Archiv der Kategorie: Hörspiele / Hörbücher

Bomm, Manfred – Schusslinie

Eine gute Idee, die Manfred Bomm da hatte. Rechtzeitig zur Fußall-WM hat der deutsche Krimiautor eine Geschichte rund ums aktuelle Geschehen in Deutschland verfasst, bei der in Person von Jürgen Klinsmann sogar eine reale Figur eingegliedert wurde. Der Bundestrainer übernimmt hier jedoch nicht die Rolle des Sunnyboys, sondern spielt das Opfer eines größer angelegten Komplotts. Effekthascherei? Nein, keinesfalls. Mittel zum Zweck? Vollkommen!

_Story_

Kommissar August Häberle ermittelt in einem seltsamen Mordfall, der sich an einer Sportstätte in Geislingen zugetragen hat. Sowohl Funktionäre als auch ortsansässige Poltiker sind über den Vorfall schockiert, schließlich werfen solche Ereignisse ein Jahr vor der Fußball-Weltmeisterschaft kein gutes Licht auf den Deutschen Fußball-Bund. Als dann die Identität des Toten aufgedeckt wird, stellt sich heraus, dass es sich hierbei um einen einflussreichen früheren Freund von Jürgen Klinsmann handelt, der anscheinend von Dingen wusste, die anderen politischen Personen hätten schaden können. Häberle stürzt sich auf die Arbeit und taucht immer tiefer in einen Sumpf aus Intrigen, Korruption und Falschspielerei ein.

Dabei stößt er auf eine geheimnisvoll auftretende Prostituierte, einen zwielichtigen Unternehmer, nimmt aber auch Kontakt zum Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft auf, um diesen zu den Vorfällen zu befragen. Dann gerät die Situation aber außer Kontrolle: Klinsmann selber wird von den Drahtziehern des Verbrechens entführt und weitere Leute werden umgebracht. Und als dann in Berlin auch noch Dokumente über eine offensichtlich geplante Bestechungsaffäre auftauchen, ist längst die ganze Nation über den wohl größten Skandal der deutschen Fußballgeschichte – und dies ein Jahr vor der WM – informiert …

_Meine Meinung_

Skandalöse Affären hat es im Fußball in den letzten Jahren ja leider zuhauf gegeben, man denke nur mal an den jüngsten Wettskandal in der italienischen Liga. Weiterhin haben sich die Funktionäre der gerade angelaufenen Weltmeisterschaft ja auch nicht mit Ruhm bekleckert, als es um die Kartenvergabe und weitere sportpolitische Entscheidungen rund um die WM ging. Insofern greift Manfred Bomm in seinem Krimi einige durchaus aktuelle Themen auf und verteilt dabei auch geschickt einige Seitenhiebe auf die immer mehr zum Politikum avancierten Sportveranstaltungen um das runde Leder.

Allerdings ist „Schusslinie“ natürlich in erster Linie ein gesundes Stück Unterhaltung, welches bei weitem das befürchtete „Bild“-Zeitung-Niveau (man verzeihe mir meine Vorurteile) übertrifft. Bomm hat hier nicht nur einen sehr guten Kriminalroman entworfen, sondern zugleich eine wirklich komplexe Story kreiert, welche den Leser durch die immer neu auftauchenden Teilaspekte mehrfach auf eine komplett falsche Fährte führt – ebenso wie den ermittelnden Kommissar August Häberle.

Der Aufbau ist deshalb auch das Glanzstück des Romans; beginnend mit dem Mord an der unbekannten Person, konstruiert Bomm eine immer verzwickter werdende Handlung, bei der man nie wirklich sicher sein kann, die tatsächlichen Ereignisse richtig erfasst zu haben. Sobald sich bei Häberle eine Spur zu ergeben scheint und der Leser (bzw. in diesem Fall der Zuhörer) diese näher verfolgt, wird sie auch schon sehr zügig wieder über den Haufen geworfen und durch neue Fährten ersetzt. Man mag zwar glauben, dass diese Herangehensweise die Geschichte aus dem Zusammenhang kickt, aber weil es dem Autor sehr gut gelungen ist, selbst die Überraschungsmomente stringent am deutlich erkennbaren roten Faden zu orientieren, verliert man nie den Überblick und durchlebt so auch zahlreiche Aha-Momente, bis zur Auflösung der weit reichenden Intrigen rund um den Sport.

Natürlich ist die anstehende Weltmeisterschaft im weitesten Sinne nur Mittel zum Zweck und für die Aufklärung erst einmal gar nicht so wichtig. Bomm war eben nur so geschickt, die aktuellen Ereignisse zum passenden Moment auszunutzen und so auch zum treffenden Zeitpunkt das Interesse auf sich und sein neues Werk zu lenken. Im Großen und Ganzen ist die WM nämlich nur ein verhältnismäßig kleiner Aufhänger inmitten des großen Mordkomplotts. Und dennoch sollten fußballinteressierte Leser noch eher Gefallen an dieser Erzählung finden, denn wer mit einem gewissen Hintergrundwissen um die jüngsten Skandale aufwarten kann, ist beim Verständnis der Rahmenhandlung klar im Vorteil.

Bei der prinzipiell sehr gelungenen Hörbuchfassung stellt sich mir nur eine Frage: Warum muss ausgerechnet eine Frau die von Männerstimmen dominierte Geschichte erzählen? Kerstin Eckert als Sprecherin zu kritisieren, liegt mir zwar wirklich fern, doch man merkt schon ganz deutlich, dass ihre Fähigkeiten, maskuline Intonationen hinzubekommen, geschlechtlich bedingt arg zu wünschen übrig lassen. Dies kann sie allerdings dann auch wieder durch ihre fundierten Sprachkenntnisse ausgleichen, wobei vor allem ihr schwäbischer Dialekt äußerst sympathisch herüberkommt. Alles in allem also dennoch eine gute Wahl für dieses sehr gelungene Kriminal-Hörbuch.

_Fazit_

Sympathische Charaktere, sehr spannende Story und viele falsche Fährten bei den Ermittlungen zum Mord im Vorfeld der Fußball-WM. Manfred Bomm hat mit „Schusslinie“ einen sehr authentischen Krimi zu den politischen Randerscheinungen des Sports geschrieben und geschickt auf den richtigen Zeitpunkt zur Veröffentlichung des (Hör-)Buchs gewartet. Wer trotz der derzeit aktiven Wettstreitigkeiten noch immer nicht genug von der schwarzweiß befleckten Pille bekommen kann, ist mit dieser Geschichte prima bedient.

http://www.gmeiner-verlag.de/

Renz, Franz / Picard, Dominique – Sensations, Science & Stories Vol. 1

Wissen mittels eines Hörbuchs zu vermitteln, ist kein einfaches und ein sicherlich sehr gewagtes Unterfangen. Die Gefahr, dass hierbei eine nüchterne und rein faktische Lesung ohne jegliche Lebendigkeit entsteht, ist nämlich ziemlich groß, gerade wenn die angesprochenen Themen ihre Basis in der fernen Vergangenheit haben und hinsichtlich der Aktualität oftmals weit überholt sind.

„Sensations, Science & Stories“ verfolgt daher auch einen etwas anderen Ansatz. So werden hier auch Tatsachenberichte zu wissenschaftlichen Ereignissen wiedergegeben, dies aber zu Themen, die in den meisten TV-Wissenssendungen als ‚eher uninteressant‘ beiseite geschoben würden. Ob berechtigt oder unberechtigt – nun, das liegt im eigenen Ermessen.

Aufbauend auf den vorgegebenen Themen der beiden Autoren Dr. Franz Renz und Dominique Picard erzählt Sprecher Olaf Pessler zunächst davon, wie einst das Bier gekühlt wurde. Pessler beschreibt, wie bereits damals die alten Mönche lernten, das Bier kalt zu lagern, um so den Geschmack und den Erhalt zu sichern, und leitet nahtlos über zur Erfindung des Kühlschranks und dessen Bedeutung für die Moderne. Mit einigem Humor berichtet er auch von der tatsächlichen Motivation zum Biergenuss, die vorwiegend der eigenen Bewusstseinstimulation diente und sich erst später zugunsten des Geschmacks verschob.

In einer Überleitung schildert er die Erfindung des Sprengstoffs Nitroglycerin, dessen Eigenschaften und die davon ausgehende Gefahr bis hin zu dem Zeitpunkt, als Mittel und Wege gefunden wurden, es zu kontrollieren und im Folgenden für kommerzielle Zwecke zu nutzen. Neben Erfindern wie Alfred Nobel wirft man dabei auch anderweitig bekannte Namen wie „Frankenstein“-Autorin Mary Shelley und die Gebrüder Grimm in die Runde und erstellt dabei einige wirre, aber gar nicht mal so uninteressante Zusammenhänge. Darauf aufbauend werden weitere multifaktorielle Konstrukte aus dem Gebiet der Wissenschaft dargelegt, Sinnverbindungen hergestellt, gleichzeitig aber auch wieder Fragen aufgeworfen, in denen der Hörer nicht selten zwischen Tatsache und Fiktion zu unterscheiden versucht. Inwiefern hier eine Relation besteht, decken die Autoren bzw. der Sprecher aber nicht auf.

Eine interessante Idee bleibt eine interessante Idee, muss aber nicht zwingend Garant für eine packende Hörspielinszenierung sein. „Sensations, Science & Stories“ ist dabei aber weder das eine noch das andere Extrem, soll heißen, weder schlecht noch durchweg überzeugend. Man kann den Machern auf keinen Fall mangelnden Ideenreichtum bei der Umsetzung vorwerfen, allerdings bleibt die Wissensvermittlung trotz allem in manchen Abschnitten ein wenig dröge und kann auch von den einzelnen gespielten Rückblenden in die jeweilige Zeit nicht wirklich belebt werden. Dabei sind die angeschnittenen Themenbereiche wirklich erfrischend und eben nicht das, was man tagtäglich in vergleichbaren TV-Sendungen vorgesetzt bekommt. Insofern ist die ursprünglich 2004 eingespielte Produktion sicherlich auch eine lohnenswerte Sache für das wissbegierige Publikum – selbst wenn die meisten Zusammenhänge recht ungewöhnlich erscheinen.

Die Kehrseite besteht indes aus der fehlenden Authentizität bei den Hörspiel-Sequenzen und dem gekünstelten Getue der hier vertretenen Sprecher. Sie leben die Geschichten nicht, sondern verkaufen sie ganz genau so, als sei es nur ihr Job, sie vorzulesen. Dieses Manko war bereits bei vorangegangenen Produktionen aus dem Hause |Hörspiele Welt| festzustellen und kann auch hier – wenngleich es nicht so schwer wiegt wie meinetwegen bei „Die schwarze Stunde“ – nicht ganz abgestellt werden.

Und so bleibt die ganze Sache auch ein Für und Wider, bei der das ziemlich frische und im Grunde genommen gut durchkonstruierte Konzept überzeugt, die Leistungen der Sprecher (abgesehen von Olaf Pessler) aber weitestgehend missfallen. Wissensdurstige werden sich sicherlich über ein solches Projekt (dessen Fortsetzung noch in diesem Jahr geplant ist) freuen, echte Hörspiel-Fans hingegen werden die etwas bröckelige Aufführung wahrscheinlich nur mit Kritik bedenken. Wie gesagt, eine interessante Idee bleibt eine interessante Idee, aber leider auch nicht viel mehr.

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Carisi, Brian / Merlau, Günter – Caine – Todesengel (Folge 2)

Folge 1: [„Das Amulett von Kyan’Kor“ 2050

Heiß ersehnt, lange erwartet – endlich ist es da, das zweite Hörspiel des |Lausch|-Debüts „Caine“. In „Todesengel“ wird die Geschichte um den coolen Serienkiller jedoch auf eine Art und Weise fortgestezt, die selbst die allergrößten Erwartungen an die Serie übertrifft. Komplexer, actionreicher und noch rasanter werden die Szenen gestaltet – und damit auch das beste Hörspiel seit ewig langer Zeit veröffentlicht. Eines kann ich nämlich schon vorwegnehmen: An diesem Maßstab werden sich nachfolgende Produktionen (auch aus dem Hause |Lausch|) einigermaßen die Zähne ausbeißen!

_Story_

Caine, inzwischen ins Reich der Dunkelelfen abgekehrt, bekommt von seinen neuen Arbeitgebern den ersten Auftrag zugesteckt. Wie einst soll er für das fremde Volk den Killer mimen und dabei jetzt einen ganz dicken Fisch aus dem Weg räumen: den Mafia-Boss Moretti, der selbst mit den verfeindeten Aganoi in Verbindung steht. ALlerdings gestaltet sich die Rückkehr in den irdischen Sektor nicht so leicht wie erhofft. Caine werden nämlich die benötigten Papiere verweigert, so dass er gezwungen ist, mit anderen Lagern zu kooperieren. Hierbei bekommt Caine Unterstützung von einem weiteren Todfeind Morettis‘, dem chinesischen Mafiosi Tang. Und auch die geheimnisvolle Organisation von Collin Drake ist bemüht, mit Caine einen Deal einzugehen. Als es Caine dan tatsächlich gelingt, in die Nähe seines Opfers zu gelangen, überschlagen sich die Ereignisse; aus einem aussichtsreichen, fast schon sicheren Unterfangen entwickelt sich ein Debakel, infolge dessen Caine selber in die Flucht geschlagen wird. In letzter Sekunde kann er von seinen neuen Kumpanen gerettet werden. Erst da realisert Caine, dass seine neuen Aufträge bei weitem gefährlicher und die Gegner viel, viel mächtiger sind als noch damals vor seiner Verurteilung …

_Meine Meinung_

Das erste Hörspiel zu „Caine“ wurde im letzten Jahr bereits sehr euphorisch abgefeiert und verlieh sowohl dem Verlag als auch dem Hauptdarsteller einen gewissen Kultstatus, von dem |Lausch| auch in den nachfolgenden beiden Produktionen noch zehren konnte. Nun aber folgt die große Zerreißprobe und damit verbunden die Frage, ob man das hohe Niveau würde halten können. Doch nicht nur dies ist gelungen, sondern es hat auch eine gehörige Steigerung stattgefunden, die in wirklich allen Bereichen der Handlung auszumachen ist.

Kommen wir zunächst zum wesentlichsten Bestandteil der Geschichte, nämlich der Action. In nahezu jeder einzelnen Sekunde der knapp einstündigen Spieldauer wird hier ein Hollywood-Spektakel sondergleichen veranstaltet, denn Caine gerät im stetigen Wechsel von einer Front an die nächste und sorgt damit für das wohl waffenreichste Hörspiel, das man sich denken kann. Schusswechsel sind das A und O der Rahmenhandlung und werden seitens des Hauptakteurs auch noch mit einigen sehr coolen, flotten Sprüchen bedacht. Wenn hier nicht ein moderner James Bond geboren wurde, dann weiß ich es auch nicht.

Der nächste Punkt, die Effekte: Der zweite Teil von „Caine“ ist ein Spektakel, angetrieben von Bombast und opulenten Soundeffekten, und geradezu monströs inszeniert. In fast allen Action-Sequenzen wünscht man sich, das Hörspiel wäre in Dolby Digital erschienen, damit die ohnehin schon eindrucksvolle Wirkung der auditiven Untermalung einen noch größeren Wert bekommt. Aber alleine das hier Aufgefahrene ist schon der absolute Hammer und nimmt – ähnlich wieder Plot – Züge an, die man berechtigterweise mit Referenz-Produktionen wie „Matrix“ vergleichen muss. Kino für die Ohren!

Schließlich die Handlung: Wow! Das ist es! Ja, genau so etwas will man hören, wenn man ein modernes Hörspiel einlegt. Eine nicht zu simple Story, mächtig Action, unvorhersehbare Verläufe, abstrakte Gedankenzüge, ein stetiger Kampf zwischen Höchstgeschwindigkeit und Zeitlupentempo und Charaktere … ja, Charaktere, die mit Superlativen kaum noch zu beschreiben sind. Näher darauf einzugehen, ja überhaupt viel zu verraten wäre Unsinn. Wichtig ist nur eines: „Caine 02“ ist die nächste Trumpfkarte dieses Verlags und hievt das junge Label |Lausch| endgültig an die Spitzenposition des gespielten Thriller-Genres. Man |muss| das einfach gehört haben.

Warum also lange schwadronieren. In der Zeit, in der man diese Kritik gelesen hat, hätte man das Teil auch schon längst bestellen können. Der 9. Juni 2006 war Stichtag und vielleicht sogar der Beginn einer ganz neuen Ära im Hörspiel-Bereich. Lebendiger und actiongeladener kann man eine derartige Produktion nicht mehr gestalten – was gleichzeitig bedeutet, dass eine Steigerung undenkbar scheint. Aber Überraschungen scheinen ja die Spezialität von |Lausch| zu sein …

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http://www.merlausch.de/

Schätzing, Frank – Tod und Teufel

Nachdem Frank Schätzing mit [„Der Schwarm“ 731 einen wirklich genialen Bestseller verfasst und von Seiten der Presse endlich auch die Wertschätzung erhalten hat, die er schon seit längerer Zeit verdient, ist das Interesse am deutschen Erfolgsautor gewaltig. Diesem Umstand ist es nun wohl auch zu verdanken, dass Schätzings bereits hoch gelobtes Debütwerk „Tod und Teufel“ dieser Tage wieder ins Gespräch kommt. Der historische Roman, mit dem der Autor 1995 seinen Einstieg feierte, ist seit einiger Zeit auch als Hörbuch erhältlich und führt uns auf insgesamt 8 CDs zurück ins mittelalterliche Köln, genauer gesagt ins 13. Jahrhundert – und in eine Zeit, in der Verschwörungstheorien fast genauso aktuell waren wie zur Ära von Dan Brown und seinen Nachahmern.

_Story_

Köln im Jahre 1260: Erzbischof Rainald von Dassel hat die Gebeine der Heiligen Drei Könige als Beute aus dem Krieg mitgebracht und seine Heimatstadt im Nu zur Pilgerstätte für das gesamte Christentum verwandelt. Neben all den rechtschaffenen Bürgern, die gerne mehr über den historischen Fund erfahren wollen, zieht es aber auch Taugenichtse, Diebe und Betrüger nach Köln, welche die Situation gerne nutzen möchten, um sich am bunten gesellschaftlichen Treiben illegal zu bereichern.

Einer von ihnen ist Jacop, ein herzensguter Tollpatsch, der lediglich aus Armut auf unredsame Weise sein täglich Brot zusammenstiehlt. Als er eines Tages nach ein paar Äpfeln trachtet, die neben der Baustelle des gerade entstehenden Doms auf einem Baum wachsen, wird er unversehens Zeuge eines Mordes. Niemand Geringerer als der Dombaumeister Gerhard Morart wird von Unbekannten von einem Gerüst an der offenen Baustelle in den Tod gestoßen. Jacop, genannt ‚Der Fuchs‘ ist von diesem plötzlichen Ereignis derart schockiert, dass er ebenfalls stürzt und dabei direkt neben dem Sterbenden aufschlägt. Morart kann dem unfreiwilligen Zeugen mit letzter Kraft noch einige Worte zuflüstern. Dies bleibt dem Mörder jedoch nicht verborgen, der noch an Ort und Stelle Jagd auf Jacop macht, ihn aber entkommen lassen muss.
Jacop ist daraufhin ziemlich aufgedreht; von Morart hat er erfahren, dass eine große Verschwörung im Gange ist, an der höchste Gremien der Stadt beteiligt sind, und weil er dieses Wissen nicht verbergen kann, erzählt er seinen beiden Freunden Maria und Tillmann von der Tat. Deren Schicksal ist damit besiegelt: beide Eingeweihten sind kurze Zeit später tot.

‚Der Fuchs‘ gerät infolgedessen immer mehr in Bedrängnis, findet in dieser brenzligen Lage aber Zuflucht bei der Färberstochter Richmodis, die mit ihrem stets volltrunkenen Vater und ihrem Onkel, dem gebildeten Physikus Dechant Jaspar, zusammen lebt. Als diese jedoch eingreifen und Jacop beim Aufspüren der finsteren Gestalten behilflich sind, greift der Mörder des Dombaumeisters ein weiteres Mal ein und bringt das neue Gefolge in größte Gefahr. Und dabei war der erste Mord nur ein kleiner Baustein inmitten einer riesigen Verschwörung …

_Meine Meinung_

Wow, was für eine geniale Geschichte! Selbst in Zeiten, in denen besagter Dan Brown mit seinen verschiedenen rätselhaften Theorien eine Menge Staub aufwirbelt und man den Eindruck hat, dass zwischen Katharern, Gottlosen und Kreuzrittern mittlerweile alle verschwörerischen Gruppen in vergleichbaren Romanen genügend Zuspruch gefunden haben, ist „Tod und Teufel“ noch etwas Besonderes und absolut nicht minder spannend als „Illuminati“ oder das gerade wieder populäre „Sakrileg“. Die Geschichte um den verwegenen Tagedieb Jacop beginnt dabei so rasant, dass man gar nicht erst Zeit hat, sich über Ähnlichkeiten (wobei man bitte beachten sollte, dass dieses Buch vor der Brown-Ära entstanden ist) Gedanken zu machen. Recht schnell ist die Rahmenhandlung aufgebaut, und bevor man sich noch näher mit der historischen Einordnung der Ereignisse bechäftigen kann – die übrigens in diesem Fall prima recherchiert sind – liegt Jacop bereits am Boden neben dem sterbenden Dombaumeister und empfängt dessen letzte, folgenschwere Botschaft. Auch wenn Schätzing das Tempo nicht über die gesamte Dauer halten kann, ist es schon beachtlich, wie schnell es prinzipiell zu ermöglichen ist, den Leser bzw. in diesem Fall den Hörer mitten in eine prekäre Situation zu versetzen, in der man sich selber zeitweise als Teil des Protagonisten fühlt.

Jacop ist dabei nicht einmal eine wirklich besondere Figur; er hat zwar das Herz am rechten Fleck, und man verzeiht ihm auch schnell seine negativen Eigenschaften, aber er ist im Grunde genommen auch nur ein Normalbürger und damit auch kein besonderer unter vielen. Erst die unerwarteten Geschehnisse in seiner Umgebung und die seltsame Situation, in die er rasant hineingezogen wird, machen ihn zu einer Art Heldenfigur, die vom Profil her allerdings gar nicht als solche taugt. Schließlich ist Jacop als Person ein wenig trottelig und auch wegen seiner Statur nicht aus dem Stoff, aus dem Helden geschaffen sind. Der Ernst der Lage ändert an dieser Tatsache dann aber einiges; man fühlt sich mit dem Hauptdarsteller verbunden, nimmt Anteil an seinem unglücklichen Schicksal und wünscht ihm, schnellstmöglich Sicherheit und Geborgenheit zu finden; Dinge, die er in seinem bisherigen Leben nie hatte, nun aber nötiger braucht als je zuvor.

Die Beziehung, die man zu diesem Charakter aufbaut, bewirkt aber auch, dass man ihn irgendwann überschätzt und die Gefahr, die sich in wirklich jedweder neuen Situation für ihn ergibt, unterschätzt – was Jacop anfangs übrigens auch tut. Er ist zwar Zeuge eines Mordes, glaubt aber dennoch, dass er mit Hilfe seiner beiden Freunde vor den Auswirkungen seines Beiseins geschützt ist. Erst als der Tod ein weiteres Mal in seine Nähe tritt und ihn auch noch direkter betroffen macht, ist er sich bewusst, wie umfassend die Verschwörung ist, die ihn aus dem Nichts überrollt hat.

In erster Linie ist „Tod und Teufel“ daher auch ein historischer Thriller, jedoch mit durchaus moderner Sprache. Schätzling misst den bürgerlichen Gepflogenheiten des 13. Jahrhunderts zwar einen gewissen Wert zu, hält sich sprachlich aber selber nicht immer an die Vorgaben, die der geschichtliche Hintergrund liefert. Dies ist jedoch keine direkte Kritik, sondern eher die Feststellung, dass abseits der beschriebenen Umgebung nicht alles den tatsächlichen Begebenheiten des Jahres 1260 in Köln entspricht. Schätzing hat, wie bereits erwähnt, sehr genau recherchiert und vor allem die Geschichte der Stadt in den Vordergrund gestellt, im Bezug auf das gesellschaftliche Miteinander dann aber eher auf eine lockere Atmosphäre gesetzt. Mir persönlich gefällt dies ziemlich gut, wobei ich mir aber auch vorstellen kann, dass Geschichtsfanatiker in diesem Zusammenhang mehr Wert auf vollkommene Authentizität legen. Doch hier darf der Geschmack auch gerne verschieden sein. Allerdings können die vielen intellektuellen Wortduelle zwischen Richmodis Vater Goddert und seinem Trinkbruder Jaspar Rodenkirchen diesbezüglich wieder viele erregte Gemüter besänftigen und steigern alleine durch ihre Präsenz den Anspruch dieses hier vorgelesenen Romans noch einmal gehörig.

Letztendlich ist dem Autor so auch die richtige Mischung gelungen; „Tod und Teufel“ ist sowohl historischer Roman als auch Krimi, Verschwörungs-Thriller und Drama, je nachdem, ob man nun mehr auf die Charaktere oder den Plot als solchen blickt. Eines haben alle diese Versatzstücke aber gemeinsam: Sie tragen allesamt dazu bei, dass hier eine wunderbare Erzählung zustande gekommen ist, die zwar mittendrin ein paar dezente Längen aufweist, zum Ende hin aber (nicht zuletzt wegen der wunderbaren Atmosphäre) wieder derart Schwung aufnimmt, dass man nicht mehr von ihr ablassen kann, bis es zur entscheidenden Szene gekommen ist. Und deshalb kann ich im Fazit auch ohne schlechtes Gewissen behaupten, dass jeder, der „Sakrileg“ und „Der Schwarm“ gelesen hat und dabei auch historische Inhalte bevorzugt, dieses (Hör-)Buch lieben wird. Ganz sicher!

http://www.emons-verlag.de/

Poe, Edgar Allan / diverse Interpreten – Visionen

Edgar Allan Poe – der Name steht für einen Literaten, der die Seelenzustände des Menschen beschreibt und dem Horror, der sich in seinen Werken entfaltet, eine ganz persönliche Note verpasst. Keine Frage, Poes Erzählungen und Gedichte sind zeitlos, selbst mehr als 150 Jahre nach seinem viel zu frühen Tod im Jahr 1847.
Dass der Dichter und Denker noch immer aktuell ist, zeigen die zahlreichen Sammelbände und Luxusausgaben, die die Buchhandlungen allerorts schmücken. Stärker noch bedingt als durch das klassische Printmedium, ist vor allem durch die Welle der Hörbücher der Name Edgar Allan Poe wieder in den Vordergrund gerückt. Stellvertretend dafür kann die Hörspielreihe von |Lübbe Audio| genannt werden, die sich Poes annahm und seine zahlreichen Werke vertonte – und mit Ulrich Pleitgen und Iris Berben als Sprecherduo einen Qualitätsstandard erreichte, der dem Meister des makabren Grauens gerecht wird.

Pleitgen und Berben sind es auch, die sich des Projektes „Edgar Allan Poe – Visionen“ annahmen. Doch nicht nur sie, sondern eine ganze Reihe hochkarätiger nationaler und internationaler Stars und Musiker haben sich an dem ambitionierten Vorhaben beteiligt. Herausgekommen ist eine Doppel-CD, die zum einen ausgewählte, von erfahrenen Sprechern vorgelesene Gedichte von Poe enthält und zum anderen ein Konglomerat an Songs von Künstlern, die von dem Schriftsteller beeinflusst worden sind.

|CD 1 – Poes Gedichte|

Der erste Silberling umfasst auf 14 Stücken 12 verschiedene Gedichte. Los geht es mit Ulrich Pleitgens Interpretation von Poes wohl berühmtestem lyrischen Werk, seinem Meisterstück „Der Rabe“. Nicht zuletzt dadurch, dass dieses Gedicht selbst eine Geschichte erzählt, baut Pleitgen einen Handlungsbogen auf, der den Hörer gleich zu Beginn zu fesseln versteht. Mit seiner einnehmenden Stimme berichtet er aus der Sicht des einsamen Erzählers, der halb im Schlaf über alten Folianten liegend ein Pochen wahrnimmt. Sich selbst nicht klar über seine Gedanken, die ihm wild im Kopf herumkreisen, findet er sich in einem Zustand zwischen Realität und Traum wieder. Ist es seine Lenore, die er einst verloren hat und die nun wieder zu ihm zurückkommt? Ihn zumindest im Schlaf von seinen Qualen erlöst und um Einlass in sein Haus bittet? Der Erzähler verdrängt den Gedanken wieder, doch das Pochen lässt nicht nach. So öffnet er schließlich das Fenster und sieht, wie ein großer, schwarzer Rabe hereingeflattert kommt und ihn mit bohrendem Blick anstarrt. Doch die einzige Antwort, die ihm der Vogel auf alle seine Fragen gibt, ist ein gekrächztes Nimmermehr.

Um dem zentralen Gedicht Poes Rechnung zu tragen, wird es am Ende der CD noch einmal in englischer Fassung dargeboten, von niemand Geringerem als Christopher Lee. Dass diese Version ebenfalls überzeugen kann, mag aufgrund Lees ausgebildeter Opernstimme nicht verwundern. Dennoch erscheint es im direkten Vergleich nicht ganz an Pleitgens Interpretation heranzukommen. Möglicherweise dadurch, dass sich der deutsche Schauspieler durch seine anderen Hörbuchumsetzungen mittlerweile zu einem wahren Poe-Kenner entwickelt hat. Doch Lees Leistung soll dadurch nicht geschmälert werden. So steuert er zusätzlich „Ein Traum in einem Traum“ bei, ein kurzes zweistrophiges Gedicht, das von der Vergänglichkeit des Seins berichtet. Es entfaltet eine romantische und melancholische Stimmung, die die typischen Erkennungsmerkmale Poes trägt. Vordergründig direkt, doch unter der Oberfläche verschlungen und mit tief liegenden, nur allzu oft düsteren Geheimnissen verstrickt.

So bildet denn auch die Auswahl der weiteren Titel einen gelungenen Querschnitt durch Poes lyrisches Schaffen, regt zum Träumen, aber auch zum Nachdenken an. Ditmar Bär, Kai Wiesinger und Gudrun Landgrebe sind weitere Namen, die sich Poes angenommen haben und ihm auf ihre Weise ein weiteres Denkmal setzen. Zwar schwanken die Umsetzungen von Sprecher zu Sprecher und mögen je nach Neigung dem einen mehr, dem anderen weniger gefallen, als Einheit betrachtet können sie jedoch durchweg überzeugen. Den roten Faden, der die Gedichte miteinander verknüpft, bildet dabei die musikalische Untermalung, die schwerpunktmäßig vom Berliner Filmorchester eingespielt wurde. In der Regel leise mitklingend im Hintergrund, spielt es sich an den passenden Stellen auch mal nach vorne und verstärkt die durch die Gedichte bereits hervorgerufenen Emotionen. Die Musik wirkt hierbei nie aufgesetzt, sondern passt sich der thematischen Stimmung an und rundet die CD angemessen ab.

|CD 2 – Songs durch Poe inspiriert|

Weist die erste CD noch den Status eines Hörbuches auf, so geht die zweite Scheibe in Richtung einer musikalischen Compilation, die als Verknüpfungspunkt die thematische Einordnung durch die Inspiration von Poes Werken enthält. Nimmt man diesen Aspekt weg, so erscheint es kaum möglich, die Bands und Künstler, die sich auf der CD versammelt haben, einer Sparte zuzuordnen. Während die Jungen Tenöre die moderne Klassik bedienen und Künstler wie Vince Bahrdt von Orange Blue radiotaugliche Popmusik machen, sind Subway To Sally und L´Âme Immortelle eher aus dem Rock- und Gothic-Sektor bekannt. Als Sahnehäubchen präsentiert sich ein weiteres Mal Christopher Lee, der hier ebenfalls seine musikalischen Fähigkeiten unter Beweis stellt.

Vielleicht gerade durch die unterschiedliche Herangehensweise, wie die Musiker zu Poe gefunden haben, ist die CD eine abwechslungsreiche Mischung geworden, die das Herz eines jeden Liebhabers einfühlsamer Töne erfreuen wird. So ist der Grundtenor ruhig, auch wenn es ab und an ein paar härtere Töne zu hören gibt. Die Symbiose aus orchestralen Instrumenten, Klavieruntermalung, Elektrosounds und passend akzentuierten E-Gitarren schafft einen gekonnten Stil aus Melancholie und Bombast, der beim Hörgenuss zu prickelnder Gänsehaut führt. Zwar können die Songtexte selten ihrem Vorbild das Wasser reichen, doch als Verbeugung vor dem Literaten taugen sie allemal. Die Songs, die durch einen Sprechgesang geprägt sind, trügen allerdings den Gesamteindruck. Sie sind für sich gesehen intelligent produziert und gut aufgebaut, fallen aber ein wenig aus dem Kontext heraus und hätten eher auf die erste CD gepasst, sofern sie denn Originaltexte gewesen wären. Auf der zweiten Scheibe hätte der ein oder andere zusätzliche, gesungene Song nicht geschadet.

|Fazit|

„Edgar Allan Poe – Visionen“ ist ein überzeugendes Gesamtkunstwerk geworden. |Lübbe Audio| hat renommierte Sprecher und Musiker versammelt und versucht, dem Schriftsteller und seinen Werken gerecht zu werden. Bis auf wenige Ausnahmen ist dies auch gelungen. Es ist eine Doppel-CD enstanden, die unterhalten, ihre wahren Qualitäten aber nur bei einem Glas Rotwein vor dem Kamin offenbaren kann. Denn erst dann werden sich Poes Visionen, die auf die Silberlinge gepresst worden sind, in den Gehörgängen und den eigenen Gedanken entfalten.

http://www.visionen.tv

Le Fanu, Joseph Sheridan – schwarze Stunde, Die (2)

Auch in der zweiten Episode von „Die schwarze Stunde“ hat sich der Verlag |Hörspiele Welt| einem klassischem Orignal gewidmet, dieses Mal jedoch einer einzelnen Geschichte, nämlich dem berühmten Stück „Carmilla“ von Joseph Sheridan Le Fanu. Die Erzählung gilt gemeinhin als eines der ersten Stücke, das sich mit der zweifelhaften Romantik des Vampirismus beschäftigt hat. So wurde unter anderem auch Bram Sroker für sein Meisterwerk „Dracula“ von dieser Legende aus der irischen Literatur beeinflusst. Leider aber wurde „Carmilla“ bzw. dem Autor nie die gebührende Achtung entgegengebracht. Der Titel blieb eine Erzählung, die einem erlesenen, interessierten Publikum vorbehalten blieb und nur dort auch gewürdigt wurde.

Nun erscheint das im Jahre 1872 geschriebene Stück erstmals auch als Hörspiel und setzt damit die Reihe „Die schwarze Stunde“ um einiges besser fort, als der Einstieg in Episode 1 dies erhoffen ließ.

_Story_

Bereits in frühester Kindheit wird die kleine Laura mit übersinnlichen Begebenheiten konfrontiert. Ihre Träume sind geprägt von düsteren Geschehnissen, und so trifft sie dort eines Nachts eine hübsche Frau wieder, die ihr aber mit ihrem mysteriösen Antlitz großen Schrecken einjagt. Dieser Vorfall ängstigt sie derart, dass sie fast bis ins Erwachsenenalter hinein nachts nicht mehr alleine sein kann.

Viele Jahre später wird Laura Zeugin eines Kutschenunfalls, dem zwei Frauen – eine Mutter mit ihrer Tochter – zum Opfer fallen, die ihn aber glücklicherweise überleben. Jedoch ist die ältere Dame ziemlich verarmt und kann nicht mehr adäquat für ihre Tochter sorgen. Lauras Vater, ein gut betuchter Landbesitzer, bietet an, das hübsche Mädchen für einige Zeit in seine Obhut zu nehmen und sich um ihre Belange zu kümmern, während die Mutter für ihren eigenen Unterhalt sorgen kann.

Laura freundet sich schnell mit dem Mädchen an, stellt aber alsbald fest, dass sie es ist, die sie damals in ihren Träumen gesehen hat. Doch auch Carmilla, ihre neue Gefährtin, erzählt von einem Traum, in dem Laura ihr erschienen ist. Zwischen den beiden entwickelt sich eine sehr intensive Freundschaft, die besonders von Carmillas Seite aus häufiger über die erlaubte Moral hinausschießt. Carmilla spürt eine regelrechte Begierde für Laura und lässt diese ihre Leidenschaft auch permanent spüren. Langsam aber sicher wird Laura die Situation unheimlich.

Carmilla verhält sich nämlich auch ansonsten immer merkwürdiger, beweist einen sehr makabren Humor, wird aber fast ängstlich, wenn die Glocken der ansässigen Kirche läuten. Als Carmilla dann eines Tages aus ihrem Zimmer verschwindet und sich in dem kleinen Ort einige beängstigenden Dinge zutragen, offenbart sich ein düsteres Geheimnis, von dem Laura niemals zu träumen gewagt hätte – nicht einmal in den finsteren Nachtmahren ihrer verängstigten Vergangenheit.

_Meine Meinung_

„Carmilla“ ist tatsächlich ein Klassiker und bietet inhaltlich absolut keinen Makel. Die Geschichte um das unscheinbare, fröhliche Mädchen, hinter dem sich eine dämonische Erscheinung verbirgt, ist einfach nur klasse und verdient auch jedwede Würdigung – zumindest hinsichtlich des zugrunde liegenden Plots. Bei der Hörspielfassung sieht dies aber leider wieder ein wenig anders aus, denn wiederum krankt die Angelegenheit an einigen Schwachpunkten, die in diesem Fall allerdings vermehrt auf die Sprecher zurückzuführen sind. Vor allem die weiblichen Stimme, und hier in erster Linie Karin Kuschik als Carmilla, sind weit davon entfernt, die inbegriffenen Emotionen überzeugend herüberzubringen und verleihen der Geschichte trotz ihrer originellen Dramaturgie einen fast schon heiteren Beigeschmack – und das kann ja wohl nur schlecht sein. Vestehen wir uns nicht falsch, die Geschichte kann man sich in der Version von |Hörspiele Welt| recht gut anhören, aber darin versinken wird man in den meist oberflächlichen Dialogen bestimmt nicht.

Glanzpunkte kann diesbezüglich eigentlich nur die Erzählerstimme von Christian Schult setzen, der mit seinen ernüchternden Einschüben auch den ernsten Unterton immer mal wieder herbeizitiert. Dieser bleibt nämlich zwischendurch gern auf der Strecke, wenn sich die beiden Mädels umeinander sorgen.

In dieser Fassung ist „Carmilla“ daher auch nur hörbarer Stoff für zwischendurch, sicher aber nicht die angemessene Umsetzung eines literarischen Meisterwerks. Es fehlen Atmosphäre und Tiefgang, und selbst die Spannung bleibt auf einem höchstens passablen Niveau hängen, kommt aber erst zum Ende – und damit eigentlich auch viel zu spät – so recht zur Geltung. Bis kurz vor Schluss muss man auch warten, bis die Erzählung bezüglich des Tempos in die Gänge kommt. Die Story schleppt sich selber mühevoll bis zur Ziellinie, überquert aber zumindest diese noch überzeugend. Gott sei Dank hat man nicht an klanglichen Effekten gespart, denn diese machen tatsächlich einiges her und retten so manche in die Länge gezogene Passage. Immerhin.

Mir persönlich ist dies allerdings trotzdem zu wenig; der Serie gingen einige Vorschusslorbeeren voraus, aber bislang ist sie eine echte Enttäuschung, wenngleich auf jeden Fall eine geringfügige Verbesserung seit dem ersten Teil zu vermerken ist. Zu einer echten Empfehlung reicht es bei der massiv präsenten Konkurrenz aber definitiv nicht!

http://www.hoerspiele-welt.de/

Topf, Markus – Ein Fall für Leon Kramer – Der Kodex (Episode 1)

Mit „Ein Fall für Leon Kramer“ startet die |Hörspiele Welt| eine neue Krimiserie, die aufgrund der übersinnlichen Thematik der ersten Episode ein wenig an den Gottvater des Genres, John Sinclair, erinnert. Jedoch verfolgt Drehbuchautor und Regisseur Markus Topf in seiner ersten Geschichte einen anderen Ansatz und eifert nicht einfach dem unbestrittenen Vorbild nach. Nicht Dämonen und böse Geister werden bekämpft, sondern menschliche Gegner, die mit ihrem finsteren Pendant nur das eine gemeinsam haben, nämlich dass sie in ihrem Handeln skrupellos und unberechenbar vorgehen. Die Idee scheint also ziemlich gut zu sein und verleiht der ziemlich überzeugend durchdachten Geschichte auch ein entsprechendes Potenzial. Und doch verrennt sich die Serie in dieselben Schönheitsfehler wie die Produktionen der „Schwarzen Stunde“ dieses Audioverlags. Ohne lebendige Atmosphäre kann nämlich selbst die tollste Geschichte nicht funktionieren …

_Story_

Leon Kramer ist Experte für Ritualmorde und wird immer dann herangezogen, wenn die Kollegen vom BKA bei ihren Ermittlungen in einer Sackgasse stecken. Auch aktuell ist Kramer wieder mit einem Fall beschäftigt, in dem es um einen seltsamen Mordanschlag geht. Der verdeckte Ermittler verfolgt auch schon alsbald eine ziemlich eindeutige Spur und schafft es sogar, die Täterin zu stellen. Doch just in jenem Moment, in dem die Sache schon abgeschlossen scheint, stürzt sich die Dame in die Tiefe und gibt dem Agenten nur noch eines mit auf den Weg: dass sie durch ihre Gefangennahme gegen den Kodex der Vampire verstoßen hat und deswegen sterben muss.

Kramer steht vor dem wohl merkwürdigsten Rätsel seiner polizeilichen Laufbahn. Vampire waren bisher nur Fabelwesen für ihn, und so kann er die Aussage der geflüchteten Jana Diakovska nicht akzeptieren. Trotzdem folgt er der neuen Spur, die ihn auf direktem Weg zu einer brutalen Gangster-Oranisation führt, die tatsächlich eine Vorliebe für Blut hat. Werden Kramer und seine Kollegin Jacobi die nächsten Opfer dieser Vereinigung?

_Meine Meinung_

Wirft man einen Blick auf die Rahmenbedingungen, hätte bei „Der Kodex“, dem ersten Teil aus dieser Serie, nichts falsch laufen dürfen. Inhaltlich liegt eine ziemlich starke Story vor, mit Fabian Harloff in der Hauptrolle des Leon Kramer hat man einen erfahrenen Schauspieler und auch schon Hörspiel-erprobten Mann verpflichten können, und auch das Thema der Geschichte ist in Zeiten, in denen Dan Brown und seine Verschwörungstheorien Hochkonjunktur haben, auch ziemlich populär – wenngleich sich Topf nicht irgendwie kritisch zur Kirche und anderen religiösen Obrigkeiten äußert bzw. sich überhaupt in diesen Komplex einarbeitet. Vergleiche sind aber durchaus angebracht, ebenso wie man auch bisweilen an Filme wie „Die purpurnen Flüsse“ erinnert wird.

Vielleicht ist es aber jetzt nicht so günstig, diese großen Namen ins Spiel zu bringen, denn das schürt Erwartungen, und denen wiederum kann dieses Hörspiel nur kleinen Ansätzen gerecht werden. Das Problem sind einmal mehr die ziemlich emotionslosen Sprecher. Harloff zum Beispiel ist zwar mit größtem Engagement dabei, wirkt dabei aber manchmal zu impulsiv und emotional der Stimmung der aktuellen Szene nicht angemessen. Zudem hebt er seine Simme mit fast gleichbleibender Akzentuierung und unterscheidet dabei nicht so richtig zwischen wirklich dramatischen Momenten und eher ruhigen Situationen. Weil er zugleich die Erzählstimme übernimmt und den Löwenanteil des Textes an sich zieht, fält sowas natürlich sehr deutlich ins Gewicht und raubt dem Hörspiel zwischenzeitlich auch schonmal Spannung und Atmosphäre – zumal auch hier manchmal der Balanceakt zwischen Erzählung und Bericht etwas schwerfällig gemeistert wird.

Jetzt habe ich aber anfangs die fehlnde Lebndigkeit kritisiert, und man mag sich fragen, wie dies mit Harloffs engagiertem Einsatz zu vereinbaren ist. Nun, das Problem besteht einfach darin, dass die vielen Action-Szenene, die „Der Kodex“ zu bieten hat, nie mit entsprechender Dramaturgie ausgestattet werden. Hier wird mal geschossen, dort droht die nächste Leiche, und irgendwie scheint dies alles nur Nebensache zu sein. Harloff schildert die wilden Verfolgungsjagden zwar sehr detailreich, handelt diese aber dennoch zu trocken und unbeteiligt ab. Und das ist bei einem Thriller schon fast tödlich.

Wirklich schlecht ist das Teil aber auch nicht, schließlich ist die Geschichte interessant und die Bemühungen der Sprecher sind klar zu erkennen. Für die Fortsetzung gilt es aber auf jeden Fall, dem lebendigen Plot eine ebenso lebhafte Untermalung zu gönnen und vor allem nicht die Hauptlast auf den zwei Schultern des Protagonisten zu verteilen. Dieser scheint nämlich trotz allem mit dieser Aufgabe überfordert zu sein. Wobei man auch nie vergessen darf, dass ein gutes Hörspiel von seinen vielzähligen Dialogen lebt. Und auch davon gibt es hier arg wenig. Schade um die gute Geschichte, kann man da nur sagen, denn abgesehen von der fehlenden Atmosphäre ist „Ein Fall für Leon Kramer“ sicherlich ein inhaltlich würdiger Genre-Vertreter.

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Dark, Jason – John Sinclair – Schach mit dem Dämon (Folge 6)

Billy Conolly wird am Tag vor der Geburtstagesfeier seines besten Freundes von Alpträumen heimgesucht, in denen finstere Dämonen Besitz von ihm ergreifen. Er miss ihnen jedoch keine große Bedeutung bei, denn schließlich hat der Kollege von Geisterjäger John Sinclair in letzter Zeit schon öfter mit der dunklen Seite zu tun gehabt, so dass eine Verarbeitung der Ereignisse legitim ist. Jedoch bekommt er nicht mit, dass die Dämonen sich bereits in sein Haus eingeschlichen haben. Auf dem Schachbrett, dem Geburtstagsgeschenk für seinen Kumpel Sinclair, bewegt sich nämlich eine Figur unbeachtet durch seinen zwischenzeitlichen Besitzer …

Am nächsten Tag feiert John dann seine Party, zu der all seine Freunde und Kollegen eingeladen sind. Alle sind in ausgelassener Feierstimung und zelebrieren insgeheim auch noch den Sieg über Verbrecherkönig Alex Terrace, bis sich dann plötzlich die Ereignisse überschlagen. Bereits am frühen Morgen hatte John einen Anruf mit einer drohenden Botchaft bekommen, und schon jetzt scheinen die finsteren Mächte ihre Pläne umzusetzen. Suko, Sinclairs Freundin Jane und das Ehepaar Sheila und Bill Conolly werden durch einen Sog vom Dämon Octavio in eine andere Dimension entführt, in der es kein menschliches Leben mehr gibt. Inmitten von Mutaten und schrecklichen Monstern suchen die Gefangenen nach einem Portal zur Heimatwelt, sind aber ohne fremde Unterstützung der Willkür der dämonischen Bruten hilflos ausgesetzt.

John begibt sich alsbald auf die Suce nach seinen verschwundenen Freunden und schafft es tatsächlich, Octavio zu einer diplomatischen Lösung zu bewegen. Seine Freunde können gerettet werden, wenn sich Sinclair auf ein gemeines Spiel einlässt, nämlich ein Schachmatch gegen den Dämon. Die einzige Bedingung: Johns Freunde übernehmen selber den Part der Spielfiguren und müssen sich dabei mit einigen mächtigen Gegnern herumschlagen. Werden die Gefährten des Geisterjägers dieses gefährliche Spiel überleben?

_Meine Meinung_

Wow, das ist ja mal wieder eine Einleitung nach Maß: Bereits das erste Auftauchen des Dämons jagt einem einen kalten Schauer über den Rücken und versetzt einem gleichzeitig einen Schrecken, denn die neueste Ausgeburt der Hölle scheint noch viel geschickter zu sein als all ihre Vorgänger, die den Kampf gegen den berüchtigten John Sinclair verloren haben. Octavio ist zudem auch hinterlistiger und packt den Geisterjäger an seiner schwächsten Stelle, nämlich bei seinen Freunden, die hier unfreiwillig und unschuldig in den schier ewig währenden Kampf zwischen Sinclair und der Unterwelt gezogen werden. Octavio will allerdings nur den Kopf Sinclairs, und hierzu ist ihm jedes noch so fiese Mittel recht.

Die Rahmenhandlung dieses Hörspiels ist schlichtweg perfekt, und zum x-ten Male bekommt man den Eindruck, dass sich Jason Dark mit diesem vertonten Heftroman ein weiteres Mal übertroffen hat. Bei „Schach mit dem Dämon“ begeistert aber nicht nur der sagenhaft dargestellte Kampf zwischen Gut und Böe, sondern auch die vielen neun Elemente, die man sich für diese Geschichte ausgedacht hat. Octavio ist zwar keine derart einschüchternde Erscheinung wie einst der Mann mit dem Janus-Kopf, doch dafür faszinieren in diesem Hörspiel der Zauberspiegel, der eine Reise in andere dimensionen erlaubt, sowie das überdimensionale Schachspiel, bei dem die Figuren von lebenden Objekten gestellt werden.

Zudem ist der Plot wirklich spitzenmäßig aufgebaut; verschiedene Ereignisse kündigen die Ankunft eines weiteren Dämons an, jedoch kann man nur mutmaßen, in welcher Erscheinungsform, wann und wo er auftreten bzw. was sein Kommen bewirken wird. Als er dann urplötzlich sein Unwesen bei der Geburtstagsparty des Geisterjägers treibt, ist die Spannung am Siedepunkt, doch schon folgt ein völlig neuer Gedankenstrang, bei dem ein kompromissloser Gangster den Spiegel von Octavio stehlen möchte. Wer sein Auftraggeber ist, was er mit dem Spiegel beabsichtigt und vor allem was am Ende aus ihm wird, bleibt bis zum Schluss im Verborgenenen. Und während der Hörer noch über diese Ereignisse grübelt, nimmt Sinclair die Jagd auf, stellt sich seinem eigentlichen Verfolger und ergreift den letzten sich bietenden Strohhalm zur Rettung seiner Freunde – die wiederum in der fremden Umgebung auf verlorenem Posten zu stehen scheinen.

Hier passiert wirklich unheimlich viel, so dass „Schach mit dem Dämon“ eindeutig die bis hierher umfangreichste Story aus dem Sinclair-Universum ist. Gleich eine ganze Reihe Sub-Plots vefeinern die Geschichte und werden Stück für Stück zusammengefügt, dabei auch immer wieder mit wunderbaren Soundeffekte und düsteren Musikeinspielungen verfeinert. Nach und nach fügen sich die Dinge dann zusammen, wobei sich Master Dark dieses Mal mehrere Optionen für spätere Geschichten offen lässt und nicht jeden Part der Handlung auflöst. Es würde mich daher absolut nicht wundern, würden wir in einer der späteren Folgen wieder auf den mysteriösen Spiegel treffen …

„Schach mit dem Dämon“ ist erneut eine Steigerung und zum wiederholten Male die wohl beste Sinclair-Episode bis dato. Unterlegt von sehr starken Klangeffekten, stellt Dark bzw. das Hörspiel-Team das finsterste Spiel im Leben des Geisterjägers dar und ihn auf eine enorm harte Probe. Jeder falsche Gedanke könnte einen seiner Freunde zum Opfer haben, jede falsche Bewegung den eigenen Tod bedeuten. Spannung bis zum Geht-nicht-mehr, super Sprecher und eine erneut sehr erfrischende Story – das sind die Eigenschaften, deretwegen man „Schach mit dem Dämon“ keinesfalls im Händlerregal stehen lassen sollte. Ich liebe diese Serie!

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_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Poe, Edgar Allan – Schwarze Stunde, Die (1)

Mit „Die Schwarze Stunde“ hat das noch junge Hörspiel-Label |Hörspiele Welt| vor einiger Zeit eine Serie ins Rennen geschickt, die sich ausschließlich mit den düsteren Seiten der menschlichen Seele auseinander setzt. Mystische Begebenheiten, seltsame Geschehnisse und allerlei Rätselhaftes sollen thematisiert werden, und dies anhand alter Literatur-Klassiker.

Für den ersten Teil haben sich die Macher dabei direkt einmal an einen der bekanntesten und wichtigsten Vertreter der Weltliteratur heranbegeben, nämlich an niemand Geringeren als Edgar Allan Poe. In vier Kurzgeschichten, darunter auch das bekannte Stück „Der Geist des Bösen“, wird dem Meister der dunklen Poesie gehuldigt, dies aber leider nicht in dem Maße, wie die Legende es verdient hätte. Irgendwie ist es nämlich nicht sonderlich gut gelungen, die Atmosphäre der Geschichten in den Lesungen wiederzugeben …

„Die Schwarze Stunde 1“ beginnt nach kurzer musikalischer Einleitung gleich mit der längsten Erzählung, „Das Fass Amontillado“. Hier geht es um einen rachsüchtigen Mann, der einem berüchtigten Kleingannoven seine Taten heimzahlen möchte, obwohl er eben jenen auch zu seinem engeren Bekanntenkreis zählt. Also lädt er ihn ein, füllt ihn mit den verschiedensten Tropfen ab, führt ihn schließlich in ein düsteres Versteck und überlässt ihn dort seinem Schicksal.

Nun, rein inhaltlich ist dies sicher keine schlechte Geschichte, allerdings werden hier schon einige Defizite offenbar, mit denen letztendlich alle Erzählungen zu kämpfen haben: Es mangelt an Lebendigkeit! Statt einen spannenden Plot aufzubauen, was sicherlich sehr gut möglich gewesen wäre, verfällt das Sprecherteam zu oft in eine Art Berichtform, der es die gesamte Dauer über an einem echten Höhepunkt mangelt. Man bemüht sich zwar, etas Geheimnisvolles in die Stimme zu legen, aber zum einen ist das Ende der Geschichte eh schon sehr schnell zu erahnen, und zum anderen baut man fast jeden Satz mit der gleichen Betonung auf, so dass selbst die wirklich interessanten Details nicht als solche zu erkennen sind.

In der zweiten Story namens „Das ovale Portrait“ wird ein merkwürdiges Bild geschildert, von dem sich die erzählende Person völlig in ihren Bann gezogen fühlt. Das Portrait gleicht einer unwiderstehlichen Versuchung, die einen fesselt und einnimmt, später dann nicht mehr loslässt. Bis in den unerwarteten Tod hinein.

Ähnlicher Aufbau, gleiche Misere: „Das ovale Portrait“ ist mehr Bericht als Gruselgeschichte, und dies auf einem leider künstlich hohen, sprachlichen Niveau. Man findet hier sicherlich einige Original-Zitate wieder, die aber in ihrer extremen Betonung die gesamte Atmosphäre killen. Und dabei ist die Geschichte in diesem Fall zumindest noch recht spannend gestaltet worden … Na, ja. immerhin eine kleine, wenn auch kaum entscheidende Besserung.

Erzählung Nummer drei ist die wohl bekannteste auf dieser CD; „Der Geist des Bösen“ ist ein Klassiker aus der Feder Poes und beschäftigt sich mit der Frage nach der Natur des Bösen. Der Erzähler analysiert die Faszination, die hinter der Finsternis steckt, charakterisiert dabei die menschliche Seele und ihre dunklen Flecken und trifft dabei voll ins Schwarz. Endlich kann man von schauriger Atmosphäre reden, und das trotz des philosophischen Ansatzes, der sich hinter diesem Stück verbirgt. Auch die eher zurückhaltende Darbietung des Sprechers ist in diesem Fall sehr angebracht und passt zum ersten Mal während dieses Releases auch zum Inhalt. Zweifelsohne die beste Geschichte auf „Die schwarze Stunde 1“.

Im letzten Stück wird – der Titel „Schatten“ sagt bereits alles – der Schatten und seine finstere Erscheinungsform angesprochen. Wohlgemerkt: angesprochen, aber nicht mehr. Im Gegensatz zur vorangegangenen Erzählung handelt es sich hierbei nämlich nur um einen schwachen Lückenbüßer, dessen langweilige Umsetzung ebenfalls zu wünschen übrig lässt. Hätte man sich auch gerne sparen können!

Vier Geschichten, viermal Edgar Allan Poe, aber nur einmal wirklich überzeugend. Das vorrangige Problem beim ersten Teil von „Die Schwarze Stunde“ ist, dass man sich nicht so richtig entscheiden kann, ob man nun ein Hörbuch oder doch ein Hörspiel kreieren will. Für Ersteres fehlt das spannende Element, für Letzteres ist viel zu wenig Leben in der Sache. Und mit diesem Zwiespalt sinkt „Die Schwarze Stunde“ ziemlich heftig ab und wird schließlich zu einer Persiflage ihres eigenen Namens. Leider ungewollt. Das ist nicht Poe, wie man ihn liebt!

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Stewart, Paul / Riddell, Chris – Rook und der schwarze Mahlstrom (Die Klippenland-Chroniken VI)

Folge 1: [„Twig im Dunkelwald“]http://www.buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=1936
Folge 2: [„Twig bei den Himmelspiraten“ 1999
Folge 3: [„Twig im Auge des Sturms“ 2101
Folge 4: [„Twig – Fluch über Sanktaphrax“ 2161
Folge 5: [„Rook und Twig, der letzte Himmelspirat“ 2329

Mal wieder wird das Klippenland durch ein starkes Ungleichgewicht aufgerüttelt; die Wächter der Nacht, die Koboldarmee und die Harpyien kämpfen um die Vorherrschaft, nachdem Vox Verlix, dem Allerhöchsten Akademiker des Landes, die Herrschaft über Neu-Sanktaphrax entzogen wurde. Insgeheim plant der ehemalige Machthaber jedoch schon seine Rückkehr und spinnt in den Gemächern seines Palastes einige Intrigen.

Rook Barkwater bekommt von den Geschehnissen nur am Rande etwas mit, steckt aber plötzlich mittendrin im Schlamassel, als er bei einem Erkundungsflug über Gröllstadt von den Nutznießern des Krieges abgeschossen wird. Auf dem Sklavenmarkt wird er an Hestera Stachelsap verkauft, die Köchin von Vox Verlix, die zudem als Hexe verschrieen ist. Während sein neuer ‚Besitzer‘ sich redlich darum bemüht, die kriegerischen Parteien gegeneinander aufzuhetzen, damit diese sich am Ende gegenseitig zerstören, erfährt Rook interessante Dinge.

Gerüchten zufolge soll schon innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden ein gewaltiger Sturm losbrechen und Neu-Sanktaphrax in seinen Grundfesten erschüttern. Als die Wolkengucker die Befürchtungen schließlich bestätigen, überwindet Rook all seine Ängste und zieht los in den Kampf für die Zunft der Bibliothekare, die noch vor Eintreffen des schwarzen Mahlstroms evakuiert werden müssen. Doch das ist keine leichte Aufgabe für jemanden, der plötzlich nur noch den Status eines Sklaven innehat …

_Meine Meinung_

Im sechsten Teil der „Klippenland-Chroniken“ ist Rook zum ersten Mal seit Anbeginn der Serie der alleinige Held und kommt mit diesem Schicksal auch gut zurecht. Ähnlich wie Twig vor ihm wird er in dieser Episode ins eiskalte Wasser geschmissen und muss nun als schmächtiger junger Mann das gesamte Land vor dem Sturm retten. Im Vergleich zu Twig schlägt sich Rook aber noch ein ganzes Stück tapferer; er befindet sich sofort inmitten der Gefahr und muss viel zügiger handeln als der zu Beginn immer noch arg unsichere Twig. Allerdings spielen ihm die Ereignisse trotz allem immer wieder in die Hand, so dass der junge Barkwatwer die Situation selbst in der ‚Gefangenschaft‘ immerzu im Griff hat.

Daher ist „Rook und der schwarze Mahlstrom“ auch nicht mehr ganz so spannend wie der direkte Vorgänger. Mal davon abgesehen, dass man ja eigentlich schon weiß, dass die Geschichte ein Happy-End haben wird – schließlich gibt es ja auch noch eine Fortsetzung -, lassen sich viele bevorstehende Ereignisse um den Hauptakteur von vornherein absehen. Schon bei seinem Flug durchs Klippenland weiß man, dass es nicht mehr lange dauern kann, bis Rook ins nächste Abenteuer geschickt wird, und so kommt es dann auch. Und diese Momente gibt es in Folge Nr. 6 dann doch relativ häufig. Spannung gibt es also hier nur in reduzierter Form.

Kaschiert werden kann dieser leichte Mangel aber einmal mehr durch die tollen Beschreibungen der Schauplätze und Personen, erneut vorgetragen von Volker Niederfahrenhorst. Wieder mal gibt es im Klippenland Neues zu entdecken, und auch wenn man die meisten (guten wie bösen) Helden schon aus älteren Episoden kennt, fügt Paul Stewart dem Ganzen immer noch neue Charaktere bei, die die Welt um Neu-Sanktaphrax spürbar beleben – in diesem Fall sind es Teile der Völker, die sich in den teils schon heftigen Auseinandersetzungen bekriegen.
Dieses Mal handelt es sich dabei jedoch nicht nur um Gerangel und leichte Grabenkämpfe, sondern schon vielmehr um echte kriegerische Auseinandersetzungen, die für manche Personen mit dem blutigen Tod enden. Und genau in diesem Punkt möchte ich auch meine Kritik ansetzen, denn die ansonsten eher fröhliche Stimmung der Serie leidet schon ein bisschen unter den etwas gewaltsameren Darstellungen, selbst wenn sie durch die Stimme von Niederfahrenhorst ein wenig verharmlost werden. Natürlich ist „Rook und der schwarze Mahlstrom“ kein Gemetzel, aber vergleichsweise hart ist die Story an manchen Ecken schon. Und da bezweifle ich ernsthaft, dass das nötig war!

Ansonsten ist aber alles wie gehabt; eine schöne Geschichte, wunderbare Figuren und viele tolle Ideen – nur die Spannung, die ist wegen der manchmal vorhersehbaren Entwicklung diesmal nicht ganz so groß. Ansonsten gilt aber ganz klar: Wer Twig und Rook auf ihren bisherigen Streifzügen durchs Klippenland begleitet hat, sollte auch mit Rook zusammen gegen den schwarzen Mahlstrom ankämpfen!

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Dark, Jason – John Sinclair – Der Mörder mit dem Januskopf (Folge 5)

Mr. Janus, ein neuer Untertan der Hölle, macht sich auf, John Sinclair endgültig aus dem Weg zu räumen. Um seinen Plan auch durchzusetzen, ohne dabei als Dämon Spuren zu hinterlassen, wendet sich der Mann mit dem zweiten Januskopf an das Verbrechersyndikat von Alex Terras und erzwingt unter Androhung eines Anschlags auf die Killerbrigade dessen Mithilfe. Um seine Macht zu demonstrieren, tötet der Dämon mit seinem zweiten Gesicht ein junges Mädchen, das beim bloßen Anblick der teuflischen Fratze in sich zerfließt.

Terras hetzt seinen besten Killer auf Sinclair und glaubt, dass ihm Mr. Janus im Nachhinein nicht mehr gefährlich werden kann, und dieser spürt Sinclair tatsächlich bewaffnet auf dem Friedhof auf. Doch der Geisterjäger und sein Gefährte Suko können sich mit Geschick ihres Widersachers entledigen und die Hintergründe des Mordes an der jungen Mandy weiter erforschen.

Ihre Spur führt sie schließlich zu Terras, wo Suko auf einen alten Bekannten trifft, mit dem er damals in einem mächtigen chinesischen Orden gekämpft hat. Mit dessen Hilfe kann sich der Asiat in das Hauptquartier des Syndikats einschleichen, während Sinclair sich auf offiziellem Wege ins Büro von Terras begibt. Doch dort erwarten ihn auch schon der finstere Dämon und sein tödliches zweites Gesicht …

_Meine Meinung_

Bei den letzten rezensierten Hörspielen aus der John-Sinclair-Reihe fühle ich mich fast immer dazu bewegt, von der bislang besten Episode zu reden. Dieses Mal bin ich mir aber sicher 😉 Von den ersten fünf Folgen der Edition 2000 ist „Der Mörder mit dem Januskopf“ die mit Abstand spannendste und daher auch ganz klar beste.

Obwohl die Rollen hier klar verteilt sind, ist die Handlung von „Der Mörder mit dem Januskopf“ reich an Wendungen und Verstrickungen, denn im Reich der mafiösen Gangster weiß niemand so recht, wem er trauen soll, und so ergeben sich gerade von der bösen Seite her immer neue Wendungen. Außerdem muss Sinclair seinen Kopf hier mehr als einmal aus der Schlinge ziehen, denn eigentlich wähnte man ihn bereits bei der Gegenüberstellung mit dem Auftragskiller von Alex Terras im Reich der Toten. Und auch im finalen Showdown mit der Brut der Unterwelt scheint die Situation in diesem Fall so aussichtslos, dass die Spannung bis zur letzten Sekunde am Siedepunkt bleibt.

Hinsichtlich der Rahmenbedingungen der Erzählung ist „Der Mörder mit dem Januskopf“ aber auch der bislang stärkste Tobak. Der Tod ist in diesem Fall nicht nur der größte Feind des Geisterjägers, sondern ein mehrfach wiederkehrender Mythos, bei dem jeder der mitwirkenden Charaktere das nächste Ziel sein könnte. Und selbst der geschickte Martial-Arts-Spezialist Suko und sein populärer Kumpane geraten nicht selten in das Kreuzfeuer des Sensemanns.

Die Story ist also wirklich topp, was zu gewissen Teilen aber auch an der faszinierenden Ausstrahlung des Monstrums festzumachen ist. Im Sinclair-Universum gibt es ja haufenweise düstere Schergen, aber eine Gestalt, deren verstecktes Antlitz einem das gesamte Gesicht entstellt und es zu einer unkenntlichen Masse zerfließen lässt, ist schon eine echte Ausnahmeerscheinung, weil sie eben so untypisch ist. Doch ohne die darum gesponnene, ebenfalls faszinierende Handlung und die von den immer wieder zu lobenden Sprechern toll in Szene gesetzten Charaktere würde auch „Der Mörder mit dem Januskopf“ nicht adäquat funktionieren, doch hier ist ebenfalls alles spitze.

Deswegen kann ich diese Rezension auch mit einem „Lange Rede, kurzer Sinn“-Fazit abschließen: „Der Mörder mit dem Januskopf“ ist eine super-spannende, fesselnde Horror-Erzählung und samt den tollen Effekten der Edition 2000 eines der besten düsteren Hörspiele auf dem gesamten (Sinclair-)Markt. Wem diese Story nicht gefällt, der ist des beliebten Geisterjägers einfach nicht würdig!

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_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Dark, Jason – John Sinclair – Damona, Dienerin des Satans (Folge 4)

Ernest de Lorca ist wie ausgewechselt; er glaubt erfahren zu haben, dass seine Frau Lucille, mit der er jahrelang glücklich verheiratet war, ihn aus unerfindlichen Gründen umbringen möchte. Um ihr zuvorzukommen, schleicht er sich eines Nachts an sie heran und bedroht sie mit einer Waffe. Lucille hingegen streitet entsetzt alles ab und bekommt auf den ersten Schock Hilfe von ihrer Tochter Damona. Wenige Sekunden später bekommt Ernest zu spüren, dass seine Vermutung richtig war …

Kurze Zeit später wird auch der Cousin von Polizeichef Powell tot aufgefunden; er kam bei einem seltsamen Verkehrsunfall ums Leben, in den anscheinend seine Frau involviert war. Einen Tag vorher konnte er Powell noch darüber informieren, dass seine Frau der mysteriösen Damona-Sekte beigetreten ist und sich seitdem völlig verändert habe.

Sir Powell, gleichermaßen Vorgesetzter von John Sinclair, setzt zwei seiner besten Leute auf den Fall an. Neben Sinclair stellt auch dessen Kollegin Jane Collins erste Ermittlungen an und bekommt kurze Zeit später den Auftrag, die erste Spur näher zu ergründen und sich bei der Sekte einzuschleusen. Als ihr dies zu ihrer eigenen Überraschung sehr schnell gelingt, stellt sie jedoch fest, dass sie der telekinetischen Kraft Damonas nicht gewachsen ist. Hypnotisiert von ihrer Aura lässt sie sich von der Führerin des neuen Kults komplett vereinnahmen, muss aber zum endgültigen Einstieg erst noch eine Reifeprüfung ablegen. Und in der geht es darum, sich einer ganz bestimmten Person zu entledigen: John Sinclair!

_Meine Meinung_

„Damona, Dienerin des Satans“ ist ganz klar eine der stärksten bisher gehörten Sinclair-Folgen, selbst wenn die Hintergründe nicht wirklich neu sind und Jason Dark auch wieder reichlich mit Klischees gearbeitet hat. Namen wie Lucille und Damona sprechen schließlich für sich. Doch ehrlich gesagt, ist mir dies im hier besprochenen Beispiel eigentlich nur recht, denn von den beiden erwähnten Personen wird tatsächlich das echte Böse verkörpert, kompromisslos und infernalisch, und da passen diese Namen wie die Faust aufs Auge.

Doch ich möchte hier nicht über Namen, sondern vielmehr über eine erneut superb aufgebaute Story sprechen, in der die bekannten Sprecher mal wieder eine phänomenale Leistung abgeben. Diesmal sehr stark: Franziska Pigulla (besser bekannt als Synchronstimme von „Akte X“-Agentin Dana Scully) in der Rolle der Jane Collins, die vor allem nach der dämonischen Beschwörung durch Damona de Lorca auftrumpfen kann. Ihre Wandlung hin zum Sektenkult kauft man ihr sofort ab, und überhaupt scheint ihr die Rolle des kurzzeitigen Gegners sehr gut zu liegen.

Jane Collins‘ Entwicklung sagt auch sehr viel über die stetige Wandlung des Plots aus. Bereits am Anfang vermutet man im besessenen Ernest de Lorca den wahren Schurken, doch man hat sich offensichtlich getäuscht und von den widrigen Umständen verwirren lassen. Später dann ist die Rolle der Agentin Collins ungewiss. Ist sie tatsächlich der Sekte verfallen oder spielt sie nur? Außerdem stellt sich während der gesamten Erzählung die Frage, welchen Part Damonas Schwester Teresa nun einnimmt. Bei ihrer Rückkehr erwischt sie ihre verbliebene Familie beim Begraben ihres Vaters und wird anschließend gezwungen, der Frauenpower-Sekte ebenfalls beizutreten. Dies tut sie nicht mit Überzeugung, aber sie steigt ein und wird schließlich zu einer entscheidenden Figur für das Finale.

Während im Vordergrund die Geschichte um Damona und ihre Widersacher steht, erfährt der Hörer gleichzeitig einiges über die Hintergründe und Ideale der Sekte. Bloß für die Macht des weiblichen Geschlechts einzutreten, scheint bei den Handlungsabläufen ein bisschen wenig zu sein, um die bösartige Motivation der de-Lorca-Familie zu rechtfertigen. Es muss mehr dahinterstecken, aber was? Dies alles gilt es im Laufe der knappen Stunde, die „Damona, Dienerin des Satans“ andauert, zu ergründen.

Die vierte Hörspiel-Episode ist gleichzeitig auch das vierte Heftabenteuer um den Geisterjäger und erschien im Original bereits im Jahre 1978. Staub angesetzt hat die Handlung seitdem nicht, wobei man schon sagen muss, dass die erzählte CD-Fassung merklich von den vielen tollen Soundeffekten profitiert, die die Spannung immer wieder ordentlich vorantreiben, dabei aber nicht von der Geschichte ablenken. Und so gibt es schließlich auch in „Damona, Dienerin des Satans“ allerbeste Unterhaltung auf typisch hohem Sinclair-Niveau, und dies einmal mehr mit exzellenten Sprechern. Fans werden das Teil wahrscheinlich schon besitzen, alle anderen sollten die vierte Folge dringend antesten!

Mehr Infos zu dieser Episode gibt’s [hier.]http://www.sinclairhoerspiele.de/hoerspiele.php?hsp=4

_|Geisterjäger John Sinclair| auf |Buchwurm.info|:_

[„Der Anfang“ 1818 (Die Nacht des Hexers: SE01)
[„Der Pfähler“ 2019 (SE02)
[„John Sinclair – Die Comedy“ 3564
[„Im Nachtclub der Vampire“ 2078 (Folge 1)
[„Die Totenkopf-Insel“ 2048 (Folge 2)
[„Achterbahn ins Jenseits“ 2155 (Folge 3)
[„Damona, Dienerin des Satans“ 2460 (Folge 4)
[„Der Mörder mit dem Januskopf“ 2471 (Folge 5)
[„Schach mit dem Dämon“ 2534 (Folge 6)
[„Die Eisvampire“ 2108 (Folge 33)
[„Mr. Mondos Monster“ 2154 (Folge 34, Teil 1)
[„Königin der Wölfe“ 2953 (Folge 35, Teil 2)
[„Der Todesnebel“ 2858 (Folge 36)
[„Dr. Tods Horror-Insel“ 4000 (Folge 37)
[„Im Land des Vampirs“ 4021 (Folge 38)
[„Schreie in der Horror-Gruft“ 4435 (Folge 39)
[„Mein Todesurteil“ 4455 (Folge 40)
[„Die Schöne aus dem Totenreich“ 4516 (Folge 41)
[„Blutiger Halloween“ 4478 (Folge 42)
[„Ich flog in die Todeswolke“ 5008 (Folge 43)
[„Das Elixier des Teufels“ 5092 (Folge 44)
[„Die Teufelsuhr“ 5187 (Folge 45)
[„Myxins Entführung“ 5234 (Folge 46)
[„Die Rückkehr des schwarzen Tods“ 3473 (Buch)

Diverse – Indianermärchen

Die Märchen aus dem europäischen Kulturkreis haben in den letzten Jahren ein wenig an Bedeutung verloren. Dies liegt jedoch nicht daran, dass sie nach all den Jahren weniger interessant wären, sondern einfach nur daran, dass sich die belesenen Märchenkenner über die Grenzen der eigenen Kultur hinaus weiter umsehen. Neben den orientalischn Geschichten, die besonders im letzten Jahrzehnt Hochkonjunktur hatten, und den weisen japanischen Erzählungen sind diesbeüglich auch die lehrreichen Sagen der Indianer sehr beliebt. Der |Patmos|-Verlag hat dies auch erkannt und sieben solcher Kurzgeschichten auf eine CD gepresst, die bereits 2003 als Kassette auf den Markt gekommen ist und nun auch mein Interesse geweckt hat.

Das schlicht „Indianermärchen“ (nicht zu verwechseln mit dem etwas bekannteren „Indianermärchen aus Nordamerika“) betitelte Werk enthält dabei jeweils kurze Märchengeschichten von sechs verschiedenen Stämmen sowie eine recht lustige Geschichte über die eigenwillige Namensfindung der Indianer von Richard Melach.

Abgehandelt werden hierbei unter anderem Themen, die besonders indianische Kinderherzen beschäftigt haben müssen. So werden unter anderem der Ursprung des Feuers und die Herkunft der Büffel in einem kurzen Märchen erzählt. In „Der Geist, der so gerne tanzte“, einer alten Sage der Arikara, beschäftigt man sich hingegen mit dem Mystischen, das ja in der Indianerkultur ebenfalls eine gewichtige Rolle spielte. Der Beitrag des Stammes der Lakota hingegen besteht aus einer lustigen Heldengeschichte, die von einem jungen Mann handelt, der sich vor gar nichts fürchtete. Den sonderbarsten, gleichzeitig aber auch humorvollsten Plot liefern indes die Irokesen in Form von „Blauwolke und der fliegende Riesenkopf“. Bleibt noch die schönste Geschichte, und die entstammt dem Volke der Cree. „Der Windigo am Ende der Fährte“ beschreibt die Geschichte eines Jungen, der mit seinem neuen Gefährten gegen einen bösen Geist vorgeht und für das Gute einsteht.

Alle sieben Geschichten sind natürlich in erster Linie für ein kindliches Publikum geschrieben und werden dementsprechend auch sehr langsam, dennoch aber lebhaft von den beiden Sprechern Anja und Volker Niederfahrenhorst erzählt. Es sind allesamt kleine Lehren, teils gespickt mit einem moralischen Aspekt, teilweise aber auch nur unterhaltsam und fröhlich und trotzdem in ihrer Art sehr eigenwillig. Der Ursprung der gänzlich andersartigen Kultur der Indianer ist schnell erkennbar, gleichermaßen aber auch die Tatsache, dass sich die verschiedenen Stämme in ihren Wurzeln noch einmal stark voneinander unterscheiden. Natürlich kann man von diesen Kurzgeschichten nicht auf ein ganzes Volk schließen, aber es sind schon einige kleine Unterschiede, die sich in den Ansätzen von beispielsweise „Der Geist, der so gern tanzte“ und „Wie das Feuer auf die Erde kam“ gut herausfiltern lassen.

Doch die Märchen sind nun nicht dazu gedacht, irgendetwas Tiefsinniges zu analysieren. Sie sollen unterhalten und dem nach unten hin altersmäßig uneingeschränkten Zielpublikum Freude bereiten. Und genau dies ist, vor allem durch die beruhigenden Erzählstimmen der beiden Niederfahrenhorsts, absolut der Fall. Wer seinen Kleinen mal eine Freude machen möchte, ist mit diesem kurzweiligen Hörbuch bestens beraten.

_Übersicht_

1. Wie die Büffel in die Welt kamen (Märchen der Comanchen)
2. Der Geist, der so gern tanzte (Märchen der Arikara)
3. Sonne-über-dem-Kürbis (von Richard Melach)
4. Der Windigo am Ende der Fährte (Märchen der Cree)
5. Blauwolke und der fliegende Riesenkopf (Märchen der Irokesen)
6. Wie das Feuer auf die Erde kam (Märchen der Cherokee)
7. Der Junge, der vor nichts Angst hatte (Märchen der Lakota)

Hörproben gibt es übrigens [hier.]http://www.patmos.de/title/23/349124071/mode/quick/singleBook.htm

Poe, Edgar Allan / Gruppe, Marc – Untergang des Hauses Usher, Der (Gruselkabinett 11)

Mit „Der Untergang des Hauses Usher“ veröffentlichen |Titania Medien| nun einen weiteren Klassiker der Weltliteratur, genauer gesagt eine weitere Erzählung des legendären Edgar Allan Poe. Damit wagt sich das preisgekrönte Hörspiel-Label auf ein bereits erkundetes Feld, denn die Geschichte um den zerstreuten Roderick Usher, seine Schwester und Geliebte Madeline und ihre erschreckende Familiengeschichte wird nicht zum ersten Mal in dieser Form aufgelegt. Aber ich kann mir kaum vorstellen, dass andere Versionen dieser Erzählung so packend inszeniert wurden wie die hier vorliegende!

_Story_

Philipp Belfield und Roderick Usher sind alte Jugendfreunde, die sich irgendwann im jungen Erwachsenenalter aus den Augen verloren, den Kontakt aber nie gänzlich abgebrochen haben. Daher macht sich Belfield Jahre später auch sofort auf den Weg zum Landsitz der Ushers, als Roderick ihn um dringende Hilfe bittet. Das Bild, das sich Philipp auf der Festung inmitten einer Sumpflandschaft bietet, ist allerdings erschreckend.

Roderick lebt total zurückgezogen als verschandeltes Wrack in der Dunkelheit seiner Behausung und lässt keine Menschenseele an sich heran. Er leidet unter einer schrecklichen Krankheit und ist dem Tode geweiht, möchte aber vor seinem Ableben noch die zukünftigen Geschicke seiner aussterbenden Familie lenken. Doch auch abseits des Leidens seines Freundes erkennt Philipp in Roderick nicht mehr denselben Menschen, den er über die Jahre wie einen Bruder geliebt hat. Schließlich erfährt er von dessen Schwester, mit welch schrecklichem Fluch die Familie belastet ist, und dass der sichere Tod, der auch die sterbenskranke Madeline in Kürze ereilen wird, die einzige Chance ist, den Fluch zu bannen. Doch dazu muss Philipp erst einmal in Erfahrung bringen, welche Auswirkungen dieser Fluch auf das ungleiche Geschwisterpaar gehabt hat …

_Meine Meinung_

Ich bin immer wieder ausgesprochen angetan von den Resultaten, die |Titania Medien| bei der Wiederbelebung von literarischen Meisterwerken erzielen. Ob nun im Krimi-, Jugend- oder Horrorbereich – das Label und ihre herausragenden Sprecher kreieren immer wieder eine fabelhafte Hörspiel-Atmosphäre, die den Hörer an das jeweilige Werk fesselt. Nicht umsonst ist die „Gruselkabinett“-Reihe vor zwei Jahren mit dem deutschen Hörspielpreis ausgezeichnet worden. Und diese Auszeichnung könnte sich prinzipiell in diesem Jahr für das gleiche Projekt wiederholen, denn auch mit den neuen Episoden dieser Serie liefert das Label Referenzprodukte ab. Nach dem bereits sehr starken [„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 folgt nun eine weitere Klassikeradaption, deren schauriges Flair in diesem recht kompakten Hörspiel sehr gut eingefangen wurde. Die Geschichte liefert aber auch die nötigen Eckpunkte, um eine solch tolle, düstere Stimmung zu ermöglichen. Es sind zwar allseits bekannte Grusel-Elemente wie ein verlassenes Schloss, ein durchgedrehter, dem Tode naher Besitzer und ein dämonischer Fluch, dessen wahrer Ursprung nicht bekannt ist, jedoch wird dies alles so intensiv dargestellt, dass einem zwischenzeitlich ganz anders wird.

Sehr wichtig sind diesbezüglich die einzelnen Soundeffekte, deren beklemmende Geräuschkulisse prima mit dem selbstzerstörerischen Gedankenleben von Roderick Usher harmoniert. Der Mann sinkt immer tiefer in seinen Wahn hinein, wird im Laufe des Plots stetig unberechenbarer und wirkt zum Ende hin vollkommen geistesgestört. Aber trotz der eindeutigen Aussagen der erkrankten Hauptfigur erfährt man nicht, welch eigenartiger Charakter sich hinter dem zerstreuten, zurückgezogen lebenden Mr. Usher in Wirklichkeit verbirgt. Gleiches gilt für seine Schwester, die anscheinend sehr unter der Unterdrückung ihres Bruders leidet. Sie offenbart Philipp auch die wahre Geschichte um das Haus Usher, den Selbsterhaltungstrieb, die Wichtigkeit des Fortbestandes der Familie, den Fluch und die Ursache allen Übels: die Inzucht, mit der jeder, der unter dem Namen Usher gelebt hat, zurechtkommen musste.

Das Puzzle fügt sich zusammen, der Todeswunsch von Roderick wird verständlich und der Drang, Madeline ebenfalls sterben zu lassen, logisch. Doch genau in dem Moment, in dem das Schicksal des Hauses Usher besiegelt ist und Roderick seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt bekommen hat, beginnt das Grauen noch schlimmer als zuvor zu wüten und die Historie dieser seltsamen Familie noch erschreckender zu werden, als sie es ohnehin schon ist. Der dabei betriebene Spannungsaufbau ist richtiggehend genial. Über mehreren Übergängen verwandelt sich die anfängliche Harmonie in ein grausiges Schauermärchen, das bisweilen sehr tief unter die Haut geht und gerade deswegen auch den Status eines Klassikers erreicht hat. Die Entwicklung der Usher-Geschwister ist dabei der Höhepunkt dieses finsteren, todesromantischen Melodrams, dessen gar nicht mal so realitätsferner Grundgedanke damals wie heute einen sehr erschütternden Eindruck hinterlässt. Doch genau für Derartiges war Edgar Allan Poe zu Lebzeiten ja auch bekannt.

Für das Resümee zu „Der Untergang des Hauses Usher“ brauche ich mich folgerichtig auch kaum anzustrengen. Wiederum ist es den Machern gelungen, ein vergleichsweise uraltes Stück mithilfe von bekannten Synchronstimmen in ein sehr lebendiges Hörereignis zu verwandeln, das dem prämierten Ruf der genialen „Gruselkabinatt“-Reihe aus dem Hause |Titania Medien| (übrigens zweimal in Folge „Bestes Hörspiel-Label“; Hörspielpreis 2004 & 2005) vollends gerecht wird. Wem düstere Poesie zusagt, der sollte bei diesem tollen Werk sofort zugreifen.

Home – Atmosphärische Hörspiele

_Das |Gruselkabinett| auf |Buchwurm.info|:_

[„Carmilla, der Vampir“ 993 (Gruselkabinett 1)
[„Das Amulett der Mumie“ 1148 (Gruselkabinett 2)
[„Die Familie des Vampirs“ 1026 (Gruselkabinett 3)
[„Das Phantom der Oper“ 1798 (Gruselkabinett 4)
[„Die Unschuldsengel“ 1383 (Gruselkabinett 5)
[„Das verfluchte Haus“ 1810 (Gruselkabinett 6)
[„Die Totenbraut“ 1854 (Gruselkabinett 7)
[„Spuk in Hill House“ 1866 (Gruselkabinett 8 & 9)
[„Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ 2349 (Gruselkabinett 10)
[„Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11)
[„Frankenstein. Teil 1 von 2“ 2960 (Gruselkabinett 12)
[„Frankenstein. Teil 2 von 2“ 2965 (Gruselkabinett 13)
[„Frankenstein. Teil 1 und 2“ 3132 (Gruselkabinett 12 & 13)
[„Die Blutbaronin“ 3032 (Gruselkabinett 14)
[„Der Freischütz“ 3038 (Gruselkabinett 15)
[„Dracula“ 3489 (Gruselkabinett 16-19)
[„Der Werwolf“ 4316 (Gruselkabinett 20)
[„Der Hexenfluch“ 4332 (Gruselkabinett 21)
[„Der fliegende Holländer“ 4358 (Gruselkabinett 22)
[„Die Bilder der Ahnen“ 4366 (Gruselkabinett 23)
[„Der Fall Charles Dexter Ward“ 4851 (Gruselkabinett 24/25)
[„Die liebende Tote“ 5021 (Gruselkabinett 26)
[„Der Leichendieb“ 5166 (Gruselkabinett 27)
[„Der Glöckner von Notre-Dame“ 5399 (Gruselkabinett 28/29)
[„Der Vampir“ 5426 (Gruselkabinett 30)
[„Die Gespenster-Rikscha“ 5505 (Gruselkabinett 31)
[„Jagd der Vampire. Teil 1 von 2“ 5730 (Gruselkabinett 32)
[„Jagd der Vampire. Teil 2 von 2“ 5752 (Gruselkabinett 33)
[„Die obere Koje“ 5804 (Gruselkabinett 34)

Merlau, Günter – B.Ö.S.E. – Alles wird gut

Über die beiden bisherigen Startepisoden der neuen |Lausch|-Hörspielreihen „Caine“ und „Die schwarze Sonne“ habe ich mich an dieser Stelle schon sehr euphorisch geäußert. Insofern stand für mich bereits im Voraus fest, dass auch das dritte Hörspiel dieser immer noch recht neuen Produktionsfirma ein Hit sein muss. Warum ich jetzt so eine Einleitung schreibe, ist sicherlich klar: „B.Ö.S.E.“ ist nicht der erhoffte nächste geniale Angriff auf die Lauscher, sondern schlicht und einfach ein ziemlich albernes, auf unzähligen Klischees basierendes Comedy-Hörspiel, dessen Wortwitz bestenfalls für den ein oder anderen Schmunzler sorgen wird – um die Lachmuskeln aber tatsächlich in Bewegung zu bringen, erfordert es allerdings schon etwas mehr als Chaos und Vulgärsprache.

_Story_

Lange Jahre war B.Ö.S.E. der führende Konzern für Angst- und Hysterieprodukte, jetzt aber fällt es der Firma zunehmend schwerer, mit den Entwicklungen auf dem weltweiten Markt Schritt zu halten. Besonders die Konkurrenzprodukte aus der neutralen Zone sind stark auf dem Vormarsch und bei den Abnehmern mittlerweile auch beliebter als das eigene Sortiment. Vorstandsvorsitzender STAN und seine Mannschaft müssen also zur Tat schreiten, sind aber mit der aktuellen Situation deutlich überfordert. Mehr und mehr werden die Leute glücklicher, entdecken das Gefühl von Schönheit wieder für sich und senken so die Nachfrage nach den Artikeln von B.Ö.S.E. Als dann auch noch ein dämonisches Duo dafür sorgt, dass diese Anzeichen von ‚Besserung‘ bis in die Unterwelt durchdringen, ist die Katastrophe perfekt. Criz, Turbo Hacken Giga und die Dreckschleimers müssen den nahe stehenden Untergang aufhalten, ansonsten kehrt nämlich wieder Frieden ein – und das will in der Unterwelt nun wirklich niemand …

_Meine Meinung_

„B.Ö.S.E.“ ist Klamauk auf sprachlich recht minderem Niveau. Wenn nach zwei Minuten schon das erste „Fick dich!“ ertönt und gleichzeitig jedes Wort, das auch nur irgendwie mit Harmonie und Frieden in Verbindung zu bringen ist, ins Negative umgekehrt wird, ist das schon irgendwie recht seltsam, um nicht zu sagen ziemlich einfallslos. Dabei offenbart die Rahmenhandlung – sofern man beim hier veranstalteten Chaos überhaupt noch von einer solchen reden kann – sehr viele interessante Ansätze, um die herum man eine sehr gute und vor allem auch lustige Story hätte stricken können. Doch leider wird hier lieber das Alberne in den Vordergrund gestellt. „B.Ö.S.E.“ ist dabei bissig und orientiert sich voll und ganz am aktuellen Zeitgeschehen; so mancher Seitenhieb ist ziemlich offensichtlich und wird innerhalb der (nomen est omen) hysterischen Geschichte auch noch ziemlich gut verpackt, doch viel mehr holen die erneut vorzüglichen Sprecher aus dem Plot um den recht merkwürdigen Konzern in der noch merkwürdigeren Welt nicht heraus.

Die Dialoge sind weitestgehend flach. Als ich seinerzeit noch in die Grundschule ging, hätte ich wohl über diesen Stil lachen können, aber für die angesprochene Zielgruppe („B.Ö.S.E.“ wird ab 15 Jahren empfohlen) ist das Niveau dann doch ein wenig zu niedrig. Oder sind wir in Deutschland mittlerweile doch so weit gekommen, dass man sich auf solch geringem Level amüsieren muss?

Eine Stelle fand ich aber dann doch ganz witzig, nämlich als der allmächtige Gott mit dem Vornamen Karel vorgestellt wird. Ja, gelacht haben wir, doch jetzt wo ich die Pointe in diesen Zeilen bereits getippt habe, ist das Beste bereits vorweggenommen worden. Und alleine das sagt meiner Meinung nach schon viel über dieses Hörspiel aus!

„B.Ö.S.E.“ bietet Atmosphäre und Stimmung auf mittlerweile bewährtem |Lausch|-Level, fällt aber inhaltlich durch eine viel zu hohe Zahl an dämlichen Plattitüden sehr negativ auf. Außen klebt der Comedy-Stempel drauf, innen drin sieht’s diesbezüglich hingegen mau aus. Nach bravourösem Auftakt nun der erste kleine Einbruch bei diesem vielversprechenden Hörspiel-Label. An den Sprechern hat’s nicht gelegen, sondern ausschließlich an den abgeschmackten Ideen. Was soll’s, die Vorfreude auf den zweiten Teil von [„Caine“ 2050 (VÖ: Juni 2006) lasse ich mir dadurch trotzdem nicht nehmen!

http://www.merlausch.de/

Dahl, Arne – Böses Blut

„Böses Blut kehrt wieder!“ So lautet das stetig wiederkehrende unheilvolle Credo dieses Krimis. Im Zentrum der Erzählung steht die sogenannte A-Gruppe, eine Spezialabteilung der schwedischen Polizei, welche sich auf „Verbrechen von internationalem Charakter“ spezialisiert hat. Allerdings liegt hier auch das anfängliche Hauptproblem der Gruppe, denn seit einiger Zeit mangelt es der Abteilung an Beschäftigung, weshalb bereits über eine bevorstehende Auflösung der A-Gruppe gemauschelt wird. Es ist schließlich der grausame Mord an einem bekannten schwedischen Literaturkritiker auf einem New Yorker Flughafen, welcher wieder Aktivität in die A-Gruppe bringt. So makaber es sein mag, ausgerechnet dieser Fall verspricht den Fortbestand der Abteilung sichern zu können. Es besteht nämlich der Verdacht, dass ein schon fast legendärer amerikanischer Serienkiller unterwegs nach Schweden ist.

Dies ist der Ausgangspunkt für „Böses Blut“. Es handelt sich hierbei um einen Kriminalroman mit sehr dichter Atmosphäre und der einen oder anderen überraschenden Wendung. Hierbei werden sowohl die Haupthandlung, die sich um die Jagd nach dem „Kentucky Killer“ dreht, als auch die Nebenhandlungen, die sich mit den jeweiligen Privatleben der Ermittler befassen, sehr spannend und faszinierend erzählt. Die Erzählweise ist besonders für einen Kriminalroman sehr niveauvoll. Lediglich gegen Ende der Haupthandlung wirkt diese ein wenig zu konstruiert. Allerdings ist dies die einzige Stelle des Romans, die, meiner Ansicht nach, zu bemängeln wäre.

Es gibt in diesem Roman letztlich keine Hauptfigur im eigentlichen Sinne, da mehrere Mitglieder des Teams genauer beleuchtet werden und dem Hörer einen kleinen Einblick in ihre Welt gewähren. Es ist allerdings unverkennbar, dass die Figur des Ermittlers Paul Hjelm sowohl am Anfang als auch am Ende der Handlung im Blickpunkt steht.

Das Hörbuch besteht aus insgesamt 6 CDs mit einer Gesamtspieldauer von 470 Minuten. Durch diese knapp acht Stunden wird der Hörer vom Sprecher Till Hagen begleitet, den man wohl am ehesten als Synchronstimme von Kevin Spacey kennen dürfte. Till Hagen trägt einen großen Teil zur hohen Qualität von „Böses Blut“ bei. Seine Sprechweise ist stets klar und gut verständlich, zudem gelingt es ihm, eine große Stimmvarianz einzubringen. Hagen gelingt es, die Stimmung über die gesamte Dauer des Hörbuchs aufrecht zu erhalten, indem er immer perfekt an die Erzählsituation angepasst bleibt.

Alles in allem ist „Böses Blut“ sehr empfehlenswert. Die Handlung ist für einen Kriminalroman zwar recht düster, aber keineswegs in übertriebenem Maße. Die gelungene Kombination aus einer ansprechenden Romanvorlage und einem hervorragenden Sprecher macht „Böses Blut“ zu einem sehr überzeugenden und eindrucksvollen Hörbuch, das lange im Gedächtnis bleibt.

http://www.sprechendebuecher.de/

Edgar Allan Poe – Der Doppelmord in der Rue Morgue

Ein grausiger Doppelmord an einer Frau und ihrer Tochter stellt die Pariser Polizei vor ein Rätsel. Die beiden Frauen sind in ihrer Wohnung in der Rue Morgue auf brutale Weise zugerichtet worden. Das Mädchen fand man mit verrenkten Gliedern, wie sie in den Kamin geschoben wurde, ihre Mutter dagegen geköpft auf dem Straßenpflaster liegend, nachdem sie aus dem Fenster geschleudert worden war. Obwohl zahlreiche Zeugen befragt werden und sich die Aussagen bis auf wenige Abweichungen decken, fehlt von einem Täter jede Spur. Doch die Befragten berichten alle von mindestens einer weiteren, dritten Person, die sich zum Zeitpunkt des Mordes im Haus befand, das ansonsten völlig leer stand. Wie nur war es dem Mörder gelungen, unbemerkt zu fliehen und keine Spur zu hinterlassen, die die Polizei wenigstens auf eine Fährte gelockt hätte?

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Kafka, Franz – Verwandlung, Die

„Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.“ Mit diesen Worten beginnt eines der bekanntesten Werke Franz Kafkas, das heute zur Weltliteratur gezählt wird: „Die Verwandlung“.

|Das Buch …|

Gregor Samsa verdient sein Geld als Handlungsreisender, nicht nur für sich, sondern auch für seine ganze Familie. Sowohl seine Schwester als auch seine Eltern, bei denen er noch immer lebt, ernährt er mit. Als er eines Morgens erwacht und aufstehen will, um wie jeden Morgen den Zug pünktlich zu erreichen, muss er feststellen, dass sich sein Körper in einen Käfer verwandelt hat. Ohne Kontrolle über seine neuen, zahlreichen Gliedmaßen gelingt es ihm nicht einmal, aus dem Bett zu steigen. Und so, verwundert ob Gregors unüblicher Unpünktlichkeit, stehen schon bald seine Mutter und sein Vater vor der Tür und erkundigen sich nach ihm. Die wenigen Worte, die er in einer krächzenden Tonlage von sich gibt, können seine Eltern nicht beruhigen geschweige denn davon abhalten, ihn sehen zu wollen. Es kommt, wie es kommen musste: Gregor tritt seiner Familie als Insekt vor die Augen und erfährt in ihren Blicken nicht mehr als Abscheu und Furcht. Erschrocken verflüchtigt sich Gregor zurück in sein Zimmer.

Seine Schwester ist die Einzige, die sich seiner annimmt. In regelmäßigen Abständen bringt sie ihm altes oder bereits verdorbenes Essen herein. Um sie nicht weiter zu ängstigen, versteckt sich der krabbelnde Handlungsreisende während ihres Aufenthaltes im Zimmer, doch verschlingt er, sobald seine Schwester wieder fort ist, sofort gierig die Nahrungsmittel. Aber das eintönige Prozedere langweilt ihn. Er fühlt und denkt noch als Mensch, aber sein Handlungsspielraum wird immer eingeschränkter. So beginnt er sich mehr und mehr mit der Rolle des Käfers zu identifizieren, spricht keine Worte mehr und krabbelt stattdessen über Wände und Decken. Er arrangiert sich mit dem Wesen, zu dem er unzweifelhaft geworden ist. In diesem Zustand entdeckt ihn schließlich seine hereinplatzende Mutter, die augenblicklich in Ohnmacht fällt. Auch der Vater verliert allmählich die Fassung und wirft, als er den Käfer erblickt, mit Obst nach ihm. Selbst seine Schwester wendet sich von ihm ab und lässt ihm kaum noch Essensreste zukommen.

Die Familie, die Gregor Samsa einst durch seine berufliche Stellung finanziell unterstützt bzw. zusammengehalten hatte, lässt ihn mehr und mehr fallen. Sie braucht seine Ersparnisse auf und sucht nach Wegen, ohne ihn auszukommen. Die Familie sieht ihn schließlich als sprichwörtlichen Parasit an, den es zu beseitigen gilt. Doch so weit kommt es erst gar nicht, denn Gregor, durch die Obstattacke des Vaters verwundet und durch die fehlende Nahrungsaufnahme ausgemergelt, haucht sein Leben selbst aus – alleine und verlassen im Körper eines Käfers. Familie Samsa bringt den Leichnam aus dem Haus und versucht, mit dem Umzug in eine neue Wohnung ihr altes Leben hinter sich zu lassen. Sie hat sich ihres einstigen Familienmitglieds entledigt, das nun nutzlos für sie geworden war.

|… als Hörbuch|

Das Hörbuch aus dem Verlag |Argon Hörbuch| kommt als 2-CD-Version im Pappschuber daher, die knapp 150 Minuten Laufzeit umfasst. Gelesen wird „Die Verwandlung“ von Ulrich Matthes, einem namhaften deutschen Schauspieler, der in Filmproduktionen wie „Der Untergang“ oder „Aimée und Jaguar“ mitwirkte und die Synchronstimme von Kenneth Branagh und weiteren Akteuren sprach. Der 1959 geborene Schauspieler hat auch schon auf dem Feld der Hörbücher überzeugen können. Zu seinen zahlreichen Vertonungen gehören etwa „Der englische Patient“ oder „Das Kalkwerk“. Zu Recht wurde er 2002 für seine Arbeit an „Pnin“ von Nabokov mit dem Preis für das beste Hörbuch ausgezeichnet.

So verwundert es kaum, dass Matthes auch für „Die Verwandlung“ eine überzeugende Leistung abliefert. Während anfangs noch der Eindruck entsteht, Matthes lese etwas zu langsam und gönne sich bei den Absätzen zu lange Pausen, scheint sich dieser zunächst etwas befremdliche Sprachgebrauch im Verlaufe der Novelle mehr und mehr der Grundstimmung der Erzählung anzupassen. Kafkas personaler, surrealer Stil beginnt durch Matthes Stimme an Lebendigkeit zu gewinnen und den Hörer zu erfassen, als ob er selbst in die Seele Gregor Samsas blicken und hineinfühlen könnte. Dennoch bleibt Matthes‘ Stimme kühl und distanziert und verleiht damit Kafkas Werk den nötigen, angemessen Grundtenor.

Obwohl oder gerade weil das Hörbuch auf musikalische Untermalung verzichtet und sich nur auf Ulrich Matthes konzentriert, wird dem vielschichtigen Werk Kafkas eine würdige Plattform geboten. Die sprichwörtliche Verwandlung Gregor Samsas vom Menschen hin zu einem von seiner Familie verabscheuten Käfer vollzieht sich auch im Hörbuch spürbar, wenn auch über den mit der Novelle übereinstimmenden, langsam voranschreitenden Prozess.

Wer Kafka nicht nur gerne liest, sondern auch hören möchte, liegt mit der Version aus dem |Argon|-Hörbuchverlag absolut richtig. Matthes versteht es, sich perfekt an Kafkas Stil zu orientieren und dem großen, stets einsamen Schriftsteller angemessen Rechnung zu tragen. Eine Aufgabe, an der andere Hörbücher bereits gescheitert sind.

http://www.argon-verlag.de

Funke, Cornelia – Herr der Diebe – Das Hörspiel zum Film

Wer Kinder hat oder gute Kindergeschichten mag, kennt sie: Cornelia Funke gehört in Deutschland schon seit Jahren zu den erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchautorinnen. Doch der internationale Durchbruch gelang ihr erst mit ihrem fantastischen Kinderroman „Herr der Diebe“, dem sogar eine international produzierte Verfilmung zuteil wurde, welche seit Januar 2006 in den deutschen Kinos zu sehen ist.

Nachdem es bereits eine Lesefassung des Buchs gab, wurde pünktlich zum Filmstart ein Originalhörspiel mit den deutschen Synchronsprechern veröffentlicht. Appetitlich gekürzt auf 2 CDs, die man locker an einem Abend oder einem verregneten Nachmittag hören kann, ist dieses Hörbuch ein echter akustischer Leckerbissen für die ganze Familie.

_Die Story_

Vor der zauberhaften Kulisse Venedigs spielt das Abenteuer der beiden Brüder Prosper und Bo. Die beiden haben kürzlich ihre Mutter verloren, welche sie allein aufgezogen hat, und während der kleine, niedliche Bo von seiner Tante Esther Hartlieb adoptiert werden soll, wird der nicht mehr so kleine und weniger pflegeleichte Prosper ins Waisenhaus abgeschoben. Das lassen sich die beiden Brüder natürlich nicht gefallen.

Prosper flieht aus dem Waisenhaus und büxt gemeinsam mit Bo nach Venedig aus. Die Lagunenstadt, von der ihre Mutter ihnen so oft vorgeschwärmt hat – da zieht es sie hin. Sie schlagen sich mit Betteln und Stehlen mehr schlecht als recht durch, doch schon bald begegnen die beiden Scipio, dem mysteriösen Herrn der Diebe. Er ist der Anführer einer Jugendbande von Waisenkindern. Niemand kennt seine wahre Identität, doch er ist eine Art Lagunen-Robin-Hood, der sich zugleich um die Waisenkinder kümmert und ihnen ein Dach über dem Kopf gewährt: das „Sternenversteck“, ein altes, leer stehendes Kino.

Doch Bo und Prosper müssen sich nicht nur wie alle Bandenkinder vor den Carabinieri in Acht nehmen. Tante Esther hat den Privatdetektiv Viktor Getz auf sie angesetzt, und der bekommt ziemlich bald mehr über den Herrn der Diebe heraus, als den Kindern lieb ist. Zudem ist noch der dummdreiste Hehler Barbarossa hinter den Kindern her, denn der wittert ein Riesengeschäft, als er vom neuesten Auftrag des Herrn der Diebe Wind bekommt. Zum magisch-realistischen Showdown werden die Kinder auf eine versteckte Laguneninsel gelockt, deren Geheimnis erst ganz am Ende gelüftet wird. Zum Glück stellt sich heraus, dass Viktor und seine Freundin Ida eigentlich gar nicht so übel sind. Schon bald helfen sie den Kindern, wo sie können und alles läuft auf ein Happy-End hinaus … aber hören müsst ihr das schon selbst.

_Bewertung_

Obwohl am Ende ein wenig „Zauberei“ in die Geschichte hineinspielt, ist „Herr der Diebe“ eigentlich eher eine sehr realistische Abenteuergeschichte als ein Fantasyroman. Zwar verdiente sich „die Funke“ mit diesem Buch den Beinamen „die deutsche Rowling“, jedoch: Der Vergleich mit Harry Potter hinkt gewaltig. Für magische Momente sorgt natürlich immer wieder die zauberhafte Kulisse, welche Kindern wie Erwachsenen wirklich Lust auf einen Venedig-Besuch machen kann.

So weit ich mich an die schon einige Jahre zurückliegende Lektüre des Buchs erinnern kann, ist diese Hörspiel-zum-Film-Fassung sehr nah dran an der literarischen Vorlage. Selbst den Wortlaut mancher Dialoge glaubte ich wiederzuerkennen. Für mich ist es eine der besten Kindergeschichten, die in den letzten Jahren überhaupt erschienen sind, und beinahe schon ein moderner Klassiker. Oder besser: ein zeitloser Klassiker.

_Das Hörspiel_

Es gibt nur wenige Hörspiele, die eine solch ruhige, unaufgeregte Atmosphäre verbreiten, jedoch gleichzeitig so atemlos spannend inszeniert sind. Die Spannung, will ich damit sagen, rührt nicht von hektischen Geräuschen her und auch nicht von nervenzerfetzender Musik, sondern vorrangig von der Handlung, die ohnehin schon spannend genug ist und billige Effekte nicht nötig hat. Schon mal ein Pluspunkt.

Muss man nun den Film gesehen haben, um dem Hörspiel folgen zu können? Nein, die Inszenierung steht für sich. Sie lebt von der wunderbaren sonoren Stimme von Bernd Stephan, dem Erzähler. Der 1943 geborene Schauspieler ist – wen wundert’s – nicht nur auf Bühne und Leinwand zu sehen, sondern vor allem als Synchronsprecher zu hören. Er lieh u. a. John Cleese seine Stimme. Man könnte ihm mühelos stundenlang zuhören – mehr noch, man kann überhaupt nicht weghören. Doch nicht allein Bernd Stephan brilliert hier. Sämtliche Kinderstimmen wurden hervorragend ausgewählt, und durch die kluge Inszenierung kann man sie auch ohne Schwierigkeiten auseinander halten.

Während das Buch zum Selberlesen ab etwa 10 Jahren geeignet ist, können der Hörspielfassung nach meiner Einschätzung durchaus auch schon jüngere Kinder folgen, sofern sie länger konzentriert zuhören mögen. Da die Geschichte selbst zwar aufregend, aber kindgerecht und vor allem absolut gewaltfrei ist, würde ich sagen, etwa ab 6 bis 7 Jahren aufwärts. Überhaupt ist das Hörspiel etwas für die ganze Familie, für Kinder und Kindsköpfe jeden Alters, die sich vielleicht schon lange nicht mehr haben gefangen nehmen lassen von einem Schauspiel, welches sich sehr sinnlich über das Ohr in Herz und Hirn schleicht.

Der „Herr der Diebe“ ist eine prima Einstiegsdroge für das Medium Hörbuch und zugleich liefert es den Beweis, dass solche Adaptionen einem Buch eine ganz eigene Qualität verleihen können. Einen Zauber, der sicher auch einigen Lust machen wird, mal das Buch in die Hand zu nehmen. Obwohl es ein Hörspiel zum Film zum Buch ist, hier wird es mit seinen wohldosierten Erzählpassagen durchaus auch seiner literarischen Vorlage gerecht.

Äußerst erwähnenswert ist auch die hervorragende Hintergrund- und Begleitmusik des London Symphony Orchestra. Eher suggestiv und äußerst sparsam, aber wirkungsvoll instrumentiert, unterstreicht sie den geheimnisvollen, leicht melancholischen Charakter der Geschichte um Prosper und Bo.

Hörproben finden sich unter http://www.jumboverlag.de.

Paul Stewart, Chris Riddell – Rook und Twig, der letzte Himmelspirat (Die Klippenland-Chroniken V)

Buch I: Twig im Dunkelwald
Buch II: Twig bei den Himmelspiraten
Buch III: Twig im Auge des Sturms
Buch IV: Twig – Fluch über Sanktaphrax

Neue Helden braucht das Land, diese alte Weisheit gilt wohl auch für das sagenumwobene Sanktaphrax, die Heimat der Himmelspiraten, durch die einst der beliebte Twig reiste. Mit dem fünften Teil der „Klippenland-Chroniken“ ist es dann auch schließlich so weit: Ein neuer Hauptcharakter wird eingeführt, nämlich der junge Rook, der zu den Ausgesandten gehört, die Sanktaphrax vor dem erneut drohenden Untergang bewahren sollen. Doch die Trennung von Twig als zentraler Figur kann natürlich nur funktionieren, wenn dieser auch in „Rook und Twig, der letzte Himmelspirat“ einen wichtigen und letztendlich entscheidenden Gastauftritt hat.

Paul Stewart, Chris Riddell – Rook und Twig, der letzte Himmelspirat (Die Klippenland-Chroniken V) weiterlesen