Archiv der Kategorie: Historisches

Bernard Cornwell – Sharpes Flucht (Sharpe 10)

Das zehnte Sharpe-Abenteuer – „Sharpes Flucht“ – ist wieder neueren Datums, der Roman wurde 2004 in England erstveröffentlicht. Es ist mit 550 Seiten eines der umfangreicheren Abenteuer von Richard Sharpe und sein Erfinder, Bernard Cornwell, hat wie immer einiges für seinen Helden in petto.

Dabei sieht es für Sharpe im Moment gar nicht so rosig aus. Bisher hatten wir Sharpe immer als einen Hansdampf in allen Gassen erlebt, als einen Mann, der grundsätzlich jede Aufgabe für möglich hält und das Wort „scheitern“ nicht zu kennen scheint. Ein grundsoliger Optimist also, dessen Optimismus auch noch dadurch befeuert wurde, dass er ihn in der Regel vorwärtsbrachte. Rückschläge sind in Richard Sharpes Leben immer nur temporär und auch wenn er eine Schlacht verlieren mag, den Krieg gewinnt er immer!

 

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Bernard Cornwell – Sharpes Gold (Sharpe 9)

Im neunten Abenteuer der Reihe um den Scharfschützen Richard Sharpe hat Lord Wellington einmal mehr einen Spezialauftrag für den Captain. Und wie der Titel “Sharpes Gold” vermuten lässt, geht es dabei um einen waschechten Schatz! Denn was braucht man, um einen Feldzug zu gewinnen? Genau … reichlich Geld. Und eben dieses droht den Engländern im Moment auszugehen. Doch hinter den feindlichen Linien ist ein Goldschatz aufgetaucht, den sich Wellington unbedingt sichern will. Die ganze Geschichte muss natürlich streng geheim bleiben und auch, wofür genau das Gold verwendet werden soll, bleibt Wellingtons Geheimnis. Doch er bläut Sharpe ein, dass es gilt, den Schatz zu sichern – koste es, was es wolle! Und so ziehen Sharpe und seine Rifles aus, einen ganzen Haufen Gold zu bergen und durch französisch besetztes Gebiet zurück zu Wellington zu schleppen. Bernard Cornwell – Sharpes Gold (Sharpe 9) weiterlesen

Bernard Cornwell – Sharpes Trophäe (Sharpe 8)

„Sharpes Trophäe“, chronologisch Band 8 der Reihe um den Scharfschützen Richard Sharpe, ist einer der älteren Romane aus der Feder von Bernard Cornwell – erstveröffentlicht 1981. Auch für „Sharpes Trophäe“ hat der englische Autor seine üblichen Zutaten einmal kräftig umgerührt, um sie in einer appetitlichen Zusammensetzung dem geneigten Leser zu präsentieren: Es gibt einen abenteuerlustigen, vom Glück begünstigten Helden, einen wirklich verabscheuungswürdigen Gegenspieler, eine große Schlacht, eine Frauengeschichte und alles ist gewürzt mit einer ganz großen Prise leicht verständlicher Militärgeschichte.

Sharpes Regiment, das 95th, ist bereits zurück in der Heimat, während er immer noch in Portugal festsitzt und für den Pionier Captain Hogan Aufgaben erfüllt. Der aktuelle Befehl lautet, eine alte Römerbrücke in Valdelacasa zu sprengen, um die Franzosen davon abzuhalten, den Tejo zu überqueren. Eigentlich eine leichte Aufgabe, die nicht viel Zeit in Anspruch nehmen sollte. Allerdings müssen Hogan und die Rifles aus diplomatischen Gründen ein englisches und spanisches Regiment mitführen – und beide Regimenter sind nicht gerade ruhmbekleckert.

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Weigand, Sabine – Tore des Himmels, Die

_Lazarettprosa_

Dieses Label hätte vielleicht Altmeister Goethe dem Roman angeheftet, der doch bei den Romantikern eine Lazarettpoesie zu verzeichnen hatte. Die Romantiker teilten die Vorliebe für das Mittelalter, die auch die Sinne der Historikerin und Schriftstellerin Sabine Weigand umschwelen, ohne dass sie deren Verklärung ganz verfällt. Thüringen, das heute als ostdeutsche Provinz quasi Hessen zugeordnet ist, war zu diesen Zeiten nicht nur bis Hessen im Westen ausgedehnt, sondern reichte im Osten auch bis Meißen. In heutigen Zeiten, in denen man einen Inkontinenten glaubt, nur noch mit Latexhandschuhen berühren zu können, ist es schon nicht mehr vorstellbar, dass einer auch nur eine Schwäre küsst. Dass eine in fleischlichen Genüsse erfahrene Frau sich in den Zustand der Keuschheit zurücksehnt, liegt nicht mehr sonderlich nahe, und schließlich heilig zu werden brandmarkt man am sichersten als Psychopathie.

_Die Story_

Als die vierjährige ungarische Prinzessin Elisabeth dem ältesten Sohn des Thüringischen Landgrafen versprochen wird und zum Zweck der späteren Heirat an den Eisenacher Hof entsandt wird, kann sie schon auf die Familientradition dreier Heiliger verweisen, die sie zu ihren Ahnen zählen darf. Als der Bräutigam durch einen Unfall vorzeitig zu Tode kommt, wird sie mit dem verständnisvollen jüngeren Bruder Ludwig verheiratet, der nunmehr den Landgrafenposten nach dem Tode des Vaters innehat. Ludwig lässt seine Frau in dem gottesfürchtigen Tun gewähren und wird durch den Stauferkaiser Friedrich bald zum Kreuzzug gerufen, der in einem Fiasko endet und die einzige Feindberührung, die mit Seuchen und Fieber bleibt, denen der Landgraf zum Opfer fällt. Hier meint Frau Weigand noch eins draufsetzen zu müssen und erfindet ein Mordkomplott des dritten Bruders Heinrich Raspe, der unter der Schmach litt, dass die Regentschaft in der Abwesenheit des jungen Landgrafen regelmäßig nicht an ihn, sondern an die den hergebrachten Herrschaftsgepflogenheiten kritisch gegenüberstehende Elisabeth ging. Als die Nachricht von Ludwigs Tod in der Heimat eintrifft, dauert es auch nicht lange, bis dass Heinrich Raspe die Macht fast vollständig an sich bringt und er Elisabeth aus dem Machtgefüge völlig verdrängt, so dass ihr nur bleibt, bei Marburg einen weiteren Versuch zu unternehmen, ein Hospital zu führen.

_Glaubenstechnisch bewegte Zeit_

Die Zeiten des Multikultikaisers Friedrich II. waren durch grundlegende reformatorische Bewegungen des inzwischen festgefügten und einigermaßen in Saus und Braus lebenden katholischen Kirchenwesens geprägt und gingen auf die Rückkehr zu urchristlichen Werten wie Armut (Franz von Assisi) und Keuschheit (Katharer) aus. Die Ersteren wurden von der herrschenden Kirche vereinnahmt, die andern verfolgt und verbrannt.

Es ist wohl der entscheidende Missgriff einer Historikerin, die Katharer in die Nähe des Luziferischen zu rücken, bei aller Ungewissheit, die diese organisierte Gegenbewegung zur etablierten Kirche umgibt. Vielleicht hätte man den Nimbus des Bösen, der die für einen Roman scheinbar unvermeidlichen Bösewichter umgeben muss, auch unverfänglicher festmachen können.

_Zugeständnisse an die Vorhersehbarkeit_

Indem die Autorin nicht in Elisabeths Haut schlüpft, sondern in die einer fiktiven, modern anmutenden jungen Frau, werden die Motive der Heiligen nur schwer erkennbar. Denjenigen, die es dennoch gern wissen möchten, gibt sie den Ehrgeiz der Elisabeth an die Hand eine Heilige werden zu wollen. Also handele es sich nur um eine höhere Form der Begehrlichkeit, so auch die einhellige Meinung der begeisterten Konsumenten des Romans. Das war es doch, was wir schon immer geahnt haben, dass es sich letztendlich nur um eine Form der Hoffart gehandelt haben kann.

Eines Virus gleich, befällt den Roman diese Vorhersehbarkeit. Psychopathisches Verhalten, wie das der Elisabeth, führt zum Tode und die fiktive Heldin in der Ich-Form, die des Kribbelns bei der Berührung durch den Bösewicht Heinrich nicht widerstehen konnte, findet doch letztendlich ihr Glück in den Armen eines fabelhaften Ritters am Hofe des jeglichen Genüssen aufgeschlossenen Stauferkaisers.

Extremismen, wie sich kulinarische und fleischliche Genüsse zu versagen, sind falscher Ehrgeiz. Jeder, der sich irgendetwas ganz Außergewöhnliches abverlangen möchte, ist ein solcher Psychopath und wir wissen endlich, warum wir im Grunde die heilige Elisabeth doch nicht mögen. Das ist Seichtheit pur, und Seichtheit war es auch schon immer, die gefiel.

|Hardcover, 608 Seiten
ISBN-13: 978-3810526656|
http://www.fischerverlage.de/verlage/fischer_krueger

Ken Follett – Die Tore der Welt

Höhen und Tiefen des Schicksals: Mittelalter-Seifenoper

England im Jahre 1327. Es ist der Tag nach Allerheiligen. In der Stadt Kingsbridge trifft sich im Schatten der Kathedrale das Volk. Vier Kinder flüchten vor dem Trubel in den nahe gelegenen Wald. Dort werden sie Zeugen eines Kampfes – und eines tödlichen Geheimnisses. Merthin, ein Nachfahre von Jack Builder, dem Erbauer der Kathedrale, hat dessen Genie und rebellische Natur geerbt. Sein starker Bruder Ralph strebt den Aufstieg in die Ritterschaft an. Caris, Tochter eines Wollhändlers, hat den Traum, Arzt zu werden. Gwenda, Kind eines Taglöhners, will nur ihrer Liebe folgen.

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Annette Dutton – Der geheimnisvolle Garten

„_Liebe, Exotik und Abenteuer in Australien_“

Die junge Journalistin Natascha findet beim Ausräumen ihres Elternhauses ein gut verstecktes Bündel alter Briefe, die eine gewisse Helen Tanner an die Eltern von Nataschas Großmutter geschrieben hat. Sie stößt außerdem auf die Adoptionsurkunde ihrer Großmutter und stellt fest, dass diese ein Aborigine-Halbblut gewesen sein soll. Da Natascha keine weiteren Familienangehörigen hat, die sie in dieser Sache um Aufklärung bitten könnte, macht sie sich auf den Weg nach Australien, um herauszufinden, was es mit dieser Helen Tanner, die ihre mit Andeutungen gespickten Briefe im Namen eines Aborigine-Stammes verfasst hat, auf sich haben könnte.

Sie hat vier Wochen Zeit, um die Spuren bis zu Helens Farm Rosehill mit einem wunderschönen Schmetterlingsgarten nachzuvollziehen, herauszufinden, dass ein Familienamulett auf einen von dieser Farm weit entfernt lebenden Stamm hinweist, sowie, dass die Geschichte ihrer Großmutter eng verknüpft ist mit dem schweren Leid und Unrecht, dass den Ureinwohnern Australiens durch die Überlegenheitsgefühle, die Willkür und den missionarischen Eifer der europäischen Einwanderer angetan wurde. Dabei verliebt sie sich in den Tauchlehrer Alan, der wie sie selbst keine Familie mehr hat.

Auf mehreren Zeitebenen in der Vergangenheit spielt sich die Geschichte von Helen Tanner ab, die 1958 beginnt und rückblickend entwickelt wird bis zum Jahr 1902. In diesem Jahr siedelt sie als Helene Junker aus einem brandenburgischen Dorf in Deutschland in die deutsch-lutheranische Kolonie Neu Klemzig nach Australien über, um dort die Buchhaltung zu führen und in der Nachbargemeinde Zionshill die Stelle einer Lehrerin zu besetzen. Ihre Eltern haben sie dem Pfarrer Gottlieb Schmitter anvertraut, der jedoch seine Macht als Leiter des Missionarsdorfs Zionshill in jeglicher Hinsicht missbraucht. So stiftet er nicht nur in beiden Gemeinden Unfrieden, sondern Helene muss sich auch vor seinen Nachstellungen schützen, was ihr immerhin besser gelingt, als ihrer Aborigines-Freundin Amarina. Als Helene ihren Gefühlen für den jungen Pfarrer und Familienvater Johannes nachgibt und von diesem schwanger wird, sind ihre Tage in Neu Klemzig gezählt. Doch der Hass Gottliebs verfolgt sie über den ganzen Kontinent hinweg.

Die deutschstämmige Fernsehproduzentin und Autorin Annette Dutton ist im Jahr 2000 nach Australien ausgewandert und weiß, wovon sie schreibt. Vor allem ihren Landschaftsbeschreibungen und dem bunten Panorama der Orte, in die sie Natascha reisen lässt, merkt man die Liebe zu Australien an. Der Leser findet außerdem ein umfangreiches Literaturverzeichnis, dass die vorbereitende Recherche illustrieren dürfte. So ist denn auch Helenes Zeit in den lutheranischen Gemeinden, in denen die Einwanderer eng zusammenarbeiten müssen, um ihr Überleben in einem Land zu sichern, dass zwar auf den ersten Blick wie das Paradies erscheint, sich aber ebenso schnell zur Hölle entwickeln kann, wenn Buschfeuer und Regenfälle im Land wüten, sehr überzeugend beschrieben. Der Leser fühlt sich mit der jungen Frau und ihren Gastfamilien sofort verbunden. Man kann sich auch die kleinen Siedlungen bildlich vorstellen. Sehr gut gelungen ist ebenso der Einblick, den man in das Leben und die Kultur der Aborigines im Kontrast zu den Einwanderern erhält, wenn Helene ihre Beobachtungen über die auf den Farmen aushelfenden Aborigines wiedergibt oder auch als sie auf ihrer Flucht durch Australien eine Zeit lang bei den Ureinwohnern lebt. „Der geheimnisvolle Garten“ als Konsequenz eines Aborigine-Totems, das Helene von Amarina geschenkt bekommt und sie zu ihrer Bestimmung führen soll, wirkt jedoch einigermaßen konstruiert. So ist nichts Geheimnisvolles an dem Garten zu finden, sondern er fungiert selbst nur als Teil eines großen Ganzen, dessen Fäden an vielen Stellen zusammenführen.

In der Gegenwart kontrastieren Nataschas Entwurzelung und ihre Suche nach der Herkunft als Zeichen einer Zeit, in der die großen Familiengefüge nicht mehr existieren und auch die Glaubensgemeinschaften weniger familiäre Strukturen aufweisen. So wie die junge Journalistin nach den Wurzeln ihrer Familie sucht, findet sie auch die australischen Ureinwohner bestrebt, ihre Geschichte aufzuarbeiten, Wiedergutmachung für das Unrecht zu fordern, historische Güter zu bewahren und diese der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Aborigines wie Mitch, der ihr immer wieder als Fahrer behilflich ist, erscheinen dabei wie Wanderer zwischen den Welten, auf der einen Seite modern und europäisch auf der anderen verwurzlet mit ihrer ursprünglichen Kultur. Geschickt verwebt die Autorin hier Geschichte mit der der Gegenwart.

Sehr gut gelungen ist der Charakter des Gottlieb, der in seinem missionarischen Eifer fast lächerlich erscheint, aber dessen Gefährlichkeit sowohl der Leser als auch Helene lange Zeit unterschätzen. Nachdem er seinen Status in den Gemeinden gefestigt und seine Wünsche durchgesetzt hat, verhelfen ihm sein vorgeblich wohlmeinender religiöser Habitus, sein hinterhältiges Wesen und seine abgrundtiefer Hass auf alle, die sich ihm nicht unterwerfen, dazu, seinen Einfluss auf Helenes Leben weit über die Grenzen von Zionshill auszudehnen und ihr das Wertvollste zu nehmen, was sie im Leben besessen hat. Unbefriedigend hingegen ist, dass es keinen Showdown mit dem Bösewicht gibt. Nur aus einem Bericht erfährt man, dass er etwas unschön an Syphillis gestorben sein soll. Doch jemandem, der so Grausames getan hat, hätte man wenigstens in einem fiktionalen Text im Gedenken an die „gestohlene Generation“ der australischen Ureinwohner ein angemesseneres Ende bereiten können.

Mit der ursprünglichen Hauptperson des Romans Natascha bin ich leider nicht warm geworden. Sobald Helens Geschichte beginnt, sticht deren stärkere Persönlichkeit hervor und wird der Fokus auf ihr Leben gerichtet. Die vielen unterschiedlichen Zeitebenen in der Vergangenheit verlangen etwas Geduld, aber durch das nicht stringente Erzählen wird Helenes Geschichte noch interessanter. Zuerst erfährt man nur über ihre Probleme mit Gottfried und die allgemeine Situation in der Kolonie, bevor man schließlich tiefer in das Leben der Einwanderer eintaucht sowie auf den wahren Grund für Helenes Flucht und die Verschleierung ihrer Identität gelenkt wird. Die Erlebnisse Nataschas erscheinen da plötzlich wie lästige Unterbrechungen. Zu gern möchte man wissen, wie Helenes Leben weitergeht und nicht, ob Natascha nun mit dem Tauchlehrer schläft. Besonders albern erscheint die Szene, in der Mitch Natascha darüber aufklärt, dass ihre Beziehung zu Alan sich etwas schleppend entwickelt, weil dieser Bindungsangst hat, und für alle, die es noch nicht wussten auch noch fachmännisch hinzusetzt, was das eigentlich ist. Nataschas Suche nach Hinweisen auf ihre Großmutter gestaltet sich nur mäßig spannend, weil man die Geschichte nicht mit ihr entdeckt, sondern immer schon etwas mehr weiß, bevor sie sich die Dinge zusammenreimen kann.

_Das Romandebüt „Der geheimnisvolle Garten“_ ist also bei aller Brisanz, die das Thema haben könnte, eine leichte Urlaubslektüre, so wie die rosafarbenen Blüten auf dem Cover und dem Schnitt es bereits vermuten lassen; jedoch eine Urlaubslektüre, die dem Leser durchaus etwas Langmut abverlangt.

|Taschenbuch: 560 Seiten
ISBN 978-3426511428|
http://www.droemer-knaur.de

Böhnhardt, Michael – Luftschiff des Doctor Nikola, Das

_|Doctor Nikola| von Guy N. Boothby:_

01 [„Die Rache des Doctor Nikola“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6319
02 [„Die Expedition des Doctor Nikola“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6746
03 [„Das Experiment des Doctor Nikola“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7041
04 „Der Palazzo des Doctor Nikola“

und die Fortsetzungen von verschiedenen Autoren:

05 _“Das Luftschiff des Doctor Nikola“_
06 „Das Serum des Doctor Nikola“ (2013)

_Das geschieht:_

Im Februar des Jahres 1920 ist abzusehen, dass die zaristischen „Weißen“ den bolschewistischen „Roten“ im russischen Bürgerkrieg unterliegen werden. Nur im Osten des zerstrittenen Riesenreiches können sich die Weißen noch halten. Zu denen, die weiter für die Monarchie kämpfen, gehört Baron Robert von Klingenberg. Er ist sich der nahen Niederlage ebenso wie der Tatsache bewusst, dass man ihn als Offizier und Kommandeur eines Kosakenregiments, das den „Roten“ manchen bitteren Schlag versetzt hat, umgehend hinrichten wird.

Klingenberg will mit einem kühnen aber verzweifelten Plan das Schicksal herausfordern: In Wladiwostok ist der englische Herzog von Glenbarth an Bord eines riesigen Luftschiffs eingetroffen. Eigentlich wollte er die „Weißen“ unterstützen, die ihm jedoch misstrauen. Klingenberg lernt den frustrierten Adeligen und seine Gattin, Lady Gertrude, kennen. Das Gespräch kommt auf einen gemeinsamen Bekannten – Dr. Nikola, das verbrecherische aber hochintelligente Genie, das sich vor zwei Jahrzehnten auf der Suche nach dem Ewigen Leben in ein tibetisches Kloster zurückgezogen hat. Nur er könnte Annabelle, der jungen Glenbarth-Tochter, helfen, die ihre Eltern begleitet, obwohl sie unter einer schweren Krankheit leidet.

Nikola gehört aktuell dem Hofstaat des Bogdo Khan an, der als mongolische Inkarnation Buddhas verehrt wird. Die Chinesen, die seit 1919 über die Mongolei herrschen, halten den Khan als Geisel in einer Bergfestung gefangen. Dorthin soll Glenbarth sein Luftschiff lenken, damit man die Gefangenen befreien kann.

Der Coup glückt. Mit dem Khan und Dr. Nikola an Bord flüchtet man ins ebenfalls chinesisch besetzte Urga. Dort soll Nikola Annabelle heilen. Dies lässt ihm noch genug Zeit, eine seiner meisterhaften Intrigen einzufädeln und die Mitglieder der Expedition gegeneinander auszuspielen, um sie seinem Willen zu unterwerfen …

_Manchmal kommen sie doch zurück_

So etwas ist selten, um es untertreibend auszudrücken: Ein in Australien und England ausgebrüteter und bei der angelsächsischen Leserschaft beliebter Serienheld geht nach dem Tod seines geistigen Vaters ins Exil und kehrt 111 Jahre später zurück – ausgerechnet in Deutschland, wo man ihm bei seinem ersten Erscheinen keinen besonders warmen Empfang geboten hatte: Von den vier Doctor-Nikola-Romanen, die Guy Newell Boothby (1867-1905) verfasst hatte, erschienen hierzulande nur zwei. Erst 2010 kamen auch wir Deutschen in den Genuss sämtlicher Nikola-Schurkereien. Der Wurdack-Verlag hatte sich ihrer angenommen und diese vier Bücher neu übersetzen lassen bzw. erstmals veröffentlicht.

Offensichtlich fand der böse aber faszinierende Nikola immer noch bzw. endlich ein Publikum. Es kam sogar noch besser: 1901 hatte Boothby den seiner Tücken müden Nikola in ein tibetisches Kloster abgeschoben. Vermutlich hätte er ihn selbst reaktiviert, wäre ihm eine weitere Nikola-Geschichte eingefallen, doch Boothbys früher Tod im Alter von nur 37 Jahren setzte solchen mutmaßlichen Plänen ein Ende.

Ein Jahrhundert später leistet Autor Michael Böhnhardt deutlich mehr, als nur in die Bresche zu springen. Er hatte die Nikola-Romane erst quasi ‚privat‘ und später für den Wurdack-Verlag übersetzt und sich dabei in die Welt des nicht plakativ bösen, sondern vor allem manipulativen Doktors eingearbeitet und eingelebt. So war Böhnhardt eine naheliegende Wahl, als Doctor Nikola aus dem Ruhestand geholt und in ein weiteres Abenteuer geschickt werden sollte.

|Nikolas doppelte Frischzellenkur|

Der Autor stand dabei vor einer doppelten Herausforderung. Einerseits sollte er an den Nikola-Handlungsbogen anknüpfen, der freilich über ein Jahrhundert alt sowie gealtert war, weshalb Böhnhardt andererseits inhaltlich und formal behutsam aber deutlich aktualisieren musste. Der heutige Leser schätzt auch in einer ‚historisierenden‘ Geschichte gewisse viktorianische Standards und Klischees nicht mehr. Also ist die weibliche Hauptfigur keineswegs auf die Rollen Opfer bzw. zukünftige Braut beschränkt, und auf den männlichen Arm ist sie nur insofern angewiesen, als sie seinen Besitzer in einer maskulin geprägten Gesellschaft geschickt dorthin lenkt, wo sie ihn sehen möchte. Auch als sexuelle Wesen dürfen Frauen nun auftreten, ohne dadurch als Handlanger des Teufels gebrandmarkt zu werden.

Michael Böhnhardt ist als Autor deutlich skrupulöser als Guy Boothby, der meist an mehreren Büchern gleichzeitig schrieb bzw. sie in einen Phonografen diktierte. Daraus resultiert eine Literatur, die auch deshalb ebenso trivial wie rasant ist, weil ihr Verfasser Abgabetermine einhalten musste. An aufwändige Hintergrundrecherchen war nicht zu denken. Deshalb beschränkt sich Boothby auf vage geografische, historische, kulturelle etc. Rahmenfakten, während Böhnhardt deutlich weiter ausholt und präzise wird, ohne die Tatsachen – die in einem ausführlichen Nachwort erläutert werden – die Handlung dominieren zu lassen. Die satte Unterfütterung des Geschehens ist eine echte Bereicherung. Böhnhardt ersetzt Boothbys unbekümmerten Handlungsfluss, den dieser sich als geborener Geschichtenerzähler und Zeitgenosse gestattete und gestatten konnte, durch eine kontrollierte Form des Erzählens.

|Mehr Fleisch auf den Knochen|

Diese Feststellung beinhaltet bereits die Antwort auf die Frage, ob sich der ’neue‘ Nikola vom ‚alten‘ unterscheidet: ja – und zwar deutlich. Von Anfang an verzichtet Böhnhardt auf den Versuch, den Boothby-Stil nachzuahmen. Als Übersetzer von vier Nikola-Romanen hätte er es versuchen können. Selbst ein Gelingen wäre freilich kein Gewinn gewesen, denn um es mit anderen Worten noch einmal deutlich zu machen: 2012 schreibt man einfach nicht mehr wie 1900.

Dies schließt eine Handlungsführung ein, die den Helden nicht nur von Punkt A nach B usw. bringt, sondern einen roten Faden erkennen lässt. Boothby verließ sich auf ein grobes Konzept sowie darauf, dass ihm schon etwas einfallen würde. Das Ergebnis war oft danach, wenn wieder einmal der Zufall die Logik oder Routine die Inspiration vertreten musste. Solche Lücken und Sprünge weist diese Handlung nicht auf, obwohl „Das Luftschiff des Doctor Nikola“ seine Insassen ebenfalls rasant von Ort zu Ort bringt.

Die Einbettung in ein durchaus konkretes historisches Umfeld bedingt eine gewisse Handlungsdisziplin, gibt aber auch interessante Entwicklungsmöglichkeiten vor. In einem nächsten Schritt beeinflusst es die Figurenzeichnung. Boothbys Helden und Bösewichte waren lebendig und farbenfroh aber eindimensional. Nicht nur der heutige Leser weiß beinahe stets, wie sie denken und handeln werden. Das Rollenbild hat sich jedoch auch in der Trivialliteratur geändert: Aus Schwarz oder Weiß wurde Grau in allen Schattierungen. Boothby hat in dieser Hinsicht experimentiert, sich dabei jedoch auf die Nikola-Figur beschränkt.

|Keine Tat ohne Hintergedanken|

Böhnhardt zeigt wesentlich mehr Mut zur Ambivalenz und geht dabei über Nikola hinaus. Robert von Klingenberg, die eigentliche Hauptfigur, ist kein Held, der auch deshalb naiv in Nikolas Fallen tappt, weil ihm solche manipulative Niedertracht fremd ist. Klingenberg ist ein durch Erfahrung zynisch gewordener Idealist, der sich bei Bedarf sehr unheldenhaft benimmt und damit leben kann.

Interessant ist die Neuinterpretation des Herzogs und der Herzogin von Glenbarth. Sie hatten sich in „Der Palazzo des Doctor Nikolas“ gefunden und waren von Boothby in die üblichen Rollen – wackerer britischer Edelmann bzw. Jungfrau in Not – gepresst worden. Böhnhardt lässt nunmehr den Herzog nach der eigenen Tochter gieren, während Gattin Gertrude einerseits nach Kräften fremdgeht sowie kein Problem damit hat, mit Nikolas Hilfe der genannten Tochter die Jugend zu rauben.

Nikola selbst wird von Böhnhardt verständlicher als von Boothby als Mensch gezeichnet, der sich gänzlich seiner Suche nach Wissen verschrieben hat. Die erworbenen Kenntnisse sucht Nikola voller Neugier aber dabei skrupellos in die Tat umzusetzen. Ausgerechnet der so kindisch wirkende Bogdo Khan hat ihn durchschaut, der die Menschen nur als Versuchskaninchen für seine Experimente zwischen Wissenschaft und Magie betrachtet. Gänzlich über jegliche Niedertracht erhaben ist aber auch Dr. Nikola nicht, was für einen gelungenen Finaltwist sorgt. Bevor er sich nach Europa absetzt, um sich dort neuerlich als graue Eminenz im Hintergrund zu etablieren, zahlt er Klingenberg dessen ‚Ungehorsam‘ heim.

Das nächste Mal werden wir in den „Goldenen Zwanzigern“ auf Nikola treffen, der sich als wahrer Kosmopolit in Berlin eingenistet hat. Nach dem gelungenen (sowie abermals als Sammler-Ausgabe schön gestalteten) Neu-Einstand darf man sich auf die Rückkehr des inzwischen unsterblichen Schurken freuen, den wir irgendwann womöglich – die Resonanz bei der Leserschaft wird es entscheiden – in der aktuellen Gegenwart werden sehen können.

|Paperback: 220 Seiten
ISBN-13: 978-3-938065-89-1|
http://doctornikola.blogspot.com

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Duran, Meredith – Rühr nicht an mein dunkles Herz

|Die Reihe:|

1: _“Rühr nicht an mein dunkles Herz“_
2: „Die Wahrheit deiner Berührung“ (Februar 2013)

_Kurzbeschreibung:_

Das Herz hat seine Vernunft, die der Verstand nicht kennt! Einen Ehemann finden – dieses Glück blieb Lady Lydia Boyce stets versagt, und so steckt sie all ihren Eifer in die Geschäfte ihres Vaters, einem angesehenen Archäologen. Als Lydia entdeckt, dass einige seiner Fundstücke gefälscht sind, versucht sie, die Missetäter auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei kreuzen sich ihre Wege mit denen des attraktiven, aber verrufenen Viscount Sanburne, der ihr seine Hilfe anbietet – zu einem unverschämt hohen Preis! Gegen jede Vernunft lässt sich Lydia auf Sanburnes Spiel ein … (Quelle: Egmont-Lyx)

_Inhalt:_

Lydia glaubt, dass ihr Verehrer ihr einen Antrag machen möchte, nur dass sich dann raus stellt, dass er ihrer Schwerster einen Antrag gemacht hat. Nach Jahren hat sie sich damit abgefunden, eine alte Jungfer zu sein. Unterdessen führt sie das Unternehmen ihres Vaters immer dann, wenn er in Ägypten an Ausgrabungen teilnimmt. Als sie für ihren Vater eine Vorlesung halten soll, wird sie von Viscount Sandburne unterbrochen. Um sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen, stellt sie sich zwischen Vater und Sohn, die darum wetteifern, ob die Skulptur, die Sandburne besitzt, echt ist. Als Lydia dann erklärt, dass sie falsch ist, hat sie sich Sandburnes Vater zum Freunde und Sandburne selbst zum Feind gemacht.

Ein paar Abende später ist Lydia bei Sandburnes Vater zum Dinner eingeladen, und schon wieder trifft sie auf Sandburne. Er versucht, sie auf der Gesellschaft dumm dastehen zu lassen, und sie muss sich für ihre Thesen rechtfertigen. Nun treffen die beiden immer wieder aufeinander. Als Lydia auf einer Party kurz auf Ruhe hoffend in einen anderen Raum geht, sieht sie, wie James Durham – wie Sandburne mit bürgerlichen Namen heißt – und seine angebliche Verlobte miteinander ringen. In der Annahme, dass es sich dabei um mehr handelt, will sie sich abwenden, doch leider zu spät. Danach passieren merkwürdige Dinge; es wird geraubt, erpresst und fast wird jemand entführt. Aber natürlich darf die Liebe der beiden nicht zu kurz kommen …

_Meinung:_

Das Buch ist berührend, spannend, amüsant und lädt ein zu gemütlichen Lesestunden … Lydia, ein Blaustrumpf und Liebling des Vaters, muss sich nach dem Tod der Mutter um ihre beiden Schwestern kümmern. Aber nicht nur ihre Geschwister fordern ihre Zeit, sondern auch das Unternehmen des Vaters. Als sie dann endlich den Mann für Leben gefunden zu haben scheint, will dieser ihre Schwester ehelichen. Zurückgezogen lebt sie nun mit den Schwestern bei diesem Mann. So konzentriert sie sich auf die Forschungen ihres Vaters und den Verkauf der Artefakte, die er aus Ägypten schickt. Sie muss sich nun der Gesellschaft stellen, doch es ist nicht so einfach, unter den bemitleidenden Augen den Abend zu verbringen.

James Durham – Viscount Sandburne – ist sauer auf seinen Vater, deswegen versucht er alles, um ihn zu verärgern; über zahlreiche Partys bis hin zu seiner angeblichen Verlobung mit einer nicht standesgemäßen Dame. Nun ist Lydia aufgetaucht und bricht den Wall, den er um sich herum errichtet hat. Er muss Lydia helfen, die Wahrheit zu erkennen …

Die Autorin hat es geschafft, uns mit ihrem Schreibstil in die Zeit der Romanhandlung zu versetzen. Die Charaktere sind stimmig miteinander verbunden und kontern sich gut aus. Der Witz der Protagonisten ist dabei auch nicht übel. Harmonie wird von Disharmonie abgelöst, und trotzdem ist die Dynamik des Paares wunderbar zu verfolgen. Man kann sich vorstellen, dass sie wie du und ich in der Wohnung nebenan so leben wie wir.

_Fazit:_

Dank ihres Schreibstils schafft es die Autorin, eine besondere Story zu schaffen, sodass man das Buch gar nicht mehr zur Seite legen will. Krimi, Spannung und Leidenschaft, miteinander vermischt macht es absolut lesenswert. Ich persönlich freue mich schon sehr auf Teil zwei der Serie …

_Autorin:_

Meredith Duran beschuldigt Anne Boleyn für Funkenbildung ihrer lebenslangen Obsession mit der britischen Geschichte (und ist überzeugt, dass fürstliche Liebe kein Preis ist, wenn es nicht mit einem „sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“ endet). Sie verbringt ihre freie Zeit mit dem Sammeln alter Etikette-Handbücher, Leitfäden zum neunzehnten Jahrhundert in London und Reiseberichten von unerschrockenen viktorianischen Frauen.

|Broschiert: 375 Seiten
Originaltitel: Bound by your Touch
ISBN 13: 978-3802587795|
http://www.egmont-lyx.de
http://MeredithDuran.com

Ken Follett – Winter der Welt (Die Jahrhundert-Saga 2)

_|Die Jahrhundert-Saga|-Trilogie:_

Band 1: [„Sturz der Titanen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6623
Band 2: _“Winter der Welt“_
Band 3: „Edge of Eternity“ (angekündigt)

_Die Handlung:_

Der Krieg ist vorbei. Doch der Friede ist trügerisch. In Deutschland verspricht der Führer dem Volk eine große Zukunft. In den USA kämpft der Präsident gegen die Folgen der Weltwirtschaftskrise. Und in Russland zerbricht die Hoffnung der Revolution unter dem Terror der Bolschewisten. Der zweite Teil von Folletts großer Jahrhundert-Saga erzählt eine Geschichte von Heldentum und Tragödie, Anpassung und Widerstand, Liebe und Hass. Während sich die einen in Verblendung und Schuld verstricken, werden den anderen die Augen geöffnet für das Unmenschliche, das im Namen der Ideologie geschieht. (Verlagsinfo)

_Meine Meinung:_

Nachdem im ersten Teil die Titanen gestürzt sind, beginnt für viele Menschen der „Winter der Welt“, die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Nicht nur in Deutschland passiert Schreckliches, auch in Russland und Japan schwingen sich Diktatoren auf, die Menschen zu unterdrücken.

In diesem Roman begleiten wir fünf Familien durch diese schlimme Zeit und erfahren, wie diese Menschen die stärker werdende Arbeitslosigkeit, die Große Depression, die Verfolgungen und den Krieg in den 1930er und 1940er Jahren erfahren. Und diese Familien sind ganz unterschiedlich: Ein russischer Spion mit seinen Eltern, ein deutsches Mädchen, das sich dem Widerstand gegen Hitler angeschlossen hat, eine Gruppe junger Amerikaner, die sich mit Politik und Militär auseinandersetzen und zwei britische Familien.

Zwar sind die Charaktere in dem Roman frei erfunden, aber die Fakten und die Umstände, in denen sie leben mussten, die sind leider wahr. Und so lebt, liebt und leidet der Leser mit diesen Familien, wenn ihre Leben durch die internationalen Kriegskonflikte komplett auf den Kopf gestellt werden.

Wieder gelingt es Ken Follett, dem Leser seine Figuren so nahezubringen, dass er berührt und erschrocken an ihren Schicksalen teilhaben kann. Dabei ist es egal, welcher Nationalität sie angehören und welche Hintergrundgeschichte sie haben, es ist für alle eine harte Zeit und alle versuchen sie so gut es geht zu überleben. Der Autor verwebt die Lebenslinien seiner Protagonisten so gekonnt und detailliert recherchiert mit den tatsächlich stattgefundenen Ereignissen, dass der Leser ihm auch glauben würde, wenn er am Ende erzählte, dass auch sie historisch verbürgte Menschen gewesen seien. Die packt Follett dann zur rechten Zeit an den rechten Ort, dass es sicher schon etwas arg zufällig erscheint … dennoch, möglich ist alles, denn „die Welt ist klein“.

Ken Follett schildert auch den spanischen Bürgerkrieg, der vielleicht manchem Leser nicht so recht hier hineinpasst, aber die Lehre daraus, dass die Kommunisten auch nicht viel besser seien als die Nazis und genauso bekämpft werden müssten, die zieht ein Waliser. Und auch der Krieg im Pazifik wird vom Autor nicht ausgelassen, den wir durch die Augen von Chuck erleben, der bei der US-Navi seinen Dienst verrichtet. Der größte Horror dieser Zeit geht aber natürlich von den Deutschen aus und der ist allgegenwärtig.

Wie und ob die nächste Generation der Familien, die wir im ersten Band kennengelernt haben, diesen überlebt, das fesselt, bewegt und lässt den Leser nicht mehr los. Die Nachkommen, die hier die Handelnden sind, werden wir auch im letzten Band der Jahrhundert-Trilogie wiedersehen, wenn es um den Kalten Krieg geht. Dann werden wir unter anderem um die Kuba-Krise erleben und die Angst der Menschen, dass jede Minute der Atomschlag von der einen oder anderen Seite ausgelöst wird.

_Mein Fazit:_

Den „Winter der Welt“ kann auch der erleben, der beim „Sturz der Titanen“ nicht dabei war. Für Fans des Vorgängers gibt es ein Wiedersehen mit bekannten und inzwischen neugeborenen Charakteren, die jetzt die Bühne betreten und die Handlung übernehmen. Und wir bekommen einen Blick darauf, wie es ihren Familien in der Zeit zwischen 1933 und 1949 ergeht. Alle Schicksale werden wieder so gut und einfühlsam erschreckend geschildert, als wäre der Autor dabei gewesen.

Sehr, fast zu lebendig berichtet der Autor von den historischen Schauplätzen der Welt und den nicht-historischen Personen und führt uns durch Schrecken und Liebe in den Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Die Lesestunden mit Ken Folletts Charakteren und ihren Geschichten fliegen tatsächlich nur so dahin und man hat Schwierigkeiten, an einer Stelle mal eine Pause einzulegen und sich von der Story zu lösen. Ganz großes Kopfkino!

|Gebunden: 1024 Seiten
Originaltitel: Winter of the World
Mit Illustrationen von Tina Dreher
Übersetzt von Dietmar Schmidt, Rainer Schumacher
ISBN-13: 978-3785724651|
http://www.luebbe.de

_Ken Follett auf |Buchwurm.info|:_
[„Die Leopardin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=111
[„Mitternachtsfalken“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=147
[„Das zweite Gedächtnis“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=150
[„Der Schlüssel zu Rebecca“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=168
[„Die Kinder von Eden (Lesung)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=268
[„Das zweite Gedächtnis (Lesung)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=270
[„Der dritte Zwilling (Lesung)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=271
[„Mitternachtsfalken (Lesung)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=272
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[„Das Geheimnis des alten Filmstudios (Lesung)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4133
[„Die Tore der Welt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4703
[„Der Schlüssel zu Rebecca“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7252
[„Sturz der Titanen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7923

Adrian, Lara; St. John, Tina – Rache des Ritters, Die

_Inhalt:_

England, 12. Jahrhundert: In seiner Kindheit musste Gunnar Rutledge mit ansehen, wie sein Vater und seine Mutter ermordet wurden. Alles nur, weil d’Bussy seine Frau geliebt hat aber sie ihr nicht liebte. Nachdem sie die gemeinsame Tochter zur Welt gebracht hat, waren sie glücklich, aber dann erhält die die Kunde das ihr ehemaliger Verlobter, den sie sehr geliebt hat, gestorben ist, verändert sich das Verhalten von Rainas Eltern. Ihr Vater wirft ihrer Mutter Verhältnisse vor, betrügt und schlägt sie. Als sie auf einem Turnier mit ansehen muss, dass ihr Ehemann einen Mann tötet, weil er ihr behilflich war, kommt es auf der Burg der d’Bussys zum Selbstmord von Rainas Mutter. Noch in der Nacht reitet d’Bussy zur Burg der Rutledge und will Gunnars Mutter als seine nächste Ehefrau. Sie weigert sich und wird daraufhin ermordet. Gunnar, ein kleiner Junge, läuft davon und wird dann von d’Bussys Männern verfolgt. Kaum noch Kraft sich auf den Beinen zu halten bricht er zusammen. Er wird von einem Heiler gefunden. Seither kennt er keinen anderen Gedanken, als den Tod seiner Eltern zu rächen und den Schuldigen, Baron Luther d’Bussy, zur Rechenschaft zu ziehen. Um den Baron zu einem Duell zu zwingen, entführt er dessen Tochter, die schöne Raina, die er vorher von ihrem Jugendfreund Nigel retten musste, der aufdringlich wurde.

Von ihm angezogen trifft sie ihn auf dem Reitturnier der d’Bussys wieder und schenkt ihm ihre Gunst. Als Gunnar das Turnier gewinnt und den Preis erhält, sieht Gunnar seine Chance gekommen. Er zielt mit dem Schwer auf die Brust seines Feindes, doch hätte er nicht mit Rainas Mut gerechnet. Sie stellt sich zwischen Gunnar und d’Bussy. Seiner Chance beraubt trollt er sich, nicht ohne erneut Rache zu schwören. Ab jetzt belagert er die Burg und startet immer wieder Angriffe. Nigel will sich Gunnar schnappen, aber der Baron stellt sich dagegen. Als jedoch das Dorf in Flammen aufgeht, lässt er Nigel von der Leine. Auf diesem Moment hat Gunnar gewartet. Im Dunkel der Nacht schleicht Gunnar in die Burg und entführt Raina. Kaum auf seiner Burg angekommen versucht sie wieder zu flüchten. Aber immer wieder holt Gunnar sie zurück und auch sie wird immer unwilliger zu flüchten. Sie fühlt sich von ihm angezogen und auch abgestoßen. Aber Gunnar schafft es mit kleinen Berührungen und Gesten, sie zu bezirzen. Langsam kommen sich die beiden immer näher und erzählen sich ihre Vergangenheit. Aber um an die Zukunft zu denken, schickt er Raina zurück nach Hause. Dort muss sie mit ansehen wie ihr Vater verfällt und schließlich muss sie sich damit auseinandersetzen, dass sie Gunnar liebt und auf eine friedliche Einigung hoffen muss. Währenddessen muss Gunnar sich fragen, wie er sich in die Tochter seines ärgsten Feindes verlieben konnte und ob die beiden eine gemeinsame Zukunft haben!

_Meine Meinung:_

Hier schreibt Fantasy-Autorin Lara Adrian unter ihrem „historischen“ Autorenpseudonym „Tina St. John“. Dadurch unterscheidet sich der Schreibstil zwar erheblich, aber das Buch liest sich genauso flüssig wie die „Midnight Breed“-Serie. Sie schafft es einfach, den Leser in ihre Welt hineinzuziehen, sodass er einfach darin versinkt und so lange nicht auftaucht, bis er die letzte Seite gelesen hat.

Die Charaktere sind so detailreich gezeichnet, dass man meinen könnte, sie stünden neben dem Leser. Raina und Gunnar entwickeln sich so weiter, wie man es auch im echten Leben erwarten würde. Raina wird entführt, ist herzlich dem Squire von Gunnar gegenüber und versucht sich dort zurechtzufinden. Auch Gunnar entwickelt sich positiv weiter, durch die Liebe von Raina. Vor der Bekanntschaft noch auf Rache gesinnt, will er jetzt nur noch wissen, wieso seine Eltern sterben mussten. Durch die Liebe wurde er weicher, hat eine innere Stärke gefunden.

Auch die anderen Protagonisten passen mit ihren Handlungen und der Entwicklung in die Geschichte. Aufgrund der Entführung ist nicht viel von Rainas Vater zu sehen, aber die paar Szenen, die er hat, machen ihn einerseits sympathisch, aber auch aufgrund seines Verhaltens gegenüber seiner Frau, echt unsympathisch.

Der Squire von Gunnar, Alaric, kommt in dieser Geschichte toll rüber. Er, der mitfühlende junge Mann, der später mal Ritter werden will, hat sich in Raina verliebt, was ihm fast zum Verhängnis wird, als sie beschließt zu fliehen.

Auch andere Schurken dürfen für die Spannung im Buch nicht fehlen. Nur die Fehde zwischen Gunnar und dem Baron wäre ja langweilig, also muss dafür gesorgt werden, dass andere Situationen dazu führen, Gunnar in den Tod zu schicken. Aber, wie ein strahlender Held, wird er dieses Überleben, weil diese Bücher ja immer den Vorteil haben, ein Happy End zu haben.

Aufgeteilt in Prolog, Hauptteil und Epilog wird diese tolle Geschichte erzählt. Während im Prolog erzählt wird, wie Gunnars Mutter ihr Leben verliert, bezieht sich der Hauptteil der Geschichte auf die Entführung und das Zusammenfinden von Raina und Gunnar. Der Epilog erzählt die Geschichte der beiden rund ein Jahr nach der Hauptgeschichte.

_Fazit:_

Durch den Schreibstil, ihren manchmal hintergründigen Humor und ihre Liebe zu den Charakteren gewinnt dieses Buch schon sehr viel, aber die Geschichte an sich macht dieses Buch echt lesenswert. Klar, solche Storys gibt es schon in verschiedenen Ausführungen, aber noch nie habe ich mich dabei so unterhalten gefühlt. Man sieht, dass die große Liebe eine lebenslange Rache besiegen kann.

_Die Autorin:_

Tina St. John (geb. 1966 in Michigan) ist eine US-amerikanische Schriftstellerin. St. John ist auch unter dem Pseudonym Lara Adrian bekannt, unter dem sie die Vampir-Saga „Midnight Breed“ veröffentlicht.

Bevor sie sich der Schriftstellerei widmete, arbeitete sie in verschiedenen Berufen im administrativen Bereich, zuletzt als Leiterin der Personalabteilung eines Automobilkonzerns. Sie lebt zusammen mit ihrem Mann an der Küste von Neuengland. Ihre Mutter stammt ursprünglich aus Deutschland (Lorenzreuth, Bayern), wanderte jedoch 1956 in die USA aus. Zu ihren Lieblingsautoren gehören Bram Stoker und Anne Rice.

|Taschenbuch: 400 Seiten
Lara Adrian schreibt als Tina St. John
Original: Lord of Vengeance)
ISBN: 978-3802585210|
http://www.egmont-lyx.de

_Lara Adrians |Midnight Breed| bei |Buchwurm.info|:_
Band 1: [Geliebte der Nacht 4775
Band 2: [Gefangene des Blutes 4781
Band 3: [Geschöpf der Finsternis 4902
Band 4: [Gebieterin der Dunkelheit 5298
Band 5: [Gefährtin der Schatten 5998
Band 6: [Gesandte des Zwielichts]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6147

Follett, Ken – Sturz der Titanen

_Europa im Jahre 1911._ George V. besteigt den Thron des britischen Imperiums, Zar Nikolaus II. herrscht über das bereits von der russischen Revolution 1905 politisch geschwächte Russland, Wilhelm II. über das Deutsche Reich. Die Titanen wiegen sich in Sicherheit, ihnen ist nicht bewusst, dass ein Jahrhundertkrieg bevorsteht, der das Leben von Millionen Menschen verändern wird.

|England|: Ethel Williams, Tochter einer Bergarbeiterfamilie, arbeitet als Haushälterin für Earl Fitzherbert, lässt sich jedoch bald auf eine Romanze mit ihrem attraktiven Vorgesetzten ein. Als dieser erfährt, dass Ethel ein Kind von ihm erwartet, erkennt die junge Frau das wahre Gesicht ihrer ersten Liebe: Sie wird in Schande entlassen. Auch von ihrem Vater wird sie verstoßen und geht daraufhin nach London, um sich mit ihrem Sohn eine Zukunft aufzubauen und, gemeinsam mit Fitzherberts Schwester, der feurigen, emanzipierten Lady Maud, für die Rechte der Frauen in England zu kämpfen. Unterdessen beginnt ihr Bruder Billy mit der Arbeit als Bergarbeiter, wird nach Einbruch des Krieges jedoch, wie zahlreiche weitere junge Männer aus dem walisischen Dorf Aberowen und auch der kriegsbegeisterte Earl Fitzherbert, in die Armee einberufen und zur Unterstützung nach Frankreich geschickt. Bald beginnt Billy, seiner Schwester trotz strikter Geheimhaltungspflicht verschlüsselte Botschaften vom Schlachtfeld zu schicken, die Ethel bei ihrer politischen Arbeit verwendet. Bis der verbotene Schriftverkehr eines Tages entdeckt wird …

|Deutschland|: Der deutsche Diplomat Walter von Ulrich lernt bei einem Besuch in London die unbändige Lady Maud kennen und sofort verlieben sich die beiden. Eine Heirat erscheint jedoch in Anbetracht der politischen Konflikte zwischen den beiden Ländern unnenkbar. Dennoch geben sie sich im Geheimen das Ja-Wort und werden nach nur einer Nacht vom Ausbruch des Krieges auseinandergerissen. Jahre der Trennung stehen Walter und Maud bevor und keiner von beiden kann sich sicher sein, dass der andere noch an ihrer Beziehung festhält oder überhaupt noch lebt. Denn auch Walter wird an die Front geschickt. Kein Tag vergeht, an dem er nicht auf das Ende des Krieges und ein Wiedersehen mit seiner Geliebten hofft. Zugleich sehnt er sich nach einem demokratischen Deutschland, arbeitet im Geheimen an Friedensverhandlungen und an einer anschließenden Neuordnung des Deutschen Reiches.

|Russland|: Grigori und Lew Peschkow wuchsen als Waisen auf, nachdem ihr Vater aufgrund seiner revolutionären Ansichten gehängt und ihre Mutter beim Petersburger Blutsonntag ermordet wurde. Früh mussten die beiden lernen, auf eigenen Füßen zu stehen, ums Überleben zu kämpfen und hart zu arbeiten. Doch sie träumen davon, in Amerika ein besseres Leben führen zu können und sparen all ihr Geld auf eine Überfahrt. Eines Tagen jedoch tritt die schöne Katherina in das Leben der Brüder und verdreht beiden den Kopf. Sie entscheidet sich für den abenteuerlustigen Lew, der jedoch bald in Konflikt mit dem Gesetz kommt, und kurzerhand anstelle von Grigori die Reise nach Amerika antritt, um der Polizei zu entkommen. Er lässt die schwangere Katherina zurück. Der schüchterne, nachdenkliche Grigori kümmert sich zwar zunächst um sie, wird jedoch auch bald an die Front geschickt. Schnell werden die Missstände in Russland aufgrund der Verarmung durch den Krieg immer größer, die Menschen haben nichts zu essen mehr und kämpfen ums pure Überleben. Die Wut auf die Obrigkeiten nimmt täglich zu und gipfelt schließlich im Ausbruch der Februarrevolution 1917. Der Zar wird gestürzt und kurz darauf übernehmen die Bolschewiken in der Oktoberrevolution gewaltsam die Macht an sich. Grigori, mittlerweile aus dem Krieg zurück gekehrt, wird zu einem der Anführer der Revolution, während sein Bruder Lew in Amerika zu Reichtum kommt.

_Mit dem Vorhaben,_ die bedeutenden geschichtlichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts literarisch anhand von den Schicksalen einzelner Menschen und Familien zu verarbeiten, hat sich Ken Follett zweifelsohne einer unglaublich schwierigen und anspruchsvollen Aufgabe gestellt. Doch der erste Band der Jahrhundert-Saga, „Sturz der Titanen“ beweist, dass Follett dem zweifelsohne mehr als gewachsen ist. Zum einen sind die Hintergründe des Werkes bis ins kleinste Details perfekt recherchiert und wiedergegeben. Und dabei hat sich Follett nicht nur mit offensichtlichen geschichtlichen Ereignissen selbst, wie dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger in Sarajewo, dem Schlieffen-Plan, der Schlacht um Verdun, der Schlacht an der Somme, den verschiedenen Revolutionen in Russland, dem Ausbruch des uneingeschränkten U-Boot-Krieges, Wilsons 14-Punkte-Programm, usw., sondern auch mit einzelnen Reden, den Persönlichkeiten, ihren Ansichten, Aufenthaltsorten über die Jahre und ihren Gepflogenheiten, beschäftigt. Gemäß der Regel des Autors |“Entweder ist die Szene so geschehen oder sie hätte so geschehen können. Endweder sind die Worte so verwendet worden oder sie hätten so verwendet werden können.“| fügt sich die Geschichte, die Follett um die tatsächlich geschehenen Ereignisse gewoben hat, perfekt und fehlerlos in die wirkliche Geschichte ein. Ein weiterer Bonus: Trennt man Wahrheit und Fiktion bewusst, kann man aus „Sturz der Titanen“ eine ganze Menge über den Ersten Weltkrieg lernen.

_Doch nicht nur die_ Wiedergabe der tatsächlichen Ereignisse und das Geschick, mit dem Follett Geschichte und Geschichte verwoben hat, sind bemerkenswert. Auch der erdachte Teil der Story ist ein Meisterwerk schreiberischen Schaffens. Voller Emotionen skizziert Follett die Charaktere, arbeitet ihre Schwächen und Stärken heraus, stellt ihre inneren Konflikte dar und verleiht ihnen so ausgeprägte Persönlichkeiten, in die sich der Leser hineinversetzen, die er verstehen oder verurteilen, für die er hoffen und bangen, mit denen er mitfiebern und um die er trauern kann. Auch vermittelt der Autor die damalige Lebenssituation der Menschen in den verschiedenen Ländern sehr gut, stellt dar, wie sie unter politischen Ränkespielen und Machtkämpfen leiden, um ihr Leben, ihre Zukunft, die ihrer Familien und Freunde und um politische Veränderungen kämpfen, welchen Risiken und Gefahren sie ausgesetzt waren, mit welchen Verlusten sie umgehen mussten und wie sie versuchten, mit der Machtlosigkeit des Einzelnen in einem solchen Weltkrieg umzugehen. Man könnte meinen, dass über 1000 Seiten, bedruckt mit winziger Schrift, schwer zu lesen sind und dass man vielleicht irgendwann die Lust daran verliert, wenn die Spannung mal nachlässt, doch dem ist hier keinesfalls so. Trotz der Ausführlichkeit und Länge der Darstellung verschlingt man „Sturz der Titanen“ so schnell es irgendwie geht und kann sich kaum von den Seiten losreißen, so unfassbar spannend und dramatisch ist die Story erzählt.

_Abschließend_ kann ich Liebhabern von historischer Literatur nur dazu raten, sich dieses Buch zu Gemüte zu führen. Fehlkauf ausgeschlossen!

|Taschenbuch, 1040 Seiten
Originaltitel: Fall Of Giants
Ins Deutsche übertragen von Rainer Schumacher und Dietmar Schmidt
ISBN 978-3404166602|

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[„Der Schlüssel zu Rebecca“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=168
[„Die Kinder von Eden (Lesung)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=268
[„Das zweite Gedächtnis (Lesung)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=270
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[„Eisfieber (Lesung)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1852
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[„Das Geheimnis des alten Filmstudios (Lesung)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4133
[„Die Tore der Welt“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4703
[„Sturz der Titanen“ (Lesung)“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6623
[„Der Schlüssel zu Rebecca“ (Lesung)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7252

Loren D. Estleman – Blutiger Herbst

1881 brechen die Brüder Earp und Doc Holliday in Tombstone eine Schießerei vom Zaun, die drei Opfer fordert. Estleman offenbart hässliche Wahrheiten hinter der Legende und schildert die gar nicht ‚heldenhaften‘ Sieger vom OK-Corral als frühe Vertreter des organisierten US-Verbrechens: kein „Western“, sondern ein spannender Historien-Krimi aus einem zwar wilden aber niemals nostalgisch verklärten Westen. Loren D. Estleman – Blutiger Herbst weiterlesen

Franklin, Ariana – Fluch der Totenleserin, Der (Adelia Aguilar 4)

_Die Totenleserin:_

Band 01: „Die Totenleserin“
Band 02: „Die Teufelshaube“
Band 03: [„Der König und die Totenleserin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6970
Band 04: _“Der Fluch der Totenleserin“_

Außer sich vor Wut nimmt Adelia den Befehl Heinrichs II. entgegen, seine Tochter nach Sizilien zu begleiten. Die Reise ist lang und gefährlich. Doch mehr als Kriege und Pest beunruhigen Adelia die heimtückischen Morde, die in dem riesigen Tross passieren. Trachtet man der Prinzessin nach dem Leben? Weiß einer von dem geheimnisvollen, magischen Schwert, das die Prinzessin mit sich führt? Und warum versucht jemand, Adelia als die Mordverdächtige aussehen zu lassen?

Die gewitzte Pathologin spürt, wie eine unsichtbare Gefahr ihr immer näher kommt, doch sie kann den wahren Mörder nicht enttarnen. Als Adelia aufgrund ihrer Arbeit in Frankreich von einem Bischof als Ketzerin bezeichnet und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wird, sieht sich ihr größter Feind in der Gefolgschaft der Prinzessin endlich am Ziel. Er wird sie leiden und sterben sehen … (Verlagsinfo)

_Kritik_

„Der Fluch der Totenleserin“ ist bereits der vierte Band um die Totenleserin Adelia Aguilar. Ariana Franklin schickt die erste Pathologin des Mittelalters diesmal auf eine gefahrvolle Reise nach Sizilien.

Wie schon in den Vorgängern der Serie um Adelia wird den Lesern in „Der Fluch der Totenleserin“ ein spannender Mittelalterkrimi geboten. Die packende Handlung wird unterhaltsam in die historische Atmosphäre, eine gute Portion trockenen Humors und wichtige Themen wie Religion, Missgunst und Standesdünkel eingebettet. So entsteht ein atmosphärisch dichter Plot, der die Leser schon auf den ersten Seiten zu fesseln weiß. Besonders der Klerus wird von der Autorin wieder ordentlich auf die Schippe genommen, und so sorgt der trockene Humor für so manches Schmunzeln. Nebenhandlungen fügen sich perfekt ergänzend in den Plot ein.

Diesmal stehen allerdings nicht ungeklärte Todesfälle und somit Adelias Kunst im Vordergrund des Geschehens. Mordanschläge auf Mitreisende und Adelia selbst sorgen für atemberaubende Spannung. Schon auf den ersten Seiten baut die Autorin einen konstanten Spannungsbogen auf, der im Laufe der Geschichte immer wieder neue Höhepunkte findet. Adelias Abenteuer in Sizilien endet in sich abgeschlossen. Zwar wären Folgebände möglich gewesen, doch da die Autorin leider 2011 verstarb, endet die Serie um Englands erste Pathologin leider mit dem vierten Band.

Ihrem Erzählstil bleibt die Autorin weiterhin treu. Mit ihrem gefälligen und leicht verständlichen Stil macht es die Autorin ihren Lesern leicht, der komplexen Handlung zu folgen. Dabei bewerkstelligt es Ariana Franklin, trotz des Verzichts der zeitgemäßen Sprechweise, ein authentisches Bild der damaligen Zeit zu schaffen. Besonders für Einsteiger in das historische Genre ist die Serie um die Totenleserin, gerade wegen der gewählten Sprache, perfekt geeignet. Der saloppe Ton, der in Franklins Romanen vorherrscht, ist für Fans historischer Romane ungewohnt, die Autorin geht allerdings im Nachwort darauf ein und erklärt einleuchtend, warum sie moderne Sprache bevorzugt.

Wie schon gewohnt wird die Geschichte von einem neutralen Beobachter in der dritten Person erzählt. Allerdings wird dieser Erzählfluss durch die Gedanken des geheimnisvollen Mörders unterbrochen. Diese düsteren Gedanken und Rachepläne lassen die Leser schaudern.

Die Altbekannten sowie die neu hinzugekommenen Darsteller sind charismatisch und lebendig konzipiert. Besonders der irische Kapitän O’Donnell fällt bei den neuen Charakteren auf. Adelia, die ein für damalige Zeiten ungewöhnlich großes Selbstbewusstsein zur Schau trägt, zieht ihre Leser nach wie von in den Bann. Liebenswert und schlagfertig, stellt sie sich den Herausforderungen, die ihr Leben und ihr Wissen an sie stellen. Mit dabei sind auch wieder Mansur und Rowley, die beide eine große Rolle in Adelias Leben spielen.

_Autorin_

Ariana Franklin arbeitete als Journalistin, bevor sie die Schriftstellerei für sich entdeckte. Ihr erster Roman mit ihrer ungewöhnlichen Heldin Adelia erschien 2007 bei |Droemer| mit dem Titel „Die Totenleserin“.

Ariana Franklin alias Diana Norman verstarb am 27. Januar 2011 in Hertfordshire.

_Fazit_

„Der Fluch der Totenleserin“ bietet seinen Lesern ein atmosphärisch dichtes und atemberaubend spannendes Lesevergnügen. Ariana Franklin hat es meisterhaft verstanden, ihre Leser zu unterhalten. Ihre charismatische Heldin Adelia, ihr Vertrauter Mansur und der exzentrische Rowley begleiten uns in ein packendes Abenteuer, das durch einen wundervoll trockenen Humor aufgelockert wird.

|Originaltitel: The Assassin’s Prayer
Übersetzung: Werner Löcher-Lawrence
Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
ISBN-13: 978-3426199411|
http://www.droemer-knaur.de

Blazon, Nina – Wolfszeit

Nina Blazon ist vor allem für ihre Fantasyromane bekannt. Sie schreibt jedoch auch immer wieder Bücher, in denen sie historische Stoffe jugendgerecht in Romanform aufbereitet. Ihr neustes Werk dieser Art ist „Wolfszeit“, das sich mit der Bestie vom Gévaudan beschäftigt.

Im 18. Jahrhundert geht im französischen Gévaudan eine Bestie um. Sie hat es vor allem auf arme Leute abgesehen, die sie grausam zurichtet. Alle Welt glaubt, dass es sich dabei um einen Wolf handelt. Weil die Leute im Gévaudan es nicht schaffen, das Tier zu erlegen, schickt der französische König seine eigenen Jäger in die Provinz, um dem Spuk ein Ende zu bereiten.

Mit ihnen reist der Versailler Student Thomas Auvray, der von der Bestie fasziniert ist. Er hat die Zeitungsartikel über das Ungeheuer verschlungen und wundert sich darüber, wie das Tier beschrieben wird. Der begabte Zeichner macht sich daran, mithilfe von Zeugenaussagen und eigenen Beobachtungen an Opfern und Tatorten ein Bild der Bestie zu entwerfen. Da er in Versailles als Assistent des Naturforschers de Buffon arbeitet, sieht er schnell, dass das Ungeheuer von Gévaudan kein gewöhnlicher Wolf sein kann. Doch was ist es dann? Aufklärung könnte ihm die Adlige Isabelle bringen, die den Angriff der Bestie überlebt hat. Doch ihr Bruder hält das Mädchen versteckt und Thomas fragt sich, ob der Angriff das einzige Geheimnis Isabelles ist …

_Nina Blazon nimmt die_ häufig erzählte und 2000 sogar verfilmte Geschichte um die Bestie vom Gévaudan und bettet ihre historischen Fakten in einen Jugendroman ein. Erzählt wird dabei aus der Perspektive des Studenten Thomas oder gelegentlich aus der von Isabelle. Beide Figuren sind sehr gelungen, schafft die Autorin es doch, beiden Leben einzuhauchen und sie so zu gestalten, dass sich auch Leser von heute mit ihnen identifizieren können. Thomas bekommt zusätzliche Tiefe dadurch, dass sein Hintergrund als Kunststudent immer wieder betont wird. Blazon beschreibt anschaulich, wie er zeichnet und welchen Bestandteil die Kunst für ihn hat. Dies blitzt auch immer wieder im Schreibstil durch, der gewohnt locker und wortgewandt ist.

Der Roman gliedert sich in eine Art Rahmenhandlung und die Geschehnisse im Gévaudan. Die Rahmenhandlung findet in Versailles statt, wo Thomas neben seiner Arbeit und seines Studiums vor allem mit den Absichten seines Vaters zu kämpfen hat. Der möchte seinen Sohn gerne mit einer guten Partie verheiraten. Das gefällt Thomas nicht und er ist dankbar dafür, nach Gévaudan reisen zu können. Bis dahin vergehen ungefähr hundert Seiten, die den Leser etwas ratlos zurücklassen, weil nicht so ganz klar ist, wo sie hinführen sollen. Trotz des schwachen, aufgrund vieler Perspektiven – auch einige Dorfbewohner des Gévaudan kommen zu Wort – zerfahrenen Anfangs steigert sich die Geschichte deutlich, sobald Thomas im Gévaudan ankommt. Da er schnell feststellt, dass die Bestie kein normaler Wolf ist, beginnt das Rätselraten, was es denn sonst sein könnte. Die Spannung steigert sich merklich, da Blazon geschickt Hinweise setzt, die für Wendungen und Überraschungen sorgen. Dass neben dem Rätsel um die Bestie noch einige weitere Ungereimtheiten eingeführt und aufgelöst werden, tut der Handlung sehr gut und lässt schlussendlich die Erzählmagie aufkommen, die man von der Autorin gewohnt ist.

_Mit „Wolfszeit“ gelingt es_ Nina Blazon erneut, historischen Stoff gelungen aufzubereiten. Ihr Markenzeichen ist dabei, dass sie nicht wie ein typischer historischer Roman klingt, sondern etwas Lockeres in den Roman einbringt. Er lässt sich leicht lesen und bietet Identifikationspotenzial. Einzig der schwierige Einstieg trübt den positiven Gesamteindruck ein wenig.

|Gebunden: 567 Seiten
ISBN-13: 978-3473400706|
http://www.ravensburger.de
http://www.ninablazon.de

_Nina Blazon bei |Buchwurm.info|:_
[„Der Bund der Wölfe“ 2380

|Historische Romane:|
[„Der Spiegel der Königin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3203
[„Der Maskenmörder von London“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3983
[„Die Königsmalerin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5207

|Woran-Saga:|
Band 1: [„Im Bann des Fluchträgers“ 2350
Band 2: [„Im Labyrinth der alten Könige“ 2365
Band 3: [„Im Reich des Glasvolks“ 2369

|Die Taverne am Rande der Welten:|
Band 1: [„Die Reise nach Yndalamor“ 3463
Band 2: [„Im Land der Tajumeeren“ 3980
Band 3: [„Das Königreich der Kitsune“ 4725

|Weitere Fantasyromane:|
[„Die Sturmrufer (Die Meerland-Chroniken 1)“ 4180
[„Die Rückkehr der Zehnten“ 2381
[„Faunblut“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5463
[„Schattenauge“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6275
[„Ascheherz“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6885
[„Zweilicht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7450

Clifton Adams – Satans Silberdollar

Eine gemeinsame Kutschfahrt gescheiterter Existenzen durch das öde Texas des Jahres 1888 endet in sinnloser Gewalt und Mehrfach-Mord … – Bis im Finale wenigstens ein Hauch von Hoffnung aufkommt, verbeißt sich dieser ‚Western‘ geradezu existenzialistisch in Themen wie Lebensangst, Tod oder Verantwortung: eine seltsame aber spannende Lektüre. Clifton Adams – Satans Silberdollar weiterlesen

Rickman, Phil – Gebeine von Avalon, Die

In seinem Heimatland Großbritannien ist Phil Rickman, Autor zahlreicher mystisch und paranormal angehauchter Krimis sowie der Buchserie um die auf exorzistische Praktiken spezialisierte Pfarrerin Merrily Watkins, bekannt und erfolgreich, in Deutschland konnte dem Schriftsteller bisher allerdings nicht der große Durchbruch gelingen. Meiner Meinung nach ist das völlig unverständlich, denn „Die Gebeine von Avalon“, sein neues Werk, verschlang ich geradezu und zähle es eindeutig zu den besten Büchern, dich ich in letzter Zeit gelesen habe.

In „Die Gebeine von Avalon“ befasst sich Rickman mit einer mysteriösen Vorhersage des Astrologen Nostradamus, der den Sturz der jungen Königin Elizabeth I. prophezeite, sollte es ihr nicht gelingen, die Knochen ihres Ahnherrn zu finden. Daraufhin entsendet sie ihren Hofastrologen Dr. John Dee, vom Volk wegen seiner angeblichen magischen Fähigkeiten und Vertrautheit mit den dunklen Wissenschaften gemieden und gefürchtet, in das geheimnisvolle Dörfchen Glastonbury, in dessen Klosterruine Gerüchten zufolge das Grab Artus‘ entdeckt wurde.

Doch nach Ankunft Dees und seines Gefolges überschlagen sich die Ereignisse: Dee verliebt sich in die Tochter eines Arztes, deren Mutter einst als Hexe verbrannt wurde und die von den Dorfbewohnern und den ehemaligen Mönchen selbst verdächtigt und missachtet wird. Der Hexenwahn entbrennt erneut, ein Gefolgsmann Dees wird gefoltert und in einem grausamen Ritual ermordet, ein halbseidener Knochenhändler tritt auf den Plan und John Dee läuft langsam die Zeit davon, die zahlreichen Rätsel zu lösen.

Diese Geschichte wird von Rickman mit bildhafter, ausschmückender Sprache, die zugleich anspruchsvoll und dennoch leicht verständlich ist und mit der es dem Autor fantastisch gelingt, die Stimmung der damaligen Zeit und die sehr eigene Atmosphäre des Dorfes einzufangen, überaus spannend und kurzweilig erzählt. Der Einstieg gestaltet sich zwar noch etwas zäh und einen Hauch langatmig, doch schon nach kurzer Zeit spannt der Schriftsteller den Spannungsbogen merklich an und auch als Leser fühlt man sich durch den Tagebuch-ähnlichen Charakter des Buches schnell angesprochen und in die Handlung hineingezogen.

Man kann nie erahnen, was als nächstes passiert, und das Ende des Buches hält noch so einige Überraschungen bereit. Besonders das ist meiner Meinung nach ein ganz besonders großer Pluspunkt, denn bei den meisten Werken ist irgendwann klar, worin die Story gipfeln wird, und nur selten erwarten den Leser noch wirklich völlig unerwartete Wendungen. Auch fällt sehr positiv auf, dass sich Rickman intensiv mit der Materie befasst hat. Zahlreiche Details über Elizabeth I., die Tudors, das frühere England sowie Religion und Wissenschaften zeigen, dass Rickman sich für die Thematik interessiert, begeistert und dass er seinen Roman gezielt in dieser Zeit an diesem Ort mit diesen Personen hat spielen lassen.

Insgesamt eine echte Empfehlung für Fans von historischen Romanen mit Elementen aus Mystery und Krimi, und hoffentlich gelingt es auch Phil Rickman, sich mit diesem Werk hierzulande weiter zu etablieren.

|Paperback, 654 Seiten
Originaltitel: The Bones of Avalon
Ins Deutsche übertragen von Alexandra Hinrichsen
ISBN 978-3862520015|
[www.rowohlt.de]http://www.rowohlt.de
[www.philrickman.co.uk]http://www.philrickman.co.uk

_Die „Merrily Watkins“-Romane von Phil Rickman:_

01 „Frucht der Sünde“
02 [„Mittwinternacht“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6067
03 [„Die fünfte Kirche“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6283
04 [„Der Turm der Seelen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6644
05 [„Der Himmel über dem Bösen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6979
06 [„Die Nacht der Jägerin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7045
07 „Das Lächeln der Toten“
08 „Ein dunkler Gesang“
09 „Das Gespinst des Bösen“
10 „To Dream of the Dead“ (noch ohne dt. Titel)
11 „The Secrets of Pain“ (noch ohne dt. Titel)

Seth Grahame-Smith: Abraham Lincoln – Vampirjäger

grahame-smith-lincoln-vampir-cover-kleinWeil Vampire seine Mutter töten, schwört Abraham Lincoln ihnen Rache und verfolgt sie erbittert; als Präsident der Vereinigten Staaten führt er sogar Krieg gegen die Blutsauger … – Weniger die bedingt originelle Hintergrundgeschichte, sondern das Geschick des Verfassers bei der ‚Neuinterpretation‘ historischer Fakten sorgt für Lektürevergnügen: eines der besseren der aktuell erfolgreichen „[Prominenter Name]-jagt-Vampire“-Mash-up-Garne.
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Cornwell, Bernard – Sharpes Mission (Sharpe 7)

_|Sharpe|:_

01 [„Sharpes Feuerprobe“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5208
02 [„Sharpes Sieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5829
03 [„Sharpes Festung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7099
04 [„Sharpes Trafalgar“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7111
05 [„Sharpes Beute“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7508
06 [„Sharpes Aufstieg“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7521
07 _“Sharpes Mission“_
08 „Sharpes Trophäe“
09 „Sharpes Gold“
10 „Sharpe’s Escape“ (noch ohne dt. Titel)
11 „Sharpe’s Fury“ (noch ohne dt. Titel)
12 „Sharpe’s Battle“ (noch ohne dt. Titel)
13 „Sharpes Rivalen“
14 „Sharpes Degen“
15 „Sharpe’s Skirmish“ (noch ohne dt. Titel)
16 „Sharpes Feind“
17 „Sharpes Ehre“
18 „Sharpes Geheimnis“
19 „Sharpe’s Christmas“ (noch ohne dt. Titel)
20 „Sharpes Triumph“
21 „Sharpes Rache“
22 „Sharpes Waterloo“
23 „Sharpe’s Ransom“ (noch ohne dt. Titel)
24 „Sharpe’s Devil“ (noch ohne dt. Titel)

_Richard Sharpe und seine Schützen_ tummeln sich in Portugal immer noch fernab der restlichen englischen Truppen. Der Pionier Major Hogan hat sie unter seine Fittiche genommen, damit sie ihn bei seinen Kartographie-Aufgaben unterstützen. Nun jedoch hat er eine andere Aufgabe für Sharpe: Er soll mit seiner Einheit eine junge Engländerin aus dem kleinen Dorf Vila Real de Zedes holen und sie mit ihrer Mutter wiedervereinen. Das junge Ding ist weggelaufen und naturgemäß macht sich die Mutter Sorgen – vor allem, da die Franzosen stetig vorrücken und die Lage für Engländer und Portugiesen zunehmend brenzlig wird.

In Vila Real de Zedes angekommen, wird bald klar, dass Kate Savage nicht nur ausgerissen, sondern gar durchgebrannt ist – nämlich mit dem wortgewandten (und ranghöheren) Colonel Christopher. Als Sharpe eintrifft, haben die beiden gerade heimlich geheiratet und so zerschlägt sich selbstverständlich der Plan, Kate wieder zu ihrer Mutter zurückzubringen. Christopher versorgt Sharpe jedoch mit einem neuen Befehl – nämlich auf Kates Gut zu bleiben und sie zu beschützen, während er selbst auf eine geheime Mission verschwindet. Als Diplomat will er mit den Portugiesen und Franzosen verhandeln, um den Krieg zu beenden und das Land zu befrieden. Das sagt er zumindest …

Mehr aus Langeweile und um seine Männer zu beschäftigen, befiehlt Sharpe, den Berg hinter Kates Anwesen zu befestigen und zu einer rudimentären Festung auszubauen. Schlussendlich soll das Sharpes Rettung sein, denn Christopher stellt sich als Verräter heraus, der mit den Franzosen gemeinsame Sache macht und als Zeichen des Goodwill Sharpe und seine Schützen an eine französische Einheit ausliefert. Diese können – trotz ihrer Überzahl – die Festung auf dem Berg jedoch nicht einnehmen und müssen schlussendlich geschlagen abziehen.

Und so können Sharpes Schützen nach dem Abzug der Franzosen endlich einen Versuch starten, zu den englischen Truppen zurückzufinden. Bisher wurde dieser Versuch von der Tatsache vereitelt, dass sie den Fluss Douro überqueren müssten, die Franzosen aber alle Boote zerstört haben. Zufällig finden sie in einem Dorf dann allerdings doch noch eine Fährmöglichkeit und so können sie sich bis zum französisch besetzten Oporto durchschlagen. Der französische General Soult wähnte den Sieg schon sicher, doch da den Engländern nun ein Weg über den Fluss zur Verfügung steht, können sie ein strategisch günstig gelegenes Priesterseminar besetzen und von dort aus Oporto zurückgewinnen. Soult muss in Schimpf und Schande abziehen.

Doch was ist mit Colonel Christopher? Mit dem hat Sharpe schließlich noch ein Hühnchen zu rupfen und Richard Sharpe ist keiner, der eine Rechnung unbeglichen lässt …

_“Wahrscheinlich der Beste_ aller Sharpe-Romane“, wird der „Evening Standard“ auf dem Buchrücken zitiert. Nun ja, bei einer Romanreihe mit über zwanzig Einzelbänden ist der Beste sicherlich ohnehin schwer auszumachen. “Sharpes Mission” ordnet sich nahtlos ein, sticht allerdings kaum hervor – weder positiv noch negativ. Besonders im letzten Drittel zieht die Action ordentlich an und es kommt richtig Spannung auf: Die Eroberung von Oporto und schlussendliche Vertreibung der Franzosen aus Portugal schildert Cornwell mit dem ihm eigenen Detailreichtum und einem großzügigem Schuss Schlachtgetümmel. In der ersten Hälfte des Romans dagegen dümpelt die Handlung ein wenig dahin, was durchaus vom Autor so gewollt ist. Schließlich beschwert sich auch Sharpe darüber, dass er in Vila Real de Zedes praktisch festsitzt, währen der Bär ganz woanders steppt. Der Leser kann seinen Frust verstehen – Soldaten, die nichts zu tun haben, kommen offensichtlich zwangsläufig auf dumme Ideen.

Wieder einmal hat Cornwell jedoch mit Colonel Christopher einen würdigen Gegenspieler für seinen Helden Sharpe geschaffen. Christopher ist alles, was Sharpe nicht ist: Er ist redegewandt, wohlgeboren, vornehm. Und vor allem ist er intrigant! Eigentlich als Angestellter des Auswärtigen Amtes in Portugal, entpuppt er sich als Opportunist der schlimmsten Sorte, der sich bei allen Seiten anbiedert, um sie schlussendlich gegeneinander auszuspielen. Sein Plan: Sich bei den Siegern gut Freund machen und dadurch zu Reichtum und Macht zu kommen. So verfängt er sich in einem Netz aus Intrigen, Spionage und Gegenspionage und würde damit vermutlich sogar durchkommen – wenn da nicht Richard Sharpe wäre. Der will nicht nur das Fernrohr zurück, das Christopher ihm abgenommen hat, er will auch Rache für dessen Verrat von Vila Real de Zedes. Und wer die „Sharpe“-Romane kennt, weiß, dass der Protagonist der Bücher recht starrköpfig sein kann, wenn es um die Durchsetzung seiner Ziele geht.

Dieser jüngere Roman (erstveröffentlicht 2003) wurde wieder von Joachim Honnef übersetzt, daher sollte man auf einige Ungereimtheiten gefasst sein. So findet es Honnef offensichtlich nicht ungewöhnlich, dass sich Sharpe und sein Seargent Harper mal duzen und mal siezen – manchmal passiert dieser Umschwung sogar innerhalb eines Gesprächs. Während Sharpe ein Lieutenant ist, ist sein befreundeter portugiesischer Counterpart ein Leutnant – wohl um landestypisch zu bleiben. Dann sollten sich aber französische Offiziere aber wohl besser nicht mit „Sir“ ansprechen … Alles in allem ist die Übersetzung wieder so unausgegoren, wie man das von Joachim Honnef mittlerweile gewöhnt ist.

_Trotzdem kann man sich_ – wie immer – in Cornwells fähige Hände begeben, wenn man auf der Suche nach einem historischen Abenteuer ist. Und auf der Suche nach einem schneidigen Helden, der sich mit etwas Glück und Spucke noch aus jeder misslichen Lage befreien konnte.

|Taschenbuch: 400 Seiten
Originaltitel: Sharpe’s Havoc
ISBN-13: 978-3404160884|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

_Bernard Cornwell auf |Buchwurm.info|:_
[„Stonehenge“ 113
[„Die Galgenfrist“ 277
[„Der Bogenschütze“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 1) 3606
[„Der Wanderer“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 2)]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3617
[„Der Erzfeind“ (Auf der Suche nach dem Heiligen Gral 3) 3619
[„Das Zeichen des Sieges“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6223
[„Das brennende Land“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6656
[„Das Fort“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7602

André, Martina – Rückkehr der Templer, Die (Die Templer 2)

_|Die Templer|:_

Band 1: [„Das Rätsel der Templer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4654
Band 2: _“Die Rückkehr der Templer“_

_Der Templer Gero_ und seine gefährlichste Mission

Hannah Schreyber hat den ehemaligen Templer Gero von Breydenbach geheiratet, den es mittels eines Timeservers aus dem Jahr 1307 in die Gegenwart verschlagen hat. Doch den beiden ist keine Ruhe vergönnt. Wissenschaftler finden heraus, dass die beiden ehemaligen Besitzerinnen des Servers im 12. Jahrhundert in Jerusalem festsitzen. Und dass es Hinweise gibt, dass die Vereinigten Staaten und Europa vor dem Untergang stehen. Gero und seine Templer sollen durch die Zeit reisen, um die jungen Frauen zu retten – und herausfinden, wie man die Apokalypse verhindern kann. Ein Himmelfahrtskommando beginnt …

Eine rasante Zeitreise – eine hochspannende Templergeschichte. (Verlagsinfo)

_Kritik_

Mit ihrem Roman „Die Rückkehr der Templer“ verbindet die Autorin Martina André gekonnt eine düstere Zukunftsversion mit einem großen Anteil historischem Roman. „Die Rückkehr der Templer“ spielt in den Jahren 2151, 2005 und 1153 wobei der historische Anteil deutlich überwiegt. Klar gegliedert sind diese Zeitsprünge überaus verständlich und der Leser kommt mit den Zeitenwechseln gut zurecht.

Sprachlich beweist die Autorin, dass sie Sinn fürs Detail hat, bildgewaltig und lebendig werden die Schauplätze beschrieben. Dabei verrennt Martina André sich nicht in den Beschreibungen, sondern lässt der Handlung den benötigten Raum, um sich zu entfalten. Auch eine gründliche Recherche ist nicht von der Hand zu weisen, die fiktive Handlung ist glaubwürdig in die historischen Begebenheiten eingebettet. So erfährt der Leser von vielen Ereignissen, die sich im heiligen Land um 1153 abgespielt haben. Gerade der noch junge Orden „Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem“, kurz Templer genannt, spielt hier wie schon in „Das Geheimnis der Templer“ eine große Rolle.

Neben dem anspruchsvollen Plot gibt es eine Reihe Nebengeschichten, die geradezu perfekt in die Geschichte passen und diese abrunden. Neben grausamen Kämpfen, schrecklicher Misshandlungen von Gefangenen und hinterlistigen Intrigen bekommt auch die Romantik einen Platz in der Geschichte. Diese romantischen Szenen passen sich optimal in die Handlung ein und wirken nicht zu übertrieben oder kitschig. Die Autorin bedient so beide Geschlechter ihrer Leserschaft und dies wirklich unterhaltsam und überzeugend. Interessant ist auch die Überlegung umgesetzt, mit dem heutigen und künftigen Wissen in vergangene Ereignisse einzugreifen und diese dementsprechend umzugestalten. Die Überlegung des Möglichen und der Konsequenzen ist kaum fassbar, die Autorin hat es aber trotzdem geschafft, dieses glaubwürdig zu konzipieren. Nicht die großen Ereignisse führen hier zum Ziel, mehr die kleineren, kaum wahrnehmbaren Änderungen machen Hoffnung, die Zukunft zu einer besseren werden zu lassen. Aber nicht nur die Vergangenheit behandelt die Autorin äußerst sorgfältig, gerade auch die Ereignisse in der heutigen Zeit tragen zum Lesespaß bei. Nicht nur politische und militärische Seitenhiebe werden unterhaltsam in die Geschichte eingebracht, auch Religion und das mangelnde Verständnis für andersgläubige rundet die unterhaltsame und spannende Handlung ab und erklärt so manches. Wer sich selber die Ereignisse in der heutigen Zeit genau anschaut, wird sich schnell damit konfrontiert sehen, dass eine düstere Zukunft, so wie die Autorin sich zeichnet, gar nicht so weit entfernt ist. Ob nun Veränderungen in der Weltgeschichte zu etwas Bessrem führen? Der Leser wird auf jeden Fall zum Nachdenken angeregt und darf gespannt sein.

Actionreich könnte man den Roman um „Die Rückkehr der Templer“ nennen. Gleich zu Beginn wird der Leser mit einer äußerst spannenden und actionreichen Handlung konfrontiert, die sich nachhaltig steigert. Zeiten- und Perspektivenwechsel erhöhen den Spannungsbogen immer wieder und so sucht der Leser vergeblich nach langatmigen Sequenzen. Gerade dies bezeugt das Talent dieser Autorin, den trotz der geradezu detailverliebten Beschreibungen und der gut recherchierten, wenn auch fiktiven Handlung kommt es auf den fast 800 Seiten nie zu langweiligen Abschnitten.

Erzählt wird der Roman rückblickend aus der Perspektive einer beobachtenden dritten Person. Der Fokus hier wechselt zwischen den verschiedenen Personengruppen, die den Roman bevölkern. Dies mag sich kompliziert nachvollziehbar anhören, ist es aber nicht. Auch wenn der Fokus beim Erzählen auf eine andere Person oder Personengruppe wechselt, kann der Leser dies sofort nachvollziehen und auch nach einer Lesepause ist man direkt wieder im Bilde.

Bei den Darstellern hat die Autorin wieder ganze Arbeit geleistet. Auch wenn es durchaus Figuren gibt, die klischeehaft, stereotyp oder auch mal übertrieben dargestellt sind, es gibt auch die anderen. Die, die schon charakterlich viele Facetten vorweisen können und so auch in der Lage sind die Leser zu überraschen. So weisen die wichtigsten Figuren auch mal Ecken und Kanten auf, die diese aber auch erst authentisch und noch mal so liebenswert machen, denn wer will schon immer nur von den perfekten Menschen lesen, den es sowieso nicht gibt. Besonders interessant sind auch die historisch belegten Figuren, wie der spätere Großmeister André de Montbard und Königin Melisende und deren Ziele ausgearbeitet.

_Autorin_

Martina André lebt mit ihrer Familie in Koblenz. Bisher sind als Aufbau-Taschenbuch erschienen: „Die Gegenpäpstin“ und „Das Rätsel der Templer“. Im Verlag Rütten & Loening veröffentlichte sie zuletzt: „Die Teufelshure“.

_Fazit_

Mit ihrem neuen Roman „Die Rückkehr der Templer“ hat Martina André wieder einmal bewiesen, dass sie über erzählerisches Talent verfügt. Spannend und unterhaltsam erzählt sie uns Lesern die abwechslungsreiche Geschichte ihrer interessanten Protagonisten. Die fiktive Geschichte ist ansprechend in die historischen Begebenheiten aus dem 12. Jahrhundert eingebettet.

Hat die Autorin mich schon mit ihren Romanen „Das Geheimnis der Templer“, „Die Gegenpäpstin“ und „Die Teufelshure“ von ihrem Können überzeugt, so hat sie ihre Messlatte nochmals ein Stückchen angehoben. Ich bin schlichtweg begeistert!

|Broschiert: 761 Seiten
ISBN-13: 978-3352008139|
http://www.martina-andre.info
http://www.ruetten-und-loening.de

_Martina André bei |Buchwurm.info|_
[„Schamanenfeuer. Das Geheimnis von Tunguska“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5295
[„Die Gegenpäpstin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4877

Ebert, Sabine – Traum der Hebamme, Der

_|Die Hebamme|:_

Band 1: [„Das Geheimnis der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6864
Band 2: [„Die Spur der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6871
Band 3: [„Die Entscheidung der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6878
Band 4: [„Der Fluch der Hebamme“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6883
Band 5: _“Der Traum der Hebamme“_

_Desillusioniert kehrt Marthes Sohn Thomas_ im Herbst 1191 vom Kreuzzug zurück. Doch auch in der Heimat findet er keinen Frieden, denn dort herrscht der grausame Albrecht über die Mark Meißen. Als dieser seinen Bruder Dietrich, an dessen Seite Thomas im Heiligen Land gekämpft hat, angreift, bleibt beiden keine andere Wahl, als erneut zu den Waffen zu greifen. Die Lage scheint aussichtslos, deshalb muss Dietrich ein Zweckbündnis mit dem Landgrafen von Thüringen eingehen. Dafür fordert dieser die Verlobung Dietrichs mit seiner Tochter. Ein hoher Preis, denn Dietrich liebt seit Langem heimlich Marthes Tochter Clara … (Verlagsinfo)

_Kritik_

Mit „Der Traum der Hebamme“ findet die Reihe um Hebamme Marthe und das frühe Freiberg seinen Abschluss. Wie gewohnt präsentiert uns Sabine Ebert ein ausgezeichnet recherchiertes Stück deutscher Geschichte. Ob es die Probleme des einfachen Volkes sind, oder die Belange der Grafen und anderem Adel, die Autorin versteht es meisterhaft, an diesen teilhaben zu lassen. Authentisch beschriebene Kleidung, Kampftechniken, Benimmregeln lassen die Zeit des endenden zwölften Jahrhunderts wieder aufleben. Ob die Lebensumstände der verschiedenen Stände, Kampftechniken, die unstandesgemäße Liebe zweier Darsteller und deren Folgen, Machtspiele, die Autorin hat vereint, was einen guten historischen Roman ausmacht.

Sabine Ebert fügt ihre Darsteller perfekt in die historischen Ereignisse der damaligen Zeit ein. Mit einem lebendigen Erzählstil erzählt, fällt es leicht, dem Geschehen zu folgen. Zeitgemäße Dialoge fügen sich angenehm in den schlichten Schreibstil ein. Geschickt verwebt Sabine Ebert die fiktive Geschichte von Marthe, Lucas und Clara mit den historischen Ereignissen der damaligen Zeit. Nebenhandlungen passen sich perfekt dem Plot an und ergänzen die Rahmengeschichte sinnvoll. Schnell findet der Leser Anschluss an die vorangegangenen Ereignisse und ist so wieder mitten im Geschehen. Obwohl die Autorin nur im Ansatz auf die vergangenen Ereignisse zu sprechen kommt, wird genug übermittelt, um diese wieder in Erinnerung zu haben.

„Der Traum der Hebamme“ spielt in der Zeit von 1191 bis 1197. In vier Teilen erlebt der Leser, mal zeitlich sehr dicht und dann auch mal in Zeitsprüngen von mehreren Monaten, die Entwicklung der verschiedenen Ereignisse. Da werden Kriege geführt, ein erneuter Kreuzzug steht an und auch das Leben im sächsischen Freiberg wird ausführlich behandelt.

Erzählt aus der Perspektive eines Beobachters, der den Fokus immer mal wieder auf eine andere Person lenkt, bekommt der Leser einen guten Überblick der verschiedenen Ereignisse. Der Blickwinkel liegt dabei vor allem auf Dietrich, Graf von Weißenfels, Marthe und Lukas sowie Marthes Kindern Clara und Thomas. Weiterhin lässt der Erzähler auch Ereignisse aus Freiberg nicht aus. Auch wenn die Perspektive so öfter wechselt, bleibt es für den Leser leicht nachvollziehbar und verständlich.

Schon durch die kämpferische Handlung kommt es zu spannungsgeladenen Szenen. Aber auch zwischenmenschliche Belange sorgen dafür, dass der Leser kaum aus der Geschichte auftauchen mag. Schnell fiebert man mit den liebgewonnen Figuren mit und hofft auf ein gutes Ende.

Auch wenn die Figurenzeichnung sich an der schwarz – weiß – Methode orientiert ist es der Autorin gelungen lebendige und dreidimensionale Charaktere zu erschaffen. Seid nunmehr fünf Bänden existieren die ansprechenden Protagonisten und entwickeln sich immer weiter. Über den Zeitraum von insgesamt 30 Jahren haben wir Leser die Entwicklung vieler Figuren miterleben dürfen, Trauriges, Lustiges, Ernstes. Haben Geburten von Kindern miterlebt und Tote betrauert. In Kämpfen mitgefiebert, von grausamer Folter gelesen und von Liebe erzählt bekommen. Geheimnisse gehütet und Verrat und Missgunst miterlebt. Kein Wunder, dass uns dabei viele der Figuren wahrlich ans Herz gewachsen sind. War es im ersten Band noch hauptsächlich Marthe, von der geschrieben wurde, sind in den weiteren Bänden immer wieder neue und unverzichtbare Personen, ob fiktiv oder historisch belegt, hinzugekommen und so verlagerte sich auch der Fokus.

Die Aufmachung des Buches ist wieder insgesamt gelungen. Angefangen mit einem ansprechenden Cover, auf dem wir eine standesgemäß und authentisch gekleidete Frau sehen über Karten, Figurenregister, Zeittafeln, Stammbäume und Nachwort. Die Dramatis Personae sind unterteilt nach Handlungsspielräumen beziehungsweise Heimat. Durch Kennzeichnung wird deutlich gemacht welche historisch belegt sind und welche der Fantasie der Autorin entspringen. In einem ausführlichen Nachwort geht Sabine Ebert noch einmal auf die belegten historischen Ereignisse ein und erklärt, wo sie auf das wahrscheinlichst Mögliche zurückgreifen musste. Eine korrekte Zeittafel und genealogische Tafeln vervollständigen die Aufmachung.

_Autorin_

Sabine Ebert wurde in Aschersleben geboren, ist in Berlin aufgewachsen und hat in Rostock Sprach- und Lateinamerikawissenschaften studiert. In ihrer Wahlheimat Freiberg arbeitete sie als Journalistin für Presse, Funk und Fernsehen. Sie schrieb einige Sachbücher zur Freiberger Regionalgeschichte, doch berühmt wurde sie mit ihren historischen Romanen, die alle zu Bestsellern wurden.

_Fazit_

Wieder einmal hat es Sabine Ebert geschafft, auf äußerst unterhaltsame Weise ihren Lesern einen Blick in das Leben Ende des 12. Jahrhunderts zu gewähren. Gründliche Recherche, ein passender und nachvollziehbarer Erzählstil sowie die lange lieb gewonnenen Figuren fesseln an die Geschichte. Leser, die sich für deutsche Geschichte interessieren, sollten auf jeden Fall zu den Büchern der Hebammensaga greifen. Nicht nur bekannte Aspekte werden dort behandelt, auch so manche Überraschung wartet darauf entdeckt zu werden. Mit „Der Traum der Hebamme“ ist der Autorin der krönende Abschluss ihrer zurecht beliebten Mittelalter Saga gelungen.

Nach dieser absolut empfehlenswerten Reihe freue ich mich schon jetzt auf die Geschichte der Völkerschlacht von Leipzig, die passend zur Zweihundertjahrfeier 2013 veröffentlicht wird.

|Taschenbuch: 720 Seiten
ISBN-13: 978-3426638378|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de/home

_Sabine Ebert bei |Buchwurm.info|_

[„Blut und Silber“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6068
[„Interview“]http://buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=115