Schlagwort-Archiv: Bastei Lübbe

[NEWS] Tove Alsterdal – Die einzige Zeugin

Beckomberga, Stockholm: Hier lag einst eine der größten psychiatrischen Anstalten Europas. Inzwischen ist auf dem Gelände eine exklusive Wohngegend entstanden. Hierhin zieht auch Svante Levander mit seiner neuen Liebe. Als er auf dem Heimweg hinterrücks ermordet wird, fällt der Verdacht auf seine Ex-Frau. Sie wird verhaftet. Aber ist sie schuldig? Nur eine Person könnte bezeugen, was wirklich vorgefallen ist: eine Frau, die in unmittelbarer Nähe saß und bettelte. Doch die ist spurlos verschwunden.
(Verlagsinfo)


Taschenbuch: 512 Seiten
Bastei Lübbe

[NEWS] Jean-Christophe Grangé – Schwarzes Requiem

Grégoire Morvan, graue Eminenz des französischen Innenministeriums, schweigt über seine Vergangenheit in Zaire. Dort hatte er in den Siebzigerjahren einen berüchtigten Ritualmörder zu Fall gebracht. Doch jener »Nagelmann«, der seine Opfer stets mit Nägeln gespickt zurückließ, scheint einen Nachfolger zu haben. Als eine Serie ähnlicher Anschläge Morvans Familie bedroht, begibt sich Sohn Erwan in den Kongo, um die wahre Geschichte seines Vaters zu ergründen. Damit öffnet er das Tor zur Hölle … (Verlagsinfo)


Taschenbuch: 688 Seiten
Bastei Lübbe

[NEWS] Rebecca Gablé – Teufelskrone (Waringham-Saga)

England 1193: Als der junge Yvain of Waringham in den Dienst von John Plantagenet tritt, ahnt er nicht, was sie verbindet: Beide stehen in Schatten ihrer ruhmreichen älteren Brüder. Doch während Yvain und Guillaume of Waringham mehr als die Liebe zur selben Frau gemeinsam haben, stehen die Brüder John Plantagenet und Richard Löwenherz auf verschiedenen Seiten – auch dann noch, als John nach Richards Tod die Krone erbt. Denn Richards Schatten scheint so groß, dass er John schon bald zum Fluch zu werden droht …
(Verlagsinfo)


Gebundene Ausgabe: 928 Seiten
Bastei Lübbe

[NEWS] Joaquín Berges – Gestern ist ein ferner Ort

Nach einem Schlaganfall muss Celia zurück ins Leben finden. Ein Teil ihrer Vergangenheit ist einfach ausgelöscht. Fieberhaft versucht sie, diese Leerstellen zu füllen. Doch ihre Tochter Paula scheint fest entschlossen, genau das zu verhindern. Immer wieder weicht sie den Fragen ihrer Mutter aus – besonders dann, wenn Celia sich nach ihrem Sohn Emilio erkundigt. Und offenbar hat Paula auch alle anderen angewiesen, Celia nur die halbe Wahrheit zu sagen. Aber hat sie das Recht, ihrer Mutter die eigene Lebensgeschichte zu verschweigen? (Verlagsinfo)


Broschiert: 400 Seiten
Bastei Lübbe

Vance, Jack – Emphyrio

_Wahrheit und Freiheit: die Vorrevolution als Jungs-Abenteuer_

Ghyl Tarvoke lebt mit seinem Vater auf Halma, einer abgelegenen Welt mit einem Raumhafen. Schon in frühester Jugend lernt Ghyl die Unterdrückung durch die mysteriösen LORDS kennen, die das Volk von Halma, das auf Gutscheine angewiesen ist, rücksichtslos ausbeuten. Als sein Vater durch das herrschende System stirbt, wird Ghyl zum Rebellen.

Mit einem gekaperten Raumschiff verlässt er Halma, um das wohlgehütete Geheimnis der LORDS zu ergründen und seinem Volk die Freiheit zu bringen. Schließlich erreicht er die Erde, den Planeten der Vorfahren. Hier, so hofft er, liegt der Schlüssel der Freiheit … (Gekürzte Verlagsinfo)

_Handlung_

Die Folterknechte der LORDS quälen den gefangenen Ghyl Tarvoke bis aufs Blut, um herauszufinden, wie es ihm in den Sinn kommen konnte, gegen die LORDS zu rebellieren. Ghyl der Rebell erzählt ihnen seine Geschichte. Sie beginnt auf dem friedlichen Planeten Halma …

|Ghyls Geschichte|

Hier lebt mit seinem Vater in einer der mittelalterlich anmutenden Städte. Sein Vater Amiante ist ein Schnitzer von Wandschirmen aus edlem Holz. Wie das Gesetz der Schnitzergilde es vorschreibt, darf es immer nur ein Exemplar davon geben, denn Duplikate sind streng verboten. Damit alle ihre Gutscheine von der Wohlfahrt bekommen, müssen sie sich an die Gesetze halten, sonst gibt es Abzüge. Auf diese Weise werden „brave Bürger“ kurzgehalten. Die Lords aber bekommen ohne Gegenleistung stets 1,18 Prozent aller Gewinne. Das sehen manche nicht ein.

Als Ghyl mit seinem Vater eine Theatervorstellung besucht, erfährt er erstmals von der Legended es Rebellen Emphyrio und fragt sich, wie es geschehen konnte, dass Emphyrios Vermächtnis inzwischen völlig überwunden ist. Mit seinem Jugendfreund Floriel begibt er sich auch mal heimlich in den Raumhafen. Dort stehen die prächtigen Weltraumjachten der LORDS praktisch unbewacht herum – zu einladend, um sie zu ignorieren. Wie prächtig das Innere ausgestattet ist! Ghyl schwört sich, selbst einmal in den Weltraum zu fliegen. Doch da werden sie von einer LADY des Schiffs verwiesen.

Die Agenten der Wohlfahrtsbehörde sehen es gar nicht gern, dass Ghyls vater den Jungen nicht in den Tempel schickt, damit der dort das Springen lernt. Erst sehr spät schließt sich Ghyl den Gleichaltrigen an, doch sein Denken bleibt in selbständigen Bahnen. So kommt es, dass er sich mit den jungen Non-Kos einlässt, Leuten, die nicht mit der Wohlfahrtsbehörde kooperieren und Gutscheine ablehnen. Die Dinge nehmen eine schlimme Wendung, als der bisherige Agent durch einen gestrengen Beamten abgelöst wird, der andere Saiten aufzieht.

Nachdem man Amiante beim Anfertigen von Duplikaten erwischt hat, wird er peinlich verhört, d. h. gefoltert. Das bringt Ghyl auf die Schnapsidee, bei der anstehenden Bürgermeisterwahl als Emphyrio zur Kandidatur anzutreten. Wie zu erwarten, sind die Agenten empört über diese Unbotmäßigkeit. Und überhaupt: Der Bürgermeister habe doch gar nichts mehr zu sagen. Doch Ghyls Vater weiß es anders. Bevor die Behörde die Macht übernahm, gab es eine Charta des Volkes, die dem Bürgermeister Vollmachten übertrug.

Entgegen den Erwartungen der Behörde erringt Ghyl mit Hilfe seiner Freunde und vieler Gegner aus der Behörde den dritten Platz. Das macht die Repressionen nur noch härter. Bis Amiante den Agenten schließlich mit einem Hammer fast erschlägt. Die als Strafe verhängte „Rehabilitation“ entzieht ihm jede Lebenskraft – bis ihn schließlich tot entdeckt.

Nach zwei darauffolgenden Jahren des Wohlverhaltens zieht es Ghyl wieder zu seinen ehemaligen Freunden. Er findet sie unten am Fluss. Sie sind alle Nicht-Kos geworden, also Aussteiger. Aber wie verdienen sie sich dann ihren Lebensunterhalt, fragt Ghyl. Offenbar drehen Floriel, Nion und ihr Kreis irgendwelche krummen Dinger. Auf einem Ball, zu dem sie ihn einladen, spähen sie ihre nächsten Opfer aus: LORDS. Während sich Ghyl mit LADY Shanne, jener Raumjachtbesitzerin aus Kindertagen, amourös vergnügt, schmieden die anderen bereits einen Kidnappingplan. Sie wollen die LORDS einer Raumjacht entführen und gegen Lösegeld freilassen. Der Haken: LORDS zahlen per Gesetz niemals Lösegeld.

Auch Ghyl schließt sich dem verwegenen Plan an, denn er sieht endlich die Chance, die Wahrheit über das Geheimnis der LORDS und des ungerechten Wohlfahrtssystems er erfahren, indem er mit der geklauten Raumjacht zu anderen Welten fliegt. Zunächst klappt alles wie am Schnürchen. Doch erstens kommt es anders, und zweitens, als man denkt…

_Mein Eindruck_

„Die Wahrheit macht euch frei“, heißt es in der Bibel (im Johannes-Evangelium, Kap. 8, Vers 32), und diese Prophezeiung erfüllt sich auch in „Emphyrio“. Befreiung und Wahrheit sind die zwei großen Themen dieses Abenteuerromans für zwölfjährige Jungs. Diese Kombination ist zwar nicht selten, aber auch nicht gämgig, denn gerade der Begriff der Wahrheit ist höchst subversiv.

Freiheit ist das Ursprungsthema der Vereinigten Staaten, schon seit die Pilgerväter im 17. Jahrhundert zwecks Religionsfreiheit in die Neue Welt auswanderten. Dass es bei der Gründung der USA und im Bürgerkrieg um Freiheit (vom Mutterland) und Befreiung (der Sklaven) ging, bedarf wohl kaum der Erwähnung.

Die Gesellschaft der Wohlfahrtsempfänger von Ambroy ist zwar stabil, aber ausgebeutet. Es ist Ghyl Tarvoke, der zwei entscheidende Faktoren erlebt, für die sein Vater verantwortlich ist: die „duplizierten“ Dokumente aus der Vergangenheit des Planeten Halma – und das Puppenspiel über die Legende von Emphyrio. Wie aber kann eine Legende auf die Wahrheit hindeuten, fragt sich Ghyl. Die Welt der Gegenwart wirkt nicht so, als habe es jemals einen Freiheitshelden wie Emphyrio gegeben. Aber Ghyl ist fest überzeugt, dass die Legende ein Körnchen Wahrheit enthält. Diese Wahrheit zu finden, ist all sein Sehnen und Sinnen.

Nach den Abenteuern mit den entführten LORDS kann sich Ghyl tatsächlich auf die Suche nach dem Ursprung Emphyrios machen. Was er findet, sind lediglich Bruchstücke auf historischen Ruinen – sowie Ruinen, die ein menschliches Skelett enthalten. Immerhin: Der Totenschädel weist ein Loch in der Mitte der Stirn auf. Genau wie in der Legende. Doch was die Bruchstücke bedeuten, weist auf einen Betrug so ungeheuerlichen Ausmaßes hin, dass es eines sehr humorvollen Verstandes bedarf, um deshalb nicht verrückt zu werden. Deshalb begibt sich Ghyl schließlich in die Höhle des Löwen …

|Die Romanstruktur|

Der Prolog mit der Folterszene löst eine lange Rückblende aus, die schließlich mit neuer Handlung abgeschlossen wird. So entsteht in einer Rahmenhandlung eine Klammer, die die ersten zwei Drittel der Handlung zusammenhält. Zufällig sind das genau die zwei Drittel, die die meisten Längen des Romans aufweisen. In den bisherigen Ausgaben verwundert es daher nicht, dass sie radikal weggekürzt wurden. Um eine actionreiche Abenteuergeschichte zu bestreiten, reichen die Seiten zwischen S. 210 und 317 völlig aus.

Doch der Kürzende steht vor der Aufgabe, die Revolte Ghyls zu motivieren. Welche Gründe gibt es dafür in einer nur skizzenhaft beschriebenen Gesellschaft? Natürlich ist da der Tod des Vaters, und Rache ist immer ein schönes Motiv. Aber das begründet nicht die Suche nach der Wahrheit, der sich Ghyl verschrieben hat. Folglich müssen Geheimnisse, Rätsel und vor allem die Emphyrio-Legende beschrieben werden. Diese aber ergeben sich auf natürliche Weise nur aus der Gesellschaft und ihren eklatanten Widersprüchen.

Die Gesellschaft auf Halma ähnelt nicht von ungefähr der des vorrevolutionären Frankreich zu Ende des 18. Jahrhunderts. Die LORDS entsprechen der hauchdünnen Schicht des Adels, die ohne einen Finger zu krümmen nicht nur 90 Prozent aller Vermögen besitzt, sondern auch noch 1,18 Prozent aller Gewinne als Abgabe einstreicht. Aufgrund welchen Rechts, fragt sich Ghyl. Und sein Vater sagt ihm klar, dass es dieses Recht nicht aufgrund demokratischer Entscheidungen gibt, sondern weil es aufgezwungen wurde. Vor langer Zeit, nach einem grausamen Krieg.

Man sieht also, dass eines zum anderen führt. In der Langversion nimmt Ghyls Vater eine erheblich wichtigere Stellung ein, denn er ist die Quelle alternativer Wahrheit. Ghyl erfährt später, dass Amiante der Korrespondent des Historischen Instituts auf der Erde war. Kein Wunder also, dass er über manche historischen Ereignisse besser Bescheid wusste als der Rest der Bürger. Diese Wahrheit ist aber nur ein Körnchen des Rests, den Ghyl zusammentragen muss.

Doch was tun mit der Wahrheit, sobald man sie einmal kennt? Ganz einfach: Man muss sie verbreiten. Schon dieser Entschluss ist so gefährlich, dass er eine Revolution auslöst. Die Revolution auf Halma hat große Ähnlichkeit mit dem Sturm auf die Bastille. Nur dass diesmal die ehemals Unterdrückten in der Lage sind, ihren Unterdrückern Wiedergutmachung abzupressen – für 2000 Jahre Betrug und Ausbeutung. Denn dieser Betrug hatte von Anfang an auch wirtschaftliche Gründe. Auch das wird in der ungekürzten Fassung viel deutlicher.

|Liebe und Spiel|

In einer Welt des Scheins kann es keine echte Liebe geben, muss Ghyl erfahren. Lady Shanne mag zwar gut aussehen und gut in der Liebe sein, aber sie hat leider auch ein äußerst kurzes Gedächtnis. Wenige Tage später erinnert sie sich kaum noch an ihren Lover. Wie soll da echte Romantik und Liebe aufkommen, fragt sich der Leser. Doch dieses Manko hat einen guten Grund. Denn Shanne ist wie alle Lords und Ladies in diesem Buch von einer ganz besonderen Machart – und mit diesen Wesen lässt man sich als Mensch besser nicht ein.

|Achtung, Spoiler!|

Die Lords und Ladies sind lebende Puppen, die die ehemaligen Sieger, die Damarer, herstellten, um die Halmaner zu betrügen und auszubeuten. Die Beute dient dazu, die unterirdischen Paläste auf Halmas Mond Dalmar auszustatten – mit enormen Schätzen, die es jeweils nur ein einziges Mal gibt. Bis Ghyl einen Trick findet, um diese Kette zu zerbrechen.

Dass die Lords solche Puppen sind, legt der Autor raffinierterweise schon in dem anfänglichen Puppenspiel dar. Denn Holkerwoyds Puppen sind durchaus lebendig und verfügen über einen eigenen Willen, so dass sie sogar ihren Schöpfer überleben werden. Wer diesen ironischen Hinweis ernstnimmt und ein wenig weiterspinnt, kann den Bezug zu den Lords herstellen.

In letzter Konsequenz trifft die Metapher des Puppenspiels auch auf diese Geschichte zu. Denn der Autor ist der Schöpfer der fiktiven Figuren, die er wie Puppen im Geist des Lesers tanzen lässt. Und vielleicht ist sogar der Leser selbst nur eine Puppe, an deren Fäden gerade gezogen wird… Die Ebenen dieses Vergleichs sind viele. Und dem Autor mag es gefallen haben sich vorzustellen, wie sich der Leser, seiner Fäden bewusst, selbst ein wenig auf die Suche nach der Wahrheit seiner Welt macht. Immerhin erschien der Roman im wilden Jahr 1969, als Woodstock stattfand und die Attentate auf Martin Luther King und Robert Kennedy, den Justizminister der USA, nur wenige Monate zurücklagen.

_Die Übersetzung_

Dies ist die erste vollständige Übersetzung in deutscher Sprache. Obwohl der Roman in den ersten zwei Dritteln erhebliche Längen aufweist, werden sie alle getreulich wiedergegeben. Das verleiht dem Inhalt einen anderen Schwerpunkt.

Nur selten tauchen Flüchtigkeitsfehler auf, so etwa „mir“ statt „mit“.

_Die Illustrationen_

Die Schwarzweißgrafiken des Künstlers Johann Peterka sind gewöhnungsbedürftig. Plakativ, unruhig, meist detailreich, strahlen sie eine Dynamik aus, die den winzigen Rahmen eines Taschenbuchs schier sprengt. Da muss der Betrachter zweimal hinsehen, um alle Details erfassen zu können.

_Unterm Strich_

In den ersten beiden Dritteln entspricht „Emphyrio“ einem Entwicklungsroman, im letzten Drittel erst wird daraus ein gewohntes Jugendabenteuer. Nur wenn man die beiden teile zusammen anschaut, wird daraus der Roman einer persönlichen Revolte, die auf konsequente Weise zur gesellschaftlichen Revolution führen muss.

„Die Wahrheit euch frei“, dieser Bibelspruch nimmt hier konkrete Gestalt an, denn Ghyls Wahrheitssuche beendet nicht nur die Legende um Emphyrio, indem er die Verkörperung des Helden wird. Sondern auch die (bislang unterdrückte) Botschaft der Legende bringt Wahrheit und Freiheitsanspruch zusammen.

Das letzte Drittel ist deshalb durchaus unterhaltsam zu lesen, wohingegen ich für die ersten zwei Drittel mehrere Wochen brauchte, abgelenkt durch spannendere Bücher. Das Buch setzt zwei Appelle des Autors an den Leser um: 1) Du solltest dich als Marionette der „Lords“ erkennen und etwas dagegen unternehmen. 2) Genauso wie die Heldenlegende eine Verkörperung (Ghyl als Emphyrio) hervorbringen kann, so kannst auch du eine Legende finden, die dir zusagt und die du umsetzen kannst. Nur kommt es darauf an, eine verlogene Legende zu erkennen und auszusortieren. Und von denen haben die Lords leider jede Menge anzubieten. Deshalb ist die Erkenntnis der Wahrheit die Voraussetzung für jede Aktion und Revolution. Leichter gesagt als getan, wie Ghyls Geschichte deutlich illustriert.

Jack Vance hat einige solcher Befreiungsgeschichten geschrieben, so etwa „Die blaue Welt“ und den ANOME-Zyklus (s. u.). Actionreicher und spannender sind seine Planetenabenteuer und seine Weltraumkrimis aus der „Dämonenprinz“-Serie.

_Der Autor_

Jack Holbrook Vance wurde 1916 in San Francisco geboren und wuchs im idyllischen San Joaquin Valley auf. Das prägte seine Liebe für das Land, die selbst in abgewandelten Polizeithrillern wie der „Dämonenprinz“-Serie immer wieder aufscheint.

Vance studierte Bergbau, Physik und schließlich Journalismus. Im Zweiten Weltkrieg war er Matrose bei der Handelsmarine und befuhr den Pazifik. Er wurde auf zwei Schiffen Opfer von Torpedoangriffen. Ansonsten weiß man wenig über ihn: Er lebt in Oakland, liebt alten Jazz, spielt Banjo und bereist unermüdlich die Welt.

Seine Karriere begann 1945 mit der Story „The World Thinker“ in dem Magazin „Thrilling Wonder Stories“. Bis 1955 schrieb er abenteuerliche Science-Fiction, bereits durch farbig geschilderte Schauplätze und spannende Handlungsbögen auffiel. Es war das Goldene Zeitalter der Magazin-Science-Fiction. 1950 wurde sein erstes und berühmtestes Buch publiziert, der Episodenroman „The Dying Earth“. Die Episoden spielen in einer fernen Zukunft, in der die Wissenschaft durch Magie abgelöst wurde. Dadurch spannt sich die Handlung zwischen reiner Science-Fiction und einer Spielart der Fantasy, die nicht ganz von der Logik aufzulösen ist.

Hervorstechende Stilmerkmale sind bereits die Ironie in Sprache, Handlungsverlauf und Figurenbeschreibung, aber auch schon der Detailreichtum darin. In der Science-Fiction wurde Vance selbst zu einem „world thinker“, der exotische Kulturen mit ulkigen Bräuchen und Sitten erfand, so etwa in der wunderbaren Novelle „Die Mondmotte“ (Musik und Masken als Formen der Kommunikation).

Vance schrieb ab 1957 etwa ein Dutzend Kriminalromane, darunter auch unter dem bekannten Pseudonym Ellery Queen. Er bekam sogar für einen Roman, „The Man in the Cage“, einen Edgar verliehen. Dieser kriminalistische Einschlag findet sich in mehreren von Vances Hauptfiguren wieder, darunter bei den galaktischen Spürhunden Magnus Ridolph, Miro Hetzel und Kirth Gersen. Gersen ist der Held der Dämonenprinz-Serie, der Rache an fünf grausamen Sternkönig-Aliens nimmt.

Vances Stärke ist sein Prosastil. Er baut in wenigen beschreibenden Details eine Atmosphäre, eine Stimmung auf, die er dann immer wieder mit wenigen Schlüsselwörtern aufrufen kann. Insofern ist Vance, fernab von jeglicher Hard SF, der farbigste und barockeste Autor im Genre, dessen charakteristische Sprache in jedem beliebigen Absatz erkennbar ist. Leider verstand es in seinen Werken bis in die 80er Jahre nicht, eine Geschichte durch eine Konstruktion zu stützen, die wenigstens einen kompletten Roman getragen hätte: Er schrieb meistens Episodenromane oder Fix-up-Novels. In ähnlicher Weise ließ auch sein Interesse an Fortsetzungen nach, so dass spätere Romane in einer Serie in der Regel schwächer ausfielen als der Anfangsband.

Vance hat die Kunst der Namensgebung zu wahrer Meisterschaft getrieben: Seine Namen sind phantasievoll und haben stets den richtigen Klang. Ich weiß nicht, woher er seine Einfälle nimmt: aus dem Mittelalter, aus exotischen Kulturen der Erde oder sonst woher. Im 1. Band der Dämonenprinz-Serie sind dies beispielsweise die Namen „Attel Malagate“, „Lugo Teehalt“ und „Hildemar Dasce“, im 3. Band „Jheral Tinzy“ und „Viole Falushe“ bzw. „Vogel Filschner“.

Da Vance aber kein einziges Buch geschrieben hat, das ihn durch seine Thematik weltberühmt gemacht hätte – so wie es George Orwell mit „1984“ gelang -, ist er immer ein Geheimtipp, ja ein Kultautor der Science Fiction-Szene geblieben. Das bedeutet nicht, dass Vance unkritisch oder unaktuell gewesen sei: Er griff Themen wie Religion, Sprachwissenschaft, Social Engineering und Ökologie auf, um nur ein paar zu nennen.

|Taschenbuch: 349 Seiten
Originaltitel: Emphyrio (1969)
Aus dem US-Englischen von Rainer Schumacher
ISBN-13: 978-3404242825|
http://www.luebbe.de

_Jack Vance bei |Buchwurm.info|:_
[Grüne Magie 696
[Durdane 740
[Freibeuter des Alls 1369
[Der Palast der Liebe 2181 (Die Dämonenprinzen #3)
[Das Buch der Träume 2197 (Die Dämonenprinzen #5)
[Das Weltraum-Monopol 2188
[Staub ferner Sonnen]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2201

[NEWS] Jack Campbell – Ethan Stark. Das letzte Gefecht

Für die Herrschaft über den Mond gehen die USA über Leichen – sogar über die ihrer eigenen Soldaten. Als Commander Ethan Stark die zweifelhaften Absichten seines Heimatlandes durchschaut, führt er eine Rebellion an. Die Regierung fährt schwere Geschütze auf, um den Aufstand niederzuschlagen, doch Starks Männern gelingt es immer wieder, die Angriffe abzuwehren. Aber dann nähern sich weitere Kräfte, die den Mond für sich beanspruchen, und Stark erkennt, dass sie auf verlorenem Posten kämpfen …
(Verlagsinfo)


Taschenbuch: 448 Seiten
Bastei Lübbe

[NEWS] Christine Kabus – Das Geheimnis der Fjordinsel: Norwegenroman

Ostfriesland, 1980. Für die junge Rike bricht nach dem Tod ihres geliebten Großvaters eine Welt zusammen. Gleichzeitig erfährt sie, dass ihre Großmutter nicht vor langer Zeit gestorben ist – wie sie angenommen hatte -, sondern eines Tages plötzlich verschwand. Warum hat sie ihre Familie damals so überstürzt verlassen? Eine erste Spur führt Rike nach Norwegen, auf eine kleine Insel im Oslofjord, wo sie auf ein Geheimnis stößt, das zurückreicht in die Zwanzigerjahre – in die Zeit der Prohibition und die gefährliche Welt der Schmuggler … (Verlagsinfo)


Taschenbuch: 496 Seiten
Bastei Lübbe

Wolfgang Hohlbein – Charity — Der dritte Mond

Spannende Military-Action-Serie

Die in den achtziger Jahren vom deutschen Star-Autor Wolfgang Hohlbein begonnene Serie um die Raumpilotin Charity Laird wird von Bastei-Lübbe mit diesem 12. Teil fortgesetzt.

Der Autor

Wolfgang Hohlbein, geboren 1953 in Weimar, hat sich seit Anfang der achtziger Jahre einen wachsenden Leserkreis in Fantasy, Horror und Science Fiction erobert und ist so zu einem der erfolgreichsten deutschen Autoren geworden (Auflage: 8 Millionen Bücher). Zuweilen schreibt er zusammen mit seiner Frau Heike an einem Buch. Er lebt mit ihr und einem Heer von Katzen in seinem Haus in Neuss. (keine Verlagsinfo)

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[NEWS] Vasily Mahanenko – Der dunkle Schamane (Survival Quest)

Ein Computerspiel als Gefängnis? Längst ist es möglich, sein ganzes Leben in Onlinespielen zu verbringen, während der Körper in Überlebenskapseln versorgt wird. Daniel Mahan wurde zu acht Jahren in solch einem Spiel verurteilt. Er glaubt, dass ihn dort nur öde Quests erwarten, doch er merkt schnell, dass das Spiel einige Überraschungen für ihn in petto hält. Und bald ist er nicht nur Herr einer Goblinmannschaft, sondern auf den Spuren eines weltumspannenden Komplotts …
(Verlagsinfo)


Taschenbuch: 512 Seiten
Bastei Lübbe

John Brunner – Sternenlauscher

Selbstplagiat? Agent auf der Spur von Verschwundenen

Dan Cross kennt das Bild bereits: junge Leute mit seltsamen Kästen und Hörkapseln, die behaupteten, man könne damit Signale von fernen Welten auffangen. Die Kästen heißen ebenso wie die Benutzer „Sternenlauscher“. Cross hat die Dinger ausprobiert: Mehr als ein unbestimmtes Rauschen hörte er nicht. Doch es gibt ein Geheimnis, das bedrohliche Ausmaße annimmt: Immer mehr Benutzer verschwinden! Cross hat einen Auftrag: Er muss den Verschwundenen folgen – und zurückkehren. Falls es dafür überhaupt eine Möglichkeit gibt…
John Brunner – Sternenlauscher weiterlesen

Kathleen McGowan – Die Magdalena-Verschwörung

Inhalt

Ein besonders grausamer Mord versetzt London in Angst und Schrecken: Im Tower taucht eine kopflose Frauenleiche auf, verkleidet als die englische Königin Anne Boleyn. Gleichzeitig stößt die amerikanische Journalistin Maureen Paschal bei ihren Recherchen über Anne Boleyn auf bislang unbekannte Details aus deren Leben. War Anne Teil einer europaweiten Verschwörung? Ihre Nachforschungen bringen auch Maureen in Gefahr, denn es scheint, als sei der Killer jederzeit über ihre Entdeckungen informiert. Doch wie kommt er an diese Informationen? Was treibt ihn an? Der Mörder ist brandgefährlich, denn schon bald taucht die nächste Frauenleiche auf …(Verlagsinfo)

Mein Eindruck:

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John Brunner – Die Dramaturgisten von Yan

Der Weltuntergang als globales Kunstwerk

„Dramaturgisten sind Künstler und Schausteller ganz besonderer Art. Die Schauspiele, die sie aufführen, und die Kulissen, die sie schaffen, geben den Zuschauern das Gefühl, aktiv am Geschehen teilzunehmen …und wer auch immer die wunderbaren Standbilder auf dem Planeten Yan geschaffen hat, muss ein meisterlicher Dramaturgist gewesen sein. Die Herkunft dieser Kunstwerke zu erforschen, ist die Aufgabe der kleinen Kolonie Erdenbewohner. die sich auf Yan niedergelassen hat.

Doch erst als Gregory Chart auftaucht, der berühmteste Dramaturgist der Galaxis, und beschließt, ein spektakuläres Schauspiel aufzuführen, gewinnt die Aufklärung des Rätsels der Standbilder eine immense Bedeutung. Welches Drama findet auf Yan wirklich statt – dieses Schauspiel am Himmel oder die Krise, die sich auf der Oberfläche des Planeten anbahnt?“ (Verlagsinfo)
John Brunner – Die Dramaturgisten von Yan weiterlesen

[NEWS] Dinah Jefferies – Die Spahirtochter

Ceylon, 1935. Louisa Reeve, Tochter eines erfolgreichen Edelsteinhändlers, ist glücklich verheiratet mit dem Geschäftsmann Elliot. Als dieser tödlich verunglückt, erfährt sie nach und nach, dass er ein Doppelleben führte. Eines Tages besucht Louisa die koloniale Zimtplantage Cinnamon Hills, an der ihr Mann Anteile besaß, und lernt den raubeinigen Naturburschen Leo kennen, der mehr über Elliot zu wissen scheint, als er vorgibt. Und während die herrliche Plantage mit Blick auf den Indischen Ozean ihren magischen Zauber entfaltet, gerät Louisas Herz nicht nur wegen Elliots schockierendem Verrat zunehmend in Aufruhr … (Verlagsinfo)


Taschenbuch: 400 Seiten
Bastei Lübbe

Laurent, Eric – Saat des Verderbens, Die

In Kirgisien und Argentinien fällt die Ernte aus. Niemand weiß, warum. Eine private Eingreiftruppe schickt Alleskönner Seth Colton vor, um die Ursache herauszufinden und die Hintermänner auszuschalten. Morde, Atomschläge und ein ausgewachsenes Kommandounternehmen sind nötig, um die Welt zu retten. Kommt uns das nicht bekannt vor?
Laurent, Eric – Saat des Verderbens, Die weiterlesen

[NEWS] Raffaella Belli – Sommer in Mareblu

Tosca liebt ihr Leben in Mareblu, einem alten Fischerdorf. Jeden Morgen sammelt sie am Strand die schönsten Beutestücke für ihre kleinen Kunstwerke, die sie in die ganze Welt verschickt. Ihr Häuschen am Meer ist dafür einfach perfekt gelegen. Und was könnte schöner sein, als ihrer wunderbaren Tochter Ioio beim Aufwachsen zuzusehen? Doch dann beschließt Ioio aus heiterem Himmel, sich auf die Suche nach ihrem Vater zu machen, und nebenan zieht auch noch der attraktive Moreno ein, der ein einziges großes Rätsel ist. Mit Toscas Idylle ist es also schlagartig vorbei. Und dabei hat der Sommer gerade erst angefangen …
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Taschenbuch: 304 Seiten
Bastei Lübbe

[NEWS] Lars Kepler – Lazarus (Joona Linna)

Hat Jurek Walter überlebt? Der gefährlichste Serienmörder Schwedens wurde vor Jahren für tot erklärt. Er war bei einem dramatischen Polizeieinsatz von mehreren Kugeln getroffen in den Fluss gestürzt. Seine Leiche wurde jedoch niemals gefunden. Als nun der Schädel von Joona Linnas toter Ehefrau in der Wohnung eines Grabschänders entdeckt und eine perfide Mordserie aus ganz Europa gemeldet wird, ahnt Joona Linna das Unvorstellbare: Der Albtraum ist nicht zu Ende, und der grausame Serienmörder droht, alle lebendig zu begraben, die Joona lieb sind. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …(Verlagsinfo)


Gebundene Ausgabe: 640 Seiten
Bastei Lübbe

[NEWS] Jessica Clare – Midnight Liaisons – Zur Gefährtin erwählt

Bathsheba betreibt mit ihrer Schwester Sara eine Dating-Agentur der besonderen Art: Bei Midnight Liaisons suchen übernatürliche Wesen nach Partnern. Als die Kandidatin für einen wichtigen Kunden kurzfristig absagt, ist Bathsheba verzweifelt. Denn Beau Russel ist nicht Irgendwer sondern der Anführer der mächtigen Übernatürlichen Allianz und der wichtigste Kontakt der Agentur. Doch der Alpha-Puma selbst hat eine Lösung für sein Problem: Bathsheba wird sein Date. Für eine ganze Woche … (Verlagsinfo)


Taschenbuch: 352 Seiten
Bastei Lübbe

Marion Zimmer Bradley – Das Schwert der Amazone

Billig-Fantasy für junge Kriegerinnen

„Sie hat alles vergessen: ihre Herkunft, ihre Familie, ihren Namen, nur nicht die Fähigkeit, mit Schwert und Schild zu kämpfen wie die besten Gladiatoren der Arena. Und etwas weiß sie tief in ihrem Inneren – dass kein Mann sie je berühren darf.“ (Verlagsinfo)

Nein das ist nicht der Beginn von „Wonder Woman“ mit der wunderbaren Gal Gadot! „Das Schwert der Amazone“ ist ein „feministischer“ Fantasyroman der bekannten Autorin von „Die Nebel von Avalon“, eine Art „Gladiator“ der weiblichen Art soll das sein. Leider ist dieser als Entgegnung auf John Normans Gor-Fantasyromane gedachte Sklavenroman noch schlechter geschrieben als Normans Werke – und das will schon was heißen.
Marion Zimmer Bradley – Das Schwert der Amazone weiterlesen

[NEWS] Elisabetta Bricca – Das Ginsterhaus

Nach dem Tod ihrer Mutter nimmt Sveva eine berufliche Auszeit, um ein Versprechen einzulösen: in Umbrien nach ihrem Vater zu suchen, den sie nie kennengelernt hat. Gebannt von der wohltuenden Natur, werden Erinnerungen an sorglose Kindertage wach. Eines Tages begegnet ihr der sanftmütige Norweger Rurik, der ebenfalls Gründe hat, in der magischen Landschaft nach Entspannung zu suchen. Beide fühlen sich zueinander hingezogen, und Sveva ist endlich bereit, das Geheimnis ihres Vaters zu ergründen …
(Verlagsinfo)


Taschenbuch: 224 Seiten
Bastei Lübbe