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Allende, Isabel – Siegel der Tage, Das

Isabel Allende, chilenische Bestseller-Autorin mit Wohnsitz in San Fancisco, geht mittlerweile stark auf die siebzig zu, und doch scheint sie keineswegs müde. Erst letztes Jahr erschien ihr farbenprächtiger historischer Roman [„Inés meines Herzens“, 4229 und auf den aktuellen PR-Fotos, die auf ihrer Homepage einsehbar sind, lacht sie strahlend in die Kamera. Vielleicht ist Allende ja tatsächlich ein bisschen altersweiser geworden, verspürt den Wunsch nach Reflektion ihres Lebens stärker denn je. Doch gleichzeitig ist sie immer noch leidenschaftlich, spleenig und ein erzählerischer Wirbelwind.

Ihr neuestes Buch, „Das Siegel der Tage“, knüpft lose an ihren großen Erfolg „Paula“ an, einem romanhaften Brief an ihre sterbende Tochter Paula, der ihr die Geschichte der Allendes – also ihre eigene Geschichte – näherbringen soll. „Paula“ ist ein intimes Buch, ein Buch, das vom großen Mut seiner Autorin zeugt, sich der Geschichte, dem Schmerz und dem eigenen Leben zu stellen. „Paula“ zu lesen, ist ergreifend, auch weil durch all die Trauer um die verlorene Tochter die unglaubliche Stärke dieser Isabel Allende durchscheint.

„Das Siegel der Tage“ nun ist eine Art Fortsetzung; wieder beginnt Allende mit einem Adressat an ihre Tochter. Diesmal ist es eine Reminiszenz an deren Beerdigung. Die vertrauliche Anrede, „du, meine Tochter“, wird der Leser des Öfteren während der Lektüre finden, doch die Verbindung ist lockerer. Allende kehrt immer wieder zu Paula zurück, doch das erlebte Leid ist nicht mehr so allgegenwärtig wie in „Paula“.

Was geschah also nach Paulas Tod? Wie ging es mit der Familie weiter? Genau das, und vieles mehr, packt Allende in ihren langen Brief. Sie erzählt von der lähmenden Trauer nach Paulas Tod, dem Stillstand in ihrem eigenen Leben. Sie erzählt, wie diese Zäsur fast ihre Ehe zerstört hätte. Kurzum, sie erzählt, wie es mit der Sippe weitergeht. Dabei gibt es längst nicht nur Happy Ends, doch auch in katastrophalen Situationen, die das Potenzial haben, eine Familie komplett zu zerstören, verliert Allende nie den unerschütterlichen Glauben daran, dass sich alles irgendwie und irgendwann zum Positiven wenden wird. Es ist diese Grundeinstellung, dieser unverwüstliche Wunsch nach Leben, der sich bei der Lektüre unweigerlich auf den Leser überträgt. Und dieses Feel-Good, trotz aller Widrigkeiten und Probleme, ist eines der Geheimnisse von Isabel Allendes Prosa.

Isabel Allende schart eine große Familie um sich, nicht nur ihre leibliche, sondern auch eine angeheiratete und „adoptierte“ (so hat sie kein Problem damit, auch enge Freunde zur Sippe zu zählen). Diese unorthodoxe Großfamilie bietet ihr einen perfekten Spielplatz, um „Das Siegel der Tage“ mit erheiternden, spannenden, komischen, mitreißenden und persönlichen Anekdoten zu füllen. Der Leser erfährt tatsächlich ziemlich genau, was seit Paulas Tod im Leben der Allende passiert ist. Einiges davon kennt man schon, anderes ist neu, und es ist wohl auch diese Melange aus Bekanntem und Neuem, die beim Leser den Eindruck erweckt, zum Plausch bei einer guten Freundin eingeladen zu sein. Sie sieht ihren Leser als Freund, dem man auch Geheimnisse anvertrauen kann, und als Leser kann man sich des Eindrucks der Demut nicht erwehren, dass einem solcherart Ereignisse so offen und ehrlich anvertraut werden.

Die Kritik hat ihr das offensichtlich übel genommen. Die Rezensentin der |Süddeutschen Zeitung| sieht den Voyeurismus des Lesers bedient und spricht erschrocken von „Intimitäts-Terror“. Das sei alles nur ein einfaches Herunterschreiben von Familiengeschichten, an dem nichts Erdachtes zu finden sei – was in ihren Augen offensichtlich ein Qualitätsmakel ist. Dabei wird ein aufmerksamer Leser längst gemerkt haben, dass Isabel Allendes Bücher schon immer (auto)biographisch waren. Mal mehr, mal weniger hat sie Familienmitglieder verfremdet und zu Protagonisten gemacht – im „Geisterhaus“, im „Unendlichen Plan“, in „Paula“, in [„Mein erfundenes Land“ 2979 – überall findet sich der Allende-Clan wieder. Es ist gerade ihre Stärke, Biographien in Romane und Profanes in Literarisches zu verwandeln. Bei der Veröffentlichung von „Paula“ wurde ihr dafür noch applaudiert, bei „Das Siegel der Tage“ ist das gleiche Prinzip plötzlich anrüchig? Wohl kaum …

„Das Siegel der Tage“ trägt weder den Untertitel ‚Roman‘ noch ‚Autobiographie‘, und das aus gutem Grund, denn es ist weder das eine noch das andere. Sicher, die Charaktere existieren – sie sind Familie und Freunde der Autorin. Doch zu welchem Grad sie und ihre Lebenswege fiktionalisiert wurden, das bleibt das Geheimnis der Autorin, die sich persönlich keinen Deut um den Zusammenhang zwischen Fiktion und Realität schert. „Jedes Leben kann wie ein Roman erzählt werden, wir sind alle Hauptfiguren unserer eigenen Geschichte“, sagt sie relativ am Anfang des Buches, um daraufhin den Beweis ihrer These anzutreten. „Meine Darstellung der Ereignisse ist eigenwillig und überspitzt“, heißt es später. Solche kleinen Einwürfe sollten dem Leser eigentlich Hinweis genug sein, um einschätzen zu können, inwieweit er hier eine Intimschau der Autorin vor sich hat.

Zugegeben, „Das Siegel der Tage“ wird sicherlich hauptsächlich für Leser interessant sein, die Allendes Bücher kennen und mehr über die Autorin erfahren wollen. Sie rekapituliert nicht nur die fünfzehn Jahre seit Paulas Tod, sondern gibt auch Einblick in ihr Schaffen. Wie schreibt sie? Wie findet sie Stoffe? Wie entstehen ihre Romane und wie empfindet sie Lesereisen? Doch am beeindruckendsten ist zu sehen, dass die starken Protagonistinnen, die Allende gern auftreten lässt, keineswegs unerreichbare Heldinnen sind. Isabel Allende lebt diese unerschütterliche Stärke vor. Sie kämpft, sie liebt und sie steht wieder auf, wenn sie gefallen ist. Sie hat ihre Schwächen (es scheint, als wäre sie als Schwiegermutter ein echter Drachen) und sie ist nicht immer erfolgreich. Aber ihr Durchhaltewillen und ihre Leidenschaft – in allen Dingen des Lebens – machen sie, genauso wie ihre Bücher, so unglaublich bemerkenswert.

|Originaltitel: La Suma de los Días
Aus dem Spanischen von Svenja Becker
409 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-518-42010-2|
http://www.suhrkamp.de

_Mehr von Isabel Allende auf |Buchwurm.info|:_

[„Zorro“ 1754
[„Mein erfundenes Land“ 2979
[„Inés meines Herzens“ 4229
[„Im Bann der Masken“ 605
[„Die Stadt der wilden Götter“ 1431
[„Im Reich des goldenen Drachen“ 1432

Algernon Blackwood – Rächendes Feuer. Erzählungen

blackwood feuer cover kleinInhalt:

Ein Kurzroman, zwei längere und zwei kurze Geschichten von Algernon Blackwood, Großmeister der klassischen Phantastik:

Rächendes Feuer (The Nemesis of Fire, 1908), S. 7-77: In einem englischen Landhaus treibt ein feuriger Elementargeist sein Unwesen. Als die Bewohner den Terror nicht mehr ertragen, holen sie Dr. John Silence, einen Spezialisten für das Übernatürliche, der den wahren und sehr exotischen Ursprung des Grauens offen legt.

Suspekte Schenkung (A Suspicious Gift, 1906), S. 78-89: Dem armen Schreiberling wird eine gewaltige Geldsumme in Aussicht gestellt, doch die scheinbare Bedingungslosigkeit dieser Gabe erweist sich als Teil eines geschickt eingefädelten, grausamen Plans. Algernon Blackwood – Rächendes Feuer. Erzählungen weiterlesen

Allende, Isabel – Inés meines Herzens

Letztes Jahr erst war Isabel Allende mit ihrem Buch [„Mein erfundenes Land“ 2979 in Deutschland auf Lesereise. Und schon ein Jahr später, zu ihrem 65. Geburtstag, ist sie wieder unterwegs: Dieses Mal hat sie den historischen Roman „Inés meines Herzens“ im Gepäck.

Ganze fünfhundert Jahre in die Vergangenheit entführt Allende den Leser in ihrem neuesten Roman, um ihm Inés Suárez vorzustellen, die historisch verbürgte Mitbegründerin Chiles. Als Autobiographie getarnt, schildert Allende Inés‘ Leben – ihre Lieben, Leidenschaften und Abenteuer – und läuft damit einmal wieder zu literarischer Hochform auf: „Inés meines Herzens“ ist mit Leichtigkeit Allendes bester Roman seit langem.

Inés wird 1507 in Plasencia in der Extremadura geboren. Sie ist Analphabetin, kann aber gut nähen, kochen und heilen. Sie heiratet Juan de Malaga, einen Spieler und Weiberheld, der jedoch im Bett ein echter Verführer ist und Inés in die Künste der körperlichen Liebe einweiht – eine Unterweisung, von der sie ihr ganzes Leben lang zehren soll. Die beiden haben, außer ihrer Kompatibilität im Bett, kaum etwas gemein, und so ist Inés kaum geknickt, als sich Juan ohne ein Wort des Abschieds in die „Neuen Indien“ = Südamerika) einschifft. Wie so viele andere vor ihm, hofft auch Juan darauf, in der Neuen Welt schnell das ganz große Geld zu machen. El Dorado lockt …

Die lebenslustige Inés sieht sich in einer Zwickmühle. Zwar ohne Mann, aber doch keine Witwe, kann sie nicht wieder heiraten. Als sie erkennt, dass sie in Spanien nur noch Nähen und Kochen erwarten, setzt sie alles daran, ihrem Mann nach Amerika zu folgen. Im Gegensatz zu Juan locken sie weder Geld noch Gold. Stattdessen ist es die zweite Chance, die sie reizt – die Möglichkeit eines Neuanfangs weit weg von ihrer Heimat.

Schon bald nach der Überfahrt stellt sich heraus, dass Juan das Zeitliche gesegnet hat. Inés findet, etwas Besseres hätte ihr kaum widerfahren können, schließlich ist sie als Witwe nun wieder frei. Sie lässt sich zunächst in Cuzco (Peru) nieder und verdingt sich als Näherin und Köchin. Als ihr eines Nachts ein aufdringlicher Schürzenjäger nachstellt, wird sie von Pedro Valdivia gerettet. Der schlägt den Lüstling kurzerhand in die Flucht und sinkt sodann mit Inés in die Federn.

Inés wird die Geliebte des Kommandeurs und gibt zunächst die Liebeslektionen ihres verstorbenen Mannes an Pedro weiter. Dieser hat zwar eine Frau in Spanien, doch hält sich in den Neuen Indien jeder Spanier eine ganze Armada von Mätressen, und so stößt sich niemand an dem Paar. Selbst als Pedro eine Expedition nach Chile auf die Beine stellt, ist Inés mit dabei. Sie findet für die wandernde Schar Wasser in der Wüste (per Wünschelrute), sie kämpft an vorderster Front gegen die Indios und sie ist Valdivias Vertraute. Und doch hält das Schicksal noch einen dritten Mann für Inés bereit …

Wieder einmal hat sich Isabel Allende des Schicksals einer starken Frau angenommen. Eine wie Inés gibt es in jedem Allende-Roman: Sie ist stark, unabhängig, mutig, abenteuerlustig, leidenschaftlich, loyal und auch etwas skurril und verschroben. Überlebensgroß, so stellt sie Allende dar. Manche Kritiker werfen ihr genau dies vor: aus einer historischen Figur des 16. Jahrhunderts eine moderne Heldin gemacht zu haben. Sicher, diese Taktik wirft einige Probleme auf. Inés ist zu feministisch, teilweise zu kritisch gegenüber der Eroberung des Kontinents, als dass der Leser tatsächlich glauben mag, hier wirklich authentische Empfindungen eines Zeitzeugen zu lesen. Inés ist mitfühlend, ja gar verständnisvoll gegenüber den Mapuche, den Eingeborenen Chiles, die es zu vertreiben gilt. Umso seltsamer mutet dann an, wenn sie (wie historisch belegt ist) beim Angriff der Mapuche auf das neugegründete Santiago sieben Geiseln eigenhändig die Köpfe abschlägt, um sie den Angreifern als Abschreckung vor die Füße zu werfen. Solche Episoden vertragen sich nicht mit der sonst so empfindsamen Inés. Allende ist sich der Diskrepanz bewusst und muss sich mit einem Kniff behelfen: In der Retrospektive kann sich Inés ihre Tat selbst nicht mehr erklären, und so macht es nichts, wenn der Leser sie auch nicht nachempfinden kann.

Trotzdem, Inés als moderner Charakter, als Sympathieträger für den Leser bricht dem Roman keineswegs das Genick. Ganz im Gegenteil, Inés ist das Zentrum, um das sich die Handlung dreht. Wäre dieser Charakter kein Sympathieträger, böte er keine Identifikationsfläche für den Leser, würde der ganze Roman daran kranken. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich Allende entscheidet, ihre Hauptfigur so faszinierend wie möglich zu gestalten. Das Buch profitiert davon.

„Inés meines Herzens“ ist auch als historischer Roman überzeugend. In einem Genre, das viel zu oft mit 1000-Seiten-Büchern daherkommt, die sich leicht auf die Hälfte zusammenkürzen ließen, liefert sie einen Schmöker mit kaum 400 Seiten ab, der sich so schlank präsentiert, dass sich nirgends etwas Überflüssiges finden lässt. Das führt natürlich auch dazu, dass die Lektüre immer spannend und unterhaltsam bleibt. Darüber hinaus erscheint Allende auf den Seiten des Romans so erzählfreudig wie lange nicht mehr, und so ist es eine wahre Freude, ihr in die Extremadura, auf den Atlantikkreuzer, nach Peru, in die Wildnis zu folgen.

Apropos Wildnis: Schon immer legte Isabel Allende besonderen Wert auf Sinnlichkeit. Wenn sie die Liebe beschreibt, dann sind das Passagen, die das Wiederlesen und das Lautlesen lohnen. In „Inés meines Herzens“ kommt nun eine neue Form der Sinnlichkeit dazu: die Sinnlichkeit der unberührten Natur. Wenn Allende Inés von Peru und Chile erzählen lässt, von der Wildnis, die erst noch gebändigt werden will, dem Artenreichtum von Flora und Fauna, dann wähnt man sich fast mit ihr an diesem vergangenen Ort. Alles ist lauter, chaotischer, farbenprächtiger und beeindruckender, als wir es von unserer heutigen Natur kennen. Und so schwingt immer auch ein wenig Bedauern mit, dass es immer weniger Möglichkeiten gibt, unberührte Natur derartig zu erleben.

„Inés meines Herzens“ ist ein Roman, der zum genüsslichen Schmökern einlädt. Sicher, man könnte darüber diskutieren, ob die Eroberung der neuen Welt (und die damit einhergehende Entrechtung der Eingeborenen) nicht kritischer behandelt werden müsse. Man könnte darüber diskutieren, wo die historische Inés aufhört und die Allende-Inés anfängt. Doch mal ehrlich, will man das, wenn man stattdessen auch einen fesselnden Roman genießen kann?

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Allende, Isabel – Mein erfundenes Land

[„Zorro“ 1754 war das letzte von Isabel Allende auf Deutsch erschienene Buch, eine Art Biographie der frühen Jahre des berühmt-berüchtigten Rächers mit der Maske. Und wenn der Roman auch alles bot, was man von einer Abenteuergeschichte erwarten würde, so war er doch ein außergewöhnlicher Stoff für eine Autorin, die mit starken Frauenfiguren, südamerikanischen Settings und weit ausladenden Familiengeschichten bekannt geworden ist. In „Mein erfundenes Land“ dagegen, im Spanischen bereits 2003 erschienen, hält sie sich wieder an Bewährtes, was dazu führt, dass man als Leser genau das bekommt, was man von Isabel Allende erwartet. Bei der Lektüre der 200 Seiten (geradezu Kurzprosa für Allendes Verhältnisse) stellt sich daher sofort der gewünsche Effekt ein: eine wohlige Wärme ob der flott dahingeschriebenen, teils liebenswerten, teils skurrilen Erinnerungen der Autorin.

Dabei ist „Mein erfundenes Land“ ein seltsamer Hybrid – irgendwo zwischen Autobiographie, Reiseführer, politischem Essay und Fiktion. Es ist der Versuch, die Sehnsucht nach diesem Land Chile, in dem sie tatsächlich nur einen geringen Teil ihres Lebens verbracht hat, in Worte zu fassen, zu erklären oder wenigstens zu beschreiben. Und es wäre kein Buch von Isabel Allende, würde man nicht ständig das Augenzwinkern der Autorin beim Umblättern der Seiten spüren.

Sie beginnt mit einer farbenprächtigen Kartographie ihres Heimatlandes – das Gebirge, das Meer, die Wüste, die brodelnde Stadt Santiago. Das alles klingt für den gemeinen Mitteleuropäer exotisch und weckt unweigerlich die Reiselust. Nie wirken Allendes Beschreibungen hier trocken oder gar abgeschrieben, denn in gewohnter Manier ist eine Bergkette bei ihr immer auch mehr als das: Die Beschaffenheit des Landes weist über sich hinaus, ist unabdingbare Voraussetzung für den Charakter seiner Bewohner, ihre Traditionen und Macken. Und von diesen Macken gibt es viele, wie die Autorin nicht müde wird zu erwähnen …

Vielleicht ist es die Tatsache, dass sie schon immer ein Querkopf war, sich dem Machismo Chiles nicht unterordnen wollte. Vielleicht ist es ihre journalistische Tätigkeit, die ihr diesen scharfen Blick ermöglicht. Vielleicht aber auch die Tatsache, dass sie nun schon seit zwanzig Jahren in Kalifornien lebt und daher aus einer anderen Perspektive auf Chile blickt. Sei’s drum, die Kapitel, welche die Skurrilitäten, die Eigenheiten und (für uns) fremdartigen Charakterzüge der Chilenen zum Thema haben, sind ein wahres Feuerwerk an genauer Beobachtung gepaart mit literarischer Verfremdung: Denn man kann sich nie ganz sicher sein, wann Isabel Allende Tatsachen beschreibt und wann sie ins Fiktionale abgleitet. Die Frage nach der Beziehung von Wahrheit und Fiktion ist eine typisch deutsche, meinte Allende, als sie das Buch in Berlin vorstellte. Für sie ist alle Erinnerung eine Mischung aus beidem – Tatsächlichem und Erfundenem. Was macht es da, ob etwas wahr oder unwahr ist? Genau aus diesem Spannungsfeld ergibt sich auch der Titel des Buches, der tatsächlich kein Widerspruch, sondern eine unbedingte Folge von Allendes Wahrnehmung ist.

Eingebettet in die Beschreibung von „Land und Leuten“ erfährt man auch viel Persönliches von der Autorin. Man trifft Charaktere aus ihren früheren Romanen wieder (allen voran natürlich „Das Geisterhaus“) und stellt fest, dass sie auf Mitgliedern ihrer Familie fußen. Mit viel Zuneigung, aber auch einem verschmitzten Lächeln gibt sie all die kleinen Absurditäten ihrer großen Sippe wieder: die hellsichtige Großmutter, der überlebensgroße Großvater, die Eindrücke, die ihre Kindheit geprägt haben. Einiges daraus kennt der treue Leser bereits aus „Paula“, doch fehlen in „Mein erfundenes Land“ die unbändige Trauer und das Verlangen, Dinge dem Vergessen zu entreißen. Das verleiht ihrem neuen Erinnerungsbuch eine uneingeschränkte Leichtigkeit, die dazu führt, dass man den Kapriolen und Sprüngen der Autorin gern folgt. Ihre Wege mögen verschlungen sein und sich von Zeit zu Zeit unvermutet kreuzen, doch ist dies kaum ein Grund zu bereuen, überhaupt auf die Reise gegangen zu sein. Im Gegenteil, es macht die Lektüre abenteuerlich und überraschend!

Es gibt natürlich ernste Momente. Wenn Allende den Militärputsch von 1973 beschreibt, der sie ins Exil trieb und ihre Heimat mit Folter und Repression überzog, dann bleibt kaum Raum für das altersweise ironische Lächeln, mit dem sie sonst ihr Lebens betrachtet: „Das hab ich hinter mir, und es hat mich stärker gemacht“, scheint ein Credo zu sein, das einen Großteil ihres Schreibens beschreibt. Doch der Putsch bleibt eine Wunde, die nur langsam heilt, und das Narbengewebe überzieht sowohl Chile als auch die Autorin.

„Mein erfundenes Land“ hat viele Eigenschaften, die für das Buch sprechen: Es ist unterhaltsam, kurzweilig, humoristisch und von Zeit zu Zeit sogar lehrreich. Es weckt die Neugier auf ein Land am Ende der Welt, wo die Sitten gleichzeitig fremd und sympatisch sind. Das Buch wirkt spontan, erfrischend, mit leichter Feder heruntergeschrieben, und dieses Gefühl überträgt sich unweigerlich auf den Leser, der sich mitnehmen lässt auf eine Reise, deren Ende nicht klar bestimmt ist. Doch, wie heißt es so schön: Der Weg ist das Ziel. Und selten war es so erfrischend, vom Weg abzukommen, wie in „Mein erfundenes Land“.

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Algernon Blackwood – Der Tanz in den Tod. Unheimliche Geschichten

Inhalt:

Eine Novelle und neun Kurzgeschichten von Algernon Blackwood (1869-1951), dem Meister der angelsächsischen Gruselliteratur:

Der Tanz in den Tod (The Dance of Death, 1907), S. 7-18: Browne, ein unglücklicher Büroknecht mit ausgeprägter Herzschwäche, tanzt für sein Leben gern. Die schöne Issidy, das mysteriöse Mädchen in Grün, wird seine letzte Partnerin.

Der Mann, den die Bäume liebten (The Man Whom the Trees Loved, 1912), S. 19-97: Sein Leben lang hat der alte Bittacy Bäume geliebt; manchmal scheinen sie ihm sogar lebendig. Dass sie außerdem mit eigener Intelligenz begabt aber recht Besitz ergreifend sind, merken er und seine Gattin, als sie ein einsam gelegenes Landhaus am Rande eines großen Waldes beziehen. Algernon Blackwood – Der Tanz in den Tod. Unheimliche Geschichten weiterlesen

H. P. Lovecraft – Der Fall Charles Dexter Ward

lovecraft-charles-dexter-ward-cover-2006-kleinEin unvorsichtiger Privatforscher erweckt einen bösen Hexenmeister zum Leben. Der Schurke nimmt seine Stelle ein, um seinem blasphemischen Handwerk erneut nachzugehen, bis sich zwei beherzte Männer gegen das Grauen stellen … – Locker dem „Cthulhu“-Zyklus angehörend, erzählt Autor Lovecraft die bekannte aber spannende Geschichte vom Zauberlehrling, der nicht mehr los wird, was er gerufen hat. Die Geschichte enthüllt sich gekonnt pseudodokumentarisch aus alten Dokumenten, Berichten, Zeitungsartikeln etc., bis sie ihren Bogen im Finale in einem wahren Pandämonium vollendet.
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Ulrich Beck – Entgrenzung und Entscheidung. Was ist neu an der Theorie reflexiver Modernisierung?

Schonungslos, kritisch, erleuchtend!

Etwas Neues kann nur entdecken, wer Grenzen kreuzt oder verlässt – wer quer denkt und an den Grenzen entlang denkt. Gerade ein Grenzwissenschaftler sollte sich nicht vor Modernitätskonzepten und aktuellen Meinungen verschließen. Doch wo finden wir Überlegungen zu relevanten Modernitätskonzepten? Wo können wir Theorien der Grenzen entdecken? Die Antwort ist klar: in diesem Buch.

Ulrich Beck – Entgrenzung und Entscheidung. Was ist neu an der Theorie reflexiver Modernisierung? weiterlesen

Peter Bürger – Theorie der Avantgarde

Die Theorie der Avantgarde als Meilenstein einer kritischen Literaturwissenschaft

Ist die Kunst nun losgelöst von gesellschaftlicher Praxis oder ist sie gerade in dem Spannungsfeld von Zweck und Zweckfreiheit zu finden? Ist sie selbstständig gegenüber kunstexternen Verwendungsansprüchen, wie es Habermas formulierte, oder muss sie in der Lebenspraxis aufgehen? Dieses zuletzt genannte Aufgehen im unmittelbaren Lebensumfeld forderte die historische Avantgarde; Letztere ist aber auch Peter Bürgers Untersuchungsgegenstand, den er in seinem bahnbrechenden Buch „Theorie der Avantgarde“ abhandelt.

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Algernon Blackwood – Der Griff aus dem Dunkel. Gespenstergeschichten

Blackwood Griff aus dem Dunkel kleinInhalt:

In einer Novelle und fünf Kurzgeschichten gewinnt Algernon Blackwood (1869-1951), Meister der angelsächsischen Gruselliteratur, ihm wichtigen Themen (Naturmystik, Mehrdimensionalität, Tod als Übergang) neue, spannende Seite ab:

Das Haus der Verdammten (The Damned, 1914), S. 7-110: William und seine Schwester Frances werden von der reichen Witwe Mabel auf deren Landsitz in der Grafschaft Sussex eingeladen. Aus dem erhofften Urlaub auf dem Lande wird nichts, denn in „The Towers“ spukt es mächtig. Mabels verstorbener Gatte, der Bankier Samuel Franklyn, war ein Laienprediger übelster Sorte: ein bigotter, fanatischer Eiferer, der mit Inbrunst die ewige Verdammnis auf alle Sünder herab beschwor. Selbst der Tod konnte Samuel und seinen Missionseifer nicht stoppen; sein niederträchtiger Geist beherrscht „Two Towers“, die willenlose Mabel und tausend körperlose Seelen, Samuels Opfer, die ihr Gehorsam nicht ins Paradies, sondern in eine düstere Zwischenwelt fehlgeleitet hat, der sie nun verzweifelt und zornig endlich entkommen wollen. In einem letzten Aufflackern ihres Widerstandes hat Mabel Frances und William zu sich gerufen, doch die Geschwister können dem Ansturm der Verdammten ebenso wenig standhalten wie sie. Algernon Blackwood – Der Griff aus dem Dunkel. Gespenstergeschichten weiterlesen

Allende, Isabel – Zorro

Eigentlich war ich bisher der Meinung, Zorro habe es schon immer gegeben. So wie Robin Hood beispielsweise. Stattdessen ist der Rächer mit der Maske noch nicht einmal hundert Jahre alt und stammt aus der Feder des findigen Amerikaners Johnston McCulley, der seiner Figur in einer stattlichen Anzahl |Dime Novels| zu erstem Ruhm verhalf. Ältere Semester erinnern sich vielleicht an diverse Filme und Serien, doch für mich beginnt der Kult um Zorro mit George Hamilton und seinen quietschbunten Zorro-Kostümen. Und auch Antonio Banderas‘ Darstellung des Rächers kann diesen ersten Eindruck nicht wirklich überschatten.

Wie gerade Isabel Allende an einen Stoff wie Zorro gelangt ist, wird wohl bei vielen ihrer Fans für Verwunderung gesorgt haben. Doch natürlich gibt es dazu eine Legende: Man erzählt sich, dass eines Tages fünf Leute vor ihrer Tür standen, die die Rechte an der Figur des [Zorro]http://de.wikipedia.org/wiki/Zorro besaßen und Allende anboten, doch einen Roman über ihn zu schreiben. Allende lehnte ab, schließlich ist sie eine ernsthafte Autorin. Doch die fünf Leute ließen eine Kiste mit Material zurück, das schließlich das Interesse der Autorin weckte. Ganz passend dazu gibt es ab November auch einen neuen Zorro-Film mit oben erwähntem Antonio Banderas („Das Geisterhaus“ und „Von Liebe und Schatten“ wurden beide mit Antonio Banderas verfilmt) und da war es wohl um sie geschehen. In nur drei Monaten hat sie, während neben ihrem Computer zur Inspiration ein gerahmtes Bild von Antonio stand, „Zorro“ heruntergeschrieben. „Es ist sehr einfach zu schreiben, wenn man sich dabei Antonio Banderas vorstellt“, meint Allende. Scheinbar sollten sich viel mehr Autoren dessen Bild auf den Schreibtisch stellen …

Das befremdliche Gefühl beim Aufschlagen des Romans bleibt trotzdem und ich bin ziemlich überzeugt, dass ich an dem Buch etwas auszusetzen haben werde. Umso überraschender, dass ich die Lektüre durchaus genossen habe. Es muss meine heimliche Leidenschaft für wilde Plottwists, überlebensgroße Leidenschaften, bunte Panoramen und schillernde, plakative Charaktere sein, die sich beim Lesen breit machte. Darum sei vorneweg gesagt: „Zorro“ ist lange kein perfektes Buch und erst recht keine „echte“ Isabel Allende. Magischen Realismus sucht man vergebens, auch das zeitliche Panorama ist für ihre Verhältnisse stark zurückgenommen. Und doch macht der Roman Spaß. Wie könnte er auch nicht: Es gibt Männer mit schwarzen Umhängen, unglückliche Liebschaften, Piraten, wilde Duelle und das alles eingepackt in Allendes überbordende Erzähllust.

Doch fangen wir von vorn an, so macht das auch Isabel Allende. Ihr „Zorro“ ist eine Chronik der frühen Jahre. Wir erfahren einiges über seine Eltern, über die politische Situation in Kalifornien (da gab es nichts außer Indianern, Kühen und Missionaren, meint die Autorin in einem Interview), über seine Geburt und seine Erziehung. Wir könnten das überspringen, wäre es nicht gerade der Kernpunkt der Erzählung. Irgendwann während der Lektüre muss man akzeptieren, dass das Buch den Weg von Diega de la Vega, einem spanischen Adligen, zu Zorro dem Rächer beschreibt. Wir sehen also viel von Diego, aber viel weniger von Zorro.

Klein Diego wächst in Kalifornien im kultururellen Mischmasch von spanischen Einwanderern, Indianern und Missionaren auf. Zusammen mit seinem Milchbruder Bernardo, der verstummt ist, seit er den Mord an seiner Mutter mit ansehen musste, wird er als Jugendlicher nach Spanien an die Universität geschickt. Und dort geht die Geschichte dann so richtig los. Natürlich verliebt sich Diego prompt unsterblich in die unerreichbare Juliana, er lernt Fechten beim genialen Manuel Escalante, durch den er auch Kontakt zu einem Geheimbund bekommt, der (was auch sonst) für Gerechtigkeit eintritt. Und da ein würdiger Gegenspieler ebenfalls nicht fehlen darf, heftet sich der Spanier Rafael Moncada fortan an Diegos/Zorrors Fersen, da er dieselbe Frau begehrt. Im Übrigen erfährt man auch (falls man es noch nicht wusste), was „Zorro“ eigentlich bedeutet und wie Diego zu diesem Namen gekommen ist.

Kurzum: Die Handlung schreitet flott voran und ist reichlich actiongeladen. Es gibt Gefängnisausbrüche und Schwertkämpfe, Überfälle und wilde Fluchten durch ganz Spanien. Isabel Allende legt in ihrem Roman ein stolzes Tempo vor und das heißt für den Leser: Dranbleiben! Ein Manko hat der Roman allerdings: Seine Nebencharaktere sind fast durchweg sympathischer als seine Protagonisten. Da wäre zum Beispiel Don Diego (Zorro) selbst. Er sieht gut aus und hat perfekte Zähne (das erläutert uns Allende gleich mehrmals), dafür hat er abstehende Ohren (daher die Maske, die unbedingt die Ohren verdecken muss). Er ist eitel, bis zu einem gewissen Grade arrogant und etwas arg von sich eingenommen. Aus irgendeinem Grunde ist er in die langweilige und oberflächliche Juliana verliebt, an der ein durchschnittlicher Leser so überhaupt nichts Anziehendes finden kann. Ihre kauzige kleine Schwester Isabel allerdings, von Diego ständig übersehen, bleibt da schon eher im Gedächtnis: Sie schielt, hat eine wilde Mähne und lernt mit Diego fechten. Auch Bernardo, Diegos stummer Bruder, ist eine Figur, die beim Leser hängen bleibt. Das Gleiche gilt für Diegos Mutter Regina, eine zur westlichen Kultur bekehrte Indianerin. Warum Allendes Nebencharaktere solche prägnanten Persönlichkeiten sind, während Diego von Zeit zu Zeit einfach schrecklich unleidlich daherkommt, wird wohl das Geheimnis der Autorin bleiben. Vielleicht liegt es auch einfach am Kultstatus der Hauptfigur …

Allendes „Zorro“ ist also ein seltsames Werk. Auf der einen Seite lässt es einen großen Teil dessen vermissen, was ihre Bücher so speziell macht; nämlich den magischen Realismus. Auf der anderen Seite tobt sich Allende in gewohnter Manier in ihrer Geschichte aus: Sie schmückt ihre Schauplätze bunt aus und malt farbenfrohe Charaktere. Somit werden sowohl Neueinsteiger als auch Langzeitfans ihrer Romane gut mit „Zorro“ klarkommen. Und mal ehrlich, wer kann einem Mann ganz in Schwarz schon widerstehen?

Website zum Buch: http://www.allende-zorro.de/
Homepage der Autorin: http://www.isabelallende.com/

John Wyndham – Wenn der Krake erwacht

wyndham-krake-cover-kleinAußerirdische Invasoren errichten lange unbemerkt Stützpunkte in der irdischen Tiefsee, wo sie ihre Kräfte sammeln, um eines Tages die Menschen auf dem nicht mehr sicheren weil trockenen Land anzugreifen … – Klassische Science Fiction als Allegorie bzw. Reaktion auf den II. Weltkrieg: eine Warnung vor Kriegstreibern, die man wie die Nazis allzu lange gewähren lässt; altmodisch aber spannend lesbar geblieben, weil in einem quasi dokumentarischen Stil geschrieben.
John Wyndham – Wenn der Krake erwacht weiterlesen

H. P. Lovecraft – Der Fall Charles Dexter Ward

H.P. Lovecraft zählt zu den ganz Großen im Gruselgenre. Er galt als Wunderkind und fing bereits im zarten Alter von sechs Jahren mit dem Schreiben an. Zeitlebens war er ein Einsiedler und menschenscheuer Sonderling, der mit Freunden und gleichgesinnten Autoren in erster Linie schriftlich verkehrte. Inspirieren ließ er sich größtenteils durch seine Albträume, und einem solchen könnte auch Lovecrafts Roman „Der Fall Charles Dexter Ward“ entsprungen sein.

Dieser erzählt die (Kranken-)Geschichte von Charles Dexter Ward. Der junge Mann lebt mit seinen Eltern in Providence und beschäftigt sich leidenschaftlich gerne mit Genealogie. Eines Tages stößt er bei seinen Nachforschungen auf den Urahnen Joseph Curwen, dessen Name aus der Familiengeschichte getilgt wurde – nicht ohne Grund, wie die weiteren schauerlichen Ereignisse zeigen werden.

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Jean Ray – Die Gasse der Finsternis. Phantastische Erzählungen

Ray Gasse Cover kleinEin Dutzend Dracheneier für Leser, die Phantastik mit Überraschungen lieben; für Jean Ray ist die Realität nur eine Schicht im Gewebe eines Universums, das in seiner Vielfalt meist außerhalb der menschlichen Wahrnehmung bleibt; unterhaltungsintensiv, mit enormem Einfallsreichtum, und drastischen Effekten schildert der Verfasser, was geschieht, wenn diese Schichten zufällig kollidieren.
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H. P. Lovecraft – Schatten über Innsmouth

Ein junger Mann reist in eine einsame Hafenstadt, die von Teufelsanbetern bewohnt wird. Die angeblichen Nachtmahre entpuppen sich als überaus handfeste und gar nicht übernatürliche Zeitgenossen … – Dieser (Kurz-) Roman von H. P. Lovecraft (1890-1937) ist ein Kernstück des Cthulhu-Mythos’, der die Erde als Spielball übel wollender kosmischer Mächte sieht. Er bietet eher atmosphärische als handlungsbetonte Phantastik, wirkt aber in diesem Rahmen wahrlich unheimlich und ist von beinahe dokumentarischer Überzeugungskraft.
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Algernon Blackwood – Besuch von Drüben. Gruselgeschichten

Inhalt:

Eine Sammlung acht klassischer Gruselgeschichten, die zum Besten gehören, was das Genre zu bieten hat:

Der Horcher (The Listener, 1907), S. 7-43: Der arme Schriftsteller bezieht eine ungewöhnlich billige Wohnung. Allerdings muss er die feststellen, dass der tragisch aus dem Leben geschiedene Vormieter sein Domizil noch nicht verlassen hat.

Die Spuk-Insel (A Haunted Island, 1899), S. 44-64: Auf eine Insel in der Wildnis Kanadas zieht sich ein Student zurück, um fern aller Ablenkung zu lernen. Dies missglückt, weil ihm geisterhafte Indianer auflauern.

Besuch von Drüben (Keeping His Promise, 1906), S. 65-82: Nach vielen Jahren treffen die Freunde Marriott und Field sich wieder. Erst spät erinnert Marriott sich ihres alten Schwurs: Wer zuerst stirbt, kommt den Überlebenden besuchen.

Gestohlenes Leben (With Intent to Steal, 1906), S. 83-110: Der große Abenteurer Shorthouse erfährt von einer Scheune, in der es umgeht. Für den neugierigen Geisterjäger und seinen Gefährten beginnt eine Nacht, an die sie noch lange denken werden – falls sie überleben.

Kein Zimmer mehr frei (The Occupant of the Room, 1909), S. 111-121: Minturn ist froh, in dem überfüllten Schweizer Hotel noch ein Zimmer zu bekommen. Die Vormieterin ist vor ein paar Tagen auf einer Bergwanderung verloren gegangen, doch in der Nacht zeigt sich, dass sie dem müden Reisenden näher ist als diesem lieb sein kann.

Ein gewisser Smith (Smith: An Episode in a Lodginghouse, 1906), S. 122-141: Es ist aufregend, ein Haus zu bewohnen, in dem ein Hexenmeister seine magischen Künste betreibt; das gilt ganz besonders dann, wenn dieser mächtigere Geister heraufbeschwört, als er unter Kontrolle zu halten vermag.

Seltsame Abenteuer eines Privatsekretärs in New York (The Strange Adventures of a Private Secretary in New York, 1906), S. 142-181: Der wackere Shorthouse (s. o.) soll für seinen Brotherrn einen Erpresser austricksen. Dieser lebt in einem überaus einsam gelegenen Haus und lauert bereits darauf, seinem Gast den Aufenthalt unvergesslich zu gestalten.

Griff nach der Seele (A Psychical Invasion, 1908), S. 182-246: Ein übereifriger Schriftsteller versucht, seinen geistigen Horizont mit Hilfe von Drogen zu erweitern; tatsächlich öffnet er die Pforte zu einer Dimension böser Geister, von denen ihm einer nun im Nacken sitzt. Dr. John Silence, der berühmte Psychologe und Fachmann für das Okkulte, nimmt sich des Falles an.

Wo Geister richtig zur Sache gehen

Diesen „Besuch von drüben“ laden wir uns gern ein, wenn die Nächte wieder länger werden und zum Lesen einladen. Hier spukt es noch richtig, weil für den Verfasser nie der Wunsch, sich bei der Literaturkritik, die handgreiflich auftretende Gespenster nicht sonderlich schätzt, lieb Kind zu machen, im Vordergrund stand. Stattdessen wollte Algernon Blackwood sein Publikum unterhalten, ohne es gleichzeitig als Schar dummer Tröpfe abzuqualifizieren, denen es nur einen möglichst großen Schrecken einzujagen gilt.

Blackwoods Erzählungen sind deshalb spannend und unterhaltsam, denn ihr Verfasser war kein versponnener, weltabgeschieden hausender, sondern ein neugieriger, weit gereister Mann, der fest mit beiden Beinen im Leben stand. In gewisser Weise spiegelt „Besuch von Drüben“ sogar Blackwoods Biografie wider. Unglücklichen Familienverhältnissen entfliehend, reiste der junge Algernon nach Kanada („Die Spuk-Insel“, seine erste und schon meisterhafte Geistergeschichte überhaupt!) und ging später in die Vereinigten Staaten („Seltsame Abenteuer eines Privatsekretärs in New York“), wo er sich u. a. als Farmer, Hotelier, Journalist und Schauspieler versuchte. 1899 kehrte er nach England zurück, unternahm aber auch später ausgedehnte Europareisen („Kein Zimmer mehr frei“). Die daraus resultierenden Erfahrungen flossen in sein Werk ein: Jedem Leser ist sogleich klar, dass Blackwoods kanadische Wildnis oder seine Alpendörfer keine Hirngespinste sind.

Ist da noch etwas?

Diese Ortskenntnisse werden ergänzt durch ein immenses Wissen des Okkulten und Übersinnlichen, für das sich Blackwood seit seiner Kindheit brennend interessierte. Im Jahre 1900 trat er dem „Hermetic Order of the Golden Dawn“ bei, was seine mystischen Kenntnisse enorm erweiterte; „Ein gewisser Smith“ zeigt einen Magier bei der Arbeit, die dem Verfasser zumindest theoretisch vertraut war.

Hinzu tritt schließlich die Faszination über die neue, noch höchst umstrittene Wissenschaft der Psychologie. Blackwood glaubte an eine Welt des Okkulten, die bevölkert wird von bösen oder besser: der menschlichen Moral nicht unterworfenen, fremdartigen Geistwesen auf der einen und den klassischen Gespenstern auf der anderen Seite – Manifestationen im Leben wie im Tode kraftvoller, von starken Emotionen getriebener Seelen oder auch nur den Gefühlen selbst, die sich durchaus selbstständig machen und blindwütige („Gestohlenes Leben“) oder ziellose („Kein Zimmer mehr frei“), aber nicht wirklich intelligente Phantome formen können.

Alle diese Wesen leben normalerweise in ihrer eigenen Sphäre. Dort können sie zufällig gestört oder angelockt („Griff nach der Seele“), aber auch gezielt gerufen werden („Besuch von Drüben“, „Ein gewisser Smith“). Das theoretische Fundament, wie es hier skizziert wurde, lässt Blackwood in „Griff nach der Seele“ stellvertretend Dr. John Silence, „Physican Extraordinary“ – eine Mischung aus Sigmund Freud oder C. G. Jung und Sherlock Holmes – erläutern. Blackwoods Konzept ist auch deshalb zu interessant, weil es schon deutlich die Grenzen der klassischen viktorianischen Schauerliteratur sprengt, die das Gespenstsein primär als Strafe für diverse Verfehlungen wertete, derer sich der Geist im Leben strafbar gemacht hatte.

Geister klassisch und modern

Der frühe Blackwood ist noch nicht gänzlich frei von dieser Haltung: Der unglückliche Blount in „Der Horcher“ hat sich seinem schrecklichen, ohne jedes eigene Verschulden erlittenen Schicksal durch Selbstmord entzogen. Weil er so Gott, der aus unerfindlichen Gründen ein natürliches aber qualvolles Ende für ihn vorgesehen hatte, ins Handwerk pfuschte, muss er seine nun doppelt elende Existenz im Tode fortsetzen: ein wahrlich alttestamentarische Weltsicht, die im Kontext freilich nicht zwangsläufig befürwortet, sondern von Blackwood, dem Okkultisten, der wahrlich kein Bilderbuch-Christ war, auch angeprangert wird.

Ein wenig aus dem Rahmen fällt die Story „Seltsame Abenteuer eines Privatsekretärs in New York“. Hier lässt Blackwood das Grauen nicht schleichend auftreten, sondern entwirft – dem amerikanischen Schauplatz wohl angemessen – eine aktionsbetonte, teilweise witzig überzogene Grusel-Groteske im Stile Edgar Allan Poes. Zur Abwechslung wird nichts erklärt, sondern einfach nur geschildert. Dem Leser bleibt es dieses Mal selbst überlassen, sich einen Reim auf die Erlebnisse des unerschrockenen Jim Shorthouse zu machen.

Leider wird bei dieser Gelegenheit einer der weniger angenehmen Wesenszüge Blackwoods offenbar: Die Figur des Juden Marx trägt unverkennbar antisemitische Züge. Sollte dies keine ‚Zugabe‘ des Übersetzers sein, hätte der Verfasser der latenten, alltäglichen Judenfeindlichkeit der britischen Gesellschaft ein Denkmal gesetzt, so wie wenige Jahre später Hollywood Amerikas Indianer in aller vermeintlichen Unschuld als blutrünstige Wilde und Bilderbuch-Bösewichte zu missbrauchen begann. Unerfreulich bleiben die für die Geschichte völlig unnötigen und daher noch deutlicher ins Auge stechenden Unterstellungen aber allemal.

Autor

1869 wurde Algernon Blackwood in Shooter’s Hill in der Grafschaft Kent (heute ein Teil Londons) geboren. Seine Eltern gehörten einer strengen calvinistischen Splittergruppe an, doch Algernon betrachtete die ‚etablierten‘ Religion skeptisch. Er verließ sein behütetes aber gefühlskaltes Elternhaus, sobald er volljährig war, und emigrierte nach Kanada. Später ging er in die Vereinigten Staaten und versuchte sich u. a. als Farmer, Hotelier, Journalist und Schauspieler. Die während dieser Lehr- und Wanderzeit gewonnenen Erfahrungen, die er später auf ausgedehnten Europareisen vertiefte, flossen in Blackwoods schriftstellerische Arbeit ein, mit der er 1899, dem Jahr seiner Rückkehr nach England, begann.

In rascher Folge veröffentlichte Blackwood mehrere Sammlungen mit Kurzgeschichten, die sich mit dem Okkulten und Übersinnlichen beschäftigten. Auch hier konnte er auf persönliche Kenntnisse zurückgreifen. Schon als 17-jähriger hatte Blackwood in Kent die Sagen und Mythen seiner Heimat studiert und sich mit den Lehren der klassischen Okkultisten und Kabbalisten vertraut gemacht. Im Jahre 1900 trat Blackwood dem berühmten „Hermetic Order of the Golden Dawn“ bei.

Natur- und Elementargeister, verschüttete Erinnerungen, Wiedergeburt: Dies sollten die Themen sein, auf die Blackwood in seinen Geschichten immer wieder zurückkam. Sie belegen außerdem sein Interesse an der neuen, noch höchst umstrittenen und daher umso faszinierenderen Wissenschaft der Psychoanalyse.

Die Hypothese, dass Geister – sollte es sie denn geben – nicht einfach ‚sind‘, sondern Ausgeburten der menschlichen Psyche sein könnten, floss rasch in die Arbeiten zeitgenössischer Schriftsteller eine. Blackwood gehörte zu den Pionieren, die einen psychologischen Blick auf die Welt des Okkulten warfen. Besonders deutlich manifestierte sich dies in der Figur des „Physican Extraordinary“ Dr. John Silence (1908), der sich am Vorbild Sigmund Freud orientierte, aber mit dem okkulten Wissen seines Schöpfers ausgestattet war.

Algernon Blackwood starb hoch betagt und als Schriftsteller halb vergessen 1951. Im letzten Jahrzehnt seines Lebens war (der 1949 geadelte) alte Mann jedoch als Radiosprecher und Hörspielautor noch einmal ungemein populär geworden. Blackwood hinterließ etwa 200 Kurzgeschichten und 14 Romane, dazu Schau- und Hörspiele, Gedichte und Liedtexte.

Die Algernon-Blackwood-Sammlungen des Suhrkamp-Verlags:

(1969) Das leere Haus (TB 30 u. 1664/Phantastische Bibliothek 12 u. 339)
(1970) Besuch von Drüben (TB 411 u. 2701/Phantastische Bibliothek 10 u. 331)
(1973) Der Griff aus dem Dunkel (TB 518/Phantastische Bibliothek 28)
(1982) Der Tanz in den Tod (TB 848 u. 2792/Phantastische Bibliothek 83 u. 355)
(1989) Die gefiederte Seele (TB 1620/Phantastische Bibliothek 229)
(1993) Rächendes Feuer (TB 2227/Phantastische Bibliothek 301)

Taschenbuch: 247 Seiten
Originalausgabe
Übersetzung: Friedrich Polakovics
http://www.suhrkamp.de

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (6 Stimmen, Durchschnitt: 1,67 von 5)

Lovecraft, Howard Phillips – Berge des Wahnsinns

H. P. Lovecraft (1890-1937) und seine Erzählwelten sind ebenso zum Mythos avanciert wie die von ihm beschriebenen Mythen selbst. Kaum jemand, der sich mit Horrorliteratur befasst, dürfte seine Geschichten von den Alten Wesen, von Cthulhu und natürlich um das Necronomicon nicht kennen. Faszinierenderweise sind die Erzählwelten Lovecrafts mittlerweile so fest im archetypisch Unbewussten verankert, dass noch immer nicht schlussendlich geklärt ist, ob ein Buch namens „Necronomicon“ wirklich existiert. Bis hinein in die Esoterik- und Okkult-Szene werden ernsthafte Nachforschungen angestellt, die sich mit den Hintergründen zu Lovecraft und seinem Schaffen befassen und beispielsweise die Ursprünge des „Necronomicon“ bis ins 16. Jahrhundert zum britischen Hofastrologen und -magus Dr. John Dee zurückverfolgen, wobei hier die magische Kunstsprache des Henochischen erwähnenswert ist, die auch in aktuelle Fachveröffentlichungen zu diesem Themenkomplex Einzug gehalten hat. Beim „wahnsinnigen Araber“ Alhazred allerdings dürfte es sich um eine reine Fiktion handeln. Insgesamt also ein höchst bemerkenswertes und eigentümlich mythisiertes Produkt der phantastischen (oder doch nicht ganz so phantastischen) Literatur, das, mittlerweile zum Weltliteratur-Erbe gezählt, auch heute noch von Autoren wie Wolfgang Hohlbein fortgeführt wird, sich in einem Atemzug nennen darf mit romantisch-gotischen Gruselliteraten wie Shelley, Poe, Stevenson oder Stoker und auch Leser von Clive Barker erwärmen dürfte.

Exemplarisch für die Erzählwelten des Sonderlings Howard Phillips Lovecraft habe ich mir seine Novelle „Berge des Wahnsinns“ zu Gemüte geführt, die 1936 veröffentlicht wurde und in deutscher Sprache zuerst 1970 innerhalb der „Bibliothek des Hauses Usher“ im Insel-Verlag erschien.
In Gestalt eines authentisch gestalteten wissenschaftlichen Berichtes, der die Nachwelt vor einem verborgenen Schrecken in der Antarktis warnen soll, schildert der Ich-Erzähler, seines Zeichens Geologe, die Ereignisse einer 1930 gestarteten Expedition in die Regionen des Ewigen Eises. Nebst beständigen unterschwelligen Andeutungen offenbart sich nach und nach ein „uralter Schrecken“, der von der Menschheit unerkannt in den eisbedeckten Bergen der Südpolregion lauert. Zunächst stößt eine Teilexpedition auf Überreste einer unbekannten und nach menschlichen Maßstäben nicht einzuordnenden amphibischen Spezies, während sie bislang nicht kartographierte Gebirgszüge erforscht, die in ihrer kolossalen Ausdehnung alles bisher Bekannte in ihre Respekt einflößenden Schatten stellen. Während eines Eissturmes geschieht etwas Furchtbares mit dieser Vorabexpedition, das nicht allein auf das Wirken der Naturgewalten zurückzuführen ist und dessen Ergründung sich fortan die verbleibenden Mitglieder der Forschungsgruppe widmen. Der Erzähler und ein wissenschaftlicher Kollege erahnen zuerst die schreckliche Wahrheit und begeben sich mit einem speziellen Flugzeug auf Erkundungsreise in die von den drohenden Gipfeln abgegrenzten Regionen, in eine uralte und verborgene Welt voller wahnsinniger Wirklichkeiten – und entdecken eine zyklopische Stadt aus menschlicher Vorzeit, die Erschreckendes zu berichten weiß. Und sie stellen fest, dass sie wie befürchtet nicht allein in dieser kalten Einöde sind.

Gemessen an der gewählten Darstellungsform beeindruckt Lovecraft durch höchst fachkundige und detaillierte Beschreibungen wissenschaftlicher Erkenntnisse, die dem Forschungsstand seiner Zeit nachprüfbar entsprechen. Eingebettet in einen umfangreicheren Rahmen wäre diese Detailverliebtheit lobenswert gewesen, so allerdings hält sich die Novelle zur Hälfte mit derlei Selbstverliebtheiten auf, die, anfänglich noch faszinierend und lehrreich, auf Dauer ermüden, während der Leser die Entwicklung eines Handlungsstranges abwartet, der sich aber letztlich in wenigen Worten zusammenfassen ließe. Im Hauptteil der Erzählung entwirft Lovecraft ein überaus beeindruckendes, ausgefeiltes Szenario der Erdgeschichte, beherrscht vom Mythos der Großen Alten, von Cthulhu und den sterngeborenen Wesenheiten, die seit Äonen überdauert haben und dabei sind, ihren Schrecken erneut in die Welt hinaus zu tragen.

Ermüdung ist vielleicht der zentrale Begriff, um die Leseerfahrung dieser vielfach gelobten Erzählung zu beschreiben. Allzu umfangreiche Randdetails, ellenlange Beschreibungen und zahlreiche Wiederholungen wirken auf Dauer missmutig stimmend auf den Leser. Dieser wird gern mit seitenweise Nebensächlichkeiten gequält, bis Lovecraft zum Punkt kommt – und dieser ist leider stets vorhersehbar, besonders natürlich, wenn man mit dem Mythos vertraut ist. Als Erzähler düsterer Schreckenswelten offenbart Lovecraft ein nicht zu verachtendes Talent, schriftstellerisch jedoch ist sein Stil geradezu erschreckend banal, einfallslos und platt. Die übermäßige Häufung klischeebeladener Adjektive überstrapaziert den nur mäßig gelungenen Versuch eines Spannungsbogens. Es wimmelt nur so von „uralten, verborgenen, dunklen, schrecklichen, verbotenen“ Geheimnissen, die des Chaos‘ Wahnsinn in sich tragen. Als Verfilmung ließe sich aus dem Material sicherlich etwas Eindrucksvolles zaubern, als Lektüre gesehen muss ich bei aller Sympathie und Faszination für Lovecrafts Werk und seine Welten leider gestehen, dass „Berge des Wahnsinns“ zum Langweiligsten und Stümperhaftesten zählt, was die Belletristik hervorgebracht hat. Wer sich für Cthulhu und Necronomicon interessiert, bekommt hier bildreiche Details geboten und kann sich vor dem Hintergrund einer Fachrecherche gern an diese Novelle wagen; wer einfach gute und spannende Horrorlektüre sucht, sollte sich lieber Lohnenswerterem zuwenden.

Eine sehr ansprechende deutsche Infoseite: http://www.nyarlathotep.de