|Das Lack-und-Leder-Weibchen Erinys dient dem Musikmagazin |Sonic Seducer| als Maskottchen. Comicstrips in Zeitungen nicht unähnlich, tritt sie dort einmal im Monat auf und unterhält die Leser mit düsterem Gerede. Der kürzlich bei |Ehapa| erschienene Sammelband „Signum Mortis“ stellt den gegenwärtigen Höhepunkt der Serie dar. Man fragt sich allerdings, ob das wirklich sein musste.|
„Schwarz ist eigentlich keine Farbe.“ Meine Kunstlehrerin war immer recht penibel. Sie wusste, dass ich die Farbe mochte und häufig schwarze Kleidung trug. Während ich pinselte, genoss ich die Vorstellung, dass meine Hose und mein Pullover streng genommen gar keine Farbe hatten, sondern sich irgendwie abhoben. Die ihnen innewohnende Verneinung machte sie meiner Ansicht nach zu etwas Besonderem. Was ich übersah: Innen und Außen sind zwei verschiedene Dinge.
Vermutlich geht es Thorsten Felden und Jan Meininghaus mit ihrem Werk „Signum Mortis – Erinys“ ähnlich. Auf jeden Fall hat ihre Hauptfigur eine Affinität zu Schwarz. Erinys, eine junge Frau mit schweren Stiefeln, enger Lederhose und einem Lackoberteil, wandert in den Straßen einer namenlosen Stadt umher. Sie bewegt sich im Niemandsland zwischen Leben und Tod, weiß nicht so recht, woher sie kommt und wohin sie geht. Der Name Erinys erinnert nicht umsonst an die Erinyen, jene griechischen Rachegöttinnen, die überall dort auftraten, wo zu Unrecht Blut vergossen wurde.
Erinys Existenz ist ein merkwürdiger Schwebezustand, der das ganze Album über anhält. Obwohl Nebenfiguren wie die Gerichtsmedizinerin oder der Kommissar auftauchen, ist sie weitgehend mit sich selbst beschäftigt. Sie befindet sich in einer inneren Isolation und ist auf der Suche nach sich selbst. Auf ihrer Reise begegnet sie urbanen Bösewichtern wie dem Kinderschänder oder dem Drogendealer. Durch eine Berührung an der Stirn entzieht sie ihnen das Leben.
Die Geschichte wendet sich an einen pubertären Leser, gaukelt Tiefgang vor und bleibt dabei Teil der Oberfläche, die sie eigentlich durchbrechen will. Erinys ist ein Trendprodukt. Seelenlos und distanziert tritt die Protagonistin dem Leser entgegen. Von emotionaler Anteilnahme kann da keine Rede sein, die Spannung bleibt auf der Strecke. Auf gleiche Weise dümpelt der visuelle Teil des Werks vor sich hin. Die Seiten sind als Kollagen und Bilderfolgen gestaltet, überzeichnet und von dunklen Tönen geprägt. Originell oder einprägsam kann man diese Arbeit nicht nennen.
Schlagen wir den Bogen zurück zum Anfang. Schwarz ist eigentlich keine Farbe. Und „Signum Mortis – Erinys“ ist eigentlich keine tiefgreifende Geschichte über Leben und Tod und den Sinn der Welt, obwohl die Autoren diesen Eindruck gerne erwecken würden. Eigentlich ist der Band eine Foto-Love-Story, allerdings nicht für die Pop-Hörer der |Bravo|, sondern für die Gothic- und Metal-Freunde des |Sonic Seducer|. In Erinys geht es zwar nicht um Dreiecksbeziehungen und den ersten Koitus, aber die Qualitäten ähneln sich. Nichts Besonderes, eben in Schwarz.
Nyx besucht den schwer verletzten Al Simmons im Krankenhaus und ringt währenddessen immer noch hart mit ihrer Entscheidung. Der Dämon mit den drei Narben über dem Auge hat sich ihrer fast gänzlich angenommen, doch Nyx ist nicht bereit, ihren Kompagnon zu hintergehen. Aber sie hat keine Wahl und muss sich ihrem Schicksal beugen. Um selber in die Hölle zu gelangen und damit auch Thea zu erreichen, geht sie einen Pakt mit dem teuflischen Dämon ein. Durch eine Verbindung mit Spawn gerät sie schließlich an den Ort ihrer Wünsche, ist sich aber gewiss, dass dieser Verrat nicht ungestraft bleiben kann …
_Mein Meinung_
Mit Band Nr. 71 wird eine neue Mini-Serie in der „Spawn“-Geschichte eingeleitet, die aber noch immer von den Auswirkungen der riesigen Verwüstung in New York aus dem letzten Band zehrt. Al Simmons hat die große Explosion schwer verletzt überlebt und ist nun dem Willen von Nyx vollkommen ausgeliefert. Doch diese nutzt die sich bietende Chance nicht sofort, schließlich sind ihre Zweifel noch zu groß. Als sie dann aber doch mit der unbewussten Hilfe von Spawn in die Unterwelt abtaucht und sich selbst in der Lebenswelt des Teufels wiederfindet, weiß sie, dass eine ganz neue Ära beginnt, sowohl für sie als auch für Spawn – und natürlich auch für die Leser, die nach der gerade abgeschlossenen Metzel-Reihe auch mal wieder etwas mehr Story eingefordert haben.
Trotzdem aber ist dieses Heft nur eine Überleitung, die noch ganz klar auf der letzten Story aufbaut. Der Zwiespalt von Nyx wird hier endlich mal adäquat wiedergegeben, und schließlich ist auch nur dessen Lösung das nötige Element, um die Serie und die durchgehende Handlung voranzutreiben und ihr neue Möglichkeiten zu eröffnen. Damit steht die 71 aber auch im ganz krassen Gegensatz zum direkten Vorgänger; stand dort noch die pure Anarchie über der Handlung, verfolgt die sehr nachdenkliche Nyx hier bisweilen sogar einige sehr weitsichtige, philosophische Gedanken, die schon fast wieder einen übertrieben breiten Raum einnehmen. Richtig Schwung bekommt die Story nämlich erst am Ende, als sich fragliche Dame tatsächlich in die Hölle katapultiert und somit erst so richtig in das neue Abenteuer hineinstartet – leider aber erst mal nur bis zum abschließenden Cliffhanger, welcher der Serie nun aber wieder eine weitaus mehr versprechende Zukunftsperspektive verleiht und somit die zwischenzeitlich ideenlosen Ansätze hoffentlich auch bald wieder ablösen wird.
Auch in Sachen Zeichnungen scheint sich etwas zu tun; bereits zum Ende hin wird Angel Medina von einem gewissen Nat Jones ersetzt, dessen weitaus düstererer Stil wunderbar zum neuen Leitthema passen will. Nach den farbenfrohen Skizzen Medinas erwarten den Leser nun wieder eine zeichnerisch weitaus skeptischere Grundstimmung und damit auch das, womit die „Spawn“-Reihe einst bekannt wurde. Und das ist natürlich sehr zu begrüßen.
Tja, es geht wieder bergauf, und zudem kommt merklich frischerer Wind in die Handlung hinein. In der neuen Welt werden wieder größere Entwicklungsräume geschaffen und möglicherweise auch ganz neue Charaktereigenschaften zum Tragen kommen. Aber man muss jetzt erst einmal abwarten, wie es weitergeht. Sollten die positiven Ansätze des aktuellen Sub-Plots „Hellbound“ im nächsten Band bestätigt werden, sollten „Spawn“-Fans fortan auch wieder zu einem höheren Prozentsatz auf ihre Kosten kommen. Und das war nach der zwischenzeitlichen Ernüchterung auch zwingend nötig!
New York droht im Chaos zu versinken. Nach Spawns Niederlage gegen den mächtigen Violator hat dieser in Gestalt des Clowns die ganze Stadt aufgewühlt und sie der Verwüstung ausgesetzt. Überall treiben die verschiedenen Inkarnationen der Clowns ihr Unwesen, verbreiten Schrecken und Anarchie und weihen die einst so stolze Stadt dem Untergang. Spawn ist derweil nur auf Schadensbegrenzung aus; er weiß, dass er nicht jeden einzelnen Bürger vor der drohenden Katastrophe retten kann. Doch er muss sich dem erneuten Zweikampf mit seinen maskierten Widersachern stellen, um zumindest die vielen Unschuldigen zu beschützen. Doch das ist leichter gesagt als getan …
Derweil steht Nyx zwischen den Fronten. Es gibt nur eine Möglichkeit, ihre verstorbene Freundin Thea zu erlösen, und die besteht darin, Spawn an den Dämon mit den drei Narben über dem Auge zu verraten. Und da ihr alle Mittel recht sind, um diesen Herzenswunsch zu erfüllen, steht Spawn ein weiterer Rückschlag bevor.
_Meine Meinung_
Im Jubiläumsband, der 70. Ausgabe der deutschsprachigen Reihe, wird die Serie um die tausend Clowns weiter fortgesetzt, damit aber auch das Gemetzel und die vielen plumpen Kampfszenen, mit denen sich die Serie bereits seit Anbeginn der neuen Sub-Reihe herumschlägt. Überall gibt’s nur Kämpfe, Kämpfe, Kämpfe, seien es nun die etwas größer angelegten Duelle zwischen Spawn und seinen schier übermächtigen Gegnern, oder aber die Straßenfights, die sich nach dem Einbruch des Chaos in New York manifestiert haben. Nun, dem Action-Liebhaber wird’s sicher gefallen, schließlich hat Angel Medina graphisch wieder einige Leckerbissen beigesteuert, von denen selbst dieser schwache bis durchschnittliche Plot noch zehren kann. Wenn es also um die Darstellung der Schlachten und Verfolgungsjagden geht, kommen Fans wieder voll auf ihre Kosten.
Jedoch kann die Story in diesem Fall kaum mithalten, zumal hier viele wichtige Handlungseinheiten nur kurz angeschnitten werden, obwohl sie eigentlich einen größeren Rahmen verdient hätten. So zum Beispiel auch die Entscheidung von Nyx, die sich nach wie vor schwer tut, Spawn in die Parade zu fahren, der aber letztendlich kaum eine andere Wahl bleibt. Im Gegensatz zur massiven Veräußerung der Duelle zwischen Clowns und Heldenfigur Spawn kommt dieser Part irgendwie viel zu kurz, so dass die sich hieraus ergebenden Resultate als selbstverständlich hingenommen werden müssen.
Es ist einfach ein bisschen lieblos aufgebaut, dieses 70. Heftchen. Die Geschichte ist viel zu simpel, die Action trotz feiner Illustrationen und Überpräsenz nach einiger Zeit gesättigt und die Atmosphäre bei weitem nicht so beklemmend wie in vielen vorangegangenen Bänden. Im gesamten Universum des populären Action-Helden ist das fünfteilige „A Thousand Clowns“ sicherlich einer der schlechtesten Serienteile, mit diesem Band aber glücklicherweise zu Ende. Daher spare ich mir jetzt auch alles Gemeckere und schaue lieber mit Freude auf einen neuen Band und damit auf eine neue Mini-Serie voraus. Eigentlich kann es nämlich jetzt nur noch bergauf gehen …
Nachdem Ivan Isaacs endlich wieder zur Besinnung gekommen ist und realisiert hat, dass ein Weiterleben mit seiner verstorbenen Geliebten Gena nicht mehr möglich ist, lässt er sich zunächst widerwillig, dann aber doch ohne große Gegenwehr auf einen Pakt mit Belial ein. Nur durch dieses Bündnis wird es möglich sein, den rachsüchtigen Temozarela und seine finsteren Schergen aufzuhalten und zu vernichten. Doch auf den Kopf von Isaacs sind ständig größer werdende Prämien ausgesetzt, so dass sein Rachefeldzug unter erschwerten Bedingungen stattfindet. Neben den flinken Kopfgeldjägern hat es auch Marshal Coburn auf Ivan abgesehen. Seinem Team geht es aber nicht um das Kopfgeld, sondern nur um Antworten von Ivan …
Währenddessen erforschen Lizzie und ihre Männer das Wesen Temozarelas, suchen aber gleichzeitig auch nach einem Gegenmittel für die Infektion, die Lizzie sich zugezogen hat. In ihr wächst nämlich auch langsam das Zombie-Gen heran, und sollte es ihren Freunden nicht gelingen, rechtzeitig Hilfe herbeizuholen, ist das junge Mädchen ebenso dem Tod geweiht wie vor ihr Gena …
_Meine Meinung_
Band 8 der „Priest“-Reihe steht ganz klar im Zeichen von Ivan Isaacs, der seiner Hauptrolle in dieser Manhwa-Serie nach den ganzen komplexen Zwischenfällen sowie der ausführlichen Vergangenheitsaufarbeitung wieder vollkommen gerecht werden kann. Hasserfüllt, gleichzeitig aber auch zwiegespalten, was seine zweckdienliche Verbindung mit Belial betrifft, beginnt er seinen Rachefeldzug und mutiert in Nullkommanix wieder zu der coolen abgebrühten Erscheinung, die wir zu Beginn der Geschichte kennen gelernt haben. Dementsprechend macht der ‚Horror-Cowboy‘ auch keine Kompromisse während der Kampfhandlungen und jagt seine Gegner ins Jenseits, noch bevor diese ihre üblen Ankündigungen in die Tat umsetzen können. Das Prekäre daran: Ausgerechnet die Menschen, die von Isaacs‘ Einsatz nur profitieren können und durch seine Unterstützung in naher Zukunft die eigene Haut retten könnten, widersetzen sich dem kampfeslustigen Ivan.
Die eigene Haut retten kann die verdorbene Diebin Lizzie ohne fremde Hilfe indes nicht mehr. Einige Gefährten und Priester haben sich um die Gefangene geschart und versuchen mit dem Wissen über Temozarela das Leben von Lizzie zu retten und sich selber vor der drohenden Gefahr zu schützen. Auch wenn dies hoffnungslos erscheint.
Die aktuelle Episode erzählt in zwei verschieden ablaufenden Handlungsebenen über das Schicksal der hier erkorenen Hauptpersonen Ivan und Lizzie und deren teils mageren Zukunftsaussichten. Wenn auch nur auf einem sehr oberflächlichen Level, verbindet die beide etwas, nicht zuletzt weil Lizzie und die ehemalige Geliebte Isaacs‘ eine gewisse Ähnlichkeit miteinander haben. Allerdings treffen sie in Band 8 (noch?) nicht aufeinander und lassen den Leser nur vage erahnen, inwieweit sich zwischen den beiden eine Beziehung – welcher Art auch immer – entwickeln wird.
Darüber hinaus verfolgt Autor Min-Woo Hyung eine sehr direkte Linie. Zwar wird mit der Geschichte um Lizzie ein neuer Nebenschauplatz eröffnet, doch im Großen und Ganzen lässt er die Handlung recht zügig voranschreiten und erzählt ohne größere Umschweife von der dämonischen Rückkehr des Ivan Isaacs. In diesem Sinne ist „Priest 8“ im Rahmen dieser Reihe auch vergleichsweise leichte Kost und erfüllt lediglich die Kriterien einer notwendigen Fortsetzung. Dies ist aber bitte nicht negativ zu verstehen, denn Spannung liegt zur Halbzeit der 15-bändigen Serie immer noch in erhöhtem Maße in der Luft. Und dass nicht jeder einzelne Teil den vorangegangenen übertreffen kann, ist auch klar. Daher gehen trotz reduzierter Komplexität und relativ simpler Fortschritte beim Plot nach wie vor beide Daumen steil in die Höhe!
Als die Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen, kurz B.U.A.P., ihre auf mysteriöse Weise verschwundene Agentin Liz Sherman aus der Gefangenschaft geheimnisvoller Mächte retten muss, steht sie plötzlich ohne eine echte Führungspersönlichkeit da. Hellboy hat die Behörde nach dem „Siegerwurm“-Einsatz verlassen und den Fischmenschen Abe Sapien, den zweiten prominenten Kopf der Gemeinschaft, damit sich selber überlassen. Der wiederum bekommt aber Unterstützung von einem neuen Gehilfen, dem deutschstämmigen Johann Kraus, der nach einer gescheiterten Seance nicht mehr in seinen Körper zurückkehren konnte und deswegen in einem fremden Körper ohne Gesicht sein Leben bestreitet. Zunächst ein wenig von seinem neuen Kollegen angewidert, begibt sich Abe gemeinsam mit ihm und seinem Freund Roger ins Innere der Erde, um dort die verschwundene Agentin zu suchen. Ein Einsatz mit Folgen …
Außerdem muss sich Abe Sapien einigen Gefahren in der Südsee stellen. Unter anderem kommt hier auch der legendäre Held Lobster Johnson wieder zum Zuge, der einem verrückten, experimentierfreudigen Professor das Handwerk legen muss.
_Meine Meinung_
|Marvel| haben es unzählige Male vorgemacht, nun lässt auch Mike Mignola lange angekündigten Versprechen Taten folgen. Die Erweiterung seines Universums um den berüchtigten Hellboy nimmt in „B.U.A.P.“ zum ersten Mal konkrete Züge an. Die Geschichten um den höllischen Mutanten schienen ausgereizt, und so gönnt dieser sich erst einmal eine Auszeit, um Abe Sapien, Roger und dem neuen Verbündeten Johan Kraus das Feld zu überlassen. Gerade der Fischmensch hatte sich aber auch in einigen vorangegangenen Comics schon zu einem echten Konkurrenten für Hellboy entwickelt und bekommt jetzt seitens des Autorenteams (neben Mignola bestehend aus Christopher Golden, Tom Sniegoski und Brian McDonald) endlich seine eigene Geschichte, mit der er aus dem gewaltigen Schatten heraustreten kann – was ihm übrigens in der ersten Erzählung, dem Namensgeber „Hohle Erde“, prima gelingt.
Dieses erste Abenteuer sticht übrigens auch sehr deutlich heraus, wohingegen die drei vergleichsweise kurzen Storys lediglich ganz nett sind, aber eben nicht ganz so intensiv begeistern wie die Suche nach der verschwundenen Liz Sherman im ersten Band. Ganz gleich, wenn Zeichner Ryan Snook in „Hohle Erde“ die wohl (bewusst) unsaubersten Skizzen beisteuert und der Handlung somit auch zwischenzeitlich eine ziemlich schaurige Atmosphäre verleiht. Der Zeichner bleibt dem Stile der „Hellboy“-Comics dabei weiterhin treu und gestaltet die Illustrationen in einer schlichten S/w-Optik, bei der es lediglich manchmal schwer fällt, die Hauptcharaktere auseinander zu halten. Abe Sapien und Johan Kraus gleichen sich nämlich von ihrer Hinterseite ziemlich stark.
Davon abgesehen, ist Snook’s Werk eine weitere Augenweide, die den sechs vorherigen Werken aus der Feder von Mignola in nichts nachsteht. Für Einsteiger mag das zwar sehr gewöhnungsbedürftig sein, Kenner werden den Stil, der sich im Groben auch durch die anderen drei Kapitel zieht, sofort zu schätzen wissen.
Hinsichtlich der Story erinnert die Hauptgeschichte stellenweise an die ersten Gehversuche im Horror-Bereich und weist bezüglich der unheimlich dichten Atmosphäre eine deutliche Vorliebe für das britische Kino der Fünfziger auf. Dies mag sicher zu einem großen Teil an den S/w-Zeichnungen liegen, wird aber auch durch die grundsätzlich beklemmende Grundstimmung des Plots gerechtfertigt, und dies in allen vier Sinneinheiten. So ist es dem Autoren- und Zeichnerteam auch fabelhaft gelungen, den unkonventionellen Ansatz der ersten „Hellboy“-Comics beizubehalten, die Geschichte aber auch ohne den wichtigsten Akteur und früheren Namensgeber überzeugend weiterzuführen. „B.U.A.P. 1: Hohle Erde“ kann nämlich definitiv für sich selber stehen und braucht nicht dringend die Vorläufer zum besseren Verständnis.
Am Ende kann man daher auch ganz klar bestätigen, dass Mike Mignola sein Ziel erreicht hat. Er hat sein eigenes Comic-Universums um einige wichtige Faktoren erweitert, wichtige Fortschritte bei der allgemeinen Weiterentwicklung seiner Charaktere erzielt und sich mit nur einem Band zahlreiche neue Möglichkeiten für weitere Fortsetzungen und auch neue Serien (Abe Sapien zum Beispiel wäre doch ein Spitzen-Titelheld) geschaffen. „B.U.A.P. 1“ ist das vollkommen überzeugende Resultat einer konsequent entwickelten, schon länger bestehenden Idee und zudem die Einleitung zu weiteren neuen Themenkomplexen. Auch ohne Hellboy gibt Mignolas neuer Comic eine verdammt gute Figur ab. Aber das überrascht sicherlich nur die wenigsten …
Nach dem grauenvollen Tod seiner Eltern hat Charlie Northern jeglichen Glauben verloren. Der folgenschwere Mord hat den damals erst jugendlichen Northern mit Hass gefüllt; einen Hass, der sich vor allem gegen Dogmen, Religionen und den sturen vom Vatikan propagierten Glauben richtet. Rund 30 Jahre später sucht Charlie insgeheim noch immer nach dem Mörder seiner Eltern. Jedoch ist der Detective von Scotland Yard mittlerweile nicht mehr ganz so verbissen wie einst. Seine Karriere ist in den letzten Jahren steil bergab verlaufen, und auch sein damals noch so guter Ruf ist nur noch ein lästiger Schatten, gegen den Charlie heuer nur noch vergeblich ankämpfen kann.
Sein alter Freund Marcel LeClair glaubt aber noch an den Detective. Der vor kurzem selber zum Vatikan übergetretene Neu-Kardinal bittet Northern, einen seltsamen Mord an seinen Kollegen Richleau aufzudecken und ihn ins Zentrum der katholischen Kirche zu begleiten. Ohne weitere Bedenken stimmt Charlie zu, stellt aber schon direkt nach seiner Ankunft fest, dass er es im Vatikan tatsächlich mit höheren Mächten zu tun hat. Doch um überhaupt hinter das gewaltige Komplott und die finsteren Machenschaften zu blicken, muss Detective Northern erst einmal eine enorme persönliche Hürde überwinden: Ohne den Glauben kann er nämlich weder den Mordfall aufdecken noch überhaupt verstehen und realisieren, was sich um ihn herum abspielt. Und dies ist wahrlich umfassender, als Northern es sich je hätte vorstellen können …
_Meine Meinung_
Nun haben die Verschwörungstheorien also auch im Comic-Bereich Einzug gehalten und dem Trend der momentan angesagten Literatur endlich auch mal nachgegeben. ‚Endlich‘ in diesem Fall vor allem deswegen, weil „Die Offenbarung“ ein echter Glücksfall von einem Comic ist. Unheimlich geschickt verbindet Autor Paul Jenkins hier die grundlegende Elemente eines religiösen Psycho-Thrillers mit übersinnlicher Fiktion und bettet das Ganze schließlich in eine wendungsreiche Action-Geschichte ein, deren rasantes Tempo wirklich sehr beeindruckend ist. Mit dem Hauptakteur führt der Autor zudem eine derart lässige und coole Figur ein, dass man sich bisweilen an Filmhelden wie James Bond und dergleichen erinnert fühlt. Flotte Sprüche, großes Mundwerk und völlige Distanzlosigkeit sind die manchmal auch zweifelhaften Eigenschaften von Charlie Northern, der uns aber nichtsdestotrotz sympathisch ist, denn schließlich sind seine Aussagen bei aller verbalen Härte nicht plump. Er spricht in den Dialogen mit den geheimnisvoll agierenden Obersten des Vatikans genau das aus, was viele in der individuellen Situation denken würden, oder anders gesagt: er macht keine Unterschiede zwischen seinen verschiedenen Gesprächspartner und zeigt sich ihnen gegenüber gleichermaßen respektvoll – oder respektlos, je nachdem, wie man es jetzt sehen möchte.
Tief im Inneren ist Northern aber, mit Verlaub, ein armes Schwein, dessen traumatisierende Jugend ihn im Nachhinein zu einem Wrack hat verkommen lassen. Dabei hatte er die größten Möglichkeiten, hat sich bei Scotland Yard sogar international einen Namen gemacht, ist aber schlussendlich untergetaucht, um verspätet seine Vergangenheit zu bewältigen. Aber er ist ein Profi und in den entscheidenden Momenten zur Stelle. Ein solcher ist sein Einsatz im Vatikan, mit dem sich letzten Endes ein Kreis schließt, der vor 30 Jahren geöffnet wurde – allerdings nicht in dem Maße, wie sich Northern dies vorgestellt hätte.
All diese Eigenschaften des Hauptdarstellers macht sich Jenkins zunutze, um drumherum eine superspannende, mit vielen Überraschungen gespickte Geschichte aufzubauen, bei der es definitiv lohnt, sehr konzentriert zu lesen und den wunderbaren Zeichnungen etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken. In diesen finden sich nämlich beinahe genauso viele versteckte Andeutungen wie in den recht langen Sprechblasen (unter anderem auch aus der Perspektive von Northern), die später dann den Aha-Effekt auslösen und das verzwickte Puzzle zusammenfügen. „Die Offenbarung“ ist nämlich im Grunde genommen gar nicht so komplex, wie dies auf den ersten Eindruck zu sein scheint, erfordert allerdings zum direkten Verständnis etwas mehr Zuwendung als der ’normale‘ Comic. Doch dies sollte ja eigentlich kein Problem sein. Selbst die ziemlich gut ausgearbeiteten Hintergründe zur im Mittelpunkt stehenden Verschwörungstheorie sind eigentlich sehr leicht verständlich und (das darf sehr positiv bewertet werden) keinesfalls bei Dan Brown oder sonstigen bekannten Vorlagen abgekupfert. Schade ist lediglich, dass die Geschichte nach dem stetig aufgebauten Spannungsbogen ein recht schnelles, für meinen Geschmack nicht so ganz befriedigendes Ende findet und auch noch einige Fragen im Raume stehen lässt. Aber womöglich ist dies ja auch beabsichtigt, um die Geschichte in einem weiteren Buch endgültig abzuschließen.
Dennoch: „Die Offenbarung“ ist nicht nur eine absolute Augenweide, sondern auch im Bezug auf die Story ein echter Festschmaus. Viel besser hätte das Duo Jenkins & Ramos jedenfalls kaum in die zeichnerische Bearbeitung dieser Materie einsteigen können.
Der griechische Filmemacher Vassili, bekannt durch einige poltische Dokumentarfilme, mit denen er vor allem die rechte Opposition in seinem Lande anprangert, wird 1967 von der bitteren Realität eingeholt. Ein Militärputsch hat einen Machtwechsel in seiner hellenischen Heimat hervorgerufen und bewirkt, dass sich Menschen wie der kritische Regisseur in ihrem Land nicht mehr sicher fühlen können. Vassili lässt sich in Paris nieder und plant im Exil einen Spielfilm über die Missstände in Griechenland zu produzieren. Für die Rolle der Hauptdarstellerin hat er schnell die Sängerin und Schauspielerin Melina Mercouri gewonnen, eine Landsfrau Vassilis. Nun geht es gemeinsam mit seinem neuen Kollegen Jules an die Arbeit für das Projekt „Helikopter“. Doch gleichnamiger Film stürzt schon vor den Dreharbeiten ab – nicht etwa alleine wegen des brisanten politischen Inhalts, sondern wegen fehlender Antiamerikanismen. In kurzen Rückblicken erzählt der in Frankreich seither gefangene Filmemacher von seinem Schicksal im Exil und dem fehlgeschlagenen Filmprojekt.
_Meine Meinung_
„Der Gesang der Generäle“ ist mal ein gänzlich anderer Comic. Einmal ganz davon abgesehen, dass politische Themen in Comics (wenn überhaupt) zumeist recht oberflächlich am Rande behandelt wurden, ist die beklemmende Atmosphäre, die hier in der Luft liegt, ein absolutes Novum, gerade deshalb aber auch sehr interessant. Action-Fans sollten sich daher bereits im Vorfeld Gedanken machen, ob sich „Der Gesang der Generäle“ für sie lohnt, denn die dramatische Geschichte um den ausgewanderten Filmemacher Vassili erfordert eine weitaus gründlichere Auseinandersetzung als der normale Standard-Comic – wobei dies für beide Seiten bitte nicht als Vorwurf verstanden werden soll!
Wichtig für all dies ist jedoch auch eine kurze Aufarbeitung des geschichtlichen Hintergrunds, der jedoch schon relativ ausführlich im Anschluss an den Epilog dieses Comic-Romans beleuchtet wird. Seit Ende des zweiten Weltkriegs war die Lage auf der Halbinsel mehr als kritisch, so dass mehrere kleine Bürgerkriege das Land erschütterten. Und mit dem Tod des Königs nahmen die Dinge schließlich ihren Lauf, der Kommunismus konnte kaum noch gestoppt werden und schließlich, im Jahre 1967, folgte der erste Militärputsch, dessen Folgen noch jahrelang in Griechenland zu spüren waren.
Nun, dies alles auf knapp 70 Seiten Comic aufzuarbeiten, ist natürlich ein schier unmögliches Unterfangen; ein gewisses Hintergrundwissen ist also dringend vonnöten, um die Zusammenhänge besser zu verstehen. Doch sollte ein Comic nicht eigentlich nur unterhaltsam sein? Ja, richtig, das sollte es, und zweifelsohne bietet „Der Gesang der Generäle“ auch echt gute Unterhaltung, nur eben auf einem etwas anspruchsvolleren, intellektuellen Niveau.
Im Vordergrund der Story steht der alternativ eingestellte Vassili, ein Visionär sondergleichen, der in seinen bisherigen Werken noch nie ein Blatt vor den Mund genommen hat. Als treibende intellektuelle Kraft einer politischen Gegenbewegung hat er in den vergangenen Monaten und vor allem mit seinem letzten Film große Wellen losgetreten und sogar eine bekennende Anhängerschaft gewonnen, die seinen Mut und seinen Idealismus mit höchstem Respekt belohnte. Doch nun ist er selber machtlos und muss außerhalb der Heimat im Exil gegen Hürden kämpfen, die er alleine nicht besiegen kann. Alles würde er für die Kunst geben, doch es ist ihm nicht gegeben, sein wohl gewaltigstes Projekt, den Film „Helikopter“, zu produzieren, und dies wegen vergleichsweise lächerlicher Gründe.
In den Rückblicken erzählt Vassili von den Gräueln der Militärjunta, den wahnsinnigen Foltermethoden der Griechen (der Name „Helikopter“ hat zum Beispiel auch einen sehr grausamen Hintergrund) und den verbitterten Gefühlen der griechischen Menschen, die im Exil gefangen sind und in ihrer Heimat kein echtes Zuhause mehr haben. Dabei kommen Geschichten zutage, die absolut abschreckend sind, von Bocquet aber derart authentisch wiedergegeben werden, dass eine Aufarbeitung realistischer Begebenheiten gar nicht mal so unwahrscheinlich erscheint. Gerade die Geschichte einer jungen Frau, die für ihren Idealismus mit einem Leben im Rollstuhl bezahlen musste, geht einem unter die Haut, zeigt aber auf der anderen Seite auch das immer wieder durchblitzende Genie des Comicautors Jóse-Louis Bocquet. Er erweckt in diesem Buch eines der finstersten Kapitel der jüngeren europäischen Historie erneut zum Leben und versetzt einen tatsächlich in die Zeit der späten Sechziger, in der die ganze Welt von politischen Spannungen durchzogen war.
Unterstützt durch die fantastischen, der Atmosphäre vollkommen angepassten, dennoch aber gewöhnungsbedürftigen Zeichnungen ist so ein wahrhaft fabelhafter Comic entstanden, der trotz des unkonventionellen Materials eine vorbildiche Spannungskurven mit mehrfachen sehr überraschenden Wendungen aufweisen kann. Wer sich also schon vorher fragt, ob politische Geschichte und Comic fernab der zweifelhaften ‚Großereignisse‘ der Weltgeschichte miteinander harmonieren können, sollte sich hier schnellstens bedienen. Bocquet und sein Sidekick Andreas Gefe haben in „Der Gesang der Generäle“ astreine Arbeit geleistet, und dies in der Konstellation hoffentlich nicht zum letzten Mal!
Der Ansatz dieser vierteiligen Serie war selbst für die stetig populärer werdende Zeichnerin Mamiya Oki neu. Zum ersten Mal hat sie einen Manga basierend auf einem echten Roman verfasst, und umgekehrt gilt selbiges auch für Roman-Autor Tsubasa Kawahara. Aus diesem Grunde steckte auch verdammt viel Arbeit in „Ja-Dou“, denn immer wieder galt es für das Gespann, Passagen auszugleichen und komplexere Stellen mittels der graphischen Gegebenheiten auch adäquat umzusetzen. Leider ist ihnen dies – zumindest im ersten Band – noch nicht so gut gelungen. Denn wie man auch an die Sache herangeht; „Ja-Dou 01. Empire Of Whispers“ will sich nicht so recht erschließen und bleibt in vielen Teilen der Handlung auch nach Abschluss des ersten Viertels ein Buch mit sieben Siegeln.
_Story_
Drei Regionen umfasst die große Welt – das Himmelsreich, die Hölle und die Welt der Menschen. Und genau diese Dreiteilung bewirkt auch, dass man nicht in Frieden miteinander leben kann. Zu jener Zeit nämlich herrscht Krieg zwischen den Bewohnern des Himmels und den finsteren Dämonen.
Der angehende König des südlichen Himmelsreich, Prinz Ashray, ist von diesem Unfrieden schon sehr stark erschüttert worden. Ganze sechs Adjutanten sind den Dämonen bereits zum Opfer gefallen, und nichts wäre ihm lieber, als eines Tages Rache zu nehmen. Doch Ashrays Weg ist schon vorbestimmt; er soll in naher Zukunft seinen Vater auf dem Thron beerben und bekommt zu seiner Sicherheit einen neuen Atjutanten zur Seite gestellt, nämlich den jungen Alan Soul.
Ashray ist hiervon gar nicht begeistert und lehnt seinen neuen Gefolgsmann strikt ab. Lediglich für die niederen Drecksarbeiten ist ihm Alan gut genug. Während Ashray aber mit seinem Dickkopf einen eigenen Weg gehen möchte, um endlich herauszufinden, was sich im Ostreich abspielt, baut er eine immer innigere Beziehung auf, die just in dem Moment ein Ende findet, in dem auch sein siebter Adjutant den Kampf gegen die Dämonen mit seinem Leben bezahlen muss.
Ähnlich wie Ashray klagt auch Tia, das oberste Wesen im Himmelreich, über seelische Überbelastung. Mit 17 Jahren soll er bereits die Geschicke seiner Welt führen, ist damit aber völlig überfordert. Weil darunter auch die Beziehung zu seinen Freunden leidet, sind diese ihm nicht mehr so wohl gesonnen, gerade wenn ihre Erwartungen nicht erfüllt werden. Tia bekommt diese ablehnende Haltung besonders heftig zu spüren, als Ashray sich im Streit von ihm abwendet und eigene Wege beschreitet.
Teiou, den anderen verbliebenen Schulfreund Ashrays, quälen wiederum ganz andere Probleme: Er hat sich in den Dämon Keika verliebt, wird deswegen aber von seinem Volk verstoßen. Sein Vater hegt allerdings immer noch den Wunsch, dass sein Sohn zum Generalfeldmarschall ausgebildet wird. Doch dies ist in diesen schwierigen Tagen eher unwahrscheinlich, schließlich reden auch Teious Verwandte noch ein Wörtchen mit …
_Meine Meinung_
Ich schreibe nicht gern lange Inhaltsangaben, denn letztendlich verrät man mit eben solchen schon zu viel über den Verlauf der Handlung und die Besonderheiten des Inhalts. Beim ersten Band von „Ja-Dou“ war dies aber einfach nicht zu vermeiden. Das in Schwarzweiß gehaltene Taschenbuch besitzt ein derart umfassendes Storyboard, dass am Ende nur noch die wenigsten einen echten Durchblick haben werden – zumal die verschiedenen Hauptfiguren von Mamiya Oki auch noch sehr ähnlich gezeichnet wurden. Im Groben bekommt man zwar mit, worum es in der Geschichte geht und welche Motive die einzelnen Protagonisten (allen voran Ashray) in ihrem Handeln haben, doch alles in allem ist dies auch noch so verzwickt miteinander verbunden und steht partiell so lose im Raum, dass man kaum etwas findet, an das man sich klammern kann.
Lediglich über den sturköpfigen Ashray wird ein wenig mehr verraten, dies jedoch zumeist auf der Gefühlsebene, wo er sich einerseits ziemlich cholerisch zeigt, andererseits aber auch im Verborgenen sehr viel Liebe versteckt hält, die er jedoch nicht auszuleben imstande ist.
In dieser Hinsicht gleichen sich dann auch fast alle Hauptakteure; die Beziehungen zum jeweils anderen sind auf irgendeine Weise immer gestört, sei es nun durch unerlaubte Bündnisse oder wegen verletzter Eitelkeiten. So viel erfährt man in diesem Band schon. Aber wie der Grundstock des Plots ausschaut, geschweige denn in welche Richtung sich diese überaus konfuse, deutlich zu verworrene Geschichte noch entwickeln könnte, das kann man nicht einmal im Ansatz erahnen. Es läuft wohl auf weitere Duelle zwischen Menschen und Dämonen hinaus, aber wieso, weshalb, warum, das erfährt man noch nicht.
Zu guter Letzt sind auch die Figuren dieses Mangas nicht sonderlich sympathisch. Wiederum ist es Ashray, der negativ aus der Reihe tanzt und mit seiner egoistischen Art kaum auf Gegenliebe stößt. Auch der etwas arrogante Tia ist keine Person, die einem auf Anhieb gefallen könnte, wohingegen der schleimige Alan Soul, der dieses Buch ja auch nicht überlebt, das krasse Gegenteil zu diesen beiden unsympathischen Männern ist. Am Ende sind einem nur Teiou und sein finsterer Freund sympathisch, und auch nur in ihrer unerlaubten Verbindung kann man Potenzial für die noch anstehenden drei Bände erkennen. Dies aber auch nur dann, wenn sich das Chaos schon sehr bald reguliert und eine klare Linie zu erkennen ist. Bei einer gerade mal vierteiligen Reihe und so vielen offenen Spielräumen ist dies nämlich gar nicht so einfach hinzubekommen!
Unterm Strich darf man also schon ein wenig enttäuscht sein; schließlich eilten sowohl der Zeichnerin als auch der Geschichte einige Vorschusslorbeeren voraus, denen der komplexe Plot bislang nicht gerecht werden kann. Es mag sicherlich viel Interessantes hinter „Ja-Dou“ stecken, aber solange dies nicht in geordnete Bahne gelenkt wird, stehen ‚interessant‘ und ‚Interesse weckend‘ in keiner Relation zueinander.
Die Identity Crisis hat das Universum der DC-Bösewichter mächtig aufgewirbelt. Man hat von der Manipulation unter den Mitglieder der JLA erfahren und ist von nun an nicht mehr bereit, sich den Helden kampflos zu ergeben. Unter der Führung von Lex Luthor organisert sich eine ganze Armada von Bösewichtern, um als „Society“ der JLA den Kampf anzusagen – nur sechs von ihnen halten unter dem Kommando von Mockingbird dagegen, weil sie sonst um das Leben ihrer Angehörigen oder sogar um ihr eigenes fürchten müssen …
Power Girl ist zwar als Mitglied der Justice Society weiterhin umstritten; noch immer verschieben sich bei ihr die Kräfte in unverhältnismäßigem Rahmen und machen sie zu einer unberechenbaren Gefährdung für ihre Gegner, aber auch für sich selber. Um endlich Klarheit über ihre Herkunft zu erlangen, stellt sich Power Girl ihrer Vergangenheit, wird aber schneller von dieser heimgesucht, als ihr dies lieb ist. Noch während sie zweifelt, ob sie nun aus Atlantis, der Zukunft oder doch einem ganz anderen Ort stammt, wird sie mit der schockierenden Realität konfrontiert.
_Kritik_
Der zweite Band der „Infinite Crisis Monster Edition“ enthält die beiden Geschichten „Villains United“ und „Powertrip“, die beide noch als Einleitung zur demnächst erscheinenden Miniserie „Infinite Crisis“ gelten. Besonders spannend ist hierbei die etwas längere erste Story, die vor Bösewichten nur so strotzt. Im Zentrum des Geschehens stehen Catman, Cheshire, Ragdoll, Scandal, Paradämon und Headshot, die unter verschiedenartigen Androhungen von Mockingbird beauftragt wurden, gegen Lex Luthor und dessen Society vorzugehen, dabei aber gar nicht wissen, auf welch verzwicktes Spiel sie sich in Wirklichkeit einlassen.
Ganze Heerscharen von finsteren Kräften und heimtückischen Monstern stellen sich der Sechserbande in den Weg, die währenddessen eigentlich noch lernen muss, als Team überhaupt zu funktionieren. Besonders Catman ist von Selbstzweifeln geplagt und sich seiner Sache nicht sonderlich sicher, dabei aber die stärkste Kraft im Team der verbündeten Widersacher Luthors. Ohne seine Durchsetzungskraft hätten die sechs Mutanten schon den ersten Angriff der Society kaum überlebt, und so wachsen sie erst nach und nach als Mannschaft zusammen – und auch wieder auseinander.
Autorin Gian Simone hat hier eine sehr verworrenes, komplexes Storyboard entworfen, dessen Geheimnisse erst relativ spät enthüllt werden. Und auch erst dann erahnt man, welche Dimensionen die bald anstehende Serie einehmen wird bzw. welche Auswirkungen sie auf das gesamte DC-Universum haben könnte. Auf jeden Fall ist „Villains United“ ein wirklich sehr umfangreicher Comic, mit sehr vielen überraschenden Wendungen und einem wunderbaren Finale, weshalb sich der Kauf dieses Softcovers alleine schon wegen dieser exzellenten Erzählung lohnt.
Im Gegensatz dazu bleibt die zweite Geschichte ein wenig blass. Power Girl ist auf der Suche nach ihrer wahren Identität und wird dabei von einigen Dämonen aus ihrer anscheinend in der Zukunft liegenden Herkunft heimgesucht. Zu gerne würde die barbusige Heldin eines Tages auch das Wappen eines Superhelden über ihrem üppigen Dekolleté tragen, doch hierzu muss sie erst einmal ihre übermenschlichen Kräfte in den Griff bekommen.
Irgendwann kann sie kaum noch zwischen Realität und Halluzination unterscheiden und wird noch stärker in ihr Dilemma hineingerissen. Verschiedene Möglichkeiten ergeben sich, doch keine davon scheint die richtige zu sein. Als sich dann doch eine Richtung ergibt, ist dies jedoch nicht diejenige, die Power Girl sich gewünscht hatte.
Über ganze vier Teilfolgen erstreckt sich hier die Frage nach der wahren Identität der Superheldin, und nachdem sich unzählige Alternativen ergeben haben, keine aber so richtig greifen will, wünscht man sich irgendwann dann doch eine Lösung. Für meinen Geschmack wird die Entscheidung etwas zu sehr hinausgezögert und so ein wirklichr Höhepunkt verpasst. Das abrupte Ende macht dann zwar wieder Lust auf mehr, doch der Weg dahin ist mitunter etwas mühselig und bei weitem nicht so spannungsgeladen wie die vorangegangene Story. Es bleibt abzuwarten, was Gail Simone in der künftigen Serie aus dieser Vorlage machen wird; auf jeden Fall steht der Wunsch nach mehr Action im Raume, denn der wird im zweiten Teil dieser Monster Edition nicht erfüllt.
Trotzdem: Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, und der ist im Falle der „Infinite Crisis“ schon ziemlich groß. Neben „House Of M“ steht hier das nächste ganz große Happening bevor, und glaubt man den ersten Vorzeichen (zumindest denen von „Villains United“), kann die Sache auch allen Ansprüchen gerecht werden. Man sollte allerdings nicht vorschnell urteilen und so die Erwartungen ins Unermessliche steigern. Die letzte Einleitung hat auf jeden Fall schon mal überzeugt, und mit diesem positiven Eindruck im Hinterkopf darf man auf die Dinge vorausschauen, die da schon sehr bald folgen werden.
Mit ihrer neuen Horror-Reihe „Unheimlich“ begeben sich die beiden Comic-Autoren Alexander Fechner und Miguel E. Riveros Silva auf die Spuren des legendären H. P. Lovecraft und leiten dabei eine weitere recht interessante Serie auf dem deutschen Independent-Markt ein. Im ersten Band werden zwei Kurzgeschichten erzählt, von denen die erste, „Das Loch“, nach Angaben des südländischen Verfassers auf einer wahren Begebenheit beruht. Wirklich beängstigend ist die Story allerdings nicht. Und auch die zweite Geschichte ist alles, nur nicht wirklich spannend. Noch nicht …
_Storys_
|“Das Loch“|
Michael ist ein außergewöhnliches Kind. Statt draußen mit Gleichgesinnten herumzutoben, widmet sich der belesene Junge lieber Büchern über Geister und Dämonen. Eines Tages entdeckt er dabei einen seltsamen Fall; mitten in der Schneelandschaft Sibiriens haben Wissenschaftler bei einem Experiment ein Loch entdeckt, in dem sich ein seltsames Wesen befinden soll. Michael kann sich vor Neugierde kaum noch halten; gemeinsam mit einem Freund reist er in die russische Eiswüste und lässt sich zu der geheimnisvollen Öffnung im Boden führen. Und tatsächlich trifft er dort auf eine Gestalt, deren furchterregendes Antlitz er nie wieder vergessen wird.
|“Zwischen den Sternen“|
Ein Astronaut ist gerade dabei, seine Raumstation zu reparieren, als ein merkwürdiger Meteoritenschwarm ihn umzingelt. Neuigierig tastet er sich an die Flugkörper heran und begibt sich dabei in äußerste Gefahr. Die Meteoriten sind nämlich durchaus lebendig und reißen ihn aus seiner hilflosen Umgebung heraus, um ihn vollkommen zu vereinnahmen. Und bevor sich der Raufahrer noch überrascht abwenden kann, haben die Meteoriten bereits einen Zugang zu seinem Körper entdeckt …
_Meine Meinung_
Wirkliche Horror-Stimmung will bei den beiden kurzen Geschichten noch nicht auftreten, denn irgendwie handelt es sich sowohl bei „Das Loch“, als auch bei „Zwischen den Welten“ um Tatsachenberichte, bei denen trotz dichter Atmosphäre nie so richtig Spannung aufkommen will. Zwar gelingt es beiden Autoren, in ihren Erzählungen mit einigen sehr plötzlichen Wendungen (jeweils zum Schluss) aufzutrumpfen, aber da hier keine richtige Spannungskurve aufgebaut wurde, kann man bei diesen beklemmenden Passagen auch nicht von echten Höhepunkten reden.
Der abschließenden Info zufolge handelt es sich bei diesem Band jedoch nur um das Auftaktheft einer Serie, deren verschiedene Geschichten allesamt miteinander verknüpft sind und sich um die Person des Michael drehen – auch wenn Michael nicht in jeden Plot mit eingebunden wird. Nun, inwieweit hier Zusammenhänge bestehen, kann man bis hierher noch nicht sagen, aber das wird sich schon zeigen.
Bis dato hat mich der Lovecraftian Horror – so der Untertitel des Heftchens – aber noch nicht sonderlich gepackt; die Geschichten sind ein wenig zu einfach strukturiert und aufgebaut, die Dialoge und Texte noch recht plump und das Spannunsbarometer nicht mal in der Nähe eines Ausschlags.
Wenigstens die Zeichnr leisten gute Arbeit und entwickeln einen ziemlich eigensinnigen Stil, der die Simplitizizät der Handlung zwar bildlich widerspiegelt, aber auch die intensive Austrahlung der teils erschreckenden Sinneinheiten des Comics nachhaltig betont. Ansonsten warte ich jetzt lieber mal ab, bevor ich mir ein endgültiges Urteil erlaube. Feststeht lediglich, dass sich bis zum zweiten Band noch einiges tun muss, damit es den Leser auch wirklich an die Geschichten fesselt und er sich von der Handlung weiterhin ergriffen fühlt. Und bis dahin gilt es auch, einige peinliche Grammatikfehler auszumerzen, die hier leider ziemlich penetrant ins Auge stechen. Insgeheim bin ich mir aber wiederum sicher, dass die beiden Autoren und der Verlag dies schon irgendwie hinkriegen werden.
Ivan Isaacs hat in einem Akt des blinden Hasses die Domas Porada geöffnet und das personifizierte Böse, den abtrünnigen Engel Temozarela, aus seiner Gefangenschaft befreit. Belial, der den gefallenen Engel einst in die Festung bannte, versucht mit aller Macht, das Geschehene rückgängig zu machen, ist aber gegen die Vertreter Temozarelas machtlos. Seine einzige Chance, dem Engel Paroli zu bieten, besteht darin, den verschonten Ivan Isaacs für seine Zwecke zu gewinnen. Der jedoch hat mit seinem Leben abgeschlossen, nachdem er seine geliebte Halbschwester hat sterben sehen. Mit der Leiche von Gena in seinen Armen kehrt Ivan zurück zu seinem Anwesen zurück, muss dabei aber unablässig an seine Vergangenheit in der Obhut von Genas Vater denken. Und dies schürt Hass in dem auferstandenen Isaacs; er hasst die Schergen Raul Priestos, er hasst Temozarela, er hasst auch Belial, der sich Isaacs‘ Schwäche zunutze machen möchte. Der jedoch möchte von Belial und seinen Versprechen nichts wissen. Doch der düstere Teufel lässt ihm keine Wahl und entfesselt in Ivan auch das letzte Fünkchen Hass – bis Ivan sich endlich seiner Führung unterwirft …
_Meine Meinung_
Das siebte Buch der „Priest“-Reihe bietet einen überraschend gradlinigen Plot, der direkt an die Ereignisse aus dem letzten Band anknüpft und die Rückkehr Temozarelas auf Erden beschreibt. Der gefallene Erzengel widersetzt sich dabei allen Versuchen, in die Gefangenschaft zurückgetrieben zu werden und ist mittlerweile viel mächtiger als sein Widersacher Belial. Er trachtet danach, sein düsteres Werk zu beenden, und Belial alleine kann ihn daran kaum noch hindern, dafür sind Temozarela und seine finsteren Gefähten viel zu mächtig. Nur eine Hoffnung hat Belial noch, und dafür spielt er all seine verborgenen Trümpfe aus, lässt Ivan Isaacs gegen eine ganze Armee von Untoten antreten und holt durch deren penetrantes Auftreten aus dem stark geschwächten Isaacs die letzten Reserven heraus, die nötig sind, um den auferstandenen Schicksalsträger gegen Temozarela aufzuhetzen.
Im Grunde genommen konnte man diese Entwicklung allerdings auch schon im Vorfeld erahnen, denn nach der Ankunft des Engels stand Belial unter Zugzwang, und bis auf Ivan Isaacs, von dessen Pakt mit dem Teufel man ja bereits vorher wusste, blieb am Ende auch niemand mehr, der sich gegen den gefährlichen Rückkehrer wenden könnte. Und außerdem ist dies ja auch schon aus den ersten beiden Bänden mehr oder weniger klar geworden, bevor dann die große Aufarbeitung der Historie gestartet wurde.
Spannend ist die Fortsetzung allerdings trotzdem, schließlich ist es zunächst schwer vorstellbar, dass sich Ivan dem Teufel anschließt. Außerdem weiß man aufgrund der vielfältigen Ereignisse noch immer nicht, welche Mittel dieser einsetzen wird, um Ivan zu überzeugen, an seiner Seite zu kämpfen, denn zum einen ist Isaacs eigentlich zu intelligent, um sich auf einen unehrenhaften Deal einzulassen, und zum anderen ist Belial derart unberechenbar, dass man kaum durchschauen kann, wie sich seine Einstellung entwickeln wird. Aber natürlich ist die grundlegende Richtung vorbestimmt, und diese lässt ausnahmsweise mal keine Überraschungen zu.
Selbst eine starke Reihe wie „Priest“ braucht mal Bände, die nicht ganz so spektakulär sind, die Geschichte aber dennoch mit gleichem Tempo voranbringen. Weil sich die inhaltlichen Geschehnisse nach wie vor in der Vergangenheit abspielen und man demzufolge schon eine etwaige Vorstellung hat, was passieren muss, lässt es sich eben nicht vermeiden, dass der Überraschungseffekt mal ausbleibt, aber das ist wirklich vollkommen legitim. Die Spannung flaut jedenfalls nicht ab, und das ist doch im Endeffekt die Hauptsache. Für mich ist „Priest“ jedenfalls immer noch die beste aktuelle Manhwa-Serie, und jetzt, wo ich weiß, dass der Stoff schon sehr bald verfilmt werden wird, ist meine Begeisterung direkt noch mal gestiegen. Und für euch gibt’s noch einen weiteren Grund, bei dieser Serie dringend am Ball zu bleiben …
„Superman – Die Rückkehr“ ist eine neue Kurzserie aus dem Marvel-Universum, in der die Reihe „Für das Morgen“ (aus „Die Rückkehr von Superman 1-3“) aufgearbeitet wird. Die eher nachdenkliche und weniger actionbeladene Serie wurde von niemand Geringerem als Kult-Autor Brian Azzarello erschaffen, der sich mit Jim Lee und Scott Williams zudem prominente Unterstützung hinzuholte. |Panini Comics| veröffentlicht das Ganze nun in zwei Sammelbänden; der erste ist frisch auf dem Markt.
_Story_
Superman geht hart mit sich ins Gericht; auf der ganzen Welt sind Millionen Menschen verschwunden, und der Superhald gibt sich selber für dieses fürchterliche Ereignis die Schuld. Der beliebte Mann mit den überirdischen Kräften zieht sich daraufhin vollkommen zurück und bemüht sogar die Hilfe eines Priesters, mit dem er über eine verheerende Sünde spricht. Ein Jahr ist es nun her, seit eine ganze Bevölkerungsschicht wie vom Erdboden verschluckt ins Jenseits befördert wurde, und immer noch stellen sich für den stählernen Helden viele Fragen, primär die Frage nach dem Warum.
In mehreren Rückblicken erinnert er sich an kriegerische Auseinandersetzungen und Kämpfe mit einem seltsamen Wesen namens Equus, einem Monster, dessen wahre Identität selbst den furchtlosen Superman in Schock versetzt. Gleichzeitig erzählt er dem Pater von seinen Bedenken und den daraus resultierenden Selbstzweifeln, bis sich die Lage dann für beide Parteien immer mehr zuspitzt. Ist Superman tatsächlich für das Verschwinden von Millionen Menschen verantwortlich? Was ist in der Vergangenheit wirklich geschehen? Und welche Rolle spielt die Justice League, die sich in dieser kritischen Zeit gegen den blau-roten Helden stellt? Superman steht vor seinem vielleicht schwerwiegendsten Kampf überhaupt.
_Meine Meinung_
Der erste Band von „Die Rückkehr“ beginnt bereits relativ vielversprechend. Nachdem Autor und Zeichner in einem Vorwort ihre Ambitionen verdeutlicht haben, steigt die Geschichte mit sehr schönen Hochglanz-Illustrationen ziemlich rasant ein und zeigt den bekannten Actionhelden von einer überraschend nachdenklichen Seite. Superman hat viel von seiner heroischen Ausstrahlung einbüßen müssen und wirkt fast zerbrechlich, wenn er mit dem sehr ruhigen Priester kommuniziert. Ihm liegt eine Last im Genick, der er alleine nicht mehr Herr werden kann, und so holt sich ausgerechnet der unbesiegbare Superman Unterstützung bei einem Geistlichen.
Doch die Angelegenheiten, die in diesem Gespräch erörtert werden, bringen das Gemüt des Superhelden kaum wieder in Wallung; man blickt gemeinsam zurück auf die Zeit des Krieges, der durch Manipulation ein vorläufiges Ende genommen hat. Erste Zweifel werden wach, und je mehr sich Superman an die Details erinnert, desto deutlicher wird auch wieder die Erinnerung an eine bestimmte Maschine, die er mit den rätselhaften Ereignissen in Verbindung bringt – bis ihm dann das tatsächliche Ausmaß der Katastrophe ein weiteres Mal vor Augen geführt wird.
Ich will nun gar nicht an den Qualitäten eines Brian Azzarello zweifeln, aber die Storyline für diesen Comic ist jetzt nicht gerade berauschend. Erst einmal wird der Autor dem Heldencharakter des Superman in keiner Weise gerecht. Die zurückgezogene Darstellung des Hauptdarstellers will auch gar nicht so richtig zu ihm passen und schadet auch dem Wert der Identifikationsfigur, die Superman ausgehend von diesem Comic auch nicht sein kann. Er ist ein schwacher Held, überall unbeliebt und sehr stark mit sich selbst, nicht aber mit dem Leid anderer Leute beschäftigt.
Damit einher geht, dass die Geschichte nur eher schleppend voranschreitet. Ob es nun am Mangel an Action oder am komplexeren Aufbau der Serie liegt, irgendwie kommt Azzarello nicht so richtig in die Gänge und verkompliziert den Plot zusätzlich auch noch durch zahlreiche Einsprengsel aus der storybezogenen Vergangenheit. „Die Rückkehr 1“ hat bisweilen mehr von einer melancholischen Erzählung als von der Story eines Actionstars an sich und lässt somit auch die meisten Versuche, einen annehmbaren Spannungsbogen zu kreieren, im Sande verlaufen.
Natürlich will man zum Schluss wissen, welche Pläne Superman hat und wie weit er „Für das Morgen“ gehen wird, aber weil sich innerhalb des Buchs so viele unzureichend beantwortete Fragen auftun und man sich über die einzelnen Flashbacks an zu vielen Nebenschauplätzen aufhält, statt die Handlung mal adäquat voranzutreiben, ist das Interesse an der Geschichte nur noch der Vollständigkeit halber geblieben. Eine wirklich innovative Idee, geschweige denn eine allzu fortschrittliche Story bietet dieser neue Superman-Sammelband jedenfalls nicht. Und auch wenn der zweite Band logisch betrachtet mehr Action aufbieten müsste als der behäbige erste Comic, kann ich mir schwer vorstellen, dass die Handlung noch mal richtig Fahrt aufnehmen wird.
Superman funktioniert also doch nur, wenn er seine Körperkräfte gegen einige widrige Monster einsetzen darf; ist seine Rolle aber nicht die einer Identifikationsfigur, so wie in diesem Band, fällt es unheimlich schwer, mit dem von Lee sehr detailgetreu gezeichneten Helden zu sympathisieren und ihn auch als gebeuteltes Vorbild zu akzeptieren. Klar, es ist sicherlich einen Versuch wert gewesen, mal näher in die Psyche des Protagonisten zu schauen und ihn in Phasen zu betrachten, in denen sein Seelenleben stark angeschlagen ist, aber dann wäre es auch wünschenswert gewesen, wenn die Story dann doch irgendwann mal Fahrt aufgenommen hätte. So hingegen ist es ein interessantes Projekt, dessen magere Umsetzung weder dem Charakter des (Anti?-)Helden noch dem Ruf des Autors gerecht wird. Lediglich die beiden Zeichner agieren in „Superman – Die Rückkehr 1“ auf gewohnt hohem Niveau.
Kiden Nixon ist ein ziemlich schwieriger Teenager. Das junge Mädchen ist mangels richtiger Erziehung schon relativ früh auf die schiefe Bahn geraten und experimentiert auch schon seit einiger Zeit mit Drogen herum. Vor allem der Tod ihres Vaters, der in einem Kugelhagel von Gangstern ermordet wurde, hat ihr zu Schaffen gemacht und diese Entwicklung begünstigt. Andererseits ist der frechen Göre so ziemlich alles gleichgültig. So hat sie nicht nur eine lockere Zunge, sondern ist auch nie abgeneigt, wenn es darum geht, Mitschüler zu provozieren.
In einer der jüngsten Fehden kommt es dabei zu einer wüsten Prügelei mit dem Ghetto-Jungen Hector, der bei nächster Gelegenheit eine Waffe zieht und damit auf Kiden zielt. Wie durch ein Wunder kann Kiden noch ausweichen, und die Kugel trifft ihre Lehrerin. Doch das Mädchen begreift, dass dieses Wunder eigentlich eine ganz andere Ursache hat; Kiden wird sich bewusst, dass sie über ganz besondere Kräfte verfügen muss und taucht auch sofort nach dieser beinahe tödlichen Auseinandersetzung unter, um diese ungeahnten Mächte in sich selber zu erforschen.
Ruhe findet Kiden aber nicht, denn plötzlich taucht der Geist ihres verstorbenen Vaters auf und fordert sie dazu auf, ihre Lehrerin aufzusuchen und zu ihm zu bringen. Diese wiederum ist nicht begeistert, das geflohene Mädchen wiederzusehen, lässt sich aber dennoch auf ein erstes Friedensangebot ein. Kiden erzählt ihr daraufhin von ihren verborgenen Kräften und der Vermutung, eine Mutantin zu sein. Doch ihre mittlerweile sehr melancholische Lehrerin glaubt ihr nicht, zumal die Vorstellung auch recht merkwürdig ist. Dann aber gerät das Leben der beiden ein weiteres Mal aus den Fugen, und bevor sie sich versehen, zeigt ihnen die Realität ein Bild ihrer selbst, von dem sie vor wenigen Tagen noch nicht mal zu träumen gewagt hätten …
_Meine Meinung_
Teil 22 der „100% Marvel“-Reihe spielt ein wenig abseits des gewöhnlichen Marvel-Universums und präsentiert auch keine der bekannten Charaktere innerhalb der Handlung. „NYX“, eine abgeschlossene Serie, die hier mit allen sieben Episoden komplett aufgefahren wird, wirft stattdessen einige sozialkritische Themen auf und beschäftigt sich mit dem Leben in den New Yorker Ghettos und dem Umfeld in dieser Region. Natürlich treiben sich hier allerhand finstere Gestalten herum, allerdings ist auch die eigentliche (Anti-)Heldin in dieser Umgebung aufgewachsen und mitten in das Zwielicht aus Drogen und High-School-Bandenkriegen geraten, das ihre Entwicklung maßgeblich geprägt hat. Der Mord an ihrem Vater hat ihr schließlich den Rest gegeben und ihr gleichzeitig jegliche Hoffnung auf eine friedliche Zukunft genommen.
Kiden ist immer mehr vom rechten Kurs abgekommen, legt sich grundsätzlich mit jedem an und wird wegen ihres rebellischen Charakters zum gemiedenen Außenseiter. Selbst in ihrer Familie findet sie keinen richtigen Anschluss mehr, nicht zuletzt weil sie den neuen Freund ihrer Mutter nicht respektiert und akzeptiert. Ihr Leben steht auf der Kippe und scheint auch plötzlich ausgelöscht, als Kiden einer tödlichen Kugel ausweichen kann und diesen Moment wie in Zeitlupe an sich vorbeiziehen sieht.
Da entdeckt sie ihre geheimen Kräfte, entdeckt, dass Dinge in ihr stecken, mit denen sie ihr
Schicksal positiv beeinflussen und vielleicht doch noch auf ihrem tristen, vorbestimmten Lebensweg etwas bewegen kann. Doch Kiden gerät auch weiterhin von einer Verlegenheit in die nächste, zieht Probleme magisch an und stürzt auch ihre bereits gebeutelte Lehrerin in das nächste Chaos – und das ist dieses Mal tatsächlich tödlich.
Eins vorweg: Keiner der hier vorgestellten Charaktere kann auch nur im Geringsten mit den ‚richtigen‘ Helden des Marvel-Universums mithalten, und deswegen finde ich es auch ziemlich unglücklich, die Serie innerhalb der „100 % Marvel“-Reihe zu bringen, denn an diese hat der geneigte Leser doch ganz andere Erwartungen. Dabei ist der Comic gar nicht mal so schlecht und aufgrund der vielen Szenenwechsel partiell auch ziemlich komplex, lässt es andererseits aber auch ein wenig an Flair vermissen. Die Atmosphäre ist nämlich weder richtig düster noch wirklich beklemmend, zur gleichen Zeit aber auch weit davon entfernt, euphorisch zu werden. „NYX“ liegt stimmungstechnisch irgendwo dazwischen und kommt deswegen auch irgendwie nie so richtig in Fahrt. Zudem sind die Sub-Plots auch nicht wirklich gut ausgereift und wirken streckenweise wie ein Klotz am Bein der Geschichte. Zar fügt sich zum Ende hin alles logisch zusammen, aber da die Spannung eigentlich immer nur in der direkten Nähe der Hauptfigur Kiden präsent ist, wären Nebenschauplätze wie die Geschichte von Bobby Soul und seinem kranken kleinen Bruder nicht wirklich nötig gewesen – es sei denn, dem Autor ist es ausschließlich darum gegangen, das miese Leben im Ghetto näher zu beleuchten.
Schade finde ich auch, dass Kiden als Mutantin nie so richtig ins Spiel kommt. Ihre Kräfte werden offenbar, aber sie setzt sie nicht immer in den richtigen Momenten (wenn denn überhaupt mal) ein. Zusammenhänge zu den „X-Men“ erfordern aus diesem Grunde auch eine größere Fantasie, selbst wenn der Name der beliebten Mutantentruppe auf dem Cover prangt. Verwandtschaften sind jedenfalls ausgeschlossen …
Nun, schlecht ist „NYX“ nun auch nicht, immerhin ist die Handlung zu keiner Zeit vorhersehbar, und auch das Mindestmaß an Spannung wird erreicht. Aber mit dem Hintergrund, in dieser Reihe schon weitaus bessere Comics gelesen zu haben, kann ich Band 22 trotzdem nur bedingt weiterempfehlen.
Bei „Soulfire“ haben sich zwei der bekanntesten amerikanischen Comic-Autoren, nämlich Jeph Loeb und Michel Turner, zusammengetan. Die Serie ist eine der ersten Projekte auf Turners hauseigenem Verlang |Aspen MLT Inc.|, den er einige Zeit nach seiner schweren Erkrankung zur Jahrtausendwende gegründet hat. In Deutschland erscheint die Reihe nun über den |Infinity|-Verlag. Und dort scheint sie auch sehr gut aufgehoben, denn in Sachen Hochglanz-Comics ist man von diesem Hause ja schon Herausragendes gewöhnt, so zum Beispiel die legendäre „Spawn“-Serie. Ob „Soulfire“ jedoch auch diesen Stellenwert erreichen wrd, bleibt abzuwarten. Das Potenzial ist jedenfalls schonmal vorhanden.
_Story_
Einst war die Welt ein gewaltiges Paradies, in dem Menschen und Drachen zusammenlebten. Es herrschte Friede zwischen den Völkern, und die Magie ruhte in Harmonie. Dann jedoch trat der machtbesessene Rainier auf den Plan, korrumpierte die Drachen, zerstörte den Frieden und leitete durch seine bösartigen Eingriffe das Ende der paradiesischen Welt ein. Gut und Böse existierten wieder, und in einer großen Schlacht wurde all das zerstört, wofür Menschen und Drachen jahrhundertelang gekämpft hatten. Nur wegen eines Mannes …
Das erste Heft der Reihe ist, wie eigentlich üblich, nur eine kurze Einleitung zur später folgenden Story und bekommt innerhalb der knappen 28 Seiten auch nicht viel Freiräume zur Entwicklung. Es ist die Ausgabe 0 und somit auch ein knapper Abriss der Vorgeschichte, deren Konsequenzen die Hauptakteure in den folgenden Magazinen noch zu spüren bekommen werden.
Beschrieben werden das Ende des Friedens und der Aufstieg des kompromisslosen Schwertkämpfers Rainier, der sich aus reiner Gier gegen die alten Gefährten auflehnt und selbst Instanzen besiegt, die noch nie jemand vor ihm im Kampf überlebt hat. Es ist die Stunde des Bösen und der Anbeginn einer düsteren Zeit, jedoch auch nur eine leise Andeutung dessen, was möglicherweise noch folgen wird. Denn so schnell man in die Story hineingefunden hat, wird man auch wieder abrupt mit der letzten Seite konfrontiert und somit mit dem vorläufigen Abschluss. Und dabei hat die Geschichte noch nicht einmal richtig begonnen …
Es sieht schon sehr viel versprechend aus, was Michael Turner und Jeph Loeb hier kreiert haben, auch wenn ich noch keine Bewertung für die gesamte Serie abgeben will. Dafür bewegt sich in diesem ersten Comic nämlich noch zu wenig. Lediglich zu den gigantischen Zeichnungen möchte ich mich äußern, denn diese haben einen sehr starken Eindruck hinterlassen. Turner selber hat zum Pinsel gegriffen und vor allem die tollen, seitengroßen Riesenausschnitte, von denen Band 0 beherrscht wird, mit herrlichen Illustrationen gefüllt.
Sprechblasen sind daher auch erstmal Mangelware; Tuner lässt die Kraft der Bilder sprechen und füllt die Texte nur selten mit viel Inhalt. Persönlich finde ich das auch eine gute Idee, denn wo die tollen Hochglanzzeichnungen an anderer Stelle schon mal gerne von überdimensionalen Sprechblasen verdeckt werden, sind in „Soulfire“ alle Details erkennbar und der Wert der Zeichnungen auch so hoch, wie es eigentlich in jedem Comic sein sollte. Sehr schön!
Warten wir also ab, wie sich die Geschichte weiterentwickelt; nach den tollen Zeichnungen im einleitenden Heft freue ich mich schon auf eine Menge Action und weitere starke Helden wie den hier eingeführten Rainier. Fantasy-Freunde sollten sich auf jeden Fall mal mit dieser andernorts ebenfalls hochgepriesenen Serie beschäftigen.
Der junge Ivan trachtet weiter nach dem Geheimnis der Domas Porada und ist dem Mysterium auch schon dicht auf der Spur. Jedoch bringt er bei seinen Forschungen mit den nebulösen Kollegen aus Klerus und Wissenschaft seine Halbschwester und Geliebte Geena in tödliche Gefahr, denn Raul Priesto und seine Untertanen planen, das junge Mädchen als Opfer für die Entschlüsselung der Domas Porada darzubringen. Erst als die Forschungen ins Schwanken geraten und Priesto anordnet, die Untersuchungen für kurze Zeit zu unterbrechen, um im Vatikan weitere Informationen einzuholen, wird Ivan skeptisch.
Die Erinnerung an eine Aussage Professor Martins ist ihm noch zu deutlich im Gedächtnis, denn bereits er deutete sein Misstrauen Priesto gegenüber an. Als der Wissenschaftler dann just in dem Moment verschwindet, in dem Ivan glaubt, das Geheimnis der Domas Porada geknackt zu haben, stellt er den mysteriösen Priester zur Rede und erfährt dabei von seinen wahren Motive. Doch zu diesem Zeitpunkt ist es bereits zu spät. Gena ist bereits in den Händen der gottgläubigen Anhänger Priestos, und durch die Entschlüsselung der Domas Porada droht das Böse in diese Welt zu gelangen …
_Meine Meinung_
Die Geschichte des jungen Ivan Isaacs setzt sich fort, und sein Bündnis mit dem teuflischen Belial steht unmittelbar bevor. Doch der Junge selber weiß noch nichts von seinem zukünftigen Schicksal. Getrieben von seinem unbändigen Willen, dem Geheimnis der Domas Porada auf die Schliche zu kommen, verschleiert er die Geschehnisse in seiner unmittelbaren Umgebung und bemerkt dabei nichts von der Verschwörung, die sich selbst in seinem Beisein zügig entwickelt. Und erst als Isaacs klar sieht und die Intrigen nicht mehr zurückschlagen kann, wird er sich der nach wie vor aktuellen, enormen Tragweite der Ereignisse bewusst, kann aber nichts mehr gegen die naiven Pläne des fiesen Priesto, des neuen Mediums des gefallenen Erzengels Temozzarela, unternehmen.
Im sechsten Band endet die vorläufige Vergangenheitsbewältigung von Ian Isaacs; seine Verbindung mit der Unterwelt und seine Rache stehen bevor, und genau hier werden die Gründe für sein späteres unbarmherziges Handeln erklärt. Damit endet auch eine sehr komplexe Rahmenhandlung, die nun das letzte Puzzlestück in der Geschichte von Ivan Isaacs und seinem Gegenspieler, dem in anderen Personen weiterlebenden Geist des Erzengels, einfügt.
Was in der nächsten Episode passieren wird, lässt sich daher auch schon erahnen. Belial hat nun endlich einen Anstoßpunkt, um Ivan für seine Zwecke zu gewinnen, der wiederum wird seine Rache kaltblütig ausleben und Priesto wiederum, der die Auswirkungen der Eröffnung der Domas Porada etwas leichtsinnig und falsch eingeschätzt hat, wird mit den Folgen zu kämpfen haben und sein Gottesbild neu ordnen müssen. Es ergeben sich also mal wieder massig neue Schauplätze mitsamt der altbekannten, gefährlichen Kontrahenten, so dass für künftige Showdowns bereits jetzt gesorgt ist. Somit bewahrt sich diese Serie auch ihren Extrastatus als Ausnahmereihe und lässt den erst kürzlich heraufbeschworenen Mythos weiterleben – sowohl in der extrem stark aufgebauten Handlung als auch in den tollen düsteren Zeichnungen.
_Fazit_
Einmal mehr sorgt „Priest“ – dessen Hollywood-Verfilmung als Trilogie bereits in Arbeit ist – für Manhwa-Unterhaltung auf oberstem Niveau. Die Würfel sind gefallen, die Vergangenheit bewältigt, von nun an geht es zurück in die Gegenwart, und die verspricht in den kommenden Bänden noch erbarmungsloser und härter als schon zuvor zu werden. Wer bis jetzt noch immer nicht die Chance ergriffen hat, sich dieser faszinierenden Serie zu widmen, sollte es spätestens jetzt tun. So definiert sich Spitzenklasse beim aufstrebenden Verlag |Tokyopop|!
Christophe Arleston ist in den Reihen von |Carlsen Comics| kein Unbekannter mehr, schließlich hat er schon mehrere Sammelbände und Serien für den deutschen Verlag lizenzieren lassen. Unter anderen zeichnet er für verschiedene Geschichte um Troy verantwortlich und hat auch die Texte zu „Die Feuer von Askell“ und „Excalibur“ beigesteuert. Gemeinsam mit Zeichner Varanda hat er unlängst eine neue Reihe begonnen, nämlich das viel versprechende „Elixier“, das nun ebenfalls über das Hamburger Verlagshaus für den deutschen Markt zugänglich gemacht wurde.
_Story_
Tolriq ist ein echter Taugenichts. Bereits zum dritten Mal wiederholt er die erste Klasse der Universität der Magie in Amporch, doch auch im erneuten Anlauf stehen die Karten schlecht für den verwegenen Charmeur. Statt nämlich Formeln zu lernen und sein Studium voranzutreiben, hüpft der junge Schüler lieber durch die Betten der holden Meiden aus Amporch, fällt aber auch damit nicht selten auf die Nase. Als dann die Prinzessin Murmillia in der Universität auftaucht, um sich selber auch weiterzubilden, sind die übrigen Kursteilnehmer nicht sonderlich angetan von ihrem neuen Gast. Lediglich Schürzenjäger Tolriq, selber mal wieder zu spät zum Unterricht erschienen, findet die hysterische Prinzessin auf Anhieb sympathisch, wird aber von der Tochter des Botschafters von Lorunde ebenso abgewiesen wie all seine Vorgänger, die ihr Glück bei der jungen Majestät versuchten.
Doch die beiden finden doch noch unfreiwillig zusammen, als die Stadt von einigen Monstern aus heiterem Himmel angegriffen und dem Erdboden gleich gemacht wird. Ausgerechnet Tolriq soll nun die Prinzessin in Sicherheit bringen, doch weder die Beschützte noch ihre Leibwächterin sind von diesem Gedanken angetan. Doch Tolriq hat auch noch eine zweite Aufgabe: Kurz vor dem Angriff der feindlichen Wesen ist ihm eine Formel für ein Elixier ungeahnter Stärke überreicht worden. Und jetzt, wo er es nicht an den Mann bringen kann, ist er alleine für das wichtige Dokument verantwortlich, ist sich dessen aber bei all seiner Schwärmerei für die widerspenstige Prinzessin gar nicht bewusst …
_Meine Meinung_
Franzosen haben einen ureigenen, sympathischen Humor bei ihren Comics, das weiß man eigentlich schon seit dem ersten „Asterix“-Band. Und genau dessen bemächtigt sich auch Christophe Arleston bei seiner neuen Reihe wieder, indem er einige sehr eigenwillige Zeichentrick-Geschöpfe kreiert, die sowohl wegen ihres Charakters als auch durch ihre Ausdrucksweise auf Anhieb charmant erscheinen. Dass dem Autor von „Elixier“ gewisse Klischees nicht fremd sind, gehört dabei mit dazu, und so sind besonders die beiden Hauptfiguren Murmillia und Tolriq mit bekannten Eigenschaften fast schon überladen worden.
Die Prinzessin zum Beispiel ist eine Zicke, wie sie im Buche steht: faul, nie zufrieden, immer forsch und niemals ohne Befehlston, dazu nicht in der Lage, sich ohne fremde Hilfe durch die Welt zu bewegen. Ohne ihre ebenso barsche Begleiterin Fauda wäre sie auf der Flucht vor den finsteren Monstern, die Amporch plötzlich heimsuchen, jedenfalls völlig aufgeschmissen. Tolriq indes ist zwar nicht grundsätzlich dumm, tritt aber in jedes sich bietende Fettnäpfchen. Er ist der Held in „Elixier“, denn auf ihm ruht eine enorme Verantwortung, vom der eventuell sogar das Schicksal der gesamten Welt abhängt. Nur weiß er davon noch wenig … noch!
Neben diesen beiden Figuren gefallen auch die detailreich vorgestellten anderen Charaktere, allen voran das kleine Glupion, das den neu zusammengefundenen Gefährten mehrmals aus der Patsche hilft, anscheinend aber auch ein ziemlich großes Geheimnis verbirgt. Zu dieser Auswahl gehören allerdings auch die vielen verschiedenen Monster, mit denen sich der unfähige Kämpfer Tolriq, die beiden Damen und ihre Begleiter aus der zwischenzeitlich aufgesuchten Herberge herumschlagen müssen, und die auch sehr schön gezeichnet wurden. Varanda hat sich nicht auf eine Spezies konzentriert, sondern eine ganze Reihe finsterer Gestalten entworfen, und das mit viel Liebe zum Detail. Gerade in den prall gefüllten Bildern, in denen die gesamte Szenerie von gegeneinander kämpfenden Horden gezeichnet ist, fällt dies sehr positiv auf.
Die Entwicklung der Handlung kann mit diesem sehr positiven Eindruck auch Schritt halten. Arleston hat einige tolle Ideen eingefügt, um diese humorvolle Fantasy-Geschichte weiterzuführen, so zum Beispiel den Allgegenwartspalast oder die Hydra, der sich die Gefährten in einem spannenden Kampf stellen müssen. Nicht zu vergessen natürlich die hier nur kurz angeschnittenen magischen Formeln und die Elixiere, mit denen man in Amporch dem Bösen gegenübertreten wollte, welche aber bislang noch nicht so zum Zuge gekommen sind. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass wir für die nachfolgenden Hefte noch einiges erwarten dürfen, denn trotz eines rasant voranschreitenden Plots scheint Teil 1 „Loxullios Formel“ nur der Anfang einer umfangreicheren, gelungenen neuen Reihe zu sein.
„Elixier“ bietet schließlich für beide Gruppen etwas: Die einen werden sich an den vielen Action-Szenen und den Fantasy-Elementen ergötzen, die anderen werden über den sympathischen Humor des Autors lachen, der sich aber auch in den witzigen Illustrationen von Zeichner Varanda zeigt. Weder am Inhalt noch an den Zeichnungen gibt es hier etwas auszusetzen! Und da Fans beider Sparten in diesem eröffnenden Band schon voll und ganz auf ihre Kosten kommen, verdient diese Serien auch eure Aufmerksamkeit.
Neben der vor kurzem veröffentlichten [Comic-Adaption 2417 der „Dragonlance“-Reihe von Richard A. Knaak haben |Panini| nun eine weitere Reihe aus der Welt von „Dungeons & Dragons“ übernommen, nämlich „Die Saga vom Dunkelelf“ aus der Reihe „Vergessene Reiche“.
Verantwortlich für diese populäre Geschichte ist niemand Geringerer als R.A. Salvatore, der sich wie kaum ein zweiter Autor aus dem „Dungeons & Dragons“-Universum in diesem Genre verdient gemacht hat. Allerdings hatte Salvatore bei der Comic-Umsetzung einige Bedenken. Er selber ist schließlich bekannt dafür, seine Romane ziemlich breit auszuschmücken, und so konnte er sich nur bedingt vorstellen, ein ganzes Buch in einer knapp 150 Seiten starken Graphic Novel unterzubringen.
Die radikalen Kürzungen behagten Salvatore jedenfalls nicht, doch nachdem der Autor nun das finale Produkt begutachtete, konnte er alle Zweifel beiseite räumen. Gemeinsam mit Zeichner Tim Seeley und Skript-Autor Andrew Dabb ist es ihm tatsächlich gelungen, sein düsteres Epos in umwerfender Form zu adaptieren. Das Ergebnis, die erste Geschichte mit dem Titel „Heimatland“, ist nämlich absolut überwältigend!
_Story_
In der ewigen Dunkelheit der Höhlen von Menzoberranzan lebt das in viele Familien und Häuser gespaltene Volk der Dunkelelfen. Unterwürfig geben sie sich dem Willen ihrer Spinnegöttin Lolth hin, deren Gunst für die weiblichen Anführer der jeweiligen Völker das maßgebliche Lebenselixier darstellt. Mitten in diese Welt hinein wird der junge Drizzt als Prinz des Hauses Do’Urden geboren – und dies zu einer Zeit, in der sich der Stamm der Do’Urden im Krieg befindet. Mit einem Schlag haben seine Vorfahren das Haus Devir ausgelöscht und so ihre Position in der Rangfolge weiter verbessern können. Doch abseits des Geschehens hat ein Mann aus Devir überlebt, der nun gesichtslos durch die Höhlen von Menzoberranzan wandelt und sich geschworen hat, eines Tages Rache an denjenigen zu nehmen, die seine Familie vernichtet haben.
Während Alton Devir nach Antworten bei seinem geheimen Rachefeldzug sucht, entwickelt sich der junge Drizzt an einer Akademie zum stärksten und am meisten gefürchteten Kämpfer der Höhlenwelt. Neun Jahre harter Drill und die Einführung in die Magie haben bei dem Prinzen von Do’Urden Wirkung gezeigt, konnten ihn aber dennoch nicht einschüchtern. Drizzt steht nämlich nicht hinter den Idealen seines Volkes und akzeptiert die Morde an unschuldigen Dunkelelfen und anderen Lebewesen an der Oberfläche von Menzoberranzan nicht. Er geht seinen eigenen Weg, und das erfolgreich, jedoch nicht zum Gefallen seiner Herrin Malice, die über ein Medium erfährt, dass ein anderer Stamm die Do’Urden angreifen wird. Als sie herausbekommt, dass Drizzt bei einem Feldzug an der Oberfläche den Mord an einem Elfenkind nur angedeutet, aber nicht vollzogen hat, hält sie ihn für einen Verräter am eigenen Volk und spricht die Todesstrafe für ihn aus.
Drizzt realisiert die Bedrohung allerdings gar nicht. Er ist selber damit beschäftigt, die Widersacher aus den eigenen Reihen in die Schranken zu weisen und zu akzeptieren, dass sein Ausbilder Zaknafein gleichermaßen sein Vater ist. Erst als er erneut bei der erzürnten, jederzeit um die Gunst der Spinnengöttin buhlenden Malice vorstellig wird und mit ansehen muss, welch grausames Opfer die mörderische Anführerin der Do’Urden ihrem Volk gebracht hat, ist sich Drizzt sicher, dass er sich von der verräterischen, intriganten Sippe der Dunkelelfen lösen muss. Doch zu diesem Zeitpunkt ist es für manche bereits zu spät …
_Meine Meinung_
Nach intensiver Auseinandersetzung mit der graphischen Umsetzung dieses erfolgreichen Romans kann ich die Bedenken, die R. A. Salvatore in seinem Vorwort äußert, gut nachvollziehen. Es ist nämlich wirklich so, dass einem die 144 Seiten, die „Heimatland“ umfasst, für den sehr umfangreichen Inhalt sehr knapp erscheinen. Immerhin wird dem Leser hier die komplette Entwicklung des Hauptcharakters Drizzt von der Geburt über die erfolgreiche Ausbildung bis hin zur schicksalhaften Lösung von seinem Volke erzählt, und dies samt all der vielen Ränke und Intrigen, die über Jahre verteilt im Hintergrund ablaufen. Alleine die Vorstellung der ganzen Gruppierungen unter den Dunkelelfen erfordert schon einen gewissen umfassenden Rahmen und kann nicht mal eben so nebenbei abgehandelt werden. Ebenso muss dem Leser die Chance gegeben werden, sich ein Bild von den recht komplexen Verstrickungen in der Höhlenwelt Menzoberranzan zu machen, was gar nicht so einfach ist, wenn man mal bedenkt, über welchen vergleichsweise langen Zeitraum sich der hier vorgestellte Plot erstreckt.
Es galt also bereits im Vorfeld, Prioritäten abzustecken und Schwerpunkte zu setzen, und genau hier haben die Macher des Comics dann auch ein sehr gutes Gespür bewiesen. Trotzdem ist es aber gerade für die Fraktion, die sich noch nicht so ausführlich mit dem Thema „Dungeons & Dragons“ beschäftigt hat, mitunter sehr schwierig, anfangs Zugang zur Story zu finden, denn man ist bereits auf Seite 1 mitten im Geschehen drin und braucht fortan einige Zeit, um die einzelnen Charaktere kennen zu lernen. In rasanten Sprüngen wird so zu Beginn die Fehde zwischen den Häusern Devir und Do’Urdan nacherzählt, die als Basis für die spätere Entwicklung der guten und bösen Helden dient. Über diesen Zwist und die ersichtlichen Konsequenzen gelangt man jedoch sehr gut in die Welt der Dunkelelfen hinein und kann sich schon relativ früh mit der weiteren Entwicklung von Drizzt beschäftigen, die allerdings partiell auch in sehr großen Sprüngen dargestellt wird, bei denen manchmal mehrere Jahre überschlagen werden. Beim Erkunden der Hintergründe kann der Comic folgerichtig auch nicht ganz mit dem Roman mithalten, muss er aber auch nicht.
Dafür hat die Adaption der „Sage vom Dunkelelf“ aber ganz andere Qualitäten, zum Beispiel die spitzenmäßigen Zeichnungen von Tim Seeley sowie die durchweg düstere Atmosphäre, die vor allem durch die schwarzhäutigen Unterweltelfen ausgestrahlt wird. Das gesamte Buch ist ein einziger Schatten, sowohl auf der Handlungs- als auch auf der visuellen Ebene – wobei Schatten in diesem Falle ein positiver Begriff ist! Im Vergleich zur vorangegangenen Graphic Novel von Richard A. Knaak hat „Die Saga vom Dunkelelf“ sogar die Nase leicht vorn, weil hier die beklemmende Stimmung in der Welt der Hauptfiguren unheimlich intensive Züge annimmt und den Leser sehr eindringlich an dieses Buch fesselt. Und das kann ja auch nur dann gelingen, wenn die Umsetzung stark ist.
Allen Befürchtungen des Original-Autors zum Trotz, ist der Beginn dieser neuen Fantasy-Comic-Reihe ein echtes Schmankerl geworden, das Fans des sehr beliebten R. A. Salvatore möglicherweise zum Comic führen wird, umgekehrt aber auch die Anhängerschaft der graphisch unterlegten Literatur für die Welt von Salvatore und „Dungeons & Dragons“ begeistern sollte. Beide Seiten üben – hier erneut bewiesen – eine ungeheure Faszination aus und gehören somit auch zur Pflichtlektüre für Freunde beider Genres!
Die „Young Avengers“ sind ein weiteres Konstrukt der |New Line|, einer frischen Serie aus dem Marvel-Universum, die sich mit gänzlich neuen Helden und Charakteren beschäftigt. Unter anderem sind in dieser Reihe schon Sachen wie „X-23“ und „Runaways“ auf den Markt gekommen und auch sehr wohlwollend aufgenommen worden. Und trotzdem: Neue Figuren haben es stets sehr schwer, schließlich stellen sie eine Art Konkurrenz zu den bekannten und beliebten Helden der Comic-Szene dar, und die Erwartungen sind daher auch immer besonders groß.
Allan Heinberg, seines Zeichens Verantwortlicher für die populäre TV-Sitcom „O.C., California“ und zudem beteiligt an Produktionen wie „Sex and the City“ und „Gilmore Girls“, hatte also keine leichte Aufgabe bei der Gestaltung seiner ersten größeren Comicreihe. Hilfe bekam er hierbei allerdings von einem sehr erfahrenen Zeichner. Jim Cheung, der bereits an legendären Arbeiten wir „Maverick“, „Iron Ma“ und „Wolverine“ mitwirkte, wurde im Jahre 2004 exklusiv für |Marvel Comics| verpflichtet und geht dem Autor bei der Entwicklung seiner frischen Ideen an dieser Stelle zur Hand. Und als Team haben sie wirklich eine sehr viel versprechende neue Episodenreihe zusammengestellt – zumindest ist dies der Eindruck, den der erste nun in Deutschland erhältliche Sammelband hinterlassen hat.
_Story_
Noch immer hat die Welt den Untergang der Rächer nicht ganz verdaut, da taucht auch schon eine neue Truppe seltsamer Mutanten auf, um sich im Kampf gegen das Böse zu profilieren. Die Zeitungen titeln bereits von den „Neuen Rächern“ und wollen in den jüngsten Ereignissen die Nachfolger solch bekannter Helden wie Bucky und Iron Man gesehen haben – zumal die merkwürdigen Figuren ähnliche Kostüme getragen haben. Dies ruft die schon seit längerem Vermissten Captain America und den tatsächlichen Iron Man auf den Plan, die ihre Rolle durch diese frechen Gestalten gefährdet sehen.
Tatsächlich stoßen sie auf das junge Quartett und stellen klar, dass ihr Auftreten nicht geduldet wird. Doch die beiden haben keine Ahnung, mit welch großer Bedrohung ihr Auftauchen verknüpft ist. Bei Iron Lad, dem Pendant zum echten Helden, handelt es sich nämlich um einen Zeitreisenden, der von einem Mutanten namens Kang der Eroberer gejagt wird. Er selber soll nämlich eines Tages zu Kang werden und kann dies nur verhindern, wenn er den aus dem 30. Jahrhundert herbeigereisten Kang in der Jetztzeit vernichtet. Es kommt zu einem gewaltigen Showdown, in dem die neuen Rächer nicht nur gegen den bedrohlichen Feind aus der Zukunft, sondern auch für ihre eigene Daseinsberechtigung kämpfen müssen. Wird der erste Kampf der Young Avengers, zu denen sich auch Jessica Jones alias Jewel gesellt, gleichzeitig ihr letzter sein?
_Meine Meinung_
Es ist echt merkwürdig, aber tatsächlich wahr. Man muss sich eine ganze Weile durchringen, bis man sich mit den neuen Helden aus der Welt der Marvel-Comics anfreundet, denn noch hat keiner von ihnen die souveräne Ausstrahlung eines Wolverine oder die Coolness der übrigen X-Men. Insofern ist hier wirklich aller Anfang schwer, was sich jedoch mit fortschreitender Entwicklung der rasant voranschreitenden Handlung immer deutlicher zum Positiven hinwendet.
Besonders die beiden neuen Rächer Patriot und Iron Lad sind wegen ihres teils sehr kompromisslosen Auftretens gerne gesehene Gäste, die bereits in diesem ersten Comic wahnsinnig schnell an Sympathie gewinnen. Der etwas zurückhaltende Asgardian sowie der Hulk-meets-Changeling-Clone Hulkling haben es da schon ungleich schwerer; Ersterer, weil er kaum bedeutend in die Geschichte eingreift, und Letzterer, weil sein Charakter noch nicht eigenständig genug ausgeprägt ist. Dies ist im Prinzip auch bei Iron lad der Fall, schließlich orientieren sich seine Wesenszüge sehr stark an seinem noch lebenden Vorgänger Iron Man (was wohl besonders Jim Cheung sehr recht gewesen ist). Doch weil er unter den neuen Rächern die Hauptrolle einnimmt und sich als Held über die gesamte Distanz auch immer wieder mit klugen Entscheidungen und gefestigten Wesenszügen profilieren kann, gibt es an seiner Rolle keine Zweifel.
Die Erzählung in diesem recht opulenten Sammelband ist ebenfalls sehr gut; kaum sind die vier Helden aufgetaucht, müssen sie in einem Zug zwei ihrer härtesten Schlachten schlagen; die eine für sich selbst, die andere gegen einen schier übermächtigen, von seinen Anlagen her klar überlegenen Feind. So ist auch der gesamte Mittelteil geprägt von zahlreichen Kämpfen und durchgängiger Action, die schließlich in den neuen, allerdings ziemlich ausgiebig vorgestellten Rahmenbedingungen für den hoffentlich schon in Kürze erscheinenden Folgeband münden. Freunde von echter Marvel-Action sollten diesen Comic (und besonders die beiden neuen Superhelden Patriot und Iron Lad) also trotz vorangegangener Skepsis lieben.
_Fazit_
Die New Line überzeugt auch in diesem Buch auf ganzer Linie. Getreu dem Motto ‚Neue Helden braucht das Land‘ entwickelt sich auch die Welt der Mutanten weiter und legt mit den „Young Avengers“ einen weiteren Grundstein für eine noch vielseitigere Zukunft beim legendären Comic-Verlag. Da auch die Zeichnungen vom Feinsten sind, kann ich diese neue Reihe nur weiterempfehlen!
Die Welt, in der Wolverine umherwandelt, hat sich komplett verändert. Nur noch Mutanten machen die Runde, und die wenigen menschlichen Überlebenden halten sich in der Gosse des New Yorker Stadtteils Hell’s Kitchen auf und müssen in ihrem Dasein als letzte Verbliebene der Gattung Homo sapiens sapiens in größter Furcht leben. Wolverine begibt sich alsbald auf die Suche nach seinen alten Kumpanen und erfährt über die aktuelle Tageszeitung, dass sich die Welt in ihren Grundfesten komplett verändert hat. Die Mutanten sind an der Macht und werden von einem gewissen Lord Magnus, früher bekannt unter dem Pseudonym Magneto, angeführt.
Bereits 30 Jahre sind vergangen, nachdem die Mutanten unter seiner Führung die Welt von der Unterdrückung durch die Homo sapiens sapiens befreit wurden, und dies kann Wolverine nicht einfach so hinnehmen. Er hofft, an alter Wirkungsstätte auf Bekannte und zumindest auf Charles Xavier zu stoßen, wird aber bei seinem Inkognito-Aufenthalt im Stark Tower nicht gerade freundlich begrüßt. Mit letzter Kraft gelingt es ihm, aus der drohenden Gefangenschaft zu entfliehen, und so gelangt er nach Hell’s Kitchen, wo er ebenfalls zunächst auf wenig Gegenliebe stößt.
Weil er einen Counter bei sich trägt, können ihn die Mutanten dort jedoch schnell entdecken, doch ihm gelingt es ein weiteres Mal zu fliehen. Schließlich trifft er tatsächlich auf alte Verbündete und versucht auch in ihnen die Erinnerung an die Vergangenheit hervorzurufen. Ein wenig Überzeugungskraft reicht schließlich aus, um einige alte Freunde wieder zu bekehren und in ihnen die verlorene Besinnung zu wecken. Nun ist Wolverine nicht mehr alleine …
_Meine Meinung_
Nachdem sich die Handlung im ersten Teil noch nicht konkret auf einen Schauplatz konzentrierte, macht sich die Entwicklung des Comics bzw. des eigentlichen Helden hier schon deutlicher bemerkbar. Es liegt tatsächlich an Wolverine, die Hintergründe zu erforschen und die fehlgeleiteten Mutanten wieder auf die rechte Bahn zu geleiten. Doch dazu muss er erst einmal herausfinden, wo sich seine ehemaligen Heldenfreunde derzeit befinden – was gar nicht so einfach ist, weil die Mutanten von Lord Magnus und dem House of M ihm dicht auf den Fersen sind. Doch Wolverine wäre nicht Wolverine, wenn er nicht selbst solch außergewöhnlichen Extremsituationen gewachsen wäre …
Spannend geht die Geschichte weiter, diesmal aber auch ein ganzes Stück linearer. Die Autoren konzentrieren sich in Band zwei hauptsächlich auf den Plot um Wolverine, der hier durchgängig beschrieben wird. Was indes mit den übrigen Mutanten geschehen ist, bleibt noch unklar. Lediglich einige Schnipsel in einer Zeitung lassen auf den Verbleib von Peter Parker schließen, der anscheinend noch lebt. Auch Emma Frost taucht zum Ende wieder auf, doch wo Charles Xavier und die übrigen Figuren abgeblieben sind bzw. wie ihr derzeitiger Zustand ist, dies kann man nicht einmal erahnen. Allerdings liegt die Vermutung nahe, dass Lord Magnus, der Vater von Scarlet Witch, hier seine Hände im Spiel hat und (vielleicht auch unbewusst) das Schicksal der übrigen X-Men und des Bundes der Neuen Rächer in der Hand hat. Und wieder steigt die Spannung, schließlich will man ja mehr wissen.
Bis zur nächsten Fortsetzung wird es nun allerdings noch einen Monat dauern; der dritte Teil von „House Of M“ wird nämlich am 8. Juni erscheinen. Bis dahin sind jedoch in „Wolverine 29“ und „X-Men 65“ noch kurze Tie-ins geplant. Das wird zwar für den echten Fan ziemlich teuer, ist aber äußerst lohnenswert. So viel Action auf einmal ist nämlich selbst bei |Marvel| nicht Standard …
Vor gut zwei Monaten kam ein Film namens „V For Vendetta“ in die deutschen Kinos. Dieser basiert auf der Comicserie „V For Vendetta“ von Alan Moore (Autor) und David Lloyd (Zeichner), welche später als vollständige Graphic Novel wiederveröffentlicht wurde. Allerdings wurde der Film vom Autor jedoch nicht als werkgetreue Buchverfilmung abgesegnet.
Ich finde den Film als solchen zwar gelungen, doch stellt er in der Tat einiges anders dar als das Buch, und auch die Charakterzeichnungen sowohl der Hauptfigur als auch ihres obersten Widersachers wurden für den Film geändert und durch eine weniger profilierte Darstellung entschärft. Vor allem die Hintergrundgeschichte der Hauptperson „V“ tritt in der Literaturvorlage stärker hervor, obgleich seine Herkunft offen bleibt. Denn „V For Vendetta“ ist die Geschichte eines anonymen Mannes, der an der Gerechtigkeit bzw. deren Abwesenheit verzweifelt ist und sich nun selbst Rache für ein ihm angetanes Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verschaffen trachtet.
Diese Geschichte spielt in einem faschistischen England der (bei erscheinen der Serie ab 1982) Zukunft, sie beginnt nämlich im Jahre 1997. Wir haben es mit einer Welt zu tun, in der Faschisten nach dem dritten, nuklear ausgetragenen Weltkrieg und der katastrophalen Lage danach „wieder für Ordnung gesorgt“ haben und so an die Macht gekommen sind, dabei allerdings auch mit der Kirche kooperieren.
Im Vergleich mit dem stellenweise satirisch überspitzten und dadurch aufgelockerten Film erscheint „V For Vendetta“ im Original düsterer und grausamer, was unter anderem sowohl die Rücksichtslosigkeit der Regierung als auch die Kaltblütigkeit von „V“ betrifft, der den Sturz des Regimes plant. Da er den Wandel von der Demokratie zum Faschismus selbst miterleben musste, somit auch, wie Gerechtigkeit und Menschenwürde korrumpiert und schließlich mit Füßen getreten wurden, nimmt seine Desillusionierung kaum Wunder. Als Mann von Bildung, der am eigenen Leib Zeuge wurde, wie schwach die Demokratie in entscheidender Stunde gewesen war, flüchtet er sich in die Theaterwelt einer kulturellen Enklave, die er sich irgendwo im Untergrund angelegt hat, die „Schattengalerie“. Von dort aus plant er sein Vorgehen gegen den Staat. Und zwar gegen den Staat als solchen, denn ständig zwischen den beiden Polen Phantasie und Politik sowie zwischen ganz unten und ganz oben, zwischen musealer Bewahrung und gewaltsamer Zerstörung pendelnd, findet er Trost im utopischen Ideal der Anarchie, welcher er sich in einem eindrucksvollen, symbolischen und theatralischen Akt verschreibt.
Symbolik und Theatralik ziehen sich denn auch als roter Faden durch die gesamte Geschichte, ebenso wie Zitate aus Literatur und Musik (durch „V“ immerzu aufs Neue theatralisch inszeniert). Diese Theatralik wertet den Comic ungemein auf, was sowohl Stil als auch Spannung der Geschichte anbelangt. Von der Düsternis nimmt sie ihm indes nur wenig.
Zweifellos ist „V“ nicht ganz normal, das wäre von einem Folteropfer auch nicht zu erwarten. Alleine die Idee, im Alleingang einen Rachefeldzug von dieser Größenordnung zu starten (es wird einige hohe Tiere erwischen – dieser Begriff passt hier ausgezeichnet) ist nahezu verrückt; aber „V“ will mehr: die gesamte Gesellschaftsordnung zum Teufel jagen. Und dabei geht er äußerst geschickt vor …
Wie weit sein Wahnsinn und sein Genie jedoch fortgeschritten sind, bleibt in der Schwebe; lange Zeit übrigens auch, inwieweit sich Rache- und politisches Motiv bedingen, bzw. welches der beiden überwiegt.
Immer wieder verschanzt sich „V“ hinter seiner starren Maske. Als Gewandung hat er die Bürgertracht aus der Zeit des „Gunpowder Plot“ gewählt, als Auftakt seiner terroristischen Aktionen den Guy Fawkes Day und als Waffe, neben dem unumgänglichen Sprengstoff, das Wort, die Folter sowie eine Anzahl von Dolchen und einmal sogar eine Giftspritze. Es handelt sich also um einen Mann, der durchaus mit Hinterlist und Tücke vorgeht.
Im gleichen Maße, indem man als Leser die idealistischere Seite des Protagonisten kennen lernt, begibt man sich auch tiefer in den Abgrund der Grausamkeit „V“s. Diese Ambivalenz wird in der Graphic Novel noch deutlicher als im Film. Wo dort etwa der Diktator kaum mehr als eine sinistre Folie des Faschismus in Person ist, vor der „V“ seinen gewalttätig-aufklärerischen Ein-Mann-Feldzug entwickelt, fällt sein Porträt im Buch deutlich stärker aus und lässt sich auch gut als Kritik an der funktionshörigen Maschinenvergötzung des modernen Menschen lesen. „V“ dagegen fordert ohne jegliches Maß die Emporhebung des Menschen als freies Individuum ein, das einzig und allein seinem Willen unterworfen sei. Dies erfordert Mut, und – wie „V“ selbst es einmal indirekt eingesteht – die Erkenntnis, dass wahre Freiheit immer erkämpft werden muss, auch und vor allem der eigenen Behaglichkeit zum Trotz.
Die von „V“ angestrebte Welt wird folglich alles andere als eine Verwahrstation für Mitläufer sein, und so hat er keinerlei Skrupel, Menschen dieses Schlages zu töten, wenn sie sich seiner Idee in den Weg stellen, oder sie als Spielfiguren zu gebrauchen; wem es an eigenem Willen gebricht, der hat schon verloren. Auch manipuliert er Menschen mit verabscheuungswürdigen Methoden. Aber anders als die Faschisten will er ihnen keine falsche Sicherheit suggerieren.
Doch dies wird im Buch lediglich angedeutet.
Beleuchtet wird am Charakter „V“s vor allem das Rachemotiv, der einzige Teil seiner Persönlichkeit, der sich aus der (hier im Gegensatz zum Film mehr als nur angedeuteten) Gefangenschaft und Flucht herleitet. Dass dies nicht alles gewesen sein kann, was eine solche Entschlossenheit möglicherweise erklärt, macht die Figur mysteriöser, als sie ohnehin schon ist. Einen Innenkampf des Protagonisten bekommen wir nie zu sehen, und einmal bezeichnet er sich sogar selbst als Idee.
Neben der dichteren Atmosphäre ist der Comic dem Film auch darin überlegen, dass er eine weibliche Perspektive miteinbringt; und zwar nicht nur in der Figur von Evey, einer Waise, die durch die faschistischen Verfolgungen erst zu einer solchen geworden ist, und derer sich „V“ animmt, ihr Asyl in seiner Schattengalerie bietet und sie schließlich (oder bereits von Anfang an?) auch zum Teil seines Planes macht. Ebenso die Frauen der Nebenfiguren – nein, das ist falsch; es muss heißen: die Frauen als Nebenfiguren – bekommen hier einen der vorgezeichneten Welt angemessen Part, müssen sehen, wo sie in einer von Männern dominierten Welt bleiben, und wie sie sich in unschönen Zeiten am besten durchschlagen: Die zweifelbehaftete Heldin, die schwache Mitläuferin, die starke Intrigantin – alles vertreten.
Im Film ebenfalls zensiert: Drogen. LSD spielt dagegen im Comic eine zentrale Rolle, um das Unvorstellbare vorstellbar zu machen. Dem Polizisten Finch, der dem Terroristen „V“ auf der Spur ist und der ihn schließlich für seine Untaten aus persönlichen Gründen nur noch töten will, gerät im Verlaufe der Handlung immer mehr in Zweifel an der Richtigkeit – nicht seiner Arbeit, wohl aber des Staates, der ihn beschäftigt. Ironischerweise sind in einer zutiefst pervertierten Gesellschaft Drogen für ihn die einzige Möglichkeit, sich seiner inneren Stimme zu stellen, alle Propaganda- und Lebenslügen abzuschütteln, und in einer Art Vision der Wahrheit immerhin ein Stück näher zu kommen. Eine abschließende Deutung von „V For Vendetta“ zur Frage „Verherrlichung der Anarchie – ja oder nein?“ lässt sich nicht geben. So bleibt denn auch am Ende der Geschichte vor allem der Zweifel. Aber der ist ja bekanntlich hin und wieder auch ein Neubeginn.
Man muss schon ein unrettbarer Zyniker sein, um von „V For Vendetta“ gänzlich kalt gelassen zu werden. Die Lektüre empfiehlt sich schon alleine aufgrund der spannenden und nachdenklich stimmenden Geschichte Lesern aller Sprachen und politischen Standpunkte. Hinzu kommen die stimmungsvollen Zeichnungen von David Lloyd, die wie von alten Filmpostern und Roman-Illustrationen, vor allem aber von klassischen Noir-Comics und Film-Storyboards inspiriert wirken, und die das Betrachten ebenfalls zum Genuss machen. Aufgrund der zahlreichen Wortspiele rund um den Buchstaben V sollte man das Werk jedoch nach Möglichkeit auch im englischen Original lesen.
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