Rabia Doğan – Out of line

Worum geht’s?

„Out of Line“ von Rabia Doğan ist ein zeitgenössischer Roman, der sich mit den Spannungsfeldern zwischen Herkunft, Familie und individueller Freiheit auseinandersetzt. Im Zentrum steht eine junge Frau, die versucht, ihren eigenen Weg zu finden, ohne die Menschen zu verlieren, die sie geprägt haben. Neben einer Liebesgeschichte thematisiert das Buch Flucht- und Migrationserfahrungen, familiäre Verantwortung sowie die Suche nach Identität.


Inhalt

Die Geschichte folgt Leyla, die als Kind mit ihrer Familie nach Deutschland kommt. Die Erfahrungen von Verlust, Anpassung und Entwurzelung begleiten sie durch ihre Jugend und ihr Erwachsenenleben. Besonders der Tod der Mutter hinterlässt eine emotionale Leerstelle, die sich auf das gesamte Familiensystem auswirkt. Leylas Bruder übernimmt zunehmend eine beschützende Rolle, was Nähe, aber auch Abhängigkeit schafft.

Leyla entdeckt früh das Tanzen als Möglichkeit, Gefühle auszudrücken, für die sie keine Worte findet. Es wird zu einem wichtigen Bestandteil ihrer Identität und schließlich zu einem Lebenstraum. Der Entschluss, nach Berlin zu ziehen, um diesen Traum zu verfolgen, markiert einen Wendepunkt: Er bedeutet Freiheit, aber auch Distanz zur Familie und Schuldgefühle gegenüber dem Bruder.

In Berlin trifft Leyla auf Emir, den besten Freund ihres Bruders. Zwischen den beiden existiert eine gemeinsame Vergangenheit, in der bereits Gefühle im Raum standen, die nie offen gelebt wurden. Die erneute Begegnung bringt alte Emotionen zurück und stellt beide vor moralische und emotionale Konflikte. Ihre Beziehung steht unter dem Druck familiärer Loyalität, unausgesprochener Erwartungen und persönlicher Ängste. Gleichzeitig holen Leyla und Emir ihre jeweiligen Vergangenheiten ein, die das Vertrauen und die Nähe zwischen ihnen immer wieder erschweren.

Mein Eindruck

Ich habe das Buch als durchschnittlich bis mittelmäßig empfunden. Positiv hervorzuheben ist, dass es wichtige und sensible Themen aufgreift, insbesondere die Auswirkungen von Flucht, familiären Bindungen und kulturellen Erwartungen auf das individuelle Leben. Leylas innere Zerrissenheit ist in vielen Momenten nachvollziehbar beschrieben, und das Motiv des Tanzes als emotionales Ventil funktioniert gut.

Allerdings blieb die Umsetzung für mich hinter den Möglichkeiten zurück. Viele Konflikte wirkten vorhersehbar, und die Handlung folgte oft bekannten Mustern des New-Adult-Genres. Die Figuren – vor allem die Nebencharaktere – blieben relativ schematisch, sodass ihre Motivationen nicht immer vollständig greifbar waren. Auch die Liebesgeschichte zwischen Leyla und Emir entwickelte sich für meinen Geschmack zu schnell und hätte mehr Raum für emotionale Tiefe und Entwicklung gebraucht.

Stilistisch liest sich das Buch flüssig, aber eher schlicht. Die Sprache ist zugänglich und leicht, erreicht jedoch selten eine besondere Intensität oder Eigenständigkeit. Dadurch blieb die emotionale Wirkung für mich begrenzt, obwohl das thematische Potenzial deutlich vorhanden ist.

Über die Autorin und Mitwirkende

Rabia Doğan lebt und arbeitet in Berlin. Wenn sie keine Fantasybücher liest, schlägt ihr Herz für schmerzhafte Geschichten, die vom wahren Leben erzählen. Das war auch der Grund, warum Batuls Leben Rabia so nahe ging und sie zusammen »Out of Line« realisiert haben.

Nach der Flucht aus dem Libanon und dem Suizid der Mutter finden Batul, ihre Geschwister, vor allem aber der Vater nur schwer zurück ins Leben. Batuls älterem Bruder wird das Sorgerecht für die jüngeren Schwestern zugesprochen und er schafft ein sicheres Zuhause. Der Bruder ist es auch, der Batuls Leidenschaft für den modernen Tanz unterstützt. Mit Anfang zwanzig gründet sie ihr eigenes Studio in Chemnitz. Mehr dazu unter @soulstudios_official(Verlagsinfo)

Fazit

„Out of Line“ ist ein Roman mit relevanten Themen und einer grundsätzlich berührenden Ausgangslage. Er bietet eine solide Mischung aus Liebesgeschichte und familiärem Drama, bleibt in seiner Ausarbeitung jedoch oft an der Oberfläche. Für Leserinnen und Leser, die gern emotionale New-Adult-Romane mit kulturellem Hintergrund lesen, ist das Buch durchaus geeignet. Mich hat es gut unterhalten, aber nicht nachhaltig überzeugt – ein Buch, das man gern liest, aber ebenso schnell wieder zur Seite legt.

E-Book: 4,6 MB
ISBN: ‎ 978-3641324551

www.penguin.de

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