, im festen Willen, Rache zu üben und zu verhindern, dass die Verbrecher am Silbersee Erfolg haben …
_Persönlicher Eindruck_
„Der Schatz im Silbersee“ ist für einen recht großen Teil der Karl-May-Anhängerschaft die schönste Geschichte des weltberühmten Autors und sticht als solche selbst die Romane um Winnetou und Old Shatterhand (die im späteren Verlauf noch einige Gastauftritte haben sollen) aus. Selbst in Hörspiel-Kreisen sind nicht wenige der Meinung, dass der legendäre Zweiteiler das Meisterstück der auditiven May-Festspiele ist, weshalb eine neue Aufarbeitung mittlerweile längst überfällig ist.
Im Rahmen der „Europa-Originale“ ist die wunderschöne Adaption aus dem Jahre 1968 nun endlich auch im CD-Format veröffentlicht worden, dies allerdings auf zwei unabhängigen Silberlingen. Im ersten Teil werden dabei die gesamte Vorgeschichte beleuchtet und die Charaktere näher eingeführt. Man erfährt von Brinkleys Machenschaften auf dem Flussdampfer |Dogfish|, wird Zeuge einer grausamen Tat eines schwarzen Panthers und folgt schließlich einem der gelungensten Charaktere des populären Autors, nämlich Old Firehand, auf seine Jagd nach den gemeinen Schurken und seiner Hatz nach dem ungeborgenen Silberschatz. Kritisch ist bei dieser Episode allerdings anzumerken, dass relativ viel Zeit damit verbracht wird, die Geschehnisse um den schwarzen Panther zu schildern. Dass dabei der Kopf des Dompteurs ein unschönes Ende nimmt, raubt der Sache ein wenig von der ansonsten durchweg kinderfreundlichen Ausstrahlung und wird für kurze Zeit das Hauptereignis der Handlung, bevor dann der eigentliche Plot um die beiden Kontrahenten Brinkley und Firehand erst seinen Lauf nimmt. Von dort an entwickelt sich das Hörspiel jedoch wirklich manierlich und nimmt in Sachen Spannung gewaltig Fahrt auf. In raschen Szenenwechseln beobachtet man das Geschehen auf Seiten Old Firehands, erfährt unterdessen von den jüngsten Raubzügen des roten Colonels und wird unterdessen mit einigen recht merkwürdigen, bisweilen aber auch äußerst witzigen Gestalten konfrontiert. Allen voran die komische Tante Droll sorgt hierbei für einige Lachmuskelbeanspruchungen, die sich zwischen den einzelnen Action-Sequenzen wirklich sehr gut machen.
Indes ist dem Hörer durchaus bewusst, dass die Höhepunkte der Geschichte erst bevorstehen, sobald weitere bekannte Figuren in die Erzählung eingreifen. Mit dem ersten Teil ist jedoch der Nährboden für eine richtig spannende und durchweg unterhaltsame Wildwest-Story ausgelegt, in der Halver bereits in frühen Tagen sein ganzes Geschick und Können als Regisseur unter Beweis stellen konnte. Aufgrund der durchweg tollen Inszenierung erscheint das Finale in der zweiten Episode nur noch Formsache, doch dazu an anderer Stelle mehr. Festzuhalten gilt bis dato, dass auch das Hörspiel bzw. diese fantastische Neuauflage keinen Beweis schuldig bleibt, dass „Der Schatz im Silbersee“ berechtigterweise nicht nur in Insiderkreisen als der Favorit im Schaffen Mays gehandelt wird.
Kara Ben Nemsi – Hellmut Lange
Tschurak – Marcel Winter
Mübarek – Joachim Rake
Hadschi Halef Omar – Bernd Kreibich
Osko – Otto Löwe
Omar Ben Sadek – Christian Rode
Tschuraks Bruder – Siegmar Schneider
Barud el Amasat – Herbert Tiede
Manach el Barscha – Horst Beck
Suef – Jürgen Lier
Anka – Dagmar von Kurmin
Murad Habulam – Herbert A. E. Böhme
Humun – Malte Petzel
Janik – Herbert Tennigkeit
Bauführer – Rudolf H. Herget
Regie: Dagmar von Kurmin
_Story_
Nach den Abenteuern in den Schluchten des Balkan begeben sich Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar auf die Suche nach dem Mann, den alle nur den Schut nennen. Sie stoßen dabei auf die Spur Tschuraks, eines engen Verbündeten des Schuts, und versuchen, ihn unter Vortäuschung falscher Tatsachen zu überlisten. Allerdings ist sich Tschuraks des versuchten Betrugs bewusst und lockt die beiden in die Schluchthütte, wo er sie mit Hilfe des Mübareks gefangen nimmt. In einer verwegenen Befreiungsaktion tötet Kara Ben Nemsi Tschurak und hinterlässt den Mübarek schwer verwundet. Dies ruft den Bruder des Verstorbenen auf den Plan, der Blutrache schwört und die Fährte der beiden Flüchtigen aufnimmt. Doch auch er wird von Kara Ben Nemsi zur Strecke gebracht, behält aber sein Leben und übergibt seinem Feind als Zeichen der ruhenden Blutrache seine Streitaxt.
Unterdessen ruhen die Häscher des Schuts nicht und locken Omar und seinen Gefährten bereits in die nächste Falle. Unbeeindruckt ziehen die beiden jedoch ihres Weges und kommen dem Schut so nahe wie nie zuvor.
_Persönlicher Eindruck_
Mit „Durch das Land der Skipetaren“ wird nun die von [„In den Schluchten des Balkan“ 3421 begonnene Hörspiel-Trilogie um den orientalischen Old Shatterhand Kara Ben Nemsi fortgeführt. Das Original geht zurück auf das Jahr 1972 und ist in sich Teil einer sechsteiligen Buchreihe, die von |Europa| jedoch seinerzeit nur partiell adaptiert wurde, wobei insgesamt der Fokus auf die spannendsten und besten Episoden der Gesamtgeschichte gerichtet wurde.
Allerdings sind die Hörspiele, wie auch in diesem Fall „Durch das Land der Skipetaren“, inhaltlich stark gekürzt, soll heißen wesentliche Elemente der literarischen Vorlage wurden entweder gar nicht übernommen oder in kurzen Dialogen abgehandelt. Im Falle der 33. Episode der „Europa-Originale“ stellt sich dies insofern als problematisch dar, als eine treffende Überleitung zwischen dem offiziellen Vorgänger-Hörspiel und diesem zweiten Teil gänzlich fehlt. So erfährt man zum Beispiel nicht, auf welchem Wege sich die Verbrecher, darunter der hier erneut auftrumpfende Mübarek, seinerzeit aus ihrer misslichen Lage winden konnten.
Nichtsdestotrotz gelingt es Regisseurin Dagmar von Kurmin, den Faden der Story alsbald wieder aufzunehmen und unterdessen auch die Action-Handlung ein wenig aufzuwerten. Teil zwei der Trilogie ist gezeichnet von ständigen Konfrontationen und Verfolgungsjagden, ohne dass dabei der grundlegende Inhalt in irgendeiner Form ausgeblendet würde. Dementsprechend wurde auch das rasche Erzähltempo gewählt, welches schließlich auch Garant für einen konstanten Schlagabtausch und rasante Wendungen ist.
Indes bringt Karl May einige bekannte Motive wieder zum Vorschein. Während das Setting ähnlich abenteuerlich beschrieben wird, findet man altbekannte Themen wie die Blutrache bzw. die stets betonte Bruderliebe wieder, in diesem Fall demonstriert im ersuchten Racheakt von Tschuraks Bruder, welcher einen entscheidenden Eckpunkt der Geschichte markiert. Allerdings arten solche Wiederholungen keinesfalls zu langatmigen Klischees aus, sondern vermögen auch diese Story zu bereichern und lebendig zu halten.
‚Lebendig‘ ist schließlich auch das passende Stichwort für ein treffliches Resümee zu diesem Hörspiel: Eine durch und durch lebhafte Inszenierung bildet das Gerüst für die Steigerung zum ebenfalls schon gelobten „In den Schluchten des Balkan“ und eröffnet dem Abschluss der Serie, namentlich „Der Schut“, alle Möglichkeiten für ein grandioses Finale. Ob bzw. wann diese letzte Episode innerhalb der Reihe veröffentlicht wird, bleibt jedoch abzuwarten. Allerdings sollte man die Fans nicht zu lange auf die Folter spannen, denn die Spannung ist am Ende von „Durch das Land der Skipetaren“ bereits am Siedepunkt!
Bisher hat man sich darauf einstellen können, dass jedes Quartal zwei neue Folgen von |Gabriel Burns| erscheinen und die Geschichte um die zehn fahlen Orte kontinuierlich fortgeführt wird. Mit der Episode „Zwiespalt“ ist dieser Rhythmus jedoch unterbrochen worden, denn die mittlerweile 27. Folge ist die letzte Neuerscheinung der Reihe für 2007. Der angekündigte 28. Teil „Im Kreis des Vertrauens“ ist auf nächstes Jahr verschoben worden, denn durch einige fiktive Ereignisse in rumänischen Waisenhäusern innerhalb der Serie, die nun tatsächlichen Zwischenfälle drastisch ähneln, hat sich |Universal| gezwungen gesehen, eine Überarbeitung zu erwirken.
Während also die fortlaufende Handlung entschärft und überarbeitet wird, muss sich der Hörer so lange mit der Episode „Zwiespalt“, die in Vancouver und Mexiko spielt, die Zeit vertreiben. Das gelingt jedoch ausgesprochen gut, denn als Beigabe, gewissermaßen als kleine Entschuldigung für die Fans, wird auf einer zweiten Scheibe ein neuer Soundtrack mitgeliefert. Hierbei handelt es sich um die zweite Soundtrack-CD, denn Folge zwölf lag in einer limitierten Auflage ebenfalls ein Soundtrack bei. Mittlerweile sind aber viele neue Stücke dazugekommen, die nun zum ersten Mal ohne Stimmeneinblendungen und in voller Länge zu hören sind. Im Zentrum steht aber die Episode selbst, die sich nach langer Zeit wieder ganz um die Hauptperson Steven Burns dreht.
_Vorgeschichte: Folgen 1 bis 26_
Vancouver: Steven Burns, erfolgloser Schriftsteller, hält sich mehr schlecht als recht als Taxifahrer über Wasser. Sein Leben ändert sich jedoch schlagartig, als er an den geheimnisvollen Bakerman gerät – oder treffender: als Bakerman Steven kontaktiert, um ihn in ein mysteriöses Projekt einzuweihen, das sich unheimlicher Phänomene angenommen hat. Warum Bakerman, der dieses Projekt leitet, gerade Steven für seine Pläne auserkoren hat, wird dem Schriftsteller in dem Moment klar, als er an seinen Bruder Daniel zurückdenkt. Dieser verschwand nämlich im Alter von vier Jahren auf seinem Geburtstag, als Steven ihn bat, in eine Kiste zu steigen und einen Zaubertrick über sich ergehen zu lassen. Doch das Resultat war kein harmloses Kinderspiel, denn Daniel war plötzlich wie weggezaubert und blieb spurlos verschwunden.
Obwohl Bakerman auf die Geschehnisse von Stevens geheimnisvoller Zaubergabe anspielt, bleibt er ihm die Antworten schuldig. Und wenn er etwas herausrückt, dann nur sehr spärlich und darauf bedacht, die wahren Hintergründe im Dunkeln zu lassen. Denn Bakerman möchte Stevens Fähigkeiten erst einmal testen und eine Vertrauensbasis aufbauen. So schickt er ihn über den gesamten Globus; immer dorthin, wo auf eigenartige Weise Menschen verschwinden, von gefährlichen Experimente berichtet wird oder scheinbare Naturphänomene ans Tageslicht treten.
Steven Burns zur Seite stehen Joyce Kramer und Larry Newman, die das Viererteam um Bakerman komplettieren. Joyce ist bereits seit vielen Jahren ein treuer Verbündeter Bakermans und stellt seine Pläne nicht in Frage. Larry hingegen ist erst kurze Zeit nach Steven zur Mannschaft gestoßen, als sich der frühere Forstbeamte in den Wäldern von Yukon widernatürlichen Phänomenen ausgesetzt sieht und daraufhin beschließt, das Böse zu bekämpfen. Die zehn fahlen Orte sind es, die Steven Burns, Bakerman, Joyce und Larry in Atem halten. Orte, an denen das Böse zum Vorschein kommt und Tore in eine andere Welt geöffnet werden, um die Menschheit durch Kreaturen aus der Hölle zu vernichten.
Steven weiß nun, wer er ist, oder vielmehr, was er ist. Jetzt liegt es an ihm, dieses Wissen für sich zu nutzen und den Kampf aufzunehmen. Die Zeit rennt. Doch welche Rolle spielt er in diesem Spiel? Er ist auf sich allein gestellt, denn Bakerman ist untergetaucht und Joyce, so denkt es zumindest alle Welt, tot. Steven muss zu sich selbst finden, und das ohne die Hilfe seiner Gefährten …
_Inhalt_
„Zwiespalt“ konzentriert sich ganz auf Steven Burns. Da Bakerman untergetaucht ist, steht Steven ziemlich hilflos dar. Sein Auftraggeber ist gewissermaßen verschwunden, seine Jobs, die des Taxifahrers und Journalisten, hat er schon vor Monaten an den Nagel gehangen. Recht schnell fällt ihm die Decke auf den Kopf, sein Erspartes schwindet und die einzige Beschäftigung sieht er darin, sich in einer Bar mit billigem Alkohol vollzudröhnen. Als er zwei Tage später in seiner Wohnung aufwacht, weiß er nicht mehr, ob er durchgeschlafen oder andere Aktivitäten ausgeübt hat. Er begnügt sich zunächst damit, Kartons zusammenzupacken, denn sein Apartment ist ohne ein geregeltes Einkommen auf Dauer zu teuer. Doch irgendetwas stimmt nicht mit ihm, und es ist nicht ausschließlich das Selbstmitleid, in das er zu sinken droht.
Er kann sich glücklich schätzen, dass in diesem Moment sein früher Verleger Sunny Heseltine an der Haustür klingelt. Er hätte ihn angerufen und um einen Job gebeten, teilt dieser ihm mit, doch Steven kann sich beim besten Willen nicht erinnern. Ein Blick in den Telefonspeicher bestätigt dies, doch Steven ist sich sicher, dass er das Gespräch nicht geführt hat. Was ist bloß los mit ihm? Während Steven seinem Gast einen Kaffee aufsetzt, entdeckt Sunny in einem der Kartons eine alte Puppe. Steven hat sie einst einem Bühnenmagier namens Charlie abgenommen, wenig später ist dieser verschwunden. Eher aus Neugier spielt Steven ein Videoband ab, das neben der Puppe liegt, das er sich jedoch noch nie angesehen hat. Obwohl nur graues Flimmern auf dem Bildschirm erscheint, mein Steven die Konturen Charlies zu erkennen, und die einer Postkarte. Sowohl Charlie als auch die Karte sind jedoch erschreckend weiß, regelrecht ausgeblichen – wie aus dem Totenreich. Steven stürzt sich sofort in Nachforschungen, doch Sunny kann diesen Eifer nicht nachvollziehen, schließlich hat er außer dem Flimmern nichts gesehen. Daher bietet er Steven an, mit ihm übers Wochenende zu verreisen, in entspannter Umgebung über neue Aufträge zu sprechen und diesen ganzen Unfug über Hinweise und Verschwörungen zu vergessen.
Steven lässt sich auf das Angebot ein, doch seine Absicht, nach Mexiko zu fliegen, ist eine andere. Genau dorthin führen nämlich die Spuren des Bühnenmagiers Charlie, wie Steven mittlerweile nach einigen Erkundungen in Erfahrung gebracht hat. Sämtliche Postkarten Charlies, die Steven durch Hilfe eines Freundes in dessen Hinterlassenschaften findet, zeigen nämlich das gleiche Motiv: Mexiko Ende Oktober, zu den Feierlichkeiten des Volksfestes Día de los Muertos, übersetzt der ‚Tag der Toten‘.
Die Reise verläuft zunächst wie geplant. Sunny, Steven und Larry, der ebenfalls mitreist, kommen bei einer freundlichen Señora unter. Doch obwohl ganz Mexiko angesichts des Volksfestes in Feierlaune ist, wechselt Stevens Stimmung von einem auf den anderen Augenblick. Alles läuft zusammen, Stevens merkwürdige Gedächtnisaussetzer, die eigenartigen Hinweise eines verschwundenen Magiers samt seiner Puppe und das Fest der Toten. Es ist fast zu spät, als Steven realisiert, dass sein zweites Ich die Oberhand gewinnt. Denn er ist Gabriel, und er dient dem großen Plan.
_Bewertung_
Obwohl „Zwiespalt“ handlungstechnisch nicht viel Neues bietet, ist sie für den Hauptplot durchaus zentral. Die Veränderungen Stevens, die sich in den letzten Episoden bereits angekündigt haben, spitzen sich zu und laufen allmählich aus dem Ruder. So haben Volker Sassenberg und sein Team gut daran getan, sich viel Zeit mit dem inneren Konflikt Steven Burns zu nehmen und die Ereignisse in Mexiko klar der Charakterentwicklung unterzuordnen. Dass einige ältere Figuren wie Sunny oder Charlie wieder auftauchen, mag vor allem die Fans der ersten Folgen freuen, allerdings wirkt die Geschichte um ihr erneutes Auftauchen etwas zu konstruiert. Vor allem das Videoband, das Steven in seinen Umzugskartons findet und schließlich als Auslöser dient, nach Mexiko zu reisen, vermittelt den Eindruck, dass die Nebenfiguren unbedingt auftauchen sollten und krampfhaft eine Verbindung hergestellt werden musste. Schließlich war das Band schon länger in Stevens Besitz, und so wundert es doch ein wenig, dass aufgrund einer veralteten Nachricht die weitere Handlung vorangetrieben wird.
Der Schauplatz in Mexiko während des Tages der Toten macht aber durchaus etwas her und bringt die zwei Seiten Stevens gut zum Vorschein. Denn ebenso wie der Hauptdarsteller, der sich mit einem zweiten Ich herumplagen muss, besitzt auch das Volksfest zwei Ebenen, die miteinander verknüpft werden: die Toten bzw. abstrakter der Tod, der für viele nur Ängste hervorruft, wird hier in Form eines großen Festes gefeiert. Die Lebenden verehren die Verstorbenen, hell und dunkel, Steven und Gabriel. Obwohl die Folge offenlässt, ob Steven seine Gabe in Zukunft besser kontrollieren kann oder tatsächlich nur eine Marionette im Spiel der Mächte bleiben wird, ist „Zwiespalt“ weitgehend abgeschlossen und auch in sich als Einzelepisode stimmig. Das macht Lust auf mehr, auch wenn die Folge 28 etwas länger auf sich warten lässt.
http://www.gabrielburns.de/
Siehe ergänzend dazu auch unsere Besprechungen zu den aktuellen Buchveröffentlichungen
[„Gabriel Burns: Die Grauen Engel“ 3892
[„Gabriel Burns: Verehrung“ 3960
Erzähler – Hans Paetsch
Brian de Bois Guilbert – Horst Stark
Ivanhoe – Claus Wilcke
Prinz Johann – Hans Clarin
Rowena – Heike Kintzel
Sir Cedrik – Rudolf Fenner
De Bracy – Michael Hinz
Fritzurse – Michael Weckler
Rebekka – Ingrid Andree
Locksley – Michael Poelchau
Der schwarze Ritter – Hellmut Lange
Lukas Beaumanoir – Konrad Mayerhoff
Wamba – Konrad Halver
Albert Malvoisin – Lothar Zibell
Erzähler – Hans Paetsch
Oliver Twist – Oliver Röhricht
Ein Waisenkind – Sieglind Bruhn
Mrs. Mann – Ingeborg Kalweit
Jack Dawkins – Ingo Eggers
Fagin – Horst Beck
Nancy – Sabine Titze
Mr. Brownslow – Werner Hinz
Mrs. Bedwin – Heike Kintzel
Sikes – Rudolf Fenner
Rosa Maylie – Reinhilt Schneider
Brittles – Ernst G. Schiffner
Giles – Marco Fehrs
Mrs. Maylie – Katharina Brauren
Dr. Losberne – Claus Wagener
Henry Maylie – Konrad Halver
Monks – Michael Poelchau
_Story_
Der arme Waisenjunge Oliver Twist wächst in einem Waisenhaus auf, wird dort jedoch nie richtig glücklich. Als ihm schließlich auch noch eine Ausbildung bei einem Leichenbestatter aufs Auge gedrückt wird, nimmt der junge Kerl Reißaus, läuft dabei aber direkt einer Verbrecherbande in die Arme. Der hinterhältige Ganove Fagin nimmt sich seiner an und integriert ihn in seine Bande von jugendlichen Kleinkriminellen.
Gegen seinen Willen arbeitet Twist schließlich für Fagin und wird somit ein Teil eines groß angelegten Hehlergeschäftes. Doch immerhin kann Oliver sich mit diesen Verbrechen das Überleben sichern und findet darüber hinaus seine erste echte Familie. Als er jedoch eines Tages bei einem Einbruch in eine Villa erwischt wird, gerät Oliver in die Enge. Ein Rechtsvorsteher fordert die Inhaftierung, wohingegen seine Fürsprecher ihn wegen seiner schweren Kindheit schützen wollen. Als dann auch noch Fagin sein Geld einfordert und plant, Twist umzubringen, scheinen die wenigen glücklichen Tage des Jungen endgültig gezählt.
_Persönlicher Eindruck_
Charles Dickens‘ tragische Geschichte um den kleinen Waisenjungen Oliver Twist gehört zweifelsohne zu den größten Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur. Die Geschichte diente nicht nur vielen Schriftstellern als Inspiration, sondern wurde auch gerne für Regiearbeiten in TV und Kino aufgegriffen und entsprechend adaptiert, zuletzt noch 2005 von Roman Polanski. Auch auf dem Hörspielmarkt gibt es diverse Fassungen der Erzählung, unter anderem auch ein Original von |Europa|, das bereits 1970 aufgenommen und 2002 neu veröffentlicht wurde. Im Rahmen der „Europa-Originale“ kommt die Geschichte nun ein weiteres Mal auf den Markt, sicherlich zum Unmut der Besitzer der ersten Neuauflage, insgesamt aber sicher auch zum Verdruss der Liebhaber dieses Stückes, welches hier nur sehr mäßig wiedergegeben wird.
Die größte Merkwürdigkeit besteht dabei in der Tatsache, dass der Hauptdarsteller und Titelgeber hier auffällig klein gehalten wird. Lediglich in den ersten Szenen tritt Oliver Röhricht alias Oliver Twist aktiv in Szene; anschließend taucht er nur noch in Berichten des Erzählers und Dialogen der anderen Darsteller wieder auf. Eine unverständliche Herangehensweise, zumal der Protagonist über die gesamte Dauer des Hörspiels präsent und in aller Munde ist, jedoch keinen Sprechpart mehr zugeteilt bekommt.
Dieser Umstand schlägt sich natürlich auch deutlich auf die generelle Entwicklung des Hörspiels nieder, welches bei der Aufbereitung der Emotionen zwar keine Mängel aufweist, jedoch inhaltlich mehr und mehr erzwungen wirkt. Dieser Eindruck entsteht letztendlich auch durch die Gleichberechtigung vieler Charaktere, was dazu führt, dass selbst die Entscheidungsträger einen ähnlichen Stellenwert einnehmen wie die Nebenfiguren. Die grundlegende Struktur des Originals wird dadurch nun nicht verändert, aber eine fokussierte Behandlung des Themas wäre definitiv zuträglicher gewesen.
Bezogen auf den allgemeinen Aufbau, ist „Oliver Twist“ allerdings dennoch ein recht ansprechendes Hörspiel mit schönem Spannungsaufbau und transparenter Handlung. Jedoch ließe sich aus derlei Voraussetzungen mit ein bisschen mehr Liebe zum Detail noch so einiges mehr herausschlagen, was von Regisseur Konrad Halver – eigentlich ein Meister seines Faches – nicht wirklich berücksichtigt wurde. Demzufolge bleibt die vorletzte Episode der vierten Staffel nur solides Mittelmaß im Kontext der „Europa-Originale“ – sicherlich ein nettes Hörspiel, aber in Sachen Produktion und Umsetzung keine gänzlich würdige Adaption des berühmten Originalwerkes von Charles Dickens.
http://www.natuerlichvoneuropa.de
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