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Ralf Isau – Die Masken des Morpheus

Der siebzehnjährige Waisenjunge Arian arbeitet in der Spektakelschau seines Ziehvaters als Artist und Puppenspieler. Seine ungewöhnlichen Fähigkeiten kommen ihm dabei zugute. Allerdings besitzt er außer denjenigen, die er regelmäßig nutzt, auch noch ein paar, von denen er nichts weiß. Und diese letzteren sind der Grund, warum an einem schönen Sommertag die Begegnung mit einem alten Franzosen Arians Leben vollkommen durcheinanderbringt …

Wie der Leser es von Ralf Isau gewohnt ist, hat der Autor sehr gründlich recherchiert. Historischer Hintergrund ist die französische Revolution, doch obwohl die Ereignisse dort eine nicht unerhebliche Rolle spielen, findet die Handlung nur teilweise in Frankreich statt. Durch seine Erzählung hat der Autor den historischen Ereignissen eine ganz eigene Interpretation gegeben, was einen großen Teil ihres Charmes ausmacht.

Der andere Teil, der fasziniert, ist das phantastische Grundgerüst.

Morpheus, in der griechischen Mythologie Sohn der Nacht und des Schlafes und Gott der Träume, besitzt die Fähigkeit, jegliche Gestalt anzunehmen. Ralf Isau hat dies umgearbeitet in die Fähigkeit, mit anderen Geschöpfen den Körper zu tauschen. Dies schließt auch Tiere ein und eröffnet damit nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, zumal Morpheus nicht der Einzige ist, der über dieses Können verfügt. Dazu kommt noch, dass die sogenannten Körpertauscher nicht nur in der Lage sind, einen fremden Körper zu übernehmen, sie können auch die darin lebende Seele vereinnahmen. Das ist der Grund, warum Arian sie als Seelendiebe bezeichnet.

Unnötig zu erwähnen, dass solche Fähigkeiten nicht nur eine immense Machtfülle bedeuten, sondern auch eine unbegrenzte Lebensspanne für den Körpertauscher, sofern er nicht durch Einwirkung von Gewalt zu Tode kommt, ehe er in einen anderen Körper wechseln kann.

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Michael Scott – Der schwarze Hexenmeister (Die Geheimnisse des Nicholas Flamel 5)

Heroische Fantasy an der Grenze zur SF

Flamel Nr. 5: Das Wecken der Monster und der Magie

Dies ist der fünfte Band der furiosen Fantasyreihe rund um den berühmtesten Alchemisten aller Zeiten. – Nicholas Flamel liegt im Sterben. Zu lange schon fehlt ihm das Unsterblichkeitselixier. Perenelle, die mächtige Zauberin, ist jedoch keinesfalls bereit, auch nur einen Tag ohne ihren geliebten Mann zu leben. Doch um Flamel einen Tag ihres eigenen Lebens schenken zu können, braucht sie Sophies Aura. Sophie jedoch ist völlig verzweifelt: Josh hat sich endgültig auf die Seite des dunklen Magiers Dee geschlagen und ist fest entschlossen, mit ihm die Weltherrschaft zu erringen. Während ein Hexenmeister im Hintergrund seine Intrigen spinnt, überschlagen sich die Ereignisse. (Verlagsinfo)

Das Buch eignet sich für jugendliche Leser ab 14 oder 15 Jahren, aber mein zwölfjähriger Neffe hat damit ebenfalls keine Schwierigkeiten.

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Michael Scott – Der unheimliche Geisterrufer (Die Geheimnisse des Nicholas Flamel 4)

Heroische Fantasy an der Grenze zur SF

Flamel Nr. 4: Das Monster aus der Finsternis

Die Zeit läuft ab für den Alchemysten Nicholas Flamel! Mit knapper Not konnten Flamel und die Zwillinge wieder zurück nach San Francisco fliehen. Doch auch hier gibt es kein Ausruhen. Um ihren Feinden entgegentreten zu können, muss Josh in der Feuermagie ausgebildet werden. Und kaum beherrscht er sie, verschwindet er spurlos.

Sophie ist zutiefst erschüttert, als sie herausfindet, dass erneut ihr Gegenspieler John Dee hinter dem Verschwinden ihres Bruders steckt. Der dunkle Magier hat nun jegliche Skrupel verloren: Mit Joshs Hilfe will er etwas Uraltes aus dem Geisterreich herbeirufen. Ein Wesen, das die Macht hat, selbst das Ältere Geschlecht zu töten – ganz sicher aber Josh. (Verlagsinfo)

Das Buch eignet sich für jugendliche Leser ab 14 oder 15 Jahren, aber mein zwölfjähriger Neffe hat damit ebenfalls keine Schwierigkeiten.

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John Stephens – Das Buch Rubyn (Die Chroniken vom Anbeginn 2)

Die Chroniken vom Anbeginn-Trilogie:

01 „Emerald“
02 „Rubyn
03 „Onyx“

Die Handlung:

Nachdem es den drei Geschwistern Kate, Michael und Emma erfolgreich gelungen ist, das erste der Bücher vom Anbeginn aus den Händen des finsteren Magnus zu retten, sind sie nun bereit für den zweiten Teil ihres Abenteuers. Dieses wird sie an der Seite ihres großväterlichen Freundes Dr. Pym erneut vor gewaltige Herausforderungen stellen, in ferne Welten und Zeiten führen und sie zwingen zu entscheiden, was ihnen wirklich wichtig ist im Leben. Und so kommen die tapfere Kate, der kluge Michael und die unerschrockene kleine Emma dem Geheimnis ihrer Familie und dem mächtigen Buch Rubyn langsam immer näher. (Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ein neuer Teil der Reihe und ein neues Buch, das es zu finden gilt. Und diesmal lässt die Übersetzerin des Verlags keinen Teil des Originaltitels weg, sie denkt sich einfach einen komplett Neuen aus und macht aus der „Feuerchronik“ direkt „Das Buch Rubyn“ … auch ’ne Möglichkeit, wenn auch keine, die ich nachvollziehen kann. Besonders wenn sich gegen Ende zeigt, warum der Roman im Original „The Fire Chronicle“ heißt und das Wort „Rubyn“ eine Wortneuschöpfung der Übersetzerin ist, die verständlicherweise zu keinem Zeitpunkt erklärt oder aufgelöst wird … wie sollte sie auch.

Wir steigen direkt ein in das schreckliche Leben der Kinder im Waisenhaus. Wobei „Kinder“ nicht mehr so ganz auf alle zutrifft, denn Kate ist mittlerweile schon 15. Nicht verändert haben sich allerdings ihre Lebensumstände und die Charaktere, die über sie im Alltag bestimmen. Und sofort ist der Stammleser wieder in der Welt der drei Geschwister.

Der Autor macht es seinen Lesern aber auch leicht, sich auf die Story einzulassen, besonders wenn sie den Vorgängerband gelesen haben und sich noch vage an die Charaktere erinnern können. Durch Handlung und Dialoge werden schnell Sympathien und Antipathien verteilt und der Leser ist schnell auf Seiten der Kinder, um ihnen wieder beizustehen. Das kann man dann auch recht schnell, denn fix wirds dramatisch und plötzlich ist Kate verschwunden und wir sind zusammen Michael, Emma und mit dem Zauberer Dr. Pym in Italien … das Abenteuer kann beginnen. Werden die drei Kate finden und die Prophezeiung erfüllen … oder sogar ihre Eltern finden? Was hat der fiese Magnus vor … davon ab, dass auch er die drei magischen Bücher in seinen Besitz bringen will? Und schon kommt wie bereits beim Vorgängerroman der direkte Vergleich zum HARRY- POTTER-Franchise in den Kopf des Lesers, denn auch Magnus als Hauptgegner sammelt eine Armee um sich … ob die wohl auch Death Eaters heißen?

Aber nicht nur Fragen gibts im „Buch Rubyn“, sondern auch Antworten. Besonders interessant für den Fan der Reihe sind die Infos zu der Herkunft und der Geschichte der drei magischen Bücher. Und auch wer Sir Hasi ist und warum er so heißt und warum er das gar nicht so toll findet, erfahren wir.

Und so folgen wir in dieser Geschichte hauptsächlich Michael, der auf der Suche nach dem „Buch Rubyn“ ist, danach, was es so besonders macht und nach seiner eigenen Bestimmung. Aber auch Kates Handlungsfaden ist spannend, hängt sie doch in der Vergangenheit fest und macht dort ein paar interessante Bekanntschaften. Und hüben wie drüben gibts allerlei Geschöpfe, die Fantasy-Fans auch gern mal kennenlernen würden … ok, nicht alle, manche nur von Weitem … schnell mal winken und dann weglaufen.

Es wird gekämpft, gestorben, entführt, wieder zum Leben erweckt und noch so einiges mehr. Perfekt für die Leinwand, nicht nur für die im Kopf des Lesers.

Der Autor

John Stephens ist als Drehbuchautor und Produzent bekannt geworden. Er wirkte nach seinem Studium an so erfolgreichen Fernsehserien wie Gossip Girl oder Gilmore Girls mit. Erst Philip Pullmans Goldener Kompass-Trilogie brachte ihn schließlich auf die Idee, sich dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern zu widmen. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Elfen, Drachen, Zauberer, Reisen an ferne Orte und in die Vergangenheit … all das und mehr steckt im zweiten Teil der „Chroniken vom Anbeginn“. Dank der flüssig zu lesenden Beschreibungen der Szenarien und der lebendigen Dialoge ist der Leser von Anfang an in der Story und fiebert jeder Begegnung und Wendung entgegen, die sich der Autor hat einfallen lassen.

Dabei gehts wie schon im ersten Teil durchweg spannend zur Sache und Langeweile kommt weder für die drei Geschwister noch für den Leser auf. Die Lesestunden vergehen wie im Flug, die Seiten blättern sich fast von allein um und es bleibt das Verlangen, dass John Stephens möglichst schnell den dritten Teil der Trilogie zu Ende bringt oder jemand endlich mit der Verfilmung des Stoffes anfangen möge, denn die „Chroniken vom Anbeginn“ sind bestes Hollywood-Material.

Und so hinterlässt uns des Autors Geschichte einen Cliffhanger, der uns wiederum traurig und erwartungsvoll zurücklässt. Alles wird gut … bestimmt … hoffentlich … es muss.

Hardcover: 496 Seiten
Originaltitel: The Fire Chronicle – Books of Beginning 2
Aus dem Amerikanischen von Alexandra Ernst
Mit Illustrationen von Jon Foster
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: 10-13 Jahre
ISBN-13: 978-3570153932
www.randomhouse.de/cbjugendbuch
www.EmeraldAtlas.com

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (5 Stimmen, Durchschnitt: 2,20 von 5)

Joachim Masannek – Honky Tonk Pirates: Das verheißene Land (Band 1)

Die Honky Tonk Pirates-Serie:

Band 01 – _“Das verheißene Land“_
Band 02 – „Das vergessene Volk“
Band 03 – „Zurück in die Hölle“
Band 04 – „Es kann nur einen geben“
Band 05 – „Das Herz der Ozeane“

Dass man mit Piratengeschichten heutzutage durchaus erfolgreich sein kann, war spätestens mit der „Fluch der Karibik“-Reihe hinlänglich bewiesen. Zumindest filmisch. In der Literatur muss man doch schon etwas länger suchen, um fündig zu werden. Für entsprechende Jugendromane gilt das doppelt. Nach R. L. Stevensons „Schatzinsel“ kommt in dieser Ecke lange Zeit erst einmal Nichts. Das zu ändern hat sich Joachim Masannek, der sonst eher als Mastermind hinter „Die wilden Kerle“ bekannt wurde, vorgenommen und seine Serie „Honky Tonk Pirates“ aus der Taufe gehoben. Inzwischen ist sogar hier bereits die Verfilmung des Stoffes auf dem Weg.

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Ali Lewis – Es wird schon nicht das Ende der Welt sein

Inhalt

Danny ist dreizehn und wohnt mit seiner Familie auf einer Farm im Outback von Australien. Er mag die Wüste, die Tiere und das Leben auf dem Hof. Er hilft gern und eigentlich ist alles super, bis sein großer Bruder bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt. Als kurz danach auch noch seine Schwester schwanger wird und vom Internat fliegt, gerät das Leben der Familie völlig aus den Fugen. Um alles wieder etwas in den Griff zu bekommen, engagieren Dannys Eltern eine Haushaltshilfe. Die stellt sich zuerst aber ziemlich dämlich an und ist keine große Unterstützung. Nach und nach ändert sich das allerdings …

Kritik

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John Stephens – Emerald (Die Chroniken vom Anbeginn 1)

Die Chroniken vom Anbeginn:

01 „Emerald“
02 „Das Buch Rubyn“
03 „Onyx“

Die Handlung:

Als die drei Geschwister Kate, Michael und Emma, die als Kleinkinder von ihren Eltern getrennt wurden, auf dem Weg in ein neues Waisenhaus in dem abgelegenen Herrenhaus des geheimnisvollen Dr. Pym landen, ahnen sie nicht im Geringsten, wohin diese Reise sie führen wird. Denn bevor sie sich versehen, sind die besonnene Kate, der kluge Michael und die tollkühne kleine Emma in den Kampf um drei magische Bücher voll unermesslicher Macht verstrickt. Sie müssen erfahren, dass es ihre Aufgabe ist, diese
zu finden, wenn sie ihre Eltern je wiedersehen wollen. Auf dem Weg dorthin treten sie gegen finstere Gegner an, finden unerwartete, liebenswerte Verbündete, meistern ihre magischen Talente, entdecken unvorstellbare Wesen und beginnen das Geheimnis ihrer Familie zu lüften.
(Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Bereits Monate vor dem Erscheinen der Erstausgabe wurde um dieses Buch ein riesiger Rummel veranstaltet. Was ist das für eine Geschichte, die bereits in 32 Länder verkauft wurde, bevor die Öffentlichkeit überhaupt nur ein Wort davon gelesen hat? Da müssen sich aber viele Verantwortliche sehr sicher sein, dass die Trilogie um Kate, Michael und Emma ordentlich in den Kinderzimmern dieser Welt einschlagen wird.

Nicht so ganz nachvollziehen kann ich allerdings die Wahl des deutschen Titels. Wie kann man den Originaltitel „Emerald Atlas“ um das sinngebende Element kürzen? So ist es nur noch ein Edelstein, denn „Emerald“ heißt „Smaragd“, und nicht „smaragdgrüner Atlas“, der nämlich, verzaubert wie er ist, eine zentrale Rolle in diesem Buch spielt. So wird der Atlas dann im Buch auch „Buch Emerald“ genannt oder gegen Ende auch „Chronik der Zeit“. Was beides so gar keinen Sinn ergibt, wenn in der Geschichte davon gesprochen wird, dass hier diverse Karten enthalten sind … „wie in einer Chronik“ … Falsch! … In einer Chronik steht Text, in einem Atlas sind Karten! Wenn man schon die Namen der Charaktere direkt übernimmt, dann frage ich mich, warum die Namen der Bücher nicht auch sinngemäß übersetzt wurden, denn auch das Zwergen-Buch, aus dem Michael gern und ständig zitiert, trägt im Original einen ganz anderen Namen.

Es dauert keine Handvoll Seiten, bis der Leser gemerkt hat, dass John Stephens bislang Drehbücher für US-Fernsehserien geschrieben hat. Seine Dialoge sprühen vor Lebendigkeit und Wortwitz. Das Verhältnis der Geschwister untereinander wirkt so echt, wie es nur jemand beschreiben kann, der selbst Geschwister hat. Man ärgert den anderen ständig, aber nicht, weil man ihn nicht leiden kann, sondern weil man ihn liebhat. Aber das würde man natürlich nie öffentlich zugeben. So ähnlich geht es auch den drei „Waisen“ in „Emerald – Die Chroniken vom Anbeginn“. Sind sie das erste Mal voneinander getrennt, merken sie, wie viel sie sich gegenseitig bedeuten. Und das ist auch schon das Kernstück der gesamten Geschichte: Der Zusammenhalt der Familie, der Zusammenhalt von Geschwistern. Durch dick und dünn gehen, aber nie dabei allein sein müssen.

Der lockere Erzählstil von Stephens ist flüssig zu lesen und lässt den Leser nie ins Stocken geraten. Die Kapitel sind kurz genug, um in ein „Eins lese ich noch, dann ist aber Schluss“ zu verfallen.

Gleich zu Anfang merkt der Leser, woher Stephens seine Inspirationen bekommen hat. Sofort denkt man an „Harry Potter“, „Die Chroniken von Narnia“ und „Der goldene Kompass“. Aber trotz aller bekannter Zutaten erfindet Stephens eine neue Geschichte, die mit eigenem Charme begeistert. Seine Ideenvielfalt ist brillant und jedes Kapitel ist wie eine Szene in einer TV-Serie, bei der es alle paar Minuten einen kleinen Höhepunkt gibt und geben muss, bevor dann die Werbung gezeigt wird. Von daher ist seine langjährige Tätigkeit fürs Fernsehen sehr hilfreich gewesen und das kommt auch dem Leser zugute.

Ohne langwierige und langweilige Beschreibungen schafft Stephens es, dem Leser dennoch genug Tiefgang zu vermitteln, dass alle Personen glaubhaft wirken. Schnell entstehen die ersten Bilder im Kopf und das Abenteuer beginnt. Nachdem der erste Mann in der Mitte zerteilt wurde, wusste ich allerdings, warum der Verlag die Altersempfehlung nicht noch weiter heruntergesetzt hat. Abgesehen von dieser Szene sprüht das Buch vor Witz, Charme und Abenteuer. Magische Geheimnisse, Zeitreisen, Zauberer, Zwerge, neue Freundschaften, neue Feindschaften, Schwertkämpfe, all das und mehr erwartet die drei Geschwister und auch den Leser von „Emerald – Die Chroniken vom Anbeginn“.

Die drei verlieren dennoch nie ihr eigentliches Ziel aus den Augen: Ihre Eltern zu finden. Denn sie sind überzeugt davon, dass sie noch leben. Und am Ende dieses Teils weiß der Leser dann, was es mit dem ersten der „drei mächtigsten Zauberbücher, die je geschrieben wurden“ auf sich hat, was man damit anstellen kann und warum diese drei Kinder so entscheidend für das Schicksal der gesamten Menschheit sind.

Die 464 Seiten gehen viel zu schnell zu Ende und der Film, der von der ersten Seite an im Kopf des Lesers abläuft, wird bis zum nächsten Band, dessen Erscheinungstermin leider noch nicht feststeht, leider auf Pause stehen müssen. Aber einen Kinofilm wird es zu diesem Buch mit Sicherheit auch in absehbarer Zeit geben.

Der Autor

John Stephens ist als Drehbuchautor und Produzent bekannt geworden. Er wirkte nach seinem Studium an so erfolgreichen Fernsehserien wie Gossip Girl oder Gilmore Girls mit. Erst Philip Pullmans Goldener Kompass-Trilogie brachte ihn schließlich auf die Idee, sich dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern zu widmen. (Verlagsinfo)

Mein Fazit:

Ein fantastisches Abenteuer für die Zielgruppe, für die es hier keine Altersbeschränkung nach oben gibt. Fans von „Harry Potter“ und „Narnia“ finden mit diesem Buch einen ebenbürtigen Lesespaß.

Hardcover: 464 Seiten
Originaltitel: The Emerald Atlas – Books of Beginning
Aus dem Amerikanischen von Alexandra Ernst
Mit Illustrationen von Jon Foster
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: 10-13 Jahre
ISBN: 978-3-570-15292-8
www.randomhouse.de/cbjugendbuch
www.EmeraldAtlas.com

Der Autor vergibt: (5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (7 Stimmen, Durchschnitt: 2,57 von 5)

Michelle Paver – Seelenwächter (Chronik der dunklen Wälder 6)

Chronik der dunklen Wälder:

Band 1: „Wolfsbruder“
Band 2: „Seelenwanderer“ auch „Torak – Wanderer zwischen den Welten“
Band 3: „Seelenesser“
Band 4: „Schamanenfluch“
Band 5: „Blutsbruder“
Band 6: „Seelenwächter“

_Auf dem Berg der Geister: Halloween plus Walpurgisnacht_

Die Wälder vor 6000 Jahren erstrecken sich von einem Ende der Welt zum anderen, voller lebendiger Seelen – außer einer … Der 13-jährige Torak, seine Freundin Renn und ein junger Wolf haben die Welt von einem gefährlichen Dämon befreit und auf den Inseln des Robbenclans einen Seelenesser, einen bösen Schmananen, getötet. Doch dann geriet Torak in die Hände der Seelenesser, die ihm ihr Zeichen einbrannten.

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Silvana de Mari – Der letzte Elf

Die Reihe um Yorsch:

Band 1: „Der letzte Elf“
Band 2: „Der letzte Ork“
Band 3: „Der letzte Zauberer“
Band 4: „Die letzte Königin“
Band 5: „Die Rückkehr der Elfen“

Seit Jahren verwandelt ein ständiger Regen die Welt in einen großen Schlammsee. Die Menschen geben den Elfen und anderen magischen Wesen die Schuld, schließen diese in Reservate ein und vernichten sie auf teilweise grauenvolle Art.

Nicht verwunderlich ist es daher, dass der Unlängstgeborene, der Elf Yorschkrunsquarkljolnerstrink, künftig genannt Yorsch, nur Schlechtes von den Menschen gehört hat. Besonders warnte seine Großmutter Yorsch vor dem Appetit der Menschen auf Elf mit Rosmarin.

Nach einem schlimmen Schicksalsschlag zieht Yorsch alleine durch den Regen, der alles um ihn zu Schlamm verwandelt, als sein persönlicher Albtraum Wirklichkeit wird. Er begegnet seinem ersten Menschen. Sarja und ihr Hund sind ebenfalls in dem nicht aufhören wollenden Regen unterwegs und so treffen die beiden aufeinander. Yorsch schlottert nun nicht mehr nur vor Kälte, sondern auch vor Angst, Sarja könnte Rosmarin finden und ihn fressen.

Aus Einsamkeit und Verzweiflung schließen sich Yorsch und Sarja zusammen, um einen Teil des Weges gemeinsam zu bestreiten. Yorsch lernt dabei eine ihm unbekannte Art des Menschen langsam kennen, nicht alle scheinen ihn als Snack zu betrachteten. Die Angst bleibt allerdings.

Später treffen Yorsch, Sarja und der Hund ohne Namen auf den Jäger Monser, der Yorsch in die nächste Verzweiflung schickt, tötet dieser doch Tiere und damit kann Yorsch gar nicht leben. Die beiden Menschen passen sich dem Unlängstgeborenen aber an, schon allein um seine Tränenflut zu stoppen, die Sarja und Monser regelmäßig zur Verzweiflung treibt.

Zusammen sorgen Sarja und Monser für den kleinen Yorsch, wohl wissend, dass sie sich damit in große Gefahr begeben.

Nicht lange und das Schlimmste passiert, Yorsch, Sarja, Monser und der Hund ohne Namen werden gefangen genommen und in die Verliese der Stadt Daligar gesperrt. Dank Yorschs Fähigkeiten gelingt ihnen aber doch die Flucht und eingemeißelt in einer Mauer findet Yorsch eine Prophezeiung die lautet:

„Erst wenn der letzte Elf
und der letzte Drach sich finden
und sich Vergangenheit und Zukunft verbinden,
werden die Menschen ihr Schicksal überwinden.“

Yorsch wird damit klar, dass er der Letzte überlebende Elf ist und zusammen mit seinen menschlichen Freunden macht er sich auf, seine Bestimmung zu erfüllen.

Kritik

Mit Der letze Elf hat Silvana De Mari den ersten Teil Ihrer Reihe um den Elfen Yorschkrunsquarkljolnerstrink geschrieben, der die Leser zu verzaubern weiß.

Die Zielgruppe junger Leser wird die Autorin mit ihrem leicht zu lesenden Schreibstil erreichen können. Sie verzichtet auf Kompliziertes und so können auch junge Leser dem Geschehen spielend folgen. Die warmherzige, mitfühlende und dabei auch ionisch witzige Sprache zieht den Leser schnell in seinen Bann und der kleine Elf Yorsch gewinnt die Herzen der Leser sehr schnell. Der Stil ist auf jeden Fall ergreifend und Silvana De Mari schafft es, die Geschichte lebendig zu halten.

Die Orte der Handlung werden nicht zu detailliert beschrieben, der Leser kann sich aber trotzdem ein Bild der Umgebung machen und sich die Welt, in der sich die Charaktere bewegen, gut vorstellen. Zwar wird kaum auf die Welt um das Geschehen herum eingegangen, dies ist aber auch nicht zwingend nötig für die Handlung dieses Romans. Wichtiges erfährt der Leser auf jeden Fall.

Aufgeteilt ist die Geschichte in zwei Stränge: Einmal geht es um die Reise und die Erfüllung des unlängstgeborenen Elfen und darauf folgt die Zeit, in der Yorsch auf dem Weg zum Erwachsenwerden ist. Wo im ersten Teil die Spannung sehr gut erzeugt wird, kommt es im zweiten doch zu kleineren Längen, durch die der Leser auf die nächste Handlung fast warten muss. Dieses tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch, will der Leser doch auf jeden Fall wissen, wie der zweite Teil der Prophezeiung lautet. Diesen konnte Yorsch in der Eile der Flucht aus Daligar leider nicht mehr entziffern und weiß daher selber nicht, was ihn noch erwartet.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht eines Beobachters, der die Geschichte des Yorsch erzählt und daher ausschließlich das berichtet, was der junge Elf wahrnimmt.

Die Protagonisten sind sehr sympathisch, dabei aber leider nicht sehr facettenreich beschrieben. Eine Vorstellung wie die einzelnen Charaktere aussehen könnten gelingt kaum, hier macht mehr das Wesen die Protagonisten aus. Yorsch ist nicht das, was der Leser vielleicht von einem Elf erwartet, ein noch sehr kleines Kind, das sich sehr von den Menschen unterscheidet. Aus der Sicht eines Menschen, macht er viele Sachen sehr kompliziert wenn nicht sogar falsch. Denkt der Leser aber etwas nach, kann er doch schnell zu einem anderen Urteil kommen. So kommt es dazu, dass der Leser mit diesem kleinen Kerl schnell weint, über seine Art lacht und seine Gefühle teilt. Dieses geht auch Yorschs menschlichen Freunden so, mit ihnen kann man sich sehr gut identifizieren. Yorschs Zauber erliegt daher jeder.

Das Cover ist wirklich sehr schön gestaltet, in Grüntönen gehalten ist eine fantastische Landschaft zu sehen, im Vordergund ein Elf und ein Drache. Der Titel ist in silberner Farbe geschrieben und mit Spotlack hervorgehoben.

Fazit

Silvana De Mari hat mit Der letzte Elf ein zauberhaftes Buch, über Freundschaft, Glück aber auch Verlust geschrieben. Die Geschichte ist einfach als zauberhaft und wundervoll zu bezeichnen. Auch die übermittelten Werte können hier punkten.

Der letzte Elf ist ein Buch, das seine junge Zielgruppe genauso zu verzaubern vermag wie auch den erwachsenen Leser des Genres Fantasy. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung.

Autor

Silvana De Mari lebt mit ihrer Familie und einem riesigen Hund nahe Turin. Sie arbeitete als Ärztin in Italien und Afrika, bevor sie sich zur Psychotherapeutin ausbilden ließ. Nachdem sie schon kürzere Texte in Zeitschriften publiziert hatte, landete sie mit ihrem ersten Kinderbuch „Der letzte Elf“ einen sensationellen weltweiten Erfolg.

Taschenbuch: 367 Seiten
Originaltitel: L’ultimo Elfo
Übersetzer: Barbara Kleiner
Vom Verlag empfohlenes Alter: 11 – 12 Jahre
ISBN-13: 978-3570134788
www.randomhouse.de/cbjugendbuch

Autorin der Rezension: Nadine Warnke

Isau, Ralf – verbotene Schlüssel, Der

Innerhalb kürzester Zeit hat Sophia sowohl ihre Eltern als auch ihren Großvater verloren. Ihren Großvater hat sie zwar nicht gekannt, aber das macht es nicht wirklich leichter, zumal ihr Großvater ihr seine gesamte Habe vermacht hat. Darunter sind auch ein handgeschriebenes Buch sowie ein rotes Samtkästchen. In Letzterem befindet sich ein überaus kostbares Fabergé-Ei.

Der alte Mann, mit dem Blindenstock allerdings ist ganz offensichtlich nicht hinter dem Schmuckstück her, sondern hinter seinem Inhalt! Und plötzlich ist Sophia auf der Flucht …

Ralf Isau hat seine Geschichte über mehrere Jahrtausende und zwei Welten verteilt.

Die eine Welt ist die Realität, in der Sophia lebt. Sophia ist zwar intelligent, aber auch neugierig. Und da sie natürlich kein Wort von dem glaubt, was ihr Opa in seinem Buch geschrieben hat, tut sie einiges, was sie besser hätte bleiben lassen.

Die andere Welt heißt Mekanis. Mekanis ist das Reich von Oros, dem Herrn der Zeit, und alle seine Untertanen sind Maschinen. Oros arbeitet seit Jahrhunderten daran, seine Welt mit der Realität zu verbinden, mit dem endgültigen Ziel, beide gegeneinander auszutauschen. Da er auf die Realität nicht direkt einwirken kann, ist er darauf angewiesen, Menschen zu beeinflussen.

Einer, der fast von Anfang an dabei war, ist Theo. Theo stammt aus Cäsars Zeiten und ist damit weit über tausend Jahre alt. Weil er den weitaus größten Teil davon in Mekanis verbracht hat, hat er sich sozusagen sein kindliches Wesen bewahrt: Er ist unschuldig und vertrauensvoll. Was nicht heißen soll, dass er naiv wäre. Oros kennt er inzwischen gut genug, um ihm nicht zu trauen.

Die Charakterzeichnung ist durchaus detailliert. Keine der Figuren ist nur auf ihre Funktion in der Geschichte beschränkt. Dennoch will echte Tiefe nicht aufkommen, nicht einmal im Zusammenhang mit der zarten Romanze zwischen Sophia und Theo.

Das liegt zu einem Großteil daran, dass die Handlung – vor allem zu Beginn – so überstürzt und hektisch verläuft. Kaum hat Sophia die Wohnung ihres Großvaters verlassen, wird sie von Oros verfolgt, und es scheint, dass es nirgendwo auf der Welt einen Ort gibt, wo ihr Verfolger sie nicht aufspüren kann. Außerdem gerät Sophia auch nach Mekanis, wo sie wiederum von Oros Schergen verfolgt wird. In Mekanis trifft sie auch Theo, der ihr in den wenigen kurzen Atempausen aus der Vergangenheit erzählt.

Insgesamt ist die Handlung durch die häufigen Wechsel zwischen den vielen Orts- und Zeitebenen ziemlich sprunghaft geraten. Zwar hat der Autor das Ganze sauber aufgebaut, sodass der rote Faden jederzeit problemlos verfolgt werden kann. Allerdings wirkt der Verlauf dadurch doch etwas abgehackt, so ruckelnd wie die Bewegungen von Oros‘ Maschinen.

Flair erhält die Geschichte durch die Verarbeitung verschiedener Mythen, darunter Ys und Atlantis sowie die Umdeutung einiger geschichtlicher Fakten wie die Kalenderreform von Papst Gregor XIII. Im Mittelpunkt steht dabei die Weltenmaschine, eine Art Uhr, die das Funktionsprinzip des gesamten Kosmos abbildet und dadurch Macht über die Zeit verleiht. Pate für diese Weltenuhr stand der Mechanismus von Antikythera, ein komplexes Instrument aus Zahnrädern und Zeigern, das im Jahr 1900 in einem Schiffswrack entdeckt wurde und wohl hauptsächlich astronomischen Zwecken diente.

Mit Hilfe dieser Weltenuhr will Oros sein Ziel erreichen, doch kann die Uhr nur von jemandem bedient werden, der unschuldig ist wie ein Kind. Theo kann die Uhr bedienen, und Sophia. An dieser Stelle wird es philosophisch. Denn diese beiden können nicht nur die Uhr bedienen, ihre Berührung beseelt auch Oros‘ Maschinen, gibt ihnen Gefühle und einen freien Willen. Unwillkürlich fragt sich der Leser, wie groß die Macht der Unschuld wohl tatsächlich ist. Dazu kommen Gedanken über das Wesen und die Auswirkungen von Ideen oder über die Technisierung unserer Welt, die der Autor gewohnt dezent und leise nebenbei einfließen lässt.

Diese Mischung aus Mythen, historischer Recherche und Philosophie verleiht dem Buch das gewisse Etwas, trotz des ausgesprochen unruhigen und gehetzten Handlungsverlaufs. Die Protagonisten sind zwar nicht allzu intensiv gezeichnet, aber sympathisch und gute Identifikationsfiguren für Jugendliche. Die Grundidee ist ungewöhnlich und daher eine angenehme Abwechslung zum üblichen Fantasy-Einerlei, und bis auf ein paar kleine, unbedeutende Details ist die Ausarbeitung frei von logischen Brüchen. Ein interessantes und lesenswertes Buch für Zwölf- bis Vierzehnjährige.

Ralf Isau war ursprünglich in der Informatik tätig und schrieb seine Bücher nebenher. Sein erster großer Erfolg war die Neschan-Trilogie, seither hat er eine ganze Reihe von Romanen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene veröffentlicht. Inzwischen ist er hauptberuflicher Schriftsteller und mit bis zu vier Romanen pro Jahr enorm produktiv. Sein nächstes Buch unter dem Arbeitstitel „Der Nebelwächter“ soll im Frühjahr nächsten Jahres erscheinen.

Gebundene Ausgabe: 505 Seiten
ISBN-13: 978-3570138342

http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/index.jsp
http://www.isau.de/index.html

Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 1,00 von 5)

Scott Westerfeld – Die geheime Mission (Leviathan 1)

Die Handlung:

Europa am Vorabend des Ersten Weltkriegs auf einer alternativen Erde. Prinz Aleksandar, der Sohn des gerade in Sarajevo ermordeten Erzherzogs Franz Ferdinand, wird von seinen eigenen Leuten gejagt. Er flieht in einem „Stormwalker“. Das ist eine Art Jules-Verne-Ausgabe eines Kampfläufers aus „Star Wars“.

In den Schweizer Alpen trifft Alek auf das lebende britische Luftschiff „Leviathan“, das eigens für die britische Armee erbaut und gezüchtet wurde. Die „Leviathan“ befindet sich auf geheimer Mission ins Osmanische Reich. Mit an Bord ist Deryn, die sich als Junge verkleidet in die Armee der britischen Darwinisten eingeschmuggelt hat. Alek rettet sich an Bord der „Leviathan“ und muss mit Deryn gemeinsame Sache machen … (stark abgeänderte Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

Ich mag Steampunk. Ich mag Jules Verne. Und ich mag Jugendbücher, weil sie meist nicht so düster und gewaltverherrlichend sind wie Romane für abgestumpfte Erwachsene, denen „Saw“ nicht blutig und menschenverachtend genug ist.

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Nuyen, Jenny-Mai – Magierlicht (Die Sturmjäger von Aradon 2)

Die Sturmjäger von Aradon:

Band 1: „Feenlicht“
Band 2: „Magierlicht“

Nach den Ereignissen des ersten Bandes ist Aradon überzeugt davon, dass ein Angriff des Alten Reiches unmittelbar bevorsteht, und rüstet seinerseits zum Krieg. Hel und ihre Gefährten sollen unterdessen unter Führung des Magiers Olowain versuchen, den Isen zu fangen, der durch den Tod des Dämons in den Besitz des Totenlichts gelangt ist.

Karat indessen, der von Oyaras Rebellen gesundgepflegt wurde, hat sich ihrem Kampf nicht angeschlossen. Stattdessen folgt der kaum sichtbaren Schemen, die ständig auf ihn einflüstern und ihn vorantreiben, immer Richtung Norden … und verfolgt von Mercurin.

Neuzugänge bei den Charakteren sind nicht zu verzeichnen, dafür aber durchaus Entwicklung.

Hels Skepsis im Zusammenhang mit den Magiern nimmt immer mehr zu. Als ihre Befürchtungen sich schließlich auf ganz unerwartete und erschreckende Weise bestätigen, nimmt sie ihr Leben selbst in die Hand. Aber das ist auch nicht ganz einfach. Denn Hel ist sich keineswegs sicher, wie es nun mit ihr weitergehen soll.

Auch Mercurin ist unsicher. Seit er Hel kennt, ist er von der Richtigkeit seines Tuns nicht mehr so vollständig überzeugt, wie es für die Erledigung seiner Aufgabe eigentlich erforderlich wäre. Diese Unsicherheit steigert sich immer mehr, bis er eine ungewöhnliche Entscheidung trifft.

Wie immer hat Jenny-Mai Nuyen ihre Figuren ausgesprochen plastisch und intensiv gezeichnet. Vor allem Mercurins wachsende Zerrissenheit zwischen seiner Zuneigung zu Hel und seinem Auftrag ist sehr gut gelungen.

Die Handlung ist in diesem Band dafür etwas einfacher gestrickt als im Vorgänger. Das Hauptgewicht liegt auf der Gruppe um Hel, die Karat bis an den Rand der Kauenden Klippen folgt. Die übrigen Handlungsstränge, wie der um Karat oder die Druiden aus dem Alten Reich sind nur in kurzen Absätzen dazwischengestreut. Selbst als Hel sich von den Magiern trennt, entsteht kein gleichwertiger neuer Strang, denn das Augenmerk folgt ausschließlich Hel. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Handlung eingleisig oder unkompliziert wäre. Tatsächlich gibt es in jedem Handlungsstrang einen, der nach den Totenlichtern sucht, selbst in Hels Umfeld, und letzten Endes streben sie alle auf denselben Punkt zu. Das Zusammentreffen der einzelnen Parteien verläuft dementsprechend dramatisch, und doch gelingt es der Autorin, dies noch zu toppen. Der eigentliche Showdown findet letztlich in Aradon statt.

Zusätzlich zur langsam steigenden Spannung wird auch der Schauplatz weiter ausgebaut. Zum ersten Mal erfährt der Leser Details über das Alte Reich und sogar einiges von dem geheimen Wissen der Magier wird verraten. Besonders gut aber gefiel mir die Idee der Elfen. Die leuchtenden, schemenhaften Wesen, die Karat nach Norden führen, nennen sich selbst diejenigen, die immer waren und immer sein werden. Sie scheinen ziemlich mächtig zu sein, vor allem aber sind sie zornig. Denn die Menschheit, die ihre Schöpfung ist, hat sie enttäuscht, indem sie sinnlos Lirium verprasst und damit die Erde fast getötet hätte. Nun wollen sie die Menschen bestrafen. Und die Totenlichter sind ihr Werkzeug.

Was diese Geschöpfe letztlich so interessant macht, ist ihre Widersprüchlichkeit. Denn sie schüren genau jene Gefühle in den Menschen, deretwegen sie auf die Menschen so zornig sind: ihre Gier, ihren Ehrgeiz, ihre Eigensucht. Gibt der Mensch ihrem Drängen nach, verhöhnen sie ihn, tut er es nicht, verhöhnen sie ihn ebenso. Es scheint, als könnte es ihnen niemand recht machen, als wüssten sie selbst nicht, was sie wollen. Dennoch beeinflusst ihr Tun das gesamte Geschehen. Es verleiht sämtlichen Beteiligten etwas Getriebenes, Manisches, vor allem im Zusammenhang mit Hel, die unbedingt das Richtige tun will, sich aber nicht sicher ist.

Unterm Strich bleibt der Eindruck einer stimmungsvollen, eindringlichen und gleichzeitig spannenden Geschichte, mit Figuren, in die man sich hervorragend hineinfühlen kann, einer Welt, die fasziniert, und deren Spannungsfeld ohne übermächtigen Bösewicht, unausweichliche Prophezeiungen oder einzig zur Rettung befähigte Helden auskommt. Jenny-Mai Nuyens Bücher zeichnen sich durch einen angenehmen Mangel an Übertreibung aus, und sind trotzdem weder langweilig noch blass. Stattdessen bleiben sie dadurch wesentlich näher am Leser, der schließlich auch nur Durchschnitt ist. Vielleicht ist auch das ein Grund für ihren Erfolg.

Jenny-Mai Nuyen stammt aus München und schrieb ihre erste Geschichte mit fünf Jahren. Mit dreizehn wusste sie, dass sie Schriftstellerin werden wollte. „Nijura“, ihr Debüt, begann sie im Alter von sechzehn Jahren. Inzwischen hat sie eine ganze Reihe von Büchern geschrieben. Die Sturmjäger von Aradon ist ihr erster Mehrteiler.

Gebundene Ausgabe: 377 Seiten
ISBN-13: 978-3570160626

www.jenny-mai-nuyen.de/
http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/index.jsp

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 1,00 von 5)

Banscherus, Jürgen – Geheimnis von Nr. 7, Das (Jimmi Nightwalker 3)

_Die „Jimmi Nightwalker“-Serie:_

01 – [„Das Rätsel der schwarzen Herren“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6214
02 – „Der Verrat“
03 – _“Das Geheimnis von Nr. 7″_
04 – „Das unheimliche Schiff“

_Astronomische Rätsel an Bord geheimnisvoller Schiffe_

Als JoJo und seine Freunde Murat und Mai Lyn einen merkwürdigen Jungen namens Jimmi kennenlernen, steht ihr Leben plötzlich Kopf. Der grauhaarige Junge weiß weder, wer er ist, noch woher er kommt. Woher stammt er bloß? Eine Spur führt die Freunde nach Hamburg, wo sie auf alte Bekannte treffen: die Kakamura-Brüder (aus Band 1)! Nur mit einem Trick gelingt es ihnen, ihre geheimnisvollen Verfolger abzuhängen, um weiter nach dem roten Schiff zu suchen, das auf Jimmis Karte verzeichnet ist. Doch kaum haben sie es entdeckt und sind an Bord gegangen, schnappt die Falle zu … (Verlagsinfo)

Vom Hersteller empfohlenes Alter: 8 – 9 Jahre.

_Der Autor_

Jürgen Banscherus, geb. 1949, arbeitete nach geistes- und sozialwissenschaftlichem Studium als Journalist, Lektor und Dozent in der Erwachsenenbildung. Er ist Mitglied im PEN und Vorsitzender der Jury beim Bundesentscheid des Vorlesewettbewerbs. Seit mehr als 20 Jahren schreibt er erfolgreich für Kinder und Jugendliche. Seine Bücher wurden vielfach ausgezeichnet und sind in 19 Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Frau und seiner Familie im Ruhrgebiet.

_Handlung_

JoJo, Murat und Mai Lyn vom Geheimen Buchklub haben in Jimmi einen neuen Freund gefunden. Er ist grauhaarig und hat das Gedächtnis verloren, und das findet auch JoJos 90-jährige Uroma etwas merkwürdig. Noch seltsamer, weiß JoJo, sind jedoch die Brüder Kakamura, die ganz in Schwarz gekleidet sind und sie verfolgen. Was wollen sie bloß von Jimmi, fragt sich JoJo. Schon einmal haben er und seine Freunde den Finsterlingen ein Schnippchen geschlagen. Danach mussten sie Jimmi gegen die Hammer-Boys verteidigen.

Diesmal hat Jimmi eine Zeichnung angefertigt, auf der ein rotes Schiff zu sehen ist. Aber wo ist es zu finden? Als sie genauer hinsehen, entdecken sie das Autokennzeichen HH darauf: Hamburg. Dort sollen sie hin? OK, aber erst nachdem sie Uromas köstliche Brathühnchen gefuttert haben. Köstlich!

Es ist vor allem Murats türkischem Onkel und seinen Taschengeldspenden zu verdanken, dass sie sich die Fahrkarten nach Hamburg leisten können. Doch auch im ICE sind die Kakamuras sehr sonderbar. Im Hafen von Hamburg-Harburg finden sie kein rotes Schiff, sondern bloß Containerschiffe. Ein alter Seebär mit Zöpfen fragt sie, was sie suchen. Er nennt sich Winnetou und ist schon 82 Jahre alt. Sie zeigen ihm die Zeichnung mit dem roten Schiff darauf. Das müsse im Alten Hafen sein, meint er – und ist so freundlich, sie hinzuführen.

Da springt Jimmi auf einmal ins dreckige Hafenwasser! Er hat das Schiff erspäht! Mit einem geliehenen Motorbott fischen sie ihn wieder aus dem schmutzigen Nass und fahren ihn hin. Das rote Schiff heißt WEGA und scheint völlig verlassen zu. Niemand antwortet auf ihre Rufe. Sie gehen einfach an Bord, was den alten Seebären maßlos empört. „Das ist ja wie Hausfriedensbruch!“ schimpft er.

Aber das ist noch gar nichts gegen den Fund, den sie an Bord machen. Das Schiff hat keinen Motor, aber dafür in jeder Kajüte einen schwarzen Klotz. Was hat es damit wohl auf sich, fragt sich JoJo und fasst den Klotz in Kabine Nr. 7 an. Ein Gefühl unendlicher Traurigkeit überkommt ihn, genauso Murat, der den Klotz ebenfalls berührt. In jeder Kajüte ist ein Bild vom Sternbild Leier aufgehängt, dessen Hauptstern bekanntlich die WEGA ist. Aber wie heißt der Nachbarstern, der der durch eine Linie mit der WEGA verbunden ist?

Murat begibt sich in den Laderaum, und da liegt auch so ein schwarzer Klotz. Seltsamerweise ist nur der geheimnisvolle Jimmi in der Lage, den Klotz emporzuheben. Und dabei war doch Winnetou mal Meister im Schwergewichtheben! Plötzlich wird die Leiter aus dem Laderaum emporgezogen und die Luke geschlossen. Warum funktionieren ihre Handys auf einmal nicht?! Kurze Zeit später legt das Schiff ab – mit unbekanntem Ziel!

_Mein Eindruck_

Ich habe das Buch in nur einer Stunde gelesen. Nicht nur, weil es flott erzählt und spannend geschrieben ist, sondern auch, weil die Schrifttype wirklich groß ist und so nur wenig Text auf die Seite passt. Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Zeichnungen Thilo Krapps, die unsere Helden zeigen. Die Seiten können also nur so vorüberrauschen. Bevor es zum Finale kommt, kann man praktisch keine Pause einlegen.

Die Geschichte ist für acht- bis neunjährige Jungs und Mädchen geschrieben, und zwar so, dass diese alles verstehen. Ein wenig erinnert der Plot auch an „Momo“, und zwar ähneln die Herren in Schwarz ein wenig den grauen Männern von der Zeitkontrolle. Vor solchen Finsterlingen ist die alsbaldige Verdünnisierung angesagt, das versteht sich von selbst.

Das größte Rätsel ist allerdings Jimmi selbst. Er scheint unter Gedächtnisverlust zu leiden, denn er weiß nicht, wie er auf die Erde kam. Von wo? Das ist die Preisfrage. Und er kam obendrein nackt! Kein Wunder, dass er nicht dran denken will … So viele Rätsel, die es zu lösen gilt, sorgen, das ist klar, für jede Menge Folgebände in dieser neuen Serie. Die Nähe zu den „Drei ???“ und der „Ferienbande“ liegt nahe.

Gut finde ich allerdings, dass diese brandneue Reihe ganz im 21. Jahrhundert spielt und nicht auf Ursprüngen aus den sechziger und siebziger Jahren basiert. Ein durchschnittlicher Jugendlicher wie JoJo ist also standardmäßig mit Mobiltelefon, MP3-Player und Kaugummis ausgerüstet. Jimmi weist nichts davon auf, was ihn schon mal bemitleidenswert macht. Genau deshalb muss man ihm helfen.

Zur Aktualität gehört auch der Multikulti-Hintergrund, vor dem der Geheime Buchclub existiert: Murats Vater ist offenbar Türke, wenn auch ziemlich wohlhabend, und Mai Lyns Eltern sind Boat People: Vietnamesen, die mit einem Boot aus ihrer Heimat flüchteten. Inzwischen sind sie in Deutschland erfolgreiche Leiter einer Großwäscherei. Hartz IV ist demnach also kein Thema. Daraus ergeben sich einige Unterschiede auch zu Amelie Frieds Kinderbuchserie „Taco & Kaninchen“ (siehe meinen Bericht dazu), die in einer Stadt in einem Problem-Viertel spielt.

JoJos Umgebung ist etwas idyllischer, denn er wohnt in einem schönen Haus mit Garten. Und seine Uroma bemuttert ihn, was die Frage aufwirft, wo eigentlich Oma und seine Eltern abgeblieben sind. Diese Frage wurde vielleicht im zweiten Band beantwortet, den ich nicht gelesen habe.

_Unterm Strich_

Auch wenn sich der Plot dieser neuen Serie wohlbekannter Kniffe wie Amnesie, astronomischer Rätsel und anonymer Finsterlinge bedient, so halten die Geheimnisse doch das Interesse an der Geschichte wach. Diesmal tritt ein Rätsel auf, das eher an Sciencefiction denken lässt: die schwarzen Klötze an Bord des roten Schiffes WEGA. Sie haben sonderbare Eigenschaften. Kommen sie nicht von unserer Welt, sondern wie der Meteorit, der in Band 2 gefunden wurde, von einer anderen? Wer weiß schon, wohin die WEGA fährt – oder fliegt?

Keine Frage gibt diese Geschichte Stoff für viele weitere Bände her, wie man hoffen darf. Jedes Buch lässt sich von erfahrenen Lesern wie mir in etwa einer Stunde lesen, eignet sich aber auch gut zum Lesenlernen – dank der großen Schrift. Druckfehler fand ich keine.

|Hardcover: 112 Seiten
Illustriert von Thilo Krapp
ISBN-13: 978-3570135785|
[www.randomhouse.de/cbjugendbuch]http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch
[www.juergen-banscherus.de]http://www.juergen-banscherus.de

Markus Zusak – Wilde Hunde

Markus Zusak ist ein oft ausgezeichneter australischer Jugendbuchautor. Zuletzt erhielt sein Roman [„Die Bücherdiebin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4909 2009 den deutschen Jugendliteraturpreis. Cbj veröffentlicht nun den Sammelband „Wilde Hunde“, der die Bücher „Vorstadtfighter“und „Cameron Wolfe“ vereint.

Die fünfköpfige Familie Wolfe wohnt in einer ärmeren Gegend Sidneys. Während der Vater nach einem Unfall arbeitslos ist und zu stolz, um zum Arbeitsamt zu gehen, schuftet die Mutter für den Lebensunterhalt der Familie. Der älteste Sohn Steve versucht alles, um sich aus der Armut hoch zu arbeiten. Seine jüngere Schwester Sarah hingegen feiert vor allem und betrinkt sich.

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Nuyen, Jenny-Mai – Feenlicht (Die Sturmjäger von Aradon 1)

Die Sturmjäger von Aradon:

Band 1: „Feenlicht“

Hel hat fast ihr gesamtes Leben auf der Schwalbe verbracht. Der Kapitän hält sehr, sehr viel von ihr, und das nicht nur, weil sie die seltene Gabe der zweiten Sicht besitzt. Er hat bereits den Rat der Magier in Aradon davon in Kenntnis gesetzt, dass er Hel zu seiner Nachfolgerin bestimmt hat. Doch dazu kommt es nicht mehr. Ein unerwarteter Sturm reißt das Schiff vom Himmel und zerschmettert es vollständig. Hel ist die einzige Überlebende, und auch sie hat es nur geschafft, weil ein geheimnisvoller Fremder sie gerettet hat. Als sie schließlich nach Aradon gelangt um den Magiern Bericht zu erstatten, stellt sie fest, dass hinter dem Absturz der Schwalbe weit mehr steckt, als sie vermutet hat!

Hel ist ein sehr genügsames, bescheidenes, stilles Mädchen. Sie betrachtet die Schwalbe als ihr Zuhause und ist vollauf damit zufrieden, stundenlang im Mastkorb zu sitzen und Ausschau zu halten. Dass sie auf Grund der Ereignisse plötzlich so im Mittelpunkt der Politik steht, gefällt ihr gar nicht, ganz abgesehen davon, dass die Denk- und Handlungsweise der Mächtigen sich mit ihrer eigenen überhaupt nicht verträgt. Hel ist einfach zu ehrlich und es dauert nicht lange, bis sie sich zum ersten Mal Gedanken darüber macht, wie sie sich vor dem, was sie eigentlich tun soll, drücken kann.

Ihr Freund Nova scheint das genaue Gegenteil zu sein. Wo er auch auftaucht steht er im Mittelpunkt, stets lächelnd und unbeschwert. Er erobert ein Mädchenherz nach dem anderen und lässt sie alle sogleich wieder fallen. Doch der so leichtfertig und oberflächlich wirkende Bursche hat sich offenbar in den Kopf gesetzt, Hel zu beschützen, und lässt sich durch nichts davon abbringen, nicht einmal durch den Zorn der Magier.

Der Magier Olowain, mit dem Hel und Nova vorwiegend zu tun haben, ist Hüter der Bibliothek. Und wie ein echter Wissenschaftler legt er großen Wert darauf, dass etwas nachweisbar sein muss, um als echtes Wissen zu gelten. Was allerdings das aktuelle Geschehen angeht, scheint er weit weniger erpicht auf die Wahrheit als darauf, seine vorgefasste Meinung zu bestätigen. So viel er über die Vergangenheit weiß, so ignorant ist er, was die Gegenwart betrifft.

Karat ist ein einfacher Söldner, der sich weder für Ursachen noch für Gründe interessiert. Seine grausame Vergangenheit hat ihn gelehrt, dass nur das eigene Überleben zählt. Überlebt hat er, aber er lebt nicht, und diesen Mangel spürt er ohne dabei zu wissen, was ihm eigentlich fehlt. Kein Wunder also, dass das Gerücht von einem mordend durch das Land ziehenden Dämon ihn reizt. Er beschließt den Dämon zu jagen, als könne der Kick, den der Kampf gegen ein solches Geschöpf bedeutet, die Lücke in seinem Inneren füllen.

Und dann wäre da natürlich noch der geheimnisvolle Fremde, der Hel aus den Trümmern der Schwalbe gerettet hat. Woher er kommt, ist recht bald klar, das ist aber auch schon alles. Er beantwortet keinerlei Fragen zu seiner Person oder seinem Vorhaben, also bleibt dem Leser nur Beobachtung, und die zeigt bald, dass Hels Retter nicht alles so vorfindet, wie er es erwartet hat, und das scheint ihn zu verunsichern.

Ich finde es immer wieder erstaunlich, mit wie viel Einfühlungsvermögen und Authentizität Jenny-Mai Nuyen ihre Charaktere zeichnet. Das gilt für den fast weltfremd wirkenden Olowain genauso wie für den von Gewalt gezeichneten Karat. Selbst der Fremde, über den der Leser zunächst einmal so gut wie gar nichts erfährt, hat ein eigenes Profil, das über seine bewusst erzeugte Aura des Geheimnisvollen hinausreicht. Die Entwicklungen, die sich im Innern der Figuren vollziehen, erscheinen zu keiner Zeit überstürzt, gekünstelt oder sonst irgendwie unnatürlich, alles bleibt stets behutsam, nachvollziehbar und glaubwürdig.

Die Welt, in der die Geschichte angesiedelt ist, ist eine sterbende Welt. Einst war das Land lebendig, es bewegte und veränderte sich ständig. Verantwortlich dafür ist eine Substanz namens Lirium, die aus dem Kern nach oben steigt und in Adern verläuft, aber auch Pflanzen, Tiere und Menschen erfüllt. Alles, was lebt, lebt durch Lirium. Dieses Lirium ist es, das Hel durch ihre Gabe der zweiten Sicht sehen kann, es erscheint ihr als Licht.

Die Menschen nutzen dieses Lirium als Rohstoff, erhitzen Wasser damit oder beleuchten ihre Häuser. Die exzessive Nutzung hat Lirium knapp werden – und das Land sterben lassen. Ganze Landstriche haben sich seit Generationen nicht mehr verändert, was den Menschen nur lieb ist, denn sie haben die Bewegungen des Landes stets als Bedrohung empfunden. Die Verknappung von Lirium dagegen droht zum Problem zu werden.

Umso erstaunlicher erscheint die Magie, die der Fremde wirkt. Der Lymaerus, auf dem er und Hel reiten, besteht offensichtlich aus purer Magie, doch er scheint sich nicht dadurch zu verbrauchen, dass er die beiden trägt. Es ist, als bestünde zwischen dem Fremden und dem lebendigen Land eine freundschaftliche Verbindung. Das Land unterstützt den Fremden aus freien Stücken. Die Magie, die der Fremde in der Windigen Stadt benutzt, verbraucht dagegen ganz offensichtlich Energie, genauso offensichtlich aber wird diese Energie nicht dem Land entzogen. Der Fremde opfert seine eigene Energie dafür.

Dass es ausgerechnet die „Guten“ sind, deren Kultur auf Ausbeutung beruht, und ihre Gegner diejenigen, die ihre Fähigkeiten im Einklang mit dem Land anwenden, löst jeglichen Schwarz-Weiß-Effekt gekonnt in Wohlgefallen auf.

Das ist aber nur ein Strang der Geschichte. Den anderen stellen die Isen, ein Volk, das von den Inseln südlich des Kontinents stammt. Die Isen, die heute auf dem Kontinent leben, wurden einst dorthin verschleppt und sind noch immer eine unterdrückte Minderheit, was sich unter Anderem darin zeigt, dass die Magier versuchen, die Lirium-Knappheit auf Kosten der Isen zu entschärfen, indem sie den Verkauf von Lirium an Angehörige des Inselvolkes verbieten. Die gärende Unzufriedenheit der Isen nehmen sie nicht ernst und dem Gerücht über die Anführerin einer Rebellengruppe tragen sie lediglich dadurch Rechnung, dass sie eine Attentäterin auf die Frau ansetzen. Politische Gewaltprävention at its best!

All diese Details wurden nahtlos miteinander verknüpft. Es dauert eine Weile bis die Handlung Fahrt aufnimmt. Der erste Teil des Buches lebt hauptsächlich von dem Rätsel um Hels geheimnisvollen Retter, die Handlung verläuft hier ausgesprochen ruhig und wird nur durch die kurze Turbulenz in der Windigen Stadt unterbrochen. Danach rücken die Magier und Isen und mit ihnen Karat mehr in den Vordergrund. Die aufkeimenden Aufstände bringen etwas Leben in diesen Abschnitt, richtig spannend wird es aber erst, als sich endlich die Wege aller Beteiligten kreuzen.

Mit anderen Worten, der erste Band des Sturmjäger-Zyklus ist eher eine ruhige Lektüre, die dem sorgfältigen Aufbau der Welt und der Grundsituation gewidmet ist. Dabei hat Jenny-May Nuyen eine Menge Rätsel eingebaut, nicht nur was Hels Retter angeht, sondern auch Hel selbst umgibt ein Geheimnis; von dem Land jenseits der Berge hat der Leser bisher so gut wie gar nichts erfahren und es dürfte auch kaum überraschen, wenn die Geschichtsschreibung der Magier ein wenig zu subjektiv ausgefallen wäre und einiger Korrekturen bedürfte. Hier hat die Autorin gekonnt die Balance gehalten und gerade genug Fragen beantwortet, um ein Gefühl der Frustration zu vermeiden, gleichzeitig aber auch genug zurück gehalten, um den Leser neugierig zu machen.

Mir hat das Buch gut gefallen. Ein etwas höheres Erzähltempo wäre an manchen Stellen vielleicht nicht schlecht gewesen, aber das sei im Hinblick auf die gelungenen Charaktere und den interessanten Entwurf von Welt und Magie gern verziehen.

Jenny-Mai Nuyen stammt aus München und schrieb ihre erste Geschichte mit fünf Jahren. Mit dreizehn wusste sie, dass sie Schriftstellerin werden wollte. „Nijura“, ihr Debüt, begann sie im Alter von sechzehn Jahren. „Feenlicht“ ist der Auftakt zu ihrem ersten Mehrteiler Die Sturmjäger von Aradon.

Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
ISBN-13: 978-3570160336

www.jenny-mai-nuyen.de/
http://www.randomhouse.de/cbjugendbuch/index.jsp

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 2,50 von 5)

George R. R. Martin – Adara und der Eisdrache

Weihnachtsgeschenk für alle Winterkinder

Adara ist ein Winterkind. Nur sie kann auf dem Eisdrachen reiten, der die Kälte bringt. Als der Krieg näherkommt und die Drachen des Königs einer nach dem anderen vom Feind besiegt werden, scheint es keine Rettung zu geben. Da träumt Adara von ihrem einzigen Freund, dem Eisdrachen. Zusammen reiten sie. Doch kann Eis auch Drachenfeuer standhalten?

Der Autor

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Philip Reeve – Gwyna – Im Dienste des Zauberers

In Artors Welt: zwischen Illusion und Drama

Als ihr Hof von Artus‘ Kampftruppe geplündert und niedergebrannt wird, rettet sich die junge Gwyna („Maus“) mit einem Sprung in den kalten Fluss. Sie ist eine exzellente Schwimmerin und Taucherin. Artus‘ Barde Myrddin (= Merlin) findet die Halberfrorene am Ufer und nimmt sich ihrer an, denn er weiß sich ihre Tauchfähigkeit zunutze zu machen. Er ist schließlich auch Artus‘ Propagandaminister und will seinen Herrn zum Herrscher über ganz England machen.

In seinem Auftrag schlüpft Gwyna, die er als Junge verkleidet, in verschiedenste Rollen, darunter als Knappe und als Spionin am Hof der Königin. Doch dann wird die Königin Opfer eines Verrats – und Gwyna schwebt als deren Vertraute unvermittelt in Lebensgefahr …

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Nuyen, Jenny-Mai – Rabenmond – Der magische Bund

Mion ist ein Ruinenkind, zerlumpt, hungrig und mit einem Kopf voller Träume von einem besseren Leben. Doch als sie eines Tages mit Pfeil und Bogen auf einen Fuchs schießt, der gar kein Fuchs ist, scheinen ihre Träume jäh zu einem frühen Ende verdammt. Da taucht ein seltsamer Fremder auf, der ihr Rettung anbietet. Aber bedeutet dieses Angebot wirklich Mions Rettung?

Lyrian ist der Sohn des Kaisers. Das hat ihm noch nie besonders gefallen, aber seit der letzten Nacht der Wintersonnwende hat er beschlossen zu fliehen. Seine Freundin Baltipp, die Tochter des Tierpflegers der kaiserlichen Gärten, begleitet ihn. Tatsächlich schaffen sie es bis über das Mitternachtgebirge. Doch dann zeigt sich, dass sie von ihrer Richtung abgewichen sind, mit fatalen Folgen …

Getragen wird die Geschichte hauptsächlich von vier Personen. Mion mag aufgrund der Härten ihrer Kindheit eine raue Schale haben. Sie ist anpassungsfähig, zäh und kann ganz kräftig austeilen. Außerdem spielt sie regelmäßig ein ziemlich hartes Spiel namens Ritus. Aber sie hat einen weichen Kern. Sie hängt sehr an ihrem kleinen Bruder Mirim, und der Schuss auf den Fuchs tut ihr bereits leid, kaum dass sie den Pfeil losgelassen hat. Wie alle Menschen in Elend und Armut träumt sie von einem besseren Leben, doch Mion ist außerdem entschlossen genug, für diesen Traum auch etwas zu riskieren, als sich ihr eine Chance bietet. Diese Mischung aus Rücksichtslosigkeit, Ehrgeiz, Mitgefühl und Sehnsucht wird ihr schließlich zum Verhängnis.

Lyrian ist ähnlich hin- und hergerissen. Auch er besitzt ein freundliches, mitfühlendes Herz, er ist sich seiner Verantwortung als Thronfolger bewusst und voller guter Vorsätze. Leider lässt sich das nicht ohne Weiteres mit dem in Einklang bringen, was seine Eltern und der Adel von ihm erwarten. Die Vorstellungen der Herrschenden darüber, wie ein Kaiser und seine Regierung zu sein haben, laufen Lyrians Denken und Fühlen massiv zuwider. Und sein vages Gefühl, dass da etwas fürchterlich falsch läuft, reicht nicht aus, um den Forderungen seiner Umgebung erfolgreich zu begegnen.

Baltipp ist noch weit weniger geneigt, die herrschende Weltanschauung infrage zu stellen. Für sie sind nur drei Dinge wichtig: ihr Vater, die Tiere, um die sie sich kümmert, und Lyrian. Sie ist weder besonders hübsch noch besonders klug, aber sie ist sehr, sehr treu. Nicht, dass sie sich ernsthafte Hoffnungen machen würde, was Lyrian angeht. Sie ist sich durchaus ihrer Stellung bewusst und zufrieden mit seiner Freundschaft. Andererseits duldet ihre Anhänglichkeit aber auch nicht, dass er sich von ihr entfernt. Als Lyrian sich in ein anderes Mädchen verliebt, ist Baltipp überfordert.

Der rätselhafte, geheimnisvolle Charakter ist in diesem Buch ein Mann namens Jagu. Er ist es, der Mion Hilfe anbietet, als sie wegen des erschossenen Fuchses in der Klemme steckt. Aber über seine Gründe schweigt er. Dass er immer wieder tagelang einfach verschwindet, dass er ständig zwischen Grobheit und Freundlichkeit schwankt, zwischen teilweise brutaler Ehrlichkeit und beharrlichem Schweigen, tut ein Übriges. Mal wirkt er hilflos und verletzlich, mal ist er ausgesprochen kaltschnäuzig und skrupellos. Auch er spielt Ritus, was Mion nicht verstehen kann, denn er ist erfolgreich und wohlhabend und hat es eigentlich nicht nötig, sich in Träume zu flüchten.

Zwischen diesen vier Hauptfiguren entspinnt sich ein kompliziertes Netz aus Beziehungen, Abhängigkeiten und Lügen. Die Charakterzeichnung ist von derselben Intensität, die die Autorin bisher bei all ihren Büchern zu erzeugen wusste; das gilt auch für Nebenfiguren wie Faunia oder die Kaiserin. Sehr gelungen.

Was das Buch aber vor allem interessant macht, ist die eigentliche Thematik. Im Kaiserreich Wynter herrschen die Drachen. Keine feuerspeienden Echsen, sondern Gestaltwandler. Ihre Herrschaft gründet sich auf der Tatsache, dass Drachen denken und Menschen fühlen. Da Gefühle jedoch die Ursache sind für alles Übel, das es auf der Welt gibt, sind alleine die Drachen, die Gefühle nicht kennen, in der Lage, gerecht zu herrschen, denn sie allein sind erhaben über Neid, Ehrgeiz, Rachsucht und Gier. So zumindest lautet die Staatsdoktrin.

Dass diese Ideologie auf einer Lüge basiert, wird nur zu bald deutlich. Drachen fühlen durchaus. Sie fühlen Kummer und Liebe und vor allem Angst! Angst vor der Wahrheit, denn sollte das Volk diese erkennen, wäre es mit der Herrschaft der Drachen vorbei! Und in ihrer Angst verbieten sie, dass das einfache Volk lesen lernt, sie lassen alte Bücher verbrennen und in der Nacht der Wintersonnwende, der einzigen Nacht, in der sie verletzlich sind, kostenlos Wein ausschenken, damit die Menschen sich betrinken und ihnen nicht gefährlich werden können. Gleichzeitig ist Mion der beste Beweis dafür, dass Menschen nicht nur fühlen, sondern auch denken können.

Eines jedoch scheint sich im Verlauf der Handlung zu bestätigen: Gefühle sind die stärksten Triebfedern überhaupt. Und im Fall dieser Geschichte ziehen sie vor allem negative Folgen nach sich. Selbst der völlig uneigennützige Lyrian ist letztlich mitverantwortlich für die zahllosen Toten eines blutigen Massakers, weil er auf sein Herz gehört hat, und nicht auf seinen Verstand. Hier ist es tatsächlich so, dass alles Chaos und alles Blutvergießen seine Ursache in den Gefühlen hat, ganz gleich, ob diejenigen von Menschen oder Drachen.

Jenny-Mai Nuyens Bücher haben sich von Anfang an in keines der gängigen Fantasy-Schemata pressen lassen. Dieses Buch jedoch ist besonders sperrig. Nicht nur, weil es kein Happy End hat, sondern weil es noch einen Schritt weiter geht und sich gegen eine Idee stellt, die auch in anderen Bereichen der Literatur vorherrscht: dass die Liebe allen Widerständen zum Trotz immer siegt und danach alles gut wird. Hier wird nichts gut. Nicht einmal der Sturz der Tyrannen scheint positive Auswirkungen zu haben. Im Kleinen – in der Beziehung zwischen den Hauptfiguren – wie im Großen – in der Politik – münden alle Gefühle und die daraus resultierenden Taten in eine einzige Welle der Zerstörung. Ein Szenario, das sicherlich nicht jedem liegt. So ganz desillusioniert wollen die meisten Leser ihr Buch dann doch nicht zuklappen. Ich fand das Buch jedenfalls sehr gut. Es mag Fantasy sein. Aber es ist trotzdem wahr.

Jenny-Mai Nuyen stammt aus München und schrieb ihre erste Geschichte mit fünf Jahren. Mit dreizehn wusste sie, dass sie Schriftstellerin werden wollte. „Nijura“, ihr Debüt, begann sie im Alter von sechzehn Jahren. Inzwischen ist sie zwanzig und studiert Film an der New York University.

511 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN-13: 978-3-570-16000-8

www.jenny-mai-nuyen.de/
www.randomhouse.de/cbjugendbuch/index.jsp

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (1 Stimmen, Durchschnitt: 1,00 von 5)

Joseph Delaney – Der Kampf des Geisterjägers (Spook 4)

Hexenzauber und nächtliche Action

Der 13-jährige Tom Ward ist der siebte Sohn eines siebten Sohns und daher zum Geisterjäger qualifiziert. Der Spook nimmt ihn in die Lehre und zeigt ihm, was Tom über Hexen, Boggarts und Poltergeister wissen muss. Mehrere schwere Kämpfe muss Tom bestehen. Zum Glück kann sich Tom auf die Hilfe von Alice stützen. Dummerweise ist sie ebenfalls eine Hexe …

Toms Bruder Jack und dessen Familie sind von den Hexen aus Pendle verschleppt worden, mitsamt den Truhen von Toms magiebegabter Mutter, die sein Erbe sind. Während Alice sich auf die Spur der Hexen setzt, bereitet Tom mit seinem Lehrmeister Gregory und dem Priester Stocks den Angriff auf die Hexenstadt vor – nicht nur um Jacks Familie zu befreien und Alice zu helfen, sondern um dem Unwesen der drei Hexenklans von Pendle ein für alle Mal ein Ende zu bereiten. Es ist ein Kampf auf Leben und Tod.
Joseph Delaney – Der Kampf des Geisterjägers (Spook 4) weiterlesen

Madeleine L’Engle – Die Zeitfalte

Klassiker: Suche nach dem geraubten Vater

Meg Murry kann nicht schlafen: Sie macht sich Sorgen um ihren Vater, einen Wissenschaftler, denn er ist seit einem Jahr spurlos verschwunden. Als die merkwürdige Frau Wasdenn auftaucht und behauptet, dass es die Zeitfalte gibt, nach der Megs Vater geforscht hat, brechen Meg und ihr fünfjähriger Bruder Charles Wallace zu einer magischen Reise durch Zeit und Raum auf.

_Die Autorin_

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