
A. A. Milne – Das Geheimnis des roten Hauses weiterlesen
Alle Beiträge von Michael Drewniok
Stephen King – Sunset
Sammlung von 13 Novellen und Kurzgeschichten, die den Einbruch des Schreckens in die alltägliche Welt ganz gewöhnlicher Zeitgenossen schildert:
Vorwort, S. 11-15
– Willa (Willa, 2006), S. 17-45: Geistern bleibt die Wahl, wie sie die Ewigkeit verbringen möchten.
– Das Pfefferkuchen-Mädchen (The Gingerbread Girl, 2007), S. 46-114: Dass ihr ein irrer Serienkiller im Nacken sitzt, weist ihr den Ausweg aus einer Lebenskrise.
– Harveys Traum (Harvey’s Dream, 2003), S. 115-127: Sind Träume nur Schäume? Manchmal beantwortet sich diese Frage, ohne dass sie gestellt wurde. Stephen King – Sunset weiterlesen
Victor Gunn – Das achte Messer

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O’Callaghan, Thomas – Blutrituale
_Das geschieht:_
Nachdem die mehrfach arg gestörten Zwillinge Angus und Cassie Claxonn ihren blutschänderischen Vater zersägt und im Kornfeld begraben haben, blasen sie zur Treibjagd auf Perverse mit ähnlichen Gelüsten. Ihrer Mission gehen sie in New York nach, wo sie geile Pädophile per Internet ködern, in Fallen locken, dann umbringen und schließlich öffentlich und möglichst schockierend ausstellen.
Weil ihr Zorn zahlungskräftige Touristen trifft, reagiert der Bürgermeister von New York, ein Machtpolitiker durch und durch, erstens mit blindem Aktionismus und zweitens mit der Bildung einer Ermittlungskommission, der John Driscoll, ein erfahrener Beamter der New York City Police, vorsteht. Die Partner Margaret Aligante und Cedric Thomlinson komplettieren das fahndende Trio.
Leider stellen sich Ergebnisse nur langsam ein, während Angus und Cassie wie entfesselt morden. Ihr Glück scheint sie erst zu verlassen, als sie sich an der Tochter eines reichen Mannes vergreifen, der in seinem Zorn nicht nur eine hohe Belohnung auslobt, sondern auch politischen Druck auf den Bürgermeister ausübt. Die Zwillinge werden als Täter identifiziert, aber nicht gefasst; fest entschlossen, ihr Werk fortzusetzen, tauchen sie unter.
Obwohl Driscoll und sein Team immer stärker unter Druck geraten, setzen sie ihre Arbeit systematisch fort. Dabei stellt sich heraus, dass der trauernde Vater wohl nicht nur durch seinen Seelenschmerz getrieben wird, sich in die Fahndung einzumischen. Dank Geld und Macht kann er sich Driscolls bohrenden Fragen entziehen, doch der hartnäckige Polizist lässt sich nicht einschüchtern. Der Fall der rächenden Zwillinge wird plötzlich zum Wettlauf. Wer wird sie eher finden: die Polizei oder der mordlüsterne Vater – und was hecken Angus und Cassie derweil aus …?
_Volldampf ohne Druck im Kessel_
Man trifft sie auf der Autobahn und mag sie nicht, weil sie die linke Spur für sich gepachtet zu haben glauben und ihren Willen zur dauerhaften Höchstgeschwindigkeit demonstrieren, ohne ihn wirklich umsetzen können. Wer hätte gedacht, dass es diese Zeitgenossen auch in der Unterhaltungsliteratur gibt?
Eines sei vorab festgestellt: Sie sind dort ebenfalls lästig. Thomas O’Callaghan ist ein Autor, dem es – man vergleiche seine Website – nicht an Selbstbewusstsein fehlt. Nichtsdestotrotz ist „Blutrituale“ nur die Blaupause eines Thrillers, und dieser Thriller fällt zu allem Überfluss in eine Genrenische, die mindestens ebenso entartet ist wie O’Callaghans inzestuös geprägte Krimi-Welt.
Serienkiller haben es schwer; seit Hannibal Lecter haben sie längst durchexerziert, was Menschen einander Grausames antun können. Da gibt es einfach nichts Neues mehr, weshalb die präsentierten Übeltaten immer grotesker geworden sind. O’Callaghan versucht dennoch das Unmögliche, den abgestandenen Blutwein im neuen Schlauch zu kredenzen. Er gerät dabei endgültig ins Land der Lächerlichkeiten: Genetisch, körperlich UND seelisch deformierte Zwillinge begeben sich auf eine Rachejagd und metzeln böse, heuchlerische Kinderschänder nieder.
Als Mörder schuften sie wie Fließbandarbeiter, denn O’Callaghan setzt Handlungstempo mit der Schilderung neuer Bluttaten gleich. Wie es sich für US-amerikanisch debile Schurken gehört, stellen Angus und Cassie – aus der Identität der Täter macht der Verfasser keinen Hehl, „Blutrituale“ ist ein „police procedural“ (oder soll es sein), kein „Whodunit“ – ihre Opfer medienwirksam aus. Auch hier bemüht sich O’Callaghan um farbenfrohe Drastik; eine deutsche Touristin wird deshalb nicht nur erschlagen, sondern auch skalpiert und einem Museums-Dinosaurier in die rekonstruierte Darmhöhle geschoben. Muss man so etwas kommentieren?
_Wissen sie eigentlich, was sie tun?_
Dass Angus und Cassie so erfolgreich sind, dürfte zu einem Gutteil auf die Unfähigkeit ihrer Verfolger zurückgehen. O’Callaghan würde dies sicher abstreiten; er wähnt sich auf der sicheren Seite mit seinen turbulenten Impressionen aus dem Polizeialltag. Abermals kopiert er indes nur, was er beschreibt, ohne es tatsächlich mit Leben zu erfüllen. Die kriminologische Arbeit wirkt so, wie er sie beschreibt, schlicht langweilig. Mit Details hält sich der Verfasser nicht auf. Kein Wunder, denn lieber konzentriert sich O’Callaghan auf Zwischenmenschliches. Was er seinen Figuren damit antut, wird weiter unten ausführlich beklagt. Hier sei deshalb nur die plumpe Art angesprochen, mit der O’Callaghan das Konflikt-Dreieck zwischen dem aufdringlich redlichen Detective Driscoll, dem ehrgeizig skrupellosen Bürgermeister und den entfesselten Medien aufrichtet. Der künstlich geschürte Widerstreit wirkt erbärmlich, vergleicht man O’Callaghan zum Beispiel mit Michael Connelly, der tatsächlich spürbar zu machen vermag, was Mediendruck und Mobbing am Arbeitsplatz bedeuten, und diese Faktoren als integrale Spannungsmomente in seine Thriller einfließen lässt, statt sie ihnen aufzupfropfen.
Ohnehin verzettelt sich O’Callaghan in Nebenhandlungen, die dem zentralen Geschehen nichts bringen. Er bemüht sich um eine Vielschichtigkeit, die zu generieren ihm weder gegeben noch generell notwendig ist. Der Plot ist – wieso auch nicht – klassisch und einfach: Zwei Handlungsstränge laufen erst nebeneinander her, um sich schließlich zu vereinigen. Da haben wir unsere Zwillinge auf ihrem Amoklauf und drei Polizisten, die ihnen hinterherermitteln und allmählich aufholen. Gute Autoren vermögen diese zwar alte, aber bewährte Geschichte immer wieder spannend zu erzählen.
_Horrorkabinett langweilig lädierter Gestalten_
Da Autor O’Callaghan so weit Autor ist, dass er die Eindimensionalität seiner Version dieser Geschichte wenigstens ahnt, bemüht er sich um Eindringlichkeit, indem er seine Hauptfiguren in eine Menagerie seelisch derangierter Jammergestalten verwandelt:
– John Driscoll: Vor sechs Jahren rammte ein betrunkener Autofahrer Gattin Colette samt Töchterlein ins Koma bzw. in den Tod; eisern hielt der trauernde Ehemann seiner geliebten Frau die Treue, obwohl die wunderschöne Kollegin Margaret Aligante (siehe unten) in sein Leben trat und ihn gar sehr (aber selbstverständlich erfolglos) in Versuchung führte. Nun ist Colette gestorben und Driscoll Witwer, was ihn aber auch nicht fröhlicher stimmt (was dem Leser unter anderem ausführliche Schilderungen qualvoller Rückblicke auf die Vergangenheit mit Colette beschert).
– Margaret Aligante ist eine „umwerfende Erscheinung“, die „mit sämtlichen Modellen von Veronese mithalten konnte“, aber ach, eine gequälte, männerscheue Seele, seit sie der eigene Vater schändete, und deshalb voller Furcht vor der Beziehung, die sich mit John Driscoll mehr als anzudeuten beginnt. Selbstverständlich wird von allen möglichen Polizisten New Yorks gerade sie mit auf diesen Fall kindlichen Missbrauchs angesetzt (was dem Leser unter anderem die ausführliche Schilderung einer qualvollen Sitzung bei einer Therapeutin beschert).
– Cedric Thomlinson hat im Suff den Tod des Partners verschuldet, sich dann mühsam aufgerappelt, um einen zweiten Einsatz zu versauen, woraufhin er sich prompt erneut an die Flasche hängte; nur John Driscoll, dem Patron derangierter Polizeikollegen, verdankt er seine neuerliche Rettung (was dem Leser unter anderem die ausführliche Schilderung einer qualvollen Sitzung bei den Anonymen Alkoholikern beschert).
– Angus und Cassie Claxonn sind nicht nur mutierte Zwillinge, sondern auch das Produkt inzestuöser Begierde, ihrerseits Opfer eines blutschänderischen Vaters, dessen Mörder sowie selbst ein Liebespaar (was dem Leser unter anderem ausführliche Schilderungen qualvoller Foltersitzungen der Vergangenheit beschert).
Die nüchterne Auflistung diverser Defekte macht deutlich, dass der emotionale Overkill nicht erschüttert, sondern lächerlich wirkt. Immer wieder unterbricht O’Callaghan die Handlung, um tragisch gemeinte, aber ausschließlich klischeehaft in Szene gesetzte Flashbacks einzuflechten. Sie sollen ’schockierende‘ und moralisch verwerfliche Taten darstellen, die sich der Verfasser wohl als „Best-of“ entsprechender Gräuel aus erfolgreichen Buch- und Filmthrillern destilliert hat. Genauso wirken sie denn auch: abgekupfert aber angerostet. Damit passen sie nur zu gut zu einem Roman, der stets aus dem Vollen wesentlich besserer Vorbilder schöpft (doch dabei ausgerechnet das banale und kaugummiartig in die Länge gezogene Finale ausspart). Wenn hier etwas spannend ist, dann höchstens die Dreistigkeit, mit der die Werbung dieses Buch anpreist: „Der Horror trifft einen bis ins Mark!“. Das trifft zwar zu, aber sicherlich nicht so, wie es sich der verärgerte Leser wünscht …
_Der Autor_
Thomas O’Callaghan wurde (in einem Jahr, das er geheimhält) in New York City geboren. Dort ging er zur Schule und studierte an der City University of New York. Wie man seinen spärlichen Auskünften zur Zeit vor 2005 – in diesem Jahr erschien „Bone Chief“, sein Romanerstling, an dem er 13 Jahre gearbeitet hatte – entnehmen kann, nutzte O’Callaghan Erfahrungen in der freien Wirtschaft („a background in sales“), um sich als Schriftsteller zu etablieren; die Stromlinienform seiner als Pageturner konzipierten Thriller künden in der Tat von der Suche nach dem größten gemeinsamen Leser-Nenner.
O’Callaghan ist Mitglied der „Mystery Writers of America“ sowie der „International Thriller Writers“. Mit Gattin Eileen lebt und arbeitet er in Belle Harbor, New York. Über sein Werk informiert der Autor auf seiner Website: [www.thomasocallaghan.com.]http://www.thomasocallaghan.com
_Impressum_
Originaltitel: The Screaming Room (New York : Pinnacle Books, an imprint of Kensington Publishing Corporation 2007)
Übersetzung: Ariane Böckler
Deutsche Erstausgabe: Juli 2008 (Wilhelm Goldmann Verlag/TB Nr. 46704)
349 Seiten
EUR 7,95
ISBN-13: 978-3-442-46704-4
http://www.goldmann-verlag.de
Frank Rainer Scheck / Erik Hauser (Hg.) – Berührungen der Nacht. Englische Geistergeschichten in der Tradition von M. R. James

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Anthony Berkeley – Der Fall mit den Pralinen

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James Lee Burke – Flamingo [Dave Robicheaux 4]

Arnaldur Indriðason – Codex Regius

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Thomas Muir – Kabine B 55

Alan Campbell – Devil’s Night (Kettenwelt-Chroniken 2)

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F. Paul Wilson – Handyman Jack. Erzählungen
Elf Geschichten aus der Welt auf ihrem Weg in den Untergang: Sechsmal geht Handyman Jack, gesetzloser aber moralischer Retter der Unterprivilegierten, gegen Mörder, Wahnsinnige und Ungeheuer vor; fünf weitere Storys erzählen vom Einbruch des Phantastischen in die Realität, was in der Regel katastrophal endet:
– Zwischenspiel im Drugstore (Interlude at Duane‘s, 2006), S. 7-22: Ausgerechnet an einem Tag, als er waffenlos unterwegs ist, gerät Jack in einen Raubüberfall. Der Tatort – ein Supermarkt – bietet indes viele Möglichkeiten für einen improvisationsfreudigen Mann.
– Ein ganz gewöhnlicher Tag (A Day in the Life, 1989), S. 23-68: Eine Schutzgeld-Mafia soll er ausschalten, und ein rachsüchtiger Killer sitzt ihm im Nacken, doch Jack findet eine Möglichkeit, den Job mit der Gegenwehr zu kombinieren. F. Paul Wilson – Handyman Jack. Erzählungen weiterlesen
Arthur W. Upfield – Der schwarze Brunnen
Ein defektes Flugzeug lässt Kriminalinspektor Napoleon Bonaparte, genannt „Bony“, in der Ödnis des nordwestlichen Australien stranden. Agar’s Lagune besteht aus zehn Wohnhäusern, einem baufälligen Hotel und einer Kneipe; die einzige Sehenswürdigkeit besteht aus einem Ring leerer Flaschen, den trinkfreudige Viehzüchter, Schafhirten und Goldsucher im Laufe vieler Jahre um das Örtchen aufgeschüttet haben.
Aus Bonapartes unfreiwilligem Zwischenaufenthalt wird ein Kriminalfall, als Fernfahrer Sam Laidlaw 170 km nördlich von Agar’s Lagune den Jeep des Polizeiwachtmeisters Martin Stenhouse findet; der Fahrer hockt mit durchschossenem Herzen am Steuer. Allem Anschein nach hat Jacky Musgrave, Stenhouses Fährtensucher – ein Aborigine -, seinen Chef umgebracht und ist anschließend in die Wüste und eventuell zu seinem Stamm geflüchtet. Arthur W. Upfield – Der schwarze Brunnen weiterlesen
Ed McBain – Neun im Fadenkreuz
In diesen Frühlingswochen wird die Bürgerschaft der US-Großstadt Isola durch eine Mordserie erschüttert: Ein Scharfschütze erschießt mit seinem Präzisionsgewehr offenbar wahllos Menschen. Die Beamten Steve Carella und Meyer Meyer vom 87. Polizeirevier, denen der Fall übertragen wird, können trotz intensiver Ermittlungen keine Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern erkennen.
Der Druck auf die Polizisten steigt mit der Zahl der Leichen. Panik greift um sich, denn der Täter mordet unerbittlich weiter und bleibt dabei unsichtbar. Erst der Zufall zeigt den Zusammenhang: Alle Opfer wirkten vor vielen Jahren in einer College-Theateraufführung mit. Dass diese bizarre Tatsache der Schlüssel zum Geschehen ist, wird den Beamen bewusst, als weitere Darsteller sterben, bevor sie ausfindig gemacht werden können. Ed McBain – Neun im Fadenkreuz weiterlesen
Michael A. Martin/Andy Mangels – Eine neue Ära (Star Trek – Titan)

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Guthrie, Allan – Post Mortem
_Das geschieht:_
Robin Greaves, wenig erfolgreicher Kleinkrimineller im schottischen Edinburgh, ist beim aktuellen Coup, dem Überfall auf ein Postamt, stark abgelenkt: Sein Partner und bester Freund Eddie Soutar hat ihm Hörner aufgesetzt. Greaves will sich rächen, Eddie und die untreue Carol umbringen und die Beute für sich allein behalten.
Allerdings könnte es sein, dass Eddie und Carol umgekehrt ähnliche Pläne hegen. Man belauert einander, aber die Lage eskaliert an anderer Stelle, als der nervöse Greaves während des Postraubs eine Angestellte tötet: Aus dem (übrigens erfolgreichen Überfall) wurde Mord, der die Polizei sehr viel eifriger fahnden lässt.
Sein eigentliches Problem kennt das verkrachte Trio indes noch gar nicht: Die so unglücklich geendete Angestellte wurde abgöttisch von ihrem Sohn geliebt. Gordon Pearce ist ein schweigsamer Mensch, der seine Gefühle vor allem gewalttätig zeigt. Er hat wegen Mordes zehn Jahre gesessen und ist zurzeit als Schuldeneintreiber und Knochenbrecher für den Kredithai Cooper tätig. Kurz: Pearce ist niemand, den man sich zum Feind machen sollte.
Greaves ahnt nicht, dass Pearce eifrig nach ihm sucht. Er hat außerdem keine Ahnung, dass die beiden erfolglosen Privatdetektive Gray und Kennedy zufällig Wind vom Raub bekommen haben und planen, den Räubern das Geld abzulisten. Zu schlechter Letzt erscheint ein mordgieriger Psychopath auf der Szene. Es kommt, wie es kommen musste: Irgendwann kreuzen sich die Wege der Beteiligten mit ungemein ungesunden Folgen für Leib und Leben …
_Ein Trip nach Edinburgh … oder in die Hölle_
„Post Mortem“ – das ist ein spannender, rasanter, schwarzhumoriger Gangsterkrimi sowie eine perfekte Lektion für Pessimisten: Das Leben kann gar nicht so schlecht sein, dass es nicht noch schlimmer werden könnte. In dieser Hinsicht ist Autor Guthrie ungemein einfallsreich. Ihm fällt immer ein unerwarteter Haken ein, den die Handlung schlagen kann. Wer glaubt, dass die obige Inhaltsangabe zu viel verrät, sei beruhigt: Die richtig absurden Querschläge blieben unerwähnt …
Gangster bleiben unter sich; die ’normale‘ Welt haben sie nie kennengelernt, oft wurden sie bereits in ihr Milieu hineingeboren. Kriminell zu sein, ist kein moralisches Problem, sondern die typische Lebensform. Haftstrafen sind natürlich unbeliebt, werden aber einkalkuliert. Die Furcht vor dem Gesetz trifft sich mit dessen Gleichgültigkeit in einer breiten Grauzone. Längst hat die Polizei kapituliert. Wer es mit seinen Missetaten nicht übertreibt, bleibt in der Regel ungeschoren. Die Abspaltung einer ‚Unterschicht‘, die mit dem Rest der Gesellschaft nur mehr denselben Planeten teilt, ist für Guthrie offensichtlich eine feste Größe. Cooper, Pearce, Greaves und die anderen Figuren im „Post Mortem“-Trauer- und Schauerspiel existieren in ihrer Parallelwelt, in der die Rechte des Stärkeren und die ‚Regeln‘ des organisierten Verbrechens gelten.
_Pech ist eine feste Größe_
Verlierer sind Verlierer, und lehnen sie sich gegen ihr Schicksal auf, geraten sie erst recht in Bedrängnis: Die Welt des Allan Guthrie ist kein erfreulicher Ort. Verbrechen lohnt sich hier nur für den schlauen, rücksichtslosen Cooper, der seine ebenso kriminellen aber weniger gut aufgestellten Zeitgenossen über den Tisch zieht und ausbeutet.
Sie erwarten freilich gar nichts anderes und fügen sich in ein System, das sie entweder ignoriert oder als nutzlosen Menschenballast aussortiert, was Guthrie zu interessanten, aber erschreckenden Figurenzeichnungen inspiriert. Pearce sehnt sich verzweifelt nach Zuneigung. In der Trübsal, die seine Alltagswelt darstellt, hat er sich einen bizarren persönlichen Ehrenkodex erhalten, der die Unterstützung der Schwachen ebenso vorsieht wie blutige Rache für Muttermord. Pearce hat nie gelernt zu differenzieren; auf Herausforderungen reagiert er stets heftig. Die Folgen sind entsprechend spektakulär: |“Hinter den Scheiben im Café im Erdgeschoss saßen kleine Gruppen um Tisch. Sie aßen, tranken, plauderten und lachten. Sorglos, unbekümmert, zufrieden … Am liebsten wäre Pearce vom Bus gesprungen und hätte durch das Glas Backsteine auf die grinsenden Wichser geschmissen, ihr behagliches Leben mit etwas Schrecken versetzt, die hauchdünne Membran zwischen Freude und Schmerz zerfetzt.“| (S. 183)
Greaves ist, obwohl intellektuell ein wenig besser gestellt als Pearce, das bösartige Gegenstück zu diesem. Seine ganze Liebe galt einst der klassischen Musik, denn Greaves stand am Beginn einer großen Karriere als Pianist, bis eine Krankheit ihm buchstäblich die Hände lähmte. Ohne Stütze durch die Familie, ist er immer tiefer gerutscht – wie tief, das enthüllt uns Guthrie in einem brillanten Schlusstwist, der zwar ziemlich abgehoben ist, aber zur angenehmen Abwechslung endlich einmal wirklich überraschen kann.
_Unglück kann unterhaltsam sein_
Das könnte alles sehr trübsinnig stimmen und auch im entsprechenden Mollton geschrieben sein, ist es erfreulicherweise aber nicht. „Post Mortem“ ist reich an einem derart staubtrockenen Humor, dass man sich oft fragt, ob die entsprechende Passage komisch sein sollte: |“Während Roy [ein Gastwirt] auf Antwort wartete, sagte er: ‚Nur so interessehalber, ihr seid nicht zufällig daran interessiert, einen lebenden Hummer zu kaufen? … Kumpel von mir hat’n Dutzend Hummer, die er verticken will … Ich hab gesagt, ich hör mich mal um.'“| (S. 221)
Pearce balanciert auf einem schmalen Grat zwischen Irrwitz und Irrsinn, wenn er sich blind und taub für gesellschaftliche Regeln oder Gesetze seinen Weg bahnt. Als Greaves zum Mörder wird, geschieht dies unter so bizarren Umständen, dass man sich das Lachen kaum verbeißen kann. Eddie Soutar, der scheinbar schamlose Ehebrecher, muss zu seinem Verdruss die schöne Carol als durchtriebenes Psycho-Wrack mit panischer Sexfurcht entdecken. Im ohnehin zunehmend von der Tücke des Objekts bestimmten Spiel mischen auch noch zwei Privatdetektive mit, die in jeder Beziehung keine Zierden ihres im Krimi-Genre meist hoch gelobten Berufsstands sind.
_Klingt das nicht recht vertraut?_
„Post Mortem“ – was soll eigentlich dieser nichtssagend ‚übersetzte‘ Titel, der sich mit dem Inhalt nur über viele Ecken gedacht halbwegs in Einklang bringen lässt? – liest sich ausgesprochen unterhaltsam. Dennoch stellt sich im Laufe der Lektüre eine gewisse Irritation ein: Dieser Roman liest sich über weite Strecken wie eine Variation von Guthries [„Abschied ohne Küsse“ 5086 („Kiss Her Goodbye“), der indes erst ein Jahr später als „Post Mortem“ und nur in Deutschland vor dem Vorgänger erschien.
Es liegt nicht nur daran, dass beide Krimis in der gleichen Welt spielen. Pearce wirkt wie ein etwas ‚zivilisierterer‘ Bruder von Joe Hope („Abschied“); Ailsa Lillie spiegelt sich in Tina, der Nutte mit dem gusseisernen Herzen (bzw. umgekehrt); Wucherer Cooper tritt sowohl in „Post Mortem“ als auch in „Abschied“ auf.
Man könnte argumentieren, dass sich in der privaten, isolierten Edinburgher Unterwelt, die sowohl Pearce als auch Joe Hope ‚beheimatet‘, die Ereignisse quasi wiederholen müssen. Möchte man das trotzdem zweimal lesen? Ja, möchte man, denn im letzten Drittel gewinnt „Post Mortem“ ein eigenes Profil.
Letztlich ist Guthries Erstling der ‚bessere‘ Roman. Obwohl ihre diversen Stränge lange nebeneinander herlaufen, ist die Handlung dichter, und sie fügt sich zu einer perfekten Geschichte. Der Autor ignoriert den auch im modernen Krimi leider üblich gewordenen Hang zum Wortschwall und ist – der Kalauer sei gestattet – im Ausdruck geizig wie ein Schotte, trifft aber immer präzise auf den Punkt. Obwohl sich die Ereignisse bald förmlich überschlagen, kommt Guthrie denn auch nach nicht einmal 300 großzügig bedruckten Seiten zum Ende. Hut ab!
Die deutsche Ausgabe von „Post Mortem“ ist nicht nur stolze einhundert Seiten stärker als das Original, sondern auch fest gebunden. „Abschied ohne Küsse“ erschien noch in der Reihe „Hard Case Crime“ als Taschenbuch. Der Titel war offensichtlich erfolgreich genug um den Versuch zu wagen, Guthrie ‚auszugliedern‘, sein Werk preislich höher anzusetzen sowie es dort im Verlagsprogramm zu platzieren, wo es die ’seriöse‘ Kritik eher zur Kenntnis zu nehmen geruht.
_Autor_
Allan Guthrie wurde 1965 als Allan Buchan auf den schottischen Orkney-Inseln geboren. Die meisten Lebensjahre verbrachte er indes in der Großstadt Edinburgh, wo er noch heute wohnt und arbeitet.
Einen ersten Roman stellte Guthrie bereits 2001 fertig. Er arbeitete zu diesem Zeitpunkt in der Filiale einer britischen Buchhandelskette. Einen Verlag fand er lange nicht, erst 2004 wurde Guthries Debüt unter dem Titel „Two Way Split“ veröffentlicht; dies freilich nicht in England, sondern in den USA. Auch „Kiss Her Goodbye“ erschien 2005 jenseits des Atlantiks in der Reihe der „Hard Case Crimes“. Da diese sich auch in England einiger Beliebtheit erfreute, wurde Guthrie endlich auch im eigenen Land zur Kenntnis genommen; dass „Kiss Her Goodbye“ sowohl für einen „Edgar Allan Poe Award“ als auch für einen „Anthony“ und einen „Gumshoe Award“ nominiert wurde, dürfte mit eine Rolle gespielt haben.
Allan Guthrie ist dem ’schwarzen‘ Krimi treu geblieben. Seine Romane spielen in einem gemeinsamen Kosmos. Die Hauptpersonen des einen Buches können jederzeit als Nebenfiguren in einem anderen Werk auftreten. Inzwischen gilt Guthrie als neue, aber etablierte Stimme des englischen bzw. schottischen Kriminalromans, was er mit einer wachsendem Zahl von Literaturpreisen belegen kann.
_Impressum_
Originaltitel: Two-Way Split (Rockville/Maryland : Point Blank Press 2004/Edinburgh : Polygon, an imprint of Birlinn Limited 2005)
Übersetzung: Gerold Hens
Dt. Erstausgabe (gebunden): September 2008 (Rotbuch Verlag)
285 Seiten
EUR 16,90
ISBN-13: 978-3-86789-043-4
http://www.rotbuch.de
_Mehr von Allan Guthrie auf |Buchwurm.info|:_
[„Abschied ohne Küsse“ 5086
[„Abschied ohne Küsse“ 5272 (Hörbuch)
Joseph Sheridan Le Fanu – Maler Schalken und andere Geistergeschichten

Colin Dexter – Das Rätsel der dritten Meile

Colin Dexter – Das Rätsel der dritten Meile weiterlesen
E. F. Benson – Der Mann, der zu weit ging. Gruselgeschichten

E. F. Benson – Der Mann, der zu weit ging. Gruselgeschichten weiterlesen
R. Austin Freeman – Das Auge des Osiris

R. Austin Freeman – Das Auge des Osiris weiterlesen
Rankin, Ian – Ein Rest von Schuld
_Das geschieht:_
Der gefürchtete Tag naht in Riesenschritten: Detective Inspector John Rebus von der Kriminalpolizei im schottischen Edinburgh geht in Rente! Was er im Ruhestand mit sich anfangen soll, ist dem leidenschaftlichen Polizisten ein Rätsel. Mit Leib und Seele klammert er sich deshalb an seinen letzten Fall: In einem Parkhaus wurde der Dichter Alexander Todorow brutal zu Tode geprügelt. Er galt als Dissident und Kritiker des ’neuen‘ kapitalistischen Russland, das er vor vielen Jahren verlassen musste.
Der Mord an Todorow gilt als Raubüberfall. Als solchen würde ihn die Polizei gern zu den Akten legen, doch da ist Rebus vor! Mit seiner widerstrebenden Partnerin Siobhan Clarke ermittelt er eifrig in alle möglichen und auch unmöglichen Richtungen. Dabei stößt er auf Sergei Andropow, einen undurchsichtigen ‚Geschäftsmann‘, der als Mitglied einer russischen Geschäftsdelegation Edinburgh bereist. Als potenter Investor wird er von der Politik und vom Kapital fürstlich empfangen und gebauchpinselt, weshalb Rebus‘ Interesse als störend empfunden wird.
Kein Wunder, denn der Inspector entdeckt, dass Todorow und Andropow sich kannten. Darüber hinaus gibt es Verbindungen zwischen Andropow und Morris Gerald „Big Ger“ Cafferty, den Unterweltboss von Edinburgh und Rebus‘ Erzfeind. Offenbar plant die schottische Mafia im Bund mit den russischen ‚Kollegen‘ ein gewaltiges Spekulationsgeschäft, an dem sich einige Politiker und Großbanker beteiligen und bereichern wollen.
Bekam Pechvogel Todorow Wind von der Sache und wurde deshalb ausgeschaltet? Erging es einem allzu neugierigen Tonstudiobetreiber ähnlich, der zur nächsten Leiche wird? Die wahre Dimension der Ereignisse stürzt Rebus in tiefe Verwirrung, denn manchmal steckt weniger dahinter, als es aussieht …
_“All good things …“_
Es ist soweit: Der 17. Fall von John Rebus wird sein letzter sein. In Schottland werden Kriminalbeamte mit dem Erreichen des 60. Lebensjahres in den Ruhestand geschickt. Da Ian Rankin Rebus in dessen 40ern erstmals ermitteln und ihn chronologisch korrekt altern ließ, ist diese Altersgrenze erreicht – ein Fehler, wie Rankin kokett zugibt, obschon er vermutlich ganz froh ist, der Fron entronnen zu sein, sich auf hohem Niveau neue Kriminalgeschichten um seinen allmählich auserzählten Helden ausdenken zu müssen. Außerdem ist das letzte Wort nicht gesprochen: Das spektakuläre und offene Ende von „Ein Rest von Schuld“ verlangt eigentlich eine Fortsetzung.
Doch erst einmal führt uns Rankin in „Ein Rest von Schuld“ ein letztes Mal vor, was wir so an Rebus schätzen – sein Talent als Kriminalist ebenso wie seine Respektlosigkeit vor Autoritäten, die sich Anerkennung nicht verdient haben, sondern sie wie ein fürstliches Privileg einfordern. Die intensive Fahndung nach dem Mörder eines russischen Dichters, der ebenso unbequem war wie der schottische Polizist, bekommt einen tragischen Unterton durch die Wehmut, die sogar der betont sachliche Rebus nicht unterdrücken kann: „Ein Rest von Schuld“ kreist immer wieder um die Frage, was einen Mann ohne echtes Privatleben erwartet, der seinen Job verlieren wird.
_“Brave, new, criminal world“_
Die Weltuntergangsstimmung spiegelt sich im ‚Fall‘ und damit in der eigentlichen Handlung wider. Einmal mehr greift Rankin das moderne bzw. ‚globalisierte‘ Verbrechen auf. Schon vor dem Banken- und Börsencrash von 2008 zeichnete sich eine Verschiebung in den weltwirtschaftlichen Strukturen ab. Während Nordamerika und Europa an Bedeutung verlieren, gewinnen Asien und die ehemals zur Sowjetunion gehörenden Staaten mehr und mehr Einfluss. Sie sind deshalb als Investoren sehr beliebt geworden, wobei die Politiker, Konzerne und Banken des Westens geflissentlich übersehen, aus welchen oft trüben Quellen sich die Vermögen der neuen Herren oft speisen. Der Zweck heiligt angeblich die Mittel, und auch dieses Geld stinkt nicht mehr, wenn es seine in sicherer Entfernung angesiedelten Empfänger erreicht hat.
Gesetze oder gar moralische Grundsätze gelten der Wirtschaftselite als lästige Hindernisse, die im Rahmen der Gewinnmaximierung strategisch eingeplant, aber möglichst nicht beachtet werden. Angesichts einer solchen Haltung ist es nur ein Schritt bis zur ‚Zusammenarbeit‘ zwischen Großkonzernen, Banken und dem organisierten Verbrechen. Rankin verankert diesen Plot an einem realen Vorfall, auf den er im Verlauf der Handlung mehrfach zurückkommt: Im November 2006 wurde Alexander Litwinenko, ein energischer Kritiker der aktuellen russischen Politik und als Ex-Agent intimer Kenner ihrer dubiosen Praktiken, vergiftet. Er starb nach einem dreiwöchigen Todeskampf; Indizien weisen darauf hin, dass sich das Kreml-Regime eines unangenehmen Kritikers entledigt hat. Ob dies zutrifft, bleibt vermutlich ewig ungeklärt, doch Rankin fand hier den Ansatz, den er für seinen Plot benötigte.
Elegant schlägt er den Bogen zum ‚heimischen‘ Verbrechen. Seit 1999 besitzt Schottland ein eigenes Parlament. Vielen Lokalpatrioten geht dies längst nicht weit genug; sie wollen Schottland von Großbritannien abkoppeln, einen selbstständigen Staat gründen und die Erdöl- und –gasvorkommen in Nordsee und Atlantik allein ausbeuten. In einem unabhängigen Schottland würden die politischen und wirtschaftlichen Karten neu gemischt: Rankin spekuliert, wie das aussehen könnte.
Freilich fährt Rankin seine schweren Geschütze dieses Mal vor allem zur Verwirrung seiner Leser auf. Der Plot ist eine große Täuschung und bietet viel Getöse, das sich im Finale in Nichts auflöst. Das wird entweder als Enttäuschung empfunden oder mit Bewunderung zur Kenntnis genommen, da Rankin ein Schlusstwist gelingt, der das zuvor Geschehene völlig auf den Kopf stellt. Zwar hört man die hoch aufgetürmte Geschichte über ihrem Fundament knirschen, wenn sie abrupt in eine gänzlich neue Richtung gerissen wird. Die Überraschung gelingt immerhin, auch wenn Rankin seinem Publikum gegenüber nicht gerade fair geblieben ist: Mit dieser Auflösung war nicht zu rechnen.
_“Keep them doggies rolling …“_
17 Rebus-Romane schrieb Ian Rankin in zwei Jahrzehnten. Sie galten der Kritik bereits in den 1990er Jahren als vorbildliche, d. h. nicht nur eine explizite Sicht auf das Verbrechen in der modernen (urbanen) Gesellschaft vertretende, sondern auch spannend, tragisch und witzig geschriebene (Kriminal-)Romane. Das schürte die Erwartungshaltung, der Rankin spätestens im neuen Jahrtausend nicht mehr mit jedem neuen Band gerecht werden konnte. Die Romane wurden länger, die Plots komplexer und verschlungener, doch die alte Intensität ließen sie vermissen. Rebus wandelte weiter am Rande der Selbstzerstörung, aber wir Leser waren uns zunehmend sicherer, das Rankin ihn nicht fallen lassen würde. Das war in den frühen Bänden erschreckend anders.
Im Vergleich mit (furchtbar) vielen anderen Schriftstellern hielt Rankin als Autor der Rebus-Krimis ein überdurchschnittliches Niveau. Den Abenteuern seiner ebenso realistisch wie liebevoll gezeichneten Figuren folgte man weiterhin gern. So könnte es Rankin noch eine ganze Weile fortsetzen. Er mag nicht mehr und legt zumindest eine Pause ein. Dass er es ernst meint, zeigte er mit „Doors Open“ (2008), dem ersten ‚Non-Rebus‘-Roman seit 1995. Weitere Pläne umfassen einen Kurzroman für die „Quick Read“-Serie sowie Comics oder besser: Graphic Novels.
Schon leiden die Rebus-Fans unter Entzugserscheinungen. In diversen Krimi-Foren wird eifrig über Fortsetzungsszenarien für die Serie diskutiert. Favorisiert wird offenbar eine Variante, die Siobhan Clarke die polizeiliche Hauptrolle übernehmen lässt, während Rebus als nun privater Ratgeber (und Unruhestifter) im Hintergrund wirkt. Dies sind indes reine Wunschvorstellungen, zu denen Rankin sich nur unverbindlich äußert.
Es gilt also tatsächlich Abschied zu nehmen. Nach der Lektüre von „Ein Rest von Schuld“ geschieht dies mit der gebührenden Wehmut, in die sich ein wenig Erleichterung mischt: Rebus tritt in Würde ab, bevor er seinen Biss verliert. Das ist so manchem anderen Serienhelden leider nicht gelungen.
_Epilog_
|“Does it really mean we’ve seen the last of Rebus? I’m still not convinced. There’s no way he’s going gentle into that dark retirement. And I still like to spend time with him. Maybe one day …“| (Ian Rankin in seinem Newsletter, Ausgabe August 2008)
_Der Autor_
Ian Rankin wurde 1960 in Cardenden, einer Arbeitersiedlung im Kohlerevier der schottischen Lowlands, geboren. In Edinburgh studierte er ab 1983 Englisch. Schon früh begann er zu schreiben. Zunächst hoffnungsvoller Poet, wechselte er als Student zur Prosa. Nach zahlreichen Kurzgeschichten versuchte er sich an einem Roman, fand aber keinen Verleger. Erst der Bildungsroman „The Flood“ erschien 1986 in einem studentischen Kleinverlag.
Noch im selben Jahr ging Rankin nach London, wo er unter anderem als Redakteur für ein Musik-Magazin arbeitete. Nebenher veröffentlicht er den Kolportage-Thriller „Westwind“ (1988) sowie den Spionage-Roman „Watchman“ (1990). Unter dem Pseudonym „Jack Harvey“ verfasste Rankin in rascher Folge drei Action-Thriller. 1991 griff er eine Figur auf, die er vier Jahre zuvor im Thriller „Knots & Crosses“ (1987; dt. „Verborgene Muster“) zum ersten Mal hatte auftreten lassen: Detective Sergeant (später Inspector) John Rebus. Mit diesem gelang Rankin eine Figur, die im Gedächtnis seiner Leser haftete. Die Rebus-Romane ab „Hide & Seek“ (1991; dt. „Das zweite Zeichen“) spiegeln das moderne Leben (in) der schottischen Hauptstadt Edinburgh wider. Rankin spürt den dunklen Seiten nach, die den Steuerzahlern von der traulich versippten Führungsspitze aus Politik, Wirtschaft und Medien gern vorenthalten werden. Daneben lotet Rankin die Abgründe der menschlichen Psyche aus.
Ian Rankins Rebus-Romane kamen nach 1990 in Großbritannien, aber auch in den USA stets auf die Bestsellerlisten. Die renommierte „Crime Writers‘ Association of Great Britain“ zeichnete ihn zweimal mit dem „Short Story Dagger“ (1994 und 1996) sowie 1997 mit dem „Macallan Gold Dagger Award“ aus. 2004 wurde Rankin für „Resurrection Man“ (dt. „Die Tore der Finsternis“) mit einem „Edgar Award“, 2007 „The Naming of the Dead“ (dt. „Im Namen der Toten“) als „BCA Crime Thriller of the Year“ ausgezeichnet. Rankin gewann weiter an Popularität, als die britische BBC 2000 mit der Verfilmung der Rebus-Romane begann.
Ian Rankins [Website]http://www.ianrankin.net ist höchst empfehlenswert; über die bloße Auflistung seiner Werke verwöhnt sie unter anderem mit einem virtuellen Gang durch das Edinburgh des John Rebus.
_Impressum_
Originaltitel: Exit Music (London : Orion Books Ltd. 2007/New York : Little, Brown and Company 2008)
Übersetzung: Giovanni u. Ditte Bandini
Deutsche Erstausgabe (geb.): September 2008 (Manhattan im Wilhelm Goldmann Verlag)
541 Seiten
EUR 19,95
ISBN-13: 978-3-442-54639-8
http://www.manhattan-verlag.de
http://www.ian-rankin.de
_Ian Rankin auf |Buchwurm.info|:_
[„Verborgene Muster“ 956
[„Das zweite Zeichen“ 1442
[„Wolfsmale“ 1943
[„Ehrensache“ 1894
[„Ein eisiger Tod“ 575
[„Das Souvenir des Mördern“ 1526
[„Die Sünden der Väter“ 2234
[„Puppenspiel“ 2153
[„Die Tore der Finsternis“ 1450
[„So soll er sterben“ 1919
[„Im Namen der Toten“ 4583
[„Eindeutig Mord“ 5063
[„Der diskrete Mr. Flint“ 3315






