Der Panther aus der Bronx versetzt New York in Angst und Schrecken. Zumindest alle jene, die sich der Vergewaltigung einer Frau schuldig machten und freigesprochen wurden. Eine unbekannte Klientin beauftragt Jo Walker alias Kommissar X damit, den Mörder, der bereits zwölf Opfer gefordert hat, zu finden, denn auch ihr Sohn hat sich an einer jungen Frau vergangen.
Eigentlich sieht Jo Walker keine Veranlassung dazu, einen derartigen Fall zu übernehmen, doch da es schon Nachahmungstäter gibt und Tom Rowland vom FBI auch im Dunkeln tappt, beschließt Kommissar X, den Panther aus der Bronx zu stellen. Eine Aufgabe, die mehr von ihm verlangt als zunächst angenommen und Jo Walker mit den Abgründen der menschlichen Seele konfrontiert …
_Meine Meinung:_
Die erste Folge der „Kommissar X“-Hörspiele ist eher eine Mischung aus Hörspiel und Hörbuch, denn ein Großteil der Handlung wird von dem Erzähler Jo Walker, gesprochen von Robert Missler, aus der Ich-Perspektive geschildert. Dabei zeigt der Mime die ganze Palette seines Könnens und macht sowohl als allwissender Erzähler als auch als Protagonist eine gute Figur. Ihm zur Seite stehen der leider kürzlich verstorbene Michael Weckler, der Jos Freund Tom Rowland spricht, und Marianna Lund als Walkers Sekretärin April Bondy.
Die Story vom Selbstjustiz verübenden Killer ist alles andere als neu, dennoch ist die Handlung für einen Heftroman außergewöhnlich innovativ und vielschichtig. Nur die Charakterisierung der agierenden Personen erfüllt sämtliche Klischees dieser Literaturgattung. Die Entscheidung, die Handlung in den Sechzigerjahren zu belassen und keine Aktualisierung am Skript vorzunehmen, kommt der Produktion dabei zugute.
In Sachen Musik und Ton zeigt sich die |Nocturna Audio|-Produktion von ihrer besten Seite. Hans Joachim Herwald hat eine sehr gute Arbeit abgeliefert. Die Effekte sind äußerst realistisch und die Musikstücke fast immer angemessen. Nur ein passendes Titelthema fehlt dem Hörspiel, um beim Hörer den Wiedererkennungseffekt zu verstärken. Besonders gelungen sind die Mordszenen; vor allem die Tötung des Anwalts erhält durch die realistischen Schreie eine erschreckende Authentizität. Schließlich erwartet den Hörer noch ein gelungenes Finale mit einer überraschenden Auflösung, so dass man mit freudiger Erwartung die zweite Folge einlegen kann.
Ein erhebliches Manko sind die langen Tracks, die eine schnelle Szenenanwahl nahezu unmöglich machen. Sieben Tracks auf 63 Minuten sind einfach zu wenig. Die äußere Gestaltung des Hörstückes ist den Machern dagegen hervorragend gelungen. Die Titelillustration von Timo Würz ist sehr kunstvoll und passt sowohl vom Motiv her als auch farblich perfekt zum Inhalt. Nur im Innenteil des Booklets gibt es außer Werbung nichts Interessantes zu sehen. Hier wären Hintergrundinformationen zur Serie und eine Liste weiterer geplanter Folgen wünschenswert gewesen.
_Fazit:_
„Der Panther aus der Bronx“ ist die sehr gute Hörspiel-Adaption einer Kultserie. Robert Missler spielt Kommissar X mit viel Engagement und erweckt zusammen mit seinen Schauspielkollegen ein Stück Romanheft-Literatur zum Leben. Booklet und Trackeinteilung hätten dagegen ruhig umfangreicher sein dürfen.
|63 Minuten auf 1 CD|
http://www.kommissar-x.de
http://www.nocturna-audio.de
http://www.maritim-produktionen.de
Dieses Hörspiel ist eine Sammlung unheimlicher Episoden aus dem Thriller-Genre, verfasst von Ivar Leon Menger, einem unglaublich vielseitigen Drehbuchautor, der für die |Lauscherlounge| auch die neue Serie Dodo schreibt. „Der Prinzessin“ beginnt nach dem Intro gleich mit der ersten Episode, die in zwei Teilen erzählt wird:
In „Der Fremde“ nimmt ein Geistlicher einem Mann die Beichte ab, der behauptet, getötet zu haben. Hier brilliert neben David Nathan vor allem Franz-Josef Steffens als Dekan. Dem grandiosen Sprecher, der leider im Jahr 2006 verstarb, wurde dieses Hörbuch auch gewidmet.
Weiter geht’s anschließend mit der titelgebenden Story „Der Prinzessin“. Dies ist eine äußerst originelle Geschichte, die nicht nur mit einer spannenden Handlung aufwartet, sondern auch mit einem überraschenden Plot: Fabian wartet eines Abends allein auf den Bus, als plötzlich ein Mann in einem rosa Tüllkleidchen erscheint, der nicht ganz koscher zu sein scheint – ein unheimliches Zweierspiel zwischen Patrick Bach als Fabian und Wolfgang Kaven als der Prinzessin. Gerade Kaven liefert hier eine hingebungsvolle und großartige Arbeit ab.
„Der Zahnarzt“ ist ein grauenhafter Horror-Trip, den sich Menschen mit ausgeprägter Dentistophobie nicht unbedingt vor ihrer nächsten Kontroll-Untersuchung anhören sollten. Und auch wenn man schnell ahnt, worauf die Erzählung hinausläuft, ist die Spannung unerträglich. Auch dieses Stück ist ein beklemmendes Kammerspiel, vorgetragen von Jan-David Rönfeldt und Thomas Karallus als Zahnarzt.
Die einzige weibliche Rolle neben dem kleinen Part von Ursula Sieg in diesem Hörspiel spielt Kristina Pauls in „Der Hausmeister“, während ihr Gegenpart von Jens Wawrczeck dargestellt wird. Die Story schließt sich in punkto Qualität und Spannung nahtlos an die anderen Geschichten an und überrascht auch diesmal mit bitterbösen Wendungen.
Das Hörspiel endet schließlich mit dem zweiten Teil von „Der Fremde“ und einem Epilog. Als Erzählerin ist die weibliche Hörspiellegende Katja Brügger zu hören. Nach 74 Minuten extremem Thrill und Suspense wird der Hörer schließlich wieder sich selbst überlassen.
Musikalisch überzeugt „Der Prinzessin“ ebenfalls auf ganzer Linie und vermittelt eine angemessen Thriller-Atmosphäre, ohne aufdringlich zu sein. Äußerlich macht „Der Prinzessin“ einen gediegenen Eindruck und eher durch seinen ungewöhnlichen Titel und den Zusatz „Thriller-Hörspiel“ auf sich aufmerksam. Ein plakativeres und auffälligeres Cover wäre für dieses Hörspiel wohl auch nicht angemessen gewesen.
_Fazit:_ „Der Prinzessin“ ist ein exorbitantes Thriller-Hörspiel mit grandiosen Sprechern und unheimlichen Storys, die durch Hochspannung und überraschende Wendungen überzeugen. Umso erfreulicher, dass es ab Dezember 2008 eine Fortsetzung geben wird, der im Februar 2009 noch ein dritter Teil folgt.
Folge 1: [ „Gunrays Geheimnis“ 3292
Rezension zur Sammelbox: [„Labyrinth des Bösen, Teil 1-3: Das komplette Hörspiel“ 4794
Rezension zum Buch: [„Star Wars – Labyrinth des Bösen“ 1162
Anakin und Obi-Wan versuchen, hinter das Geheimnis von Darth Sidious zu kommen, der als mächtigster Sith-Lord noch über dem teuflischen Count Dooku steht. Dabei steht bereits ein weiterer mächtiger Feind bereit, die Jedis zu dezimieren: General Grevious wird zum skrupellosesten Befehlshaber der Separatisten und ist mehr als ein Roboter. Der humanoide Cyborg ist ein gelehriger Schüler Count Dookus und ein leidenschaftlicher Sammler von Lichtschwertern, die er getöteten Jedis abnimmt.
Jetzt schickt er sich an, den Planeten Belderone zu unterjochen. Derweil geraten die Jedis immer mehr in ein Gespinst von politischen Intrigen und werden selbst von Seiten Kanzler Palpatines heftig kritisiert. Die Klonkriege sind zu einem Labyrinth des Bösen geworden …
_Meine Meinung:_
Der zweite Teil dieser |Star Wars|-Hörspieltrilogie setzt den hohen Standard von Folge eins nahtlos fort. Wieder geben die Sprecher alles und erledigen ihre Arbeit ebenso gut wie in den Kinofilmen – eigentlich noch besser, wenn man bedenkt, dass sie dieses Mal keine bewegten Bilder vor Augen haben, nach denen sie sich richten können. Die Story spitzt sich immer weiter dramatisch zu und die Charaktere agieren ebenso glaubhaft und authentisch wie in den Filmen.
Vor allem, was die Charakterisierung von Anakin angeht, leistet James Luceno, der sich für die literarische Vorlage verantwortlich zeigt, enorm gute Arbeit. Langsam aber sicher entgleitet dem jungen Mann seine emotionale Kontrolle, immer mehr distanziert sich der hitzköpfige Jedi innerlich von den Lehren von Obi-Wan und Meister Yoda. Hier leistet vor allem Wanja Gerick, der Sprecher dieser Figur, hervorragende Arbeit. In dieser Folge hat eine ganze Reihe neuer, aber dennoch bekannter Sprecher ihren ersten Auftritt innerhalb dieser |Star Wars|-Trilogie: Helmut Krauss, Fanziska Pigulla, Philipp Schepmann und Klaus Sonnenschein, um nur einige zu nennen. Endlich wird auch auf die Vergangenheit und Herkunft von General Grevious eingegangen, der im Kinofilm wenig Profil besaß und lediglich ein weiterer despotischer Bösewicht war. Gesprochen wird der Fiesling übrigens perfekt von Rainer Doering.
Musikalisch überzeugt diese Folge ebenfalls auf ganzer Linie, und |WortArt| kann sich glücklich schätzen, auf den Soundtrack von John Williams zurückgreifen zu können. Das Tüpfelchen auf dem i sind aber zweifellos die realistischen Effekte, die sich genauso anhören wie die Geräusche in den Filmen. Für den fantasiebegabten Hörer läuft vor dem geistigen Auge ein Film ab, der den Vergleich mit den Blockbustern aus dem Kino nicht zu scheuen braucht.
Das Cover zeigt dieses Mal das Konterfei von Obi-Wan Kenobi. Farblich passt es sich ideal dem ersten Teil an, gehört es doch mit diesem zu einem einzigen großartigen Cover, welches die Taschenbuchausgabe von |Blanvalet| ziert.
_Fazit:_
„Darth Sidious auf der Spur“ ist eine großartige Fortsetzung der dreiteiligen Hörspielsaga nach dem Roman von James Luceno. Die Story bildet den Übergang zwischen den Episoden zwei und drei und wird durch die filmreife Geräuschkulisse von |WortArt| zu einem Erlebnis, das sich nicht hinter den Kinofilmen zu verstecken braucht.
|57 Minuten auf 1 CD|
http://www.WortArt.de
http://www.karussell.de
Die erste Folge der Hörspielserie nach der gleichnamigen Heftromanserie aus dem |Bastei|-Verlag ist der erste Teil des Jubiläums-Vierteilers, der mit Band 500 begonnen hat.
Professor Zamorra und Nicole Duval besuchen ihren Freund Bryant ap Llewellyn, der bald sterben wird, um in seinem eigenen Sohn wiedergeboren zu werden. Doch merkwürdige Träume plagen den Parapsychologen, und sein alter Freund Bryant hat für den Dämonenjäger eine Überraschung auf Lager, die Zamorra nicht so leicht verkraftet. Erinnerungen überwältigen ihn, die einst verdrängt wurden. Erinnerungen an den Weg zu der Quelle des Lebens, wo er gemeinsam mit Torre Gerret um die Unsterblichkeit kämpfen musste. Ein Kampf um Leben und Tod und nur einer würde das Privileg erhalten, das Wasser der Quelle trinken zu dürfen. Doch welchen Reiz bietet ihm die Unsterblichkeit, wenn die Frau, die er liebt, an seiner Seite altert und er ewige Jugend besitzt?
_Meine Meinung:_
Seit der erfolgreichen Neuvertonung der Serie „John Sinclair“ wurden immer wieder Stimmen laut, die auch vehement eine „Zamorra“-Hörspielserie forderten, und der Chefautor Werner K. Giesa verlor sich meistens in mystischen Andeutungen, ließ aber auch durchblicken, dass über ein solches Projekt nachgedacht werden würde. Der Boom der Hörspiele und Hörbücher wuchs stetig an, und so war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auch die zweitgrößte Mystery-Serie Deutschlands den Weg in die heimischen CD-Player finden würde. Die Lizenz erhielt |Canora Media|, das aufstrebende junge Label, welches auch den „Orden“ herausgebracht hat. Doch eine Serie wie „Professor Zamorra“ auf den Markt zu bringen, gestaltet sich nicht als ganz so einfach, wie man gemeinhin denken könnte.
Als Erstes stellt sich natürlich die Frage nach der Vorlage. Die ersten Romane waren eine lose Aneinanderreihung von Einzelabenteuern von mehr oder minder durchschnittlicher bis schlechter Qualität, doch später wurden die Romane schlagartig zyklischer und immer verwinkelter. Schließlich fällte man in Absprache mit W. K. Giesa die Entscheidung, den Jubiläumsband 500 als erste Hörspielfolge zu produzieren. Hier wird ein wichtiges Kapitel in dem Leben Zamorras aufgeschlagen, und auch einige wichtige Figuren werden vorgestellt, ohne dass die Handlung bereits zu komplex erscheint. Natürlich ist die neue Hörspielserie in erster Linie für Fans interessant, doch auch Neueinsteiger und Mystery-Freunde sollten den einen oder anderen Lauscher riskieren.
Hier sind zunächst die Sprecher von Interesse, und hier hat |Canora| eine gute Mischung aus bekannten Stimmen der Hörspielbranche und relativ unbekannten Namen zusammengestellt. Erzähler der Geschichten ist Henry König, der den legendären Russen Iwan Kunaritschew in den „Larry Brent“-Hörspielen gesprochen und in der Gruselreihe „Die Psi-Akten“ bereits Erfahrungen als Erzähler unheimlicher Storys gesammelt hat. Die Hauptrolle erhielt Gerhart Hinze, dessen Stimme zunächst gewöhnungsbedürftig klingt, sich aber im Laufe der Handlung immer mehr festigt und sehr gut zu dem Titelhelden passt. Ebenso verhält es sich mit Ghada Al Akel als Nicole Duval. Es ist erfrischend zu hören, dass keine bekannten Synchronsprecher genommen wurden, die mit bestimmten Schauspielern oder Rollen assoziiert werden. Bei dem Dämonenjäger-Pärchen gab es natürlich eine gewisse Erwartungshaltung, da sich jeder die Stimme seiner Helden anders vorstellt und es bereits in den „John Sinclair“-Hörspielen eine Besetzung der beiden Rollen gab. Damals hat Douglas Welbat den Parapsychologen gesprochen und Katja Brügger dessen Gefährtin. Hinze und Akel stehen den beiden Mimen in nichts nach und machen ihre Sache wirklich ausgezeichnet. Mit Rainer Schmitt als Bryant Saris ap Llewellyn wurde ein weiteres Hörspielurgestein gewonnen, nämlich „Larry Brent“ selbst, nur leider klingt die auf alt getrimmte Stimme des ansonsten wirklich herausragenden Sprechers zu bemüht und stellenweise wie Yoda, ohne die falsche Grammatik natürlich. Glücklicherweise gibt es auch einige Vergangenheitspassagen, wo Schmitt unverfälscht und jugendlich sprechen darf. Andreas „David Hasselhoff“ von der Meden hat die Rolle von Butler William erhalten und Robert Missler mimt den Wirt McMour. Alles in allem eine sehr gute und abwechslungsreiche Besetzungsliste.
Die Musik von Carsten Bohm ist leider ein großes Manko des Hörspiels. Obwohl sehr klangvoll, passt sie häufig einfach nicht zum Geschehen. Deutlich wird dies, als die Hüterin der Quelle Zamorra eine unheilschwangere Prophezeiung vermittelt und danach fröhliche, beschwingte Klänge ertönen. Die Effekte sind ordentlich, aber aufgrund der wenigen Action-Sequenzen konnte hier noch nicht das ganze Potenzial der Datenbanken von |Canora Media| ausgeschöpft werden.
Das Skript von Thomas Tippner hält sich wirklich dicht an die Vorlage und dürfte jedem Fan ein Leuchten in die Augen zaubern. Neueinsteigern hingegen könnte die erste Folge ein wenig langweilig erscheinen, da sie einen nicht unbeträchtlichen Krimi-Einschlag besitzt. Doch das Hörspiel verfügt über einen gelungenen Cliffhanger und macht auf jeden Fall Lust auf den zweiten Teil. Wie es nach den ersten vier Folgen weitergehen wird, steht noch in den Sternen. |Canora Media| ließ allerdings durchblicken, dass es mit Zyklen weitergehen wird. Bleibt zu hoffen, dass die Serie ein Erfolg wird und noch viele weitere Umsetzungen erscheinen werden.
Äußerlich präsentiert sich die neue Serie in einem sehr ansprechenden Gewand. Das Layout passt sich den Romanen an und das Logo ist einprägsam und treffend. Die Illustration von Alexander von Wieding orientiert sich stark an den Romanheftcovern, besitzt aber einen eindeutigen comichaften Stil, der allerdings gut zu den Hörspielen passt. Das Booklet selbst bietet dem Hörer dafür nur sehr wenige Informationen. Hier wären gerade für Einsteiger Fakten rund um „Professor Zamorra“ wünschenswert gewesen.
_Fazit:_
„Die Quelle des Lebens“ ist eine sehr gute Vertonung des 500. ZAMORRA-Abenteuers. Frische unverbrauchte Sprecher und ein spannendes Skript versprechen eine knappe Stunde Hörvergnügen. Leider ist die Musik nicht immer angemessen und auch die eine oder andere Rolle wurde ein wenig überzogen dargestellt, doch unterm Strich betrachtet ist das erste Hörspiel der langerwarteten „Professor Zamorra“-Hörspielserie hervorragend gelungen, auch wenn Fans weitaus mehr Freude an der CD haben werden als Hörer, die die Romane nicht kennen.
Ist es möglich, ein Leben ohne schlechtes Gewissen zu führen? Der in London lebende Journalist Leo Hickman hat den Selbstversuch gemacht. Was ursprünglich nur als Stoff für eine fortlaufende Kolumne für den |Guardian| gedacht war, füllt inzwischen ein ganzes Buch: „Fast nackt. Mein abenteuerlicher Versuch, ethisch korrekt zu leben.“ Bei |Radioropa Hörbuch| liegt der Titel nun auch als Hörbuch vor. Ethisch höchst vorbildlich, denn so musste kein Baum sterben, um als Buch zu enden – obwohl das Produzieren und Abspielen einer mp3-CD natürlich auch Energie kostet und damit gewissermaßen zum Klimawandel beiträgt. Man merkt schon, das mit dem konsequent ethisch korrekten Leben ist gar nicht so einfach …
Genau diese Erfahrung macht auch Leo Hickman. Er geht sein Projekt recht unbedarft und naiv an, und da er weiß, dass er selbst sicherlich nicht die nötige Kompetenz hat zu beurteilen, was ethisch korrekt ist und was nicht, sucht er sich drei Berater, die in Umwelt-, Ernährungs- und Globalisierungsfragen bestens Bescheid wissen. Er lädt die drei ein, ihn und seine Frau Jane in ihrem kleinen Londoner Reihenhaus zu besuchen, um möglichst kritisch unter die Lupe zu nehmen, wie sie mit ihrer kleinen Tochter leben.
Und so wird alles kritisch beäugt: die Lebensmitteln im Kühlschrank, die Putzmittel unter der Spüle, die Kosmetika im Badezimmer, die verwendeten Materialien im Wohnraum, der Kleiderschrank, das Bankkonto, das Kinderzimmer und der handtuchgroße Garten. Schon bald fragen sich Leo und Jane, was sie sich damit angetan haben, denn die Berater finden praktisch überall etwas zu mosern.
Doch Leo hat das Projekt natürlich gestartet, um auch tatsächlich etwas zu verändern, und so versuchen er und seine Frau Jane brav, möglichst viele Tipps der Berater umzusetzen: Eine Gemüse-Abo-Kiste wird bestellt, Küchenabfälle werden im Wurm-Komposter entsorgt, Pampers werden durch auswaschbare Windeln ersetzt und geputzt wird mit Waschsoda und halbierten Zitronen.
Lassen sich manche Anregungen noch relativ leicht umsetzen, so erfordern andere schon eine gehörige Portion Standhaftigkeit und Idealismus. So z. B. der auto- und flugzeugfreie Wanderurlaub in Italien mit dem kleinen Töchterchen. Die Hickmans machen es sich nicht immer leicht und versuchen tatsächlich, ihr Experiment bis an die Grenzen auszureizen, auch wenn dabei so manches Mal der Haussegen schiefhängt …
Resultat dieses Selbstversuchs ist ein Buch bzw. Hörbuch, das gleichermaßen unterhaltsam wie informativ ist. „Fast nackt“ ist eine wunderbare Anregung, die eigenen Lebensgewohnheiten kritisch zu hinterfragen. Dabei stehen eigene Realität und die Tipps der Berater teilweise in krassem Gegensatz. Die Hickmans sind eine ganz normale Durchschnittsfamilie, mit ganz normalen Konsum- und Lebensgewohnheiten, in denen sich so ziemlich jeder ein Stück weit wiederfinden dürfte.
Was die Berater ihnen dann teilweise an Tipps für ein ethischeres Leben mit auf den Weg geben, ist durchtränkt von Idealismus. Manchmal erscheinen sie geradezu kindlich-naiv, wenn sie z. B. Leo davon überzeugen wollen, dass er durch Briefe an seinen Supermarkt seinen Unmut über Teile ihres unethischen Sortiments äußern und durch konstruktiv angebrachte Verbesserungsvorschläge etwas daran ändern sollte.
Auch die völlige Verteufelung des Autos lässt sich nicht aus jeder Lebensperspektive nachvollziehen. Mag der Autoverzicht für den in London lebenden Öko-Single noch toll und befreiend sein, so fällt es mir als Selbstständige im ländlichen Raum mit weit verzweigtem Kundenkreis schon äußerst schwer, in einem Auto das Teufelswerkzeug zu sehen, als das Leos Berater es einstufen.
Und so kann man manchmal über die naive Sichtweise der Berater nur schmunzeln, während Leos Frau Jane in solchen Momenten vorzugsweise mit den Augen rollt. Sehr sympathisch ist eben auch, dass die Hickmans, obwohl sie nicht mit allem etwas anfangen können, was die Berater ihnen empfehlen, doch stets für sich selbst herausfinden wollen, was es mit einer Sache auf sich hat – mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.
Wenn drei Berater einer Familie zu einer rundum ethisch korrekten Lebensweise verhelfen wollen, dann wird da zwangsläufig auch einiges vereinfacht. Dass Kühe z. B. Mastitis (Euterentzündung) bekommen, weil sie von ihren Kälbern getrennt werden, ist ausgemachter Unfug. Das mag jetzt im ersten Moment etwas negativ klingen, dennoch hat mir „Fast nackt“ ausgesprochen gut gefallen. Auch wenn man viele der grundlegenden Fakten als halbwegs informierter und kritischer Verbraucher kennt, so ist „Fast nackt“ dennoch ein schöner Rundumschlag, der einen immer wieder dazu ermuntert, die eigenen Verhaltensweisen kritisch zu betrachten.
Vieles von dem, was auch die Hickmans in ihrem Selbstversuch erfolgreich umsetzen (z. B. auf „Lebensmittelkilometer“ achten, „Chemiekeulen“ aus dem Haushalt verbannen, Kräuter aus dem eigenen Garten ernten, Abfall vermeiden, etc.), lässt sich relativ leicht umsetzen. Die Sichtweise der Berater mahnt, als Konsument stets hinter die Fassade zu schauen. Alles, was man kauft, wurde irgendwann einmal unter Umständen energieaufwändig und ressourcenverschleißend produziert und transportiert. Sich als Konsument zunehmend kritischer auf die Finger zu schauen, kann also nicht schaden.
Eine besondere Würze von „Fast nackt“ sind die Zuschriften, die Leo Hickman zu seinem Selbstversuch und seiner begleitenden |Guardian|-Kolumne aus aller Welt bekommen hat. Darin erntet er viel Zuspruch und Ermunterungen, mit seinem Projekt fortzufahren, aber ein besonderer Leckerbissen sind die skurrilen Auswüchse ethisch hyperkorrekten Lebens, auf die man einen Blick erhaschen kann. Zumindest kannte ich vorher noch niemanden, der in einem Meditationskurs schon mal einen Spüllappen gehäkelt hat. Auch die Praxis selbstgebastelter Damenbinden war mir bislang noch fremd.
Und so offenbart „Fast nackt“ eben ganz nebenbei auch eine höchst unterhaltsame Komponente. Die hyperkorrekten Tipps der Berater zur ethisch korrekten Lebensweise werden durch den Praxistest einer Otto-Normalverbraucher-Familie wie den Hickmans immer wieder ins rechte Verhältnis gerückt. Und so kommt „Fast nackt“ eben erfrischenderweise ohne mahnend erhobenen Zeigefinger aus. Ethisch korrekt zu leben, ist halt schön und gut, aber deswegen darf das Leben trotzdem noch Spaß machen. Die Hickmans zeigen sehr schön, dass man nicht zum Eremiten werden muss, um sein Leben bewusster und nachhaltiger zu gestalten. Oft genügt es schon, an ein paar kleinen Schrauben zu drehen, um seinen Beitrag zu leisten.
Und so bleibt unterm Strich eben trotz so mancher idealismusdurchtränkter Tipps der Berater ein sehr positiver Eindruck zurück. „Fast nackt“ zeigt auf wunderbar unterhaltsame Art und Weise, wie man mit teils wirklich sehr einfachen Maßnahmen sein Leben ethischer gestalten kann. Die Lesung von Markus Born ist dabei eine gute Alternative zum Buch, wenngleich sie den Nachteil hat, dass man die vielen genannten Internetadressen später schlecht noch mal nachschlagen kann. Alles in allem kann man „Fast nackt“ eigentlich nur jedem ans Herz legen, denn das Thema geht uns schließlich alle an. Man muss ja nicht gleich anfangen, sich seine Spüllappen selber zu häkeln …
Wenn du einen Killer für deine Frau engagierst, nimm keinen Psychopathen. Das ist nur eine der bitteren Lektionen für den skrupellosen New Yorker Geschäftsmann Max Fisher. Seine Ehefrau Deirdre ist der Affäre mit der aufregenden Angela im Weg, ein Auftragskiller muss her. Angela empfiehlt ihren „Cousin“. Als sich der Killer „Popeye“ nennt, hätte Max eigentlich klar sein sollen, dass etwas nicht stimmt. Zwei Leichen später weiß Max nicht mehr, wem er noch trauen kann, denn alles gerät außer Kontrolle. Dabei hat Max doch ein so schwaches Herz.
Die Autoren
„(Der Ire) Ken Bruen ist berühmt für seine ‚hardboiled‘-Kriminalromane, für die er bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Jason Starr schreibt Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke und wurde mit Krimis bekannt. Starr lebt in New York City.“ (Verlagsinfo) Ken Bruen schrieb die Vorlagen für die „Jack-Taylor“-TV-Krimis.
Sprecher & Produktion
Reiner Schöne lebte lange in Hollywood und drehte dort mit Filmgrößen wie Clint Eastwood und Lee van Cleef. Der Schauspieler, Synchronsprecher und Sänger mit der tiefen, markanten Stimme trägt die passende raue Note bei. (abgewandelte Verlagsinfo)
Regie führte Thomas Wolff, den Ton steuerte Oliver Hörth.
Handlung
Max Fisher sitzt in einer Pizzeria und wartet auf den Killer. Der lange Kerl, der schließlich eintritt, ist offensichtlich Ire und Max soll ihn „Popeye“ nennen. Was für ein Witzbold. Und unverschämt: Statt acht verlangt der Kerl jetzt zehn Riesen für den Job. In kleinen Scheinen, im Voraus, und natürlich gleich morgen. Max seufzt: Was tut man nicht alles, um seinen Alte um die Ecke zu bringen und mit der neuen Flamme ganz legal in die Kiste zu steigen.
Angela Petrarkos, Max‘ neue Flamme, ist mit sieben Jahren aus Irland nach New York City gekommen und hat sich schon bald an die Realitätsbedingungen für ein hübsches Mädel für sie angepasst. Nun arbeitet sie im Vorzimmer von Max Fisher und sieht stets scharf aus wie eine Rasierklinge. Doch Max ahnt nicht, dass der Cousin, den sie ihm für den Job empfohlen hat, ihr Lebenspartner Dylan ist, mit dem sie in Queens zusammenlebt. Ein Mädel muss in der großen Stadt schließlich sehen, wo es bleibt. Und mit Dylan scheint sie nicht das große Los gezogen zu haben. In dieser Hinsicht sieht Max schon wesentlich besser aus. Was sie nicht weiß: Dylan hat sie mit Herpes angesteckt.
Dylan macht den Job, allerdings auf seine Art und Weise. Während Max ein wasserdichtes Alibi in einem Klub hat und sich von Angela fernhält, legt Dylan Deirdre Fisher um, wie vorgesehen. Was Max an diesem Abend bei seiner Heimkehr vorfindet und am nächsten Tag in der Zeitung liest, geht aber wesentlich über das Vereinbarte hinaus: Dylan hat auch Max‘ Nichte Stacy Goldenberg umgelegt, eine junge College-Studentin. Er hat Schmuck mitgehen lassen. Und zu guter Letzt hat er einen Scheißhaufen mitten ins Treppenhaus gesetzt. Max‘ Puls geht gegen 200, am liebsten würde er Dylan umlegen. Wenn er bloß nicht so ein schwaches Herz hätte.
Verdacht
Lt. Kenneth Simmons von der New Yorker Polizei kommt Max Fisher sofort wie ein Heuchler vor. Er trauert kaum um seine ermordete Frau Deirdre und die seltsame Sache mit der Alarmanlage in seinem Haus kann der Typ auch nicht zufriedenstellend erklären. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Auftragsmord, doch das muss Simmons erst einmal nachweisen. Hat Fisher eine Geliebte, die er trifft? Er lässt ihn auf jeden Fall mal beschatten.
Nach fast einer Woche sexuellen Entzugs hält es Max nicht mehr ohne Angela aus. Sie verabreden sich: inkognito, in Verkleidung, das volle Programm. Im Hotel entdeckt der Kellner Victor Giametti die vollbusige Schönheit, die hier regelmäßig ihren Macker trifft. Er meldet ihr Auftauchen sofort an seinen alten Kumpel Bobby Roser, der eine Schwäche für gut gebaute Mädels hat und sie im Central Park abknipst, wo niemand einen harmlosen alten Rollstuhlfahrer des Voyeurismus verdächtigt.
Erpressung
Max und Angela sind gerade in Fahrt gekommen, als die Tür ihres Hotelzimmers aufgeht und ein Etagenkellner im Rollstuhl hereinfährt. Er entschuldigt sich sofort und verschwindet wieder. Dass er ein paar Fotos macht, merkt der etwas abgelenkte Max gar nicht. Erst als ihm am nächsten Tag ein Erpresserbrief auf den Schreibtisch flattert, kapiert er, was die Vorstellung sollte. Und der Erpresser begnügt sich nicht mit Kleingeld. Bobby Rosen hat einen Blick in die Zeitung geworfen und Max‘ Gesicht entdeckt, zwei und zwei zusammengezählt und ist auf eine gigantische Summe gekommen: eine Viertelmillion Dollar – für die Unterdrückung ein paar kompromittierender Fotos von Mr. Fisher.
Max zittert nervös. Er könnte klarer denken, wenn nur sein Penis nicht so jucken würde. Seinen Verdacht, dass Angela ihn angesteckt hat, weist sie entrüstet zurück. Allmählich kommt ihm eine gute Idee: Er hätte wieder mal Verwendung für Angelas „Cousin“. Aber Angela fragt sich, was für eine Art von Mann so stark sein kann, den mächtigen Max Fisher in eine solche Notlage zu bringen. Und ein Mädel muss schließlich sehen, wo es bleibt. Sie beschließt, diesem Bobby Rosen einen Besuch abzustatten.
Mein Eindruck
Dies ist Pulp Fiction in unverfälschter und unverminderter Form, weit unter dem Niveau von „Der Pate“, nämlich mitten aus dem garstigen Leben. Männlein und Weiblein treiben das, was sie schon seit Adam und Eva getan haben, und wenn ihnen was dabei in die Quere kommt, holen sie die Keule raus. In diesem Fall hört die Keule auf den Namen Dylan und ist ein psychopathischer Möchtegern-Terrorist, der mit der IRA sympathisiert. Mit so einem Kerl ist nicht gut Kirschen essen, und das merkt auch sein Auftraggeber Max Fisher ziemlich schnell.
Der Bürger als Held
Max Fisher ist ein bürgerlicher Heuchler, der zwar seine Alte um die Ecke bringen lässt, dann aber Gewissensbisse bekommt, wenn zufällig auch seine Nichte draufgeht. Wo gehobelt wird, fallen eben Späne, besonders dann, wenn so grob gehobelt wird wie von Dylan, dem Super-Iren. Im Geschäft mit der Netzwerkinstallation gibt Max den tüchtigen Geschäftsmann, wie ihn sich jeder Unternehmenspräsident zum Schwiegersohn wünscht, doch im Privatleben ist Max ein ganz anderer: ein geiler Bock, der mit der neuen Sekretärin Angela eine schnelle Nummer schieben will. Freudsches Über-Ich und Es, zwischen Anstands-Fassade und Libido liegen stets miteinander im Clinch, und in seiner bürgerlichen Existenz ist Max stets zwischen den beiden zerrissen. Die normale bürgerliche Heuchelei funktioniert ganz gut, sogar noch nach dem Tod seiner Alten.
Nemesis
Jedenfalls bis Bobby Rosen die Karten bzw. Fotos auf den Tisch legt und die Rechnung präsentiert. Während Max schon die ersten Kunden abspringen und die Familie um die Verflossenen trauert, tritt Max‘ Nemesis auf. Max‘ einzige Antwort darauf besteht nicht in Verhandlungen, sondern in einer zweiten Spirale der Gewalt: Er will Rosen umlegen lassen, natürlich wieder von Dylan. Wird es für Max Fisher ein Happy-End oder einen endlosen Teufelskreis geben? Das werde ich nicht verraten.
Humor
Dass der Teufel über eine Menge fiesen Humor verfügt, dürfte sich herumgesprochen haben. Diesmal tritt er zunächst in Form der Geschlechtskrankheit Herpes auf. Wie ein Dingsymbol in einer klassischen Novelle wandert der Herpesvirus von Dylan zu Angela und dann zu Max, als ob er die Spur der Sünde nachzeichnen wolle. Dass Max zwar einen Verdacht hat, aber nicht hartnäckig genug die Spur zur Quelle der Ansteckung verfolgt, soll sich als einer seiner vielen Fehler herausstellen. Wie so oft lügt er sich auch hier selbst in die Tasche. Und der Teufel, der ihn an seinem „besten Freund“ piesackt, lacht sich ins Fäustchen.
Die Amazone
Angela ist eine interessante Figur. Statt nur eine Nebenrolle zu spielen, wie das in vielen Krimis – auch in „Der Pate“ – der Fall ist, steigt sie zu einer mächtigen Akteurin auf, die das Schicksal in ihre eigenen Hände nimmt. Sie erinnert mich an Lauren Bacall in Film-noir-Filmen wie „The Big Sleep“. Würde die amerikanische Zensur eine solche Figur in einem Fantasyroman zulassen (was ich stark bezweifle), dann wäre sie eine Kombination aus Zauberin, Kurtisane und Amazone.
Diese kräftige Mischung verfolgt ihre eigenen Pläne, wie sich leicht denken lässt. Ob Max Fisher und Dylan gegen sie bestehen können, ist eine spannende Frage. Und ob Bobby Rosen ihr Feind wird oder ihr Verbündeter, entscheidet über das Schicksal von Max und Dylan. Angela ist leicht auszurechnen: Sie ist sich selbst die nächste und sucht bei jedem Mann, den sie ausnutzt, ihren eigenen Vorteil, und sei er noch so gefährlich.
Klischees
Eine etwas klischeehafte Figur gibt die Polizei ab, vertreten durch den ehrgeizigen Lt. Kenneth Simmons. Er ist so ehrgeizig, dass er zwar den richtigen Riecher hinsichtlich des bürgerlichen Max‘ hat, aber bei seiner Verfolgung Angelas auf den unberechenbaren Dylan stößt, Dann ist ist er nicht nur mit seinem Latein am Ende. Welches Ende Dylan finden wird, ist eigentlich schon früh absehbar. Er ist zwar skrupellos, aber leider auch dumm wie Bohnenstroh. Warum sonst sollte er seinem Klienten einen Haufen ins Haus kacken? Figuren wie er erleben selten das Ende des Stücks.
Auch wenn es nicht um Rauschgift geht, so ergibt sich ein Bild der menschlichen Gesellschaft, die von niederen Instinkten beherrscht wird: Pulp Fiction pur. Man wähnt sich in den finsteren dreißiger und vierziger Jahren, die im Film noir eingefangen wurden, und doch ist der Schauplatz der Handlung völlig in der Gegenwart verankert. Denn die niederen Instinkte bleiben ja stets die gleichen – und sorgen so für gehörige Spannung.
Der Sprecher
Reiner Schöne war schon vor 30 Jahren in den Hörspielen des Bayerischen Rundfunks zu hören, so etwa in der Titelrolle als [Paul Cox. 4972 Seine Stimme ist „männlich herb“, tief und etwas rau, also genau richtig für ein kriminelles Milieu, in dem die Sitten ebenso rau sind. Er kann heiser auflachen, aufgebracht aufschreien, und zwar sowohl in einer männlichen wie einer weiblichen Rolle. Einmal muss er stottern und flüstern, und Angela muss natürlich verführerisch klingen. Null problemo.
Für die Charakterisierung der Figuren steht ihm allerdings nur ein begrenztes Instrumentarium zur Verfügung. An Rufus Beck reicht er also nicht heran. Die Charakterisierung erfolgt eher durch Situationen und Emotionen, die eine entsprechende Ausdrucksweise, wie oben aufgelistet, erfordern. Als Ergebnis ist mir nie ganz klar geworden, ob Angela, immerhin eine Hauptfigur, nun eine eher durchtriebene und hinterlistige oder eher eine ängstliche bzw. mutige Person ist. Mit Sicherheit ist sie keine göttliche Übermutter, sondern einfach ein Mädel in der großen Stadt, das stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist.
An einer Stelle wurde das Hörbuch etwas zu stark gekürzt. Bevor Angela Bobby Rosen besucht, muss sie seine Adresse erfahren. Entweder habe ich gepennt, oder die Art und Weise, wie sie an diese Adresse gelangt, wird wirklich nicht erwähnt. Dann wäre das ein kleiner Logikfehler.
Unterm Strich
Entgegen seinem Titel ist diese Pulp-Fiction-Geschichte aus dem Universum, aus dem Hardboiled-Krimis kommen, überhaupt kein Flop, sondern hat mir tierisch Spaß gemacht. Zum einen liegt es daran, dass etliche Restriktionen der Mainstream-Romane nicht mehr gelten, besonders was die Darstellung von sexuellen Beziehungen und „bad language“ betrifft.
Zum anderen ziehen die Autoren alle Register, um die Handlung sowohl mit allen möglichen Kicks zu versehen (Showdown, Verführung, Tricks) als auch sie möglichst unvorhersehbar verlaufen zu lassen. Das gelingt ihnen vollauf, und so blieb ich bis zuletzt bei der Stange, um zu erfahren, ob Max Fisher doch noch die gerechte Strafe ereilt und was wohl aus der scharfen Angela wird. Der Originaltitel „Bust“ ist vieldeutig, aber eine der Bedeutung lässt sich auf jeden Fall mit Angelas Oberweite in Verbindung bringen.
Das Hörbuch
Reiner Schöne ist fast schon die Idealbesetzung als Erzähler dieser Hardboiled-Krimis, die |Argon| jetzt bringt. Es mag ihm zwar etwas an Flexibilität hinsichtlich seiner Stimme fehlen, aber dafür ist seine Ausdrucksfähigkeit hinsichtlich bestimmter Szenen und Emotionen sehr vielseitig. Er könnte die Figuren aber noch etwas besser charakterisieren.
Diese neue Reihe des |Argon|-Verlags ist für unvoreingenommene Leser von Krimis, die auf Bildungsanspruch pfeifen, ein gefundenes Fressen, und ich werde sicher noch weitere Titel der Reihe vorstellen.
Originaltitel: Bust, 2005
Aus dem US-Englischen übersetzt von Richard Betzenbichler
275 Minuten auf 4 CDs
ISBN-13: 9783866104556 http://www.argon-verlag.de
Das Jahr 2120: General Gordon B. Smith beherrscht nach seinem Putsch die halbe Erde – auf seinem Weg zur Weltherrschaft stehen ihm nur noch die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) und die kleine Kolonie auf der Venus im Weg. Seitdem die Venus sich symbolisch von der Union losgesagt hat, muss sie mit der Invasion der religiösen Bewegung der „Reinigenden Flamme“ rechnen. Smiths Anhänger werden zuschlagen, aber keiner weiß, wo zuerst.
Mark Brandis ist nun Commander der |Delta VII|, eines revolutionär schnellen Raumschiff-Prototyps. Obwohl dieses Schiff dem General nicht in die Hände fallen darf, wird ausgerechnet Brandis für eine Geheimdienstmission ausgewählt, die ihn und seine Crew direkt vor die Höhle des Löwen führt: auf den Erdmond …
_Der Autor_
Nikolai von Michalewsky (1931-2000) war bereits Kaffeepflanzer, Industriepolizist, Taucher und Journalist gewesen, als sein erster Roman 1958 veröffentlicht wurde. Am bekanntesten wurde er ab 1970 mit den Mark-Brandis-Büchern, der bis heute (nach Perry Rhodan) mit 31 Bänden erfolgreichsten deutschsprachigen SF-Reihe.
Seine konsequente Vorgehensweise, Probleme der Gegenwart im Kontext der Zukunft zu behandeln, trug Michalewskys Serie eine treue Leserschaft und hohe Auflagenzahlen ein. Seine besondere Zuneigung galt besonders dem Hörspiel. Er gehörte zu den meistbeschäftigten Kriminalhörspiel- und Schulfunkautoren Deutschlands. Ihm und seiner Frau Reinhild ist dieses Hörspiel gewidmet. (Verlagsinfo)
_Die Macher / Die Sprecher / Die Inszenierung_
Die Macher und Regisseure sind |Interplanar.de|:
Jochim-C. Redeker: Sounddesign, Musik und Schnitt
Balthasar von Weymarn: Dramaturgie, Wortregie und Schnitt
Jochim-C. Redeker, geboren 1970, lebt seit 1992 in Hannover. Gelernt hat er das Produzieren in der SAE Frankfurt, seither arbeitet er als Tonmeister für Antenne Niedersachsen. An zwei Virtual-Reality-Projekten hat er als Sounddesigner gearbeitet. Er gibt Audio- und Hörspielseminare und arbeitet als Werbetexter und Werbesprecher für zahlreiche Unternehmen sowie für Kino- und Radiowerbung. Musikalisch betreut er neben seinen eigenen Projekten auch Jingle- und Imageproduktionen. Bereits 1988 brachte ihm eine frühe Hörspielarbeit mit Balthasar den Sonderpreis der Jury für akustische Qualität beim Maxell-Momentaufnahmen-Wettbewerb ein.
Balthasar von Weymarn, geboren 1968, lebt seit 2006 im Taunus bei Frankfurt. Ausgebildeter Dramaturg und Filmproduzent (Filmstudium Hamburg); arbeitet auch als Skriptdoktor, -autor und Ghostwriter für Unternehmen wie Bavaria Film, Odeon Pictures, Tandem Communications, Storyline Entertainment u. a.
Die Aufnahmeleitung lag in den Händen von Thomas Weichler.
Die Sprecher und ihre Rollen:
Michael Lott spricht: Commander Mark Brandis
Martin Wehrmann: Lt. Iwan Stroganow (sein Waffenoffizier
Rasmus Borowski: Lt. Antoine Ibaka (sein Bordingenieur)
Holger Umbreit: Cpt. Robert Monnier
Dorothea Anna Hagena: Ruth O’Hara, Brandis‘ Gattin
Christine Mühlenhof: Bordcomputer CORA (Central Oral Response Avatar)
Daniela Hoffmann: Angelica Nelson (dt. Stimme von Julia Roberts)
Wolfgang Kaven: Lt. Karwik
Leon Boden: Prof. Westhoff, Venus
Thomas Vogt: Major Bogdan Bjelowski, Geheimdienst
Martin Kunze: Colonel Larriand
Michael Westphal: Kommissar Malamud, Venus
Ulrike Kapfer: Iris, Station
Robert Vogel: Sven Björnsen
René Wagner: VEGA Venus
Wolf Frass: Prolog
u. a., darunter Reinhild von Michalewsky.
Das Hörspielmanuskript schrieb Balthasar v. Weymarn nach dem gleichnamigen Roman von Nikolai von Michalewsky.
_Hintergrund und Vorgeschichte_
Die Mark Brandis-Hörspielreihe begann 2005-2007 mit [„Bordbuch Delta VII“. 4995 Inhaltlich unterscheidet sie sich in einigen wichtigen Punkten von den Büchern.
* Die Geschichten sind um 50 Jahre in die Zukunft verlegt, die Saga beginnt also 2119;
* Die Kürzel EAAU und VOR sind zu „die Union“ und „die Republiken“ geworden;
EAAU: Die Europäisch-Amerikanisch-Afrikanische Union (EAAU) ist ein transkontinentaler Staatenverbund und wurde als Zusammenschluss der drei Kontinente Europa, Amerika und Afrika ca. 1999 gegründet – ihr assoziiert ist Australien. Während Europa der Kontinent ist, der über die längste Tradition verfügt, haben sich Afrika und Amerika zu den industriell bedeutendsten Kontinenten entwickelt.
Flagge: ein Ring goldener Planeten um drei kleeblattartig angeordnete grüne Kontinente auf weißem Grund.
Hauptstadt: Metropolis
VOR: Die Vereinigten Orientalischen Republiken (VOR) sind ein transkontinentaler Staatenverbund und umfassen zwischen Ural und der Pazifikküste die asiatischen Staaten einschließlich Ozeaniens.
Flagge: zwei gekreuzte Mongolenschwerter vor einer gelb-roten Sonne.
Hauptstadt: Peking
* Computer müssen nicht jedes Mal neu programmiert werden, sondern kümmern sich selbständig um ihre Aufgaben (daher kein „Technobabble“). |Delta VII| besitzt eine sprechende „Persönlichkeit“ mit dem Namen CORA, die von jedem Ort im Schiff aus zu erreichen ist;
* Die |Delta VII| besteht aus Brücke, Aufenthaltsraum/Messe, Maschinenraum und den Quartieren, dazu noch zwei Schleusen (Hauptschleuse kielseits und Dingischleuse deckseits); sie ist außerdem kein raketenartiger Vertikalstarter mehr;
* Mark Brandis und Ruth O’Hara können sich „Videobriefe“ schreiben; sog. Homeservice-Tapes (erinnert sich hier wer an „Das Arche Noah-Prinzip“?***) und sind bereits verheiratet, dafür hat Lt. Antoine Ibaka seine Frau Lydia erst auf der Venus kennengelernt;
* Die Geschichte ist gestrafft – so beginnt sie bereits mit dem Anflug auf die Erde (statt dem Anflug auf die Venus);
* Die „Reinigende Flamme“ hat bereits einmal (vor dem ersten Band) versucht, die Macht in der EAAU zu übernehmen. Da dieser Putsch damals vereitelt wurde, sind Mitglieder der Regierungen der Bedrohung gegenüber nachlässig geworden;
* Tom Collins‘ Rolle als Wegbereiter Smiths ist ausgedehnt;
* Alexander Repin ist nicht „Vorsitzender des Rates für Innere und Äußere Sicherheit“ auf der Venus, sondern Gouverneur;
* Die Venus leitet Energie aus dem Treibhauseffekt per Fernübertragung an die Erde;
* |Delta VII| kann in der SK-Konfiguration bis zu acht schwere Raketentorpedos neben den Energiewaffen abfeuern;
* Robert Monnier hat eine medizinische Zusatzausbildung;
* Die Technik der Gehirntransplantation (Brigadegeneral Rodriguez) ist durch ein verfeinertes Scanning-Verfahren ersetzt;
* Der Frachterkapitän Nelson (vgl. Aufbruch zu den Sternen) hat eine Tochter, die als Reporterin arbeitet.
***: Am Anfang seiner Spielfilmkarriere ging es Roland Emmerich um eins: Um die Umwelt. Das ARCHE NOAH PRINZIP (1984) könnte man als Öko-Klimakatastrophen-Science-Fiction-Thriller bezeichnen.
|Die Venus-Kolonie|
Die Chinesen errichteten auf dem Mars die erste Kolonie, deshalb wollte die westliche Union lieber die Venus besiedeln. Erst mit der Entdeckung einer chemischen Konstante Mitte des 21. Jahrhunderts gelang ein Durchbruch, und seither macht die Zersetzung von Schwefelsäure und Kohlendioxid in der Venus-Atmosphäre Fortschritte, wird aber erst Ende des 22. Jahrhundert abgeschlossen sein. Aufgrund der hohen Oberflächentemperatur von zunächst 450 °C und der langen Venustage (1 Tag entspricht 5832 Stunden) war und ist eine Besiedlung nur in Polnähe möglich. Bis 2095 wurde eine Strafkolonie unterhalten. Ein Schirm wurde errichtet, Forscher und Zivilisten folgten. Bodenwärme wurde in Energie umgewandelt, und die Venuskolonie prosperiert. (aus dem Booklet, abgewandelt)
_Handlung_
Fünf Monate nach der Unabhängigkeitserklärung der Venus will die Reporterin Angelica Nelson Brandis interviewen, der von Gouverneur Repin zum Commander der |Delta VII| ernannt worden ist, nachdem sich Brandis‘ Vorgänger Commander John Harris bei einem heroischen Einsatz auf der Erde geopfert hat. Doch Brandis lehnt das Interview ab, weil Nelson die Tochter des Kapitäns der |Barbarossa| ist, der sich nun auf der Erde befindet – in der Gewalt von General Smith. Wer weiß, ob er nicht der Gegenseite in die Hände spielen würde.
Als Brandis zusammen mit der Reporterin im Gleiter sitzt und sie durch die Stadt fliegen, ertönt plötzlich der Notalarm. Brandis befiehlt Nelson auszusteigen, doch sie hat zu große Angst vor dem Sprung und stürzt mit dem Gleiter ab. Doch wer oder was hat den Absturz verursacht, fragt sich Brandis, der noch rechtzeitig mit dem Fallschirm „ausgestiegen“ ist. Gibt es Spione und Saboteure auf der Venus?
Brandis wird zu Gouverneur Repin gebeten. Er ist froh, dass Repin die Bitte General Smiths, Stützpunkte auf der Venus errichten zu dürfen, abgelehnt hat. Man hat auch den Heckenschützen gefunden, dem Nelson zum Opfer fiel, doch der Vorfall wird als Unfall vertuscht. Repin will Smith offenbar keinen Grund zur Aggression geben. Die Besetzung droht.
Larriand, der Stellvertreter Repins, macht Brandis klar, dass die Venus einen Spion in der Nähe Smiths habe und man diesen Spion auf dem Mond treffen müsse. Da der Direktor der VEGA, Westerhoff, diese Mission unterstützt, erklärt sich Brandis bereit, den Geheimdienstler Major Bjelowski hinzufliegen. Der Haken daran: Als Pilot wird Brandis sein alter Feind Robert Monnier zugeteilt. Na, das ja heiter werden, denkt der Raumschiffkapitän im Stillen.
Auf dem Mond landen sie bei Camp Luna Fünf. Major Bjelowski steigt aus, um den Abgesandten der VOR-Republiken, General Rodriguez, zu treffen. Doch da tauchen unbekannte Schiffe auf, die die |Delta VII| unter Beschuss nehmen. Sie wurden verraten! Es gelingt Brandis bei einem Alarmstart noch, Rodriguez an Bord zu nehmen, doch was ist mit Bjelowski? Die |Delta VII| schießt die feindlichen Zerstörer, die von der Union kommen, ab. Verblüfft hört Brandis die Stimme eines Totgeglaubten: Commander John Harris! Eine weitere Überraschung wartet auf ihn: Brigadegeneral Rodriguez ist eine Frau.
Als sie zur Venus zurückfliegen, wird Leutnant Ibaka stutzig: Etwas stimmt dort nicht. Ist die Venus bereits von Smiths Sturmtruppen besetzt worden?
_Mein Eindruck_
Selbst ein kleiner Abstecher nach Luna kann doch recht aufregend sein. Leider aber auch verwirrend. Man muss also Zuhörer schon aufpassen wie ein Schießhund und Ohren haben wie ein Luchs, will man dem rasanten Gefecht über der Mondoberfläche einigermaßen folgen. Am besten hört man sich diese Folge mindestens zweimal an.
Hinzu kommt ein zweiter Handlungsschwerpunkt im Anschluss an die Beinahe-Rückkehr zur Venus, die ja mittlerweile nicht mehr anlaufbar ist. Die |Delta VII| braucht eine neue Basis, um weiter operieren zu können. Eine Raumstation zur Nachrichtenübermittlung und Wetterbeobachtung ist mit dem Treibstoff noch erreichbar. Doch auch dort findet ein heftiges Gefecht mit den Smith-Truppen statt. Dies kann Brandis‘ Mannschaft zusammen mit den Widerstandskräften der Station jedoch für sich entscheiden.
In einer „normalen“ Serie hätten die Produzenten diese doppelte Handlung auf zwei Folgen verteilt, doch hier wollte man offenbar die Geschichte auf einer positiven Note enden lassen, wie schon im Vorgänger. Mit dem Erfolg der Rebellen auf der Station ist dies gegeben, und der Hörer kann sich zufrieden zurücklehnen: Brandis & Co. haben mal wieder das Weltall vor dem Schlimmsten bewahrt.
Allerdings muss der Hörer für diese zwei Handlungsschwerpunkte, die nur durch eine actionlose Durststrecke verbunden sind, einen langen Atem mitbringen: Die Episode ist ganze 76 Minuten lang, also rund 20 Minuten mehr Zeit als für eine durchschnittliche |Perry Rhodan|-Folge aufgewendet wird. Aber man kann ja mal eine kleine Pause in der Mitte einlegen, damit man für die zweite Hälfte wieder aufnahmefähig ist. Hab ich natürlich aus Zeitmangel nicht gemacht, sondern mental die Zähne zusammengebissen und bis zum bitteren Ende mitgeschrieben.
_Die Inszenierung_
|Die Sprecher|
Ich fand, dass die Sprecher nicht besonders gut zur Geltung kamen. Das liegt daran, dass sie alle nur sehr kurze Sätze zu sprechen haben. Ich hatte den Eindruck, als würde alles zerhackt werden, um den Eindruck von Dynamik und Entwicklung zu erwecken – was ja auch voll gelungen ist. Diese Vorgehensweise degradiert die Sprecher jedoch zu Lieferanten von Sprechblasen.
Ausdrucksstarke Momente sind dünn gesät, so etwa, als Daniela Hofmann mit ihrer verführerischen Julia-Roberts-Stimme dem harten Raumfahrer Mark Brandis auf die Pelle rückt, oder als die Rebellin Iris sich mit Brandis auf der Raumstation verbündet. Der Rest des Textes besteht meist aus verbalem Schlagabtausch. Ich habe den Verdacht, dass dieser Stil für männliche Zuhörer ganz in Ordnung ist, beim weiblichen Publikum jedoch auf weit weniger Gegenliebe stoßen dürfte. Denn dieses mag es lieber emotional, wenn nicht sogar romantisch. Mit dem Auftreten dreier weiblicher Nebenfiguren dürfte das weibliche Publikum diesmal wesentlich besser bedient sein als im Vorgänger.
|Die Geräusche|
Die Geräuschkulisse erstaunt den Hörer mit einer Vielzahl mehr oder weniger futuristischer Töne, so etwa die Triebwerke der |Delta VII|, doch wenn man ein Fan von SF-Fernsehserien ist, dann dürfte einen dies nicht gerade umhauen, sondern eher ganz normal vorkommen. Immerhin trägt der gute Sound dazu bei, den Hörer direkt ins Geschehen hineinzuversetzen, und das kann man von den wenigsten SF-Fernsehserien behaupten.
Die meisten wie etwa „Classic Star Trek“ oder „Raumpatrouille Orion“ sind viel zu alt für solchen Sound, und „Babylon 5“ oder „Andromeda“ klingen zwar toll, spielen aber in abgelegenen Raumgegenden, wo irdische Ereignisse kaum eine Rolle spielen. Dadurch hebt sich „Mark Brandis“ im Hörspiel bemerkenswert von solchen TV-Produktionen ab, von SF-Hörspielen ganz zu schweigen. Nur „Perry Rhodan“ von |STIL / Lübbe| kann in dieser Liga mitspielen.
|Musik|
Ja, es gibt durchaus Musik in diesem rasant inszenierten Hörspiel. Neben dem Dialog und den zahllosen Sounds bleibt auf der Tonspur auch ein wenig Platz für Musik. Sie ist wie zu erwarten recht dynamisch und flott, aber nicht zu militärisch. Allerdings schrammt sie manchmal hart am Marschrhythmus entlang. Vermutlich ergibt sich aus der Nähe zur militärischen Hierarchie, die auf den Schiffen umgesetzt wird, und dem Zwang des Produzenten, dem Hörer zu suggerieren, dass „unsere Jungs im All“ das Kind schon schaukeln werden.
Hier setzt sich für mich die alte Heinlein-Ideologie fort, wonach es dem Menschen bestimmt sei, den Weltraum zu erobern, und zwar egal, mit welchen Mitteln. Zum Glück setzt sich rechtslastige Ideologie in der Handlung nur auf der Gegenseite durch, und so können Brandis und Co. weiterhin für demokratische Werte eintreten.
_Unterm Strich_
Diesmal wird das Hörspiel von zwei Handlungsschwerpunkten bestritten, die einmal auf dem Erdmond, zum anderen auf einer Raumstation stattfinden. Eigentlich hätte man gut und gern zwei separate Hörspiele daraus gestalten können, so aber ist das Hörspiel zu Überlänge aufgeblasen worden: 76 Minuten. Das erste Hörspiel [„Bordbuch Delta VII“ 4995 war nur 62 Minuten lang, was ein durchaus erträglicher Umfang ist. Bei 76 Minuten sollte der Zuhörer jedoch eine Pause einlegen, um noch aufnahmefähig bleiben zu können. Ansonsten gibt’s mal wieder Action satt.
Ähnlich wie manche Handlungsstränge der „Perry Rhodan“-Hörspiele greift auch die Mark-Brandis-Serie politische Themen auf statt nur auf die Karte der abenteuerlichen Erforschung fremder Welten zu setzen. Das finde ich schon mal sehr löblich, denn so kann der Hörer die gezeigten Vorgänge mit seinen eigenen sozialen und politischen Verhältnissen vergleichen und sie, mit etwas Verstand, auch kritisch bewerten. Unterschwellig warnt der Autor dieses Stoffes vor einer faschistischen Diktatur.
„Mark Brandis“ ist als Hörspiel professionell inszeniert, spannend, stellenweise actionreich und mitunter sogar bewegend. Leider wird ein wenig zu viel auf zu wenig Platz gepackt, und dies degradiert die Sprecher zu Lieferanten von Sprechblasen. Nur selten können sie ernstzunehmende Emotionen ausdrücken, bevor die nächste Attacke von Musik oder Soundeffekten ihren Text unter sich begräbt. Dieser Stil ist zwar auch in „Perry Rhodan“ anzutreffen, aber nicht in den qualitativ höherwertigen POE-Hörspielen. Je nach Stil-Vorliebe dürfte sich dann das Publikum entsprechend entscheiden.
Ich selbst fand das Hörspiel unterhaltsam, aber wegen seiner Überlänge ganz schön anstrengend. Und an die Handlung könnte ich mich ohne meine Notizen beim besten Willen nicht mehr erinnern.
Fazit: vier von fünf Sternen.
|76 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-88698-773-3|
http://www.sprechendebuecher.de
http://www.markbrandis.de
http://www.interplanar.de
Die Charaktere sind eingeführt, die Hintergründe grob umrissen und die Handlung hat, vor allem gegen Ende der letzten Folge, an Fahrt gewonnen. „Abseits der Wege“, das Fantasy-Hörspiel von Volker Sassenberg und Andreas Gloge, geht mit „Verborgen“ in die vierte Runde.
_Inhalt_
Gaston Glück ist mit seinen Freunden Halmir und Dunring dank der Hilfe der Königstochter Myrell aus dem Gefängnis der Purpurnen Prüfer geflohen. Während sie das Weite suchen, müssen sie jedoch eine grauenvolle Entdeckung machen: Der Verweser, ein Geschöpf aus einer längst vergangenen Epoche, ist zurückgekehrt und bedroht das Gleichgewicht der Welt. Zum einen zieht das Welkenwerk immer größere Kreise und bedroht die Grundfesten des Reiches, zum anderen greifen die Purpurnen Prüfer nach der Macht und wollen ihren Einfluss mit der Kontrolle des Verwesers unterstreichen. Es ist schwer, in Zeiten solch rascher Veränderungen noch zwischen Freund und Feind zu unterscheiden, denn jeder spielt sein eigenes Spiel, um seine Pläne durchzusetzen.
Immerhin scheint Myrell, die Gaston bereits von einem früheren Besuch in seinem Heimatdorf Tiefenhag kennt, endlich ihre Maske abzulegen und die Wahrheit aufzudecken. Sie steht auf Gastons Seite und der seines Vaters Tebald, der als Nebelchronist die Welt vor Gefahren beschützen soll. Jeder Nebelchronist, so Myrell, besäße ein schwarzes Pergament. Die Seiten müssten in Zeiten des wiederkehrenden Chaos gebunden werden, um den Schutz, den diese Seiten ermöglichen, zu erneuern. Das Buch könne jedoch nur an einem bestimmten Ort gebunden werden. Dumm nur, dass dieser ausgerechnet in den Frostklüften, einem schwer zugänglichen Gelände, liegt.
Obwohl Gaston noch unschlüssig ist und am liebsten zurück nach Tiefenhag möchte, willigt er schließlich ein, Myrell zu begleiten. In einer Kutsche macht er sich mit Myrell, Dunring und Halmir auf den Weg. Doch ihre Fahrt wird abrupt gestoppt: Ein fallender Baum – etwa der Einfluss von Welkenwerk? – kracht auf sie hernieder und lässt die Kutsche einen Abhang hinunterschlittern. Als Dunring und Halmir wieder die Augen öffnen, erwachen sie getrennt von den anderen. Verletzt sind sie nicht, so dass sie die Gegend erkunden und sich in den Weinenden Gärten wiederfinden. Doch ihre Erkundung währt nicht lange, denn wenig später fallen sie in einen unnatürlichen Schlaf.
An einem anderen Ort, nur unweit entfernt, aber doch außer Sichtweite, erwacht auch Myrell neben Gaston, doch auch sie ermüdet sofort wieder. Nur Gaston, der unwissentlich einen Splitter von Welkenwerk in seiner Brust trägt, ist gegen den Einfluss des Ortes gefeilt. Er schafft es, seine Begleiterin aus der Gefahrenzone zu bringen, kommt allerdings nicht weit. Denn ganz in der Nähe des Unfallortes gelangt das Duo in eine von Hecken und Beeten hergerichteten Anlage, in dessen Zentrum ein altes Gemäuer steht. Das Anwesen entpuppt sich als das der Oberen Evoría, die den Gästen eine Unterkunft anbietet. Doch steht sie wirklich auf ihrer Seite? Und wo sind Hamlir und Dunring geblieben, die noch immer nicht aufgetaucht sind?
_Bewertung_
Mittelteile haben – sei es als Roman, Film oder eben als Hörspiel – einen entscheidenden Nachteil: Sie weisen weder einen richten Anfang noch ein richtiges Ende auf. Stattdessen müssen sie eine Brücke zwischen Beginn und Abschluss schlagen, die Spannung aufrechterhalten und diese am besten noch erhöhen. Aber sie dürfen bloß nicht zu viel vorweg nehmen, um den finalen Höhepunkte im letzten Teil nicht zu zerstören.
Trotz dieser Schwierigkeiten sind Trilogien und mehrteilige Reihen im fantastischen Genre die bevorzugte Veröffentlichungsform. Ein ertragreiches Produkt will natürlich ausgeschlachtet werden. Autoren und Regisseure scheitern dabei jedoch immer wieder, denn oftmals ist der Mittelteile einer Trilogie der dramaturgisch schwächste. Oder, im Fall einer langen Serie, verliert der Autor seine ursprüngliche Idee aus den Augen oder ergeht sich in belanglosen Nebenhandlungen, bis er nicht mehr weiß, wie er alle Handlungsfäden wieder schlüssig zusammenführen soll.
Der Bezug zu „Verborgen“, dem vierten Teil von Abseits der Wege, ist schnell hergestellt, denn nach den einleitenden Episoden und dem Auftauchen des Verwesers zum Ende des dritten Teils geht die auf zwölf Folgen ausgelegte Hörspiel-Serie nun zu den Folgen des Mittelteils über. Die Ereignisse um Gaston Glück, die Nebelchronisten und das Welkenwerk sollen sich behutsam steigernd bis zum Finale zuspitzen. Das gelingt mit Folge vier jedoch nur teilweise.
Die ersten Kapitel der CD sind noch äußerst spannend und knüpfen direkt an die vorangehende Episode an. Myrell und die drei mehr durch unglückliche Zufälle ins Abenteuer geratenen Tiefenhager Gaston, Halmir und Dunring sind soeben den Fängen der Purpurnen Prüfer entkommen und befinden sich auf der Flucht. Der Aufbruch ist dramatisch und rasant in Szene gesetzt und packt den Hörer von der ersten Minute an. Zudem gibt Myrell einige Informationen preis, die es Gaston wie auch den Hörer ermöglichen, einige vorausgehende Entwicklungen in einem neuen Zusammenhang zu betrachten.
Mit dem Unfall der Kutsche, der ihre Flucht vorerst stoppt, geht jedoch ein Bruch daher. Produzent Volker Sassenberg drosselt merklich das Tempo und lässt die Protagonisten, nur noch zu Fuß unterwegs, die ungewohnte Umgebung erkunden. Die Weinenden Gärten und die Szenen im Anwesen der Oberen Evolía sind atmosphärisch dicht erzählt, können die aufgebaute Erwartungshaltung der bisherigen Handlung aber nicht befriedigen. Vielmehr wirkt die Begegnung mit der charakterlich undurchsichtigen Frau wie ein Zwischenstück, das eingeschoben worden ist, um die Folge auf sechzig Minuten Länge zu ziehen. Denn das eigentliche Ziel der Reise, die Frostklüfte, nehmen Gaston und Myrell erst wieder auf, als die Abschlussmusik ertönt: ein passender Cliffhanger für den folgenden Teil.
Ob die Ereignisse in „Verborgen“ doch in einem größeren Kontext stehen, vermögen erst die Folgeepisoden zu klären. Der Aufbau dieser Folge lässt dies jedoch eher nicht vermuten. So bleiben also ein leicht fader Nachgeschmack hinsichtlich der eingebauten Nebenhandlung und nur die Hoffnung, dass es in Teil fünf auf dem gewohnt hohen Niveau mit den im Mittelpunkt stehenden Ereignissen weitergeht. Wenn „Verborgen“ als kaum Brücken schlagender Mittelteil der Serie eine Ausnahme darstellt und das Hörvergnügen zukünftig nicht weiter gestreckt wird, kann „Abseits der Wege“ diese Folge ohne weiteres verkraften. Der Regelfall sollte so aber nicht aussehen.
Bereits Susanne Goga hat mit [„Leo Berlin“ 1597 bewiesen, dass die Zwanzigerjahre einen durchaus reizvollen Krimi-Schauplatz abgeben. Ein zweiter Autor, der sich dieser Zeit als Hintergrund seiner Romane widmet, ist der Pole Marek Krajewski. Seine Romane um den eigenwilligen Kriminalrat Eberhard Mock spielen dagegen jedoch in Breslau und nicht in Berlin. Doch seine Einblicke in die Gesellschaft und den Geist der damaligen Zeit lassen ein ganz ähnliches Bild entstehen.
Es ist das Jahr 1927, als Kriminalrat Eberhard Mock eine Reihe recht mysteriöser Morde aufzuklären hat. Ein Musiker wird lebendig eingemauert aufgefunden und ein Stadtrat baumelt kopfüber mit einer Klaviersaite befestigt von einem Kronleuchter. Doch dies sind nicht die beiden einzigen Mordfälle, die Mock zu schaffen machen. Was Mock und seinen Kollegen besonderes Kopfzerbrechen bereitet, sind die abgerissenen Kalenderblätter, die der Mörder an den Leichen zurücklässt. Worauf spielt er damit an? Nachdem Mock lange Zeit im Dunkeln tappt, deutet eine Spur bis weit in die Vergangenheit Breslaus …
Derweil plagen Mock aber auch noch ganz andere Probleme. Seine Ehe läuft nicht besonders gut. Mock hat einen Hang zum Alkohol und geht nicht immer ganz sanft mit seiner Frau um – bis selbige ihn eines Tag Hals über Kopf verlässt. Mock versucht herauszufinden, was seine Frau hinter seinem Rücken treibt, und dazu werden auch schon mal die Kollegen zur Observierung der werten Gattin beordert …
Marek Krajewski skizziert das Breslau der 20er Jahre als ein Ort des Umbruchs. Die feine Gesellschaft genießt das Leben in vollen Zügen. Alkohol und Kokain wird dabei gerne mal reichlich zugesprochen und man vergnügt sich auch schon mal mit einer kleinen Orgie. Auch Mocks Frau scheint dem nicht abgeneigt zu sein und sucht den Spaß außerhalb des Ehebettes und der rustikalen Zuneigung des Kriminalrats Eberhard Mock. Die Schilderungen um die Erlebnisse von Mocks Frau spiegeln die Dekadenz der damaligen Oberschicht wider. Hinter den Türen der noblen, gut betuchten Breslauer Bürgerlichkeit tun sich Abgründe auf. Kaum ein Tabu bleibt ungebrochen.
Hinter dieser Dekadenz verbirgt sich aber auch eine zunehmende Verkommenheit, die in vielen Bereichen der Geschichte immer wieder durchschimmert. Alkoholismus ist salonfähig und geradezu alltäglich – auch unter Mocks Kollegen bei der Polizei. Und dass ein Eberhard Mock selbst im Ehebett derart rustikal zu Werke geht, dass das Wort Vergewaltigung keinesfalls übertrieben ist, und er obendrein seinen Posten dazu missbraucht, Kraft seine Amtes seiner Frau hinterherspionieren zu lassen, scheint ebenfalls niemanden zu kümmern. Auch sein Umgang mit Zeugen lässt nicht unbedingt die besten Manieren erkennen.
Das macht es dem Leser bzw. Hörer natürlich alles andere als leicht, den ungehobelten Kriminalrat ins Herz zu schließen. Mock ist kein Sympathieträger und schon gar kein strahlender Held im Dienste der Gerechtigkeit. Er ist ein sperriger Typ, dessen ungehobelte Art einem immer wieder gegen den Strich läuft. Da die Lesung von Hans-Werner Meyer obendrein gekürzt ist, fällt es schwer, sich so richtig auf Eberhard Mock einzulassen, und da er nun mal im Zentrum der Handlung steht, sorgt das für eine Distanz, die man bis zum Ende der Geschichte nicht so recht zu überwinden vermag.
Der Fall an sich ist durchaus spannend erzählt. Tappen Mock und seine Kollegen noch anfänglich komplett im Dunkeln, so offenbart sich mit der Zeit die Möglichkeit, dass die Taten irgendwie mit der Geschichte der Stadt verflochten sind. Und so entwickelt die Geschichte im Laufe der Ermittlungen noch einigermaßen Spannung. Etwas irritierend ist hingegen die Auflösung. Zum Ende hin bleibt einiges auf äußerst unbefriedigende Art offen im Raum stehen, und die mystische Note, die bei dieser Auflösung mitschwingt, hinterlässt einen recht unschönen Nachgeschmack. Dieser „Mystery-Faktor“ ist nicht nur unbefriedigend, sondern wirkt auch unstimmig.
Die 20er Jahre sind an sich eine verlockende Zeit voller Gegensätze, die einen hervorragenden Hintergrund für einen Roman abgibt. Ich hatte mir von diesem Hörbuch aber dennoch etwas mehr Atmosphäre erhofft. In der Kürze des Hörbuchs (gerade mal zwei CDs gegenüber 336 Buchseiten), scheint genau diese nämlich etwas auf der Strecke zu bleiben. Man merkt der Geschichte an, dass hier fleißig gekürzt wurde, und das ist sehr schade.
Hans-Werner Meyer macht als Erzähler seine Sache allerdings sehr gut. Er versteht sich darauf, die unterschiedlichen Figuren mit unterschiedlichen Stimmen zu lesen und lässt so im Kopf des Hörers ein Bild der unterschiedlichen Figuren entstehen.
Bleibt unterm Strich ein mittelmäßiger Eindruck zurück. Hans-Werner Meyer macht seine Sache als Vorleser sehr gut, wohingegen die Geschichte etwas zu straff erzählt scheint. Zu einer ohnehin schon so sperrigen Figur wie Eberhard Mock kann man so kaum eine Beziehung aufbauen, und daher bleibt in jedem Fall eine große Distanz zwischen Hörer und Figuren bestehen. Der Fall an sich ist zwar spannend, die mystische Note, die nach der Auflösung noch vieles im Unklaren lässt, stört hingegen.
Somit ist „Der Kalenderblattmörder“ leider nur ein allenfalls durchschnittliches Hörvergnügen. Im Zweifelsfall kann es also vielleicht sinnvoller sein, bei Marek Krajewski direkt zum Buch anstatt zum Hörbuch zu greifen.
Leonie Goron hat sich von Edgar Allan Poe getrennt, um ihre eigene Vergangenheit zu bewältigen. In Landors Landhaus sah sie das Gesicht eines Mannes, der in ihrer Vergangenheit eine wichtige Rolle spielte und den sie längst für tot hielt. Sie verfolgt den Mann bis nach New York, dort dreht der Gejagte den Spieß um und lockt Leonie in ein düsteres Gemäuer, wo er die mutige Frau überwältigt und sie in Gefangenschaft hält, um sie einer grausamen psychischen Folter auszusetzen …
_Meine Meinung:_
Mit dieser Folge erwarten den Hörer ein weiteres Leonie-Solo-Abenteuer und ein neuer, aber nicht minder bekannter Sprecher im Poe-Ensemble. Lutz Riedel gibt sein Debüt als Gorn und stellt damit den neuen Bösewicht des zweiten Handlungsstranges dar. Hier zeigt der vielseitige Mime ein weiteres Mal seine beeindruckenden schauspielerischen Fähigkeiten und steht seinen Kollegen Pleitgen, Berben und Hagen darin in nichts nach. Dabei baut sich die Spannung erst sehr langsam auf. Die erste Hälfte des Hörspiels gestaltet sich fast wie ein Hörbuch, in welchem Iris Berben die Stimmungen und Gefühle von Leonie Goron glaubhaft und authentisch wiedergibt. Die zweite Hälfte hingegen verströmt wieder die typische düstere Spannung der EDGAR ALLAN POE-Hörspiele.
Technisch ist diese Episode ebenso brillant geworden wie die 27 vorangegangenen Hörspielfolgen der Serie; musikalisch geht es dieses Mal eher verhalten und ruhig zu. Das Cover zeigt eine stimmungsvolle Schwarzweiß-Fotografie, die sich im Stil hervorragend den anderen Episoden angleicht und dabei den Titel treffend widerspiegelt.
_Fazit:_ „Der Mann in der Menge“ ist ein äußerst subtiles und fesselndes Thriller-Hörspiel mit einer grandiosen Iris Berben, die in Lutz Riedel als neuem Bösewicht einen ausdrucksstarken Widerpart gefunden hat.
|58 Minuten auf 1 CD
ISBN13: 978-3-7857-3428-5|
http://www.poe.phantastische-hoerspiele.de
http://www.luebbe-audio.de
Anfang des 22. Jahrhunderts bedroht der Putsch des Generals Gordon B. Smith aus Texas die Union Europas, Amerikas und Afrikas. Der deutsche Testpilot Mark Brandis fliegt für die neutrale Venus-Erde-Gesellschaft für Astronautik (VEGA) den Prototypen Delta VII – ein Raumschiff, das mit einem revolutionär schnellen Antrieb ausgestattet ist. Er und die anderen Mitglieder der kleinen Mannschaft unter Commander Harris kehren nach wochenlangem Testflug in eine veränderte Welt zurück …
Roan Shryne und Olee Starstone gelingt mit Hilfe des ehemaligen Vigo Cash Garullan die Flucht vor Darth Vader und den neuen imperialen Sturmtruppen. Ein Frachter soll sie in Sicherheit bringen, doch der neue Sith-Lord ist den Jedis dicht auf den Fersen. Darüber hinaus wird Roan mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert, denn die Kommandantin des Frachtschiffes „Drunken Dancer“ ist seine eigene Mutter.
Derweil muss sich Darth Vader mit den Erinnerungen Anakin Skywalkers auseinandersetzen und gleichzeitig feststellen, dass die Rüstung, die er trägt, keinen menschlichen Körper ersetzen kann …
_Meine Meinung:_
Der Titel der zweiten |Dark Lord|-Episode ist Programm, denn es geht wirklich primär um Roan Shrynes und Olee Starstones Flucht vor dem Imperium. Dass Roan dabei seine eigene Mutter trifft, wirkt zunächst etwas kitschig, bietet aber auch emotionalen Zündstoff. Nur Raumschlachten und Lichtschwertduelle wären auf die Dauer schließlich auch langweilig. Die Folge wird zudem dazu genutzt, die noch frische Figur des Darth Vader weiter auszubauen. Vor allem die innere Zerrissenheit kommt gut zur Geltung, ebenso wie Vaders Verdruss über die Schwächen und Nachteile seiner Cyborg-Rüstung.
Rainer Schöne liefert dabei eine sehr überzeugende Arbeit ab. Gleiches gilt für Torsten Michaelis und Marie Bierstedt. Als Roans Mutter ist Rita Engelmann zu hören, die durch die Synchronisation von Gates „Beverly Crusher“ McFadden bereits einschlägige Science-Fiction-Erfahrung hat. Neben den Synchronsprechern Friedhelm Ptok und Martin Kessler, die ihre Rollen auch in den Filmen verkörperten, gibt es ein Wiederhören mit vielen Hörspiellegenden, angefangen bei Oliver Rohrbeck als Hacker über Douglas Welbat als Bodyguard bis hin zu Norbert Langer, der einen Jedi verkörpert.
Musikalisch und technisch gibt es an dieser Folge erneut nichts auszusetzen. Raumschlachten und Fluggeräusche hören sich genauso realistisch an wie im Kino. Insgesamt liegt also ein weiteres gelungenes, wenngleich etwas ruhigeres Hörspiel als Folge eins vor.
Das Booklet zeigt natürlich wieder Darth Vader, diesmal in einer etwas bedrohlicheren Pose, die den Titel treffend untermauert. Auch hier gibt es im Innenteil des Jewel-Case zwei beeindruckende Illustrationen des dunklen Lords, unter anderem eine sehr gelungene Comic-Zeichnung des Kopfes von Darth Vader.
_Fazit:_
„Auf der Flucht vor dem Imperium“ ist eine gelungene Fortsetzung mit kleineren Längen und Schwächen. Die Story ist im Vergleich zu Folge eins ruhiger und teilweise auch klischeebeladener; die Figur des Darth Vader wird hingegen sehr interessant und facettenreich geschildert.
|Star Wars|-Hörspielumsetzungen auf |Buchwurm.info|:
[„Star Wars – Dark Lord. Teil 1: Die letzten Stunden der Klon-Kriege“ 4967
[„Episode I: Die dunkle Bedrohung“ 1293
[„Episode II: Angriff der Klonkrieger“ 1305
[„Episode III: Die Rache der Sith“ 4534
[„Episode IV: Eine neue Hoffnung“ 686
[„Episode V: Das Imperium schlägt zurück“ 689
[„Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritte“ 694
[„Labyrinth des Bösen, Teil 1: Gunrays Geheimnis“ 3291
[„Labyrinth des Bösen, Teil 2: Darth Sidious auf der Spur“ 3292
[„Star Wars: Labyrinth des Bösen“ (Teil 1-3: Das komplette Hörspiel) 4794
|54 Minuten auf 1 CD
ISBN13: 978-3-931780-95-1|
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[Interview mit Oliver Döring zum Hörspiel „Dark Lord“]http://www.starwars-union.de/index.php?id=interview%3Cb%3Eoliverdoering%3C/b%3E%3Cb%3E08
Die |Pension Eva| ist das Bordell in der sizilianischen Stadt Vigàta. Hier verbringt der junge Nenè viele Stunden. Aber nicht, um mit den Frauen zu schlafen, sondern um sich ihre Geschichten erzählen zu lassen. Denn sie lehren ihn, das Leben zu verstehen. Im Sizilien der vierziger Jahre herrscht Krieg. Was für Nenè auf geheimnisvolle Weise beginnt – die Sexualität, die Hingabe zur Literatur, das Leben selbst – droht unter den Trümmern zu ersticken. Und doch gibt es eine Kraft, die sich wie ein Hauch über die zerbombte Stadt legt und alles verzaubert …
_Der Autor_
Andrea Camilleri ist kein Autor, sondern eine Institution: das Gewissen Italiens. Der 1925 in dem sizilianischen Küstenstädtchen Porto Empedocle geborene, aber in Rom lebende Camilleri ist Autor von Kriminalromanen und -erzählungen, Essayist, Drehbuchautor und Regisseur. Er hat dem italienischen Krimi die Tore geöffnet.
Die Hauptfigur in vielen seiner Romane, Commissario Salvo Montalbano, gilt inzwischen als Inbegriff für sizilianische Lebensart, einfallsreiche Aufklärungsmethoden und südländischen Charme und Humor. Er ermittelt in komplett erfundenen, aber „echt“ erscheinenden Orten wie Vigàta und Monte Lusa.
Die Commissario-Montalbano-Krimis:
– [Die Form des Wassers 306
– [Der Hund aus Terrakotta 315
– [Der Dieb der süßen Dinge 3534
– [Die Stimme der Violine 321
– Das Paradies der kleinen Sünder (Kurzkrimis)
– Die Nacht des einsamen Träumers (Kurzkrimis)
– [Das Spiel des Patriarchen 312
– [Der Kavalier der späten Stunde 670
– [Die Rache des schönen Geschlechts 659 (Kurzkrimis)
– [Das kalte Lächeln des Meeres 594
– [Der falsche Liebreiz der Vergeltung 1812 (Kurzkrimis)
– [Die Passion des stillen Rächers 3138
– [Die dunkle Wahrheit des Mondes 4302
_Der Sprecher_
Gerd Wameling, geboren 1948 in Paderborn, ging 1974 an die Schaubühne in Berlin, deren Ensemble er fast 20 Jahre lang angehörte. Seit 1992 ist er freier Schauspieler und Sprecher und spielte in diversen TV-Filmen und -Serien mit sowie unter anderem in Wim Wenders‘ Kinofilm „In weiter Ferne so nah“. Wameling ist nach Verlagsangaben einer der bekanntesten deutschen Rundfunk- und Hörbuch-Sprecher. Wameling liest eine ungekürzte Fassung.
Das Hörbuch ist eine Produktion des Hessischen Rundfunks. Regie führte Burkhardt Schmidt, die Technik steuerte Patrick Ehrlich.
_Handlung_
Die fünf Kapitel tragen die Titel:
1) Gradus ad Parnassum
2) Die Einschiffung nach Kythera
3) Im Schatten junger Mädchenblüte
4) Zeichen und Wunder
5) Eine Zeit in der Hölle
Schon seit Jahren hat sich der zwölfjährige Nenè Cangialosi gefragt, was es mit der |Pension Eva| auf sich hat. Das langgestreckte Haus steht in der Nähe des Hafens, so dass Seeleute es leicht finden können. Ein Pension ist etwas zwischen Gasthaus und Hotel, aber warum sind dann kaum jemals Gäste zu sehen? Wohnen hier wohl helfende Feen? Als er acht war, erschnupperte er hier einen guten Duft, bis ihn ein Seemann wegschickte, der zu den Frauen hineinging.
In der vierten Klasse erfuhr er alles über das Haus: Es sei ein Bordell und die Frauen, die dort arbeiten, seien Nutten. Aha. Doch was sein Vater sagt, verwirrt ihn noch mehr: Männer gingen hinein, um die Frauen anzusehen. Seltsam. Was soll daran besonders sein?
Als er zwölf ist, bekommt er die Erlaubnis, auf den Speicher seines Elternhauses zu gehen, und zusammen mit seiner Cousine Angela erkundet er die Vergangenheit. Als sie auf die Arzttasche von Onkel Tonio stoßen, spielen sie Doktor und Patient. Ohne falsche Scham zieht sich Angela aus, und Nenè sich auch. Doch eines Tages küssen sie einander auch, und aus dem Spiel wird Leidenschaft.
Nenè erfreut sich dessen, bis er Pater Niccolò fragt, ob körperliche Liebe erlaubt sei. Der Padre erzählt ihm vom Gebot gegen die Unkeuschheit. Angela entgegnet darauf nur, dass ihr Spiel garantiert keine Sünde sei. Als er sie auffordert, ihm zu zeigen, wie „Liebemachen“ geht, lacht sie nur, sein Piepmatz sei noch zu klein. Das trifft Nenè schwer. Na, er muss halt wachsen, muntert sie ihn auf. Er kann es kaum erwarten, die Wahrheit über die Pension Eva zu erfahren. Aber dafür muss man mindestens 18 sein – eine Ewigkeit!
Die Trennung von Angela, die an Tuberkulose erkrankt, ist schwer zu ertragen, und als sie als junge erwachsene Frau zurückkehrt, muss er erfahren, dass sie verlobt ist. Inzwischen hat er sich mit Buchillustrationen aus dem „Rasenden Roland“, einem Ritterroman, getröstet: Viele nackte junge Damen müssen darin gerettet werden. Doch eines Morgens, als die anderen schon in die Kirche gegangen sind und Nenè erstmals einen Männeranzug tragen darf, trifft er Angela in der Küche an. Wow, sie trägt nur ein Unterkleid, durch das er ihre weiblichen Formen sehen kann. Die „Unzucht“, die sie miteinander treiben, ist schöner denn je – und ein Abschied.
Weitere Nachhilfestunden in Liebe gibt die Witwe Bianca Aghirò. Wie Nenè später erfährt, wird sie „das Schulschiff“ genannt, weil sie bereits viele Jünglinge in die Mysterien der Liebe eingeweiht hat. Fortan will Nenè nicht mehr hin, weil er das als Verrat an seinem Freund Mateo empfindet. Dafür ist er umso stärker an der Pension Eva interessiert. Ein glücklicher Zufall spielt ihm in die Hände.
Der Vater seines Schulfreundes Giacolino wird zum Leiter der Pension ernannt, dank einiger Mauscheleien mit den faschistischen Machthabern Monte Lusas. Don Stefano lässt das Haus renovieren und eröffnet es am Neujahrstag 1942. Das Regiment führt die Patrona Donna Flora, und jeweils sechs Mädchen arbeiten in Schichten von 14 Tagen Dauer hier. Dann werden sie durch die nächste Gruppe abgelöst. Die Huren touren durchs ganze Land.
Unter strengen Auflagen dürfen Nenè und sein Freund Ciccio die Pension besuchen – ein großer Tag! Nenè ist erst sechzehneinhalb Jahre alt, als er mit Lebensmitteln beladen die Pension betritt. Donna Flora führt die Jungs durchs Haus und zu den sechs Mädchen. Die Stimmung ist ernst beim Essen, doch sobald Flora sich verabschiedet hat, wirken die Mädels wie ausgewechselt: heiter und aufgekratzt. Schließlich ist der Wein nicht übel. Während eines Fliegeralarms erklärt Grazia, dass sie Angst hat, was Nenè Gelegenheit gibt, sie erstmals zu umarmen.
Die nächste Gelegenheit ergibt sich, nachdem die Mädchen erzählt haben, wie sie das deutsche Kriegsschiff mit den Verletzten aus Afrika besucht haben. Nenè kommen die Mädchen ungeheuer tapfer vor, und sie haben sogar geschafft, was die Bürgerinnen de Stadt sich nicht trauten: Sie trösteten auch die Schwerverletzten. In dieser Nacht kommt Nenè endlich mit Grazia zusammen. Ihr Zungenkuss haut ihn einfach um.
Als er in der Stadtbücherei entdeckt, dass auf dem Platz der Pension Eva ein griechischer und ein römischer Tempel und danach eine christliche Kirche gestanden haben, ist ihm klar, dass die Pension ein heiliger Ort sein muss. Und tatsächlich geschehen dort Zeichen und Wunder, und es erscheint ein wahrhaftiger Engel vom Himmel …
_Mein Eindruck_
Was als Erstes auffällt, ist die Unverklemmtheit, mit der uns der Autor von den Erlebnissen seines Helden erzählt. Wenn hier vom „Vögeln“ die Rede ist, dann wird dies ausdiskutieren, ebenso wie „Unzucht“ und „die Sünden des Fleisches“. Schließlich passieren all diese amourösen Abenteuer in einer höchst katholischen Gesellschaft. Doch der Autor stellt sich nicht auf die Seite der Moralwächter, sondern berichtet unvoreingenommen, wie alles ganz natürlich vonstatten geht. Und wie auch die Frauen Einfälle haben, um auf ihre erotischen Kosten zu kommen. Die unverblümten Beschreibungen betreffen nicht den banalen Akt, sondern stets das allzu menschliche Drumherum.
In dieses Bild passt, dass Nenè ein Beobachter und Erlebender ist, der kein Werturteil über die Huren in der Pension Eva fällt, sondern die wechselnden Mädchen als Arbeiterinnen und Lehrerinnen betrachtet, von denen er einige wichtige Lektionen über das Leben lernen kann. Immer wieder beobachtet er, wie aus dem Sex die Liebe erwächst und bis zur bedingungslosen Aufopferung umkämpft wird. Wie aber auch der Eros eine Spielwiese sein kann, auf dem das menschliche Tier in aller Unschuld zu sich selbst zu finden vermag.
|Der Fall des Engels|
Auch die Religion spielt hier selbstverständlich eine Rolle – wie könnte es in einer so erzkatholischen Gegend anders sein? Religiosität im Puff, warum auch nicht? Ambra ist eine so fromme Hure, dass sie einen ganzen Koffer voller Devotionalien mitgebracht hat: Rosenkränze, Kreuze und Heiligenbilder, ja, sogar geweihtes Wasser. Nach vollbrachtem Tagwerk betet sie inbrünstig. Als eines Tages ein Mann vom Himmel fällt, den sie für einen Engel hält – es ist ein abgeschossener US-Pilot an einem Fallschirm, und ja: er heißt Angelo – erfüllt sich für sie der Traum ihrer sehnsüchtigen Gebete. Selbstverständlich versteckt sie den unbekleideten Mann, versorgt ihn mit Lebensmitteln und Bekleidung. Natürlich auch mit ihrer überquellenden Liebe. Doch dies kann nicht ewig so weitergehen, und dann zeigt sich, dass auch ein Engel einen Retter braucht, der etwas von den weltlichen Dingen versteht. Merke: Frömmigkeit ist okay, solange sie im Rahmen bleibt.
|Ein Kriegsroman|
Ganz nebenbei ist dies auch ein Buch über den Krieg. Lazarettschiffe kündigen die Verluste unter den Soldaten in Übersee an (siehe oben). Fast zwei Jahre lang liegt die Stadt Vigàta im Bombenhagel der britischen und amerikanischen Bombergeschwader. Kurz vor der Invasion der Amis liegt kein Stein mehr auf dem anderen, die Bürger sind zu Höhlenbewohnern in Luftschutzbunkern geworden, die Züge und Schiffe verkehren nicht mehr, es gibt weder Post noch genügend Lebensmittel.
Wird es unter den Amis besser sein? Wohl nicht. Am Tag, als Nenè von der schiffslosen Marine desertiert, erlebt er wie in einem Albtraum oder in einer Fantasmagorie den Untergang seiner Heimat. Die Pension Eva ist ein Schutthaufen, wenn auch die Mädchen in Sicherheit gebracht wurden, wie Ciccio erzählt. Doch unter den Bäumen am Straßenrand wird das uralte Bedürfnis befriedigt: eine apathische junge Frau wird von den GIs benutzt, und ein weiterer GI kassiert für die Benutzung. Im Vergleich damit bewies die käufliche Liebe in der Pension Eva doch wesentlich mehr Kultiviertheit und Humanität. Dort wurden die Frauen wenigstens nicht wie ein Stück Fleisch behandelt, sondern wie menschliche Wesen, die einen Anspruch auf Würde haben.
|Der Sprecher|
Gerd Wameling ist ein ähnliches Stimmwunder wie Rufus Beck und Philipp Schepmann, aber seine Interpretation von Frauenstimmen ist doch etwas gewöhnungsbedürftig. Die weiblichen Figuren klingen natürlich merklich höher als Männerstimmen, und alle klingen ziemlich ähnlich. Eine Ausnahme bildet die resolute Donna Flora, die Vorsteherin im Bordell, die nur dem Leiter Don Stefano verantwortlich ist. Die Männerstimmen gehören entweder neugierigen Jungs wie Nenè oder so erfahrenen Kerlen wie Don Stefano. Die Jungs klingen natürlich frecher und freundlicher als die der Männer, die stets sehr tief und angespannt interpretiert werden.
Wie man sieht, gelingt es dem Sprecher sowohl die wichtigsten Figuren zu charakterisieren als auch eine Szene emotional angemessen darzustellen. Das ist sicherlich das grundlegende Können eines erfolgreichen Sprechers, doch Wameling absolviert die Aufgabe bravourös, nur dass die Charakterisierung der männlichen Nebenfiguren stets gleichförmig ausfällt.
Da das Hörbuch weder Geräusche noch Musik aufweist, brauche ich darüber kein Wort zu verlieren.
_Unterm Strich_
„Die Pension Eva“ ist nicht nur, wie das Thema nahelegt, ein sinnliches Lese- oder Hörvergnügen, sondern auch ein höchst interessantes und humorvolles. Die Einteilung des Buches entspricht dem des klassischen Bildungsromans: Unwissenheit und Neugier, erste Erfahrungen in der Lehrzeit, unbeschwerte Gesellenzeit, weisere Zeit als Meister, schließlich die Läuterung durch „eine Zeit in der Hölle“ des Krieges. Ein Bordell als „Parnass“ zu titulieren, also als Musentempel mit heiligmäßigem Nimbus, ist schon eine Unverfrorenheit, die ihresgleichen sucht. Aber es passt zu der unterschwelligen These, das Bordell als die wahre Lehranstalt für das Leben hinzustellen – in der Schule wird eh nur gebüffelt.
Aber daraus folgt nicht, dass die Bewohnerinnen dieses Musentempels als Hetären auf den Sockel gestellt werden. Es sind häufig einfache Mädchen vom Lande, und da sie nur zwei Wochen in der Stadt sind, entstehen kaum feste Bindungen. (Das ändert sich erst, als es zu gefährlich geworden ist, über Land zu fahren: Die Mädchen werden sesshaft.) Die Mädchen sprechen alle möglichen Dialekte, arbeiten insgeheim mitunter für die verbotenen Kommunisten, haben Verwandte, die im Knast sitzen, oder sind so fromm, dass sie wie Ambra einem religiösen Wahn zu erliegen drohen. Kurzum: Sie sind Menschen wie du und ich.
Dadurch wird die Begegnung der Männer mit ihnen unverkrampft. Für Nenè sind die Begegnungen mehr als Transaktionen, sondern eine Lehrstunde. Dass er einmal erleben darf, wie seine Fantasien aus dem „Rasenden Roland“ in lebendiges Spiel umgesetzt werden, bestätigt ihm einerseits, wie relevant diese Geschichten noch heute in der Sphäre der Liebe sind, andererseits aber auch, wie übertrieben die Ritterlichkeit in diesen epischen Darstellungen ist. In der Pension Eva dürfen auch mal die weiblichen „Pferde“ oben sein und den „Ritter“ reiten. Gleichberechtigung gibt es also an den unwahrscheinlichsten Orten. Und nicht zuletzt diese ungezwungene Darstellung machte mir das Buch so sympathisch.
Auf den letzten Seiten finden sich zahlreiche ergreifende Szenen und Informationen, die von einer großen Tragödie künden, aber auch die Wiederauferstehung eines Totgeglaubten und einer Verschwundenen. Das Leben geht weiter, für manche besser, für manche schlechter. Es ist ein gelungen ernstes Finale für einen ansonsten in heiterem Dur erzählten Roman.
|Das Hörbuch|
Der Sprecher Gerd Wameling sorgt mit seiner Stimmenvielfalt für eine Menge Abwechslung. Wenn eine Frau oder ein Mann spricht, so ist der Unterschied sofort zu bemerken. Zwischen ganz hoch und ganz tief lässt der Sprecher eine Reihe von Abstufungen durch, so etwa für die tief sprechende Donna Flora und für die relativ hoch sprechenden Jünglinge. Auch entsprechende Emotionen weiß der Sprecher ungefiltert zu vermitteln, so etwa ungehemmtes Schluchzen oder auch Lachen. Die Pension Eva ist kein Parnass, sondern das Leben selbst.
|Originaltitel: La pensione Eva, 2006
Aus dem Italienischen übersetzt von Moshe Kahn
226 Minuten auf 4 CDs|
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Faith wurde von Christopher Lane fast getötet, und nur durch das schnelle Eingreifen Ravens konnte sie die Flucht ergreifen. Die junge Frau weiß nicht mehr, wem sie trauen kann und wem nicht. So flüchtet sie zu Direktor Arowic, der Faith nach Griechenland bringt, denn die Zeichen stehen auf Sturm. Anscheinend bereitet sich das große Tier aus der Offenbarung des Johannes auf die Rückkehr vor, um den Menschen die Apokalypse zu bringen. Doch ihre Gegner haben der jungen Van Helsing eine teuflische Falle gestellt und Faith läuft dem Feind direkt in die Arme …
Währenddessen schließen sich Faiths Freunde mit Adam van Helsing alias Hunter zusammen. Sie erkennen, dass sie alle nur manipuliert wurden, um Faith abzukapseln und alles für die Endzeit vorzubereiten. Hunters ehemaliger Partner Alex Christ ist niemand Anderer als der Prophet des Biestes. Bevor die Gefährten den Dämon ausschalten können, reagiert Alex Christ und erschießt Christopher Lane in dessen Wohnung …
_Meine Meinung:_
Der erste Teil der Trilogie, welche Staffel eins abschließt, ist bereits ein Volltreffer. Diese Folge zeigt, wie spannende Hörspiele sein müssen, und der Cliffhanger ist mehr als gelungen. Die Handlung jagt von einer Spannungsspitze zur nächsten, ohne Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Selten kommen einem knapp 70 Minuten so kurz vor, und endlich werden viele Fragen und Andeutungen der ersten elf Episoden geklärt.
Die Sprecher laufen zu Höchstform auf und zur Stammcrew gesellen sich Namen wie Jürgen „Michael Caine“ Thormann, Klaus „Morgan Freemann“ Sonnenschein und Tobias „Brad Pitt“ Meister. Die Ereignisse streben unaufhaltsam dem großen Finale entgegen, und man kann es kaum erwarten, endlich zu erfahren, wie es weitergeht – insbesondere als Shania offenbart, hinter welcher Maske sich das große Tier verbirgt, und der Hörer es dennoch nicht erfährt, weil die Sprecherin Barbara Stoll neutral weiterspricht. Musik und Effekte sind ganz großes Kino und passen perfekt in das Geschehen, ohne unnatürlich zu wirken oder die Sprecher zu überlagern. Der Ton der CD ist kristallklar und bildet das Tüpfelchen auf dem i. Allerdings gibt es auch einen kleinen Fehler, denn Faith erzählt, dass der Kampf gegen die Mächte der Finsternis wie eine Auseinandersetzung mit der Medusa ist. Schlägt man einen Kopf ab, wachsen zwei andere nach. Was Faith meint, ist allerdings eine Hydra, die Medusa hingegen hat ein Schlangenhaupt, dessen Anblick den Betrachter versteinert.
_Zur Aufmachung:_
Die Booklet-Illustration ist sehr grell und plakativ. Eine der weniger überzeugenden Arbeiten von Timo Würz, zumal dieses Cover dem Inhalt der grandiosen Episode nicht gerecht wird.
_Fazit:_
„Tag der Vergeltung“ ist eine erstklassige Folge und ein bombastischer Beginn der abschließenden Staffel-Trilogie. Die Handlungsfäden streben einem fulminanten Höhepunkt entgegen. Unterlegt wird diese Handlung durch realistische Effekte und einen klangvollen Soundtrack, und Spitzensprecher erwecken die Charaktere zum Leben.
_Besetzung:_
Faith: Nana Spier (Sarah Michelle Gellar, Claire Danes, Drew Barrymore)
Shania: Dorette Hugo (Jennifer Garner, Christina Ricci in „Ally McBeal“)
Vin: Boris Tessmann (David ‚Angel‘ Boreanaz)
Raven: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale, James ‚Spike‘ Marsters)
Christopher Lane: Thomas Nero-Wolff (Hugh Jackman, Jason Statham, Anthony ‚Giles‘ Head)
Hunter: Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Kevin Bacon, Gary Oldman, Jeffrey Combs …)
Direktor Arowic: Helmut Krauss (Marlon Brando, James Earl Jones, John Goodman, Jerry ‚Deep Throat‘ Hardin in „Akte X“)
Wanja Antonowic: Klaus Sonnenschein
Arnulf Wilberg: Tobias Meister (Brad Pitt, Kiefer Sutherland, ‚Yoda‘)
Baltram Wilberg: Kim Hasper
Alex Christ: Torsten Michaelis (Wesley ‚Blade‘ Snipes, Sean Bean)
Dr. Cromwell: Aart Vader
Professor Hatcher: Jürgen Thormann (Michael Caine, Peter O’Toole, Sir Ian ‚Gandalf‘ McKellen)
Nathan Pierce: Martin Kessler (Nicolas Cage, Vin Diesel)
Themistoklis: Tasos Komvolidis
Lazaros: Simeon Hrissomallis
Erzählerin: Barbara Stoll
|68 Minuten auf 1 CD|
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Die Jedi-Ritter Anakin Skywalker und Obi-Wan Kenobi sind auf der Suche nach Vizekönig Nute Gunray. Dieser kann den Jedis zwar in letzter Minute entkommen, doch dafür fällt ihnen ein eigens für Gunray angefertigter Hightech-Stuhl in die Hände, mit dessen Hilfe der Vizekönig holografische Nachrichten seines Verbündeten Darth Sidious erhielt. Der Rat der Jedi weiß, dass der Sith vernichtet werden muss, wenn in der Galaxis wieder Frieden wieder einkehren soll …
_Meine Meinung:_
Die Idee, wichtige |Star Wars|-Romane, welche die Lücken zwischen den Filmen füllen sollen, als hochwertige Hörspiele herauszubringen, ist schlicht genial. Wo George Lucas sich ziert, die Rechte für die Verfilmungen herauszugeben, ist das Medium Hörspiel ideal dazu geeignet, das echte |Star Wars|-Feeling hervorzurufen. Hinzu kommt, dass eine Lesung keineswegs dem Stoff gerecht werden würde, und |WortArt| hat sich sichtlich Mühe gegeben, um die Hörspiele zu produzieren.
Durch die Bank konnten Oliver Döring und sein Team sämtliche Synchronsprecher der Filme ins Boot holen, und allein Philipp Moog als Obi-Wan Kenobi und Wanja Gerick als Anakin Skywalker sind genauso grandios wie in den Kinostreifen. Als Commander Cody beziehungsweise als dessen Klone brilliert wieder einmal Martin Kessler, der ansonsten Nicolas Cage oder Vin Diesel seine Stimme leiht. Besonders eindrucksvoll ist auch Friedhelm Ptok, der auch hier wieder Kanzler Palpatine verkörpert. Doch auch die Nebenrollen, welche nur in der literarischen Vorlage von James Luceno vorkommen, wurden von Döring ideal besetzt. So sind hochkarätige Sprecher und Schauspieler wie Dietmar Wunder, Raimund Krone, Matthias Haase und Karlheinz Tafel mit von der Partie und maßgeblich daran beteiligt, das Hörspiel zumindest stimmlich auf das Niveau der Filme zu heben.
Dasselbe gilt für die Effekte und die Musik, welche direkt den Filmen entnommen wurden und so für die richtige Atmosphäre sorgen. Ansager und Erzähler ist – wie schon in den Kinofilm-Adaptionen von |WortArt| – Joachim Kerzel. Dabei gebührt Oliver Döring ein riesiges Lob für das Skript, denn die meisten Szenen erklären sich selbst, so dass die Passagen nicht durch langwierige Monologe seitens des Erzählers gestört werden. Dem Hörspiel zugute kommt außerdem, dass die Vorlage von James Luceno frei von Albereien im Stile von Jar Jar Binks und dergleichen ist. Des Weiteren bleibt der Fan von Gefühlsduseleien verschont und bekommt das unverfälschte und originale |Star Wars|-Gefühl zu spüren. Ein würdiger Auftakt zu einem spannenden Dreiteiler.
Auch äußerlich macht das Hörspiel einen mehr als guten Eindruck und präsentiert eindrucksvoll das Konterfei des neuen Bösewichts General Grevious.
_Fazit:_
„Gunrays Geheimnis“ ist ein atemberaubendes Weltraum-Spektakel mit Wahnsinns-Effekten und echter Filmmusik. Erstklassige Synchronsprecher und eine packende Handlung machen dieses |Star Wars|-Hörspiel zu einem Erlebnis. Das sollte sich kein Fan entgehen lassen.
|55 Minuten auf 1 CD
ISBN 3-8291-1884-8 / 978-3-8291-1884-2|
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Köln, kurz nach Mitternacht: Der Fahrer einer S-Bahn liegt erstochen neben seinem Zug. Wenig später wird in der Nähe eine bewusstlose junge Frau gefunden. Wer ist sie? Das Opfer von Menschenhändlern, eine Prostituierte? Stammt sie aus Osteuropa? Als Kommissarin Judith Krieger zusammen mit ihrem Kollegen Manni Korzilius die Ermittlungen aufnimmt, steigt Unbewältigtes wieder an die Oberfläche: ihre Vergangenheit im Frauenhaus, in dem sie als Jurastudentin jobbte. Und während Manni Judith immer weniger versteht, wittert ein anderer ihre Schwäche – jemand, der Frauen quält und auch vor Mord nicht zurückschreckt. Jemand, der Judith sehr gefährlich wird. (Verlagsinfo)
_Die Autorin_
Gisa Klönne wurde 1964 an einem unbekannten Ort geboren. Studium der Germanistik und Anglistik sowie Politologie, außerdem Theater- Film und Fernsehwissenschaften an in- und ausländischen Universitäten.
Nach erfolgreichem Abschluss Festanstellungen in verschiedenen Zeitschriftenredaktionen. Außerdem umweltpolitisch korrekt beim BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland) in verschiedenen Bereichen tätig. Seit 1999 ist Gisa Klönne selbständig und beschäftigt sich neben der Mitarbeit in zahlreichen Verbänden mit dem Schreiben von Romanen und Herausgeben von Anthologien.
Sie hält Seminare zu Themen wie „Reportage und Porträt, Schreiben fürs Internet, Pressearbeit und Kreativ Schreiben“ und ist nicht zuletzt als Reisereporterin unterwegs. Zurzeit lebt Gisa Klönne in Köln und der nächste Krimi ist in Arbeit. (Alle Angaben stammen von der Webseite www.koeln-krimi.de und lassen sich unter der Autorenhomepage www.gisa-kloenne.de nachprüfen.)
Ebenso von Gisa Klönne:
1) [Der Wald ist Schweigen 2126
2) [Unter dem Eis 3047
3) [Nacht ohne Schatten“ 4857 (Buchausgabe)
_Die Sprecherin_
Maren Eggert ist seit 2000 festes Ensemblemitglied am Hamburger Thalia-Theater. Sie erhielt 2002 den Boy-Gobert-Preis der Körber-Stiftung und wurde 2007 mit dem Ulrich-Wildgruber-Preis ausgezeichnet. Einen Namen als Film- und Fernsehschauspielerin machte sich Eggert u. a. in Oliver Hirschbiegels Film „Das Experiment“ und im Kieler „Tatort“. (Verlagsinfo)
Regie führte Margrit Osterwold. Die Aufnahme fand im Eimsbütteler Tonstudio im Dezember 2007 statt.
_Handlung_
Samstagmorgen nach Dreikönig. Dr. Ekaterina Petrowa ist froh, dass sie in Köln arbeiten darf. So eine schöne, aufgeräumte Stadt, und eine Aufenthaltsgenehmigung hat sie auch. Sie arbeitet am Rechtsmedizinischen Institut der Uni, aber zu ihrem Leidwesen muss sie auch das Frauenhilfe-Projekt ihrer Vorgängerin übernehmen: „gegen häusliche Gewalt“. Na ja, wenn sie ihren Job behalten will, so hat ihr Chef Karl-Heinz Müller ihr klargemacht, muss sie auch dies übernehmen. Obwohl sie eigentlich noch keinen Draht zu den deutschen Frauen und ihrer Mentalität hat. Denn aufgewachsen ist Ekaterina auf einer einsamen Strafgefangeneninsel im Weißen Meer vor der Halbinsel Kola. Ihre Vorfahren waren Samen, darunter sogar eine waschechte Schamanin. Ihr Vater erschlug im Suff ihre Mutter, einen Tag vor Ekaterinas sechstem Geburtstag. Das war das Ende ihrer Kindheit.
Eine große Frau spricht sie an und fleht um Hilfe. Sie nimmt sie erstmal mit ins Büro und fragt nach ihrem Namen. Sie soll sie „Ines“ nennen, sagte die große, sehr schlanke Frau. Als sie sie untersucht, stößt Ekaterina auf Spuren von schwerer Misshandlung, ja, sogar von Vergewaltigung. Auf dem Unterkleid sind Blutstropfen. Ist es ihr eigenes Blut? Ekaterina schaltet wegen ihrer Unerfahrenheit nicht schnell genug. „Ines“ ist schon wieder verschwunden, kaum dass Ekaterina ihr geraten hat, zur Polizei zu gehen. Wenn doch Ines an keiner Stelle verwundet ist, von wem stammt dann das Blut?
Kurz nach Mitternacht reißt das Klingeln des Telefons Kriminalhauptkommissarin Judith Krieger aus üblen Albträumen, in denen sie ein rätselhafter Satz verfolgt: „Jetzt weißt du, wie es ist.“ Die Dienststelle meldet den Fund eines toten S-Bahnfahrers im Gewerbepark. Sie fährt sofort hin. Auch ihr Kollege Manni Korzilius wird aus dem Schlaf gerissen, aber erst um acht Uhr, und dann auch noch angenehmerweise von seiner Freundin Sonja. Trotzdem müssen beide raus in den strömenden Regen.
Die Obduktion des korpulenten Toten, der als Wolfgang Berger identifiziert worden ist, durch die Rechtsmediziner Müller und Petrowa ergibt: elf Einstiche mit einem einschneidigen Schneidewerkzeug. Später findet Dr. Petrowa einen Abdruck neben Einstich Nummer fünf: Die Klinge hat ein Parierelement, damit der Daumen nicht auf die Klinge rutschen kann. Solche Messer gibt’s nicht oft, finden die Kriminaler heraus. Und die Einstiche sind gewiss keine Profiarbeit. Ein Mord im Affekt wohl eher. Wolfgang Bergers Wohnung ist die eines einsamen Mannes: voller nackter Frauen an den Wänden.
Gleich neben dem Fundort erstreckt sich eine alte Fabrikhalle, in der nun die subventionierten Ateliers von Künstlern untergebracht sind. Hier sucht Judith Krieger nach möglichen Zeugen der Tat. Die Bildhauerin Thea Marcus scheint etwas zu verbergen, findet Judith, doch als Täterin kommt sie wohl kaum in Frage, denn die Frau hat seit einem Autounfall – sie wurde angefahren – ein kaputtes Knie und geht am Stock. Sie berichtet von ihrer Kollegin Nada, mit bürgerlichem Namen Nanette Danner, die ihr Atelier nebenan habe: eine viel bewunderte Performance-Künstlerin. Aber wo sich Nada aufhalte, könne sie beim besten Willen nicht sagen. Aber sie werde bald zu einer Benefizgala erwartet. Da fällt Judiths Blick auf die Holzskulpturen. Haben Bildhauer nicht auch Schnitzmesser?
Am Sonntag erneuter Alarm: In einer Pizzeria unweit der S-Bahn-Gleise brennt es. Die Feuerwehrmänner finden die verkohlte Leiche eines Mannes, der mit Handschellen gefesselt ist. Und in einem ehemaligen Luftschutzkeller liegt eine komatöse junge Frau, die höchstens 18 Jahre alt ist. Als Judith die Schachteln Kondome und Kleenex sieht, ist ihr sofort klar, dass die Frau wohl eine Prostituierte sein muss. Und sie wurde vergewaltigt und gefoltert, außerdem hat sie Tuberkulose, eine typisch russische Krankheit. In Wolfgang Bergers Brieftasche findet Manni Tage später das Foto dieser Frau: „Für Wolfi, Svetlana“ steht auf der Rückseite. Eine erste Spur.
Kam Svetlana allein nach Deutschland? Unwahrscheinlich. Wandte sie sich an Frauenhilfeorganisationen? Judith erinnert sich mit schlechtem Gewissen an ihre eigene Zeit in einem Frauenhaus, wo sie als Studentin jobbte. Sie schloss Freundschaft mit der Psychologin Cornelia Offinger, die von ihr erwartete, nach dem Jurastudium Anwältin zu werden und die Aktion „Frauen für Frauen“ aufzubauen. Vor 15 Jahren verließ Judith die Organisation, um Polizistin zu werden. Es war eine Art Verrat, aber auch die bessere Alternative, findet sie. Nun geht sie zurück zu Cornelia, um die Svetlanas zu finden.
_Mein Eindruck_
Gewalt gegen Frauen in Deutschland ist das Hauptthema dieses neuen Klönne-Krimis, und die Autorin schickt ihre Protagonistin Judith Krieger in einen unauflösbaren Konflikt. Denn diesmal soll Judith herausfinden, woher Svetlana und ihre Schicksalsgenossinnen gekommen sind und wem sie in Deutschland in die Hände fielen. Das stellt sich als schwieriger heraus als erwartet. Denn die Zwangsprostitution ist straff durchorganisiert von global operierenden Menschenhändlern, die jedes Jahr 30.000 Frauen als „Frischfleisch“ nach Deutschland einschleusen. Warum hört man nichts mehr von ihnen? Weil die Frauen so verängstigt und massiv unter Druck gesetzt werden, dass sie keinen Mucks mehr von sich geben, wenn sie ihre Arbeit verrichten müssen. Ein mitfühlender Freier wie Wolfgang Berger, Svetlanas Freund, ist da schon eine Art Lichtblick.
Lichtblick in einer Schattenwelt, die sozusagen unter dem Radar der Polizeibehörden lebt. Und sollte doch einmal einer dieser Sexsklavinnen die Flucht gelingen, so versteckt sie sich in einer Frauenhilfeorganisation, wenn sie Glück hat. Und zwar sowohl vor ihren ehemaligen „Besitzern“ als auch vor der Polizei, die meist nichts Eiligeres zu tun hat, als eben diese Mädchen, da illegal eingereist, wieder in ihre Herkunftsländer abzuschieben, wo sie dann erneut eingefangen und versklavt werden.
Judith hat den Kontakt zu so einer Versteckten nur über ihre alte Freundin Cornelia erhalten. Wenn sie das Vertrauen Cornelias und der Versteckten nicht verraten soll, dann darf sie diese Quellen auch nicht an die Polizei ausliefern. Dass sich Judith so stur anstellt, findet ihr Chef Millstedt alles andere als konstruktiv und witzig – er suspendiert sie vom Dienst, bis sie es sich anders überlegt. Manni, ein Zeuge dieser ungewöhnlichen Szene, ist konsterniert. Allerdings verhält er sich dann auch ein wenig treudoof: Statt Judith zu helfen, den wahren Mörder zu finden, verlässt er sich darauf, dass Svetlanas Zuhälter schon reden werde – Pustekuchen! Und so hält er wie ein braver Deutscher Schäferhund Wache an Svetlanas Krankenbett, damit die Zeugin nicht abgemurkst wird. Mit ausgeschaltetem Handy …
Trickreich gelingt es Gisa Klönne, drei verschiedene Erzählstränge miteinander zu verknüpfen. Dazu gehören das weitere Schicksal von „Ines“, deren sich Ekaterina Petrowa annimmt, aber auch, wie sich zeigt, zwei verschiedene Fälle, denen Judith nachgeht. Der eine dreht sich um Svetlana und Wolfgang Berger, doch der andere nimmt seinen Ausgang in der „Kunstfabrik“ und dreht sich um eine Stütze der Gesellschaft. Daraus ergibt sich dann unversehens die Verbindung zu „Ines“.
Denn besagte männliche „Stütze der Gesellschaft“ ist der werte Gatte, Vergewaltiger und Misshandler von „Ines“. Hier spiegelt sich das, was Judith schon in der Schattenwirtschaft unter den Zwangsprostituierten gefunden hat: dass sich verheiratete Frauen erniedrigen und ausbeuten lassen, ohne dagegen aufzubegehren. Vielmehr geben sie sich sogar noch selbst die Schuld daran: Sie seien „nicht gut genug für ihn“ und hätten es nicht anders verdient. Klingt wie eine Klage der Schwiegermutter über die unzureichende Schwiegertochter.
Durch diese Spiegelung der Ausbeutung erst im illegalen Lager der Frauen auf das Lager der angeblich „ehrbaren“ Ehefrauen legt die Autorin auf deutliche Weise nahe, dass es für beide Lager höchste Zeit wäre, sich zu solidarisieren. Herbeiführen könnte dies eine Gruppe wie „Frauen für Frauen“ oder das Frauenprojekt gegen häusliche Gewalt, das nun Ekaterina Petrowa leitet. Doch durch ihr Sprachrohr Judith Krieger erfahren wir von der Autorin, dass diese Solidarität eine Utopie ist. Denn selbst unter geprügelten Frauen gebe es Verräterinnen und Kollaborateurinnen – sie benutzt wirklich dieses Kriegsvokabular -, was es den Aktivistinnen schwer, wenn nicht sogar unmöglich macht, Erfolge zu erringen. Und sei es auch nur der Schutz verfolgter Frauen.
Wie man sieht, ist der Roman von Anfang bis Ende eine einzige Anklage gegen diese Missstände in der spezifisch deutschen Gesellschaft. Laut der von Klönne angeführten EU-Statistik hat jede vierte (!) deutsche Frau Erfahrung mit häuslicher Gewalt gemacht. Damit befindet sich Deutschland auf dem Niveau der Slowakei und Zyperns. Ich persönlich glaube, dass in Zeiten der zunehmenden Armut diese Zahlen noch drastisch steigen werden, denn je weniger Mittelschicht es gibt und je größer die wirtschaftliche Not in der sogenannten Unterschicht, desto größer die Tendenz, Frauen in jeder Hinsicht auszubeuten. Und wo Frauen ausgebeutet werden, sind als zweite Leidtragende deren Kinder betroffen. Diesen Zustand der deutschen Gesellschaft bezeichnet das poetische Bild von der „Nacht ohne Schatten“ zusammen. Denn Schatten gibt es nur, wo auch Licht ist.
|Die Sprecher|
Maren Eggert gelingt es nicht, ihre Stimme in signifikantem Maß zu modulieren, um die Figuren zu charakterisieren. Sie kann jedoch ihren stimmlichen Ausdruck so variieren, dass sie zumindest den emotionalen Ausdruck einer Figur darstellen kann. „Ines“ beispielsweise fleht Ekaterina an, ihr zu helfen, und flüstert mitunter. Sehr häufig habe ich einen resignierten, enttäuschten Tonfall unter den weiblichen Figuren vernommen: von „Ines“ sowieso, aber auch von Thea Marcus. Und von Judith hört man oft den Ausdruck von Verbitterung, Wut und Frust. Einziger Lichtblick ist die weibliche Solidarität, die sie mit Cornelia Offinger realisieren kann. All dies ist ein wenig stereotyp. Gleiches gilt für die männlichen Figuren, die entweder Sturköpfe wie Millstedt, Dumpfbacken wie Manni oder Lachbomben wie Karlheinz Müller sind.
Ihre stärksten Momente hat Maren Eggert zweifelsohne, wenn sie ganz eindringlich eine innere Landschaft malt und dem Hörer eröffnen darf, so etwa die intensiven Erinnerungen Ekaterinas an ihre Gefängnisinsel oder Judith Kriegers Albträume. (Am Schluss weiß Judith endlich, was der Traumsatz „Jetzt weißt du, wie es ist“ bedeutet: Sie weiß, wie es ist, eine wehrlose, geschlagene und ausgebeutete Frau in Deutschland zu sein.) Der letzte Satz ist ebenfalls ein Monolog und stammt weder von Judith noch Ekaterina, sondern von Svetlana – eine Überlebende. Wenigstens eine.
_Unterm Strich_
Seit ihren beiden ersten Romanen „Der Wald ist Schweigen“ (die Vorfälle werden in „Nacht ohne Schatten“ kurz angerissen) und „Unter dem Eis“ hat die Autorin ihr anspruchsvolles Niveau halten können, nicht dem Druck der Popularität nachgegeben. Sie gräbt stattdessen immer tiefer in Judith Kriegers Vergangenheit und verbindet ihre Protagonistin stets auf einer persönlichen Ebene mit den Fällen, die sie zu untersuchen hat. Denn sie trennt Arbeit der Strafverfolger nicht in Bürokratie, Ermittlung und Judikative (Staatsanwalt), sondern macht die Ermittlung stets zu einer persönlichen, menschlichen Erfahrung, die keinen Ermittler unverändert lässt. Der Krimi wird so zum modernen Bildungsroman. Das war schon bei Mankells Kurt Wallander so und bei Nessers Van Veeteren.
Diesmal hat Klönne ein heißes Eisen namens Ausbeutung von und Gewalt gegen Frauen in Deutschland angefasst. Mit einiger Glaubwürdigkeit, die die Öffentlichkeit wohl nur einem weiblichem Krimiautor zugute hält, stellt sie grausame, menschenverachtende Verhältnisse bloß, die anscheinend die Billigung eines dominanten Teils der Gesellschaft genießen. Und wenn man die Chats liest, in die sich Judiths Kollege Manni wagt, so weiß man ziemlich schnell und genau, welche Kreise dies sind. Die Autorin schert nicht alle Freier über einen Kamm, das wäre ja unvernünftig, sondern weiß zu differenzieren. Aber so wie jede andere Art von Geschäft hierzulande realisierbar ist, solange es Kohle bringt, gilt dies auch für die Ausbeutung von Frauen, gleichgültig ob in einem Puff oder in einer Villa im feinsten Kölner Vorort.
|Das Hörbuch|
Maren Eggerts Vortrag empfand ich als spannungslos, eintönig und ohne jede Charakterisierung. Aus welchem Grund die junge Schauspielerin mit Preisen überhäuft wurde, erschließt sich dem Hörer in keiner Weise. Ihre stimmliche Ausdrucksfähigkeit kann jedenfalls nicht der Grund gewesen sein. Am besten funktioniert ihr Vortrag bei der Beschreibung innerer Landschaften und Zustände. Würde sie Proust vortragen, wäre sie dafür hervorragend geeignet. Weil auch der Text um einiges gekürzt worden sein muss, würde ich die Lektüre des Buches empfehlen.
|314 Minuten auf 4 CDs
ISBN13: 978-3-89903-494-3|
http://www.hoerbuch-hamburg.de
http://www.gisa-kloenne.de
Kanzler Palpatine ist es gelungen, zum Imperator aufzusteigen, und Anakin Skywalker wurde zum Sith-Lord Darth Vader. Nur wenige Jedi-Ritter überlebten den verhängnisvollen Befehl 66, der alle Klon-Krieger veranlasste, die Jedis zu vernichten. Zu den Überlebenden gehören auch die Jedi-Meister Roan Shryne und Bol Chatak sowie ihr Padawan Olee Starstone. Und das auch nur, weil einer der Klonkrieger den direkten Befehl 66 hinterfragt und verweigert hat.
Doch nun werden die drei Jedis erbarmungslos gejagt. Nur wenn sie ihre medialen Fähigkeiten nicht anwenden und ihre Lichtschwerter wegwerfen, haben sie eine Chance, den imperialen Truppen zu entkommen. Schließlich werden sie dennoch gefangen genommen, obwohl niemand ahnt, wer ihnen da in die Hände gefallen ist. Plötzlich erscheint Palpatines neue rechte Hand auf dem Planeten: Darth Vader. Bol Chatak fordert den Sith zum Duell, denn sie hat als Einzige ihr Lichtschwert behalten. Ein erbarmungsloses Duell beginnt …
_Meine Meinung:_
Mit diesem Hörspiel startet |WortArt| eine neue vielversprechende Kurzserie nach einem weiteren Bestseller des versierten |Star Wars|-Autors James Luceno. Die Handlung setzt unmittelbar nach „Episode III“ ein und überschneidet sich sogar mit dieser. Torsten Michaelis als Roan Shryne und Claudia Urbschat-Mingues als Bol Chatak geben überzeugende Jedi-Ritter ab, ebenso wie Marie Bierstedt, die die junge Padawan darstellt. Gerade Letztere beweist einmal mehr ihre Vielseitigkeit. Für das Label |Titania Medien| steht sie immerhin als „Anne“ vor dem Mikro. Als Darth Vader brilliert Rainer Schöne, der bereits am Ende von „Epsiode III“ den Bösewicht stimmlich verkörperte. Friedhelm Ptok spielt abermals den Kanzler Palpatine beziehungsweise den Imperator Darth Sidious, während die Klon-Krieger überzeugend und authentisch von Martin Kessler gesprochen werden. Diese drei Mimen sind hingegen schon sämtliche Charaktere, die man aus den Kinofilmen kennt.
Die Protagonisten sind neu und unverbraucht, bringen frischen Wind in die Galaxis und konnten von dem Autor Luceno völlig frei interpretiert und ausgebaut werden, was letztendlich nicht nur dem Roman, sondern auch dem Hörspiel zuträglich ist. Die Handlung entwickelt sich sehr rasant, und gerade die Klon-Krieger werden von stupide agierendem Kanonenfutter zu eigenständig denkenden Wesen. In Sachen Effekte hat |WortArt| bereits in den frühen |Star Wars|-Produktionen bewiesen, dass sie den Filmen in nichts nachstehen. Auch bei der vorliegenden Folge hat man das Gefühl, einen Science-Fiction-Blockbuster im CD-Player zu haben. In Punkto Humor knüpft das Hörspiel ebenfalls an die Leinwand-Produktion an und vermittelt vor allem durch die panischen Kommentare der Droiden ein Gefühl der Heiterkeit. Gesprochen wurden die kriegerischen Gesellen übrigens von dem Comedian Hennes Bender, der bereits Hörspielerfahrung gesammelt und in der Serie „Caine“ einen überzeugenden Gastauftritt hatte. Dass sich einer der größere Kampfdroiden mit seiner dumpf verzerrten Stimme eher wie ein verirrter Dämon aus den „John Sinclair“-Episoden anhört, sei |WortArt| an dieser Stelle verziehen, denn was den Hörer in dieser Folge erwartet, ist |Star Wars| pur, und man kann es kaum erwarten, den zweiten Teil einzulegen.
Das Layout passt sich der literarischen Vorlage an und zeigt das Buchcover als vergrößerten Ausschnitt. Darüber hinaus gibt es sowohl auf der Rückseite des Booklets als auch unter der CD im Jewel Case Illustrationen von Vader – das zeigt dem Hörer unmissverständlich, um wen es in dieser Produktion letztendlich geht.
_Fazit:_
„Die letzten Stunden der Klon-Kriege“ ist eine Spitzenfolge und ein fulminanter Auftakt zu der neuen |Star Wars|-Serie aus dem Hause |WortArt|. Die Macher, allen voran Oliver Döring, haben wieder alle Register gezogen, um dem Fan das echte Krieg-der-Sterne-Gefühl zu vermitteln, was ihnen wahrlich gelungen ist.
|Star Wars|-Hörspielumsetzungen auf |Buchwurm.info|:
[„Episode I: Die dunkle Bedrohung“ 1293
[„Episode II: Angriff der Klonkrieger“ 1305
[„Episode III: Die Rache der Sith“ 4534
[„Episode IV: Eine neue Hoffnung“ 686
[„Episode V: Das Imperium schlägt zurück“ 689
[„Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritte“ 694
[„Labyrinth des Bösen, Teil 1: Gunrays Geheimnis“ 3291
[„Labyrinth des Bösen, Teil 2: Darth Sidious auf der Spur“ 3292
[„Star Wars: Labyrinth des Bösen“ (Teil 1-3: Das komplette Hörspiel) 4794
|55 Minuten auf 1 CD
ISBN13: 978-3-931780-94-4|
http://www.WortArt.de
http://www.karussell.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Star__Wars
http://www.starwars-union.de
http://www.starwars.com
http://www.jedipedia.de
[Interview mit Oliver Döring zum Hörspiel „Dark Lord“]http://www.starwars-union.de/index.php?id=interview%3Cb%3Eoliverdoering%3C/b%3E%3Cb%3E08
Edgar Allan Poe und Leonie Goron möchten nach ihrer Rückkehr nach Amerika schnellstmöglich heiraten. Zu diesem Zweck mieten sie das Landhaus des wunderlichen alten Mr. Landor. Bald schon offenbart das Landhaus ein düsteres Geheimnis, und Landor gesteht, dass auf dem Haus ein alter Fluch lastet. Doch auch Leonie Goron hat einiges vor ihrem Geliebten Poe verheimlicht, und abermals verzweifelt der gepeinigte Mann beinahe an der erdrückenden Last der Wahrheit …
_Meine Meinung:_
Nach dem ruhigen Beginn der 7.Staffel in Folge 26 geht es in diesem Hörspiel ebenso ruhig weiter, allerdings um einiges mysteriöser. Was sich in [„Die Flaschenpost“ 4946 bereits andeutete, wird in „Landors Landhaus“ zur Gewissheit, nämlich dass dieser Zyklus sich eingehend mit der Vergangenheit und dem Mysterium um Leonie Goron beschäftigt, die in der vorliegenden Folge schon sehr deutlich durchscheinen lässt, dass sie ihren Gefährten Poe bereits einige Male belogen hat. Aus welcher Absicht heraus, ist sowohl für den Hörer als auch für Poe ungewiss.
Dieser Umstand ist einer der herausragenden Faktoren dafür, dass die Serie so erfolgreich ist und die Spannung erhalten bleibt, sich im Gegenteil sogar von Folge zu Folge steigert. Der Hörer ist im Wesentlichen auf dem gleichen Wissenstand wie der Protagonist und muss wie Poe Stück für Stück des Puzzles zusammentragen, um am Ende vielleicht ansatzweise zu erahnen, was auf ihn zukommt. Viel mit den Kurzgeschichten Poes hat auch dieses Hörspiel nicht gemein, was der Qualität der Produktion und der Handlung aber keinen Abbruch tut.
Neben den Hauptdarstellern brilliert in dieser Folge Peter Schiff als Landor, der bereits in unzähligen Hörspiel- und Filmproduktionen mitwirkte, unter anderem als Stimme des Computers HAL in „2001: Odyssee im Weltraum“. Musik und Effekte bewegen sich auf sehr hohem Niveau, wobei Letztere eher sparsam eingesetzt wurden, was allerdings an der ruhigen Handlung liegt. Ein besonderer Genuss ist auch bei dieser Episode der grandiose Bonustrack mit dem Lied „Elenore“, gesungen von Schauspiel-Legende Christopher Lee.
Die Aufmachung mit dem bizarren, verwachsenen Baum im Vordergrund ist wieder ein Meisterstück der Schwarzweiß-Fotografie. Darüber hinaus hat das Booklet im Vergleich zum Vorgänger nichts Neues zu bieten.
_Fazit:_
Knapp eine Stunde lang wird der Hörer in gewohnter Qualität spannend unterhalten und der neue Zyklus kommt langsam aber sicher in Fahrt. Wie nicht anders zu erwarten, werden zunächst mehr Fragen aufgeworfen als neue Erkenntnisse offenbart. Das erhöht natürlich die Spannung, und einmal mehr wird dem Hörer bewusst, dass es nichts bringt, sich eine Folge dieser Serie herauszupicken. Die Komplexität und das Niveau der Hörspiele kommen erst in ihrer Gesamtheit vollends zur Geltung.
|58 Minuten auf 1 CD|
http://www.poe.phantastische-hoerspiele.de
http://www.luebbe-audio.de
Kathie und ihre Freunde wollen eine unbeschwerte Party in einer einsamen Hütte im Wald feiern. Um einige Sachen wie Lebensmittel und Alkohol zu besorgen, fährt die junge Frau einen Tag früher los. Als der Rest der Clique schließlich eintrifft, sind Kühlschrank und Speisekammer zwar gut gefüllt, doch von Kathie fehlt jede Spur: Diese wurde von einem geheimnisvollen Fremden namens Gorga entführt und in einer Höhle gefesselt, wo er ihr offenbart, was er wirklich ist.
Bereits vor mehr als 500 Jahren trieb er sein Unwesen und führte eine junge Frau in Versuchung, die als Hexe gebrandmarkt, gefoltert und schließlich hingerichtet wurde. Gorga, ein unsterblicher Dämon, ist einsam und langweilt sich. Verzweifelt sucht er eine Gefährtin, welche er für seine dunklen Triebe benutzen kann.
Um Kathies Willen zu brechen, beginnt der dämonische Gorga ein tödliches Spiel mit ihren Freunden …
_Meine Meinung:_
„Der Unendliche“ ist eine Koproduktion der Labels |Gigaphon Entertainment| und |Pandoras Play|. Erstere ist eine sehr junge Firma des Schauspielers Martin Sabel sowie des Autors und Produzenten Peter Lerf, die demnächst mit ihrer neuen Fantasy-Serie „Dragonbound“ startet. |Pandoras Play| hat sich bereits mit innovativen Serien wie „U-666“, „Das dunkle Meer der Sterne“ oder auch „Schattensaiten“ und „Grüße aus Gehenna“ einen Namen gemacht.
Das vorliegende Hörspiel ist eine in sich abgeschlossene Gruselgeschichte, die von Peter Lerf geschrieben wurde. Das Drehbuch ist intelligent, originell und legt den Sprechern realistische Dialoge in den Mund, die sich nie gekünstelt oder konstruiert anhören. Lediglich mit der Clique Jugendlicher, die in einer einsamen Waldhütte Party machen will und nach und nach dezimiert wird, bedienen die Macher das gängige Klischee der Teenie-Horror-Filme à la „Halloween“, „Scream“ oder „Prom Night“.
Allerdings geht es hier nicht nur um einen Killer, der seine perversen Veranlagungen auslebt: Hauptperson und Antagonist dieses 150-minütigen Hörvergnügens ist Gorga, der Unendliche, ein Dämon, der eine geeignete Gefährtin sucht und ein perfides Spiel mit seinen Opfern treibt. Dargestellt wird der hinterhältige Bösewicht eindringlich und realistisch von Martin Sabel. Der Schauspieler ist im Audio-Bereich vor allem als der Magier Masoy aus den „Drizzt“-Hörspielen von |Lausch – Phantastische Hörspiele| bekannt, oder auch als böser Zauberer Kaskaras aus dem Debüthörspiel „Legend – Hand of God“ des Labels |Weirdoz|. Und genauso wie in den eben erwähnten Produktionen liefert der Mime eine eindrucksvolle Arbeit ab und verleiht dem Charakter mit seiner markanten und dunklen Stimme sehr viel Tiefe und Lebendigkeit. Die Emotionen des Dämons werden von Sabel hervorragend transportiert, und die Arroganz und Hochmütigkeit dieses Wesens, das so viel älter ist als die Menschen, kommen perfekt zur Geltung. Auch der trockene, bissige Humor dieser Figur wirkt keinesfalls aufgesetzt und animiert an der einen oder anderen Stelle zum Lachen, ohne dass die Ernsthaftigkeit der Handlung in Frage gestellt würde oder gar die Spannung darunter litte.
Als Protagonistinnen stehen Martin Sabel die Sprecherinnen Roswitha Schreiner und Malah Helman zur Seite; beides junge, talentierte Schauspielerinnen aus Berlin, die auch im vorliegenden Hörspiel eine unglaublich gute Vorstellung liefern und so manchen Kollegen alt aussehen lassen. Die Darstellung der jungen Frau Kathie oder des Mädchens LeeAnn, welches als Hexe verurteilt wird, gelingt den beiden Damen jedenfalls hervorragend. Erzähler ist in diesem Hörspiel Markus Haase, der leider an einigen Stellen ein wenig hölzern und emotionslos spricht, aber im Großen und Ganzen dennoch eine ordentliche Arbeit erledigt. Erwähnenswert ist auf alle Fälle noch Erik Hansen, der den Richter O’Leary spielt, welcher den Prozess gegen LeeAnn leitet. Die herrische, ungeduldige und selbstgefällige Art dieses Charakters wird von Hansen mit seiner tiefen Stimme authentisch wiedergegeben und man merkt, wie er sich in seine Rolle hineingedacht hat. Leider hat die Handlung einige Längen und zieht sich stellenweise erheblich, vor allem auf der ersten CD.
In Punkto Effekte und Hintergrundgeräusche kann „Der Unendliche“ ebenfalls auf ganzer Linie überzeugen. Die Szenerie wird immer von angemessenen und realistischen Backgroundsounds begleitet, wie beispielsweise dem Zwitschern von Vögeln, dem Zirpen von Grillen oder auch dem Murmeln von Stimmen. Die Musik ist ein wahrer Ohrenschmaus, und vor allem der Song am Ende der Story ist wirklich gelungen und passt ideal zum Abspann.
Lediglich in Sachen Layout ist das Hörspiel sehr einfach gehalten und zeigt eine Grafik, die zwar passend zum Inhalt ist, aber ansonsten kaum als einfallsreich bezeichnet werden kann. Dennoch: Hörspielfans auf der Suche nach einer spannenden Gruselgeschichte werden durch das bösartige Augenpaar sicherlich neugierig gemacht und schlussendlich ja mit einer interessanten und großartig inszenierten Story belohnt.
_Fazit:_
Das Einzelhörspiel von |Gigaphon| ist eine intelligente Gruselmär, die in Story und Handlungsablauf neue Wege beschreitet und interessante Charaktere zu bieten hat, welche von hochprofessionellen Sprechern verkörpert werden. Vor allem Martin Sabel, Roswitha Schreiner und Malah Helman spielen ihre Rollen grandios. Musik und Hintergrundgeräusche sind von allererster Güte. Nur die Handlung wirkt in den 150 Minuten Spielzeit zum Teil sehr ausgewalzt und die Teenie-Party in der Waldhütte erinnert stark an einschlägige Filme.
Faith erfährt, dass ihr Vater immer noch am Leben ist und als welche Person er sich all die Jahre ausgegeben hat.
Während die junge Frau ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu bringen versucht, reisen Christopher Lane, Shania und Vin in einen kleinen Ort, in dem vor genau einhundert Jahren ein Kindermörder hingerichtet wurde. Vor seinem Tod stieß er einen grauenhaften Fluch aus, dass er zurückkehren würde. Ein toter Friedhofswächter scheint ein erster Hinweis auf die Rückkehr des Teufelsdieners zu sein, und als Christopher Lane und seine Kameraden den nächtlichen Totenacker inspizieren, bekommen sie es mit einer Kreatur zu tun, wie sie ihnen noch nicht begegnet ist …
_Meine Meinung:_
In dieser Episode erfährt der Hörer wichtige Fakten über Faiths Vater sowie über die wahre Identität einiger Hauptfiguren. Vor der großen Abschluss-Trilogie wird es somit noch einmal richtig spannend, und neben einer packenden Handlung geben sich einmal mehr die ganz großen Sprecher der Hörspiel- und Synchronbranche die Klinke in die Hand. Angefangen beim Stammpersonal: Nana Spier, David Nathan, Thomas-Nero Wolff, Boris Tessmann und Dorette Hugo. Weiter geht es mit Martin Kessler, Udo Schenk, Torsten Michaelis, Lutz Riedel und Oliver Rohrbeck. All diese Mimen sind mit viel Engagement bei der Sache und liefern erstklassige Arbeit ab. Allerdings kann das ständige Selbstmitleid von Faith auf die Dauer etwas enervierend sein. Dafür kommen die Vin-Masters-Fans voll auf ihre Kosten, denn erstmals darf der Bursche zeigen, was wirklich in ihm steckt.
Besonders eindrucksvoll gelungen sind in dieser Folge die Effekte, vor allem als der dämonische Baum mit seinem Wurzelwerk angreift. Darüber hinaus strotzt das Hörspiel vor versteckten Anspielungen auf die alte |John Sinclair|-Hörspielserie. Die Szene zu Beginn mit dem Kindermörder erinnert an das Kulthörspiel „Die Teufelsuhr“, während die Albereien während des Kampfes mit den Echsenmonstern als satirische Einlage zu verstehen sind. Den Namen Jeff Denver kennen |Sinclair|-Fans aus dem Tonstudio-Braun-Tape „Das Horror-Taxi von New York“.
Das Cover ist dagegen allerhöchstens als durchschnittlich zu bewerten und bereitet den Hörer in keiner Weise darauf vor, welch gelungenes Hörspiel ihn erwartet.
_Fazit:_
„Wendepunkt“ ist eine spannende Folge, die vor dem abschließenden Dreiteiler der ersten Staffel noch einmal alle Register zieht. Sprecher, Musik und Effekte sind von allererster Güte und machen auch die elfte Folge der Van-Helsing-Chroniken zu einem kurzweiligen Hörvergnügen. Wenn auch nicht unbedingt das ganz große Kino für die Ohren, wie auf dem Backcover angekündigt, so bietet |Faith| doch immerhin eine perfekte TV-Serie für die Lauscher. Leider erfordert auch diese CD Vorwissen seitens des Zuhörers.
_Besetzung:_
Faith Van Helsing: Nana Spier (Sarah Michelle Gellar, Claire Danes, Drew Barrymore)
Shania Francis: Dorette Hugo (Jennifer Garner, Christina Ricci in „Ally McBeal“)
Melvin Masters: Boris Tessmann (David ‚Angel‘ Boreanaz)
Hunter: Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Kevin Bacon, Gary Oldman, Jeffrey Combs …)
Christopher Lane: Thomas-Nero Wolff (Hugh Jackman, Jason Statham, Anthony ‚Giles‘ Head)
Raven: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale, James ‚Spike‘ Marsters)
Alex Christ: Torsten Michaelis (Wesley Snipes, Sean Bean)
Sheriff Langdon: Oliver Rohrbeck (Ben Stiller, Michael Rapaport)
Bürgermeister Murphy: Heiner Heusinger
Jack Wilburn: Jörg Ade
Nathan Pierce: Martin Keßler (Nicholas Cage, Vin Diesel)
Peter Franklin Denver: Lutz Riedel (Timothy Dalton, Richard Gere, Udo Kier, Sam ‚Holland Manners‘ Anderson)
Jeff Denver: Nils Weyland
Jim: Marco Sand
Brad: Santiago Ziesmer (Steve Buscemi, Tony Cox, Seth ‚Oz‘ Green)
Kristin: Carola Ewert (Selma Blair, Eliza ‚Faith‘ Dushku)
Direktor Arowic: Helmut Krauss (Marlon Brando, James Earl Jones, John Goodman, Jerry ‚Deep Throat‘ Hardin in „Akte X“)
Erzählerin: Barbara Stoll
|59 Minuten auf 1 CD|
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_Florian Hilleberg_
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