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Bishop, Anne – Belladonna (Die dunklen Welten 2)

Band I: [„Sebastian“ 3671

_Oberflächlich gesehen_, ist Michael nicht mehr als ein schäbiger Vagabund, der sich sein Geld mit Flötespielen verdient. Das liegt daran, dass das, was unter dieser Oberfläche schlummert, bestenfalls mit Misstrauen, wenn nicht gar mit Ablehnung betrachtet wird. Doch nun scheint es, als müsse sich daran dringend etwas ändern! Grausame Dinge sind geschehen, die Menschen haben Angst, und die vernünftigeren unter ihnen sind eher dafür, dass Michael etwas dagegen unternimmt, anstatt ihn dafür verantwortlich zu machen.

Allerdings zieht Michael damit die Aufmerksamkeit des tatsächlichen Verursachers auf sich. Prompt wird er angegriffen, und die einzige Gegenwehr, die ihm einfällt, bringt ihn an einen Ort, der fremder und wundersamer kaum sein könnte: Ephemera …

_Unter den diversen neuen Charakteren_ dieses zweiten Bandes ist Michael der einzige wirklich wichtige. Erstaunlich dabei ist, dass es über ihn eine Menge zu sagen gäbe, allerdings kaum Eigenschaftswörter. Zumindest solche, die seinen Charakter beschreiben könnten. Bestenfalls könnte man sagen, er besäße Verantwortungsbewusstsein. Obwohl Bewusstsein hier auch schon übertrieben ist, denn tatsächlich ist Michael absolut ahnungslos, was seine wirkliche Tätigkeit betrifft. Seit zwölf Jahren ist er auf Wanderschaft, bereist regelmäßig dieselben Ortschaften, ohne zu wissen, warum das so ist und was es bedeutet. Inzwischen ist er seines Lebens als Außenseiter müde und sehnt er sich nach Zugehörigkeit, sowohl zu einem Ort als auch zu anderen Menschen, sprich: nach einem Zuhause.

Seine Schwester Caitlin besitzt ebenfalls eine besondere Gabe, für die sie misstrauisch beäugt und verspottet wird. Sie empfindet ähnlich wie Michael, nur noch viel stärker. Denn erstens ist sie ein Mädchen und deshalb einer zusätzlichen, besonders unangenehmen Art von Diskriminierung ausgesetzt. Zum zweiten ist sie im Gegensatz zu Michael nicht unterwegs. Wie ihr Bruder weiß auch sie nicht wirklich, was es mit ihrer Gabe auf sich hat, und da sie nicht fort kann, reagiert sie mit wachsendem Trotz und Zorn.

Brighid, die Tante, die die beiden aufgezogen hat, war ursprünglich die Oberste der Gemeinschaft auf der Insel des Lichts, ehe sie die Insel verließ, um die beiden verwaisten Kinder großzuziehen. Sie ist eine strenge, aufrechte Frau und kann die beiden Kinder, obwohl sie diese nach außen stets verteidigt hat, selbst nicht vorbehaltlos akzeptieren. So ist auch sie mit ihrer Situation nicht glücklich, nicht einmal, als sie wieder auf die Insel zurückkehrt.

_Im Vergleich zum ersten Band_ ist die Charakterzeichnung ein kleine wenig schwächer ausgefallen. Caitlin und Brighid sind nicht so stark ausgearbeitet wie Teaser oder Nadia, vielleicht auch, weil Brighid überhaupt eher wenig und Caitlin im letzten Drittel so gut wie gar nicht mehr vorkommt. Aber auch Michaels Darstellung ist nicht so intensiv ausgefallen wie Sebastians, was daran liegen mag, dass er sich den Mittelpunkt mit Glorianna Belladonna teilen muss. Gloriannas Charakter stand bereits, sodass die Autorin sich in diesem Fall mehr auf ihre Gefühlswelt konzentrieren konnte, was sie auch getan hat, allerdings ohne dabei die Balance zu verlieren. Insgesamt sind wir somit noch immer auf einem Niveau, das ein gutes Stück über dem Durchschnitt liegt.

Was „Belladonna“ weit mehr von „Sebastian“ unterscheidet, ist die Unwissenheit sämtlicher neuer Figuren in Bezug auf das wahre Wesen Ephemeras. Sie alle leben in dem Teil der Welt, der durch den Kampf gegen den Weltenfresser nahezu unversehrt geblieben ist. Offenbar waren dort keine Brückenbauer notwendig, die die einzelnen Bruchstücke miteinander verbanden. Trotzdem hat es mich doch ein klein wenig erstaunt, dass das Wissen um die Landschaffer und ihre Aufgaben dort so nahezu vollständig untergehen konnte. Zumindest Brighid, die ja immerhin noch wusste, was sie selber war, hätte erkennen müssen, was ihre Nichte und ihr Neffe waren!

Ein wenig verwirrt hat mich außerdem die Frage, wie sehr die beiden Gebiete – das unversehrte und das zersplitterte – nun eigentlich wirklich voneinander getrennt waren. Einerseits tauchten in den Orten auf Michaels Route gelegentlich Geschöpfe auf, die aus den dunklen Landschaften in der Nachbarschaft des Sündenpfuhls stammen, zum Beispiel Wasserpferde. Warum aber gab es dann keine weiteren Kontakte? Warum hat niemand aus Michaels Gegend daran gedacht, die Schule der Landschafferinnen zu besuchen, bevor das Wissen so weit verloren gehen konnte, dass niemand mehr eine Ahnung davon hatte? Warum hat niemand aus den anderen Landschaften je versucht, den unversehrten Teil der Welt zu erreichen? Schon eigenartig.

Andererseits fällt es im Hinblick auf die eigentliche Handlung nicht schwer, diese kleinen Unstimmigkeiten beiseite zu lassen. Nachdem die Autorin den Leser gleich im ersten Drittel beinahe in eine Katastrophe laufen lässt, die halb aus zwischenmenschlichen Konflikten, halb aus der Bedrohung durch den Antagonisten besteht, wird es eine Weile etwas ruhiger, nur um nach einem weiteren Drittel noch einmal massiv an Dramatik und Spannung zuzulegen. Auch der Schluss des Buches war nicht unbedingt vorherzusehen. Die Art und Weise, wie Belladonna den Weltenfresser bekämpft, ist wirklich erst ab dem Zeitpunkt klar, als Anne Bishop ihn verrät. Und das sagt noch gar nichts darüber aus, wie dieser Kampf endet.

Faszinierend finde ich auch stets aufs neue, wie die Autorin Licht und Schatten ausbalanciert. Immer wieder malt sie die düstersten Stimmungen und muss dabei nicht im Geringsten auf blutige Details zurückgreifen. Und ein paar Seiten weiter sprüht trockener Humor aus den Dialogen und bringt den Leser dazu, breit zu grinsen oder sogar zu lachen.

_Diese Mischung aus phantasievoller, interessanter Welt, menschlichen, lebendigen Charakteren, Spannung und Humor macht beinahe süchtig._ Zumindest gilt das für mich. Ephemera hat mir fast noch besser gefallen als der Juwelenzyklus. Der Zweiteiler ist nicht so brutal und auch stofflich noch nicht so sehr beansprucht wie sein großer Bruder, der immerhin schon fünf Bände umfasst. Und eigentlich gäbe es auch keinen Grund, aus Ephemera eine Trilogie zu machen, aber man weiß ja nie. Geschichten, die eigentlich abgeschlossen sind, noch einmal weiterzuspinnen, ist meistens keine gute Idee. Aber das muss ja nichts heißen, wie selbst Anne Bishop bereits bewiesen hat.

_Anne Bishop_ lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik, und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der |Schwarzen Juwelen| der internationale Durchbruch gelang. Außerdem stammen aus ihrer Feder die Trilogie |Tir Alainn|, die auf Deutsch bisher anscheinend nicht erschienen ist. Dafür kommt im Oktober dieses Jahres unter dem Titel „Nacht“ noch mal ein weiterer Band aus dem Juwelenzyklus in die Buchläden.

|Originaltitel: Belladonna (Ephemera, Bd. 2)
Übersetzt von Kristina Euler
Mit Illustrationen von Animagic
Taschenbuch, 528 Seiten|
http://www.heyne.de
http://www.annebishop.com/

_Anne Bishop auf |Buchwurm.info|:_

|Die dunklen Welten|:

Band I: [„Sebastian“ 3671
Band II: [„Belladonna“ 4722 (zusätzliche Buchrezension)

|Die Schwarzen Juwelen|:

Band I: [„Dunkelheit“ 3375
Band II: [„Dämmerung“ 3437
Band III: [„Schatten“ 3446
Band IV: [„Zwielicht“ 3514
Band V: [„Finsternis“ 3526
Band VI: „Nacht“ (dt. im Oktober 2008)

Johanna Driest – Das Blaue vom Himmel

Vielleicht liegt es ja wirklich in der Familie, das Schriftstellerdasein. Johanna Driest ist die Tochter von Burkhard Driest, der unter anderem auch Romane und Drehbücher geschrieben hat. Ihre ersten Schreibversuche veröffentlichte die damals Fünfzehnjährige mit „Crazy for Love“ im Jahr 2005. Drei Jahre später ist die damalige Protagonistin Mona immer noch aktuell. Mittlerweile sechzehn Jahre alt, lernt Mona in „Das Blaue vom Himmel“ weitere Hoch- und Tiefpunkte des Teenagerdaseins kennen.

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David Nicholls – Ewig Zweiter

Bereits in seinem ersten Roman [„Keine weiteren Fragen“ 3258 hat der Brite David Nicholls bewiesen, dass er sich auf sympathischen Losertypen versteht. Der Titel hat sich gut verkauft und die Filmrechte wurden bereits an Tom Hanks‘ Produktionsfirma |Playtone| abgetreten. Man darf also zu Recht erwarten, dass sich Nicholls auch mit seinem zweiten Roman „Ewig Zweiter“ gut schlägt – vor allem auch deswegen, weil es diesmal um eine Thematik geht, die auch Parallelen zu seiner eigenen Biographie offenbart – Nicholls hat jahrelang als Schauspieler gearbeitet, bevor er sich aufs Schreiben verlegte.

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Andreas Brandhorst – Feuerträume (Kantaki: Graken-Trilogie 3)

»Feuerträume« ist der Abschluss einer dreibändigen Erzählung um den großen Krieg der Milchstraßenvölker gegen die seelenfressenden Graken. Außerdem führt er die Suche nach den Kantaki zu Ende, die überraschend in dieser Trilogie fast nur als mytologische »Große K« bezeichnet werden, Wesen, die von großer Reife waren und irgendwie von der Bildfläche verschwanden. Um sie drehte sich noch die letzte Trilogie, die im gleichen Universum angesiedelt war. Umso erstaunlicher ist die Auflösung der großen Rätsel, die sich durch die Romane des Kantaki-Universums ziehen und einen wahrhaft gigantischen Hintergrund liefern. Brandhorst räumt mit den transzendenten Entwicklungen, die sich in seinen Geschichten aufschaukeln, schließlich wieder auf und führt sie mit »Feuerträume« zu einem endgültig erscheinenden Abschluss.

Dominique, die junge Tal Telassi mit den überragenden Fähigkeiten einer Großmeisterin, ist zusammen mit Rupert und einem alten Kantaki-Schiff unterwegs, auf der Suche nach den Kantaki, um von ihnen Hilfe gegen die Bedrohung der Graken zu gewinnen. Dabei geraten sie in die nichtlineare Zeit und stranden auf einem dortigen Planeten, der in vier Ebenen zergliedert ist. Dort müssen sie nach einer Möglichkeit zur Rückkehr suchen und geraten dabei auf die Spur der Kantaki, die es offenbar genau hierher verschlagen hat. Auf der fünften Ebene des Planeten existiert der Schlüssel zu den hohen Ebenen der Prävalenz, dem Bereich, den überlegenes Leben bevölkert, das für die Entstehung der Universen verantwortlich ist. Hier stößt Dominique mit ihrem verschollenen Vater Dominik auf Olkin, jenen »Spieler«, der schon in der Trilogie um Diamant und Valdorian (Kantaki 1-3) die Fäden zog. Olkin ist ein kranker Prävalenter, dessen Herrschsucht und Machtgier die Graken in die Milchstraße brachte. Er hat Zugriff auf hohe Schöpfungsenergien und ist damit ein gefährlicher Gegner für die beiden Tal Telassi.

In der Milchstraße ringen derweil die Völker mit den Graken um die letzten bewohnten Welten. Aus der Crotha-Affäre im letzten Roman entwickelte sich durch die Megatron genannten KI die Maschinenzivilisation, die mit atemberaubender Geschwindigkeit evolviert. Menschen brechen zu einer diplomatischen Mission auf, um die Emm-Zetts um Hilfe zu bitten. Dabei stoßen sie auf einen Gegner aus der Zukunft, Nachmenschen, die aus einer Symbiose von Emm-Zetts und Kriegsveteranen entstanden und nun in der Gegenwart den Verlauf der Geschichte beeinflussen wollen. Das gibt schließlich den Ausschlag bei den Verhandlungen mit den Maschinenzivilisationen. Der Krieg mit den Graken tritt in die finale Phase ein.

Brandhorst rollt seine Geschichte in verschiedenen Ebenen auf, verwebt einzelne Stränge miteinander, lässt aber schließlich zwei Hauptstränge parallel verlaufen, die ohne gegenseitiges Interagieren den Roman ergeben. Natürlich ist vom Erfolg Dominiques auch jener der Milchstraßenvölker abhängig, aber umgekehrt hat der Grakenkrieg keinerlei Bedeutung für die Handlung in der nichtlinearen Zeit.

Deutlich zeigt Brandhorst seine Stärken in der Entwicklung von Plots und großen Zusammenhängen und im Ideenreichtum, aber dabei bleiben die einzelnen Charaktere auf der Strecke. Einen Tako Karides, Valdorian oder Hegemon Tubond sucht man leider in diesem letzten Roman vergeblich, denn obwohl offenbar der versessene Nektar diesen Platz einnehmen sollte, gelingt es Brandhorst diesmal nicht, die Figur mit Leben zu erfüllen. Nichtsdestotrotz bleibt die große Faszination der Kantaki-Welt bestehen. Häppchenweise verfüttert Brandhorst seine Informationen an den hungrigen Leser und entwickelt den großen Spannungsbogen über das Herausfinden der Hintergründe – für den Exodus der Kantaki, die Flucht ihrer Piloten, die Ziele und Intrigen Olkins, das Entstehen der KI-Zivilisation der Zäiden und die Fähigkeiten der Tal Telassi.

Es bleibt ein unterhaltsames Buch mit umfassenden Informationen, nicht zu gedrängt, aber etwas auf Kosten der Lebendigkeit. Brandhorsts Widmung lässt vermuten, dass es ihm kein Leichtes war, diesen abschließenden Band zu vollenden. Vielleicht hat er deshalb alle Rätsel aufgelöst und verlässt nun mit dem Leser die spannende Welt der Kantaki. Vielleicht hat er darum nur im Epilog den letzten Anker in diesem Universum belassen, um doch noch einen Anknüpfpunkt zu behalten. Vielleicht ist aber auch alles ganz anders und wir begegnen den Kantaki, Tal Telassi und Zäiden oder ihren Nachkommen bald wieder …

Der Autor vergibt: (3.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (2 Stimmen, Durchschnitt: 1,00 von 5)

Charles Stross – Glashaus

Niemand hätte gedacht, dass »Accelerando« sich würde fortsetzen lassen.

Wer aber die Verlagsinformation so versteht – in ihr wird »Glashaus« als kongeniale Weiterführung bezeichnet -, der wird sich enttäuscht sehen. Dieser Roman ist mit »Accelerando« nicht stärker verwandt als mit Cory Doctorows »Backup« – er stützt sich nur auf das Fundament der posthumanen Gesellschaft, das Stross in »Accelerando« entwickelt. Die Zeit der Beschleunigung findet in Form einer Singularität in der menschlichen Gesellschaftsentwicklung Erwähnung und erwächst damit in Stross‘ Vision zu einer unumgänglichen Größe. In dem Sinne kann man »Glashaus« als Fortsetzung bezeichnen, nämlich insofern, als eine Beschleunigung vorangegangen sein muss und in ihrem Zuge die Erde zur Defragmentierung gefunden hat.

In welcher Verbindung steht der Roman mit Doctorows »Backup«? Ziemlich direkt: Auch bei Doctorow können die Menschen Backups ihres Zustandsvektors anlegen und sich im Falle des Todes aus diesen Daten rekonstruieren lassen. Allerdings führt Stross dieses Experiment konsequent fort, denn wo Datenspeicher benutzt werden, besteht auch die Möglichkeit der Veränderung und des Fälschens. »Identitätsklau«: im »Glashaus« das schwerwiegendste Verbrechen.

Der Protagonist, Robin, lebt in einer Nachkriegswelt, die sich für ihre Bewohner als unendlich darstellt. Ob es Weltraumhabitate oder planetare Gebäude sind, ist für sie nicht feststellbar, denn sie bewegen sich nur innerhalb dieser Sphären und überbrücken große Distanzen mit Toren, in denen sie aufgelöst, als Datenpaket verschickt und in einem anderen Tor neu synthetisiert werden. Dabei haben die Menschen die Möglichkeit, alte Erinnerungen löschen zu lassen. Robin scheint sein gesamtes früheres Leben gelöscht zu haben. Nun schließt er sich einem Experiment an, welches das Leben in der Zeit vor der Beschleunigung nachzuvollziehen versucht. Das heißt: keine Assembler, die jede Bestellung produzieren können, keine Backups und damit die Möglichkeit zum echten Tod, kein Zugriff auf das allgegenwärtige Netz.

Im Verlauf der Geschichte rücken immer wieder Erinnerungen an den Krieg in den Vordergrund und machen neugierig. Es sind nicht nur Hintergrundinformationen, aus denen sich diese Zukunft entwickelte, sondern sie haben ganz direkte Beziehungspunkte zur Geschichte. Robin entpuppt sich als Schläfer, der in das Experiment geschleust wurde, um die Machenschaften der als Forscher getarnten Terrorgruppe zu enthüllen. Hier geht es um ein Virus, das sich, über die Tore verbreitet, in die Backups der Menschen einnistet und gezielt Erinnerungen löschen kann.

Stross‘ besondere Stärke sind Charakterisierungen. Seine Protagonisten entwickeln sich sehr individuell weiter und werden zu lebenden Persönlichkeiten, die genau so und nicht anders handeln müssen. Dabei entwickelt gerade der Ich-Erzähler Robin zwei unterschiedliche Seiten, nämlich die der Frau Reeve, deren Handlungsweisen sehr gut einer Frau zugeordnet werden können und deren Stärken auf anderen Gebieten liegen als bei Robin, der männlichen Inkarnation des gleichen Selbst. Dieser Spagat zwischen den Geschlechtern ist faszinierend und von Stross in hoher Kunst dargestellt.

Der Kopf dieses Menschen muss förmlich bersten von abgedrehten Ideen. Jeder einzelne der Romane von Charles Stross ist ein Feuerwerk und nährt sich an Ideen, aus denen andere Autoren ganze Serien fabrizieren. »Glashaus« ist eine Studie menschlichen Verhaltens unter besonderen Bedingungen auf dem schillernden Boden übermenschlicher Fantasie. Wenn sich dem Leser zwischenzeitlich der Vergleich mit dem »Experiment« der Strugatzkis aufdrängt, wird doch schnell deutlich, dass sich hier ganz andere Beweggründe finden und dass ein solcher Vergleich nicht möglich ist. Die fast psychedelischen Aspekte am Strugazki-Roman finden in diesem streng reglementierten Kosmos keine Entsprechung. »Glashaus« ist ein eigenständiger, intelligenter Roman, der sehr deutlich die visionäre Kraft des Autors darstellt.

Originaltitel: Glasshouse
Übersetzt von Ursula Kiausch
Mit Fotos Illustrationen von Stephan Martinière
Taschenbuch, 496 Seiten

Der Autor vergibt: (4/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (3 Stimmen, Durchschnitt: 2,00 von 5)

John Scalzi – Geisterbrigaden

Die Kopie des Bewusstseins eines verräterischen Wissenschaftlers wird einem Menschenklon aufgeprägt. Der junge Mann wird außerdem als Soldat ausgebildet, denn ein Krieg mit bösen Aliens droht. Mitten im Kampfgetümmel droht der Verräter die Hirnherrschaft zu übernehmen … – Turbulentes SF-Spektakel mit politisch unkorrektem Unterton, das zwar nur Bekanntes präsentiert, aber trotzdem kurzweilig und ohne Anspruch auf literarischen ‚Wert‘ zu unterhalten vermag. John Scalzi – Geisterbrigaden weiterlesen

Jennifer Roberson – Dämonenkind (Cheysuli 1)

„Dämonenkind“ ist der erste Band einer Neuveröffentlichung des Cheysuli-Zyklus von Jennifer Roberson. Er enthält die ersten beiden Bände, die ursprünglich unter den Titeln „Wolfsmagie“ und „Das Lied von Homana“ veröffentlicht wurden. Die jeweiligen Bände wurden in dieser Fassung mit Teil 1 und Teil 2 bezeichnet.

Teil 1 erzählt vorwiegend von Alix: Alix ist frisch verliebt. Aber das hat sie ihrem Schwarm natürlich nicht verraten. Immerhin ist sie nur die Tochter eines Kleinpächters, und er ist ein Prinz und Thronerbe von Homana. Und bevor sich die unschuldige Schwärmerei zu etwas Ernsthaftem entwickeln kann, überstürzen sich die Ereignisse: Alix wird mitsamt ihrem Schwarm gekidnappt. Von Kriegern der Cheysuli. Und Alix muss nur zu bald erkennen, dass sie selbst nicht das ist, wofür sie sich immer hielt! Plötzlich ist sie ein wichtiges Glied in einer uralten Prophezeiung. Und sie muss sich entscheiden, zwischen zwei Welten … und zwischen zwei Männern.

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Brent Ghelfi – Russisches Abendmahl

Ghelfi Abendmahl Cover kleinDer Raub eines Gemäldes führt zum blutigen Krieg zwischen diversen Fraktionen der Moskauer Unterwelt. Koalitionen entstehen und zerbrechen, während Doppelspiele und Verrat die Zahl der Opfer sogar für russische Verhältnis bedenklich ansteigen lässt … – Spannend-lakonischer, an (manchmal etwas zu) detailliert geschilderter Gewalt nie sparender Thriller, der in einem Russland spielt, in dem der Kapitalismus mit krimineller Anarchie und der Missachtung sämtlicher Menschenrechte eine unheilige Dreifaltigkeit bildet.
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Hill, Joe – Black Box

_“Best New Horror“_: Eddie Carroll ist Herausgeber der Buch-Reihe „Best New Horror“ und auf der Suche nach originellen Geschichten. Dabei wird ihm die Geschichte „Buttonboy“ empfohlen, die aufgrund ihrer schonungslosen Brutalität und ihres schockierenden Ausgangs für Aufruhr sorgte. Carroll beschließt, die Geschichte in seinem neuen Band abzudrucken, und macht sich auf die Suche nach dem exzentrischen Autor …

_“20th Century Ghosts“_: Im nostalgischen Kino „Rosebud“ spukt der Geist eines jungen Mädchens. Als Fünzehnjähriger begegnet Alec der verstorbenen Imogene zum ersten Mal. Jahre später ist er selber der Besitzer des Kinos, und immer noch erzählen verstörte Besucher von ihrer Begegnung mit der Gestalt, die sich neben einen setzt und ihre Lieblingsfilme anschaut …

_“Pop Art“_: Arthur Roth ist kein gewöhnlicher zwölfjähriger Junge. Geboren mit einem Gendefekt, besteht er aus aufblasbarem Gummi, ohne innere Organe und immer in Gefahr, zu zerplatzen. Da er stumm ist, kommuniziert er über Zettelbotschaften. Nur bei seinem besten und einzigen Freund kann er kurzzeitig ein normaler Junge sein, der gerne Astronaut wäre, alberne Scherze macht und sich fragt, wie das Leben nach dem Tod aussieht …

_“Der Gesang der Heuschrecken“_: In der Schule ist Francis ein Außenseiter, zuhause liefert er sich Streitereien mit seinem Vater und der ungeliebten Stiefmutter. Als Kind erwarb er sich bei Spielkameraden Aufmerksamkeit, indem er Insekten aß, heute trägt er dafür den verächtlichen Spitznamen „Mistkäfer“. Eines Morgens erwacht Francis im Körper eines riesigen Ungeziefers …

_“Abrahams Söhne“_: Max und Rudolf sind die kleinen Söhne des Vampirjägers Dr. van Helsing, der einst Jagd auf Graf Dracula machte. Heute lebt van Helsing mit seinen Söhnen in zweiter Ehe in Amerika. Die beiden Jungen wissen nicht viel vom Vorleben ihres strengen Vaters, doch sie leiden unter seiner beständigen Furcht vor Vampiren …

_“Besser als zu Hause“_: Der kleine Homer leidet unter Zwangsstörungen. Sein Essen muss er vor dem Verzehr erst genau prüfen und auseinander nehmen, störende Geräusche von Klimaanlagen oder Videorecordern können ihn in den Wahnsinn treiben und Familienstreits enden oft mit hysterischen Ausbrüchen. Nur sein Vater, ein Baseballtrainer, den Homer tief bewundert, versteht es, mit ihm richtig umzugehen …

_“Das schwarze Telefon“_: Der dreizehnjährige Finney wird von einem dicken Mann entführt. Als er in einem fremden Zimmer wieder zu sich kommt, ahnt er, dass er in die Fänge eines langgesuchten Kindermörders geraten ist …

_“Endspurt“_: In der Highschool war Wyatt ein erfolgreicher Baseballspieler, doch seine schlechten Noten bedeuteten das Aus in der Mannschaft. Zu allem Ärger verliert er auch noch den Job in der Videothek. Als er sich frustriert auf den Heimweg macht, begegnet er Mrs. Prezar, der er früher den Rasen mähte. Die völlig verstörte Frau bittet ihn um Hilfe …

_“Das Cape“_: Als Kind hat Eric eine Lieblingsdecke, die er überallhin mit sich trägt. Beim Spielen auf einem Baum wird er vom Cape in der Luft getragen, ehe der Wind ihn stürzen lässt. Die Decke verschwindet und Erics Leben nimmt einen normalen Lauf. Zehn Jahre später findet er das Cape im Keller seiner Mutter wieder – und schafft es erneut zu fliegen …

_“Ein letzter Atemzug“_: Eine Familie besucht das ominöse Atemmuseum von Dr. Alinger. Hier bewahrt der Leiter die letzten Atemzüge verstorbener Menschen, darunter auch vieler Prominenter, auf, die sich Besucher anhören können. Während Vater und Sohn von der makaberen Ausstellung begeistert sind, hält die Mutter die Sammlung für pervers …

„_Totholz“_: Nicht nur Menschen können zu Geistern werden, sondern auch Bäume …

_“Witwenfrühstück“_: Die Freunde Kilian und Gage ziehen als Landstreicher umher, bis Gage ums Leben kommt. Nach einem Sommer zielloser Herumreiserei landet Kilian beim Haus einer Witwe und ihren Töchtern, die ihm ein Frühstück anbietet …

_“Bobby Conroy kehrt von den Toten zurück“_: Nachdem seine Karriere als Komiker in New York gescheitert ist, kehrt Bobby als Schauspieler nach Pennsylvania zurück. Am Set für einen Zombiefilm von George A. Romero trifft er auf seine alte Jugendliebe Harriet …

_“Die Maske meines Vaters“_: Der dreizehnjährige Luke fährt mit seinen Eltern in die Hütte seines verstorbenen Großvaters. Seine Mutter erklärt ihm, es sei ein Spiel, bei dem sie auf der Flucht vor Spielkartenleuten seien. In der Hütte hängen seltsame Masken, die Luke beängstigen, und auf dem Waldpfad hat er eine seltsame Begegnung …

_“Die Geretteten“_: Jubal Scott macht sich mit seinem neuen Truck auf den Weg nach Norden, um nach drei Jahren seine Ex-Frau und endlich seine kleine Tochter Kelly wieder zu besuchen. Auf der verschneiten Fahrt nimmt Jubal einen Anhalter mit, der ein religiöser Fanatiker zu sein scheint …

_“Black Box“_: Nolans jüngerer Bruder Morris ist autistisch veranlagt. Mit aller Leidenschaft baut er im Keller des Hauses ganze Burgen und Irrgärten aus Pappkartons. Es erscheint wie ein harmloser Spleen, doch Nolan ahnt eines Tages, dass mehr dahintersteckt …

Mit seinem Debütroman [„Blind“ 3842 hat Joe Hill bewiesen, dass er mehr ist als nur der Sohn des berühmten Stephen King, sondern auch selbst durchaus respektablen Horror zu schreiben vermag. Mit seiner ersten Kurzgeschichtensammlung „Black Box“ unterstreicht Hill die Vermutung erst recht, denn während „Blind“ ein solider Roman war, wartet diese Sammlung gar mit einigen Juwelen auf.

Die Startgeschichte _“Best New Horror“_ spielt im Schriftstellermilieu, und allein schon die Wiedergabe der dort thematisierten Kurzgeschichte „Buttonboy“ versteht es, den Leser zu verstören. Hin- und hergerissen zwischen Faszination und Ablehnung, verfolgt man die Kontaktaufnahme zwischen Eddie Carroll und dem Autor. Über der ganzen Handlung liegt eine unheilvolle Atmosphäre, obwohl man diese lange nicht begründen kann, bis zum harten und unerbittlichen Ende. In _“20th Century Ghosts“_ erlebt man den Geist einer jungen Frau, die einst in ihrem Lieblingskino verstarb und sich auch nach dem Tod nicht davon trennen kann. Die Geschichte ist eher melancholisch als unheimlich und vor allem, aber nicht nur, für Cineasten interessant. _“Pop Art“_ ist Joe Hills eigene Lieblingsgeschichte und tatsächlich ein absolutes Glanzlicht, in dem Tragik und Komik in beeindruckener Manier miteinander verschmelzen, sodass sich berührende Momente und amüsante Szenen die Klinke in die Hand geben. In selbstverständlichem Tonfall erzählt der Ich-Erzähler rückblickend von seiner komplizierten und zugleich erfüllenden Freundschaft mit dem eigenartigen Gummijungen, einem verträumten Außenseiter mit liebenswertem Charakter, der auf seine Zettelchen mal trocken-ironische Bemerkungen und mal schlichte Weisheiten kritzelt. Ein origineller, bewegender Text, den man mit Sicherheit nicht mehr vergisst.

_“Der Gesang der Heuschrecken“_ ist unverkennbar eine Kafka-Hommage, doch anders als Gregor Samsa begnügt sich Francis nicht damit, im Bett liegen zu bleiben. Stattdessen fühlt er sich endlich von seinem alten Ich befreit und macht sich auf, sein neues Leben voll auszukosten … Eine brutale, dabei aber schon wieder amüsant-parodistisch anmutende Geschichte, die in vielen Momenten an die Monsterfilme der fünfziger Jahre erinnert. In _“Abrahams Söhne“_ bedient sich Joe Hill an Bram Stokers literarischer Figur Dr. van Helsing, ohne ihn jedoch in den Mittelpunkt zu stellen. Stattdessen konzentriert er sich auf das Schicksal seiner beiden Söhne, die unter der rigorosen Erziehung leiden und von klein auf zu Vampirjägern geschult werden sollen. Den Dracula-Bezwinger als brutal-düstere Vaterfigur darzustellen, ist eine originelle Idee und nicht nur für Dracula-Kenner faszinierend.

_“Besser als zu Hause“_ ist weit von Horror entfernt. Vielmehr präsentiert sie sich als Rückblick auf eine schwierige Kindheit, die mit einzelnen Glücksmomenten durchsetzt ist. Der Leser braucht kein Baseballfan sein, um mit dem Ich-Erzähler zu fühlen und die Verbundenheit mit seinem Vater, dem Trainer, zu spüren. Eine leise Vater-Sohn-Geschichte, wehmütig und nachdenklich. _“Das schwarze Telefon“_ bietet die Besonderheit zweier Enden, da Joe Hill einst die gekürzte Version veröffentlichte und hier eine Variante mit Anhang anbietet, auf dass der Leser selber entscheiden möge, welche Form ihm besser gefällt. In jedem Fall ist es eine gelungene, sehr spannende Geschichte über einen Jungen, der verzweifelt hofft, dem Schicksal als Mordopfer zu entkommen. Die beklemmend realistische Schilderung eines Entführungsopfers erhält durch das seltsame schwarze Telefon, das sich in seiner Zelle befindet, einen mystischen Beiklang. Die kürzere Version übertrifft die längere Variante, da der Anhang nichts wesentlich Neues mehr beitragen kann.

_“Endspurt“_ beginnt mit dem unrühmlichen Leben eines zornigen jungen Mannes und endet in einem Thrillerfinale mit recht offenem Ausgang. Eine gemäß dem Titel temporeiche Geschichte, die aber zu den schwächeren Beiträgen gehört, was auch am blassen Protagonisten liegt. _“Das Cape“_ ist eine herrlich böse Geschichte, die vor allem alle Freunde von Superhelden faszinieren dürfte. Lakonisch erzählt von einer unberechenbaren Hauptfigur, phantasievoll, mit einem würdigen Schluss. _“Ein letzter Atemzug“_ ist eine originelle Geschichte mit einer düsteren Romantik, die nicht zu Unrecht im Vorwort mit den Geschichten Ray Bradburys verglichen wird. Mit einer tragikomischen Selbstverständlichkeit präsentiert der Eigentümer seinen Besuchern die letzten Atemzüge von Edgar Allan Poe und Roald Dahl, aber auch ganz durchschnittliche Bürger haben hier ihr letztes Vermächtnis hinterlassen. Nur die Pointe, die etwas aufgesetzt und konstruiert wirkt, vermag den ansonsten sehr positiven Eindruck von der Geschichte zu trüben.

_“Totholz“_ umfasst nur zwei Seiten und ist daher weniger eine Geschichte als mehr eine Momentaufnahme, eine Ansammlung von Gedanken des Ich-Erzählers. Trotz der Kürze strahlt der Text eine hübsche, leicht morbide Poesie aus, kann aber nicht an die Intensität der meisten anderen Beiträge anknüpfen. _“Witwenfrühstück“_ ist ursprünglich ein Kapitel eines unfertigen Romans des Autors und setzt eine Nebenfigur daraus in den Blickpunkt der Handlung. Horror sucht man hier vergebens, stattdessen trifft man auf eine melancholisch-nachdenkliche Atmosphäre. Mindestens ebenso interessant wie die Haupthandlung sind die Andeutungen über die Vergangenheit, über den kürzlich verstorbenen Freund des Protagonisten und das Landstreicherleben während der dreißiger Jahre.

_“Bobby Conroy kehrt von den Toten zurück“_, doch es sind nur Zombiedarsteller, die hier grausig entstellt umhertorkeln. Inmitten von Dreharbeiten von George A. Romero und Tom Savini spielt sich eine humorvolle und einfühlsame Geschichte ab, als Bobby unverhofft auf seine frühere Romanze, ihren kleinen Sohn und ihren Ehemann trifft. _“Die Maske meines Vaters“_ ist eine surreale Erzählung, die Märchenmotive in eine moderne Welt einfließen lässt. Ein beklemmendes Spiel mit Phantasie und Realität voller (alb-)traumhafter Sequenzen. Nicht uninteressant, aber kein Höhepunkt der Sammlung. _“Die Geretteten“_ beginnt als alltägliches Drama eines Vaters, der einen verzweifelten Versuch unternimmt, seine alte Familie zurückzugewinnen. Die Mitnahme des seltsamen Anhalters nimmt eine unerwartete Wendung, der Horror fällt jedoch nicht so groß aus wie erwartet.

_“Black Box“_ gab der deutschen Sammlung nicht zu Unrecht ihren Namen, denn sie ist eine der besten Erzählungen des Bandes. Die Novelle vereint die berührende Geschichte zweier grundverschiedener Brüder, gewährt einen kleinen Einblick in das Leben eines Autisten sowie die Schwierigkeit der Familie, damit umzugehen, und enthält zugleich eine Prise sanften Horrors. Obwohl der Verlauf nicht wirklich überraschend ist, schafft es der Autor mühelos, eine beklemmende Atmosphäre aufzubauen, die sich immer weiter zuspitzt und in einem melancholischen Abschluss endet.

_Als Fazit_ bleibt eine überzeugende Sammlung phantastischer, unheimlicher und nachdenklicher Geschichten, die bis auf ganz wenige Ausnahmen deutlich über dem Durchschnitt angesiedelt sind. Nur hartgesottene Horrorfans könnten enttäuscht werden, da der Fokus eher auf melancholischen Stimmungen liegt. Nachdem Hills Debütroman „Blind“ schon ein sehr positives Echo fand, darf man nach der noch gelungeneren Kurzgeschichtensammlung umso gespannter auf seine nächsten Werke warten.

_Der Autor_ Joe Hill, eigentlich Joseph Hillstrom King, ist ein Sohn des bekannten Autorenehepaares Stephen & Tabitha King. 2005 erschien seine Geschichtensammlung „20th Century Ghosts“, die 2007 bei |Heyne| unter dem Titel „Black Box“ auf Deutsch veröffentlicht wurde. Er ist Träger des |Ray Bradbury Fellowship|, wurde bereits zweimal mit dem |Bram Stoker Award| sowie dem |British Fantasy Award|, dem |World Fantasy Award|, dem |A. E. Coppard Price| und dem |William L. Crawford Award| als bester neuer Fantasy-Autor 2006 ausgezeichnet. Erst im Zuge des Verkaufs der Filmrechte von [„Blind“, 3842 seinem Debütroman, wurde das Pseudonym gelüftet. Joe Hill wurde 1972 in Bangor/Maine geboren und lebt mit seiner Familie in New Hampshire.

http://www.joehillfiction.com
http://www.heyne.de

Marzi, Christoph – Fabula

Christoph Marzi macht es einem nicht leicht. Nachdem er mit seiner „Lycidas“-Reihe so grandios gestartet ist, entpuppte sich schon die Fortsetzung seines Jugendbuchromans [„Malfuria“ 3398 als Enttäuschung. Mit seinem neuesten Werk „Fabula“ knüpft er schon rein äußerlich an die „Lycidas“-Zeiten an und so hofft man als Leser zu Recht darauf, dass „Malfuria“ nur ein Ausrutscher war und Marzi sich mit „Fabula“ zurück auf sein anfängliches hohes Qualitätsniveau begibt.

„Fabula“ ist eine Art fantastisches Märchen, das in Schottland spielt. Colin Darcy lebt schon seit Jahren in London, lehrt an der London Business School und ist heilfroh darüber, Ravenscraig, seinem Elternhaus in den Rhinns of Galloway, entronnen zu sein. Vor allem an seine Mutter Helen Darcy hegt Colin keine allzu positiven Erinnerungen. Seinem jüngeren Bruder Danny geht es nicht anders. Ihn zog es sogar bis in die USA, wo er Karriere als Musiker macht.

Eigentlich ist Colin mit seinem Leben ganz zufrieden, als ihn eines Tages eine Reihe unvorhergesehener Ereignisse aus seinen so geregelten Bahnen wirft. Zunächst stirbt sein Freund und Kollege Arthur Sedgwick unter mysteriösen Umständen bei einem Autounfall und dann erreicht ihn ein Anruf aus der alten Heimat: Seine Mutter ist verschwunden – und zwar kurz bevor sein Bruder Danny ebenfalls verschwand, der sich, aus Gründen, die Colin schleierhaft sind, in Ravenscraig aufhielt.

Colin bleibt nichts anderes übrig, als in seine alte Heimat zu reisen und herauszufinden, was den beiden zugestoßen ist. Und so ist er nach jahrelangem Verdrängen jetzt auch dazu gezwungen, sich seiner Vergangenheit zu stellen – und damit den Geschichten, die Helen Darcy ihren Kindern zu erzählen pflegte und die auf magische Weise immer wahr wurden …

Den Zutaten nach ist auch „Fabula“ eigentlich wieder ein typischer Marzi. Er sucht sich Elementen aus unterschiedlichsten Einflüsse, nimmt eine Prise keltische Mythologie, einen guten Schuss „1001 Nacht“, garniert das Ganze mit ein wenig klassischer Western-Atmosphäre und schmeckt es am Ende mit ein paar Rockmusik-Anleihen ab. Die Mischung ist in gewohnter Manier höchst eigenwillig und unterhaltsam. Dennoch muss auch „Fabula“ wieder ein wenig hinter dem Glanzstück [„Lycidas“ 1081 zurückstecken.

Da wäre zum einen die Figur des Colin Darcy. Kurz gesagt ist Colin Darcy ein Langweiler. Ein trockener Wirtschaftswissenschaftler, der nun wirklich nicht die Ausstrahlung eines Helden hat. Zwar mausert er sich im Laufe der Handlung und wächst in seine Rolle hinein, je mehr er sich darauf einlässt, sich an seine Vergangenheit zu erinnern, doch so ganz kann er halt nicht raus aus seiner Haut. Und so braucht das Buch, das am Anfang ja erst einmal nur Colin näher beleuchtet, seine Zeit, um in Fahrt zu kommen.

So wirklich interessant wird es also erst in dem Moment, als Colin in Schottland eintrifft und dort auch ganz unverhofft seine große Liebe von damals wiedersieht. Die wiederum ist als Figur wesentlich interessanter und geheimnisvoller. Liviana Lassandri ist ein Friedhofsmädchen, die Tochter eines Bestattungsunternehmers. Sie ist sympathisch und eigenwillig und verleiht der Handlung mit ihrem Auftauchen den nötigen Schwung, der bis dahin fehlt.

Dabei ist das Grundthema der Geschichte eigentlich ein ganz schönes, das Marzi sich bei „1001 Nacht“ ausgeliehen hat. Helen Darcy hat eine Begabung, mit der sie ihre Kinder immer wieder das Fürchten lehrt. Sie ist magisch begabt im Umgang mit Worten. Geschichten, die sie erzählt, werden auf magische Weise wahr. Die Geschichten erwachen zum Leben, und plötzlichen stecken ihre eigenen Kinder mittendrin in der Handlung einer Geschichte, die nicht selten einen schaurigen, furchtbaren Verlauf nimmt. Marzi gelingt es sehr gut dieses Element in die Geschichte einzufügen. Obwohl die Geschichte im Hier und Jetzt spielt, fügt sich die Fantasy-Komponente der Handlung stimmig in den Plot ein, und so kann die Romankomposition im Großen und Ganzen durchaus überzeugen.

Kommt die Geschichte erst einmal auf Touren, weiß Marzi den Leser ausgesprochen gut zu unterhalten. Nachdem sich die ersten gut 110 Seiten in wenig ziehen, kommt die Geschichte mit Colins Ortswechsel nach Schottland und den ersten aufkommenden Erinnerungen an die Geschichten seiner Mutter ganz gut in Fahrt. Zum Ende hin baut Marzi dann sogar noch richtig Spannung auf und strafft das Tempo der Erzählung. Und so kommt es dann, dass im Finale dann plötzlich alles sehr schnell geht. Die Auflösung ist zwar stimmig konstruiert, kommt aber eben auch sehr plötzlich. Die erzählerische Balance und das Gefühl für das Tempo und den Spannungsbogen hat Marzi in der wesentlich umfangreicheren „Lycidas“-Reihe einfach besser hinbekommen.

Dennoch ist „Fabula“ durchaus unterhaltsame Kost für Freunde der Urban Fantasy. Mag die Geschichte um die uralte Metropole auch um einiges besser sein – nachdem Marzi mit dem zweiten Teil von „Malfuria“ ein erschreckend schwaches Buch abgeliefert hat, ist hier doch schon wieder eine deutliche Steigerung der Qualität wahrzunehmen.

Bleibt als Fazit festzuhalten, dass „Lycidas“ zwar unerreicht bleibt, Marzi aber mit „Fabula“ dennoch einen durchaus unterhaltsamen Roman abgeliefert hat. Colin Darcy ist zwar nicht unbedingt ein Vorzeigeprotagonist, aber trotzdem weiß „Fabula“ den Leser zu unterhalten, nachdem der Plot erst einmal in Bewegung gekommen ist. Marzis Meisterwerk ist und bleibt aber die „Lycidas“-Reihe.

http://www.christophmarzi.de/
http://www.heyne.de

_Christoph Marzi auf |Buchwurm.info|:_

[„Lycidas“ 1081
[„Lilith“ 2070
[„Lumen“ 3036
[„Malfuria“ 3398
[„Malfuria – Die Hüterin der Nebelsteine“ 4167

Kim Harrison – Blutspiel

Mit „Blutspur“ hat die Amerikanerin Kim Harrison den ersten Band ihrer Dark Fantasy-Reihe um die junge, freche Hexe Rachel Morgan vorgelegt. Der zweite Band, „Blutspiel“, soll die Reihe fortsetzen. Dabei begegnet man vielen bekannten Gesichtern, aber auch einigen neuen. Die Ausgangssituation ist nun allerdings eine andere. Während Rachel im ersten Band noch die Gejagte war und vor ihrem ehemaligen Boss flüchten musste, hat sie in „Blutspiel“ einen knallharten Kriminalfall zu lösen. Das ist Absicht, wie die Autorin im anhängenden Interview erklärt. Sie möchte jedem Buch eine eigene Atmosphäre verleihen, indem sie die Handlung derartig variiert. Ein guter Vorsatz, den man sich auch bei einigen anderen Autoren wünscht. Doch gelingt es der Amerikanerin auch in der Umsetzung ihrer Pläne zu begeistern?

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Doctorow, Cory – Backup

_Das Internet und seine Kinder._

Cory Doctorow ist eines davon, immer auf dem aktuellen Stand der Technik, in zahlreichen Weblogs unterwegs, Mitverantwortlicher von vielen Infoboards und nach eigenen Worten sehr findig darin, die Möglichkeiten des Internets zu nutzen, um seinen eigenen (Verkaufs-)Profit via kostenlos verteilter eBooks zu optimieren. Desweiteren ist er Journalist und hat in Kanada das Licht der Welt erblickt.

Bücher hat er bisher vier veröffentlicht: die Kurzgeschichtensammlung „A Place so foreign and Eight more“, den aktuellen Roman „Someone comes to Town, Someone leaves Town“ (2005), „Eastern Standard Tribe“ (2004) und „Down and out in the Magic Kingdom“ (2003), welches als einziges übersetzt wurde und als „Backup“ vor mir liegt.

_Woppel, Disney und Unsterblichkeit._

Julius, der Ich-Erzähler, geleitet den Leser in eine nicht allzu ferne Zukunft, irgendwo im 22. Jahrhundert. Es gibt keinen Tod mehr, die Menschen sind interaktive Multimedia-Stationen, die sich allerorten ein Backup machen können, eine Kopie ihres gesamten Erfahrungs- und Erinnerungsschatzes, die schlicht und einfach in einen neuen Klon-Körper geladen wird, sollte dem aktuellen Körper irgendeine Scheußlichkeit zustoßen. Krankheiten haben ihren Schrecken verloren, dem dahinsiechenden Körper wird einen Todesspritze verpasst und schon erwacht man am nächsten morgen in einem taufrischen Klon seiner selbst. Langeweile ist die schlimmste Geißel dieser Zeit, aber auch dem kann Abhilfe verschafft werden: Wer des Lebens überdrüssig geworden ist, kann entweder im Kälteschlaf darauf warten, bis interessantere Zeiten angebrochen sind, oder sich einfach die finale Spritze reinjagen lassen.

Das allerdings kommt selten vor, die Menschheit lebt nämlich in einer Zeit des Überflusses, Energie und Nahrung sind keine Mangelware mehr und deswegen wurde auch das Finanzwesen abgeschafft und so etwas wie Armut gibt es nicht mehr. Die einzige Währung, die zählt, ist der Ruf, den man genießt, gemessen in sogenannten „Woppel“. Da jeder Mensch ja eine wandelnde Multimediastation ist, kann man die Woppel seiner Mitmenschen ständig abrufen und man behandelt sein Gegenüber dann auch gemäß dieses Woppelstandes.

Organisiert ist die Gesellschaft jener Zukunft über kleine Interessengruppen, sogenannte Ad-hocs, die jeweils ihre eigene Hierarchie haben. Julius jedenfalls ist Teil eines solchen Ad-hoc, das sich in Disneyland befindet und sich samt und sonders dem „Spukschloss“ verschrieben hat. Alles läuft wunderbar, Julius (über 100 Jahre Lebensalter) lebt in einer glücklichen Beziehung mit seiner Freundin Lil (gerade mal 20 Jahre Lebensalter) und beide widmen sich voller Inbrunst der Optimierung des Spukschlosses und verfügen über einen ordentlichen Woppel-Stand.

Am Anfang der Geschichte beginnt dieses Glück allerdings zu bröckeln. Julius‘ Kumpel Dan steht plötzlich auf der Matte, einstiger Woppelmillionär und Lebenskünstler, aus irgendwelchen Gründen hat er jedoch sein komplettes Ansehen verspielt. Aber damit nicht genug, jemand hat ein Attentat auf Julius ausgeübt, ihn umgebracht, und die Indizien deuten auf die Ad-hoc-Gruppe einer gewissen Debra. Debras Lebensziel scheint es zu sein, ganz Disney World zu übernehmen, und selbstverständlich ist das Spukhaus ein besonders leckerer Happen; da Julius ihr schon immer dabei im Weg stand, sich diesen einzuverleiben, liegt es nahe, dass sie sein Ableben beabsichtigt hat.

Julius steigert sich immer übler in diesen Verdacht hinein, er geht Wagnisse ein, entwickelt eine regelrechte Paranoia und zettelt einen Krieg gegen Debra an, der weder seiner Freundschaft zuträglich ist noch seiner Beziehung noch seinen Woppel. Als er einen Sabotageakt gegen Debras „Halle der Präsidenten“ zu verüben versucht, schießt es ihm plötzlich die Lichter aus, die Multimediaschnittstelle im Hirn versagt ihm kurzzeitig den Dienst und plötzlich befindet er sich wieder in der technologischen Steinzeit …

_William Gibson und die Inflation._

Auf dem Klappentext prangt es: „Der beste Debüt-Roman seit William Gibsons Neuromancer“, so behautet es jedenfalls der |Austin Chronicle| und löst damit selbstverständlich erst mal eine gewaltige Prise Skepsis aus. So beeindruckend wie [„Neuromancer“? 521 So gut wie ein Roman, der 1987 auf einer mechanischen Schreibmaschine geschrieben wurde, der ein ganzes Genre begründete, noch heute Autoren aller Altersklassen beeinflusst und kein bisschen von seiner visionären Kraft verloren hat? Mal ehrlich, welcher Leser lässt sich von derartigen Übertreibungen noch hinter dem Ofen hervorlocken? Einen Cent für jeden Roman, der von größenwahnsinnigen Werbeleuten als das „nächste große Ding nach Tolkien“ verkündet wurde, und ich könnte meinen Brotjob an den Nagel hängen.

Also, liebe(r) Leser(in), natürlich ist „Backup“ nicht so beeindruckend wie Gibsons „Neuromancer“, aber das hat wohl auch keiner wirklich erwartet, oder? Im Gegenteil, das futuristische Setting ist relativ klassisch und die entscheidende Idee von der Unsterblichkeit via „Backups“ hat Richard Morgan in seinem [„Unsterblichkeitsprogramm“ 464 bereits wesentlich praller, bunter und abgefahrener umgesetzt, als es Doctorow in „Backup“ tut.

Das Buch deswegen zu schmähen, wäre dennoch nicht gerecht, denn unterhaltsam ist „Backup“ allemal. Es hat schon was, einem besessenen Disney-Fanatiker dabei zuzusehen, wie er sein gesamtes Lebensglück von einer Themenpark-Attraktion abhängig macht, wie er einen Krieg anfängt und alle möglichen Tricks anwendet, um sich „Woppel“ zu organisieren. Man fiebert auch mit Julius mit, wenn er sich mal wieder einen richtig riskanten Schachzug ausgeklügelt hat und ihn durchziehen will, man kann sich geradezu ausmalen, welche Auswirkungen ein Fehlschlag haben wird.

Auch hat Doctorow mit Julius die richtige Erzählperspektive gewählt; mit locker ironischem Ton führt er den Leser durch die „Bitchun-Society“ jener Zukunft und bringt ihm die Feinheiten dieser Welt sehr unterhaltsam nahe. Die Erzählperspektive sorgt dabei für Spannung, weil sie sich auf Julius beschränkt und dem Leser ausschließlich dessen paranoide Wahrnehmung übermittelt. Ständig fragt man sich, wie viel dran ist an dieser Wahrnehmung, immerhin könnte es auch sein, dass Julius‘ Freunde Recht damit haben, dass Julius einfach spinnt.

Aber über ‚unterhaltsam‘ geht das Ganze dann doch nicht wirklich hinaus; nach 285 Seiten hat man einfach das Gefühl, einen interessanten Blick geworfen zu haben in das interessante Leben einer interessanten Person in einer interessanten Zukunft. Klar, die Geschichte der Hauptfigur ist spannend, auch sein Kampf um das Spukhaus, um seine Beziehung und um seine Woppel nehmen den Leser gefangen. Trotzdem habe ich etwas Größeres erwartet als diesen Streifzug durch ein Lebenskapitel von Julius, nicht nur, weil mich der Klappentext mit „Neuromancer“ gelockt hat. Mir persönlich fehlt hier das faszinierende Element, das wirklich Visionäre. „Backup“ ist ein kluges soziologisches Gedankenexperiment, zeigt die Zukunft aber hauptsächlich im Mikrokosmos von Disney World. Wie die Welt außerhalb dieses Mikrokosmos aussieht, wird nur angerissen, und das meiste bleibt der Fantasie des Lesers überlassen. Um es also auf den Punkt zu bringen: „Backup“ ist unterhaltsam und spannend, aber keine Pflichtlektüre.

|Originaltitel: Down and out in the Magic Kingdom, 2003
287 Seiten
Aus dem US-Englischen von Michael K. Iwoleit|
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Robert Charles Wilson – Darwinia

Das geschieht:

Im März 1912 ereignet sich das „Wunder“: Der Kontinent Europa verliert sein bekanntes Gesicht. Während die Topografie erhalten bleibt und alle Flüsse oder Berge noch dort zu finden sind, wo man sie seit jeher kannte, verschwinden Tiere, Pflanzen und Menschen spurlos. Die Städte, Industrielandschaften oder Felder Europas werden ersetzt durch eine bizarre, außerirdische Wildnis, bevölkert von seltsamen, meist sechsbeinigen und in der Regel giftigen Kreaturen.

„Darwinia“ wird das neue Land genannt; ein halb spöttischer Versuch, jenes auf seine Weise völlig ausgewachsen aus dem Nichts entstandene Land zu begreifen, das Charles Darwins epochale, gerade erst halbwegs akzeptierte Lehre von der allmählichen Entstehung und evolutionären Veränderung der Arten Lügen zu strafen scheint. So ist denn auch der alte, halb wissenschaftliche, halb religiöse Streit zwischen den Darwinisten und den „Naochiten“, nach deren Überzeugung Darwinia wie einst die Welt überhaupt in einem einzigen Schöpfungsakt entstand und sich seither nicht mehr verändert hat, wieder aufgeflammt. Die Evolution wird bestritten, Fossilien gelten als göttliche Spielerei, und da die Naochiten nicht nur über eine kopfstarke Anhängerschar verfügen, sondern die Darwinisten fanatisch verfolgen, droht die Forschung auf ein totes Gleis zu geraten.

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Cory Doctorow – Backup



Ein langes Leben?
Ein langes gesundes Leben?
Ein langes gesundes Leben ohne Krankheit?
Ein langes gesundes Leben ohne Krankheit und Tod?
Ein endloses Leben.

Ein Leben aus dem Backup. Keine Gefahr für den Geist und die Seele, Mord sinnlos. Der Körper aus der Retorte mit allen Modifikationen, die man sich wünscht. Zum Beispiel an den Weltraum angepasst oder mit einem zweiten Kniegelenk für den eleganten Schritt oder dem Gesicht eines berühmten Schauspielers (dessen Gesicht wiederum nicht sein eigenes sein muss). Oder alles das – und viel mehr.

Und das Beste: Alles kostenlos! Jedenfalls auf den ersten Blick, denn man ist auf die Achtung seiner Mitmenschen angewiesen, und mit der Achtung steigen die eigenen Whopple-Punkte. Den Punktestand kann jeder Mensch anpingen und entscheiden, ob man es würdig ist, beachtet zu werden oder in welcher Suite eines Hotels man würdig ist zu übernachten oder welche Klonmodifikationen man sich leisten kann.

Das ist die Bitchun-Society. Man legt an entsprechenden Terminals in individuellen Abständen Backups seiner Persönlichkeit an, um im Falle des eigenen Ablebens mit einem möglichst aktuellen Erinnerungsstand wiederbelebt werden zu können. Natürlich kann man auch ältere Backups nutzen, um unangenehme Erfahrungen nicht nur aus dem Gedächtnis, sondern auch aus der Persönlichkeit zu streichen. Sehr praktisch, zum Beispiel wenn man ein Verbrechen begehen will und sich danach an nichts mehr erinnert …

Cory Doctorow sagt von sich selbst, er lebe im Internet. Und so gestaltet sich auch die Geschichte: Es begann als Revolution des Internets. Die Bitchun-Society, die Gesellschaft größten Glücks, entsteht und stürzt die alten Lehrstrukturen an den Universitäten. Das Internet findet in den Köpfen der Mitglieder statt, der Informationszugriff ist optimiert. Daraus entwickelt sich die scheinbar einzig gerechte Währung, die Whopple-Punkte gegenseitigen Respekts und Achtung, in der jeder Mensch unabhängig von seiner Herkunft die gleichen Chancen hat. Grundlage ist natürlich auch die Weiterentwicklung künstlicher Arbeitskräfte, so dass grundsätzlich jeder Mensch der Gesellschaft Zugriff auf alles Lebensnotwendige hat, und zwar in für unseres Verständnis luxuriösen Maßen. Es gibt Arbeiten, die weiterhin von Menschen erledigt werden müssen (wie Putzen oder kreative Programmierung), und die entsprechenden Menschen sammeln mit dieser Arbeit enorme Punkte.

Natürlich gibt es Feinde und Neider dieser Gesellschaft, aber sie hat ein schlagendes Argument: Ihre Gegner sterben aus, während ihre Mitglieder beliebig oft aus einem Backup neu erstellt werden können. Man kann sich trotz der perfekt sozialistisch anmutenden Idee der Whopple-Punkte ausmalen, dass es Betrugsmöglichkeiten in diesem System gibt. Und hinter den Kulissen ist alles viel komplizierter, als sich in wenigen Sätzen sagen lässt. Zentrales Thema des Romans ist zum Beispiel die Langeweile, die bei den fast unsterblichen Mitgliedern der Gesellschaft häufig aufkommt. Man hat schon alles erlebt, jedes Risiko genossen, jede Anstrengung vollbracht, jede Möglichkeit der Entspannung und des Nichtstuns genutzt – was kann einem dann das Leben noch bieten? Man lässt sich einfrieren, um vielleicht in hundert Jahren zu erwachen und etwas Neues zu erleben. Oder ein Computer wacht über die Ereignisse und weckt einen, wenn interessante Neuigkeiten greifbar sind. Oder man lässt sich auf unbestimmte Zeit einfrieren, sagen wir, bis zum Kollaps unseres Universums. Denn das bietet auf jeden Fall noch Unerlebtes.

Was aber passiert mit einem Menschen, der durch Fehlfunktionen seiner Implantate aus dem Netz fliegt? Normaler Weise kann er sich aus einem Backup neu erstellen lassen, aber wenn er die Erlebnisse seit dem Backup nicht vergessen will? Er wird zum Außenseiter, der keinen Zugriff mehr auf die sphärische Kommunikation seiner Mitmenschen hat, sondern auf die normale Sprache angewiesen ist. Dessen Whopple nicht mehr angepingt werden kann, der also völlig vom guten Willen seiner Mitmenschen abhängig ist. Und hinter dessen Rücken man eins-a intrigieren kann, ja, in dessen Beisein man an ihm vorbei kommunizieren und sich über ihn lustig und ihn betrügen kann.

»Backup« ist mit seinen 285 Seiten für heutige Verhältnisse ein erfrischend dünner Roman, dessen flotte Gangart seinem Thema entspricht und Lesevergnügen »in einem Rutsch« liefert. Er ist spritzig, witzig, tiefgründig – uneingeschränkt zu empfehlen.

Originaltitel: Down and out in the Magic Kingdom, 2003
287 Seiten
Aus dem US-Englischen von Michael K. Iwoleit

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (6 Stimmen, Durchschnitt: 1,33 von 5)

Koontz, Dean – Trauma

_Handlung_

Kurz vor Jimmy Tocks Geburt liegt sein Großvater im Sterben und sagt die genaue Größe und das Gewicht des zu erwartenden Kindes voraus. Aber nicht nur das, denn er prophezeit seinem Enkel noch fünf furchtbare Tage in seinem zukünftigen Leben, samt der genauen Daten. Und gleich bei seiner Geburt scheinen sich die bösen Omen zu verdichten, denn ein wahnsinniger Clown läuft im Krankenhaus Amok und richtet ein Blutbad an. Kurz vor der Flucht verspricht der wahnsinnige Mörder Jimmy Tocks Vater, dass er ein Auge auf dessen Familie werfen wird …
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James Tiptree jr. – Beam uns nachhaus

Mission durch Fission: Die Welt wird bekehrt

Dieser zweite deutsche Tiptree-Band versammelt die ersten Geschichten der Autorin, die sie veröffentlichte und die in der SF-Gemeinde zwischen 1968 und 1971 für Furore sorgten. Zusammen mit dem Band „10.000 Lichtjahre von zuhaus“ (|Heyne| SF-Band 3462) erschienen die Geschichten unter dem Titel „10.000 Lichtjahre von zuhaus“ später in der SF-Bibliothek des |Heyne|-Verlags.

Die Autorin

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Sabine Thiesler – Hexenkind

In einem einsamen Waldhäuschen wird Sarah Simonetti brutal ermordet. Ihre Kehle ist so tief durchgeschnitten, dass ihr Kopf fast abgetrennt wurde. Ihr Ehemann Romano ist erschüttert – wer könnte seine Frau ermordet haben? Schnell tauchen aber die ersten Verdachtsmomente auf, denn Sarah hatte einen jüngeren Liebhaber. Als dann die Polizei auch noch bemerkt, dass in der Küche der Trattoria, die die Familie Simonetti betreibt, das größte Messer fehlt, ist für den Chefermittler Donato Neri klar, dass Romano die Tat begangen hat. Kurzerhand nimmt er den Familienvater fest, der seinen behinderten Sohn Edi in der Obhut seiner Großeltern lassen muss und sich fortan in einer winzigen Zelle befindet, die von drei weiteren mutmaßlichen Mördern bewohnt wird.

Sabine Thiesler – Hexenkind weiterlesen

Wolfgang Jeschke, Robert Silverberg – Titan-6

Mit Tweel durch die Wüsten des Mars

Die Großen der Science-Fiction werden mit ihren Meisterwerken bereits in der sogenannten „Science Fiction Hall of Fame“ verewigt, welche natürlich in Buchform veröffentlicht wurde (statt sie in Granit zu meißeln). Daher können Freunde dieses Genres noch heute die ersten und wichtigsten Errungenschaften in der Entwicklung eines Genres nachlesen und begutachten, das inzwischen die ganze Welt erobert und zahlreiche Medien durchdrungen hat.

In der vorliegenden Ausgabe des Auswahlbandes Nr. 6 von „Titan“, der deutschen Ausgabe der „SF Hall of Fame“, sind Novellen von Heinlein, Lester del Rey und Stanley G. Weinbaum und John W. Campbell gesammelt.

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Meaney, John – Tristopolis

_Gedankenakrobatik Made In Britain._

John Meaney hat in England das Licht der Welt erblickt und akademische Auszeichnungen in den Bereichen Physik und Computerwissenschaft erlangt. Seine erstes Sci-Fi-Lebenszeichen gab er 1992 von sich, als er die Kurzgeschichte „Spring Rain“ veröffentlichte. Es folgten einige weitere Kurzgeschichten sowie Kurznovelle „Sharp Tang“, ehe 1995 dann Meaneys Debütroman erschien: „To Hold Infinity“ – eine abgefahrene Geschichte über eine Welt, in der die Gehirne der herrschenden Schicht miteinander vernetzt sind, was einen Schurken auf den Plan ruft, dessen Ziel es ist, die neuronale Speicherkapazität der Herrschenden via „Vampir-Software“ für sich selbst zu „saugen“ (einen Euro in die Kalauer-Kiste, ich weiß …) Und zu missbrauchen.

2000 servierte der Brite die Trilogie „Nulapeiron Sequence“, und auch das ist ein exotisch aufregendes Geschichten-Gelage: „Nulapeiron“ spielt in einer bizarren Welt verflochtener Untergrundstädte, die von einem strikten Hierarchiesystem bestimmt werden. Es wurde bewiesen, dass das Universum deterministisch ist; so genannte Orakel können voraussagen, was wann geschieht, und für die Menschen dort gibt es keine schlimmeren Schimpfworte als „Chaos“ oder „Unsicherheit“. Der Protagonist dieser Trilogie will sich von der Sklaverei der festgelegten Zukunft befreien und beschließt deswegen, das Orakel umzubringen. Doch wie tötet man ein Orakel, das seinen Todeszeitpunkt weit in der Zukunft vorausgesagt hat?

_Ideen im Maschinengewehr-Takt._

2007 schließlich hat Meaney sich erneut ein abgefahrenes Universum überlegt und in „Tristopolis“ zum Leben erweckt: Donal Riordan ist Polizist in Tristopolis, einer Stadt, in welcher der Tod allgegenwärtig ist, und bekommt es dort mit einem seltsamen Fall zu tun. Irgendwer scheint es auf die Künstler dieser Zeit abgesehen zu haben, inmitten ihrer Vorstellungen werden die Künstler ermordet und vom „schwarzen Zirkel“ verschleppt.

Die Ermittlungen führen Donal in das Energiezentrum der Stadt, wo riesige Nekrofusionsmeiler Energie aus den Knochen der Verstorbenen ziehen. Malfax Cortindo, Leiter des Energiezentrums, zeigt dem Polizisten, was so verlockend ist, an den Knochen der Künstler: Ihr Genie vibriert noch in den Knochen und führt jeden, der sie berührt, zu Visionen von ekstatischer Schönheit.

Riordan hat keine Zeit weiterzurecherchieren, da eine Diva in die Stadt kommen soll, ein weiteres willkommenes Opfer für den „schwarzen Zirkel“. Donal ergreift alle Maßnahmen, die nötig sind, um sie zu schützen, aber von irgendwoher fällt ein Bann auf alle Besucher, dem Riordan selbst verfällt, während er die Diva zu schützen versucht.

Als er im Krankenhaus erwacht und sich einer „thaumaturgischen Reha“ unterzogen hat, um die Folgen des Banns loszuwerden, verändert sich alles für ihn: Eine Fremde bittet ihn, Mitglied einer geheimen Abteilung der Polizei zu werden. Riordan willigt ein und bekommt es fortan mit erotischen Zombies zu tun, mit lebendigen Motorrädern, telepathiebegabten Katzen, kriminalistisch versierten Geistern, gewalttätigen Zwergen und mit einer Verschwörung, die bis in oberste Schichten der Politik zu reichen scheint.

_Morbider Genre-Crossover._

In „Tristopolis“ sind die Ideen die Hauptfiguren. John Meaney hat ein Universum geschaffen, das es in dieser Form noch nicht gegeben hat: Tristopolis ist ein städtischer Moloch, der seine Energie aus den Knochen der Toten bezieht – und der Tod ist auch sonst allgegenwärtig: In den Flüchen seiner Bürger („blutiger Tod!“, „Thanatos!“ oder „Hades!“), in den Ortsbezeichnungen, in der Technik, in der Stimmung – einfach alles ist eine Metapher auf den Tod. Alles ist dunkel, grau, glänzend, trist und überaus morbide, es gibt Todeswölfe, versklavte Geister, Menschen, die nach Landessitte an Schlangen verfüttert werden, es gibt regelmäßigen Quecksilberregen und die Sonne scheint niemals.

Die Magie ist ein wichtiges Element, aber man sollte sich darunter kein kauziges Zauberstabgeschwenke vorstellen: Meaney hat seine Magie Regeln unterworfen, pseudowissenschaftlich natürlich, aber faszinierend und irgendwie „technikähnlich“. Wie soll man sich das vorstellen? Ein Beispiel mag der Erhellung dienen:

|Cortindo erklärte, dass die Mikrostrukturen lebendiger Knochen von den Wahrnehmungen und Handlungen des Körpers verändert werden, der sie umschließt. Doch nach dem Tod, wenn selbige Knochen Bestandteil des Meilers sind, heult und stöhnt der Nekroflux, dessen Wellen von der inneren Struktur der Knochen gebeugt werden, und erweckt die Erinnerungen der Toten wieder zum Leben.

„Aber nicht in einem zusammenhängenden Ganzen“, sagte Malfax Cortindo. „Es sind nur buntgemischte Erinnerungsfragmente von zweitausend Individuen. Dieses Konglomerat denkt und empfindet in Wahrheit gar nichts.“

Donal blieb stehen und schaute zu den langen, geraden Reihen der Reaktoren zurück.

„Nicht einmal Schmerz?“

„Nein.“ Malfax Cortindo sah ihn lange an, dann tippte er mit seinem Stock auf den Boden. „Das erzähle ich zumindest jedem, der mich offiziell fragt. Verstehen Sie, Lieutnant?“|

Das ist gleichzeitig auch ein wunderbares Beispiel für die kalte und beklemmende Welt von „Tristopolis“, die einen nicht mehr loslässt. Dazu trägt auch das tolle Cover bei, das tatsächlich einen Bezug zum Inhalt des Textes hat! Franz Vohwinkel hat hier hervorragende Arbeit geleistet und die Stimmung von Tristopolis eingefangen – das englische Originalcover kommt da nicht ansatzweise heran. Vohwinkels Cover erzeugt eine herrlich düstere Resonanz zur Story und unterstreicht die intensive Stimmung. Wenn ich ein Synästhet wäre, würde ich die Geschichte wahrscheinlich in der Farbe von schwarzem Chrom wahrnehmen: dunkel, kalt, makellos, mit einem bösen Glanz von Purpur.

Es sei noch erwähnt, dass Meaney ein paar überaus rasante und knackige Kampfszenen geschrieben hat, wobei ihm sein schwarzer Gürtel im Shotokan-Karate sicherlich sehr weitergeholfen hat.

_Eine große Kulisse überleuchtet ihre Akteure._

Leider erreicht das Loblied nicht jeden Winkel von „Tristopolis“. Die Story wird nämlich ziemlich zurückgedrängt von dieser grandiosen Kulisse, und Donal Riordan, ein recht gewöhnlicher Held, muss einen eher biederen Kriminalfall lösen, der mit keinen allzu großen Überraschungen aufwarten kann. Auch Zwischenmenschliches ist nicht unbedingt Meaneys Stärke, ebenso wenig wie die Erschaffung von Figuren mit Tiefe: Selten treten echte Konflikte auf, und wenn doch, lösen diese sich ebenso schnell in Wohlgefallen auf, wie sie aufgetaucht sind.

Außerdem schießt Meaney stellenweise über das Ziel hinaus, wenn er versucht, eine düstere Stimmung zu vermitteln: Immer wieder hat jemand Schmerzen, die über das „Zigfache dessen hinausgehen, was ein normaler Mensch je ertragen könnte“, und als ob das nicht schon genug wäre, kann es schon einmal vorkommen, dass diese Höllenqualen subjektiv erlebte Jahrhunderte andauern.

Das Gleiche muss leider auch über die Fantasy-Elemente gesagt werden. Oft hat Meaney die Gratwanderung gemeistert, lässt Geister Fahrstühle bedienen oder an Flughäfen die Passagiere durchsuchen, aber wer kann sich ein Schmunzeln verkneifen, wenn Autos plötzlich Fledermausflügel ausfahren oder wenn „Überwachungselfen“ im Krankenhaus über ihren Patienten schweben und ein EKG mimen, indem sie „Zwitscher-, Pieps- und Seufzlaute“ von sich geben …

Aber genug des Gemeckers. Auch wenn die Story fast schon Statistencharakter hat, das Universum von „Tristopolis“ ist einen Besuch allemal wert. Besonders der mutige Genre-Crossover hat Unterstützung und Bewunderung verdient; Meaney hat hier Pionierarbeit geleistet und diese mit einer Unmenge solider Ideen zementiert. Außerdem schickt uns Meaney schon 2008 zum nächsten Mal nach Tristopolis, um uns von „Dark Blood“ zu berichten, und wer weiß: Vielleicht hat sich Meaney zum tollen Universum auch noch eine tolle Geschichte ausgedacht! „Tristopolis“ jedenfalls dürfte sich in jedem gut sortierten Phantasten-Regal recht wohlfühlen.

http://www.heyne.de
http://www.johnmeaney.com

Dan Simmons – Terror

Der Suche nach einer Nordwestpassage, die eine Seefahrt zwischen Europa und Asien entlang der Nordkante des nordamerikanischen Kontinents ermöglicht, hat Sir John Franklin sein Leben geweiht. Er sieht sich als kühnen Entdecker und Eroberer im Dienst des britischen Königreiches, nachdem er bereits mehrfach die polaren Regionen dieses Planeten erkundet hat. Franklin ist ein typisches Produkt seiner Epoche und seines Standes – ein Mann, der fest davon überzeugt ist, einer ‚besseren‘ Klasse Mensch anzugehören, deren Willen sich die Natur zu beugen hat.

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