Film ab im Spukhotel! Justus, Peter und Bob sind an einem ganz besonderen Ort untergebracht. Hier wird ein cooles Musikvideo gedreht: Schauspieler spielen Geister und unheimliche Spukerscheinungen. Noch nicht gruselig genug? Plötzlich verschwindet eine wertvolle Gitarre aus der Band. Haben sich vielleicht doch echte Gespenster unter die Schauspieler gemischt? Die drei ??? gehen geheimnisvollen Hinweisen nach und begeben sich in Gefahr. Kinder ab acht Jahren werden zum vierten Ermittler. Sie lösen Rätsel, sammeln Beweise und entscheiden die weiteren Schritte mit: Wie geht die Geschichte aus? Welche Spur führt zum Ziel? (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
Find your Fate
Dies ist kein normales „Drei ??? Kids“-Abenteuer, sondern ein „FYF-“ („Find Your Fate“) oder auch „Mitmach-„Fall. In den 1980ern gab es ein paar Versuche, um jungen Leuten mehr Spaß beim Lesen zu bereiten und sie aktiv ins Geschehen mit einzubeziehen. Mit am bekanntesten war nicht nur hierzulande die Reihe „Einsamer Wolf“.
Und wer die Jungs schon immer mal aktiv bei der Lösung eines Falles unterstützen wollte, der hat hier … in eingeschränkt vorgegebenem Rahmen … die Chance dazu. Ob es hier allerdings „1000 Spuren“ gibt, denen man nachgehen kann, wie es das Cover verspricht, darf man getrost bezweifeln. Von dem Personenregister, das es vor den normalen ???-Abenteuergeschichten nicht gibt, sollte man sich nicht einschüchtern oder verängstigen lassen. Die Namen muss man nicht auswendig lernen, um hier zu bestehen. Das sollte man eher als nützlichen Anlaufpunkt sehen, zu dem man immer wieder zurückkehren kann … als einzige Konstante in diesem Fall sozusagen, denn schließlich wird dieser Mitmach-Fall nicht von vorn nach hinten durchgelesen.
Die Leser werden vielmehr, je nachdem für welchen der vorgegebenen Vorschläge des Autors sie sich entschieden haben, wild blätternd im Buch hin und hergeschickt. Wenn sich der Weg, den man eingeschlagen hat, als vom Autor unerwünscht erwiesen hat und man sich doch noch mal umentscheiden möchte oder muss und man in einer Sackgasse landet, bekommt man am Ende dieser vielen „Und so endet …“-Kapitel die Seitenzahl genannt, von der man vorhin gekommen ist … und man muss zwingend den anderen Weg nehmen. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Hält nur ein wenig auf.
Es gibt ja Leser, die halten die Spannung nicht aus und lesen grundsätzlich das letzte Kapitel eines Buches als Erstes … die gibts wirklich. Das bringt hier eher nicht den erwünschten Erfolg … aus den oben beschriebenen Gründen. Es gibt halt nicht nur ein Ende und Schluss ist in einem FYF-Abenteuer auch nicht zwangsläufig auf der letzten Seite des Buchs.
Der Fall
Na dieser Start in den neuen Fall ist mal ungewöhnlich: Unser Lieblingseisverkäufer Giovanni bittet die drei Detektive nämlich, ihm bei der Auslieferung von Hundert … ja, wirklich 100 … Eisbomben. Die sollen an einem Set beim Dreh eines Musikvideos zum Einsatz kommen, der in einem Spuk-Hotel stattfindet. Warum die nicht einfach Kunstschaum nehmen, weil das günstiger ist als echtes Eis? Wir nehmens mal so hin. Vielleicht werden nach dem erfolgreichen Shoot alle Mitarbeiter zum Essen eingeladen, man weiß es (noch) nicht.
Auf jeden Fall hat Giovanni direkt schon mal eine Übernachtung für die Drei ??? gebucht, weil er davon überzeugt war, dass sie ihm zur Hand gehen würden. Bei dem Setting? Na klar sind sie dabei! Wobei Peter wie erwartet ein wenig zögerlich ist. Nicht umsonst hat er mal den Beinamen „der Schisser“ bekommen, von ihrem Erzfeind Skinny Norris. Auf den treffen wir laut Personenregister übrigens auch noch … na super.
Also fragen wir zu Hause nach, ob wir auch mitdürfen, packen zur Sicherheit unsere Detektivausrüstung mit ein (man weiß ja nie, ob man vor Ort nicht doch auf echte Geister trifft) und los gehts ins Gruselhaus.
Und wieder ists der zweite Detektiv, der Muffensausen bekommt und am liebsten gar nicht reingehen möchte. Zu gruselig ist ihm alles und jeder. Na ja, Peter findet ja auch schon den Namen des Hotels, „Turtle Inn“, furchterregend.
Wir lernen die Band kennen und das Instrument der Gitarristin wird in der Geschichte so prominent behandelt, dass schlaue Leser schon ahnen, dass das gleich verschwunden sein wird. Und natürlich kommts auch so. Die ??? stehen im Dunkeln, mit Eisbomben in der Hand und die Gitarre fehlt.
Ob die Jungs das nicht nur für die Musikerin wertvolle Instrument wohl schnell wiederfinden? Im Idealfall auch noch, bevor die Eisbomben geschmolzen sind, denn sonst wirds nix mit dem Video-Dreh und schon gar nicht mit dem Schlemmen danach!
Der Autor und der Illustrator:
Boris Pfeiffer wurde 1964 in Berlin geboren, wo er auch seine Kindheit verbrachte. Er machte Abitur, wurde Buchhändler und Taxifahrer, studierte Sprachwissenschaften und Landschaftsplanung an der TU-Berlin und Drehbuch an der Berliner Filmhochschule. Anschließend arbeitete er als Regieassistent und Regisseur an verschiedenen Theatern.
Udo Smialkowski wurde vor langer, langer Zeit in Niedersachsen geboren. Er zeichnet seit seinem fünften Lebensjahr, aber erst nach vielen anderen Tätigkeiten als Elektriker, Soldat, Verkäufer und Student, findet er zu dem Beruf, den er am allerliebsten mag – Comiczeichner und Illustrator. Er schreibt seine Geschichten selbst, oder mit einem Freund zusammen und wandelt auch schon mal ein Buch in ein Comicscript um. (Verlagsinfos)
Mein Fazit:
Schleimig, matschig, gruselig und eisbombig clever gehts in diesem kurzweiligen, aber doch recht kurzen und gradlinigen Abenteuer zu.
Dabei hat es wie gewohnt nicht immer mit einer schlecht durchdachten Entscheidung des Lesers zu tun, ob wir in einer Sackgasse landen und noch mal zurückblättern sollen. Manchmal müssen wir halt auch einfach akzeptieren, dass der Autor der Story diesen Weg als „falsch“ festgelegt hat, auch wenn man das nicht nachvollziehen kann.
Aber, es lohnt sich eh immer an jeder Abzweigung alle angebotenen Richtungen zu verfolgen, sonst verpasst man nicht nur eine der lustigen Sackgassen, sondern vor allem auch einige der tollen Zeichnungen.
Dieser Fall ist auch und gerade für die jüngsten Leser prima geeignet, denn so gruselig wie es vielleicht auf dem Cover zugeht, ists am Ende gar nicht. Und warum die Jungs trotz Schleimkostüm auf der Rückseite des Buchs bester Laune sind, das erfahren wir auch noch.
Hardcover: 144 Seiten
Mit s/w-Zeichnungen von Udo Smialkowski
Vom Verlag empfohlenes Lesealter: 8-11 Jahre
1. Auflage, Februar 2025
www.kosmos.de
Der Autor vergibt: