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Fingerman, B. H. – Blutraub

_Vampirromane_ liegen im Moment voll im Trend und überschwemmen den Markt in derartiger Fülle, dass es dem Lesefreudigen leicht fallen dürfte, sich mit nichts anderem als der Lektüre von Vampirromanen die Zeit zu vertreiben. Doch die Tatsache, dass dieses Genre so rasant angewachsen ist, birgt natürlich auch Gefahren – vor allem die der Wiederholung und des Klischees. Die Buchhandlungen sind voll von depressiven Vampiren, die fantastisch aussehen und nur darauf warten, in einer kleinen grauen Maus die Frau für die Ewigkeit zu finden. Oder von taffen Dämonenjägerinnen, die es auf die ebenso taffen (aber trotzdem gut aussehenden) Vampire abgesehen haben.

Einen wirklich originellen Vampirroman und einen andersartigen Vampir nieder zu schreiben, scheint also eine recht schwierige Aufgabe zu sein, bei der sich männliche Autoren besser schlagen als ihre weiblichen Kolleginnen – sicherlich, weil sie keine Skrupel haben, dem Vampir seine romantische Komponente zu nehmen. Auch Bob Fingerman, der eigentlich Comic-Zeichner ist und mit „Blutraub“ seinen ersten Roman vorgelegt hat, schlägt in diese Kerbe. Sein Vampir Phil will schonungslos realistisch sein und Vampirismus jenseits von adligen Blutsaugern und schlanken Frauenhälsen zeigen.

_Als Mensch war Phil_ nämlich ein ganz normaler New Yorker mit Frau und mit Job – ein totaler Durchschnittstyp also. Doch dann ändert sich plötzlich alles, als er nachts in der U-Bahn angegriffen und zurückgelassen wird. Die Polizei hält ihn zunächst für tot, doch als er sich plötzlich wieder aufrappelt, lassen ihn die völlig verdutzten Beamten einfach gehen. Auch Phil hat keine Ahnung, was mit ihm passiert ist. Als er jedoch endlich realisiert, was geschehen ist – nämlich, dass er von einem Vampir angegriffen wurde und jetzt selbst einer ist -, geht es mit seinem geregelten Leben bergab.

Seine Frau verlässt ihn, und auch wenn er es schafft, bis zum Tod seiner Eltern Kontakt mit ihnen zu halten, muss er sich doch ständig von seinem Vater Vorwürfe darüber anhören, dass er nur nachts erscheint und immer so blass aussieht. Arbeiten kann er natürlich auch nur während der Nacht (ja tatsächlich – ein Vampir, der arbeitet) und seine Jobs muss er immer nach einigen Jahren aufgeben, damit niemandem auffällt, dass er nicht altert. Seine Skrupel führen dazu, dass er sich nur von Pennern und Abschaum ernährt, vor dem er sich eigentlich ekelt (daher der amerikanische Titel „Bottomfeeder“). Ein Sozialleben hat er nicht. Den einzigen Freund, den er aus seinem Leben als Mensch in seine vampirische Existenz hinüberretten konnte, ist Shelley, ein wehleidiger, stotternder Trinker.

_Fingerman_ ist mit seinem Ich-Erzähler Phil ein überzeugender Gegenentwurf zum romantischen und sogar zum gefährlich-tödlichen Vampir gelungen. Phil war zu Lebzeiten ein Normalo und ist es auch im Tode noch. Als ihn sein neuer Vampirbekannter Eddie in die Vampirgesellschaft New Yorks einführt (mit Penthouse, Marmorböden und lebenden Blutspendern, die hinter einer Bar aufgebaut sind), stößt ihn die offensichtliche Dekadenz und Lebensfeindlichkeit ab. Er spürt deutlich, dass er nicht dazu gehört und sich sein sozialer Status nicht automatisch mit seiner Vampirwerdung verbessert. Weder hat er einen französischen Akzent, noch kommt er unversehens zu Reichtum, noch wirkt er auf Frauen wahnsinnig anziehend. Er muss immer noch arbeiten, um die Miete für sein kleines Apartment zahlen zu können, und er fährt immer noch U-Bahn. Stattdessen hat ihn seine Lage zu einem bitterbösen Zyniker gemacht, und er beobachtet seine Umgebung mit gnadenlosem Auge und spitzer Zunge.

Leider trägt die pure Idee eines Anti-Vampirs wie Phil nicht den ganzen Roman, denn was Fingerman in „Blutraub“ vermissen lässt, ist eine spannende Handlung. Man merkt dem Autor seinen Hintergrund als Comic-Zeichner an: Da, wo er Szenen und Details beschreibt, wo es um Momentaufnahmen und Stimmungen geht, ist er unglaublich plastisch und lässt mit Leichtigkeit Bilder im Kopf des Lesers erstehen. So begleitet er Phil zu seiner Arbeit, wo dieser alte Fotografien (meist von tödlichen Unfällen oder Morden) digitalisiert. Was Phil sieht, wird auch dem Leser auf dem Silbertablett präsentiert. Jeder Tropfen Blut, jedes verrenkte Glied, jede groteske Todesart wird genüsslich in deutliche Worte übersetzt. Allerdings wird natürlich keine Spannung aufgebaut, wenn nur eine beschreibende Szene an die nächste geknüpft wird, und man fragt sich zwangsläufig, welchen roten Faden Fingerman eigentlich in seinen Roman eingebaut hat.

Ja, im Verlauf der Handlung trifft Phil auf andere Vampire (und Fingerman stellt wunderbar die Dekadenz des Vampirismus und seine absolute Realitätsferne bloß) und ja, auch sein alter Freund Shelley wird schlussendlich eine wichtige Rolle spielen (und für eine ironische Brechung eines typischen Vampirtopos sorgen – mehr sei nicht verraten). Doch grundsätzlich ist „Blutraub“ unglaublich handlungsarm. Wirkliche Langeweile kommt zwar nie auf, da Fingerman es durchaus versteht zu schreiben und seine Leser bei Laune zu halten. Aber Spannung zu erzeugen, eine tragende Handlung aufzubauen, das ist Fingermans Talent nicht.

_Trotzdem_, für ein Debüt hat „Blutraub“ viele Elemente, die überzeugen und überraschen, und Fingermans Grundidee des stinknormalen Vampirs liest sich erfrischend zwischen all den noblen Vampiren im Spitzenhemd. Und auch seine Stadt (er ist selbst New Yorker) lässt er detailreich und ohne rosarote Brille vor des Lesers geistigem Augen erstehen. Nach der Lektüre von „Blutraub“ wird man es sich wohl zweimal überlegen, ob man je wieder in New York U-Bahn fährt. Und so gibt es in seinem Roman viel zu entdecken: Viele schräge Persönlichkeiten, dysfunktionale Beziehungen und Freundschaften, die dem Mangel an Alternativen geschuldet sind. Wer bei einem Autor auf eine genaue Beobachtungsgabe Wert legt und neue Blickwinkel mag, der ist bei Fingerman richtig.

|Originaltitel: Bottomfeeder
Aus dem Amerikanischen von Michael Koseler
332 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-492-29188-0|
http://www.bobfingerman.com
http://www.piper-fantasy.de

Wellington, David – Krieg der Vampire

Laura Caxton will nie wieder Vampire jagen. Die in [„Der letzte Vampir“ 4613 beschriebene Jagd auf Justinia Malvern und Lauras Zeit als unfreiwillige Vampirjäger-Azubine in den Diensten von Special Deputy Arkeley haben sie gezeichnet. Sie will nur noch gute alte – und vor allem normale – Polizeiarbeit leisten. Doch natürlich wird dieser Wunsch jäh vereitelt, als Arkeley wieder in ihr Leben tritt. Gesundheitlich ist er ruiniert, sein Kampf gegen Malvern hat ihn zum Krüppel gemacht. Und so hat er zwar die Vermutung, dass eine neue Vampirattacke kurz bevorsteht, doch wirklich tun kann er dagegen nichts mehr. Also tut er das einzig Logische und zitiert Laura heran, die davon naturgemäß alles andere als begeistert ist.

Und so findet sich Caxton bald in einer unterirdischen Höhle in Gettysburg wieder, in der sich 99 Särge mit 99 Vampirskeletten befinden. Allen fehlt das Herz, und so muss Laura herausfinden, was mit den Herzen passiert ist. Denn nur, wenn die Herzen zerstört werden, ist auch der Vampir unschädlich gemacht. Natürlich stellt sich auch die Frage, wie die Särge eigentlich dorthin gekommen sind. Die Höhle befindet sich unter einer Ausgrabungsstelle in Gettysburg und war ursprünglich ein Pulvermagazin während des Bürgerkriegs. Könnte es also sein, dass die Vampire irgendwie in den amerikanischen Bürgerkrieg verwickelt gewesen sein könnten?

Natürlich wird es nicht bei 99 Vampirskeletten bleiben. Wie Laura schon zu Beginn befürchtet, sieht sie sich bald einer ganzen Armee von wiederauferstandenen Vampir gegenüber, die nach über einhundert Jahren unter der Erde definitiv durstig sind und drohen, Gettysburg buchstäblich wieder in ein Schlachtfeld zu verwandelt.

David Wellington hat mit „Krieg der Vampire“ eine mehr als würdige Fortsetzung des 2007 auf Deutsch erschienenen Romans „Der letzte Vampir“ geschrieben. Er ist seinem Stil treu geblieben und liefert auch diesmal wieder brachiale Hardcore-Action mit Horrorelementen, die nichts für zarte Gemüter ist. Doch gleichzeitig hat er sich als Schriftsteller weiterentwickelt und versucht, neue Ideen in seine Handlung einzuarbeiten.

So ist Arkeley, der mehr als gewöhnungsbedürftige Protagonist des ersten Teils, hier hauptsächlich ein Stichwortgeber. Seine angeschlagene Gesundheit erlaubt es ihm nicht mehr, aktiv auf Vampirjagd zu gehen – eine Tatsache, die ihn naturgemäß wurmt. Er ist gezwungen, Lauras Hilfe zu erbitten. Die beiden sind keine Partner mehr; ganz klar ist Laura die handelnde Hauptfigur, auch wenn sie sich in ihrer Rolle als tonangebende Vampirjägerin unwohl fühlt und mehr als einmal versucht, Entscheidungen nach dem Motto „Was würde Arkeley tun?“ zu fällen. Die Dynamik zwischen den beiden hat sich also stark verändert. Zwar war sie schon in „Der letzte Vampir“ der Sympathieträger, der Charakter, mit dem der Leser sich am besten identifizieren konnte, doch in „Krieg der Vampire“ ist sie nun auch endlich die tatsächliche Hauptfigur und beginnt langsam, aus dem Schatten Arkeleys herauszutreten.

Auch seinen Vampirmythos hat Wellington leicht modifiziert. In „Der letzte Vampir“ waren die Untoten noch hirnlose Killermaschinen, deren einziger Gedanke bei der nächsten Blutmahlzeit lag. Sie waren brutal und vollkommen unmenschlich. In „Krieg der Vampire“ haben sie immer noch all diese Eigenschaften, immer noch sind sie gefährlich und kaum zu besiegen. Nun jedoch gibt ihnen Wellington eine Stimme. Plötzlich sind sie in der Lage zu planen oder sich in Gegenwart eines Menschen zu beherrschen. Ja, man kann unter Umständen sogar Konversation mit ihnen betreiben (bevor sie einen in Stücke reißen, selbstverständlich). Seine Vampire sind also nicht mehr komplett triebgesteuert und sind mittlerweile fähig, ihre eigene Existenz zu reflektieren. Diese Version 2.0 macht Wellingtons Vampire zu tragfähigeren Gegenspielern, als ihre tumben Vorgänger aus dem ersten Teil es hätten sein können.

Die wichtigste Neuerung ist wohl Wellingtons Versuch, diesmal zwei Handlungsstränge gleichzeitig ablaufen zu lassen. Denn natürlich ist es relevant, dass die Vampirsärge unter dem Schlachtfeld von Gettysburg gefunden wurden. Und um zu erklären, wie und warum Vampire in Gettysburg mitgemischt haben, unterbricht er regelmäßig Caxtons Erzählsstrang, um Briefe von amerikanischen Soldaten aus dem Bürgerkrieg einzustreuen, welche die Geschichte langsam aufklären und entwirren.

Dabei gelingt es ihm in beiden Erzählsträngen, eine glaubwürdige Atmosphäre aufzubauen: In den Briefen ist es der Wahnsinn des Krieges und im heutigen Gettysburg die Faszination der Nachgeborenen für diesen geschichtsträchtigen Ort. Gerade diese Stimmung versteht er einzufangen – die Neugierde, die sich immer auch mit Unverständnis paart, die Stadt, die gänzlich vom Mythos der Schlacht von Gettysburg lebt. Da ist es nur natürlich, dass es ein wissensdurstiger Historiker ist, der die Katastrophe ins Rollen bringt, weil er sich auf die Vampire einlässt, in der Hoffnung, endlich aus erster Hand mehr über den amerikanischen Bürgerkrieg zu erfahren. Und da ist es auch nur natürlich, dass der Bürgermeister von Gettysburg sich mit allen Kräften dagegen wehrt, seine Stadt zu evakuieren – und das, obwohl die blutrünstigen Vampire sich schon praktisch die Mäuler lecken. Zu groß ist seine Angst, diese Aktion könnte dem Tourismus – der wichtigsten Einnahmequelle der Stadt – nachhaltig schaden.

Letztendlich wird der Leser auch Justinia Malvern wiedertreffen. Und Arkeley wird zu drastischen Mitteln greifen, um die Vampirbedrohung zu beenden. Wellington lässt sich mit seinem Ende genügend Spielraum für eine weitere Fortsetzung (nämlich „Vampirfeuer“), in der Laura dann wohl ihrem bisher gefährlichsten Feind gegenübersteht.

|Originaltitel: 99 Coffins
Aus dem Amerikanischen von Andreas Decker
362 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-492-26645-1|
http://www.brokentype.com/davidwellington/
http://www.piper-verlag.de
http://www.piper-fantasy.de

Außerdem auf |Buchwurm.info|:
[„Stadt der Untoten“ 4980

Meißner, Tobias O. – Mann, der nicht geboren wurde; Der (Im Zeichen des Mammuts 5)

Band 1: [„Die dunkle Quelle“ 1938
Band 2: [„Die letzten Worte des Wolfs“ 2418
Band 3: [„Das vergessene Zepter“ 3447
Band 4: [„Brücke der brennenden Blumen“ 4594

_Trotz seines Ausflugs in die Welt der Dämonen …_

… hat Meißner es abermals geschafft, einen frischen |Mammut|-Band zu servieren, fristgerecht und ausgereift. Für all jene, die über diese Rezension zum |Mammut|-Zyklus stoßen: Tobias O. Meißner hat im Rahmen einer mehrjährigen Rollenspielkampagne die Story rund um das Mammut zusammengebastelt („zusammengewürfelt“ würde zwar auch passen, aber der Beigeschmack von Beiläufigkeit, der in diesem Vergleich mitschwingt, wird dem Projekt ganz und gar nicht gerecht). Um die Rahmenhandlung hier wiederzugeben, müsste man sie allerdings derart zusammenschrumpfen, dass sie von den übrigen Klappentextformeln gewöhnlicher Standardfantasy nicht zu unterscheiden wäre; daher empfehle ich die Rezension des ersten Bandes, die sich ebenfalls hier auf |Buchwurm.info| finden lässt, ohne lästige Spoiler obendrein.

_Zur selben Zeit in Warchaim …_

So könnte man die Dramaturgie des fünften |Mammut|-Abenteuers umreißen, grob zwar nur, aber dennoch. Während sich im letzten Teil Eljazokad und Bestar in den Thostwald begeben haben, um das Geheimnis der verschwundenen Kaninchen zu lüften, hat Rodraeg um sein Leben gefochten, mit dem Herzschuss, den ihm sein ehemaliger Gefährte Hellas Borgondi beibrachte. Diesen Kampf hat er gewonnen, aber das Mammut ist dennoch geschwächt. Kaum Geld kommt ins Haus, Bestar und Eljazokad lassen auf sich warten, und Naenn, das Schmetterlingsmädchen, nähert sich ihrer Niederkunft. Gleichzeitig flattern Drohungen herein, von einem Unbekannten, der sich DMDNGW nennt, und noch ehe sich das Mammut richtig gefragt hat, wie ernst diese Drohungen zu nehmen sind, sterben wichtige Leute in Warchaim und sie alle haben denselben Drohbrief mit derselben Unterschrift bekommen.

Aber damit nicht genug. DMDNGW will das Mammut nicht töten, sondern regelrecht vernichten; wer da auch immer aus dem Unsichtbaren agiert, legt Fährten und Indizien, worauf bald das Mammut zu den Hauptverdächtigen gehört und keinen freien Schritt mehr gehen kann. Keine guten Voraussetzungen, um das eigene Leben zu schützen und die Aufträge des Kreises zu erfüllen. Als dann die Reisenden aus dem Thostwald zurückkehren, ist auch das nur auf den ersten Blick eine Erleichterung.

_Es lichtet sich der Nebel._

Während der letzten beiden Bände hat sich viel mysteriöses zusammengetragen, viele Andeutungen, viele offene Fragen, und manchmal geriet man als Leser in Gefahr, sich zwischen all den Informationen zu verlaufen. Der fünfte Band der |Mammut|-Saga bringt das Boot allerdings wieder auf stabilen Kurs, Band vier und fünf erscheinen als kompakte Einheit, und Informationen, die im vierten Band angedeutet wurden, lösen sich hier zur vollen Zufriedenheit des Lesers wieder auf.

Viel bleibt mir darüber hinaus nicht zu berichten über „den Mann, der nicht geboren wurde“; im Laufe dieser Saga gestaltet sich jede neue Rezension allmählich so, als müsse man das Rad immer wieder neu erfinden. Die Qualität ist so hoch wie eh und je und man merkt der Geschichte an, dass jede ihrer Schritte genau geplant wurde und messerscharf auf ein Ziel zusteuert. Man ist an den Figuren interessiert, fiebert mit, wenn sie von den vielen Schicksalsschlägen heimgesucht werden, die auf sie warten; die Story wird niemals vorhersehbar, kommt niemals zum Stillstand und nimmt keine Rücksicht auf liebgewordene Gewohnheiten.

Hervorzuheben ist vielleicht noch der Aufbau der |Mammut|-Bände. Jeder der fünf Romane hat einen anderen Aufbau, es gibt kein altbewährtes Schema, mit dem der Leser abgefüttert wird, sondern auch hier darf man sich mit jedem Buch auf eine neue Herangehensweise durch den Autor freuen.

Ich bleibe dabei: Auch wenn mir allmählich die blumigen Worte ausgehen, um das |Mammut| zu loben, Meißners Fantasy-Saga ist und bleibt Pflicht für die anspruchsvolle Fantasy-Gemeinde!

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Heitz, Markus – Vampire! Vampire!

Markus Heitz, seines Zeichens deutscher Fantasy-Autor, hat ein Sachbuch geschrieben. Seine „Entschuldigung“ für diesen Tatbestand ist seine Neugierde, immer wieder neue Genres auszuprobieren: „Es wurde Zeit für ein Lach- und Sachbuch!“, findet Heitz zu Beginn, und welches Thema wäre für einen Autor von Heitz‘ Kaliber wohl passender als Vampire? Dabei muss allerdings angemerkt werden, dass sowohl der Untertitel des Buchs (nämlich „Alles über Blutsauger“) als auch die Zusammenfassung auf dem Buchrücken („Alles, was man über die unheimlichsten Geschöpfe der Menschheitsgeschichte wissen muss“) Superlative bemühen, denen das Buch keineswegs gerecht wird. Heitz hat nicht das ultimative Buch über Vampire geschrieben und er liefert längst nicht alles, was man über sie wissen muss – mit gerade 200 Seiten wäre das nicht gerade viel. Stattdessen steckt sich Heitz ein sehr enges Betätigungsfeld ab: Als studierter Historiker interessiert er sich besonders für die Geburtsstunde des europäischen Vampirmythos. Und die liegt im 18. Jahrhundert in Osteuropa.

Dort nämlich, in den Dörfern Medvegia und Kisolova, trugen sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wahre Vampirplagen zu. Diese gingen jeweils – wie bei einer Seuche – von einer Person aus, die starb und dann zahlreiche Dorfbewohner mit sich ins Grab zog. So wurde zunächst die Familie oder die Witwe des Verstorbenen krank und starb, dann weitere Dorfbewohner. Das alles geschah in relativ kurzen Zeitabständen, die Betroffenen waren also kurzzeitig krank (ausgezehrt), bevor sie dann starben. Das Besondere an diesen Fällen ist, dass sie durch offizielle Schriften dokumentiert sind. So wurden Mediziner und Beamte in die Gebiete geschickt, die Rechenschaft über die Begebenheiten ablegen und die Plage beenden sollten.

Die Toten wurden exhumiert, wobei man feststellte, dass sie nicht verwest waren – stattdessen sahen sie rosig und lebendig aus, während Haare und Nägel weiterwuchsen. Als letztes Mittel trieb man ihnen einen Pflock ins Herz oder enthauptete sie.

Dies alles schildert Heitz sehr ausführlich, auch mit Hilfe von Originaldokumenten (in deren gezwirbelte Sprache man sich jedoch erst einmal einfinden muss). Dabei bleibt er immer unterhaltsam, wird nie zu trocken oder langatmig. Und auch wenn sein Stil manchmal etwas ins Klamottige und Sinnfreie abdriftet, z. B. wenn er sich fragt, ob die Kosmetikindustrie im Dienste der Vampire steht, so sind seine Fakten trotzdem immer fundiert und belegbar. Das macht sein Buch zu einem guten Einstieg für alle, die sich für Vampire interessieren und die auf der Suche nach einem kurzweiligen, aber trotzdem vertrauenswürdigen Führer sind.

Nachdem sich Heitz ausführlich den historischen Begebenheiten in Medvegia und Kisolova gewidmet hat, wendet er sich dem daraus entstehenden medizinischen, philosophischen und religiösen Diskurs zum Thema Vampir in westeuropäischen Medien zwischen den Jahren 1730 und 1800 zu. Denn dadurch, dass die Ereignisse in den beiden Dörfern in Serbien so gut dokumentiert waren, wurden auch Wissenschaftler, Journalisten und mit ihnen die europäische Allgemeinheit auf das Phänomen aufmerksam. Man fragte sich, ob Vampire existieren, wie sie zu vernichten seien, oder ob es sich bloß um abergläubische Einbildung hinterwäldlerischer Dorfbewohner handelte. Diese Diskussion lief über mehrere Jahre, bis das Interesse schließlich abflaute bzw. stattdessen in der „Erfindung“ des literarischen Vampirs mündete.

Heitz‘ Buch könnte man als Grundkurs für all jene bezeichnen, die Vampire nur aus einschlägigen Serien, Filmen oder Romanen kennen. All diese modernen Vampire fußen letztendlich auf den Begebenheiten in Medvegia und Kisolova, da diese den Vampir in den Fokus des europäischen Interesses hoben. Und die Geschichten, Novellen und Romane, die darauf folgten, beeinflussen noch heute Autoren in aller Welt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Heitz von Zeit zu Zeit die Überraschung seines unbedarften Lesers ob seiner Rechercheergebnisse teilt. Der Aha-Effekt stellt sich selbstverständlich nur bei ganz Unbeleckten ein. Alle, die schon einmal vampirische Sekundärliteratur in der Hand gehabt haben, werden in Heitz‘ Buch hauptsächlich Bekanntes rekapituliert sehen.

Was fehlt – und die Frage brennt dem Leser eigentlich ständig auf den Lippen -, ist eine aus heutiger Sicht geprägte Erklärung für die Vorfälle aus dem 18. Jahrhundert. Wie konnte es dazu kommen? Handelte es sich tatsächlich um Vampire? Gibt es eine natürliche Erklärung? Zwar streift Heitz das Themengebiet kurz (Stichwort: Porphyrie), doch fehlt vieles, was hier hätte erwähnt werden müssen. Das ist ein Defizit, gerade, weil es sich um ein verwandtes Themengebiet handelt.

Etwas merkwürdig mutet Heitz Fixierung auf Verschwörungstheoretiker an. Stets und ständig vermutet er hinter bestimmten Fakten eine Verschwörung der Vampire. Man fragt sich zwangsläufig, woher diese Idee stammt und was er seinem Leser damit eigentlich sagen will. Zumindest läuft sich der Witz relativ schnell tot und nervt danach nur noch. Ebenso ergeht es der wiederholten Erwähnung seines Vampirromans [„Die Kinder des Judas“. 4306 „Vampire! Vampire!“ ist offenbar das Ergebnis der Recherche, die er für „Die Kinder des Judas“ angestellt hat. Trotzdem erscheint es als billiger Werbetrick, das eine Buch im anderen ständig zu erwähnen und Bezüge herzustellen, offensichtlich nur, um den Leser in den nächsten Buchladen zu treiben.

Es ist ein wenig seltsam, dass der Schriftsteller Heitz sich so offensichtlich gar nicht für den literarischen Vampir interessiert. Wichtige Namen wie Byron, Polidori oder LeFanu (geschweige denn die Namen zeitgenössischer Autoren) fallen gar nicht, und auch für denn Gottvater der Vampire, nämlich Bram Stokers [„Dracula“, 210 hat Heitz nur eine uninspirierte Seite im Abschlusskapitel übrig. Aber wer weiß, vielleicht ist Heitz hier ja so kurz angebunden, weil er eine Fortsetzung seines Sachbuchs plant?

Trotzdem: Heitz arbeitet sich an seinem Thema mit Erfolg ab und liefert viel Wissenswertes. Allen, die danach Blut geleckt haben (im wahrsten Sinne), wird am Ende des Buches noch eine umfangreiche Bibliographie an die Hand gegeben. Doch Vorsicht: Fast alles davon befasst sich ebenfalls mit dem historischen Aspekt des Vampirmythos. Wer nach der Lektüre von Heitz‘ Buch in andere Richtungen weiterlesen will (literarisch, kulturwissenschaftlich, sozialwissenschaftlich, philosophisch, psychologisch), der muss sich anderweitig umsehen und sich z. B. vertrauensvoll in die Hände von Norbert Borrmann begeben, der mit „Vampirismus oder die Sehnsucht nach der Unsterblichkeit“ wohl den ultimativen Rundumschlag zum Thema Vampir veröffentlicht hat.

|220 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-492-29181-1|
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_Markus Heitz auf |Buchwurm.info|:_

[Interview mit Markus Heitz]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56
[„Ritus“ 2351 (Buch)
[„Ritus“ 3245 (Hörbuch)
[„Sanctum“ 2875 (Buch)
[„Sanctum“ 4143 (Hörbuch)
[„Blutportale“ 5528
[„Die Mächte des Feuers“ 2997
[„Die Mächte des Feuers“ 4655 (Hörbuch)
[„Kinder des Judas“ 4306
[„Die Zwerge“ 2823
[„Die Zwerge“ 2941 (Hörbuch)
[„Die Rache der Zwerge“ 1958
[„Der Krieg der Zwerge“ 3074
[„Schatten über Ulldart“ 381 (Die Dunkle Zeit 1)
[„Trügerischer Friede“ 1732 (Ulldart – Zeit des Neuen 1)
[„05:58“ 1056 (Shadowrun)
[„Die dritte Expedition“ 2098

Sara Douglass – Gesandter des Teufels (Das dunkle Jahrhundert 4)

Band 1: „Hüter der Macht“
Band 2: „Tochter des Krieges“
Band 3: „Diener des Bösen“

_Hal Bolingbrokes Plan_ zur Beschaffung der Schatulle mit Wynkyn de Wordes Buch ist misslungen. Nicht nur, dass es nicht die richtige Schatulle war, sie hat auch noch einen entsetzlichen Preis gefordert. Und Thomas Neville muss erkennen, dass seine Überzeugung, er könne zu Margaret genügend Distanz wahren, um sich nicht zu verlieben, eine gravierende Fehleinschätzung war. Jetzt versucht er, sich selbst davon zu überzeugen, dass seine unleugbare Liebe zu Margaret nicht bedeuten muss, dass er ihr auch seine Seele schenkt.

Sara Douglass – Gesandter des Teufels (Das dunkle Jahrhundert 4) weiterlesen

Sara Douglass – Diener des Bösen (Das dunkle Jahrhundert 3)

Band 1: [„Hüter der Macht“ 4812
Band 2: [„Tochter des Krieges“ 5506

Thomas hat auf Betreiben Lancasters Margaret geheiratet. Doch er ist fest davon überzeugt, dass es ihm trotzdem gelingen wird, sich nicht in sie zu verlieben. Viel mehr Kopfzerbrechen als die Versuchung durch Margaret bereitet ihm inzwischen die Suche nach der Schatulle, in der sich de Wordes Buch befindet. Thomas ist der Überzeugung, dass sie sich in Westminster befindet, bei Richard, der inzwischen König von England ist. Es scheint aussichtslos, an das kostbare Stück heranzukommen. Bis Bolingbroke einen merkwürdigen Plan ersinnt …

_An der Charakterzeichnung_ hat sich nicht viel verändert, nur drei neue Caraktere werden wichtig. Der eine ist Mary de Bohun. Die junge Frau ist eine reiche Erbin und Hal Bolingbrokes Braut. Sie ist jung, von zarter Gesundheit und auch ein wenig schüchtern, und sie fürchtet sich zunächst vor ihrem Mann. Gleichzeitig beweist sie erstaunliche geistige Stärke und Großherzigkeit, indem sie Margaret beisteht, und das, obwohl sie diese für Bolingbrokes Geliebte hält.

Der zweite ist Katherine, die Tochter des französischen Königs. Sie ist jung und intelligent, da aber nach salischem Recht die weibliche Linie nicht erbberechtigt ist, hat sie sich bisher zurückgehalten. Erst nach einem Gespräch mit ihrer Mutter Isabella beginnt sie, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ihre erklärte Gegnerin ist … Jeanne d’Arc.

Und zu guter Letzt wäre da noch Robert de Vere, der Earl of Oxford, ein schmieriger, intriganter Kerl, der den jungen König komplett um den Finger gewickelt hat und sich von ihm nun mit Titeln und Ländereien überschütten lässt, was ihm eine enorme Machtfülle verleiht. Eine ausgesprochen einseitige Machtfülle, wie vor allem Lancaster und seine Anhänger finden.

Die Intensität dieser drei neuen Figuren reicht nicht an die von Thomas und Margaret heran. Mary ist bisher nicht wichtig genug, de Vere taucht nur zusammen mit Richard auf, und Katherine steht von Anfang an als Verbündete Bolingbrokes fest, was viel von dem Raum beansprucht, den die Autorin auf die Charakterzeichnung verwandt hat. Trotzdem haben sie alle genug Profil erhalten, um nicht hölzern oder plakativ zu wirken.

_Die Handlung dagegen_ hat einiges an Neuem zu bieten. Inzwischen kann der Leser sicher sein, dass Margaret und Hal wie auch Katherine mehr sind als „normale“ Menschen. Aber gehören sie wirklich zu den schaurigen Geschöpfen, die Neville und Lancaster in Frankreich begegnet sind? Hier besteht noch immer eine erstaunliche Diskrepanz. Und dann sagt Margaret, sie sei kein Dämon, sondern ein Engel! Fest steht allerdings auch, dass der Erzengel Michael ein unversöhnlicher Gegner Margarets ist! Es scheint, als würde die einfache Frage, wer Dämon und wer Engel, wer gut und wer böse ist, schon gar nicht mehr ausreichen, als wäre hier noch eine dritte Gruppe beteiligt.

Auch Hal gibt verstärkt Anlass zu Spekulationen. Ganz offensichtlich gehört er zu Margarets Verbündeten, sie bezeichnet ihn gelegentlich sogar als ihren Lord, so, als wäre er eine Art Vorgesetzter. Der Plan im Zusammenhang mit der Beschaffung der Schatulle erinnert massiv an Thomas‘ frühere kaltherzige Rücksichtslosigkeit. Auch die Hochzeit mit Mary zeigt ziemlich kaltschnäutziges Kalkül. Ist Hal womöglich – mehr oder weniger absichtlich – auf dem Weg ins gegnerische Lager?

Und dann ist da auch noch Richard Thorseby. Der Ordensgeneral der Dominikaner fühlt sich durch Thomas‘ Austritt aus dem Orden sozusagen persönlich gekränkt und sinnt nun auf Rache. Nicht, dass er große Lust zu reisen hätte, doch in diesem Fall kommt ihm die Einladung zu einem Konzil in Rom dennoch zupass. Vielleicht lässt sich in dem Kloster in Rom, in dem Thomas‘ Reise durch Europa begann, etwas aufspüren, woraus er dem ehemaligen Mönch einen Strick drehen kann …

_All dies ist eingebettet_ in den geschichtlichen Hintergrund der Regierungszeit Richards II. Die Lancasters geraten immer weiter unter Druck, denn Richard fühlt sich durch John of Gaunt bevormundet und durch Hals Beliebtheit im Volk sogar in seiner Stellung bedroht. Schon aus gekränkter Eitelkeit ist er nicht bereit, die Argumente gegen seine Politik auch nur anzuhören, ganz gleich, wie vernünftig sie auch sein mögen. Außerdem ist er bestrebt, seinem Favoriten de Vere zu gefallen.

Ein zusätzlicher Streitpunkt ist die geplante neue Kopfsteuer, mit der Richard einen Feldzug nach Irland finanzieren will, obgleich der Krieg gegen Frankreich noch gar nicht beendet ist. Diesbezügliche Warnungen fasst er als Kritik auf und reagiert ausgesprochen scharf. In seinem Streit mit den Adligen des Reiches übersieht er allerdings völlig einen weiteren Faktor: sein Volk! Längst hat der Same, den Wanderprediger wie John Wycliff und John Ball im Volke gesät haben, Wurzeln geschlagen …

Sara Douglass hat diese verschiedenen, recht unterschiedlichen Aspekte geschickt zu einer nahtlosen, glatten Geschichte verwoben und dadurch den historischen Hintergrund auf eine Weise zum Schauplatz eines Kampfes zwischen Gut und Böse gemacht, der schon fast realistisch anmutet, trotz der vielen Fantasy-Elemente, die er enthält. Und noch immer ist sich der Leser nicht wirklich sicher, mit wie vielen Parteien er es eigentlich zu tun hat und wer zu welcher Partei gehört. Abgesehen von der Gefahr, die den Lancasters durch Richard II. droht, und dem sich anbahnenden Bürgerkrieg sorgt besagte Undurchsichtigkeit im Zusammenhang mit der Frage, wie Thomas Neville sich letztlich wohl entscheiden wird, wenn er endlich Wynkyn de Wordes Buch gefunden hat, für stetig steigende Spannung. Je weiter ich lese, desto faszinierter bin ich.

_Sara Douglass_ arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Streß. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaumzyklus| stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Außer dem |Weltenbaumzyklus| und dem |Sternenzyklus| schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Zurzeit schreibt die Autorin an ihrer neuen Trilogie |Darkglass Mountains|. Der Folgeband zum Zyklus des dunklen Jahrhunderts erschien diesen Monat unter dem Titel „Gesandter des Teufels“.

|Originaltitel: The Wounded Hawk. The Crucible Two
Aus dem australischen Englisch von Sara Riffel
409 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN-13: 978-3-492-70164-8|

My Сreative


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Mehr von Sara Douglass auf |Buchwurm.info|:

[„Die Sternenbraut“ 577 (Unter dem Weltenbaum 1)
[„Sternenströmers Lied“ 580 (Unter dem Weltenbaum 2)
[„Tanz der Sterne“ 585 (Unter dem Weltenbaum 3)
[„Der Sternenhüter“ 590 (Unter dem Weltenbaum 4)
[„Das Vermächtnis der Sternenbraut“ 599 (Unter dem Weltenbaum 5)
[„Die Göttin des Sternentanzes“ 604 (Unter dem Weltenbaum 6)
[„Der Herr des Traumreichs“ 1037
[„Die Glaszauberin“ 1811 (Die Macht der Pyramide 1)
[„Der Steinwandler“ 2639 (Die Macht der Pyramide 2)
[„Die sterblichen Götter Tencendors“ 2653 (Im Zeichen der Sterne 1)
[„Die Wächter der Zeiten“ 2947 (Im Zeichen der Sterne 2)
[„Die letzte Schlacht um Tencendor“ 3608 (Im Zeichen der Sterne 3)

Sara Douglass – Tochter des Krieges (Das dunkle Jahrhundert 2)

Thomas Neville ist sehr zu seinem Verdruss in Chauvigny hängengeblieben. Der schwarze Prinz will ihn nicht nach England schicken, ehe er nicht herausgefunden hat, was Thomas vor ihm verbirgt. Aber erst nach einem ausgesprochen unheimlichen Ereignis setzt er den Dominikaner so unter Druck, dass dieser ihm die Wahrheit erzählt. So kommt es, dass Thomas sich zusammen mit dem Duke of Lancaster, der den gefangen genommenen französischen König nach England bringt, auf dem Weg nach La Rochelle wiederfindet. Und noch jemand reist mit dieser Gruppe: Lady Margaret, die geheimnisvolle Frau, die Thomas in einer Vision begegnet ist, und die Thomas für eine Hexe hält. Und für seine persönliche Versuchung …

Die Charakterzeichnung hat sich spürbar vertieft. Das gilt vor allem für einige der Nebencharaktere, allen voran Lady Margaret.

Margaret hat vor Kurzem ihren Mann verloren. Nun sitzt sie ohne Beschützer in einem fremden Land, und natürlich findet sich auch ein Mann, der ihre Situation ausnutzt. Dann wird sie auch noch schwanger, was ihre Lage weiter verkompliziert. Und als wäre all das nicht schon schwierig genug, verliebt sie sich auch noch in Thomas Neville, der sie für eine Hure und außerdem für eine Dämonin hält. Aber hat er mit Letzterem so unrecht?

Thomas entwickelt allmählich fast so etwas wie eine Paranoia, was die Dämonen angeht. Schon die geringste Kritik an der Kirche oder den gesellschaftlichen Zuständen lässt ihn den jeweiligen Sprecher für einen Dämonen halten. Offenbar kann er niemandem mehr trauen, nicht einmal seinen früheren Freunden, was die Situation für ihn besonders schwierig macht. Auf der anderen Seite hat er immer öfter Anflüge von Menschlichkeit, vor allem, wenn es um Margarets Kind geht, was ihn wesentlich erträglicher macht.

Ein besonders undurchsichtiger Charakter ist Thomas‘ Jugendfreund Hal Bolingbroke, der Sohn des Duke of Lancaster. Ganz offensichtlich kennt er Margaret besser, als man annehmen sollte. Etwas verbindet sie mit ihm, denn sie haben offensichtlich gemeinsame Pläne. Gleichzeitig aber unterstützt er Thomas bei seiner Suche nach dem magischen Buch Wynkyn de Wordes. Zumindest sieht es so aus … oder?

Immerhin weiß der Leser zumindest von Richard, dem Sohn des schwarzen Prinzen und Hals Vetter, was er von ihm zu halten hat: Richard ist ehrgeizig, eitel, rücksichtslos und gerissen. Kein Wunder, dass Thomas ihn für den Kern der Dämonenverschwörung hält. Dumm nur, dass Richard nach dem Tod seines Vaters der Thronerbe ist.

Die zusätzlichen Charaktere und die Intensivierung von Thomas und Margaret haben dem Buch ausgesprochen gutgetan. Nicht nur, weil durch Thomas‘ Entwicklung viel von dem weggefallen ist, was mich zuvor so an ihm gestört hat, sondern vor allem, weil Margaret durch ihren inneren Zwiespalt der Geschichte eine gute Portion Menschlichkeit hinzugefügt hat.

Auch Hal war ein großer Gewinn, nicht unbedingt die Persönlichkeit als solche, aber ihre Funktion innerhalb der Handlung. Noch mehr als Margaret sorgt er dafür, dass die Sache undurchsichtig bleibt. Der Leser wird immer wieder aufs Neue aufs Glatteis geführt. Mal entsteht der Eindruck, dass Hal tatsächlich auf Thomas‘ Seite steht und ihm hilft. Dann wieder kommt eine Szene, die diesem Eindruck zu widersprechen scheint und so die Figur zurück in die Grauzone führt.

Manchmal sieht es sogar so aus, als sei Hal damit gar nicht allein. Von dem Zeitpunkt an, als Thomas in Lancasters Gefolge nach England aufbricht, entfernt er sich immer weiter von seinem Leben als Mönch, und seltsamerweise gibt Lancaster mehrmals den Anstoß für den nächsten Schritt in dieser Entwicklung. Zufall?

Tatsache ist, dass Thomas sich lenken lässt, und zwar nicht unbedingt von demjenigen, den er sich dafür ausgesucht hat, dem Erzengel Michael. Vor sich selbst kann er das allerdings nicht zugeben, stattdessen beschönigt er sein Verhalten vor sich selbst. Erstaunlich, dass er dadurch nur sympathischer wird.

Natürlich stellt sich der Leser angesichts der Entwicklung die erwartete Frage: Wer sind hier eigentlich die Guten und wer die Bösen? Diese Frage wird dadurch umso verzwickter, dass der Leser nicht sicher weiß, wer jetzt tatsächlich ein Dämon ist und wer nicht. Und dass er, wenn er den Andeutungen folgt, vor einem Problem steht: nämlich dass Gut und Böse sich nicht mit Mensch und Dämon deckt!

Von dieser Zwickmühle lebt das gesamte Buch. Sara Douglass hat es hervorragend verstanden, alles in der Schwebe zu halten. Selbst wenn sie Teile des Geheimnisses aufzudecken scheint, kommt der Leser dem Kern des Rätsels nicht näher, er pendelt immer nur hin und her, als säße er auf einer Schaukel. Und obwohl sich an äußerer Handlung nicht viel tut, kann man das Buch kaum aus der Hand legen. Die Tatsache, dass die Geschichte vor einem historischen Hintergrund spielt und zu einem inzwischen nicht unerheblichen Teil von historischen Figuren getragen wird, wie dem Duke of Lancaster oder Richard II., verleiht dem Ganzen zusätzliche Würze.

_Um es kurz zu machen:_ Der zweite Band des Zyklus hat sich verglichen mit dem ersten massiv gesteigert. Obwohl man das so eigentlich nicht sagen kann, denn der Anfang des Buches knüpfte so unmittelbar an das Ende seines Vorgängers an, dass ich den Verdacht hegte, hier wäre wieder einmal ein Buch in zwei Teile gehackt worden. Ein Verdacht, der sich leider bestätigt hat. Insofern wäre es zutreffender zu sagen, dass das Buch ein wenig Warmlaufzeit benötigt, da sich die Autorin zunächst hauptsächlich ihrem Hauptprotagonisten und ihrem Hintergrund gewidmet, aber ab der zweiten Hälfte ihr Augenmerk vermehrt auf ihren Plot gerichtet hat und ab da die Sache an Komplexität und Intensität gewinnt. Es lohnt sich also, ein wenig Geduld aufzubringen. Als Belohnung winkt ein fesselndes Rätsel, das zu lösen spannender ist als jeder Thriller. Zumindest für mich.

_Sara Douglass_ arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaumzyklus| stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Außer dem |Weltenbaumzyklus| und dem |Sternenzyklus| schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Zurzeit schreibt die Autorin an ihrer neuen Trilogie |Darkglass Mountains|. Die nächste Veröffentlichung auf Deutsch kommt im März dieses Jahres unter dem Titel „Gesandter des Teufels“ in die Buchläden.

|Originaltitel: The Nameless Day. The Crucicle
Aus dem australischen Englisch von Sara Riffel
403 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-492-70163-1|

My Сreative


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_Sara Douglass bei |Buchwurm.info|:_

[Hüter der Macht 4812 (Das dunkle Jahrhundert 1)
[Die Sternenbraut 577 (Unter dem Weltenbaum 1)
[Sternenströmers Lied 580 (Unter dem Weltenbaum 2)
[Tanz der Sterne 585 (Unter dem Weltenbaum 3)
[Der Sternenhüter 590 (Unter dem Weltenbaum 4)
[Das Vermächtnis der Sternenbraut 599 (Unter dem Weltenbaum 5)
[Die Göttin des Sternentanzes 604 (Unter dem Weltenbaum 6)
[Der Herr des Traumreichs 1037
[Die Glaszauberin 1811 (Die Macht der Pyramide 1)
[Der Steinwandler 2639 (Die Macht der Pyramide 2)
[Die sterblichen Götter Tencendors 2653 (Im Zeichen der Sterne 1)
[Die Wächter der Zeiten 2947 (Im Zeichen der Sterne 2)
[Die letzte Schlacht um Tencendor 3608 (Im Zeichen der Sterne 3)

Wellington, David – letzte Vampir, Der

Special Deputy Jameson Arkeley – und auf den |Special Deputy| legt Arkeley genauso viel Wert wie Captain Jack Sparrow auf den |Captain| – ist ein ganz harter Knochen. 1983 schaffte er es, ein ganzes Vampirnest zu vernichten, wenn man einmal von der Vampirin Justinia Malvern absieht, deren verknöcherter untoter Körper einfach nicht recht brennen wollte und die nun, der amerikanischen Justiz unterstellt, in einem leerstehenden Sanatorium als Versuchsobjekt herhalten muss. Diese eine erfolgreiche Vampirjagd ist der Knackpunkt in Arkeleys Karriere. Nicht nur macht sie ihn plötzlich zum einzigen erfolgreichen Vampirjäger der Vereinigten Staaten; sie ist auch der Beginn seines fanatischen Hasses auf die Blutsauger. Dass Malvern ihm durch die Finger geglitten ist, kann Arkeley nicht verwinden. Er will sie unbedingt tot sehen, genauso wie jeden anderen Vampir.

Zwanzig Jahre später wittert Arkeley endlich seine Chance. Bei einer Polizeikontrolle im verschlafenen Pennsylvania stößt State Trooper Laura Caxton auf einen Wagen mit drei Leichen. Schnell wird klar, dass es sich um Vampiropfer handelt. Die eingeschalteten Behörden schicken Arkeley zur Unterstützung, und der kann nicht anders als Malvern hinter den neuen Vampiraktivitäten zu vermuten.

Zusammen mit der in Vampirfragen völlig unbeleckten Caxton macht sich Arkeley also auf, den neuen Vampiren das Handwerk zu legen; eine Angelegenheit, die sich als schwieriger erweist, als man zunächst annehmen würde. Wellingtons Vampire kommen als ziemlich unbesiegbare Kampfgeschosse daher, und so haben Arkeley und Caxton ihre liebe Müh, die neue Vampirplage einzudämmen und die menschlichen Opfer in übersichtlichen Zahlen zu halten. Bis es zum endgültigen Showdown im stillgelegten Sanatorium kommen kann, ist auf beiden Seiten reichlich Blut geflossen und eine stolze Zahl von Nebencharakteren hat ihr Leben ausgehaucht.

Wenn Verlage ihre Publikationen mit Superlativen schmücken, ist in der Regel Vorsicht geboten. |Piper| bezeichnet David Wellingtons „Der letzte Vampir“ ganz unbescheiden als den „kompromisslosesten und wichtigsten Vampirroman des modernen Horrors“ und spricht dann im Klappentext auch noch vom „definitiven Vampir-Epos“. Damit stellt sich |Piper| leider selbst ein Bein, denn bei den unzähligen Veröffentlichungen zum Thema Vampire müsste Wellington schon arg von der Muse geküsst worden sein, um derartige Lobeshymnen zu verdienen. Tatsächlich hat er einen grundsoliden Actionreißer geschrieben, jedoch keinen „wichtigen Vampirroman“ und schon gar kein „Vampir-Epos“.

Bei Wellington geht es richtig zur Sache, und das macht er seinem Leser gleich auf den ersten Seiten klar. Schon die Beschreibung von Arkeleys erster Vampirjagd gibt den Kurs für die folgenden vierhundert Seiten vor. Da wird geschossen und verfolgt und gestorben, und schlussendlich kotzt der böse Vampir seine komatösen Vampirgefährten mit halbverdautem Blut voll, um sie wiederzubeleben. Das alles schildert Wellington mit echter Hingabe, und wer seine Begeisterung für das Eklige und Brutale nicht teilt, der wird sich mit „Der letzte Vampir“ wohl schwertun.

In den relativ kurzen Kapiteln reiht sich eine halsbrecherische Actionsequenz an die nächste, und Wellington gönnt seinen beiden Protagonisten kaum eine Verschnaufpause. Trotzdem schafft er es, die beiden durchaus plastisch zu schildern. Arkeley sieht mit seinen versteiften Wirbeln so aus, als hätte er buchstäblich einen Stock verschluckt – und so benimmt er sich auch. Außer seiner Rache an Malvern zählt für ihn nichts im Leben, selbst seine Ehe und sein Sohn sind für ihn nichts weiter als eine Art, die Zeit zwischen den Vampirjagden zu füllen. Arkeley ist ein Einzelgänger, und das lässt er seine neue Partnerin gern spüren. Doch Caxton ist zu sehr damit beschäftigt, sich vor den herumfliegenden Kugeln zu ducken, um Arkeley wirklich lange böse zu sein.

Überhaupt, Caxton. Wellington schreibt aus ihrer Perspektive, der Leser erkundet also mit ihr diese neue und ungewohnte Welt der Vampire. Sie hält sich ganz gut, schaut bei den übel zugerichteten Leichen immer hin und stellt sich auch bei der Jagd auf den Vampir Congreve nicht dumm. Im Gegensatz zu Arkeley hat sie auch so etwas wie ein Privatleben – eine Freundin, eine Meute Hunde und ein Haus. Deanne, Caxtons Liebste, ist der Schwachpunkt des Romans. Sie ist nie mehr als ein Plot Device, ein Kunstgriff, um die Handlung in die richtigen Bahnen zu lenken, und ein so billiger Trick erscheint als ein hässlicher Fleck auf dem ansonsten durchaus logisch gewebten Handlungsteppich des Romans.

Aber natürlich sollte man auch ein paar Worte über Wellingtons Vampire verlieren, sie sind schließlich der Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Sie sind triebgesteuerte Monstren: große, kahlköpfige Albinos mit spitzen Ohren und mehreren scharfen Zahnreihen. Sie nippen nicht etwa gepflegt an ihrem Opfer, sondern reißen es in Stücke, und wenn es ihnen beliebt, können sie die so Getöteten als Halbtote wieder auferstehen lassen: praktische Zombies, die niedere Arbeiten verrichten können. Seltsamerweise sind Wellingtons Vampire (und das wird nie wirklich thematisiert) eine evolutionäre Sackgasse. Im Gegensatz zum normalen literarischen Vampir, der mit zunehmendem Alter immer stärker wird und immer weniger Blut benötigt, sind die Vampire Wellingtons nie so stark wie in ihrer ersten Nacht und mit zunehmendem Alter brauchen sie immer größere Blutmengen. Sicher, das verstärkt die Gefahr für die Menschen, doch gleichzeitig sorgt es auch dafür, dass eine Vampirin wie Malvern (ca. 400 Jahre alt) nur noch aus lose zusammenhängendem Gewebe besteht. Sie kann nicht mehr laufen, kommuniziert nur noch über einen Laptop und ihr fehlt ein Auge. So möchte man sich die Ewigkeit nicht vorstellen …

Und zu allem Überfluss zerfallen Vampire tagsüber auch noch in eine Art Glibber. In diesem Urschleim aus Nägeln, herumschwimmenden Knochen und halbverflüssigten Eingeweiden muss der geneigte Jäger dann das Herz finden, denn nur so kann ein Vampir vernichtet werden. Bei Wellington klingt das dann so: |“Sie sah Reyes‘ Knochen, so wie sie Malverns Skelett gesehen hatte, aber während das Fleisch der Vampirin zu einem oder zwei Litern breiigem Matsch reduziert gewesen war, stand in Reyes‘ Sarg die zähflüssige Suppe bis zur Hälfte. Nun, bei ihm gab es ja auch viel mehr Fleisch zu verflüssigen als bei Malvern. Ein paar Knochen trieben an der Oberfläche; an den knorpeligen Vorsprüngen klebten ganze Madenkolonien. Der Schädel lag völlig untergetaucht auf dem Grund, starrte sie mit weit aufgeklapptem Unterkiefer an.“| (S. 263) Für solche Szenen lebt Wellington, gepflegter Grusel ist seine Sache nicht. Bei ihm geht es deftig zu und er liebt es, sich der Schmerzgrenze Satz für Satz zu nähern, um sie dann plötzlich zu überspringen.

Wellingtons Roman ist sicher nichts für zarte Gemüter. Wohlerzogene adlige Vampire mit schwarzen Capes wird der Leser hier nicht finden. Wer aber auf der Suche nach einem Actionspektakel mit zwei taffen Helden ist, wer Vampire mal etwas anders erleben will und das Abscheuliche und Groteske sucht, der sollte Wellingtons letzem Vampir eine Chance geben. Dass Wellingtons unverwüstliche Vampire ihre Leserschaft finden, beweist wohl die Tatsache, dass die Fortsetzung, „99 Coffins“, im Dezember 2007 in den USA erschienen ist.

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http://www.brokentype.com/davidwellington/

David Wellington schreibt seine Romane zunächst als Blogeinträge, um sie später als überarbeitete Fassung in Buchform zu veröffentlichen. Das heißt, alle seine Romane sind kostenlos (und völlig legal) im WWW zu finden. Die originale Rohfassung von „Der letzte Vampir“ kann man hier lesen: http://www.brokentype.com/thirteenbullets/.

Sara Douglass – Hüter der Macht (Das dunkle Jahrhundert 1)

_In einer düsteren Schlucht_ nördlich von Nürnberg stirbt ein Mönch namens Wynkyn de Worde einsam an der Pest. Ein tragischer Verlust, denn der alte Mann hat nicht nur keinen Nachfolger für sein finsteres Geheimnis hinterlassen, er hat auch seine Aufgabe nicht ganz zu Ende gebracht. Dunkle Zeiten brechen an …

Jahre später trifft der Mönch Thomas Neville in Sant‘ Angelo ein. Er wurde von Oxford nach Rom geschickt, um in dem für seine Bibliothek berühmten Kloster die Schriften zu studieren. Dabei stößt er auch auf den Namen Wynkyn de Worde, und ganz offensichtlich ist dieser Name von ungewöhnlichen Umständen umgeben. Schließlich offenbart ihm der Erzengel Michael persönlich, dass er, Thomas, künftig de Wordes Nachfolger sein soll.

Thomas ist Feuer und Flamme. Aber um diese Nachfolge antreten zu können, muss er zunächst einmal das geheimnisvolle Buch finden, das de Worde stets bei sich hatte. Er ahnt nicht, dass er eine lange, beschwerliche und gefahrvolle Reise durch halb Europa vor sich hat …

_Trotz einer Fülle von Charakteren_ steht lediglich ein einziger im Mittelpunkt: Thomas Neville war einst ein adliger Ritter und hat im Krieg auf Seiten Englands gegen Frankreich gekämpft. Das tragische Ende seines Verhältnisses mit einer verheirateten Lady hat ihn dazu getrieben, dem Orden der Dominikaner beizutreten, um für diese und viele andere Sünden zu büßen. Doch obwohl seine Reue diesbezüglich echt ist, scheint sich seine Wesensart mit dem, was einen guten Mönch ausmachen sollte, nicht ganz vereinbaren zu lassen. Thomas ist von geradezu fanatischer Frömmigkeit, aber gleichzeitig hochmütig und selbstgerecht. So etwas wie Mitgefühl scheint er nicht zu kennen.

Die übrigen Personen tauchen nur abschnittweise auf und sind lediglich skizziert, so der Prior von Sant‘ Angelo, Etienne Marcel und die junge Margaret. In den meisten Fällen stellt sich aber weniger die Frage, wer sie sind, als vielmehr, was sie sind. Die historischen Persönlichkeiten schließlich bleiben so sehr am Rand, dass sie überhaupt kein eigenes Profil haben außer demjenigen, das ihre Rolle innerhalb des historischen Rahmens ihnen verleiht.

Objektiv betrachtet hat Sara Douglass mit ihrer Hauptfigur eine Charakterzeichnung von gewohnter Qualität abgeliefert. Obwohl Thomas sich stellenweise anhört wie der „typische“ mittelalterlichen Mönch, der trotz aller offensichtlichen Fehler noch immer die bestehende Ordnung als Willen Gottes verteidigt, ist es der Autorin gelungen, ihn durch seine Unsicherheiten und Ängste lebendig und menschlich zu erhalten und vor dem Abrutschen ins Klischee zu bewahren. Subjektiv aber konnte ich trotzdem nicht recht damit warmwerden. Vielleicht lag es daran, dass mich Thomas‘ arrogante Selbstgerechtigkeit so sehr geärgert hat, vielleicht auch daran, dass er beim nichtigsten Anlass die Herrschaft über seine Triebe verliert. Ein entsetzlicher Kerl!

_Auch das Bühnenbild ist gewöhnungsbedürftig._ Karl IV. von Frankreich hat keine direkten Nachkommen hinterlassen, weshalb ihm sein Cousin Philipp aus dem Haus Valois auf den Thron folgte. Der englische König Eduard III., mütterlicherseits ein Neffe von Karl IV., ist damit nicht einverstanden und erhebt seinerseits Anspruch auf den französischen Thron. Das salische Recht jedoch schließt eine Erbfolge über die weibliche Linie aus. Eduard ist nicht bereit nachzugeben: Seit 1340 führt England immer wieder Krieg gegen Frankreich.

Ebenso wie die materielle Welt unter dem Krieg leidet, den man später den Hundertjährigen nennen wird, leidet die geistige Welt unter dem großen abendländischen Schisma. Seit Papst Clemens V. vor nahezu siebzig Jahren nach Avignon umgezogen ist, hat die Kurie massiv an Ansehen und auch an Macht eingebüßt. Und kaum ist Gregor XI. nach Rom zurückgekehrt, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, da stirbt er. Das Gerücht geht um, die Kardinäle, großteils Franzosen, wollten nach Avignon zurückkehren. Rom gerät in Aufruhr, erzwingt die Ernennung eines Italieners zum Papst. Doch unmittelbar nach dem Konklave flüchten die Franzosen zurück nach Avignon und wählen einen Gegenpapst!

Das klingt erst mal stark nach Historienroman, ist es aber nicht wirklich. Sara Douglass hat den historischen Hintergrund zum Schauplatz für einen Kampf zwischen Gut und Böse gemacht, der ebenso christliche wie fantastische Züge trägt. Zwar war Mystik im Mittelalter ein fester Bestandteil der christlichen Lehre, aber schon die Methode, nach der Wynkyn de Worde seine Aufgabe erfüllt, ähnelt weit mehr der Magie als dem Gebet, und die Szene, in der Odile Thomas verführt, geht endgültig über christliche Mystik hinaus.

Auch die Dämonen entsprechen nicht unbedingt dem, was man von den vielgeschmähten Dienern des Bösen erwarten würde. Sie sind keine grausamen, abscheulichen Monster, die eine Spur aus Blut und Verderben hinter sich herziehen. Natürlich ahnt der Leser schon ehe er das Buch aufgeschlagen hat, dass die Frage, wer die Guten und wer die Bösen sind, Gegenstand vieler Wendungen und Winkelzüge sein wird, nur um am Ende auf eine Weise beantwortet zu werden, die unsere überkommenen Denkweisen herausfordern wird. Oder zumindest, dass das die Absicht der Autorin ist – unter anderem.

Tatsache ist, dass Douglass diese Frage wirklich stellt – aber nicht klar und offen gleich zu Beginn; nein, die Frage schleicht sich stattdessen ein. Sie pirscht sich an eine Situation heran, in welcher der Leser sich noch sicher ist, wer die Guten und wer die Bösen sind – einigermaßen zumindest. Und nur ganz allmählich stellt sich Misstrauen ein: in der seltsamen Art und Weise, wie der Erzengel Michael mit Thomas spricht, in kleinen, beinahe nebensächlichen Bemerkungen und Gedanken Wynkyns, Marcels, Margarets. Und doch bleibt der Verdacht vage genug, um den Leser nicht sofort umkippen zu lassen. Diese Unsicherheit hält sich bis zur letzten Seite.

Insofern ist die tatsächliche Handlung, Thomas‘ Reise von Rom über Nürnberg nach Paris und letztlich nach Chauvigny, schon beinahe nebensächlich. Und tatsächlich passiert auch nicht wirklich viel auf dieser Reise, das für sich genommen erwähnenswert wäre. Alle Ereignisse von Bedeutung sind auf der geistigen Seite zu suchen. Der Kampf zwischen Gut und Böse spielt sich unmittelbar in und um Thomas herum ab. Er ist der entscheidende Schlüssel – er weiß es nur noch nicht. Oder besser: Er hat es noch nicht begriffen.

Was diesem abstrakten Ringen letztlich die wahre Würze verleiht, ist die Tatsache, dass diese ganze Geschichte eben doch in einen historischen Kontext gestellt wurde. Sozusagen eine phantastische Spekulation darüber, was der Weltgeschichte letztlich den Impuls gegeben hat, eben diejenige Wende zu nehmen, die sie genommen hat. Eine Komposition, die deshalb nicht dissonant klingt, weil es der Autorin gelungen ist, den Übergang zwischen tatsächlicher christlicher Weltanschauung zu jener Zeit und den von ihr eingebrachten Komponenten fließend zu halten, als hätte sie die christliche Mystik lediglich zur Phantastik weiterentwickelt und nicht zwei völlig voneinander unabhängige Elemente zusammengemischt.

_Das Ergebnis ist_, wie gesagt, gewöhnungsbedürftig. Ich brauchte einige Zeit, um mich einzulesen und herauszufinden, worauf die Autorin eigentlich hinauswill. Am Ende des Buches aber stellte ich fest, dass ich die Reise als solche zwar ein wenig fad und die übernatürlichen Ereignisse etwas ungewöhnlich fand, der Kern der Geschichte mich aber interessiert und ich jetzt schon auf die Fortsetzung gespannt bin.

_Sara Douglass_ arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres Weltenbaumzyklus stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Außer dem Weltenbaumzyklus und dem Sternenzyklus schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Zurzeit schreibt die Autorin an ihrer neuen Trilogie |Darkglass Mountains|, deren zweiter Band „The Twisted Citadel“ im Mai dieses Jahres auf Englisch erscheint.

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_Sara Douglass bei |Buchwurm.info|:_

[Die Sternenbraut 577 (Unter dem Weltenbaum 1)
[Sternenströmers Lied 580 (Unter dem Weltenbaum 2)
[Tanz der Sterne 585 (Unter dem Weltenbaum 3)
[Der Sternenhüter 590 (Unter dem Weltenbaum 4)
[Das Vermächtnis der Sternenbraut 599 (Unter dem Weltenbaum 5)
[Die Göttin des Sternentanzes 604 (Unter dem Weltenbaum 6)
[Der Herr des Traumreichs 1037
[Die Glaszauberin 1811 (Die Macht der Pyramide 1)
[Der Steinwandler 2639 (Die Macht der Pyramide 2)
[Die sterblichen Götter Tencendors 2653 (Im Zeichen der Sterne 1)
[Die Wächter der Zeiten 2947 (Im Zeichen der Sterne 2)
[Die letzte Schlacht um Tencendor 3608 (Im Zeichen der Sterne 3)

Meißner, Tobias O. – Brücke der brennenden Blumen (Im Zeichen des Mammuts 4)

Band 1: [„Die dunkle Quelle“ 1938
Band 2: [„Die letzten Worte des Wolfs“ 2418
Band 3: [„Das vergessene Zepter“ 3447

_Wenn die Eisenbahn …_

doch so pünktlich wäre wie Tobias O. Meißner, dann hätten die Lokführer von Seiten der Kundschaft vielleicht ein bisschen mehr Rückendeckung angesichts ihrer Streikvorhaben gehabt. Wieder ist nämlich kaum ein Jahr vergangen und wieder, wie versprochen, liefert der deutsche Underground-Fantast ein neues Abenteuer des Mammuts, das trotz dieser kurzen Zeit ausgereift, originell und spannend daherkommt.

_Das Mammut hat zu kämpfen …_

und zwar nicht zu knapp. Naenn, das hübsche Schmetterlingsmädchen, liegt schwanger im Warchaimer Hauptquartier, Helfer Cajinn ist vollkommen mit ihrer Pflege ausgelastet, da Rodraeg mit einem Herzschuss in seiner Kammer liegt, eher tot als lebendig, weil ihm Hellas, ehemaliger Mitstreiter, diesen tödlichen Pfeil verpasste und seither die Gemeinschaft verließ. Übrig geblieben sind der ungestüme Klippenwäldler Bestar und der Lichtmagier Eljazokad, der seine komplette Magie allerdings während des letzten Mammut-Abenteuers verloren hat. Bestar ist zwar ein furchteinflößender Krieger, aber ein Führer ist er nicht, weshalb es an Eljazokad bleibt, diese Rolle zu übernehmen, als ein neuer Auftrag für das Mammut hereinschneit.

Alle Kaninchen sind aus dem Thostwald verschwunden, heißt es dort; das Mammut möge sich also in den Thost begeben, um sich dort an Forker Munsen zu wenden, der sich in diesem Wald vorzüglich auskennt und den Mammutstreitern sicherlich weiterhelfen können wird. Eljazokad und Bestar hoffen darauf, dass Rodraeg genesen wird, um sie auf diesem Auftrag zu begleiten, aber sein Zustand ändert sich nicht. „Er befindet sich auf der Brücke der brennenden Blumen“, behaupten die geheimnisvollen Dreimagier, „auf einer Schwelle zwischen dem Land der Lebenden und der Toten.“ Um Rodraeg zu heilen, muss er von dieser Brücke wieder ins Reich der Lebenden geführt werden. Aber weder Eljazokad noch Bestar noch Naenn wissen, wie sie das anstellen sollen, und deswegen bleibt den ersten beiden nichts anderes übrig, als sich alleine um das Rätsel der verschwundenen Kaninchen zu kümmern.

Wie auch schon die ersten drei Aufträge klingt dieser harmloser, als er ist. Das bemerken die beiden Streiter schon, als sie im Thost ankommen: Forker Munsen, der ihnen eigentlich hätte weiterhelfen sollen, hat sich nämlich umgebracht. Einzig ein Tagebuch kann Bestar und Eljazokad knappe Auskunft darüber geben, was den Waldläufer in den Tod getrieben haben mag. Munsen erwähnt darin einen gewissen Tellures, der ihm „eine neue Perspektive“ versprochen hat, dafür viel von Munsen verlangte und ihm am Ende statt der versprochenen neuen Perspektive nur nach dem Leben trachtete. In der Ortschaft können die beiden Mammutstreiter nicht herausfinden, was diese rätselhafte Tagebucheinträge bedeuten mögen, deswegen marschieren sie selbst in den Wald, um dort eine Waldläuferin zu finden, der sich Munsen vielleicht anvertraut hat. Sie finden diese Waldläuferin, aber nicht nur das, sie erfahren, wonach Forker Munsen und sein Widersacher Tellures suchten und müssen dabei ihr verstörendstes Abenteuer erleben, in dem das grausame Geheimnis um die verschwundenen Kaninchen und das Rätsel um die Brücke der brennenden Blumen nur Spitzen eines weltenzermalmenden Eisbergs sind.

_Kein Grund in Sicht._

Was mit der „dunklen Quelle“ als unterhaltsames und recht originelles Fantasy-Spektakel begonnen hat, bekommt mit jedem weiteren Band mehr Fahrt und Tiefe, und auch dieser vierte Band macht da keine Ausnahme. Wiederum sind die Ereignisse eng mit den vorherigen Büchern verknüpft, und wer versuchen sollte, mit späteren Bänden einzusteigen, wird keine Chance haben, die Story verfolgen zu können. Es wimmelt nur so von Querverweisen zu vorherigen Ereignissen und Namen; der Vergewaltiger Ryot Melron (Band 1) spielt hier ebenso eine wichtige Rolle wie der tragische Wolf Dasco (Band 2) und der Schlüssel zu der Höhle der Riesen (Band 3). Auch erfährt der Leser endlich, was es mit dem Stadtschiff von Tengan auf sich hat, die Träume, die Eljazokad zum Mammut getrieben haben, werden ergründet und viele Namen, die irgendwo in den vorherigen Bänden aufgetaucht sind, bekommen endlich ein Gesicht.

Wer jetzt vermutet, dass „Die Brücke der brennenden Blumen“ eine hochkomplexe Story ist, der hat Recht. Wer aber weiterhin annimmt, dass einem der vierte Teil der Mammut-Saga Kopfschmerzen bereitet, könnte nicht weiter daneben liegen. Wie schon in den vorherigen Bänden lässt Meißner die Story wunderbar leichtfüßig voranmarschieren, die Details und Informationen sind stets so eingewoben, dass sie den Storyfluss nicht stören, sondern vom Leser fast schon unbewusst aufgenommen werden. Na gut, das klappt nicht immer. Manchmal bekommen es Bestar und Eljazokad mit Rätseln und Gedichten zu tun, die vor Namen und Ereignissen nur so wimmeln, Namen und Ereignisse, die irgendwann im Laufe der Geschichte noch wichtig werden, die sich aber kein Mensch auf Gottes weiter Erde je merken könnte.

Das ist aber nicht weiter schlimm, da man von den Enthüllungen und Ereignissen dieses vierten Mammut-Abenteuers derartig mitgezogen wird, dass man es schon sehr bald aufgibt, selbst irgendwelche Rätsel ergründen zu wollen. Was wie ein mysteriöses Waldabenteuer beginnt, wird zu einem surrealen, traumartigen Trip, der eher etwas mit einer Vision gemein hat als mit einem Fantasy-Abenteuer. „Die Brücke der brennenden Blumen“ ist damit die konsequente Fortführung des dritten Bandes, denn die Mammutstreiter hatten schon in der Höhle der Riesen bizarre, visionsartige Abenteuer zu bestehen, diesmal allerdings nimmt das Fantastische ganz andere Dimensionen an.

Die Spannung bleibt dabei nicht auf der Strecke, im Gegenteil; es gibt da ganz einschneidende Faktoren, die bewältigt werden wollen. Wenn es denn etwas zu meckern gibt, an der „Brücke der brennenden Blumen“, dann, dass sich die Ereignisse am Ende des Buches zu überstürzen scheinen und man den Eindruck bekommen könnte, nicht die Figuren, sondern der Autor möchte die Story zu einem Ende treiben. Auch prasseln hier erneut arg viele Informationen auf den Leser ein, die im Rausch der Ereignisse kaum zu verarbeiten sind – wirklichen Abbruch an der hohen Qualität des vierten Mammutabenteuers tut das freilich nicht.

_Ein weiteres Lebensjahr Erfahrung für das Mammut._

Es wächst und reift und ist wiederum nicht mit dem Mammut zu vergleichen, das man aus den vorherigen Abenteuern kennt. Ich kann mich nur wiederholen: „Im Zeichen des Mammuts“ ist ein straff gezeichnetes Geschichtengeflecht, das nicht das Geringste mit den gewohnten Endlosreihen zu tun hat, mit denen der Fantasy-Leser derzeit überschüttet wird. Hier gibt es keine Information zu viel; wer sich epische Breite wünscht, soll einen weiten Bogen um diesen Zyklus machen, aber wer eine wirklich abwechslungsreiche und originelle Fantasy-Saga lesen möchte, kommt an „Im Zeichen des Mammuts“ nicht vorbei.

Tobias O. Meißner hat hier etwas Respektables geschaffen und mit jedem Band, den ich lese, wächst mein Respekt für das Projekt und seine Umsetzung. Noch drei Bände folgen und ich kann es schon jetzt kaum erwarten, bis das nächste Mammut-Abenteuer in meinem Briefkasten landet! So muss originelle Fantasy geschrieben sein!

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Martinez, A. Lee – Kompanie der Oger, Die

_Ein Leben nach dem Diner des Grauens._

Erst letztes Jahr durften wir uns an einem flockigen Horrorspaß erfreuen, als A. Lee Martinez eben jenes Genre durch den Kakao zog. Aber Martinez ist ein umtriebiger Bursche, der schon bei der Veröffentlichung vom [„Diner des Grauens“ 2614 ankündigte, dass „The Nameless Witch“ schon so gut wie fertig sei, „Nessys Castle“ ebenfalls, dass der Autor an einer Noir-Verhohnepipelung mit dem Titel „Automatic Detective“ bastle und dass „Die Kompanie der Oger“ schon längst vollendet wäre. Was bleibt, ist die bange Frage: Wie sieht es mit Qualität aus in diesem schaffenstechnischen Sturzbach? Die Werbemaschinerie ist jedenfalls voll des Lobes:

_Schneller, bunter, besser …_

So wird sie nämlich angekündigt, die Geschichte um „Never Dead Ned“, einen Angestellten in der Buchhaltung der „Unmenschlichen Legion“. Ganz seinem Namen entsprechend tut sich Ned nämlich ziemlich schwer mit dem Sterben – oder besser ausgedrückt: Mit dem Totbleiben, denn über den Jordan hopst er relativ häufig. Es ist nachzuvollziehen, dass ständiges Ableben keine sehr angenehme Sache ist, und deswegen fühlt sich Ned in seiner recht ungefährlichen Buchhaltung ziemlich wohl. Das ändert sich allerdings, als er versetzt wird: Fortan soll er die Kompanie der Oger befehligen, einen himmelschreiend verkommenen Haufen, der sich derart an die Vorzüge fehlender Vorgesetzter gewöhnt hat, dass jedem Neuankömmling im Offiziersgewand rasch ein unglückliches Unglück widerfährt …

Nun ja, aber selbst die dümmsten Oger bemerken irgendwann, wie sinnlos die Anstrengung ist, jemanden töten zu wollen, der einfach nicht tot bleibt. Ned darf sich also fortan darum bemühen, seiner Truppe etwas Disziplin beizubiegen und bekommt es dabei mit allerlei schräger Fabelbevölkerung zu tun: Da gibt es einen Gestaltwandler, eine Amazone, eine Sirene, ein Baumwesen, eine fette Elfe, ein blindes Orakel und außerdem Oger, Orks und Kobolde.

Der erste Konfliktstoff zeichnet sich ab, als sich die sonst männermordende Amazone Regina in Ned verguckt, denn ihre Rivalin Miriam hat einen sehr eindrucksvollen Vorteil: Sie ist eine Sirene.

Zwischen deren Kabbeleien versucht sich Ned mit dem Kämpfen vertraut zu machen und wird dabei wiederum versehentlich ins Jenseits befördert, aus dem ihn, wie immer, die geheimnisvolle rote Frau zurückholt. Das ist dann auch der Punkt, an dem der Leser erfährt, dass es einen Grund dafür gibt, warum Ned stets von den Toten zurückgeholt wird. Dieser Grund zitiert dann auch einen mächtigen Zauberer herbei und, was noch viel schlimmer ist, einen herrschsüchtigen Dämonen, der (mal wieder) die Macht über alles und jeden erringen will. In einem gigantischen Schlachtengetümmel darf die Kompanie der Oger schließlich zeigen, was sie wert ist.

_Zu früh geschossen, mein Herr!_

Schon das „Diner des Grauens“ hatte in der Ehrenloge der Fun-Fantasten nichts verloren. Ein weiter qualitativer Abstand musste da attestiert werden, zu Asprins Dämonenzyklus, zu Pratchetts Scheibenwelt und natürlich zum „Per Anhalter durch die Galaxis“-Zyklus von Adams. Es war zwar nicht zu erwarten, dass sich „Die Kompanie der Oger“ plötzlich in die Riege der Meister einreihen dürfen würde, aber ein wenig mehr hatte ich mir vom „Diner …“-Nachfolger schon erhofft.

Die Story hat ein entscheidendes Problem: Sie kann sich nicht entscheiden. Herumalbern? Oder dem Leser etwas Spannendes erzählen? Zwar punktet der Anfang durchaus mit amüsanten Betrachtungsweisen der Eigenarten bestimmter Spezies, aber über ein paar müde Schmunzler kommt man selten heraus: Wenn es etwa um die „musikalischen Fähigkeiten“ von Orks geht, oder um gynäkologische Andeutungen, die den Erregungszustand von Trollfrauen betreffen. Von einer Story ist da weit und breit noch nichts zu bemerken. Na gut, man kann der Amazonenkriegerin und der Sirene dabei zusehen, wie sie sich um Ned kabbeln, und jede der Figuren darf in amüsanten kleinen Szenen ihre Eigenarten zur Schau stellen, aber ohne eine gescheite Handlung fängt man irgendwann an, unruhig auf dem Buchrücken herumzutippen: Alles klar! Lustig. Wie sieht’s mit Story aus? Die kommt spät. Und sie donnert dem Leser den Fantasy-Standard-Holzhammer vor den Schädel. Aber dazu später.

Vorher noch ein paar Worte zum Humor, denn der sitzt diesmal alles andere als sicher. Viel zu oft scheint Martinez aus der Hüfte zu schießen und viel zu oft landet er dabei nur halbherzige Treffer. Am schlimmsten daran: Es klingt alles wie eine missglückte Huldigung des Scheibenwelt-Humors.

Beim „Diner des Grauens“ hat auch nicht jede Pointe gesessen, aber alles war ausgewogener und liebevoller: An schrägen Fabelfiguren gab es eigentlich nur Earl, den weinerlichen Vampir, und Duke, den jähzornigen Werwolf; das schräge Potenzial beider Figuren wurde da viel besser ausgenutzt! In der „Kompanie der Oger“ gibt es viel mehr Schräges, aber Martinez hat sich keine Mühe gegeben, auszuschöpfen, was die Ideen hergegeben hätten – abgesehen vielleicht von einem toll choreographierten Gefecht zwischen Amazone Regina und dem Gestaltwandler Seamus.

Im letzten Drittel des Buches geht der Humor dann in einem Action-Feuerwerk fast vollkommen unter. Natürlich versucht sich Martinez noch in amüsanten Vergleichen und unterhaltsamen Bildern, aber die Story selbst ist ein bierernster Showdown um Neds Schicksal. Das ist wie gesagt auch das Dilemma der „Kompanie der Oger“. Es ist zu wenig amüsant für einen echten Schenkelklopfer und viel zu klischeehaft und vorhersehbar für einen ernst zu nehmenden Fantasyroman. Martinez hat, man muss es leider sagen, eine lieblose Geschichte zusammengezimmert und dann versucht, sie mit seiner Situationskomik zu „beleben“. Hat nicht funktioniert.

Okay, auch spätere Werke aus der Fließbandproduktion eines Terry Pratchett hatten ihre Längen, aber selbst seine schwächsten Scheibenwelt-Bücher haben den Leser nie mit seitenlangen Schlachtenszenen gelangweilt. Pratchetts Glanzleistungen zeichneten sich außerdem nicht nur durch amüsante Szenen aus, sondern konnten vor allen Dingen immer mit scharfsinnigen und pointierten Spannungsbögen punkten, mit einer Grundidee, über die man meist noch Wochen nach Lesegenuss gelacht hat, vollkommen unkontrolliert, mitten im Schulbus manchmal, wofür man sich dann den einen oder anderen verwunderten Blick eingefangen hat. Und so etwas fehlt der „Kompanie der Oger“ vollkommen: Die Idee um die Unsterblichkeit von Never Dead Ned kann es nicht ansatzweise mit den schreiend absurden Gedankenspielereien aufnehmen, die es etwa im unvergesslichen „Schweinsgalopp“ zu lesen gibt. Die Idee hinter Neds Unsterblichkeit ist einfach derart unsensibel an den Haaren herbeigezogen, dass sie eigentlich schreien müsste. Schade! Da kann man nur hoffen, dass Martinez von seinem Fließband-Trip herunterkommt und seine Geschichten künftig mit Ruhe und Liebe ausfeilt.

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Guy Gavriel Kay – Die Fürsten des Nordens

Ein Wanderer durch die Kulturen

So könnte man Guy Gavriel Kay bezeichnen, der sich während seiner Schreibkarriere seit 1984 stets an anderen Kulturen angelehnt hat, um seinen Fantasy-Zyklen ein lebendiges Universum zu bieten. Wo sich sein „Sarantium“-Zyklus an der Spätantike orientierte, widmete er sich mit „Die Herren von Fionavar“ dem europäischen Mittelalter, um im „Tigana“-Zyklus die Renaissance zu behandeln. Nicht überraschend also, dass sich Kay mit dem abgeschlossenen Roman „Die Fürsten des Nordens“ wiederum einer anderen Kultur zuwandte, nämlich, wie der Name schon sagt, der des Nordens, um aus der Welt der Wikinger, der Angelsachsen und Kelten Spannendes zu erzählen.

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Sara Douglass – letzte Schlacht um Tencendor, Die (Im Zeichen der Sterne 3)

Band 1: [„Die sterblichen Götter Tencendors“ 2653
Band 2: [„Die Wächter der Zeiten“ 2947

Den Dämonen ist es gelungen, ihren Anführer Queteb im Körper von Sternenfreudes Sohn wiederzuerwecken. Aber ihr Triumph ist noch nicht vollkommen, denn Drago/Drachenstern ist es gelungen, alle Wesen Tencendors, die noch nicht dem Wahnsinn verfallen waren, in eine Zuflucht zu führen, welche die Dämonen nicht betreten können.

Doch in Isfrael, dem Sohn von Axis und Faraday und König über das Volk der Awaren, schwärt der Zorn. Er hasst die Zuflucht, die er als unnatürlich empfindet, er hasst Faraday, die ihm die Herrschaft über sein Volk streitig macht, und denkt über nichts anderes nach als darüber, wie er seine Macht zurückgewinnen kann …

Drachenstern sucht indes fieberhaft nach einer Möglichkeit, wie er die Dämonen endgültig besiegen kann. Er weiß, dass jeder der Achariten, die Drachenstern einst aus dem Tod zurückgeholt hat, gegen einen von Quetebs Dämonen antreten muss, während er selbst sich Queteb stellen muss. Aber welche Rolle spielt Katie in diesem Kampf? Und welche Rolle spielt Niah?

In der Tat hat Wolfstern, als er das tote Kind, das Zenit bei ihrem Kampf gegen Niah aus ihrem Körper gezwungen hat, auf dieselbe Weise wiederzuerwecken suchte, wie die Dämonen Queteb wiedererweckten, Queteb eine mächtige Waffe in die Hand gespielt!

Sternenfreude ist nicht unbedingt glücklich über die neueste Entwicklung. Seit Queteb wieder einen eigenen Körper hat, lässt die Behandlung durch die Dämonen jegliche Ererbietung vermissen, auf die Sternenfreude Anspruch zu haben glaubt. Als Queteb ihr auch noch verächtlich erklärt, ihr Sohn habe sie gehasst, beschließt sie, die Seiten zu wechseln.

Ich muss gestehen, dass es mich – obwohl ich Sara Douglass‘ Bücher sehr schätze – diesmal Überwindung gekostet hat, das Buch anzufangen, denn ich wusste vorab zwei Dinge: Isfrael wird zum Verräter. Nun, das war mir bereits im zweiten Band klar. Und Tencendor wird untergehen. Eine ziemlich deprimierende Aussicht. Ich hätte es besser wissen sollen.

Isfrael entwickelt sich tatsächlich entsprechend meinen Befürchtungen. Im Laufe der Zeit stellt sich heraus, dass er nicht nur einmal zum Verräter wird, sondern letzten Endes bereit ist, alles und jeden zu verraten, um sein eigenes jämmerliches Leben zu retten. Gleichzeitig ist er tatsächlich dumm genug, sich auf die Versprechungen von Dämonen zu verlassen. Ich konnte wirklich nur den Kopf schütteln! Und ehrlich gesagt: Die weitere Entwicklung hätte ich ihm zwar nicht gewünscht, aber leid tat er mir auch nicht.

Dafür kommt Axis allmählich zu Verstand, sodass an zwischen“menschlichen“ Beziehungen nur noch die Wirrungen zwischen Zenit, Sternenströmer und Wolfstern übrig bleiben. Die bleiben dafür wirr bis zum Ende und darüber hinaus, denn die Autorin liefert keine echte Erklärung für Zenits seltsames Verhalten.

Die Charakterzeichnung wird also, nachdem Isfraels Eskapaden durchgestanden sind, wesentlich erträglicher als bisher. Das ist auch nötig, denn immerhin geht es diesmal sozusagen um die Wurst. Die Handlung rückt in den Vordergrund und lässt nicht mehr so viel Platz für dramatische Seelenzustände. Einzige Ausnahme ist Faraday, doch dazu später noch mehr.

Isfraels Verrat hat die Weichen für die Ausgangsposition der Zweikämpfe gestellt. Zwar ging die Zuflucht verloren, doch mit Hilfe der Urmutter und Eisbärin Urbeth ist es gelungen, sie vorher vollständig zu räumen. Axis und Zared reiten mit Zareds Heer an der Spitze des Konvois, töten jedes der wahnsinnigen Geschöpfe, die dem Hauch der Dämonen nicht entkommen konnten, und schwächen damit Quetebs Macht. Doch besiegen können sie ihn auf diese Weise nicht, ebenso wie Queteb die Kolonne nicht einfach angreifen und vernichten kann. Ein unsicheres Patt.

Die Zweikämpfe selbst waren ungewöhnlich. Nicht nur, dass es keinerlei Schwertergeklirr und Blutgespritze gab – dafür hat die Autorin generell eher wenig übrig -, es waren auch keine typischen magischen Duelle mit Knall, Rauch und Gestank. Wie so oft ist es Sara Douglass auch diesmal gelungen, mit unerwarteten, originellen Ideen aufzuwarten. Dasselbe gilt für den ungewöhnlichen Schutz, der die Kolonne flankiert, während sie Axis durch Tencendor folgt, oder für Ur, die Mutter der Bäume, und ihren Tontopf.

Nicht nur, dass diese Ideen frischen Wind in die Geschichte brachten, sie dienten außerdem als Spannungsregler. Der dritte Band des Sternenzyklus hat einen Spannungsbogen wie eine Achterbahn. Der Leser sieht den Abgrund auf sich zukommen und weiß genau, dass der Sturz unvermeidlich ist, wird dann mittendrin abgefangen, wieder ein Stück hochgetragen, nur um gleich darauf noch einmal abzustürzen und wieder emporgetragen zu werden. Beim ersten Zweikampf wird noch genau festgestellt, zu welchen Bedingungen der Kampf als gewonnen gilt. Bei den übrigen fehlt diese Feststellung, und während man beim zweiten trotzdem noch genau weiß, wer gewonnen hat, ist man sich beim dritten schon nicht mehr so sicher. Beim vierten Zweikampf, dem Duell zwischen Scheol und Faraday, ist sich der Leser nicht einmal mehr sicher, worin eigentlich das Duell besteht. Niemand verliert ein Wort darüber, und letztlich scheint Faraday mehr gegen sich selbst und ihre Erinnerungen zu kämpfen als gegen Scheol.

Letztlich stellte sich also heraus, dass dieser dritte Band nicht so zermürbend war, wie ich befürchtet hatte, im Gegenteil. Der Ärger über Personen wie Isfrael oder Axis hielt sich in Grenzen und das Ende war auch weit weniger deprimierend als erwartet. Die Handlung hielt stets die Balance zwischen Erfolg und Misserfolg, steigender Bedrohung stand immer ein gelöstes Problem oder eine neu gewonnene Fähigkeit oder Einsicht gegenüber. Und es gab genug neue Ideen und unerwartete Wendungen, um dem Buch eigenes Leben zu verleihen.

Trotzdem muss ich sagen, dass mir der Weltenbaumzyklus besser gefallen hat. Nicht allein, weil die Grundstimmung des Sternenzyklus weit düsterer ist, das ließ sich kaum vermeiden. Für die Spannungskurve war eine Bedrohung notwendig, und die musste – um den Eindruck von Wiederholung zu vermeiden – notwendigerweise die aus dem Weltenbaumzyklus übertreffen. Daraus ergab sich unausweichlich ein Szenario, das besonders in der Fantasy immer wieder auftaucht: der universelle Kampf zwischen Gut und Böse, der sich über Äonen durch die Welten bewegt, bis er sich irgendwann an irgendeinem Punkt zur schicksalhaften Entscheidung trifft. Da dieser absolute Endkampf nicht noch weiter getoppt werden kann, war es wohl eine kluge Entscheidung der Autorin, Tencendor untergehen zu lassen.

Es lag auch nicht daran, dass ich mich hier nicht nur über Axis, sondern auch noch über Isfrael ärgern musste. Es ist vor allem so, dass das Flair beider Zyklen ziemlich unterschiedlich ist. Die Atmosphäre des Weltenbaumzyklus ist viel magischer, sei es nun im Hinblick auf Dinge wie das Regenbogenzepter, die Schale der Mutter oder Bornhelds Ring, oder auf Tätigkeiten wie Axis Gesang. Im Sternenzyklus dagegen ist Tencendor vom Sternentanz abgeschnitten, und die einzige Magie – außer der Zerstörungsmacht der Dämonen – ist die der Achariten, die um einiges prosaischer auf Gefühlen und Entscheidungen beruht. Der Sternenzyklus wirkt dadurch schlichter und unserem Alltag wesentlich näher als sein schillernder und geheimnisvoller Vorgänger, auch wenn seine Grundaussage – nämlich dass man das Böse nicht mit seinen eigenen Waffen schlagen kann, ohne selbst böse zu werden – eine unbestreitbare Wahrheit wiedergibt.

Im Übrigen konnte die Autorin sich trotz Tencendors Untergang offenbar ein Hintertürchen nicht verkneifen. Sternenströmer ist in Koroleas gelandet, und auch Drachenstern und Faraday sind offensichtlich noch nicht zur Ruhe gekommen. Tatsächlich greift die neueste Arbeit der Autorin Personen aus den beiden Zyklen wieder auf. Bemerkenswert dabei ist allerdings die erklärte Absicht, auch ihre anderen Werke mit einfließen zu lassen, wie zum Beispiel Escator und König Maximilian („Der Herr des Traumreichs“) oder Asdod („Die Glaszauberin“/“Der Steinwandler“). Ich bin gespannt, wie ihr das gelungen ist.

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaum|-Zyklus stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo, Australien. Außer dem |Weltenbaumzyklus| und „Tresholder“ schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. „The Serpent Bride“, der erste Band des neuen Zyklus |Darkglass Mountain|, erscheint im Mai.

My Сreative


http://www.piper.de/

_Sara Douglass bei |Buchwurm.info|:_
[Die Sternenbraut 577 (Unter dem Weltenbaum 1)
[Sternenströmers Lied 580 (Unter dem Weltenbaum 2)
[Tanz der Sterne 585 (Unter dem Weltenbaum 3)
[Der Sternenhüter 590 (Unter dem Weltenbaum 4)
[Das Vermächtnis der Sternenbraut 599 (Unter dem Weltenbaum 5)
[Die Göttin des Sternentanzes 604 (Unter dem Weltenbaum 6)
[Der Herr des Traumreichs 1037
[Die Glaszauberin 1811 (Die Macht der Pyramide 1)
[Der Steinwandler 2639 (Die Macht der Pyramide 2)
[Die sterblichen Götter Tencendors 2653 (Im Zeichen der Sterne 1)
[Die Wächter der Zeiten 2947 (Im Zeichen der Sterne 2)

Tobias O. Meißner – Das vergessene Zepter (Im Zeichen des Mammuts 3)

Band 1: „Die dunkle Quelle“
Band 2: „Die letzten Worte des Wolfs“

Mammut Ho!

Pünktlich ist er, Meister Meißner, hat er doch seinen Leser in einem Interview für das |phantastisch!|-Magazin versprochen, die Wartezeit zwischen den Mammut-Romanen nicht über ein Jahr hinaus auszudehnen, und voilà: Hier ist sie, die dritte von sieben Reisen, die das Mammut auf sich nehmen muss, um das Gleichgewicht der Götter, der Natur und der Menschen wieder in Einklang zu bringen.

_Raus aus dem Laufstall!_

Tobias O. Meißner – Das vergessene Zepter (Im Zeichen des Mammuts 3) weiterlesen

Jodi Picoult – Bis ans Ende aller Tage

Jodi Picoult, eine wahre Meisterin des Spannungsromans, hat mit „Bis ans Ende aller Tage“ ein Buch vorgelegt, das zwar sehr umfangreich ist und auf der Inhaltsebene gar nicht allzu viel zu erzählen hat, aber dennoch von der ersten Seite an fesselt und das man von Anfang an kaum aus der Hand legen kann. In ein Genre lässt sich dieses Buch nur schwerlich einordnen, hier muss (und sollte) sich jeder sein eigenes Bild machen.

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Lisa Tuttle – Das geheime Land

Was passiert mit Menschen, die von einem Augenblick zum nächsten spurlos verschwinden? Lisa Tuttle nimmt sich all der verschwundenen Menschen an und schickt den in London lebenden amerikanischen Detektiv Ian Kennedy auf Spurensuche.

Ian Kennedy ist seit jeher vom rätselhaften Verschwinden besessen. Einst verschwand sein Vater spurlos von einem Tag auf den anderen. Für Ian absolut unbegreiflich und unerklärlich. Ebenso unerklärlich scheint die junge Peri Lensky verschwunden zu sein. Ian Kennedy, Spezialist für auf rätselhafte Weise verschwundene Menschen, wird von Peris Mutter Laura beauftragt, das Mädchen zu suchen. Seit zwei Jahren fehlt von ihr jede Spur und sie verschwand auf so sonderbare Weise, dass es fast nach einem Märchen klingt.

Lisa Tuttle – Das geheime Land weiterlesen

Sara Douglass – Wächter der Zeiten, Die (Im Zeichen der Sterne 2)

Band 1: [„Die sterblichen Götter Tencendors“ 2653

Nachdem es den Dämonen gelungen ist, nach Tencendor zu gelangen, sitzen Caelum und seine Armee erst einmal im Wald der schweigenden Frau fest. Denn mehrmals am Tag verteilen die Dämonen ihren grauen Brodem über das Land, um sich an den Seelen aller Lebewesen in ihrer Reichweite gütlich zu tun. Wer in diesen Brodem gerät, ganz gleich, ob Mensch oder Tier, verfällt völlig dem Wahnsinn. Nur der Schatten schützt vor dieser Macht. Auf dem Rückweg nach Karlon muss Zared seine Armee alle paar Stunden mühsam unter geflochtenen Matten verstecken! Aber das ist nicht sein einziges Problem. Er hat einen Verräter in seiner Mitte …

Während Zared nach Karlon zurückkehrt, sind die Dämonen aufgebrochen, um die einzelnen Teile, in die der Feind einst den Dämon Qeteb gespalten hat, im Körper von Sternenfreundes untotem Sohn wieder zusammenzufügen. Ihr erstes Ziel ist der Kesselsee. Und nicht nur die Dämonen sind dorthin unterwegs. Auch Wolfstern will den Kesselsee erreichen, in seinen Armen trägt er das tote Kind, das Zenit bei ihrem Kampf gegen Niah aus ihrem Leib gezwungen hat …

Axis, Aschure und Caelum sind unterdessen auf dem Weg zum Sternenfinger, der früher Krallenturm hieß. Sie hoffen, dass die Weisheit von Jahrhunderten, die sich dort angesammelt hat, ihnen helfen wird, ein Mittel gegen die Dämonen zu finden. Doch auch sie werden verfolgt …

Drago hingegen ist auf dem Weg nach Gorken, und wie einst sein Vater hadert er unterwegs mit seinem Schicksal, das Noah, der Wächter, ihm offenbart hat. Faraday begleitet ihn, denn sie hat Noah versprochen, Drago eine Freundin zu sein. Allerdings zeigt sich schon bald, dass das, was sich zwischen den beiden zu entwickeln scheint, weit über Freundschaft hinausgeht. Je mehr Drago sich, wenn auch widerwillig, an den Gedanken seiner Aufgabe gewöhnt, desto mehr wehrt sich Faraday gegen die Entwicklung.

Im zweiten Band des Sternenzyklus sieht der Leser zu, wie Tencendor unweigerlich in den Untergang schlittert! Zumindest erscheint es am Anfang so.

Caelum ist immer noch von seinen Ängsten zerrissen und nahezu handlungsunfähig. Insofern war die Reise zum Sternenfinger das beste, was Axis und Aschure mit ihm tun konnten. Die Angst und der Schrecken, durch die der Weg nach Norden ihn führen, wirken wie ein Katalysator für einige tiefgreifende Erkenntnisse, die Caelum bisher fehlten. Der Mann, der schließlich auf einer Bahre zum Gipfel des Turms getragen wird, ist ein anderer als jener, der im Wald der schweigenden Frau seinen Bruder mit Vorwürfen überhäuft hat.

Aschure scheint im Verlauf dieses Weges und der Ereignisse im Zusammenhang mit Katie ebenfalls endlich ein paar Einsichten zu gewinnen. Axis dagegen bleibt stur. Sein Hass auf Drago übertrifft selbst seinen Zorn auf Zared. Wieder einmal hatte ich den heftigen Wunsch, ihm ein paar Ohrfeigen zu verpassen, damit er endlich die Augen aufmacht! Und nicht nur ihm!

Auch Isfrael benimmt sich auf eine Weise, die mich des Öfteren an seinem Verstand zweifeln ließ. Die Vorwürfe gegen seine Mutter sind völlig lächerlich und klingen wie die eines verwöhnten Kindes, das sich immer beschwert, ganz gleich, wie seine Mutter sich entscheidet. Gleichzeitig bringt er mit seinem Egoismus sein ganzes Volk in Gefahr. Auf seine Weise ist Isfrael ein noch schlechterer Herrscher als Caelum.

Kurz gesagt: Das Ganze klingt eine Zeitlang wie ein Kindergarten.

Parallel dazu versinkt Tencendor immer tiefer in Zerstörung und Wahnsinn. Vor den Mauern Karlons sammeln sich ganze Scharen von rasenden Tieren und Menschen, die eine Möglichkeit suchen, die Stadt zu überrennen. Die Schiffe, die Zared aussendet, um zwanzigtausend Menschen zu retten, die sich im Norden des Landes in alten Bergwerksstollen verkrochen haben, werden von Meeresdrachen zerstört. Und die Dämonen vernichten einen magischen See nach dem anderen. An einigen Stellen wurden die Darstellungen regelrecht grausam; recht ungewohnt bei dieser Autorin.

Die Wende kommt an dem Punkt, an dem sowohl Caelum als auch Drago beginnen, ihr Schicksal zu akzeptieren. Da es sich um eine allmähliche Entwicklung handelt, ist der Punkt nicht genau festzumachen. Am ehesten könnte man den Zeitpunkt ihrer Versöhnung als Wende bezeichnen. Von da an geht es allmählich aufwärts, eine seltsame Feststellung angesichts der Tatsache, dass am Ende des Buches Qeteb wiedererweckt, Karlon in Schutt und Asche gelegt und die Wälder der Awaren völlig zerstört sind. Der Schlüssel zu dieser eigenartigen Entwicklung lautet Wiedergeburt.

Eng damit verknüpft ist die Person des kleinen Mädchens Katie. Das Kind, das in den Kellern des Sternenfingers gefunden wurde mit einem Liederbuch im Arm, spielt eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Dämonen. Wie genau diese Rolle aussehen wird, ist eines der Rätsel, die sich die Autorin für den dritten Band aufgehoben hat, ebenso wie jenes um das geheimnisvolle Liederbuch, das Caelum zwar in die Lage versetzt hat, ein Falkenkind zu töten, aber gegen Qeteb offenbar nicht im geringsten gewirkt hat!

Nachdem der deprimierende und – der ständig zankenden Personen wegen – ärgerliche Anfang also überwunden ist, entwickelt das Buch all das, was man vom Weltenbaumzyklus kennt: Spannung, Faszination, Neugierde. Noah und Urbeth, die alte Eisbärin, haben einige Zusammehänge offengelegt, die einen völlig neuen Blick auf die Magie in Tencendor werfen und gleichzeitig zu ein paar neuen Fragen führen, an denen der Leser herumknobeln kann; die Irrungen und Wirrungen zwischen Zenit und Sternenströmer sowie Drago und Farraday halten nach Dragos und Caelums Versöhnung den Handlungsstrang des Zwischenmenschlichen in Bewegung; und die vielen Verschachtelungen der Handlungsstränge sorgen immer wieder für Überraschungen. So war ich eigentlich ziemlich sicher, dass Wolfstern Dragos Zwillingsschwester Flußstern umgebracht hat. Fehlanzeige!

Was ich nicht ganz nachvollziehen konnte, war die Wandlung von Wolfsterns Gefühlen gegenüber Niah. War er am Ende des ersten Bandes noch untröstlich über ihren Verlust, scheint er sich am Beginn des zweiten hauptsächlich über sie zu ärgern. Hier fehlen ein paar detailliertere Gedankengänge, um diese Veränderung plausibel zu machen. Vielleicht kommt da ja noch was nach.

Sara Douglass arbeitete zuerst als Krankenschwester, bevor sie ein Studium in historischen Wissenschaften begann. Sie promovierte und arbeitete in den folgenden Jahren als Dozentin für mittelalterliche Geschichte. Das Schreiben fing sie nebenbei an, als Ausgleich zum Stress. Nach dem Erfolg ihres |Weltenbaum|-Zyklus stieg sie aus ihrem Beruf aus und konzentrierte sich aufs Schreiben und ihren Garten. Sie lebt in einem Cottage in Bendigo/Australien. Außer dem Weltenbaumzyklus und „Tresholder“ schrieb sie diverse Romane und Kurzgeschichten. Wann der dritte Teil des Sternenzyklus auf Deutsch erscheinen wird, war nicht herauszufinden. Der erste Band des neuen Zyklus |Darkglass Mountain| ist für Mai nächsten Jahres angekündigt.

My Сreative


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_Sara Douglass bei |Buchwurm.info|:_
[Die Sternenbraut 577 (Unter dem Weltenbaum 1)
[Sternenströmers Lied 580 (Unter dem Weltenbaum 2)
[Tanz der Sterne 585 (Unter dem Weltenbaum 3)
[Der Sternenhüter 590 (Unter dem Weltenbaum 4)
[Das Vermächtnis der Sternenbraut 599 (Unter dem Weltenbaum 5)
[Die Göttin des Sternentanzes 604 (Unter dem Weltenbaum 6)
[Der Herr des Traumreichs 1037
[Die Glaszauberin 1811 (Die Macht der Pyramide 1)
[Der Steinwandler 2639 (Die Macht der Pyramide 2)
[Die sterblichen Götter Tencendors 2653 (Im Zeichen der Sterne 1)

François Lelord – Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück

Handlung

Hector hat auf den ersten Blick keinen Grund, unglücklich zu sein: Er hat als Psychiater einen festen Kundenstamm, eine gut funktionierende Beziehung mit seiner Freundin Clara und muss nicht am Hungertuch knabbern. Was seinen Beruf angeht, so ist er ein richtig guter Psychiater, denn er besitzt eine Gabe, die ihn von anderen Vertretern seiner Zunft unterscheidet: Er interessiert sich für seine Patienten.

Zwar meinte seine Mutter, dass er ruhig mehr für eine Sitzung verlangen könnte, aber die Leute kommen gerne zu ihm (oder vielleicht gerade deshalb). Doch komischerweise ist er mit sich selbst unzufrieden, denn er konnte seine Patienten nie glücklich machen. Zwar fehlt es den meisten materiell an nichts und sie haben auch alle durch die Bank weg einen guten Job, doch trotzdem (oder gerade deswegen) haben sie alle eines gemeinsam: Sie sind nicht glücklich.

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Markus Heitz – Die Zwerge

_Trailer_

|Sie sind die schlagkräftigsten Helden aus Tolkiens »Herr der Ringe«: Zwerge sind klein, bärtig, und das Axtschwingen scheint ihnen in die Wiege gelegt. Doch wie lebt, denkt und kämpft ein Zwerg wirklich? Dies ist die rasante Geschichte des tapferen Tungdil, der im Kampf gegen Orks, Oger und dunkle Elfen beweist, daß auch die Kleinen Großes leisten können …

Nach Stan Nicholls »Die Orks« ist dies der sensationelle Bestseller über ihre ärgsten Feinde – diese Raufbolde sollte man nie zum Spaß reizen!|

_Rezension_

Als Erstes fiel mir ein Zitat auf, mit dem „Die Zwerge“ u. a. beginnt und das mir aus mehrfacher Sicht – gerade in der heutigen Gesellschaft – aus der Seele spricht, weil es nicht nur auf Makus Heitz‘ Zwerge hinzielen sollte, sondern auf alle, die Menschen und Wesen in Schubladen pressen und sie ihren optischen Regeln unterwerfen wollen:

|“Äußerlichkeiten sind dazu da, um darüber hinwegzusehen,
denn im kleinsten und seltsamsten Wesen
kann das größte Herz schlagen.
Wer die Augen aus Überheblichkeit verschließt,
wird dieses höchste Gut nicht entdecken.
Weder in sich noch in anderen.“|

Markus Heitz entführt den Leser in die phantastische Welt des Zwerges Tungdil und lässt ihn an dessen Kämpfen gegen tückische Gegner, wie die Orks, aber auch Dunkelelfen und andere Fantasywesen teilhaben. Der Autor legt dabei sein Augenmerk auf zwei Dinge: Detailtreue und Kampfszenen.

Besonders diese Detailtreue zeichnet Markus Heitz‘ Schreibstil aus – ohne dabei wortverliebt zu wirken. Darüber hinaus merkt man ihm die Freude am Schreiben und Be-Schreiben an. Da werden 636 Seiten handwerklich solide mit |Inhalten| gefüllt. Ein jeder Leser möge selbst entscheiden, ob ihn diese ansprechen oder nicht. Aber er wäre schlecht beraten, sich von der Seitenstärke und dem leider (gerade bei längerem Lesen) recht unhandlich großen Werk abschrecken zu lassen. Belohnt wird er allemal mit dem Buch eines Autors, in dessen Texten auch das verbale „Augenzwinkern“ nicht fehlt und der zu unterhalten weiß.

Das Volk der „Zwerge“ besteht aus fünf Stämmen, die wiederum meist aus mehr als einem Clan bestehen (am Anfang des Buches in „Dramatis Personae“ vorgestellt). Vraccas – ihr Gott – hat ihnen auferlegt, das Geborgene Land gegen alle Ungeheuer aus der Welt des Bösen zu verteidigen. Allen voran die Orks und Albae, denen es zu Anfang des Romanes beinahe spielerisch gelingt, in das Geborgene Land einzufallen. Wie sich herausstellt und was nicht verwundert, nicht völlig ohne Zauberkräfte.

Tundil, der Protagonist des Romans, der bei seinem Ziehvater Lot-Ionan – einem der sechs Magier des Geborgenen Landes – als Zwerg unter Menschen aufwächst, soll auf dessen Wunsch zum zweiten Zwergenstamm wandern. Damit fängt Tundils großes Abenteuer an. Auf Order des Rates der Zwerge soll er, der ein Meister darin ist, den Schmiedehammer tanzen zu lassen, gegen den König des vierten Stammes in einem Wettbewerb um das Amt des Großkönigs der Zwerge antreten.

Wer als Erster die sagenumwobene und magische |Feuerklinge| schmiedet, soll der neue Großkönig werden. Denn gemäß einer Prophezeiung soll diese Waffe die mächtigste im Kampf gegen die feindlichen Eindringlinge sein. Wird es Tundil gelingen, mit dieser die Feinde zu besiegen?

Bis der Leser die Antwort darauf erhält (oder auch nicht), muss er mit Tundil und dessen Freunden (einem ulkigen Zwergen-Zwillingspärchen, einem feigen und einem einäugigen Zwerg, einem Frauenheld, einem Schauspieler samt undurchsichtiger Freundin, einer dubiosen Zauberin und ihren unheimlichen Begleiter), die alle, wie in jedem klassischen Fantasy-Roman, spezielle Fähigkeiten besitzen, eine Unmenge gefahrvoller Abenteuer bestehen, Verräter entlarven und Feinde eliminieren. Ebenso entwickelt sich Tundel – nach bewährtem Fantasy-Muster – von einem anfangs unsicheren Jüngling zum Held des Romans.

Die Handlung, die im Wesentlichen aus zwei Strängen besteht, ist flüssig und spannend erzählt und vermag es, den Leser an die „Zwerge“ zu fesseln. Was Markus Heitz ebenfalls gelingt, ist der gekonnte Tempowechsel, der zu einem guten Buch und zu einem ordentlichen Spannungsbogen gehört.

Neugierig geworden? Dann lesen Sie selbst!

Doch kommen wir noch zur Aufmachung des Titels. Das minimalistische Covermotiv weiß auf jeden Fall zu überzeugen (weniger ist immer mehr!), auch Papier und Satz sind erstklassig und das Preis-Leistungverhältnis „erste Sahne“. Doch handlich ist der Titel nicht, den man dank seiner Seitenstärke ja so schnell nicht aus der Hand legt. Das Buch ist ein wahrer Klotz (man möge mir die Bezeichnung verzeihen). Das ist aber in der Tat der einzige Kritikpunkt an dem Werk, sieht man über den ein oder anderen Lektoratsfehler hinweg.

_Fazit_: Ein klassischer, solider Fantasy-Roman, der deutlich macht, dass sich wahre Größe nicht in Zentimetern bemessen lässt!

|Ergänzend:|
[Interview mit Markus Heitz]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=56

Walter Moers – Adolf: Der Bonker

Das geschieht:

Berlin, Ende April 1945. Der Krieg ist für das Deutsche Reich an allen Fronten längst verloren, der Feind steht bereits hinter den Toren der Hauptstadt Berlin. Dort sitzt in seinem „Bonker“ Adolf, die Nazi-Sau, einst „Größter Feldherr aller Zeiten“, nun ein geschlagener Diktator, der partout nicht einsehen will, dass seine Herrschaft zu Ende ist.

Keiner nimmt Adolf mehr Ernst. Der britische Premierminister Winston Churchill spielt ihm fiese Telefonstreiche, auf die der humorlose Tyrann stets hereinfällt. Freundin Eva Braun schläft mit jedem außer ihm, für den nur maulige Vorwürfe abfallen, wann der lästige Krieg endlich vorüber sei. Ehemalige Kampfgefährten wie Hermann Göring, Benito Mussolini oder der japanische Kaiser versuchen den störrischen Diktator zur Kapitulation zu bewegen. Aber sowohl sie als auch der Tod, Gott oder Michael Jackson, die in ähnlicher Mission im „Bonker“ auftauchen, bleiben erfolglos. Walter Moers – Adolf: Der Bonker weiterlesen