Archiv der Kategorie: Historisches

Rausch, Roman – Kinderhexe, Die

_Hexen müssen brennen – auch wenn es Kinder sind._

Würzburg zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges: Grausam wütet der Hexenwahn, die Scheiterhaufen lodern höher als je zuvor. Als auch die alte Hebamme Babette sterben muss, schwört ihr Pflegekind Kathi Rache. Zusammen mit einer Freundin gibt sie an, auf einem Hexensabbat Bürger der Stadt gesehen zu haben. Die Nachricht vom Hexenflug der Mädchen verbreitet sich wie ein Lauffeuer, und bald kann niemand mehr seiner Haut sicher sein. Immer mehr Männer und Frauen fallen den tödlichen Bezichtigungen zum Opfer. Und am Ende sehen sich auch die Kinder selbst vom Feuertod bedroht … (Verlagsinfo)

_Kritik_

Roman Rausch lässt in seinem Werk „Die Kinderhexe“ das Grauen einer Hexenverfolgung wieder lebendig werden. Fakt ist, tatsächlich wurden in Würzburg um 1629 viele Menschen der Hexerei verdächtigt. Diese Menschen unterschiedlichen Alters und Ranges wurden im Hexenprozess gefoltert, geköpft und anschließend verbrannt. Darunter auch Kinder. So ist es nachvollziehbar die Hexenprozesse auch einmal aus der Perspektive der Kinder zu erzählen, eine Anschauungsweise, die bisher selten berücksichtigt wurde. Aberglaube, aber auch in großem Masse Hab- und Machtgier trieb die Menschen zu grauenvollen Taten, die vor niemandem haltmachten.

Von der ersten Seite an packend, erzählt der Autor Roman Rausch uns von den finsteren Würzburger Hexenprozessen. Detailliert und authentisch werden das Leben und die Schauplätze beschrieben. Der Leser wird hier nicht geschont, auch Folter und Verzweiflung beschreibt der Autor schon fast greifbar. Durch einen klaren Schreibstil ist der Roman leicht zu lesen und spielend verständlich. Was jedoch schnell auffiel, auf zeitgemäße Sprache und Dialoge verzichtet der Autor konsequent. Dies mag dazu beitragen, dass die Leser dem Geschehen folgen können, ohne sich dem damaligen Sprachgebrauch befassen zu müssen, besonders in den Dialogen fehlt diese altertümliche Sprache dann aber doch. Dennoch zieht der dramatische und glaubhafte Plot seine Leser schnell in den Bann und lässt auch so schnell nicht mehr los. Besonders das Elend und die erschreckende Lebensweise der Kinder sind authentisch dargestellt. Schon die ersten Seiten vermitteln Beklemmung und so soll es, bis zu dem etwas abrupten Ende, weitergehen. Zielstrebig wird anhand eines roten Faden, der sich geradlinig durch den Roman zieht, die Geschichte ausgebaut. So bleibt der vorliegende Roman immer spannend und nachvollziehbar.

Eine beklemmende Spannung zieht sich durch die komplette Geschichte. Nicht nur die Folter und Hinrichtung der vermeidlichen Hexen, sondern besonders dass, was aus einem von Kindern ersponnenen Racheplan letztendlich werden kann und welche Folgen dies nach sich zieht, ist beängstigend reell geschildert. So fiebert der Leser mit den eigentlich so unschuldigen Kindern einem hoffentlich guten Ende entgegen.

Aus der beobachtenden Perspektive eines neutralen Beobachters werden rückblickend die Ereignisse geschildert. Dabei konzentriert sich dieser Erzähler meist auf Kathi, sodass die Leser einen tiefen Einblick in diese Persönlichkeit erhalten. Nur manchmal ändert sich die Perspektive, dann, wenn Rabe Kolk zu Wort kommt.

Die Wahl Roman Rauschs Figuren ist aus dem Rahmen fallend und daher zugleich außergewöhnlich. Die lebendige Protagonistin Kathi wurde glaubwürdig konzipiert und vermag es, in Erinnerung zu bleiben. Logisch ist auch was sie aus Rache in ihrem großen Schmerz, eine überlebenswichtige und geliebte Person zu verlieren, unternimmt. Ebenfalls nachvollziehbar ist, wie sich ein Mensch unter den gegebenen Lebensbedingungen entwickelt.

Leider bleiben die anderen Kinder recht blass, sicherlich sind sie ausreichend entwickelt und der Handlung Rechnung zu tragen. Dennoch fehlt hier ein wenig Tiefe, um lange in Erinnerung zu bleiben.

So manches Mal verwischen die Grenzen zwischen gut und böse, so kann der Leser sogar bei den Antipoden sich auf so manche Überraschung gefasst machen.

Die Umschlaggestaltung ist absolut passend zum Inhalt, ein Würzburger hält sich im Hintergrund, ein junges Mädchen und das grausame Feuer machen klar was die Leser erwarten dürfen. Gleich auf den ersten Seiten sind historische Karten Würzburgs abgebildet. Leider fehlt zum Schluss ein Nachwort, das sich auf die historischen Ereignisse bezieht.

_Autor_

Roman Rausch, 1961 in Würzburg geboren, arbeitete nach dem Studium der Betriebswirtschaft im Medienbereich und als Journalist. Für seine Trilogie um den Kommissar Johannes Kilian wurde er 2002 auf der Leipziger Buchmesse mit dem „Book on Demand“-Award ausgezeichnet. Im gleichen Jahr gründete Roman Rausch gemeinsam mit Blanka Stipetic die Schreibakademie storials (www.storials.com).

Mehr über den Autor und sein Werk: [www.Roman-Rausch.info]http://www.Roman-Rausch.info

_Fazit_

Der Roman „Die Kinderhexe“ von Roman Rausch ist düster und grausam, so wie man sich das Mittelalter vorstellt. In die Wirren des Dreißigjährigen Krieges eingebettet, erleben die Leser hier eine beklemmende Geschichte mit einem leider allzu wahren Kern. Die ungewöhnliche Wahl seiner jungen Protagonistin macht den Titel zu etwas nie Dagewesenem.

„Die Kinderhexe“ ist ein solider historischer Roman der Grausamkeit aufzeigt, mit einer düsteren Atmosphäre authentische wirkt und durch die ungewöhnliche Wahl seiner Protagonisten in Erinnerung bleibt.

|Taschenbuch: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3499257100|
[www.rowohlt.de ]http://www.rowohlt.de/verlag/rororo

Leo Perutz – Der schwedische Reiter. Historischer Roman

Ein Doppelleben auf Zeit

Die Welt ist aus den Fugen: Der Krieg zwischen August dem Starken und Karl XII. von Schweden hat Schlesien um 1700 im Würgegriff. Regimenter durchziehen das Land und üben erbarmungslose Lynchjustiz. Die Bauern, aber auch Banden von Räubern und Vagabunden kämpfen ums nackte Überleben. Ein christlicher Bischof bietet den Verfolgten letzte Zuflucht: In seinen Steinbrüchen und Schmelzöfen „stöhnen an Karren geschmiedet die Lebendig-Toten, die sich vor dem Galgen in die Hölle geflüchtet haben“.

An der deutsch-polnischen Grenze um das Jahr 1700 prellt ein Dieb einen adeligen schwedischen Offizier, der desertiert ist, um Namen und Existenz. Zwar gelingt es ihm, dessen Verlobte Maria Agneta zu erringen, doch zuletzt greift das Schicksal ein, entwirrt die verschlungenen Fäden und zwingt ihn zur Sühne für seine Doppelexistenz. (abgewandelte Verlagsinfo)
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Cornwell, Bernard – Fort, Das

Wenn es um englische Militärgeschichte ist, dann ist Bernard Cornwell in der Regel der Autor, an den man sich vertrauensvoll wenden kann. Er scheint sich in allen Jahrhunderten zu Hause zu fühlen, recherchiert äußerst genau und ist trotzdem in der Lage, seine Romane so mitreißend zu gestalten, dass ein heutiger Leser sich genüsslich in vergangene Zeiten fallen lassen kann. In „Das Fort“ weicht Cornwell jedoch derart von gewohnten schriftstellerischen Pfaden ab, dass man als Leser seine liebe Müh hat, bei der Stange zu bleiben.

Natürlich widmet er sich wieder einem historisch verbürgten Stoff, diesmal allerdings auf dem nordamerikanischen Kontinent zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges. „Das Fort“ beschreibt die fast vergessene – da für das amerikanische Heer reichlich peinliche – Penobscot-Expedition. Dort landet im Sommer 1779 ein kleiner englischer Truppenverband, um an der Küste ein englisches Fort (Fort George) zu errichten und damit den englischen Anspruch auf Massachusetts zu betonen. Das können die Amerikaner (Cornwell nennt sie gern „die Aufständischen“) natürlich nicht so auf sich sitzen lassen und so schicken sie eine geradezu riesige Marineflotte los, die die Engländer vertreiben soll. Eigentlich keine unmögliche Aufgabe, denn die Amerikaner sind zahlenmäßig überlegen und das neue Fort George ist gerademal kniehoch und kann somit mit Leichtigkeit überrannt werden. Doch Cornwells Roman käme nicht mit über 600 Seiten daher, wenn die Amerikaner ihre Vorteile zu nutzen wüssten.

Zunächst sieht es für die Aufständischen ganz gut aus. Sie schaffen es, die Küste zu erobern und können so das erste Scharmützel für sich entscheiden. Doch der Befehlshaber der Amerikaner, General Lovell, weiß diesen anfänglichen Schwung und Enthusiasmus nicht zu nutzen. Anstatt sofort einen Angriff auf das immer noch mickrige Fort zu führen, lässt er halten und Gräben ausheben. Dort verschanzen sich die Amerikaner und können sich nicht so recht zu einem weiteren Angriff entschließen. Lovell hätte gern einen gleichzeitigen Angriff zu Wasser und an Land, doch der Befehlshaber der Marine weigert sich vehement gegen diese – wie er meint – unnötige Gefährdung der Schiffe. Gleichzeitig hat Lovell Schwierigkeiten, die Moral seiner Leute aufrecht zu erhalten, denn der größte Teil seiner Truppen besteht aus Miliz – viele der Männer wurden in den Dienst gepresst und tun sich somit nicht mit Heldentaten hervor. All dies gibt den Engländern genug Zeit, ihre Befestung stetig zu erweitern, bis sie tatsächlich als Fort bezeichnet werden kann.

Während der englische Befehlshaber, General McLean, um seine prekäre Lage weiß und bereits plant, wie er sich möglichst ohne große Verluste im Falle eines Angriffs ergeben kann, vertrödeln die Amerikaner wertvolle Zeit mit Diskussionen, wie und warum ein Angriff momentan nicht zum Erfolg führen kann. Schließlich warten sie sogar so lange ab, bis Verstärkung für die Engländer eintrifft … Und hier wendet sich das Blatt dann unwiderruflich.

_“Das Fort“ ist ein klassischer Cornwell_ insoweit, als jede Seite die penible Recherche des Autors atmet. Auch ohne das (sehr aufschlussreiche) Nachwort gelesen zu haben, begreift man bald, dass Cornwell in Vorbereitung auf „Das Fort“ Unmengen an alten Akten, Befehlen, Briefen und Berichten gewälzt haben muss. Herausgekommen ist eine detailreiche Beschreibung der Penobscot-Expedition, allerdings leider auch nicht mehr als das. Denn Cornwell lässt eine spannende Handlung vermissen und entscheidet sich lieber dafür, ein fast objektives Geschichtsbuch zu schreiben.

Die Erzählperspektive wechselt regelmäßig. Mal befindet man sich im Lager der Amerikaner, mal im Lager der Engländer – somit überlässt es Cornwell dem Leser, sich für eine Seite zu entscheiden. Leider führt das auch dazu, dass man mit keiner der historischen Figuren wirklich warm wird. Sicher, ein paar Namen tauchen immer wieder auf und man erfährt zwangsläufig etwas mehr über sie. Doch schließlich sind auch sie nur Figuren auf Cornwells Schachbrett und so bewegt er sie mit Kalkül und ohne jede Emotion. Es gibt also keinen “Helden”, keinen Protagonisten, der den Leser durch die Handlung führen würde. Am ehesten fällt diese Rolle vielleicht dem jungen John Moore zu, der hier seine erste wirkliche Schlacht schlägt. Doch auch ihm widmet Cornwell nicht genügend Platz, um ihn tatsächlich als Protagonisten bezeichnen zu können. Dadurch bleibt bei der Lektüre immer eine gewisse Distanz bestehen, die Cornwell nicht überbrücken kann (oder will). Das führt nicht unbedingt zu Langeweile – das wäre ein zu starkes Wort, schließlich passiert einiges auf diesen 600 Seiten. Doch weder Handlung noch Charaktere berühren je wirklich.

_Sicher, „Das Fort“ fiktionalisiert_ eine historische verbürgte Militäraktion, doch dem Leser erscheint diese Fiktionalisierung minimal. Daher kann man sich nie ganz des Eindrucks erwehren, Cornwell hätte hier ein besonders umfassendes und detailverliebtes Geschichtsbuch geschrieben. Und dieses soll ja in erster Linie ja Fakten vermitteln. Von Unterhaltung ist da keine Rede. Gerade wenn man das umfangreiche Nachwort liest, wird klar, dass es Cornwells vorangiges Motiv war, ein fast vergessenes Stück Geschichte wieder ans Tageslicht zu holen und einige Mythen durch Fakten zu ersetzen. Das gelingt ihm sicherlich. Doch ein wirklich packendes Buch ist dabei nicht herausgekommen.

|Gebunden: 608 Seiten
Originaltitel: The Fort
ISBN-13: 978-3805250276|
[Verlagshomepage]http://www.rowohlt.de/sixcms/list.php?page=ro_fl_verlagsseiten&sv[title]=Wunderlich

Cornwell, Bernard – Sharpes Aufstieg (Sharpe 6)

_|Sharpe|:_

01 [„Sharpes Feuerprobe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5208
02 [„Sharpes Sieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5829
03 [„Sharpes Festung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7099
04 [„Sharpes Trafalgar“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7111
05 [„Sharpes Beute“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7508
06 _“Sharpes Aufstieg“_
07 „Sharpes Mission“
08 „Sharpes Trophäe“
09 „Sharpes Gold“
10 „Sharpe’s Escape“ (noch ohne dt. Titel)
11 „Sharpe’s Fury“ (noch ohne dt. Titel)
12 „Sharpe’s Battle“ (noch ohne dt. Titel)
13 „Sharpes Rivalen“
14 „Sharpes Degen“
15 „Sharpe’s Skirmish“ (noch ohne dt. Titel)
16 „Sharpes Feind“
17 „Sharpes Ehre“
18 „Sharpes Geheimnis“
19 „Sharpe’s Christmas“ (noch ohne dt. Titel)
20 „Sharpes Triumph“
21 „Sharpes Rache“
22 „Sharpes Waterloo“
23 „Sharpe’s Ransom“ (noch ohne dt. Titel)
24 „Sharpe’s Devil“ (noch ohne dt. Titel)

Endlich! Endlich – nach fünf vorangegangenen Bänden ist Lieutenant Richard Sharpe mit den Scharfschützen des 95en vereint. Auch wenn das zu Beginn von „Sharpes Aufstieg“ nicht gerade ein harmonisches Bild abgibt. Immer noch ist er nämlich Quartiermeister und hauptsächlich damit befasst, Munition, Essen und Rum für die nach La Coruna abziehenden Truppen heranzuschaffen. Die Offiziere verachten ihn und auch bei den Mannschaften genießt er kein hohes Ansehen. Doch dann wird der Rückzug von den Franzosen gnadenlos aufgerieben und nur Sharpe und ein paar Schützen überleben den Angriff. Plötzlich ist der so ungeliebte Quartiermeister der Soldat mit dem höchsten Rang und muss entscheiden, wie es mit den verstreuten Schützen nun weitergehen soll.

Nun ist es jedoch nicht so, als wären die Schützen besonders scharf darauf, von Lieutenant Sharpe angeführt zu werden. Tatsächlich planen sie eine Meuterei und bestimmen den Iren Harper – ein Berg von einem Mann – , Sharpe ins Jenseits zu befördern. Doch während die beiden sich noch eine ordentliche Kneipenschlägerei liefern, erscheint Major Blas Vivar auf der Bildfläche, der mit seinem natürlichen Selbstbewusstsein sofort schafft, was Sharpe verwehrt blieb: Die Schützen fügen sich seinem Befehl ohne jedes Murren, sodass Vivar und Sharpe gemeinsam durchs spanische Hinterland marschieren. Sharpe will sich den englischen Truppen wieder anschließen, doch auch Vivar verfolgt ein Ziel: Mit sich führt er nämlich eine geheimnisvolle Kiste, in der Sharpe zunächst einen Familienschatz vermutet. Schließlich stellt sich jedoch heraus, dass sich darin das Banner des heiligen Santiago befindet. Und Vivar hat einen selbstmörderischen Plan ausgeheckt, um den Kampfeswillen seiner spanischen Landsleute gegen die französischen Eindringlinge anzustacheln: Er will – mit Sharpes Hilfe – das französisch besetzte Santiago de Compostela einnehmen und dort das Banner entrollen. Doch stehen ihm für so einen waghalsigen Plan viel zu wenig Männer zur Verfügung …

Nicht, dass die Aussichtslosigkeit eines Plans Sharpe schon jemals gestoppt hätte. Hier jedoch ist er mehrmals kurz davor, einfach die Fahnen zu streichen. Zunächst ist es natürlich nicht sein Kampf und seine erste Pflicht wäre es, die Scharfschützen sicher zum nächsten englischen Stützpunkt zu bekommen. Außerdem weiß Sharpe nie recht, was er von Vivar zu halten hat. Eigentlich bewundert er dessen Führungsstärke, doch gerade dessen Fähigkeit, Loyalität hervorzurufen, nagt auch an Sharpes Stolz – wünscht er sich doch insgeheim, seine Schützen würden auch zu ihm so aufblicken. Denn wie er der Feindseligkeit seiner Soldaten begegnen soll, weiß er nicht so recht und so entwickelt er sich zu einem rechten Tyrannen – was die Schützen nur zu noch mehr Aufmüpfigkeit herausfordert. Zusammenraufen können sich Sharpe und seine Truppe nur, wenn es einem französischen Angriff standzuhalten gilt. Da plötzlich verwachsen die Schützen tatsächlich zu einer Einheit und vergessen alle persönlichen Animositäten. Mit seinem soldatischen Können nämlich mag Sharpe zu beeindrucken – nicht nur seine eigene versprengte Truppe, sondern auch Major Vivar.

„Er mochte kein geborener Offizier sein, aber bei Gott, er war der geborene Soldat“, schätzt sich Sharpe im Laufe der Handlung selbst ein. „Sharpes Aufstieg“ jedoch beleuchtet auch den steinigen Weg zum „echten“ Offizier, den Sharpe nehmen muss. Denn am Schluss des Romans werden Sharpe und seine Schützen zusammengeschweißt aus diesem Abenteuer hervorgehen. Und gerade in dem bärbeißigen Harper wird Sharpe dann einen Freund gefunden haben.

_Viel Charakterentwicklung bietet_ Bernard Cornwell hier also in einem älteren „Sharpe“-Abenteuer (1988 erstveröffentlicht), doch das soll nicht heißen, dass das Soldatenleben und natürlich das ein oder andere Scharmützel fehlen würden. Cornwell stößt seinen Helden genüsslich von einer ausweglosen Situation in die nächste, nur damit dieser ein ums andere Mal seine Kaltblütigkeit und Gerissenheit demonstrieren kann. Sicher, manchmal ist die Situation derart aussichtslos, dass auch Sharpe sie nur mittels eines deus ex machina bewältigen kann (meistens handelt es sich um Vivar, der den Schützen im letzten Moment zu Hilfl kommt). Doch das sind Details. Viel wichtiger wiegt die Tatsache, dass Cornwell einen sehr dicht komponierten Roman abgeliefert hat, in dem unglaublich viel und unglaublich Spannendes passiert. Als Leser bekommt man somit kaum die Chance, einmal tief durchzuatmen.

Besonders interessant ist der zentrale Konflikt zwischen Vivar und seinem Bruder, dem Grafen von Mouromorto. Beide sind tödlich verfeindet, da der Graf sich den Franzosen angeschlossen hat, während Vivar die Traditionen seines Landes und seiner Familie hochhält. Interessant ist hier, dass sich Cornwell auf den ersten Blick auf die Seite Vivars stellt, doch bei genauem Lesen wird deutlich, dass beide Brüder durchaus überzeugende Argumente für ihre Gesinnung haben: Sind nicht Vivars Bestehen auf Religion, Tradition und veraltete Werte Hinweise auf die Ansichten eines ewig Gestrigen? Und ist es nicht nachvollziehbar, dass sich Mouromorto zu den Franzosen hingezogen fühlt? Jenem Volk, das Europa die Aufklärung gebracht hat? Zu Santiagos Banner sagt er: „Dieser seidene Streifen symbolisierte alles, was er an Spanien hasste. Er war gleichbedeutend mit altem Brauchtum, der Herrschaft der Kirche über die Vernunft, die Tyrannei eines Gottes, den er ablehnte.“ Das klingt nach sehr modernen, gar heutigen Ansichten. Wirklich eindeutig sind die Fronten in „Sharpes Aufstieg“ also nicht zu bestimmen. Zumindest für den Leser … denn Soldaten haben – manchmal zum Glück – ein einfacheres Leben. Sie folgen einfach Befehlen und müssen sich nicht um richtig oder falsch scheren.

Beim vorliegenden Band handelt es sich um eine überarbeitete Neuauflage, da „Sharpes Aufstieg“ bereits 1990 in Deutschland veröffentlicht wurde. Die Übersetzung hat damals Bernd Müller bestellt – und sie liest sich ungleich flüssiger als die Übersetzung der neueren Bände durch Joachim Honnef. Auch diese Tatsache trägt sicherlich zum gesteigerten Lesevergnügen bei.

|Taschenbuch: 432 Seiten
Originaltitel: Sharpe’s Rifles
ISBN-13: 978-3404165476|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Bernard Cornwell auf |Buchwurm.info|:_
[„Stonehenge“ 113
[„Die Galgenfrist“ 277
[„Der Bogenschütze“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1) 3606
[„Der Wanderer“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3617
[„Der Erzfeind“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3) 3619
[„Das Zeichen des Sieges“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6223
[„Das brennende Land“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6656

Vyleta, Dan – stumme Zwilling, Der

_Das geschieht:_

Im Oktober des Jahres 1939 ist Österreich an das Deutsche Reich angeschlossen. Mit den Nationalsozialisten kamen neue Gesetze, die vor allem den Ausschluss jüdischer Mitbürger aus Ämtern und Würden forcierten. Die alten Strukturen sind ins Rutschen gekommen. Wer jetzt wendig und skrupellos genug ist, dem bietet das Regime ungeahnte Aufstiegschancen.

Zu den Nutznießern der neuen Zeit gehört in Wien Professor Speckstein, der vor Jahren nach einem Skandal seinen Lehrstuhl aufgab und sich ins Privatleben zurückzog. Nun verdingt er sich als „Zellenwart“ bei den Nazis: Er führt Buch über die Mitbewohner in seinem Haus und meldet, wer sich nicht im Sinn der neuen Herren benimmt. Endlich ist Speckstein wieder jemand, den man achtet bzw. achten muss, doch beliebt ist er nicht: Gerade wurde sein alter Hund grausam abgeschlachtet.

Der Psychologe Anton Beer betreibt im Haus eine kleine Praxis für Allgemeinmedizin. Er lebt unauffällig und wurde kürzlich von der Gattin verlassen. Unter dem Vorwand, seine im Haushalt lebende Nichte Zuzka zu untersuchen, die unter nervösen Störungen leidet, sucht Speckstein den Rat des jungen Kollegen: Die Polizei hat ihn als Sachverständigen in einem offenen Serienmordfall hinzugezogen. Bereits vier Männer und Frauen wurden niedergestochen; ein Verbrechen, das die Nazis herrisch aufgeklärt wissen wollen, wobei ihnen auch ein geständiger Sündenbock recht ist.

Zusätzlich wird Beer vom opportunistischen Kriminalkommissar Teuben unter Druck gesetzt. Beer muss sorgfältig taktieren, denn er pflegt die gelähmte Zwillingsschwester des Varietékünstlers Otto Frei, die sonst den Euthanasie-Schergen der Nazis in die Hände fiele. Außerdem gibt es da noch ein Geheimnis, das Teuben unter keinen Umständen erfahren darf …

_Die Barbaren sind gekommen_

Wie würdest du dich verhalten, wenn das Böse nicht nur die Macht ergriffen hat, sondern sogar Gesetz geworden ist? In „Der stumme Zwilling“ spielt Dan Vyleta die möglichen Reaktionen am Beispiel der (bisher) ultimativen historischen Katastrophe durch. Der Nationalsozialismus machte die Unmenschlichkeit nicht nur salonfähig, sondern erhob sie sogar zum Programm. In dem dadurch entstandenen moralischen Vakuum wurden diejenigen, die den kriminellen und obskuren Standards der neuen Machthaber nicht entsprachen, zu grausam verfolgten Opfern.

Nicht um sie kreist diese Geschichte, sondern um diejenigen Zeitgenossen, die sich grundsätzlich nicht fürchten mussten, weil sie sich dem Nazi-Regime fügten sowie dessen rassistischen Vorgaben genügten. Sie blieben unbehelligt, wurden aber zu Zeugen alltäglichen Unrechts und mussten sich individuell entscheiden: Bleibe ich ’neutral‘, verschließe aber meine Augen und werde zum Mitläufer? Schließe ich mich den Nazi-System an, das mir gute Karrierechancen bietet, und werde ich Nutznießer? Bleibe ich moralischen Grundsätzen verpflichtet und leiste zumindest passiven Widerstand?

Das alte Haus in einem nur scheinbar stillen Winkel der Großstadt Wien wird zum Ort stiller aber existenzieller Entscheidungen, die buchstäblich lebensgefährlich werden können, „Der stumme Zwilling“ zu einem Thriller, in dem es nicht um Täter und Opfer geht, die im kriminologischen Spiel umeinander kreisen: Die Vertreter beider Seiten sind dem Leser stets bekannt.

|Verbrechen als Alltag|

Die dem ’normalen‘ Krimi-Freund zunächst wie die Mohrrübe dem Karrenesel dargebotene Gruselstory vom irren Serienkiller, der in den Straßen Wiens Tiere und Menschen aufschlitzt, erweist sich als Chimäre, die nahtlos in ein anderes Verbrechen übergeht: Aus realiter nicht miteinander in Verbindung stehenden Morde wird eine Gräueltat konstruiert, die den neuen Herren als ‚Begründung‘ und Vorwand für die Umsetzung bizarr missbrauchter ‚Gesetze‘ dienen kann.

Die Allgegenwärtigkeit des legalisierten Verbrechens provoziert eine Stimmung der Angst und Bedrückung, für die Vyleta entsprechende Bilder und Worte findet. Im sechsten Jahr der „Machtergreifung“ werden die Nazis nachlässig in der Vertuschung ihrer Bluttaten. Der gerade begonnene Krieg lenkt die Aufmerksamkeit auf die täglich weiter vorgeschobenen Fronten. Im nach diversen Grenzerweiterungen gewaltig angeschwollenen „Reich“ werden die Zügel fester angezogen. Auch in Wien ‚verschwinden‘ die jüdischen Mitbürger. Dass geistig und körperlich behinderte Menschen von Staatswegen umgebracht werden, ist kein Gemunkel mehr; für Anton Beer wird dieses Wissen zur Quelle seines persönlichen Widerstandes.

Kriminalkommissar Teuben ist das repräsentative Beispiel für den Nazi-Emporkömmling: nicht intelligent aber schlau den persönlichen Vorteil erkennend, ihn dreist nutzend sowie seine Stellung missbrauchend, um sich zu bereichern und sich an denen zu rächen, die ihn vor der Nazi-Zeit übersehen oder herablassend behandelt haben. Sein Ende ist verdient, aber dessen Vertuschung demonstriert gleichzeitig die Korrumpierung seiner Mörder, die nur unter dem Nazi-Druck zu perfekten Mördern mutieren konnten.

|Das Perpetuum mobile der Unterdrückung|

Zur Steigerung des Schreckens trägt das Wissen um ein ebenso perfides wie perfektes Überwachungssystem bei. Die Nazis instrumentalisieren ganz normale Zeitgenossen, die ihre Mitmenschen überwachen. Professor Speckstein stellt das bestmögliche Beispiel dar. Indem er sich als „Zellenwart“ (in Deutschland hätte man ihn „Blockwart“ genannt) an die Nazis verkaufte, bekam er wieder Rang, Namen sowie eine Uniform. Doch er hat einen Handel mit dem Teufel geschlossen, wie er inzwischen weiß. Seinen Diensteifer kann der daraus entwickelte Selbsthass allerdings nicht dämpfen: Vyleta kennt keine simpel gestrickten Figur-Charaktere oder daraus resultierende ‚einfache‘ Handlungsauflösungen. Die Realität war (und ist) komplex, gerade in der Krise wird die Grenzschicht zwischen ‚Gut‘ und ‚Böse‘ dünn, oder sie löst sich gänzlich auf.

Anton Beer ist deshalb nur vorgeblich der ‚Held‘ dieser Geschichte. Er würde gern in seinem unauffälligen Leben verharren, das ihm als Deckung dient. Das persönliche Geheimnis – hier sei es dem potenziellen Leser verschwiegen – würde ihn selbst in den Strudel der Nazi-Willkür ziehen. Unwillig und Stück für Stück wird er in die kriminellen Umtriebe verwickelt. Vyleta verwandelt das alte Haus dabei in einen Dampfkessel, dessen Bewohner buchstäblich im eigenen Saft weichgekocht werden. Einige überstehen diese Prozedur nicht, andere entdecken bisher unbekannte – aber durchaus nicht immer positive – Qualitäten in sich.

|Wien und seine hässlichen Seiten|

Schon bevor die Nazis kamen, dürfte das Haus kein glücklicher Ort gewesen sein. Vyleta schildert es als Spiegelbild der Wiener Großstadt-Gesellschaft. Während in den oberen Geschossen die etablierten Herrschaften ein großbürgerliches Leben führen, das noch immer von der 1918 geendeten Kaiserzeit geprägt ist, geht es in den unteren Stockwerken weniger vornehm zu. Armut, Vorurteile, Familiengewalt, Alkoholismus und ein als Alltäglichkeit hingenommener Hygienemangel werden von Vyleta abermals in eindringlichen Worten und mit bizarren aber deshalb umso einprägsameren Bildern thematisiert.

Folgerichtig endet die Geschichte keineswegs ‚happy‘, sondern konsequent und vor allem überraschend. Der Verfasser wirbelt seine Protagonisten zum Abschluss kräftig durcheinander und beschert ihnen Schicksale, mit denen der Leser nicht gerechnet hätte. Wunder bleiben aus, aber die lähmende Decke aus Verbrechen und Verrat, die von den Nazis über Wien geworfen wurde, ist nicht völlig dicht. Auch der passive Widerstand hat seine Konsequenzen, und ‚Belohnungen‘ für moralisch korrektes Verhalten bleiben in der Regel aus. Dass einige Figuren dem Terror zeitweise oder womöglich gänzlich entkommen, ist vor allem dem Zufall geschuldet. Wie Vyleta dies umsetzt, setzt seinem ungewöhnlichen, bedrückenden, dichten, spannenden und bewegenden Roman würdig die Krone auf. Als ‚Krimi‘ mag „Der stumme Zwilling“ in der Grenzzone des Genres liegen, aber sollte man diese ohnehin nie allgemeingültig definierte Grenze nicht aufbrechen, um den Leser mit Spielarten des Verbrechens zu konfrontieren, die nicht wie auf Schienen endlos ausgefahrenen Kill-Thrill- und Wer-wars?-Spurrillen folgen? Nach der Lektüre dieses Buches ist dies eine rhetorische Frage.

_Autor_

Dan Vyleta wurde 1974 in Gelsenkirchen geboren. In den 1960er Jahren waren seine regimefeindlichen Eltern durch den „Eisernen Vorhang“ in die Bundesrepublik Deutschland geflohen. Hier wuchs Vyleta auf, verließ aber das Land, um in England Geschichte zu studieren. Seinen Doktorgrad erwarb er am King’s College in Cambridge. Anschließend lektorierte er wissenschaftliche Veröffentlichungen. Er kehrte nach Deutschland zurück, wo er in Berlin lebte.

2008 veröffentlichte Vyleta, der nun im kanadischen Edmonton lebt und arbeitet, seinen ersten Roman. „Pavel & ich“ wurde von der Kritik freundlich aufgenommen. Vyleta blieb dem Historien-Roman – den er mit Elementen des Krimis erzählt – auch in seinem zweiten Werk treu, das im Wien des Jahres 1939 spielt; ein Umfeld, in dem der Verfasser sich durch seine historische Forschungsarbeit – seine Doktorarbeit trägt den Titel „Crimes, News, and Jews, Vienna 1895-1914“ – ausgezeichnet auskennt.

|Gebunden: 414 Seiten
Originalausgabe: The Quiet Twin (London : Bloomsbury Publishing Plc. 2011)
Übersetzung: Werner Löcher-Lawrence
ISBN-13: 978-3-8270-0971-5|
[danvyleta.com]http://danvyleta.com
[www.berlinverlage.com]http://www.berlinverlage.com

_Dan Vyleta bei |Buchwurm.info|:_
[„Pavel & ich“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6694

Cornwell, Bernard – Sharpes Beute (Sharpe 5)

_|Sharpe|:_

01 [„Sharpes Feuerprobe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5208
02 [„Sharpes Sieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5829
03 [„Sharpes Festung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7099
04 [„Sharpes Trafalgar“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7111
05 _“Sharpes Beute“_
06 „Sharpes Aufstieg“
07 „Sharpes Mission“
08 „Sharpes Trophäe“
09 „Sharpes Gold“
10 „Sharpe’s Escape“ (noch ohne dt. Titel)
11 „Sharpe’s Fury“ (noch ohne dt. Titel)
12 „Sharpe’s Battle“ (noch ohne dt. Titel)
13 „Sharpes Rivalen“
14 „Sharpes Degen“
15 „Sharpe’s Skirmish“ (noch ohne dt. Titel)
16 „Sharpes Feind“
17 „Sharpes Ehre“
18 „Sharpes Geheimnis“
19 „Sharpe’s Christmas“ (noch ohne dt. Titel)
20 „Sharpes Triumph“
21 „Sharpes Rache“
22 „Sharpes Waterloo“
23 „Sharpe’s Ransom“ (noch ohne dt. Titel)
24 „Sharpe’s Devil“ (noch ohne dt. Titel)

Sharpe hat wirklich kein Glück mit den Frauen – denn am Anfang von „Sharpes Beute“ findet er sich genau da wieder, wo er die meiste Zeit seines Lebens verbracht hat: allein, pleite und in der Gosse. Denn sein Glück mit Grace war nur von kurzer Dauer. Von den Juwelen, die er in Indien erbeutet hatte, hatte er den beiden ein Haus gekauft. Doch bei der Geburt des gemeinsamen Kindes starben Grace und das Baby, woraufhin ihre Verwandtschaft – sowieso nicht begeistert von der skandalösen Beziehung – Sharpe um den Besitz brachte. Auch beruflich sieht es nicht rosig aus, tatsächlich überlegt er gar, die Armee zu verlassen. Denn in seinem neuen Regiment hat man ihn zum Quartiermeister gemacht, eine Aufgabe, die ihn unterfordert und langweilt. Dass jemals Besserung eintritt, ist jedoch nicht zu erwarten, denn die Position des Quartiermeisters wird gern an Soldaten vergeben, die aus den Mannschaften aufgestiegen sind – denn da können sie keinen Unsinn anrichten.

Und so wälzt er sich im neuen Teil der „Sharpe“-Reihe zunächst einmal genüsslich in Selbstmitleid. Bevor er jedoch seinen Plan wahrmachen und die Armee verlassen kann, wird er für einen brisanten Job angeheuert: Er soll einen dänischstämmigen Engländer namens Lavisser nach Kopenhagen begleiten, der eine stattliche Summe Bestechungsgeld bei sich führt. Die ist für den Prinzen von Dänemark gedacht, denn England hat es auf die dänische Flotte abgesehen. London möchte die dänischen Schiffe der englischen Krone unterstellen, um damit Frankreich zuvorzukommen, das es ebenfalls auf die Flotte der Dänen abgesehen hat, um seine Verluste von Trafalgar auszugleichen. Dänemark hat sich bisher jedoch wenig kooperativ gezeigt und so soll nun Geld das Zünglein an der Waage sein.

Sharpe findet Lavisser zunächst sympathisch, doch stellt dieser sich schlussendlich als Verräter heraus, der, als sie einmal in Dänemark sind, das Weite sucht – natürlich mit dem Geld. Sharpe findet sich also plötzlich in einem fremden Land wieder, dessen Sprache er nicht spricht. Sein einziger Anhaltspunkt ist eine Adresse in Kopenhagen, die man ihm noch in England zugeschanzt hatte, also wendet er sich dorthin. Doch die erhoffte Hilfe bleibt aus: Der Däne Skovgaard will ihn Lavisser ausliefern, da dieser erfolgreich gegen Sharpe intrigiert und verbreitet hat, dass dieser ein Attentat auf den Prinzen geplant hat. Sharpe findet sich also – mal wieder – zwischen allen Stühlen wieder. Mit Lavisser hat er noch ein Hühnchen zu rupfen und seine Soldatenehre gebietet ihm, das verlorene Geld wieder heranzuschaffen. Dazu kommt, dass die Engländer mittlerweile mit einer Armee auf dem Weg sind und sich Sharpe eigentlich den eigenen Truppen wieder anschließen sollte. Doch dort wartet schon der nächste Geheimauftrag auf ihn …

„Sharpes Beute“, einer der jüngeren „Sharpe“-Romane (in England 2001 erstveröffentlicht) fällt ein bisschen aus dem Rahmen, denn es handelt sich eher um eine Agentengeschichte als einen Militärroman. Sicher, die englische Belagerung der Stadt Kopenhagen spielt eine zentrale Rolle, doch es fehlen viele Elemente, die man aus der „Sharpe“-Reihe kennt, so zum Beispiel eine große Schlacht, in der Sharpe sein soldatisches Können unter Beweis stellen kann. Stattdessen erlebt er die Bombardierung der Hauptstadt aus Sicht der Opfer, da er sich in der Stadt befindet. Das ist eine durchaus ungewöhnliche Perspektive für Bernard Cornwell, der sich viel Zeit lässt, Belagerung und Bombardierung zu beschreiben.

Allerdings kommt wirkliche Spannung nur selten auf. Cornwell, der sonst gern die Glanzstunden britischer Militärgeschichte in Romanform packt, vermittelt hier ungewöhnlich offen, dass sich die Briten bei der Bombardierung Kopenhagens nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben. Ganz abgesehen von der schieren Anmaßung, die Dänen einfach zur Herausgabe ihrer Flotte aufzufordern, wird ebenfalls schnell klar, dass es sich um einen Kampf ungleicher Gegner handelt. Der größte Teil der dänischen Armee steht in Holstein – viel zu weit entfernt, um nun eine Hilfe zu sein. Und so sehen sich die Briten einer schnell aufgestellten Miliz und einer ahnungslosen Stadt- und Landbevölkerung gegenüber. Diese haben gegen den perfekt geölten Militärapparat der Engländer keine Chance und so muss Kopenhagen schließlich die Fahnen streichen, um zu verhindern, dass die Bevölkerung der Hauptstadt ausnahmslos ausgelöscht wird. Cornwell arbeitet hier mit deutlichen, fast schon simplizistischen Gegenüberstellungen. Auf der einen Seite die kaltblütigen professionellen Soldaten des britischen Heeres und auf der anderen die einfältigen, naiven, gutgläubigen Dänen. Wer da den kürzeren zieht, sollte keine Frage sein.

Auch Sharpe steht dieser Invasion zwiegespalten gegenüber, denn er hat in Kopenhagen ein Mädchen gefunden und träumt nun davon, mit ihr in der Stadt zu bleiben. Doch wird das überhaupt möglich sein, wenn der Hass auf Engländer die nächsten Jahre bestimmen wird? Schließlich siegt sein Realismus – und die Tatsache, dass Astrids Vater die Verbindung strikt untersagt. Zum Glück, denn dass sich Sharpe in jedem Roman zielsicher in die einzige anwesende Frau verliebt, wird langsam wirklich ermüdend. Der ganze Handlungsstrang ist komplett überflüssig und der Roman hätte nichts eingebüßt, hätte man die Liebschaft zwischen Astrid und Sharpe einfach weggelassen.

Apropos weggelassen: Weggelassen wurde auch in diesem Roman wieder ein ordentliches Lektorat oder zumindest Korrektorat. Die Übersetzung wimmelt – wie auch in den vergangenen Bänden – vor Fehlern. Der Übersetzer Joachim Honnef hat immer noch recht peinliche Probleme damit, seine Subjekte und Prädikate aufeinander abzustimmen. Wiederholt enden Sätze im Plural, die im Singular begonnen wurden. Charaktere wechseln spontan ihre Namen (Pumphrey zu Humphrey, Barker zu Baker und – der Klassiker, aus vergangenen Bänden bekannt – Sharpe zu Sharp). So etwas darf einfach nicht passieren und ist eben besonders ärgerlich, da es so einfach zu verhindern gewesen wäre. Dass es auch sprachlich recht einfältig zugeht, beweisen so unglückliche Formulierungen wie „dass eine einfache Lösung unser Problem lösen würde“ oder die schlicht falsche Übersetzung von „pathethic bastard“ mit „pathetischer Bastard“. Es ist vor allem die Häufung dieser Fehler, die das Lesevergnügen schmälern, denn ansonsten handelt es sich bei „Sharpes Beute“ um einen grundsoliden Roman.

|Taschenbuch: 383 Seiten
Originaltitel: Sharpe’s Prey
ISBN-13: 978-3404164509|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Bernard Cornwell auf |Buchwurm.info|:_
[„Stonehenge“ 113
[„Die Galgenfrist“ 277
[„Der Bogenschütze“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1) 3606
[„Der Wanderer“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3617
[„Der Erzfeind“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3) 3619
[„Das Zeichen des Sieges“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6223
[„Das brennende Land“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6656

Feyl, Renate – Aussicht auf bleibende Helle

_Tiefer Wunsch auf Aussicht_

|Die Autorin|

Renate Feyl ist eine 1944 geborene DDR-Autorin, die sich nach der Wende erfolgreich literarischen Gestalten gewidmet hat, wie Sophie La Roche in „Die profanen Stunden des Glücks“ oder Caroline von Wolzogen und Schiller in „Das sanfte Joch der Vortrefflichkeit“. Man merkt einen vortrefflichen Sinn für interessante Buchtitel sowie Gespür für die entscheidende Rolle der Frauen in der Geschichte, entspricht damit auch gerade dem femininen Geschmack und ist nie verlegen um zeitgerechte Details, die erahnen lassen, welche Mühe hinter diesen Werken steckt. Zwar gehen einem die Konflikte nie so recht unter die Haut, aber wer eine kulturell überprägte, gepflegte Sicht auf die Dinge bevorzugt, ist bei ihr bestens aufgehoben.

|Die Zeit|

Nicht jeder wird mühelos wissen, was in Preußen von etwa 300 Jahren los war, als sich der verwachsene Kurfürst zum ersten König von Preußen krönte, der Großvater von Friedrich dem Großen. Noch weniger von der Königin Sophie Charlotte, für die das später nach ihr benannte Schloss Charlottenburg erbaut wurde. Vielleicht weiß man aber, dass dem historischen Berlin mit der Straße Unter den Linden, dem französischen und deutschen Dom am Gendarmenmarkt und vielen anderen Bauten das Gesicht gegeben wurde und dass in dieser Zeit die Preußische Akademie unter Leibniz gegründet wurde. Das alles hört sich nach wahnsinniger Verschwendung an und war es wohl auch, aber wie man heute noch vor sich hinträumt, vermittelt die Autorin das Bild, dass daraus Wohlstand und Kultur hervorspross. Das kann man heute nur bestätigen, jedoch diesem wirtschaftlichen Geheimnis kommt man durch Lesen dieses Buches leider keinen Schritt näher. Was man von dem Zeitbild aber erfährt, ist, wie grandios die Begeisterung der gesamten Bevölkerung für ein preußisches Königtum war. Ist man mutig, könnte man gerade darin das Geheimnis dieses Aufschwungs sehen. Jedenfalls feierte man die Selbsterhöhung als würde „Jubel aus allen Mauern brechen“.

|Die Protagonisten|

Sophie Charlotte leidet auf hohem Niveau, wenn durch ihre Königinnenrolle mehr Zeremonielles in ihr Leben kommt, wo sie doch ihr eigenes, das spätere Schloss Charlottenburg als einen rechten Musenhof führen wollte. Auch war sie von den Staatsgeschäften aus dynastischen Erwägungen weitgehend ausgeschlossen. Ihre anerzogene Contenance konnte dann auch nicht erschüttern, dass sich der König-Gatte nun eine Maitresse hielt. Das alles ordnet die Autorin richtig als monarchische Normalität ein und lässt vor diesem Hintergrund eine ungetrübte Zuneigung zwischen dem Königspaar aufscheinen. Das Leiden ist auch relativ, denn Sophies Motto ist: „Nichts ist ungesünder, als traurig zu sein“.

Am Musenhof der 32-jährigen Sophie Charlotte ist des Öfteren das 54-jährige Genie Gottfried Wilhelm Leibniz zu Gast, wird alsbald mit der Gründung der Akademie beauftragt und die Königin freut sich nicht nur daran, dass Leibniz im Weltranking der Gelehrten auf Platz eins ist, sondern auch an seiner Disputationsfreudigkeit. Solche Dialoge zwischen Königin und Genie zu schreiben, ist nicht einfach, dementsprechend sparsam wird damit umgegangen. Aber was die Schriftstellerin uns an Details dieser barocken Welt ausbreitet, übersteigt beinahe das Erfassbare, macht es aber sehr glaubhaft. In den Gesprächen bringt Sophie das Genie immer wieder in Verlegenheit und fordert Leibniz zum Schluss jedes Mal auf, alles hübsch zu Papier zu bringen. Ihre Briefe allerdings hat der Gemahl nach ihrem frühen Tod vernichten lassen, so dass sich über den Grad eventueller Verliebtheit (Mariage mystique) nichts mehr sagen lässt. Auch in diesem Punkt ist die Autorin auf liebenswürdiges Konstruieren angewiesen und sie bewältigt das so, dass sie außer den Dialogspitzen auch Sehnsuchtsmomente bei Leibniz anlegt, wenn er mal nicht in ihrer Nähe ist. Leibniz bekommt es mit der leichten Entflammbarkeit der Königin für einen Extremisten, der dem Atheismus zuneigt, zu tun und darf ein bisschen eifersüchtig sein, woraufhin ihm die Königin schon einmal zeigt, welch Standesunterschied sie trennt.

_Message_

Sophie Charlotte wird als eine Frau dargestellt, die es liebt „Feuer an die Gedanken zu legen“. Es muss ein wohliges Gefühl für die sich mit ihr identifizierenden Leser sein aus einer kommoden Lage das Genie zu Füßen zu sehen und zu lesen, dass „Frauen unbefangener und aufmerksamer über die Feinheiten der Dinge“ nachdenken. In den Sprachschöpfungen von Renate Feyl, wenn sie von „Plattköpfen und Wetzmäulern“ spricht, kann man sich getrost aalen. Was man an historisch belastbarem Wissen gewinnt, weiß man naturgemäß nicht genau. Was die „Aussicht auf bleibende Helle“ ist, wenn die Protagonistin stirbt und später auch der einsame Leibniz, kann man nur ahnen. Vielleicht ist es der Wunsch auf ein bleibendes und gutes Königtum in deutschen Landen.

|Paperback: 288 Seiten
ISBN-13: 978-3453351974|
[www.randomhouse.de/diana]http://www.randomhouse.de/diana

_Christian Rempel_

Gablé, Rebecca – dunkle Thron, Der

_Die |Waringham|-Saga:_

01 „Das Lächeln der Fortuna“
02 „Die Hüter der Rose“
03 „Das Spiel der Könige“
04 _“Der dunkle Thron“_

Die Tudors waren ein walisisches Adelsgeschlecht und hatten den Thron Englands von 1485 bis 1603. Der Stammvater dieser Dynastie Owen Tudor war ein einfacher Ritter der durch die heimliche Ehe mit der Witwe des englischen Königs Heinrich V., Katharina von Valois. Er spielte keine unerhebliche Rolle in dem sogenannten Rosenkrieg (1455 – 1485) der Adelshäuser York und Lancaster die um den englischen Thron einen Bürgerkrieg entfachten. Dessen Nachkommen wurden berühmt, allen voran König Heinrich VIII. und später seine Tochter, die jungfräuliche Königin Elisabeth.

Allein das Leben König Heinrich VIII. könnte mehrere Romane mit Leben füllen. Seine Bedeutung als König, als Staatsoberhaupt, ist umstritten, seine Abspaltung von der Kirche Roms und seine sechs Eheschließungen allerdings berühmt. In seiner Regierungszeit kam es zu vielen dramatischen und historischen Veränderungen. Um den Anspruch auf den englischen Thron für sein Geschlecht den Tudors zu gewährleisten, war einer seiner größten Ängste, keinen legitimierten Sohn zeugen zu können, der ihm als König nachfolgt. Seine Exkommunikation und seine Lossagung von der römisch-katholischen Kirche stürzte sein Land in tiefe Verzweiflung und manchmal auch in verheerende Unruhen.

Seine Persönlichkeit ist nicht einfach zu definieren. Er war gebildet, verstand sich selbst als Humanist, sprach mehrere Sprachen, war sehr belesen und ein ausgezeichneter Turnierkämpfer und Sportler. Fatal war wohl, dass er neben zu vielen Beratern und einem enormen Erwartungsdruck seiner Regierung, zu schwach war, um eigene politische Entscheidung zu treffen. Vielleicht stellte er seine eigenen Interessen um seine Nachfolge viel zu sehr über die des englischen Volkes. Fakt ist, dass nicht wenige seiner engsten Freunde und Ratgeber auf dem Tower Hill dem Henker begegneten und den Tod fanden, inkl. zwei seiner Ehefrauen.

Rebecca Gablé, die in bisher drei Bänden, die Lebensgeschichten der Waringhams, einem fiktiven englischen Adelsgeschlecht, erzählte, setzt nun in einem vierten Roman: „Der dunkle Thron““die Geschichte weiter fort.

Die Handlung spielt in den Jahren 1529 – 1553 und damit inmitten der Herrschaft König Heinrich VIII.

_Inhalt_

London 1529. Der vierzehnjährige Nicholas of Waringham lernt und lebt im Internat des englischen Humanisten und Rechtsgelehrten Sir Thomas More. Doch Nicholas erweist sich als nicht wirklich begabt und gelehrig. Seit zwei Jahren lebt Nick in diesem Internat und er schätzt und respektiert Thomas More sehr. Sein Einfluss bei Hofe und seine gebildete und weltmännische, aber auch freundliche, und wenn es sein muss, bestimmte Art, imponiert dem jungen Mann. Doch Thomas More ist auch ein Verfechter der römisch-katholischen Kirche und toleriert religiöse Reformen und Meinungen überhaupt nicht. Andersdenkende sind für ihn nur Ketzer, die niemals sein Vertrauen und seine Freundschaft erhalten.

Und genau das ist auch ein Grund, warum der Jurist und Politiker seinen Schützling Nick nach Waringham zurückgehen lässt. Nick soll seinen Vater, der im Verdacht steht, ein Lutheraner und Häretiker zu sein, warnen und zur Rechenschaft ziehen.

Mit einigen Zweifeln und Ängsten im Gepäck erreicht Nick die alte Burg Waringham, die schon bessere Zeiten erlebt hat. Runtergewirtschaftet und baufällig ist das Anwesen nur noch ein Schatten seiner selbst. Zum persönlichen Feind hat Nick, seit den jüngsten Kindertagen, noch seine Stiefmutter und seine Stiefschwester, die er und seine Schwester als Sumpfhexe und Brechnuss bezeichnen.

Als Thomas Cromwell, ein Jurist und aufsteigender Politiker am Hofe des amtierenden Königs Heinrich VIII., Nicks Vater verhaften und in den Tower bringen lässt, scheint sein Schicksal besiegelt zu sein. Nick schafft es durch die Unterstützung seines Paten, Charles Brandon, den Duke of Suffolk, seinen Vater im Tower zu besuchen. Durch die schweren Verletzungen, die Nicks Vater durch die Folter davongetragen hat, stirbt er vor den Augen seines Sohnes.

Nick wird klar, dass sein Vater nur eine Schachfigur auf dem politischen Brett war und er durch eine Intrige des Kardinals Wolsey zu Fall gebracht wurde. Damit ist Nick nun der nächste Lord of Waringham und tritt ein schweres Erbe an. Seine Baronie ist desolat, er hat keine abgeschlossene Ausbildung zu guter Letzt bittet die Königin Katharine von Aragon ihn um einen persönlichen Gefallen. Nick soll ihre einzige Tochter Mary beschützen.

Als Nick sein Erbe antritt, steht er vor einem wirtschaftlichen Scherbenhaufen und seine persönliche Lage sieht nicht viel besser aus. Traditionell stürzt sich der junge Lord in eine folgenschwere Entscheidung, als er die Aufgabe übernimmt, Prinzessin Mary, die Tochter von Katharina von Aragorn und König Heinrich VIII., zu beschützen.

Nick, der durch den Foltertod seines Vaters die Schuld und Verantwortung bei seinem König sieht, stellt sich gegen die Interessen der Krone. Er lehnt sich gegen die Reformen des Königs auf, er ist überzeugt von der geistigen Idee und den Idealen seines Lehrers und Mentors Thomas More. Außerdem, weil die Reformen mit roher Gewalt von dem persönlichen Sekretär seiner Majestät, Thomas Cromwell, durchgesetzt werden.
Als Thomas More dem Supremateid auf den König ablehnt, wird er auf dem Tower hingerichtet. Nick beschließt seiner Verhaftung zu entgehen, flieht in den Untergrund und schleicht sich als einfacher Stallbursche in den Haushalt von Prinzessin Elisabeth und Mary. Von hier aus kann er Mary weiter unterstützen und beschützen, nicht zuletzt durch die Hilfe von Chapuys dem kaiserlichen Diplomaten und Spion. Als Anne Boleyn ihren Kopf verliert und Jane Seymour Königen von England wird, wird das Leben für die beiden Töchter und Halbgeschwister erträglicher. Jane Seymour versöhnt Vater und Töchter und Nick kann sein selbst gewähltes Exil aufgeben und wieder als Lord of Waringham ans Licht der Öffentlichkeit treten. Doch Nicks Leben wird nicht ruhiger, denn noch stellt der König seine Interessen vor die Liebe zu seiner Tochter Mary, die sich inzwischen bedroht fühlt.

_Kritik_

Der vierte Band und wahrscheinlich auch nicht der Letzte, ist deutlich anders verfasst als die drei Bände, die die Geschichte der Waringhams so brillant erzählen. Die historischen Ereignisse auf der britischen Insel bilden von 1360 bis 1485 den Grundstein der ersten drei Bände der „Waringham“-Saga. Waren die drei Bände zeitlich genau aufeinander folgend, entsteht hier eine erste Lücke, da der Startpunkt von „Der dunkle Thron“ das Jahr 1529 ist.

In „Das Lächeln der Fortuna“ ist Robin of Waringham die Hauptfigur und kämpft um seinen Besitz. Sein jüngster Sohn John spielt in „Die Hüter der Rose“ den maßgeblichen Part und dessen jüngster Sohn Julian übernimmt die Hauptrolle in „Das Spiel der Könige“.

Julians Beziehungen zu dem Haus Tudor sind in dem Buch „Das Spiel der Könige“ erzählt. Dort waren die Beziehungen zwischen den Adelsgeschlechter Waringham und Tudor noch ohne persönliche Verfeindungen oder Antipathie. Das ist alles schön und gut, doch Nicks Beziehungen zum Königshof sind faktisch nicht die besten. Die Waringhams waren bekannt für ihre Pferdezucht, die weit über die Grenzen der Baronie ging. Doch diese Haupteinnahmequelle ist versiegt, da der König seinen Adligen und Rittern verboten hat, dort Pferde zu kaufen oder ausbilden zu lassen. Das Marktrecht für Waringham ist damit erloschen. Nicks Vater hatte nicht sonderlich viel Interesse seine Ländereien wirtschaftlich auszubauen, um davon leben zu können. Sein Faible für Bücher und die Korrespondenz mit „Ketzern“ bilden seinen Lebensmittelpunkt.

Diese kurze Beschreibung der Handlung beschränkt sich nur auf wenige Momentaufnahmen dieser, doch sehr tragischen und gefährlichen Zeit. Anders als in den ersten Romanen wird hier fast gar nicht gekämpft. Also Schwerter und Lanzen werden nicht ins Feld geführt – die Waffen in diesem Roman sind Intrige, Verrat und List und Rache. Es ist ein politischer Krieg um Macht und Einfluss bei Hofe und spiegelt ein sehr realistisches und historisches Bild wieder.

Aber auch wenn hier nicht in wilden Schlachten die Schwerter geschwungen werden, so ist das politische Schlachtfeld nicht minder spannend. Im Gegenteil – Rebecca Gablé hat großartig erzählt, wie dekadent, gefährlich und mit allen legalen wie illegalen Mitteln gekämpft wird. Eine große und vielleicht die zerstörerischste Waffe ist hier die religiöse Überzeugung, die immer mal wieder wechselt und gerade so individuell eingesetzt wird, um seinen Kopf zu retten.

Die Protagonisten in dem vorliegenden Roman sind sehr gut und ausführlich recherchiert. Rebecca Gablé gelingt das Bravourstück, einige lichte Stellen in der historischen Geschichte mit Leben und Handlung zu füllen. Einzelne Charaktere sind leider zu wenig beschrieben oder zu schnell abgehandelt. Dass König Heinrich VIII. mit seinen sechs Ehen permanent selbstgemachten Ärger ins Hause Tudor brachte, kommt in diesem Roman gut zur Geltung. Allerdings hätten einzelne Königinnen mehr Einfluss in die Geschichte bringen müssen. Jede der Damen hat schließlich eine tragische Geschichte für sich zu erzählen – Ein Kinderreim z. B. ist dieser hier: „Divorced, Beheaded, Died, Divorced, Beheaded, Survived.“ – „Geschieden, Geköpft, Gestorben, Geschieden, Geköpft, Überlebt.“

Auch die Feinde unseres Nicholas of Waringham sind zwar gut in Szene gesetzt, aber manchmal zu einseitig. Thomas Cromwell hatte mit Sicherheit nicht nur schlechte Seiten und selbst König Heinrich VIII. war vielleicht ein Opfer seiner Zeit.

Die Charakterzeichnung von Nick dagegen ist fantastisch. Gerade weil sie so viele Ecken und Kanten hat, zeigt sich die Fehlbarkeit und simple Menschlichkeit in seiner Figur. Oftmals begreift man sein persönliches Handeln nicht oder geht sehr deutlich mit ihm ins Gericht. Seine Fehler sind so transparent und offensichtlich, auch hier ist ein Waringham eben ein Waringham und ein Schwur eben ein Schwur. Tradition hin oder her.

Rebecca Gablé bedient sich leider keiner neuen Ideen. Die grobe Handlung ist wie in den anderen Romanen ähnlich aufgebaut. Doch finde ich in „Der dunkle Thron“ die Charaktere in dieser dunklen Herrschaft vortrefflich und brillant einbezogen.

Ihr erzählerischer Stil ist ähnlich den Vorgängertiteln. Sie spart sich Nebengeschichten und konzentriert sich auf ihren Hauptplot. Der Roman wird immer aus der Perspektive von Nick erzählt. Das mag ein wenig einseitig sein, doch mindert es nicht im Geringsten die Spannung.

_Autorin:_

Rebecca Gablé, Jahrgang 1964, in einer Kleinstadt am Niederrhein geboren, studierte nach mehrjähriger Berufstätigkeit Anglistik und Germanistik mit Schwerpunkt Mediävistik in Düsseldorf. Sie wirkte an einem Projekt zur Erforschung anglonormannischer Manuskripte mit. Diese Forschungsergebnisse flossen in ihre weitere literarische Arbeit mit ein. Heute arbeitet sie als freie Autorin und Literaturübersetzerin. Ihr erster Roman „Jagdfieber“ wurde 1996 für den Glauser-Krimipreis nominiert. Wenn sie nicht gerade an einem Roman schreibt, reist sie gern und viel, vor allem in die USA und nach England, oft auch zu Recherchezwecken. Außerdem gehört sie dem Autorenkreis historischer Romane „Quo Vadis“ an. Neben der Literatur gilt ihr Interesse der (mittelalterlichen) Geschichte, dem Theater und vor allem der Musik, in fast jeder Erscheinungsform. Rebecca Gablé spielt Klavier, Gitarre, Cello und singt seit vielen Jahren in einer Rockband. Mit ihrem Mann lebt sie unweit von Mönchengladbach auf dem Land. (Verlagsinfo)

_Fazit_

„Der dunkle Thron“ ist vielleicht der beste der Autorin. Jedenfalls kristallklar ein echter Pageturner, den man gelesen haben muss. Auch ohne die drei vorangegangenen Bände gelesen zu haben, absolut empfehlenswert.

Ich bin mir fast sicher, dass Rebecca Gablé einen fünften Band veröffentlicht, denn auch Elisabeth hat eine Geschichte zu erzählen.

Wenn es eine Autorin schafft, historische Fakten und Fiktion so wunderbar und gekonnt zu kombinieren, dann mit Sicherheit Rebecca Gablé.

Um es kurzfassen: Großartig und Prädikat mit Platinstatus.

|Gebundene Ausgabe: 960 Seiten
ISBN-13: 978-3431038408|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Rebecca Gablé bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Siedler von Catan“ 1218 (Hörbuch)
[„Die Siedler von Catan“ 258
[„Das Lächeln der Fortuna“ 1522 (Hörbuch)
[„Die Hüter der Rose“ 1733
[„Das Spiel der Könige“ 4129
[„Das zweite Königreich“ 4541 (Hörspiel)
[„Hiobs Brüder“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5953
[„Der dunkle Thron“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7386

Clifton Adams – Die Schonzeit ist vorüber

Im Jahre 1890 verdingt sich ein Ex-Marshall als Führer einer Jagdgesellschaft im Indianerreservat von Oklahoma. Zu spät wird ihm klar, was tatsächlich geplant ist: Eine Räuberbande wird Mann für Mann aus dem Hinterhalt erlegt, bis sich der Marshall auf ihre Seite schlägt … – Ungewöhnlicher Spät-Western bar jeder Cowboy-Romantik, ohne Helden oder Happy-End, stattdessen düster und realistisch: ein Rückblick in die 1970er Jahre, als sogar Unterhaltungsliteratur mit gesellschaftskritischem Anspruch geschrieben wurde.
Clifton Adams – Die Schonzeit ist vorüber weiterlesen

Davies, J. D. – goldene Berg, Der (Matthew Quinton 2)

_|Matthew Quinton|:_

Band 1: „Kapitän Seiner Majestät“
Band 2: _“Der goldene Berg“_

_Matthew Quinton ist Captain_ eines englischen Kriegsschiffs. Kein besonders guter Captain, wie er nicht müde wird zu betonen, aber er gibt sich Mühe dazuzulernen und hofft, so einen Fauxpas wie bei seinem ersten Kommando nicht noch einmal hinzulegen – da hat er nämlich aus Versehen das Schiff samt Mannschaft versenkt. Im Moment laufen die Dinge besser. Nicht nur ist sein jetziges Schiff noch nicht untergegangen und er beginnt zu hoffen, dass sie ohne weitere Probleme in den englischen Heimathafen einlaufen können. Darüber hinaus gelingt es ihm nämlich, eine Galeere aufzubringen, doch damit gehen die Probleme erst richtig los.

Der Araber, der die Galeere befehligt, stellt sich nämlich bald als waschechter Ire heraus (rothaarig sogar), der in der geistigen Tradition eines Jack Sparrow steht: Er redet sich um Kopf und Kragen und dreht die Nase immer in den Wind, sodass man nie weiß, wann er lügt und wann er ausnahmsweise die Wahrheit sagt. Um seinen Kopf aus der buchstäblichen Schlinge zu ziehen, faselt er etwas von einem Berg aus Gold, der sich im afrikanischen Busch befinden soll. Quinton hält das für eine glatte Lüge, um dem Henker noch einmal von der Schippe zu springen, doch das Schicksal ist dem Iren O’Dwyer hold – der englische König Charles II. schenkt ihm Glauben und so wird eine Expedition nach Afrika vorbereitet, um diesen ominösen Berg zu finden. Und natürlich kann nur einer diese Expedition führen, nämlich Matthew Quinton! Dieser ist von der Aussicht wenig begeistert. Zunächst einmal ist es nämlich nicht empfehlenswert, im Winter von England aus loszuschippern. Viel schwerer wiegt allerdings, dass der arme Quinton mit einer ausgewachsenen Familienintrige zu kämpfen hat. Sein Bruder nämlich (schwul, wie wiederholt angedeutet wird), soll eine Frau von zweifelhafter Herkunft ehelichen, da Quinton eigene Kinder bisher verwehrt blieben. Seine Mutter besteht aber auf einem Erben, der den Namen der Familie weiterführen kann. Doch niemand außer Mutti findet Positives an dieser Verbindung und so versuchen Quinton und seine Frau mit fast geheimdienstlerischen Methoden, das dunkle Geheimnis der zukünftigen Braut zu ergründen.

_Wer nun aber denkt_, dass „Der goldene Berg“ sich hauptsächlich um Selbigen dreht, der irrt. Der englische Autor J.D. Davies hat an den Ränkespielen des royalen Hofs mindestens genauso viel Spaß wie an der Beschreibung nautischer Details. Er beweist damit, dass er ein unglaublich vielseitiger Schriftsteller ist, etwas, das von jemandem, der bisher Sachbücher zur englischen Marinegeschichte geschrieben hat, ja nicht unbedingt zu erwarten ist. Den Sprung zur schönen Literatur gelingt ihm mit fast schlafwandlerischer Leichtigkeit, vor allem, weil er es schafft, sein Fachwissen gekonnt an den Leser zu bringen, ohne schulmeisterhaft zu wirken. Der Leser lernt sehr viel über die Seefahrt im Allgemeinen und die Periode des 17. Jahrhunderts im Besonderen. Dabei treten unter anderem auch historisch verbürgte Persönlichkeiten auf (unter anderem Samuel Pepys in einer charmant-nerdigen Nebenrolle), die der Geschichte eine gewisse Würze verleihen. Allerdings ist Davies kein großer Kriegsberichterstatter, noch nicht einmal ein Fan blutiger Schlachten. Pro forma fügt er gegen Ende noch ein klitzekleines Gefecht ein, wohl nur, damit Quintons hübsches Schiff all seine Kanonen auch einmal benutzen darf. Viel lieber wirft er sich dagegen in die verworrenen Beziehungskisten am Hof und erklärt dem Leser subtil, wie das königliche Leben damals so vor sich ging.

Nicht viel anders als heute übrigens, wie der Leser bei der Lektüre bald feststellen wird. Denn auch damals lief vieles über Beziehungen und Ränkespiele und auch damals mochte man seine Verwandtschaft nicht. Quintons genauer und scharfsinniger Blick auf seine eigene verschrobene Mischpoke liest sich dabei genauso spannend wie der in Afrika spielende Abenteuerplot. Das ist auch gut so, denn Familiengeschichte und Seefahrergeschichte halten sich im Buch die Waage – bis zur Mitte ist Quinton ja noch nicht mal aus dem Hafen ausgelaufen! Und hier liegt auch der einzige Kritikpunkt: Davies ist voller Ideen, doch scheint er sich für „Der goldene Berg“ ein bisschen viel vorgenommen zu haben. Die Expedition nach Afrika findet ein relativ unspektakuläres Ende (da fehlte definitiv ein Höhepunkt, um diesen Handlungsfaden mit einem Knalleffekt zu beenden) und auch die Familiensituation im heimischen England wird nicht befriedigend gelöst – weder für Quinton noch für den Leser. Bis man aber erstmal zum Schluss gelangt, hat man schon 400 Seiten hinter sich, vollgepackt mit wirklich toller Prosa, interessanten Charakteren und spannender Handlung. Grund zu meckern gibt es also nicht wirklich.

Das liegt – vor allem, aber nicht nur – an Davies‘ Held Matthew Quinton. Er fungiert hier als Ich-Erzähler, der als alter Mann in einem Tagebuch Rückschau auf sein Leben hält. Somit kann er teilweise durchaus ironisch auf seine eigene Vergangenheit blicken und reichlich abgeklärt sowohl seine eigenen Taten als auch die Politik dieser Zeit kommentieren. Dieser Kunstgriff des Autors gepaart mit seiner schriftstellerischen Meisterschaft beschert dem Leser einen echten Lesegenuss. Quinton ist unterhaltsam, spitzfindig, selbstkritisch und vor allem ein genauer Beobachter. Ein wenig erinnert er an Diana Gabaldons [„Lord John Grey“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=87, der es ebenso versteht, seine eigenen Abenteuer mit echtem englischen Humor zu kommentieren – trocken und pointiert. Dass sich das gut liest, versteht sich von selbst.

Und so bleibt zu hoffen, dass J. D. Davies auch weiterhin über Matthew Quintons Abenteuer zur See Romane schreiben wird. Das kann er nämlich wirklich gut!

|Taschenbuch: 448 Seiten
Originaltitel: The Mountain of Gold
ISBN-13: 978-3499252303|
[www.rowohlt.de]http://www.rowohlt.de

Lorentz, Iny – Juliregen

_Die |Trettin|-Trilogie:_

Band 1: „Dezembersturm“
Band 2: „Aprilwetter“
Band 3: _“Juliregen“_

_Die Ostpreußen-Saga_

Nach dem Erfolg der „Wanderhure“-Serie wagte sich das Münchener Autorenpaar Iny Klocke und Elmar Wohlrath anno 2009 an eine weitere zusammenhängende Story, die über mehrere Romane verteilt werden sollte. Die sogenannte „Trettin-Trilogie“ beschreibt die Geschichte von Lore und Fridolin, die in den harten Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs im späten 19. Jahrhundert zueinander gefunden und schließlich auch geheiratet haben. Diese Ereignisse werden in den beiden Bänden „Dezembersturm“ und „Aprilgewitter“ geschildert und landeten jeweils auf den einschlägigen Bestseller-Listen. Mit „Juliregen“ folgt nun das Ende der Geschichte und gleichzeitig eines der besseren Bücher von Iny Lorentz – ganz gleich, dass der legendäre Vierteiler, der dieser Trilogie vorausgegangen ist, erwartungsgemäß unerreicht bleibt.

_Story:_

Nach allen Querelen und Hindernissen, die Fridolin und Lore in ihrer jungen Partnerschaft bereits bewältigt haben, scheint das frisch vermählte Paar nun endgültig seinen Frieden gefunden zu haben. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern beziehen sie in Berlin ein neues Herrenhaus, um dort die Leidenschaft ihrer Ehe zu genießen. Doch der Schein trügt, und neue Umstände beeinflussen die Harmonie, die sich die beiden über viele Jahre geschaffen haben. Fridolin geht als Teilhaber einer Bank pleite, als sie einem Betrüger auf den Leim geht. Den Trettins bleibt lediglich die Flucht nach vorne: Der Bankier sieht sich gezwungen, das Gut des Gauners zu übernehmen und mit seiner Familie aufs Land zu ziehen, um den Schaden auszugleichen und die Verluste möglichst gering zu halten. Außerdem winkt ihnen auf diesem Weg wieder ein engerer Kontakt zu Lores Freundin Nathalia, deren Anwesen ganz in der Nähe liegt, und von der sich die junge Familie in den schweren Zeiten Unterstützung erhofft.

Die jüngsten Machenschaften bringen den hinterlistigen Ottwald von Trettin auf den Plan, der sich einen Teil des großen Kuchens erhofft und den finanziellen Schaden der Familie für sich nutzen möchte. Doch Friodlin durchschaut seine Pläne und verwehrt ihm jedwede Zusage. Dies will der gewiefte Ottwald nicht auf sich sitzen lassen. Im Verbund mit seiner kreativen Mutter Malwine schmiedet er einige finstere Pläne, um den Trettins endgültig den Ruin zu bringen und Lore und Nathalia ein für allemal ins Unglück zu stürzen …

_Persönlicher Eindruck:_

Obschon „Juliregen“ im Grunde genommen Teil einer größeren Saga ist, gewährt das Lorentz-Pärchen seinen Lesern im Abschluss des dreiteiligen Epos sofortigen Zugang zur Story und schafft direkt die notwendige Unabhängigkeit, die den Roman auch als eigenständiges Werk funktionieren lässt. Zwar ist es hilfreich, den steinigen Weg von Fridolin und Lore miterlebt zu haben und ihre individuellen Schicksale im Hinterkopf zu haben, doch zum näheren Verständnis der Ereignisse in „Juliregen“ trägt dieses Vorwissen nur insofern bei, dass man die kurzen Rückblicke in die Vergangenheit der Eheleute schneller deuten kann. Diese Überlegung ist durchaus unterstützenswert, da sie zu einer sehr konzentrierten, fokussierten Arbeit führt und Lorentz nicht den Blick fürs Wesentliche verlieren lässt – und das Wesentliche ist in diesem Fall die Fehde zwischen Ottwald und Fridolin auf der einen sowie die ungesunde finanzielle Situation der Familie auf der anderen Seite.

Die Autoren greifen hierbei vor allem die gesellschaftlichen Verhältnisse des späten 19. Jahrhunderts punktgenau auf und beschreiben den Umschwung, in dem sich Wirtschaft und Industrie in dieser Zeit befinden. Die Zeit des Fortschritts hat auch die ländlichen Gutssitze eingeholt und zwingen die Protagonisten zum ständigen Umdenken, um ihren Stand und ihre Position auch weiterhin aufrechterhalten zu können. Und die Gefahr, diese Unabhängigkeit aufgeben zu müssen, den Luxus und die Lebensqualität aufs Spiel zu setzen, und dies wohlgemerkt auch noch aus einer Ungerechtigkeit heraus, dies ist das zentrale Thema des Buches und wird von den zwischenmenschlichen Elementen, einer Menge Verzweiflung und einer dezent angedeuteten Kriminalstory noch übergreifend weitergeführt.

Schade ist allerdings, dass die beiden Autoren diese guten Ansätze nicht mehr so konsequent wie noch zuvor auf die Charakterzeichnungen übertragen. Sieht man mal von der sehr lebhaften, für die damalige Zeit schon fast revolutionär auftretenden Nathalia ab, bleiben die tragenden Säulen des Romans zumeist blass. Fridolin, der zwischen gesunder Aggression, Zweckoptimismus und der nimmer endenden Hoffnung angetrieben wird, mag zwar ebenfalls etwas Positives ausstrahlen, bleibt im Grunde genommen aber in seiner Präsentation zu durchschnittlich und allerweltstauglich, als dass hier Akzente gesetzt werden könnten – und gerade von seiner Person, die in „Juliregen“ der Aktivposten der Story ist, muss man einfach mehr erwarten können. Doch letzten Endes steht er sich hier mit seiner Gattin leich, die im Prinzip nur eine untergeordnete Rolle spielt, auch wenn sie die entscheidenden Situationen der Handlung sehr intensiv erlebt und vor allem in den Schlusssequenzen imminent bedeutsam ist.

Dieser nicht mehr ganz so kleine Makel überträgt sich dann auch auf die Erzählatmosphäre; die Ansätze und der Grundstock der Erzählung sind lobenswert, die Umsetzung der einzelnen Entwicklungsschritte ebenfalls. Doch zu häufig gerät man an den Punkt, wo die Figuren ebenso austauschbar werden wie die inhaltlichen Fortschritte – und genau hier verliert „Juliregen“ dann einen Teil jenes Reizes, der vor allem in den ersten Kapiteln noch so schwerwiegend ist.

Als historischer Roman ist der Abschluss der Trilogie sicherlich den Genuss wert, vor allem wegen der feinen Verschmelzung von fiktiven und realen Elementen. Doch bei einer Autorenvereinigung wie dieser, von der man eben schon so manchen großen Moment vors Auge bekommen hat, erwartet man irgendwie ein bisschen mehr als eine Geschichte, die leicht über dem Durchschnitt liegt. Doch diesem Anspruch wird „Juliregen“ letzten Endes nur stellenweise gerecht!

|Broschiert: 704 Seiten
ISBN-13: 978-3426504154|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de

_Iny Lorentz bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Kastratin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=980
[„Die Ketzerbraut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7226
[„Die Reliquie“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3766

Schacht, Andrea – Sünde Lohn, Der

_Die „|Alyss|“-Romane:_

Band 1: „Gebiete sanfte Herrin mir“
Band 2: [„Nehmt Herrin diesen Kranz“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6435
Band 3: _“Der Sünde Lohn“_

_Köln in der Osterzeit 1403._ Schlimme Nachrichten erreichen Alyss. Auf der Überfahrt von England nach Deutschland wurden ihr Neffe Tilo und der Freund des Hauses John of Lynne von den berüchtigten Vitalienbrüdern entführt.

Aber nicht nur dies bringt das Hauswesen um Alyss in Aufruhr. Alyss steht vor den Trümmern ihrer Ehe, und nachdem ihr Ehemann Arndt van Dorne handgreiflich wird, diesmal unter Zeugen, greift nun ihr Vater Ivo vom Spiegel ein. Sein Urteil ist vernichtend und Arndts Leben nicht mehr einen Pfifferling wert.

Als wäre das nicht genug, geht wieder ein Mörder in Köln um, diesmal getarnt unter einer Wolfsmaske. Angst und Schrecken gehen in Köln um, denn das letzte Wort, das die Sterbenden sagen, ist „Ketzer“! Wird Alyss auch diesen Fall mithilfe ihrer unterschiedlichen Freunde lösen können?

_Kritik_

Mit „Der Sünde Lohn“ hat die für ihre farbenprächtigen Romane bekannte Autorin Andrea Schacht den dritten Teil der Alyss-van-Doorne-Serie veröffentlicht. Die Autorin lässt das mittelalterliche Köln wieder einmal farbenprächtig aufleben und ihre Figuren haben allerlei zu tun, nicht nur um die familiären Probleme in den Griff zu bekommen.

Äußerst lebendig und fesselnd schildert die Autorin das bunte Leben im Hauswesen der van Doornes. Dank des zeitgemäßen Sprachstils fühlt der Leser sich direkt in die damalige Zeit versetzt. So manche Flüche der Gänsehirtin Lore sorgen dazu noch für das eine oder andere Schmunzeln beim Lesen. Trotz der in die Zeit passenden Ausdrucksweise ist die Geschichte flüssig zu lesen und leicht verständlich. Wie schon in den Vorgängerromanen wird die Geschichte um Alyss, ihrem reizenden Hauswesen, der vielzähligen Freunde und ihrer treu zu ihr stehenden Verwandtschaft aus der Perspektive eines Beobachters erzählt. Auch wenn das Augenmerk auf Alyss liegt, werden auch die Abenteuer der weiteren Darsteller zumindest angerissen.

Der Fokus der Autorin liegt in „Der Sünde Lohn“ auf Alyss und ihrem Schicksal. Daneben sind allerlei kleinere Nebenhandlungen wie die Entführung von John of Lynne und seinem Schützling Tilo, der geheimnisvolle Mörder der, Köln in Angst und Schrecken versetzt und auch die Sorgen und Nöte der Jungfern in Alyss‘ Hauswesen eingeflochten, die für einen gewissen Grad an Spannung sorgen. Nach und nach fügen sich die einzelnen Handlungen zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen und am Ende sind alle Fäden überzeugend miteinander verknüpft. Da im Gegensatz zu den bisher erschienenen Bänden der Alyss-Serie, oder auch der Beginen-Reihe, hier nicht die Lösung der Morde an vorderer Stelle steht, plätschert die Geschichte an manchen Stellen nur so dahin, nervenaufreibende Spannung kann daher kaum erwartet werden. Hier wäre es so manches Mal wünschenswert gewesen, doch mehr auf diese Ereignisse einzugehen. Im Gegenzug erfährt der Leser allerdings viel mehr über die Figuren selber und das aufregende und zum Teil herrlich chaotische Leben rund um die liebenswerten Charaktere.

Den Protagonisten und deren Beziehungen untereinander wird viel Raum gegeben. Die meisten sind den Lesern der Alyss-van-Doorne-Serie bereits bekannt. Daher empfiehlt es sich hier auch die anderen Bände der Serie zu lesen, da die Figuren nicht jedes Mal komplett neu definiert werden. Jedoch werden für Neueinsteiger, aber auch für die Kenner der Serie, gleich zu Beginn des Romans die „Dramatis Personae“ und deren Beziehungen untereinander grob erklärt. Die handelnden Personen in „Der Sünde Lohn“ entwickeln sich allesamt passend zur damaligen Zeit und den gestellten Anforderungen, die ihren das Leben stellt, glaubwürdig weiter. Besonders sei hier dann noch auf das Vieh im Hause van Doorne hinzuweisen, auch dieses entwickelt so manches Mal ein munteres (Eigen)Leben und sorgt so für einen guten Anteil Humor.

Passend zu den weiteren Romanen wurde das Cover gestaltet. Warum sich unsere schwarzhaarige Hauptdarstellerin hier allerdings mit roten Haaren zeigt, dürfte ein Rätsel bleiben. Auf den Umschlaginnenseiten zeigt sich ein gezeichneter Stadtplan Kölns.

_Fazit_

„Der Sünde Lohn“ ist der dritte Band um die junge Kölner Wein und Pelzhändlerin Alyss van Doorne aus der Feder von Andrea Schacht. Mit ihren liebenswürdigen Figuren und den verschiedenen Abenteuern, die diese erleben, weiß die Autorin ihre Leserschaft in den Bann zu ziehen. Die Autorin schafft es, mit einer Menge Wortwitz, zeitgemäßen Beschreibungen und einer lebendigen Handlung das mittelalterliche Köln farbenprächtig wiederauferstehen zu lassen.

Zur Zielgruppe gehören hier die weiblichen Leserinnen, die angenehme Unterhaltung vor historischem Hintergrund suchen und genau das finden.

Bleibt zu hoffen, dass Andrea Schacht ihre sympathischen Charaktere noch manches spannende Abenteuer erleben lässt und so noch weitere Teile der Alyss-van-Doorne-Serie erscheinen.

_Autorin_

Andrea Schacht war lange Jahre als Wirtschaftsingenieurin und Unternehmensberaterin tätig, hat dann jedoch ihren seit Jugendtagen gehegten Traum verwirklicht, Schriftstellerin zu werden. Ihre historischen Romane um die scharfzüngige Kölner Begine Almut Bossart gewannen auf Anhieb die Herzen von Lesern und Buchhändlern. Mit „Die elfte Jungfrau“ kletterte Andrea Schacht erstmals auf die SPIEGEL-Bestsellerliste, die sie seither mit schöner Regelmäßigkeit immer neu erobert. Nun lässt sie die Almuts Tochter Alyss in deren Fußstapfen treten.

Andrea Schacht lebt mit ihrem Mann und zwei anspruchsvollen Katzen in der Nähe von Bonn.

|Taschenbuch: 448 Seiten
ISBN-13: 978-3442376698|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet
[www.andrea-schacht.de]http://www.andrea-schacht.de

_Andrea Schacht bei |Buchwurm.info|:_
|Begine Almut:|
[„Der dunkle Spiegel“ 369
[„Das Werk der Teufelin“ 1764
[„Die Sünde aber gebiert den Tod“ 4197

Lorentz, Iny – Ketzerbraut, Die

_Iny Lorentz:_

Seit das Münchener Autorenpaar Ingrid Klocke und Elmar Wohlrath unter dem inzwischen als Selbstläufer bekanntem Pseudonym Iny Lorentz die Welt der Historienromane erobert hat, ist den beiden Schreibern ein Platz in den Bestseller-Listen quasi garantiert. Insbesondere die Geschichten um „Die Wanderhure“, die endgültig für den Durchbruch sorgten, gelten als denkwürdige Zeitzeugnisse der Renaissance des Genres und haben großen Anteil daran, dass vergleichbare Schreiber wie Wolf Serno und Sabine Ebert ihre Serien und Einzelromane trotz einiger weniger spektakulärer Inhalte wieder großflächiger an den Mann oder die Frau bringen konnten. Dennoch musste man zuletzt erkennen, dass die hiesigen Autoren nicht mehr ganz so bewegende, dafür umso deutlicher vorhersehbare Geschichten entwarfen. Exemplarisch hierfür sei der letzte Roman „Die Rose von Asturien“ genannt, der im Schmalz der Liebesgeschichte gefangen blieb, die wertvollen historischen Elemente dabei aber nicht mehr ergreifend herausarbeiten konnte.“Die Ketzerbraut“ soll diesen Umstand mit einer etwas härteren Story und einprägsameren Charakteren nun wieder umkehren.

_Story:_

München zu Beginn des 16. Jahrhunderts: Die angesehene Bürgerstochter Genoveva reist mit großen Erwartungen nach Innsbruck, wo sie den Sohn eines Geschäftspartners ihres wohlhabenden Vaters ehelichen soll. Doch die Kutsche wird unterwegs aufgehalten, ausgeraubt und der mitreisende Zwillingsbruder von den Gaunern ermordet. Veva selber fällt in die Hände der Räuber, wird jedoch nach wenigen Tagen von Benedikt Haseleger aus ihrem Versteck befreit und in den Schoß ihrer Familie begleitet.

Doch die unverhoffte Rettung scheint für Veva eher Fluch als Segen, da ihr infolge des Überfalls nachgesagt wird, sie sei nicht mehr rein. Verzweifelt versucht ihr Vater, seine Tochter doch noch unter die Haube zu bekommen, und landet schließlich beim bereits berüchtigten Frauenheld Ernst Rickinger. Jener genießt allgemein ein sehr dürftiges Ansehen, da er die Schriften Luthers verbreitet und zudem jedem Rockzipfel hinterherjagt. Auf Bestreben von Vevas strengem, aber auch schwer krankem Vater gehen die beiden in Augsburg den Bund der Ehe ein und sollen fortan von Jakob Fugger ‚erzogen‘ werden. Allerdings können die beiden ihr Glück zunächst nicht finden. Der als Ketzer verschriene Rickinger steht weiterhin im Dienste der Lutheraner, Vevas Häscher haben derweil noch eine Rechnung zu begleichen, und ihr neuer Ehemann verbirgt überdies noch einige weitere Geheimnisse, die die erzwungene Liebe auf eine harte Probe stellen …

_Persönlicher Eindruck:_

Die Herangehensweise, die Iny Lorentz in ihrem neuen Roman wählen, scheint auf den ersten Blick sehr gut gewählt. Im Gegensatz zu ihren vorherigen Titeln geht das Paar in „Die Ketzerbraut“ von der ersten Seite an sehr zielstrebig zu Werke und werfen ihre Leserschaft sofort ins kalte Wasser: Der Überfall auf die Kutsche leitet den Text ein, die Geschehnisse scheinen sich schon in den ersten Kapiteln zu überschlagen, und während man ansonsten sehr viel Zeit darin investieren muss, den anschaulichen Charakterzeichnungen zu folgen und die tragenden Persönlichkeiten der Geschichte kennenzulernen, ist es hier zunächst die Ausgangssituation, die gesteigerte Priorität genießt.

In diesem Sinne zeigt die Spannungskurve schon zu Beginn sehr steil nach oben und eröffnet dem Buch alle erdenklichen Möglichkeiten – und diese werden von Lorentz genutzt. Auch weiterhin geht es Schlag auf Schlag und man findet, ganz ungewohnt, kaum einmal Raum und Luft, die prägenden Ereignisse auf sich beruhen zu lassen und die Struktur der Erzählung anzunehmen. Erst mit der Eheschließung, die als Abschluss einer Serie von bewegenden Geschehnissen zu betrachten ist, geschieht ein erster Cut, der eine angenehme Ruhe in den Plot bringt, leider aber auch ein wenig abgehackt erscheint. Wurde man anfangs regelrecht überfallen, befindet man sich nun auf der Suche nach spannungsfördernden Ausweichmöglichkeiten, die dann aber nur behäbig gefunden werden – und leider auch nicht mehr so temporeich inszeniert werden, wie dies noch auf den ersten 200 Seiten der Fall war.

Nun mag Tempo im Rahmen eines Lorentz-Romanes kein typisches Qualitätsmerkmal sein, schließlich zählen hier andere Werte und Eigenschaften. Doch gerade die Art und Weise, wie das Autorenpaar sich hier für einen sehr wendungsreichen Start und eine wirklich sehr gelungene Inszenierung einsetzt, weiß zu begeistern und weckt Erwartungen, die man vorab vielleicht gar nicht haben konnte. Umso enttäuschender ist daher, dass man sich im Laufe des Textes immer mehr in unbedeutsamen Entwicklungen verstrickt, dabei oftmals auf (manchmal sehr anstrengende) Wiederholungen zurückgreift und der Geschichte zuletzt auch gar nicht erst einen Spannungsaufbau ermöglicht, wie er anhand der zentralen Inhalte durchaus umsetzbar gewesen wäre. Was könnte schließlich in einer vermeintlichen Liebesgeschichte einen aufregenderen Kontrast darstellen als einige mysteriöse Verschwörungen bzw. Geheimnisse auf Seiten des Bräutigams, die alles in Frage stellen, was diese, wenn auch erzwungene, Liebe eigentlich ausmachen sollte. Leider machen die beiden Autoren aus diesen Voraussetzungen – und unter Berücksichtigung ihrer fabelhaften Reputation – zu wenig. Zwar werden die einzelnen Stränge konsequent weiterverfolgt und auch logisch ausgearbeitet, doch gerade diese prägenden Passagen, dort wo man wirklich mehr Tiefe verlangt hätte, scheinen in diesem Zusammenhang beliebig und weniger bedeutend, obschon sie es sein müssten, die der Story Leben einhauchen und ihr eine dementsprechend lebendige Kolorierung schenken.

Nichtsdestotrotz ist „Die Ketzerbraut“ ein guter, insgesamt auch lesenswerter Roman, was vor allem damit zu begründen ist, dass Klocke und Wohlrath stilistisch mal wieder sehr souverän agieren und ihre partiellen inhaltlichen Schwächen damit auch weitestgehend kaschieren können. Zwar muss man hier und dort ein paar Längen in Kauf nehmen, maßgeblich initiiert von den angesprochenen Eigenzitaten, doch summa summarum wird man nicht bereuen, „Die Ketzerbraut“ gelesen zu haben. Nur einen Gedanken sollte man sich in mehreren Aspekten wiederholt aus dem Kopf streichen: Dieses Buch ist auch schon wie seinen jüngeren Vorgänger keinesfalls so brillant wie „Die Wanderhure“. Dafür ist die Story einerseits zu leicht durchschaut und die Figuren auf der anderen Seite nicht mit der vergleichbaren Leidenschaft gezeichnet.

|Hardcover: 720 Seiten
ISBN-13: 978-3426662441|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de

_Iny Lorentz bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Kastratin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=980
[„Die Reliquie“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3766

Meyer, Kai – Herrin der Lüge

_Story:_

Gemeinsam mit ihrem Bruder Faun und ihrem strengen Vater reist die junge Saga von Stadt zu Stadt, um mit ihrem Gauklerzirkus ihren Lebensunterhalt einzustreichen. Auf der Burg Lerch hat die Reise jedoch ein jähes Ende: Faun wird für eine Gaunerei eingekerkert, seine Schwester ebenfalls für schuldig erklärt. Doch die Herrscherin Violante erfährt alsbald von Sagas besonderer Fähigkeiten, die Menschen mit ihren Lügen zu vereinnahmen. Der ihr eigene Lügengeist soll dazu dienen, neue Mitstreiter zu manipulieren und ein Heer von Jungfrauen anzuwerben, mit denen Violante schnellstmöglich ins Heilige Land einmarschieren will, um ihren schmerzlich vermissten Gatten zu suchen. Saga soll die neue ‚Magadalena‘ werden, eine ganze Armee anführen und schließlich als Machtwerkzeug der Gräfin zur Geheimwaffe werden.
Ohne jegliche Alternative lässt sich das junge Mädchen auf den Pakt ein und führt tatsächlich in wenigen Tagen eine kleine Streitmacht zusammen, die gemeinsam mit ihr und Violante nach Jerusalem ziehen soll. Allerorts schließen sich neue Frauen dem Lügenmarsch an, lassen sich verführen und von der vermeintlich edlen Motivation beeindrucken. Doch die Reise ist beschwerlich und fordert nicht nur Durchhaltevermögen, sondern auch das Geschick in der Schlacht. Eine Menge Blut muss fließen, bis das feminine Heer im Land der Kreuzzüge Station machen kann, nur um dort eine furchtbare Wahrheit anzuerkennen …

Derweil hat sich Faun aus dem Kerker der Burg befreien und die Verfolgung aufnehmen können. Unterwegs trifft er die geheimnisvolle Tiessa, mit der er die Reise, immer dicht auf den Fersen seiner Zwillingsschwester, fortsetzt. Lediglich der Wunsch und der unbändige Wille, Saga aus den Klauen ihrer neuen Vorgesetzten zu befreien und weiteres Unheil abzuwenden, treibt ihn weiter an. Doch auch er muss feststellen, dass eine Menge Opfer gebracht werden müssen, um dem Pfad der Jungfrauen weiter folgen zu können – und dass Saga inzwischen nicht mehr die Person ist, die seinerzeit mit ihm von Burg zu Burg gewandert ist …

_Persönlicher Eindruck:_

Dass Kai Meyer zu den wohl bedeutsamsten Autoren auf dem hiesigen Markt zu zählen ist, bedarf sicher keiner expliziten Erwähnung mehr. Seine Romane, die immerzu von einer Kombination aus düsteren Fantasy-Elementen, historischer Grausamkeit und einer immensen Abenteuerlust gezeichnet sind, finden regelmäßig ihre Position in den Bestseller-Listen und sind längst mehr als Geheimtipps für geschichtlich interessierte Buchliebhaber.

„Herrin der Lüge“ reiht sich nun perfekt in die Anthologie des Schreibers ein und gehört zu den ambitioniertesten, aber auch heftigsten Werken, die seiner Feder bis dato entsprungen sind. Die Geschichte ist fiktiv, wenn auch in einem realen Setting platziert, bewahrt sich aber diese typische Härte und diese dichte Atmosphäre, für die sein Werk in all den Jahren immerzu gerühmt wurde. Und dennoch: Irgendwie ist das 800 Seiten starke Mammut-Stück im Katalog eines Kai Meyer immer noch etwas Besonderes.

Wirklich hervorzuhaben sind hier zu aller erst die feinen Charakterzeichnungen, die sich in „Herrin der Lüge“ auch über die offenkundigen Protagonisten hinweg bewegen. Natürlich sind es Faun und besonders Saga, dazu die tyrannische Violante und die schüchterne, undurchdringliche Tiessa, die mit viel Liebe zum Detail ihr Profil gemalt bekommen. Aber überdies gibt sich Meyer auch unheimlich viel Mühe, all die Weggefährten, Randfiguren und Streckenpartner in Szene zu setzen, die allesamt eine mehr oder weniger elementare Rolle in der Geschichte einnehmen. Der Autor erzielt durch diese personenverliebte Darstellung schnell individuelle Sympathiewerte, selbst bei denjenigen Charakteren, deren Motive eher anrüchig oder gar egoistisch und abstoßend sind, schlichtweg, weil man sich schnell in deren eingängige Positionen hineinversetzen kann. Selbst Violante, zu der man aufgrund ihrer selbstverliebten Züge und ihrer kompromisslosen Vorgehensweisen schnell eine Abneigung entwickeln sollte, findet eine gewisse Identifikation, da ihr handeln jederzeit nachvollziehbar bleibt und zwischenzeitlich auch menschliche Züge ausgegraben werden, die man bei einer offensichtlich bösen Persönlichkeit nicht dringend vermutet.

Ähnlich umfangreich gestaltet Meyer daher auch die Schauplätze und die teilweise sehr kontrastreichen Szenarien. Obschon Saga und Faun mit ihrer jeweiligen Anhängerschaft die gleichen Orte bereisen und identische Stationen antreffen, weicht die Beschreibung und Präsentation der einzelnen Stätten dank einer völlig anderen Schwerpunktgestaltung doch immens voneinander ab. Der Autor gibt einem nie das Gefühl, zwei gleiche Begebenheiten ein zweites Mal zu erleben, wenngleich dies rein logistisch betrachtet permanent auf der Hand liegt. Doch mit viel Fantasie, der Gabe, jedes kleinste Detail sehr markant und einprägsam zu gestalten, und schließlich dem Umstand, sehr ausschweifend zu werden, ohne den Kern aus den Augen zu verlieren, entwickeln sich selbst die kleinen Dinge in „Herrin der Lüge“ zu einem atemberaubenden Erlebnis, welches auch abseits des inhaltlichen Themenschwerpunkts viele Highlights postiert. Was dies betrifft, ist Kai Meyer erwartungsgemäß wieder sehr souverän und gerade zum Schluss unantastbar.

Bleibt noch der enorme Umfang des Buches, der auch im Hinblick auf das nicht wirklich komplexe Storyboard, viele Tücken in sich birgt, über die der Autor aber niemals stolpert. Vermeintliche Längen werden durch rasante Wechsel und spektakuläre Wendungen umschifft, zunächst weniger bedeutsam anmutende Entwicklungen behalten ihre Spannung dank der angesprochenen Detailverliebtheit, die bereits zu Beginn sehr komplett erscheinenden Charaktere liefern dennoch immer wieder Raum für Wachstum, und da die Geschichte bis zur letzten Seite auch nicht durchschaubar ist, sind die Aufregung und das Abenteuer in jedem kleinen Fetzen des Buches garantiert. Damit ist Meyer mal wieder das gelungen, woran ein mittlerweile recht hoher Teil der historisch motivierten Schreiber scheitert: Die Vergangenheit lebendig zu machen, die Phantastik real erscheinen zu lassen und darüber hinaus Figuren zu erschaffen, die auch nachhaltig in Erinnerung bleiben. Ob „Herrin der Lüge“ daher Meyers bestes Werk ist, mag man angesichts seines hochwertigen Katalogs nun nicht behaupten. Fakt ist jedoch, dass der deutsche Autor wiederholt eine Geschichte kreiert hat, die zur saisonalen Spitze gehört, aber auch darüber hinaus als zeitloses Werk Gewicht haben wird. Stark! Einfach nur sehr stark!

|Broschiert: 848 Seiten
ISBN-13: 978-3404158911|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Kai Meyer bei |Buchwurm.info|:_
[Interview mit Kai Meyer]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=11
[„Dschinnland“ 5340 (Die Sturmkönige 1, Buchfassung)
[„Dschinnland“ 5635 (Die Sturmkönige; inszenierte Lesung zu Band 1)
[„Wunschkrieg“ 5744 (Die Sturmkönige 2, Buchfassung)
[„Wunschkrieg“ 5641 (Die Stürmkönige; inszenierte Lesung zu Band 2)
[„Die Wellenläufer“ 3247 (Hörbuch)
[„Die Muschelmagier“ 3252 (Hörbuch)
[„Die Wasserweber“ 3273 (Hörbuch)
[„Der Brennende Schatten“ 4506 (Hörspiel)
[„Die Vatikan-Verschwörung“ 3908 (Hörspiel)
[„Frostfeuer“ 2111 (Hörbuch)
[„Die Alchimistin“ 73
[„Das Haus des Daedalus“ 373
[„Der Schattenesser“ 2187
[„Die Fließende Königin“ 409
[„Das Buch von Eden“ 890 (Hörbuch)
[„Das Buch von Eden“ 3145
[„Der Rattenzauber“ 894
[„Faustus“ 3405
[„Seide und Schwert“ 3558 (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
[„Lanze und Licht“ 4549 (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
[„Drache und Diamant“ 4574 (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)
[Das Wolkenvolk – Seide und Schwert, Buch 1: „Wisperwind“ 5809 (Graphic Novel)

|Die Alchimistin – Das Hörspiel:|
1) [„Der Stein der Weisen“ 5052
2) [„Das Erbe des Gilgamesch“ 5155
3) [„Die Katakomben von Wien“ 5220
4) [„Das Kloster im Kaukasus“ 5263
5) [„Die Unsterbliche“ 5379
6) [„Die Schwarze Isis“ 5406
7) [„Der Schatz der Templer“ 5427
8) [„Der Alte vom Berge“ 5448

|Die Sieben Siegel|:
01 [„Die Rückkehr des Hexenmeisters“ 6209
02 [„Der schwarze Storch“ 6210
03 [„Die Katakomben des Damiano“ 6211
04 [„Der Dornenmann“ 6212
05 [„Schattenengel“ 6213
06 [„Die Nacht der lebenden Scheuchen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6580
07 [„Dämonen der Tiefe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6581
08 [„Teuflisches Halloween“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6582
09 [„Tor zwischen den Welten“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id_book=6583

Cornwell, Bernard – Stonehenge

Bernard Cornwell kennt und schätzt man als Autor von historischen Romanen. Doch dass er sich so weit in die Vergangenheit vorwagt, so tief in die Geheimnisse der frühen Menschheitsgeschichte eintaucht, das kennt man auch von ihm nicht. Denn wie schon der Titel seines Romans „Stonehenge“ vermuten lässt, befasst er sich hier mit einem der beeindruckendsten Beispiele frühester Baukunst. Wie ist dieser Steinkreis entstanden? Und vor allem warum? Wirklich abschließende Antworten wird es auf diese brennenden Fragen wohl nie geben. Allerdings wird eines immer wahr bleiben: Der Anblick von Stonehenge beflügelt die Fantasie. Und wer sollte mehr davon profitieren als ein Schriftsteller?

So ist natürlich klar, dass in diesem Roman alle handelnden Figuren (inklusive der sie treibenden Motive) frei erfunden sind und Cornwell ein Spiel im Sinne „Was wäre, wenn …“ betreibt. Trotzdem hat er natürlich – wie immer – fleißig recherchiert, gerade was Theorien zu Stonehenges Sinn und Zweck und eventuelle Baumethoden angeht. Das ist nur logisch, schließlich braucht er dieses Wissen, um seine fiktive Stonehenge-Theorie aufzustellen.

_Im Zentrum der Geschichte_ stehen drei Brüder: Lengar soll sich als brutaler und diktatorischer Kriegsherr herausstellen, der seinen Vater tötet, um Stammesführer zu werden und der fortan ständig Raubzüge in die umliegende Gegend unternimmt und mit Vorliebe den Erzfeind, die Siedlung Cathallo, überfällt. Saban hingegen gerät nach seinem Vater – ein realistischer, zupackender Mann, der eigentlich nichts anderes will als sein Leben in Frieden zu leben. Am liebsten natürlich mit einer schönen Frau an seiner Seite und einem ganzen Haufen Kinder. Und zu guter Letzt wäre da noch Camaban, der als Kind aus dem Stamm verstoßen wurde, weil er missgestaltet war. Doch so leicht gibt Camaban nicht auf: Er versteckt sich im alten Tempel und diese frühe Zwiesprache mit den Göttern legt den Grundstein für seine steile Karriere als Zauberer. Er geht bei der bekanntesten Zauberin der Gegend in die Lehre, die ihm seinen Klumpfuß richtet (halbwegs). Er reist, um auch die letzten Geheimnisse der Welt zu ergründen und es ist seine Vision, auf der Stonehenge fußt.

Dabei muss diese Vision – wie die Hängenden Steine selbst – von Grandeur geprägt sein. Tatsächlich liegt ihr eine durchaus genau beobachtete astronomische Theorie zugrunde. So hat Camaban durch genaue Himmelsbeobachtung herausgefunden, dass Mond- und Sonnenjahr nicht gleichlang sind. Was sie aber sein sollten, denn Sonne (Slaol) und Mond (Lahanna) sind die wichtigsten Götter der damaligen Menschen. Es geht die Legende, dass Lahanna eigentlich mit Slaol vermählt werden sollte. Doch sie widersetzte sich und darin liegen Krankheit und Tod begründet. Aus seinen Beobachtungen schließt Camaban nun, dass Slaol sich immer weiter von der Erde wegbewegt. Könnte man ihn aber mit einem riesigen, beeindruckenden Tempel zurücklocken – ihn also in seine ursprüngliche Bahn zurückbringen, so kämen Lahanna und Slaol wieder zusammen. Die Welt würde wieder ins Gleichgewicht gelangen und es würde weder Winter noch Tod geben. Eine durchaus detallierte Theorie, die Camaban durch Charisma durchsetzen und mit Sabans Hilfe in die Tat umsetzen kann.

_Es ist interessant_, dass Cornwell sich nicht auf ein zyklisches Zeitverständnis einlässt. Für seine Charaktere sind die ewig wiederkehrenden Dichotomien von Leben und Tod, Werden und Vergehen, Sommer und Winter offensichtlich keine gottgegebenen Regeln. Oder vielleicht ist es auch Camabans fortschreitender Wahnsinn (und Größenwahn), der ihn dazu treibt, diese grundlegenden Gesetze der Welt anzuzweifeln. Faszinierend ist dabei vor allem Cornwells Beschreibung des Gottesglaubens. Denn die Götter sind überall – in Sonne und Mond, im Fluss, im Wald und im Himmel. Alles, was von der Norm abweicht, kann ein Omen sein: Ein aufsteigender Vogel kann Gutes bedeuten, eine Wolke, die sich vor die Sonne schiebt dagegen Unheil verkünden. Um dieses Omen zu interpretieren, gibt es natürlich Priester – oder wie in Camabans Fall Zauberer. Wenn sie glaubwürdig vermitteln können, dass sie in direktem Kontakt mit den Göttern stehen, so winkt ihnen absolute Macht.

Dabei begeht Cornwell nie den Fehler, diese Götter wirklich manifest werden zu lassen. Es sind letztlich eben doch nur Sonne, Mond, Fluss und Wald. Doch die Art, wie Cornwells Charaktere die sie umgebende Natur interpretieren und sie als lebendig und eben auch göttlich auffassen – das ist dem Autor wunderbar und überzeugend gelungen.

Trotzdem wird man mit den Figuren und ihren Motiven nicht so recht warm. Vielleicht liegt es wirklich einfach daran, dass 2500 v. Chr. so enorm lange her ist, dass uns mit den damaligen Lebenswelten wenig verbindet. So ist es zwar beeindruckend zu sehen, wie frühe Menschen aus reinem Glauben ein die Zeit überdauerndes Bauwerk erschaffen, dass uns noch heute fasziniert. Und doch steht dem wirklichen Zauber immer auch die modernde, abgeklärte Draufsicht entgehen, die fragen will: „Ehrlich? Ihr glaubt wirklich, die Sonne ihre Bahn verändern wird, weil ihr Steine aufeinanderschichtet?“

_“Stonehenge“ funktioniert daher_ wunderbar als abstrakte „Was wäre, wenn …“-Studie, aber es funktioniert nicht so gut als Roman, da die Figuren ihre Distanz zum Leser nie ganz aufgeben. Man schaut eben fasziniert wie in einem Museum auf diese Relikte einer lange vergangenen Zeit, aber wirkliches Verständnis, ein echtes Einfühlen, ist fast unmöglich. Somit ist „Stonehenge“ kein ganz großer Wurf, doch für alle, die sich mit der Entstehung der Hängenden Steine beschäftigen wollen, ohne ein Sachbuch zu lesen, gibt es trotzdem eine Leseempfehlung.

|Taschenbuch: 672 Seiten
Originaltitel: Stonehenge
ISBN-13: 978-3499253645|
[www.rowohlt.de]http://www.rowohlt.de

_Bernard Cornwell auf |Buchwurm.info|:_
[„Stonehenge“ 113
[„Die Galgenfrist“ 277
[„Der Bogenschütze“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1) 3606
[„Der Wanderer“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3617
[„Der Erzfeind“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3) 3619
[„Das Zeichen des Sieges“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6223
[„Das brennende Land“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6656

|Sharpe|:
01 [„Sharpes Feuerprobe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5208
02 [„Sharpes Sieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5829
03 [„Sharpes Festung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7099
04 [„Sharpes Trafalgar“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7111

Winterberg, Liv – Vom anderen Ende der Welt

England, Ende des 18. Jahrhunderts: Mary Linley wird von ihrem Vater, einem Botaniker, in den wissenschaftlichen Lehren ausgebildet. Sie träumt davon, eines Tages die Welt zu umsegeln und als Forscherin neue Entdeckungen zu machen, doch Frauen sind diese Berufe verschlossen.

Eines Tages kehrt ihr Vater nach einer Fahrt zum Kap Hoorn nicht mehr zurück. Die nun verwaiste Mary kommt unter die Obhut ihrer Tante, die sie möglichst schnell verheiraten will. Mary aber will sich nicht in ihr Schicksal fügen. Nachdem sie als Frau keine Chance hat, verkleidet sie sich als junger Mann, präsentiert ihre Arbeiten zur Botanik und heuert auf der „Sailing Queen“ als Zeichner an. Unter der Leitung des Botanikers Carl Belham startet eine Expedition nach Madeira, Feuerland und Tahiti.

Mary alias Marc Middleton hat alle Mühe, ihre wahre Identität zu verbergen. Auf der Reise um die halbe Welt erlebt sie Unwetter, Krankheit und Tod, kann aber auch endlich ihr Können unter Beweis stellen. Erschwerend kommt mit der Zeit hinzu, dass sie sich zu Carl Belham immer mehr hingezogen fühlt …

_Liv Winterbergs Debütroman_ nimmt sich ein im historischen Genre beliebtes Thema vor – „eine Frau verkleidet sich als Mann“, um ihrer heimlichen Berufung nachzugehen und dabei funkt ihr irgendwann die Liebe dazwischen. Dabei orientiert sich die Autorin allerdings an einer tatsächlichen Persönlichkeit, nämlich der Botanikerin Jeanne Baré. Baré gelangte 1768 als Jean Baré an Bord eines Schiffes, das den Südpazifik erkundete und leistete mit ihren Arbeiten einen der bedeutsamen Beiträge zur Botanik im 18. Jahrhundert. Sehr viel ist über Barés Leben nicht bekannt, sodass sie nur zur Inspiration für die Figur Mary Linley diente, das Buch will keinesfalls eine Biographie darstellen.

Mit Mary Linley ist eine reizvolle Protagonistin geschaffen worden, die dem Leser schnell sympathisch ist. Sie ist ihrer Zeit natürlich ungewöhnlich weit voraus, aber angenehmerweise ist sie längst nicht immer souverän. Ihre Unsicherheiten und ihre Probleme mit den für sie völlig neuen Gepflogenheiten an Bord werden anschaulich und überzeugend geschildert. Weitere wichtige Figuren, die der Leser im Laufe der Handlung ins Herz schließt, sind vor allem Franklin, Carl Belhams Assistent, mit dem sich Mary eine Kabine teilen muss, der unerschütterliche Belham selbst, William Middleton, der Bedienstete von Marys Vater, der sie seit der Kindheit kennt und der vergeblich versucht, sie aufzuhalten und der zehnjährige Schiffsjunge Seth, der Sohn des Bootsmanns, der unter seinem strengen Vater leidet und sich an seinen älteren Bruder Nat klammert und in „Marc“ einen guten Freund findet. Liv Winterberg verzichtet auf eine geschönte Darstellung des Alltags auf einem Expeditionsschiff. Vielmehr gibt es einige dramatische und traurige Szenen, in denen liebgewonnene Charaktere ihr Leben lassen müssen, was im ersten Moment schmerzt, letztlich aber eine gute Konsequenz darstellt. Die Handlung birgt aber auch einige heitere Momente, vor allem was das derbe Verhalten der Mannschaft angeht und ein ums andere Mal, wenn Mary mehr von den Männern sieht, als ihr lieb ist.

Zu bemängeln gibt es wirklich nicht viel an diesem Roman. Das Ende ist ein bisschen knapp bemessen, man darf nicht erwarten, dass man erfährt, wie Marys leben in den weiteren Jahrzehnten aussehen wird – das ist der Tatsache geschuldet, dass eben auch von ihrem Vorbild Jean Baré nicht überliefert ist, wie ihr Leben weiter verlief und die Autorin orientierte sich daran. Allerdings gibt es zumindest Andeutungen, die den Leser durchaus zufriedenstellen. Schade ist, dass die Handlung nach dem einseitigen Prolog aus Marys Kindheit sofort zehn Jahre überspringt. Der Leser lernt Marys Vater also leider nur in ihren Erinnerungen kennen.

_Die Autorin_ Liv Winterberg wurde 1971 in Berlin geboren und studierte zunächst Germanistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft. Vor ihrer Tätigkeit als Romanautorin schrieb sie Drehbücher und recherchierte für Film und Fernsehen. „Vom anderen Ende der Welt“ ist ihr Debütroman.

_Als Fazit_ bleibt ein durchweg unterhaltsamer Historienroman, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Die Handlung ist kurzweilig, gut recherchiert, leicht zu lesen und die Figuren überzeugen. Es gibt nur kleine Schwächen, die insgesamt kaum ins Gewicht fallen.

|Taschenbuch: 448 Seiten
ISBN-13: 978-3423248471|
[www.dtv.de]http://www.dtv.de

Grahame-Smith, Seth – Abraham Lincoln – Vampirjäger

„Never judge a book by its cover“, heißt es in einem englischen Sprichwort. Eigentlich soll das bedeuten, dass auch eine unansehnliche Verpackung einen wertvollen Inhalt verbergen kann. Doch dass das Sprichwort auch in die umgekehrte Richtung funktioniert, beweist Seth Grahame-Smith in seinem Roman „Abraham Lincoln – Vampirjäger“. Denn hier sieht die Verpackung ungemein viel versprechend aus. Es ist jedoch der Inhalt, der nicht restlos überzeugen kann.

Seth Grahame-Smith, das ist der mit „Stolz und Vorurteil und Zombies“. Die Idee, einen Klassiker mit Horrorelementen zu versetzen hat sich wohl als gewinnbringend herausgestellt und so widmet er sich in „Abraham Lincoln – Vampirjäger“ ein weiteres Mal diesem literarischen Genre. Das erscheint zunächst so abwegig wie faszinierend und hält man das Buch zum ersten Mal in den Händen, möchte man sich auch sofort in die Lektüre stürzen, denn Autor und Verlag haben sich viel Mühe gegeben, der ganzen Sache einen pseudorealistischen Anstrich zu geben. Da wäre zunächst das Cover, auf dem ein Ganzkörperpotrait Lincolns zu sehen ist. Sicher, die reichlich auffällig verteilten Blutspritzer lassen erahnen, worum es gehen wird – doch die Axt, die Lincoln geradezu subtil hinter dem Rücken versteckt, die ist wohl dem Augenzwinkern des Autors zu verdanken. Auch ein erstes Blättern zeigt Erfreuliches, denn der Roman ist nicht nur eine Textwüste. Er gibt sich den Anstrich einer seriösen Biographie und so finden sich auch zahlreiche Abbildungen darin, die ebenso wie der Text Vampirisches in Lincolns Leben einfließen lassen. Zu guter Letzt wären da noch die Werbeseiten am Ende des Buches, die auf Neuerscheinungen wie „Ich bin Legendär“ (Obama jagt allerlei monströses Ungetier) und „Die neuen Leichen des jungen W.“ (Edgar will das Politbüro der SED abknallen) hinweisen. Einfach herrlich!

Doch was ist nun mit dem Roman selbst? Der dümpelt leider durchgehend im Mittelmäßigen und will nie so recht an Fahrt gewinnen, obwohl die Grundidee ja eigentlich genügend Stoff für ein abstruses und unterhaltsames Handlungsgeschehen liefern sollte. Es geht los im Hier und Heute, als ein mysteriöser Fremder (dessen Identität sich erst im Laufe des Romans enthüllt) dem Autor die geheimen Tagebücher von keinem geringerem als Abraham Lincoln anvertraut mit der Bitte, sie öffentlich zu machen. Die Tagebücher enthalten Erstaunliches! Nicht nur rekapitulieren sie Lincolns Leben mit allen hinlänglich bekannten Fakten. Vielmehr fördern sie zutage, dass Lincoln der wohl größte Vampirjäger seiner Zeit war. Nicht nur das, auch der Bürgerkrieg war eigentlich ein Krieg gegen die vampirische Invasion auf amerikanischem Boden!

Der junge Abe wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Vampire treten erst in sein Leben, als seine Mutter überraschend stirbt – ein Vampir hatte sie mit seinem Blut vergiftet. Fortan schwört er Rache. Er übt sich im Kampf und lernt alles, was über Vampire in Erfahrung zu bringen ist. Doch wirklich erfolgreich ist er erst, als ein (netter) Vampir ihn aufspürt, ihm einige Tricks und Kniffe beibringt und ihn dann über Jahre mit den Namen und Adressen derer versorgt, die Abe ins Jenseits befördern soll. Das könnte ewig so weitergehen, doch bald wird enthüllt, dass die Vampire sich vor allem in den Südstaaten ansiedeln. Durch die Sklaverei steht ihnen ein schier unerschöpflicher Menschenstrom zur Verfügung, ohne dass jemandem auffallen würde, wenn ein paar Sklaven ausgesaugt werden. Und so machen die Vampire und die Sklavenhalter gemeinsame Sache – für beide Seiten ein vorteilhaftes Geschäft. Abe erkennt also, dass die Sklaverei unbedingt unterbunden werden muss, um den „Bluthahn“ der Vampire abzudrehen.

Dieser Gedanke bestimmt ihn fortan und ist der vordringendste Grund für sein Handeln. Letztendlich ist es eben auch dieses Wissen, das den Bürgerkrieg bestimmt. Denn die Vampire (vor langer Zeit aus Europa vertrieben) wollen die USA, eine junge Nation, unterjochen und nach ihrem Gutdünken umgestalten. Das gilt es unbedingt zu unterbinden.

Grahame-Smith liefert ein Paradebeispiel dafür ab, wie eine eigentlich gute Idee im Wust des Durchschnittlichen verkümmert. Nie schafft er es, beim Leser wirkliche Sympathie für Abe hervorzurufen. Sämtliche Charaktere bleiben fremd und beliebig und selbst Abe, dessen Tagebucheinträge oft zitiert werden, bekommt man als Leser nie wirklich zu fassen. Diese Distanz zwischen Roman und Leser schmälert das Lesevergnügen ungemein, denn nie berührt wirklich, was auf den Seiten passiert. Da passiert durchaus einiges – und auch tragisches -, doch macht es Grahame-Smith dem Leser unglaublich schwer, mit den Figuren zu fühlen.

Dies ist zu einem Großteil der absolut nichtssagenden Prosa geschuldet. Literarisch ist „Abraham Lincoln – Vampirjäger“ eine Nullnummer, ein ziemlich uninspiriert heruntergeschriebener Schinken, der offensichtlich nur vorgefertigte Handlungspunkte abarbeiten will, ohne sich großartig für Zwischentöne zu interessieren. Dabei kann sich Grahame-Smith nie richtig für eine Fahrtrichtung entscheiden. Über große Strecken versucht er sich als distanzierter (und objektiver) Biograph, eine Taktik, in der wohl die Ursache für die oben beschrieben Autor-Leser-Distanz zu suchen ist. Dann wieder, als würde der Autor aus einer Trance erwachen, schlüpft er plötzlich in den Kopf eines Charakters und schwenkt um zum personalen Erzähler. Diese Passagen stechen dann jedoch unschön gefühlig aus der restlichen Wüstenlandschaft heraus, wobei nie klar wird, was der Autor nun damit bezwecken wollte oder ob er überhaupt bemerkt hat, dass er die Erzählperspektive gewechselt hat.

Anderen Charakteristika der Biographie ergeht es ähnlich. Grahame-Smith zitiert viel – sehr viel! – aus den fiktiven Tagebüchern Lincolns. Eine typische Seite seines Romans ziert mindestens ein Tagebuchzitat. Manchmal sind es mehr, manchmal sie die Zitate einfach nur länger. Grundsätzlich jedoch liegt der Verdacht nahe, dass sich Zitate und Erzählung im Roman die Waage halten. Da Grahame-Smith als Schriftsteller jedoch keine Leuchte ist, klingen Zitate und Erzählung absolut gleich und so hat man als Leser irgendwann Schwierigkeiten überhaupt noch festzustellen, auf welcher Erzählebene man sich nun eigentlich befindet. Auch hier ist ungeklärt, was das eigentlich soll. In der Rahmenhandlung wird schließlich erläutert, dass das Buch auf der Quelle der fiktiven Tagebücher fußt, kein Grund also, sie alle Nase lang zu zitieren. Das zerstückelt den Lesefluss äußerst unschön, bringt ansonsten aber keinen Mehrwert, da die Zitate die Handlung eben nicht erläutern (wie das sonst bei Zitaten der Fall ist), sondern einfach die Handlung fortführen. Dazu kommen noch die absolut unnötigen Fußnoten, die der „Biographie“ einen wissenschaftlichen Anstrich geben sollen und prompt weiß man nicht mehr, wo man zuerst hinschauen soll: Text? Zitat? Oder doch lieber die Fußnote, die unnötigerweise erklärt, was eine Kartätsche ist.

Der Roman liest sich trotzdem flott weg. Allerdings wird man den Eindruck nicht los, dass es sich bei „Abraham Lincoln – Vampirjäger“ um eine grandiose Idee handelt, die ziemlich dilletantisch ausgeführt wurde. Mal sehen, ob Tim Burton dem Stoff mehr abgewinnen kann. Es heißt, er habe die Filmrechte erworben.

|Taschenbuch: 496 Seiten
Originaltitel: Abraham Lincoln – Vampire Hunter
ISBN-13: 978-3453528321|
[www.heyne.de]http://www.heyne.de

_Seth Grahame-Smith bei |Buchwurm.info|:_
[„Das große Porno-Buch“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3650

Lode, Cjristoph – Bruderschaft des Schwertes, Die

_Konstantinopel 1309._ Der kaiserliche Hauptmann Raoul von Bazerat lebt mit seiner Frau Jade und der gemeinsamen Tochter Naje im byzantinischen Reich, das seit Jahren von Unruhen erschüttert wird. Während Raoul gegen die Osmanen kämpft, die seine Heimat bedrohen, wird seine fünfjährige Tochter von beunruhigenden Visionen geplagt.

Als Raoul nach einer Seeschlacht gegen Piraten wieder zu seiner Frau Jade und seiner kleinen Tochter Naje zurückkehrt, muss der Hauptmann feststellen, dass beide entführt wurden. Schnell ist der Täter ausgemacht, der mysteriöse persische Kaufmann Barzin Ardeshir hat mithilfe des geheimnisvollen und fanatischen Schwertbrüderordens Raouls Familie verschleppt.

Die Spuren führen Raoul und seinen treuen Freund Narses hoch in den weit entfernten Norden, fern der ihnen bekannten Welt. Raoul will seine Frau und seine geliebte Tochter so schnell wie möglich aus den Fängen Ardeshirs befreien, denn nicht nur den persischen Kaufmann umgibt ein großes Geheimnis, auch Jade und Naje umgibt ein Geheimnis, das so alt wie die Welt selber ist …

_Kritik_

Mit seinem Roman „Die Bruderschaft des Schwertes“ hat der Autor Christoph Lode einen spannenden, historischen Roman geschrieben, der geschickt mit mysteriösen Fantasyelementen verwoben ist. Seine Figuren schickt der Autor auf eine spannende Reise, die in Konstantinopel ihren Anfang findet und an der Ostseeküste Litauens endet.

Dem detaillierten, zeitgemäßen und flüssigen Sprachstil des Autors kann der Leser mit Leichtigkeit folgen und sich so in die spannende und mystische Handlung fallen lassen. Der Satzbau ist klar gegliedert und auch die Länge der einzelnen Kapitel ist angenehm für den Lesefluss.

Die Umgebung, sei es das prächtige Konstantinopel oder auch das wilde Litauen, hat der Autor bildgewaltig und eindrucksvoll beschrieben. So ist es ein Leichtes, sich beim Lesen diese Orte lebhaft vor Augen zu führen. Auch die geheimnisvolle Atmosphäre, die der Autor erschafft, schlägt den Leser schnell in seinen Bann. So fiebert man mit den verschiedenen Protagonisten mit und erlebt die Gefühle fast hautnah.

Verschiedene dramatische so wie rätselhafte Nebengeschichten bieten zusammen mit dem unterhaltsamen Plot eine fesselnde Geschichte, an deren Ende alle Fäden zusammenlaufen.

Erzählt wird der Roman aus der Perspektive eines Beobachters, der zwischen den Charakteren wechselt. Folgen kann der Leser dem Wechsel spielend, da dieser nie überraschend kommt, sondern immer ein neues Kapitel dem vorangeht. Schnell lernt der Leser so die verschiedenen Figuren kennen und auch das zu verstehen, was diese zu ihrem Handeln bewegt.

Viel Zeit für ausschweifende Erklärungen bleibt dem Leser nicht, vielmehr katapultiert Christoph Lode seine Leser direkt in das Geschehen und die Hintergründe der Geschichte klären sich so im Verlauf auf. Der Spannungsbogen ist so direkt am Anfang des Buches deutlich präsent und entwickelt sich stetig weiter. Langatmige Passagen kommen so kaum vor.

Seinen Protagonisten haucht der Autor eine Menge Leben ein. Die einzelnen Figuren überzeugen durch eine Vielzahl an Eigenschaften. Auch das Äußere wurde ansprechend beschrieben, sodass der Leser auch hier keine Probleme haben dürfte, sich dieses bildlich vorzustellen.

Den Dreh- und Angelpunkt dieses Romans bietet der kaiserliche Hauptmann Raoul von Bazerat. Schnell wird klar, dass seine Feinde zurecht schnell das Weite suchen sollten. Einem Untergebenen gegenüber tritt er hart aber dennoch fair auf. Dieses sichert ihm den vollen Gehorsam seiner Leute und so kann Raoul sich immer auf seine Krieger verlassen. Lediglich für seine Frau Jade und die gemeinsame Tochter Naje bleibt während der Unruhen rund um Konstantinopel wenig Zeit.

Raouls Frau Jade umgibt ein altes Geheimnis, stammt sie doch von einem verloren geglaubten Volk ab. Sicher ist nur, dass ihre Abstammung nicht bekannt werden darf, schließlich regieren mittlerweile die Christen das Reich. Während der Entführung durch den geheimnisumwitterten Ardeshir, erfährt Jade viel Leid und so stehen auch bald ihre Ehe und ihre Gefühle für Raoul auf der Kippe.

Die kleine Naje ist ein entzückendes kleines Mädchen von fünf Jahren. Dass sie von verwirrenden Visionen geplagt wird, nimmt sie recht leicht und auch ihre Fähigkeiten, die sich sehr schnell entwickeln, nimmt sie kindgerecht auf. Trotz der Gefahr, in die sie sich begibt, schleicht sie sich mit ihrer spielerisch kindlichen Art schnell in die Herzen der Leser.

Selbstverständlich kommt ein spannender Roman nicht ohne eine gewisse Anzahl an Bösewichten aus, diese bekommen hier durch Barzin Ardeshir ein gefürchtetes Gesicht. Um seine zerstörerischen Ziele zu erreichen, schreckt Ardeshier vor nichts zurück. Unterstützung erfährt der mysteriöse Bösewicht durch den fanatisch christlichen Schwertbrüderorden.

Das Cover fällt in seiner Gestaltung auf jeden Fall ins Auge. In dunklen Blautönen gehalten, fallen die goldene Schrift und auch das abgebildete Schwert angenehm ins Auge.

_Fazit_

Christoph Lode hat mit seinem Roman „Die Bruderschaft des Schwertes“ einen sehr unterhaltsamen Roman geschrieben, der durch historische sowie geschickt eingewobene Fantasy-Elemente besticht. Auch die interessant konzipierten Charaktere tragen hier zum Lesespaß deutlich bei.

„Die Bruderschaft des Schwertes“ kann ich aufgeschlossenen Lesern historischer Bücher sehr empfehlen. Ich selber habe dieses Buch von der ersten bis zur letzten Seite genossen.

_Autor_

Christoph Lode, geboren 1977, ist in Hochspeyer bei Kaiserslautern aufgewachsen und lebt heute mit seiner Frau in Mannheim. Er studierte in Ludwigshafen am Rhein und arbeitete in einer psychiatrischen Klinik bei Heidelberg. Heute widmet er sich ganz dem Schreiben. Bereits mit seinen ersten beiden historischen Romanen, „Der Gesandte des Papstes“ und „Das Vermächtnis der Seherin“, sorgte er ebenso für Furore wie mit der großen Fantasy-Trilogie „Pandämonia“. (Verlangsinfo)

|Taschenbuch: 512 Seiten
ISBN-13: 978-3442473762|
[www.randomhouse.de/goldmann]http://www.randomhouse.de/goldmann

Cornwell, Bernard – Sharpes Trafalgar. Richard Sharpe und die Schlacht von Trafalgar, 21. Oktober 1805 (Sharpe 4)

_|Sharpe|:_
01 [„Sharpes Feuerprobe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5208
02 [„Sharpes Sieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5829
03 [„Sharpes Festung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7099
04 _“Sharpes Trafalgar“_
05 „Sharpes Beute“
06 „Sharpes Aufstieg“
07 „Sharpes Mission“
08 „Sharpes Trophäe“
09 „Sharpes Gold“
10 „Sharpe’s Escape“ (noch ohne dt. Titel)
11 „Sharpe’s Fury“ (noch ohne dt. Titel)
12 „Sharpe’s Battle“ (noch ohne dt. Titel)
13 „Sharpes Rivalen“
14 „Sharpes Degen“
15 „Sharpe’s Skirmish“ (noch ohne dt. Titel)
16 „Sharpes Feind“
17 „Sharpes Ehre“
18 „Sharpes Geheimnis“
19 „Sharpe’s Christmas“ (noch ohne dt. Titel)
20 „Sharpes Triumph“
21 „Sharpes Rache“
22 „Sharpes Waterloo“
23 „Sharpe’s Ransom“ (noch ohne dt. Titel)
24 „Sharpe’s Devil“ (noch ohne dt. Titel)

Als wir Richard Sharpe am Ende von [„Sharpes Festung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7099 zurückließen, hatte er gerade sein letztes Abenteuer auf indischem Boden bestanden. Drei Romane lang schlug er sich also in Indien durch, nahm an mehreren Schlachten teil (ruhmreich natürlich) und wurde in den Offiziersstand befördert – im 19. Jahrhundert kein unbedingt leichtes Unterfangen für einen einfachen Soldaten. Doch nun wird es für Sharpe langsam Zeit, Indien den Rücken zu kehren und sich nach England einzuschiffen, um sich dort seinem neuem Regiment anzuschließen. Natürlich ist das einfacher gesagt als getan, denn eine Schiffspassage geht bei Richard Sharpe nicht ohne Abenteuer vonstatten. Und ohne Schlacht von historischen Ausmaßen schon gar nicht. Man bedenke, wir schreiben das Jahr 1805 …

Das Abenteuer geht schon los, bevor Sharpe überhaupt den Fuß aufs Schiff, die „Calliope“, gesetzt hat. Denn als er Möbel und Truhen für die Passage kauft, sitzt er einem Betrüger auf. Bei seinem Versuch, sein Geld wiederzuergaunern, macht er die Bekanntschaft von Captain Joel Chase. Die beiden sind sich sofort sympatisch, doch ist die aufblühende Männerfreundschaft nur von kurzer Dauer, da Chases Schiff die „Pucelle“ ist und ein anderes Ziel anläuft. So findet sich Sharpe also auf der „Calliope“ unter dem biestigen Captain Cromwell wieder. Die Tage sind lang und das Essen mies.

Glücklicherweise befindet sich jedoch auch eine wunderschöne Frau an Bord, die von ihrem Mann – einem verknöcherten und langweiligen Lord – angeödet ist. Sharpe und Lady Grace beginnen eine Affäre, aus der sich tatsächlich so etwas wie Liebe entspinnt. Doch was, wenn die beiden entdeckt werden? Kann man auf einem Schiff überhaupt ein Geheimnis bewahren?

Noch dazu wird die „Calliope“ von einem französischen Schiff aufgebracht. Sie kann allerdings von Chase und seiner „Pucelle“ zurückerobert werden und so kommt Sharpe doch noch in den Genuss, mit dem Captain zu segeln – was eine ungemeine Verbesserung zu der bisherigen Reise mit Cromwell darstellt. Und da sie geradewegs auf die Seeschlacht von Trafalgar zusteuern, ist es wohl auch besser mit einer Mannschaft zu segeln, die ihrem Captain treu ergeben ist.

Bernard Cornwell hat sich hier einmal aufs Wasser gewagt: |Sharpe goes Hornblower| sozusagen. Und ja, „Sharpes Trafalgar“ bietet genau das, was Titel und Cover versprechen: Die Schlacht von Trafalgar nimmt ungefähr ein Viertel des Romans ein – wird also mehr als ausgiebig geschildert. Dabei lebt der Roman im Ganzen fast ausschließlich vom ungewohnten (zumindest im „Sharpe“-Universum) Setting. Genüsslich schildert Cornwell das eintönige und wenig glamouröse Leben an Bord und bringt interessante und realistische Details. Zum Beispiel das stetig schlechter werdende Essen an Bord je länger ein Schiff unterwegs ist. Oder auch die Tatsache, dass offensichtlich jedes Schiff zahlreiche Lecks hat, was für eine Landratte kein wirklich beruhigender Gedanke ist.

Auch die Schlacht von Trafalgar entbehrt dabei jeglicher verklärender Romantik. Schon Cornwells Hinarbeiten auf den Moment der ersten Kanonenschüsse ist eine nervenaufreibende Geschichte. Bisher waren in Seeschlachten die teilnehmenden Parteien immer in Linien aufeinander zu gesegelt, um sich dann paarweise ineinander zu verhaken. Nelson jedoch wählt eine andere Taktik: Während der Feind eine Linie bildet, greift die englische Flotte als Keil an. Das bedeutet einerseits, dass das Schiff an vorderster Front eine Weile allein dem Feind ausgeliefert ist. Es bedeutet aber auch, dass die Engländer eine halbe Stunde lang auf den Feind zusegeln und sich beschießen lassen müssen. Diese kaltblütige Taktik führte schließlich zum Erfolg, doch wie verlustreich sie ist, schildert Cornwell ausgiebig. Als die „Pucelle“ endlich ins Geschehen eingreifen kann, ist sie kaum mehr als eine schwimmende Nuss – die Aufbauten sind stark beschädigt und auch die Mannschaft dezimiert. Das Nervenaufreibende daran ist vor allem die unglaubliche Langsamkeit. Auf einem Schiff geht es eben nicht zu wie bei „Fluch der Karibik“, wo man den Zuschauer gern glauben machen möchte, dass sich Schiffe bewegen wie gepimpte Autos beim Tokyo Drift. Stattdessen bekommt man hier eher den Eindruck eines behäbigen Elefantenrennens: „Alles geschah so langsam. Sharpe fand das schwer zu ertragen. Es war nicht wie bei einer Schlacht an Land, wo die Kavallerie über das Feld preschte und die Artillerie das Schlachtfeld beschoss. Diese Seeschlacht fand in lethargischem Tempo statt und es gab einen sonderbaren Kontrast zwischen der stattlichen, bedächtigen Schönheit der aufgetakelten Schiffe und dem Lärm ihrer Geschütze.“ Was nichts anderes heißt, als dass bei einem Elefantenrennen eben doch einiges zu Bruch gehen kann.

Vieles ist Cornwell in diesem „Sharpe“-Abenteuer gelungen: Das Setting auf See bringt neuen Schwung in die Reihe und Cornwell versteht es hier wieder, überzeugende Nebencharaktere auftreten zu lassen. Allen voran wäre da Captain Chase zu nennen, der nicht nur dem Leser sofort sympatisch ist, sondern der offensichtlich auch einen großen Eindruck auf Sharpe macht. Seine Art, Männer zu führen – mit Freundlichkeit und Lob anstatt mit der Peitsche -, ist etwas, dem Sharpe in seiner neuen Funktion als Offizier nacheifern möchte. Und so beobachtet er Chase, wann immer er kann, um von ihm zu lernen: „Sharpe beobachtete Chase, denn er nahm an, dass er noch viel über die Feinheiten der Menschenführung lernen konnte. Er bemerkte, dass der Captain seine Autorität nicht unterstrich, indem er auf Strafen zurückgriff, sondern dass er hohe Leistungen erwartete und sie belohnte.“ Vieles, was Chase hier vorlebt, wird Sharpe später kopieren. Mit ähnlichem Erfolg.

Doch was wird nun aus der heißen Affäre zwischen Lady Grace und Ensign Sharpe? Das wird natürlich nicht verraten. Es sei nur so viel gesagt: Dieses Mal hat er ausnahmsweise ein Quäntchen mehr Glück ins Liebesdingen als in vorangegangenen Büchern. Aber zu viel nun auch wieder nicht, er soll der Armee schließlich treu bleiben!

|Taschenbuch: 414 Seiten
Originaltitel: Sharpe’s Trafalgar
ISBN-13: 978-3404163694|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Bernard Cornwell auf |Buchwurm.info|:_
[„Stonehenge“ 113
[„Die Galgenfrist“ 277
[„Der Bogenschütze“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1) 3606
[„Der Wanderer“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3617
[„Der Erzfeind“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3) 3619
[„Das Zeichen des Sieges“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6223
[„Das brennende Land“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6656

Cornwell, Bernard – Sharpes Festung

_|Sharpe|:_
01 [„Sharpes Feuerprobe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5208
02 [„Sharpes Sieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5829
03 _“Sharpes Festung“_
04 „Sharpes Trafalgar“
05 „Sharpes Beute“
06 „Sharpes Aufstieg“
07 „Sharpes Mission“
08 „Sharpes Trophäe“
09 „Sharpes Gold“
10 „Sharpe’s Escape“ (noch ohne dt. Titel)
11 „Sharpe’s Fury“ (noch ohne dt. Titel)
12 „Sharpe’s Battle“ (noch ohne dt. Titel)
13 „Sharpes Rivalen“
14 „Sharpes Degen“
15 „Sharpe’s Skirmish“ (noch ohne dt. Titel)
16 „Sharpes Feind“
17 „Sharpes Ehre“
18 „Sharpes Geheimnis“
19 „Sharpe’s Christmas“ (noch ohne dt. Titel)
20 „Sharpes Triumph“
21 „Sharpes Rache“
22 „Sharpes Waterloo“
23 „Sharpe’s Ransom“ (noch ohne dt. Titel)
24 „Sharpe’s Devil“ (noch ohne dt. Titel)

_Da hatte Richard Sharpe_ so verbissen darauf hingearbeitet, Offizier zu werden und nun das: Er ist mit seiner neu gewonnenen Position als Ensign (Fähnrich) unglücklich. Nicht nur, dass es sich dabei um den niedrigsten Offiziersstand handelt, dem eigentlich nur viel jüngere Männer angehören. Nein, Sharpe wird nun sowohl von den Mannschaften als auch von den Offizieren mit Argwohn betrachtet. Die einfachen Soldaten begegnen ihm mit Missgunst und Neid, während die Offiziere viel lieber unter ihresgleichen bleiben würden und es geradezu als Affront betrachten, mit einem ehemals einfachen Soldaten die Offiziersmesse teilen zu müssen. Man will ihn loswerden. Und da die Briten generell alles in formvollendetem Stil tun – selbst, wenn es sich um einen Rausschmiss handelt -, komplimentiert ihn sein Vorgesetzter überaus höflich aus der Kompanie und legt ihm nahe, sich dem neugegründeten 95. Scharfschützenregiment anzuschließen. Ein Vorschlag, den Sharpe nicht sonderlich verlockend findet – die Männer vom 95. tragen noch nicht mal rote Röcke! Was für Soldaten können das schon sein?

Doch bevor Sharpe sich seinem neuen Regiment in England anschließen wird, muss er noch ein letztes Abenteuer auf indischem Boden bestehen. Und das dreht sich um die Festung Gawilgarh. Dorthin nämlich ziehen sich die Marathen unter ihrem Commander Manu Bappu zurück. Ebenfalls mit von der Partie ist auch William Dodd, der englische Deserteur, der Manu Bappu als Berater dient. Als er sich jedoch erst einen Überblick von der beeindruckenden und praktisch uneinnehmbaren Festung Gawilgarh gemacht hat, fängt er an, eigene Pläne zu schmieden: Er ist sicher, die innere Festung bis zum Sankt Nimmerleinstag verteidigen zu können. Würde er es also schaffen, Manu Bappu in der äußeren Festung versauern zu lassen, so wäre Gawilgarh sein.

_Die Handlung pendelt_ hin und her zwischen den Vorbereitungen auf der Festung und den Angriffsvorbereitungen der Engländer. Während die Inder sich ganz auf die Lage ihrer Festung auf einem steilen Felsen verlassen und dem englischen Angriff hauptsächlich gelassen entgegensehen, so finden die Engländer keineswegs, dass es sich um eine aussichtslose Kampagne handelt. Sir Arthur Wellesley, von vergangenen Siegen geradezu beflügelt, ist sich sicher, auch hier siegen zu können und ignoriert dafür auch, dass ihm ein praktischer Plan fehlt, wie die innere Festung einzunehmen sei. Und so branden zunächst auch englische Truppen erfolglos gegen die Festungsmauern, wo sie von den Verteidigern nur noch erschossen zu werden brauchen. Es droht ein Blutbad. Doch glücklicherweise gibt es ja noch Richard Sharpe, der sich (mit Fäusten) gegen einen ranghöheren Offizier durchsetzt, weil er meint, einen Weg gefunden zu haben, die steilen Felsen zu erklettern. Und tatsächlich gelingt es einer kleinen Gruppe, die Festung sozusagen von hinten einzunehmen und das Festungstor von innen für die englischen Truppen zu öffnen. Gawilgarh ist gefallen …

Sharpe darf also wie immer heldenmütig und tough sein. Zwar hat er wiederholt und kurzzeitig Angst vor einer eigenen Courage, doch diese Gefühlsregungen halten nie lange an. Er ist eben ein Draufgänger, der zwar viel riskiert, aber in der Regel seinen Einsatz auch wieder einspielt – mit Zinsen. So muss er sich auch hier wieder mit seinem Erzfeind Obadiah Hakeswill herumschlagen, der es auf Sharpes Leben abgesehen hat. Und Dodd möchte Sharpe auch erwischen; dieser hat schließlich McCandless auf dem Gewissen: ein Mord, den Sharpe keineswegs ungesühnt lassen will. Ungleich weniger erfolgreich ist Sharpe, wenns ums schöne Geschlecht geht. Sein sonst so untrügliches Urteilsvermögen lässt ihn hier wiederholt im Stich – ein Verhaltensmuster, das langsam etwas ermüdend auf den Leser wirkt.

Auch die Nebencharaktere sind wieder gut ausgearbeitet. Vor allem Dodd und Manu Bappu wird viel Raum gewährt. Natürlich hat man auch wieder reichlich Gelegenheit, Hakeswills kruden Gedankengängen zu folgen. Er entwickelt sich mehr und mehr zum dümmsten Bösewicht in der Literaturgeschichte, was aber eben nicht heißt, dass ihm leicht beizukommen sei. Denn auch wenn ihm einige Hirnzellen abhandengekommen sind, so hat er doch einen unleugbaren Lebenswillen und ein beunruhigendes Geschick dafür, andere in die Pfanne zu hauen. Er ist ein Schleimer, dessen Fortkommen immer auf Kosten anderer geschieht. In Abstufungen kennt wohl jeder solche Personen. Doch weil Hakeswill so gnadenlos überzeichnet ist, wird es dem Leser leichtgemacht, ihn zu hassen und ihm den Tod zu wünschen. Dass das in nächster Zeit passiert, damit ist jedoch nicht zu rechnen.

Noch ein Wort zur Übersetzung: Sie wurde von Joachim Honnef bestellt und glänzt nicht gerade mit literarischem Anspruch. Im Gegenteil, sie schwankt irgendwo zwischen geradlinig (positiv ausgedrückt) und fade (negativ ausgedrückt) und bietet darüber hinaus noch einen ganzen Katalog Fehler grammatikalischer Natur. Wenn Subjekte in der Einzahl mit Prädikaten in der Mehrzahl zusammenkommen oder Relativsätze mit den falschen Artikeln eingeleitet werden, dann sind das zwar Flüchtigkeitsfehler. Ein aufmerksames Lektorat hätte diese jedoch ausmerzen müssen. Dem Lesefluss hätte es gutgetan.

Abschließend sei zu sagen, dass nach drei Romanen der „Sharpe“-Reihe langsam eine Art Gewöhnungseffekt einsetzt, da alle nach demselben Muster aufgebaut sind: kleine Schlacht am Anfang, Sharpes persönliche Vendetta, Zwischenspiel mit Frau, große Schlacht, in der Sharpe glänzen kann. Auch in „Sharpes Festung“ läuft das nicht anders. Man darf daher darauf gespannt sein, wie und ob Cornwell dieses Muster variiert, wenn er Sharpe im nächsten Band auf die Rückreise nach England schickt.

|Taschenbuch: 448 Seiten
Originaltitel: Sharpe’s Fortress
ISBN-13: 978-3404163106|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Bernard Cornwell auf |Buchwurm.info|:_
[„Stonehenge“ 113
[„Die Galgenfrist“ 277
[„Der Bogenschütze“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1) 3606
[„Der Wanderer“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3617
[„Der Erzfeind“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3) 3619
[„Das Zeichen des Sieges“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6223
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