Alle Beiträge von Michael Matzer

Lebt in der Nähe von Stuttgart. Journalist und Buchautor.

Colfer, Eoin – Artemis Fowl V – Die verlorene Kolonie (Lesung)

_Verfolgungsjagd: Rückkehr der Dämonen_

Kehren die Dämonen auf die Erde zurück? Jahrtausendelang lebten sie auf der Insel Hybras in einer Zwischenwelt, doch nun werden einige dieser mondsüchtigen Wesen auf der Erde gesichtet. Sind sie eine Bedrohung für die Menschen und die Welt der Unterirdischen? Artemis Fowl, der Meisterdieb, ist tief beunruhigt.

Nur wenn es ihm gelingt, einen der Dämonen zu fangen, wird er Gewissheit über ihre Pläne erhalten. Doch gerade als er zuschlagen will, kommt ihm Minerva Paradizo, ein 12-jähriges Mädchen, zuvor. Artemis ist empört und beginnt eine rasante Verfolgungsjagd, bis sich Minerva als guter Kumpel entpuppt. Gemeinsam gelingt es dem Duo, die zornigen Wesen zu bannen, doch Artemis gerät dabei selbst in die Zwischenwelt. Kann er auf die Erde zurückkehren?

_Der Autor_

Eoin Colfer, geboren 1968, ist Lehrer und lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Wexford, Irland. Er hat mehrere Jahre in Saudi-Arabien, Tunesien und Italien unterrichtet. 2001 erhielt er den Children’s Book Award, den wichtigsten Kinder- und Jugendbuchpreis Großbritanniens, und 2004 den Deutschen Bücherpreis in der Kategorie „Kinder- und Jugendbuch“. Seine bislang fünf „Artemis Fowl“-Romane wurden allesamt Bestseller und sind von Rufus Beck kongenial ins Medium Hörbuch übertragen worden.

Band 1: [Artemis Fowl 172
Band 2: [Artemis Fowl – Die Verschwörung 180
Band 3: [Artemis Fowl – Der Geheimcode 569
Band 4: [Artemis Fowl – Die Rache 1279
Band 5: [Artemis Fowl – Die Akte 3135 (Erzählungen)
Band 6: Artemis Fowl – Die verlorene Kolonie

http://www.artemis-fowl.de/

_Der Sprecher_

Rufus Beck, geboren 1957, ist Bühnen-, Film- und Fernsehschauspieler und hat als deutsche Stimme der „Harry Potter“-Hörbücher mit seiner vollendeten Sprechkunst die Herzen zahlreicher HP-Fans erobert. Er hat aber auch alle Bücher des Iren Eoin Colfer als Hörbücher aufgenommen, insbesondere die über „Artemis Fowl“.

Beck liest den gekürzten Text. Regie führte Margit Osterwold. Für den Ton war das Eimsbütteler Studio Hamburg verantwortlich. Das Titelbild zeigt das Buchcover des |List|-Verlags.

_Handlung_

Barcelona. Artemis Fowl und Butler, sein Faktotum, warten auf ein Ereignis, genauer gesagt: auf jemanden, der aus der Zeit kommen soll. Wie sich herausstellt, handelt es sich um einen Dämon, der aussieht wie eine Echse und quietschend auf Artemis einredet. Dann nimmt er ihn kurzerhand mit. Sie reisen durch die Zeit hundert Jahre zurück, unter anderem auch nach Barcelona, wo Antonio Gaudí gerade an seiner später berühmten Casa Mila baut. Dann kehrt Artemis wieder in seine eigene Zeit zurück. Er sieht unversehrt aus, aber die Mittelfinger seiner Hand sind vertauscht.

Auf einem ganz anderen Schauplatz erregt dieser Vorfall höchstes Aufsehen: bei den Unterirdischen von Erdland. In Haven City geht Ex-ZUP-Cop Holly Short, eine Elfe, ihrem neuen Job als Privatdetektivin nach. Auch der Zwerg Mulch Diggums ist nun in diesem Metier ihr Partner. Ihr gemeinsamer technischer Berater ist der frühere Sergeant Foaly, seines Zeichens ein gerne und oft wiehernder Zentaur. Foaly ist ein totaler Technikfreak und stattet auch diesmal Holly mit allen Hitech-Finessen aus. Denn eine Frage brennt ihnen allen auf den Nägeln: Wie gelingt es Artemis, das Erscheinen eines Dämons auf die Sekunde genau vorherzusagen? Das wäre in ihrem Job eine wirklich nützliche Fähigkeit.

Auf der Insel Hybras im Zeitmeer wachsen die Dämonen auf und lernen in der Schule, sich gefälligst auch wie richtige Dämonen zu benehmen und zu verhalten. Früh übt sich, was ein hässlicher, gehässiger Dämon sein will. Und nur ein verkrümmter Dämon ist ein guter Dämon. Der Junge Nr. 1 ist nicht verkrümmt und deshalb hacken alle auf ihm rum. Natürlich auch Lehrer Raleigh. Und als auch noch der Kriegsheld Leon Abbott auftritt, um den Jungdämonen zu erzählen, was eine Dämonenharke ist, fühlt sich Junge Nr. 1 noch bescheidener.

Doch bei einer kleinen Übung, zu der Abbott die Schüler herausfordert, legt Nr. 1 eine bemerkenswerte Fähigkeit an den Tag: Magie! Nr. 1 ist ein Zauberer. Zwar einer, der noch viel wachsen muss, aber immerhin. Abbott verneint sofort, dass Nr. 1 ein Zauberer sein könnte. Denn im heiligen Buch der Dämonen kommen überhaupt keine Zauberer vor, sondern höchstens Elfen und Zwerge. Er selbst hat es aus der Menschenwelt mitgebracht: „Lady Heatheringtons Hecke“. Abbott schickt Nr. 1 hinterlistig in den Vulkan von Hybras. Dort befindet sich das Dimensionstor, das in die Menschenwelt führt …

Catania, Sizilien, unweit des Ätna, ein Theater. Artemis und Butler bekommen Besuch von Holly Short. Auf ihre neugierigen Fragen hin berichtet der Goldjunge, dass demnächst die Dämoneninsel Hybras in die hiesige Dimension durchbrechen werde, d. h. eigentlich kehrt sie wieder dahin zurück, wo sie herkam: in die Menschenwelt. Das haben seine Berechnungen ergeben.

Wenig später hat Dämon Nummer 1 seinen großen Auftritt mitten auf der Bühne. Aber nicht lange. Denn er stürzt durch eine Falltür, unter der seine Häscher bereits auf ihn warten. Doch wer sind diese finsteren Gestalten? Und wer hat sie geschickt?

_Mein Eindruck_

Zunächst lässt sich die Geschichte an wie eine weitere Haschmichjagd à la James Bond. Jeder will den armen kleinen Dämon haben, ist er doch die Verbindung zu einer ganzen Welt, nämlich der Insel Hybras. Erst hat ihn Minerva Paradizo, zwölfjährige Quantenphysikerin, dann hat ihn Holly Short, Privatdetektivin im Auftrag des Erdvolk, dann hat ihn Minervas Schlägertyp Billy Kong, schließlich hat ihn Artemis Fowl.

Minerva Paradizo will alle Dämonen in unsere Welt holen und sie in Zoos stecken. Dort könnte sie sie dann untersuchen und damit den Nobelpreis gewinnen, ihr Lebenstraum. (Warum Quantenphysiker immer solche Übermenschenallüren bekommen, weiß ich auch nicht. Muss wohl an ihrem Wunder- und Einzelkindschicksal liegen.) Sie hat ebenso wie Kong ein Vorurteil gegen Dämonen: Die seien ja alle so böse wie der schizophrene Abbott, der ihr einst ausgebüchst ist, wobei er einen Liebesroman mitgehen ließ.

Dass Dämonen ganz lieb sein können, will Nummer 1 ihr ebenso wie Artemis beweisen. Das ist nämlich dann der Fall, wenn Dämonenzauberer die relevanten Kräfte bändigen und kontrollieren, die aus armen kleinen Dämonen finstere böse Dämonen machen, beispielsweise Blutdurst und Mondlicht. Artemis weiß auch, wo in unserer Welt ein solcher Zauberer zu finden ist: nämlich in einer Kunstgalerie, die im neuen Megaturm von Taipeh, Taiwan, eingerichtet wurde.

Zusammen mit dem Zauberer und seinen diversen Begleitern kann es Artemis schließlich wagen, den Showdown gegen den schizophrenen Leon Abbott in Gang zu setzen. Dabei spielt eine Atombombe eine wichtige Rolle, ebenso ein Dimensionstor sowie ein Zeittunnel. Man merkt schon: Nun wird es kompliziert. Damit das Ganze nicht auch noch langweilig wird, muss Artemis‘ hochgeschätzte Freundin Holly Short eines grausamen Todes sterben. Und Artemis scheint dies überhaupt nicht zu kümmern! Um des Rätsels Lösung zu erfahren, sollte man möglichst selbst lesen bzw. hören. Es hat etwas mit einer Zeitschleife zu tun, sofern ich alles richtig verstanden habe. Aber ganz sicher bin ich da nicht.

Der Autor kombiniert auf innovative Art und Weise Fantasy-Elemente wie Dämonen, Zauberer und Magie mit Science-Fiction-Ideen wie etwa Zeittunneln, Dimensionstoren und Unsichtbarkeitserzeugern. Für den Autor ist Magie nur eine weiterentwickelte Form der Technik, frei nach dem Axiom Arthur C. Clarkes, wonach „jede genügend weit fortgeschrittene Technik nicht von Magie zu unterscheiden“ sei. Das gibt Eoin Colfer carte blanche, alle möglichen Arten von Zeitreisen, Unsichtbarkeitszaubern und Dimensionstransfers vorzuführen. Da war mit Gandalf eigentlich wesentlich lieber, denn dessen Zauber hatte wenigstens lebensnotwendigen Sinn (man denke an die Brücke von Khazad-dûm) und diente nie als Spielerei.

|Der Sprecher|

Rufus Beck erhält wieder einmal Gelegenheit, seine sprachakrobatische Kunst voll auszuspielen. Gerüchte besagen, ihm stünden mindestens 250 verschiedene Intonationen zur Verfügung. Während Holly und Artemis doch recht „normal“ – was ist schon normal? – sprechen, ertönt Butler in tiefstem, grollendem Bass, und auch die Zwerge sind nicht gerade für den Belcanto geeignet.

Mulch Diggums, der Held der ersten und zweiten Episoden, ist wieder mit von der Partie und erfreut uns mit seinem beinahe (aber nur beinahe) schon urbayerischen Tonfall. Das trifft weniger auf den Zentauren Foley zu, der ja nur ein Untergebener ist. Er kann es sich allzu oft nicht verkneifen, dass seine Ponynatur durch- und er in herzliches Wiehern ausbricht. Die Dämonen sprechen durchweg in hohen quäkenden, mitunter sogar quietschendem Stimmen, der einem durch Mark und Bein gehen.

Nur ältere Dämonen bilden eine Ausnahme: Lehrer Raleigh und Held Abbott fallen unangenehm durch Brüllen und Verhöhnung auf. Dass Dämonen auch glaubwürdig sein können, stellt der Dämonenzauberer Kwan unter Beweis. Seine Stimme klingt autoritär und majestätisch, offensichtlich ein Träger von magischer Macht.

So fällt es dem jugendlichen Zuhörer leicht, die Figuren auseinanderzuhalten, selbst wenn er sich ihre Namen nicht merken kann. Und diese Charakterisierung trägt wesentlich dazu bei, aus den Erzählungen Hörspiele mit verteilten Rollen zu machen, die an Dramatik nichts zu wünschen übrig lassen.

|Effekte|

Natürlich werden auch jede Menge moderne Kommunikationsmittel eingesetzt, dafür sorgen schon die Technofreaks wie Foaly und Artemis Fowl. Bei solchen Fernübertragungen setzt Rufus Beck regelmäßig einen Filter ein, der seine Stimme blechern und verzerrt klingen lässt. An einer Stelle spricht sogar das Mondlicht, um den jungen Dämon Nr. 1 auf die „andere Seite“ (= unsere Welt) zu verlocken. Da klingt Beck sehr verführerisch.

Vor allem Jugendliche und Kinder ab 12 Jahren dürften an dieser Art der Darbietung dieser Story Gefallen finden. Erwachsenen könnte es ein wenig übertrieben vorkommen.

_Unterm Strich_

Wie schon das vorherige Abenteuer „Artemis Fowl – Die Rache“ erscheint mir auch dieses Abenteuer in hohem Maße überzogen. Aber das liegt vielleicht daran, dass ich mich mit Colfers Kombination aus Krimi, Agententhriller, Fantasy, Alienfilm und Science-Fiction nicht so recht anfreunden kann. Diese postmoderne Vermischung der Genres ist zwar modisch und völlig legitim, denn Genre-Mixes gab es schon immer, aber es kommt wie immer auf die Ausführung an.

Man sollte schon Bekanntschaft mit Artemis Fowl und Holly Short gemacht haben, bevor man sich auf diese Geschichte einlässt. Sie führt die bisherigen Geschichten direkt weiter. Während diese beiden Hauptfiguren durchaus runde Charakterzeichnungen aufweisen, kann dies für alle Nebenfiguren (außer Nr. 1) nur eingeschränkt gelten. Der kleine Dämon Nr. 1 bildet eine Ausnahme, weil er die einzige glaubwürdige Figur aus der Gegenwelt darstellt, vor allem aufgrund des Umstandes, dass er eine eigene Lebensgeschichte mitbekommen hat. Man kann sogar für sein trauriges, wechselhaftes Schicksal Mitgefühl entwickeln, denn der Kleine ist ja unversehens und unschuldig zum Spielball widerstreitender Interessen geworden.

Dass auch zwölfjährige Quantenphysikerinnen von ihrem Nobelpreiswahn kuriert werden können, sollen wohl die letzten Zeilen beweisen. Frei nach Freud (oder war’s Nietzsche) kann Minerva Paradizo „aus einem Punkte kurieret werden“. Sie gebiert mit ihren zarten fünfzehn Jahren Artemis‘ Butler prachtvolle Zwillinge. Das soll wohl eine Art Versöhnungsfeier plus Weihnachten einläuten, hinterlässt bei mir aber nur einen faden Beigeschmack, der etwas von männlichem Chauvinismus an sich hat.

Rufus Beck macht wie stets einen ausgezeichneten Job, wenn er die einzelnen Figuren zum Leben erwecken soll. Sie werden schnell voneinander unterscheidbar, und so fällt es dem Hörer leichter, all die zahlreichen Figuren zuzuordnen. Das hat mir auch in dem komplex aufgebauten finalen Showdown enorm geholfen, als nämlich noch ein Oberdämon aus dem Hut gezaubert wird. Ich war jedenfalls froh, als alles überstanden war.

|Originaltitel: Artemis Fowl – The Lost Colony, 2006
Aus dem Englischen übersetzt von Claudia Feldmann
468 Minuten auf 6 CDs|
http://www.hoerbuch-hamburg.de
http://www.artemis-fowl.de/

Read, Bill – Dylan Thomas. Bildmonographie

_Waliser, Säufer, Dichter, Genie: Dylan Thomas_

Dylan Marlais Thomas (* 27. Oktober 1914 in Swansea/Wales, + 9. November 1953 in New York City/USA) war einer der wichtigsten Dichter und Dramatiker in englischer Sprache. Nicht nur wegen seiner einzigartigen poetischen Sprache wurde er in Großbritannien und den Vereinigten Staaten bekannt, sondern auch wegen seiner gewagten Prosa und des überragenden Hörspiels/Theaterstücks „Unter dem Milchwald“. Er schrieb Gedichte, Essays, Briefe, Drehbücher, autobiographische Erzählungen und ein „Stück für Stimmen“: „Under Milk Wood“ (Unter dem Milchwald), das 1954 posthum mit dem Prix Italia ausgezeichnet wurde.

_Inhalte_

Mittelpunkt einer Autoren-Monografie ist natürlich die Biografie des betreffenden Autors.

Dylan Thomas war das zweite Kind von David John Thomas und Florence Williams. Mit elf Jahren veröffentlichte er einige Gedichte in der Schülerzeitung seines Gymnasiums, das er 1931 vorzeitig verließ, um sich zwei Jahre als Journalist bei einer Tageszeitung zu verdingen. Anschließend widmete er sich dem Londoner Bohèmeleben und seiner Leidenschaft, dem Alkohol.

1934 erschien seine erste Gedichtsammlung in London: „18 Poems“.

1937 heiratete er die Eurhythmie-Tänzerin Caitlin MacNamara, mit der er drei Kinder haben sollte. Er war ein überzeugter Kriegsgegner und entging dem Kriegsdienst, indem er volltrunken zur Musterung erschien und krankheitshalber freigestellt wurde. Als Dichter und Schriftsteller sehr erfolgreich, war Dylan Thomas völlig unfähig, mit Geld umzugehen. Während es seiner Familie ständig am Nötigsten fehlte, opferte er alles Geld seinem Alkoholismus.

Auf seiner dritten Vortragsreise mit eigenen Gedichten durch die USA plante er 1953 ein Libretto für eine Oper von Igor Strawinsky, der einen Text von dem „besten lebenden Schriftsteller“ haben wollte. Dazu sollte es nicht mehr kommen; Thomas starb an einer Lungenentzündung, die er wegen seiner Alkoholexzesse nie auskurieren konnte.

Strawinsky komponierte im folgenden Jahr sein Stück „In memoriam Dylan Thomas“.

**Werke

* Collected Poems 1934-1952. Dent, London 1952

* Selected Letters. Dent, London 1966

* Dylan Thomas reading. (Unter diesem Titel veröffentlichte Caedmon einige Lesungen eigener Werke von 1952/53.)

Anschließend möchte ich auf die Eigenart dieser Monografie eingehen.

Es handelt sich um eine so genannte „Rowohlt Bildmonographie“ in „Selbstzeugnissen und Bilddokumenten“. Das bedeutet, dass wir Dylan Thomas‘ Konterfei in einer Vielfalt von Darstellungen – Fotos, Zeichnungen, Karikaturen und Gemälde – begutachten dürfen, ebenso wie die Porträts seiner Frau, seiner Kinder, Freunde und Partner. Außerdem ist die Landschaft als Inspiration von großer Bedeutung für ihn gewesen.

Fotos von Wales und anderen Wohnorten sind sowohl in dokumentarischer wie auch illustrativer Absicht abgedruckt. Illustrativ nämlich in dem Fall, wenn sie eines seiner Gedichte begleiten. In jedem Fall machen die – mitunter seltenen – grafischen Motive die Monografie zu einem lebendigen Bilder-Buch, das auch die Zeit des Dichters dokumentiert.

Diese Gedichte gehören zu dem weiten Feld der „Selbstzeugnisse“. Thomas‘ Gedichte verraten sowohl einen strengen Formwillen als auch eine wilde Vorstellungs- und Ausdruckskraft – eine rare und spannungsreiche Kombination. An manch einem Gedicht arbeitete Thomas Monate oder gar Jahre, bevor er es zum Abdruck freigab. In der vorliegenden Monografie haben wir das Glück, sowohl das englische Original als auch eine angemessene deutsche Übertragung begutachten zu dürfen. Diese Übertragung stammt von keinem Geringeren als Erich Fried, der selbst ein geachteter Dichter und Shakespeare-Übersetzer war. Manchmal, so habe ich festgestellt, ist die deutsche Fassung notwendig, um sich das Original in dessen Vielschichtigkeit überhaupt erschließen zu können. Den Abschluss des Haupttextes bildet das wunderbare Gedicht „Fern Hill“.

Im Anhang sind wichtige Lebensdaten aufgelistet sowie sämtliche Anmerkungen belegt. Zum Glück für Nicht-Waliser gibt es eine Anleitung, wie bestimmte walisische Namen auszusprechen sind. Darauf folgt eine Reihe von Zeugnissen bekannter Autoren wie etwa von Erich Fried oder Robert Ranke Graves („Ich, Claudius, Kaiser und Gott“). Die Bibliographie allein nimmt sieben klein bedruckte Seiten ein, befindet sich auf dem Stand von 1988 und stellte seinerzeit sicherlich ein wertvolles Hilfsmittel für die literaturwissenschaftliche Forschung dar. Den Abschluss bilden vier Seiten Namensregister mit Bildhinweis sowie ein Quellennachweis der Abbildungen.

_Mein Eindruck_

Dylan Thomas erscheint uns nicht immer als sympathisch, und so können wir davon ausgehen, dass der Biograf hier keine Heiligenverehrung betreibt. Vielmehr erscheint uns Thomas als ein ganz normaler walisischer Mann, der nur eben über eine einzigartige Gabe verfügt: die des ehrgeizigen Poeten. Ob sich nun Thomas ewigen Ruhm erhofft hat oder beim Dichten und Redigieren unter einem inneren Zwang oder Drang stand, das sei der Spekulation anheimgestellt. Letzteres hat auf jeden Fall eine wichtige Rolle gespielt, denn sonst hätte er nicht so viel geschrieben und so hart daran gearbeitet.

Der Biograf arbeitet die alltäglichen wirtschaftlichen Sorgen des Autors ebenso heraus wie die ganz privaten Dinge, solange sie nicht intim sind. So erklärt er beispielsweise, wie es kam, dass sich Thomas und die Dichterin Pamela Hansford nicht das Ja-Wort gaben, sondern in Freundschaft auseinander gingen. Dies wiederum ermöglichte es, dass Thomas und Caitlin Macnamara einander kennen lernten und 1937 heirateten. In diesen Herzensangelegenheiten hält sich der Biograf mit Vermutungen vornehm zurück, ohne jedoch die genauen Umstände der Entwicklung dieser Beziehungen zu verschweigen.

Er unternimmt auch keine Versuche, irgendwelche Gedichte auf seine subjektive Weise zu interpretieren, sondern weist nur dezent auf bestimmte Formmerkmale hin, die das jeweilige Gedicht einzigartig machen, oder auf thematische Hintergründe, die es in den Lebenszusammenhang des Dichters einfügen. So erscheinen Leben und Werk des Autors als Einheit.

|Schwächen und Fehler|

Der Autor Bill Read war ein Freund des Dichters und dessen Familie. Sein Gesicht ist auf einem der Fotos zu sehen. Hat dieser Umstand etwas damit zu tun, dass er auf Dylan Thomas‘ zahlreiche Affären nur en passant eingeht und sie auch keineswegs verurteilt? Wer sich also kritischer mit dem Dichter, seinem Verhalten und seinem Werk auseinandersetzen möchte, sieht sich veranlasst, andere Quellen heranzuziehen.

Auf einen merkwürdigen Fehler bin ich gestoßen, als ich die Seite 107 umblätterte: Eine Zeile fehlte. Ob dies in späteren Ausgaben nach dem Oktober 1989 korrigiert wurde, kann ich nicht sagen, aber der Interessent sollte darauf achten, ob die Zeile immer noch fehlt. Der fehlende Text ist nicht ganz unwichtig, denn es geht um einen Streit, den Thomas mit einer Dame hatte, und aus dem Folgenden muss man den Inhalt der fehlenden Zeile erschließen, sonst ergibt der ganze Vorgang wenig Sinn.

_Unterm Strich_

Dylan Thomas ist ohne Zweifel einer der bedeutendsten Dichter in englischer Sprache, und man sollte ihn kennen. Ob die vorliegende Monografie allerdings der optimale Weg ist, den Autor kennen zu lernen, daran habe ich gelinde Zweifel. Zum einen ist die Darstellung sehr gedrängt und setzt sich weder mit Lebenswandel noch mit den meisten Werken auf eine anerkennenswert kritische Weise auseinander. Das könnte mit der persönlichen Freundschaft des Verfassers Bill Read zu tun haben, liegt sicherlich aber auch an dem engen Rahmen einer solchen Bildmonografie.

Für einen Laien ist das Buch ein leichter Einstieg und schneller Zugang zu Thomas, doch für Literaturwissenschaftler gelten andere Maßstäbe. Für sie kann die Monografie lediglich ein Streiflicht, einen Crashkurs zum Thema darstellen. Steinig ist der Weg der Alma mater.

|Originaltitel: The Days of Dylan Thomas, 1964
Aus dem Englischen übersetzt von Angela Boeckh, den Anhang besorgte Heribert Hoven|

Philip K. Dick – Die Lincoln-Maschine

Neu übersetzt: Abraham Lincoln und das dunkelhaarige Mädchen

Sie begannen mit elektronischen Heimorgeln und automatischen Klavieren. Dann verbesserten sie ihre Technik und stellten Menschen her: keine Roboter, sondern genau programmierte Nachbildungen berühmter Zeitgenossen. Aber da war ein entscheidender Denkfehler: Denn die genaue Nachbildung eines berühmten Menschen kann keine lenkbare Marionette sein … (Verlagsinfo)

Der Autor

Philip Kindred Dick (1928-1982) war einer der wichtigsten und zugleich ärmsten Science-Fiction-Schriftsteller seiner Zeit. Obwohl er in fast 30 Jahren 40 Romane und über 100 Kurzgeschichten veröffentlichte (1953-1981), wurde ihm zu Lebzeiten nur geringe Anerkennung außerhalb der SF zuteil. Oder von der falschen Seite: Das FBI ließ einmal seine Wohnung nach dem Manuskript von „Flow my tears, the policeman said“ (dt. als [„Eine andere Welt“ bei |Heyne|) durchsuchen. Okay, das war unter Nixon.

Er war mehrmals verheiratet und wieder geschieden, philosophisch, literarisch und musikologisch gebildet, gab sich aber wegen des Schreibstress‘ durchaus dem Konsum von Medikamenten und Rauschdrogen wie LSD hin – wohl nicht nur auf Erkenntnissuche wie 1967. Ab 1977 erlebte er einen ungeheuren Kreativitätsschub, der sich in der VALIS-Trilogie (1981, dt. bei |Heyne|) sowie umfangreichen Notizen (deutsch als „Auf der Suche nach VALIS“ in der |Edition Phantasia|) niederschlug.

Er erlebte noch, wie Ridley Scott seinen Roman „Do androids dream of electric sheep?“ zu „Blade Runner“ umsetzte und ist kurz in einer Szene in „Total Recall“ (1982) zu sehen (auf der Marsschienenbahn). [„Minority Report“ 142 und „Impostor“ sind nicht die letzten Storys, die Hollywood verfilmt hat. Ben Affleck spielte in einem Thriller namens „Paycheck“ die Hauptfigur, der auf einer gleichnamigen Dick-Story beruht. Als nächste Verfilmung kam „A scanner darkly“ (Der dunkle Schirm) mit Keanu Reaves.

Handlung

Louis Rosen, der Ich-Erzähler, und Maury Rock sind Teilhaber in einer kleinen Firma, die sowohl elektronische Stimmungs-Heimorgeln als auch automatische Klaviere (Spinette) herstellt und im Nordwesten der Vereinigten Staaten vertreibt. Weil aber die Heimorgeln, für die Louis zuständig ist, sich nicht verkaufen, erhält Maury die Oberhand in der Firma. Und Maury sagt: Wir bauen Simulacra!

So ein Simulacrum ist nicht bloß eine mechanische Puppe mit ein paar Klamotten dran, nein, darin verbirgt sich auch ein Gedächtnis und ein Verhaltensprozessor, der über ein Magnetband Befehle entgegennehmen kann: ein Android wie in [„Blade Runner“. 1663 Das erste Simulacrum, das Maury auspackt, ist Edwin Stanton, dem Kriegsminister Abraham Lincolns, nachgebildet. Ein paar Knöpfe gedrückt, und schon kann der Stanton drauflos plaudern.

Louis Rosen kommen schwere Zweifel. Nicht, dass er seinem Partner diese Erfindung neiden würde. Es liegt vielmehr an dem Umstand, dass der Android von Maurys geisteskranker junger Tochter Priscilla Frauenzimmer erfunden und entworfen wurden. Wer weiß also, wozu dieser Android alles fähig ist? Pris wurde aus einer staatlichen Heilanstalt auf Bewährung entlassen und ihr Verhalten grenzt ans Monomanische: Sie zerschneidet mit Vorliebe Badezimmerkacheln.

Pris‘ Wahnsinn jagt Louis kalte Schauer über den Rücken: Sie ist gefühlskalt, berechnend, ehrgeizig und skrupellos. Auf seine Gefühle oder gar sein Selbstwertgefühl nimmt sie keinerlei Rücksicht, so dass er am liebsten im Boden versinken würde. (Merke: Louis ist nicht sonderlich selbstbewusst.) Sie behandelt ihn, als wäre er ebenfalls ein Automat, so wie ihr Stanton. Als sich Louis deswegen bei Dr. Horstowski psychotherapeutisch behandeln lassen will, kommt ihm der Arzt wie ein Automat vor. Scherzeshalber gibt er vor, selbst ein Automat zu sein. Den Arzt wundert das überhaupt nicht, was Louis ins Grübeln versetzt. Fortan gibt er überall vor, ein Simulacrum zu sein.

Und jetzt auch das noch: Pris will einen Job beim Milliardär Sam Barrows, der selbst im Nordwesten zu den skrupellosesten Immobilienhaien zählt und seinen Einfluss auch auf Mars, Venus und Luna ausweiten konnte. Maury erhält von Barrows einen Brief, in dem Barrows den geschäftlichen Vorschlag, Simulacren für die Neuinszenierung des amerikanischen Bürgerkrieges zu benutzen, für die Idee einer privaten Bürgerinitiative hält. Wie peinlich! Nix war’s mit dem Massenabsatz von Stantons.

Aber Maury, ein hartnäckiger Yankee, gibt nicht auf. Er will Barrows mit einem Meisterwerk überzeugen: einem Simulacrum von Abraham Lincoln! Auch hier hat Pris ihre Finger im Spiel: Sie hat alles über Lincoln gelesen und den neuen Automaten entsprechend programmieren lassen. Louis schwant dabei nichts Gutes, wie immer, wenn Pris beteiligt ist.

Der große Augenblick kommt einen Tag, bevor Sam Barrows seinen Besuch ankündigt, denn er hat Stanton in Seattle kennengelernt und ist vom Wert der Simulacra für seine zukünftige Mondkolonie überzeugt. Man legt am Lincoln den Schalter, und er erwacht zum Leben. Er öffnet die Augen. Er redet rückwärts – upps!

Mein Eindruck

Der Autor hat den Roman anlässlich der Hundertjahrfeier des amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865) geschrieben und das Manuskript 1962 fertiggestellt. Durch verschiedene Umstände wurde es aber erst zehn Jahre später als Roman veröffentlicht. Daher sieht es nun so aus, als wäre der Roman „Simulacra“ von 1966 zuerst geschrieben worden. In Wahrheit hat sich dort der Autor die Verkäufer der Simulacren, Maury Frauenzimmer und Louis Rosen, aus dem früheren Roman [„Die rebellischen Roboter“ 2218 ausgeliehen.

Für das Lincoln-Simulacrum gab es bereits ein Vorbild: in Disneyland, Anaheim. Dort war Dick zu Besuch und schwer (ironisch) beeindruckt. Er erkundigte sich offenbar auch nach allen Automaten, die wie Menschen auftreten, zum Beispiel indem sie schreiben oder Klavier spielen. Aber wie so oft, sind bei ihm die Maschinen schlauer und menschlicher als die Menschen selbst. Und so verwundert es nicht, dass der Lincoln-Sim mit Sam Barrows einen Disput darüber führt, was menschlich sei. Dabei ist es nicht der Automat, der leugnet, dass es so etwas wie die Seele gebe, sondern es ist Sam Barrows, der skrupellose Milliardär.

Die zwei Unternehmer Rock und Rosen sehen sich bei Barrows‘ Ankunft einer unerwarteten Gefahr ausgesetzt: Barrows will ihr Unternehmen mit Haut und Haar schlucken. Natürlich fielen ihm dann die Patente für die zwei Androiden zu und er kann sie in Massen fertigen lassen. Louis wird übel, als er Barrows‘ Plan hört, Simulacra als Abbilder einer irdischen Familie in die neuen Mondkolonien verfrachten zu lassen, nur um mit diesem Bild familiärer Idylle beweisen zu können, dass es auf dem Mond so schön ist, dass auch normale Sterbliche dort wohnen wollen. Ist das nicht Betrug?

Als es Rock und Rosen mit Hilfe von Stanton und Lincoln (dieser war ja schließlich Anwalt) gelingt, ihre Firma vor Barrows zu bewahren, erweist sich Pris als Verräterin. Sie betrachtet ihren Vater und seinen Partner Louis als Nieten, die es nie zu etwas bringen werden. Und es ist ihr nicht gelungen, Louis zu verführen. Kein Wunder, ist sie doch völlig kopfgesteuert und verströmt so viel Wärme wie eine Eisscholle.

Das dunkelhaarige Mädchen

An Pris erweist sich Dicks Obsession mit dem „dark-haired girl“ seiner Fantasien. Sie ist zickig, dickköpfig und falsch wie eine Schlange. Aber auch ungemein anziehend in ihrer Kreativität, Lebhaftigkeit und Energie. In Begriffen des Psychoanalytikers C. G. Jung verkörpert sie die Große Mutter.

Die Szenen zwischen Louis und Pris sind von einer erstaunlichen Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit – kein Wunder, denn der Autor hat darin seine Konversation mit seiner damaligen Frau Anne verewigt. Es ist, als würde man einem Ehestreit zuhören, bei dem die Frau bizarre Argumente ins Feld führt, denen die Logik des Mannes kaum etwas entgegenzusetzen hat. Kein Wunder, dass sich Louis Rosen allmählich wie ein Simulacrum vorkommt …

Joker

Pris hat anfangs nur eine untergeordnete Rolle inne und die geschäftlichen Beziehungen Rock & Rosens zu Barrows stehen im Vordergrund. Doch als der Streit um die beiden Simulacra losgeht, erweist sich Pris als Joker im Spiel: Ohne sie (und einen Ingenieur) können die beiden Unternehmer keine gleichwertigen Simulacra mehr entwickeln und bauen. Im Konflikt zwischen den beiden „kleinen Protagonisten“ und dem „großen Protagonisten“ Barrows stellt Pris einen Katalysator dar, der für Louis erst zur Obsession wird und ihn dann veranlasst, psychotisch und gewalttätig zu werden: Er will Pris zurückhaben, koste es, was es wolle.

Der Höhepunkt des Romans ist eine ausgezeichnet realisierte Szene in der Bar eines Konzerthauses, wo ein farbiger Bluessänger auftritt. Der Gag bei dieser Auseinandersetzung besteht darin, dass Louis zwar die Lincoln-Maschine auf seiner Seite hat, aber Barrows das Simulacrum von Lincolns Mörder John Wilkes Booth mitbringt! Dieses Patt der Drohungen wird erst durch Pris‘ Eingreifen aufgelöst.

Der Schlenker

Danach schwenkt die Handlung des Romans – wie in mehreren Büchern aus dieser Zeit nach 1962 – um und wendet sich der psychologischen Auseinandersetzung zwischen der – schizophren eingebildeten – Pris und Louis zu, der in eine staatliche Heilanstalt eingewiesen wird. Dort hofft er, von seiner Obsession geheilt zu werden. Doch stattdessen findet er die reale Pris ebenfalls in der Anstalt (sie war schon früher dort). Wieder kommt es zu einem Aufkeimen von Hoffnung, Pris endlich für sich zu gewinnen. Doch so, wie wir sie kennengelernt haben, ahnen wir bereits, dass sie Louis auch diesmal im Stich lassen wird.

Schizophrenie

Nach dem zu urteilen, was ich in den diversen Sachbüchern über dieses Buch und den Autor im Jahr 1961/62, als es entstand, gelesen habe, war Dick sehr gut mit den Behandlungsmethoden von Schizophrenie vertraut. Tatsächlich ließ er sogar seine eigene Frau Anne daraufhin untersuchen und sogar behandeln. Dass dies nicht gerade Vertrauen aufbaute, liegt auf der Hand. Aber sie enttäuschte ihn sehr, indem sie eine Abtreibung vornehmen ließ, ohne ihn zu fragen. Im Buch greift er dieses Thema auf, indem er Louis von einer Pris fantasieren lässt, die einem kleinen Jungen namens Charles das Leben geschenkt hat, worüber Louis unendlich glücklich ist. Diese Wunscherfüllung findet in Louis‘ Realität allerdings keine Entsprechung, wie ich oben erwähnt habe.

Kritiker

Dass die Handlung nicht mehr zu den faszinierenden Simulacra zurückkehrt, hat mehrere Kritiker, die Kim Stanley Robinson in seinem Buch [„Die Romane des Philip K. Dick“ aufführt, verärgert und die Leser enttäuscht. Wenn es einem ebenso ergeht, so sollte man einfach zu demjenigen Roman Dicks greifen, in dem es fast ausschließlich um diese Automaten geht – natürlich zu „Simulacra“, das nur ein Jahr später geschrieben und 1964 veröffentlicht wurde.

Das Nachwort

Norman Spinrad, selbst bekannter SF-Schriftsteller („Champion Jack Barron“), schrieb das Nachwort zu der neuen |Heyne|-Ausgabe. Er weist darauf hin, dass die erste Taschenbuchausgabe von 1969/70 ein Kapitel mehr enthielt als die 1972 erfolgte, von Dick selbst genehmigte Buchausgabe. Das überzählige Kapitel stammte von Dicks Herausgeber Ted White, sein guter Freund. Darin erzählt White, dass Louis Rosen, sein Vater und Maury Rock allesamt Simulacra seien – was dem widerspricht, was Louis fühlt und erleidet. Es ist jedenfalls eine interessante Variante.

Spinrad geht auf Dicks angebliche Frauenfeindlichkeit ein – ebenso absurd wie aus Louis Rosen einen Roboter zu machen. Im Gegenteil sind einige der wichtigsten Figuren in Dicks Hauptromanen weiblich und gerundete Persönlichkeiten. Desweiteren geht Spinrad auf Dicks Humanismus und die philosophische Haltung seiner wichtigsten Figuren ein, darunter auch auf Louis Rosen. Diese Figuren, wie etwa Mr. Tagomi in [„Das Orakel vom Berge“, 2384 gehen ihren Weg in einer feindlichen Welt bis zum bitteren Ende, weil sie an den Wert zwischenmenschlicher Beziehungen glauben.

Unterm Strich

Obwohl der Roman in inhaltlicher wie künstlerischer Hinsicht Schwächen hat, so besitzt er doch eine ganz starke, überzeugende Handlungslinie, die es in kaum einem anderen Dick-Roman gibt: die zum Scheitern verurteilte Liebe Louis Rosens zu Pris Frauenzimmer (die sich nach ihrem Weggang „Pristine Womankind“ nennt).

Louis ist 33, während Pris erst 18 und damit nach dem (fiktionalen) Gesetz noch minderjährig ist. Das ist eine also heikle Sache. Aber diese einseitige Liebesbeziehung wird so realistisch und anrührend geschildert, dass sie keinen Leser kaltlässt. Diese emotionale Ehrlichkeit und Stärke habe ich erst wieder in dem Roman „Valis“ wiedergefunden (aber das ist rein subjektiv) und am Ende von [„Eine andere Welt“. 198

Das SF-Element der künstlichen Menschen, die menschlicher sind als ihre Schöpfer, findet nicht nur hier eine ironische Behandlung, sondern natürlich in vielen weiteren Romanen Dicks, so etwa in „Simulacra“ und in dem allseits bekannten Roman [„Blade Runner“. 1663

Norman Spinrads Nachwort ist zwar kurz, bietet dem Leser, der Dick kennenlernen will, aber einen leicht verständlichen Zugang zu diesem Werk. Sicher hätte Kim Stanley Robinson viel gelehrter etwas darüber zu sagen gewusst, aber nicht über einen solchen Roman, der zurzeit eher zu den unwichtigen Werken gerechnet wird – völlig zu Unrecht, meiner Meinung nach. Die Neuübersetzung ersetzt die uralte Goldmann-Übersetzung, die anno 1980 Tony Westermayr fabriziert hatte, ein Mann, der nicht unbedingt für solide Arbeit bekannt ist. Endlich liegt also eine moderne Textfassung vor, und das in einer zeitgemäßen Aufmachung, die den Roman auf eine Stufe mit Dicks Hauptwerken stellt. Es war an der Zeit.

Taschenbuch: 288 Seiten
Originaltitel: We can build you, 1972
Aus dem US-Englischen von Frank Böhmert.
ISBN-13: ‎978-3453522701

www.heyne.de

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (No Ratings Yet)

John Norman – Nomads of Gor (Gor 4)

Witzige Abenteuer bei Dschingis Khans Enkeln

Das vierte Tarl-Cabot-Abenteuer findet diesmal in einer Steppe statt, die stark dem Inneren Asiens, etwa der Mongolei, ähnelt. Die vier Stämme der Wagenvölker ziehen mit ihren riesigen Bosk-Herden von Weidegrund zu Weidegrund, und nur einmal im Jahr gibt es wirklichen Frieden zwischen ihnen, nämlich zum Frühjahrsmarkt vor den Toren der einzigen großen Stadt in diesen weiten Ebenen: Turia. Doch das Jahr, als Tarl Cabot bei ihnen eintrifft, um mit ihnen zu leben, ist ein besonderes Jahr, ein sogenanntes Omen-Jahr: Wird es seit 1000 Jahren wieder einmal einen Anführer für alle Wagenvölker geben, einen Ubar-San?

Handlung

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John Norman – Rogue of Gor (Gor 15)

Abwechslungsreiche Kämpfe: gegen Zicken und Piraten

Im Mittelband der Gor-Trilogie um Jason Marshall sucht der ehemalige Kampf- und Vergnügungssklave die Vergeltung an seinen früheren Besitzerinnen, den Ladies Tima und Tendite, seine verschwundene Freundin Beverly Henderson und – den Freiheitskampf für die Salerianische Föderation.

Handlung

Jason Marshall hat es geschafft, die Spur eines Kaufmanns namens Oneander nach Vonda und Lara zu verfolgen. Doch nachdem Vonda niedergebrannt wurde, sind viele Stadtbewohner ohne Hab und Gut ins benachbarte Lara geflohen. Hier haben die berüchtigten Flusspiraten Oneander seine Waren und Sklaven abgenommen. Unter letzteren waren auch die gesuchten Ladys Tima und Tendite – Pech gehabt. Erst ein paar Stationen weiter, in Victoria, kommt Jason seiner früheren Freundin Beverly auf die Spur und bewahrt sie vor dem harten Los einer Sklavin.

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John Norman – Fighting Slave of Gor (Gor 14)

Bewährung in der Arena

Mit diesem Roman begann John Norman 1980 eine zusammenhängende Trilogie um den Aufstieg eines Erdenmannes namens Jason Marshall, der auf die Gegenerde entführt wird. Die Trilogie löst vorübergehend die Erzählungen ab, in deren Mittelpunkt bislang Tarl Cabot alias Bosk stand.

Die Trilogie ist nicht schlecht, was ihren Actiongehalt angeht, reicht aber nicht an die vielschichtige Tiefe heran, die Tarls Abenteuer erreichen. Und die deutschen „Zurichtungen“ des Textes lassen kaum etwas von goreanischer Erotik bzw. Exotik übrig: Alle deutschen Ausgaben bei Heyne sind stark gekürzt.

Handlung

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John Norman – Guardsman of Gor (Gor 16)

Seeschlacht und Shakespeare

Der Konflikt zwischen Ar und der Salerianischen Konföderation liefert den Hintergrund für die kriegerischen Ereignisse in der Jason-Marshall-Trilogie, die die Bände 14 bis 16 der Gor-Saga bildet. In diesem Band (Nr. 16) findet die Trilogie um Jason Marshall ihren würdigen Abschluss, gekrönt von drei wichtigen Kämpfen und einer schönen Feier. „Leibwächter von Gor“ ist die direkte, nahtlos anschließende Fortsetzung von „Der Schurke von Gor“.

Handlung

Jason Marshall versucht weiterhin, die Vosk-Piraten an der Eroberung der Flußstädte zu hindern. Nachdem er seiner Gefangenschaft in der Piratenfestung entkommen ist, organisiert er den Widerstand der Flußstädte. Es kommt als Erstes zu einer dreitägigen Seeschlacht auf dem breiten Vosk-Strom, mit der dieser Band eröffnet. Die einzelnen Aktionen beschreibt der Ich-Erzähler auf nicht weniger als 70 Seiten!

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James Graham Ballard – Zeit endet oder Die Elemente (Sammelband)

Ballard-Kompendium: Guter Einstieg – mit Lücken

Das Leben auf unserem Planeten basiert auf der Unveränderlichkeit und Zuverlässigkeit der Elemente Luft, Wasser und Erde. Wenn sie nicht mehr gegeben sind – sei es durch die Leichtfertigkeit und Sorglosigkeit seiner Bewohner, sei es durch ominöse kosmische Veränderungen -, beginnt das Leben zu erlöschen, und die Endzeit bricht an.

J. G. Ballard ist ein Meister des Endzeitszenarios in der Science-Fiction. Dieser Band umfasst seine drei Romane „Der Sturm aus dem Nichts“, „Die Dürre“ und „Die Kristallwelt“. Außerdem sind ein Nachwort, ein Interview mit dem Autor, eine Untersuchung seines Werks und eine ausführliche Bibliographie der deutschen Ballard-Ausgaben sowie der wichtigsten Sekundärliteratur beigefügt. (Gekürzte Verlagsinfo)

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Brian Lumley – Necroscope 2 – Vampirblut (Lesung)

Die Wege von Harry Keogh, dem Nekroskopen, und Boris Dragosani, dem Nekromanten, kreuzen sich und die Konfrontation ist unausweichlich. Doch beide kämpfen nicht alleine, sondern mit Unterstützung unheimlicher Verbündeter.

Der Autor

Brian Lumley wurde 1937 in England geboren. 1981 beendete er seine Militär-Karriere. Seither arbeitet er als freier Schriftsteller. Seine ersten Veröffentlichungen standen ganz unter dem Einfluss von H. P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos. 1986 schuf Brian Lumley mit seiner Vampir-Saga „Necroscope“ eine der erfolgreichsten Horror-Serien der Welt. Alleine in den USA haben sich seine Bücher weit über 2 Millionen Mal verkauft. So wie Brian Lumley den Vampir darstellt, hat es noch kein Autor zuvor gewagt. Mittlerweile hat Brian Lumley mehr als 50 Bücher veröffentlicht und schreibt fleißig weiter. Er und seine Frau Barbara Ann leben in Devon, England. (Verlagsinfo)
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Garry Disher – Moder (Wyatt 10)

Schatzjagd in Sydney

Wyatt stiehlt, und das ziemlich gut, denn er ist vorsichtig wie eh und je, effizient und erfinderisch. Bei der Auswahl seiner Jobs greift er diesmal auf einen Informanten im Knast zurück, der direkt an der Quelle sitzt: Sam Kramer. Bis zu dessen Entlassung kümmert sich Wyatt im Gegenzug um Kramers Familie.

Doch der Afghanistan-Veteran Nick Lazar erfährt von dieser Vereinbarung. Über seinen Insider erfährt Lazar zudem, dass Kramer – und somit auch Wyatt – zu Ohren gekommen ist, dass dem schlitzohrigen Finanzberater Jack Tremayne eine satte Anklage ins Haus steht und sein Koffer mit einer Million schon griffbereit ist: Tremayne will die Flatter machen… (Verlagsinfo)

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimipreis 2021.
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Björn Kurtén – Der Tanz des Tigers. Paläo-Fiction-Roman

Spannende Paläo-Fiction aus Finnland

Der Mensch ist Aliens begegnet, einer fremden intelligenten Rasse – nicht etwa auf einem fremden Stern, sondern hier auf der Erde, und zwar vor 35.000 Jahren, als der Cro-Magnon-Mensch, dessen Nachfahren wir sind, von Afrika kommend in Europa auf den Neandertaler stieß. Dieser bewohnte schon seit Zehntausenden von Jahren die nördlichen Breiten bis hinunter in den Irak. Wie könnte die Begegnung verlaufen sein, fragte sich der Autor. Nur kriegerisch oder auch friedfertig und bereit zur Verständigung?

Dies ist die spannende Geschichte des Jungen Tiger, einem Cro-Magnon-Menschen, der nach einer katastrophal endenden Mammutjagd in die Hände der „weißen Trolle“, der Neandertaler, fällt und von ihnen aufgezogen wird… (aus der Verlagsinfo)
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Dan Brown – Meteor. Gekürzte Romanfassung (Lesung)

Konkurrenz für James Bond und Michael Crichton

Ein neuer NASA-Satellit hat unter dem Eis der Arktis ein großes Objekt entdeckt. Rachel Sexton und andere Zivilisten werden auf Bitten des US-Präsidenten eingeflogen, um die Echtheit des Fundes zu bestätigen. Sie finden heraus, dass es sich bei dem großen Felsbrocken a) um einen Meteoriten handelt und b) dass darin außerirdische Lebensformen als Fossilien eingeschlossen wurden. Die Begeisterung der Wissenschaftler ist ebenso so groß wie bei den NASA-Mitarbeitern. Der Präsident wird mit dieser Sensation sowohl die NASA retten als auch seinen Wahlkampf gewinnen.

Doch als der riesige Felsen gehoben ist und die Sektkorken knallen, macht einer der Wissnschaftler in dem nun offenen Schacht im Gletscher eine sehr beunruhigende Entdeckung. Doch keine Sorge, Mister President – der Mann befindet sich bereits im Visier einer gut bewaffneten Truppe, die dafür sorgt, dass es keine unliebsamen Überraschungen gibt.
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Anne McCaffrey – Die Weyr von Pern (Pern 11)

Die Welt Pern ist in Gefahr

Im neunten Band ihrer langen Serie über die Drachenreiter von Pern (der den Titel »Drachendämmerung« trug) teilte uns Anne McCaffrey mit, dass Pern vor etwa 2500 Jahren von Kolonisten der Erde besiedelt wurde, die in drei Raumschiffen gekommen waren. In »Die Weyr von Pern« , dem elften Band der Serie, spielen nun diese drei Schiffe eine gewichtige Rolle bei der Befreiung Perns von der Bedrohung durch die periodisch wiederkehrenden Fädenschwärme, die ganze Landstriche verwüsten können. Hüte dich vor dem Erscheinen des roten Sterns!

Die Autorin
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Michael Scott – Der dunkle Magier (Die Geheimnisse des Nicholas Flamel 2)

Band 1. „Der unsterbliche Alchemyst“
Band 2. „Der dunkle Magier“
Band 3. „Die mächtige Zauberin“
Band 4. „Der unheimliche Geisterrufer“
Band 5: „Der schwarze Hexenmeister“
Band 6: „Die silberne Magierin“
Band 7: The Secrets of the Immortal Nicholas Flamel: The Lost Stories Collection (2021) ISBN 0-593-37690-0; ISBN 978-0-593-37690-4.

Die abenteuerliche Jagd nach dem magischen Buch, mit dem allein Nicholas Flamel sich seine Unsterblichkeit erhalten kann, geht weiter! Flamel und die Zwillinge Josh und Sophie sind nun in Paris gelandet, der Geburtsstadt Flamels. Nur ist Nicholas´ Heimkehr alles andere als friedlich, denn Dr. John Dee – der dunkelste aller dunklen Magier – hat in Paris in dem skrupellosen Niccolò Machiavelli einen gefährlichen Verbündeten. Dee und Machiavelli beschwören nicht nur alle Mächte der Unterwelt, es gelingt ihnen auch noch, Josh auf ihre Seite zu ziehen und Zwietracht zwischen den Zwillingen zu säen. Höchste Zeit, dass Sophie in der zweiten magischen Kraft ausgebildet wird: der Feuermagie. Und es gibt nur einen in Paris, der sie darin ausbilden kann: der Graf von Saint-Germain – Alchemist, Abenteurer und Geheimagent! (Verlagsinfo)

Das Buch eignet sich für jugendliche Leser ab 14 oder 15 Jahren, aber mein zwölfjähriger Neffe hat damit ebenfalls keine Schwierigkeiten.

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Ken Grimwood – Replay. Das zweite Spiel

Und täglich grüßt der Herzinfarkt

Jeff Winston erleidet am 18. Oktober 1988 einen Herzanfall und stirbt. Doch er erwacht wieder zum Leben und befindet sich plötzlich im Schlafsaal seines alten Colleges. Es ist der 6. Mai 1963. Langsam begreift er, dass er sein Leben ein zweites Mal leben kann und er die einmalige Chance hat, diesmal alles besser zu machen. Durch geschickt platzierte Wetten und den Kauf von Aktien erlangt er ein Millionenvermögen. Aber seine Versuche, sein Schicksal und das der ganzen Welt positiv zu beeinflussen schlagen fehl. Auch die Liebe zu Pamela, einer anderen „Wiederkehrerin“, befreit ihn nicht aus dem Albtraum, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint: Denn das Sterben und Wiedererwachen nimmt für Jeff kein Ende …

Regisseur Harold Ramis ließ sich durch Replay zu seiner 1993 gedrehten Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (orig.: Groundhog Day) inspirieren, in dem ein von Bill Murray dargestellter Wettermann denselben Tag immer und immer wieder erleben muss.

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Dan Brown – Sakrileg – Director’s Cut (Inszenierte Lesung)

Mystery-Bestseller in Special Extended Version

Der Museumsdirektor des Louvre wird in der weltberühmten Galerie kaltblütig erschossen. Er stellt sich als Oberhaupt eines uralten Geheimbundes heraus, denn mit seinem letzten Atem hat er eine Geheimbotschaft geschrieben: den Da-Vinci-Code. Zur selben Zeit setzt eine Gesellschaft des Vatikans alles daran, die größte Macht in der Christenheit zu erlangen. Ein Wettlauf gegen die Zeit und eine rasante Schnitzeljagd durch die Symbolkunde des Abendlandes beginnt.

Die Verfilmung mit Tom Hanks und Jean Reno soll im Mai in unsere Kinos kommen. Dieses Ereignis würdigt |Lübbe| neben diesem erweiterten Hörbuch auch mit zwei Begleitbüchern.

Das vorliegende Hörbuch bietet eine um 50 Prozent erweiterte Textfassung: statt mickriger 305 sind es nun stattliche 449 Minuten. Das ist wohl eher eines Bestsellers würdig.
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Leon, Donna – Drei Hörspiele: Scharade / Vendetta / Nobilta

_Professionell inszenierte Ermittlungen zu hohem Preis_

Drei Fälle gilt es für Brunetti zu lösen, drei Fälle, bei denen nichts so ist, wie es scheint: Adlige entpuppen sich als wenig edelmütige Wesen, in Mestre findet man die Leiche eines Mannes in Frauenkleidern und scheinbar sinnlose Morde an drei angesehenen Männern erschüttern Venedig. Brunetti gerät in einen Strudel aus dubiosen Geschäftsbeziehungen, Prostitution und Mord. Wie er es trotzdem schafft, einigermaßen pünktlich zum Essen zu Paola nach Hause zu kommen, bleibt ein Rätsel.

_Die Autorin_

Donna Leon, geboren 1942 in New Jersey, ging mit 23 Jahren nach Italien, um in Perugia und Siena zu studieren (wunderschöne Städte!). Sie arbeitete im Anschluss daran als Reisebegleiterin in Rom, als Werbetexterin in London und als Lehrerin in an amerikanischen Schulen in Europa und Asien. Gegenwärtig lehrt sie laut Verlagsinfo englische und amerikanische Literatur an einer Uni in der Nähe von Venedig, wo sie seit 1981 lebt. Ihre Krimis mit Commissario Brunetti sind weltweit Bestseller. Sie werden in Deutschland exklusiv vom ZDF verfilmt, u. a. mit Joachim Król in der Titelrolle („Nobiltà“).

_Die 3 Inszenierungen_

Hannelore Hoger (Erzählerin), Michael König (Brunetti), Hille Darjes (Paola Brunetti) u. a.
Hörspielbearbeitung: Daniel Grünberg
Regie: Hans Gerd Krogmann, Leonhard Koppelmann
Musik: Henrik Albrecht
Produktion: Deutschlandradio / SWR / WDR Köln 1998 und 2000

_Handlung von „Venezianische Scharade“_

Der Schlachter Bettino Cola stößt in Mestre auf die Leiche eines Mannes in Frauenkleidern. Sein Gesicht ist so zertrümmert, dass es unkenntlich ist. Die örtliche Polizei glaubt, es mit einem Transvestiten zu tun zu haben. Vice-Questore Patta bittet Brunetti, sich mangels anderen Personals um diesen Fall zu kümmern – und das kurz vor Brunettis Familienurlaub! Aber Befehl ist Befehl, und da Patta gerade die eigene Frau weggelaufen ist, lässt er nicht mit sich reden.

Brunetti fährt nach Mestre, begutachtet den Tatort und trinkt ein Glas mit Sergente Gallo, der vor Ort zuständig ist. Gallo gibt ihm eine Liste mit 30 registrierten Transvestiten, die der Prostitution nachgehen. Am nächsten Tag entpuppt sich die Leiche als recht ungewöhnlicher Transvestit: Der Täter hat dem Mann die Beine nach dessen Tod rasiert, wie sich an den Schnittwunden ablesen lässt. Das legt den Verdacht nahe, dass auch die Verkleidung nachträglich vorgenommen wurde. Brunetti lässt nach der Herkunft der teuren roten Satinschuhe Größe 41 fahnden.

Unter den Transen von Mestre besuchen Brunetti und Gallo als erstes Francesco Crespo, der beim Anblick des Leichenfotos und der Phantomzeichnung einen Panikanfall erleidet. Aus einem Nebenzimmer tritt der Anwalt Santomauro auf, der Präsident der Lega della Moralità, eines Sittenwächtervereins. Brunetti fragt sich, was ein solcher Saubermann bei einer männlichen Prostituierten zu suchen hat. Kein Wunder, dass Paola Santomauro einen „scheinheiligen Wichtigtuer“ nennt. Weil Pattas Frau Mitglied in diesem Verein ist, gibt sein Chef Brunetti freie Hand, gegen diese Saubermänner vorzugehen. Brunetti lässt die Steuerunterlagen prüfen.

Signora Mascari identifiziert den Toten als ihren Mann Leonardo, den Bankdirektor der Banca di Verona. Sie bestreitet aufs heftigste, dass er schwul gewesen sein könnte, so wie sein Kollege Santomauro schwul ist, wie Brunetti von einem Journalisten erfahren hat. Brunetti glaubt der Signora nicht. Der Dritte im Bunde ist Mascaris Nachfolger Ravanello, ebenfalls ein Homosexueller. Die Finanzen dieser feinen Herrschaften scheinen in Ordnung zu sein, doch vielleicht diente ihre Lega della Moralità der Geldwäsche? Sie agiert steuerfrei, doch von ihren angeblichen Wohltaten ist nichts zu sehen.

Als Francesco Crespo ihm anbietet, ihm Fotos von Mascari zu zeigen, fährt Brunetti mit zwei Streifenpolizisten nach Mestre. Seltsamerweise zeigt sich Crespo nicht und sie fahren über die Autobahn wieder zurück. Da passiert es. Der Anruf war nur ein Lockruf, um die Polizei in eine Falle zu locken. Ein Wagen verfolgt und rammt Brunettis Auto, der Fahrer kann nicht mehr ausreichend reagieren und landet in der Leitplanke. Der Angreifer braust davon, während sich Brunetti und der Fahrer sich von ihrem Schrecken erholen. Doch es gibt durchaus ein Opfer. Die Streifenpolizistin Maria Nardi, 23, seit sechs Monaten verheiratet, hat die Kollision nicht überlebt. Ihr Genick ist gebrochen.

Nun ist Brunetti aber wirklich sauer …

_Mein Eindruck_

Donna Leon erzählt einen beinharten Thriller, der die Machenschaften einiger Saubermänner im Banken-, Immobilien- und Homosexuellenmilieu aufs Korn nimmt. An Santomauro, den Drahtzieher, kommt Brunetti zwar schwer heran, doch er tut sein Bestes und bringt den selbsternannten Sittenwächter gehörig ins Schwitzen. Eins ist klar: Die Tage Santomauros als Präsident der Lega sind gezählt. Und den Mörder Mascaris wird Brunetti ebenfalls noch dingfest machen.

Ganz nebenbei erfahren wir noch von der florierenden Pornoindustrie Italiens, die alle Geschmacksrichtungen bedient. Dass sich die Frau eines Polizeipräfekten ausgerechnet mit einem Pornozaren einlässt, ist schon ein starkes Stück. Das findet Patta ebenfalls. Es ist ihm folglich ein Hochgenuss, den Pornozaren hochzunehmen, wegen Steuerhinterziehung. Hoffentlich kommt Pattas Frau reumütig wieder zu ihm zurück. Geschäfte haben eben immer zwei Seiten.

Die familiäre Seite Brunetti kommt ebenfalls nicht zu kurz. Paola ist zwar sauer, dass ihr Mann nicht mit ins Urlaubsdomizil in Bozen kommen kann, doch letzten Endes erweist sich dies sogar als Segen. Sie und Chiara fangen sich nämlich die Masern ein und werden rausgeworfen. Nun kann er sie umsorgen, während sie das Bett hüten. Nach einem reinigenden Gewitter ist es in Venedig auch nicht mehr so brütend heiß, sondern geradezu kühl. Und wie immer läuten die Kirchenglocken.

_Handlung von „Vendetta“_

Der Anwalt Trevisan, verheiratet mit einer Bankierstochter, fährt mit dem Zug von Padua nach Venedig, doch dort kommt er nie an, jedenfalls nicht lebend. Vice-Questore Patta überträgt Brunetti diesen heiklen Fall. Trevisan war ein Freund des Bürgermeisters – um Himmels willen bloß kein Aufsehen! Und Pattas schöne und schlaue Sekretärin Elettra Zorzi warnt Brunetti vor Trevisans Witwe; diese war Patin bei Elettras Schwester Barbara – eine „Tigerin“! Na, prost, Mahlzeit, Herr Kommissar!

Das Tatmotiv ist unklar, doch Trevisans Bruder Ubaldo Lotto glaubt dennoch an einen Raubmord. Barbara Zorzi erzählt von Signora Trevisan und deren Tochter Francesca. Diese hatte sich eine Geschlechtskrankheit eingefangen, von wem, weiß man (noch) nicht. Beim Abendessen erzählt Brunettis Tochter Chiara, sie habe Francesca Tervisan kennengelernt. Diese trauere keineswegs um ihren Vater, was doch seltsam sei. In der Tat, und Signora Trevisan trauert ebenfalls nicht. Immerhin erfährt Brunetti, dass ihr Bruder Ubaldo Lotto Trevisans Steuerberater war.

Chiara Brunetti, 14, ermittelt auf eigene Faust, dass Francesca ihre Mutter und ihren Onkel hasse und mit ihrem Lover durchbrennen wolle. Wie interessant. Aber nicht so interessant wie die zwei Selbstmorde, die sich unterdessen ereignen. Die Polizei von Padua bittet Brunetti um Amtshilfe. Dort vermutet man, dass einer der Selbstmörder, der Steuerberater Favero, etwas mit Trevisan zu tun hatte. Brunetti solle eine gewisse Bar in Mestre überwachen lasse, von der sich herausstellt, dass sie ziemlich verrufen ist. Dort bekommt ein Polizist in Zivil sehr junge Mädchen angeboten!

Brunetti trifft den Kollegen Delacorte in dieser Bar, um die Lage zu peilen. Es stellt sich heraus, dass die jungen Prostituierten zum Teil aus Brasilien kommen. Er lässt die Nutte Mara und ihren Zuhälter festnehmen und verhören. Aus Unterlagen über Trevisan erfährt er, dass ein gewisser Martucci vor zwei Jahren Teilhaber Trevisans wurde – und Signora Trevisans Liebhaber. Mafiosi aus Sizilien erpressten ihn. Brunetti zieht daraufhin seine Tochter Chiara von ihren Ermittlungen ab. Es ist einfach zu gefährlich. Am nächsten Tag findet man Ubaldo Lotto tot auf.

Als Brunetti die Nutte Mara vernimmt, erzählt sie, dass sie wie ein Leibeigene schuften musste und alles Geld ihrem Zuhälter ablieferte. Der wiederum habe einer Frau ihren Anteil ausgezahlt, die stets mit einem silberfarbenen Mercedes vorfuhr. Diese Aussage bestätigt der Zuhälter, der von der Frau Mädchen geliefert bekam, für die er Ablöse zahlte. Paola Brunetti berichtet von einem LKW-Unfall in den Alpen, bei dem acht Frauen ums Leben kamen. Was hatten sie dort zu suchen? Offenbar geht es um organisierten Frauenhandel. Aus anderen Quellen erfährt Brunetti, dass in Europa eine halbe Million Frauen gehandelt werden. Ihm wird schlecht.

Als er nach Hause kommt, findet er seine kleine Chiara völlig verstört vor und Paola zu Recht aufs Äußerste empört. Francesca Tervisan hat Chiara ein Pornovideo gegeben, auf dem eine Live-Vergewaltigung gezeigt wird. Die Frau wurde anschließend getötet. Brunetti ist erschüttert. Er geht sofort zu Francescas Mutter, der sauberen Signora Trevisan. Sie gibt alles über die Videos zu, als er sie mit Chiaras Schock konfrontiert. Ihr getöteter Mann vertrieb die Pornos, sein Teilhaber war Favero. Doch wer ist die Frau im silberfarbenen Mercedes?

_Mein Eindruck_

Die Autorin packte in ihrem Roman schon 1995 ein heißes Eisen, das erst Jahre später auch bei uns „hochkochte“: der Menschenhandel, insbesondere der mit jungen Frauen, die von ihren Ausbeutern in die Prostitution gezwungen werden. Commissario Brunetti und seine Familie werfen auch einen Blick auf die mediale Seite dieses Geschäfts: auf die Produktion illegaler und megabrutaler Pornovideos. Dass die Schuldigen bestraft werden, glückt ihm nur zum Teil. Die andere Schuldige begeht Selbstmord.

Was die Autorin verschweigt, ist, dass es fast unmöglich ist, die ausgebeuteten Frauen selbst zu einer Aussage zu bewegen, die ihre Ausbeuter belastet. Denn diese drohen ihnen damit, den Rest ihrer Familie zur Rechenschaft zu ziehen. Was Brunetti gelingt, grenzt an deshalb ein Wunder: dass die Nutte Mara „singt“ und eine „legale Hure“ namens Pia ihm Auskunft über den Frauenhandel in Europa gibt. Hier scheint sich die Autorin einige dichterische Freiheiten herauszunehmen, um ihre Quellen zu schützen.

Am Schluss wagt sie noch einen pikanten Schlenker. Die „Frau im Mercedes“ sollte nach Padua gebracht werden, erfährt Brunetti, doch sie kam dort gar nicht an. Vielmehr holten Staatsschutzbeamte sie ab, anstelle von normalen Polizisten. Und als man sie fand, hatte sie sich in einer Zelle des Staatsschutzes erhängt. Natürlich nach einem „Geständnis“, das niemanden belastete außer solchen, die eh schon tot waren.

Dieser Selbstmord ist offensichtlich getürkt, erkennt Brunetti, und zwar vom Staatsschutz. Was ist das für eine Behörde, fragt sich der an die Stasi erinnerte deutsche Hörer. Es ist ziemlich beunruhigend zu erfahren, dass auch die Italiener solch eine Behörde haben sollen.

_Handlung von „Nobiltà“_

Während sich die Familie Brunetti noch mit den Kochkünsten der Tochter Chiara anzufreunden versucht, wird auf einer Baustelle in der Nähe Venedigs ein Schädel nebst ein paar Knochen gefunden. Wie der glücklicherweise beiliegende Siegelring belegt, handelt es sich um einen Angehörigen des venezianischen Adelsgeschlechts der Lorenzoni, dessen Aktivität bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann.

Zwei Jahre zuvor wurde Roberto Lorenzoni entführt, doch man zahlte kein Lösegeld, und so wurde er getötet, vermutlich von den Entführern. Aber ist das die ganze Wahrheit? Als Commissario Guido Brunetti das feudale Anwesen der Familie aufsucht, wird er beschossen. Maurizio Lorenzoni, der Cousin Robertos und aufstrebender Geschäftsführer des Unternehmens, hat eindeutig etwas gegen ungebetene Besucher. Robertos Verlobte, Francesca, hatte ein Verhältnis mit Maurizio, schweigt aber beharrlich. Auch die restliche Familie zeigt sich nicht sonderlich für neue Ermittlungen aufgeschlossen, und sein Chef Patta sagt Brunetti, die Recherchen könne man wohl getrost einstellen.

Doch die Laboruntersuchung der Knochen Robertos beweisen, dass der Tote an der Strahlenkrankheit litt, und wie sollte er sich die zugezogen haben? Brunetti findet im Pass des Toten, den ihm dessen Vater aushändigte, eine Reihe von Stempeln in kyrillischer Schrift. Seine Frau Paola, die Uni-Professorin, kann sie ihm übersetzen: Roberto war in Brest-Litovsk an der weißrussisch-polnischen Grenze. Er holte auf seiner letzten Reise dorthin radioaktives Material ab und zog sich wohl aus Neugier eine schwere Verstrahlung zu.

Doch wer hat ihn überhaupt auf diesen gefährlichen Auftrag geschickt? War es Maurizio – oder sein Vater, der sich sehr merkwürdig verhält? Aufklärung liefert letzten Endes nur die Contessa Lorenzoni.

_Mein Eindruck_

In „Nobiltà“ geht es in der Tat um eben diese: den Adel. Doch die Nobilität der Seele und des Mitgefühls ist dem Geschlecht der Lorenzonis schon längst abhanden gekommen. Korruption, in der Welt der Wirtschaft Italiens offenbar gang und gäbe, haben auch im Firmenimperium der Lorenzonis Einzug gehalten und ihre Opfer gefunden, darunter Roberto.

Commissario Brunetti kämpft stets gegen solche Machenschaften und verhält sich dabei nicht nur diplomatisch, sondern durchaus mit Rückgrat und Hartnäckigkeit. Götz Schubert ist die ideale Verkörperung der moralischen Integrität und menschlichen Verletzlichkeit Brunettis. Seine Frau Paola erscheint da schon weitaus zwielichtiger: Brunetti verdächtigt sie auf Veranlassung seines Schwiegervaters Conte Falier, eine Affäre an der Uni zu haben. Hans Michael Rehberg spielt den besorgten, souveränen, aber leider auch sehr autoritären Familienvater, Grafen und Unternehmer Lodovico Lorenzoni, Christoph Eichhorn den ehrgeizigen und schießwütigen Nachfolger Mauricio in der Firma.

La Serenissima, wie Venedig in Italiens Poesie genannt wird, ist in Leonhard Koppelmanns Hörspiel hervorragend in Szene gesetzt. Nicht nur die Vögel sind zu hören, sondern wir dürfen auch den Klang diverser Kirchen bewundern. Dieser siebte Brunetti-Fall von Donna Leon wartet mit einigen falschen Fährten und einer Nebenhandlung auf, die die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Sachverhalt ablenken sollen.

„Nobiltà“ ist eine gediegene deutsche Hörspielproduktion und stammt wie alle „Brunettis“ aus dem Hause WDR/SWR. Die Lösung des Falls erfolgt zügig und ohne Durchhänger, ohne jedoch die private Seite des Ermittlers zu vernachlässigen. Brunetti ist schließlich kein Philip Marlowe.

_Die 3 Inszenierungen_

|Venezianische Scharade & Vendetta|

Mit Hannelore Hoger (Erzählerin), Michael König (Brunetti) und Hille Darjes (Paola Brunetti) verfügt die Regie von Hans Gerd Krogmann über erstklassige Könner ihres Fachs. Michael König verleiht seinem Commissario eine tiefe, feste Stimme. Man kann ihn sich gut als erfahrenen Ermittler vorstellen. Francesco Crespo hat als schwuler Transvestit eine sanfte, feminine Stimme. Die Nebenrollen werden ebenfalls von achtbaren Sprechern ausgefüllt. Die Palette der zahlreichen Geräusche reicht von den Kirchenglücken über Donner und Regen bis zu Vogelstimmen und Autogeräuschen. Gegen Schluss fallen sogar zwei Schüsse.

|Nobiltà|

Uta Hallant (Erzählerin), Götz Schubert (Brunetti), Krista Posch (Paola Brunetti), Hans Michael Rehberg (Graf Lorenzoni), Christoph Eichhorn (Mauricio Lorenzoni), Ellen Schulz (Elettra Zorzi, Sekretärin des Vice-Questore Patta) stehen unter der Regie von Leonhard Koppelmann den früheren Produktionen in nichts nach.

|Musik|

Einziger Streitpunkt könnte – wie so oft – die musikalische Untermalung des Hörspiels darstellen. Zwar ist es diesmal keine Caféhausmusik, die meine Nerven strapazierte, aber auch mit Henrik Albrechts Jazztrompetern, Streichern und Tasteninstrumenten wollte ich mich nicht so recht anfreunden. Aber das ist sicherlich von Hörer zu Hörer verschieden.

_Unterm Strich_

In dieser Sammelbox erhält der Donna-Leon-Freund drei Hörspiele, die zwar vielleicht schon ziemlich bekannt sind, aber dennoch immer wieder gut und vor allem spannend unterhalten können. Mit knapp 30 Euronen ist die Box allerdings immer noch nicht preisgünstig zu nennen, denn dies ist bereits die dritte Verwertung der Hörspiele durch den Hörverlag (die ersten beiden erfolgten anno 1998-2000 und 2004). Da hätte man den Preis doch locker auf 20 Euro heruntersetzen können, oder nicht?

|280 Minuten auf 5 CDs
Aus dem US-Englischen übersetzt von Monika Elwenspoek|
http://www.hoerverlag.de

Arne Dahl- Ungeschoren (Hörbuch)

Spannender Schwedenkrimi mit Magie-Touch

Mittsommer steht bevor, der Moment, da alle Toten zum Leben erwachen, die hellste Nacht des Jahres, die Zeit der Hoffnung, Sehnsüchte und Mythen. In Stockholm werden im Juni die Leichen von vier Menschen gefunden. Unterschiedlich getötet, verbindet sie zunächst nur ein winziges Detail: Sie alle tragen eine kleine Tätowierung an der Kniekehle, die zusammen ein Wort ergeben, einen Namen, der mit der Mittsommernacht zusammenhängt. Doch der Täter hat sein Werk noch nicht vollendet. Ist er zu gerissen für die Ermittler von der A-Gruppe?

Der Autor
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Michael Scott Rohan – Der Amboss aus Eis (Der Winter der Welt 01)

Spannender, actionreicher Auftaktband

Der junge Schmied Alv hat zum Ende seiner Ausbildung drei Gesellenstücke unter der Anleitung seines Meisters geschaffen. Alv begibt sich auf die Reise durch die Welt, ohne zu ahnen, dass seine Gesellenstücke, ein Armreif, ein Tarnhelm und ein Schwert, in den falschen Händen ein großes Unglück hervorrufen könnten… (Verlagsinfo?)

Die Trilogie „Der Winter der Welt“ besticht nicht nur die spannende Erzählung über die Erlebnisse des Schmiedes Alv sondern auch durch die Detailverliebtheit des Autores, der den Leser in ein komplex Welt entführt. So sind in allen drei Büchern jeweils ein Anhang der den Leser näheres über die Welt, in der die Geschichte spielt, so etwa Flora und Fauna, Sprachen, Tiere, Völker usw.

Michael Scott Rohan – Der Amboss aus Eis (Der Winter der Welt 01) weiterlesen

Jeanette Winterson – Verlangen

Als Villanelle ihr Herz verlor

Zwei Menschen wachsen in der Ära Napoleons auf und finden zueinander am unwahrscheinlichsten Ort: in den Schützengräben vor Moskau, wo die Grande Armée des Korsen lagert, hungert und friert. Doch die Lady hat ein Geheimnis, denn sie kommt aus Venedig, einer Stadt, in der fast alles möglich ist …

Die Autorin
Jeanette Winterson – Verlangen weiterlesen