Pürner, Stefan – Geklont – 12 verblüffende Kurzgeschichten, die Sie früher oder später erleben werden

Sind wir nicht alle geklont? Nun, noch nicht, doch hätte irgendeiner von uns, sagen wir mal vor 50 Jahren, sich erträumt, dass wir heute ins All fliegen, mobil telefonieren, im Internet surfen oder Musik auf MP3-Format komprimieren können? Genau dieser Frage ist der Autor Stefan Pürner nachgegangen, der Rechtsanwalt ist und viele juristische Fachveröffentlichungen publiziert hat. Ferner hat er in den Siebzigern Lyrik und Prosa verfasst, aber auch Journalistisches wie Konzertkritiken.

In zwölf Kurzgeschichten zeigt der Autor auf, was auf uns alle zukommt, wenn das Klonen irgendwann einmal alltäglich ist. Dabei ist es verblüffend, wie sehr die Geschichten aus dem Leben gegriffen sind. Was wäre z. B., wenn die Frau/der Mann, die/den ihr liebt, mehrfach existiert? Heute gehen wir ja davon aus, dass wir alle einzigartig sind, aber in einer Welt, in der das Klonen zum Alltag gehört, ist das eben nicht der Fall. Und so steht der Protagonist in der Kurzgeschichte vor dem Dilemma, sich für oder gegen seine Liebe zu entscheiden. Und wie schwer das jedem von uns fallen würde, braucht man hier nicht näher zu erläutern. Ein weiteres klassisches Beispiel ist die DNA-Analyse, bei der man (heute) noch fast hundertprozentig den Täter/die Täterin stellen kann. Doch was ist, wenn der Täter geklont ist? Dann könnte jeder der Klone der/die Täter/in sein! Und wenn wir schon beim Thema sind: Was passiert, wenn jemand stirbt und in seinem Testament verfügt, dass sein Klon etwas erbt? Ist der Klon, der fast zu hundert Prozent mit dem Verstorbenen identisch ist, höher gestellt als die leiblichen Kinder?

Allein in den drei von mir aufgeführten Beispielen kann man erkennen, was da alles auf uns zukommt, wenn es irgendwann einmal so weit sein sollte. Aber es gibt auch amüsante Fantastereien! Eine ist z. B. Pearl Babe (bei der eindeutig Janis Joplin Patin gestanden hat), die ihre beste Zeit schon hinter sich hat, aber als Klon feucht-fröhlich durch die Weltgeschichte tingelt und fleißig CDs verkauft. Stellt euch in dem Zusammenhang vor, alle Tribute-Bands heutzutage würden in derselben Besetzung die Bühnen erklimmen wie die einstigen Stars vor zwanzig oder dreißig Jahren. Sprich, Jim Morrison hätte sich nicht ins Grab gesoffen, Bon Scott wäre nie an seinem eigenen Erbrochenen erstickt und Kurt Cobain hatte keine Patronen in seinem Gewehr gehabt. Nun ja, nicht ganz, denn die Hauptprotagonisten würden immer noch unter der Erde verweilen, als Klon jedoch ihren zweiten, dritten oder vierten Frühling erleben. So, als ob nie was geschehen wäre. Und wenn wir schon gerade beim Thema sind: Wie wäre es denn, wenn man ein Künstlerhirn auf eine CD brennen und mit dieser, wie bei einer Software üblich, arbeiten könnte? Nur was ist, und da liegt der Hase im Pfeffer, wenn der Künstler, wie im wahren Leben, rumzickt und mit seinem Nutzer nicht kooperieren möchte? Nein, wir reden hier nicht vom x-ten Windowsupdate, sondern bildlich gesprochen von einem menschlichen Gehirn, das auf einer gebrannten CD weiterlebt. Spannend wäre es schon zu wissen, wie die BEATLES klingen würden, wenn sie nach ihrem letzten Album „Let It Be“ weitere Alben aufgenommen hätten. Doch wollen wir das?

Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Dem Autor ist es gelungen, Denkanstöße zu geben, über die mann/frau nächtelang diskutieren kann. Und, mal Hand aufs Herz: Wer kann das heutzutage in der digitalisierten Welt von sich behaupten, wo wirklich jede Information Tag und Nacht abrufbar und nahezu alles entmystifiziert ist?

http://www.celero-verlag.com/

Schreibe einen Kommentar