Alle Beiträge von Björn Backes

Ange (Autoren) / Alary, Pierre (Zeichner) – Ludwig (Belladonna 3)

_Reihentitel:_

Band 1: [Marie 6121
Band 2: [Maxim 6127
Band 3: Ludwig

_Story:_

Nach dem Sturz des Gelben Königs steht Marie vor einer ausweglosen Zukunft. Will sie das Leben des Bettleroberhaupts retten, muss sie den französischen Throninsassen umbringen, und sieht daher keine andere Möglichkeit mehr, als sich dem Druck ihrer unliebsamen Zweckverbündeten zu beugen. Als Marie schließlich untertaucht, sind alle Seiten überzeugt, dass die letzte Stunde des Königs geschlagen hat. Die Sicherheitsmaßnahmen werden verschärft, und selbst die Geheime Kammer, einst Maries Freunde und Mitstreiter, bereitet sich auf ein Duell mit ihrer neuen Feindin vor.

Doch Maxim, der seine heimlichen Gefühle für Marie unterdrücken muss, und dessen Mutter wollen die Hoffnung nicht aufgeben, dass Marie ihre Ideale nicht verraten hat. Während der Anführer der Kammer sich jedoch seiner Verantwortung stellt und den Schutz des Königs vorbereitet, spinnt die alternde Madame de Breuil im Hintergrund die Fäden, um den Gelben König zu befreien und den erpresserischen Komplott zu beenden. Doch Marie ist inzwischen in den Gemächern des Königs angelangt und richtet ihren Degen gegen den Monarchen …

_Persönlicher Eindruck:_

Erstens kommt alles anders und zweitens als man denkt: Nach der viel versprechenden zweiten Episode der „Belladonna“-Trilogie konnte man davon ausgehen, dass im letzten Band in erster Linie die Vergangenheit der Titelheldin noch einmal intensiver beleuchtet wird und man mehr über die Mysterien und Schatten erfährt, die hiermit in Verbindung stehen. Pustekuchen lautet jedoch die Antwort des Autorenteams Ange, welches erst gar nicht tiefer bohrt, sondern ähnlich wie im Vorgänger die Action sprechen lässt. Und deren Präsentation galt bis dato ja ohnehin als außergewöhnlich stark.

De facto bietet „Ludwig“, so der Titel des abschließenden Werkes, also alles, was ein glamourös inszeniertes Finale erfordert, sprich rasante Action, eine weitere Tempoverschärfung (was ebenfalls schon bemerkenswert ist), eine klare Weiterentwicklung der Charaktere und schließlich auch diverse Überraschungseffekte, die gerade in den ersten Passagen einige Aha-Erlebnisse nach sich ziehen.

Alles kulminiert schließlich in einem sehr bombastisch ausgelegten Szenario, welches die wichtigsten Figuren noch einmal zusammenbringt, dies aber in einer ungewohnten, derart unerwarteten Konstellation. Oder aber lange Rede, kurzer Sinn: Die letzten Szenen von „Belladonna“ haben es noch einmal in sich, gestalten das (vorzeitige) Ende jedoch absolut befriedigend!

Für den dritten Band individuell lässt sich sagen, dass es gerade die unverhofften Entwicklungen sind, die hier die Akzente setzen. Figuren wie Madame de Breuil wachsen mit einem Mal über sich hinaus, aber auch Maxim und der Minister, die ansonsten eher losgelöst vom Hauptstrang agierten, finden noch besser in die Story hinein und füllen schließlich die wenigen Lücken, die bislang noch offen waren. Lediglich ein wichtiger Nebenschauplatz bleibt noch vage, lässt dem Autorenpaar jedoch gleichzeitig die Möglichkeit, „Belladonna“ über diese Trilogie hinaus lebendig zu halten.

Auf der letzten Seite heißt es jedenfalls ’Ende des ersten Zyklus’. Und da das Potenzial für eine ausführliche Fortsetzung in jedem Detail der Handlung schlummert, müsste es schon mit dem Teufel zugehen, würde man von dieser Serie nicht schon bald mehr hören. Ausgehend von dem, was vor allem in diesem – bis auf Weiteres – letzten Kapitel geschieht, wäre es aber auch nur wünschenswert, wenn sich die beiden Herrschaften schnellstmöglich aufraffen würden. „Belladonna“ gehört nämlich zweifelsohne zu den Perlen im gesamten Splitter-Katalog und zu den heimlichen Highlights des Comic-Jahres 2009!

|Graphic Novel: 48 Seiten
ISBN-13: 978-3940864857|
[http://www.splitter-verlag.de/]http://www.splitter-verlag.de/

Ange (Autoren) / Alary, Pierre (Zeichner) – Maxim (Belladonna 2)

_Reihentitel:_

Band 1: [Marie 6121
Band 2: Maxim
Band 3: Ludwig

_Story:_

Zweimal bereits konnte Marie das Leben des Königs durch ihr kurzfristiges Eingreifen schützen, doch immer noch ist der Attentäter auf freiem Fuß und trachtet seiner Majestät nach dem Leben. Da die Spuren des italienischen Killers jedoch im Sande verlaufen, hält Minister Lovois für seine Anvertraute neue Aufgaben bereit. Sie soll ihr Geschick nutzen, um den Untergrund-Helden Vicomte in der umliegenden Provinz zur Strecke zu bringen. Doch Marie gerät in einen Hinterhalt und wird von Vicomtes Leuten erbarmungslos gefoltert, ohne dabei jedoch ein Wort über den Orden Louvois‘ preiszugeben.

In letzter Not gelingt ihr die Flucht, die sie auf direktem Wege in die Hände von Enrico bringt, jenem Italiener, den sie erst kürzlich jagte. Der verzweifelte Ansatz, ihn im Kampf zu besiegen, scheitert aber an den Argumenten des begabten Degenfechters: Enrico hat den Gelben König unterworfen und die Herrschaft über das niedere Volk an sich gerissen. Und außerdem hat er die Informationen über Maries Vergangenheit, auf welche die rechte Hand des Königs stets gehofft hatte. Allerdings ist der Preis, den Enrico anbietet, enorm hoch: Entweder stirbt Marie oder aber der König durch ihre Hand …

_Persönlicher Eindruck:_

In der zweiten Episode von „Belladonna“ setzt das Autorenduo Ange gerade im Actionbereich noch einmal gewaltsam einen drauf. Das 48-seitige Album ist von der ersten bis zur letzten Seite mit vielen sehr lebendigen Sequenzen gefüllt, seien es nun Degengefechte, verbale Auseinandersetzungen, Folter oder die unbarmherzige Jagd nach dem Killer. Die Waffen stehen kaum still, was unter anderem auch dadurch begünstigt wird, dass die beiden Autoren ein enorm hohes Tempo anschlagen und die Handlung von unzähligen Szenenwechseln durchsetzt wird. Und sollten Marie und Co. dann doch mal kurz verschnaufen, rast die inhaltliche Entwicklung anderweitig im Eiltempo voran, sei es nun durch politische Ränke, weitere Intrigen oder aber im breiter ausgeschmückten Nebenschauplatz, dem Thron des Gelben Königs.

Dabei würde die vordergründige Story alleine schon völlig ausreichen, um das hohe Niveau zu wahren bzw. es an den gegebenen, sehr flotten Stellen noch weiter auszubauen. Marie als Jägerin und Gejagte gibt eine fabelhafte Protagonistin ab, die Dumas-Atmosphäre mit dem deutlichen Musketier-Anstrich verleiht dem Ganzen die passende Stimmung, und die bereits erwähnte Geschwindigkeit, mit der die Dinge hier voranschreiten, tut ihr Übriges dazu, um die Spannung am Siedepunkt zu halten.

Doch Ange lassen nicht locker und greifen auch die Tragödie um Maries Vergangenheit auf und machen sie, wenn auch nur in kurzen, knappen Passagen, zum zweiten Kernthema des Plots, jedoch ohne gleichzeitig einen weiteren Mythos heraufzubeschwören, der im noch verbleibenden Band alleine schon wegen der hierzu erforderlichen Detailschärfe gar nicht mehr adäquat aufbereitet werden könnte. Weniger ist also in diesem Fall mal wieder mehr, und auch wenn die Story diesen Handlungszusatz nicht zwingend benötigt, so kann man ihn auch in „Maxim“ als Bereicherung betrachten.

Was ein wenig auf der Strecke bleibt, ist der politische Background, der im Gesamtkonzept von „Belladonna“ schließlich auch eine übergeordnete Rolle spielt. Zwar geschieht oberflächlich so einiges, doch die eigentlichen Ränke werden nicht weiter vertieft, sondern nur grob angerissen, bevor die Action wieder das Zepter in die Hand nimmt. Hier wird noch ein wenig passieren müssen, soll die Sache am Ende rund sein. Doch angesichts der rasanten Entwicklungen und der aufrechterhaltenen Klasse, die „Belladonna“ im zweiten von drei Kapiteln zeigt, braucht man sich hier auch für das Finalwerk keine großen Gedanken machen. Bis dato ist die Aufgabe, Mantel & Degen auf höchstem Spannungsgrad zu inszenieren, schließlich auch souverän von Anne und Gerard gelöst worden!

|Graphic Novel: 48 Seiten
ISBN-13: 978-3-940864-84-0|
[http://www.splitter-verlag.de/]http://www.splitter-verlag.de/

Kaul, Johannes – Höhenrausch und Atemnot

Das Extrembergsteigen hat sich in den letzten zwei Dekaden kontinuierlich und immer mehr zum Volkssport entwickelt. Die riesigen Giganten im Himalaya sind längst keine unbezwingbaren Illusionen mehr, die 8000er haben sich gleichermaßen vom puren Phantasiegebilde in erreichbare Kultgipfel verwandelt. Und da man auch als leicht trainierter Hobby-Alpinist problemlos in die für europäische Verhältnisse enormen Höhen aufsteigen kann, haben sich in besagter Zeit viele Mythen schleppend aber doch effektiv in Luft aufgelöst.

Ein Berg, für den diese Form der Vermarktung mehr als jede andere zutrifft, ist sicherlich der Kilimandscharo, kurz Kibo, den vor ungefähr 30 Jahren höchstens drei Personen jährlich zu besteigen wagten. Heute ist er zum Zentrum eines eigenartig ausgelegten Massentourismus geworden, welcher mit 25.000 Mensche in jedem Jahr mehr Leute anzieht als einige namhafte Gipfel im Gebiet der Alpen. Dass der Kilimandscharo deshalb aber längst kein Berg ist, den man im spielerischen Alleingang meistern kann, steht außer Frage, und wird von ARD/WDR-Reporter Johannes Kaul in seinem Erlebnisbericht noch einmal mit vielen schlagkräftigen Argumenten und einschlägigen Erfahrungen untermalt.

Dabei stellt sich aber erst einmal die Frage, ob Kaul lediglich ein weiterer Hobby-Schreiber ist, der dieses Medium nutzt, um sich und seinen Gipfelerfolg abzufeiern. Der Markt boomt, und gerade weil der Kibo einer jener Berge ist, der diesbezüglich immer mal wieder gerne in Augenschein genommen wird, ist eine gewisse Skepsis durchaus angebracht. Bei 25.000 Besteigungen jährlich erscheint die Leistung Kauls bei allem Respekt nämlich nicht mehr ganz so grandios wie beispielsweise in den Himalaya-Tagebüchern einer Gerlinde Kaltenbrunner.

Doch „Höhennot und Atemrausch“, so der Titel des Buches, ist weitaus mehr als das Tagebuch eines medienpräsenten Menschen, der seine Expedition für wichtig genug hielt, sie auch in literarischer Form abzufassen. Es ist gleichzeitig die Dokumentation eines ausgefallen TV-Projekts, dessen Ziel darin bestand, als erster Trupp live von der Gipfelbesteigung des höchsten Berges in Afrika mit der Kamera zu berichten. Ferner ist es ein in eindringliche Worte gefasster Motivationsschub für die ältere Generation, da der weniger sportliche Kaul zeigt, dass man mit einem bekämpften inneren Schweinehund und einer Menge Willenskraft und Entschlossenheit selbst vermeintlich unerreichbare Ziele wie etwa diesen knapp 6000m hohen Berg erreichen kann. Immerhin ist der Autor des Buches zum Zeitpunkt der Besteigung schon stolze 67 Jahre alt.

Als Letztes ist „Höhennot und Atemrausch“ aber auch eine sehr persönliche Analyse der Vorgänge am Kilimandscharo, angefangen bei den manchmal recht dramatischen Background-Storys der Träger, über den Umgang mit Leichtsinn, Überheblichkeit und Fehleinschätzungen in den Gipfelregionen, bis hin zur sehr authentischen Umschreibung der Aufstiegsbedingungen und den eher bedenklichen hygienischen Zuständen vor Ort. Kaul erlebt seine Expedition durchaus als Abenteuer, bleibt aber dennoch kritisch und setzt bei seinen kleinen Sticheleien auch auf politischer Ebene an. Die Frage danach, wohin das Geld wandert, das der Nationalpark dank seiner enorm hohen Besucherzahlen Jahr für Jahr einfährt, steht vornan. Ebenso hinterfragt der Autor das Trägersystem, welches für die Beteiligten Geringverdiener alles andere als gesundheitsförderlich ist, das gleichzeitig aber auch viel zu schlecht von Seiten der Regierung Tansanias unterstützt wird.

Und dann – und dieser Einblick gefällt mitunter am besten – nutzt der Autor am Ende seine Position als Reporter immer wieder, um den Menschen in der direkten Umgebung einige persönliche Geschichten zu entlocken und ihr Leben am Berg bzw. mit dessen religiösen Verbindungen besser zu verstehen. Als Kaul beispielsweise eine Frau anspricht, deren Sohn als Träger an der Höhenkrankheit umgekommen ist, erfährt man aus erster Hand, dass die Besteigung des Kilimandscharo bei weitem nicht so glanzvoll arrangiert ist, wie man es in der ersten Euphorie gerne mal beschreibt. Ebenso häufig bringt der Berg nämlich auch seine Schattenseiten hervor und stellt den Wahn, der mittlerweile um ihn und seine kontinuierlich schmelzende Gletscherfläche betrieben wird, deutlich in Frage.

Dennoch: „Höhennot und Atemrausch“ bleibt in erster Linie ein Erfahrungsbericht, der trotz der geringen Seitenzahl sehr detailliert ist und die Route zum Gipfel viel transparenter darstellt, als man es in vergleichbaren Titeln bislang lesen konnte. Kaul spart auch nicht an Kleinigkeiten und gibt einem gerade im letzten Drittel des Buches das Gefühl, leibhaftig an diesem Trek teilgenommen zu haben.

Der letzte Punkt, der noch lobenswert hervorgehoben werden muss, ist die sehr praxisnahe Aufstellung des logistischen Aufwandes für einen solchen Trip. Die Vorbereitungen in der Heimat werden in diesem Zusammenhang in aller Ausführlichkeit angeschnitten, weiterhin wird aber auch mit Informationen nicht gespart, welche die nötige Ausrüstung für eine solche Mammuttour betreffen. Man gewinnt einfach schnell eine Vorstellung davon, was das Abenteuer Kilimandscharo bedeutet, was an persönlichem Einsatz erforderlich ist und welche Grundvoraussetzungen mitzubringen sind, um das Wagnis einzugehen, es mit dem Berg der Götter aufzunehmen – und letzten Endes ist es ja auch gerade das, was man in einem solch abenteuerlich präsentierten Erlebnisbericht lesen will.

Ergo: „Höhenrausch und Atemnot“ ist informativ auf der einen, unterhaltsam auf der anderen Seite, darüber hinaus mit vielen persönlichen Anekdote geschmückt und in Sachen Erzählatmosphäre in diesem Genre eine absolute Bereicherung. Nicht nur passionierte Alpinisten sollten daher dringend mal einen Blick riskieren; denn was man aus diesem Buch mitnehmen kann, ist in der Summe schon eine ganze Menge!

|Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
ISBN-13: 978-3517085425|
[südwest-Verlag]http://www.randomhouse.de/suedwest/verlag.jsp?men=537&pub=32000

Ange / Varanda, Alberto / Meddour, Fabrice – Legende der Drachenritter, Die – Band 8: Der Chor der Finsternis

_Reihentitel:_

Band 1: [Jaina 3349
Band 2: [Akanah 3585
Band 3: [Das leblose Land 3826
Band 4: [Brisken 4153
Band 5: [Schlossgärten 4749
Band 6: [Jenseits der Berge 5143
Band 7: [Die Sonne wiedersehen 5534

_Story:_

Das Übel breitet sich mit immer größerer Geschwindigkeit und Effizienz über die Länder aus. Seuchen raffen das Volk dahin, eigenartige Kreaturen ergötzen sich am Menschenfleisch, und lediglich der Orden der Drachenritter scheint nun noch Mittel und Wege zu kennen, das schier unvermeidbare Ende der Menschheit und den endgültigen Sieg des Drachen und seiner instrumentalisierten Bösartigkeit abzuwenden.

Ritter Marly, gerade erst 19 Jahre alt und als Jungfrau für diesen Auftrag prädestiniert, soll die sagenumwobene Drachenritterin Krista aufspüren, um die sich bereits die wildesten Gerüchte ranken. Doch die zur Legende erklärte Verschollene bleibt ein Phantom. Und obschon in der Dschungellandschaft, in die Marly entsandt wurde, jeder schon von Krista gehört hat, findet Marly lediglich barbarische Stämme, die die vom Übel dahingerafften Menschen hilflos in den Tod schicken.

Die junge Ritterin vom Drachenorden beginnt zu resignieren, will jedoch nicht wahrhaben, dass es für die verseuchten Mitmenschen keinen anderen Ausweg gibt. Als sie sich während eines weiteren Angriffs der wilden Dschungelkreaturen schließlich ein letztes Mal aufbäumt, realisiert sie erst, von welchem Ausmaß der Schaden bereits ist, den die Drachen und die von ihnen initiierte Krankheit angerichtet haben.

_Persönlicher Eindruck:_

Von Ausgabe zu Ausgabe wird das Autorenduo Ange wieder vor die gleiche, stetig wachsende Herausforderung gestellt, wie man mit den unabhängigen Geschichten zum Serienepos „Die Legende der Drachenritter“ neue Wege beschreiten, gleichzeitig dem bisherigen Handlungskonzept noch neue Impulse verschaffen kann. Es gab stille, intrigante, heimtückische, zuletzt auch blutrünstige Episoden um den Orden der jungfräulichen Ritter, selten jedoch auch Kapitel, in denen die tatsächliche Jagd nach den Drachen bzw. die Herkunft des Übels genauer angeschnitten wurden.

In der vorliegenden, inzwischen bereits achten Ausgabe ändert sich daran grundlegend nichts. Allerdings ist die Seuche diesmal zentrales Thema und für die illustrative Präsentation des aktuellen Bandes der heimliche Ideengeber. Die beiden Autoren haben sich eingehend damit beschäftigt, wie man einen Link zwischen der Hauptstory und den Erscheinungsformen dessen, was die Folge des Konflikts zwischen Drachen und Menschen beschreibt, erstellen kann und dabei einen sehr beklemmenden, letzten Endes aber ganz klar überzeugenden Weg gewählt. Und natürlich gibt es im Orden der Drachenritter auch diesmal allerhand Intrigen und Heimlichkeiten.

Erstmals im Laufe der Handlung wird das Tun und Handeln der Titellegenden jedoch ernsthaft in Frage gestellt. „Der Chor der Finsternis“ beschreibt, wie die Position der Drachenritter falsch ausgelegt werden könnte und wirft die inhaltliche Frage auf, ob der Orden überhaupt mit lauten Mitteln spielt oder ob es im Grunde genommen lediglich eine groß angelegte Manipulation ist, die hinter alldem steckt.

Mit der recht naiven Protagonistin Marly, die in ihrer rosaroten Perspektive gar nicht abschätzen kann, welche Grausamkeiten das Gefecht gegen die Drachen in der Zwischenzeit hervorzubringen vermag, hat man eine gewagte Figur in die Mitte gestellt, die das Gewicht der sehr schweren Kost in Band 8 jedoch tragen kann. Sie verkörpert schließlich all die Werte, die eine stille Heldin in dieser Serie verinnerlicht haben soll und wirbt mit unbändigem Willen und der Motivation, das Übel zu richten, für ihren Orden.

Dementsprechend groß ist der Kontrast, den ihre eigentlichen Verbündeten in der Dschungellandschaft aufwerfen, und der schließlich zum lebendigen Kern der Geschichte heranwächst. Hoffnung und Freiheitsdrang auf der einen, Verzweiflung und Selbsterhaltungsdrang auf der anderen Seite bilden auf inhaltlicher Basis den lebendigen Output von „Der Chor der Finsternis“ und ergeben gekoppelt mit der sehr eindringlichen Erzählatmosphäre und den feinen, finsteren Illustrationen ein stimmiges Gesamtpaket, das problemlos das Niveau der bisherigen Folgen aufrecht erhält.

Und dennoch: Dieses Kapitel ist irgendwie anders, von düstereren Stimmungen geprägt, im Bereich der Charaktere gewagter und individueller und handlungsspezifisch betrachtet einfach noch fieser und gemeiner als die Nummern 1-7. Das überzeugt dann gleich doppelt und bestärkt die Hoffnung, dass „Die Legende der Drachenritter“ auch künftig noch eine Menge Überraschungen bereithalten kann. In dieser Verfassung ist die Serie nämlich längst noch nicht am Ende angelangt!

|Graphic Novel: 46 Seiten
Originaltitel: La geste des chevaliers dragons – Le choeur des ténèbres
ISBN-13: 978-3-939823-42-1|
[http://www.splitter-verlag.de/]http://www.splitter-verlag.de/

Bausenwein, Christoph – Prinzip Uli Hoeneß, Das – Ein Leben für den FC Bayern

Ein Leben für den FC Bayern, ein Leben als Reizfigur, ein Leben im ständigen öffentlichen Interesse, und ab und an auch ein Leben für die ‚Abteilung Attacke‘: Uli Hoeneß gehört von Jugendbeinen an zu den Figuren im deutschen Sport, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ständig die Extreme zu leben, permanent zu polarisieren und mit klaren Ansagen und ohne Blatt vorm Mund an die Öffentlichkeit zu treten. Bereits als aufstrebender, bulliger Stürmer beim Münchener Erfolgsclub konnte er diesen Status verbuchen und galt in der Ära Beckenbauer eher als Störenfried denn als Leitfigur. Doch der Erfolg gab ihm schon zu jener Zeit immer wieder Recht und führte ihn schließlich an jenen Posten, der ihn berühmt und berüchtigt machte, nämlich den des Managers in Deutschlands inzwischen größtem Prestigeverein.

Was sich unterm Strich wie die makellose Bilanz einer erfolgreichen Karriere als Geschäftsmann liest, ist auf der anderen Seite auch der ständige Kampf gegen Mauern und um Akzeptanz, den Hoeneß auf allen nur erdenklichen Ebenen ausgetragen hat. Als Spieler galt er aufgrund seiner Gehaltsvorstellungen und seiner großen Klappe bereits vereinsintern als Buhmann, konnte sich mit seinen Qualitäten aber am Ende immer wieder durchsetzen. In seiner Rolle als Manager wiederum bewies er häufig Mut und wählte unbequeme Wege, zehrte aber auch hier jederzeit von seinem kreativen Geschäftssinn, für den unter anderem das heutige Budget des Rekordmeisters spricht. Und in seiner ungeliebten Rolle als inoffizieller Presseabgeordneter des FC Bayern, wurde er ununterbrochen für seine scharfe Zunge und seine nicht selten arroganten, großspurigen Ansagen getadelt.

Doch Hoeneß wäre nicht Hoeneß, wäre ihm der steinige Weg nicht jederzeit der liebste gewesen. Geboren in einer hart arbeitenden Metzgerfamilie, lernte er bereits sehr früh, Werte anzuerkennen und zu leben, und führte den damit verbundenen Ehrgeiz so weit, wie es die Leistungsgrenzen finanziell und physisch erlaubten.

Mit seinem Ausscheiden als Bayern-Manager und seinem Wechsel ins Präsidium der deutschen Fußball-Topadresse ist für den stets hochroten Choleriker nun die Zeit gekommen, auf sein Leben zurückzublicken. Dies tut Hoeneß nun mit Fußballexperte und Autorengenie Christoph Bausenwein. Chronologisch, aber dennoch stets reflexiv, geht der Autor von „Das Prinzip Uli Hoeneß“ Stationen, Einstellungen, Siegen und Niederlagen nach – und entdeckt dabei vor allem eines: den Menschen Uli Hoeneß, der in allen medialen Zwistigkeiten fast ausnahmslos zugunsten einer skandalsuchenden Berichterstattung nach hinten gedrängt wurde.

Doch Bausenwein geht mit seinem kurzzeitigen Alter Ego nicht gerade zimperlich um; die Figur Hoeneß wird sehr kritisch aufgearbeitet und weniger auf ihre zahlreichen Erfolge reduziert. Ganz im Gegenteil: Während der Autor in kaum einem Nebensatz das Manager-Genie des beschriebenen Protagonisten außen vor lässt, kommt er auch immer wieder auf die Unzulänglichkeiten und Affären zu sprechen, die unmittelbar mit dem FC Bayern und der Person Uli Hoeneß verbunden waren. Zuallererst kommt er natürlich auf den unendlichen Zwist mit Christoph Daum zu sprechen, der fast das Karriereaus für den Manager bedeutet hätte. Und natürlich werden die Wortgefechte mit Werder Bremens Ex-Manager Willi Lemke hervorgehoben, diesmal aber mit dem spitzfindigen Sieger Hoeneß, der insgeheim auch immer die besseren Argumente parat hatte als sein norddeutsches Pendant.

Aber es sind nicht nur die Streitereien und die Arroganz, die die öffentliche Person Hoeneß charakterisieren sollen. Immer wieder schildert Bausewein, der überdies auf eine überragende Recherchearbeit verweisen kann, wie der Manager seinen Posten genutzt hat, um aufzurütteln und im Rahmen des Möglichen kleine Revolutionen loszutreten. Und es sind eben genau diese Phasen in der Karriere dieses Menschen, die – und das wird auch der große Teil der Hoeneß-Hasse zugestehen müssen – insgesamt nicht den Respekt erbracht haben, der für die jeweilige Leistung angebracht gewesen wäre. Die Vermarktung der Bundesliga und die Etablierung dieses Markenzeichens gehen zu einem wesentlichen Teil auf die Kappe des Bayern-Präsidenten. Aber auch die hiesigen Entwicklungen im Merchandise-Bereich darf sich Hoeneß auf seine Verdienstliste schreiben, da er hier rechtzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und effizient für den FC Bayern genutzt hat. Im Großen und Ganzen hat er sich daher auch nicht nur um seinen Stammverein, sondern auch für den kontinuierlichen Aufschwung der Bundesliga verdient gemacht und den vielleicht größten Anteil daran gehabt, wie sich der deutsche Vereinsfußball seit den Siebzigern verändert und entwickelt hat. Und alleine zu lesen, mit welchen raffinierten Tricks und Kniffen Hoeneß hierbei gearbeitet hat, wie viel Gegenwind er dafür in Kauf nehmen musste und – ganz wichtig auch – warum ihm daran lag, in der Öffentlichkeit auch mal zur Attacke zu blasen, ist lohnenswert genug, sich mit „Das Prinzip Uli Hoeneß“ auseinanderzusetzen.

Doch den eigentlichen Reiz des Buches machen jene stillen Kapitel aus, in denen auch mal die persönliche Seite herausgekehrt wird. Da kommt der Familienmensch Uli Hoeneß zum Vorschein, sein soziales Engagement, das er bewusst aus den Medien heraushalten möchte, seine Fürsorge für das Etikett Deutscher Fußball und auch sein ungebrochener Kampf für Fairness und Gerechtigkeit auf internationaler Ebene. Das Vorbild Real Madrid sportlich, das Vorbild FC Bayern wirtschaftlich – das war stets das Bestreben seiner Arbeit; und dieser facettenreiche Komplex wird in „Das Prinzip Uli Hoeneß“ packend, teils auch humorvoll, aber eben auch sehr fokussiert wiedergegeben. Der relativ hohe Preis mag zwar noch ein grundsätzliches Hindernis für eine Investition sein, doch die ist inhaltlich jeden Cent wert – genauso wie der Kosten-Nutzen-Effekt, den Hoeneß in seinen 33 Jahren als Bayern-Manager zum höchsten Gut erklärt hat. Von daher ist die Empfehlung das Mindeste, was man dieser eigentlich so ungeliebten Person aussprechen muss. Gerade aus der neu gewonnenen Erkenntnis heraus, dass ‚der Uli eigentlich ein prima Kerl ist‘!

http://www.werkstatt-verlag.de
http://www.christophbausenwein.de

Arleston, Christophe (Autor) / Floch, Adrien (Zeichner) – Aufstand der Spielfiguren (Die Schiffbrüchigen von Ythaq, Band 6)

_Reihentitel:_

Band 1: [Terra Incognita 3722
Band 2: [Die falsche Ophyde 3744
Band 3: [Seufzer der Sterne 3777
Band 4: Khengis Schatten
Band 5: [Das letzte Geheimnis 5158

_Story:_

Die Bedingungen der Schiffbrüchigen von Ythaq verschärfen sich von Tag zu Tag mehr. Während Khengis und Hetzel sich abseits der Zivilisation erbitterte Gefechte liefern, wird auch Granit und ihren Verbündeten langsam klar, dass viel mehr hinter ihrem Aufenthalt auf der eigenartigen Insel steckt, als sie anfangs vermuteten. Der Verdacht erhärtet sich noch, als sie auf der anderen Seite der Insel einen kleinen Kontinent entdecken, der allerdings erst seit einer Woche belebt ist, und auf dem ständig neue Menschen landen, die sich keinen Reim darauf machen können, warum sie in Ythaq aufgewacht sind.

Erst als Narvarth erneut von den Wunden des Skopanders gepeinigt wird und ein großes Unwetter die Schiffbrüchigen in den geheimnisvollen Tempel des neu entdeckten Kontinents treibt, findet Granit die ersten wirklichen Informationen über ihren Aufenthalt. Ihr Team und ihre Freunde sind lediglich Spielfiguren in einem Spiel, dessen Regeln in den vergangenen Stunden völlig außer Kontrolle geraten sind …

_Persönlicher Eindruck:_

Es ist wirklich erstaunlich, dass eine längst etablierte, inhaltlich eigentlich gefestigte Serie wie „Die Schiffbrüchigen von Ythaq“ kurz vor dem vermeintlichen Zieleinlauf – jedenfalls ließ sich ein solcher nach den Ereignissen der letzten beiden Episoden perspektivisch für die kommenden ein oder zwei Bände festlegen – noch einmal solch krasse Wendungen aufnimmt und sich in seiner Grundkonstitution ein weiteres Mal völlig verändert.

Allerdings wirkt der Break der Ausgangslage für die Protagonisten alles andere als erzwungen, sondern fungiert stattdessen als völlig logische Begründung für die Entwicklungen der bisherigen Episoden. Man durfte zwar schon vermuten, dass die Schiffbrüchigen lediglich Spielfiguren in einer übergeordneten Partie sind. Doch dass die Geschichte solche Wellen schlagen könnte und die Hintergründe des Ganzen mit so vielen zusätzlichen Überraschungen ausgestattet sind, das konnte man nun wirklich nicht erwarten.

Dabei beginnt das sechste Album noch relativ standesgemäß. Die ewigen Streitereien zwischen Callista und Granit werden mal wieder humorvoll in Szene gesetzt und das Erstgenannte dabei mal wieder den absoluten Tollpatsch gibt, gleichzeitig aber auch den Mund wieder sehr voll nimmt, heizt den Spaß noch weiter an. Die bissigen Wortwechsel, seit jeher eine Stärke der Serie, kommen also auch heuer nicht zu kurz. Ferner führt dieser ewige Zweikampf der beiden Damen aber auch erst zur nächsten Expedition, in deren Verlauf auch zahlreiche neue Charaktere in die Handlung einsteigen. Auch das überrascht, denn vor dem anvisierten Ende entstehen hier gleich neue persönliche Bündnisse und Konflikte, die fernab alldem ausgetragen werden, was bislang geschehen ist, und die ein vorzeitiges Finish letzten Endes gänzlich ausschließen.

Gleichzeitig finden bei einigen Figuren beträchtliche Entwicklungen statt: Narvarth rückt in ein völlig neues Licht, Krugor entpuppt sich ebenfalls als persönliche Enttäuschung, aber auch Granit und ihre Gefährten verändern sich im Hinblick auf die neue Ausgangssituation und gestalten den weiteren Verlauf der Story nach wie vor sehr lebendig.

Leben ist daher auch das richtige Stichwort: „Die Schiffbrüchigen von Ytahq“ bleiben im steten Wandel und setzen bei der Weiterentwicklung der Handlung auf Intensität und unglaubliche Überraschungseffekte. Und entgegen allen Erwartungen bäumt sich die Serie vor dem erahnten Zieleinlauf noch einmal auf, entwickelt neue Stränge, brilliert mit frischen Ideen und schafft es dabei sogar, das ohnehin sehr hohe Niveau ein weiteres Mal zu steigern. Keine Frage also, auf „Die Schiffbrüchigen von Ythaq“ ist Verlass – in Band 6 vielleicht sogar mehr denn je!

|Graphic Novel: 49 Seiten
Originaltitel: Les Naufragés d‘ Ythaq – La Révolte des Pions
ISBN-13: 978-3-940864-89-5|
[http://www.splitter-verlag.de/]http://www.splitter-verlag.de/

Arleston, Christophe (Autor) / Alary, Pierre (Zeichner) – SinBad 1: Der Kelch von Alexandria

Christophe Arleston gehört inzwischen zu den renommiertesten Schreibern im westeuropäischen Comic-Sektor. Immerhin 60 Alben gehen mittlerweile auf seine Kappe, darunter auch der Geniestreich „Die Schiffbrüchigen von Ythaq“, welcher in bislang sechs Episoden über den |Splitter|-Verlag herausgegeben wurde. Arlestons Faible für Märchen war hingegen die Triebfeder für eine weitere Serie, die nun über den deutschen Vertrieb veröffentlicht wird. Mit „SinBad“ entführt der Autor sein Publikum in 1001 Nacht – und stellt die klassischen Geschichten aus dem Orient mal gewaltig auf den Kopf!

_Story:_

Im unbändigen Willen, seine Zukunft vorhersehen zu lassen, begeht der Kalif Aladin einen folgenschweren Fehler. Der Geist aus der Lampe verrät ihm, dass einer seiner Söhne ihn eines Tages töten und sein eigen Fleisch und Blut sein Verhängnis sein wird. In einer Kurzschlussreaktion lässt Aladin alle seine Kinder töten – und seine Frauen gleich mit. Doch als er sieht, wozu ihn der Geist getrieben hat, bereut er seinen Entschluss. Doch glücklicherweise konnte ein Kind versteckt werden …

Jahre später entschließt sich ein junger Seefahrer, seinen Adoptivvater und dessen Schiff zu verlassen, um seine Familie zu finden. Sinbad erfährt auf seiner Suche vom geheimnisvollen Kelch von Alexandria, mit dessen Hilfe man ein einziges Mal in seine persönliche Vergangenheit blicken kann. Mit List gelingt es ihm, auf der Insel der Zauberin Turbah Zugang zu deren Palast zu bekommen und mit ihr ein Tauschgeschäft zu vereinbaren. Doch der gewiefte Jüngling nimmt des Nachts Reißaus und stiehlt den Kelch ohne Gegenleistung. Und während er auf der Flucht bereits Turbahs Zorn zu spüren bekommt, sieht er im Antlitz des Kelches erstmals das Gesicht seiner Mutter …

_Persönlicher Eindruck:_

Arleston ist schlichtweg ein Magier, wenn es darum geht, märchenhafte Szenarien anzupacken, die Atmosphäre träumerisch aufzubauen und dabei Geschichten zu erzählen, die einfach nur mitreißen, ohne dabei von den klassischen Schemen der erkennbaren Ursprünge abzuweichen. Bei „SinBad“ ist die Wurzel der Handlung natürlich offenkundig der reiche Märchenschatz aus 1001 Nacht, den Arleston hier jedoch gewaltig verdreht. Reichlich bekannte Figuren tauchen in der Story auf, allerdings in einer Konstellation, die für den Verfechter der Traditionen sicherlich ein Schlag ins Gesicht bedeutet, in der hiesigen Anordnung und im gesamten Story-Arrangement aber erst das Salz in der Suppe ist. Erwartungsgemäß, will man da schon fast behaupten …

„Der Kelch von Alexandria“ ist dabei eine teils recht skurrile Mischung aus phantasievoller Märchengeschichte, ziemlich finsterer Orient-Romantik, charmantem Wortwitz und einer nicht endenden Situationskomik, die vor allem durch die Verwegenheit des Titelhelden begründet ist, sich aber hier und dort auf die immer mal wieder aufgegriffenen Klischees stützt. Sinbad selber taugt zwar als Heldenfigur nur bedingt, da er sich eher mit Glück und Risikobereitschaft durchs Leben schlägt, doch da sein gelegentlich sogar tollpatschig-naives Verhalten fast immer von Erfolg gekrönt ist, avanciert der Kerl alsbald zum Sympathieträger, der jedoch ständig mit seinem Gewissen kämpfen muss.

Die Story selber ist actionreich und flott, überschreitet zwar den normalen Umfang eines Albums, drängt aber in der Entwicklung ständig vorwärts und weist für einen insgesamt relativ simpel gestalten Comic relativ viele Handlungsschauplätze auf. Doch Arleston beugt einer Überstrapazierung der ständigen Wechsel vor, indem er seinen Protagonisten immer wieder sesshaft macht, Hoffnungen und Erwartungen schürt, dann aber wieder das Tempo anzieht, einen Umbruch forciert und somit wieder einen Steilknick in der Spannungskurve initiiert.

Damit bleibt dieses erste Kapitel auch bis zur letzten Seite heiter und lebendig, vor allem aber aufregend und abenteuerlich – eben das, was man von einer (illustrierten) Erzählung aus 1001 Nacht erwartet! Dementsprechend hat der Autor (und auch sein Zeichner Alary, der bereits aus „Belladonna“ bekannt sein dürfte) zum wiederholten Male ein überzeugendes Werk kreiert und einen Serienstart nach Maß abgeliefert; „SinBad“ mag zwar in vielerlei Hinsicht vorhersehbarer gestaltet sein als die klassischen Arleston-Geschichten, aber an Klasse mangelt es dem orientalischen Spaß deshalb definitiv nicht!

|Originaltitel: Sinbad – Le cratère d’Alexandrie
56 Farbseiten
ISBN-13: 978-3-940864-81-9|
http://www.splitter-verlag.de

Ange (Autoren) / Alary (Zeichner) – Belladonna 1: Marie

Das Autorenpaar Ange gehört mittlerweile zu den meist angesehenen Vertretern des frankobelgischen Comic-Stils. Hierzulande konnten sie sich vor allem mit den beiden |Splitter|-Serien „Das verlorene Paradies“ und „Die Legende der Drachenritter“ einen Namen machen, welche verdientermaßen mit großartiger Resonanz bedacht wurden (siehe unsere Rezensioen dazu). „Belladonna“ soll nun den nächsten Paukenschlag markieren, und das schon in absehbarer Zeit. Ungewohntermaßen setzen Ange nämlich in diesem Fall ’nur‘ auf einen Dreiteiler!

_Story:_

Paris im Jahr 1680: Am Hofe des Sonnenkönigs werden geheime Intrigen gesponnen und insgeheim bereits die gewaltsame Entmachtung des Throninsassen vorbereitet. Nur mit viel Glück und der Voraussicht der begabten Degenkämpferin Marie, die sich in Gestalt einer Nonne in den Festsaal geschlichen hat, gelingt es, ein Attentat auf Ludwig XIV. zu vereiteln. Der Attentäter, ein ebenfalls begabter Fechter italienischer Herkunft, kann entkommen, bleibt Marie jedoch im Gedächtnis.

Derweil rüstet sich die Geheime Kammer, eine Agentenorganisation, der neben Marie auch der gediegene Maxim angehört, für den angekündigten nächsten Anschlag und bereitet sich unter Aufsicht von Minister Louvois auf einen Gegenschlag vor. Und während Marie all ihre Beziehungen spielen lässt, um mehr über die Hintergründe des Attentats und auch über ihre Vergangenheit zu erfahren, ziehen die nächsten düsteren Nebel über den Königspalast. In Versailles kommt es zum Wiedersehen mit dem kompromisslosen Italiener – und dieses Mal geht er nicht mehr so zimperlich mit seinem Degen um …

_Persönlicher Eindruck:_

Keine Frage: Ein Setting in der Umgebung des Sonnenkönigs ist durchaus gewagt, da der Sektor mit vergleichbaren Beiträgen schon mehrfach überschwemmt wurde. Und nicht nur der Comic-Markt ist reich an thematischen Überschneidungen, auch sein audiovisuelles Pendant, die Anime-Sektion, hat sich zuletzt relativ erfolgreich an Interpretationen versucht, man denke nur an die grandiose TV-Serie „Le Chevalier D’Eon“.

Weniger übersinnlich, dafür aber mindestens ebenso eigenwillig geht es nun in „Belladonna“ zu. Natürlich werden hier wieder einige Klischees aufgegriffen, und gewohntermaßen gibt es auch die berüchtigten Intrigen am Hof des Königs, dargestellt in einem Mordkomplott und seltsamen Verwicklungen im Rücken des Throninsassen. Doch statt ausschließlich auf das majestätische Flair zu setzen, haben sich die Autoren für einen leichteren, näher liegenden Weg entschieden, nämlich eine Figur abseits des Throns zu etablieren, ihr die Hauptrolle zu verpassen und das Geschehen, natürlich um viele fiktive Ergänzungen erweitert, aus einer anderen Perspektive zu beleuchten – und siehe da: Das Projekt schlägt ein!

Dabei ist „Belladonna“ sicherlich eine typische Mantel- und Degen-Story auf der einen Seite. Die Atmosphäre gemahnt an die Dumas-Geschichten, die Action im Gefecht spielt gleichsam keine unbedeutende Rolle, und auch die Charaktere sind zum größten Teil (wenn nicht gerade anrüchig) Edelmänner mit Bezug zum Schwertkampf. Allerdings hat „Belladonna“ auch eine ganz andere Seite, und die spiegelt sich vor allem in den sehr eigensinnigen Charakterzeichnungen wider.

Marie, die Protagonistin dieser illustrierten Erzählung, ist hier als unberechenbare Figur das Prunkstück der Serie. Ungewisse Vergangenheit, mystische Aura, bezaubernd-sympathische Ausstrahlung und eine nicht näher zugeordnete Zugehörigkeit. Mit anderen Worten: Hier schlummert bereits eine Menge Potenzial. Nicht anders schaut es bei den übrigen Kompagnons; die Identitäten werden grob geformt, doch die Feinheiten müssen sich erst künftig herausformen und hinterlassen für die Autoren und auch für die Story noch eine Menge positiven Handlungsspielraum. Typisch Ange, kann man da fast sagen, und da es im Hinblick auf die Reputation der beiden Initiatoren kaum ein lobenswerteres Statement geben könnte, ist die Qualität der Reihe, ausgehend von dieser ersten Episode, bereits klar definiert!

Ein letztes Wort noch zum zeichnerischen Gesamtbild: Alary hat jahrelang für die |Disney Studios| gearbeitet und mehrere Kinofilme mit seinen Beiträgen unterstützt. Diesen Einfluss kann er selbstredend nicht ablegen, jedoch sorgt er auch dafür, dass sich das Gesamtwerk entscheidend von den übrigen Ange-Serien abhebt und auch hier ein hohes Maß an Individualität gewährleistet ist.

Unterm Strich ist also nichts zwingender als eine klare Empfehlung für Inhalt, Story und Visualisierung!

|Originaltitel: Belladone – Marie
48 Farbseiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-940864-83-3|
http://www.splitter-verlag.de

Lueg, Lars Peter – Jack Slaughter 06: Im Land der Vampire

Folge 1: „Tochter des Lichts“
Folge 2: „Tochter des Lichts 2: Professor Dooms Erwachen“
Folge 4: „Virus in Jacksonville“
Folge 5: „Am Ende der Welt“

_Story:_

Ein neuer Fauxpas von Jacks größtem Konkurrenten Professor Doom bringt den Kämpfer des Lichts in die Bredouille: Weil der Kaffeelieferant nicht die erwünschte Sorte geliefert hat, Doom aber dringend seinen Koffeinpegel auf einem gleichmäßigen Level halten möchte, verwandelt er den unschuldigen Oktavian Brasov in einen koffeinsüchtigen Blutsauger.

Als Tony und Jack kurz darauf im Leichenschauhaus nach einem bekannten Bishops Ausschau halten, stoßen sie unverhofft auf das Opfer eines Vampirbisses und kommen Dooms neuestem ungeheuerlichen Vergehen auf die Spur. Prompt machen sich die beiden ins nahegelegene Kaffeeparadies auf, um mit Kim die neuesten Ereignisse zu besprechen, als plötzlich der Vampir in Gestalt Brasovs über das Trio herfällt und Kim schwer verletzt.

Als Ponytale den Gefährten auch nicht mehr zur Hilfe eilen kann, wird Slaughter bewusst, dass er schnell handeln muss. Reverend Black verrät den beiden Unversehrten, dass Kim ebenfalls zum Vampir mutieren kann. Wenn Slaughter und Bishop nicht in Windeseile die beißende Bestie besiegen, scheint ihre Freundin dem Untergang geweiht – doch der mutierte Brasov ist zäh und äußerst widerstandsfähig …

_Sprecher:_

Erzähler: Till Hagen (Kevin Spacey)
Professor Doom: Klaus-Dieter Klebsch (Alec Baldwin, Peter Stormare, Gabriel Byrne)
Flopper: Delphin Mitzi
Oktavian Brasov: Marcel Collé
Grandma Abigail: Gisela Fritsch (Dame Judi Dench, Ellen Burstyn)
Jack Slaughter: Simon Jäger (Heath Ledger, Matt Damon, Josh Hartnett)
Sunset River: Schaukje Könning
Frank Stoner: Jan Spitzer (Chris Cooper, William Forsythe)
Tony Bishop: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale)
Basil Creeper: Rainer Fritzsche (Joel Moore in „Avatar“)
Dr. Kim Novak: Arianne Borbach (Catherine Zeta-Jones, Diane Lane)
Bob: Andy Matern (Komponist)
Reverend Black: Hasso Zorn (David Kelly)
Victoria Osborne: Marianne Groß (Anjelica Huston, Cher)
Murphy: Stefan Staudinger (Robert „Der Doktor“ Picardo)
Chuck Novak: Tobias Kluckert (Seth Rogen, Tyrese Gibson, Gerard Butler)
Mr. Ming: Fang Yu
Rick Silver: Dennis Schmidt-Foß (Freddie Prinze jr., Ryan Reynolds)

_Persönlicher Eindruck:_

Mit der inzwischen bereits sechsten Episode der immer noch relativ frischen Hörspiel-Serie „Jack Slaughter“ hat die bislang acht Titel umfassende Reihe ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Dies ist vor allem daran festzumachen, dass die Story etwas Handfestes liefert und nicht ausschließlich auf den Klamauk und die witzigen Gags der Hauptdarsteller ausgerichtet ist. Dabei steigt „Im Land der Vampire“ noch sehr außergewöhnlich und standesgemäß skurril ein. Die Diskussion zwischen Doom und Brasov, in der die falsche Kaffeelieferung ausufernd und hitzig besprochen wird, gehört zu den Sternstunden dieser Serie und ist mit so vielen feinen Anspielungen versehen, dass sich damit schon fast ein ganzes Kapitel füllen ließe. Vorausgesetzt natürlich, dass man den eigenwilligen Humor der Inszenierung teilt, wird man als Slaughter-Fan hier schon in den Anfangsminuten voll und ganz auf seine Kosten kommen.

Daran soll sich auch in den folgenden gut 50 Minuten kaum etwas ändern, insbesondere weil die Geschichte einen plausiblen Verlauf nimmt und man trotz allem permanent den Eindruck hat, dass eine Menge Liebe zum Detail ins Konzept investiert wurde. Besagte Diskussion ist diesbezüglich eine starke Grundlage, die Action im Kaffeehaus und die finale Auseinandersetzung zwischen Bishop und Slaughter auf der einen und dem Vampir auf der anderen Seite sind schließlich weitere Highlights, mit denen man der Story etwas mehr Tiefe verleiht, als man dies bis dato gewohnt ist.

Gleichzeitig ist das Humorlevel in „Im Land der Vampire“ ausgesprochen hoch angesetzt. Feine Gags, freche Charaktere, lockere Zungen, außergewöhnliche Wendungen, noch außergewöhnlichere Schauplätze und Helden, die eigentlich keine sind, dann aber zu welchen werden, am Ende aber diesen Status doch nicht verdienen. Verrückt? Ja, auf jeden Fall!

Ein letztes Indiz dafür, dass die Serie mittlerweile echt gefestigt ist, sind die vielen Running Gags, die man hier konsequent weiter ausgedehnt hat. Da wäre zum Beispiel die ziemlich verzweifelte Sunset River, die seit Jahr und Tag nach einem Job sucht und nach dem verfehlten Engagement bei Professor Doom eine neue Chance bekommt. Oder aber Chuck Novak, der lediglich die Sprache der Fäuste spricht und mit seinem Roundhouse-Kick alle erdenklichen Personen beeindrucken möchte. Und zuletzt kommt auch hier das ziemlich bekloppte Wechselspiel zwischen Creeper, Doom und Flopper wieder zum Vorschein, an dem sich womöglich zwar die Geister scheiden werden, das aber nichtsdestotrotz für den einen oder anderen Lacher sorgen wird – garantiert!

Summa summarum ist das insgesamt sechste „Jack Slaughter“-Hörspiel also gleichzeitig das beste, vielleicht nicht immer ganz so abgefahren und verrückt wie die vorherigen Folgen, dafür aber definitiv nicht weniger witzig und ansprechend als das, was ihm vorausgegangen ist. Eher im Gegenteil: Hatte man bis hierhin immer mal wieder Zweifel, ob die gesamte Konzeption langfristig reizvoll bleiben kann, weiß man spätestens jetzt, dass noch eine ganze Menge Potenzial in „Jack Slaughter“ verborgen liegt!

|ISBN-13: 978-3829122955
ISBN-10: 3829122950|
http://www.jack-slaughter.de
http://www.lpl.de
http://www.myspace.com/jackslaughtertochterdeslichts
http://www.folgenreich.de
http://www.universal-music.de
http://www.karussell.de

Dean Koontz – Meer der Finsternis

Der Odd-Zyklus bislang:

1) Odd Thomas (2004, deutsch 2006 als „Die Anbetung“)
2) Forever Odd (2005, deutsch 2007 als „Seelenlos“)
3) Brother Odd (2006, deutsch 2008 als „Schattennacht“)
4) Odd Hours (2008, deutsch 2009 als „Meer der Finsternis“)
5) In Odd We Trust (Graphic Novel, Juli 2008)

Der Meister des mystischen Thrillers hat sich in den letzten Jahren noch einmal von seiner fleißigsten Seite gezeigt: Dean Koontz legt im aktuellen Jahrzehnt noch einmal ein enormes Pensum vor, hat sich unterdessen aber nicht mehr so häufig von der Unberechenbarkeit seiner Ideen treiben lassen. Mit Odd Thomas hat Koontz letztlich einen Charakter geformt, der immer mehr zu seinem persönlichen Helden geworden ist und inzwischen die wohl wichtigste Figur seiner Romane darstellt.

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Téhy / Vax / Vee / Guenet / Renéaume – Yiu – Die Apokalypse: Buch 1 – In der Hölle

Band 1: [„Die Armee des Neo-Mülls“ 4289
Band 2: [„Die Auferstehung des Unreinen“ 4290
Band 3: [„Die Kaiserin der Tränen“ 4920
Band 4: [„Der Schwur der Söhne“ 5114
Band 5: [„Operation Geisha“ 5485
Band 6: [„Der Inquisitor und seine Beute“ 5968

Das brachiale Science-Fiction-Konstrukt, das der französische Autor Téhy vor einiger Zeit unter dem Namen „Yiu“ publizierte und welches hierzulande vom |Splitter|-Verlag vertrieben wird, gehörte von Beginn an zu den diskussionswürdigsten Vertretern seiner Zunft.

Die Action war (und ist) übermäßig brutal, die Storys waren dagegen gerade in den ersten beiden Bänden relativ plump und größtenteils auf die Darstellung der Gewalt ausgelegt, und auch die wortkarge Titelheldin konnte ihren Part nur mäßig befriedigend erfüllen. Erst mit wachsender Episodenzahl bekam „Yiu“ dann ein Format, das eine Entwicklung von erträglich über ansprechend bis hin zu begeisternd durchmachte – und heute schon gar nicht mehr aus der Dark-Fiction-Welt wegzudenken ist. Genau diesen Zeitpunkt haben Autor und Verlag nun abgewartet, um das Prequel zur Serie herauszugeben. Parallel zu den üblichen Releases der Reihe werden nun die sieben Bücher von „Die Apokalypse“ veröffentlicht, in denen geschildert wird, wie Yiu zu dem wurde, was sie in der späteren Story als Profikillerin darstellt.

_Story:_

2166: Eine immense Krise hat den Globus radikal umstrukturiert und das Leben in den Erdenregionen zur Katastrophe für die normalsterblichen Bürger gemacht. Biowaffen gehörten in der Vergangenheit zum Standard, grausame Vernichtungen haben die bedeutenden Metropolen dahingerafft, und die einzige Instanz, die sich in der Zeit der seelischen Dürre und der brachialen Machtkämpfe weiter hat etablieren können, ist der Klerus.

Am 31. Mai kommt es dann zu einem folgenschweren Attentat: Der Bruder des buddhistischen Führers wird von einer nackten Schönheit, die er für seine alltägliche Hure hält, mit mehreren Kopfschüssen getötet. Der Mann, dessen Glauben die Reduktion auf das Wesentliche propagiert, wird noch vor der nächsten religiösen Verfehlung ermordet und hat keine Gelegenheit mehr, zu erleben, was seine Ermordung initiiert: die Apokalypse …

_Persönlicher Eindruck:_

Unter Berücksichtigung vieler Aspekte ist der Auftakt von „Yiu – Die Apokalypse“ sicherlich ein richtig guter Comic. Da wäre zum einen definitiv die Tatsache, dass es sich hier um die Einleitung eines Prequels handelt, dessen seitenlang aufgebaute Dramaturgie durch die geschichtliche Rückblende auf jeden Fall Wirkung erzielt. Die übergroßen Panels, in denen der schrittweise Untergang noch einmal nachhaltig erläutert wird, bieten inhaltlich und zeichnerisch Klasse und den Verstand, den man von Téhy (ausgehend von den Episoden 4-6 aus der regulären Serie) gewohnt ist.

Dann muss natürlich auch berücksichtigt werden, dass es sich bei „In der Hölle“ ausschließlich um einen Rückblick handelt, der in der Form eines bloßen Tatsachenberichts eine erklärende Wirkung haben soll, quasi das Setting etablieren muss, gleichzeitig aber auch schon einmal die Voraussetzungen für das schaffen sollte, was in den folgenden Kapiteln in ausladender Form geschehen wird. Und natürlich ist ein gewisses Verständnis vorausgesetzt, nämlich dafür, dass in „Yiu“ die wiederum nicht ganz gewaltfreie Bildsprache die Akzente setzt – und darauf kann man sich hier auch voll und ganz verlassen.

Warum also diese Rechtfertigungen? Nun, der Plot ist enttäuschend und inhaltlich sehr begrenzt. Nach der bildgewaltigen Vergangenheitsbewältigung der Weltgeschichte folgt eigentlich nur der perfide inszenierte Mord an der Nummer zwo der buddhistischen Führung mit der explosiven Flucht der Attentäterin. Wer genau dahinter steckt, muss nicht näher erläutert werden, so dass die Verbindung zur eigentlichen Serie natürlich direkt hergestellt ist.

Nichtsdestotrotz wäre ein klein wenig mehr Tiefgang wünschenswert gewesen, da Story und Zeichnungen hier einen so großen qualitativen Kontrast entwerfen, dass die nicht zu Unrecht aufgeworfene Kritik, Téhy würde sich hinter der Gewalt der illustrierten Entwürfe verstecken, mal wieder in den Fokus rückt. Und man erinnere sich nur an den Auftakt von „Yiu“ vor ungefähr zwei Jahren: Da lautete das Urteil ähnlich.

Nun denn, die Hoffnung auf die Zukunft bleibt, ebenso die bleibenden Eindrücke der gewohnt starken, düsteren Zeichnungen. Doch langfristige Begeisterung erfordert mehr, weshalb man sich nun besser auf die Erfahrungen stützt und sich darauf verlässt, dass bereits die zweite Episode das Gleichgewicht wieder ins Lot bringen möge. Eine weitere derart langsam vorangeschobene Entwicklung wie beim letzten Mal wäre jedenfalls fatal!

|Originaltitel: Yiu – Aux enfers
69 Farbseiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-940864-99-4|
http://www.splitter-verlag.de

Arleston, Christophe & Latil, Dominique (Autoren) / Labrosse, Thierry (Zeichner) – Morea 5: Die Flamme der Finsternis

Band 1: [„Das Blut der Engel“ 4350
Band 2: [„Das Rückgrat des Drachen“ 4561
Band 3: [„Das Feuer der Zeit“ 5028
Band 4: [„Der Duft der Ewigkeit“ 5275

_Story:_

Als Moreas unsterblicher Butler Jeeves von einer sonderbaren Miliz erfährt, die in einigen afrikanischen Staaten gewaltsam das Regime stürzen will und dabei scheinbar auch mit dem DWC-Vize Gregor Nonce in Verbindung steht, entsendet der vermeintliche Hausdiener seinem rothaarigen Schützling eine Nachricht mit dem nächsten Auftrag. Doch die Botschaft kommt nicht rechtzeitig an, denn der Privatjet der reichen Erbin wird mitsamt Besatzung über dem afrikanischen Luftraum vom Himmel geschossen.

Morea und ihre Gefährten überstehen den Absturz mit einigen Blessuren und erfahren auf ihrem Trip durch die Steppe vom Rebellenführer Mupata, dessen teuflischer Plan tausende von Menschenleben kosten soll. Doch der Versuch, die Rebellen zu stürzen und sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, wird schon im Keim erstickt. Lediglich der kompromisslose Ritter Terkio scheint noch eine Idee dazu zu haben, mit welchen Mitteln Mupata in die Schranken zu weisen ist …

_Persönlicher Eindruck:_

Ende des ersten Zyklus – eine fatale Botschaft für die „Morea“-Fangemeinde, die sehnlichst darauf gewartet hat, dass sich der Konflikt zwischen Engeln und Drachen zuspitzt und das Überirdische, das die Serie bislang immer nur im Hintergrund ausgetragen hat, langsam aber sicher einmal zum Kernthema werden würde. „Die Flamme der Finsternis“, die fünfte Episode der Comic-Serie, bietet diesbezüglich dann auch kaum Befriedigendes, wenn man mal von der Tatsache absieht, dass Morea und Terkio gleich mehrfach von den Toten auferstehen. Doch den urzeitlichen Konflikt, den die beiden Parteien der Unsterblichen zu bewältigen haben, schneidet Arleston in seinem vorläufig letzten Beitrag nicht mehr an.

Stattdessen gibt es zum Grand Finale noch einmal Comic-Action-Feinkost der ganz besonderen Sorte, liebevoll inszeniert, humorvoll arrangiert, aber auch knallhart umgesetzt. Die Action steht in „Die Flamme der Finsternis“ deutlicher denn je im Zentrum, wird durch Schusswechsel, ziemlich brutale Nahkampfaktionen und stilechtes Gemetzel zusätzlich genährt, führt aber erstmals auch dazu, dass die Jugendfreigabe der Serie in Grenzbereiche vorstößt. Die Szene, in der eine Kettensäge als Mordwaffe instrumentalisiert wird, ist jedenfalls in diesem Zusammenhang grenzwertig.

Inhaltlich wiederum bleibt das Niveau konstant hoch, sicherlich auch durch das hohe Tempo bedingt, vor allem aber forciert von den steten Wechseln in der Story, in deren Mittelpunkt still und heimlich nun auch Jeeves rückt, der im letzten Band zwar schon einen großen Auftritt hatte, sich nun aber immer mehr als Fadenzieher entpuppt – leider aber erst zum Abschluss dieses Zyklus. Außerdem hat Arleston noch einmal alles in den Plot hineingepackt, was für die Serie bislang von Bedeutung war: die ständige Rangelei um den Führungsposten in der DWC, die eigenartigen Liebeleien der Titelheldin, das vorlaute Mundwerk von Terkio, dazu der stete Kampf gegen einige gefährliche Untergrundorganisationen und natürlich die beispielhaft ausgearbeitete Interaktion der Hauptdarsteller, wobei man an dieser Stelle sagen muss, dass der stets unsensible Terkio der Titelfigur in der letzten Runde noch die Show zu stehlen droht.

Doch gerade dies ist auch eine der nicht zu verachtenden Stärken dieser Serie: Sie wird nicht bloß von einer Figur getragen, sondern verteilt die Last auf mehrere Schultern, die wiederum auch allesamt dazu imstande sind, ihre Verantwortung als Protagonisten zu tragen. Insofern ist es schade, dass dieser Zyklus nun hier ein überraschend schnelles Ende findet, gerade auch deshalb, weil der abschließende Part die bisherigen Ereignisse mit einem starken Action-Plot krönt. Doch die Hoffnung, dass es hier schon sehr bald Nachschlag gibt, ist sicher nicht unberechtigt, da die Geschichte ihr Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft hat und Arleston und seine Gehilfen mit Sicherheit wissen, was für einen Brocken sie hier geschaffen haben. Also, danke für fünf starke Comics und Blick voraus zur nächsten Edition!

|Originaltitel: Morea – La brûlure des ténèbres
47 Farbseiten, gebunden
ISBN-13: 978-3-939823-94-0|
http://www.splitter-verlag.de

Lueg, Lars Peter – Jack Slaughter 05: Am Ende der Welt

Folge 1: [„Tochter des Lichts“ 5532
Folge 2: [„Tochter des Lichts 2: Professor Dooms Erwachen“ 5552
Folge 4: [„Virus in Jacksonville“ 6065

_Story:_

Als notorischer Falschparker wird Jack dazu gezwungen, 50 Sozialstunden in der telefonischen Seelsorge seiner Heimatstadt Jacksonville abzuleisten. Anfangs nur genervt, ist Slaughter seinen neuen Nebenjob ziemlich schnell leid, zumal die Anforderungen an seine Person hirnrissiger kaum sein könnten. Da kommt es der Tochter des Lichts gerade gelegen, dass Professor Doom derzeit neue Experimente ausheckt und nebenbei auch noch seinen Gefährten Tony Bishop festhält.

Gemeinsam mit seinem schleimigen Verehrer Basil Creeper setzen sie Slaughter einen bösen Fluch auf, der auf eigenartige Weise auf ihm lastet: Die Personen in seinem Umfeld, ganz gleich welchen Geschlechts, zeigen plötzlich ihre Verehrung für Jack und stellen ihm ruhelos nach. Hilflos tritt er die Flucht an, denn selbst seine Zauberpuppe Ponytale scheint diesmal machtlos. Wird die Tochter des Lichts sich am Ende noch vor den zahllosen Anbiederungen retten können? Ansonsten läuft er Gefahr, mit Haut und Haaren vernascht zu werden …

_Sprecher:_

Erzähler – Till Hagen (Kevin Spacey)
Dr. Kim Novak – Arianne Borbach (Catherine Zeta-Jones, Diane Lane)
Jack Slaughter – Simon Jäger (Heath Ledger, Matt Damon, Josh Hartnett)
Rick Silver – Dennis Schmidt-Foß (Freddie Prinze jr., Ryan Reynolds
Frogi Oaktree – Santiago Ziesmer (Steve Buscemi)
Professor Doom – Klaus-Dieter Klebsch (Alec Baldwin, Peter Stormare, Gabriel Byrne)
Tony Bishop – David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale)
Basil Creeper – Rainer Fritzsche (Joel Moore in „Avatar“)
Flopper – Delphin Mitzi
Frank Stoner – Jan Spitzer (Chris Cooper, William Forsythe)
Chuck Novak – Tobias Kluckert (Seth Rogen, Tyrese Gibson, Gerard Butler)
Tracy Santiago – Christin Marquitan
Grandma Abigail – Gisela Fritsch
Sunset River – Schaukje Könning
Oktavian Brasov – Marcel Collé
Bob – Andy Matern (Komponist)
Reverend Black – Hasso Zorn
Mr. Ming – Fang Yu

_Persönlicher Eindruck:_

Diese Episode der „Jack Slaughter“-Hörspiele gehört mal wieder ganz klar der Kategorie total durchgedreht an. Die Story wirkt über weite Strecken sinnentleert, die neuen Charaktere – darunter Kim Novaks karatekämpfender Bruder Chuck – sind skurril bis völlig abgefahren, die Szenarien sind mal wieder beängstigend eigenwillig, und zu guter Letzt verhalten sich das finstere Dreamteam Creeper/Doom und ihr nicht minder bescheuertes Schoßtier Flopper auch mal wieder sehr, sehr merkwürdig, so dass sich bereits nach der Hälfte der Spielzeit etwas Elementares konstatieren lässt: Inhaltlich ist „Am Ende der Welt“ alles andere als wertvoll.

Doch wer die „Jack Slaughter“-Reihe bis hierhin verfolgt hat, wird wissen, dass es beim Trio Infernale mit dem zerstreuten Titelhelden an der Spitze um ganz andere Dinge geht. Die Satire steht im Vordergrund, das massive Ausreizen von Klischees, schließlich aber auch der Aufbau und die Entwicklung eines ständig persiflierenden Settings, dessen einzige Grenze darin besteht, dass es überhaupt keine Grenzen gibt. In diesem Fall sind es solch verstörende Ereignisse wie der Liebesfluch, die hier an vorderster Front stehen.

Slaughter wird urplötzlich von Dooms böseartiger Verwünschung befallen und weiß gar nicht, wie er mit der Flut der Avancen umgehen soll. Selbst die clevere Kim, die sich immer wieder damit rühmt, als Bademodenmodel einen IQ von über 140 zu besitzen, kann seiner Anziehungskraft nicht mehr widerstehen, ebenso wenig wie Dooms Sidekick Creeper, der seinem kriechenden Namen mal wieder alle Ehre macht und keine Gelegenheit auslässt, seinem Herren in den Allerwertesten zu kriechen. Doch was passiert eigentlich sonst?

Nun, nicht wirklich viel. Tony Bishop verweilt immer noch in Dooms Gefangenschaft, entgeht aber dessen Tötungsversuchen, während Slaughter am Telefon seine neue Zwangskundschaft abfertigt. Außerdem macht Letzterer Bekanntschaft mit Chuck Novak, einem gewaltbereiten Aggressor, der ebenso sehr in die Klischeerolle gepresst wird wie der naive Schönling Rick Silver, der regelmäßig mit Sprüchen abgefertigt wird, die unter die Gürtellinie gehen, und dementsprechend bei Dr. Kim Novak nicht landen kann. Und ausgerechnet er ist es, der Jack Slaughters plötzlichem Liebes-Magnetismus widerstehen kann …

Es gibt also erst einmal nicht viel Neues aus dem „Jack Slaughter“-Universum zu vermelden, vielleicht mal davon abgesehen, dass die Story diesmal nicht ganz so stark ist. Doch die Regie bzw. die Sprecher können dies wiederholt überzeugend kompensieren, indem sie einerseits für eine sehr, sehr lockere Atmosphäre sorgen, in welcher der Humor adäquat transferiert wird, andererseits aber auch stets mit der nötigen Begeisterung bei der Sache sind, die auch ein Hörspiel erfordert, welches sich und seine Handlung nicht ganz so ernst nimmt. Der Witz ist jedenfalls mal wieder auf Seiten der Protagonisten, und da die Schenkelklopfer und die klischeebesetzten Anspielungen auf Randgruppen, gesellschaftliche Eigenheiten und Merkwürdigkeiten des momentanen Zeitgeists sehr gut verteilt sind, wird man auch an der fünften Folge dieser Serie den gewohnten Spaß haben – auch wenn der Plot sicherlich etwas stärker hätte sein können!

|ISBN-13: 978-3829122948
ISBN-10: 3829122942|
http://www.jack-slaughter.de
http://www.lpl.de
http://www.myspace.com/jackslaughtertochterdeslichts
http://www.folgenreich.de
http://www.universal-music.de
http://www.karussell.de

Gerard Donovan – Winter in Maine

Inhalt:

Seit Jahr und Tag lebt Julius Winsome in der einsamen Hütte in den Wäldern von Maine, die bereits sein Großvater und später auch seine Familie bewohnt hatte. Sein Mutter verlor er bereits bei der Geburt, seinen Vater als junger Erwachsener, sein Selbstvertrauen jedoch nie. Mit seinem Hund Hobbes, einem gewaltigen Bucharchiv mit 3282 teils raren Exemplaren und einer gewaltigen Grünanlage vertreibt er sich die Zeit, bevor der Winter über die Landschaft einbricht und Zeit zur inneren Einkehr bietet.

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Porsche, Dieter – Weiße Berg, Der: Überlebenskampf am Dhaulagiri

Mit mehreren Achttausendern in der Hinterhand gehört Dieter Porsche zu den erfolgreichsten Höhenbergsteigern der Moderne. Dabei gelangte der Alpenvereins-Aktivist erst relativ spät zum Bergsteigen und widmete sich diesem Hobby erst im Alter von 30 Jahren (1985) intensiver. Seither gilt Porsche als erfahrener Ansprechpartner geschätzter Ausbilder und fanatischer Extremsportler, für den das steigende Alter kein Hindernis für neue Herausforderungen mehr ist.

Im April 2003 startete er schließlich eine seiner dramatischsten Expeditionen. Im Rahmen einer |AMICAL alpin|-Reise sollte der Aufstieg zum Weißen Berg, dem Schneefleck des Himalaya, realisiert werden. Doch der Dhaulagiri erwies sich im steten Schneetreiben und während der zahlreichen Frühjahrsstürme als harte Nuss, die Porsches Expedition teuer bezahlen sollte. Sechs Jahre später erzählt er nun als Autor seines persönlichen Erlebnisberichtes von dieser knapp zweimonatigen Tour, von den Freuden, den Gefahren, den Ausnahmesituationen und schließlich vom dramatischen Unglück, das sich kurz nach dem Erreichen des Gipfels zutrug.

In „Der Weiße Berg: Überlebenskampf am Dhaulagiri“ schildert Porsche aber bei weitem nicht nur das tragische Ende dieser Gipfelepisode, sondern präsentiert ein ausgedehntes Gipfeltagebuch, das bereits mit den Vorbereitungen zur Nepalreise startet, die langen Tage in den Basislagern ausführlich beschreibt, aber auch sonst die ganzen Eigenheiten des Höhenbergsteigens mit viel Hintergrundwissen nahebringt. Der Autor pflegt hierbei einen sehr familiären, sympathischen Schreibstil und vermittelt dem Leser relativ bald das Gefühl, er sei selber ebenfalls an der Expedition beteiligt und würde in der Seilschaft mit den Scherpas gen Gipfel stürmen.

Nichtsdestotrotz sind seine Beschreibungen nicht selten emotional, gerade wenn die gesamte Tour mal wieder vor einem großen Fragezeichen steht und das unberechenbare Wetter den Teilnehmern eine unsichere Zukunft beschert. Sehr gelungen ist dabei das Gefühl des Ausgesetztseins, der Hilflosigkeit in der exponierten Landschaft des Himlaya, beschrieben, welches Porsche und seine engen Vertrauten immer wieder bekämpfen müssen. Mangels technischer Möglichkeiten ist eine Wettervorhersage beispielsweise vor Ort nicht exakt durchzuführen, so dass per komplexem Satellitenfunk und Recherchearbeit am mitgeschleppten Laptop die vagen Prognosen aus dem europäischen Raum herhalten müssen.

Unterdessen sind die Erlebnisse vor dem Nordostgrad des Dhaulagiri für alle prägend. Ein Hochgefühl ob der überraschend hellen Morgensonne wird durch den folgenden Sturm, der die Depots begräbt und die Zelte in Stücke reißt, wieder getrübt. Immer wieder erschüttern neue Extreme die Situation und zwingen die Leitung zu steten Planänderungen. Zum Glück für die deutschen Teilnehmer ist ihre Expedition nicht die einzige, die den Dhaulagiri als Ziel auserkoren hat. Vier Teilnehmer aus Sachsen sowie ein bekannter französischer Solobergsteiger (Jean-Christophe Lafaille, wird seit 2006 vermisst) sind ebenfalls in den schneebedeckten Wänden unterwegs und können mit Erfahrung, Fixierungsarbeiten und Spurarbeiten unterstützen.

Dennoch steht das gesamte Projekt auf der Kippe, als sich Mitte Mai, zwei Wochen vor dem eigentlichen Abreisetermin, eine Schlechtwetterfront ankündigt und die Frage aufwirft, ob man das (unter anderem auch finanzielle) Risiko eingehen und die Gipfelbesteigung noch um einige Tage aufschieben oder doch besser das Lager räumen und sich den Widrigkeiten geschlagen geben soll. Die ehrgeizigen Bergsteiger um Dieter Porsche entscheiden sich schließlich für die zweite Variante, nutzen die beiden Sonnentage für den Gipfelgang und stürzen beim Abstieg in eine beinahe tödliche Tragödie. Porsches Freund Christoph stürzt gemeinsam mit einem der Sachsen 600 Meter in die Tiefe, überlebt den Sturz aber ebenso wie sein Mitopfer.

Doch die Rettungsaktion fordert ihren Tribut – auch bei Porsche, der später noch Wochen an den Folgen des unfreiwilligen nächtlichen Biwaks laboriert und auf dieser Tour zum ersten Mal am eigenen Körper erfahren hat, was es heißt, der Bedrohung in der Todeszone ausgeliefert zu sein. Und was er dabei durchlebt hat, das schildert er in den sehr intensiven letzten Kapiteln eines umfassenden Tourtagebuchs, welches durch seine Detailverliebtheit und die mitreißende persönliche Note vor allem eines bewirkt hat: Die Faszination fürs Höhenbergsteigen auf den Achttausendern noch auszubauen.

Unterdessen klärt Porsche auch die sich in diesem dramatischen Zusammenhang erst recht aufdrängende Frage, was Leute wie ihn in diesen vermeintlichen Wahnsinn treibt. Und dies gelingt dem Autor nicht durch die Darstellung irgendwelcher Heldentaten oder dergleichen, sondern mit Kraft seiner begeisterungsfähigen Worte und den leidenschaftlich erzählten Landschaftsdokumentationen. Hinzu kommt, dass der Mann zeitgleich passionierter Fotograf ist und seine Touren stets mit seinem Equipment festhält. Unzählige Fotos von allen Tagesetappen und dem gewaltigen Panorama des Dhaulagiri und den umliegenden Bergmonstern vervollständigen die Nachlese dieser Expedition und sind alleine schon Grund genug, sich mit „Der Weiße Berg“ auseinanderzusetzen.

Dass das Geschriebene den Bildern jedoch mindestens ebenbürtig ist, ehrt Porsche als Autor und zeugt letzten Endes auch davon, wie glaubwürdig der Mann diese Schicksalsreise für die Nachwelt festgehalten hat. Einen letzten Schliff verpassen die penibel aufgearbeitete Historie um die bisherigen Besteigungen des Dhaulagiri sowie ein kleines Bonus-Lexikon, das sich mit den Gefahren des Höhenbergsteigens beschäftigt – gerade für diejenigen, die sich überhaupt kein Bild von den möglichen Krankheitsbildern in der Höhe machen können, eine sinnvolle, lesenswerte Ergänzung und schließlich der aufschlussreiche Abschluss eines grandiosen Bergsteigerbuchs, geschrieben von ‚einem von uns‘.

|256 Seiten, gebunden
mit zahlreichen Farbfotos
ISBN-13: 3-613-50610-6|
http://www.paul-pietsch-verlage.de

Grönemeyer, Herbert – Alles – Herbert Grönemeyer (Songbook)

Die Zweifel daran, ob Herbert Arthur Wiglev Clamor Grönemeyer inzwischen der größte und wichtigste deutschsprachige Musiker bzw. das Aushängeschild der hiesigen Pop-Szene ist, dürften in den vergangenen Jahren endgültig verraucht sein. Mit der Veröffentlichung seines sehr emotionalen „Mensch“-Albums gelang dem sympathischen Ruhpottler der erfolgstechnische Bombeneinschlag, dokumentiert in den Charts und auch durch mehrfache Platinauszeichnungen. Seither ist Grönemeyer auch wieder ein Garant für volle Stadien, monströs lange Konzerte und eigenwillige Konzepte – so wie einst, als er mit seinem Dauerbrenner „Bochum“ eine ganze Region ins Boot holte.

Seit seinem ersten musikalischen Lebenszeichen aus dem Jahr 1979 gilt Grönemeyer zwar als kompositorischer Eigenbrödler, aber auch als Visionär, dessen oft als Ungesang bezeichnetes Organ zu einem Trademark avanciert ist, das aus der heutigen Medienlandschaft überhaupt nicht mehr wegzudenken ist. Grönemeyer fühlt und lebt seine Songs, packt sein Inneres hinein und macht sein Seelenleben transparent, ohne dabei auf Metaphern oder Floskeln zurückgreifen zu müssen. Diese Ehrlichkeit, das Authentische und diese Form der Transparenz waren schließlich die Erfolgsgaranten für mittlerweile unendlich viele Hits und eine darauf aufbauende Karriere am permanenten Leistungshoch.

Diese Visionen, publiziert in seiner Musik, kann man nun auch am heimischen Flügel nachempfinden. Aus der Reihe |Die Kleinen| wurde letztes Jahr auch eine Edition zu Grönemeyers bisherigem Vermächtnis veröffentlicht, die alle Songs bis zu seinem letzten Studio-Output „12“ beinhaltet. Die wilde Phase der Achtziger ist ebenso eingeschlossen wie die Zurückgezogenheit des vergangenen Jahrzehnts, die schließlich nahtlos in die vielleicht emotionalste Phase zu Beginn der aktuellen Dekade übergeht.

Wie gehabt sind die Songs in Text- und Akkordform dargeboten, dies aber leider auch nur im Kleinformat, so dass die praktische Umsetzung nicht immer ganz einfach bzw. übersichtlich ist. Der strapazierfähige PVC-Einband schützt zwar vor allzu schneller Abnutzung, doch da das Notenwerk im herausgegebenen Format nur schwer in einer Halterung anzubringen ist, muss man die Songs bereits vorab verinnerlicht haben, bevor man sie dann auch dementsprechend spielt.

Daher sei auch darauf verwiesen, dass das „Alles“-Songbook in erster Linie die Funktion eines Nachschlagewerks einnimmt, welches in lyrischer Form die komplette Grönemeyer-Historie abdeckt. Der Anspruch auf Vollständigkeit wird befriedigt, und als Generalübersicht über das Schaffen des Bochumer Künstlers taugt die Mini-Ausgabe des Songbooks ebenfalls. Wer jedoch Noten und Arrangements für den praktischen Bereich sucht, ist mit den einzeln veröffentlichten, dann aber natürlich auch wesentlich kostspieligeren Einzelausgaben besser bedient. Nichtsdestotrotz: Für Grönemeyer-Fans ist „Alles“ definitiv eine wertvolle Sache!

Zum Ende noch ein Überblick über die Songs, die dieses kleine Büchlein enthält:

Alkohol
All die Jahre
Amerika
Angst
Anna
Besser du gehst jetzt
Bist du taub
Bleibt alles anders
Blick zurück
Bochum
Bruno
Chaos
Commander
Currywurst
Darf ich mal?
Deine Liebe klebt
Demo (Letzter Tag)
Der Weg
Diamant
Die Härte
Die Welle
Dort und hier
Du bist die
Einmal
Energie
Erwischt
Etwas Warmes
Fanatisch
Fangfragen
Fisch im Netz
Flugzeuge im Bauch
Flüsternde Zeit
Frag mich nicht
Fragwürdig
Freunde
Für dich da
Grönland
Guten Morgen
Haarscharf
Halt mich
Hartgeld
Helga
Herbsterwachen
Ich bin ein Spieler
Ich bin wieder soweit
Ich dreh mich um dich
Ich geb nichts mehr
Ich hab dich bloß geliebt
Ich hab dich lieb
Ich versteh
Ich will mehr
Ich will’s nicht
Jetzt oder nie
Kadett
Kairo
Kaufen
Kein Pokal
Kein Verlust
Keine Garantie
Keine Heimat
Kinder an die Macht
Kino
Komet
Komm zurück
Kopf hoch, tanzen
Lache, wenn es nicht zum Weinen reicht
Lächeln
Land unter
Leb in meiner Welt
Letzte Version
Liebe liegt nicht
Luxus
Mambo
Männer
Marie
Marlene
Maß aller Dinge
Mehr geht leider nicht
Mein Konzert
Mensch
Mit Gott
Moccaaugen
Morgenrot
Musik nur, wenn sie laut ist
Muskeln
’n Bombenlied
Nach mir
Neue Welt
Neuland
Nur noch so
Ohne dich
Onur
Reines Herz
Schmetterlinge im Eis
Selbstmitleid
Sie
So gut
Spur
Stand der Dinge
Stau
Stück von Himmel
Tanzen
Total egal
Unbewohnt
Unterwegs
Verflucht – es tut weh
Vergiss es, lass es
Video
Viel zu viel
Viertel vor
Vollmond
Was soll das?
Zieh deinen Weg
Zum Meer
Zur Nacht

|A6-Format im PVC-Cover
ISBN-13: 978-3865433350|
http://www.bosworth.de

Kaltenbrunner, Gerlinde / Steinbach, Karin – Ganz bei mir: Leidenschaft Achttausender

Als Extrembergsteiger ständig in den Medien präsent zu sein, war vor drei Jahrzehnten noch undenkbar. Seien es Kammerlander, Messner oder jüngst die Huber-Brüder: Sobald neue Extreme erprobt oder Erstbesteigungen im unkonventionellen Stil durchgeführt wurden, waren die entsprechenden Meldungen auch jenseits der Fachpresse von Interesse. Dennoch ist es erstaunlich, dass die Leistungen der österreichischen Bergsportlerin Gerlinde Kaltenbrunner nicht in größerem Rahmen gewürdigt wurden. Immerhin ist die in Kirchdorf aufgewachsene Profi-Bergsteigerin auf dem besten Weg, als erste Frau alle 8000er bestiegen zu haben – und das wohlgemerkt ohne Unterstützung durch zusätzlichen Sauerstoff und dergleichen.

Für Kaltenbrunner waren die Erfolge aber nicht alleine ausschlaggebend, ihren harten Weg, der seinerzeit in den Alpen begonnen hat, für die Nachwelt festzuhalten. Ihre Grenzerfahrungen, die Dramen, aber auch die Leidenschaft für die Extreme haben in den vergangenen zwei Dekaden genügend Inspiration hinterlassen, das Leben in der Welt der höchsten Gipfel der Welt zu dokumentieren und zu beschreiben, woher die Faszination rührt bzw. wie selbst plötzliche Todesfälle niemals die Motivation stoppen konnten. In „Ganz bei mir“ analysiert Kaltenbrunner letzten Endes nicht nur die Bergwelten des Karakorum und des Himalaya – sie reflektiert auch ihr eigenes Tun, ihre Entscheidungen, potenziellen Leichtsinn, andererseits aber auch die Entschlossenheit und den Ehrgeiz, der nötig ist, um an der Schwelle zwischen Leben und Tod die Nerven zu behalten.

Dabei offenbart der Lebenslauf der unscheinbaren Österreicherin schon eine ständige Suche nach dem eigenen Ich. In einer großen Familie aufgewachsen, schnell auf sich selbst gestellt und schließlich fest entschlossen, der großen Schwester nachzueifern, machte Kaltenbrunner früh die Ausbildung zur Krankenschwester und lernte unterdessen auch ihren ersten Lebensgefährten kennen, mit dem sie erstmals auch im höheren Alpenraum unterwegs war. Dessen Erfahrung und vor allem die Erzählungen von den asiatischen Gebirgen trieben sie sehr früh dazu, nach Pakistan zu reisen, um dort eine größere Expedition zum Broad Peak zu begleiten, die zwar nur bis zum Vorgipfel führte, aber zum ersten Mal – im zarten Alter von 23 Jahren – das Gefühl von bestiegenen 8000 Metern offenbarte.

Kaltenbrunner war infiziert, trainierte hart und entschloss sich, ihre Stelle als Krankenschwester langfristig aufzugeben, um weitere Expeditionen in ihren Zeitplan einflechten zu können. Nach einigen finanziellen Startschwierigkeiten wurden erste Sponsoren gefunden, der Job in einen Outdoor-Vertrieb angeboten und die Rahmenbedingungen geschaffen, weitere Gipfel zu stürmen. Doch schon die ersten Expeditionen zeigten der jungen Dame die Schattenseiten des Extrembergsteigens. Der Tod in Gestalt von Höhenkrankheit, überraschenden Abstürzen, Lawinen und Erschöpfung wurde zum unangenehmen Begleiter ihrer neuen Herausforderungen, und spätestens mit der Dhaulagiri-Expedition 2006, bei der sie hauchdünn am Tod vorbeischlidderte, ist das Bewusstsein eingetreten, dass Schicksal und Bestimmung im Akutfall die Oberhand behalten.

Die Art und Weise, wie Kaltenbrunner und ihre Co-Autorin Karin Steinbach die letzten zwei Dekaden im Gebirge beschreiben, ist allerdings erst das, was „Ganz bei mir“ zusätzlich zu allen Erfolgsdokumentationen und grenzwertigen Erfahrungen auszeichnet. Kaltenbrunner glorifiziert weder ihr eigenes Können, noch verschönert sie die dramatischen Situationen. Es ist der stete Kampf am Berg, gegen das Wetter, gegen den inneren Schweinehund, gegen Schmerzen, Kälte und Willenlosigkeit und zuletzt gegen die Vernunft. Dass zwischendrin sehr detaillierte Beschreibungen über die extremsten Gipfel der Erde stehen, viele persönliche Anekdoten Platz finden und schließlich auch das innige Verhältnis zwischen der Autorin und ihrem langjährigen Wegbegleiter und mittlerweile Ehemann Ralf Duijmovits erwähnt werden, macht die gesamte Lebensgeschichte greifbarer. Anders als bei den Ausführungen eines Reinhold Messner verkommt das Ganze außerdem nicht zum Politikum, sondern bleibt Erlebnisbericht, Kulturreise und atemberaubende Biografie in einem – eben das, was man erwartet und lesen will, wenn ein Mensch schildert, was er auf mittlerweile zwölf Achttausendern erlebt hat!

Doch am Ende ist es vielleicht noch ein bisschen mehr als all das, insbesondere für diejenigen, die das Bergsteigen selber aktiv praktizieren, in den höheren 3000er-Gebieten Erfahrungen gesammelt haben, sich aber mangels Ideen zur Umsetzung nie mit den gewaltigsten Gesteinsmassiven beschäftigt haben. In diesem Fall sind Worte hier mindestens genauso aussagekräftig und ehrfurchterweckend wie ein Diavortrag Kammerlanders oder eine Lesung Messners – und das über eine Krankenschwester zu sagen, die irgendwann die Passion für die Berge entdeckt und angefangen hat, sie zu leben, ist fast schon mehr, als man sich von einem solchen Unterfangen erhoffen kann. Wer sich im Anschluss dabei ertappt, selber Informationen einzuholen, welche Voraussetzungen nötig sind, was technisch gefragt ist und wie der finanzielle Kraftakt Achttausender bewältigt werden kann, der ist nicht nur vom Himalaya und Karakorum infiziert, sondern bei dem hat Kaltenbrunner alles herausgeschlagen, was „Ganz bei mir“ zu bewirken imstande ist!

|320 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3890293325|
http://www.piper-verlag.de/malik/

Lueg, Lars Peter – Jack Slaughter 04: Virus in Jacksonville

Folge 1: [„Tochter des Lichts“ 5532
Folge 2: [„Tochter des Lichts 2: Professor Dooms Erwachen“ 5552

_Story:_

Noch gezeichnet von den jüngsten Auseinandersetzungen mit Professor Doom, kehrt Jack ermüdet in seine Wohnung zurück und sieht sich wieder mit dem grauen Alltag konfrontiert. Die Hausmeisterin beschwert sich über den Zustand des Treppenhauses, und zu allem Übel wird Slaughter auch noch gezwungen, eine lückenlose Aufstellung seiner Steuerbilanz aus den vergangenen Jahren vorzuweisen. Vor der Gegenüberstellung mit dem knallharten Steuerprüfer Mr. Strangler schlägt Kim ihm vor, sich krank zu stellen und den Finanzbeamten so von Jacks finanzieller Misere abzulenken.

Doch der Stoff von Novaks befreundetem Virologen schlägt bei Jack nicht an, sondern überträgt sich lediglich auf sein Gegenüber. Kurze Zeit später stirbt Strangler an den Folgen der tückischen Erkrankung, während Jacksonville parallel dazu im virulenten Chaos zu ersticken droht. Ausgerechnet Doom sieht im hektischen Treiben die nächste Chance für einen vernichtenden Angriff; der Professor kreiert aus der Leiche des Steuerbeamten einen neuen Dämon, um den sich schon bald zahlreiche untote Kollegen scharen, die es auf all diejenigen abgesehen haben, die in den vergangenen Jahren Geld am Fiskus vorbeigeschleust haben. Als Slaughter und Strangler schließlich erneut aufeinandertreffen, droht die Sache weniger glimpflich auszugehen als beim ersten Mal …

_Die Sprecher:_

Erzähler: Till Hagen (Kevin Spacey)
Ms. Albright: Marianne Groß (Angelica Huston, Cher)
Jack Slaughter: Simon Jäger (Heath Ledger, Matt Damon, Josh Hartnett)
Tony Bishop: David Nathan (Johnny Depp, Christian Bale)
Dr. Kim Novak: Arianne Borbach (Catherine Zeta-Jones, Diane Lane)
Mr. Strangler: Udo Schenk (Ray Liotta, Ralph Fiennes, Gary Oldman, Kevin Bacon …)
Professor Doom: Klaus-Dieter Klebsch (Alec Baldwin, Peter Stormare, Gabriel Byrne)
Flopper: Delphin Mitzi
Mr. Ming: Fang Yu
Bob: Andy Matern (Komponist)
Basil Creeper: Rainer Fritzsche
Grandma Abigail: Gisela Fritsch

_Persönlicher Eindruck:_

Nachdem die letzte Episode der Horror-Persiflage „Jack Slaughter“ eine sehr abstruse Präsentation aufgeboten hatte, geht es in der direkt anschließenden, inhaltlich ebenfalls lose anknüpfenden Fortsetzung wieder etwas gemäßigter, vor allem aber kontrollierter zur Sache. Der Plot besitzt wieder die notwendige Stringenz, die Charaktere wirken deutlich gefestigter als noch im gelegentlich sehr biederen „Das Tor der Hölle“, und insgesamt gibt die Story auch einfach viel mehr her, selbst unter den bekannten Umständen, dass hier erneut unheimlich viele Klischees der Splatter- und Horror-Szenerie durch den Kakao gezogen werden. Doch darum geht’s ja grundsätzlich auch in dieser Serie!

Die Geschichte beginnt gewohntermaßen gemäßigt, diesmal aber nicht mit der bislang angebrachten Schlagzahl bei den Szenenwechseln. Die einzelnen Kapitel gehen fließend ineinander über, und die Handlung selber baut sich gemächlicher, insgesamt auch bedächtiger auf. Dementsprechend sitzen die Lacher nun auch besser, wenngleich die Klischees hier bis zum Maximum ausgereizt werden. Jacks ewiger Konflikt mit der Haushälterin Albright macht hierbei den Anfang und wird mit viel Witz und Situationskomik ausgeschmückt. Weiter geht es mit dem Kampf gegen den blutrünstigen Steuerbeamten, der nahtlos in die Schlacht gegen den dämonischen Professor Doom und dessen neue Schergen übergeht, zu denen urplötzlich auch die teuflische Inkarnation Stranglers gehört. Dass dieser ausgerechnet ein riesiges Gefolge mutierter Finanzprüfer um sich schart, um mit aller Macht für steuerliches Recht und Ordnung zu sorgen, setzt dem Ganzen schließlich die Krone auf, ist aber auch alles in allem wirklich komisch und mit dem entsprechenden Sinn für die passenden Schmunzler an der richtigen Stelle umgesetzt worden.

Derweil funktioniert die Interaktion der drei Protagonisten richtig gut, angetrieben zusätzlich vom sehr gut aufgelegten Erzähler, der niemals müde wird, Kims Kurven zu beschreiben oder die schrillen Angewohnheiten ihrer beiden männlichen Begleiter ins Licht zu rücken. Das Frühstück in einem Restaurant für außergewöhnliche Delikatessen ist hier nur die Spitze des Eisbergs, schließlich aber auch charakteristisch für den eigenwilligen Humor, der an dieser Stelle besonders deshalb so gut funktioniert, weil sich die größtenteils bereits bekannten Sprechern in fast allen Belangen gehen lassen können, nicht an sprachliche und inhaltliche Konventionen gebunden sind und fast schon frei Schnauze agieren können.

Dass die Handlung in „Virus in Jacksonville“ parallel hierzu auf einem sehr anständigen Niveau verläuft und nicht in der Klischee-Befangenheit der Rahmendarstellung untergeht, ist ein weiterer Aspekt, der für die positive Entwicklung der Serie bis zu diesem Punkt spricht. Episode vier, und das weiß man schon relativ früh im Plot, ist aus den genannten Gründen daher auch das Highlight der bis hierhin veröffentlichten „Jack Slaughter“-Hörspiele!

|64 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-8291-2190-3|
http://www.jack-slaughter.de
http://www.lpl.de
http://www.myspace.com/jackslaughtertochterdeslichts
http://www.folgenreich.de
http://www.universal-music.de
http://www.karussell.de

Autorenteam – 25 Alben, die die Welt veränderten

Fachsimpeleien sind das täglich Brot eines jeden Musikjournalisten: Woher beziehen bestimmte Acts ihre Einflüsse, welche Inspirationsquellen prägten neu entwachsene Subgenres, warum sind gewisse Sparten angesagter als andere, und aus welchen Gründen sind alteingesessene Rockdinosaurier immer noch tauglich, die großen Stadien und Arenen zu füllen? Die üblichen Fragen zu den üblichen Verdächtigen kehren immer wieder zurück. Viel geschäftiger und hitziger wird aber oftmals noch diskutiert, welche nun die Alben sind, die das Business am deutlichsten veränderten, die Szenen formten, gesellschaftliche Bewegungen initiierten und letzten Endes das begründeten, was auch heute noch Bestand hat.

Dieser Aufgabe stellten sich jüngst auch einige britische Musikjournalisten, denen die Herausforderung gerade recht kam, die 25 wichtigsten Platten herauszufiltern und ihren Einfluss auf den Markt kenntlich zu machen. Es ging um kulturelle Wahrzeichen, Meilensteine, schließlich aber auch wiederum nur um eines: handgemachte Rockmusik von zeitloser Wirkung.

Inwiefern die Herrschaften hier den Geschmack alle objektiven Betrachter treffen, sei natürlich dahingestellt. Allerdings kann man schon sagen, dass illustre Gestalten wie Geoff Brown, Patrick Humphries oder David Buckley, allesamt renommierte Vertreter der britischen Journaille, sich bei der Auswahl gefühlsmäßig ausschließlich auf Klassiker berufen haben, und das in allen Sparten der Rock- und Popmusik. Alles beginnt mit Elvis Presleys legendärem Einstieg mit „The Sun Years“, dem hier eine der längsten Hommagen gewidmet ist. Peter Doggett philosophiert leidenschaftlich über die Aufnahmen aus den Jahren 1954/55 und setzt zu Beginn der Veröffentlichung schon einmal einen klaren Standpunkt, was genau in „25 Alben, die die Welt veränderten“ das Programm füllt.

Chronologisch geht es weiter über die Frühwerke der Beach Boys und von Bob Dylan hin zum Beatles-Monument „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“, ebenfalls von Doggett zusammengefasst. Es folgen Exkurse über Hendrix, Cash und Clapton, bevor dann mit The Who und Led Zeppelin die ersten Rock-’n‘-Roll-Geniestreiche ans Tageslicht drängen. Pink Floyds Meisterwerk „Dark Side Of The Moon“ und Bruce Springsteens „Born To Run“ markieren offenkundige Standards, „Ziggy Stardust“ von Bowie ebenfalls. Überraschender sind indes die Wahl des „Catch A Fire“-Werkes von Bob Marley & The Wailers sowie von „Rumours“ von Fleetwood Mac, mit denen die 70er-Periode dieses Buches langsam aufs Ende zusteuert. Mit den Sex Pistols und The Clash bleiben, aus britischer Sicht, noch zwei unverzichtbare Bands in Reserve, die unbestritten eine Welle losgetreten haben, wenngleich der musikalische Wert ihrer Scheiben bis heute diskussionswürdig ist. Aber ihre Bedeutung ist eben auch nicht anzuzweifeln.

Mit dem Schwenk ins nächste Jahrzehnt offenbart sich schließlich auch, dass de Kritiker bis heute der Meinung sind, die einflussreichsten Alben seien zu jener Zeit bereits geschrieben worden. Jacksons „Thriller“ und „The Joshua Tree“ von U2 bleiben aber unumgänglich, Nirvanas „Nevermind“ genauso. Warum „Abba Gold“ jedoch Erwähnung findet, obschon es sich hierbei um einen Best-of-Release handelt, erschließt sich nicht. Auch R.E.M. und „Automatic For The People“ kommen überraschend, wobei der Fakt, dass Stipe und Co. aus den USA stammen, wohl entscheidend war. Letzteres kann man von „OK Computer“, dem Radiohead-Meilenstein, jedoch nicht behaupten, weshalb Thom Yorke und sein bisher bedeutsamstes Vermächtnis die Auflistung auch würdig und zu Recht beschließen.

Auffällig bleibt jedoch, dass die 25 erwähnten Alben fast ausnahmslos von britischen Künstlern stammen und die dortige Fachpresse in der heimatlichen Szene wohl nach wie vor den Ursprung der modernen Popmusik sieht. Dem ist gewissermaßen zuzustimmen, denn wie bereits erwähnt, ist die Auswahl sehr erlesen und nachvollziehbar. Dass Gruppen wie unter anderem AC/DC, Metallica, Queen oder auch Tori Amos keine Beachtung finden, ist aber dennoch eine suspekte Tatsache, die wohl am Geschmack der beteiligten Schreiberlinge festzumachen ist. Doch das ist vielleicht auch nur zweitrangig.

Fakt ist, dass die Alben sehr gut reflektiert werden, der Leser individuell sehr viele Background-Infos abgreifen kann und man zum Ende des Sammelwerkes durchaus den Eindruck hat, eine Menge Wissen hinzugewonnen zu haben – womit der eigentliche Zweck dieser Ausgabe auch erfüllt wäre. Allen Musikinteressenten sei „25 Alben, die die Welt veränderten“ daher auch ans Herz gelegt. Anders als gewohnt ist das Informationsmaterial nämlich alles andere als banal dargestellt, sondern fachkritisch unter die Lupe genommen worden!

348 Seiten
ISBN-13: 978-3-86543-416-6
http://www.bosworth.de

Ellis, David – Im Namen der Lüge

_Story:_

Alison Pagone ist tot. Ausgerechnet in dem Moment, in dem die Mordanklage gegen die einstige Anwältin, die zuletzt als Autorin tätig war, nur noch Formsache ist, wird die Angeklagte in ihrer Wohnung ermordet. Für FBI-Agentin Jane McCoy und ihr Team beginnt die Suche nach dem Warum, gleichzeitig aber auch das Ende eines sehr schwierigen weiteren Mordfalles, für den Pagone jüngst vor Gericht gestellt wurde. Alison wird verdächtigt, ihren Liebhaber Sam Dillon mit einer Statue erschlagen zu haben – aus Eifersucht, heißt es.

Doch je weiter das FBI in die Vergangenheit eintaucht, desto komplexer wird der Fall Pagone. Ihre Tochter Jessica hatte offenbar ebenfalls Interesse an Dillon, ihr Ex-Mann Mat scheint in einen Bestechungsskandal verwickelt zu sein, der ebenfalls mit seinem Arbeitskollegen Dillon in Verbindung steht, und zuletzt deckt McCoy auch noch Verbindungen zu einer islamischen Terrororganisation auf, die auf merkwürdige Weise ebenfalls in diesen Komplex verstrickt zu sein scheint.

Doch bevor die Ermittler überhaupt das Geschehene analysieren können, gilt es erst einmal, die zwei naheliegenden Fragen zu beantworten: Wer hat Alison Pagone getötet? Und ist sie tatsächlich für den Mord an Sam Dillon verantwortlich?

_Persönlicher Eindruck:_

Mit seinem brillanten letzten Romanwerk „In Gottes Namen“ hat sich David Ellis endgültig in die Top-Liga der amerikanischen Thriller-Autoren geschrieben. Die Geschichte um den Massenmörder Terry Burgos gehörte 2008 zu den saisonalen Highlights und fand dementsprechend auch längere Zeit in den Genre-spezifischen Bestsellerlisten Eingang. „Im Namen der Lüge“ zeigt den raffiniert schreibenden Ellis nun von einer gänzlich anderen Seite. Wieder geht es um Mord und Lügen – doch in diesem Fall sind dies nur die Aufhänger für einen perfide inszenierten, bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Kriminalthriller, der von Seite zu Seite mit noch unglaublicheren Fakten daherkommt.

Der Autor verfolgt in seinem aktuellen Werk zudem einen sehr außergewöhnlichen Ansatz; er listet die Ereignisse nämlich in einer rückwärts abgespulten Chronologie auf und startet sein Buch ungewöhnlicherweise mit dem Mord, der schließlich alle Logik über den Haufen wirft. Zumindest vermittelt Ellis seinen Lesern diesen Eindruck. Und in der Tat tut sich die Story besonders in den ersten Kapiteln, die den Monat der Anklage und Alison Pagones Tod beschreiben, enorm schwer. Die Handlung kommt nur schleppend in die Gänge, was sicher damit zusammenhängt, dass die Annäherung an die tragenden Charaktere auf unkonventionelle Art und Weise bestritten werden muss.

Aber auch das strukturelle Gefüge erweist sich vorerst als hinderlich, da man ständig mit dem Gefühl lebt, schon zu viel über den eigentlichen Hergang der Dinge zu wissen, so dass die rückwärtigen Recherchearbeiten kaum mehr neue Fakten zum Vorschein bringen können. In der Mitte der erzählten Berichterstattung kommt es aber zu einigen Schlüsselszenen, die den Spieß dann zugunsten der Story umdrehen. Endlich kommt Leben in den Plot, denn mit einem Mal sind die Hintergründe der beteiligten Figuren gar nicht mehr so klar, wie es anfangs noch schien. Pagone als Hauptverdächtige rückt erstmals aus dem Fokus; der scheinbar fundamentalistisch eingestellte Ram Haroon arbeitet ebenfalls unter völlig anderen Umständen undercover; McCoy, ihres Zeichens Leiterin der Ermittlungen, ist ebenfalls in viel mehr Dinge eingeweiht, als sie in der vorgezogenen Schlusssequenz offenbart, und zuletzt sind auch die Behörden, Firmen und Organisationen in viel üblere Verstrickungen und Lügen involviert, als man überhaupt erst zu erahnen wagte – und schon nimmt die Geschichte den Schwung auf, den man über anderthalb antichronologisch erzählte Monate mehr oder weniger vermisst hatte.

Interessant ist hierbei, wie es Ellis gleich mehrfach gelingt, das Story-Konstrukt vollkommen auf den Kopf zu stellen und Dinge herauszukitzeln, die anfangs abstrakt anmuteten, dann aber geschmeidig das nächste Puzzlestück in das große Gesamtbild einfügen. Die Rollenverteilung unterliegt hierbei einem steten Wechsel, und bis zuletzt – bzw. bis an den eigentlichen Anfang der Chronologie – kann man nur vage absehen, welcher Charakter nun auch hinter welcher Person steckt. Insofern kann man nur mit Nachdruck betonen, dass sich die Mühen, die insbesondere die ersten Kapitel fordern, zum Ende hin als lohnenswert entpuppen. Dies aber eben auch zu einem (gottlob nicht zu hohen) Geduldspreis.

Dennoch: An die Intensität seines letzten Romans kommt der Autor in „Im Namen der Lüge“ nicht heran. Die Spannungskurve schlägt hierfür zu selten steil aus, aber auch das Potenzial der Story und ihrer Hintergründe ist in letzter Konsequenz nicht ganz so faszinierend wie der Komplex in „In Gottes Namen“. Da Ellis‘ Handschrift aber nichtsdestotrotz sehr erlesen ist und er dies auch in vielen Passagen seines neuen Romans wieder bestätigen kann, gehört auch „Im Namen der Lüge“ zu den stärkeren Titel des Jahres 2009.

|Originaltitel: In the Company of Liars
Übersetzung: Alexander Wagner
429 Seiten
ISBN-13: 978-3-453-43389-2|
http://www.heyne.de

|Hinweis:| Im April 2010 erscheint der nächste Thriller von David Ellis: „Der Mann im Schatten“.