Dieser neunte Band der Gor-Saga ist die direkte Fortsetzung von „Jäger von Gor“ und wird in „Stammeskrieger von Gor“ fortgesetzt. Dieses actiongeladene Trio lässt sich also zusammenhängend lesen. Spätere Romane führen Tarl in die Arktis („Bestien von Gor“) und in den Dschungel („Erforscher von Gor“). Hier aber lässt sich Tarl Cabot mit den wilden Nordmännern von Torvaldsland ein.
Den amerikanischen Archäologen Martin Padway verschlägt es an einer dünnen Stelle des Raumzeitkontinuums plötzlich ins Rom des Jahres 535 n. Chr. Was könnte er hier nicht alles ausrichten! Er könnte Orakel spielen und den Lauf der Geschichte ändern! Doch die Zeit hat ihre Tücken und eigenen Gesetze …
In einem abgelegenen Hochland verfügen die Menschen über unheimliche magische Begabungen. So auch der junge Orrec, der andere mit seinem Blick töten kann. Doch Orrec hat die Gabe nicht unter Kontrolle. Bis eines Tages ein geheimnisvoller Fremder im Dorf auftaucht und Orrec erkennt, dass das Rätsel der Gabe und sein bisheriges Leben auf einer Lüge beruhen …
Die Autorin
Ursula Kroeber Le Guin, geboren 1929 als Tochter des berühmten Anthropologen Kroeber, ist meiner Ansicht nach eine bessere Schriftstellerin als C.S. Lewis (was etwa Jugend-Fantasy angeht), mit einem klareren Stil als Alan Garner (GB), origineller als Susan Cooper oder Joy Chant und schreibt flüssiger als alle ihre amerikanischen Nachahmer. Ihr Stil zeichnet sich durch anmutige Eleganz aus. Sie gehört zu den höchstdekorierten amerikanischen Schriftstellern überhaupt.
In einer der Zwillingswelten wird das Land knapp, deshalb beschließt der König die Eroberung der Nachbarwelt. Die Auswanderer können leicht per Heißluft-Ballon die Kluft zwischen den nahe beieinander liegenden Welten überwinden, doch die Expedition steht unter einem Unstern und wird von etlichen Überraschungen begleitet…
Für diesen Roman wurde der Autor 1986 mit dem BSFA Award ausgezeichnet.
Das 21. Jahrhundert (huch, das ist ja unseres!): Vor 25 Jahren hat im Sonnensystem ein mörderischer Krieg stattgefunden. In vier Monaten starben neun Milliarden Menschen, denn es wurden entsetzliche Waffen eingesetzt. Die Rivalitäten sind aber im Jahr 2092 immer noch latent vorhanden, die Waffen existieren noch an verborgenen Stellen des Systems. Sie sind ein eifersüchtig gehütetes Geheimnis. Und wer dies zu lüften versucht, setzt sein Leben aufs Spiel.
Der Klappentext führt diesmal völlig in die Irre. Daher ist er keine Erwähnung wert.
_Der Autor_
Der 1935 in England geborene und seit den Sechzigern in den USA lebende Charles Sheffield studierte Mathematik und Physik in Cambridge, England, und gilt als eine Kapazität auf dem Gebiet der Astronomie – er war Präsident der |American Astronautical Society| und Vizepräsident der |Earth Satellite Corporation|.
Sheffield veröffentlichte 1977 seine erste Story im Magazin „Galaxy“, im Jahr darauf erschien sein erster Roman „Sight of Proteus“, der Auftakt seiner Proteus-Trilogie. Er vertritt darin optimistisch den Gedanken, dass mit Hilfe von Maschinen Menschen und andere Lebewesen ähnlich wie der antike Gott Proteus ihre Form verändern können, um zu den nahen Sternen zu fliegen. Es gehört zu Sheffields Markenzeichen, dass er das Universum (auch das mikroskopisch kleine) stets interessant findet und mit Vorfreude auf Entdeckungen wartet – selbst wenn sich diese als weniger angenehm herausstellen sollten. Er ist auch ein Meister in der Verwendung von Ironie.
In seinem zweiten Roman „The Web between the Stars“ (1979) beschrieb er einen „Fahrstuhl“ in die Erdumlaufbahn. Fast gleichzeitig verarbeitete Arthur C. Clarke den gleichen Gedanken in „Fountains of Paradise“. Beide gelangten unabhängig voneinander zur gleichen Idee. Kim Stanley Robinson griff diese Idee wieder in seinem Roman „Roter Mars“ auf, der mit dem katastrophalen Absturz eines solchen Fahrstuhls auf die Marsoberfläche endet.
Weitere interessante Romane Sheffields sind „Zwischen den Schlägen der Nacht“ (1985) mit seiner universumweiten Sicht à la Greg Bear sowie „Die Nimrod-Jagd“, eine Space-Opera mit interessanten Aliens und Cyborgs. Zuletzt erschienen bei uns „Die Welt der Handelsfahrer“ (1988, dt. bei |Heyne|), in der sich eine Post-Holocaust-Menschheit einer Alien-Invasion gegenübersieht, sowie „Feuerflut“ und „Sternenfeuer“. |Bastei-Lübbe| führt die Publikation Sheffields fort, zunächst mit „Der wundersame Dr. Darwin“ (2004), nun mit „Kalt wie Eis“ (1992, dt. 2004) und mit dessen Fortsetzung „Schwarz wie der Tag“ (Juni 2005).
_Handlung_
PROLOG.
Anno 2067: In den letzten Tagen des interplanetaren Krieges, der zwischen den erdnahen Planeten und den äußeren Welten auf Mars und dem Asteroidengürtel geführt wird und neun Milliarden Erdbewohnern das Leben gekostet hat, flieht ein zum Passagierschiff umgebauter Erzfrachter in den Gürtel. Verfolgt wird das Gürtelschiff von einem Sucher, einem halbintelligenten Jäger, der sein Ziel mit Raketen vernichtet. Doch von wem wurde er abgeschossen?
Die Crew des fliehenden Schiffes „Pelagic“ setzt kurz vor dem sicheren Ende neun Kapseln mit den Jüngsten an Bord aus, die in Kälteschlaf versetzt wurden. Man hofft, dass wenigstens sie überleben. Wenige Minuten später vernichtet ein Blitz das Schiff.
HAUPTHANDLUNG.
25 Jahre später hat sich die menschliche Zivilisation wieder von den großen Verlusten erholt und bereits die Monde des Jupiter besiedelt. In Jupiters Gashülle bauen selbstreplizierende Maschinen, nach ihrem deutschen Erfinder „Von Neumanns“ genannt, wertvolle Elemente ab. Mehrere Wissenschaftler, Medienleute und Amateurforscher, die wir einzeln nacheinander kennen lernen, erforschen das Sonnensystem.
Doch etwas Mysteriöses geht vor sich, von dem den Betroffenen wenig bis nichts mitgeteilt wird. Der Tiefseeforscher Jon Perry erhält einen Rückruf, der ihn von seinem Projekt, der Erkundung von heißen Quellen am Meeresboden (Black Smokers) abzieht und auf den Jupitermond Europa schickt. Zudem müssen die beiden führenden Astronomen vom interplanetarisch gestützten Oberservatorium DOS (Delokalisiertes Observations-System) nach Europa gehen, weil die Geldgeber und die Behörde lieber den erdnahen Raum durchsuchen möchten. Lächerlich! Das DOS hat eine Reichweite von elf Milliarden Lichtjahren, und diese Deppen wollen Terras Hinterhof durchsuchen?! Doch die Geheimniskrämerei erhält letzten Endes einen Sinn, als der Mann hinter diesen Aktionen hervortritt: der so genannte „Sonnenkönig“ Cyrus Mobarak.
Dieser Hinterhof scheint aber auch den Amateurforscher Rustum Battachariya, genannt „Bat“ (Fledermaus), auf dem Jupitermond Ganymed sehr zu interessieren. Er sammelt wertvolle Artefakte aus dem Großen Krieg, der vor 25 Jahren zu Ende ging. Und weil diese Artefakte mitunter weit bessere Technik aufweisen als alles, was danach kam, zieht er oft Vorteil daraus – für seine Behörde, die Koordinationsstelle für Transporte zu den Äußeren Systemen (Jupiter, Asteroiden und Saturn).
Bats neuester Kostenantrag an seine Chefin ist etwas kostspieliger als sonst: Er sucht das Wrack eines im Krieg verschollenen Passagierschiffes, der „Pelagic“. Denn er wundert sich, warum ein Gürtelschiff ausgerechnet von einer Jägerrakete vernichtet wurde, die ebenfalls aus dem Gürtel kam. Was ist das Geheimnis der „Pelagic“? Leider muss er schon bald feststellen, dass Leute, die es lüften wollen, sich dadurch in große Gefahr begeben.
_Mein Eindruck_
Der Aufbau der Geschichte hat eine sehr wirkungsvolle Form: ein Fächer, dessen Nabe am Schluss der Haupthandlung platziert ist. Am Anfang sieht sich der Leser daher mit einer ganzen Reihe von unverbundenen Handlungsträngen konfrontiert, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Die Spannung steigt ins Unermessliche – oder die Langeweile. Doch keine Angst, denn schließlich wird doch noch ein Schuh draus. Spätestens dann, als die Akteure auf dem Jupitermond Europa, einer vereisten Wasserwelt, eintreffen, überschlagen sich die Ereignisse auf eine Weise, die für gute Unterhaltung sorgt.
|Elende Politik|
Doch die Action allein macht noch keinen guten Science-Fiction-Roman, wie man an den Machwerken John Ringos ablesen kann. Europa ist vielmehr der Zankapfel zwischen zwei maßgeblichen politischen Strömungen. Die „Auswärtsler“ wollen die Planeten und Monde links liegen lassen und in unberührtem Zustand als Schutzgebiete zurücklassen, wenn sie mit einem Generationenschiff zu fremden Sternen fliegen.
Leute wie Cyrus Mobarak hingegen haben handfeste wirtschaftliche Interessen und wollen die Monde und Planeten ausbeuten und wenn möglich sogar terraformen. Native Lebensformen sind ihnen ziemlich schnuppe. Bei ihrem Vorgehen schrecken Mobarak & Co. auch nicht vor fiesen politischen Tricks zurück. Die muss man aber erst einmal aufdecken. Und das machen so clevere Leute wie Battachariya.
|Sherlock Holmes|
Bat ist ein sehr später Nachfahre von Detektiven wie Sherlock Holmes, verfügt aber auch über Hackerqualitäten. Nicht von ungefähr ist er im Netz der schärfste Gegner von Cyrus Mobarak, der dort unter dem Decknamen „Torquemada“ auftritt. Wie in den traditionellsten Fifties-Science-Fiction-Romanen ist es denn auch Bat, der die Ehre hat, alles in jedem Detail zu erklären. Leider muss er aber auch einen großen Irrtum zugeben. Nobody’s perfect.
Der Große Monolog der Großen Erklärers ist denn auch einer der Punkte, an dem die Kritik anzusetzen hat. So etwas gibt es doch heutzutage gar nicht mehr. Allwissenheit gehört der Vergangenheit an und ist nur noch in traditionellen, um nicht zu sagen: nostalgischen Romanen zu finden. Aus dramaturgischer Sicht bietet es aber dem Autor eine gute Gelegenheit, alle Rätsel auf einen Schlag zu erklären und endlich zu einem Schluss zu kommen.
Aber wer mitgedacht und auf Details geachtet hat (etwas schwierig bei so viel Text), der konnte schon frühzeitig auf die Lösung kommen. Dem entlockt Bats Monolog nur noch ein Gähnen. Mir nicht, denn ich war nicht die ganze Zeit kontinuierlich nur mit diesem Buch beschäftigt, sondern hatte auch eine Menge anderer Sachen zu tun. Daher kam mir der Monolog gerade recht.
|Schwächen|
Aber ich ertappte mich dabei, einige Seiten, auf denen der Autor viel beschreibt, einfach zu überspringen. Der Story tat das keinen Abbruch: Sie blieb so spannend wie immer. Wie es sich für einen ordentlichen Krimi gehört, sind auch etliche Rätsel und eine falsche Fährte eingebaut. Dem Leser macht es der Autor denn doch nicht zu einfach. Der Epilog lässt auf die Fortsetzung hoffen: Denn wo sind die restlichen sechs Eiskinder abgeblieben?
Den Jupitermond Europa hat sich Sheffield, wie er offen und dankbar zugibt, bei Arthur C. Clarke „ausgeliehen“. Dieser hatte ja schon in seinem Roman „2010“ aus Europa eine tropische Welt gemacht – siehe die letzten Bilder aus der entsprechenden Verfilmung. Inzwischen wissen wir aus Sondenmeldungen, dass Europa tatsächlich eine gefrorene Wasserwelt ist, und Sheffields 1992 entworfenes Szenario erscheint nicht mehr so abwegig.
Was ich aber mehrmals belächeln musste, ist die Dauer, die Sheffield für komplexe Computerberechnungen veranschlagt: Stunden, ja, sogar Tage! Naja, 1992 steckte Intel noch in den Kinderschuhen, und von Moores Gesetz* hatte Sheffield seltsamerweise noch nichts gehört, sonst hätte er diese Rechenzeiten drastisch herabgesetzt.
_Unterm Strich_
„Kalt wie Eis“ kombiniert auf unterhaltsame Weise kriminalistische Ermittlung mit planetarer Abenteuergeschichte und einem wirtschaftspolitischen Ringen um die Zukunft des Sonnensystems. Das Ergebnis ist ein relativ unblutig ablaufendes, aber dennoch spannendes Abenteuer, das Leute, die über einen wissenschaftlichen und astronomischen Background verfügen, interessieren könnte. Für Fans von „Mechwarrior“ und John Ringo ist hier hingegen kaum etwas zu holen: kein wildes Geballer, keine Aliens und schon gar keine Militärs. Ätsch!
|Originaltitel: Cold as Ice, 1992
Aus dem US-Englischen übersetzt von Ulf Ritgen|
* – Moore’s Law: Alle 18 Monate verdoppelt sich die Zahl der Transistoren bzw. ihres Äquivalents auf einem Prozessor. Das heißt, die Zeit, die für eine Anzahl von Rechenoperationen benötigt wird, verringert sich in proportionalem Verhältnis. Das gilt für siliziumbasierte CPUs, aber wie es bei Licht- und Molekül-Prozessoren aussieht, ist eine spannende Frage. Es ist immer wieder erstaunlich, dass die Gültigkeit des 1965 aufgestellten Gesetzes (happy birthday, Mr. Moore!) bis heute anhält und dies noch für einige Jahrzehnte tun dürfte.
Dies ist der fünfte Roman eines fünfbändigen Fantasy-Zyklus, der es vielleicht nicht mit Tolkiens „Herr der Ringe“ aufnehmen kann, der aber ebenso stark auf Mythen und Fantasythemen zurückgreift. Und die Hauptfigur Taran, die im Laufe des Zyklus eindrucksvoll heranreift, lieferte wie Tolkiens „Herr der Ringe“ die Vorlage zu einem Zeichentrickfilm.
Der Autor
Lloyd Alexander, geboren 1924, ist der Autor der „Chroniken von Prydain“ (= Britannien). Ähnlich wie bei Tolkien, der mit „The Hobbit“ (1937) zunächst eine Fantasy für Kinder schrieb, beginnt auch Alexander mit einer leichtfüßigen Kinder-Fantasy, um dann jedoch schnell auf tiefere, dunklere Themen zu sprechen zu kommen. Der erste und Teile des zweiten Bandes fanden Eingang in einen gleichnamigen Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1985: „Taran und der Zauberkessel“.
Optisches Schmankerl: Sammlerstück für Steampunk-Freunde
Steampunk ist heute nicht mehr nur ein literarisches Genre, dessen Etikett 1987 scherzhaft von Blaylock erfunden wurde. Es ist heute eine weltumspannendes kulturelles Phänomen, das besonders bei der Jugend Anklang findet. Steampunk bedeutet einerseits „zurück in die Zukunft mit den Viktorianern“, aber auch Eintauchen in einen alternativen Geschichtsverlauf, hat also nichts mit Utopia zu tun.
Das vorliegende Buch bildet teils einen Ausstellungskatalog aus 91 Illustrationen zu den drei Romanen, die den Steampunk begründeten und von dem Triumvirat James Blaylock, Tim Powers und K.W. Jeter verfasst wurden (Genaueres dazu weiter unten). Weil das Trio an der California State University Fullerton studierte, haben Studierende und Lehrende es unternommen, zunächst eine Ausstellung zu Ehren dieser Anfänge zu organisieren und diese dann als Buch zu veröffentlichen. Es ist mit Sicherheit schon jetzt ein gesuchtes Sammlerstück. Aber es gibt noch jede Menge interessantes Drumherum. James Blaylock, K. W. Jeter, Tim Powers, Mike McGee – Steampunk: The Beginning weiterlesen →
Nach dem Untergang des arthurischen Reiches von Britannien fallen irische Piraten und sächsische Eroberer über die Überreste her. Doch einer von Artus‘ Gefährten hat überlebt, und er hütet ein kostbares Kleinod. Um die Vorherrschaft in Britannien zu erlangen, ist der Pirat Eremon hinter diesem Schatz her, und er hat einen Zauberer mitgebracht. An der Küste Cornwalls kommt es zum Showdown. Patrick McCormack – Die Hüter des Grals weiterlesen →
Ein Lied von Liebe und Heilung, jetzt im Doppelherz-Paket
Seit Anbeginn der Zeit lebt das Einhorn allein in seinem Wald, doch eines Tages erfährt es von vorbeistreifenden Jägern, dass es das Letzte seiner Art sei. Also begibt es sich – begleitet vom leider nur mäßig begabten Zauberer Schmendrick und der Räuberbraut Molly Grue – auf die Suche nach seinen Artgenossen. Dabei gelangt es zu einem verwüsteten Land an der Küste, wo König Haggard mit seinem furchtbaren Roten Stier alle Einhörner der Welt in die See getrieben hat. Das seltsame Trio muss bald erkennen, dass die Erkundungsfahrt nicht ohne Kampf und äußerste Gefahr beendet werden kann. (erweiterte Verlagsinfo)
Die vorliegende Sammlung von Haubolds phantastischen Erzählungen aus den Jahren 2005 bis 2009 enthält unter anderem die 2008 mit dem Deutschen Science Fiction Preis ausgezeichnete Geschichte „Heimkehr“.
Zu finden sind hier unter anderem:
– die Titelgeschichte, die den Lebensweg der russischen Tänzerin Lena Romanowa beschreibt, die bei einem Gastspiel in ihrem Heimatort durch ein Attentat schwer verletzt wird und erst viele Jahre später aus dem Koma erwacht. Mit unglaublicher Energie lernt sie wieder laufen und sogar tanzen und feiert schließlich ein unglaubliches Comeback zwischen den Sternen.
– die Geschichte von den Planetenplünderern, die ihrerseits einem Wächtersystem zum Opfer fielen, welches seinerseits nicht auf die Schutzmechanismen der Föderation vorbereitet ist …
Der Autor
Selbstbeschreibung: „Ich bin 55 Jahre alt und schreibe seit rund 20 Jahren überwiegend Kurzgeschichten und Erzählungen. Nach dem Abitur habe ich Informatik an der TU Dresden studiert und nach ein paar Jahren Berufspraxis an der Humboldt Universität zu Berlin promoviert. Ich bin verheiratet und lebe mit meiner Frau in einem Dorf namens Waldsachsen nahe der Stadt Meerane auf halber Strecke zwischen Gera und Chemnitz.“
Bibliographie
A) Buchausgaben:
|“Am Ufer der Nacht“| (1997), Roman in Erzählungen.
|“Der Tag des silbernen Tieres“| (mit Eddie M. Angerhuber, 1999), EDFC Passau. Unter anderem mit der Erzählung |“Das Große Rennen“|, 2. Platz beim Deutschen Science Fiction Preis 2000.
|“Das Tor der Träume“| (Phantastische Erzählungen, 2001), EDFC Passau. Der Erzählungsband wurde für den Deutschen Phantastik Preis 2002 nominiert, zwei Geschichten für den Deutschen Science Fiction Preis und für den Deutschen Phantastik Preis.
|“Das Geschenk der Nacht“| (Phantastische Erzählungen, 2003), EDFC Passau. Zwei Geschichten wurden für den Deutschen Science Fiction Preis 2004 nominiert, die Story „Die weißen Schmetterlinge“ zusätzlich für den Deutschen Phantastik Preis 2004 (2. Platz).
|“Wolfszeichen“| (Phantastische Erzählungen, 2007), Edition Lacerta. Zwölf unheimliche Kurzgeschichten und Erzählungen aus den Jahren 1997 bis 2007.
|“Die Schatten des Mars“| (Episoden-Roman, 2007), EDFC Passau. Illustrierte Liebhaberausgabe (Hardcover, Leinen), ausgezeichnet mit dem Deutschen Science Fiction Preis 2008
|“Die Sternentänzerin“| (Collection, 2009), p.machinery Murnau. Zehn Science Fiction Erzählungen aus den Jahren 2005 bis 2009, Illustrierte Paperback-Ausgabe.
|“Der Garten der Persephone“| (2001), in „Reptilienliebe“, Heyne
|“Der Mann auf der Brücke“| (2001), in „Weihnachtszauber“, Lübbe
|“Die Stadt am Fluß“| (2005) in „Der ewig dunkle Traum“, Blitz-Verlag
|“Die Legende von Eden“| (2005) in „Die Legende von Eden“, Shayol
|“Das Orakel“| (2006) in „Plasmasymphonie“, Shayol
|“Die Tänzerin“| (2007) in „Der Moloch“, Shayol
|“Heimkehr“| (2007) in „S.F.X.“, Wurdack
|“Die Gänse des Kapitols“| (2010) in „Weltraumkrieger“, Atlantis
Die Erzählungen
_1) |Der Tausendäugige|_
Ein Team von interstellaren Schatzsuchern dringt in einen gesperrten Raumsektor ein und landet schließlich auf einem seit Jahrhunderten verlassenen Planeten. Während Kommandant Nik Thornton das Unternehmen rücksichtslos vorantreibt, sorgt sich die ansonsten ehrliche Pilotin Liza Santini um die Sicherheit seiner Gefährten. Je weiter der Landungstrupp in die vergessene Stadt der Kalaniden vordringt, desto stärker werden ihre Befürchtungen. Doch die diversen Abtaster finden kein Anzeichen von Leben.
Thornton & Co. dringen mit einer Sprengung des Tores in einen Würfel der Stadt und stoßen auf einen Schatz. Als sie die Artefakte abtransportieren wollen, wird Carter von einem Pfeil aus dem Nichts beschossen und getötet. Weitere Pfeile zwingen die Plünderer in Deckung. Thornton befielt Liza, Sprengbomben zu werfen, doch ein Gegenangriff erfolgt nicht. Die Lage bleibt ruhig, was Liza umso nervöser macht. Aber es ist zu spät: Die Nanoorganismen haben bereits alle Angehörigen des Teams infiltriert. Für sie kommt jede Hilfe zu spät, doch auch Liza in der Landefähre wird schnell bewusstlos.
Der Abwehrorganismus „Argos“ hat die Eindringlinge einen nach dem anderen unschädlich gemacht. Seine kalanidischen Schöpfer haben diese Welt zwar schon längst verlassen, doch ihre Schätze sind immer noch zu bewachen. Durch den Kontakt neugierig geworden, kapert Argos das Schiff der Fremden, um zu ihrer Heimatwelt aufzubrechen und dort allerlei Unheil anzurichten. Doch der Nano-Roboter hat nicht mit den Tücken des Hypernets gerechnet, das sich ebenso als Portal wie als Falle einsetzen lässt …
|Mein Eindruck|
Der Autor hat seine Story dankbarerweise A. E van Vogt gewidmet, einem Veteranen aus der goldenen Ära der Sciencefiction. Van Vogt lieferte offensichtlich auch die Vorlage für die Ausgangssituation. In seiner berühmtesten Erzählung „Schwarzer Zerstörer“ aus dem Jahr 1939 gelangt eine Forschungsexpedition auf den Planeten des titelgebenden Raubtiers, das sich allerdings als äußerst intelligent und rücksichtslos erweist. Es infiltriert das Raumschiff, doch mit einem Trick kann man es wieder loswerden. Die Parallelen zu Haubolds Story sind verblüffend.
Diesmal tritt der Wächter einer verschwundenen Zivilisation in der Manier H.P. Lovecrafts auf, um eine Gruft und Schatzkammer vor der Plünderung zu beschützen. Natürlich wirkt der Fluch der Grabkammer wie schon bei den Pharaonen, doch funktioniert die Abwehr nicht übernatürlich, sondern auf Nanobot-Basis. Für Liza Santini sieht es aus, als griffe eine Gaswolke an. Das klingt doch schon wesentlich moderner als van Vogts Supertiger.
Die letzten zwei Szenen sind auch recht gelungen. Argos macht eine kleine Fehlkalkulation beim Eintritt in das Hypernetz, und Liza Santini findet wider Erwarten Gelegenheit, sich an dem fiesen Tippgeber zu rächen, der sie und die Plünderer auf eine so gefährliche Welt schickte. Klassische Abenteuer-SF und eine runde Sache.
_2) |Die Tänzerin. Le sacre du printemps|_
Russland ist im Jahre 2044 ein Kriegsschauplatz. Als die berühmte Balletttänzerin Lena Romanowa während einer Tournee ihre Jugendliebe Sergej wiedertrifft, folgt sie aus einer Laune heraus dessen Einladung zu einem Auftritt in ihrer Heimatstadt Melenki, die sie vor über dreißig Jahren verlassen hat. Melenki liegt in einer umkämpften Zone. Die Fahrt dorthin wird zu einer Reise in die Vergangenheit, doch Lenas Tanz auf der Bühne des alten Kulturhauses endet in einem Anschlag …
Über 18 Jahre später erwacht Lena aus ihrem Koma und bekommt neue Beine. Im Jahr 2063 tanzt sie wieder an Bord der großen Linienraumschiffe, die zum Mars fliegen. Erst als wenige Jahre später ihr deutscher Partner stirbt, sieht sie das Ende ihrer Laufbahn gekommen, sie ist nun fast siebzig Jahre alt. Doch es gibt noch eine wichtige Sache zu erledigen, flüstern die Schatten des Mars ihr zu. So wie damals in den Außenbezirken Moskaus, als sie vor den Landstreichern das „Frühlingsopfer“ tanzen wollte, muss sie noch einmal ihre Kunst zeigen …
|Mein Eindruck|
Obwohl die Geschichte chronologisch und leicht verständlich erzählt ist, ist sie inhaltlich doch recht komplex. Zahlreiche Themen werden durch Rückblenden und inneren Monolog eingefangen, insbesondere die Themen Liebe, Kunst und Krieg. Die Kunst besteht selbstverständlich in der Verbindung aus Musik und Tanz, wohingegen der Krieg lediglich in seinen Auswirkungen auf die Künstlerin zu spüren ist: Er hat ihr den Vater genommen, weshalb sich die Mutter zu Tode trank. Und er hat Lena den Geliebten genommen, der in den vorderen Reihen des Theaters saß, als der Anschlag erfolgte. Nicht zuletzt ist auch sie eine Versehrte …
Deshalb ist durchaus bemerkenswert, dass Lena nicht wie Vater und Mutter aufgeben oder ins Nichts verschwinden, sondern trotzig ihr Schicksal annimmt. Auf dem zweiten Höhepunkt ihrer Laufbahn schlägt der Tod wieder zu, reißt ihr den Partner von der Seite. Wahrscheinlich fühlt sie in diesem Moment, dass sie dem Tod ein Opfer schuldet. Später werden die Russen auf dem Mars zu „Lenas Garten“ pilgern, denn dort wächst das grünste Gras …
In der Mitte gibt es eine sehr schöne, ziemlich unheimliche Gruselszene, als Lena glaubt, im Elternhaus dem Geist ihrer Mutter zu begegnen. Das ist ein weiterer Beleg dafür, dass der Autor auch sehr gut Horror und Phantastik schreiben kann.
_3) |Die Heilige Mutter des Lichtes|_
200 Jahre nach der Verwüstung Mitteleuropas. Nach dem Tod der alten Schwester Matisse wird die junge Novizin Tiana zu einer Hüterin der Schwesternschaft ernannt. Zum ersten Mal darf sie am Ritual der Weihe eines Neugeborenen teilnehmen. Im Kreise der Zwölf sieht sie sich in einem unterirdischen Kuppelsaal der „Heiligen Mutter des Lichtes“ gegenüber – einer wundertätigen Statue, der die Bewohner des „Netzes“ ihr Überleben in der Wüste verdanken.
Doch weder Tiana noch ihre Schwestern ahnen etwas von der wahren Natur ihrer Schutzheiligen. Diese offenbart sich, sobald die Hüterinnen den Saal mit dem geblendeten Neugeborenen verlassen haben …
|Mein Eindruck|
Als die heimlichen Arbeiter hinter der Statue hervorkommen und sich einige Scherze erlauben, kippt die weihevolle Stimmung der ersten Häfte der Geschichte unversehens ins Frivole um. Der ostdeutsche Autor hatte offenbar nicht die Absicht, dem Vatikan eine Heiligenlegende zu kredenzen, sondern entzaubert die ganze Ordensschwesternschaft als arme, irregeleitete Irre. Das macht den kleinen, vom Laser der titelgebenden Statue geblendeten Säugling aber auch nicht wieder sehend. Und nur männliche Babys werden so verstümmelt. Daher blieb bei mir ein bitterer Nachgeschmack.
Der Autor meint hierzu: „Das „Projekt PACEM“ dient nicht dem Amüsement der Beteiligten, sondern wurde ins Leben gerufen, um den Kreislauf von Krieg, Wiederaufbau und Krieg zu durchbrechen, den die Protagonisten in der männlichen Aggressivität verortet haben. Die Mitglieder der Wartungscrew existieren nur noch als elektronische Wesenheiten und ihr Schicksal ist eher tragisch, während die matrizentrische Gesellschaft in den Bio-Habitaten recht gut gedeiht.“
_4) |Ein gastfreier Planet|_
Der erfahrene Saatgut-Verkaufsprofi Mike Golden ist nicht glücklich darüber, dass ihm an Bord der „Demeter“ ausgerechnet eine Frau als Kommandantin vor die Nase gesetzt wurde, zumal ihm die „Kommandeuse“ Agneta Lindström unterwegs nicht viel mehr als die kalte Schulter zeigt. Das spärlich bekleidete weibliche Empfangskomitee auf GO 42 erscheint ihm daher gerade recht, um sich für die erlittenen Demütigungen zu entschädigen. Die Amazonen reiten so spärlich bekleidet auf ihren Spezial-Dildo-Sätteln, dass Mike erst die Augen aus dem Kopf fallen und dann sein Ständer tätig werden will. Doch er hält sich zurück, denn die Rede der Amazonen ist von „Wildlingen“, auf die sie mit Aggressivität reagieren. Was könnte damit gemeint sein?
Als er sich in den nahen Wald verzieht, fällt ihm eine unbewaffnete Amazone direkt vor die Füße: Sie hat sich den Fuß verstaucht. Kaum hat er sie erfolgreich beschwichtigt und fachgerecht verarztet, kann er ihrer unzweideutigen Einladung nicht widerstehen. Die Love Session in ihrer Höhle wird er niemals vergessen, denkt er. Dann bricht sie ihm das Genick und beginnt, ihn fachgerecht auszuweiden. Schließlich wollen andere auch noch was von diesem Wildling …
|Mein Eindruck|
Die Story ist Michel Hoellebecq gewidmet, dem bekannten Autor von „Elementarteilchen“, der vor keinerlei machomäßigen Schilderungen zurückschreckt. Ähnlich wie manche „Helden“ dieses Autors führt sich auch Mike Golden auf: wie im erotischen Selbstbedienungsladen. Sein Macho-Zynismus ist abstoßend, und das war wohl auch die Absicht des Autors. Deshalb erschreckt uns Mikes Ende keineswegs, sondern kommt uns wie seine verdiente Strafe für seine Amoralität vor.
Nur der Verweis auf „Arrakis’ Friend“ war mir eine Anbiederung des Autors an die SF-Fans zu viel (Arrakis = DUNE = Wüstenplanet). Jedes Universum in einer Story sollte für sich stehen, es sei denn, es ist kontingent mit dem gleichen Universum in einer anderen Story des gleichen Autors, etwa bei Asimov oder Heinlein (Future History).
_5) |Das Schiff|_
Die Armada ist die größte Sternenflotte, die die Allianz in den fünfhundert Jahren ihres Bestehens in den freien Raum entsandt hat, doch ihre Mission steht unter keinem guten Stern. Auf dem ersten Planeten, einer Wasserwelt, verschwinden zwei Trupps von Menschen und wenig später desertieren zwölf Mitreisende in einem kleinen Schiff, werden aber sofort verfolgt.
Bereits die erste Fehlentscheidung des Militärs löscht auf der Wasserwelt eine intelligente Meereszivilisation aus und ruft eine uralte Macht auf den Plan, deren Entscheidungen unumstößlich sind: Die Armada hat keine Chance, wohl aber die Flüchtlinge und ihr Verfolger …
|Mein Eindruck|
Das alte Muster von Frevel und Strafe ist in eine Art Heiligenlegende eingewoben, mit der das Schicksal der Zwölf geschildert wird. Die Zwölf ist in der Bibel eine heilige Zahl, denn es gibt nicht nur zwölf Apostel, sondern auch zwölf Brüder des Joseph und noch vieles mehr. Kein Wunder also, dass der Satz „Sie waren zwölf“ mehrfach in Bibeltonfall wiederholt wird. Mit dem Satz „Dann waren sie zwölf, und aus irgendeinem Grunde wussten sie, dass sie nunmehr vollzählig waren“, treibt der Autor den pseudobiblischen Mystizismus auf die Spitze. Dabei ist diese weihevolle Heiligenverehrung nur dadurch gerechtfertigt, dass diese Zwölf fast die einzigen Überlebenden der Erde sind.
Tja, und dann ist am Anfang und Schluss noch die Rede von einem enorm großen Schiff, das aber irgendwie überhaupt nichts mit dem Rest der Geschichte zu tun zu haben scheint. Dieses Detail hat mich ziemlich ratlos zurückgelassen. Mir kam die Story unfertig vor und in ihrem Kern wie die Überarbeitung eines Textes aus den seligen DDR-Zeiten.
_6) |Die Stadt am Meer|_
Die „Stadt am Meer“ ist ein idyllischer Ort, der dem Dichter Friedrich Grünfeld alles bietet, was er sich wünschen kann. Doch über allem liegt der Schatten einer Vergangenheit, zu der der Schriftsteller keinen Zugang mehr findet. Die apokalyptischen Bilder, die er nur im Traum-Rausch zu sehen vermag, ängstigen ihn, sind aber gleichzeitig der einzige Quell seiner Inspiration. Als ihn seine Geliebte Malia verlässt und ihm die Traum-Tickets ausgehen, trifft Friedrich eine folgenschwere Entscheidung: Er erschießt seinen Traum-Dealer Rico.
Sogleich beginnt die Welt um ihn herum in Trümmer zu fallen, bis er getroffen wird und alles in Schwärze versinkt. Eine Stimme weckt ihn. Erst sind die Worte nur bruchstückhaft zu verstehen, dann wird ein Satz daraus: „Leutnant Grünfeld, können Sie mich verstehen?“ Die Sprecherin ist eine Krankenschwester in blauem Kittel, die aussieht wie Malia. Maria? Grünfeld nickt. Wo ist er?
Sie sagt ein paar Worte, die bewirken, dass seine Erinnerung vollständig zurückkehrt. Es herrschte Krieg, und Leutnant Grünfeld führte eine Gruppe Soldaten. Wer war der Gegner noch gleich? Sogenannte „Shak“. Granateneinschläge legten das Haus hinter ihnen in Trümmer. Dann weitere Granateinschläge – und nichts mehr. Schwester Maria liest aus seinem Gedichtband vor und lächelt. Ob sie wohl mit ihm ausgeht – in eine kleine Stadt am Meer?
|Mein Eindruck|
Die Alternativwelt, die sich der bettlägerige Soldat erträumt, ist erotisch, sinnlich, entspannt. Malia nennt er seine „Katzenfrau“, und sie liebt es, ihn zu beißen. Grünfeld schlägt sich als abgebrannter Dichter durch. Jedenfalls solange bis er den Angler trifft. Der teilt ihm ein paar unangenehme Wahrheiten mit, die Friedrich nicht wahrhaben will. Die Welt beginnt an den Rändern zu bröckeln, bis es zum Kataklysmus kommt, als Rico, sein Traumverkäufer, mit ihm Russisch-Roulette spielen will.
Die Handlung ist schrittweise und konsequent aufgebaut, doch muss der Leser auch entsprechend viel Geduld aufbringen, weil so wenig passiert. Dafür verändert sich in der Hauptfigur um so mehr. Endlich kommt dann die Wende, und der Träumer erwacht. Dieses Motiv findet sich zahllose Male in der literarischen und cineastischen Phantastik: Das Leben ist ein Traum. Zuletzt etwa in „Inception“ von Christopher Nolan.
Worauf es ankommt, ist der Nutzen, den der Träumer hat, und die Ursache des Traumas, das im Traum überwunden werden soll. Diese Erklärung muss die Pointe liefern. Hier hätte ich von der Geschichte einen schockierenden Tiefschlag erwartet, beispielsweise dass Grünfelds Körper teilweise amputiert wurde, doch ich wurde mit einem pseudo-versöhnlichen Schluss abgespeist.
_7) |Das ewige Lied.| Rilke gewidmet_
Der Pilot Christoph ist jung wie die meisten der Freiwilligen, die die Admiralität rekrutiert hat. Auf dem Weg zum Einsatzort durchqueren sie lichtlose Abgründe und begegnen ausgebrannten Nomadenstädten, bevor sie auf Pendragon, der letzten Bastion der Menschheit vor dem Niemandsland, zur Flotte stoßen. Von einem Seher wird Christoph als Aufklärungsflieger ausgewählt. Als die Armada aufbricht, fliegt er mit seinen Gefährten voran, bis sie auf eine Nomadenstadt treffen, die wie durch ein Wunder verschont geblieben ist. Man teilt ihm mit, dass es sich um Joyous Gard handelt, ein „Kunstwerk“.
Tatsächlich ist diese durchs All treibende Stadt unter ihrem Kraftfeld anders. Statt hoher Wolkenkratzer, zwischen denen Verkehr strömt, finden die Piloten in ihren Kampfjets hier eine ländliche Idylle vor, über der ein Schloss emporragt. Dort werden sie freundlich zu einem Fest empfangen, als ob die Herrschaften schon auf sie gewartet hätten. Wie seltsam.
Dennoch lässt sich Christoph den Wein schmecken, und O’Brien tanzt mit einer Blondine. Christophs Blick fällt auf die edle Genevra, die ihm später in den Hof folgt, um ihn in ihre Kemenate einzuladen. Dort spenden sie einander Trost, Liebe und Wärme. Doch Christoph erwacht allein und umringt von einem Flammenmeer. Es gelingt ihm gerade noch, dem Brand zu entfliehen und in seinem Kampfjet aufzusteigen. Da entdeckt er den Feind. Ist es ein … Drache?
|Mein Eindruck|
In dieser allegorischen Erzählung sollte man kein Wort wörtlich nehmen, denn dies würde in die Irre führen. Vielmehr erinnert die Geschichte mit ihren deutlichen Bezügen (Pendragon, Lancelot, Genevra) an nichts so sehr wie an die Artus-Legende vom Grünen Ritter. Darin muss der Ritter der Tafelrunde mehrere Treueprüfungen bestehen, bevor er sich dem schrecklichen Grünen Ritter stellen kann.
Christoph allerdings versagt in seiner Prüfung. Er ist seiner Freundin Magdalena nicht treu. Von dieser träumt er, sie wäre wie Jesus ans Kreuz genagelt, doch wenn er sie befreit, beißt sie ihn wie ein Vampir. Ihre Doppelnatur bzw. seine ambivalente Haltung zu ihr ist offensichtlich. Er fürchtet, sie zu verraten. Und das tut er dann auch, wen wundert’s.
Nach Angaben des Autors handelt es sich bei der Geschichte um eine „fast 1:1 SF-Nacherzählung von Rilkes seinerzeit wohl berühmtestem Werk, der „Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“. Siehe [hier]http://de.wikisource.org/wiki/Die__Weise__von__Liebe__und__Tod__des__Cornets__Christoph__Rilke .
Der Besuch des Ritters auf dem Schloss, wo ihn die Liebe erwartet, ist ein typisches Motiv des Fin de siècle. Am Schluss bleiben zahlreiche Fragen unbeantwortet, und ich fand mich wieder einmal unzufrieden zurückgelassen. Und die Idee mit den fliegenden Städten hat der Autor von James Blish geborgt. Deshalb sollte die Widmung vielleicht nicht Rilke gelten, sondern Blish.
_8) |Heimkehr|_
Wie jedes Jahr vor den Weihnachtstagen besucht der Wissenschaftler Prof. Bernhard Kravitz den kleinen Ort Niederlahr, in dessen Nähe er früher gelebt und in dessen Institut er bis 2012 gearbeitet hat. Im Restaurant „Zum Löwen“ trifft er auf den UN-Ermittler Mulders, der noch immer versucht, das Geheimnis der mysteriösen Barriere aufzuklären, die das Institut seit jenem Ereignis vor acht Jahren von der Außenwelt trennt. Mulders vermutet, dass Professor Kravitz in den Fall verwickelt ist, hält sich aber mit Schuldzuweisungen zurück. Denn auch Kravitz‘ Frau Miriam ist hinter der unsichtbaren Mauer eingeschlossen.
Zu Kravitz‘ Erstaunen befinden sich Mulders und sein Assistent Kwang auf der richtigen Spur. Kravitz hat am Vorabend des Ereignisses anno 2012 tatsächlich den russischen Geologen Sergei Komarov in Boston getroffen. Dem Treffen war aber bereits eine geheime Materialübergabe vorausgegangen. Komarov hatte ihm vier kleine Kügelchen übergeben, die jedoch von einer fremden Substanz waren: sehr schwer und von einem sibirischen Meteroiten stammend. Kravitz sollte sie, da die Analyse Komarov nicht gelungen war, mit seinem Synchrotron beschießen und das Ergebnis analysieren. Gerade als Kravitz seinen Kollegen in Boston traf, erfolgte dieses Experiment – und das Ereignis war das Resultat: die Barriere ….
Was Mulders nun nahelegt, ist der Umstand, dass es bei diesem Material nicht um außerirdisches Material im herkömmlichen Sinne handelt, sondern um Produkte einer außerirdischen Zivilisation, also um ein technisches Produkt. Doch zu welchem Zweck? Als Kravitz zum richtigen Schluss gelangt, ereignet sich eine entscheidende Wende in Realität …
|Mein Eindruck|
Endlich mal eine rundum zufriedenstellende Geschichte! Sie liest sich wie das Exposé zu einem Science-Fiction-Roman, der von Andreas Eschbach stammen könnte. Die Handlung bringt Elemente aus „Armageddon“, Robert Sawyers „Flash Forward“ und Stephen Kings „Die Arena“ zusammen, um eine recht menschliche Geschichte zu erzählen. Auch die Aliens wollen bloß heimkehren, genau wie Kravitz. Das Phänomen des Robinson-Syndroms liefert dabei einen psychologischen Hinweis: Die Bewohner der Stadt verlassen ihr Zuhause, so dass die Barrieren-Zone zu einer Insel wird.
Eine Romanfassung müsste allerdings Miriams Standpunkt miteinbeziehen, um so eine emotionale Wärme in die sachliche und ziemlich kühle, eben wissenschaftliche Atmosphäre dieser Geschichte einzubringen.
_9) |Der Wunderbaum|_
Dreißig Jahre nach dem mysteriösen Verschwinden seiner Tochter Jasmin kehrt Gabriel Grünberg an den Ort des Geschehens zurück. Im örtlichen Gasthof erfährt er von der jungen Wirtin Hanna, dass das alte Forsthaus wieder vermietet ist – an einen Geologen und Meteoritenexperten namens Fehrmann, der am Amselsee seinen Forschungen nachgeht. Nach einer wunderbaren Nacht an der Seite von Hanna in seinem Bett macht sich der Schriftsteller auf den Weg zum Forsthaus. Vielleicht kann er endlich mit der schrecklichen Last der Vergangenheit abschließen.
Doch das Forsthaus, in dem seine Familie bis zu Jasmins Verschwinden lebte, ist verlassen und die Bohrstelle am nahegelegenen Amselsee verwaist. Der Geologe bleibt wie Jasmin unauffindbar, und nur ein am Boden liegender Camcorder verspricht Aufschluss zu geben über das, was hier geschehen sein mag. Am Waldrand fällt Gabriel eine große Silberweide auf, die geradezu zu leuchten scheint, als rufe sie ihn. Die Filmaufnahmen auf dem Camcorder bestätigen seinen Eindruck. Er hätte aber nie erwartet, dass der Filmende auf den Baum zulaufen und dabei „Vera!“ rufen würde …
|Mein Eindruck|
Diese gelungene und sehr stimmungsvolle Erzählung ist der Beweis, dass der Autor auch Urban Fantasy ohne Probleme schreiben kann. Da fällt mir der Name des Kanadiers Charles de Lint ein, über den ich schon mehrmals geschrieben habe („Yarrow“, „Grünmantel“, „Into the Green“). Die phantastische Begebenheit ist eingebettet in eine realistisch eingefangene Gegenwart, doch der Naturraum und seine spezielle Stimmung bilden die Brücke – um jenen schrecklichen Verlust der Tochter zu erklären und so eine Lösung des Problems zu ermöglichen. Kein Wunder also, dass auch Gabriel Grünberg spurlos verschwindet …
_10) |Die Legende von Eden|_
Folgendermaßen beginnt die LEGENDE: Als Gegenleistung für ihre Begnadigung verpflichten sich die beiden Sträflinge David Green, ein Kybernetiker, und William Jefferson, ein Exsoldat, das Schicksal des Prospektorenschiffes „Argo“ aufzuklären, zu dem schon vor Monaten der Kontakt abgebrochen ist. Im Zielsystem angekommen finden sie die „Argo“, die der Merkantilen Allianz MEDEA gehört, äußerlich unversehrt, aber verlassen vor.
Dave und Bill sind schockiert: Aus den Videoaufzeichnungen geht hervor, dass einige Besatzungsmitglieder vor Ort Selbstmord begangen haben, doch der Schlüssel zu den Ereignissen liegt anderswo – auf dem Planeten Eden, den das verlassene Schiff noch immer umkreist. Also müssen sie mit der zweiten Fähre „Castor“ hinunterfliegen. Sie landen unweit der „Pollux“, doch diese ist leer.
Mit dem Landrover folgen sie den Spuren eines anderen Landrovers zum Meer und fragen sich, was ihre Vorgänger dort gesucht haben mögen. Dave fällt auf, dass das Meer viel zu blau ist und die Wiesen viel zu grün – etwas stimmt hier nicht. Ist alles nur eine Vorspiegelung, die ihnen jemand vorgaukelt, um sie in eine Falle zu locken? Am Strand sind sie auf einen Angriff gefasst. Doch dann nähert sich ihnen aus dem Meer eine Gefahr, der sie nichts entgegenzusetzen haben …
Mein Eindruck
Sofort kommt dem SF-Freund angesichts solcher Szenarien Stanislaw Lems Roman „Solaris“ in den Sinn, aber auch einige frühe Romane und Stories von Philip K. Dick. Natürlich ist das Mädchen, das Dave (nein, nicht Bowman!) in seiner Illusion trifft, dunkelhaarig und heißt Lisa – und natürlich essen sie Eis zusammen. Sie ist seine jüngere Schwester – genau wie bei Dick, der seine Zwillingsschwester im Alter von nur wenigen Tagen verlor und zeit seines Lebens vermisste (siehe Lawrence Sutins Dick-Biografie).
Aber die fremde Intelligenz, die Daves Innerstes kennt und ihm zeigt, hat nicht nur Trost auf Lager. Als er zu Bill zurückkehrt, wartet dieser mit einigen neuen Informationen auf. Nun da sie nicht mehr von der MEDEA-Zentrale abgehört werden – Bill hat die „Castor“ gesprengt und der Sender der „Pollux“ ist tot – kann er es Dave ja sagen: Rachels Tod war eine abgekartete Sache und somit auch Daves Veurteilung als ihr vorgeblicher Mörder. Nun haben die beiden ein Motiv, um es der MEDEA heimzuzahlen, denn deren Verbrechen sind zahl- und namenlos …
Die Novelle wirkt ebenfalls wie ein Romanentwurf, wie so viele dieser Geschichten. Der Autor behilft sich am Schluss mit dem plumpen Trick, die Legende von Bill und Daves Heldentaten von einer Dokumentation herunterrattern zu lassen statt sie à la DUNE ausführlich in Szene zu setzen. Dafür wäre ja auch gar kein Platz gewesen.
Schwächen des Textes
Seite 25: „mon capitan“: eine Mischung aus Frz. und Spanisch. Richtiger: „mon capitaine“.
Seite 81: „unter eine(r) Idee fixe“.
Seite 147: „Dann waren sie zwölf, und aus irgendeinem Grund wussten sie, dass sie vollzählig waren.“ Grammatisch völlig korrekt, aber ganz schlechter Stil.
Seite 155: „voll Vertrauen, das(s) ihnen nicht geschehen konnte …“
Unterm Strich
Die meisten Erzählungen dieser Sammlung sind auch für Leute leicht zu lesen, die nichts mit Zukunftsliteratur am Hut haben, sondern vielleicht nur mal etwas lesen möchten, das über den Bezirk der gewohnten Wirklichkeit hinausgeht. Es muss ja nicht gleich Fantasy à la Harry Schotter sein. Auch eine Urban Fantasy in der Tradition von Charles de Lint ist von Haubold durchaus stilvoll realisiert worden, siehe „Der Wunderbaum“, der Anfang von „Die Hl. Mutter des Lichtes“ und „Heimkehr“. Ich könnte mir sehr gut einen entsprechenden Roman vorstellen.
Die zweite Kategorie von Erzählungen umfasst allegorische Geschichten wie die Artus-Pastiche „Das ewige Lied“, „Die Tänzerin“ und vor allem „Die Stadt am Meer“. Während „Die Tänzerin“ noch am realistischsten davon ist (trotz der Geisterszene), überschreiten die beiden anderen Geschichten doch die Grenzen der jeweiligen Realität um einiges. „Die Stadt im Meer“ stellt heilsamen Traum und traumatische Krieg einander gegenüber, in „Das ewige Lied“ ist eine Ritterlegende über Treue und betrogene Jugend umgesetzt. Alle diese Erzählungen sind ungewöhnlich stimmungsvoll umgesetzt und fast immer spannend bis zum Schluss. Allerdings war ich mit den Schlüssen nicht immer einverstanden. Am gelungensten ist zweifellos der in der Titelgeschichte „Die Tänzerin“.
Die genremäßig ausgeführte Sciencefiction bildet die dritte und letzte Kategorie von Erzählungen. Dazu gehören „Der Tausendäugige“, der van Vogt zitiert, „Ein gastfreier Planet“, der an Robert Sheckley erinnert und schließlich „Die Legende von Eden“, indem sich „Solaris“, DUNE und Philip K. Dick die Hand zu reichen scheinen. Diese Storys sind für den Kenner ganz passabel, aber oftmals mit einem Makel behaftet. Das liegt wahrscheinlich, dass nichts an die gewohnten Klassiker heranreichen darf. Eine Ausnahme bildet „Das Schiff“, das ich keinem Vorbild zuordnen konnte, das aber in seiner bibelhaften Pseudomystik schwer verdaulich ist.
Der Autor verfügt also, wie man sieht, nicht nur thematisch über eine große Bandbreite, sondern auch stilistisch. In puncto Stil kann er sich noch erheblich verbessern, und wenn die Produktionsbedingungen und der deutsche Markt für SF ein wenig günstiger wären – etwa so wie in Großbritannien – dann könnte Haubold mehr Mühe in seine SF-Geschichten stecken. Und er könnte aus seinen noch besser gelungenen phantastischen Erzählungen auch diejenigen Romane formen, die in ihnen stecken – sofern sie jemand hierzulande lesen (und drucken) möchte. Ich zumindest würde sie sehr gerne lesen.
Weibliche & andere Helden: das Ende eines Zeitalters, lebendig erzählt
Der Trojanische Krieg geht in die letzte Runde. König Priamos, dem trojanischen König, geht langsam das Gold aus, um neue Waffen produzieren oder Söldner kaufen zu können. Doch genau nach diesem Schatz gieren die 8000 Mykener unter König Agamemnon.
Unterdessen gerät Andromache, die Gattin Hektors, in einen seelischen Zwiespalt, weil sie sich zunehmend zu Helikaon (Aeneas) hingezogen fühlt, der ihr das Leben rettete – ihr Kind Astyanax ist nicht von Hektor, und dieser weiß es.
Im dritten Band nun treffen endlich die Mykener unter Agamemnon ein, doch sie wollen nicht die schöne Helena, sondern Gold – und Blut. Kassandra orakelt etwas von einem hölzernen Pferd, doch wie üblich hört mal wieder keiner auf die kleine Irre… David & Stella Gemmell – Königssturz (Troja 3) weiterlesen →
Die Großen der Science-Fiction werden mit ihren Meisterwerken bereits in der so genannten „Science Fiction Hall of Fame“ verewigt, welche natürlich in Buchform veröffentlicht wurde (statt sie in Granit zu meißeln). Daher können Freunde dieses Genres noch heute die ersten und wichtigsten Errungenschaften in der Entwicklung eines Genres nachlesen und begutachten, das inzwischen die ganze Welt erobert und zahlreiche Medien durchdrungen hat.
Der Autor erhielt für diesen Roman 1998 den British Science Fiction Award. Banks ist inzwischen der erfolgreichste SF-Autor von den Britischen Inseln.
Exzession (englischer Originaltitel Excession) ist ein 1996 erschienener Science-Fiction-Roman von Iain M. Banks. Auf Deutsch erschien der Roman zuerst 1997 als Hardcover unter dem Titel „Die Spur der toten Sonne“, erst die Taschenbuchausgabe von 2002 hieß „Exzession“. „Exzession“ ist der vierte Roman, den Banks innerhalb seines Kultur-Zyklus veröffentlichte.
Dieses Buch erschien anno 1997 als Hardcover-Ausgabe in der normalen |Heyne|-Kategorie – natürlich wurde es dort ein ziemlicher Flop. Bei diesem Roman handelt es sich um pure Science-Fiction – dementsprechend erschien es nun bei Heyne in der richtigen Reihe. Außerdem wurde dem Titel eine schöne neue Illustration spendiert, die durchaus zum Lesen animiert. Sie erinnert im Stil an die Planetenromane Ben Bovas – keine schlechte Empfehlung.
Der Autor
Iain Banks ist der wahrscheinlich bedeutendste schottische Schriftsteller der Gegenwart. Seine Mainstream- und Science-Fiction-Romane befassen sich mit aktuellen Themen, sein SF-Zyklus über das Culture-Universum gehört zu den wichtigsten Werken des Genres. Er starb 2013.
Folgende Bücher gehören zum Kultur-Zyklus (deutsch alle im Heyne Verlag erschienen) (Quelle: Wikipedia.de):
Consider Phlebas (1987)
Deutsch: Bedenke Phlebas. Übersetzt von Rosemarie Hundertmarck. Heyne SF&F #4609, 1989, ISBN 3-453-03479-1.
The Player of Games (1988)
Deutsch: Das Spiel Azad. Übersetzt von Rosemarie Hundertmarck. Heyne SF&F #4693, 1990, ISBN 3-453-04275-1.
Use of Weapons (1990)
Deutsch: Einsatz der Waffen. Heyne SF&F #4903, 1992, ISBN 3-453-05826-7.
The State of the Art (Erzählungen, 1991)
Deutsch: Ein Geschenk der Kultur. Übersetzt von Irene Bonhorst. Heyne SF&F #4904, 1992, ISBN 3-453-05827-5.
Excession (1996)
Deutsch: Die Spur der toten Sonne. Übersetzt von Irene Bonhorst. Heyne, 1997, ISBN 3-453-12909-1. Auch als: Exzession. Heyne SF&F #6392, 2002, ISBN 3-453-19679-1.
Inversions (1998)
Deutsch: Inversionen. Übersetzt von Irene Bonhorst. Heyne SF&F #6346, 2000, ISBN 3-453-16198-X.
Look to Windward (2000)
Deutsch: Blicke windwärts. Übersetzt von Irene Bonhorst. Heyne SF&F #6443, 2003, ISBN 3-453-87066-2.
Matter (2008)
Deutsch: Sphären. Übersetzt von Andreas Brandhorst. Heyne SF & F #52500, 2008, ISBN 978-3-453-52500-9.
Surface Detail (2010)
Deutsch: Krieg der Seelen. Übersetzt von Andreas Brandhorst. Heyne, 2012, ISBN 978-3-453-52871-0.
The Hydrogen Sonata (2012)
Deutsch: Die Wasserstoffsonate. Heyne, 2014, ISBN 978-3-453-31546-4.
Handlung
Das Buch hat eine Haupt- und eine Nebenhandlung. Im Universum der „Kultur“ leben biologische und elektronische Intelligenzen einträchtig/utopisch zusammen, meistens. Die KIs werden als „Minds“ bezeichnet und kommt vor allem in Form von Raumschiffen vor, die es natürlich in verschiedenen Funktionsklassen gibt. Wie jede Regierung hat die Kultur auch eine Art Geheimdienst, die Abteilung für Besondere Gegebenheiten, kurz BG. Der sogenannte Diplomat Byr Gen-Hofoen – zur Zeit der Handlung gerade ein Mann – wird auf eine Mission geschickt, um einerseits ein Alien-Objekt – die Exzession – zu untersuchen und andererseits an Bord des Raumschiffes „Sleeper Service“ (Schlafwagen/Schläfer-Service) eine alte Freundin zu besuchen: Dajeil Gelian. Sie ist seit 40 Jahren von ihm schwanger. An Bord soll er außerdem die eingelagerte Seele einer Kapitänin wiedererwecken, die vor über 2000 Jahren schon einmal auf das Alien-Objekt gestoßen war, um ihm Infos zu liefern. Alles ganz einfach. Leider wird Byr von einer BG-Aspirantin bei der Arbeit erheblich behindert, ist also nicht sonderlich produktiv.
Allerdings belässt es Banks nicht dabei. Schließlich betrifft die Exzession, die fünfzigmal älter als das bekannte Universum ist, die ganze Kultur. Die Fraktionen der Minds verdächtigen sich gegenseitig, Vorteil aus dem Exzessionskontakt schlagen zu wollen, und behindern sich. Hinzu kommt, dass die abstoßende Zivilisation der Affronter einen Krieg gegen die Rest-Kultur vom Zaun bricht, um sich gleichzeitig die Exzession anzueignen. Es stellt sich heraus, dass sie dazu verleitet wurden, um ihre Flotte zu vernichten und sie so zur Räson zu bringen.
Zahlreiche fein gesponnene Handlungsfäden laufen am Ende zusammen. Finale: Die „Sleeper Service“ hatte sich ihrer Fracht entledigt, nun setzt sie auch noch Dajeil und Byr aus und konstruiert in Nullkommanichts 80.000 Mini-Kriegsschiffe, um damit mit Karacho die Exzession anzugreifen!
+++ SPOILER-ALARM! +++
Obwohl der Leser um die vernichtende Kraft der Exzession weiß – es scheint sich um ein intelligentes Schwarzes Loch beziehungsweise Wurmloch zu handeln -, kommt es nicht zur Zerstörung der „Sleeper Service“ – die Exzession zieht sich zurück und verschwindet vollends. Damit ist auch das kleine Fahrzeug mit Byr und Dajeil außer Gefahr. Nach einem klärenden aber tränenreichen Gespräch haut Byr wieder ab, doch Dajeil schenkt bald danach einem Mädchen das Leben.
+++ Ende des SPOILER-ALARMs +++
Mein Eindruck
Die erzählten Handlungen sind leider wesentlich verschachtelter als meine Darstellung. Immerhin ist der Roman weitaus stringenter erzählt als etwa „Bedenke Phlebas“ oder „Einsatz der Waffen“. Der Humor ist häufig von feiner Ironie. Er spiegelt sich beispielsweise in den ungewöhnlichen Namen der Minds wider: „Erschieß sie später“ und „Wundersame Wege des Schicksals“ sind nur zwei harmlose Beispiele (Banks-Fans dürfen weitere Namen vorschlagen). Auch die in Computerschrift gesetzten Dialoge der Minds entbehren nicht der Ironie. Lästig sind allerdings die jeweils vorangestellten Daten über eine Übertragung, die für viele Leser unverständlich sind.
Die menschlichen Romanfiguren sind allerdings weniger lebendig als die Minds, wohl weil sie weniger zu sagen haben. Einzige Ausnahme ist die BG-Aspirantin Ulver Seich, eine verzogene junge Jetset-Lady, die sich als Agentin betätigt, um daheim mal wieder im Gespräch zu sein. Wie bitter sie enttäuscht ist, als sie herausfindet, dass sie aufgrund ihrer langen Reise schon lange kein Thema mehr ist!
Von Krähen und Kultur
Und natürlich gibt es mal wieder eine Krähe in diesem Buch, wie stets bei Banks – Gravious ist ein Spion und berichtet an eine Fraktion der Minds, die den BG nicht gerade loyal gegenübersteht. Wenigstens kommen keine Schotten vor! (Banks ist Schotte und lebt bei Edinburgh.)
Die Exzession hat eine Parallele im schwarzen Monolithen in Arthur C. Clarkes „Odyssee 2001“ – an diesem Rätsel scheiden sich die Geister. Das „Kultur“-Universum erinnert an das „Low-Down“-Universum, das Altmeister Vernor Vinge in „Ein Feuer auf der Tiefe“ (|Heyne|-SF) entwarf.
Taschenbuch: 656 Seiten
Originaltitel: Excession, 1996
Aus dem Englischen von Irene Bonhorst.
ISBN-13: 978-3453196797 www.heyne.de
Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: (No Ratings Yet)
Witzig und kenntnisreich: Ein Druide im Clinch mit den Göttern
Der junge Ire Atticus hat sich mit seinem Wolfshund Oberon im Südwesten der USA niedergelassen. Er betreibt eine Buchhandlung mit okkulten Schriften und verkauft allerlei magischen Krimskrams. An Arizona schätzt er vor allem »die geringe Götterdichte und die fast vollständige Abwesenheit von Feen.« Ein verhängnisvoller Irrtum … (Verlagsinfo)
Das Buch eignet sich für Jugendliche ab 12-14 Jahren.
Im Provinzkaff ist der Teufel los – oder was anderes?_
In den Provinzstädtchen Weyharrow ist der Teufel los – buchstäblich, wie manche meinen. Die Menschen sind von ungehemmter Aggressivität und begehen Gewalttaten. Selbstmorde und Forderungen nach Todesstrafe sind an der Tagesordnung. Reporter der nationalen Presse schnüffeln schon bald nach dem Grund dieses seltsamen Verhaltens, auch Hippies und Neoheiden lassen sich im Ort unweit von Stonehenge nieder.
Dr. Steven Gloze, ein junger Arzt, und Jenny Severance, eine Lokalreporterin, glauben, dass hinter den Ereignissen nichts Übernatürliches steckt, wie manche gern glauben möchten, sondern ein merkwürdiger Nebel, der einige Nächte vorher über dem Fluss lag. Könnte dieser Nebel die Ursache für die Verhaltensstörungen sein? John Brunner – Schnittstelle. Phantastischer Roman weiterlesen →
Die Saga um den Trojanischen Krieg geht weiter. Die Abenteuer von Odysseus und Helikaon alias Aeneas gehen weiter. Nach der furiosen Schlacht um den Königspalast von Troja liegt Helikaon, König von Dardania, schwer verletzt danieder, und seine heimliche Geliebte Andromache, die Verlobte von Prinz Hektor, versucht ihn mit unorthodoxen Mitteln zu heilen.
Wenige Tage später treffen von überall her Hochzeitsgäste ein, nicht nur, um die Vermählung zu feiern, sondern auch, um fünf Tage lang Wettspiele zu veranstalten. Der finstere mykenische König Agamemnon nutzt die günstige Gelegenheit, um gleich mal den König von Thrakien aus dem Weg zu räumen. Dann nimmt er Helikaon ins Visier, doch eine Prophezeiung ändert dies. Andromache darf die Spiele nicht überleben … David Gemmell – Der Donnerschild (Troja 2) weiterlesen →
Ungewöhnlicher Thriller: Die letzten Tage des Homo sapiens
Ein mysteriöser Mord in San Francisco erschüttert die Freundesgruppe des Opfers. Als weitere Morde folgen und Familienangehörige grußlos verschwinden, machen sich zwei der Freunde an die gefährliche Aufklärung – nicht ahnend, dass sie sich am Schluss als Todfeinde gegenüberstehen werden – es geht um die Zukunft einer weiteren menschlichen Spezies. Frank M. Robinson – Waiting. Horror-Roman weiterlesen →
Skurril: Magie gibt es auch im kleinsten Städtchen
Die kalifornische Küste nördlich von San Francisco. Die wertvolle Skizze zu einem japanischen Holzschnitt von Hokusai, die ein alter Mann seinem Museum vermacht hat, will Howard abholen, der lange fort war. Doch der Spender, so heiß es, sei gestorben, und die seltsamen Käuze von Mendocino, die er anspricht, hüllen sich in Schweigen, verdrehen kichernd die Augen und weisen heimlich mit Fingern auf ihn. Selbst sein Onkel Roy und seine Ex-Freundin (und Kusine) Sylvia können ihm anscheinend nicht helfen. Doch dann wird in eines von Onkel Roys Häusern eingebrochen. Offenbar sucht noch jemand nach der Skizze…
Ein weiterer Roman vom Ende der Welt, wie wir sie kennen. Ein ähnliches Szenario wie es Vonnegut bereits in „Katzenwiege“ und „Zeitbeben“ mit Erfolg zum Einsatz gebracht hat. In „Galapagos“ ist jedoch alles noch einen Dreh merkwürdiger: Es ist ein Rückblick aus einer Zukunft, die eine Million Jahre entfernt ist.
Die auf einem Eisplaneten gestrandeten Passagiere eines Rettungsbootes treffen auf eine Kultur von großwüchsigen Humanoiden, die auf einer mittelalterlichen Stufe eine Feudalgesellschaft aufgebaut haben. Und die sind scharf auf das Metall des Fliegers. Dafür gewähren sie Gastfreundschaft. Doch wenn die Schiffbrüchigen zum nächsten Stützpunkt der Menschen weiterreisen wollen, gibt es eine kleine Bedingung: Sie sollen helfen, den alljährlichen Angriff einer Barbarenhorde abzuwehren. Zunächst sieht das für die Menschen wie ein Klacks aus, doch der Eisplanet hat seine Tücken.