Der 13-jährige Tom Ward ist der siebte Sohn eines siebten Sohns und daher zum Geisterjäger qualifiziert. Der Spook nimmt ihn in die Lehre und zeigt ihm, was Tom über Hexen, Boggarts und Poltergeister wissen muss. Das Wissen bewahrt Tom aber nicht vor einer Riesendummheit. Dafür muss nicht nur er selbst bezahlen, sondern schließlich auch seine Familie.
_Ein Riesen-Problem und eine verhängnisvolle Lösung_
Die neue Siedlung Mangrove Hollow in Florida liegt nicht weit vom Meer. Aber sie hat ein Riesen-Problem: Die Riesen drohen sie dem Erdboden gleichzumachen. Allerdings wissen nur Menschen mit dem zweiten Gesicht wie Nick und seine Stiefschwester Laurie, dass es sich um Riesen und nicht mysteriöse Naturgewalten handelt. Doch wie stoppt man einen Riesen?
Beim Lesen eines Märchenbuchs fällt Nick die Lösung seines Riesenproblems ein: Er muss es wie der Rattenfänger von Hameln machen und die Riesen ins Meer locken. Bestimmt haben die Nixen nichts gegen die Gesellschaft von ein paar riesigen neuen Nachbarn einzuwenden. Oder etwa doch?
Empfohlen ab etwa elf Jahren.
_Die Autoren_
Tony DiTerlizzi ist ein mehrfach ausgezeichneter amerikanischer Illustrator von Kinder- und Jugendbüchern sowie Rollenspielbänden. Zu seinen Werken gehören Arbeiten für Bücher von Tolkien, Anne McCaffrey, Peter S. Beagle sowie für das Kartenspiel „Magic the Gathering“ und „Dungeons & Dragons“. Er lebt mit seiner Frau Angela und seinem Mops Goblin (= Kobold!) in Amherst, Massachusetts, einem recht malerischen Städtchen in Neuengland. Lebte nicht auch die Dichterin Emily Dickinson dort? Mehr Infos: http://www.diterlizzi.com.
Holly Black wuchs laut Verlag in einem „alten viktorianischen Haus auf, wo ihre Mutter dafür sorgte, dass ihr die Geister- und Elfengeschichten nie ausgingen“. Ihr erster Jugendroman „Die Zehnte“ (2002) entwirft ein „schauriges Porträt der Elfenwelt“. Es wird von der American Library Association als „Best Book for Young Adults“ bezeichnet, eine gute Empfehlung für politisch korrekte Fantasy. Holly lebt mit ihrem Mann Theo und einem „beeindruckenden Zoo“ in New Jersey. Mehr Infos: http://www.blackholly.com.
[„Arthur Spiderwicks Handbuch für die fantastische Welt um dich herum“ 3195
[„Die Geheimnisse der Spiderwicks – Das Buch zum Film“ 4738
[„Die Spiderwick-Geheimnisse – Über Haltung und Pflege von Elfen“ 4751
[„Die Spiderwick-Geheimnisse – Die große Entdeckungsreise in die verzauberte Welt“ 5193
_Handlung_
In ihrem vorhergehenden Abenteuer mit der Nixe Taloa sind Nick und seine Stiefschwester Laurie auf die Existenz von Riesen gestoßen. Diese Ungetüme sehen im Erdboden wie Grashügel aus, doch wenn sie erwachen, speien sie Feuer. Nur der betörende Gesang von Nixen vermag sie zu beruhigen und vom Feuerspeien abzuhalten. Dadurch gelang es den Geschwistern, den Riesen zu stoppen, der ihre Siedlung Mangrove Hollow bedrohte. Doch er hat jede Menge Kumpane …
Zum Glück gibt es auch einen Riesenjäger: Jack. Zwar ist er halbblind wegen seines Grauen Stars und hat die besten Zeiten schon hinter sich, doch seine Tipps und Tricks sind immer noch fundiert. Wenn Laurie und Nick, der Videogamer, nur nicht so zimperlich im Töten von Riesen wären! Dann könnten sie beispielsweise die neueste Rieseninvasion verhindern.
Der oberschlaue Nick rät Laurie, sich Verbündete zu suchen, doch als sie das tut, ist er über ihre Wahl etwas verblüfft: Durch einen magischen Talisman kann nun auch sein Bruder Jules die Riesen mit dem zweiten Gesicht sehen. Und er ist gar nicht von ihnen angetan. Kein Wunder, dass er bereit ist, zusammen mit Nick und Laurie etwas gegen die Giganten-Invasion zu unternehmen. Doch was können kleine Menschlein schon gegen Riesen ausrichten?
Während sich Laurie mit einem gefangenen Waldschrat herumschlägt, grübelt Nick über das Problem nach. In einem alten Märchenbuch findet er die Lösung: Er muss es wie der Rattenfänger von Hameln machen und die Riesen fort von dem bedrohten Mangrove Hollow führen. Das Wohin liegt buchstäblich vor seiner Haustür: ins Meer. Das Problem, ein wirksames Lockmittel zu beschaffen, ist kniffliger. Nick erinnert sich daran, wie gut Taloas Sirenengesang wirkte, doch die Teichnixe hat sich auf die Suche nach ihren Schwestern gemacht.
Aber auch im nahen Meer leben Nixen. Man nennt sie hier Meerjungfrauen. Und zu Nicks Freude singen sie auch gerne. Er könnte sie zur Mitarbeit an seinem Riesenproblem bewegen, aber nur unter einer Bedingung: Sie möchten einen neuen Fisch kennenlernen, den es in ihrem Meer nicht gibt. Um Nick gefügig zu machen, nehmen sie seinen Bruder Jules als Geisel.
Nicks Riesen-Problem wird immer größer. Nun muss er auch noch einen Fisch beschaffen! Da erzählt ihm Lauries Freundin Cindy, die sich über sein Riesen-Gerede wundert, was für ein tolles Aquarium doch ihre Eltern hätten …
_Mein Eindruck_
Wer sich nun wundert, was denn aus den drei Grace-Kinder vom nördlichen Spiderwick-Anwesen geworden ist, erfährt in der letzten Szene, dass sie Nick vor etwas anderem Bösen warnen wollten. Doch nun kommen sie zu spät. Nicks Plan ist zwar erfolgreich gewesen, als er die Riesen fortlockte. Doch der letzte Satz ist ein echter Hammer: „Nick hatte gedacht, er habe die Welt gerettet. Stattdessen hatte er sie verdammt.“
Nick hat zwar einen Plan, um eines seiner Probleme zu lösen, bedenkt aber nicht, dass auch die Riesen einen Plan haben könnten. Statt sich zu fragen, was denn die Riesen dazu bringt, über Mangrove Hollow so zerstörerisch herzuziehen, hat er nur über ihr Weglocken nachgedacht. Er hat den großen Rahmen nicht gesehen, wie es nun mal für eine ökologische Sichtweise der Natur notwendig ist. Indem er die Riesen aus dem Weg räumte, hat er einem größeren Übel den Weg bereitet. Worum es sich dabei handelt, erfährt er (und wir) in der nächsten Folge. Nicks Verhalten erinnert an „Darwins Albtraum“, der Invasion des Nilbarschs im Viktoriasee.
Wie man sieht, bringt die neue Reihe der „Spiderwick-Geheimnisse“, die mit Band sechs begann, nicht nur ökologisches Gedankengut dem jungen Leser zu Bewusstsein, sondern verlegt auch den Schauplatz in die Gegenwart – aus dem viktorianischen Neuengland mit seiner schummrigen Mystik ins sonnige Florida. Die Verbindung zwischen den drei Grace-Kindern liegt in der Verwandtschaft mit Laurie, die schon in Band sechs erklärt worden ist. Die Graces tauchen mehrfach im Süden auf, mal auf einer Lesereise, mal aber aus gewichtigerem Anlass, so wie jetzt.
Der Zweck der Riesenbekämpfung besteht nicht nur im Wecken von Erfindergeist in Nick, sondern auch darin, ihn von seinen Videospielen wegzulocken. Er kann zwar mit Laurie ausgezeichnet am Bildschirm Autorennen fahren, aber wenn er mal seinen Verstand auf ein praktisches Problem anwenden soll, ist sie ihm um mehr als eine Nasenlänge voraus. Das führt zu einer vorteilhaften Konkurrenz zwischen den beiden. Indem er es schafft, die Riesen fortzulocken, glaubt er, einen Sieg über Laurie zu erringen – zumindest nach Punkten.
Doch der Schuss könnte auch nach hinten losgehen. Jules, von den Nixen als Geisel genommen, könnte beispielsweise für immer im Meer leben müssen. Oder die Riesen könnten sich nicht mit den Sirenen vertragen. Oder arme Fisch, den niemand fragt, könnte in diesem Meer gar nicht überleben. Andererseits ist der Leser froh darüber, dass ständig etwas passiert und jemand stets die Initiative ergreift. Dass die Richtung dieses Aktionismus völlig falsch ist, stellt sich erst hinterher heraus. Irgendwie mich erinnert dieses Vorgehen an den amerikanischen Einmarsch im Irak und in Afghanistan. Gut gemeint, aber zu einem hohen Preis.
|Illustrationen und Übersetzung|
Diese Abenteuer erstrecken sich über mindestens sechs Bände, alle davon sehr schön illustriert und wertvoll gestaltet. Der Illustrator Tony DiTerlizzi bedankte sich im ersten Buch der Reihe für die Inspiration dazu bei Arthur Rackham, einem der berühmtesten Zeichner für Kinderbücher aus der viktorianischen Ära. Rackham illustrierte beide Bücher über „Alice im Wunderland“ und natürlich auch [„Grimms Märchen“ 3456 (sehr schön in der |Heyne|-Ausgabe).
Das klingt nach einem netten Bilderbuch, und das ist es teilweise auch. Auf der Rückseite ist die Nachbildung einer amerikanischen Postkarte abgedruckt, abgelegt auf einem breiten Blatt, dessen Äderung deutlich zu sehen ist. Seltsamerweise hat sich in den Text ein böser Fehler eingeschlichen: Einer der Sätze in der Mitte bricht plötzlich ab und geht unvollständig weiter.
Das Buch eignet sich wohl ab zehn Jahren – leider fehlt hier ein Hinweis vom Verlag. Dessen Website empfiehlt ein Lesealter ab acht Jahren. Nick und Laurie sind jedenfalls schon elf und können immer noch etwas mit dem Elfenbuch anfangen. Ältere Leser finden die Bilder vielleicht hübsch, aber die Handlung ist erst dann für sie interessant, wenn sie sich mit Jules und Cindy identifizieren.
Das Abenteuer ist diesmal immerhin etwa 160 Seiten lang sind – rund 40 mehr als in den ersten Bänden. Davon entfallen rund 20 Seiten auf Vor- und Abspann, und vom Rest wiederum etwa die Hälfte auf Illustrationen. Kein Wunder also, dass ein Erwachsener solch ein Buch binnen einer Stunde gelesen hat.
Die Sprache ist relativ einfach gehalten (aber nicht mehr so einfach wie am Anfang), und die Übersetzerin Anne Brauner hat das Original angemessen übertragen. Besonders gut gefiel mir ihre Übersetzung der Gedichte im Anhang des Buches. Die Landkarte erleichtert dem Leser die Orientierung.
_Unterm Strich_
Selten findet man einen so tollen Cliffhanger-Schlusssatz wie diesen: „Nick hatte gedacht, er habe die Welt gerettet. Stattdessen hatte er sie verdammt.“ Na, wer da nicht den nächsten Band kauft, ist selbst schuld. Segen und Fluch liegen also nahe beieinander, und es ist nur eine Frage des Blickwinkels, dass sich das eine in sein Gegenteil verkehrt. So geht es auch in den ökologischen Fragen, mit denen es Nick und Laurie diesmal zu tun bekommen (ohne sich dessen bewusst zu werden).
Dieser Band hat mir viel Spaß gemacht. Er ist noch reichhaltiger an Action und Überraschungen, Komik und emotionalen Nöten als der Vorgänger. Doch es ist ratsam, diesen Vorgänger mit dem Titel „Das Lied der Nixe“ zu kennen, um alle Zusammenhänge und Verweise nachvollziehen zu können. Die fünf Bände davor muss man nicht unbedingt kennen. Aber man fragt sich dann wohl, wer denn nun diese drei Grace-Kinder sind, die am Schluss auftauchen.
Obwohl das Buch vierzig Seiten mehr Umfang hat, ist der Preis ebenso gleich geblieben wie die sorgfältige Ausstattung. Diese Leistung des Verlags finde ich sehr löblich. Ich freue mich schon auf die nächsten Bände. Übrigens gibt es alle Bände in einer schönen Lesung auf Audio-CDs.
Fazit: ein Volltreffer.
|Originaltitel: Beyond the Spiderwick Chronicles – A Giant Problem, 2007
Aus dem US-Englischen von Anne Brauner
160 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-570-13212-8|
http://www.spiderwick.de
http://movies.uip.de/diegeheimnissederspiderwicks
http://www.internationalspriteleague.com
http://www.cbj-verlag.de
Bewährungsprobe für Liebende: Showdown mit der Superwaffe
Band 1: Leviathan:
August 1914. Der österreichische Thronfolger und seine Frau werden von Serben ermordet, die Alte Welt droht aufgrund der Bündnisse in den Weltkrieg zu stürzen. Prinz Aleksandar wird halb entführt, halb vor deutschen Verfolgern gerettet, entkommt zunächst in die neutrale Schweiz.
Plötzlich landet dort das britische Luftlenkschiff „Leviathan“, eine walförmige Mischung aus Tier und Maschine, und Aleksandar lernt die junge Deryn kennen, die sich als Junge verkleidet in die britische Luftmarine geschmuggelt hat, um hier ihren Lebenstraum vom Fliegen zu verwirklichen. Können sie gemeinsam den Verfolgern entgehen und die drohende Kriegskatastrophe abwenden? (Verlagsinfo)
Band 2: Behemoth
Die geheime Mission der Leviathan geht weiter! Nach einer wilden Verfolgungsjagd landet das Luftschiff »Leviathan« in Konstantinopel. Doch dort erwartet die Crew eine böse Überraschung: Es gelingt ihnen zwar, dem Sultan ihr Geschenk zu überbringen – doch der hat sich bereits anderweitig verbündet, und ihre Friedensmission endet in einem völligen Desaster!
Allein und von Feinden gejagt, finden sich Alek und Deryn im vor Unruhe brodelnden Konstantinopel wieder. Doch sie haben einen außergewöhnlichen Trumpf in der Hand: Nur sie wissen von den Plänen der Briten, das sagenhafte Meer-Ungeheuer »Behemoth« ins Osmanische Reich zu leiten … Umgeben von Verrätern und überraschenden neuen Verbündeten muss Alek zum ersten Mal seine eigenen Entscheidungen treffen. (Verlagsinfo)
Band 3: Goliath
Nach ihren Abenteuern im Osmanischen Reich sind Alek und Deryn wieder auf der „Leviathan“, die jetzt die Neue Welt ansteuert: Kalifornien, Mexiko und New York lauten die Ziele. Und noch jemand ist mit an Bord: Nikola Tesla, ein russischer Erfinder, der eine Maschine namens Goliath entwickelt hat, die angeblich die Macht besitzt, die halbe Welt zu zerstören.
Aleks Bemühungen, den Krieg zu beenden, scheinen mehr denn je zum Scheitern verurteilt. Inmitten tödlicher Intrigen und verwirrender Geheimnisse müssen er und die als Junge verkleidete Deryn sich schließlich dem Letzten stellen: der Stunde der Wahrheit. (Verlagsinfo) Scott Westerfeld – Goliath. Die Stunde der Wahrheit (Leviathan 03) weiterlesen →
Der Name Monika Feth steht für Kinder- und Jugendbücher, in denen nicht alles heile Welt ist. Die Autorin beschäftigt sich oft mit Themen, die tief gehen. Wie auch in diesem Fall. „Der Scherbensammler“ erzählt von einem jungen Mädchen, das an einer dissoziativen Identitätsstörung, im Volksmund auch multiple Persönlichkeitsstörung genannt, leidet.
Den Rahmen der Geschichte bilden erneut Jette Weingärtner und ihre Freundin und Mitbewohnerin Merle. Die beiden standen bereits in Feths Jugendthrillern „Der Erdbeerpflücker“ und „Der Mädchensammler“ im Mittelpunkt und nach diesen Erlebnissen hatten sie eigentlich beschlossen, nicht sofort wieder in gefährliche Situationen zu rutschen. Jette, die gerade ihr Abitur gemacht hat, arbeitet deshalb für ein Jahr im Altersheim, während Merle eine Stelle in einem Tierheim angenommen hat.
Die Tierliebe der beiden Mädchen wird ihnen schließlich zum Verhängnis. Als Jette von ihrer Mutter gebeten wird, ihre beiden Katzen ins Haus zu lassen, findet ihre Tochter im Gebüsch ein verschrecktes Mädchen, das über und über mit Blut besudelt ist. Mina, so der Name, kann sich zuerst an nichts erinnern, doch Jette und Merle, die das Mädchen erstmal bei sich aufnehmen, wird schnell klar, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Minas Stimmungsschwankungen machen das Zusammenleben mit ihr schwer, und als sie eines Tages behauptet, ihren eigenen Vater umgebracht zu haben, spitzt sich die Situation zu.
Es stellt sich heraus, dass Mina eine Patientin des Freundes von Jettes Mutter, einem Psychologen, ist und an einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet. Obwohl sie sich des Risikos bewusst sind, wollen die beiden Freundinnen Mina als Mitbewohnerin behalten und sie nicht der Polizei übergeben, die Mina wegen des Mordes an ihrem Vater, dem Vorsitzenden einer mysteriösen religiösen Gemeinschaft, sucht. Doch als ein zweiter Mord geschieht, steigt auch der Druck auf die drei Mädchen, und sie beschließen, sich zu verstecken. Allerdings haben sie nicht mit dem wirklichen Mörder gerechnet …
Da in dem Buch das Thema „Multiple Persönlichkeit“ im Vordergrund steht, sollte das natürlich dementsprechend aufbereitet werden. Feth gelingt das sehr gut. Man merkt, dass sie sauber recherchiert hat, und sie schafft es, das Wissen gebündelt und ansprechend herüberzubringen. Sie stellt Mina weder als Monster noch als Heilige dar und versucht auch keinen reißerischen Profit aus der Situation zu ziehen. Stattdessen stellt sie das junge Mädchen und seine Persönlichkeiten sehr vielschichtig, authentisch und vor allem so dar, dass der Leser sich in es hineinversetzen kann.
Hineinversetzen kann sich der Leser auch gut in die anderen Personen. Feth beschränkt sich auf einige, teilweise sehr unterschiedliche Perspektiven. Neben den jungen Mädchen Merle, Jette und Mina gehören dazu auch der Psychologe Tilo und der ermittelnde Kommissar Bert. So bekommt der Leser einen sehr umfassenden Blick auf das Geschehen. Neben Jette und Merle, die Mina erst kennen lernen müssen, erfährt er von Tilo die Seite des Therapeuten, und Bert sorgt dafür, dass die Kriminalhandlung nicht in den Hintergrund gerät.
Die einzelnen Personen und ihre Perspektiven sind sehr tiefgründig und dicht gestaltet. Feth konzentriert sich neben den realen Ereignissen stark auf die Gedanken, Gefühle und Konflikte einer jeden Person, was eine sehr introvertierte und farbige Sicht auf das Leben der Charaktere ermöglicht. Nimmt man alle Protagonisten zusammen, ergibt sich ein sehr pralles, aber dennoch übersichtliches Buch, das psychologischen Tiefgang vorweisen kann.
Obwohl der Fokus auf den Personen liegt, vernachlässigt die Autorin die Spannung nicht. Die Handlung ist zwar nicht perfekt durchkomponiert, erfüllt aber ihren Zweck. Feth treibt ihr kleines Versteckspiel mit dem Leser, indem zwar alles auf Mina als Täterin deutet, der Leser es aber nicht glauben will, weil er sie von ihrer schwachen Seite kennen lernt. Minas andere Persönlichkeiten offenbaren sich erst im Laufe des Buches, was einiges an Spannung ausmacht. Auch wenn Mina als Mina nicht dazu fähig wirkt, jemanden umzubringen, werfen die Kämpferin Cleo und der aggressive Marius ein ganz anderes Licht auf die Angelegenheit.
Dementsprechend bleibt lange unklar, wer als Mörder in Frage kommt. Gibt es da vielleicht noch einen unbekannten Dritten, der bis jetzt noch nicht in Erscheinung getreten ist? Feth beherrscht dieses kleine Spielchen perfekt. Selten hat ein Jugendbuch das Etikett „Thriller“ so sehr verdient wie „Der Scherbensammler“.
Einzig am Schreibstil merkt man ab und an, dass Feth sich nicht an Erwachsene, sondern Jugendliche wendet. Einfach, teilweise ein bisschen kuschelig schreibt sie und schlägt dabei keine großartigen rhetorischen Kapriolen. Manchmal schimmert eine gewisse idealistische Naivität bei Jette und Merle durch. Vor allem ihr sozialer Zeigefinger in Bezug auf Tierhaltung und Altersheim nerven an einigen Stellen und erinnern eher an eine Propagandaschrift als an einen Roman. Glücklicherweise hält Feth sich damit aber zurück, so dass es außer ein wenig Schluckauf an erwähnten Stellen keine Unebenheiten im flüssigen Schreibstil gibt.
Unterm Strich
In der Summe ist Feth ein Jugendbuch gelungen, das sicherlich auch dem einen oder anderen Erwachsenen gefällt. Sie schreibt sehr dicht und mit psychologischer Sorgfalt und bedient sich zudem eines interessanten Themas. Gerade in Verbindung mit dem Mord erhält die Diagnose Dissoziative Identitätsstörung natürlich besondere Brisanz und ist ein geschickter Schachzug in dem fesselnden Verwirrspiel, das „Der Scherbensammler“ bietet.
Unser Mäusedetektiv sieht sich in seinem dritten Abenteuer einer harten Prüfung seiner Liebe zu Linka Perflinger ausgesetzt. Ein Schürzenjäger, der sich als Actionregisseur ausgibt, will mit ihr einen Dokumentarfilm drehen, sie aber eigentlich bloß ins Bett kriegen. Doch wie so oft erweisen sich Linkas Informationen als Schlüssel zu einem Geheimnis, dem Hermux in seiner Heimatstadt Pinchester auf der Spur ist.
Für kleine und große Kinder ab 10 Jahren.
|Der Autor|
Michael Hoeye wohnt mit seiner Frau Martha in einem Cottage in Oregon im Nordwesten der USA. „Umgeben von hohen Bäumen und freundlichen Eichhörnchen arbeitet er dort als freier Schriftsteller“, säuselt der Klappentext. Da juchzt das Mutterherz, das dieses Buch kaufen soll.
Hoeyes erstes Buch „Hermux Tantamoq – Im Wettlauf mit der Zeit“ wurde in über 20 Sprachen übersetzt und ist 2002 bei |Omnibus| – jetzt |cbj| bei |Random House/Bertelsmann| – erschienen. „Hermux Tantamoq – Das Geheimnis der verbotenen Zeit“ ist der zweite Band der Trilogie, deren letzter Band „Vorhang auf – Die Zeit läuft!“ in diesem Herbst erschien.
Band 1: Im Wettlauf mit der Zeit
Band 2: Das Geheimnis der verbotenen Zeit
Band 3: Vorhang auf – Die Zeit läuft!
_Handlung_
Eines Tages erhält Hermux Tantamoq, seines Zeichens friedliebender Uhrmacher in Pinchester, eine dringende Einladung vom Direktor des bekanntesten Varietétheaters der bekannten Mauswelt, von Fluster Varmint himself. Was mag der bekannte Maestro wohl von ihm wollen? Wie sich zeigt, hat sich Hermux den Ruf eines Meisterdetektivs erworben.
Diesmal soll er denjenigen dingfest machen, der Varmint laufend Drohbriefe schreibt, in denen nicht nur Varmint selbst gedroht wird, sondern auch seiner Tochter Beulith. Um den Schreiber zu finden, soll Hermux erst einmal vorgeben, im Theater eine Weckeranlage zu installieren. Dazu muss er praktisch den ganzen Tag vor Ort sein.
Hermux macht sich daher Sorgen um sein Haustier: Wer kümmert sich um Terfle, seinen Marienkäfer? Kurzentschlossen kauft er einen „Haustierpalast“ und quartiert damit Terfle im Theater ein. Dort kümmert sich die Kostümbildnerin Glissin rührend um das liebe Tierchen. Von den Künstlern lernt Terfle Kartentricks und die Kunst des Hypnotisierens – beides sehr nützliche Fertigkeiten, wie sich später erweist. Um Hermux‘ Uhrenladen kümmert sich sein Kumpel Nip.
Unterdessen hat es ein windiger Regisseur namens Brinx Lotelle geschafft, Hermux‘ Freundin Linka Perflinger zu einer Flugreise zu überreden, die zu den verschiedenen Orten führen soll, an denen die berühmte, aber nach einem Unglück verschwundene Filmschauspielerin Nurella Pinch gelebt hatte. Linka ist schnell für das noble Vorhaben dieses Dokumentarfilms gewonnen, doch wie sich zeigt, hat Brinx ganz andere Absichten mit ihr. Fast jeden Abend ruft sie Hermux an und unterrichtet ihn über ihre Erkenntnisse Nurella betreffend.
Ständig kommt Hermux seiner Erzfeindin und Nachbarin, der Kosmetikzarin Tucka Mertslin in die Quere – oder ist es vielmehr anders herum? Wie wir schon aus den beiden vorherigen Abenteuern wissen, ist Tucka eine Egomanin, die der bösen Königin in „Schneewittchen“ – „Wer ist die Schönste im ganzen Land – und wehe, du sprichst nicht die Wahrheit, dann lass ich dich zertrümmern!“ – locker das Wasser reichen kann.
Tucka hat einen neuen Verehrer, den Heiratsschwindler Corpius Crounce. Jedenfalls nennt er sich im Augenblick so, findet Tucka heraus. Sie sagt ihm die Wahrheit auf den Kopf zu und macht ihn so zu ihrem Komplizen und Helfershelfer in ihrem Großangriff auf Varmints Theater: Sie will es unbedingt haben – und das ganze umgebende Viertel dazu!
Varmint und Hermux, sein Detektiv, merken schnell, dass sie es mit skrupellosen Widersachern zu tun haben: Herabfallende Scheinwerfer sind nur eine der Methoden, mit denen hier gearbeitet wird. Ein sprechender und intelligenter Papagei kann Hermux aber aufklären, was läuft.
Doch beide Seiten ahnen nicht, dass Varmints Theatertruppe mehrere große Geheimnisse birgt, die den weiteren Verlauf der Auseinandersetzung in eine unerwartete Richtung lenken werden.
_Mein Eindruck_
Die ersten beiden Abenteuer hatten unseren Mäuserich Hermux Tantamoq in ferne Gefilde und in die nächste Umgebung Pinchesters geführt, ins Institut der wahnsinnigen Dr. Mennus. Dabei hat sich sein Horizont erweitert, seine Erkenntnisfähigkeit für Lügen und Täuschungen wurde geschärft und seine Liebe zu Linka hat sich vertieft.
Dies alles wird nun in der Scheinwelt des Theaters von Fluster Varmint auf die Probe gestellt. Kann Hermux‘ Auge zwischen Verkleidung und wahrem Selbst unterscheiden? Wenn ja, dann muss er diese Fähigkeit auch auf sich selbst anwenden: Er muss Linka einen Antrag machen und ihr seine Liebe erklären. (Da schlagen die Herzen der Leserinnen und Mäusinnen höher!)
Bis auf Tucka Mertslin, die es nicht mehr nötig hat, lügen alle Bösewichte und Gauner wie gedruckt. Aber auch die „Guten“ in der Welt des Theaters sagen nicht immer die Wahrheit, wie sich erweist, wie auch ihre Täuschungen Opfer fordern, wenn diese Täuschungen auffliegen. Dann erfordert es viel Mut und gutes Zureden, um die Wahrheit triumphieren zu lassen.
Hermux, unser Held mit dem Herzen auf dem rechten Fleck, legt sich entsprechend ins Zeug – und ist froh, wenn alles klappt. Daher gibt es im Buch mehrere schöne Überraschungen. Aber auch ein Actionfinale à la James Bond ist vorgesehen – ob Hermux und Terfle da wieder heil herauskommen?
|Mein Leseerlebnis|
Auch das dritte Abenteuer lässt sich in wenigen Tagen – ach was, in einem Tag! – bewältigen, denn die Handlung ist zwar etwas komplizierter aufgebaut, aber dafür umso spannender zu lesen. Für Zehn- bis Zwölfjährige ist so ein Mäuse-Abenteuer gut zu verstehen, für jüngere Semester wohl weniger.
Neben Spannung, Action und Geheimnis hält das Buch aber auch viele humorvolle Situationen bereit. Sie drehen sich sehr oft um Terfle, das geliebte Marienkäferchen des Helden, das ihm diesmal fast die Hauptrolle streitig macht. Über einen Marienkäfer, der geldgierige Eilboten – die Hermux schon seit Band 1 das Geld aus der Tasche gezogen haben – im Kartenspiel abzockt, liest man nicht alle Tage. Und wenn Hunde von ihm hypnotisiert werden, sind die Folgen mindestens ebenso lustig.
|Die Übersetzung|
Die Übertragung ins Deutsche ist den beiden Übersetzern Gerald Jung und Katharina Orgaß – in allen drei Hermux-Bänden – ganz außerordentlich gut gelungen. Es gibt zahllose Beispiele, an denen sie einen idiomatischen Ausdruck aus dem Englischen angemessen übertragen mussten. Diese umgangssprachlichen Ausdrücke sind immer heikel: Erstens muss man sie kennen, zweitens können sie im Laufe der Jahre ihre Bedeutung verändern – ein veraltetes Wörterbuch hat schon so manchen Übersetzer aufs Kreuz gelegt. Man muss also auf dem Laufenden sein. Und wie ich feststellen konnte, ist es ausnahmslos gut gelungen, die lockere und lebendige Ausdrucksweise des Autors zu erhalten. Deshalb ist die Lektüre ein echtes Vergnügen – wozu die Geschichte natürlich noch ebenfalls einen guten Teil beiträgt.
_Unterm Strich: Was uns der Dichter sagen will_
Diese drei Mäuseabenteuer sind nicht nur spannende und lustige Lektüre, sondern vermitteln durch die Entwicklung des Helden auch noch zahlreiche Erkenntnisse – nicht so sehr über Mäuse, versteht sich, sondern über Menschen. Aber gerade die Verfremdung (bzw. Maskierung), Menschen als Mäuse, Ratten, Maulwürfe, Murmeltiere und sogar Wiesel darzustellen, lässt die eigentlichen inneren Eigenschaften klarer hervortreten. Deshalb können uns Tierabenteuer manchmal mehr über uns selbst verraten als so manche antike Tragödie. „No time like show time“ – das gilt in Pinchester genauso sehr wie in New York, Paris oder London.
Die wichtigste Lehre durchzieht alle drei Bände: Es geht um unseren Umgang mit dem Phänomen der Zeit. Tucka Mertslin ist nur deshalb Kosmetikfetischistin geworden, um für alle Ewigkeit jung auszusehen. Der Preis dafür ist ihr fragwürdiges moralisches Verhalten, denn als Egomanin hat sie keinerelei Interesse am Wohlergehen ihrer Mitmäuse. Hermux Tantamoq ist ihr genaues Gegenteil: Er leugnet das Verstreichen der Zeit nicht, da diese quasi sein Medium ist: Er ist als als Uhrmacher von Zeit-Messern umgeben, nennt sogar uralte Erbstücke in Form von Sanduhren sein Eigen (Band 1).
Daher ging es in Band 1 um Jungbrunnen und Schönheitschirurgie – beides Versuche, das Altern aufzuhalten. In Band 2 erhob sich die Vergangenheit selbst – und wieder spielt ein (gigantischer) Zeitmesser eine zentrale Rolle. Natürlich dreht sich auch in Band 3 alles um Zeit und Altern: Tucka will aus dem Theaterviertel ein Monument für ihre Größe machen, unter dem Vorwand, der großen Schauspielerin Nurella Pinch ein Denkmal zu setzen. Die eigentliche Pinch-Gedenkplakette ist hingegen winzig. Der andere, quasi gegenläufige Handlungsstrang demonstriert anhand von Nurella Pinch, wie vergänglich – oder auch unsterblich – wahrer Ruhm sein kann. Hermux hingegen zieht die Bewältigung des Alterns in den Armen von Linka vor. Zusammen mit einem geliebten Menschen alt zu werden, ist vielleicht doch die beste Methode, mit der Zeit fertigzuwerden.
Zumindest meint das der Autor. Und darüber sollte man vielleicht mal nachdenken. Vielleicht ein oder zwei Sekunden lang. Oder länger.
In einer Welt voller Mäuse entwickelt sich ein friedliebender Uhrmacher namens Hermux Tantamoq zu einem Amateurschnüffler. Diesmal hat es ihm die fesche Fliegerin Linka Perflinger angetan, doch sie ist seit Tagen verschwunden. Seltsame Dinge ereignen sich in Pinchester, auch mysteriöse Todesfälle. Da hilft ihm ein Expeditionstagebuch endlich zu verstehen, was eigentlich los ist: die Jagd nach dem Jungbrunnen. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, um Linka zu retten.
Für kleine und große Kinder ab 10 Jahren.
|Der Autor|
Michael Hoeye wohnt mit seiner Frau Martha in einem Cottage in Oregon im Nordwesten der USA. „Umgeben von hohen Bäumen und freundlichen Eichhörnchen arbeitet er dort als freier Schriftsteller“, säuselt der Klappentext. Da juchzt das Mutterherz, das dieses Buch kaufen soll.
Hoeyes erstes Buch „Hermux Tantamoq – Im Wettlauf mit der Zeit“ wurde in über 20 Sprachen übersetzt und ist 2002 bei |Omnibus| – jetzt |cbj| bei Random House/Bertelsmann – erschienen. „Hermux Tantamoq – Das Geheimnis der verbotenen Zeit“ ist der zweite Band einer Trilogie, deren letzter Band in diesem Herbst erschien.
Band 1: Im Wettlauf mit der Zeit
Band 2: Das Geheimnis der verbotenen Zeit
Band 3: Vorhang auf – Die Zeit läuft!
_Handlung_
Hermux Tantamoq ist ein ebenso brillanter wie friedliebender Uhrmacher in der friedliebenden Stadt Pinchester. Eines Tages kommt zu ihm eine bildhübsche Mäusin, die ihm sowohl ihre Visitenkarte als auch eine Uhr zum Reparieren gibt. Auf der Karte steht: „Miss Linka Perflinger, Abenteurerin, Draufgängerin und Fliegerin – Halsbrecherische Bravourstücke – Nervenkitzel garantiert – Zu Lande und in der Luft – Faire Preise“. Er verliebt sich sofort in sie.
Die Uhr ist zwar am nächsten Vormittag repariert, doch von der Abholerin fehlt jede Spur. Immerhin hat er ja ihre Adresse. Vor ihrem Haus wird er Zeuge, wie Linka in einen Luxusschlitten geführt wird, in dem zwielichtig aussehende Ratten sitzen. Am nächsten Tag folgt er einer verdächtigen Ratte, die sich nach der Uhr erkundigt hat, auf deren Wegen in der Stadt: Sie führen zum Forschungsinstitut eines gewissen Dr. Hiril Mennus, seines Zeichens Schönheitschirurg.
Er sieht sich in Linkas Haus ein wenig um und wird fündig: eine ungewöhnliche Pflanze, deren Blätter ihm ungeahnte neue Energie zuführen. Er bekommt heraus, dass Linka im Auftrag eines gewissen Dr. Jervutz vom Perriflot-Forschungsinstitut unterwegs gewesen war, und zwar im tropischen Teulabonarien. Doch um welchen Auftrag handelte es sich? Am Perriflot-Institut angekommen, bemerkt er einen Menschenauflauf: Dr. Jervutz ist tot. Ermordet?
Vor seinem Tod hat Jervutz einen Dr. Dandiffer erwähnt, der im tropischen Urwald als Ethnobotaniker nach bestimmten Pflanzen suchte. Dabei handelt es sich um genau jene Mondpflanzen, von deren Blättern Hermux selbst gegessen hat. Sie haben eine verjüngende Wirkung. Dann erhält Hermux das Expeditionstagebuch des unglücklichen Dr. Dandiffer, der verschollen ist.
Aus diesem Tagebuch wird ihm klar, warum Hiril Mennus hinter Linka Perflinger her ist: Er will das, was Linka von Dr. Dandiffer zurückgebracht hat – die Formel für die ewige Jugend. Und mit dieser will er Tucka Mertslins Kosmetikimperium mit verjüngenden Produkten versorgen: das „Millennium-Projekt“.
Jetzt weiß Hermux, wo er Linka suchen muss. Leider hat er die Rechnung weder mit Tucka noch mit Dr. Mennus gemacht.
_Mein Eindruck_
Der teuflische Dr. Mennus hat mich stark an seine Film-Vorbilder Dr. Mabuse, Fantomas und andere verrückte Wissenschaftler erinnert, ja, an einer Stelle sogar an Dr. Mengele, den Auschwitz-Arzt … Mehr darf nicht verraten werden, aber sie wollen die Welt mal wieder mit den irrsinnigsten Apparaturen beglücken.
Die schönste bzw. verrückteste davon ist „U-Babe 2000“. Sie verwandelt das Opfer in wenigen Minuten in den körperlichen Idealzustand. Von der mentalen Verfassung des „Versuchsobjektes“ schweigen wir lieber, sofern es die Prozedur überhaupt überlebt. Das ist überhaupt nicht lustig, und im Finale gibt es durchaus spannende Horrormomente, in die sich makabre Komik mischt. Die Zeit bzw. Zeitmesser spielen dabei eine zentrale Rolle, weshalb Hermux‘ Anwesenheit durchaus passend ist.
Mich hat am meisten dieses widerliche Frauenzimmer namens Tucka Mertslin gestört. Mir will gar kein Gegenstück in unserer Welt einfallen, obwohl es etliche Gründerinnen von Kosmetikimperien gegeben hat, so etwa Ellen Astor und andere. Tucka ist die Egozentrikerin par excellence: Wer nicht nach ihrer Pfeife tanzt, ist ihr Feind. Und die Bevölkerung dient ihr lediglich als Absatzmarkt ihrer minderwertigen Produkte. Hermux rümpft regelmäßig die Nase, wenn ihm eines ihrer Erzeugnisse in die Nase steigt. Sie schikaniert ihre Sekretärin – und dreimal darf man raten, mit wem sie sich für das Millennium-Projekt zusammengetan hat und wer ihr Lieblingsdesigner ist.
Da haben es redliche Uhrmacher und Amateurdetektive wie Hermux Tantamoq wahrlich nicht leicht. Der Leser darf sich auf etliche haarsträubende Abenteuer freuen. Er darf sich aber nicht von den falschen Fährten verwirren lassen. Nicht jeder ist, was er vorgibt zu sein.
|Keine Disney-World|
So mancher erwachsene Leser ist vielleicht an gewisse Abenteuer in Entenhausen erinnert, die ja oft auch mit Expeditionen zu tun hatten. Doch Hermux Tantamoq in Pinchester hat sehr wenig mit dem Disney-Imperium aus Kalifornien zu tun. Vielmehr scheinen er und seine mal mehr, mal weniger braven Mitbürgermäuse direkt einem viktorianischen Nimmerland entstiegen zu sein, das dem von Harry Potter in mancher Hinsicht ähnelt. Allerdings gibt es hier weit und breit keine Magie. (Außer der der Liebe.)
Viktorianisch ist das beschauliche, noch kaum von Autos und Telefonen beschleunigte Leben in Pinchester, wo selbst die Postbotin noch eine strategisch wichtige Rolle in der Gesellschaft zu spielen vermag. Viktorianisch sind die gediegenen Einladungen, die Hermux erhält, und die uralten Uhren in seinem Laden – allesamt mechanisch, versteht sich. Ganz und gar 20. Jahrhundert sind hingegen Wirtschaftsspionage und durchgeknallte, skrupellose Wissenschaftler. Selbst die Kunst ist nicht mehr das, was sie mal war: Rink Firsheen stellt eine Straßensszene nach einem Raubüberfall nach – im Foyer von Hermux‘ einst so wohnlichem Mietshaus.
|Grafik-Design|
Ein Element, das jedes Hermux-Buch zu einem visuellen Erlebnis macht, sind die zahlreichen Wiedergaben von Dokumenten. Die Visitenkarte von Linka Perflinger habe ich ja bereits erwähnt. Aber es gibt auch seitenlang abgedruckte Zeitungsartikel, insbesondere von einem zwielichtigen Journalisten namens Pup Schoonagliffen, dem Hermux leider nur zu sehr vertraut.
Ganz am Schluss des Buches findet sich eine gezeichnete Landkarte, deren Studium sich lohnt. Hier finden sich Hinweise darauf, wohin Dr. Dandiffers Expedition in Teulabonarien wirklich führte. Wer also aus der Beschreibung im Expeditionstagebuch nicht schlau geworden ist, findet hier anschaulich Aufschluss.
_Unterm Strich_
Ich habe auch dieses, mein zweites „Hermux Tantamoq“-Abenteuer mit großem Spaß gelesen. Die Lektüre ist völlig entspannt zu bewältigen, wartet stets mit netten Überraschungen auf und wird zum Finale hin zunehmend spannender. Etliche Seitenhiebe auf menschlich-allzumenschliche Phänomene gibt es zu belächeln, vielleicht sogar zu bedenken: verrückte Wissenschaftler, durchgeknallte Schönheitschirurgen, eine „diskrete“ Postbotin, Kosmetikimperialistinnen, romantische Liebespaare. Ach ja, nicht zu vergessen: Terfle, Hermux‘ lieben Marienkäfer. Nach ihm ist die Agentur des Autors benannt: Terfle House Limited.
Ich habe das Buch in wenigen Tagen ausgelesen und kann es Freunden von Tierabenteuern nur wärmstens ans Herz legen. Kleine und große Kinder ab 10 oder 12 Jahren dürften damit keinerlei Schwierigkeiten haben – Mütter seien gewarnt, dass ihr Schützlinge die komplette Trilogie werden haben wollen.
Joho! „Ein lustiges und kurzes Leben, das soll mein Motto sein“, soll Bartholomew „Black Bart“ Roberts gesagt haben. Er wurde zu einem der berüchtigsten Seeräuber der Karibik. Im Goldenen Zeitalter der Piraterie zwischen 1690 und 1730 befuhren Tausende von wagemutigen und skrupellosen Seeräubern wie Roberts die Meere und hielten Ausschau nach Schiffen mit wertvoller Ladung, um diese zu plündern.
Diese Burschen sind zwar faszinierend, doch wie ihr Alltag aussah, wie sie kämpften und lebten, das können wir uns nur schwer vorstellen. Und viele Mythen und Legenden spinnen sich um ihr Leben zwischen Freiheit und Todesgefahr.
_Schnell und unterhaltsam wie eine Achterbahnfahrt_
Eine Säge, die aussieht wie eine Maschinenpistole, kann leicht zu Missverständnissen führen, gerade in diesen Tagen. Schon bald sieht sich Erfinder Mister Mack („Mister“ ist sein Vorname) unangenehmen Fragen seitens der Polizei ausgesetzt. Seine Söhne und ihr Hund Rover buddeln einen Tunnel unters Gefängnis, um ihn zu befreien. Doch was treibt Mrs. Mack unterdessen? Sie stellt einen Rekord auf. Für das Guinness-Buch. Wenn das mal gut geht.
_Der Autor_
Roddy Doyle, 1958 in Dublin geboren, ist wohl einer der bekanntesten Vertreter der neueren irischen Literatur. Für seinen Roman „Paddy Clarke Ha Ha Ha“ erhielt er den traditionsreichen (und gut dotierten) Booker Prize. Mit „Das große Giggler-Geheimnis“ und „Rover rettet Weihnachten“ gelang ihm auch als Kinderbuchautor ein erfolgreicher Start. Doyle lebt mit seiner Frau und drei Kindern in Irlands schöner Hauptstadt.
_Handlung_
Mister Mack, der brave Familienvater aus Dublin, verliert eines Tages seinen Job als Kekstester in der Keksfabrik. Die Leute wollen etwas anderes essen, sagt sein Boss: Knäckebrot. Er lässt sich etwas einfallen und versucht, sich als Erfinder durchzuschlagen. Nach ein paar Fehlschlägen scheint ihm mit der Vielzwecksäge der Durchbruch gelungen zu sein. Mit seiner Erfindung „bewaffnet“, begibt er sich stante pede zur Bank, um bei seinem Berater einen Kredit zu beantragen.
Die Schalterangestellte ist erstaunlich kooperativ, als er ihr seine Säge zeigt, und schon bald kann er mit seinem persönlichen Berater sprechen. Beim Gespräch stören lediglich die vielen Sirenen in dieser Gegend. Bei der praktischen Demonstration seiner Säge unterläuft Mister Mack leider ein kleiner Fehler. Offenbar muss er die Zielgenauigkeit der Säge noch feiner justieren. Da wird er festgenommen. Wegen Besitzes einer gefährlichen Waffe. Die Polizisten meinen, die Säge habe eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit einer Maschinenpistole, und was er davon halte? Leider haut die Demonstration der Harmlosigkeit seiner Säge nicht so ganz hin: Die Bank sieht relativ verwüstet aus. Mister Mack wird abgeführt.
|Unterdessen …|
Mrs. Mack hat wieder einmal beschlossen, ein Eintrag ins „Guinness-Buch der Rekorde“ würde ihrem Ego gut tun und hat sich auf den Weg gemacht, die Erde zu umrunden. Zu Fuß. Das Besondere daran: Sie hat davon niemandem außer ihrem Mann etwas gesagt – das ist ja das Geniale an diesem Rekordversuch. Allerdings findet sie es sonderbar, dass eine andere Frau, die sie China trifft, offenbar genau die gleiche Idee gehabt hat …
|Unterdessen …|
Die Gartenschnecken haben sich in einem Hinterhof versammelt, um die Weltrevolution zu starten. Doch jeder Anfang ist langsam.
|Unterdessen …|
… sucht die Waisenkinderfängerin Missis Meanie in Mister Macks verlassenem Heim nach den verlassenen Waisen. Töchterchen Kayla ist mit ihrer Freundin Victoria und ihrem Haushund Rover auf der Suche nach Mami ausgeflogen, aber die beiden Söhne Jimmy und Robbie sollten noch da sein. Allerdings sind sie gerade dabei, einen Tunnel von ihrem Heim zum Gefängnis zu graben, wo ihr Daddy einsitzt und sich zudringlichen Fragen der Polizisten und des Gefängniswärters ausgesetzt sieht. Er stellt sich dumm, was ihm nicht schwer fällt.
Ob das Abenteuer der Familie Mack noch gut ausgeht oder vorher die Schnecken die Weltherrschaft erringen, darf hier nicht verraten werden.
_Mein Eindruck_
Diese Geschichte erzählt sich der Erzähler nicht selbst, sondern jemandem, der immer sagt „Langweilig!“ und damit droht, etwas ganz Schreckliches zu tun (zum Beispiel nicht einzuschlafen und das ganze Haus zusammenzubrüllen). Also muss der Autor sich ziemlich abgefahrene und vor allem gewalttätige Dinge einfallen lassen. Bloß, damit seine Geschichte nicht LANGWEILIG wirkt. Auch dass die Szenerie sehr schnell hin und her wechselt – manchmal mitten im Absatz – hilft, die LANGEWEILE außen vor zu halten wie einen bösen Dämon zu Halloween.
Das Buch trägt im Original nicht umsonst den Titel „The meanwhile Adventures“, und „meanwhile“ heißt bekanntlich „unterdessen“. (Bin ich schnell genug? Ich will um Gottes willen nicht langweilen!) Daher auch die vielen „unterdessens“, aber das war wohl schon klar. Wir haben es also mit mindestens vier Handlungssträngen zu tun: Mister und Mrs. Mack, die Brüder, die Tochter. Huch, ich habe die Schnecken vergessen! Die Revolution marschiert voran, wenn auch im Schneckentempo.
|Schwierigkeiten|
Es hilft nicht wirklich, dass Kayla Mack immer nur „Wer bist duuuuuuuu?“ fragt und ihre Freundin Victoria immer nur „Batterien inklusive!“ ruft. Die kleinen Kinder scheinen in diesen Äußerungen einen Code versteckt zu haben, den zumindest ihre Eltern entschlüsseln können. Das lässt auf einen Fortschritt hoffen. Aber nicht für die Nerven.
Es hilft auch nicht wirklich, ständig mit Begriffen und Ausdrücken der irischen Alltagssprache – natürlich in Übersetzung – bombardiert zu werden, aber es macht die Geschichte ungemein interessant. Wer will, kann sie im angehängten Glossar nachschlagen, aber der Erzähler ist so freundlich, sie auch im Erzähltext zu erklären. Manchmal tragen auch die zahlreichen Illustration von Brian Ajhar zum unmittelbaren Verständnis dessen bei, was gemeint ist.
Wer kann sich schon unter „Unterbuxen“ etwas Konkretes vorstellen? (Es handelt sich um Unterhosen. „Kackbuxen“ erklärt sich daher fast von selbst.) Ein „Poscher“ ist das dazu passende menschliche Hinterteil. Nicht zu verwechseln mit „Puschen“ (Pantoffeln) oder gar „puschen“ (Pipi machen). Man sieht: Nichts Menschliches ist dem irischen Autor fremd und er mutet es seinen jungen Lesern ohne Weiteres zu.
|Die Wirkung|
Schon bald ist jeder Anflug oder gar Gedanke an die grässliche LANGEWEILE verflogen. So viel Positives lässt sich zumindest sagen. Wir können uns beinahe beruhigt zurücklehnen. Aber nur beinahe. Denn auch jede Hoffnung an VORHERSAGBARKEIT hat sich verflüchtigt oder Reißaus genommen. Nun ist es Zeit, entweder die eigenen Fingernägel zu vernichten (oder was noch davon übrig ist) oder wahlweise eine Packung Kartoffelchips. Eine Achterbahnfahrt könnte nicht unterhaltsamer sein.
_Unterm Strich_
Als Autor auf dem umkämpften Kinderbuchmarkt muss man sich heutzutage offenbar schon einiges einfallen lassen. Offensichtlich darf es auf gar keinen Fall LANGWEILIG sein, sondern muss mindestens so aufregend wie ein Nintendo-Spiel daherkommen. Das bedeutet, dass sich ältere Leser etwas umstellen müssen, was das Actiontempo angeht. Leider bleibt dabei jedwede Art von plausibler Entwicklung oder gar LOGIK auf der Strecke.
Bücher als Achterbahnfahrt? Das ist vermutlich günstiger als ein Ticket auf dem Jahrmarkt, aber es macht lange nicht so viel Spaß. Vielleicht sollten doch allmählich die Schnecken in die Puschen kommen und die Weltherrschaft antreten. Dann könnten wir alle wieder so gemütlich und gemächlich wie im frühen 19. Jahrhundert leben. Ich werde erst einmal mein SCHLEUDERTRAUMA auskurieren.
|Originaltitel: The Meanwhile Adventures, 2004
Aus dem Englischen von Andreas Steinhöfel, illustriert von Brian Ajhar|
_Ideales Buch für die Entdeckungsreise ins Spiderwick-Universum_
Das geheime Album rund um die Spiderwick-Geheimnisse ist da! Geh mit Thimbletack, dem Bewohner und Hauself des Spiderwick-Anwesens, auf die Reise. Er wird dich durch seine Sammlung von Fakten, Bildern und Souvenirs aus der Welt der verwunschenen und fantastischen Wesen führen. Lerne die Geschichte des Anwesens kennen, entdecke verschollene Briefe, die verborgene Geheimnisse enthüllen. Stöbere in den persönlichen Schätzen der Grace-Geschwister und schmökere in den Geschichten über fremde und mystische Wesen auf der ganzen Welt. Mit echten Karten und Briefen, herausnehmbaren Elfen-Souvenirs, beweglichen Bildern, einer echten Schatztruhe und vielem mehr … (abgewandelte Verlagsinfo)
_Die Autoren_
Tony DiTerlizzi ist ein mehrfach ausgezeichneter amerikanischer Illustrator von Kinder- und Jugendbüchern sowie Rollenspielbänden. Zu seinen Werken gehören Arbeiten für Bücher von Tolkien, Anne McCaffrey, Peter S. Beagle sowie für das Kartenspiel „Magic the Gathering“ und „Dungeons & Dragons“. Er lebt mit seiner Frau Angela und seinem Mops Goblin (= Kobold!) in Amherst, Massachusetts, einem recht malerischen Städtchen in Neuengland. Lebte nicht auch die Dichterin Emily Dickinson dort? Mehr Infos: http://www.diterlizzi.com.
Holly Black wuchs laut Verlag in einem „alten viktorianischen Haus auf, wo ihre Mutter dafür sorgte, dass ihr die Geister- und Elfengeschichten nie ausgingen“. Ihr erster Jugendroman „Die Zehnte“ (2002) entwirft ein „schauriges Porträt der Elfenwelt“. Es wird von der American Library Association als „Best Book for Young Adults“ bezeichnet, eine gute Empfehlung für politisch korrekte Fantasy. Holly lebt mit ihrem Mann Theo und einem „beeindruckenden Zoo“ in New Jersey. Mehr Infos: http://www.blackholly.com.
[„Arthur Spiderwicks Handbuch für die fantastische Welt um dich herum“ 3195
[„Die Geheimnisse der Spiderwicks – Das Buch zum Film“ 4738
[„Die Spiderwick-Geheimnisse – Über Haltung und Pflege von Elfen“ 4751
_Inhalte_
Wie schon Arthur Spiderwicks eigenes [„Handbuch“, 3195 ist auch „Die große Entdeckungsreise“ ein Art Finde-Buch, das wenig Text, aber Bilder und Realien enthält. Zu diesen Realien können Karten, Feder, Pinseln, Fäden und vieles mehr gehören, das im Zusammenhang mit dem Thema der jeweiligen Seite steht.
|Titelseite|
Die erste Seite nach dem Aufklappen des großformatigen Buches ist selbstredend die Titelseite. Hier begrüßt uns Thimbletack – ihr wisst schon: der Kobold im Haus der Familien Grace und Spiderwick. Eine seiner Eigenarten ist es, alles, was er sagt, in Reime zu formen. Doch keine Angst, das ist keine wilde Lyrik, sondern wohlgeformte Poesie fürs Album. Gleich daneben sehen wir Bilder von den wichtigsten Personen im Buch: Mallory, Jared und Simon in der Gegenwart sowie aus der Vergangenheit: Arthur Spiderwick, seine Frau Constance und Tochter Lucinda, die Großtante von Mama Helen Grace.
Ganz wichtig: In einem eingeklebten Umschlag findet sich die gefaltete Landkarte von Haus Spiderwick und seiner unheimlichen Umgebung. Dass Thimbletack alles selbst ins Album geklebt hat, sieht man an Tesafilmrolle, Schere, Tackerklemmen. Tintenflasche und Brieföffner komplettieren das bunte Sammelsurium.
Nachdem sich Thimbletack als „dein Freund und Helfer“ und „Gemeines Wichtelmännchen“ vorgestellt hat, zeigt er euch sein Haus – von oben bis unten. Das Aufklappen von „Fenstern“ nicht vergessen, damit der Geheimzugang sichtbar wird, der zur geheimen Bibliothek führt! Rechts oben findet ihr eine Mail von Helen Grace.
|Die Vergangenheit|
Wer sich schon immer gewundert hat, wie denn alle Spiderwicks und Graces miteinander zusammenhängen, der findet auf der nächsten Doppelseite ihren Stammbaum, der immerhin bis ins Jahr 1850 zurückreicht. Man fragt sich, woher all diese wunderbaren Fotos stammen, insbesondere von jenen Kindern, die die Trolle gefangen haben! Und warum Helen immer noch den Nachnamen ihres Ehemannes trägt bzw. wo ihr Bruder Terrence abgeblieben ist.
|Die Gegenwart|
Die nächsten beiden Doppelseiten zeigen die jeweiligen Zimmer a) der Jungs Jared und Simon sowie b) der Frauen Helen und Mallory. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Man beachte die Trollklaue und das Einhorn! Das Öffnen der Briefumschläge keinesfalls vergessen!
Die nächste Doppelseite ist unheimlich: Über „Das Kutscherhaus“ ist nämlich vor allem zu vermelden, dass sich hier ein echter Nordamerikanischer Greif niedergelassen hat. Ein Briefumschlag zeigt euch eine kleine Gryphologie, die euch das Wichtigste über diese seltene Spezies mitteilen. Ein Ausschnitt unterrichtet den Leser darüber, was es mit Kelpies auf sich hat. Wirklich unheimlich ist jedoch der Zeitungsausschnitt über das Mädchen, das im stillgelegten Brunnen beim Kutscherhaus ertrank. Herzergreifend!
|Das Elfenreich|
Dass im Umfeld des Spiderwick-Anwesens jede Menge seltsame Kreaturen zu entdecken sind, wenn man über einen Seherstein verfügt, wisst ihr ja aus Arthur Spiderwicks Handbuch. Auf der Doppelseite „Seltsame Elfen“ sind neben Einhörnern und Wechselbälgern auch Irrgräser – fies für Golfer! – und vor allem Drachen vorgestellt und beschrieben. Man beachte den echten (?) Drachenzahn!
Die nächste Doppelseite stellt das vielgestaltige „Trollreich“ vor. Witzig ist besonders das norwegische Verkehrsschild, das vor die Straße kreuzenden Trollen warnt. Gegenüber ist ein gerahmtes Gemälde mit einer Trollbrücke zu sehen. Nicht vergessen, an dem Schieber nach unten zu ziehen – dann siehst du den lauernden Troll ganz gewiss!
|Kobolde, oh weh!|
Nun kommt Thimbletack zum ärgerlichsten Kapitel seines Buches, denn bekanntlich machen KOBOLDE nichts als Ärger. Der Gemeine Erdkobold wird uns hier als Erstes mit all seinen Unarten vorgestellt, doch seinen Vetter, den Waldschrat Hogsqueal, haben wir schon kennengelernt. Er sammelt Knöpfe und Milchzähne – man beachte die mit Zähnen gefüllte Flasche. Sein Tascheninhalt legt Zeugnis ab von seiner schädlichen Natur, wie die lange Liste rechts oben belegt.
Das Waldlager der Kobolde ist voller Käfige – dreimal dürft ihr raten und die zwei Fensterchen aufklappen, um herauszufinden, wer oder was sie dort eingesperrt haben. Ein Tipp: ein Kind aus dem Spiderwick-Haus.
Die nächsten Doppelseiten stellen uns das bemerkenswerte Volk der Elfen – Achtung: ein Bogenschütze und ein Briefumschlag! – und der Zwerge vor. Die Zwerge sind nicht nur für ihre Edelsteine, sondern auch für ihre Fähigkeit bekannt, mechanische Wesen herzustellen. Wenn ihr die vier Ahornblätter links aufklappt, findet ihr mehr Informationen.
Der Gipfel allen Übels ist, wie ihr wisst, der Oberkobold Mulgarath. Er hat zu allem Unglück die Fähigkeit, die Gestalt zu wechseln und sich so beispielsweise in Jared Grace zu verwandeln. Echt fies, oder?
Auf der letzten Doppelseite stellt dir Thimbletack das wertvollste Hilfsmittel vor, das es zur Erforschung der fantastischen Welt um dich herum gibt: Arthur Spiderwicks berühmtes Handbuch. Du findest es, indem du erst das Rätsel löst, das Arthur Spiderwick geschrieben hat, und dann die Klappe der Truhe rechts unten aufklappst. Dort findest du die Mini-Version des Handbuchs. (Achtung Sprachwitz: „Torso eines Menschen = chest = Truhe“.)
_Mein Eindruck_
Es ist vielleicht nicht klar geworden, deshalb soll es nochmals gesagt werden: Hierfür hat sich eine ganze Mannschaft von Grafikdesignern und Textern ins Zeug gelegt, um die Seiten nicht nur informativ, sondern auch ansprechend und witzig zu gestalten. Die Übersetzerin kann sicherlich ein Lied davon singen. Sie musste alle Spezialausdrücke so übertragen, wie sie in der Buchreihe bisher verwendet worden sind, natürlich auch in den deutschen Versionen. (Merke: Der größte Feind aller Illusion ist der innere Widerspruch.)
|Bonusmaterial|
Nun könnte sich der Fan, der eh schon alles hat, was jemals zu den Spiderwick-Geheimnissen veröffentlicht worden ist, fragen, was dieses Buch ihm denn Neues bieten soll. Viel ist es wahrlich nicht, aber es gibt ein paar Juwelen im „Bonusmaterial“.
Bislang ist das Kutscherhaus nur am Rande, wenn überhaupt, erwähnt worden. Wo befindet es sich? Karte konsultieren! In welchem Band wird es erwähnt? Fällt mir nicht ein, denn dort finden keine Szenen statt. Besonders interessant ist das Auftreten des Greifs Byron, den die Grace-Kinder dort angeblich verstecken. Dieser Greif kommt tatsächlich in Band zwei „Gefährliche Suche“ vor.
Ferner gibt es erstmals einen Querschnitt durch das Haus der Grace-Familie. Endlich kann man sich in diesem Riesenhaus zurechtfinden. Hier wird deutlich, wie man sich den Speisenaufzug, das Turmzimmer und die Geheime Bibliothek vorzustellen hat. Auch der Stammbaum der Spiderwicks und Graces ist eine Premiere. Die Grafik bringt Licht in die verzweigten Verwandtschaftsverhältnisse. Erschreckend ist die Erkenntnis, dass die Sippe schon mehrere ihrer Mitglieder an die Kobolde verloren hat.
_Unterm Strich_
Es wäre ein Irrtum anzunehmen, dass es sich hier nur um ein gewöhnliches Bilderbuch handelt, wie es sie zu Zillionen in den Kinderbuchabteilung der Buchhändler gibt. Nein, ich hatte meine liebe Not, alle TEXTE, die sich zwischen Bildern verstecken, zu lesen. Genauer gesagt: zu entziffern. Jeder Text ist nämlich in einem anderen Format gedruckt bzw. geschrieben, sei es nun auf einem Zettel, auf Briefpapier, auf einer Grußkarte usw. Und daraus ergeben sich vielerlei verschiedene Schriftarten und Drucktypen. Da kann man schon von „Entziffern“ sprechen. Ich konnte jedenfalls nur zwei Doppelseiten am Stück schaffen, so viel ist darin versteckt.
|Für wen sich das Buch eignet|
Nun, der Verlag warnt zwar davor, dieses Buch wegen der verschluckbaren Teile einem Kind in die Hand zu geben, das jünger als drei Jahre ist. Aber ich glaube kaum, dass ein solcher „toddler“ schon in der Lage ist, die Texte Thimbletacks zu lesen. Und was in seinen Händen aus den Landkarten usw. wird, die auf und in den Umschlägen stecken, wage ich mir gar nicht auszumalen. Zudem könnte der Anblick eines Ungeheuers wie Mulgarath vor Angst einen unwillkürlichen Reflex auslösen, der voll in die Strampelhose geht.
Im Vorteil – sowohl intellektuell als auch hygienisch – sind daher alle Spiderwick-Fans, die schon die Romane und das „Handbuch“ gelesen haben. Auch die Hörer der tollen Lesungen auf den Spiderwick-Hörbüchern können ohne weiteres mithalten. Alle anderen müssen sich erst eine Weile eingewöhnen, sonst verstehen sie nur „Bahnhof“. Ab acht oder neun Jahren sollte das Buch kaum noch Schwierigkeiten bieten.
|Originaltitel: Chronicles of Spiderwick – Grand Tour of the Enchanted World navigated by Thimbletack, 2008
32 Seiten, 26 x 30 cm
Aus dem US-Englischen von Anne Brauner
ISBN-13: 978-3-570-13438-2|
http://www.spiderwick.de
http://movies.uip.de/diegeheimnissederspiderwicks
http://www.internationalspriteleague.com
http://www.cbj-verlag.de
Der Geisterjäger John Gregory bezieht mit seinem Lehrling Tom Ward das Winterhaus in Anglezarke. Es liegt in einer kalten Bergschlucht und birgt unheimliche Gefangene, darunter zwei Lamia-Hexen. Als Gregory nach einem Kampf mit einem Boggart in der Nachbarschaft verletzt ausfällt, muss sich sein Lehrling nicht nur mit den Hexen, sondern auch einem Mann namens Morgan auseinandersetzen. Dieser „Magus“ behauptet, die Seele von Toms verstorbenem Vater gefangen zu halten. Tom müsse ihm gehorchen oder sein Vater werde große Qualen auszustehen haben. Zum Glück kann sich Tom auf die Hilfe von Alice stützen. Dummerweise ist sie ebenfalls eine Hexe … Joseph Delaney – Das Geheimnis des Geisterjägers (Spook 3) weiterlesen →
Die Spiderwick-Saga wird fortgesetzt: Drei junge New Yorker sind mit ihrer Mutter in einem uralten Haus gelandet, indem es offenbar nicht mit rechten Dingen zugeht. Und wenn Jared das Handbuch über Fabelwesen nicht so besitzergreifend behalten hätte, wären auch nicht die Kobolde gekommen und hätten Simons Katze entführt …
_Die Autoren_
Tony DiTerlizzi ist ein mehrfach ausgezeichneter amerikanischer Illustrator von Kinder- und Jugendbüchern sowie Rollenspielbänden. Zu seinen Werken gehören Arbeiten für Bücher von Tolkien, Anne McCaffrey, Peter S. Beagle sowie für das Kartenspiel „Magic the Gathering“ und „Dungeons & Dragons“. Er lebt mit seiner Frau Angela und seinem Mops Goblin (= Kobold!) in Amherst, Massachusetts, einem recht malerischen Städtchen in Neuengland. Lebte nicht auch die Dichterin Emily Dickinson dort? Mehr Infos: http://www.diterlizzi.com.
Holly Black wuchs laut Verlag in einem „alten viktorianischen Haus auf, wo ihre Mutter dafür sorgte, dass ihr die Geister- und Elfengeschichten nie ausgingen“. Ihr erster Jugendroman „Die Zehnte“ (2002) entwirft ein „schauriges Porträt der Elfenwelt“. Es wird von der American Library Association als „Best Book for Young Adults“ bezeichnet, eine gute Empfehlung für politisch korrekte Fantasy.
Holly lebt mit ihrem Mann Theo und einem „beeindruckenden Zoo“ in New Jersey. Mehr Infos: http://www.blackholly.com.
_Handlung_
Im ersten Band der Spiderwick-Saga geschah Folgendes: Die Zwillinge Simon und Jared ziehen mit ihrer älteren Schwester Mallory von New York City aufs Land, nachdem sich ihre Eltern haben scheiden lassen. Sie leben jetzt bei ihrer Mutter, die sich nun keine New Yorker Wohnung mehr leisten kann, aber zum Glück noch ein Domizil von ihrer Großtante Lucinda überlassen bekommt: Haus Spiderwick.
In der verborgenen Bibliothek findet Jared ein Rätsel und woanders das Buch selbst: „Arthur Spiderwicks Handbuch für die fantastische Welt um dich herum“. Das Wichtelmännchen Thimbletack hat Jared gewarnt, das Buch loszuwerden, doch der wollte nicht hören. Nun muss er die Folgen tragen.
Auf der Suche nach seinem verschwundenen Kater Tibbs ist Simon, Jareds Bruder, an den Rand des Gartens geraten. Jared sieht gerade noch, wie Simon mit den Armen fuchtelt, als kämpfe er mit etwas Unsichtbarem. Dann ist sein Bruder verschwunden. Was tun?
Von Thimbletack besorgt sich Jared einen sehenden Stein, den er in ein altes Monokel einsetzt. Jetzt vermag er die „fantastische Welt um sich herum“ wahrzunehmen. Doch da Jared nicht sehr freundlich zu dem Wichtelmännchen war, ist Thimbletack sauer – so muss Jared mit Mallory alleine losziehen.
Leichter gesagt als getan, denn als erstes werden sie von eine Horde Kobolde angegriffen, die sie nur mit Mallorys Florett vertreiben können. Die Kobolde wollten das Handbuch. Als sie ihnen in den düsteren Wald folgen, stoßen sie auf einen gefährlichen Troll, das Versteck der Kobolde und einen zwielichtigen Helfer. Nun muss Jared zeigen, ob er seinen Bruder vor dem Gefressenwerden retten kann.
_Mein Eindruck_
Nachdem im ersten Band der Spiderwick-Saga der Schauplatz innerhalb des Hauses erkundet und eine erste Freundschaft geschlossen wurde, ist es nun an der Zeit, die nächste Umgebung zu erforschen. Dabei spielt die richtige Wahrnehmung eine entscheidende Rolle, um in der Fabelwelt bestehen zu können. Nicht umsonst heißt dieses Abenteuer im Original „The seeing stone“. Dabei handelt sich um eine magische Sehlinse aus Stein, die Jared vom Wichtel Thimbletack erhält.
Zack, schon erweitert sich der Horizont. Leider nicht immer zu Jareds Vergnügen. Er nimmt nun auch die Gefahren des nahen Waldes wahr. Die Kobolde, die bei ihm aufmarschieren, sind nicht die fröhlichsten Gesellen, die man sich vorstellen kann: Sie haben seinen Bruder Simon als Hauptgang bei einem Lagerfeuergelage ausersehen. Und Simons Katze war die Vorspeise …
Wie man sieht, geht es nun ans Eingemachte, denn mit den bislang recht witzigen Elfen im Spiderwick-Haus ist nun Schluss. Die Welt da draußen hält Wunder ebenso bereit wie Schrecken. Zum Beispiel einen ausgewachsenen Greif, den sich die Kobolde schnappen wollen. Aber mehr darf nicht verraten werden.
Die Botschaft hier ist klar, Herr Kommissar: Nur zusammen sind wir stark! Und so ist Jared, der unzufriedene Eigenbrötler, wieder einmal auf fremde Hilfe angewiesen, will er seinen Bruder retten. Er braucht seine ältere Schwester, einen Grünen Kobold (Merke: Nicht alle Kobolde wurden gleich geschaffen!) und jede Menge Grips. Eine wichtige Lektion für alle jungen und jung gebliebenen Leser, auf unterhaltsame Weise vermittelt.
|Gestaltung|
Wieder sind die Illustrationen von Tony DiTerlizzi sehr gelungen, jedenfalls mit Ausnahme des Greifs. Im Text hat das Fabelwesen einen Falkenschnabel, doch auf den Bildern scheint ihm ein gewöhnlicher Gockel vom Misthaufen das Fresswerkzeug vererbt zu haben. Der Text, den Holly Black beigesteuert hat, ist nun auf das Notwendigste verdichtet. Manchmal sogar so sehr, dass sich der Leser wünscht, es ginge ein wenig ausführlicher, denn die gute Mallory ist beileibe nicht oft genug „im Bild“, um eine glaubwürdige Mitspielerin abzugeben. Die ganze Action ist auf Jared zugeschnitten, und das finde ich ein wenig unfair.
Die äußere Gestaltung des Buches ist wieder mal vom Feinsten, aber das habe ich ja schon beim ersten Band geschrieben. Daher brauche ich nicht nochmals alle Details zu wiederholen. Bitte um Vergebung. Der günstige Preis von knapp acht Euro erstaunt mich daher immer wieder – im positiven Sinne.
_Unterm Strich_
Der zweite Band der Spiderwick-Geheimnisse enthüllt uns die nähere Umgebung des von Fabelwesen bewohnten Anwesens. Diesmal sind die Zeitgenossen von Jared & Co. aber weniger friedlich, und spezielle Methoden der Wahrnehmung und des Teamworks sind zu entwickeln.
Die gediegene Gestaltung des Buches, der kurzweilige, groß gedruckte Text und ganz besonders die schönen Zeichnungen tragen zur puren Lesefreude bei. Am Schluss gibt es, wie schon in Band 1, wieder einen Teaser …
|Hinweis: mehr Fabelwesen next time!|
Im nächsten Band treten ein Waldelf auf sowie ein Phooka. Ein Phooka ist ein schwarzes Pferd, das der irischen Sage nach denjenigen in die Irre führt, der ihm blindlings folgt. Na, und wie ein Waldelf aussieht, kann man sich ja (fast) denken – jedenfalls nicht wie Orlando Bloom!
Dieser Sammelband umfasst die ersten drei Romane des fünfbändigen Fantasy-Zyklus um Taran, der es vielleicht nicht mit Tolkiens „Herr der Ringe“ aufnehmen kann, der aber ebenso stark auf Mythen und Fantasythemen zurückgreift. Und die Hauptfigur Taran, die im Laufe des Zyklus eindrucksvoll heranreift, lieferte wie Tolkiens „Herr der Ringe“ die Vorlage zu einem Zeichentrickfilm.
_Der Autor_
Lloyd Alexander, geboren 1924, ist der Autor der „Chroniken von Prydain“ (= Britannien). Er arbeitete in den USA als Cartoonzeichner, Werbetexter, Grafiker, Übersetzer und Herausgeber einer Zeitung, bevor er begann, Bücher zu schreiben. Seine Bücher wurden vielfach preisgekrönt, die Romane um Taran unter anderem mit der Newbery Medal.
Ähnlich wie bei Tolkien, der mit „The Hobbit“ (1937) zunächst eine Fantasy für Kinder schrieb, beginnt auch Alexanders Prydain-Zyklus mit einer leichtfüßigen Kinder-Fantasy, um dann jedoch schnell auf tiefere, dunklere Themen sprechen zu kommen. Der erste und Teile des zweiten Bandes fanden Eingang in einen gleichnamigen Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1985: „Taran und der Zauberkessel“.
|Der Taran-Zyklus|
1. „Taran und das Zauberschwein“ bzw. „Das Buch der Drei“ (engl. The Book of Three) (1964)
2. „Taran und der Zauberkessel“ bzw. „Der schwarze Kessel“ (engl. The Black Cauldron) (1965)
3. „Taran und die Zauberkatze“ bzw. „Die Prinzessin von Llyr“ (engl. The Castle of Llyr) (1966)
4. „Taran und der Zauberspiegel“ bzw. „Der Spiegel von Llunet“ (engl. Taran Wanderer) (1967)
5. „Taran und das Zauberschwert“ bzw. „Der Fürst des Todes“ (engl. The High King) (1968) – Gewinner der Newbery Medal, 1969
6. „Der Findling und andere Geschichten aus Prydain“ (engl. The Foundling) (1973) – Sammlung von Kurzgeschichten, die in Tarans Welt Prydain spielen
_Vorbemerkung_
Der erfundene Schauplatz ähnelt jenem mythischen Wales, das dem Fantasykenner aus der Geschichtensammlung des „Mabinogion“ aus dem 14. Jahrhundert bekannt ist. Doch die Legenden beruhen auf mündlich überlieferten Erzählungen, die weit älter sind und noch aus der keltischen Kultur kommen.
Insbesondere der vierte Zweig des Mabinogi mit dem Titel „Math Son of Mathonwy“ bietet zahlreiche Referenzen, die der Autor verwendet. Dazu gehört der gesamte Komplex, der mit dem Recken Gwydion und seinem Onkel Math in Caer Dathyl zu tun hat. Math herrscht über einen Großteil von Wales. Sein Widersacher ist Arawn, der Fürst der Unterwelt Annuvis. Leider macht der Autor aus den vielschichtigen Vorlagen zu den Figuren Gwydion und Arawn nur ein schwarz-weißes Paar aus Gut und Böse. Alexander vereinfacht, vielleicht zu Gunsten der kindlichen Verständnismöglichkeiten.
_Handlung von „Das Buch der Drei“_
Der Waisenjunge Taran lebt als Hilfsschweinehirt beim Schmied Coll und einem Magier namens Dallben. Der Magier hütet das titelgebende „Buch der Drei“, das Taran nicht anfassen darf, selbst wenn der Zauberer, wie so oft, mal wieder schlafend meditiert.
Der Findling Taran kennt seine Eltern nicht, was schon mal ein gutes Zeichen ist: So fangen Heldengeschichten an. Er denkt sich aber nichts dabei. Doch seine Aufgabe als Hirt der Schweine stellt sich plötzlich als ziemlich wichtig heraus, denn Hen Wen, das weiße Hauptschwein, ist ein Orakel, wie er zu seiner größten Verblüffung erfährt. Auf seiner Jagd hinter dem ausgebrochenen Schwein her gerät er tief in den Wald, stößt auf den bösen gehörnten König, wird aber von einem unscheinbaren Waldläufer vor dem Tod bewahrt.
Der Waldläufer entpuppt sich als Fürst Gwydion, der mindestens so berühmt ist wie der Hochkönig und der böse König der Anderswelt Anuvis, Arawn. Und der freundliche Gwydion klärt Taran auf, was es mit dem Orakelschwein Hen Wen auf sich hat und was er selbst, so fern von seiner heimatlichen Burg, im Wald zu suchen hat. Im schönen Prydain (= Britannien) sind die Zeiten rau geworden und es braut sich etwas zusammen.
Ein kleines Waldwesen namens Gurgi weist ihnen den weiteren Weg. Sie stoßen zwar nicht auf das Schwein, doch auch der Anblick des Heerlagers des Gehörnten Königs verschlägt ihnen den Atem: Hier sammelt sich eine Armee, um Prydain zu überfallen und alle zu unterjochen. Sogar untote Krieger sind zu sehen, und von denen werden die beiden Neugierigen gefangen genommen.
Wider Erwarten landen sie nicht bei dem beobachteten Heer, sondern im Schloss der Zauberin Achren, deren verführerische Schönheit Taran zunächst betört. Wenig später findet er sich eingesperrt in einer Kerkerzelle wieder. Er hat schon mit dem Leben abgeschlossen, als ihm eine goldene Kugel durchs Fenster vor die Füße fällt und eine Mädchenstimme ihn auffordert, ihr den leuchtenden Ball zurückzugeben. Es ist die geschwätzige und aufgeweckte Eilonwy, die ehrliche Nichte der bösen Zauberin. Sie kennt nicht nur den Weg aus Tarans Gefängnis, sondern auch den zu seinem Herzen.
Aber das ahnen beide noch nicht, doch es wird ihnen rechtzeitig auffallen, dass sie füreinander bestimmt sind. Doch was wird aus Prydain, das von der Bedrohung nichts ahnt?
_Mein Eindruck_
Insgesamt bietet dieser erste Band von Tarans Abenteuern ein enorm hohes Maß an kuriosen Einfällen und sehr viel Kurzweil für junge Leser. Die Action ist nicht zu brutal und keiner der Gefährten Tarans muss sterben oder ein größeres Opfer bringen. Das ändert sich in den Folgebänden. Vielmehr scheint Taran hier auf einer Art Einkaufstour für nette Gefährten zu sein, mit denen er sämtliche Fährnisse überwinden und den gehörnten König besiegen kann.
_Handlung von „Der schwarze Kessel“_
Doch die friedliche Zeit, die auf das Ende seines ersten Abenteuers folgt, hat jäh ein Ende, als sich verschiedene hohe Herrschaften auf dem Gehöft von Dallben und Taran einfinden. Fürst Gwydion hat eine Ratsversammlung einberufen. Der Feldherr von Hochkönig Math fordert die anderen Fürsten auf, auf eine gefährliche Mission ins Reich Annuvin des Todesfürsten Arawn zu ziehen. Solange Arawn mit Hilfe des magischen schwarzen Kessels weiterhin Zombiekrieger erzeugen könne, werde Prydain nicht sicher sein vor seinem Angriff. Und in letzter Zeit sei Arawn dazu übergegangen, nicht nur Tote zu Kesselkriegern zu machen, sondern auch Lebende.
Auf dem Feldzug gerät Taran ständig mit dem hochmütigen Prinzen Ellidyr aneinander, der es wirklich auf den „Schweinejungen“ abgesehen hat. Und auch um den Feldzug ist es nicht gut bestellt, denn als Doli, der Zwerg, der sich unsichtbar machen kann, vom Dunklen Tor, dem Eingang zu Annuvis, zurückkehrt, erzählt er, dass der schwarze Kessel gar nicht dort sei, wo man ihn erwartet habe. Er ist weg!
Doch ein weiterer Zwerg namens Gwystyl beziehungsweise dessen Rabe Kaw wissen, wo der Kessel jetzt ist: in den Marschen von Morva. Und wer wohnt dort? Drei alte Weiber namens Orddur, Orgoch und Orwen, die über Zauberkräfte verfügen. Tarans Gefährten und er selbst entgehen nur dem traurigen Schicksal, gefressen oder als Kröten zertreten zu werden, als Taran erwähnt, dass er in der Obhut des Zauberers Dallben lebt. Die drei Hexen erinnern sich sehr gut an das Knäblein Dallben: Sie haben es selbst aufgezogen.
Zwar entdecken die Gefährten den schwarzen Kessel tatsächlich auf dem Grund und Boden der Hexen, doch das nützt ihnen gar nichts. Sie bekommen ihn nur gegen einen hohen Kaufpreis: Taran muss die Spange des Wissens hergeben, die ihm der Barde Adaon, der Sohn des Oberbarden Taliesin, in Verwahrung gegeben hatte.
Doch das ist noch gar nichts gegen den Preis, den der schwarze Kessel für seine Zerstörung fordert: Ein lebendiger Mensch muss freiwillig in den Kessel springen, dieser werde daraufhin zerbersten. Tatsächlich: Hämmer und Stangen richten gegen das magische Monstrum nichts aus, und so müssen ihn die Gefährten durch die Lande zu Fürst Gwydion schleppen, denn der werde schon Rat wissen.
Allerdings haben sie die Rechnung ohne den Ehrgeiz des Prinzen Ellidyr gemacht.
_Mein Eindruck_
Diesmal sind die Gegner Tarans und Fürst Gwydions in den eigenen Reihen zu finden: falscher Ehrgeiz und mehrfacher Verrat vereiteln um ein Haar den Erfolg der Guten, die auf der Seite von Recht und Gesetz stehen, Fürst Arawn tritt überhaupt nicht in Erscheinung, allenfalls seine Häscher, die Kesselkrieger. Und so müssen schon bald die Besten dafür büßen, unter ihnen der kluge, seherisch begabte Adaon. Und obwohl er die nahe Zukunft kennt, überlässt er Taran die Entscheidung, wie man weitermachen will: zurück zu Fürst Gwydion oder doch in die Marschen von Morva?
Dieses Taran-Abenteuer ist sowohl sehr spannend als auch anrührend. Das Fazit, das Gwydion und Taran am Schluss ziehen, ist relativ niederschmetternd: Dies ist also die Welt eines Mannes, eine Welt aus Verrat, Blut, Niedertracht und falschem Ehrgeiz. Kann dies alles sein? Nicht wenn man dem Pfad der Ehre und der Wahrheit und der Liebe folgt.
Doch Liebe hat Taran noch nicht kennen gelernt, allenfalls indirekt durch Adaon. Der war nämlich mit Prinzessin Arian Llyn verlobt, und das Unterpfand ihrer Liebe war eben jene Spange, die Taran für den Zauberkessel hergeben musste.
So erwirbt ein Symbol der Liebe ein Werk des Bösen, um dieses der Vernichtung zuführen zu können. Nur ein weiteres Opfer kann die Vernichtung vollbringen. Doch die Wahl des Freiwilligen fällt ganz anders aus als erwartet.
„Der schwarze Kessel“ ist ein spannendes Abenteuer, das bereits mehrere unerwartete Wendungen in Tarans Entwicklung enthält und den Helden reifen lässt. Wir wissen immer noch nicht, wer er in Wahrheit ist: ein Findling, aufgezogen von einem anderen Findling, nämlich Dallben.
_Handlung von „Die Prinzessin von Llyr“_
Diesmal dreht sich alles um Prinzessin Eilonwy, Tochter von Angharad aus dem Hause Llyr, einer Sippe von Zauberinnen. Seit dem ersten Abenteuer in „Das Buch der Drei“ wissen wir, dass Eilonwy ein besonderes Spielzeug hat: eine goldene Kugel, die in ihrer Hand leuchten kann. Welche Bewandtnis es damit auf sich hat, wird uns in diesem Band nun enthüllt.
Aber warum sollte Eilonwy überhaupt das heimelige Caer Dallben verlassen? Nun ja, sie kann ja nicht ewig eine schwertschwingende Küchenmagd bleiben, sondern muss auch mal mit den Feinheiten der Kultur vertraut gemacht werden, findet Magier Dallben. Taran und Gurgi eskortieren das widerwillig an die Küste ziehende Frauenzimmer. Dort empfängt sie ein Schiff, das von einem tolpatschigen Prinzen namens Rhun kommandiert wird. Eigentlich ignoriert die Besatzung seine Befehle, aber den Prinzen ficht das nicht an. Er hat ein gesundes Selbstvertrauen. Er ist Taran auf Anhieb unsympathisch.
Nach einer stürmischen Überfahrt zur Insel Mona, dem heutigen Anglesey, kommen sie endlich im Schloss Dinas Rhydnant an, wo man sie sogleich neu einkleidet. Auch der Barde Flewdur Fflam ist hier, worüber sich zumindest Taran freut, denn der Sänger ist aus dem Haupthaus wegen schlechten Gesangs verbannt worden.
Der Schumacher stellt sich zu Tarans höchstem Erstaunen als der verkleidete Fürst Gwydion heraus. Er warnt Taran, dass das Leben der Prinzessin in Gefahr sei und seines, Tarans, wohl auch. Der Haushofmeister des Schlosses stehe in Diensten der vertriebenen Zauberin Achren (siehe „Buch der Drei“) und habe sicher üble Pläne.
Tatsächlich beobachten Taran und Gwydion den Haushofmeister Magg beim Geben eines Signals – mitten in der Nacht. Ein Schiff auf hoher See antwortet. Am nächsten Morgen sind Magg und Eilonwy wie vom Erdboden verschluckt, nachdem Taran auf seiner Wache kurz eingenickt war. Die Verfolgungsjagd der Gefährten, die in Begleitung Prinz Rhuns aufbrechen, ist zunächst erfolglos.
Nachdem sie einer Riesenkatze mit dem hübschen Namen Llyan ebenso wie einem Höhlenriesen namens Glew entkommen sind, setzen sie zum verfallenen Stammsitz des Hauses Llyn über. Dort wartet schon die Zauberin Achren auf sie, die Eilonwy in ihrer Gewalt hat. Gelingt es Achren, die Zaubermacht der Llyns in die Hand zu bekommen, würde das den Untergang Prydains bedeuten.
_Mein Eindruck_
Die Handlung ist flott erzählt. Dieser dritte Band beginnt wie ein ganz gewöhnlicher Entführungsfall, doch die zahlreichen heiteren und erheiternden Zwischenfälle auf der Jagd nach der Gekidnappten stellen sich als durchaus hilfreich und keineswegs als vergeudete Zeit heraus. Das Finale lässt an Dramatik nichts zu wünschen übrig.
Zunächst erscheint das Buch wie ein Fliegengewicht gegenüber dem düsteren Band „Der schwarze Kessel“. Diesmal haben die Abenteuer mit Llyan und Glew einen grotesk-humorvollen Charakter. Zunächst sieht es nicht so aus, als hätten sie etwas mit der Entführung von Prinzessin Eilonwy zu tun, die dem Buch den Titel gibt.
|Nützliche Umwege|
Doch im Finale erweist sich, dass die bei der Verfolgungsjagd gemachten Erfahrungen und erworbenen Erkenntnisse über die Zaubermacht des Hauses Llyr von zentraler Bedeutung sind. Manchmal muss man eben einen Umweg machen, um zum Ziel zu gelangen. Und Prinz Rhun erweist sich bei dieser Gelegenheit als doch kein so großer Vollidiot, wie Taran zunächst angenommen hatte. Er und Eilonwy sollen heiraten, um über die Insel Mona zu herrschen. Das macht Taran natürlich eifersüchtig, denn er ist selbst der heißeste Verehrer der blonden Schönheit mit dem schnellen Mundwerk. Aber alles renkt sich wieder ein, wenn auch etwas anders als erwartet.
|Noch nützlichere Tiere|
Es ist immer wieder verblüffend, welch bedeutende Rolle Tiere in diesen Romanen haben. Diesmal ist es der Rabe Kaw, den Taran vom Zwerg Gwystyl („Der schwarze Kessel“) geschenkt bekommen hat, der sich als nützlicher Späher und eloquenter Auskunftgeber erweist. Dieser Vogel, der eine tiefe Zuneigung zu Taran gefasst hat, weist alle positiven Eigenschaften auf, die ihm die Legenden der Menschen zuschreiben.
Ganz anders dagegen die Riesenkatze Llyan. Sie ist das Ergebnis eines magischen Experiments, das der Riese Glew, ein echter Amateur in Sachen Wissenschaft, mit seinen Zaubertränken geschaffen hat. Leider fehlte es ihm dabei an Voraussicht, um die Folgen abzusehen. Jedenfalls musste er vor seinem Frankenstein-Geschöpf unter die Erde flüchten. Die Gefährten Tarans haben einen Heidenrespekt vor dem Riesenkater, doch der Zufall kommt ihnen zu Hilfe: Die Mieze reagiert auf Fflams Harfenklänge äußerst positiv und fängt schon bald zu schnurren an wie ein braves Kätzchen – Fflam, der moderne Orpheus. Später zeigt sich, wie nützlich anhängliche Tiere sein können.
_Unterm Strich_
So, nun wissen wir zwar, von welch edler und magischer Abkunft die werte Prinzessin Eilonwy ist, aber Taran ist immer noch der Meinung, dass er ihr als Hilfsschweinehirt nicht das Wasser reichen kann. Das findet Eilonwy allerdings auch. Und deshalb ist es nun allerhöchste Eisenbahn, mehr über Tarans Herkunft herauszufinden. Das passiert im nächsten Band, der den Titel „Der Spiegel von Llunet“ trägt. Hoffentlich finden die beiden bald zueinander.
Kinder und Erwachsene erwarten sich von diesem Fantasybuch sicher ganz unterschiedliche Dinge. Ein Erwachsener würde zum Beispiel fragen: Erfährt man vielleicht etwas über die detaillierte Geschichte Prydains? Mitnichten. Nur die groben Grundzüge, das war’s dann auch schon. Dieses Britannien muss man also bereits aus den Geschichtsbüchern kennen. Man sieht also: Vor allem Kinder ab 10 Jahren und Jugendliche werden vollauf mit dem Buch zufrieden gestellt, Erwachsene werden sich stets ein wenig mehr von diesem oder jenem wünschen.
Ich finde die Titelillustration dieses Bandes viel zu düster. Der bedrohlich aussehende Krieger mit dem blöden Hirschgeweih am Helm soll wohl den Dunklen Herrscher von Annwyn darstellen. Nun ja, er tritt in den ersten drei Bänden nicht allzu häufig auf, im dritten überhaupt nicht. Das Bild dürfte Kinder und Jugendliche, an die sich das Buch wendet, abschrecken, und das finde ich sehr schade.
|Zur Übersetzung|
Machte in den ersten beiden Bänden Otfried Preußler einen ausgezeichneten Job, so schrieb Roland Vocke den 3. Band zu einem zeitgenössischen Kindermärchen um, was an sich schon recht fragwürdig war. Aus einem literarischen Meisterwerk wurde eine 08/15-Story.
Diese Ausgabe löst die ältere deutsche Ausgabe aus den achtziger Jahren ab. Eine Aussprachehilfe für die walisischen Namen wäre aber hilfreich gewesen. So etwa wird das „w“ als „u“ ausgesprochen und ein Doppel-L als „chl“, ein „ch“ aber als „k“. Das könnte etwas verwirren.
|Hinweis zur Fortsetzung|
Der Sammelband, der die zwei Fortsetzungen enthält, trägt den Titel „Taran – Die Reise zum Drachenberg“ und hat die ISBN 3-570-13197-1.
|Taran 1-3, 1964-66
542 Seiten
Aus dem US-Englischen von Otfried Preußler (1+2) und Roland Vocke (3)|
In diesem Buch beginnen die spannenden und kuriosen Abenteuer dreier Geschwister. Sie kommen aus der Stadt, müssen sich aber mit den Wundern und Gefahren des Landlebens herumschlagen. Und natürlich mit Elfen, nicht zu vergessen!
_Die Autoren_
Tony DiTerlizzi ist ein mehrfach ausgezeichneter amerikanischer Illustrator von Kinder- und Jugendbüchern sowie Rollenspielbänden. Zu seinen Werken gehören Arbeiten für Bücher von Tolkien, Anne McCaffrey, Peter S. Beagle sowie für das Kartenspiel „Magic the Gathering“ und „Dungeons & Dragons“. Er lebt mit seiner Frau Angela und seinem Mops Goblin (= Kobold!) in Amherst, Massachusetts, einem recht malerischen Städtchen in Neuengland. Lebte nicht auch die Dichterin Emily Dickinson dort? Mehr Infos: http://www.diterlizzi.com.
Holly Black wuchs laut Verlag in einem „alten viktorianischen Haus auf, wo ihre Mutter dafür sorgte, dass ihr die Geister- und Elfengeschichten nie ausgingen“. Ihr erster Jugendroman „Die Zehnte“ (2002) entwirft ein „schauriges Porträt der Elfenwelt“. Es wird von der |American Library Association| als „Best Book for Young Adults“ bezeichnet, eine gute Empfehlung für politisch korrekte Fantasy.
Holly lebt mit ihrem Mann Theo und einem „beeindruckenden Zoo“ in New Jersey. Mehr Infos: http://www.blackholly.com.
_Handlung_
Die Zwillinge Simon und Jared ziehen mit ihrer älteren Schwester Mallory von New York City aufs Land, nachdem sich ihre Eltern haben scheiden lassen. Sie leben jetzt bei ihrer Mutter, die sich nun keine New Yorker Wohnung mehr leisten kann, aber zum Glück noch ein Domizil von ihrer Großtante Lucinda überlassen bekommt: Haus Spiderwick.
Es sieht wie eine Ansammlung übereinander gestapelter Hütten aus, findet Jared. Und ist mindestens hundert Jahre alt. Und die Wände müssen hohl sein, nach den Geräuschen zu urteilen, die er darin hört. Als Mallory wagemutig mit dem Besenstiel ein Loch in die Wand haut, wird dahinter etwas sehr Merkwürdiges sichtbar: eine winzige Wohnung mit ulkigem Inventar – und ganz bestimmt nicht für Menschenkinder gemacht. Aber wofür dann?
Am nächsten Morgen weckt Jared und Simon ein schrilles Kreischen von ihrer Schwester. Jemand hat ihre Haare am Rahmen ihres Bettes festgebunden. Nein, so etwas haben die beiden noch nie gesehen. Wer oder was kann so etwas nur tun, und warum? Weil Mallory die Wand eingeschlagen hat? Das ist ja wohl lächerlich!
Als Jared erkundet, wohin der Speisenaufzug führt, landet er in einem geheimnisvollen Zimmer, aus dem keine Tür hinausführt. An der Wand hängt ein Porträt seines ehrwürdigen Ahnen Arthur Spiderwick, und auf dem Sekretär liegt ein altes, vergilbtes Blatt Papier. Darauf steht ein Rätsel, und obwohl Jared eigentlich nicht der Bücherwurm der Familie ist, muss er sofort das Rätsel lösen.
Hoch oben im obersten Kämmerchen des Hauses landet er endlich vor einer großen Truhe. Er strengt seinen Grips an und findet darin ein Buch. Es ist das allerseltsamste Buch, das er jemals gesehen hat. Es handelt von Elfen.
_Mein Eindruck_
So beginnen die Abenteuer mit den Elfen in Haus Spiderwick und seiner düsteren, wilden Umgebung. Diese Abenteuer erstrecken sich über mindestens sechs Bände, alle davon sehr schön illustriert und buchbinderisch wertvoll gestaltet (Fadenbindung – wo gibt’s das heute noch?). Der Illustrator Tony DiTerlizzi bedankt sich für die Inspiration dazu bei Arthur Rackham, einem der berühmtesten Zeichner für Kinderbücher aus der viktorianischen Ära. Rackham illustrierte beide Bücher über „Alice im Wunderland“ und natürlich auch „Grimms Märchen“ (sehr schön in der |Heyne|-Ausgabe).
Das klingt nach einem netten Bilderbuch, und das ist es auch. Es eignet sich wohl ab sechs bis acht Jahren – leider fehlt hier ein Hinweis vom Verlag. Mallory ist jedenfalls schon 13 und kann immer noch etwas mit dem Elfenbuch anfangen. Ältere Leser finden die Bilder vielleicht hübsch, aber die Handlung ist für sie wohl nicht so der Hit. Kinderkram, oder?
Das sollten sie sich noch einmal überlegen. Die Welt, in der die drei Kinder sich nun bewegen, ist nach der Scheidung der Eltern psychologisch aus dem Gleichgewicht geraten. Und zudem geraten sie selbst aus der Moderne in eine entrückte Vergangenheit, in der sie mit Fabelwesen konfrontiert werden – eine Welt der Schatten und des Zwielichts, Raum für Fantasie. Kein Wunder, dass sie selbst ein wenig seltsam werden. Die Charakterisierung ist ungewöhnlich gut gelungen.
Jared beispielsweise ist keineswegs der brave Streber und Mamis Liebling, sondern ein jähzorniger Kerl, der sich gerne prügelt und auf andere wenig Rücksicht nimmt. Das wird ihm noch sehr leid tun. Simon hingegen, sein eineiiger Zwillingsbruder, ist ganz vernarrt in Tiere, denen er all seine Liebe gibt. Er hütet zwei Mäuse, Jeffrey und Lemondrop. Als sie von den Elfen entführt werden, startet er eine enorme Suchexpedition. Ihre Schwester Mallory ist auch nicht gerade pflegeleicht. Schon ein wenig abgebrüht und desillusioniert, übt sie sich im Fechten mit dem Florett, was das Zeug hält. Wohl dem, der so eine wehrhafte große Schwester hat!
Ihre Mutter hat zwar keinen Namen, aber dafür größte Autorität. Sie führt das Regiment im Spiderwick-Haus. Allerdings hat sie mit ihren drei Rangen alle Hände voll zu tun. Und als sich die Elfen einmischen, geht es im Haus bald drunter und drüber.
|Elfenpack macht Schabernack|
Denn dies sind nicht die Elfen, von denen Tolkien erzählt, auch nicht irgendwelche kuscheligen Fabelwesen aus dem Zauberwald, wie etwa Peter Pans Tinkerbell. Manche der zahlreichen verschiedenen Elfengattungen sind nicht gerade gut auf die menschlichen Eindringlinge zu sprechen. Da gibt es Wichtelmännlein, Irrwichte, die krötenartigen Kobolde – und im Waldbach lauert sogar ein Troll.
Dies sind Gestalten aus der Dark Fantasy, wie sie beispielsweise C. J. Cherryh in „The Dreaming Tree“ geschildert hat. Doch anders als bei Cherryh fehlen hier die Hochelben völlig. Winzig sind die meisten Elfen, den Pixies und Brownies der englischen Volkssagen näher als Tolkiens Erfindungen. Doch wer weiß, was noch alles kommt? Die Saga hat ja erst begonnen.
_Unterm Strich_
Schade nur, dass die Abenteuer jeweils nur 128 Seiten lang sind. Davon entfallen rund 20 Seiten auf Vor- und Abspann, und vom Rest wiederum etwa die Hälfte auf Illustrationen. Kein Wunder also, dass ein Erwachsener solch ein Buch binnen einer Stunde gelesen hat. Die Sprache ist einfach genug, und die Übersetzerin Anne Brauner hat das Original angemessen übertragen.
Aber das Buch ist ja für Kinder gedacht, nicht für Erwachsene. Die große Schrift eignet sich ideal zum Vorlesen beim Zubettgehen, so reicht das Buch locker für eine Woche. Und wenn ein Kind die Geschichte nicht glauben will, na, dann liefert das entsprechende Bild den Beweis, dass es Elfen geben muss. Irgendwo, äh … Vielleicht in Amherst, Massachusetts. Oder so.
Da das erste Abenteuer relativ schnell endet, freut man sich schon gespannt auf das nächste. Und das führt den jähzornigen Jared tief in den Wald, zu den Kobolden. Es ist höchste Zeit, dass er seine Lektion lernt.
Anno 1806. Feuerreiter Will Laurence und sein Drache Temeraire sind unzertrennlich, doch nach dem britischen Sieg gegen Napoleons Drachenreiter wird ihr Beisammensein bedroht: Eine chinesische Delegation fordert die unverzügliche Herausgabe von Temeraire, der eigentlich als Geschenk des chinesischen Kaisers an Napoleon gedacht war. Laurence bleibt nichts anderes übrig, als seinen geliebten Drachen auf eine gefährliche Reise ins ferne China zu begleiten …
Peter Jackson wird den Roman verfilmen, vielleicht sogar die ganze Trilogie um die Feuerreiter.
_Die Autorin_
Naomi Novik wurde 1973 in New York City geboren und ist mit polnischen Märchen, den Geschichten um die Hexe Baba Yaga und mit Tolkiens Werken aufgewachsen. Sie hat englische Literatur studiert, im Bereich IT-Wissenschaften gearbeitet und war zudem an der Entwicklung von erfolgreichen Computerspielen beteiligt. Dann schrieb sie ihren Debütroman, mit dem sie Kritiker und Leser gleichermaßen begeisterte. Mehr zu der Welt der Feuerreiter findet man unter http://www.temeraire.org. Novik lebt mit ihrem Mann in New York.
Die Trilogie „Die Feuerreiter Seiner Majestät“ besteht aus den Bänden:
Ein vierter Band erscheint im September 2007 im Original.
_Vorgeschichte_
Anno 1805, England befindet sich im Krieg mit Napoleon. Der englische Seekapitän Will Laurence traut seinen Augen nicht: An Bord einer gerade gekaperten französischen Fregatte befindet sich tatsächlich ein echtes Drachenei. Er bildet den kleinen schwarzen Drachen aus und wird mit ihm zu einem Team der Feuerreiter Seiner Majestät. Gemeinsam mit der britischen Drachenluftflotte schlägt das Freundespaar den französischen Invasionsversuch bei Dover zurück.
_Handlung_
Die Chinesen wollen ihren Drachen wiederhaben. Eine hochrangige Delegation des Kaisers von China, angeführt von Prinz Yongxing, bringt die Admiralität der Feuerreiter in höchste Verlegenheit, obwohl der Drache, den sie haben, Temeraire, gar nicht an die Briten ging, sondern an die Franzosen. Die Briten haben das Ei ganz legal gekapert. Der Admiral muss im Interesse der Handelsbeziehungen und um einen Krieg mit dem Riesenreich zu vermeiden, Temeraire zurückgeben. Der seltene Himmelsdrache muss zurück an den kaiserlichen Hof gebracht werden.
Der entsprechende Befehl an William Laurence, Temeraires Feuerreiter, stößt auf heftigen Widerstand. Nur seine Freundin Kapitän Roland kann seine Wut besänftigen. Auch Temeraire selbst geht es nicht besonders gut, weigert er sich doch zu essen, wenn er Laurence nicht dabeihaben kann. Es gibt nur eine Lösung der misslichen Lage: Laurence muss Temeraire auf dem Weg nach China begleiten. Die Regierung gibt ihnen noch einen politischen Klugscheißer mit, einen gewissen Hammond. Der Mann ist der Einzige, der wenigstens Chinesisch versteht.
Schon nach wenigen Tagen auf See wird das für den Drachentransport umgebaute Schiff von französischen Drachen angegriffen. Die Schlacht ist heiß, aber kurz, denn Temeraires Eingreifen verhindert den Sieg der Franzmänner. Die Chinesen an Bord taten sich dabei jedoch nicht sonderlich hervor, scheinen sie doch auf eine Absonderung von den Marine- und Fliegertypen der Engländer erpicht zu sein. Die Sprachbarriere tut ein Übriges. Im Verlauf der fast ein Jahr dauernden Reise greift ein Seeungeheuer aus dem Indischen Ozean das Schiff an und versenkt es um ein Haar. Temeraire wird Opfer einer von Postdrachen eingeschleppten Krankheit.
Laurence macht sich jedoch größere Sorgen wegen der zunehmenden Feindseligkeit unter der Mannschaft gegenüber den Feuerreitern. Die Kämpfe fordern mehrere Opfer, was schwer geahndet wird. Und als wäre dies nicht genug, versucht in der Nacht ein unbekannter Angreifer, Laurence zu töten. Nicht nur einmal. Die Gastmähler, die man bei den Chinesen einnimmt, führen jedoch zu einer angenehmeren Nachbarschaftsbeziehung. Die Briten müssen verdauen, dass, wie die Post mitteilte, die Chinesen im Reich der Mitte britische Handelsschiffe der Ostindien-Kompanie konfisziert haben. Das sieht man bei einer Seefahrernation, die vom Handel abhängt, gar nicht gern. Da Yongxing ein ziemlich arroganter Typ ist und darauf hinarbeitet, Laurence von Temeraire zu trennen, steckt er vielleicht hinter den nächtlichen Anschlägen.
Die Stimmung ist alles andere als entspannt, als das Schiff endlich chinesische Gewässer erreicht, zuerst in Macao. Überraschung – die feindlichen Franzosen liegen ebenfalls mit ihrer Flotte im Hafen! Eine weitere Überraschung ist der frenetische Empfang für Temeraire, der kaum weiß, womit er das verdient hat. Wie er erfährt, glauben die Chinesen, dass es Glück bringt, einen Himmelsdrachen zu sehen. Denn ansonsten sind Drachen aller Art vollständig in die chinesische Kultur und Wirtschaft integriert. Per Expressflug geht es weiter nach Peking in die Residenz des Kaisers. Doch dieser ist auf der Jagd und so machen sich die Briten nach Monaten des Wartens bald große Sorgen – um Leib und Leben.
Mit der Hilfe Hammonds bekommt Laurence allmählich ein Bild von der Lage. Temeraire alias Lung Tien (= Himmelsdrache) Xiang ist eine Trumpfkarte im Machtspiel Prinz Yongxing gegen andere Spieler. Aber er kann sie erst ausspielen, wenn Laurence und Co. beseitigt sind. Während er den Angriff auf die Briten vorbereitet – ganz unauffällig, versteht sich -, verschafft er Temeraire die Bekanntschaft mit dessen Mutter Quian und einer sehr hübschen Drachendame namens Mei, in die sich Temeraire auch prompt verliebt.
Während Temeraire durch sein Liebesleben davon abgehalten wird, Laurence beizustehen, findet der erste von zwei Angriffen statt. Eine Horde von angeblich tatarischen Räubern stürmt in die kaiserliche Residenz, nachdem rein zufällig alle Wachen abgezogen worden sind. Doch Laurence ist vorbereitet. Sun Kai, ein Chinese vom Schiff, hat ihn vorgewarnt. Der Angriff von rund hundert Banditen bricht über den als Festung ausgebauten Pavillon herein wie ein Gewitter. Laurence und seine Männer haben alle Mühe, sich ihrer Haut zu wehren. Und weit und breit kein Temeraire in Sicht …
_Mein Eindruck_
Nach einem furiosen Auftakt, bei dem sich Laurence verbal eine blutige Nase holt, gerät die Geschichte mit dem Beginn der Seereise schnell in das gewohnte Fahrwasser, das alle Schilderungen von Seereisen auszeichnet, seit Charles Darwin seine Reise mit der „Beagle“ im Jahr 1835 aufschrieb (und vor ihm James Cook und unzählige andere). Schon die Aufzählungen scheinen nicht enden zu wollen: welche Passagiere auf welche Weise an Bord und in welche Quartiere kommen, wie das Schiff gebaut ist, um welche Uhrzeit man den Hafen verlässt.
Es ist immer das gleiche Schema F, und es wundert mich, dass eine so kluge Autorin wie Naomi Novik sich nichts Besseres einfallen ließ als das vorgeprägte Schema zu wiederholen. Vielleicht dachte sie, das würde der Leser von ihr erwarten, aber es ist ja genau das Unerwartete, das am besten unterhält. Sie geht offenbar lieber auf Nummer sicher. Und auch auf diese Weise lassen sich 500 Seiten füllen.
Diese Reise muss in China enden, keinesfalls früher, so viel ist von vornherein klar. Dies ist der erste Spannungsbogen des Buches. Doch ganz und gar offen ist dabei, ob Herr Laurence das Ende der Reise erleben wird, denn wie sich sehr allmählich und sehr zaghaft herauskristallisiert, hat Prinz Yongxing kein Interesse daran, dass Laurence sich weiter an den Himmelsdrachen klammert. Daraus entsteht ein zweiter Spannungsbogen, der aber so bedächtig aufgebaut wird, dass von Spannung kaum je die Rede sein kann. Dafür müsste das Bewusstsein der Gefahr sehr viel deutlicher ausgeprägt sein.
Da die Action erst wieder in China auf den letzten 70 Seiten stattfindet, sind nach dem Auslaufen des Schiffes und der ersten Schlacht mit den Franzosen (bis Seite 146) also rund 280 Seiten zu füllen. Nun, immerhin hat die „Allegiance“ die halbe Welt zu umrunden, und daher gibt es jede Menge Gelegenheiten, fremde Länder, Menschen und Sitten zu schildern. Aber auch dies gehört zum Schema F. Wo bleiben die Abenteuer an Land, auf See, unter Deck, in der Luft? Nun, wenigstens auf See und unter Deck liefert die Autorin eine Reihe von Episoden, die wie Perlen aneinandergereiht werden: Ein Seeungeheuer ist die Hauptattraktion in diesem Zirkus der Showeinlagen.
Was mir jedoch fehlte, war ein Zusammenhang an psychologischer Spannung, ein Drama, das sich zu einem Höhepunkt steigerte. Hilfreich wäre ein Gefährte Laurences gewesen, dem er sich anvertrauen konnte, doch Temeraire, sein Seelengefährte, ist mit einer heftigen Erkältung beschäftigt. Und eine Frau gibt es an Bord keine einzige, zumindest offiziell, denn Feuerreiter-Fähnrich Roland ist zwar ein Mädchen, darf aber als solches keinesfalls offenbart werden, sonst sähe sie sich seitens der Teerjacken der Marine allen möglichen Repressalien ausgesetzt.
Da die besagten 280 Seiten also eine lange Durststrecke bilden, fiel es mir schwer, sie hinter mich zu bringen. Selbst die Schilderung eines so andersartigen Landes wie China wirkt in Noviks betulichem Stil so langweilig, dass ich wochenlang lieber zu aufregenderer Lektüre – Susan Cooper – griff. In einem letzten Anlauf schaffte ich dann die letzten 90 Seiten. In drei Tagen, was nicht gerade für aufregendes Geschehen im Buch spricht, das mich an den Lesesessel gefesselt hätte.
|Die Übersetzung|
Auf Seite 290 findet sich das Wort „beschmartet“, das wohl der Seemanssprache entnommen ist. Leider wird es nicht erklärt. Auf Seite 395 wird in der vorletzten Zeile „Dung“ mit „Dünger“ verwechselt. Man kann zwar den Zweck von Dünger mit Dung erreichen, ist aber nicht ausschließlich auf Dung angewiesen, sondern könnte genauso gut Kompost oder Torf verwenden. Deshalb finde ich die Gleichsetzung unzulässig.
Zum Buch gehört übrigens nicht nur eine Leseprobe und eine Tafel mit grafischen Darstellungen von vier Drachentypen, sondern auch eine wissenschaftliche Abhandlung über die weltweit vertretenen Drachentypen. Darin finden sich auch Informationen über den raren Drachentyp, die Temeraire vertritt: die Kaiser- und Himmelsdrachen.
_Unterm Strich_
Zwischen einem vielversprechenden Auftakt bis Seite 150 und einem akzeptabel actionreichen Finale ab Seite 430 ist eine fast 300 Seiten lange Strecke zu überwinden, die mit meist zusammenhanglosen Episoden gefüllt ist. Diese sind vor allem den Chinesen gewidmet, was nicht verwundert, denn schließlich gilt es, sich mit einer fremden Kultur vertraut zu machen, und welche Zeit wäre dafür besser geeignet als eine Seereise, die um die halbe Welt führt und fast ein Jahr dauert? Dabei führt die Autorin nicht nur mysteriöse Szenen wie die Anschläge auf Laurence ins Gefecht um die Unterhaltung, sondern auch humoristische Szenen, die häufig mit dem Essen der chinesischen Passagiere zu tun haben.
All das hat mich nicht vom Hocker gehauen, und so war ich froh, dass der Roman endlich zu Ende war. Solides Mittelmaß.
|Originaltitel: Throne of Jade, 2006
544 Seiten
Aus dem US-Englischen von Marianne Schmidt|
http://www.cbj-verlag.de/
http://www.temeraire.org/
http://www.temeraire.de/
Auftakt zu einer phantastischen Fußball-Zaubertrilogie
Alles beginnt mit einer Wette. Lorenzo und William, Wunderstürmer und Torwart der Verdammten Rotznasen, entfachen bei einem verrückten Fußballspiel ein magisches Gewitter, das sie selbst und die gesamte Welt in Gefahr bringt. Im Strudel der Ereignisse geraten sie ins legendäre Königreich Fantasmanien, mitten in einen mystischen Krieg, der dort seit Jahrhunderten tobt… (Verlagsinfo)
Der Verlag empfiehlt das Buch ab elf bis 13 Jahren.
Der Autor
Mike Maurus führt Regie bei Zeichentrickserien und animierten Kinofilmen. Er lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern im Süden von München.
Der junge, ehrgeizige Nathanael strebt eine Karriere im von Zauberern beherrschten britischen Weltreich an. Seine dringlichste Aufgabe besteht darin, der immer dreisteren Widerstandsbewegung ein Ende zu setzen. Doch Kitty und ihre Freunde entkommen ihm immer wieder.
Dann wird London von einer neuen Serie Schrecken erregender Anschläge erschüttert. Steckt womöglich gar nicht der Widerstand dahinter, sondern etwas anderes, viel Gefährlicheres? Nathanael braucht dringend einen Verbündeten, der ihm hilft, Licht ins Dunkel zu bringen. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als erneut Bartimäus zu beschwören … (Verlagsinfo)
_Der Autor_
Jonathan Stroud wurde im englischen Bedford geboren. Laut Verlag schreibt er bereits seit seinem siebenten Lebensjahr Geschichten. Während er als Lektor für Kindersachbücher arbeitete, verfasste er seine ersten eigenen Kinderbücher. Nach der Publikation seiner ersten beiden Jugendbücher widmete er sich ganz dem Schreiben. Er wohnt mit seiner Frau Gina, einer Grafikerin und Kinderbuchillustratorin, und der gemeinsamen Tochter Isabelle in St. Albans nördlich von London.
„Das Auge des Golem“ ist der zweite Band in der „Bartimäus“-Trilogie.
_Handlung_
Zwei Jahre sind vergangen, seit Zauberlehrling Nathanael sein großes Abenteuer mit dem Dämon Bartimäus hatte (in [„Das Amulett von Samarkand“). 353 Sie trennten sich voneinander, indem sie schworen, nie wieder etwas mit dem anderen zu tun haben zu wollen.
Doch die Zeiten ändern sich. Inzwischen ist Nathanael unter dem Zauberernamen John Mandrake in der Sicherheitsabteilung des Innenministeriums tätig. Sein Abteilungsleiter ist der unfähige Trottel Julius Tallow, doch Meisterin der Behörde ist die mächtige Jessica Whitwell. Und die untersteht direkt dem Premierminister Devereaux. Versteht sich von selbst, dass alle diese Beamten auch Zauberer sind. Auf die Gewöhnlichen blicken sie verächtlich oder bedauernd herab, je nach Naturell.
Diese Gewöhnlichen machen in letzter Zeit eine Menge Ärger. Nathanael ist damit beauftragt, deren Sabotageaktionen zu beenden und den „Widerstand“ auszurotten. Leichter gesagt als getan. Vor zwei Jahren hatte er schon einmal Kontakt zum Widerstand, und die Begegnung mit Kitty und ihren Gefährten war ihm nicht gut bekommen. Die Rebellin Kitty macht mit ihren Aktionen immer noch Schlagzeilen. Ihre Wege werden sich unweigerlich wieder mit denen Nathanaels kreuzen.
Doch der hat vorerst andere Sorgen. Ein unbekanntes Wesen, weder Dämon noch Dschinn, hat eine ganze Häuserzeile am Piccadilly in Schutt und Asche gelegt. Sogar kleinere Geister von Polizei und Innenministerium (= Agenten) wurden sofort eingeäschert. Während Julius Tallow den Widerstand dafür verantwortlich macht, hält Nathanael diese Idee insgeheim für absurd, doch auch er hat keine Erklärung. Leider stellen ihm seine Vorgesetzten ein Ultimatum: eine Woche, um die Sache aufzuklären.
Es gibt nur einen, der ihm jetzt noch schnell helfen kann: Bartimäus. Das hat aber einen gewaltigen Haken. Der alte Dämon kennt Nathanaels Geburtsnamen und kann ihn, wenn er will, mit diesem Wissen erpressen. Sie schließen einen Stillhaltepakt, der sechs Wochen gelten soll. Und keine Sekunde länger, denkt sich Bartimäus. Und was hat er von dem Pakt? Man wird ihn nicht für den Krieg in der Neuen Welt rekrutieren, solange er für Nathanael arbeitet. In Amerika soll’s ja wild zugehen, und so ist Bartimäus einverstanden …
Inzwischen rüstet sich der Widerstand zu einer neuen, spektakulären Aktion. Denn Kitty Jones, Nathanaels Widersacherin, findet heraus, dass sie eine natürliche Abwehrkraft gegen Magie besitzt. Deswegen blieb sie beispielsweise unversehrt, als ein magischer Flammenstrahl sie und ihren tschechischen Freund traf – er wurde völlig verbrannt ins Krankenhaus gebracht, sie hingegen hatte keinen Kratzer. Und als sie den Verursacher – es war unser Freund Julius Tallow – wegen der Attacke belangen wollte, glaubte ihr deshalb natürlich niemand.
Ein gewisser Mr. Pennyfeather holt sie in seinen Widerstandskreis. Nach einigen Monaten erfolgreicher Diebstähle beauftragt ein Unbekannter die Gruppe, aus der Gruft Gladstones, des zauberischen Staatsgründers, in der Westminster Abbey mehrere magische Gegenstände zu entwenden. Doch als die sechs Freunde dort eintreffen, stoßen sie in der geöffneten Gruft auf etwas, auf das sie in keinster Weise vorbereitet sind …
_Mein Eindruck_
Nach einem furiosen Prolog, der die Eroberung Prags durch britische Truppen im 19. Jahrhundert schildert – Bartimäus stand auf der Seite der Verteidiger – plätschert die auf Nathanael und Kitty verteilte Handlung so vor sich hin, bis endlich das unsichtbare Monster, das eine Londoner Häuserzeile zerlegt, auftaucht. Dann plätschert sie weitere hundert Seiten, bis schließlich Bartimäus auftaucht. Endlich!
Die freche Ausdrucksweise des 5000 Jahre alten Dschinns verleiht dem ansonsten kreuzbraven Stoff so etwas wie Pfeffer, und mit jeder Menge Ironie weiß Bartimäus die erfolglosen Bemühungen seines Meisters Nathanael – er nennt ihn auch mal „Natty“ – durch den Kakao zu ziehen. Da „Natty“ null Ahnung von Politik hat, peilt er auch nicht, wie ihm übel mitgespielt wird. Die vieltausendjährige Erfahrung des Dschinn kann ihm da nur eine willkommene Hilfe sein. Sollte man meinen, doch da kennt man die Zauberer nicht. Hochnäsige Burschen allesamt, die sich auf ihre Bildung und Macht wunder was einbilden. Und Nathanael, kaum 14, zieht sich auch noch an wie ein [Dandy. 716 Für Bartimäus grenzt es an ein Wunder, dass er überhaupt etwas auf die Reihe kriegt.
Der Dschinn sorgt jedoch für jede Menge Action in den Straßen und Gassen der britischen Hauptstadt, und da er über einige Macht verfügt, übernimmt er schon bald das Kommando über einige weniger mächtige Geisterwesen. Allerdings hat auch er nicht mit einem leibhaftigen Golem gerechnet, der sich durch einen Finsterniszauber unsichtbar machen kann. Daher ist das Rätsel, wer den Golem geschaffen hat und ihn lenkt, auch eher in Prag zu lösen als in London. Dort tappt Natty auch prompt in eine Falle. Bartimäus hatte ihn gewarnt, aber der blasierte Brite wollte nichts davon hören.
Wenigstens ist Nathanael wieder zurück, als das Desaster in der Westminster Abbey für alle offensichtlich wird. Und ein weiteres Monster ist ausgebrochen, um das sich Bartimäus kümmern muss. Ein ungewöhnlich humorvolles und respektloses Monster, darf ich verraten, ein Monster, das richtig gute Laune verbreitet (außer bei seinen Opfern). Nur wunderte ich mich dann doch etwas, wo denn der Golem, der zu Anfang für Furore gesorgt hatte, abgeblieben war.
Die restlichen 300 Seiten lesen sich praktisch von alleine, denn der Golem taucht dann doch wieder auf. So fiel es mir ziemlich schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Wäre der schleppende Anfang nicht gewesen, würde ich dem Roman die volle Wertung nicht verweigern, aber so gibt’s einen leichten Abzug.
|Die Übersetzung|
Es ist sehr deutlich, dass die Bartimäus- und die Kitty-Kapitel von zwei verschiedenen Übersetzern übertragen wurden. Ich tippe mal, dass Katharina Orgaß sich Kittys angenommen hat, was für Gerald Jung den beträchtlichen Rest übrig lässt. Auf die Bartimäus-Kapitel habe ich mich stets besonders gefreut, denn die Sprache ist aktueller und schnoddriger als die der etwas betulichen Kitty-Kapitel.
_Unterm Strich_
Ich fand „Das Auge des Golem“ relativ konstruiert, denn in der Mitte wundert man sich doch, was denn nun aus dem titelgebenden Ungeheuer geworden ist. Stattdessen steuert die zweigeteilte Handlung in eine ganz andere Richtung, und erst ganz am Schluss taucht das Lehmmonster wieder auf, quasi im Showdown. Dabei erweisen sich die besonderen Eigenschaften des Geschöpfes als verhängnisvoll für seinen Meister. Die Aussage des Autors: Terror kann den Herrschenden recht nützlich sein, wenn er sich dazu benutzen lässt, die Bürger – in diesem Fall die „Gewöhnlichen“ – unter Kontrolle zu halten und so die Herrschaft der obersten Klasse zu zementieren.
Diese Botschaft hat man schon viele Male vernommen, doch noch selten in einem Fantasyroman. Und ob sie die jungen Leser überhaupt erreicht, bezweifle ich. Es sei denn, diese jungen Leser hätten bereits Unterricht in „Gemeinschafts“- oder „Sozialkunde“ oder „Geschichte“ erhalten. Das jeweilige Alter kann man sich ausrechnen.
Man muss aber kein Terrorismusexeperte sein, um „Das Auge des Golem“ trotzdem genießen zu können. Jungs wie Mädels werden gleichermaßen von der Handlung angesprochen, wobei die Mädels die rebellische und misstrauische Kitty sicherlich sehr sympathisch finden werden. Nathanael, obwohl lernfähig und zunehmend desillusioniert, ist weniger eine Identifikations- , sondern eher eine Schießbudenfigur; ein radikaler Unterschied zum ersten Band. Deshalb halte ich es mit dem ironischen und sehr aktiven Bartimäus.
In jeder Verfilmung wäre der 5000 Jahre alte Dschinn, der uns im Buch mit seinen unzähligen Fußnoten ergötzt, zweifellos der Star. Und eine Verfilmung ist keineswegs auszuschließen. Schließlich hat auch die Harry-Schotter(c)-Reihe nur sieben Bände, und dann ist Schluss.
|Originaltitel: The Golem’s Eye, 2004
Aus dem Englischen übersetzt von Katharina Orgaß und Gerald Jung|
Nino Sorokin ist dabei, als der Unfall geschieht. Seine Eltern sterben, ihm bleibt eine besondere Gabe: Er sieht den Tod eines jeden Menschen voraus. Auch den eigenen. Von nun an ist er besessen von der Frage, wie man das Schicksal überlisten kann. Er weiß, er wird nur 24 Jahre alt – und sein Geburtstag rückt immer näher. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Ninos Suche führt ihn zu einem geheimen Zirkel von Mentoren, die Seelen sammeln. Und er begeht den größten Frevel, den der Zirkel kennt: Er verliebt sich in eine der Seelenlosen. In die geheimnisvolle Noir, die bereits auf der Schwelle zum Jenseits steht … (Verlagsinfo) Jenny-Mai Nuyen – Noir. Romantasy-Roman weiterlesen →
Band 1. „Der unsterbliche Alchemyst“
Band 2. „Der dunkle Magier“
Band 3. „Die mächtige Zauberin“
Band 4. „Der unheimliche Geisterrufer“
Band 5: „Der schwarze Hexenmeister“
Band 6: „Die silberne Magierin“
Band 7: The Secrets of the Immortal Nicholas Flamel: The Lost Stories Collection (2021) ISBN 0-593-37690-0; ISBN 978-0-593-37690-4.
Die abenteuerliche Jagd nach dem magischen Buch, mit dem allein Nicholas Flamel sich seine Unsterblichkeit erhalten kann, geht weiter! Flamel und die Zwillinge Josh und Sophie sind nun in Paris gelandet, der Geburtsstadt Flamels. Nur ist Nicholas´ Heimkehr alles andere als friedlich, denn Dr. John Dee – der dunkelste aller dunklen Magier – hat in Paris in dem skrupellosen Niccolò Machiavelli einen gefährlichen Verbündeten. Dee und Machiavelli beschwören nicht nur alle Mächte der Unterwelt, es gelingt ihnen auch noch, Josh auf ihre Seite zu ziehen und Zwietracht zwischen den Zwillingen zu säen. Höchste Zeit, dass Sophie in der zweiten magischen Kraft ausgebildet wird: der Feuermagie. Und es gibt nur einen in Paris, der sie darin ausbilden kann: der Graf von Saint-Germain – Alchemist, Abenteurer und Geheimagent! (Verlagsinfo)
Das Buch eignet sich für jugendliche Leser ab 14 oder 15 Jahren, aber mein zwölfjähriger Neffe hat damit ebenfalls keine Schwierigkeiten.
Die Wälder vor 6000 Jahren erstrecken sich von einem Ende der Welt zum anderen, voller lebendiger Seelen – außer einer … Der zwölfjährige Torak erhält von seinem sterbenden Vater den Auftrag, den Berg des Weltgeistes zu suchen. Nur so kann die böse Macht aufgehalten werden, die in den Wäldern für Angst und Schrecken sorgt.
Zusammen mit einem jungen Wolf macht sich Torak auf den Weg, um seine gefahrvolle Aufgabe zu erfüllen. Er stößt auf Feinde, doch zum Glück findet er in Renn auch eine verlässliche Freundin. Nur gemeinsam kann es ihnen gelingen, die Prophezeiung vom Auftrag des „Lauschers“ erfüllen.
Entdeckt: ein verlorener Schatz der Filmgeschichte
Paris 1931. Hugo Cabret wächst als Waisenjunge auf. Er ist Wächter der Uhren und Dieb auf einem Pariser Bahnhof. Als er die Aufmerksamkeit eines exzentrischen Mädchens und ihres bärbeißigen Großvaters erregt, sind seine Existenz im Verborgenen und sein größtes Geheimnis in Gefahr.
Eine geheimnisvolle Zeichnung, ein liebevoll gehütetes Notizbuch, ein gestohlener Schlüssel, ein mechanischer Mann und eine verborgene Botschaft von Hugos verstorbenem Vater markieren den Pfad, auf dem wir nach und nach zu Hugos gehütetem, zartem und faszinierendem Geheimnis vordringen dürfen. (abgewandelte Verlagsinfo)
Der Autor Brian Selznick – Die Entdeckung des Hugo Cabret. Graphic Novel weiterlesen →
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