In seinem sechsten Abenteuer auf der Gegenerde, Gor, hat Tarl Cabot, der Agent der Priesterkönige, eine Kontaktperson an der Meeresküste zu finden. Er hätte nicht gedacht, dass ihn dieser Auftrag völlig verändern würde: Hier wird James Bond zum Piraten – ein flotter Spaß.
Handlung
Tarl Cabot, der Agent der Priesterkönige auf Gor, hat sich an die Küste des Ozeans Thassa aufgemacht. Nach Port Kar führt sein Auftrag, eine große Hafenstadt an der Mündung des Vosk-Flusses, von der aus die dortigen Piratenkapitäne und Sklavenhändler das Meer Thassa heimsuchen. Doch bereits in den Schilfwäldern des Mündungsgebiets fällt er aufgebrachten, sehr auf ihre Unabhängigkeit von Port Kar bedachten Schilfbauern in die Hände, die ihn für einen Sklavenhändler gehalten.
Jenseits der Barriere: realistisches Sozialexperiment?
Keiner der Agenten, die auf das Geheimnis der Ortschaft Santaroga angesetzt worden waren, hat seinen Auftrag erfüllen können. Sobald sie sich für die unheimliche Macht zu interessieren begannen, die das abgelegene Tal im Südwesten der USA und dessen Bewohner in seinem Bann hält, starben sie.
Jetzt ist Dr. Gilbert Dasein an der Reihe, nach Santaroga vorzustoßen. Der junge Psychologe und Marktforscher rechnet sich eine gute Chance aus, die „Santaroga-Barriere“ zu durchdringen und das Geheimnis des Tales zu lüften.
Doch schon bei seiner Ankunft schlägt die unbekannte Macht zu. Dr. Dasein hat seinen ersten „Unfall“, und je mehr er sich mit dem geheimnisvollen Stoff Jaspers befasst, einer Substanz, die alle Einwohner von Santaroga regelmäßig zu sich nehmen, desto erbitterter muss er um sein Leben kämpfen. (Verlagsinfo) Frank Herbert – Die Leute von Santaroga weiterlesen →
Aus der gesamten umfangreichen Anthologie „Dangerous Visions“, die 1967 erschien und 1969 auf drei Einzelbände aufgeteilt wurde, stellt dieses Buch Teil 2 dar. Die Anthologie startete zusammen mit dem britischen Magazin und diversen Herausgebern die SF-Welle, die heute als „New Wave“ bekannt ist. Selten kommen Raumschiffe und andere Accessoires vor, sondern der Schwerpunkt liegt auf irdischen Vorgängen und auf einem innovativen Erzählstil.
Dieses Buch enthält als Glanzlicht eine der besten Storys von Philip K. Dick: „Faith of Our Fathers“ (Glaube unserer Väter).
_Der Herausgeber_
Harlan Ellison, geboren 1934 in Ohio, machte bereits früh im Fandom von Cleveland, Ohio, und New York City (ab 1955) von sich reden, schrieb höchst provokative und innovative Storys und veröffentlichte 1967 mit „Dangerous Visions“ eine der wichtigsten SF-Storysammlungen überhaupt. Die Anthologie, der er weitere folgen ließ, erhielt vier wichtige SF-Preise und zog nicht nur deshalb große Aufmerksamkeit auf sich. Es sind vor allem die „gefährlichen Visionen“, mit denen er Widerspruch herausforderte – und mehr als genug bekam.
Ellison war ein enger Freund von Robert Silverberg und zunächst auch von Philip K. Dick, denn beide fingen wie er in den fünfziger Jahren zu schreiben an und halfen sich gegenseitig. Mit Dick zerstritt er sich später – das wird in Lawrence Sutins Dick-Biografie „Göttliche Überfälle“ (1989) haarklein erklärt und ist sehr lesenswert – für SF-Fans.
Ellison ist einer der seltenen SF-Autoren, die sich schon früh, lange vor dem Cyberpunk John Shirleys („Stadt geht los“, 1980) und William Gibsons ([„Neuromancer“, 521 1984), für die amerikanische Großstadt als Themenfeld interessierten. Er sammelte zehn Monate lang praktische Erfahrungen als Bandenmitglied der „Barons“ in Brooklyn und verarbeitete sie wiederholt in seinen Werken, u. a. in „Rumble“ (1958).
Nach dem Wehrdienst lebte er in Chicago und ab 1962 in Los Angeles, wo er blieb. 1963 gelang es ihm, sich als TV-Drehbuchschreiber zu etablieren und seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dabei schrieb er die Star-Trek-Episode „City on the Edge of Forever“ (1967), für die er mehrfach ausgezeichnet wurde. Er entwickelte eine eigene SF-Serie, „The Starlost“, die auf einem Generationraumschiff spielte. Sie wurde allerdings in Kanada produziert und das Skript derart massiv verändert, dass er seinen Namen zurückzog. Dennoch wurde er für das O-Skript ausgezeichnet. Die Serie überstand nur eine Season. In Ben Bovas Schlüsselroman „The Starcrossed“ (1975) lässt sich die ganze Affäre nachlesen.
„Deathbird Storys: A Pantheon of Modern Gods“ (1975, revidiert 1984) ist eine der wichtigsten Storysammlungen Ellisons, doch wer die ultimative Form aller seiner Erzählungen – es sind mehrere hundert! – lesen will, sollte zu „The Essential Ellison: A 35-Year Retrospective“ (1987) greifen. Seine Story „A boy and his dog“ wurde 1975 mit Don Johnson in der Hauptrolle verfilmt.
1967 erschien „Dangerous Visions“ und 1973 „Again Dangerous Visions“. (Die dritte Anthologie, „Last Dangerous Visions“, war lange in der Planung und bis 1992 noch nicht veröffentlicht.) Diese Bücher ragten aus der Masse heraus, weil sie erstens ausgezeichnetes literarisches Material enthalten und zweitens wegen der persönlichen (und mitunter umstrittenen) Einführungen Ellisons. Dicks Story „Faith of Our Fathers“ soll nach Ellisons Worten unter dem Einfluss der populären Kultdroge LSD geschrieben worden sein. Dagegen verwahrte sich Dick aufs heftigste, denn er nahm nie LSD oder ähnliche harte Drogen, sondern lediglich Amphetamine und Antidepressiva.
Jede der Storys ist mit einem mal längeren, mal kürzeren Nachwort des Autors abgeschlossen. Außerdem gibt es eine Illustration zu jeder Story – alles in allem ein immenser Aufwand, der dem Herausgeber hinsichtlich seiner Gesundheit einen hohen Zoll abverlangte. Ab 1970 schrieb er daher weniger, aber deshalb keineswegs schlechter.
_Die Erzählungen_
1) _Howard Rodman: The Man who went to the Moon – twice_
Marshall Kiss wird von einem Ballon, den man ihm auf dem Dorfjahrmarkt schenkte, davongetragen. Nachdem er wieder zurückgekehrt ist, behauptet er, er wäre auf dem Mond gewesen. Sofort erfahren die Nachbarn davon, dann die Reporter, dann der Bürgermeister. Aber niemand kritisiert ihn oder macht sich über ihn lustig, obwohl einer der Reporter das gerne tun würde. Aber Marshall sieht zu unschuldig aus.
Das war, als Marshall neun war. Jetzt, im Alter von neunzig, will niemand in seinem Städtchen mehr etwas von ihm wissen, und es gibt ja auch niemanden mehr, der ihn kennt. Er behauptet also, er wäre gerade vom Mond zurückgekehrt, doch der Einzige, der ihm das glaubt, ist ein kleiner Junge. Kein Wunder, denn die Rakete zum Mars fliegt mittlerweile dreimal am Tag. Und als der Junge Marshall still und leblos im Bett liegen sieht, meint er, jetzt müsse er wohl zum dritten Mal auf dem Mond sein.
Die wie ein Märchen erzählte Story beleuchtet den Einfluss der rasanten technischen Entwicklung auf das Leben des Einzelnen im 20. und 21. Jahrhundert. Deshalb macht es im Grunde nichts aus, dass Marshall Kiss niemals den Mond erreicht hat. Er hätte genauso gut „Tahiti“ sagen können.
2) _Philip K. Dick: Faith of Our Fathers (1967)_
Dick verknüpft in einer seiner anstoßerregendsten Visionen den Sieg des Kommunismus über die westlichen USA, halluzinogene Drogen, Sex und Theologie. Dennoch ist die Story von A bis Z völlig verständlich geschrieben und wirkt keineswegs abgehoben.
Hauptfigur ist der kleine Parteifunktionär Tung Chien, der in einem Schmalspurministerium in Hanoi (Nord-Vietnam) Dienst tut. Von einem Straßenhändler bekommt er ein Anti-Halluzinogen, das, wie ihm eine hübsche junge Frau namens Tanya Lee mitteilt, die Realität, wie sie wirklich ist, zeigt. Die Partei füge nämlich dem Leitungswasser täglich und überall Halluzinogene bei.
Und so kommt es, dass Tung Chien die persönliche Fernsehansprache, die der Unumschränkte Wohltäter als oberster Parteivorsitzender an ihn richtet, auf völlig andere Weise wahrnimmt als gedacht: nämlich als einen rasselnden Mechanismus, aus dem Scheinfüßchen hervorwachsen. Tanya Lee vom Untergrund hat etwas ähnlich Furchterregendes gesehen.
Nachdem sie ihm geholfen hat, eine dogmatische Prüfung durch Parteibonzen zu bestehen, wird Tung zur Villa des Unumschränkten Wohltäters eingeladen, der sich vor Ort „Thomas Fletcher“ nennen lässt. Doch Tung sieht sein Erscheinen unter dem Einfluss des Anti-Halluzinogens ganz anders: als gottähnlichen, substanzlosen, aber kannibalischen Alien. Und dieser hat ein Wörtchen mit Tung zu reden …
Allein schon die Vorstellung, die Chinesen könnten einen Krieg gegen die USA gewinnen und diese zur Hälfte (der Rest leistet noch Widerstand) unter ihr kommunistisches „Joch“ gezwungen haben, war 1967, während des Vietnamkrieges ein Gräuel. Dass Dick obendrein auch noch die Natur (eines/des) Gottes erörterte und den christlichen Glauben in Zweifel zog, war geradezu Blasphemie. Außerdem kommen in der Story noch Drogenkonsum und Sex vor, also all das, was die Hippies praktizierten und ihre Eltern schockierte. Für uns heute ist die Story vor allem hinsichtlich der theologischen Erörterung interessant, da sich alle anderen Streitpunkte erledigt oder relativiert haben.
3) _Larry Niven: The Jigsaw Man_
Warren Lewis Knowles sitzt in seiner Zelle und weiß, dass man ihn zum Tode verurteilen wird. Dabei bestand sein Verbrechen nur darin, ein paarmal rote Ampeln und Geschwindigkeitsbegrenzungen zu überschreiten. Es ist ungerecht, findet er. Finden seine beiden Zellennachbarn auch. Einer ist ein Organräuber, der andere, ältere dessen Auftraggeber: ein Arzt, der mit Organen handelt. Die Todesstrafe sieht also so aus, erfährt Lewis, dass ihm seine Organe entnommen und diese der Medizin zur Verfügung gestellt werden – besser als die herkömmliche Todesstrafe, oder?
Als der Arzt eine implantierte Bombe zündet, erblickt Lewis seine Chance, aus dem Gefängnis zu entkommen. Doch das Schicksal hält eine weitere Überraschung für ihn bereit …
Mit dazwischengeschalteten essayistischen Passagen polemisiert der Autor gegen das hier von ihm fiktiv in Aussicht gestellt Strafverfahren. Er hält Organbanken bereits im Jahr 1967 für eine unausweichlich kommende Einrichtung – und er sollte recht behalten. Aber mit der Umwandlung der Todesstrafe zur Auschlachtung ist es noch nicht so weit. Kommt wohl noch.
4) _Fritz Leiber: Gonna roll the Bones_
Bergarbeiter Joe Slattermill lebt in seinem heruntergekommenen Haus zusammen mit seiner dominanten Mutter und seiner nörgelnden Frau, die ihn beide unter ihrer Fuchtel haben. An diesem speziellen Abend fällt ihm praktisch die Decke auf den Kopf und er muss raus. Also geht er in die nahe Siedlung Ironmine, wo ihn das Glücksspiel im Saloon „The Boneyard“ reizt. Und zwar nicht nur die Aussicht auf Gewinne, sondern auch der reizvolle Anblick von halbnackten Girls, die die Spieler mit Wechselgeld und Drinks bedienen und sich um die Würfel am Crap-Tisch kümmern.
Doch dann fällt sein Blick auf den größten und gefährlichsten Spieler von allen. Er ist ganz in Schwarz gekleidet, und sein Gesicht ist unter dem Schlapphut kaum zu erkennen. Seine Augenhöhlen sehen irgendwie leer aus, wie die eines Totenschädels … Und ganz sicher ist er auch bewaffnet. Wie jeder Spieler (und viele der Girls).
Jeder andere Mensch hätte vielleicht bei diesem Anblick Schiss bekommen. Doch nicht Joe Slattermill, ein Yankee von echtem Schrot und Korn. Außerdem hat er selbst ein ungewöhnliches Talent. Manche nennen es Telekinese, Joe nennt es nur „die Kraft“. Jedenfalls gewinnt Joe, bis ihm der irre Gedanke kommt, es mit der „Kraft“ des Mannes in Schwarz aufnehmen zu wollen. Es dauert nicht lange, bis ihn dieser herausfordert: „Joe Slattermill, du hast ausgeschissen. Aber du hast noch einen Einsatz zu machen: dein Leben.“
Diese wundervoll stilecht erzählte und äußerst bekannte SF-Geschichte steht in der uramerikanischen Tradition der „tall story“: der Hochstapler-Geschichte. Sie ist hoch angesehen, denn natürlich weiß jeder, dass sie nicht wahr sein kann, weshalb das Vergnügen an ihr umso größer ist, je irrer sie erzählt wird. Sie funktioniert also wie ein sehr langer Witz. Aber Joe, unser Held, hat es diesmal mit dem Tod selbst zu tun. Diese Figur steht in der Tradition des „bogeyman“, des spukigen Buhmanns. Tatsächlich stellt sich der Spielsalon als eine Version der Hölle heraus, mit all den hübschen und hässlichen Insassen als Vampire (die Girls!) und Geister. Aber Joe gewinnt nicht nur sein Leben zurück, sondern auch die Freiheit von der Tyrannei der Frauen zu Hause. Und auf diese Weise wirkt die Story nicht nur spannend, unterhaltsam, völlig überdreht, sondern auch befreiend auf den Leser.
Warum ist die Story überhaupt in einer Science-Fiction-Anthologie, wenn es doch um schwarze Magie und Geister geht, fragt sich der Leser gewiss. Nun, Joe vermutet, dass der Mann in Schwarz mit seiner gruseligen Truppe eventuell von den Sternen kommt. Ständig werden Verweise auf Raumfahrt und andere Welten eingeflochten – ein reizvoller Kontrast zu der Horror- und Fantasy-Handlung. Der Autor erklärt in seinem Nachwort, was er sich dabei gedacht hat.
5) _Joe L. Hensley: Lord Randy my Son_
Die Geschichte wird aus drei Blickwinkeln erzählt, was ihre Zusammenfassung nicht gerade erleichtert. – Randall ist der achtjährige Sohn von Ann und Sam Moore, einem Rechtsanwalt. Doch Randy ist geistig zurückgeblieben, wenn auch körperlich völlig normal. Er hat das geistige und sprachliche Niveau eines Dreijährigen. Die Enttäuschung darüber verwand seine Mutter nicht und brachte sich durch Autoabgase um. Sein Vater gibt die Schuld daran seinem Sohn, obwohl der ja nichts dafür kann.
Eine schlimme Entwicklung bahnt sich mittlerweile an. Sam hat Krebs und nur noch wenige Monate zu leben. Draußen in der Welt, eingefangen im Fernseher und verbreitet durch Lautsprecherwagen, wird der nächste Weltkrieg vorbereitet. Die Afrikaner haben eigene Atombomben. Hass breitet sich überall aus. Auch in der Nachbarschaft. Aber Randy scheint etwas dagegen zu tun, zumindest mit den Tieren versteht er sich gut.
Als der Junge mitbekommt, dass sein Vater sterbenskrank ist, unternimmt er etwas Wundervolles. Denn wie die dritte Stimme uns wissen lässt, steht Randy auf einer Stufe mit dem Buddha …
Dies ist eine recht melancholische und doch hoffnungsvolle Geschichte. Der damals 40-jährige Autor findet sich in der Figur des Sam Moore wieder. Und er gibt zu, dass es auch eine zutiefst religiöse Geschichte ist.
6) _Poul Anderson: Eutopia_
Iason Philippou ist ein Zeitreisender aus dem hellenistischen Idealstaat Eutopia. Dieser verfügt sowohl über eine aufgeklärte Philosophie wie auch über ausgezeichnete Technologie. In diesem Geschichtsverlauf starb nämlich Alexander der Große nicht 323 v. Chr. in Babylon, sondern überlebte, um sein Weltreich zu konsolidieren. Doch ein Forschungsinstitut sucht per „Panachronion“ nach alternativen Geschichtsverläufen, und so landet Iason in Westfall.
In diesem alternativen Amerika herrscht eine Vielstaaterei. Nachfahren eingewanderter Dänen leben neben denen von Magyaren (Ungarn), die sich wiederum mit Ureinwohnern vermischt haben, die hier Tyrker genannt werden. Iason hat das Pech, nicht vollständig über die Kultur der Dänen aufgeklärt worden zu sein und begeht einen Tabubruch – in Zusammenhang mit einer hübschen jungen Dame, die dummerweise die Tochter des Oberbosses ist. Er flieht vor den Dänen zu den Magyaren, erhält dort Asyl, wird wieder hinausgeworfen, landet an der Küste und kann dort bei einem Agenten wieder die Zeitmaschine benutzen.
Doch bevor er sich verabschiedet, will er wissen, was das Ganze sollte. Warum müssen wir diese alternativen Welten erforschen? Die Antwort überrascht ihn. Und das letzte Wort des letzten Satzes lässt uns grübeln, ob Eutopia wirklich die beste Alternative gegenüber unserer Welt wäre: Iason liebt Knaben.
7) _David R. Bunch: Incident in Moderan_
Eine ziemlich kurze, aber höchst ätzende Kritik des Vietnamkrieges. – Auf der Welt Moderan führen große Festungen Krieg gegeneinander. Die Festungen werden aber nicht von Menschen, sondern von Robotern aus Metall kommandiert. Der Beschuss dient jedoch nicht der Vernichtung des Gegners, sondern dem Erfüllen von Hassquoten. Je mehr Hasseinheiten erfüllt werden, desto besser.
Weil gerade zwei gegnerische Festungen defekt sind, herrscht eine höchst langweilige Feuerpause in Festung 10. Auf dem Festungswall Nr. 11 erblickt der Ich-Erzähler, ein Kommandant, ein seltsames Wesen, das sich über den plastikbedeckten Boden auf ihn zubewegt. Es ist ein Mann, einer von der fleischig-wabbeligen Sorte. Er bedankt sich dafür, dass die Festungen das Feuer so lange eingestellt haben, dass er und seine Frau ihren Sohn begraben konnten. „Danke für die Rücksichtnahme!“
Als ihm der Kommandant mitteilt, dass er von diesem Begräbnis nichts wüsste und von einer Feuerpause aus diesem Grub keine Rede sein könne, bricht der Mann weinend zusammen. Das nervt den Roboter, und als man ihm signalisiert, dass der feindliche Beschuss gleich wieder losgehen werde, warnt er den Menschen. Der aber rührt sich nicht. Bis ihn die erste Zump-Bombe in Fetzen sprengt. Warum bloß hat er sich nicht gerührt, fragt sich der Kommandant, als er die ersten Feuerknöpfe betätigt, um den Beschuss zu erwidern.
8) _David R. Bunch: The Escaping_
Dies ist eine ungewöhnlich literarische Story, die mich an Hemingway und moderne Klassiker wie Joyce erinnert. Der Ich-Erzähler ist ein recht ungewöhnliches Individuum – ob ein Mensch, ist unklar. Auf jeden Fall aber scheint er sich nach einer Traum- oder Fantasiewelt zu sehnen, in der ein Ei vorkommt, das hoch oben am Himmel schwebt – im Gegensatz zu ihm, der durch Ketten an die banale Wirklichkeit nörgelnder Eierköpfe gefesselt ist.
Wie der Autor, ein Angehöriger der US-Luftstreitkräfte, in seinem Nachwort erklärt, geht es in beiden seiner Storys um Wahrheit. Der Kommandant in Moderan ist eins mit seiner Wahrheit vom ewigen Krieg, doch der Träumer in „The Escaping“ sucht diese Wahrheit erst noch zu erlangen, eventuell durch Flucht in eine Fantasiewelt.
9) _James Cross: The Doll-House_
Jim Eliot hat sich in jeder Hinsicht übernommen. Er ist lediglich Investmentverwalter bei einer Bank, lebt aber in einem teuren Haus, mit einer Frau (Julia) aus einer höhergestellten Familie und zwei ebenso teuren Kindern. Er braucht dringendst Geld, am besten vorgestern. Letzter Ausweg: ein Bettelgang zu Julias altem und leicht verrücktem Onkel John. Der Alte bietet ihm kein Geld an, was schon übel ist, aber dafür ein verspätetes Hochzeitsgeschenk: ein Puppenhaus, das eine klassische Pompejanische Villa darstellt. Was für ein Schrott, denkt Jim.
Doch die Villa habe es in sich. In ihr sitze ein antikes Orakel: die Sibylle von Cumae, von der schon Petronius schrieb. Und sie sei unsterblich, solange man sie mit Milch und Honig füttere. Die Kommunikation erfolgt mit kleinen Zetteln, die am Tag danach beantwortet werden, aber meist in Latein geschrieben sind. Der skeptische Jim lässt sich durch Tests von der Funktionsfähigkeit des Orakels überzeugen und wird vor Fehlinvestitionen bewahrt. Er kann auch einige seiner Schulden zurückzahlen, wenn auch längst nicht alle. Als er das Orakel, eine winzige alte Frau, zwingt, mit ihm auf Englisch zu kommunizieren, rächt sie sich auf eine höchst perfide Weise.
Moral von der Geschicht‘: Schau einem geschenkten Gaul nie ins Maul!
10) _Carol Emshwiller: Sex and / or Mr. Morrison_
Mr. Morrison ist der fette Mieter, der im Stockwerk über ihr wohnt, und so pünktlich und geräuschvoll, wie er geht und zurückkehrt, kann sie die Uhr nach ihm stellen. Doch sie, die Ich-Erzählerin, ist viel mehr daran interessiert, wie ein Mann „da unten“ aussieht. Sie hat nie geheiratet und ist immer noch Jungfrau, hat die besten Jahre wohl auch schon hinter sich. Doch so klein wie sie ist, kann sie sich sehr gut unter Mr. Morrisons Schreibtisch verstecken oder in seinem Kleiderschrank, zwischen den riesigen Hemden. Und da kommt er auch schon und zieht sich aus, während sie gespannt aus ihrem Versteck zuschaut …
Eine seltsame Story, die nur vom inneren Monolog der Erzählerin getragen wird. Es findet zwar kein Sex statt, aber das scheitert nicht an Mr. Morrison.
11) _Damon Knight: Shall the Dust praise Thee?_
Am Tag, nachdem die Bomben gefallen sind, steigt der Herrgott Jehovah mit seinen sieben Erzengeln auf die Erde hinab. Es ist der Tag der Apokalypse und sie haben die Strafen auszuteilen, über die ein gewisser Johannes in seinem Buch der Offenbarung schrieb. Doch zu ihrer aller Verwunderung ist die Erde wüst und leer. Und weder Feuer noch Sturm richten irgendwelchen Schaden an. Da es kein Wasser in den Ozeanen, Seen und Flüssen mehr gibt, ist es auch mit der Sintflut Essig. Da findet einer der Engel in den Trümmern eines Bunkers ein Schild: „We were here. Where were you?“
Eine seltsame Frage, könnte man meinen, wenn man Atheist ist. Aber für einen Gläubigen ist es eine wichtige und relevante Frage. Wo wird Gott am Tag des Jüngsten Gerichts sein?
_Unterm Strich_
Um es kurz zu machen: Bis auf Dicks provokante Story „Faith of Our Fathers“ und Leibers wundervolles „Gonna roll the Bones“ (das etliche Preise einheimste) – allenfalls noch „Europia“ von Anderson – kann man diese Sammlung heute vergessen. Es gibt bessere und provokativere Storys. Vielleicht halten die anderen beiden Bände von „Dangerous Visions“ bessere Beiträge bereit.
Ursula K. Le Guins Fantasyroman „Der Magier der Erdsee“ ist der Auftakt zum erfolgreichen Jugendbuch-Klassiker-Zyklus um die Erdsee. Im Erdsee-Zyklus hat Ursula Le Guin eines der schönsten und interessanten Fantasy-Universen geschaffen: eine Welt, die nur aus meerumspülten Inseln besteht und in der Magie funktioniert – Magie, die die Urmächte der Welt und des Lebens beherrscht.
„Der Magier der Erdsee“ setzte einen hohen, sehr hohen Maßstab. Neben Tolkiens Werk (1954/55), das sich nicht explizit an Jugendliche richtete und mit christlichen Motiven überfrachtet ist, ist „Der Magier“ das klassische Fantasy-Abenteuer für junge Leser. Auch die Frauenbewegung in der Fantasy schätzte „Der Magier“ und seine Folgebände sehr. Werke wie „Die Traumschlange“ von Vonda McIntyre erinnern daran.
Geds Gabe: die Wiederherstellung von Einheit und Frieden
„Die Gräber von Atuan“, der zweite Band des ERDSEE-Zyklus, setzte einen hohen, sehr hohen Maßstab. Im Erdsee-Zyklus hat Ursula Le Guin eines der schönsten und interessanten Fantasy-Universen geschaffen: eine Welt, die nur aus meerumspülten Inseln besteht und in der Magie funktioniert – Magie, die Urmächte der Welt und des Lebens beherrscht.
Neben Tolkiens Werk (1954/55), das sich nicht explizit an Jugendliche richtete und mit christlichen Motiven überfrachtet ist, ist das von Hallmark Productions verfilmte „Gräber von Atuan das klassische Fantasy-Abenteuer für junge Leser.
Geds dunkelste Stunde: Verlockung der Unsterblichkeit
Die beiden ersten Romane des Erdsee-Zyklus wurden mit „Das ferne Ufer“ fortgesetzt, einem eigenständigen Roman, in dem Ged die Hauptrolle spielt. Dieser dritte Roman ist eher angespannt statt spannend, eher weise und nachdenklich machend statt emotional berührend. „Die Geschichten sind maßgeblich von der Philosophie des Daoismus beeinflusst. Das Gleichgewicht der Dinge und das Prinzip des Nicht-Handelns spielen in den Romanen eine wesentliche Rolle.“ (Wikipedia)
Intrigenspiel: Von der Herrscherin zum Sklavenmädchen
„Kajira“ ist das goreanische Wort für Sklavenmädchen. Die auf die Gegenerde Gor entführte Amerikanerin Tiffany Collins findet sich, entgegen der üblichen Praxis der goreanischen Sklavenentführer, jedoch keineswegs als Tänzerin auf dem Sägemehlboden einer Weintaverne wieder, sondern vielmehr auf dem Thron des Palastes eines goreanischen Stadtstaates. Könnte es sich um eine Verwechslung handeln, oder steckt mehr dahinter? John Norman – Kajira of Gor (Gor 19) weiterlesen →
Als Sara Kendell und Jamie Tamson im Nachlass eines Historikers scheinbar gewöhnliche Artefakte entdecken, spüren sie die Anziehungskraft eines fernen Ortes: eine Welt aus Nebel und Wäldern, uralter Magie, legendären Wesen – und eines rastlosen Bösen.
Sie ziehen ihrerseits Gefährten und Feinde in Kanadas Hauptstadt Ottawa an: Blue, den Biker; Kieran, den Folk-Musiker; einen Inspektor von der Royal Mounted Canadian Police; und den geheimnisvollen Tom Hengyr. Zusammen mit ihnen werden Sara und Jamie durch die Portale in Tamson House in die Anderwelt gezogen, wo sich ihr Schicksal entscheidet…
Dies ist der zweite Roman eines fünfbändigen Fantasy-Zyklus, der es vielleicht nicht mit Tolkiens „Herr der Ringe“ aufnehmen kann, der aber ebenso stark auf Mythen und Fantasythemen zurückgreift. Und die Hauptfigur Taran, die im Laufe des Zyklus eindrucksvoll heranreift, lieferte wie Tolkiens „Herr der Ringe“ die Vorlage zu einem Zeichentrickfilm.
_Der Autor_
Lloyd Alexander, geboren 1924, ist der US-amerikanische Autor der „Chroniken von Prydain“ (= Britannien). Ähnlich wie bei Tolkien, der mit „The Hobbit“ (1937) zunächst eine Fantasy-Geschichte für Kinder schrieb, beginnt auch Alexander mit einer leichtfüßigen Kinder-Fantasy, um dann jedoch schnell auf tiefere, dunklere Themen zu sprechen zu kommen. Der erste und Teile des zweiten Bandes fanden Eingang in einen gleichnamigen Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1985: „Taran und der Zauberkessel“.
Der |Taran|-Zyklus:
1. „Taran und das Zauberschwein“ bzw. „Das Buch der Drei“ (engl. The Book of Three) (1964)
2. „Taran und der Zauberkessel“ bzw. „Der schwarze Kessel“ (engl. The Black Cauldron) (1965)
3. „Taran und die Zauberkatze“ bzw. „Die Prinzessin von Llyr“ (engl. The Castle of Llyr) (1966)
4. „Taran und der Zauberspiegel“ bzw. „Der Spiegel von Llunet“ (engl. Taran Wanderer) (1967)
5. „Taran und das Zauberschwert“ bzw. „Der Fürst des Todes“ (engl. The High King) (1968) – Gewinner der Newbery Medal, 1969
6. „Der Findling und andere Geschichten aus Prydain“ (engl. The Foundling) (1973) – Sammlung von Kurzgeschichten, die in Tarans Welt Prydain spielen
_Handlung_
Der Junge Taran lebt als Hilfsschweinehirt beim Schmied Coll und einem Magier namens Dallben. Der Magier hütet das magische „Buch der Drei“, das Taran nicht anfassen darf, selbst wenn der Zauberer, wie so oft, mal wieder schlafend meditiert.
Doch die friedliche Zeit, die auf das Ende seines ersten Abenteuers folgt, hat jäh ein Ende, als sich verschiedene hohe Herrschaften auf dem Gehöft von Dallben und Taran einfinden. Fürst Gwydion hat eine Ratsversammlung einberufen. Der Feldherr von Hochkönig Math fordert die anderen Fürsten auf, auf eine gefährliche Mission ins Reich Annuvin des Todesfürsten Arawn zu ziehen. Solange Arawn mit Hilfe des magischen schwarzen Kessels weiterhin Zombiekrieger erzeugen könne, werde Prydain nicht sicher sein vor seinem Angriff. Und in letzter Zeit sei Arawn dazu übergegangen, nicht nur Tote zu Kesselkriegern zu machen, sondern auch Lebende.
Auf dem Feldzug gerät Taran ständig mit dem hochmütigen Prinzen Ellidyr aneinander, der es wirklich auf den „Schweinejungen“ abgesehen hat. Und auch um den Feldzug ist es nicht gut bestellt, denn als Doli, der Zwerg, der sich unsichtbar machen kann, vom Dunklen Tor, dem Eingang zu Annuvis, zurückkehrt, erzählt er, dass der schwarze Kessel gar nicht dort sei, wo man ihn erwartet habe. Er ist weg!
Doch ein weiterer Zwerg namens Gwystyl beziehungsweise dessen Rabe Kaw wissen, wo der Kessel jetzt ist: in den Marschen von Morva. Und wer wohnt dort? Drei alte Weiber namens Orddur, Orgoch und Orwen, die über Zauberkräfte verfügen. Tarans Gefährten und er selbst entgehen nur dem traurigen Schicksal, gefressen oder als Kröten zertreten zu werden, da Taran erwähnt, dass er in der Obhut des Zauberers Dallben lebt. Die drei Hexen erinnern sich sehr gut an das Knäblein Dallben: Sie haben es selbst aufgezogen.
Zwar entdecken die Gefährten den schwarzen Kessel tatsächlich auf dem Grund und Boden der Hexen, doch das nützt ihnen gar nichts. Sie bekommen ihn nur gegen einen hohen Kaufpreis: Taran muss die Spange des Wissens hergeben, die ihm der Barde Adaon, der Sohn des Oberbarden Taliesin, in Verwahrung gegeben hatte.
Doch das ist noch gar nichts gegen den Preis, den der schwarze Kessel für seine Zerstörung fordert: Ein lebendiger Mensch muss freiwillig in den Kessel springen, dieser werde daraufhin zerbersten. Tatsächlich: Hämmer und Stangen richten gegen das magische Monstrum nichts aus, und so müssen ihn die Gefährten durch die Lande zu Fürst Gwydion schleppen, denn der werde schon Rat wissen.
Allerdings haben sie die Rechnung ohne den Ehrgeiz des Prinzen Ellidyr gemacht.
_Mein Eindruck_
Das Buch lässt sich ohne weiteres in nur fünf Stunden lesen, und doch hat der Leser das Gefühl, eine ausgewachsene, tiefgehende Geschichte erfahren zu haben. Das liegt daran, dass es hier nicht mehr darum geht, Wissen und Gefährten zu erwerben, um schließlich damit den eindeutig erkennbaren Gegner von der Gegenseite zu überwinden.
Diesmal sind die Gegner in den eigenen Reihen zu finden: falscher Ehrgeiz und mehrfacher Verrat vereiteln um ein Haar den Erfolg der Guten, die auf der Seite von Recht und Gesetz stehen; Fürst Arawn tritt überhaupt nicht in Erscheinung, allenfalls seine Häscher, die Kesselkrieger. Und so müssen schon bald die Besten dafür büßen, unter ihnen der kluge, seherisch begabte Adaon. Und obwohl er die nahe Zukunft kennt, überlässt er Taran die Entscheidung, wie man weitermachen will: zurück zu Fürst Gwydion oder doch in die Marschen von Morva?
Dieses Taran-Abenteuer ist sowohl sehr spannend als auch anrührend. Das Fazit, das Gwydion und Taran am Schluss ziehen, ist relativ niederschmetternd: Dies ist also die Welt eines Mannes, eine Welt aus Verrat, Blut, Niedertracht und falschem Ehrgeiz. Kann dies alles sein? Nicht wenn man dem Pfad der Ehre und der Wahrheit und der Liebe folgt.
Doch Liebe hat Taran noch nicht kennengelernt, allenfalls indirekt durch Adaon. Der war nämlich mit Prinzessin Arian Llyn verlobt, und das Unterpfand ihrer Liebe war eben jene Spange, die Taran für den Zauberkessel hergeben musste.
So erwirbt ein Symbol der Liebe ein Werk des Bösen, um dieses der Vernichtung zuführen zu können. Nur ein weiteres Opfer kann die Vernichtung vollbringen. Doch die Wahl des Freiwilligen fällt ganz anders aus als erwartet.
_Unterm Strich_
„Der schwarze Kessel“ ist ein spanenndes Abenteuer, das bereits mehrere unerwartete Wendungen in Tarans Entwicklung enthält und den Helden reifen lässt. Wir wissen immer noch nicht, wer er in Wahrheit ist: ein Findling, aufgezogen von einem anderen Findling, nämlich Dallben. Angesichts der Weisheit und Gerissenheit des Erzählers ist nun mit allem zu rechnen, wenn es in die nächsten drei Abenteuer geht (siehe oben).
_Der Wüstenplanet: Steinbruch oder geplündertes Grab?_
„The Road to Dune“ versammelt u. a. aus dem ersten Roman „Der Wüstenplanet“ herausgenommene Kapitel, aber noch vieles mehr: Den Anfang macht ein völlig anderer DUNE-Roman, den Brian Herbert und Kevin Anderson anhand von Frank Herberts Storyline schrieben – nur 230 Seiten, aber sehr interessant. Den Schluss bilden vier ihrer Kurzgeschichten aus dem DUNE-Universum, von denen drei im Legenden-Zyklus spielen (siehe unten).
_Die Autoren_
Frank Herbert (1920-1986) wuchs im Nordwesten der USA auf, arbeitete als Reporter und Wahlkampfhelfer, bevor und während er ab 1952 seine ersten SF-Storys veröffentlichte, denen 1956 der erste Roman „Dragon in the Sea“ folgte. 1963 -1965 wurden seine Storys um den Wüstenplaneten Arrakis in „Astounding“ publiziert, doch um seinen daraus aufgebauten Roman „Der Wüstenplanet“ unterzubringen, musste Herbert erst 20 Ablehnungen kassieren, bevor es ihm 1965 gelang, den Verlag Chilton Book Co. zu gewinnen, der mehr für seine Autoreparaturratgeber bekannt war. Die DUNE-Saga umfasste schließlich sechs Romane aus Frank Herberts Schreibfabrik, von denen die ersten drei verfilmt worden sind. Herbert schrieb neben 20 anderen SF-Romanen auch einen interessanten Non-SF-Roman namens „Soul Catcher“, der noch nicht übersetzt worden ist.
Die DUNE-Saga:
1) Der Wüstenplanet (1965)
2) Der Herr des Wüstenplaneten (1969)
3) Die Kinder des Wüstenplaneten (1976)
4) Der Gottkaiser des Wüstenplaneten (1981)
5) Die Ketzer des Wüstenplaneten (1984)
6) Die Ordensburg des Wüstenplaneten (1985)
Brian Herbert, geboren 1947, ist der einzige Nachkomme Frank Herberts, der das Schriftstellergen geerbt hat. Mit seinem Vater schrieb Brian 1986 den SF-Roman „Mann zweier Welten“. Seine Biografie „Dreamer of DUNE“ (2003) ist sehr lesenswert und nicht nur wegen der Bibliografie seines Vaters. Ergänzt wird sie durch die HUGO-nominierte Biografie von „The Notebooks of Frank Herbert’s Dune“, die er 1988 herausgab. Brian Herbert wird demnächst einen Zyklus veröffentlichen, der mit dem Roman „Timeweb“ beginnt.
Er fragte Kevin J. Anderson, ob dieser an einer DUNE-Vorgeschichte mitarbeiten wollen. Anderson, selbst Autor von 12 Millionen verkauften Büchern (Akte X, Star Wars u.v.a.), sagte geehrt und begeistert zu.
Kevin J. Anderson, geboren 1962, veröffentlichte 1982 seine erste Kurzgeschichte. Bis 1992 hatte er über 100 Beiträge für Magazine geschrieben, denn Anderson kommt aus der Technik. Sein erster Roman „Resurrection Inc.“ erschien 1988 und enthielt Horrorelemente, danach folgte eine Trilogie um „Gamearth“ (1989/90). Danach folgten „Lifeline“ (1990) und „The Trinity Paradox“ (1991), beide zusammen mit Doug Beason. Anderson ist ein äußerst effizient arbeitender Autor. Das zeigt sich auch an seinem Ausstoß an Star-Wars-Romanen für Jugendliche sowie an „Akte-X“-Romanen (15 Mio. Exemplare gibt |Heyne| an). Zuletzt erschien ab 2002 sein neuer Zyklus „Die Saga der sieben Sonnen“, von dem die ersten drei Romane bei |Heyne| erschienen sind. Mehr Infos unter www.wordfire.com.
Das Ergebnis der Kooperation war zunächst die Trilogie der „Frühen Chroniken“ des Wüstenplaneten, die aus folgenden Bänden besteht:
1) Das Haus Atreides
2) Das Haus Harkonnen
3) Das Haus Corrino
Nun ist mittlerweile die zweite Trilogie „Der Wüstenplanet: Die Legende“ abgeschlossen. Sie besteht aus folgenden Bänden:
1) Butlers Djihad (The Butlerian Djihad)
2) Der Kreuzzug (The Machine Crusade)
3) Die Schlacht um Corrin (The Battle of Corrin)
Ein weiterer Band namens „The Road to Dune“ ist 2005 erscheinen und wird hier besprochen. Er bildet ein Zwischenspiel, bevor Herbert & Anderson den zentralen DUNE-Zyklus fortführen, denn …
7) Hunters of DUNE (August 2006)
8) Sandworms of DUNE (2007)
… schließen den ersten DUNE-Zyklus so ab, wie Frank Herbert es vorsah, bevor ein unzeitiger Tod ihn am Weiterschreiben hinderte. 7 und 8 bilden eine Doppelroman, der zusammengehört, aber aus Platzgründen gesplittet werden musste, denn ein Roman von 1300 Seiten ist absolut unverkäuflich (es sei denn, man hieße Tolkien). Weitere Romane sind angekündigt.
_Handlung von „Spice Planet – The Alternate Dune Novel“_
Der Imperator Wuda befiehlt den Edelmann Jesse Linkam (= Herzog Leto Atreides) zu sich auf die Zentralwelt Renaissance, auf dass dort über das Anliegen der Adelshäuser entschieden werde, an dem einträglichen Abbau von und Handel mit der Spice Melange teilzuhaben. Darauf nämlich hat das Haus Hoskanner unter seinem Lord Valdemar (= Vladimir Harkonnen) ein vom Kaiser verliehenes Monopol, wofür der Kaiser eine hohe Gebühr erhebt. Lord Valdemar bietet Jesse Linkam einen trügerischen Kompromiss an: Linkam darf für zwei Jahre das Spice abbauen, und wenn es ihm gelingt, binnen zwei Jahren die Spice-Produktion der Hoskanner zu übertreffen, darf er Arrakis behalten. Jesse ahnt zwar den Betrug, doch der Imperator zwingt ihn, sich auf das Angebot einzulassen.
Als Linkam mit seiner Konkubine und Managerin Dorothy Mapes (= Lady Jessica) und seinem achtjährigen Sohn Barri (= Paul Atreides) auf Duneworld (= Arrakis) eintrifft, erweist sich schnell, dass die Hoskanner hier eine Todesfalle aufgebaut haben, in denen der Adlige und seine Leute umkommen sollen. Nicht nur sind die ausbedungenen Spice-Abbaugeräte praktisch schrottreif, es gibt auch eine Reihe Fallen und Saboteure. (Noch ahnt Jesse nicht, dass sich auch ein Verräter in seiner Truppe befindet.) Auch die lebenswichtigen Wettersatelliten fallen aus. Als deswegen Linkams Leute einen Coriolis-Sturm fast übersehen, kommen um ein Haar eine Menge Arbeiter um.
Doch der planetarische Ökologe Dr. Haynes (= Pardot oder Liet Kynes) hilft Linkam ebenso wie der Spice-Ingenieur William English. Mit diesen Vertrauten verbringen Linkam und Barri einen Tag auf einer Forschungsstation am fernen Äquator. Die Sandwürmer stellen eine ständige Gefahr dar. Dorothy, die keine Bene Gesserit ist, aber über eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe verfügt, macht sich Sorgen um ihren Geliebten, aber noch mehr um Barri, ihr einziges Kind.
Nachdem aufgrund von Sabotage der Flieger (ein „Ornijet“) von Linkam in einem Sturm hat notlanden müssen, glaubt man den Edelmann und seine Begleiter in der tiefen Wüste verschollen. Dorothy macht sich Vorwürfe, denn alles scheint nun zu enden. Doch Linkam, Barri und English sind nicht tot, sondern machen sich auf den Weg zum nächsten Forschungsposten – mitten durch alle Gefahren, die Duneworld zu bieten hat …
_Mein Eindruck_
Dieser Roman mutet an wie eines der zweitklassigen Planetenabenteuer, wie sie Jack Vance in großer Fülle produziert hat. Er hat auch erstklassige SF-Romane geschrieben, aber von dieser Klasse ist „Spice Planet“ weit entfernt. Ich dachte zunächst, eine Kurzgeschichte lesen, weil hierbei der Schwerpunkt auf der Aktion liegt und nicht auf dem Hintergrund und dem Schauplatz. In diesem Ton ging es auch weiter. Und weiter. Und weiter. Bis auf einmal ein Roman in zwei Teilen erzählt war, aber so rudimentär, dass es auch eine ausgewalzte Kurzgeschichte sein könnte. Das einzige Element, das „Spice Planet“ von anderen 08/15-Romanen der fünfziger und frühen sechziger Jahre unterscheidet, ist der ungewöhnliche Schauplatz: Duneworld.
Die Story verläuft völlig anders als im wohlbekannten Klassiker, doch es gibt auch Parallelen. Barri beispielsweise hat überhaupt keine Bedeutung (außer als bedrohte Geisel des Imperators), wohingegen Linkams Konkubine Dorothy eine recht zentrale Rolle spielt: Sie führt nicht nur Linkams Geschäfte, sondern spürt auch den Verräter in Linkams Haushalt auf. Mit dem Imperator und Linkams Konkurrenten Hoskanner treten zwei Oberschurken auf, die im zweiten Teil des Romans für einen spannungsreichen Höhepunkt sorgen. Das Schicksal des bekannten Universums hängt – in Gestalt von Duneworld – an einem seidenen Faden. Mehr sei nicht verraten. So wie Paul Atreides dem Imperator Shaddam IV. entgegentritt, so bietet Linkam dem obersten Herrscher Paroli. Wer das Spice kontrolliert, hat einen sehr langen Hebel …
Die wichtigste und offensichtlichste Parallele besteht denn auch in Duneworld selbst. Nicht nur wird dort der wichtigste Rohstoff des Universums abgebaut, sondern es gibt dort auch eine in sich geschlossene und komplex gezeichnete Ökologie, die den Sandwurm und seine verschiedenen Formen ins Zentrum stellt. Unter den anderen Formen ist zunächst die Sandforelle zu verstehen, aber auch – und das ist neu und verblüffend – Spice-Pflanzen, die rasch in die Höhe wachsen, um aus dem unterirdischen Höhlensystem Spice-Sporen an die Oberfläche zu befördern, wo aus Sporen und verdorrten Pflanzenresten die begehrte Melange entsteht. Nun ja, das muss man nicht für wahrscheinlich oder plausibel halten, denn es ist ja fremdweltlerisch. Der planetare Ökologe Dr. Haynes jedenfalls ist gebührend fasziniert, als Jesse Linkam von seinem unfreiwilligen Ausflug in die Unterwelt von Duneworld berichtet.
Wer also keine großen Ansprüche an einen SF-Roman stellt, der wird von „Spice Planet“ gut unterhalten. Mich ärgert nur, dass das Buch größtenteils so schlecht geschrieben wurde. Der negative Eindruck wird ein wenig erträglicher, wenn man berücksichtigt, dass die Autoren keine Eulen nach Athen tragen wollten und auf das panoramamäßige Malen eines eh schon bekannten kulturellen Hintergrundes aus dem DUNE-Universum vollständig verzichtet haben.
Ihre Grundlage war eine Storyline von Frank Herbert selbst, aber auch das mit dem Leser geteilte Wissen um dieses DUNE-Universum. Sie erfanden keine Bene Gesserit, denn diese ergänzt der DUNE-Fan automatisch, um sich selbst zu erklären, woher Dorothy (= Lady Jessica) ihre besonderen Fähigkeiten erhalten hat. Und General Tuek hat so viele Züge des Krieger-Mentaten Thufir Hawat (inklusive Spuren des Sapho-Saftes), dass es nicht schwer ist, die beiden miteinander zu identifizieren.
Das größte Manko liegt also im völligen Fehlen der Rolle eines Messias, wie Paul Atreides es wird. Einen Messias einzubauen, hätte den Roman „Spice Planet“ jedoch komplett auf den Kopf gestellt – und dann wäre „Der Wüstenplanet“ daraus geworden.
_Briefe zu DUNE 1+2_
Der zweite Abschnitt des Buches führt den Leser mit verbindenden Anmerkungen durch die Entstehung des Romans „Dune“. Die erste Phase fand bereits 1957 statt, als Frank Herbert einen Artikel mit dem Titel „They Stopped the Moving Sands“ über seinen Agenten unterbringen wollte. Allerdings hatte Lurton Blassingame eine Menge berechtigter Einwände, so dass von dem Projekt lediglich ein Brief und ein Angebot übrig blieben. Aber dies war für den Autor der Anstoß, sich noch weiter mit der Wüste, dem Islam und der arabischen Kultur zu befassen.
Dann konnte Blassingame eine DUNE-Story nach der anderen beim wichtigsten Herausgeber eines SF-Magazins unterbringen: bei John W. Campbell jr, der selbst Schriftsteller war. Aus drei Erzählungen, die zwischen 1963 und 1965 in „Astounding“ erschienen, erstellte der Autor einen Roman zusammen, der mehr als doppelt so lang war wie das übliche SF-Buch zu jener Zeit: 200.000 Wörter. Es dauerte zwei Jahre, das Buch unterzubringen, bis schließlich ein anderer Schriftsteller, der als Lektor bei Chilton Books arbeitete, zuschlug: Sterling Lanier. Sein SF-Roman „Hieros Reise“ ist ein Klassiker.
Als „Dune“ die zwei wichtigsten SF-Preise einheimste, arbeitete Herbert schon an der Fortsetzung. „Dune Messiah“ („Der Herr des Wüstenplaneten“) wurde von Campbell vehement abgelehnt, weil es einen Antihelden als Hauptfigur hat. Dafür schlug nun „Galaxy“ zu und die Buchausgaben waren bald ebenfalls unter Vertrag. „Children of Dune“ („Die Kinder des Wüstenplaneten“) sollte die Trilogie 1976 abrunden. Etwas ulkig fand ich, dass eine Reihe von Kritikern Herbert mit Edgar Rice Burroughs verglichen, der bei uns weniger für seine Marsromane als vielmehr für seine Figur Tarzan bekannt ist. Es hagelte auch negative Kritik.
Was ich an diesem Abschnitt am interessantesten fand, waren die Zitate, in denen der Autor über seine Inspirationen, seine Arbeitstechnik („Kameraperspektive“) und seine musikalische Kompositionstechnik erzählte. Kurios ist seine Methode, Figuren zu erfinden und sie in Beziehungen zu anderen zu setzen: Er erwähnt eine Jung’sche Mandala, wobei natürlich von Carl Gustav Jung die Rede ist. Und wenn es um Heldenfiguren geht, dürfte Herbert auch an Joseph Campbell klassische Studie „The hero of a thousand faces“ gedacht haben, erwähnt dies aber nicht.
Dieser Abschnitt ist nur für Fans und Literaturhistoriker interessant.
_Aus „DUNE 1+2“ gestrichene Kapitel_
Die aus „Dune 1“ gestrichenen oder nie darin aufgenommenen Kapitel konzentrieren sich in auffälliger Weise auf den Beginn des Romans. Hier führt Paul Atreides eine Reihe von Gesprächen mit der Bene-Gesserit-Oberin Gaius Helen Mohiam. Die Kürzungen sind eine Reaktion auf die in den Briefen von Verlagslektoren gestellte Forderung, den Anfang des Romans nicht zu lange werden zu lassen. Interessant ist besonders ein langes „neues“ Kapitel, das Paul und Lady Jessica in einem Labor des planetaren Ökologen Liet Kynes zeigt. Hier wird nicht nach den Grundlagen der Spice Melange geforscht. Und wie es aussieht, gibt es in Kynes’ Gruppe einen Spion der Harkonnen …
Zwei Hauptpersonen spielen in den gekürzten bzw. gestrichenen Kapiteln zu „Dune 2“ eine Hauptrolle: Alia und ihr Bruder, der Prophet-Imperator Paul Muad’Dib Atreides. Alia, die mit einem Klon des Schwertmeisters Duncan Idaho verheiratet ist, überführt einen Gildennavigator des Verrats: Der Angriff, den er angestiftet hat, schlägt fehl. Sie vergilt ihm dies mit einer üblen Maßnahme: Sie entzieht ihm das Spice-Gas, das er zum Leben braucht. Auch Prinzessin Irulan und Gaius Helen Mohiam kommen nicht gut weg: Die Nachricht vom Tod des Propheten Muad’Dib löst einen Fremen-Aufstand aus, der zum Lynchmord an den drei genannten Herrschaften führt.
Einer der ärgerlichen Fehler von „Dune 2“ ist die fehlende Szene, in der uns der Tod oder wenigstens das Verschwinden des Propheten Paul Muad’Dib Atreides geschildert wird. Endlich können wir diese Szene nachlesen, und zwar als alternativen Schluss zu „Dune Messiah“. Es ist ein sehr stimmungsvolles und schönes Kapitel, das ich gerne im veröffentlichten Roman gesehen hätte.
_Die Erzählungen_
|1) „Dune: A Whisper of Caladans Seas“ (1999)|
Man schreibt das 10.191 Jahr der Raumgilde. Der Angriff der Harkonnen auf Arrakeen, die Zitadelle der Atreiden, ist in vollem Gange. Der Verräter Wellington Yueh hat den schützenden Störschild deaktiviert, und die Festung ist dem Angriff der Harkonnen-Truppen, dem Kanonenbeschuss schutzlos preisgegeben. Gurney Halleck, der Schlachtenführer, hat die herzoglichen Soldaten in den Verteidigungskampf geführt.
Doch dabei ist eine kleine Gruppe, die Vorräte schütze und von der Flanke Deckung geben sollte, in einer Felshöhle des Schildwalls durch einen Steinschlag vom Rest der Verteidiger abgeschnitten worden. Nun sitzt hier etwa ein halbes Dutzend Soldaten fest. Mit Hoh Vitt haben sie einen Meistergeschichtenerzähler vom Planeten Jongleur in ihrer Mitte. Mit seinen Geschichten schafft er es immer wieder, dass die Soldaten nicht die Nerven oder den Mut verlieren. Leider trennen drei Meter solider Fels sie von der Außenwelt. Sie sind sicher – aber auch verloren. Und der junge verletzte Elto Vitt, der Neffe des Erzählers, erinnert sich voll Sehnsucht an das Flüstern der Meere von Caladan.
Man munkelt, dass manche der Jongleur-Erzähler auch über magische Kräfte verfügen, und als nun Hoh Vitt in der letzte Stunde, als den Menschen der Sauerstoff ausgeht, von Caladan zu erzählen, erweisen sich die Gerüchte als begründet. Später dringen Fremen-Plünderer in die Höhle ein und wundern sich über den Ausdruck der Freude auf den Gesichtern der Toten. Als sie auch die Lungen öffnen, um ihr Wasser zu nehmen, beschließen sie allerdings, die Höhle sofort wieder zu verschließen …
MEIN EINDRUCK: Der Geschichtenerzähler ist leicht als Frank Herbert selbst zu erkennen, und seine Macht, die in seinem Umgang mit Worten gründet, ist in der Tat groß. Die Pointe ist zugleich erschütternd und überraschend. Dies macht diese Erzählung über einen Nebenschauplatz nicht nur zu einem schön aufgebauten Stück Dichtung, sondern wirft ein Schlaglicht auf die Tatsache, dass alle Soldaten auch Menschen sind, mit einer Zukunft, einer Vergangenheit, einer Seele. Erst der letzte Satz, die Pointe, macht aus der Geschichte, obwohl sie auf einer fremden Welt spielt, schließlich doch ein Stück Phantastik. –
Kein Wunder, dass 1999 die Magazinausgabe, in der diese Story abgedruckt wurde, reißenden Absatz fand und ruckzuck vergriffen war. Denn die Story verweist auch auf die sechs Romane, die noch folgen sollten: die „Frühen Chroniken“ der drei wichtigsten Häuser (Atreides, Harkonnen, Corrino) und die „Legenden“ über Butlers Djihad.
|2) „Dune: Hunting Harkonnens“ (2002)|
Dies ist eine Geschichte, die wenige Jahre vor dem Beginn von „Butlers Djihad“ spielt, so um das Jahr 220 v.G. (vor Gründung der Raumgilde). Im Mittelpunkt des Geschehens steht die Familie Harkonnen. Xavier Harkonnen spielt im Roman „Butlers Djihad“ eine zentrale Rolle, doch hier ist er noch ein junger Knabe aus Salusa Secundus, der von Pflegeeltern aufgenommen wird. Das ist Nebensache. Im Mittelpunkt steht das Schicksal seiner Eltern Ulf und Katarina sowie das seines Bruders Piers. Xavier glaubt, sie seien alle tot und er der einzige Überlebende seines Hauses. Dies ist nicht ganz zutreffend …
Auf dem Rückflug von seinen Diamantminen auf Hagal wird Ulf Harkonnens Yacht von einer Jägergruppe der Cymeks – menschlichen Gehirnen in mechanischen Körpern – überrascht und angegriffen. Der grausame Titan Agamemnon selbst führt die Gruppe. Die Yacht verteidigt sich, doch sie schafft es nicht zur nahen Wasserwelt Caladan. Piers’ Eltern sterben in einer Explosion, während er selbst in einer Rettungskapsel entkommen kann und in den Bergen Caladans notlandet.
Vier Cymeks, die ihn verfolgen, landen bald danach an der Absturzstelle und verfolgen den flüchtenden und verwundeten Menschen. Doch sie haben nicht mit den Tricks der Bergbewohner gerechnet, Nachkommen der Zensunni-Wanderer, die sich unter dem Gletscher eine kleine Siedlung aufgebaut haben. Hier kommt es zu einem Showdown zwischen Piers und dem General Agamemnon …
MEIN EINDRUCK: Die Zahl der Niederlagen, die Agamemnon, der Führer aller Cymeks, hat einstecken müssen, ist nicht gerade Legion, wenn man den Erzählungen in den drei „Legenden“-Romanen glauben darf. Das macht diese actionreiche Geschichte bemerkenswert. Zum anderen wird es möglicherweise später noch wichtig, dass Xavier seinen Bruder nicht ganz verloren hat. Wenn Piers Nachkommen hat, so könnten diese noch in späteren Romanen auftauchen. Menschlich interessant wird die Story nur durch die Figur des Piers Harkonnen, der ein harter Sklavenhalter werden soll, darin aber völlig versagt, weil er viel lieber ein Geschichtenerzähler wäre – und sich am Ende diesen Traum auch erfüllen kann. Wenn auch auf völlig andere Weise als erwartet.
|3) „Dune: Whipping Mek“ (2003)|
Diese Story schlägt eine Brücke zwischen „Butlers Djihad“ und „Der Kreuzzug“, den Bänden 1 und 2 der „Legenden“-Trilogie. Im Mittelpunkt steht Vergyl Tantor, der 23-jährige Halbbruder von Xavier Harkonnen. Er lebt jetzt auf Giedi Primus, der späteren Heimatwelt der Harkonnens, die jetzt aber noch eine grüne Welt ist. Xavier ist Oberbefehlshaber der Djihad-Kriegsflotte, die gerade von ihrem Einsatz bei Peridot zurückkehrt. Die Schiffe sind zerschunden und beschädigt, denn sie haben eine Schlacht gegen die Denkmaschinen hinter sich, welche Peridot zu einer Synchronisierten Welt machen wollten.
Soldat Vergyl Tantor hört zwar von Xavier, was auf Peridot Schreckliches passiert, doch das schreckt ihn nicht etwa ab, sondern stachelt vielmehr seinen Hass gegen die Denkmaschinen weiter an. Er will unbedingt bald mal in einen richtigen Kampfeinsatz. Einen Vorgeschmack darauf erhält er, als er an Bord von Xaviers Flaggschiff den berühmten Ginaz-Söldner Zon Noret beim Schwerttraining gegen einen echten Kampfroboter erblickt. Er überredet Noret, ihn selbst auch einmal einen Waffengang probieren zu lassen. Doch er erlebt sein blaues Wunder.
MEIN EINDRUCK: Diese Brückenstory hat eigentlich keine richtige Handlung mit Anfang, Mitte und Ende, sondern bildet so etwas wie ein Porträt für eine Nebenfigur in „Der Kreuzzug“. Immerhin kommt es zu etwas Action, als Vergyl sich im Kampf mit dem Trainingsroboter Chirox reichlich verausgabt. Chirox ist eine Figur, die dauernd im Zusammenhang mit den Ginaz-Söldnern auftaucht, einer ihrer wichtigsten Lehrer. Inhaltlich belanglos, weiß die Story doch halbwegs zu unterhalten. Sie ist aber nur für Leser einigermaßen verständlich, die den 1. Band gelesen haben, „Butlers Djihad“.
|4) „Dune: The Faces of a Martyr” (2004)|
Auch diese Erzählung ist ein Brückenstück. Es verbindet Band 2 und 3 der Legenden-Trilogie. Am Anfang von Band 3 „Die Schlacht von Corrin“ fragt sich der Leser erstaunt, woher all die Veränderungen kommen, mit denen er unvorbereitet konfrontiert wird. Diese Fragen werden in der Story beantwortet. Im Grunde geht es nur um zwei Hauptfiguren: Vorian Atreides und Rekur Van.
Man schreibt das Jahr 165 v.G. (vor der Gilde). Vorian Atreides ist nach dem Tod von Xavier Harkonnen der neue Oberbefehlshaber der Djihad-Streitkräfte. Er muss eine seltsame Geschichtsfälschung verkraften. Obwohl er weiß und mehrmals gesagt hat, dass Xavier die Machenschaften des Großen Patriarchen Iblis Ginjo mit den Tlulaxa aufdeckte und diesen Kriegsgewinnler daraufhin in Selbstaufopferung tötete, ist inzwischen der Bösewicht zum Märtyrer (daher der Titel!) gemacht und Xavier zum Schurken gestempelt worden. Ginjos Witwe und ihr Polizeichef, eine sehr gefährlicher Mann, haben Iblis neben Serena und Manion Butler gestellt und eine Dreifaltigkeit von Märtyrern geschaffen. Vorian ist angeekelt, muss aber seine Meinung für sich behalten, will er nicht dem Djihad gegen seine geschworenen Feinde, die Maschinen, ernsten Schaden zufügen.
Serena Butlers Anhänger haben die Genzüchtungsfabriken der Tlulaxa zerstört. Was für eine Verschwendung, denkt der Genhändler Rekur Van verbittert. Die Tlulaxa fliehen in Scharen von ihren zerstörten Planeten und werden abgeschossen. Wohin kann er sich wenden? Indem er sich tot stellt, kann er davonschleichen. Die einzige Partei, die an seinen Errungenschaften interessiert sein könnte, sind die Denkmaschinen.
Der unabhängige Roboter Erasmus stellt laufend grausame Experimente an, um mehr über das Wesen und die Schwächen des Gegners, der Menschen, herauszubekommen. Als Rekur Van ihm die Zellen von Serena Butler im Tausch für sein Leben offeriert, ist Erasmus einverstanden. Er will wieder heiße Debatten mit jener Frau führen, die vor 35 Jahren den Djihad ausgelöst hat. Doch das Ergebnis entspricht nicht ganz Erasmus’ Erwartungen. Rekur muss für seinen Fehler bezahlen … (Und so sehen wir ihn am Anfang von „Die Schlacht von Corrin“ wieder.)
MEIN EINDRUCK: Die ist keine Erzählung, sondern ein herausgeschnittenes Stück aus einem Roman, in den es nicht hineinpasste. Oder weil es entbehrlich war. Insofern teilt es die gleiche Kategorie mit jenen gekürzten Texten aus Dune 1 und 2. Die Vorgänge sind ohne die Lektüre des Romans „Der Kreuzzug“ kaum zu verstehen oder zuzuordnen.
Von den vier Erzählungen wusste mich nur die erste zu beeindrucken, die anderen kann man getrost vergessen. „A Whisper of Caladan Seas“ ist nicht nur erstklassige Short-Story-Kunst, sondern auch ein Loblied auf Frank Herbert und dessen Talent des Geschichtenerzählens. Die Figur eines magischen „Master-Storytellers“ wie Hoh Vitt finde ich faszinierend und vielversprechend. Diese Figur erfüllt eine wichtige und hier tragisch geschilderte Rolle für die menschliche Gesellschaft.
_Unterm Strich_
Das Gesamturteil kann nicht besonders begeistert ausfallen, wenn es sich hauptsächlich um Resteverwertung handelt, was die beiden Autoren hier treiben. Neben einem minderwertigen SF-Abenteuerroman stehen jede Menge Erzählungen, teils gekürzte Szenen, neue Kapitel und wiedergefundene Brückenstücke zwischen Romanen sind. Einzige Ausnahme ist meines Erachtens „A Whisper of Caladan Seas“, das nicht nur eigenständig als Story bestehen kann, sondern auch eine bemerkenswerte Aussage innerhalb des ursprünglichen DUNE-Universums mitbringt. Wertvoll fand ich auch die Briefe zu Dune 1 und 2.
|Für wen sich das Buch eignet|
Sicher können die angeblich „Millionen von DUNE-Fans“ da draußen etwas mit Fund- und Bruchstücken aus den ersten beiden DUNE-Romanen anfangen, aber wollen sie das überhaupt? Ich käme mir wie einer der Leichenfledderer in „A Whisper of Caladan Seas“ vor. Es sei denn, ich wäre ein Literaturwissenschaftler, der danach strebt, das ganze Werk, das Dune 1 und 2 bildet, inklusive aller „Deleted Scenes“ kennen zu lernen. Dann würde ich auch die Briefe zu diesen beiden Romanen sehr interessant finden. Und Herbert verrät uns darin sogar ein paar nette Details über seine Arbeitsmethode.
Den Löwenanteil an diesem Buch bestreitet ohne Zweifel der Roman „Spice Planet“. Ich habe mein Urteil oben bereits differenziert erläutert. Der Roman steht auf dem Niveau eines B-Movies aus den 1950er Jahren, wäre da nicht das einzigartige Setting des Wüstenplaneten. Aber da wir es schon ausgiebig aus Verfilmungen und den Romanen kennen, hält sich der Neuheitswert stark in Grenzen.
Kurz und gut: Ein paar Texte sind für bestimmte Lesergruppen von Interesse, aber die breite Masse, selbst wenn sie DUNE mögen, braucht das Buch nicht zu kennen. Und um die letzten drei Erzählungen zu verstehen, muss man sowieso bereits die Legenden-Trilogie gelesen haben.
Eins steht für mich fest: Im DUNE-Universum lassen sich mindestens ebenso viele Geschichten ansiedeln wie in „Star Wars“ und „Star Trek“. Will heißen: Anderson und Herbert können noch bis an ihr Lebensende darüber schreiben und Geld damit verdienen.
Endlose Wüste, überall Dreck. Wyatt hat gerade einen Job in Melbourne vermasselt (vgl. „Gier“) und wird wegen Mordes gesucht. Außerdem ist ihm der Killer eines Verbrechersyndikats dicht auf den Fersen. Er muss untertauchen und geht zu seiner alten Freundin Leah, einer Ex-Prostituierten. Die erzählt ihm von den dicken Lohntüten einer Baufirma, die im australischen Busch eine Gaspipeline verlegt. Ein netter Coup, könnte man meinen…“ (Verlagsinfo)
Dieser Roman ist die literarische Vorlage für Ridley Scotts kultigen Science-Fiction-Film „Blade Runner“ von 1982, in dem Harrison Ford einen seiner besten Auftritte hat, neben Rutger Hauer und Daryl Hannah. Dabei hieß der Roman ursprünglich ganz anders: „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“.
Der Autor
Philip K. Dick, der von 1928 bis 1982 lebte, war einer der fruchtbarsten und inzwischen wichtigsten Science-Fiction-Autoren. Von ihm stammen u.a. die literarischen Vorlagen zu den Filmen „Minority Report“ (mit Tom Cruise), „Total Recall“ (mit A. Schwarzenegger), „Screamers“ (mit Paul „Robocop“ Weller) und „Impostor“ (der bei uns nie ins Kino kam, mit Gary „Das letzte Gefecht/The Stand“ Sinise).
Drei Space-Babes, Hybridzüchtungen aus Nufoniern und Menschen, sind mit einem Raumschiff vom Planeten Nufon abgehauen und fliegen zur Erde, um Spass zu haben. Kaum in Sydney gelandet, machen sich Baby, Lati und Doll daran, die Metropole sexuell aufzumischen. (Verlagsinfo)
„Mein erster Tag auf der Erde! Und ich habe gleich meinen ersten Erdling entführt – dich!“ Was wie die Lebenserinnerungen von E.T klingt, ist eine witzige Mischung aus „Per Anhalter ins Weltall“ und einem Aufklärungskurs in Sachen intergalaktischer Liebe.
Im Universum der Fünf Galaxien haben vor Urzeiten die so genannten „Progenitoren“ dafür gesorgt, dass sich mehrere Rassen – je eine pro Galaxie – zu Bewusstsein entwickeln konnten, um die Herrschaft über die jeweilige Galaxis anzutreten. Dies war das allererste Uplifting des Bewusstseins. Die Debatte dreht sich darum, ob auch die Menschen davon betroffen waren oder ob sie sich selbst zur „Sapienz“ entwickelten.
Wie auch immer: Die Progenitoren verschwanden, die Menschen uplifteten die Delphine und Schimpansen zur Sapienz. Das war ihr Glück, denn sonst wären sie nach dem Erstkontakt mit den Aliens selbst upgeliftet worden – falls man sie dessen für würdig befunden hätte. Die Aliens hätten sie zum dienstverpflichteten „Klienten“ eines „Patrons“ gemacht – wer weiß, für welche fremdartigen Zwecke.
Dies ist der erste Roman des promovierten Physikers David Brin und zugleich der erste Band in den zwei Trilogien des Uplift-Zyklus. Diese Space-Opera in Brins Uplift-Universum gehört zu den wichtigsten Science-Fiction-Werken der 1980er und -90er Jahre. David Brin – Sonnentaucher (1. Uplift-Zyklus Band 1) weiterlesen →
Im 17. Abenteuer der Gor-Saga macht sich Tarl Cabot, der Agent der Priesterkönige, auf den Weg, um in den östlichen Einöden nach einem angeblich abtrünnigen Kur-General zu suchen, doch er bekommt es mit indianerähnlichen Kriegern zu tun. Ein ehrloser Wilder teilt sein Schicksal als Sklave und Flüchtling. Sie stoßen auf andere Eingeborene, die sich der seltsamen Idee der Gleichheit von Mann und Frau verpflichtet fühlen – und anscheinend auch danach leben.
Anno 1806. Feuerreiter Will Laurence und sein Drache Temeraire sind unzertrennlich, doch nach dem britischen Sieg gegen Napoleons Drachenreiter wird ihr Beisammensein bedroht: Eine chinesische Delegation fordert die unverzügliche Herausgabe von Temeraire, der eigentlich als Geschenk des chinesischen Kaisers an Napoleon gedacht war. Laurence bleibt nichts anderes übrig, als seinen geliebten Drachen auf eine gefährliche Reise ins ferne China zu begleiten …
Peter Jackson wird den Roman verfilmen, vielleicht sogar die ganze Trilogie um die Feuerreiter.
_Die Autorin_
Naomi Novik wurde 1973 in New York City geboren und ist mit polnischen Märchen, den Geschichten um die Hexe Baba Yaga und mit Tolkiens Werken aufgewachsen. Sie hat englische Literatur studiert, im Bereich IT-Wissenschaften gearbeitet und war zudem an der Entwicklung von erfolgreichen Computerspielen beteiligt. Dann schrieb sie ihren Debütroman, mit dem sie Kritiker und Leser gleichermaßen begeisterte. Mehr zu der Welt der Feuerreiter findet man unter http://www.temeraire.org. Novik lebt mit ihrem Mann in New York.
Die Trilogie „Die Feuerreiter Seiner Majestät“ besteht aus den Bänden:
Ein vierter Band erscheint im September 2007 im Original.
_Vorgeschichte_
Anno 1805, England befindet sich im Krieg mit Napoleon. Der englische Seekapitän Will Laurence traut seinen Augen nicht: An Bord einer gerade gekaperten französischen Fregatte befindet sich tatsächlich ein echtes Drachenei. Er bildet den kleinen schwarzen Drachen aus und wird mit ihm zu einem Team der Feuerreiter Seiner Majestät. Gemeinsam mit der britischen Drachenluftflotte schlägt das Freundespaar den französischen Invasionsversuch bei Dover zurück.
_Handlung_
Die Chinesen wollen ihren Drachen wiederhaben. Eine hochrangige Delegation des Kaisers von China, angeführt von Prinz Yongxing, bringt die Admiralität der Feuerreiter in höchste Verlegenheit, obwohl der Drache, den sie haben, Temeraire, gar nicht an die Briten ging, sondern an die Franzosen. Die Briten haben das Ei ganz legal gekapert. Der Admiral muss im Interesse der Handelsbeziehungen und um einen Krieg mit dem Riesenreich zu vermeiden, Temeraire zurückgeben. Der seltene Himmelsdrache muss zurück an den kaiserlichen Hof gebracht werden.
Der entsprechende Befehl an William Laurence, Temeraires Feuerreiter, stößt auf heftigen Widerstand. Nur seine Freundin Kapitän Roland kann seine Wut besänftigen. Auch Temeraire selbst geht es nicht besonders gut, weigert er sich doch zu essen, wenn er Laurence nicht dabeihaben kann. Es gibt nur eine Lösung der misslichen Lage: Laurence muss Temeraire auf dem Weg nach China begleiten. Die Regierung gibt ihnen noch einen politischen Klugscheißer mit, einen gewissen Hammond. Der Mann ist der Einzige, der wenigstens Chinesisch versteht.
Schon nach wenigen Tagen auf See wird das für den Drachentransport umgebaute Schiff von französischen Drachen angegriffen. Die Schlacht ist heiß, aber kurz, denn Temeraires Eingreifen verhindert den Sieg der Franzmänner. Die Chinesen an Bord taten sich dabei jedoch nicht sonderlich hervor, scheinen sie doch auf eine Absonderung von den Marine- und Fliegertypen der Engländer erpicht zu sein. Die Sprachbarriere tut ein Übriges. Im Verlauf der fast ein Jahr dauernden Reise greift ein Seeungeheuer aus dem Indischen Ozean das Schiff an und versenkt es um ein Haar. Temeraire wird Opfer einer von Postdrachen eingeschleppten Krankheit.
Laurence macht sich jedoch größere Sorgen wegen der zunehmenden Feindseligkeit unter der Mannschaft gegenüber den Feuerreitern. Die Kämpfe fordern mehrere Opfer, was schwer geahndet wird. Und als wäre dies nicht genug, versucht in der Nacht ein unbekannter Angreifer, Laurence zu töten. Nicht nur einmal. Die Gastmähler, die man bei den Chinesen einnimmt, führen jedoch zu einer angenehmeren Nachbarschaftsbeziehung. Die Briten müssen verdauen, dass, wie die Post mitteilte, die Chinesen im Reich der Mitte britische Handelsschiffe der Ostindien-Kompanie konfisziert haben. Das sieht man bei einer Seefahrernation, die vom Handel abhängt, gar nicht gern. Da Yongxing ein ziemlich arroganter Typ ist und darauf hinarbeitet, Laurence von Temeraire zu trennen, steckt er vielleicht hinter den nächtlichen Anschlägen.
Die Stimmung ist alles andere als entspannt, als das Schiff endlich chinesische Gewässer erreicht, zuerst in Macao. Überraschung – die feindlichen Franzosen liegen ebenfalls mit ihrer Flotte im Hafen! Eine weitere Überraschung ist der frenetische Empfang für Temeraire, der kaum weiß, womit er das verdient hat. Wie er erfährt, glauben die Chinesen, dass es Glück bringt, einen Himmelsdrachen zu sehen. Denn ansonsten sind Drachen aller Art vollständig in die chinesische Kultur und Wirtschaft integriert. Per Expressflug geht es weiter nach Peking in die Residenz des Kaisers. Doch dieser ist auf der Jagd und so machen sich die Briten nach Monaten des Wartens bald große Sorgen – um Leib und Leben.
Mit der Hilfe Hammonds bekommt Laurence allmählich ein Bild von der Lage. Temeraire alias Lung Tien (= Himmelsdrache) Xiang ist eine Trumpfkarte im Machtspiel Prinz Yongxing gegen andere Spieler. Aber er kann sie erst ausspielen, wenn Laurence und Co. beseitigt sind. Während er den Angriff auf die Briten vorbereitet – ganz unauffällig, versteht sich -, verschafft er Temeraire die Bekanntschaft mit dessen Mutter Quian und einer sehr hübschen Drachendame namens Mei, in die sich Temeraire auch prompt verliebt.
Während Temeraire durch sein Liebesleben davon abgehalten wird, Laurence beizustehen, findet der erste von zwei Angriffen statt. Eine Horde von angeblich tatarischen Räubern stürmt in die kaiserliche Residenz, nachdem rein zufällig alle Wachen abgezogen worden sind. Doch Laurence ist vorbereitet. Sun Kai, ein Chinese vom Schiff, hat ihn vorgewarnt. Der Angriff von rund hundert Banditen bricht über den als Festung ausgebauten Pavillon herein wie ein Gewitter. Laurence und seine Männer haben alle Mühe, sich ihrer Haut zu wehren. Und weit und breit kein Temeraire in Sicht …
_Mein Eindruck_
Nach einem furiosen Auftakt, bei dem sich Laurence verbal eine blutige Nase holt, gerät die Geschichte mit dem Beginn der Seereise schnell in das gewohnte Fahrwasser, das alle Schilderungen von Seereisen auszeichnet, seit Charles Darwin seine Reise mit der „Beagle“ im Jahr 1835 aufschrieb (und vor ihm James Cook und unzählige andere). Schon die Aufzählungen scheinen nicht enden zu wollen: welche Passagiere auf welche Weise an Bord und in welche Quartiere kommen, wie das Schiff gebaut ist, um welche Uhrzeit man den Hafen verlässt.
Es ist immer das gleiche Schema F, und es wundert mich, dass eine so kluge Autorin wie Naomi Novik sich nichts Besseres einfallen ließ als das vorgeprägte Schema zu wiederholen. Vielleicht dachte sie, das würde der Leser von ihr erwarten, aber es ist ja genau das Unerwartete, das am besten unterhält. Sie geht offenbar lieber auf Nummer sicher. Und auch auf diese Weise lassen sich 500 Seiten füllen.
Diese Reise muss in China enden, keinesfalls früher, so viel ist von vornherein klar. Dies ist der erste Spannungsbogen des Buches. Doch ganz und gar offen ist dabei, ob Herr Laurence das Ende der Reise erleben wird, denn wie sich sehr allmählich und sehr zaghaft herauskristallisiert, hat Prinz Yongxing kein Interesse daran, dass Laurence sich weiter an den Himmelsdrachen klammert. Daraus entsteht ein zweiter Spannungsbogen, der aber so bedächtig aufgebaut wird, dass von Spannung kaum je die Rede sein kann. Dafür müsste das Bewusstsein der Gefahr sehr viel deutlicher ausgeprägt sein.
Da die Action erst wieder in China auf den letzten 70 Seiten stattfindet, sind nach dem Auslaufen des Schiffes und der ersten Schlacht mit den Franzosen (bis Seite 146) also rund 280 Seiten zu füllen. Nun, immerhin hat die „Allegiance“ die halbe Welt zu umrunden, und daher gibt es jede Menge Gelegenheiten, fremde Länder, Menschen und Sitten zu schildern. Aber auch dies gehört zum Schema F. Wo bleiben die Abenteuer an Land, auf See, unter Deck, in der Luft? Nun, wenigstens auf See und unter Deck liefert die Autorin eine Reihe von Episoden, die wie Perlen aneinandergereiht werden: Ein Seeungeheuer ist die Hauptattraktion in diesem Zirkus der Showeinlagen.
Was mir jedoch fehlte, war ein Zusammenhang an psychologischer Spannung, ein Drama, das sich zu einem Höhepunkt steigerte. Hilfreich wäre ein Gefährte Laurences gewesen, dem er sich anvertrauen konnte, doch Temeraire, sein Seelengefährte, ist mit einer heftigen Erkältung beschäftigt. Und eine Frau gibt es an Bord keine einzige, zumindest offiziell, denn Feuerreiter-Fähnrich Roland ist zwar ein Mädchen, darf aber als solches keinesfalls offenbart werden, sonst sähe sie sich seitens der Teerjacken der Marine allen möglichen Repressalien ausgesetzt.
Da die besagten 280 Seiten also eine lange Durststrecke bilden, fiel es mir schwer, sie hinter mich zu bringen. Selbst die Schilderung eines so andersartigen Landes wie China wirkt in Noviks betulichem Stil so langweilig, dass ich wochenlang lieber zu aufregenderer Lektüre – Susan Cooper – griff. In einem letzten Anlauf schaffte ich dann die letzten 90 Seiten. In drei Tagen, was nicht gerade für aufregendes Geschehen im Buch spricht, das mich an den Lesesessel gefesselt hätte.
|Die Übersetzung|
Auf Seite 290 findet sich das Wort „beschmartet“, das wohl der Seemanssprache entnommen ist. Leider wird es nicht erklärt. Auf Seite 395 wird in der vorletzten Zeile „Dung“ mit „Dünger“ verwechselt. Man kann zwar den Zweck von Dünger mit Dung erreichen, ist aber nicht ausschließlich auf Dung angewiesen, sondern könnte genauso gut Kompost oder Torf verwenden. Deshalb finde ich die Gleichsetzung unzulässig.
Zum Buch gehört übrigens nicht nur eine Leseprobe und eine Tafel mit grafischen Darstellungen von vier Drachentypen, sondern auch eine wissenschaftliche Abhandlung über die weltweit vertretenen Drachentypen. Darin finden sich auch Informationen über den raren Drachentyp, die Temeraire vertritt: die Kaiser- und Himmelsdrachen.
_Unterm Strich_
Zwischen einem vielversprechenden Auftakt bis Seite 150 und einem akzeptabel actionreichen Finale ab Seite 430 ist eine fast 300 Seiten lange Strecke zu überwinden, die mit meist zusammenhanglosen Episoden gefüllt ist. Diese sind vor allem den Chinesen gewidmet, was nicht verwundert, denn schließlich gilt es, sich mit einer fremden Kultur vertraut zu machen, und welche Zeit wäre dafür besser geeignet als eine Seereise, die um die halbe Welt führt und fast ein Jahr dauert? Dabei führt die Autorin nicht nur mysteriöse Szenen wie die Anschläge auf Laurence ins Gefecht um die Unterhaltung, sondern auch humoristische Szenen, die häufig mit dem Essen der chinesischen Passagiere zu tun haben.
All das hat mich nicht vom Hocker gehauen, und so war ich froh, dass der Roman endlich zu Ende war. Solides Mittelmaß.
|Originaltitel: Throne of Jade, 2006
544 Seiten
Aus dem US-Englischen von Marianne Schmidt|
http://www.cbj-verlag.de/
http://www.temeraire.org/
http://www.temeraire.de/
Ritter und Drachen begegnen einem heute noch am ehesten in den Werken von Fantasyautoren. Karen Duve muss man da sicherlich eher als Ausnahme betrachten, denn zum Fantasygenre mag man sie nach ihren ersten beiden Romanen „Regenroman“ und „Dies ist kein Liebeslied“ nun wirklich nicht zählen. „Die entführte Prinzessin“ mag da auf den ersten Blick nicht so recht in das Bild passen, das der geneigte Leser sich zwischenzeitlich von der Autorin gemacht hat, doch beweist Karen Duve mit ihrer neuesten Publikation, dass sie durchaus vielseitig ist. „Die entführte Prinzessin“ kommt als unterhaltsames, mitunter außerordentlich gewitzt geschriebenes Märchen daher, das beim Lesen wirklich Spaß macht. Und wann bekommt man heutzutage von zeitgenössischen Autoren noch mal Märchen vorgesetzt, Walter Moers vielleicht einmal außen vor gelassen? Karen Duve – Die entführte Prinzessin: Von Drachen, Liebe und anderen Ungeheuern weiterlesen →
Im Jahre 2011 werden drei Jahre lang eine Milliarde Alien-Soldaten der |Posleen| die Erde erobern wollen. So haben es die friedlichen Aliens der „Föderation“ den Oberhäuptern der G8-Staaten und Chinas angekündigt. Die Erdsoldaten sollen zuvor helfen, die Posleen abzuwehren. Doch es gibt einen Haken.
_Der Autor_
Der Amerikaner John Ringo war zunächst Fallschirmjäger in der Armee, bevor er sich der Militär-Science-Fiction zuwandte und mit seinem Invasions-Zyklus Erfolg hatte. Die Autoren der Military Science Fiction wie etwa David Weber oder Jerry Pournelle bilden international eine wachsende Community, die in regem Kontakt zueinander steht. Natürlich kennen sie auch Tom Clancy. Ringo lebt in Commerce, Georgia, mit seiner Familie. Wie ich schon vermutete, siehe unten, hat Ringo auch Fantasyromane verfasst. Mehr Informationen unter: http://www.johnringo.com/.
Der Zyklus |“Legacy of the Aldenata“| besteht aus folgenden Bänden:
– Invasion: Der Aufmarsch (06/6461) (ISBN 3453875397)
– Invasion: Der Angriff (3453879031)
– Invasion: Der Gegenschlag (345352005X)
– Invasion: Die Rettung (3453520173)
_Handlung_
Michael O’Neal, ein rechtschaffener Webdesigner und Autor von Militär-Science-Fiction mit einer Familie, traut seinen Ohren kaum, als ihn eines Morgens General Jack Horner anruft, sein alter Chef von der Army. Horner gibt ihm die Chance, bei einer geheimen Kommandosache mitzumachen und dabei Rang und Geld zu verdienen. Mighty Mike ist alles andere als begeistert.
Die geheime Kommandosache stellt sich als Alien-Invasion heraus, die es abzuwehren gilt. Na Prost, denkt sich Mike, das wird weder Sharon (seiner Frau) gefallen noch sonst jemandem – falls es überhaupt herauskommt. Der US-Präsident hat seine Kommandeure angewiesen, Stoßtrupps (Strikes) aufzustellen, um die |Posleen| auf den Welten der friedlichen Alien-Föderation auszukundschaften, die sich schon über 150 Jahre gegen die Eroberer wehren und Planeten um Planeten verlieren.
Der Präsi ist verständlicherweise besorgt, denn schon in fünf Jahren, also 2011, würden über Jahre verteilt rund eine Milliarde Posleen-Soldaten den Erdraum angreifen – sagen die |Galakter|. Die Eroberer haben bereits 72 Föderationswelten unter ihre Herrschaft gebracht, weil die friedlichen Föderationsspezies keine Agression kennen oder sie zumindest vehement ablehnen.
Die Aliens der |Himmat| sind beispielsweise so eingestellt, dass sie sich wie Chamäleons ihrer jeweiligen Umgebung anpassen, um sich unsichtbar zu machen. Die |Darhel|, |Tchpht| und |Indowy| sind ähnlich defensiv eingestellt und daher richten sie an die Erdlinge die Bitte, ihnen zu helfen. Allerdings haben sie insgeheim selbst Angst, dass sie den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Immerhin geben sie den terranischen Truppen galaktische Technologie (GalTech), mit der sie ihre militärischen Fähigkeiten auf fremden Planeten und im Weltraum erheblich verbessern können.
Und so kommt es, dass ein erstes Kommando auf dem Dschungelplaneten Barwhon landet, der angeblich noch nicht von Posleen erobert wurde. Sie erleben eine böse Überraschung. Und Mike O’Neal wurde dem ersten terranischen Raumschiff mit NATO-Truppen an Bord als ausbildender Berater für GalTech-Kampfanzüge zugewiesen, das zum angegriffenen Planeten Diess fliegt. Merkwürdig sind allerdings zwei Dinge: Die |Darhel|-Vermittler, die die Oberklasse der Aliens stellen und sämtliche GalTech liefern, haben die Terraner im Stich gelassen.
Noch seltsamer findet Mike aber die Tatsache, dass ihm der Befehlshaber der NATO-Truppen, Colonel Youngman, als Erstes einen Maulkorb verpasst: Mike darf nicht das tun, worin er gut ist, wozu man ihn hergeschickt hat und was die ungenügend ausgebildeten Truppen am dringendsten brauchen, wenn sie auf die Posleen treffen. Also entweder ist Oberst Youngman paranoid, superblöd oder hier läuft eine ganz krumme Geschichte. Aber Mike findet immer Mittel und Wege, den im Militärsystem eingebauten Irrsinn zu umgehen und eine katastrophale Niederlage auf Diess abzuwenden.
_Mein Eindruck_
Wie erzählt man eine in galaktischen Entfernungen stattfindende Invasion? An dieser Frage haben sich schon manche Autoren die Zähne ausgebissen. Doch manche haben auch mit ihrer jeweiligen Methode Erfolg gehabt. Die Kunst liegt in der Beschränkung: an Personal, an Blickwinkeln, an Zeit.
|Drei Schauplätze|
Und so hat sich auch John Ringo zu Herzen genommen, dass weniger diesmal mehr ist, wenn der Leser nicht völlig den Überblick verlieren soll. Nach einem ziemlich personalreichen ersten Viertel, in dem es von Obersten, Generälen und vor allem Sergeants nur so wimmelt, verengt sich das Geschehen in den Einsätzen auf drei Schauplätze: auf Diess, wo Michael O’Neal sein Bestes gibt; auf Barwhon, wo die Kundschafter zu Tierfängern umfunktioniert werden; und auf der Erde, wo sich First Sergeant Pappas, ein Vietnamveteran, mehreren Herausforderungen in Gestalt von Rekruten und korrupten Unteroffizieren gegenübersieht.
|Viele Blickwinkel|
An diesen drei Orten kann der Blickwinkel kurzzeitig wechseln, weg von der Hauptfigur hin zu einem Nebenakteur. Zu diesen gehören auch zwei hohe Befehlshaber der feindlichen Posleen. Es ist also nicht so, dass der Feind gesichtslos und sprachlos auftaucht, nur damit man ihn als Objekt auch ohne Skrupel abknallen kann. Dieser Feind hat eine deutlich definierte Befehlshierarchie, eine eigene Sprache und furchteinflößende Waffensysteme, die etlichem Gerät, das die Menschen aufzubieten haben, überlegen sind. Von der besseren Taktik ganz zu schweigen. Der Sieg, sollte er gelingen, wird auf jeden Fall nur unter größten Opfern zu erringen sein.
|Schriftsteller als Experten?|
Was den Leser stutzig macht, ist der Umstand, dass Mike O’Neal zwar der totale Experte für die von den Darhel gelieferten Gepanzerten Kampfanzüge (GAKs) ist, aber im Grunde doch nur ein Science-Fiction-Schriftsteller und Webdesigner mit früherer Militärerfahrung. Deswegen ist er nicht nur in den Augen der regulären Militärs wie Colonel Youngman ein völliger Außenseiter, sondern auch in unseren. An keiner Stelle wird gerechtfertigt, dass O’Neal aufgrund seiner Schriftstellerei eingezogen wird, sondern nur wegen seiner Militärerfahrung. Alles andere wäre auch etwas lächerlich. Warum sollten ausgerechnet Schriftsteller besser mit Aliens fertigwerden als Generäle? Vielleicht, weil sie verrückte Ideen haben? Wohl kaum. Das würde lediglich den Stoff für eine Satire liefern.
|Militärs|
Natürlich ist dies ein Militärroman, was sonst? Von Anfang an reden Soldaten und solche, die es mal waren, miteinander. Von Anfang an bis zum bitteren Ende spielen Ränge eine derart überragende Rolle, das sich der Zivilist wundert, wie sich ein Mann nur in solchen Befehlskettenzwängen einordnen kann. Aber nach ein wenig Murren – auch von Seiten Sharon O’Neals, die, obwohl zweifache Mutter, ebenfalls als Offizierin eingezogen wird – findet sich jeder in seine Rolle beim Barras. Schließlich gilt es, den Untergang der Erde abzuwenden, nicht wahr? Und da müssen wir schließlich alle zusammenstehen, sonst wären wir entweder Defätisten oder, noch schlimmer, bloß Lemminge, die in ihren Untergang rennen.
|Komik|
Es wundert nicht, dass es in diesen Büchern keine Protestmärsche und Demos gibt. Der Einzige, der was auf die Mütze bekommt, ist der Präsident: Der Alien von den Tchpht beleidigt ihn in einem fort als gierigen, tückischen Fleischfresser. Es muss aber wohl an der fehlerhaften Übersetzung liegen, nicht wahr? Und so macht der Präsi gute Miene zum bösen Spiel. Was auf den Leser komisch wirken könnte, mag aber auch einen realen Hintergrund haben: Was, wenn die Übersetzung keineswegs fehlerhaft ist und sich der Alien durchaus vor den Erdlingen fürchtet? Das Übersetzungsgerät stammt von den Darhel, und dass diese Kaufleute mit jedem in der Galaxis Geschäfte machen, ist bekannt. Aber vielleicht tun sie auch alles, um die terranischen Helfer einzuschüchtern, damit diese nicht auf die Idee kommen, den Darhel das sorgfältig verborgen gehaltene Oberkommando über die Föderation zu entreißen.
|Science-Fiction oder Fantasy?|
Das Buch liest sich, wie es einem Actionroman zukommt, zunehmend flotter, je mehr sich die Aktion von der Erde auf die Fremdwelten verlagert, raus aus den Befehlszwängen dahin, wo der Soldat sich als mannhafter Krieger beweisen kann. Und in diesen Kampfsituationen muss der Autor alles aufbieten, um beim Leser den Eindruck zu verhindern, hier könnte es sich um einen Fantasyroman à la Conan oder Alan Burt Akers („Kregen“) handeln. Daher werden technische Geräte wie die GKAs über ganze Abschnitte und Seiten hinweg beschrieben.
Leider ist die „science“ derart exotisch, dass der Erfolg dieser Mühe des Autors mitunter infrage gestellt ist. Mich hat es nicht gestört, denn die Übergänge zwischen Science-Fiction und Fantasy sind, frei nach Arthur C. Clarkes Axiom, fließend: |“Eine genügend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden.“|
|Led Zeppelin|
Das erweist sich ganz besonders an einer Stelle. Während die Schlacht um Diess tobt, tauchen O’Neal und seine Kompanie Versprengter auf der Flanke des Feindes auf, und zwar aus dem Meer: Durch die von den GKAs projizierten Hologramme glauben die Posleen, ein feuerspeiendes Meeresungeheuer greife sie von links an. Wie Recht sie haben. Noch besser als die visuellen Spezialeffekte ist der passende Soundtrack. Da der Autor offenbar ein Kind und Fan der siebziger Jahre ist, erdröhnt statt des Wagnerschen „Walkürenritts“ (in „Apocalypse Now“) der rockende „Immigrant Song“ der Kultband Led Zeppelin! „Hammer of the gods“, baby!
|Kipling|
Der Autor bemüht noch weitere Kulturjuwelen. Nicht zufällig heißt sein Roman „A hymn before battle“. Dies ist der Titel jenes langen Gedichts von Oberviktorianer Rudyard Kipling, das die kämpfende Truppe in allen Ecken und Enden des British Empire zur Schlacht ermuntert und dafür den Schutz und Segen des Schlachtengottes Jehova erfleht. Strophen dieses Gedichts werden über das ganze Buch verteilt. Pazifisten werden von diesen martialischen Ausrufen wahrscheinlich abgestoßen.
|Die Übersetzung|
Der Übersetzer Heinz Zwack hat zum größten Teil eine gute Arbeit abgeliefert. Nur in den seltensten Fällen sind ihm Formulierungen missglückt. Seine größte Leistung liegt aber wohl in der Zuordnung der amerikanischen Militärdienstgrade zu denen der Bundeswehr. Dazu gibt es eine tabellarische Übersicht am Schluss. Am Beginn des Buches erklärt ein kurzes Glossar die wichtigsten Abkürzungen.
|Ein Fehler?|
Eine merkwürdige Diskrepanz vermochte ich jedoch nicht aufzuklären. Die Handlungsstränge auf Terra, Barwhon und Diess laufen keineswegs gleichzeitig ab, sondern asynchron. Das macht normalerweise nichts, denn es gibt keine Wechselwirkungen. Mit einer Ausnahme. Wie erwähnt (unter „Komik“) mischt sich ein Alien in den Obersten Sicherheitsrat beim US-Präsidenten ein. Als Ergebnis fordert die Militärleitung die Beschaffung von zwei Exemplaren der feindlichen Posleen zu Forschungszwecken an: Wie soll man den Feind vernichten, wenn das eigene Waffenarsenal an ABC-Waffen wirkungslos verpufft?
Jetzt taucht ein Zeitproblem auf. Bis dieser Beschaffungsbefehl von der Erde über die Alienföderation nach Barwhon transferiert werden kann, vergeht ein gewisser Zeitraum. Warum, wird erklärt. Was mich stört, ist die Abfolge. Der Befehl erfolgt am 12. November 2007. Doch bereits am 12. Februar 2007 geht er auf dem Planeten Barwhon ein, damit ihn der Aufklärungstrupp ausführt. Tja, mir fehlt nun eine einleuchtende Erklärung, wie es sein kann, dass eine Botschaft rückwärts in der Zeit reist, und zwar gleich neun Monate. Einstein, hilf!
_Unterm Strich_
Ich habe diesen Roman in drei Tagen gelesen. Nach einem zähen Start verengt sich jedoch die Handlung auf das Geschehen an drei Schauplätzen, und der Leser kann sich voll auf die Action konzentrieren. Da das Personal recht zahlreich ist und es keine Namensliste im Buch gibt, empfiehlt sich auch das schnelle Lesen, sonst vergisst man die Namen vom Anfang und verliert schnell den Überblick. Das könnte relativ frustrierend sein … Zum Glück erweist sich die Action als fesselnd genug, um den an martialischem Geschehen Interessierten bei der Stange zu halten.
Das bedeutet nicht, dass diese Militär-Science Fiction für jeden Leser von Spannungsunterhaltung geeignet sei. Man benötigt im Gegenteil schon ein wenig Verständnis und Interesse an militärischen Dingen. Der Autor ist nämlich völlig ernsthaft bei der Sache, und das Einzige, worüber er sich lustig macht, sind Politiker und Bürokraten – hier hat er die Lacher auf seiner Seite. Ansonsten verrät er ein Faible für die Hierarchie beim Barras, aber vor allem für militärisches Spielzeug, allem voran für den gepanzerten Kampfanzug.
An vielen Stellen habe ich mich daher gefragt, warum diese Trilogie nicht in der Serie „Mechwarrior“ oder „BattleTech“ veröffentlicht wurde. Sie würde dort kaum auffallen. Vielleicht ist genau das der Grund: Separat veröffentlicht, ragt Ringos Trilogie aus der Masse der in Deutschland publizierten Science-Fiction heraus – als Negativbesipiel, wie |moderne| Science-Fiction |nicht| sein sollte.
Auf der Erde des 22. Jahrhunderts gerät die politische Lage zunehmend außer Kontrolle. Der Konflikt zwischen den Religionen droht zu einem Weltkrieg zu werden. Da fehlt es gerade noch, dass ein mit gentechnischen Mitteln erschaffener Supersoldat aus dem Gefängnis ausbricht und dem Kopfgeldjäger Carl Marsalis die Aufgabe zufällt, ihn wieder einzufangen. Denn dieser flüchtige Soldat trägt Informationen in sich, die die Zukunft der Menschheit entscheidend verändern werden. (Verlagsinfo)
Klassische Detektiv-Stories: knallhart und voller Überraschungen
Continental Op war der erste der Detektive, die Dashiell Hammett schuf, der Vorläufer von Sam Spade und Nick Charles. Der namenlose Held ist ein fetter Kerl, der für die Continental Detective Agency in San Francisco arbeitet, und der sich nur für seine Arbeit interessiert, in einer Welt, in der Betrug, Täuschung und Gewalt die Norm sind. Aber manchmal sorgt er für seine eigene Version von Gerechtigkeit.
Alle Hammett-Stories sind im Diogenes-Verlag erschienen, allerdings über mehrere Ausgaben verteilt. Meiner Besprechung lag das englischsprachige Original vor, das eine Einleitung von Steven Marcus enthält.
Der Autor
Dashiell Hammett gehört zusammen mit Raymond Chandler zu den geistigen Vätern des »Hardboiled«, des realistischen, härteren Krimis amerikanischer Art. Im Gegensatz zu den klassischen Krimis des Golden Age (Arthur Conan Dolye / Sherlock Holmes, Agatha Christie / Miss Marple / Hercule Poirot, etc.) sind in Hammetts Krimis sowohl die Gesellschaft als auch seine Protagonisten verroht. Habgier, Betrug und Gewalt bestimmen das Leben, seine toughen Detektive ermitteln ohne Moral, aber mit Prinzipien. Wie seine »Helden« ist auch der Autor vom Leben hart getroffen.