Alle Beiträge von Michael Matzer

Lebt in der Nähe von Stuttgart. Journalist und Buchautor.

Herbert, Brian / Anderson, Kevin J. – Der Kreuzzug (Der Wüstenplanet: Die Legende 2)

Altmodische Sternenoper für Actionfreunde

Zehntausend Jahre, bevor das Haus Atreides die Herrschaft über Arrakis, den Wüstenplaneten (Dune) und seine wertvollen Spice-Vorräte antritt, ereignen sich Dinge, die die Geschichte der Menschen veränderten – und die in späteren Legenden als Butlers Dschihad, der Kreuzzug der Maschinen und die Schlacht von Corrin erwähnt werden. Es ist die Zeit, in der die Künstlichen Intelligenzen (KIs) des irdischen Großcomputers Omnius die Synchronisierten Welten beherrschen, wohingegen die Liga der Edlen von Salusa Secundus aus eine Reihe freier Welt beschützt. Unter den Unverbündeten Welten befindet sich ein wüstenhafter Planet am Rande des Siedlungsgebiets: Arrakis.

Nach der Ermordung ihres kleinen Sohnes durch einen Roboter ruft die Salusanerin Serena Butler zum Heiligen Krieg, dem Djihad, gegen alle Denkmaschinen und Roboter auf. Nach der Vernichtung der Erde und des dortigen Zentralcomputers Omnius breitet sich der Djihad auf die gesamte besiedelte Galaxis aus. Eine Welt nach der anderen wird in Mitleidenschaft gezogen, bis nach zwanzig Jahren die Verluste auf beiden Seiten in die Millionen gehen. Kann es ein Ende des Djihad geben?
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Derek Raymond – Er starb mit offenen Augen (Factory-Krimi 01)

Die Ballade vom traurigen Säufer

Im London der 1980er ermittelt der namenlose Detective Sergeant des A14 – Letzteres besser bekannt als die Factory – im Mordfall eines erfolglosen Schriftstellers und nimmt dabei weder Rücksicht auf Vorgesetzte noch auf sein Privatleben. Er kriecht förmlich in den Kopf seines Opfers, spürt dessen Exfrauen, Kollegen, Zechkumpane und ehemalige Feinde in tristen Pubs und Mietskasernen auf – so in Acacia Circus, einem Block, der von arbeitslosen Skinheads und Schwarzen bevölkert wird.

Voller Idealismus und die Forderung nach Gerechtigkeit verinnerlicht, begibt sich der namenlose Detective Sergeant selbst in allergrößte Gefahr … Mit seinen existentiellen, im England der Thatcher Ära angesiedelten Factory-Romanen schuf Derek Raymond faszinierende Noir-Hybride, die zunächst wie gewöhnliche Polizei-Romane daherkommen, um dann die Form zu wechseln und die Leiden der Opfer und das Leben selbst in den Mittelpunkt zu stellen. (Verlagsinfo)

Diese Besprechung beruht auf der englischen Originalausgabe (s.u.). Die deutsche Ausgabe soll am 30.9.2023 veröffentlicht werden.

Der Autor
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Marc Olden – Te. Fernost-Thriller

Kriminell & exotisch: Lustbader für Arme

Man schreibt das Jahr 1990: Manila, Taiwan, Hongkong und New York City sind die Operationsbasen der blutrünstigen chinesischen Triad-Banden. Kopf der weitverzweigten Drogen- und Schmugglerorganisation ist der „Schwarze General“ Lin Pao, der „Drachenkopf“ und Chef der Triaden. Wer ihm im Wege steht, muss sterben. Aber er hat auch erbitterte Feinde: Benji Lok Nein, ein rachedurstiger junger Kämpfer, und Frank DiPalma, ein abgebrühter Ex-Cop und Polizeireporter, der von New York aus den Kampf gegen Lin Pao aufnimmt.

Der Schwarze General ist stinksauer: Sein Priester hat ihm geweissagt, dass er nur noch 21 Tage zu leben habe. Natürlich hat er den Priester gleich ins Jenseits befördert, aber eine kleine nagende Angst bleibt. Und sie trägt keineswegs dazu bei, Lin Paos Nerven zu beruhigen …
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Michel Gall – Der andere Robinson Crusoe

Liebesnöte eines Ausgesetzten

Robinson Crusoe verbrachte 20 Jahre auf einer frauenlosen Insel. Wie er mit seinen sexuellen Problemen fertig wurde, hat Daniel Defoe uns nicht verraten, wohl aber jetzt Michel Gall mit diesem Buch. Robinson tat’s ganz anders, als Sie vermuten!. (Verlagsinfo) Im Buch selbst verbringt Crusoe sogar 25 Jahre auf seiner Insel, die laut Defoe vor der Küste des Orinoko-Deltas lag.

Der auf Französisch geschriebene Roman „La vie sexuelle de Robinson Crusoe“ wurde erst 1963 im Buchklub von Claude Tchou veröffentlicht. Das Buch muss also viel früher geschrieben worden sein. Es dauerte nochmal 20 Jahre, bis Moewig es 1982 auf Deutsch publizierte.

Nach den Worten eines Kritikers handelt es sich um einen „gut geschriebenen Leitfaden zu Masturbation, Tierliebe, Homosexualität, Erinnerung und die Kraft der Phantasie.“ Der Leser ist gewarnt.
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Almudena Grandes – Atlas der Liebe. Frauenroman

Der Atlas der Humangeografie (aus weiblicher Sicht)

Sie sind alle um die vierzig und ganz verschieden: Rosa, Ana, Marisa und Fran. Vier spanische Frauen, die der Zufall zusammengeführt hat: In einem großen Verlag geben sie 1998 gemeinsam einen „Atlas der Humangeographie“ heraus. Vor zwanzig Jahren waren sie noch jung gewesen, offen und neugierig auf das Leben und die Liebe, jetzt schauen sie zurück und fragen sich, was denn geblieben ist von den Wünschen und Sehnsüchten von damals.

Die Autorin
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Michael Bennett – 6 Tote. Thriller

Spannender Maori-Thriller

Ein erbarmungsloser Serienkiller auf der Jagd nach Rache. Die willensstärkste Ermittlerin Neuseelands auf der Suche nach der Wahrheit. Ein uraltes Verbrechen, das beide verbindet. Der Wettlauf beginnt…(Verlagsinfo) „6 Tote“ ist der erste Fall für Detective Senior Sergeant Hana Westerman, eine Maori-Polizistin bei der Kripo von Neuseelands Hauptstadt Auckland.

Der Autor

Michael Bennett arbeitet in Neuseeland als preisgekrönter Regisseur, Produzent und Showrunner für Film und Fernsehen. In seinem Thrillerdebüt „6 Tote“ (O-Titel: „Better the Blood“) verknüpft Bennett seine Leidenschaft für spannende Geschichten mit Fragen von Identität und Herkunft, die eng mit dem kolonialen Erbe seiner Heimat verbunden sind. Mit seiner Partnerin und seinen drei Kindern lebt der Autor in Auckland. (gekürzte Verlagsinfo)

Zum Interview.
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Ronald M. Hahn (Hg.) – Die Marsprinzessin (Magazine of Fantasy and Science Fiction 100)

Zum Jubiläum: hohe Qualität im Sammlerstück

Dies ist der Jubiläumsauswahlband Nummer 100 aus dem Jahr 1999, der vorletzte der traditionsreichen Reihe – und aus diesem besonderen Anlass vierfarbig illustriert!

Das Magazin
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Terry Carr & Martin H. Greenberg (Hrsg.) – Traumreich der Magie. Höhepunkte der modernen Fantasy. (33 Erzählungen)

Abwechslungsreiche Fantasy- und Horror-Auswahl

Diese umfangreiche Fantasy-Anthologie schloss 1980 nach den Worten der Herausgeber eine Marktlücke: Sie enthält 33 erstklassige phantastische Erzählungen, die alle zuerst in einem einschlägigen Magazin veröffentlicht wurden. Das thematische Spektrum von Autoren wie Bradbury, Lovecraft und Heinlein reicht von echtem Horror bis zu verspielter Phantastik, die von realistischer Darstellung kaum zu unterscheiden wäre – gäbe es da nicht ein kleines verräterisches Detail.

Es dürfte nicht verwundern, dass Autoren wie Horace L. Gold und Anthony Boucher selbst Herausgeber solcher Magazine waren: Gold war bei „Galaxy“ und Boucher baute „The Magazine of Fantasy and Science Fiction“ auf. Ihre Hausautoren wie Sturgeon, Vance oder Leiber haben hier daher ebenfalls einen verdienten Auftritt. Die Illustrationen, die Johann Peterka extra für die deutsche Ausgabe anfertigte, runden diesen Erzählband ab.
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Brian Selznick – Die Entdeckung des Hugo Cabret. Graphic Novel


Entdeckt: ein verlorener Schatz der Filmgeschichte

Paris 1931. Hugo Cabret wächst als Waisenjunge auf. Er ist Wächter der Uhren und Dieb auf einem Pariser Bahnhof. Als er die Aufmerksamkeit eines exzentrischen Mädchens und ihres bärbeißigen Großvaters erregt, sind seine Existenz im Verborgenen und sein größtes Geheimnis in Gefahr.

Eine geheimnisvolle Zeichnung, ein liebevoll gehütetes Notizbuch, ein gestohlener Schlüssel, ein mechanischer Mann und eine verborgene Botschaft von Hugos verstorbenem Vater markieren den Pfad, auf dem wir nach und nach zu Hugos gehütetem, zartem und faszinierendem Geheimnis vordringen dürfen. (abgewandelte Verlagsinfo)

Der Autor

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Swanwick, Michael – Engel der Schwerkraft. Storys

_Ausgezeichnete Science-Fiction-Storys_

Michael Swanwick ist einer der besten Story-Autoren in der Science-Fiction. Aber auch mit einfallsreichen Romanen machte er auf sich aufmerksam. Mit dem Roman „Vakuumblumen“ wagte er einen sinnlichen Ausflug in den Cyberpunk, mit „Die Tochter des stählernen Drachen“ verschmolz er Fantasy- mit SF-Motiven. Swanwick ist ein sehr wandlungsfähiger Stilist mit überraschenden Einfällen.

Als 1980 die Story ‚Das Fest der heiligen Janis‘ veröffentlicht wurde, war allen Kennern des Science-Fiction-Genres klar, dass mit Michael Swanwick ein neuer Star am Himmel der amerikanischen Science-Fiction aufgetaucht war. Die meisterhafte Erzählung gelangte prompt in die Endausscheidung des begehrten |Nebula Award| und machte Appetit auf mehr von ihm. Aber der Fan musste weit umher suchen, um zu entdecken, wo Swanwick weitere Erzählungen veröffentlichte, denn die wenigsten erschienen in den üblichen Science-Fiction-Magazinen wie |Asimov’s| oder |Analog|, sondern in |Omni| oder |Interzone|.

In dieser Collection sind nun Swanwicks beste Arbeiten, die von 1980 bis 1991 erschienen, vereint – und noch dazu ausgezeichnet illustriert. Swanwick hat bis in jüngste Zeit ausgezeichnete und preisgekrönte Storys geschrieben – es lohnt sich, sie zu suchen, u. a. in der deutschen Ausgabe von |Asimov’s Science Fiction| #53.

_Die Storys_ (in der Reihenfolge ihres Abdrucks)

|Ein Wintermärchen|

Der Titel ist täuschend harmlos und erinnert ein wenig an Shakespeares gleichnamiges Stück. Das ist nur Tarnung für eine ziemlich grausige Art, Gedächtnisinhalte weiterzugeben. Ein Larl genanntes Fremdwesen erzählt, wie es das Gehirn seines ersten menschlichen Opfers verspeiste, um seine Erinnerungen zu erhalten. So erfahren die Larls, intelligente Tiere, von der Herkunft der Menschen auf ihrem Planeten und erhalten die Sprache. Das Baby der Frau, die sich opferte, brachten sie zurück und wurden dafür als Freunde von den Menschen angenommen. Einer der Larls erzählt einem Menschenkind namens Flip davon.

Die Story zeichnet sich durch mehrere Zeitebenen und nahtlose Übergänge zwischen Bewusstseinen aus. Es reicht nicht, sie nur einmal zu lesen. Und am Schluss fragte ich mich immer noch, von wem sie eigentlich erzählt wird: von einem Mann oder einem Larl?

|Das Fest der heiligen Janis|

Dies ist die Story, in der „The Rose“ sozusagen posthum noch einmal richtig lossingen darf. Man könnte sie als Swanwicks orgiastisch-psychedelische Antwort auf den unzählige Male prophezeiten Kollaps Amerikas und den anschließenden Aufstieg der Dritten Welt betrachten.

|Der blinde Minotaurus|

… ist ein Unsterblicher auf einer Menschenwelt in ferner Zukunft. Nachdem er seinen Freund, den Harlekin bei einer Gauklertruppe, aufgrund einer Hormonmanipulation getötet hatte, riss er sich zur Strafe die Augen heraus. Geblendet nimmt ihn seine Tochter an der Hand. Später, unter den Attacken junger Tunichtgute leidend, erzählt er ihr und den anderen Bürgern der Stadt, was mit ihm geschah und wie es dazu gekommen war.

|Die Seelenwanderung des Philip K.| (The transmigration of …)

Als Philip K(indred) Dick 1982 kurz vor dem Start der von seinem Werk inspirierten Filme „Blade Runner“ und „Total Recall“ verstarb, führte dies zu einigen Spekulationen. Schließlich hatte Dick eine Art göttlicher Erleuchtung durch ein Fremdwesen namens VALIS für sich reklamiert und drei Romane (eigentlich vier) darüber geschrieben. Einer davon hieß „The Transmigration of Timothy Archer“. Darauf spielt Swanwicks Story an, in der er dem Genie Dicks huldigt – eine angemessen verschrobene Story.

|Die Kirche der göttlichen Verheißung| (Covenant of souls)

Diese Story führt die politisch-militärische Entwicklung der Amtszeit von Ronald Reagan warnend zu ihrer letzten Konsequenz: Der Atomkrieg bricht aus. Dies ist jedoch nicht der Schauplatz: In der im Titel genannten Kirche finden merkwürdige Vorgänge statt. In den Kellern hat sich ein telekinetisch begabtes Mädchen, Jennifer, einquartiert. Und über dem Altar wächst ein seltsames „Ding“. Zunehmend versammeln sich Penner und Obdachlose um die Kirche und verkünden das Ende der Welt, zur Umkehr mahnend. Schließlich kommt es zur Apokalypse und die Worte des Apostels Paulus aus dem 1. Korintherbrief werden wahr: „Wir werden alle verwandelt werden.“ An diese Prophezeiung glauben eine Menge Amerikaner.

|Die Drachenlinie|

Mit ihrem Weltbestseller „Die Nebel von Avalon“ entschleierte Marion Zimmer Bradley einen patriarchalisch besetzten Urmythos des christlichen Abendlandes: die Artus-Sage. Swanwick geht noch weiter. In „Die Drachenlinie“ versuchen Merlin, der Zauberer, und Mordred, Artus‘ missratener Sohn, in unserer Gegenwart eine Zukunft für die vom Menschen zugrunde gerichtete Erde zu finden.

|Mummenkuss|

Aus dieser Geschichte ging Swanwicks Katastrophen-Roman „Die Todesschneise“ hervor, der vor Jahren bei |Heyne| erschien. Sie entstand wohl unter dem Eindruck des größten Atomkraftwerkunfalls vor Tschernobyl, nämlich in Harrisburg, Pennsylvania (der auch Michael Douglas zu seinem Film „Das China-Syndrom“ inspirierte). Hätte man die Katastrophe nicht verhindert, dann wäre die gesamte Region Pennsylvania radioaktiv verseucht worden. Bei Swanwick hat diese bizarre Situation eine interessante neue Gesellschaftsstruktur hervorgebracht.

|Das trojanische Pferd|

… bezeichnete der Sage nach eine geniale Kriegslist des Odysseus. Heutzutage versteht man darunter eine Spezies von Computerviren, die schädliche Eigenschaften besitzen. Die vom Cyberpunk inspirierte Story Swanwicks hingegen konzentriert sich auf das Herumbasteln an der Persönlichkeit und der Beinahe-Vergöttlichung des Menschen mit Hilfe seiner totalen Digitalisierung: deus digitalis! Doch Software hat ja bekanntlich so ihre Tücken …

|Schnee-Engel|

Zunächst erinnert die Handlung an „Nevada-Pass“, einen Film, in dem Charles Bronson über die Grenze nach Kanada zu fliehen versucht, aber in den Bergen gestellt wird. Sehr stimmungsvoll schildert Swanwick die Begegnung eines vor der US-Regierung flüchtenden Mannes mit einer sonderbaren jungen Frau, die einsam in einer Berghütte lebt (die Figur des Titels). Halb Mensch, halb Maschine, war sie einst eine bekannte Skirennläuferin. Doch nun ist sie schwer auf Droge. Es ist nicht leicht, mit ihr auszukommen, aber es wird zumindest eine schöne Nacht. Beide versuchen auf ihre Art, als Ausgestoßene einen Weg zu finden, der ihnen eine Zukunft verspricht.

|Der Mann, der Picasso kannte|

Ein positiv nachschwingende Künstler-Erzählung um den Meister aller Klassen: Pablo Picasso. Obwohl er bei seinen Besuchern und Studenten ob seiner groben Gemütsart gefürchtet wurde, fragt ihn der Student Weil, warum er „La belle“ mit einem orangefarbenen Nabel gemalt habe und nicht mit einem grünen. Picasso schickt den Studenten nach Madrid in den Prado, um dort El Grecos „Dächer von Toledo“ zu betrachten und dann mit einer Erkenntnis zurückzukommen. Dieser Besuch ist von Erfolg gekrönt und so könnte der Student ein großer Meister werden, doch ach! sein Vater liegt im Sterben und er muss nun die Familie ernähren. Erst als alter Mann hätte er wieder Zeit, als Bildhauer aktiv zu werden – wenn er nur Hoffnung und Zuversicht fände. Da taucht der tote Picasso auf …

|Weit-Sicht|

Eine echt ver-rückte Story! In naher Zukunft hat ein Experiment dazu geführt, dass sich das menschliche Gedächtnis nicht vorwärts in der Zeit erinnert, also akkumuliert, sondern rückwärts. Dementsprechend erzählt Swanwick die Story von John Fox rückwärts. Das erinnert uns doch sehr an den Thriller „Memento“ und das Motto „Remember the future“. Denn John Fox wird sterben, nein, er ist gestorben, in der ersten Zeile, aber zuvor hat er noch Carolyn geliebt, die ihn verraten haben wird (oder so). Jedenfalls wusste er schon ein Jahr zuvor, dass er sterben würde, denn er schrieb sich einen Warnbrief, hatte diesen Akt aber vergessen.

Vielleicht sollte man die Geschichte von hinten nach vorne lesen, um sie gänzlich zu verstehen.

|Ginungagap|

… ist das altnordische Wort für den „gähnenden Abgrund“ in der mythischen Anderswelt. Dort lauern Ungeheuer. Bei Swanwick wird eine junge Heldin mit Hilfe von Molekültransfer durch den Mahlstrom eines Schwarzen Lochs zu den Aliens am anderen Ende verfrachtet – und, wen wundert’s, mit unerwarteten Ergebnissen, aber einem guten Ende. Eine der besten Storys in diesem Band; sie wurde von Terry Carr als Jahresbest-Story anthologisiert.

|Der Rand der Welt|

Diese Erzählung erhielt 1990 den |Theodore Sturgeon Award| für die beste Kurzgeschichte des Jahres. Der Titel ist wörtlich zu nehmen: Donna, Piggy und Russ, lauter Soldatenkinder, leben auf einem Army-Stützpunkt irgendwo in den arabischen Emiraten, und eines langweiligen Tages beschließen sie, zum Rand der Welt zu gehen. Dahinter kommt nur der Himmel – und eine Treppe. Die zwei Jugendlichen folgen dem verrückten Punk Russ die elend lange Treppe hinunter, aber weil Donna in Russ verliebt ist und Piggy in Russ seinen Anführer sieht, folgen sie ihm. Unten, nach all dem Müll der Touristen, wartet ein mystischer Tempel aus uralter Zeit auf sie. Hier sollen einst Mönche Wünsche erfüllt haben. Nach einiger Zeit gehen Donna und Piggy wieder zurück. „Russ? Wer ist Russ?“ fragt Piggy. Und selbst Donna kann sich kaum an einen gewissen Russ erinnern, der sich wünschte, er wäre nie geboren worden …

_Mein Eindruck_

Dieser Band bietet einen lohnenswerten Querschnitt durch das Werk eines Meisters der kurzen Form. Es erlaubt zuweilen die nostalgische Rückschau auf Motive und Moden (Cyberpunk etc.) der Science-Fiction der achtziger Jahre.

Von allen Zeitgeistereien mal abgesehen, gelangen Swanwick zeitlos gute, eindringliche Geschichten, die die sich wandelnden Bedingungen menschlicher Existenz beleuchten – man denke nur an die Durchquerung eines Schwarzen Loches oder die Reise durch eine radioaktive Todeszone.

Auffällig ist jedoch bei einer Betrachtung des Themas der meisten Erzählungen, dass sie ein mystisches oder spirituelles, wenn nicht sogar ein religiöses Zentrum besitzen, um das sich die Handlung oder die Gedanken der Protagonisten drehen. Dies steht in deutlichem Gegensatz zum krassen Materialismus einer Zeit, die sich durch skrupellosen Kapitalismus wie auch durch eine Expansion des militärisch-industriellen Komplexes unter Reagan und Thatcher auszeichnete.

Insofern hat(te) der Autor den Finger am Puls der Zeit, wenn er unsere verborgenen bzw. überdeckten Ängste auslotet und in Bilder fasst. Er beschreibt seine Eindrücke mit eigenständiger Vorstellungskraft und andauernder Sympathie für den Menschen, den er als weitaus komplexer wahrnimmt, als es der Materialismus wahrhaben will. Die Atmosphäre jeder Geschichte nimmt den Leser sofort gefangen. Allein dies ist bereits ein Qualitätsmerkmal.

|Originaltitel: Gravity’s Angels, 1991
Aus dem US-Englischen übertragen von Norbert Stöbe|

Klaus Bädekerl – Die Frau der Träume

Mystischer Krimi: Ermittlung gegen Göttin und Mutter

Sechs Männer sterben eines „natürlichen“ Todes innerhalb nur weniger Monate auf gleiche Weise, und keiner findet das merkwürdig? Nicht so Staatsanwalt Thomas Zorski, der über den neuesten Todesfall stolpert und von seinem Amtsvorgänger eine dicke Akte mit den übrigen fünf Fällen bekommt. Immer war Vollmond, wenn man einen der sechs fand. Und alle lagen friedlich da – und völlig nackt, als ob sie träumten…

Der Autor
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Cixin Liu – Die drei Sonnen (The Three-Body Problem. Trisolaris 1)

Die Rache der Astronomin

China, Ende der 1960er-Jahre: Während im ganzen Land die Kulturrevolution tobt, beginnt eine kleine Gruppe von Astrophysikern, Politkommissaren und Ingenieuren ein streng geheimes Forschungsprojekt. Ihre Aufgabe: Signale ins All zu senden und noch vor allen anderen Nationen Kontakt mit Außerirdischen aufzunehmen. Fünfzig Jahre später wird diese Vision Wirklichkeit – auf eine so erschreckende, umwälzende und globale Weise, dass dieser Kontakt das Schicksal der Menschheit für immer verändern wird…

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Connie Willis – Brandwache. Phantastische Geschichten

Ausgezeichnete, einfallsreiche Phantastik-Erzählungen

Dies ist eine Story-Sammlung der besonderen Art, von einer der besten Autorinnen der phantastischen Literatur. Die Titelgeschichte wurde mehrfach ausgezeichnet.

Dies sind die Stories:

– Die Story vom Historiker, der eine Zeitreise in das von Luftangriffen bedrohte London des Jahres 1940 unternimmt, um die St. Pauls Kathedrale vor den Bomben zu retten.
– Die Story von der Familie, die nach dem nuklearen Holocaust zu überleben versucht.
– Die Story vom ersten getauften Affen und
– Die Story von den ko(s)mischen Eigenarten des interstellaren Tourismus;
– Und weitere.
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John Flanagan – Die brennende Brücke (Die Chroniken von Araluen 2)

Action-Fantasy: Agentenabenteuer mit Entscheidungsschlacht

Sein ganzes Leben hat der 15-jährige Waisenjunge Will davon geträumt, ein Ritter zu werden wie sein Vater. Weil er aber zu klein und schmächtig ist, wird er dem geheimnisvollen Waldläufer Walt als Lehrling zugeteilt. Als das Königreich Araluen von einem altem Feind und dessen ungeheuerlichen Kreaturen angegriffen wird, muss Will sich bewähren und stellt fest, dass das Leben eines Waldläufers viele Herausforderungen, aber auch besondere Möglichkeiten birgt …

Band 2: Der Angriff Morgaraths geht weiter, doch die Waldläufer wissen nicht, wo. Will ist bereits einige Zeit bei den Waldläufern König Duncans, die sowohl Krieger als auch Späher und Agenten sind. Da schickt sein Lehrmeister Walt den jungen Bogenschützen auf eine Mission in das entlegene Nachbarland Celtica. Aber Celticas Dörfer und Kupferminen liegen ausgestorben da. Doch mitten in der Wildnis erhebt sich eine gigantische neue Brücke über einer Schlucht, die das Land Morgaraths begrenzt. Sie wurde offensichtlich erbaut, um heimlich in Araluen einfallen zu können. Wenn Will nicht schnell handelt, ist das Königreich, das Morgarath woanders erwartet, in höchster Gefahr.

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Harry Harrison / John Holm – Der Hammer des Nordens (Hammer und Kreuz 1)

Wie würde Europa aussehen, wenn das Christentum im 9. Jahrhundert nicht über die „Heiden des Nordens“ gesiegt hätte? Der bekannte Science-Fiction-Autor Harry Harrison erzählt in seiner abenteuerlichen Trilogie „Hammer und Kreuz“, wie die Mönche und Bischöfe von einem listenreichen Günstling der nordischen Götter aus England vertrieben werden und selbst ein Kreuzzug nichts mehr nützt. Erstklassige Unterhaltung mit einer tieferen Botschaft.

Handlung
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Tolkien, J. R. R. – Lord of the Rings, The

_Musikalisch-poetische Version, mit Ecken und Kanten_

Der Herrscher der Dunkelheit, Sauron, ist im Dritten Zeitalter Mittelerdes wieder erstarkt und sucht angestrengt nach dem Einen Ring, den ihm am Ende des Zweiten Zeitalters die Fürsten der Menschen abgenommen haben. Dieses Instrument totaler Macht, genannt „Isildurs Fluch“, ist inzwischen in der Obhut eines unwahrscheinlichen Hüters, eines Hobbits. Von hier muss der Ring der Macht dorthin zurückgebracht werden, wo er geschmiedet wurde: Im Schicksalsberg muss er zerstört werden, um ihn Saurons Zugriff endgültig zu entziehen und dessen Herrschaft über Mordor zu beenden. Dies ist die Geschichte, wie diese Heldentat unternommen wurde. Ob sie wohl gelang?

Das englische Hörspiel, das Brian Sibley 1981 für die BBC inszenierte, wurde persönlich von Tolkiens Sohn Christopher überwacht und ist die der Vorlage am engsten folgende Version in englischer Sprache. Ganz gleich, welche deutsche Übersetzung man bevorzugt – hier ist eine Fassung, die dem Original, wie es gedacht war, so nah wie nur möglich kommt: knapp zwölf Stunden lang.

Die Titelillustration stammt von John Howe und zeigt einen der Nazgûl auf seiner geflügelten Bestie im Anflug auf Barad-dûr, den Schwarzen Turm. Die Zeichnung entstammt einem der tollen Tolkien-Kalender und der englischen Jubiläums-Ausgabe des Buches.

_Der Autor_

Professor John R.R. Tolkien (1892-1973) hat das „wichtigste Buch des 20. Jahrhunderts“, so die Umfrageergebnisse, geschrieben: „Der Herr der Ringe“ (1954/55). Nicht allzu viele Menschen hingegen wissen, dass die Ereignisse, die in HdR geschildert werden, nur die Spitze des Eisbergs dessen darstellen, was Tolkien zeit seines Lebens geschaffen hat. Dieses imaginäre Universum findet sich zu großen Teilen (aber nicht vollständig) im [„Silmarillion“ 408 wieder, das erst vier Jahre nach dem Tod des Oxford-Professors erscheinen konnte, so kompliziert war die Arbeit daran.

_Die Inszenierung der BBC 1981_

Brian Sibley und Michael Bakewell schufen die dramaturgische Fassung für das Hörspiel. Sibley hat bereits das erste Buch über die filmhistorischen Hintergründe von Peter Jacksons „Herr der Ringe: Die Gefährten“ geschrieben. Das Buch wurde verdientermaßen ein internationaler Bestseller.

Die feine, sinfonische Musik komponierte und dirigierte Stephen Oliver, wobei er auf die Originaltexte zurückgriff. Das merkt der Hörer an den zahlreichen Liedern, die verschiedenen Traditionen angehören. Diese Lieder und diverse Hintergrundgesänge wurden von den Mitgliedern des New Chamber Soloists Ensembles, mit den Ambrosian Singers und mit manchen Sprechern unter der Leitung von Barry Rose aufgeführt.

Der Radio-Sound wurde von Elizabeth Parker ausgesteuert. Produziert haben das Ganze die Regisseurinnen Jane Morgan und Penny Leicester.

_Die Sprecher_

Es sind hier einige bekannte Schauspieler versammelt, die als Sprecher der weltbekannten Figuren arbeiteten. Ich nenne nur die wichtigsten Figuren.

Sir Ian Holm: Frodo Baggins
William Bighy: Samwise Gamgee
John le Mesurier: Bilbo Baggins
Michael Hordern: Gandalf
Robert Stephens: Aragorn
Peter Woodthorpe: Gollum / Sméagol
Richard O’Callaghan: Merry (Meriadoc Brandybuck)
John McAndrew: Pippin (Peregrine Took)
David Collins: Legolas
Douglas Livingstone: Gimli Gloin’s son
Michael Graham Cox: Boromir of Gondor
Peter Vaughan: Denethor
Andrew Seear: Faramir
Jack May: King Théoden of Rohan
Peter Howell: Saruman
Hugh Dickson: Elrond
Marian Diamond: Galadriel
Stephen Thorne: Treebeard
Philip Voss: Lord of the Nazgûl, Witchking of Angmar
Gerard Murphy: the narrator

_Handlung_

Der Zauberer Gandalf, ein alter Freund der Hobbits im Auenland, trifft rechtzeitig zum Geburtstag des Hobbits Bilbo Beutlin in ein. Bilbo übergibt beim lange geplanten Abschied von der Heimat einen goldenen Ring an seinen Neffen Frodo. Diesen Ring hatte er einst einem Wesen namens Gollum abgenommen. Bilbo geht nach Bruchtal, einem Refugium der Elben. Gandalf findet durch Recherchen in der Stadt Gondor heraus, dass Frodos goldener Ring der beherrschende Ring der Macht ist, den der dunkle Herrscher Sauron schmiedete, um alle anderen Ringe der Macht – die der Elben, der Zwerge und der Menschen – zu beherrschen.

Gandalf findet auch heraus, dass Sauron bereits seine Ringgeister in Gestalt schwarzer Reiter ausgesandt hat, um den Ringträger zu töten und den Einen Ring zu ihm zu bringen. Auf Gandalfs Geheiß muss Frodo mit seinem Freund Sam Gamdschie schleunigst das Auenland verlassen und sich nach Bruchtal durchschlagen. Zwei Freunde, Merry und Pippin, schließen sich ihnen an. (Auch in dieser Fassung fällt die Begegnung mit Tom Bombadil und dem Dämon in den Hügelgräberhöhen aus.) In der Grenzstadt Bree nimmt ein zwielichtiger Waldläufer sie unter seine Fittiche. Ein erster Angriff im Gasthaus schlägt durch eine List Streichers fehl.

|Der Kampf auf der Wetterspitze|

Dieser „Streicher“, wie er genannt wird, kann aber einen zweiten Angriff der Ringgeister auf dem Berg Wetterspitze nicht verhindern, bei dem Frodo durch eine vergiftete Klinge schwer verwundet wird. Der plötzlich auftauchende Elb Glorfindel bringt Frodo auf seinem schnellen Pferd mit knapper Not vor den Schwarzen Reitern in Sicherheit. An der Furt des Bruinen beschwört er die Flussgeister herauf, die Reiter des Feindes zu verschlingen. Dies gelingt, und Frodo erlebt es nebulös noch mit, bevor sein Geist in Bewusstlosigkeit versinkt.

Frodo erwacht genesen in Bruchtal, im Haus des Halbelben Elrond, Arwens Vater. Er trifft seinen Onkel Bilbo wieder, der in nur wenigen Monaten beträchtlich gealtert ist, aber inzwischen sein Buch fertiggestellt hat, in dem er seine Abenteuer mit den Zwergen und dem Drachen unter dem Einsamen Berg erzählt („The Hobbit or There and Back Again“).

|Elronds Rat|

Ein Rat der Freien Völker Mittelerdes beschließt unter Elronds Vorsitz, den Einen Ring nicht zu benutzen, sondern in den Feuern des Schicksalsberg zu zerstören. Allerdings muss man sich dazu ins schreckliche Land Mordor unter die Augen Saurons wagen. Frodo nimmt die Aufgabe freiwillig auf sich, denn alle anderen zerstreiten sich in dieser Frage. Aragorn, der einstige „Streicher“ und König im Exil, verabschiedet sich von seiner Verlobten Arwen, Elronds Tochter.

Der Ring geht nach Süden, zuerst Richtung Rohan, dann über das Nebelgebirge, doch als durch Saruman auch dieser Weg blockiert wird, in die düsteren Minen von Moria, einem einstigen Zwergenreich. So will es der verräterische Zauberer Saruman, der Boss der Zauberer. Doch Gandalf ahnt, welcher Schrecken in Moria auf ihn wartet. Dennoch hat er keine Furcht und stellt sich seiner Aufgabe.

|In die Tiefen Morias|

In der Grabkammer eines Zwergenfürsten werden die neun Gefährten von Orks überrascht und Frodo stirbt fast an dem Speerstich eines Höhlentrolls. An der Brücke von Khazad-dûm jedoch lauert größerer Schrecken: Ein Feuerdämon aus der Alten Welt stellt sich Gandalf in den Weg und reißt ihn mit in den Abgrund. Die übrigen acht Gefährten sind am Boden zerstört. Im Waldreich der Hochelbin Galadriel (sie ist Arwens Oma) und Celeborn erholen sich die Gefährten und Frodo wird auf eine schwere Probe gestellt.

|In Lórien|

Nach der Weiterreise auf dem großen Strom Anduin kommt es zur Entscheidung, wohin sich die Gemeinschaft wenden soll: nach Westen gen Rohan oder nach Osten Richtung Mordor. Eine Auseinandersetzung zwischen Frodo und dem Gondorkrieger Boromir zwingt Frodo zum Verlassen seiner Freunde. Nur Sam begleitet ihn auf seinem einsamen Weg ins Reich des Bösen.

Doch die anderen Gefährten müssen sich ihres Lebens erwehren, weil ein Trupp von Uruk-hai-Kriegern Sarumans hinter dem Ring her ist und droht, alle abzuschlachten. Boromir fällt, doch kann er nicht verhindern, dass die Uruk-hai die Hobbits Merry und Pippin entführen. Irrtümlich nehmen sie an, dass dies die Ringträger sind. Aragorn, Gimli und Legolas verfolgen die Uruk-hai.

(Mit dieser Zusammenfassung des ersten Teils möchte ich die Inhaltsangabe bewenden lassen. Der Rest der Geschichte ist eh schon ziemlich bekannt.)

_Mein Eindruck_

Die Geschichte Mittelerdes reicht ins Tolkiens Roman zunächst rund 3000 Jahre zurück, bis zu jener Entscheidungsschlacht, als die verbündeten Heere der Menschen (unter Isildur) und der Elben (unter Gil-galad) die Armeen des Dunklen Herrschers Sauron besiegten. Im Zweikampf verlor Sauron nicht nur seine Hand, sondern auch seinen Meisterring und damit auch seine leibliche Existenzform. Sein Geist bestand im Ring fort, der dann später im Strom Anduin verloren ging.

Nun, 3000 Jahre danach, muss der Ring seine Reise wieder nach Osten antreten und dorthin zurückkehren, wo er geschmiedet wurde: im Vulkan des Schicksalsbergs, mitten in Mordor selbst. Mit der Erfüllung von Frodos Mission, den Einen Ring zu zerstören, schließt sich der Kreis – und das Dritte Zeitalter findet seinen Abschluss, die Ära der Herrschaft der Menschen beginnt. Die alten Götter sind tot: der halbgöttliche Maia Sauron und sein Verbündeter Saruman. Aber auch die Unsterblichen verlassen Mittelerde: die Elben. Und die Hauptstadt der Zwerge, Khazad-dum, später Moria genannt, ist längst untergegangen. Bleiben also noch die Menschen – und die Hobbits in ihrem von Gandalf geschützten Reservat.

|Ein Schöpfungsmythos|

Unter diesem größeren Blickwinkel ist „Der Herr der Ringe“ ein alternativer Schöpfungsmythos für eine Vorgängerwelt zu unserer Welt: Mittelerde. Dieses Charakteristikum hat Tolkiens Roman mit den großen Schöpfungsmythen der Erde gemeinsam: mit dem „Kalevala“ der Finnen oder dem Gilgamesch-Epos Mesopotamiens, mit dem Osiris-Mythos der alten Ägypter oder der Artus-Legende der keltischen Völker Britanniens. Denn wie es im Vorspann der Verfilmung heißt: „Aus der historischen Wahrheit wurde Erzählung, aus der Erzählung Legende, und aus der Legende Mythos“. Das Spektrum dieser Geschichten ist fließend, ein Kontinuum.

Deshalb kann nicht nur Tolkien einen Roman darüber schreiben, sondern auch das Hörspiel vorgeben, eine historische Begebenheit zu erzählen – denn beide erzählen den Stoff, aus dem der Mythos ist. Und dem ist die vierte Dimension der messbaren Zeit gleichgültig, denn er birgt eine überzeitliche Wahrheit: die Story davon, dass und wie es möglich ist, dass das Gute das Böse besiegt – in jedem einzelnen Lebewesen, wie der Kampf um den Ring zeigt.

|Frodos Machtprobe|

Nicht umsonst bietet Frodo jedem der Mächtigen den Besitz des Ringes an. Dies ist eine Probe, wie man es mit der Macht hält. Nacheinander lehnen Gandalf, Galadriel und Aragorn den Besitz des Ringes ab, doch Boromir, ein edler Kämpfer der Menschen von Gondor, nicht. Man kann sich fragen, worin er sich von Aragorn unterscheidet, der doch ebenso ein edler Krieger der Menschen ist und ein künftiger König obendrein. Doch während Boromir den Ring als Instrument der Machterweiterung betrachtet, ist er für Aragorn etwas anderes: Der Ring ist selbst eine Macht, denn in ihm wohnt der Geist des Maia Sauron. Und den kann man weder für die eigenen Zwecke einsetzen noch bezwingen.

Doch besseres Wissen reicht nicht, wie Boromir kurz vor seinem Tod zeigt, als er den Ringträger angreift. Es muss bei Aragorn offenbar noch ein weiterer Faktor hinzukommen, um ihn immun gegen die Verlockung des Rings zu machen. Ich denke, es ist die Liebe Arwens, der Elbin, die ihrer Unsterblichkeit entsagt, um einen Sterblichen lieben und heiraten zu können (dies ist erst der zweite oder dritte derartige Fall in den drei Zeitaltern Mittelerdes, von dem uns Tolkien berichtet), die es Aragorn ermöglicht, materielle Macht, das Versprechen des Rings, abzulehnen.

|Die Rolle von Freiheit und Liebe|

Arwens Liebe ist aus freien Stücken gegeben, nicht erzwungen. An zahlreichen Stellen betont der Autor, wie wichtig es ist, dass Frodo das Tragen des Rings freiwillig auf sich nimmt: nicht um das Ding und seine Macht für sich zu besitzen (Bilbo erzählt, wozu dies führt), sondern um die Aufgabe für seine Freunde, die ja die Weltbevölkerung repräsentieren, zu erfüllen. Nachdem er diese Aufgabe bei Elronds Rat freiwillig auf sich genommen hat, ist es ihm möglich, sie bis zum Ende auszuführen, und sei die Bürde noch so schwer. (Der Ring verändert sich ja, je mehr Frodo sich Mordor nähert und so dem Herrn der Ringe. Der Ring erscheint Frodos Geist am Schluss wie ein feuriger Mühlstein, den er um den Hals trägt und der ihn zu Boden zieht.)

Es gäbe zu den zwei weiteren Romanteilen in diesem Zusammenhang sicher noch einiges zu sagen, aber ich möchte euch die Spannung und Freude an diesen beiden Teilen nicht nehmen, indem ich schon alles verrate. Und das müsste ich, um weiterzuerzählen. Also lasse ich es bei diesen Zeilen bewenden.

_Die Inszenierung der BBC 1981_

Wie Sibley in dem ausgezeichneten (englischen) Booklet verrät, galt es für eine Aufbereitung des gewaltigen Textes kleine Stücke von jeweils 30 Minuten zu produzieren. Dies war die Länge einer Episode. Und insgesamt sollten 26 Episoden erstellt werden – nicht ganz zufällig genau die Hälfte der Anzahl der Wochen in einem Jahr.

Wie sich zeigte, mussten die Ereignisse, die besonders in der Mitte der Handlung parallel laufen, umverteilt werden, damit in jeder Episode wenigstens beide Handlungsstränge vorkamen. Tolkiens eigene Chronologie in „War of the Ring“, einem der von Christopher Tolkien herausgegebenen Bände mit dem kompletten Material, lieferte einen ausgezeichneten Ausgangspunkt.

Natürlich blieb es nicht aus, dass bestimmte Figuren gestrichen und vielen Szenen gekürzt werden mussten. Das war ja bei Peter Jacksons Verfilmung nicht anders. Hier wie dort fiel die Figur des Tom Bombadil den Kürzungen zum Opfer. Er hat nämlich nichts mit dem Ring zu schaffen, im Gegensatz zu vielen anderen Figuren. Das mag schade sein, doch dafür bekamen die übrigen Figuren mehr Platz, was natürlich schön und wichtig ist.

Ian Holm sprach Frodo, die Hauptfigur – zumindest in meinen Augen – so wie er später Bilbo spielen sollte. In diesem Hörspiel klingt er dementsprechend auch 20 Jahre jünger. Keine Debatte gab es über die Wahl des Sprechers von Gollum. Peter Woodthorpe hatte bereits in Ralph Bakshis Zeichentrickversion die Figur des verstoßenen Hobbits synchronisiert und lieferte für das BBC-Hörspiel eine fabelhafte Vorstellung: eine schleimerische, zischelnde Sprechweise, die ganz genau dem hinterlistigen und dann wieder jammervollen Wesen dieses schizophrenen Charakters entspricht.

Die fertig geschriebenen Episodenskripte schickten die beiden Ko-Autoren nach Frankreich, damit Christopher Tolkien sie prüfen konnte. Hier erfolgte ein wichtiger Arbeitsschritt: Er korrigierte die Aussprache. Und zwar dergestalt, dass er eine Tonkassette aufnahm, auf der die akzeptable Aussprache mittelirdischer Wörter und Namen zu hören war. (Jackson hätte sicher einiges dafür gegeben, um diese Kassette zu bekommen, aber er hatte ja andere Experten.)

In den folgenden zwei Monaten wurden die Episoden gemäß einem strengen Terminplan geprobt und aufgenommen. Sibley berichtet von der Aufregung, wenn das Team dem Weg Frodos vom idyllischen Auenland zu den Schrecken des Schicksalsberges folgte. Eine erhöhte Authentizität erhielt die Handlung durch die vielfältigen Soundeffekte, zu denen auch das Tappen von Gollums Füßen gehört. Eine Technikerin klatschte sich dafür einfach auf die entblößten Schenkel …

Nach viel Lachen, Weinen und vielen zerrütteten Nerven wurden die Episoden gemischt und geschnitten, so dass die erste Episode am 8. März 1981 über den Äther gehen konnte. Sibley und sein Ensemble sind erstaunt über das große positive Echo, das ihre Produktion in 25 Jahren hervorgerufen hat.

_Mein Hörerlebnis_

Aus Peter Jacksons Kommentaren zum ersten Teil seiner „Herr der Ringe“-Trilogie weiß ich, dass er sich stark an dem Handlungsaufbau und der sprachlichen Ausdrucksweise der BBC-Hörspielfassung orientierte. In visueller Hinsicht nahm er gleich John Howe und Alan Lee ins Boot, deren Illustrationen für die Tolkien-Kalender und die illustrierte LOTR-Ausgabe er bewunderte – sie wurden seine Art Directors.

Die BBC-Fassung zeigte Ian Holm als Frodo Beutlin – bei Jackson spielte er, rund 20 Jahre älter, den Bilbo. Und in beiden Fällen ausgezeichnet. Die anderen Sprecher sind leider hierzulande völlig unbekannt geblieben, was ich recht schade finde, denn sie mache ihre Sache ebenfalls gut. Wer sich einen edlen britischen Akzent zulegen möchte, der braucht ihnen nur genau zuhören.

Der unter dieser Restgruppe herausragende Sprecher ist zweifelsohne Peter Woodthorpe, der Sprecher des Gollum. Nun ist Gollum bekanntlich nicht nur ein zwielichtig Charakter, sondern bei Jackson auch noch schizophren. So weit treibt es Woodthorpe nicht in seiner Darstellung, aber sein Gollum wirkt dennoch sehr glaubhaft in seiner Gespaltenheit: mal Frodos schlimmster Feind, dann wieder eine Jammergestallt oder sein ergebener Diener. Folglich ist Woodthorpes Ausdrucksweise sehr wandlungsfähig, und wie der brave Sam fragen wir uns früher oder später, ob man diesem zwielichtigen Gesellen über den Weg trauen kann.

Auf der Seite der weiblichen Rollen ist das Hörspiel sehr spärlich ausgestattet. Arwen tritt nur am Rande auf, wird aber nicht einmal in den Credits genannt. Einzig Eowyn und die unerlässliche Galadriel treten mit halbwegs beachtlichen Szenen auf, aber leider nur recht kurz. Wieder einmal spielen die Jungs fast ganz allein für sich. Interessant ist vielleicht noch, dass sowohl der Herr der Nazgûl, gesprochen von Philip Voss, und der Mund Saurons, gesprochen von John Rye, einen Auftritt haben. Sie sind bei Jackson bekanntlich recht vernachlässigt, und Saurons Mund kommt nur in der Extended Edition vor.

Die Handlung erinnert ansonsten an die Entscheidungen, die auch Jacksons Drehbuchautoren gemacht haben. Tom Bombadil fiel komplett weg, ebenso die Hügelgräberhöhen. Das wird verständlich, wenn man berücksichtigt, dass nur 13 Stunden zur Verfügung standen. Durch diese Einsparung konnten daher andere Szenen besser präsentiert werden, und dafür ist der Zuhörer natürlich dankbar. So wird beispielsweise die Schlacht um Hobbingen dargestellt, die bei Jackson bekanntlich fehlt.

Am Schluss werden die Besitzer der drei Elbenringe enthüllt: An Elronds Hand blitzt Vilya, der Ring des Wassers, an Galadriels funkelt Nenya, der Ring der Luft, und dreimal dürfen wir raten, wer Narya, den Ring des Feuers, trägt: Gandalf. Den Ring gab ihm der Schiffbauer Círdan von den Grauen Anfurten. Frodo trägt das Sternenglas, das ihm Galadriel gab und das Licht des Abendsterns Earendil enthält. Sam kann es sehen, während das letzte Elbenschiff in den Westen segelt.

|Geräusche und Musik|

Im Vergleich zu den heutigen raffinierten Profiproduktionen ist das BBC-Hörspiel nur sparsam mit Geräuschen ausgestattet worden: hier mal ein Hufgetrappel, dort mal ein Schrei – das war’s auch schon. Besonders gefiel mir das Erdbeben, als der Eine Ring in den Schicksalsklüften zerstört wird. Viel mehr Wert scheinen die Macher (s.o.) auf die Präsentation von Gedichten und Liedern gelegt zu haben, die ja im Roman zu Dutzenden vorkommen.

Das Lied „The road goes ever on / Die Straße gleitet fort und fort“, das Bilbo im Film singt, wird hier als Gedicht vorgetragen. Dann wieder taucht ein Gedicht als neues Lied auf: „Upon the hearth / Auf dem Herd“, das im Film nicht vorkommt. Auf der Wetterspitze singt jemand das Lied über Gil-galad, den letzten Elbenkönig, der die Allianz gegen Sauron vor rund 3000 Jahren anführte. Damals fiel der Eine Ring Isildur in die Hände.

Auch Boromir singt ein Lied, und zwar jenes mit der im Traum empfangenen Prophezeiung, dass die Rettung Gondors durch den Ringträger aus dem Norden kommen werde. Aber er hält Gollum für den Ringträger. Und was ist überhaupt der Eine Ring? — Auch Gimli hat ein Lied zum Besten zu geben: über den Zwergenkönig von Moria, Dûrin. In L´roien singen die Elben ein Klagelied für den in den Abgrund gestürzten Gandalf. Dass im Fangornwald der Baumhirte Baumbart singt, versteht sich fast von selbst, aber er tut es gleich zweimal.

Nun ja, diese Aufzählung könnte noch seitenweise weitergehen. Das Gesagte soll genügen. Anzumerken ist noch, dass die Musik und die Lieder durchweg kein Selbstzweck sind, sondern dazu dienen, erstens den Sänger als Vertreter seines Volkes (Elb, Zwerg, Hobbit usw.) zu charakterisieren und zweitens eine Geschichte zu erzählen. Alle Lieder sind auch Balladen. Die über Gil-galad berichtet vom Schicksal des Einen Rings und wie er den Menschen in die Hände fiel und wieder verschwand. Dass er sich nun in Händen Bilbos und Frodos befindet, wird tunlichst geheim gehalten. Schließlich suchen die Schwarzen Reiter überall nach dem Schmuckstück ihres Herrn und Meisters.

Man braucht sich diese Lieder nicht immer als Soli vorzustellen. Gerade in der Phase nach der Rettung Gondors durch Aragorn und Co. schwingt sich der Gesang zu hymnischer Pracht auf: Solisten, Chöre und ein Orchester – das komplette Paket – vermitteln eine Vorstellung von höfischer Prachtentfaltung. Das können die monarchistischen Briten seit jeher recht gut.

_Unterm Strich_

Ich fand dieses Hörspiel recht interessant und mitunter geradezu kurios. Als Variante zum Roman, mit dem ich es vielfach verglich, und zur Jackson-Verfilmung geht es einen Mittelweg: nicht ganz so drastisch gekürzt wie der Film, aber lange nicht so ausführlich wie der Roman. Es enthält jede Menge Lieder, dass man meinen könnte, man befinde sich auf einer aufs Poetische versessenen Welt. Dabei ist es lediglich so, dass in den mythischen Vorzeiten – als „Beowulf“ und die isländischen Eddas geschrieben wurden – die mündliche Überlieferung die vorherrschende Form darstellte, genau wie einst bei Homer.

Dass man für das Verständnis dieses Hörspiels sehr gut Englisch können muss, versteht sich von selbst. Dieses Englisch ist kein modernes à la BBC oder Oxford, sondern ein mitunter dem Englisch des 17. und 18. Jahrhunderts angenähertes Englisch. Das passt zwar zu den alten, mythischen Zeiten, in denen die Handlung spielt, frustriert den heutigen Zeitgenossen aber etwas, der kein Mittel- oder Frühneuenglisch gelernt hat.

Die Ausstattung durch den |Hörverlag| ist in Ordnung. Das Booklet (s.o.) ist nicht weitschweifend, erklärt aber eine ganze Menge hinsichtlich der Zielsetzung und den Produktionsbedingungen. Die Soundqualität entspricht etwa DD 2.0, also Stereoton, aber mehr darf man nicht erwarten (es sei denn auf einer besseren HiFi-Anlage als meiner). Die CDs sind einzeln in Karton verpackt und allesamt in einem aufklappbaren Schuber untergebracht – eine stabile und kompakte Sache.

_Hinweis_

Nach dem großen Erfolg seines Sprechers Achim Höppner, der Synchronstimme Gandalfs, mit dem ungekürzten „Silmarillion“ und der Novelle „Der Elbenstern“ bereitet der Münchner |Hörverlag| eine ungekürzte Lesung des „Herrn der Ringe“ vor. Sprecher ist wieder Achim Höppner, versteht sich. Diese Lesung dürfte das bestehende deutsche Hörspiel endlich ablösen. Und wer weiß – vielleicht gibt es dereinst auch eine vollständige Lesung des „Hobbits“.

|713 Minuten auf 10 CDs|
http://www.hoerverlag.de

James Tiptree jr. – Sternenlieder eines alten Primaten. SF-Erzählungen

Psychosexuelle Alpträume: klassische SF-Erzählungen

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Connie Willis – Lincolns Träume

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Die Autorin

Die 1945 geborene Lehrerin und US-Schriftstellerinnen Connie Willis ist seit den achtziger Jahren eine der besten und originellsten Science-Fiction-Autorinnen. Die Storys, die dies beweisen, sind in dem Band „Brandwache“ gesammelt (deutsch bei |Luchterhand|). Sie hat bereits zahlreiche Preise eingeheimst, darunter den HUGO für ihren Zeitreiseroman „Die Jahre des Schwarzen Todes“ (1991, dt. bei |Heyne|). „Lincolns Träume“ war 1987 ihr Romandebüt als Solo-Autorin, davor schrieb sie als Ko-Autorin mit Cynthia Felice. Für „Die Farben der Zeit“ (dt. bei |Heyne|) wurde Connie Willis mit dem |Hugo Gernsback Award| und dem |Locus (Magazine) Award| für den besten SF-Roman des Jahres 1997 ausgezeichnet.

„Lincolns Träume“ wurde 1988 mit dem John W. Campbell jr. Award für den besten Roman eines Newcomers ausgezeichnet.
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Anton G. Leitner (Hg.) – Das Gedicht Nr. 8: Vom Minnesang zum Cybersex

Erotische Zeilensprünge

„Gedichte sind plötzlich hip und sogar ziemlich sexy“, schreibt die Süddeutsche Zeitung anno 2000 erstaunt zu diesem „Erotik-Special“ von „Das Gedicht“. Der Schreiber hält den 160-Seiten-Band aus dem Anton G. Leitner Verlag für „ein freches Meisterstück, zuweilen anstößig und ungewöhnlich authentisch“. Wer sich „angestoßen“ fühlt, greife sofort zur hilfreichen Collection von schwarzen Zensurbalken, die sich in passender Größe über die Seite schieben lassen.

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Stephen R. Donaldson – Lord Fouls Fluch (Die erste Chronik von Thomas Covenant dem Zweifler, Band 1)

Antiheld im Kampf gegen den Verächter

Als Thomas Covenant in das LAND kommt, glaubt er nicht an dessen reale Existenz. Es muss ein Traum sein. Doch wundersamerweise heilt es seine Wunden, die ihm die Lepra zugefügt hat. Nun ist es an ihm, das selbst verwundete LAND erstens zu heilen und zweitens vor dem Zugriff Lord Fouls des Verächters zu bewahren. Die Bewohner des LANDES erblicken in ihm die Wiedergeburt von Berek Halbhand, eines legendären Helden. Und mit seinem Ring aus weißem Gold ist er in der Lage, wilde Magie auszuüben. Doch wird der Verächter Recht behalten, wenn er Thomas als ahnungslosen Nichtskönner verhöhnt, der nicht einmal an Magie glaubt?
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