Das Zentrum unserer Galaxis ist großartig und wundervoll – aber tödlich. Dort befindet sich ein riesiges Schwarzes Loch – eine Grube, in die schon Hunderttausende von Sonnen gestürzt sind. In dieser spukhaften Sternenwelt flieht eine kleine menschliche Schar vor einem Feind, den zu bezwingen sie nicht hoffen kann: unendlich überlegene künstliche Intelligenzen, die in großen, insektenartigen Maschinen stecken. Der kleine Rest der Menschheit wird angeführt von Killeen, einem Mann, der in Zeiten verzweifelter Bedrängnis sich durch sein Glück und seine Kühnheit auszeichnete.
Er schafft es, ein anderes Sonnensystem zu erreichen, wo die Gruppe mit nie gesehenen Wundern konfrontiert wird: eine kosmische Saite, mit der von einer überlegenen technischen Zivilisation ein Planetenkern herausgeschält wird und eine organische Lebensform von der Größe einer Welt entsteht. In dieser unvorstellbar weiterentwickelten Umgebung kommt dem Menschen allenfalls die Rolle einer parasitären Randexistenz zu – es sei denn, eine dieser kosmischen Mächte interessierte sich für sein genetisches Erbe, das einzige Überlebenskapital, das er noch hat. (Verlagsinfo)
Der Autor
Mit diesem Roman setzte der 1941 geborene Physikprofessor Benford 1977 seinen CONTACT-Zyklus fort, den er 1977 mit „Im Meer der Nacht“ (dt. 1980/2000) begann und mit „Himmelsfluss“ (1987, dt. 1994) fortschrieb. Den Zyklus hat er fortgesetzt mit den übersetzten Bänden „Durchs Meer der Sonnen“ (1984/87), „Im Herzen der Galaxis“ und „In leuchtender Unendlichkeit“ (letztere erschienen anno 2000 bei Heyne).
Der CONTACT-Zyklus:
1) Im Meer der Nacht (1977, dt. 1980)
2) Durchs Meer der Sonnen (1984, dt. 1987)
3) Himmelsfluss (1987, dt. 1994 und 2001)
4) Lichtgezeiten (1989, dt. 1994 und 2001)
5) Im Herzen der Galaxis (1994, dt. 2000)
6) In leuchtender Unendlichkeit (1995, dt. 2000)
Vorgeschichte
Mit der Kenntnis dessen, was zuvor auf der Welt Snowglade passiert ist, lässt sich der Beginn von „Lichtgezeiten“ leichter verstehen. Denn auf Snowglade hat sich die Menschheit, wie wir sie kennen, grundlegend gewandelt. Und hier hat die Auseinandersetzung mit den Mechanos eine entscheidende Wende genommen…
Die Überlebenden aus den Abenteuern in Band 2 haben sich auf dem grünen Planeten Snowglade niedergelassen und Jahrhunderte lang erfolgreich hier gesiedelt. Snowglade gehört zu einem Doppelsternsystem: Denix strahlt stark im Infrarotbereich, der Fresser (Eater, ein Schwarzes Loch) stark im UV-Bereich. Aufgrund dieser starken Strahlungen haben die Menschen sich ihre Sinne aufrüsten und ihren Strahlenschutz verbessern müssen. Sie ließen sich Biochips mit gespeicherten Persönlichkeiten sowie künstliche Augen implantieren. Mehr und mehr sind sie zu Cyborgs geworden.
Das erweist sich nun, Jahrhunderte nach der langsamen Invasion der Mechanos, als Vorteil im Überlebenskampf. Die Mechanos hatten schon vor Jahrtausenden ihre Späher zur Erde ausgesandt (vgl. Band 1 „Im Meer der Nacht“) und sich über die benachbarten Sternsysteme ausgebreitet. Lange Jahre glaubten die Menschen von Snowglade, die Mechanos könnten ihnen nichts anhaben, doch sie ahnten nicht, dass es das Werk der Maschinen war, die den Staub und die Meteore zwischen Denix und Snowglade transportierten. Die Folge, die die Menschen begriffen: kühlere Sommer, weniger Regen, eisige Winter und – nichts zu essen auf einer Welt, die sich in eine karge Wüste verwandelte.
Die Menschen zogen sich in ihre Zitadellen zurück, jede Sippe in eine andere. Jede Sippe ist nach einer Schachfigur benannt, aber in englischer Nomenklatur: Bishops (Läufer), Rooks (Türme) und Knights (Springer) usw. Killeen, der Sohn von Vater Abraham, ist einer der letzten erwachsenen Männer der Bishop-Sippe. Vor sechs Jahren haben die Mechanos die Bishop-Zitadelle angegriffen und ihre hohen Mauern durchbrochen. Killeen verlor nicht nur seinen Vater, sondern auch seine Frau Veronica. Nur seinen sechsjährigen Sohn Toby, der noch keine Biochips implantiert bekommen hat, konnte er mitnehmen.
Auf der Flucht
Nun, sechs Jähre später, sind von 2000 Bishops nur noch 250 übriggeblieben, so groß war die Zahl ihrer Opfer. Die Mechanos haben eine Vielzahl von Maschinen entwickelt, um die Menschen aufzuspüren, zu treiben und schließlich zur Strecke zu bringen. Die schlimmste Art von allen ist die Mantis. Der intelligente Roboter, der wie alle anderen Mechanos auf dem elektromagnetischen Spektrum arbeitet, spürt die EM-Wellen der Biochips von Cyborgs auf.
Auf perfide Art gelingt es der Mantis, die gespeicherten Erinnerungen ihres Opfers zu aktivieren und diese den Verstand des Opfers verwirren zu lassen, bevor sie mit einem starken EM-Bolzen zuschlägt. Das Hirn des Opfers brennt aus, so dass die Möglichkeit vereitelt wird, die Inhalte der Speicherchips zu retten: alte Persönlichkeiten mit Spezialwissen. Das Opfer ist unrettbar verloren. Das ist der hauptsächliche Grund, warum die schrumpfende Schar der Überlebenden immer weniger Wissen über die alten Zeiten besitzt und der Mantis immer weniger Widerstand leisten kann.
Killeen lernt seine neue Freundin Shibo, die letzte der Knights, kennen, als die Mantis einen Augenblick schutzlosen Glücks herbeigeführt hat. Shibo verfügt über ein Exoskelett, das ihre Bewegungen unterstützt, damit sie bei den Wanderungen mithalten kann. Sie ist sehr klug und kann Killeen in der abschließenden Auseinandersetzung auf Snowglade unterstützen. Als es Killeen gelingt, das von seinem Vater Abraham verborgene Sternenschiff „Argo“ zu finden und mithilfe der Mantis zu aktivieren, kann er Snowglade zusammen mit den Überlebenden verlassen und zugleich mit dem Schiffsantrieb die Mantis vernichten. Aber welche Geheimnisse birgt die „Argo“?
Handlung
Nach zwei Jahren Raumflug erreicht die „Argo“, von einer Mechano-Wolke verfolgt, ein neues Sternsystem mit einer gelben Sonne. Einer der Planeten sieht bewohnbar aus, wird aber von einer Station begleitet. Die Station sieht verlassen aus, könnte aber von versteckten Mechanos bevölkert sein. Killeen will seine unzufrieden und rastlos gewordene Besatzung, darunter seinen Sohn Toby, auf die Welt hinunterschicken, doch da meldet Shibo, seine Leitende Offizierin, dass sie keinen Kurs mehr eingegeben kann: Eine fremde Macht habe die Steuerung übernommen!
Der Kurs führt die „Argo“ zu einem Stern, der von einem Planeten und einer Raumstation umkreist wird. Der Planet sieht erdähnlich aus, doch Killeen lässt zuerst die Raumstation erkunden. Sein Sohn Toby steht in der zweiten Reihe, und das erweist sich als kluge Maßnahme. Die Station wimmelt von Mechanos, die die Eindringlinge sofort angreifen. Doch die Menschen haben viel über Mechanos gelernt und schalten sie einen nach dem anderen aus. Toby kehrt wohlbehalten auf die „Argo“ zurück.
Die scharfe Klinge
Kurz darauf wird die Besatzung Zeuge eines gewaltigen Schauspiels: eine kosmische Saite erscheint wie aus dem Nichts und beginnt damit, den flüssigen Planetenkern herauszuschälen und eine organische Lebensform von der Größe einer Welt entstehen zu lassen. Hier sind offenbar enorme elektromagnetische Kräfte am Werk, allesamt fein gesteuert.
Die Zivilisation, die diese kosmische Saite steuert, nennt sich „die Füßler“ und besteht aus kybernetisch aufgerüsteten Insektoiden. Sie beherrscht etliche Welten und hat Methoden entwickelt, die Mechanos zu besiegen. Diese Welt haben sie ebenfalls von den Mechanos erobert und machen sich nun ans Werk, sie völlig auszubeuten, bevor sie zur nächsten Welt weiterziehen.
Quath ist eine Füßlerin und obendrein eine Schürferin, die überall nach Erz sucht. Als ihre Gefährtin durch einen Steinschlag getötet wird, dem sie nur um Haaresbreite entgeht, kommt sie ins Grübeln. Das bleibt der Hohepriesterin nicht verborgen und sie ernennt Quath zur Philosophin. Quath findet zu ihrem Verdruss, dass „Philosophen“ nur dazu gut sind, Gabelstapler für Erz zu fahren. Unter einer Beförderung hatte sie sich etwas anderes vorgestellt.
Draußen im Erzfeld wird ihr Schürftrupp von einer einheimischen Lebensform angegriffen, die offenbar intelligent genug ist, um Waffen herzustellen. Der Angriff erfolgt koordiniert und die Waffen sind scharf genug, Opfer unter den Füßlern zu fordern. Quath entdeckt in ihrer Schürfmaschine geeignete Mittel, um alle Angreifer auszuschalten, so dass der Angriff endet. Aber die Existenz von Einheimischen und Mechanos führt ihr vor Augen, dass auch die Füßler, die einer Prophezeiung folgen, die Bestimmung haben, über andere Rassen, die Nichtser, zu herrschen. Diese Erleuchtung erfüllt sie mit Mut und Entschlossenheit, denn alle Zweifel sind weggewischt. Sie wird sofort von der Hohepriesterin befördert und auf eine Mission zur Raumstation entsandt.
Killeen
Killeen ist mit Kapitän Jocelyn an Bord der Station, um eine Fähre zu untersuchen, als sich dieses Shuttle selbständig macht und einem unbekannten Kurs folgt. Er alarmiert sofort die Crew der „Argo“ und fordert sie zum Verlassen der Umlaufbahn mit Rettungsbooten auf. Gerade noch rechtzeitig, denn auf einmal tauchen zwei riesige, metallbewehrte Käfer an der Station auf. Was haben sie vor? Killeen verlässt seine Fähre, doch Jocelyn steuert diese aus der Gefahrenzone. Sofort stürzt sich einer der Käfer – es handelt sich um Quath – auf ihn und beginnt, mit ihm zu spielen.
Im nächsten Moment sieht sich Killeen in seinem Schutzanzug auf einen der Pole des Planeten befördert und in den Schacht gestoßen, den die Kosmische Saite erzeugt hat. Sein Kurs führt ihn tief hinab in den immer noch heißen Mantel dieser Welt, darüber hinaus – und wieder zurück, wie ein Jo-Jo. Soll das bis in alle Ewigkeit so weitergehen?, fragt er sich. Natürlich nicht, denn vorher würde ihm die Luft ausgehen. Da hat Killeen einen brillanten Einfall. Seine „Spielgefährten“ haben allerdings auch einen…
Mein Eindruck
„Lichtgezeiten“ ist bereits der vierte Roman im CONTACT-Zyklus, und dementsprechend weit ist das vom Autor entworfene Universum vorangeschritten. Der Leser muss entweder die Romane – anders als ich – zügig nacheinander durchlesen oder doch lieber die Chronik des Krieges der Menschen mit den Mechanos nachlesen, die im Anhang zu finden ist.
Nachdem schon der Aufenthalt auf Snowglade gefährlich und verlustreich war, setzt sich die Abfolge brenzliger Situationen auf der Welt „New Bishop“ fort. Hier gibt es jede Menge tote Mechanos, die von den ebenfalls eingewanderten insektoiden „Cybers“ besiegt worden sind. Zu den Cybers gehören zwei Fraktionen: Quath, die von Tukar’ramin beherrscht wird, und ihre Feinde, die der Artgenossin Beq’qdahl folgen. Beide nennen die menschlichen Neuankömmlinge sowie die alteingesessenen Menschen einfach nur „Nichtser“, was ihre Verachtung ausdrückt.
Der Unterschied zwischen den Fraktionen: Beq’qdahl will alle Nichtser auslöschen, was Quath ziemlich dumm findet. Sie erkennt nämlich, dass die „Nichtser“ über ein unbekanntes Netz aus Kommunikation und Zusammengehörigkeit verfügt, wie sie es noch nie erlebt hat. Quath erlangt Einblick in dieses Netz, weil ja alle Menschen über Chips verfügen. Hat sie deren Frequenz entschlüsselt, kann sie Anführern wie Killeen Informationen übermitteln, die ihnen helfen, die finale Schlacht zu überleben.
Diese Entschlüsselung hat begonnen, als es den „Cybern“ gelang, Killeen gefangenzunehmen. Befreit wurden die Bishops von den alteingesessenen Menschen. Aber ob die absolute Herrschaft dieses Königs eine so gute Sache ist, bezweifelt Killeen: Er lässt jeden, der ihm widerspricht, sofort von seinen Leibwächtern hinrichten. Dass es ständig Erdbeben gibt, macht die Lage der Menschen noch prekärer: Sie wollen in Sicherheit gelangen, bevor die riesige Saite den Planeten vollends ausweidet.
Actionfinale
Diese Schlacht bestreitet den Schluss des Romans und bietet ein actiongeladenes Finale. Die Bishops sollen der Horde des Königs Flankenschutz gegen die Cyber geben, geraten jedoch zu ihrem Erstaunen schwer unter Beschuss. Die Horde des Königs benutzt sie nämlich als Kanonenfutter, um sich selbst in Sicherheit zu bringen. Doch während die Truppe der Beq’qdahl-Cyber die Bishop-Kämpfer mit Laser und Mikrowellen-Geschossen dezimiert – die meist nicht tödlich wirken, sondern Kämpfer lediglich kampfunfähig machen -, greift Quath aus dem Hinterhalt Beq’qdahls Kämpfer an und schaltet sie aus. Gleichzeitig gibt sie Killeen Warnhinweise. Die Bishops haben daher eine hauchdünne Chance. Wie der Kampf ausgeht, darf hier nicht verraten werden, aber die letzten hundert Seiten sind für Actionfans ein echter Grund zur Freude.
Ausblick
Die dezimierten Bishops und Quath setzen ihre Reise ins Zentrum der Milchstraße fort. Dort lauert ein „Fresser“. So nennt der Autor ein Schwarzes Loch, und er hat so einem Fresser, der laufend Materie verschlingt, einen gesonderten Roman namens „Eater“ gewidmet.
Die Übersetzung
Die nicht ganz taufrische Übersetzung aus dem Jahr 1994 durch Winfried Petri bietet zwar eine meist korrekte Terminologie hinsichtlich Physik und Astronomie, aber sein Deutsch ist doch etwas gewöhnungsbedürftig. Ich glaube, er lebte in der Schweiz. Deshalb sich seine Ausdrucksweise von der in der Bundesrepublik Deutschland
S. 62: “eitles Bramarbasieren“: selbstgefälliges Rumlabern.
S. 136: “Angst vor Hohen”: Gemeint ist „Angst vor Höhen“.
S. 219a: „Beachte; dass die (…) Lavaseen großer und zahlreicher werden.“ Statt „großer“ sollte es „größer“ heißen
S. 219b: „bei jedem Kilometer, das wir fallen“: In Deutschland ist der Kilometer männlich: „der Kilometer“.
S. 235: “(ich muss) nach meinem Hosenboden fliegen“: Eins zu eins aus dem Amerikanischen übersetzt. Gemeint ist „nach meiner Intuition, aus dem Bauch raus“.
S. 271: Fehlendes Wort! „Aber er erinnerte [sich] auch an seine Bewegungen…“: „sich“ fehlt.
S. 333: Fehlendes Wort! “Spurenfinder. Mit deren Hilfe [sie] uns ausfindig machen.“ „sie“ fehlt.
S. 383: “dahingleitende Konjekturen wie Gezeiten in der eigenen Seele.“ Eins zu eins aus dem Amerikanischen. Bedeutung unklar. „conjectures“ sind Vermutungen.
S. 426: “Enzymkatalase” klingt sehr unüblich. Gemeint ist wohl „Enzymkatalyse“.
S. 441: „Killeen zweifelte, ob [d]er den unzusammenhängenden Erinnerungen des kleinen Aspekts glauben dürfte.“ Erstens ist das D in „der“ überflüssig. Zweitens sollte das „dürfen“ in der Vergangenheitsform stehen: „durfte“.
S. 453: Fehlendes Wort: “die sich ihrerseits [in] erbarmungsloser Zeit auflösten.“
S. 455: Fehlendes Wort: #Ist es das, was [es] bedeutet[,] Philosoph zu sein?# Alle von Quaths Sprechakten stehen zwischen Hashtags. Hier fehlen ein Wörtchen und ein Komma.
S. 510: Überflüssiges Wort / doppelt gemoppelt: „Ihr dumpfes Fieber trieb sie [zu] in phantastische Vorstellungen…“ Das Wörtchen „zu“ ist wohl überflüssig, denn sonst müsste eine andere Kasus-Endung bei „phantastische[n]“ folgen.
S. 524: “die Cyber[kraft]”: Bislang hat Killeen Quath immer als „Cyberin“ bezeichnet. Das sollte auch hier stehen.
S. 535: “welche Kräfte dort herrschen möchten“: In der korrekten Vergangenheitsform muss es jedoch „mochten“ heißen.
Anhänge
Hier folgt die erwähnte Chronologie der Entwicklung der Menschheit, die sich in dem Krieg mit den Maschinen beinahe der völligen Vernichtung gegenübersieht. Auf Snowglade (s.o.) kommt es dann zur Katastrophe: Die „Argo“ ist das letzte Schiff der Menschheit.
Unterm Strich
Dies ist ein SF-Roman, in dem Transformation das Generalthema bildet. Natürlich ist es eine ziemliche Umwälzung, wenn eine ganze Welt von der oben geschilderten „kosmischen Saite“ aufgeschnitten und ausgeweidet wird, damit seine Erze usw. gewonnen werden können. Dennoch wird diese Supertechnologie am Schluss als „der Himmelssäer“ bezeichnet, ein völlig anderer Standpunkt.
Auch Quath, die Hauptfigur der insektoiden Cyber, sieht sich in einem fortwährenden Umwandlungsprozess, zum Glück allerdings nur auf mentaler Ebene: Sie ist eine Philosophin, was ihre Tukar’ramin, die Hohepriesterin, stets lobend vermerkt. Dass sie auch kämpfen kann, beweist sie immer wieder, denn ihre Welt ist umstritten. Doch die Tukar’ramin orientiert sich an den mysteriösen Illuminaten, von denen es zwei Fraktionen gibt.
Dadurch ergibt sich für Quath die Möglichkeit der Wahl: Sie entscheidet sich für die Zusammenarbeit mit den neuen Nichtsern, also der Bishop-Sippe, und lernt dabei eine völlig andersartige Weise der Kommunikation und der Zusammengehörigkeit kennen. Für den Leser bietet sich die Chance, sein Menschsein kritisch zu beurteilen.
Das CONTACT-Universum
Dieses Universum des CONTACT-Zyklus hält sowohl Schönheit und Liebe bereit, als auch Schrecken und Niedertracht. Die beiden Standpunkte, durch die der Leser diese Aspekte erleben kann, sind der von Killeen auf Seiten der Menschen und von Quath aus Seiten der Cyber. Beide können sich auf der Ebene ihrer eingebauten Chips, der „Aspekte“ bzw. Subintelligenzen, und Sensoren austauschen. Es ist spannend und faszinierend mitzuverfolgen, wie sich die beiden Seiten gegenseitig beeinflussen. Und am Ende gibt es stets Verluste, schon klar, aber Shibo ist beispielsweise nicht verloren, wenn sie in einer Subintelligenz weiterexistieren kann, und Killeen muss nicht um sie trauern.
So gesehen, ist „Lichtgezeiten“ ein sehr schöner, vielseitiger Beitrag zum CONTACT-Zyklus. Kontakt ist dessen Generalthema, und kein Kontakt bleibt ohne Konsequenzen. Also bleibt der Flug der „Argo“ weiterhin spannend und faszinierend.
Taschenbuch: 560 Seiten
Originaltitel: Tides of Light, 1989
Aus dem Englischen von Winfried Petri
ISBN-13: 9783453196537
www.heyne.de
Der Autor vergibt: