D.W. Schmitt – PERLAMITH 1: Der Graue Berg

D. W. Schmitt? Romandebüt? Wurdack-Verlag? Da klingelts doch. Man erinnert sich an die Anfänge dieses Verlags, als vor allem die Sammlungen der Storyolympiade-Geschichten veröffentlicht wurden und sich hieraus die ersten Anthologien abzweigten. So war ein Dieter Schmitt mitverantwortlich für den ersten Sciencefictionband des Verlags, Deus Ex Machina, der einen Stein ins Rollen brachte. Mittlerweile befindet sich Schmitt vor allem im Hintergrund der Verlagsarbeit, doch mit PERLAMITH betritt er wieder die Bühne. Entsprechend gespannt wurde sein Romanerstling erwartet.

Im abgelegenen Perlamith-System häufen sich ungewöhnliche Ereignisse: Ein Erdenbote strandet abseits der Transferstation in der Wildnis des unwirtlichen Planeten Karhenan; der technisierteste Planet des Systems, Menz, greift ohne Vorwarnung den Nachbarn Rogamar an, dessen diktatorisches Regime schnell kapitulieren muss; ein Kampfpilot von Rogamar ist in geheimer Mission nach Karhenan unterwegs und trifft dabei auf einen geheimnisvollen Besucher eines Nachbarsystems, der undurchsichtige Vorhaben verfolgt.

Alle Ereignisse scheinen mit einem Artefakt zusammenzuhängen, dem Jev Maltin, der rogamarische Geheimagent ohne Erinnerung an seinen Auftrag, auf Karhenan auf die Spur kommt. Dabei scheinen die unterschiedlichen Parteien von Informationen aus ungesicherten Quellen geleitet zu sein, so dass sich die Zweifel an ihrer Herkunft mehren und ein Verdacht aufkommt, der auch extraterrestrische Intelligenzen mit einbezieht. Was geht hier vor sich, woher kommt die brisante Nachricht von Massenvernichtungswaffen auf Rogamar, die die Regierung von Menz zu einem Präventivschlag veranlasste, und wer versucht, die menschlichen Parteien zu beeinflussen?

Ein rasanter Wettlauf beginnt, bei dem der menzer Geheimdienst auch ungewöhnliche Methoden einsetzt, um die entscheidenden Informationen und Vorteile zu erlangen, während der Lateralmönch von Centon-B, hinter dem sich ein undurchsichtiges Geheimnis verbirgt, den erinnerungslosen Jev Maltin in Richtung „Grauen Berg“ lenkt, der, wie sich herausstellt, ein außerirdisches Artefakt verbirgt und entscheidende Bedeutung erlangt in einem Konflikt, von dem die Bewohner des Perlamith-Systems noch nichts ahnen …

Der Romanerstling von Dieter Schmitt vermittelt den Auftakt einer groß angelegten Space Opera, und wie es bei „Piloten“ häufig der Fall ist, wartet auch „Der Graue Berg“ mit einer Fülle von Charakteren, Organisationen, Hintergründen und Rätseln auf, die im Verlauf des Mehrteilers eine Rolle spielen werden. Das erfordert vom Autor allerdings ein ausgeprägtes Geschick, diese umfassende Informationsvermittlung in eine spannende Geschichte zu verpacken und den Leser zum Kauf der folgenden Bände zu reizen. Dieter Schmitt wagt diesen Spießrutenlauf auf unbekanntem Terrain, und es ist gleich eine doppelte Herausforderung, denn es ist eben nicht nur der Auftakt eines Mehrteilers, sondern sein Romandebüt, wodurch für ihn noch ganz andere Schwierigkeiten eine Rolle spielen.

Vor dem Hintergrund der Ausrichtung auf einen Mehrteiler macht Schmitt seine Sache gar nicht schlecht, denn er führt umfangreiche Rätsel ein, die schon ein gewisses Suchtgefühl erzeugen und den Leser bei der Stange halten könnten. Die Ausführung der Romanhandlung gelingt ihm teils sehr gut, teils fühlt man sich aber auch an Romanheftserien erinnert, deren Stil selten in längeren Romanen funktioniert. Die Aufspaltung in die ungezählten Handlungsstränge ist für diesen ersten kurzen Roman nicht sehr glücklich gewählt, hier hätte die Konzentration auf einen oder zwei Erzählebenen für eine dichtere Atmosphäre sorgen können. Andererseits ist das Ziel des Romans mit der Ermittlung der drei Piloten schon so fortgeschritten, dass an einen detaillierten Ausbau der anderen Ebenen in späteren Romanen schwerlich zu denken ist, so dass dieser Schritt der parallelen Erzählung durchaus nachvollziehbar ist.

Die Welt, in der Dieter Schmitt seine Geschichte erzählt, hält spannende Geheimnisse und historische Verstrickungen bereit, so dass man gespannt sein kann, wie sich die Zusammenhänge finden, der Wissensdurst des Lesers befriedigt wird und wie sich die Menschen – denn um sie geht es hier schließlich immer noch – behaupten und weiterentwickeln.

Der Stil erinnert an verschiedene Romanmehrteiler der letzten Jahre, wie zum Beispiel die „SunQuest“-Serie aus dem Fabylon-Verlag oder Armin Rößlers „Argona“-Universum, wobei man wieder den Vergleich zum Heftroman ziehen kann, denn zumindest im ersten Beispiel lassen sich die Einflüsse dieser Literaturform nicht abstreiten. Die Charakterisierungen der Protagonisten fallen recht kärglich aus und orientieren sich sehr an ihrer äußerlichen Beschreibung und an für den Leser hörbaren Gedanken, die teilweise in wiederkehrenden Selbstzweifeln verharren oder versuchen, Erinnerungslücken zu schließen. Hier bleibt zu hoffen, dass Dieter Schmitt mit fortlaufender Handlung auch einen eigenen, fesselnderen Stil entwickelt. Allerdings, muss man sagen, hat sich im vorliegenden Roman jenseits der ersten Hälfte die Spannung merklich gehoben und ein durstiges Gefühl hinterlassen, auf dem die Folgebände sicher guten Nährboden finden.

Klappenbroschur
208 Seiten
ISBN 978-3-938065-76-1

wurdackverlag.de

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