Nach den Aufregungen um die Befreiung der Buddelhasen vom hinterhältigen Baron von Ratzezahn ist eine beschauliche Routine in Schloss Löffelburg eingekehrt. König Mümmel ist leidenschaftlicher Gärtner geworden und Hildas beste Freundin, die von den Hasen selbst ausgesuchte Königin Klara Pusteblum, organisiert täglich Feste, auf denen sich die Hasen ohne Angst vor dem Falken oder dem einstmals als gefährlich geltenden Fuchs Sam Grau ihres Lebens freuen.
Nur die offizielle Abenteuer- und Heldenhäsin Hilda Hasenherz langweilt sich ein wenig und denkt wehmütig an ihre Freunde, welche im Fuchswald auf sie warten. Da kommt eine Nachricht von Prinz Lämpchens verschollener Mutter Mara Mümmel, welche demzufolge in einem Schlossturm auf der Adlerinsel gefangen gehalten wird, gerade recht. Zusammen mit Lämpchen bricht das mutige Hasenmädchen zu einem neuen Abenteuer auf.
Auf ihrem Weg zur Adlerinsel treffen sie alte und neue Freunde. Sie überqueren ein stürmisches Meer und geraten schließlich in einen Bruderzwist zwischen dem Zopfhasen Håson und dem Zottelhasen Knut-Ole Zottelson. Hier zeigt sich wieder Goldfarbs besonderes Gespür dafür, erwachsenen Themen kindgerecht umzusetzen, denn die Hasen auf der Adlerinsel streiten eigentlich um nichts anderes als – sagen wir – ihre Frisur. Witzig absurd ist auch, dass die zwei ehemals best-befreundeten Hasenkönige sogar darum wetteifern, wer den komfortabelsten Kerker mit den meisten und interessantesten Büchern zum „verliesen“ (einkerkern) der jeweiligen Spione vorweisen kann.
Überhaupt ist der Umgang des Autors mit der Sprache besonders hervorzuheben. Jedes Tier aus Hildas Freundeskreis hat seine ganz persönliche Sprechweise. Rotkehlchen-Ritter Robinius flötet tatsächlich wie ein mutiger Kavalier aus längst vergangenen Tagen. Der stachelige Igromir grummelt ein wenig und mit Eicho „Guppa!“ zu rufen, hat schon im ersten Buch Spaß gemacht. Der lässige Steinbock Toni erinnert an unsere schweizer Sprachkollegen, wenn er von „Steinböckli, Häsli, Eichhörnli, Gämsli“ und vielem mehr meckert. Dazu kommt, dass die Adlerinselhasen hinter jeden dritten Satz ein „oder nott“ setzen, Verben wie „verliesen“ benutzen und bei ihnen alles „passiert“- wie zum Beispiel eine „Versteckung“ oder ein „Flüchtung“. Ganz zu schweigen von mitunter sogar doppelt „sprechenden“ Eigennamen wie dem des muskulösen Zopfhasen-Aufsehers Muckison! So viel Vergnügen an der Sprache hat man in einem Kinderbuch lange nicht angetroffen.
Wirklich sympathisch ist auch, dass alles, was gewalttätig anmuten könnte mit List und Fantasie absolut gewaltfrei gelöst werden kann. Ein Fluchtversuch gelingt zum Beispiel mit Hilfe einer Kitzelattacke, einem Krug Wasser und der Androhung einer Waschung mit Seife, sowie dem aller-ältesten Aprilscherz der Welt mit der Spinne auf der Schulter; hier im Ohr. Da lachen ja die Kinder! Und genau das macht „Das Abenteuer auf der Adlerinsel“ so wunderbar.
Wenn man das Buch angemessen loben wollen würde, müsste man noch viel mehr von der wirklich dichten Erzählung mit überraschenden Wendungen verraten, in der Lügner entlarvt, Aufschneider bloßgestellt und Feinde zu Freunden werden. Doch viel besser wäre es, wenn sich möglichst viele Eltern mit ihren Kindern im Schlafzimmer oder auf einem gemütlichen Sofa verliesen würden, um mit Hilda auf Abenteuerreise zu gehen. Die ausdrucksstarken Illustrationen von Verena Körting machen die liebenswerten Figuren und wichtige Schlüsselmomente des Buches noch lebendiger, sodass man zusammenfassend wirklich nur sagen kann: (Vor)Lesen!
Hardcover: 160 Seiten
ISBN 13: 978-3505151262
Schneiderbuch
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