
Dies ist die direkte Fortsetzung des uralten Gor-Romans „Raiders of Gor“ (Gor 6), der in den frühen siebziger Jahren erschien. Als Kapitän Bosk, vormals Tarl Cabot, die Piratenstadt Port Kar verlässt, geht er seltsamen Gerüchten nach: Dass eine kleine Flotte unter dem Kommando eines gewissen Bosk aus Port Kar die Entfernten Inseln jenseits der Inselkönigreiche Cos und Tyros heimsuche. Bei seinen Nachforschungen an Bord seiner zwei Schiffe stößt er auf Überlebende, die die seltsamen Gerüchte bestätigen. Wie kann es nur sein, fragt er sich, dass die Inselkönigreiche Cos und Tyros eine solche Flotte von Seeräubern in ihren Gewässern dulden?
Der Autor
In seinem bis dato 38 Bände umfassenden Gor-Zyklus erzählt der 1931 geborene, amerikanische College-Professor John Norman (eigentlich John Frederick Lange) die Abenteuer des Erdenmenschen Tarl Cabot auf Gor, einem Planeten, der sich in seiner Umlaufbahn um unsere Sonne der Erde genau gegenüber befindet. Gor ist somit eine Art Zwillingswelt, allerdings weitaus wilder, altertümlicher, wenig erforscht und von zwei Alienspezies umkämpft, den auf Gor im Verborgenen herrschenden Priesterkönigen und den sie bedrängenden Kurii. Raumschiffe der Priesterkönige verkehren zwischen Erde und Gor: Sie bringen geheime Technik, Gold und Sklavinnen auf die Gegenerde. Mit einer solchen Entführung beginnt Tarl Cabots Aufenthalt auf Gor.
Der Gor-Zyklus
1: Tarnsman of Gor
2: Outlaw of Gor
3: Priestkings of Gor
4: Nomads of Gor
5: Assassin of Gor
6: Raiders of Gor
7: Captive of Gor
8: Hunters of Gor
9: Marauders of Gor
10: Tribesmen of Gor
11: Slave Girl of Gor
12: Beasts of Gor
13: Explorers of Gor
14: Fighting Slave of Gor (Jason Marshall 1)
15: Rogue of Gor (Jason Marshall 2)
16: Guardsman of Gor (Jason Marshall 3)
17: Savages of Gor
18: Bloodbrothers of Gor
19: Kajira of Gor
20: Players of Gor
21: Mercenaries of Gor
22: Dancer of Gor
23: Renegades of Gor
24: Vagabonds of Gor
25: Magicians of Gor
26: Witness of Gor
27: Prize of Gor
28: Kur of Gor
29: Swordsmen of Gor
30: Mariners of Gor
31: Conspirators of Gor
32: Smugglers of Gor
33: Rebels of Gor
34: Plunder of Gor
35: Quarry of Gor
36: Avengers of Gor
37: Warriors of Gor
38: Treasure of Gor
Handlung
Als Kapitän Bosk, vormals Tarl Cabot, die Piratenstadt Port Kar verlässt, geht er seltsamen Gerüchten nach: Dass eine kleine Flotte unter dem Kommando eines gewissen Bosk aus Port Kar die Entfernten Inseln jenseits der Inselkönigreiche Cos und Tyros heimsuche. Er kann diese Missachtung seiner Identität nicht dulden. Außerdem könnte sich dahinter eine direkte Bedrohung für Port Kar verbergen.
Die Suche
Bei seinen Nachforschungen an Bord seiner zwei Schiffe „Dorna“ und „Tesephone“ stößt er im Archipel auf Überlebende, die die verstörenden Gerüchte bestätigen. Die Seeräuber des Bosk hätten die wehrlosen Bauern, die Untertanen von Cos, waren, niedergemacht, die Frauen und Kinder als Sklaven verschleppt und das Dorf Nicosia auf Chios niedergebrannt. Aktis ist der einzige Überlebende, was schon an ein Wunder grenzt. Bosk stellt sich als der echte Bosk vor, was Aktis veranlasst, seine Abreise zu planen. Doch als Bosk verrät, dass er diesen anderen Bosk zur Rechenschaft ziehen und Vergeltung üben wolle, ist Aktis mit von der Partie. Thurnock, der großgewachsene Maat, bringt ihm das Schießen mit dem Langbogen bei.
Wie kann es nur sein, fragt sich Bosk, dass Cos und Tyros eine solche Flotte von Seeräubern in ihren Gewässern dulden? Schon bald stößt er auf diverse Fallen, die der andere Bosk für Gegner und Verfolger hinterlassen hat. Darunter befinden sich beispielsweise drei Freie Frauen auf einem Floß, die um Hilfe und Rettung bitten. Zur Entrüstung seiner Crew lässt Bosk sie links liegen. Dann zeigt er ihnen die Falle – und die im Hintergrund auftauchenden Piratenschiffe. Gerade noch rechtzeitig gelingt es Bosks Schiffen, den Verfolgern zu entkommen.
Die Bucht von Harpalos
Die Bucht von Harpalos ist erst einmal ein sicherer Hafen, um sich zu verstecken und auf Erkundung zu gehen. Da ist zunächst einmal die nahe Hafenstadt Sybaris auf Thera, wo diverse Kneipen und Gasthäuser zur Unterhaltung einladen. Hier hören Bosk und seine Mannen erstmals von einer „lebenden“ Insel, die auf- und untergehen kann. Aber kann man dem betrunkenen Matrosen, der davon erzählt, vertrauen? Die Barbarinnen, die in der Kneipe arbeiten, sind jedenfalls von der Erde und haben von solchen Dingen keine Ahnung.
Bosk wird beim lokalen Herrscher Archelaos vorstellig, dem Gouverneur von Thera. Er gibt sich als Kenneth Statercounter, also Münzenzähler, aus und gibt an, aus Brundisium zu stammen, einer großen Hafenstadt unweit des Vosk-Deltas. Archelaos interessiert sich wirklich für seinen Bericht, ganz im Gegensatz zu seinem Admiral Nikomachos, der unwillig ist, irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen, geschweige denn, seine Flotte einem „Gespenst“ hinterherzuschicken.
Aber wer Bosk kennt, der weiß, was für ein Schlitzohr er ist. Nicht umsonst tritt er unter falschem Namen auf und gibt eine falsche Adresse als Übernachtungsort an. Noch in der gleichen Nacht sucht ein „betrunkener Mob“ diese Kneipe auf und brennt sie bis auf die Grundmauern nieder. Bosk ist gewarnt: Einer der beiden Befehlshaber steckt mit den Korsaren unter einer Decke. Aber welcher? Oder sogar beide?
Eine Schatzkarte
Die Bucht von Harpalos ist nicht mehr sicher, denn Schiffe suchen Bosks Flotille. Heimlich, still und leise sticht Bosk wieder in See, um in der Kneipe „Die lebende Insel“ auf Sybaris wieder einen denkwürdigen Auftritt hinzulegen. Hier war er vor Wochen schon einmal, und Lais, eine der Sklavinnen von der Erde, erkennt ihn wieder: Er soll sie kaufen. Das Wiedererkennen ist ihm gar nicht recht. Diesmal nennt er sich Einor, ein „gewöhnlicher Ruderer“. Er komme vom „Dorf des fließenden Goldes“, vertraut er Glaukos, dem Wirt an. Als Beweis wirft er mit Goldstücken um sich. Weil er auch eine Schatzkarte im Gewand versteckt hat, betäubt ihn Glaukos mit seinem „Spezialtrank“. Einor findet sich später auf der Gasse wieder, erleichtert um Goldstücke und Schatzkarte. Beides sind natürlich Fälschungen.
Die Schatzkarte führt die feindliche Flotte auf eine einsame Insel, wo Bosks Männer bereits auf die Piraten warten. Während die Korsaren nach dem vermeintlichen „Dorf des fließenden Goldes“ im Landesinneren suchen, überfallen Bosks Männer die Wächter der zurückgelassenen sechs Schiffe. Die Wächter müssen sämtliche Wasservorräte und Getränke in den Sand gießen und schließlich die Schiffe in Brand stecken. Nun können die zurückkehrenden Korsaren weder abreisen – und müssen womöglich verdursten.
Ein Rätsel
Mehrmals schon haben Bosk und seine Crew die „lebende Insel“ bemerkt, die bei Annäherung im Meer versinkt. Hat sie etwas mit den Korsaren zu tun? Um das herauszufinden, suchen sie nach dem geheimnisvollen Eiland. Wie sich herausstellt, handelt es sich um riesige Tierwesen, auf denen menschliche Gemeinschaften leben, die in der Lage sind, den Kurs dieser Lebewesen zu bestimmen. Aber ob sie etwas mit den Korsaren von Sybaris zu tun haben, verraten sie nicht.
Ein Rückschlag
Wie ist es nur möglich, dass die Korsaren, die Bosk gestrandet und verdurstet geglaubt hat, mittlerweile schon wieder in Sybaris sind? Womöglich haben die Brieftauben, die an Bord der verbrannten Schiffe waren und vor dem Brand freigelassen worden waren, etwas mit der schnellen Rettung durch eine lebende Insel zu tun. Um herauszufinden, wer diese Hilfe gebracht, greift Bosk zu einem perfiden Mittel: einem Spion.
Die Spionin
Weil aber der Feind seine Mannschaft ebenso bereits kennt wie ihn selbst, rekrutiert er eine neue Agentin: die kluge und schöne Sklavin Lais, die er gerade erworben hat. Sie ist sehr dankbar, denn er ist der Gebieter ihrer Träume. Es ist sehr ungewöhnlich, dass er ihr die Wahl überlässt, ob sie diese lebensgefährliche Mission auf sich nehmen will. Doch sie sagt zweimal ja. Nachdem er sie ins Bild gesetzt hat, kann es losgehen…
Mein Eindruck
Nachdem sie in die Falle auf der Insel des fließenden Goldes getappt und fast dabei draufgegangen sind, müssen die Seeräuber wohl ziemlich sauer sein, denkt sich Bosk. Aber weil es sich dabei vor allem um Söldner statt um reguläre Soldaten handelt, brauchen sie jetzt nicht nur Rache, sondern auch fette Beute als Entschädigung. Sie haben es auf die Messe- und Handelsstadt Mytilene abgesehen.
Mytilene
Doch in Mytilene schenken die Ratsherren den Warnungen Bosks keinen Glauben. Wer soll ihn schon an den Kragen wollen? Daher übernimmt Bosk kraft seines Schwertes das Kommando über die Stadt und ordnet deren Verteidigung an. Die Ratsherren müssen sich fügen. Die anschließende Belagerung und Bestürmung von Mytilenes Mauern ist ein historisch belegter Vorgang, wie er sich in der Antike und im Mittelalter viele Male ereignet hat. Bosk stellt seine Intelligenz mehrfach unter Beweis, aber auch er hat nicht mit einem Verräter unter den Mytilenern gerechnet.
Seekampf
Nachdem die Korsaren zurückgeschlagen worden sind, die einer Flotte entgehen wollen, verlagert sich die Auseinandersetzung mit den Korsaren aufs Meer. Dort ist es alles andere als sicher, denn auch ein Seeungeheuer macht die Gewässer unsicher. Der Autor steigert das Ausmaß der Kämpfe langsam von einem Schiff auf zwei Schiffe, bis es Bosks Flotille schließlich mit allen verbliebenen vier Schiffen der Korsaren zu tun bekommt. Rettung kommt buchstäblich in letzter Sekunde.
Nachspiel
Admirals Nicomachos scheint es ehrlich mit Bosk zu meinen, aber der ehrgeizige Gouverneur Archelaos ist ein anderes Kaliber. Es kommt zu einem riskanten Nachspiel: Archelaos will Bosks Team unbedingt auslöschen, doch auch dies gelingt ihm nicht. In einer letzten Unterredung verrät er, dass die Korsarenüberfälle nur ein Ablenkungsmanöver in einem größeren Spiel seien. Bosk fürchtet das Schlimmste: einen Überfall auf seine neue Heimatstadt Port Kar durch Cos und Lurius von Jad.
Textschwächen
Obwohl dies die Originalausgabe ist, weist sie dennoch einige Druckfehler auf. Und weil es kaum Szenen mit Lais gibt, kommt der Verdacht auf, dass dies womöglich nicht der vollständige Text des Originals sein könnte.
Unterm Strich
Dieser relativ kurze Gor-Roman steckt voller Action, Agenten-Hinterlist und schwarzem Humor. Leider weist er im Unterschied zum Vorgängerband „Quarry of Gor“ viel weniger Erotik auf. Die wenigen Szenen mit der schönen, klugen Lais und den drei „Ubaras“ reichen längst nicht an die gewohnten Sex & Diskussion-Szenen heran, die der Gor-Fan erwarten würde.
Dafür kommen alle Leser auf ihre Kosten, die auf Militär-Action zu Lande und zur See stehen. Piratenabenteuer à la „Fluch der Karibik“ sind dies jedoch nicht, denn nicht Bosk ist hierbei nicht Pirat, sondern Bekämpfer und Verteidiger. Seine Helfer sind vielmehr die Bauern, die Aktis auf den diversen Inseln zum Aufstand bewegen kann, und die braven Bürger von Mytilene, die sich als beherzte Verteidiger erweisen – bis auf einen.
Bei solchen Agenten-Aktionen spielt die Psychologie eine entscheidende Rolle. Sobald Bosk herausgefunden hat, dass er es nur mit Söldnern zu tun hat, ist klar, worauf diese aus sind: auf fette Beute. Der angebliche Anführer erweist sich als Schauspieler, der auf Ruhm hofft. Dieser Feigling würde jede Rolle spielen, die man von ihm verlangt. Sein Gegenteil ist jener verräterische Musikant in Mytilene, der dem Feind Einlass zur Stadt gewährte.
Der Schauspieler erinnert an jenen Poeten, der in einem der Invasions-Romane („Vagabonds“ bis „Magicians“) auftritt. In „Players“ of Gor“ hat Bosk auch schon Bekanntschaft mit Schauspielern gemacht, sehr zum Vergnügen des Lesers. Viele Rück- und Querverweise dieser Art verankern das Abenteuer der „Avengers“ tief in der Gor-Saga. So ist auch ein Verweis auf „Quarry of Gor“ (Band 34) zu finden. Wohl dem, der dieser Bände kennt.
Die Akte Talena
Bosk denkt gerne und häufig an Talena, seine erste Liebe auf Gor und die ewige Verräterin. Die hatte seinerzeit Ar an die Invasionsarmeen von Cos und Tyros verraten, sehr zur Schande ihres Vaters Marlenus, des Ubars von Ar. Möglicherweise ist Bosk bekannt, wohin Talena geflohen ist – sie taucht in „Quarry“ unter falschem Namen auf. Dann ist klar, dass sie nun auf Cos am Hofe des Ubars von Jad leben dürfte. Um die Lage zu klären, dürfte der nächste Gor-Roman „Warriors of Gor“ eine entsprechende Aktion auf Cos schildern.
Taschenbuch: 521 Seiten in Print
O-Titel: Avengers of Gor, 2021
ISBN 978-150-406-7133 (ebook)
https://openroadmedia.com/category/fantasy
Der Autor vergibt: 



