Der Titel ist Programm: „Photofinish“ gibt den Erfahrungsbereich, aus dem die Metaphern der meisten hier gesammelten Gedichte kommen, vor: Die Fotografie.
Telescop, Camera obscura, Fixierbad, Abbild, Momentaufnahme, Photogen, Aktphoto, Schwarzweiß – die Liste dieser der Fotografie entlehnten Überschriften ist schier unbegrenzt und macht deutlich, wie sehr das Medium der Fotografie unsere Wahrnehmung durchdrungen hat.
Doch die Reibungsfläche, an der sich unsere so geformte Wahrnehmung entzündet, ist keineswegs beliebig. Die Sterne bedeuten uns nichts, wenn sie fotografiert werden. Es muss ein Du geben, das dem Moment der Wahrnehmung (Aufnahme) Bedeutung verleiht. Es muss Du geben, das überhaupt ein lohnenswertes Motiv liefert. Und es gibt ein Du, das dem eigenen Leben ein Art Stativ verleihen kann. Das geliebte Du.
Doch Menschen-Fotografie bedeutet auch Unsicherheit durch Vermitteltheit: Das Medium stellt Abstand zum Original her, verwandelt Realität in Abbild, in Kunst. Diese wiederum ist beliebig reproduzierbar, und das Motiv wird ent-wertet, da beliebig manipulierbar, eine Ware. Doch Waren haben ihren zeitbegrenzten Wert: auf einer Titelseite, die Wünsche abdruckt und Illusionen – das Image als Opfer der Rotationsmaschinen. Nun wird der Original-Augenblick kost-bar.
Lied
Andere Gedichte greifen das Thema Lied auf: Abendlied, Weihnachtslied, Altes Lied. Erinnerungen an Rilke (wer jetzt kein Zuhause hat … in „Vorabend“) werden wach und variiert. Viele Gedichte versuchen die Ver-Ortung des Ich im Universum (Sterne, Galaxien), in der Region (Schwanensee), in der nächsten Umgebung (Reihengräber in „Dichter Nebel“). Doch wo kein Du zu finden ist, herrschen Bilder Einsamkeit, des Alleinseins vor: Nebel, Nacht, Verlus-Erscheinungen wie „wort-, bedeutungs-, spur-los“ usw.
Reime
„Reim dich, oder ich fress dich“? Nicht bei Norbert Sternmut. Seine Verse sind kurze, oftmals ge- und zerstückelte Satzfragmente. Der Leser muss selbst zusammenfügen, was sich ihm als Baukasten darbietet. Auffallend wenige Eigenprägungen sind zu finden: Rotationselend, Grundsatzidylle, Sonnenstrände.
Der Text „Unterwegs“ ist da eine positive Ausnahme:
Unterwegs //
Seelenzangen / ins Gelände gequält.//
Brunnenschutt, du sollst / vergessen sein.//
Augenfalle, geheim, / herzleise abgeblüht / im Schnee davon//
Erzählt ein Aschenrund.//
Kein Kreis von unten her, / der dich nimmt / ins Gestänge, aufspult / auf eine Rolle.//
Rastflucht, / Flächen weithin, Stimmen, / Fassaden, / Sprache unterwegs / ein Sehnsuchtsfalter.//
Von oben her kein Sonnenlaken, / das dich bedeckt / mit Sicherheit / abgesternt / der menschlichen Wunde, / unterwegs auf dem Weisheitsweg, / Holz.
(Alle Zeilenanfänge werden großgeschrieben.)
Mein Eindruck
Norbert Sternmuts Gedichtband „Photofinish“ schneidet ein wichtiges Thema an: Fotografie begegnet uns heute so allgegenwärtig, dass wir sie und ihren Einfluss für selbstverständlich zu halten geneigt sind. Die Macht der Gewohnheit, die normative Kraft des Faktischen. Das war vor 125 Jahren noch nicht so. Fotografie war etwas Teures und Kostbares, den wohlhabenden Ständen vorbehalten. Erst ab 1900 kamen die großen Zeitungen auf, mit neuen Reproduktionstechniken fanden Fotos große Verbreitung. Die Wahrnehmung veränderte sich, die Kunst musste folgen, und Walter Benjamin konnte seinen großen Essay „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner Reproduzierbarkeit“ schreiben.
Heute ist die Fotografie personalisiert, persönlich geworden, und jederzeit verfügbar, ähnlich wie die genaue Uhrzeit. Dies hat Folgen für die Wahrnehmung und Bewahrung von Sinneseindrücken: Realität festzuhalten wird nicht mehr nur eine Sache des biologischen Erinnerungsvermögens und der individualisierten Weitergabe – sie ist normiert, standardisiert, reproduzierbar, verkommt zur Ware mit Verfallsdatum.
Sternmut untersucht in einigen seiner Texte, wie sich das Paradigma der Fotografie auf die Begegnung mit einem geliebten, emotional nahen Gegenüber auswirkt. Er kommt zum Schluss, dass der Mensch standhält, ja, dem Betrachter selbst einen Halt in der Realität vermittelt. Während das technisch erstellte Abbild nur zeitweiligen Wert besitzt, ist die Nähe zum Du unverzichtbar, weil konstitutiv für das Ich des Betrachters. Wäre das Gegenüber zugleich auch Gegenstand der Fotografie, handelte es sich um ein Modell. Und das wäre etwas ganz anderes.
Der Autor
Norbert Sternmut
Norbert Sternmut (= Norbert Schmid), geboren 1958, lebt in Ludwigsburg und arbeitet als Sozialpädagoge. Der Theaterautor, Rezensent, Maler, Lyriker und Romanschreiber erhielt Stipendien vom Land Baden-Württemberg und der Stadt Gerlingen. Er veröffentlichte zwanzig Einzeltitel seit 1980 und ist in über 50 Anthologien vertreten. Als Maler trat er mit 75 Ausstellungen an die Öffentlichkeit. Der gelernte Werkzeugmacher wurde nach einem Studium zwischen 1982 und 87 Sozialpädagoge und ist seit 1993 in der Bildungsarbeit im Bildungszentrum Stuttgart tätig. Mehr Infos gibt’s auf seiner Website www.sternmut.de.
Seit 1980 hat Sternmut eine ganze Reihe von Lyrikbänden veröffentlicht, darunter die von mir vorgestellten Bücher „Photofinish“, „Triebwerk“ und „Absolut, du“. In dem Band „88 Rätsel zur Unendlichkeit“ arbeitete er mit dem Grafiker Volker Funke zusammen: Die Rebus-artigen Rätselgrafiken harmonierten mit den frei assoziierenden Gedichttexten Sternmuts. Eine Webseite ergänzte das multimediale Werk auf der Zeit angemessene Weise.
Auf der Prosaseite ist seine Romantrilogie hervorzuheben, zu der „Der Tote im Park“ (1999), „Marlies“ (2003) und sein Roman mit dem Titel „Norm@n“ gehören. Eine Reihe von z.T. phantastischen Erzählungen erschienen in dem Band „Das Zeitmesser“ (Rainar Nitzsche Verlag, Kaiserslautern, 1997).
Unterm Strich
Sternmut greift in „Photofinish“ ein wichtiges Thema der Ästhetik und Wahrnehmung auf, ortet Ich und Du in einem so definierten Paradigma. Seine Ergebnisse sind interessant. Lediglich die sprachliche Eigenständigkeit könnte größer sein. Eigene Prägungen wie in „Unterwegs“ sind zu selten. Und so fand denn auch dieser Lyrikband nur geringe Resonanz in der Presse und beim Publikum. Was durchaus schade ist.
Schlangen am Hotel-Pool, Kakerlaken zum Frühstück oder unangenehme Mitreisende: Das sind die Sorgen der schockierend komischen Reise, die mit 80 Ängsten um die Welt führt. Endlich nimmt einer die Deutschen und ihre Furcht vor Flügen (30 Prozent), Tropenkrankheiten (80 Prozent), Naturkatastrophen (84 Prozent) und Kofferpacken (alle!) ernst. Der bekennende Fernreiseangsthase Yannik Mahr verrät, wie man miese Malaria-Mücken, thailändische Taxifahrer und amerikanische Grenzbeamte überlebt. Er enthüllt die besten Tricks gegen Flugangst und kämpft gegen Durchfall-Attacken, Jetlag und die zehn giftigsten Tiere der Welt. All inclusive: Die sichersten Reiseziele aller Zeiten. Abgefahren! (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
Dies ist kein Ratgeber für Menschen, die unter echten und tiefliegenden Ängsten leiden, darüber muss man sich im Klaren sein, wenn man dieses Buch liest. „Mit 80 Sorgen um die Welt“ hätte sich vielleicht nicht so gut verkauft, deshalb kann der Titel zu Verwirrungen führen, auch wenn das Buch laut Klappentext nicht den Anspruch erhebt, ein echter Ratgeber zu sein.
Vielmehr geht es um die Sorgen, die inneren Unruhen, das „sich zu viele Gedanken machen“, das Reisende gern mal ereilt. Und diese Sorgen zählt der Autor hier sehr humorvoll Kapitel für Kapitel auf, hat sie offenbar alle selbst schon am eigenen Leib erfahren und wider Erwarten alle überlebt.
Und so geht Yannik Mahr in den ersten 180 von 223 Seiten auf so ziemlich alles ein, was einem Menschen mit innerer Unruhe so in den Kopf kommen kann, wenn er ans Verreisen denkt: Ungeziefer, Krankheiten, betrügerische Taxifahrer, Naturkatastrophen und Ehekrisen, wobei die auch von einigen Menschen zu den Naturkatastrophen gezählt wird.
Meist bemüht er dann ein paar Statistiken, deren Quelle er allerdings nie nennt, um aufzuzeigen, wie unwahrscheinlich dies oder jenes ist, was allerdings einen Menschen mit echten Ängsten kein bisschen beruhigen würde, aber die sind ja auch nicht die Zielgruppe des Buches. Außerdem hatte er diese Befürchtungen ja auch, als er noch zu den „Fernreiseangsthasen“ gehörte und die wenigsten Unglücke haben ihn dann wirklich ereilt, schon gar nicht die, die für gewöhnlich mit dem Tod enden.
Gleich zu Anfang baut er mit der Beschreibung seines Freundes „Alex“, dem Bagpacker, ein Feindbild auf, das er immer wieder hervorholt, um zu zeigen, wer an welcher Stelle des Buches in welcher Form wie gelästert hätte, eigentlich, was „Alex“ an dieser Stelle gesagt oder getan hätte.
Auf den letzten Seiten gibt der Autor dann noch ein paar schnelle Tipps aus eigener Erfahrung, in welcher Richtung man am besten eine Weltreise unternehmen sollte und wie man einfach oder etwas abenteuerlicher nach Asien, Afrika oder Südamerika reisen kann und wie sicher das im Allgemeinen ist.
Im Prinzip, und hier gibts tatsächlich einen Bezug zu echten Ängsten, muss man sich nur oft genug der Stress auslösenden Situation stellen, um zu lernen mit der inneren Unruhe umzugehen. Und dies sagt der Autor auch, wenn er beschreibt, dass er nach dem 30. Flug keine Fernreiseangst mehr hatte.
Der Autor
Yannik Mahr, bekennender Fernreiseangsthase, brauchte fast 10.000 Tage, bis er sich zum ersten Mal in ein Flugzeug und aus Europa hinaus traute. Der Schriftsteller und Journalist hat einen festen Wohnsitz in Hamburg, ist aber quasi nie da. Sein Debüt „Die Praktikantin“ wurde von der Kritik hoch gelobt und wird derzeit verfilmt. Im März erschien sein zweiter Roman „Auf die Knie“.
(Verlagsinfo)
Mein Fazit:
Ein humorvoller Reiseführer für Menschen, die sich (zu viele) Sorgen machen. Keine Hilfe allerdings bei echten Ängsten.
In seinem Heimatland Serbien ist er ein bekannter und viel gelesener Autor: Goran Petrović. In Deutschland jedoch muss dieser Autor jedoch erst noch entdeckt werden – dtv hat mit der Veröffentlichung von „Die Villa am Rande der Zeit“ den Anfang gemacht und lädt büchernärrische Leser ein, Petrović auf seine Reise ins Buch-im-Buch zu folgen.
_Es geht zunächst_ um Adam, einen Studenten der Literatur. Dementsprechend arm ist Adam – er haust in einer Wohnung, die zwangsläufig an Spitzweg denken lässt, und verdingt sich als Korrektor für eine (offensichtlich dilletantische fabrizierte) Natur- und Wanderzeitschrift. Da er also knapp bei Kasse ist, ist er zunächst Feuer und Flamme, als er von einem Ehepaar den Auftrag erhält, ein Buch umzuarbeiten. Wohl gemerkt: Einen fertigen Roman, kein Manuskript! Adam ist verdutzt, doch das Geld kommt ihm gelegen und so sagt er zu. „Mein Vermächtnis“ heißt der zu bearbeitende Roman von Anastas Branica. Eine erste Lektüre zeigt Adam, dass das Buch weder eine Handlung noch Personen enthält. Der Text ist zwar durchaus gekonnt zusammengefügt, nur „war da nichts, absolut nichts anderes zu finden als die Beschreibung des Gartens“. Zu diesem Garten gehört zwar noch eine im italienischen Stil gehaltene Villa, doch auch hier gibt es keinerlei Konflikt – und eben auch keine Handlung. Adam ist allerdings des „vollständigen Lesens“ fähig, das heißt, er kann bei der Lektüre buchstäblich ins Buch eintauchen. Und so erlebt er hautnah den arkadischen Park mit der darin liegenden Villa. Die Zustände sind paradiesisch, warum also etwas ändern?
Adam ist neugierig geworden und fängt an zu recherchieren, wer dieser unbekannte Branica gewesen ist. Bald stellt sich heraus, dass dieser Park und Villa ursprünglich als Ort erschuf, an dem er sich – bei der gleichzeitigen Lektüre – mit seiner Angebeten Nathalie treffen konnte. In unzähligen Briefen und mit unermüdlichem Einsatz von Geld und Zeit hat er dieses literarische Kleinod geschaffen, um mit Nathalie zusammensein zu können. Auf die Idee, sich tatsächlich – also in der Realität – mit seiner Flamme zu treffen, scheint er nie ernsthaft zu kommen. Und als der Zufall sie schließlich zusammenführt, erkennt Nathalie den Liebhaber in der wirklichen Welt nicht. Als sie dann auch noch einen Heiratsantrag erhält (und zwar von einem anderen Mann), zusagt und kurzentschlossen aus Branicas Leben verschwindet, bricht für diesen eine Welt zusammen. Vermutlich aus nostalgischen Gründen arbeitet er seine Briefe um und veröffentlicht sie als „Mein Vermächtnis“. Als das Buch von einem Kritiker verrissen wird, stürzt sich Branica in die Donau und findet so ein tragisches Ende. Damit könnte auch die Geschichte von “Mein Vermächtnis” enden, doch dem ist nicht so. Denn Branica seinerseits wurde von der jungen Intellektuellen Natalija unerwidert geliebt, die das Buch über die Zeit rettet. Die wenigen existierenden Exemplare dienen fortan vollständigen Lesern dazu, der Realität zu entfliehen und in Branicas Park und Villa eine Zuflucht zu finden.
_Betrachtet man nur_ die Oberfläche von „Die Villa am Rande der Zeit“, so geht es um die Geschichte eines Buches, dessen Autor und Leser. Untrennbar mit diesem Buch verwoben sind drei Liebesgeschichten – zwei davon tragisch. Anastas Branica entflammt für die ferne Nathalie, die ihn – ganz als verbinde die beiden tatsächlich nur eine romanhafte Romanze – verlässt als ein Mann aus Fleisch und Blut um sie wirbt. Dann ist da noch Natalija, die Branica heimlich liebt. Er erfährt nie etwas von ihrer Leidenschaft, doch Natalija ist es zu verdanken, dass Branicas Andenken die Zeit überdauert. Erst Adam, der sich in Natalijas Gesellschafterin Jelena verliebt, kann den Kreis der unglücklichen Leidenschaften durchbrechen. Diese beiden finden im „Vermächtnis“ endlich die Liebe, die den anderen Charakteren des Buches versagt blieb. Doch geht es nicht nur um glücklose Lieben, denn die Charaktere agieren vor einem breiten Panorama serbischer Geschichte, das dem unbedarften deutschen Leser unglaublich farbenreich – ja gerade zu exotisch erscheinen muss. Auch Belgrad als Kulisse der Handlung wirkt sehr lebendig. Sicher war es nicht Petrovićs Anliegen, deutsche Leser neugierig auf seine Heimat zu machen. Es gelingt ihm dennoch mit Leichtigkeit. Wo serbische Leser Details wiedererkennen und historische Veränderungen zuordnen können, da sind deutsche Leser schier sprachlos ob der Detailfülle von Petrovićs Serbien.
Doch das ist, wie gesagt, nur die Oberfläche. Betrachtet man nur diese Ebene, so funktioniert der Roman durchaus, vor allem auch wegen der wunderbaren und so klischeefernen Sprache des Autors, die meisterhaft von Susanne Böhm-Milosavljevic ins Deutsche übertragen worden ist. Wirkliche Begeisterung tritt aber erst ein, wenn man in „Die Villa am Rande der Zeit“ eintaucht – den Roman als vollständig liest, nämlich mit der Begabung, die auch Anastas, Adam und all die anderen besitzen. Denn natürlich geht es nicht nur im Liebschaften vor der Kulisse Serbiens im 20. Jahrhundert. Vielmehr geht es um das Verhältnis von Realität und Literatur und die Frage, wie und ob die Wirklichkeit überhaupt abgebildet werden kann. Schnell wird klar, dass für Petrović der lebensferne Künstler durchaus ein Ideal ist. Anastas zum Beispiel, geht ganz in seiner Fantasiewelt auf: „Er lehnte es rundweg ab, sich mit der Wirklichkeit zu befassen, und sei es auch nur für einen Augenblick.“ Wenn sie dann in sein Leben drängt, dann zerbricht der sensible Anastas an ihr. Die grell leuchtende Realität, die er nicht durch ein paar sorgfältig gewählte Worte beeinflussen kann, muss ihm wie ein Feind erscheinen und so wählt er schließlich den Freitod.
Eigentlich geht es allen handelnden Personen ähnlich wie Anastas. „Mein Vermächtnis“ gibt ihnen die Möglichkeit, in ein konfliktloses Arkadien zu entfliehen – für Stunden oder Tage am Stück. Welcher Leser kann das nicht nachvollziehen? Dabei geht es nicht unbedingt um eine Realitätsflucht, die Probleme des modernen Lebens ausblenden möchte. Der Fluchtpunkt im „Vermächtnis“ ist weder Mittelerde noch Hogwarts, also eben kein Fantasy-Gebilde. Villa und Park sind so realistisch wie möglich gestaltet. Tatsächlich wurde die Villa von einem Architekten entworfen und Anastas hat sie – sozusagen – literarisch übersetzt. Ähnlich ist sein Vorgehen bei der Beschreibung des Parks: Für viel Geld lässt er von einem Künstler die Statue seiner Angebetenen anfertigen, nur damit er sie für sein Buch niederschreiben kann. Der tatsächlichen Statue widmet er danach keinen weiteren Blick. In der Literatur ist sie für alle Ewigkeit in ihrer Perfektion festgehalten, wozu also noch in der Wirklichkeit verweilen? Wunderbar gestaltet sind die Passagen, in denen Petrović diese Verquickung von literarischer Arbeit und gestalterischem Wirken sprachlich sichtbar macht. Wenn Adam in dem Buch herumstreicht und Dinge ändert, dann tut er dies gleichzeitig in der Wirklichkeit und im Text. Ein Beispiel zeigt Adam bei dem Versuch, eine zerschlissene Gardine in der Villa aufzuarbeiten: „Stunde um Stunde verbrachte der junge Mann damit, Wörter aufzuspüren, die zart genug waren, um mit ihnen die beschädigte Stelle ausbessern zu können. Als er gerade zu hoffen begann, dass er die erforderliche Feinheit erreicht hatte, zeigte sich, dass er den Farbton nicht getroffen hatte.“ Und so funktioniert „Die Villa am Rande der Zeit“ immer auf zwei Erzählebenen – der realistischen, in der Adam am Schreibtisch sitzt und den Roman umschreibt und den metaliterarischen, in dem er sich in der Villa befindet und tatsächlich Hand anlegt. Denn das Schreiben ist hier buchstäblich Handwerk und Sprache ist das Werkzeug, das es zu beherrschen gilt. Eine so alte, wie treffende Allegorie!
_“Die Villa am Rande der Zeit“_ bietet das größte Lesevergnügen, wenn man bereit ist, sich auf beide Leseebenen einzulassen. Hat man keinen Spaß am literarischen Spiel und an metaliterarischen Abenteuern, dann ist Petrovics wunderbare Erzählung nur mäßig unterhaltsam. Es seien ihm also zahlreiche „vollständige Leser“ gewünscht!
Wenn man „Das verlorene Bestiarium“ aufschlägt, um das Autorenporträt zu betrachten, dann hört man förmlich Schlachtenlärm und Säbelrasseln. Denn irgendwie schafft es Autor Nicholas Christopher, auf diesem Foto auszusehen, wie aus der Zeit gefallen: Wie ein in die Neuzeit verirrter Seeräuber vielleicht. Oder zumindest wie ein Statist aus einem Erol-Flynn-Film. Das ist immerhin ein viel versprechender Anfang für ein Buch, das als Abenteuerroman beworben wird. Und Christopher enttäuscht nicht – wenn es in seinem „Bestiarium“ auch viel leiser zugeht, als der Klappentext vermuten lässt.
Die Geschichte entspinnt sich folgendermaßen: Xeno Atlas (was für ein großartiger – sprechender – Name für einen Protagonisten) wächst im New York der 50er Jahre auf. Seine Mutter starb bei seiner Geburt, ein Drama, das ihn offensichtlich von seinem Vater entfremdet. Dieser ist Seefahrer und soll für Xeno zeitlebens ein Enigma bleiben. Meist ist er als Heizer auf See und bei seinen kurzen Landgängen begegnen sich Vater und Sohn wie Fremde. Bezugspersonen sind stattdessen die angestellte Haushälterin und vor allem Xenos Großmutter mütterlicherseits, die aus einer italienischen Auswandererfamilie stammt und Xenos trüber Kindheit mit fantastischen Geschichten über seltsame Tierwesen Farbigkeit verleiht. Und tatsächlich spielen Fabelwesen schon früh eine Rolle in seinem Leben. Da scheinen plötzlich die Wasserspeier auf dem Kirchdach lebendig zu werden und die tätowierte Seeschlange auf dem Rücken seines Vaters windet sich furchteinflößend. Doch sind die Erscheinungen real oder eben nur der Einbildungskraft eines vereinsamten Jungen zuzuschreiben?
Als Xenos Großmutter stirbt, steckt ihn sein Vater kurzerhand in ein Internat und dort macht er auch zum ersten Mal Bekanntschaft mit dem Karawanenbuch. In der Bibliothek der Schule entdeckt er das literarische Genre des Bestiariums – Bücher, die existierende und imaginierte Tiere beschreiben. Das Karawanenbuch stellt sich bald allerdings als die Königin der Bestiarien heraus. Es heißt, in dem Buch finden sich Illustrationen der Tiere, denen der Zugang zur Arche verwehrt wurde und die demnach durch die Sintflut ausgerottet wurden. Und nicht nur das: Denn es geht die Legende, dass das Karawanenbuch eigentlich mit der Bibel ein Ganzes bilden sollte. Zusammen bilden sie eine „universelle Geschichte, die in Wirklichkeit die einzig wahre Geschichte der Welt darstellte“. Natürlich ist das Karawanenbuch verschollen – es gilt gar als vernichtet. Xenos Interesse ist geweckt. Er will dieses Buch unbedingt finden!
Geht nun hier das literarische Abenteuer los? Ja und nein. Denn mehr noch als das angepriesene Abenteuerbuch oder die Schatzsuche à la Indiana Jones ist „Das verlorene Bestiarium“ ein Entwicklungsroman. Es geht Christopher nicht darum, seinen Protagonisten in eine bunte Welt zu werfen und ihn ein Buch finden zu lassen. Vielmehr stellt er dem Leser diesen Xeno Atlas vor und zeichnet für den Leser ein breites Panorama dessen Lebens. Und da spielt das Karawanenbuch wieder eine Rolle. Natürlich hat auch Xeno ein Leben neben der Büchersuche und so lösen sich Abschnitte über das Karawanenbuch ab mit langen Passagen, die Xeno im Vietnamkrieg zeigen oder bei den großen Antikriegsdemonstrationen in Washington. Die Patina der amerikanischen Geschichte legt sich dabei angenehm auf jede Buchseite, denn Christopher schildert die Handlung mit Liebe zum Detail – und mit Liebe zu seinen Charakteren. So kann man als Leser kaum verhindern, dass man in diese farbenprächtige, magisch angehauchte Welt hineingezogen wird, die trotzdem immer in unserer Realität verankert bleibt.
Dabei ist die Idee des Karawanenbuchs nicht nur ein netter literarischer Kniff, ein Plot Device, um die Handlung am Laufen zu halten. Stattdessen scheint Nicholas Christopher – wie sein Held – ernsthaft in die Welt der Tiere einzutauchen. Und zwar jenseits allen Kitsches. Hier gibt es keine Hunde mit Spängchen in den Haaren und auch keine Perserkatzen, die an pinkfarbenen Leinen spazierengeführt werden. Vielmehr sieht Christopher die Geschichte der Menschheit eng mit der der Tiere verknüpft. Ganz so wie das Karawanenbuch und die Bibel eigentlich ein Ganzes bilden, so sollten auch Tier und Mensch eine Einheit sein. Ihr friedliches Zusammenleben ist demnach schlicht göttliches Gesetz. Dass dieses Gesetz immer wieder gebrochen wird, verdeutlich Christopher dem Leser durch Xenos Freund Bruno, der als Wissenschaftler dem Artensterben entgegenwirken will. Dass die Poster von aussterbenden Arten, die er regelmäßig an seine Bürotür pinnt, nur eine neue Art des Karawanenbuchs sind, wird sicher keinem Leser entgehen. Und dass Xeno eine ganze Schiffsladung dieser Tiere auf dem vom Vater geerbten Schiff in ein sicheres Reservat schippert, erinnert auch nur zu deutlich an eine moderne Arche. Somit schließt sich der Kreis.
Es ist also leicht, die Attitüde eines Umweltschützers in den Roman hineinzulesen, doch hütet sich Nicholas Christopher davor, dem Leser zu predigen. Artenschutz ist ein Motiv im Roman, doch es wird elegant mit der Handlung verwoben und so hat man keinen Moment den Eindruck, Erbauungsliteratur zu lesen. Das hat Christopher nicht nötig, denn er weiß genau, wo seine Stärken liegen: Er konzentriert sich darauf, die Reise eines Menschen zu sich selbst literarisch auszuarbeiten, der die Krücke des Karawanenbuchs als den Fixstern seiner Träume irgendwann nicht mehr braucht. Xeno begibt sich auf eine Reise – eine innere wie eine äußere. Und Nicholas Christopher lädt den Leser ein, ihm auf dieser Reise zu folgen. Eine Einladung, die man keineswegs ausschlagen sollte.
|Taschenbuch: 380 Seiten
Originaltitel: The Bestiary
ISBN-13: 978-3423248297|
[www.dtv.de]http://www.dtv.de
_Nicholas Christopher bei |Buchwurm.info|:_
[„Franklyn Flyer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=588
_Gerade noch liegt Wolfgang Amadeus Mozart_ im Jahre 1791 auf seinem Sterbebett, um im nächsten Moment im Jahre 2006 in einer Studenten-WG wieder zu erwachen.
Völlig verwirrt nicht im Himmel gelandet zu sein, muss Mozart in einem für ihn völlig fremden Wien zurechtkommen. Schnell wird für ihn klar, dass er noch eine Aufgabe zu erfüllen hat: Sein unvollendetes Requiem vollenden.
So beginnt für Mozart, der sich nun Herr Mustermann nennt, denn wer würde ihm schon glauben, sein größtes Abenteuer. Für uns normale Dinge wie fließend Wasser, Elektrizität, CDs, die komplette Orchester erklingen lassen und Autos sind ihm natürlich völlig fremd und wirken auf ihn sehr grotesk und verwunderlich. Diese ihm völlig unbekannten technischen Errungenschaften stellen Mozart so manches Mal vor scheinbar unlösbare Rätsel und sorgen auch gerne für viele Missverständnisse mit seinen Mitmenschen.
Schnell lernt Mozart zu seinem Glück den Straßenmusiker Piotr kennen, der dem seltsamen Kauz Obdach und Arbeit gewährt. Von Piotr lernt Mozart sich einigermaßen in der Zeit des 21. Jahrhunderts zurechtzufinden.
Nur, was wird passieren, wenn Mozart seine Aufgabe erfüllt hat und sein unvollendetes Requiem zur Vollendung gebracht hat?
_Kritik_
Mit „Herr Mozart wacht auf“ hat Eva Baronsky einen zauberhaften, lebendigen und auch tragikomischen Roman über eine verwirrende Zeitreise des begnadeten Wolfgang Amadeus Mozart geschrieben. Die Verwirrung, die Mozart aufgrund des ihm nun so fremden Wiens empfindet, hat die Autorin meisterhaft und sehr glaubwürdig umgesetzt.
Zeitreise-Romane gibt es ja viele, dabei wird die Reise in die Vergangenheit oft bevorzugt. Die Autorin Eva Baronsky hat dieses einmal umgekehrt und damit einen ganz besonderen Roman geschaffen. Die elegante und glaubwürdige Handlung, die sprachlichen Nuancen und die, für einen Menschen aus Mozarts Zeit, Eigentümlichkeiten unserer Zeit, schaffen es, den Menschen Mozart und sein Genie in einem bezaubernden Roman aufleben zu lassen.
In einem für die heutige Zeit passenden Sprachstil hat die Autorin die für uns sonderbare, blumige Art sich auszudrücken aus dem späten 18. Jahrhundert brillant übertragen. Mozarts Art zu sprechen und seine Gedankengänge sind typisch und seiner Zeit entsprechend in den Roman integriert und verstärken dadurch die Authentizität. Dem flüssigen Erzählstil kann der Leser leicht folgen und so fällt es leicht, Mozart auf seine Reise im 21. Jahrhundert zu folgen. Auch schafft es Eva Baronsky, die Stimmung und die Gefühle, die dieses Genie empfinden muss, überzeugend dem Leser nahe zu bringen. Schnell leidet, wundert, freut und liebt man mit diesem scheinbar so absonderlichen Menschen mit.
Die Kapitel- beziehungsweise Requiem-Unterteilung ist komplett in Latein gestaltet, hier fehlt eindeutig eine Übersetzung ins Deutsche, da Latein doch eine Sprache ist, die nicht allgegenwärtig ist. Diese hätte als Fußnote oder im Anhang gewiss großen Anklang bei den Lesern gefunden.
Eva Baronsky erzählt Mozarts Zeitreise aus der Perspektive eines Beobachters, der sich ganz auf diesen Mann konzentriert. Schnell findet der Leser so Zugang zu dieser einnehmenden und äußerst liebenswerten Figur.
Mozart wird so beschrieben, wie sein Leben überliefert wurde. Er lebt nur für seine Musik und für die Liebe, vergisst dabei die Zeit und wichtige Termine. Auch kann er wie zu Lebzeiten überhaupt nicht mit Geld umgehen, was sein Leben sicher nicht einfach macht. Durch seine blumige Sprache, die Dialoge, die er führt und besonders auch die wundervollen Briefe, die Mozart in diesem Roman an seine Anju schreibt, wirkt er sehr authentisch.
Piotr verzweifelt so manches Mal an seinem neuen Freund und Kollegen Herrn Mustermann, die ganze Welt muss er ihm erst wieder erklären und verlassen kann er sich auf Mozart auch nicht immer. Trotzdem steht er Mozart immer zur Seite, wenn dieser mal wieder seine Hilfe braucht. Piotr ist hier die gute Seele, auf die unser Genie sich vollkommen verlassen kann.
Auch im 21. Jahrhundert begegnet Mozart der Liebe, hier ist es die junge Forscherin Anju. Nach einem großen Missgeschick Mozarts kann Anju ihm doch verzeihen und die beiden verlieben sich heftig ineinander. Dieses Glück bleibt aber nicht ungetrübt, denn was soll eine junge Frau denn schon glauben, wenn ihr ihr Freund offenbart, dass er der vor über 200 Jahren verstorbene Mozart ist? Die Gefühle und der Zwiespalt, in dem sich Anju befindet, sind sehr glaubwürdig konzipiert, leider bleibt Anju sonst sehr blass.
Die Nebenfiguren fallen in diesem Roman kaum auf, blass und unscheinbar konzipiert bleiben diese nicht allzu lange im Gedächtnis.
_Fazit_
Mit „Herr Mozart wacht auf“ hat die Autorin Eva Baronsky das Genie Mozart auf eine Zeitreise geschickt, die diese Figur nicht nur verwirrt. Die Autorin hat es geschafft, Mozart noch einmal lebendig werden zu lassen und stellt ihn vor sein größtes Abenteuer, das Leben in unserer Zeit.
Diese wunderbare Geschichte kann allen empfohlen werden, die sich von Mozart begeistern lassen und eine tragikomische Geschichte zu lieben wissen. Ich habe dieses liebenswert geschriebene Buch verschlungen.
_Autorin_
Eva Baronsky, 1968 geboren, lebt im Taunus. Für ihren ersten Roman „Herr Mozart wacht auf“ (2010) erhielt sie den Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe. Im Frühjahr 2011 erschien ihr zweiter Roman „Magnolienschlaf“.
_Nina Seefeld, vom Typ her_ „das nette Mädel von nebenan“, arbeitet in einer kleinen PR-Agentur. Ninas Chefin Susanne konnte als neuen Auftraggeber den Weidner-Verlag an Land ziehen. Nina, die immer davon geträumt hat, Autoren zu vertreten, ist von dem neuen Auftraggeber allerdings nur mäßig begeistert. Nicht nur, dass sie dadurch einen neuen Volontär an der Backe hat, der ihrer Meinung nach völlig missratene Sohn des Inhabers des Verlages, Tom. Auch der Autor, den sie vermarkten soll, den Pick up Artist und Obermacho Dwaine F. Bosworth, der mit seinem Ratgeber „Ich kann sie alle haben“ auf den deutschen Bestseller-Listen landen will, ist ihr zuwider.
Trotzdem findet Nina sich schnell mit ihrem Volontär Tom und dem Schriftsteller Dwaine auf einer Lesereise quer durch Norddeutschland wieder. Das Schlimmste, Dwaine meint tatsächlich mit seinen Tricks bei Nina landen zu können und nach ein paar Auftritten ihres Autors, bekommt das Wort „fremdschämen“ ganz neue Dimensionen für Nina. Als dann auch noch Tom anfängt, Nina zu umwerben, hegt die toughe Singlefrau schnell Mordgedanken …
_Kritik_
„Sahnehäubchen“ von Anne Hertz ist wieder ein typischer „Hertz“-Roman, der mit einer lustigen Geschichte voller unerwarteter Wendungen überzeugen kann.
Mit dem gewohnt lockeren und frechen Schreibstil und jeder Menge Wortwitz beischreiben die Autorinnen Frauke Scheunemann und Wiebke Lorenz das seit Neuestem sehr turbulente Leben ihrer Protagonisten Nina. Dank dem leicht zu lesenden, unterhaltsamen Stil der Autorinnen, findet sich der Leser schnell in die Geschichte hinein und die mit einem Augenzwinkern beschriebenen Situationen, in denen sich Nina immer wieder befindet, bringen die Leserin oft zum Lachen. Den originellen Plot und die oftmals amüsanten und ironischen Dialoge Ninas mit ihren „Männern“ haben die Autorinnen erstklassig umgesetzt.
Auch aktuelle Themen um die Vermarktung, zum Beispiel auch über Social Media wie Facebook werden aufgezeigt.
Die Spannung die Anne Hertz durch unerwartete Wendungen aufbauen zieht sich angenehm durch die komplette Geschichte. Auch wenn der Leser anfangs überzeugt sein dürfte dieser Roman sei sehr voraussehbar, überraschen die Autorinnen immer wieder durch unerwartete Irrungen und Wirrungen. Dies erhöht den Lesespaß ungemein.
Erzählt wird aus Ninas Perspektive. Sie erzählt ihre Geschichte dabei mit einer guten Portion Ironie. Mit viel Heiterkeit erleben die Leser mit, wie Nina zum Beispiel durch Fettnäpfchen watet oder auch eine Herausforderung meistert. Schnell wächst diese Figur dabei ans Herz.
Die Protagonisten sind lebensnah und mit einem Augenzwinkern konzipiert. Da wäre zum einen Nina, die Singlefrau, die sich gegen verschiedene Verkupplungsversuche ihrer Mutter zur Wehr setzen muss und immer das Gefühl hat, im Schatten ihres erfolgreichen Vaters und ihrer Schwester, die mit einem Chefarzt verheiratet ist, zu stehen. Nina wirkt sehr sympathisch, schlagfertig und ist durchaus mal selbstironisch.
Um den texanischen Autor Dwaine und seinen Ratgeber zur erfolgreichen Frauenjagd erfolgreich an dem Mann zu bringen, steht Nina ihr neuer Volontär Tom zur Seite. Dieser kann mit seinen 30 Jahren zu Ninas Leidwesen nicht auf Berufserfahrung zurückblicken, sondern hat sich bisher mit verschiedenen Studien die Zeit um die Ohren geschlagen. Tom macht einen sehr jungenhaften Eindruck und an Ernsthaftigkeit scheint es dem Sonnyboy zu fehlen. Aber auch dieser Charakter weiß zu überraschen.
Letztlich ist da noch Dwaine, dieser bringt Nina in schöner Regelmäßigkeit auf die Palme. Schon seine Art sich zu kleiden, in weiße Anzüge, rosa Hemden und dazu noch das gute Glitzergel in den Haaren, schafft es Nina in Verzweiflung zu stürzen. Dazu noch der Anmach-Ratgeber „Ich kann sie alle haben“, den sie auch noch erfolgreich vermarkten soll und geheime Mordpläne sind Programm.
Auch die Nebenfiguren, wie die Familie von Nina, fügen sich perfekt in die Geschichte ein und bereichern diese.
Das Cover fällt durch die fröhlichen Farben schnell ins Auge und passt sich den anderen „Hertz“-Romanen in der Gestaltung an.
_Fazit_
Mit „Sahnehäubchen“ ist dem Autorenduo Anne Hertz wieder einmal ein Roman mit Wohlfühlfaktor gelungen. In gewohnter Manie erzählen Frauke Scheunemann und Wiebke Lorenz eine humorvolle Geschichte, in der auch die Romantik nicht zu kurz kommt.
„Sahnehäubchen“ ist der perfekte Roman für einen entspannten Tag im Strandkorb, einen verregneten Tag auf dem Sofa oder einen gemütlichen Abend in der Badewanne. Spritzige und amüsante Unterhaltung mit einem Schuss Romantik sind garantiert.
_Autorinnen_
Anne Hertz ist das Pseudonym der Hamburger Autorinnen Frauke Scheunemann und Wiebke Lorenz, die nicht nur gemeinsam schreiben, sondern als Schwestern auch einen Großteil ihres Lebens miteinander verbringen. Bevor Anne Hertz 2006 in Hamburg zur Welt kam, wurde sie 1969 und 1972 in Düsseldorf geboren. 50 Prozent von ihr studierten Jura, während die andere Hälfte sich der Anglistik widmete. Anschließend arbeiteten 100 Prozent als Journalistin. Anne Hertz hat im Schnitt zwei Kinder und mindestens 0,5 Männer.
Patrick Dennis war einer der meistgelesensten Autoren in den 50ern und 60ern des 20. Jahrhunderts. Einer seiner bekanntesten Romane ist „Darling, ich bin deine Tante Mame!“, der auf die Theater- und Musicalbühne übertragen und außerdem verfilmt wurde. Das Besondere an der Geschichte ist nicht nur die exzentrische Tante Mame, sondern auch die Machart des Buches. Es liest sich wie eine Autobiografie des Autors, es handelt sich dabei aber um pure Fiktion. Der Manhattan-Verlag legt die Geschichte nun neu auf.
Der zehnjährige Patrick zieht nach dem Tod seines Vaters zu seiner umtriebigen Tante Mame, die eine der Stars der New Yorker Bohème ist. Sie liebt das Feiern und das Geldausgeben und hat ein paar sehr spezielle Ansichten zum Thema Kindererziehung. Seine ersten schulischen Erfahrungen macht Patrick beispielsweise auf einer FKK-Schule und sein Vokabular entspricht auch nicht dem eines Zehnjährigen, da seine Tante Mame sehr viel Wert darauf legt, dass er jedes Fremdwort, das sie benutzt, aufschreibt und lernt.
Das Leben mit Tante Mame ist zwar manchmal nervenaufreibend, aber langweilig wird einem nie. Sie hat den Drang, sich ständig selbst zu erfinden, schlüpft in neue Rollen und probiert diverse Jobs aus. Selbst als Patrick älter wird, kann er sich dem Einfluss seiner Tante nicht entziehen. Sie hat nämlich die dumme Angewohnheit, sich mit freundlichen Absichten in sein Leben einzumischen, um es dann in ein totales Chaos zu stürzen …
_“Darling, ich bin deine Tante Mame!“_ ist hochamüsante Lektüre mit einer unglaublich charmanten Hauptperson. Tante Mame ist genau so, wie man sich eine alleinstehende, etwas verrückte New Yorkerin in den 30ern und 40ern des 20. Jahrhunderts vorstellt- chaotisch, unkonventionell und trotz allem liebenswert. Sie umgibt sich gerne mit Künstlern und Prominenz, und auch wenn sie ihren Ziehsohn darüber manchmal vergisst, macht sie es danach wieder wett. Doch während Patrick in seiner Kindheit und Jugend zu Mame aufsieht, erweist sie sich mit dem Älterwerden als eher lästig. Sie nimmt ihren Neffen immer noch für sich ein und möchte sein Leben kontrollieren, seine Freunde und vor allem seine Freundinnen. Als Leser versteht man zwar, dass sie dies nur aus Liebe macht, doch gleichzeitig wirkt sie auch etwas seltsam dabei. Patrick Dennis porträtiert seine Protagonistin also durchaus kritisch, ohne sie dabei zu verurteilen.
Die Handlung selbst setzt sich aus elf Kapiteln zusammen, die nur lose miteinander zusammenhängen und jeweils eigene kleine Episoden aus dem Leben mit Tante Mame darstellen. Sie sind wie einzelne Puzzleteile, die nach und nach ein Gesamtbild von Patricks Tante ergeben. Dennis redet dabei nie um den heißen Brei, sondern kommt flott zum Höhepunkt des Abschnitts. Er greift dabei amüsante Ereignisse heraus, die er aber nie zuspitzt, sondern im Gegenteil sehr neutral, aber dennoch mit Humor erzählt. So ist es am Leser, selbst darüber zu entscheiden, was er von Mames Querelen hält.
_Dank des beschwingten Schreibstils_ und der tollen Hauptfigur ist „Darling, ich bin deine Tante Mame!“ ein kurzweiliges Lesevergnügen, das noch dazu Einblick in eine andere historische Zeit bietet!
|Hardcover, 416 Seiten
Originaltitel: Auntie Mame – An Irreverant Escapade
Deutsch von Thomas Stegers
ISBN-13: 978-3-442-54684-8|
[www.manhattan-verlag.de]http://www.manhattan-verlag.de
Man stelle sich vor: Eine Buchhandlung, in der es nur gute Romane gibt. Kein Schund, keine Massenware, keine gehypten Bestseller. Betritt man diese Buchhandlung, kann man ein beliebiges Buch kaufen und wird bei der Lektüre begeistert sein. Ist das nicht der Traum eines jeden Büchernarren? Laurence Cossé, französische Schriftstellerin, hat diesen Traum in ihrem Roman „Der Zauber der ersten Seiten“ geträumt und auf 500 Seiten ausformuliert. Leider nur mit durchwachsenem Erfolg.
Dabei geht es spannend – wenn auch verwirrend – los. Cossé wirft den Leser mitten in die Handlung und präsentiert ihm drei Personen, die Opfer von Anschlägen oder sogar Mordversuchen werden. Es stellt sich heraus, dass alle drei Schriftsteller sind und dem geheimen Komitee des Guten Romans angehören, eines Buchladens, der – wie der Name schon sagt – nur gute Romane führt. Die Liste der vorrätigen Bücher wurde von eben diesem Komitee erstellt, und zwar im Geheimen, um Beeinflussung zu verhindern. Doch scheinbar passt die Idee des Guten Romans nicht jedem und so sind weitere tätliche Angriffe zu befürchten. Also treten Ivan und Francesca, die Besitzer des Guten Romans, die Flucht nach vorn an und schalten einen Ermittler ein, der herausfinden soll, wer hinter den Anschlägen steckt.
Doch natürlich muss der Ermittler zunächst in die Geschichte und Wirkweise der Buchhandlung eingeführt werden. Und so erfährt auch der Leser in einer Rückschau wie Ivan und die reiche Mäzenin Fancesca einander kennengelernten. Wie sie sofort feststellen, dass sie die Leidenschaft fürs Lesen teilen und wie Francesca Ivan beichtet, dass sie davon träumt, einen Buchladen zu eröffnen, der nur Gutes führt. Francesca besitzt das nötige Kleingeld für das Unterfangen und Ivan ist langjähriger Buchhändler – perfekte Voraussetzungen also für die Durchführung des Projekts. Und so schildert Cossé ausführlich die Planung, die Zusammensetzung des Komitees, die Eröffnung und den überraschenden Erfolg. Doch dann kippt die Stimmung. Es hagelt Kritik, die Presse schießt sich auf den elitären Grundgedanken der Buchhandlung ein, heimliche Leserbriefe sprühen Gift und Galle. Schlussendlich wird sogar in Francescas und Ivans Vergangenheit gegraben, um sie zu diskreditieren. Die Anschläge auf die drei Mitglieder des Komitees sind der bisherige Gipfel der Tätlichkeiten.
„Der Zauber der ersten Seite“ präsentiert sich zunächst als literarischer Kriminalfall. Wer hat die Anschläge verübt? Wie? Wer hat ein Motiv? Die üblichen Fragen eben, die sich in solchen Fällen stellen. Und da die Anschläge auch auf durchaus originelle Weise verübt worden sind (um sie notfalls wie Unfälle aussehen zu lassen), fragt man sich schon, wer so viel Energie darauf verwenden wollte, eine Buchhandlung in den Ruin zu treiben. Ivan vermutet eine organisiert agierende Gruppe. Geld scheint auch im Spiel zu sein, denn als ultimativen Coup eröffnen die Gegner des Guten Romans drei weitere Buchhandlungen in derselben Straße, offensichtlich nur, um Ivan und Francesca eins auszuwischen.
Die Krimihandlung interessiert Cossé jedoch nur marginal, allerdings braucht der Leser eine Weile, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen. Schließlich ist es legitim, einen Roman mit einem Knall zu beginnen, um dann in einem Flashback die Vorgeschichte zu liefern, damit man schließlich zur Lösung des Kriminalfalls kommt. Doch was man als Leser zunächst für die Vorgeschichte hält, ist die Haupthandlung – der Kriminalfall stellt sich schließlich als bloße Rahmenhandlung heraus, die Cossé einen überzeugenden Einstieg in ihren Roman bietet, an dem sie jedoch schnell jedes Interesse zu verlieren scheint. Denn „Der Zauber der ersten Seite“ geht zu Ende, bevor man erfahren kann, wer nun hinter den Anschlägen steckt oder wer die Konkurrenzbuchhandlungen eröffnet hat. Sicher, ein Verdächtiger wird präsentiert, aber das war es auch schon. Ist er tatsächlich verantwortlich? Und vor allem, warum werden keine Gegenmaßnahmen ergriffen? Cossé lässt ihr Buch enden, ohne diesen Erzählstrang zu einem befriedigenden Ende zu führen. Stattdessen verläuft er im Sande, so als wäre Cossé einfach irgendwann die Puste ausgegangen.
Das gilt zumindest für die Haupthandlung. Denn die Liebesgeschichte (ja, die gibt es natürlich auch) wird nach vielem Hin und Her tatsächlich zu einem guten Ende geführt. Ivan ist nämlich für die spröde Studentin Anis entflammt, die auch an ihm interessiert scheint, ihn jedoch trotzdem immer auf Abstand hält. Letztendlich kann er aber doch ihr Herz gewinnen, allerdings lässt das den Leser ziemlich kalt. Die Liebesgeschichte ist banal und langweilig, gerade auch, weil Anis so eine verkrachte Existenz ist, von der man eigentlich nicht mehr wissen möchte als unbedingt nötig. Viel interessanter ist da schon die immer nur angedeutete und nie wirklich ausgesprochene Schwärmerei Francescas für Ivan. Diese beiden begegnen sich auf Augenhöhe und haben sich tatsächlich etwas zu sagen. Francesca und Ivan sind zwei von der Autorin voll entwickelte Charaktere, wohingegen Anis immer schemenhaft bleibt, nicht mehr als eine Chimäre, die beweisen soll, dass der lebensfremde Büchernarr Ivan doch so etwas wie eine männliche Libido hat.
Buchliebhaber werden dennoch viel Lesenswertes finden, gerade in den Abschnitten, die sich mit der Planung der Buchhandlung befassen, auch wenn diese im Ganzen zu weit ausgedehnt sind und sich zu lange hinziehen. Es macht Spaß, Francesca und Ivan bei ihren Schwärmereien zuzuhören, zu erfahren, was sie über bestimmte Bücher oder Autoren denken und wie sie sich ihre Buchhandlung erträumen. Hier hat Laurence Cossé ein Playdoyer für das Lesen verfasst, eine Liebeserklärung an das gedruckte Wort aus den Mündern zweier fiktiver Charaktere. Diesen Buchgesprächen zu lauschen ist fast so interessant, wie selbst die Gelegenheit zu bekommen, mit anderen Liebhabern über Romane zu sprechen. Und als Zugabe fallen natürlich immer Titel und Namen, die sich Büchernarren sicherlich sofort notieren wollen. Das ist jedoch nicht nötig, denn die Autorin hat eine Bibliographie angehängt, die zwar (naturgemäß) sehr viel Französisches aufweist, aber immerhin auch einige internationale Namen bieten kann.
Letztendlich gelingt Laurence Cossé leider kein völlig überzeugender Roman. Eigentlich ist “Der Zauber der ersten Seite“ ein als Roman getarnter Essay, der die Philosophie der perfekten Buchhandlung erläutert und darum eine manchmal recht dünne Handlung entspinnt. Die Grundidee ist faszinierend. Wer möchte nicht in einem Buchladen einkaufen, in dem jeder Schuss ein Treffer ist? Doch so attraktiv dieser Romankern auch ist, er trägt nicht über 500 Seiten und Laurence Cossé liefert schlicht nicht genügend Füllstoff (nennen wir es Handlung), um den Leser bei Laune zu halten.
|Gebundene Ausgabe: 464 Seiten
Originaltitel: Au bon roman (2009)
Aus dem Französischen von Doris Heinemann
ISBN-13: 978-3809025900|
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„Rette mich!“ Nur diese beiden Worte und Adresse samt Datum ein kurzer Brief, leicht pathetisch, und doch bringt er vier Frauen dazu, alles stehen- und liegen zu lassen, um so schnell wie möglich zu der kleinen norwegischen Insel zu reisen, auf der der Verfasser jetzt lebt. Matthis hat in allen vier Leben vor unterschiedlich langer Zeit eine bestimmte Rolle gespielt, eine wichtige Rolle.
Die toughe Karrierefrau Susanna fragt sich zwar den ganzen Weg über, warum sie sich das antut, aber sie kehrt nicht um. Die leicht verwahrloste, leidenschaftliche Kate bricht gern zur Rettungsaktion auf, weil sie hofft, auch sich selbst zu retten. Judith, graue Maus und wohlerzogene Familienmutti, schwebt zwar in tausend Ängsten und Zweifeln, hält aber eisern an ihrem Vorhaben fest. Und die rätselhafte Agnes scheint von ihnen allen den ausgefeiltesten Plan zu haben.
Felicitas führt ein scheinbar perfektes Leben: Sie sieht gut aus, die Jahre sind nahezu spurlos an ihr vorüber gegangen, ihre Figur ist noch perfekt, sie stammt aus reichem Hause und hat einen noch reicheren Mann geheiratet, mit dem sie scheinbar eine tolle Ehe führt. Doch dann ruft sie eines Tages bei ihrer Freundin Claudia an, die gelangweilt durchs Fernsehprogramm zappt und mit ihrer Entscheidung hadert, ihren Mann Harald verlassen zu haben. Felicitas lädt ihre Freundin zu einem Wellnesswochenende in ein Nobelhotel ein, da sie unbedingt Abstand braucht und das Wochenende nicht alleine zu Hause verbringen mag. Ihre scheinbar so perfekte Ehe war eine Farce, da ihr Mann bereits seit Längerem ein Verhältnis mit einer viel jüngeren Frau pflegt!
Claudia kann es nicht glauben, dass ein Mann es wagen kann, ihre gutaussehende und sympathische Freundin zu betrügen. Auch sie freut sich, einmal aus ihrem langweiligen Alltagstrott heraus zu kommen, denn ihre Ehe mit Harald ist zwar harmonisch, war aber doch recht vorhersehbar und alltäglich geworden. Besonders der kleine Kaffeefleck, den Harald jeden Morgen auf dem Küchentisch hinterlässt, wenn er ihr den Kaffee zubereitet, lässt ihr die Haare zu Berge stehen. Und auch von den vielen schwarzen und gleich aussehenden Socken, die ihr Mann und ihre beiden Söhne Tag für Tag in die Wäsche werfen und die Claudia dann in mühseliger Kleinstarbeit auseinander sortieren muss, hat sie einfach genug. Harald war der bisher einzige Mann in ihrem Leben, und nun fragt Claudia sich, ob sie nicht etwas verpasst hat.
Bei wohltuenden Massagen, einem leckeren Eis und einem gemütlichen Abendessen besprechen die beiden Freundinnen ihre Probleme und flirten bereits am ersten Abend im Hotel mit einigen Männern, die dort geschäftlich abgestiegen sind. Während Felicitas den Flirt jedoch harmlos hält, übertreibt es Claudia und fällt beinahe auf einen windigen Hund herein, der nur eine schnelle Nummer mit ihr schieben will. Enttäuscht und verletzt lässt sie sich von Felicitas trösten, die wiederum gar nicht verstehen kann, warum Claudia nur wegen eines Kaffeeflecks und schwarzer Socken ihre Ehe abgeschrieben hat.
Bei ihren langen Gesprächen schwelgen sie bald in Erinnerungen an die gemeinsame Zeit in ihrer Fünfer-WG. Sie fragen sich, was aus den anderen Freunden – Birgit, Nele und Stefan geworden ist, mit denen sie sich damals so gut verstanden haben. Schnell erwächst der Plan, ein WG-Treffen zu organisieren. Gemeinsam formulieren sie ein Einladungsschreiben, das sie alsbald in die Post werfen.
Nele, Birgit und Stefan freuen sich über die Einladung und können das Treffen gar nicht mehr erwarten. Nur Birgit hat leichte Bedenken, hat sie doch seit der damaligen WG-Zeit etliche Konfektionsgrößen aufgespeckt. Bei Nele dagegen meldet sich sofort das Kribbeln im Bauch, hatte sie doch schon immer ein Auge auf ihren Mitbewohner Stefan geworfen, bei dem sie aber leider nie eine Chance gehabt hat, denn Stefan steht nur auf Männer. Doch auch der freut sich auf das Wiedersehen mit der kleinen, zarten Nele, die er nie ganz vergessen hat.
_Aber bitte mit Sahne_
Dies sind die Zutaten für einen erfrischenden Roman, der von der ersten Seite an Spaß macht zu lesen. Schon nach den ersten Zeilen bin ich in die Geschichte eingetaucht und hatte Claudia und Felicitas direkt vor Augen, wie sie um ihre Ehen trauern und bei einem gemeinsamen Wellness-Wochenende Entspannung finden wollen. Beides sind gestandene Frauen, die schon viel erlebt und eine Familie gegründet haben. Sie stehen mitten im Leben und plagen sich mit ganz normalen Problemen rum, wie sie in vielen Ehen vorkommen. Gerade weil diese beiden Frauen mitten aus dem Leben gegriffen sind, fühlt man sich ihnen sofort verbunden und hat das Gefühl, zwei neue Freundinnen hinzugewonnen zu haben – und das trotz der Tatsache, dass Felicitas mit ihrem Reichtum und ihrem nahezu perfekten Äußeren eigentlich viel zu abgehoben scheint. Doch ihre Ehrlichkeit, ihr sympathischer Charakter und ihre Liebenswürdigkeit ihren Freundinnen gegenüber haben mich schnell für diese betrogene Ehefrau eingenommen. Und auch Claudia ist ausgesprochen authentisch: Die meisten Frauen dürften sich in ihrem Leben schon einmal über die Socken ihres Mannes geärgert haben – sei es, weil sie statt in der Wäschetruhe auf dem Fußboden landen oder weil sie alle gleich aussehen und nach der Wäsche fein säuberlich sortiert werden müssen …
Sylvia Filz und Sigrid Konopatzki zeichnen keine weichgespülten Figuren mit perfekten Lebensläufen, denn jeder ihrer Charaktere hat sein Päcklein zu tragen, bei Birgit sind es zum Beispiel die zahlreichen überflüssigen Kilos, bei Felicitas der untreue Ehemann oder bei Nele ihr kranker Sohn, dessen Lebenserwartung nicht sehr hoch ist.
Als die fünf ehemaligen WGler aufeinander treffen, scheint es zunächst, als wären alle glücklich und zufrieden mit ihrem Leben. Erst ein Geständnis Birgits lässt die Fassaden plötzlich bröckeln, woraufhin sich die fünf ihre Sorgen und Nöte gestehen und erzählen. Besonders Stefan weiß mit einem sehr überraschenden Geständnis aufzuwarten, mit dem keine der Freundinnen gerechnet hätte. Doch Stefans Geheimnis offenbaren uns die beiden Autorinnen erst recht spät und animieren uns dadurch noch mehr zum schnellen Weiterlesen, da man natürlich wissen möchte, was Stefan seinen Mitbewohnerinnen nie hatte sagen können.
_Aus dem Leben gegriffen_
Mich hat die Geschichte dermaßen gut unterhalten, dass es mir beim Lesen richtig warm ums Herz wurde und ich mich ähnlich entspannt gefühlt habe wie nach einer Wellnessanwendung. Und das will schon etwas heißen in Anbetracht der Tatsache, dass die beiden Autorinnen sicherlich keine heile Welt in ihrem Buch geschaffen haben. So muss Felicitas beispielsweise die Untreue ihres geliebten Ehemannes wegstecken und Nele verkraften, dass ihr Sohn unheilbar krank ist. Beim Lesen fühlt man sich einfach wohl und geborgen und vergisst dabei alle eigenen Sorgen und Nöte um sich herum. Ich hatte sämtliche Figuren dermaßen ins Herz geschlossen, dass mir in einer Situation die Tränen in die Augen geschossen sind, weil ich den seelischen Schmerz der Protagonisten selbst mitgefühlt habe.
Das vorliegende Buch weiß von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln, eben weil die erzählte Geschichte aus dem Leben gegriffen ist und man in den authentischen Figuren oftmals eigene Charakterzüge oder Sorgen wiederfindet. Sylvia Filz und Sigrid Konopatzki sprechen einem mit vielen ihrer Ideen aus der Seele und entführen uns in eine spannende Welt, in der wir fünf sympathische Menschen kennen lernen dürfen.
„Ohne (m)ein Eis sage ich nix!“ ist ein herrlich erfrischend geschriebenes Buch, das mich für einige Stunden in eine andere Welt entführt und mich dabei wunderbar unterhalten hat. Daher kann ich das Buch nur wärmstens weiterempfehlen und hoffe auch auf ein baldiges Wiedersehen mit Felicitas, Claudia und ihren WG-Freunden!
„Der Traum vom Meer“ – bereits der Titel klingt nach Wellenrauschen, salzigem Wind und Urlaubslektüre, und tatsächlich entführt der Sammelband mit „Geschichten von nahen und fernen Ufern“ seine Leser zunächst mit Wilhelm Hauffs Erzählung vom „Gespensterschiff“ zu den fernen Ufern des Orients. Über Kafkas fragmentarische Erzählung vom toten „Jäger Gracchus“, den das Wasser an den Quai von Riva spült, führt die Reise mit Rainer Maria Rilkes Geschichte „Die Stimme“ weiter bis an den weißen Ostseestrand. Doch der Herausgeber Frank Haubold nutzt diese Klassiker nur zur Einstimmung und Abrundung seiner Anthologie, denn im Wesentlichen zeigen zeitgenössische Autoren u. a. aus Deutschland, England und Bulgarien, was sie zum Thema „Meer“ zu schreiben haben.
Die Geschichten vom Meer sind märchenhafte Erzählungen wie Karl Ludwig Saligmanns „Sindbads achte Reise“, welche den Märchenhelden auf ein Kriegsschiff des 21. Jahrhunderts verschlägt. Dort lernt er, dass sich wesentliche Züge der Menschheit in Jahrhunderten nicht verändern werden und die Hoffnung auf ein Paradies aufgegeben werden muss. Auch die Erzählung „Der Puppenmacher von Canburg“ knüpft an die Tradition Hauffs an. Sie beschreibt ein spießiges kleines Kaff, welches sich von anderen spießigen kleinen Käffern nur dadurch unterscheidet, dass man dort eine ungewöhnliche Hunderasse züchtet. Der Puppenmacher Alois Sonnenschein bringt seinem Namen angemessen Wärme und Licht in die abweisende Atmosphäre der Gesellschaft von Canburg. Doch einzig die Kinder erkennen in dem Fremden einen Zauberer. In der kleinen Sophie weckt er sogar die Liebe zum Tanz, die ihr später Beruf und Berufung werden soll.
Schon in den ersten Geschichten zeigt sich, dass das Meer nicht nur Faszination und Abenteuer bedeutet. Vielmehr ist es in den vorgestellten Werken als Inspiration sowohl für die Autoren als auch für deren Figuren zu sehen. Geschichten vom Meer sind dabei immer auch Beziehungsgeschichten. In dieser Anthologie findet man vor allem die Endlichkeit der Liebe thematisiert. So wird Edgars und Lilith Liebesbeziehung am Meer in „Griechenland“ auf den Prüfstand gestellt. Sie entpuppt sich als an den unterschiedlichen Erwartungen des anderen gescheitert und mündet in eine Katastrophe. In „Die Windsbraut“ entscheidet sich der Erzähler für die stürmische Windsbraut und verlässt seine Familie. Caro aus „El Hierro“ erkennt in einem Hotel am Meer, dass sie 21 Jahre ihres Lebens für drei bizarre Begegnungen mit einem geheimnisvollen Fremden verschwendet hat. Für die sich liebenden Geschwister aus „Eros hinter dem Vorhang“ ist der Aufenthalt am Meer ebenfalls von jeher schicksalsträchtig gewesen. Obwohl beide dagegen ankämpfen, wird das Tabu der körperlichen Liebe zwischen Geschwistern, unabhängig davon ob sie vollzogen wird oder nicht, unvermeidlich ins Verderben führen.
Spannend ist die Kriminalgeschichte „Die Irritation“ der Autorin Anke Laufer, die 2009 bereits mit einer anderen Geschichte für den Deutschen Kurzkrimipreis nominiert worden war. Hervorragend konstruiert und sprachlich geschickt, lässt sie ihre Ich-Erzählerin als Zeugin in einem Mord aussagen, den sie selbst begangen hat. Aus Rache für eine verschmähte Liebe, die zu einem einsamen und trostlosen Leben mit einem anderen Mann geführt hat, belastet sie einen unschuldigen Mann, der sie an ihre frühere Liebe erinnert. Das tiefe Wasser des Ärmelkanals wird dabei zu ihrem Komplizen. Doch das Meer steht nicht nur für das dunkle Grab der toten Frau, sondern auch symbolisch für das Grab der Träume und Sehnsüchte der Ich-Erzählerin.
Offensichtlich stirbt es sich im Meer am effektvollsten. Das scheint auch die Geschichte „Die Bienen“ zu bestätigen. Die Binnenhandlung erzählt eine klassische Dreiecksgeschichte, bei der sich verschmähte Liebe in Hass und Eifersucht verwandelt, so dass der Tod aller Beteiligten den traurigen Abschluss bildet. Die Bienen tragen hierbei den Kampf aus, den die Menschen nicht zu kämpfen wagen. Für den Ich-Erzähler der Rahmenhandlung ist diese Geschichte Mahnung und Warnung zugleich. Doch wirkt „Die Bienen“ wegen des romantischen Schlusses versöhnlich und gibt der funktionierenden Liebesbeziehung zwischen den Geschlechtern noch eine Chance.
Das Meer als Spiegel der Gefühle der handelnden Figuren findet der Leser in der Geschichte „Schwere See“ besonders eindrucksvoll ausgestaltet. In ihr überflutet die stürmische Nordsee gerade Hamburg, während die Ich-Erzählerin, deren Mann eine Affäre hat, ein Kind zur Welt bringt, das ebenfalls aus einem Seitensprung entstanden ist. Das wilde tobende Meer entspricht den überfließenden Gefühlen von Schmerz und Wut der Gebärenden, die vor allem wegen eines nicht vollendeten Abnabelungsprozesses von ihrem Vater in ihrer Ehe und ihrem Leben bisher nicht glücklich werden konnte.
Aufenthalte am Wasser führen jedoch immer zu schicksalhaften Begegnungen, die alles verändern können. In „Macht“ führt die Reise zum Meer zur Überwindung von Ängsten, aber gleichzeitig auch zu einem besonders schweren, einem doppelten Abschied. „Der Rothaarige“ zeigt das Festhalten an einer Liebe, deren dürftige Grundlage nur noch ein gegebenes Versprechen darstellt. In der befreienden Umgebung des Wassers wird klar, wie es ist, wenn man etwas unbedingt möchte und einsehen muss, dass es nicht funktioniert. Auch der Protagonist in „Pfirsiche und Fische“ erkennt, dass er nicht beides haben kann und sich zwischen seiner künstlich nach Pfirsich riechenden und der natürlichen Frau vom Meer entscheiden muss.
Den Höhepunkt der Sammlung bildet jedoch zweifellos die Titelgeschichte „Der Traum vom Meer“. Schon der erste Satz macht klar, dass hier trotz der märchenhaften Erzählweise eine deutliche Abkehr vom Märchen stattfindet und Wünschen das Leben nur komplizierter macht. Susanna Neuenweg erzählt bildgewaltig von der Odyssee einer „sonderbaren“ Gesellschaft“, bestehend aus dem gewalttätigen Ahab, einer gescheiterten Selbstmörderin, eines Diebes, einer Mörderin mit indischen Wurzeln und anderen Außenseitern der modernen Gesellschaft. Die originellen Typen, die allesamt an der Gesellschaft kranken, retten sich buchstäblich auf Ahabs Draisine und sind damit unterwegs zum Meer. Die Erzählerin möchte gar nach Atlantis, was man durchaus als Sehnsucht nach einem paradiesischen Ort verstehen kann. Doch auch in der relativ freien Gesellschaft auf dem kleinen „Landschiff“ ist das Leben kein Zuckerschlecken. Die Autorin beschreibt die erotischen Beziehungen, die Abhängigkeit von den Fähigkeiten des Anderen oder die Gewalt in knappen präzisen Sätzen, so dass man gründlich lesen muss, bis der häufig nur in einem Halbsatz verborgene Schlüssel zur Erkenntnis der Situation die surreale Beschreibung in einem neuen Blickwinkel erscheinen lässt. |“Jeder hat seine Quest. Vielleicht verfolgt Schambart nun eine andere. Heute Morgen habe ich bei Ambra eine blutige Haarnadel gefunden. Unter unserem Schiff stinkt etwas. Ich möchte hier nicht bleiben.“| In diesem anspruchsvollen Text gibt es keine Floskeln, ist kein Wort zu viel geschrieben. Die inhaltliche Abkehr vom Märchen erstreckt sich somit auch auf die sprachliche Gestaltung. Nur die Namen der Protagonisten und ein Märchen innerhalb der Geschichte haben sich den märchenhaften Charakter bewahrt. Geschickt werden damit die Träume, Sehnsüchte und Welten ausgenutzt, die sich hinter ihnen verbergen und nur in wenigen Sätzen angedeutet werden müssen, um beim Leser ihre Wirkung zu entfalten.
Ein wenig blass wirken dagegen Geschichten wie „Sohn der Insel“, die so entspannt daherkommt, wie man sich das Leben auf einer einsamen Südseeinsel vorstellt, wenn Naturgewalten, Monster oder Piraten ausbleiben, sowie „Heimkehr“, die unabgeschlossen wirkt und man sich eher als Anfang einer längeren Erzählung vorstellen kann. Das „Prosaische Fischerlied“ besteht aus aneinandergereihten Worten und Satzfetzen. Sie ergeben nicht immer Sinn wie die „verlockt, verliebt, verleiteten“ Krähen und muten eher wie ein atemloses Spiel mit Worten an, die mehr Energie für die Nacht versprechen, als man sich bei einem Fischer nach seinem anstrengenden Tagwerk vorstellen kann.
Doch insgesamt handelt es sich bei „Der Traum vom Meer“ um einen interessanten Querschnitt durch die zeitgenössische deutsche Literatur. Der Autor Herausgeber Frank W. Haubold, der dem Meer auch persönlich verbunden ist, hat dafür mit Schriftstellern zusammengearbeitet, die er bereits aus vorhergehenden Anthologieprojekten kennt, und das Thema als Wettbewerb in einem Literaturforum ausgeschrieben. Die besten Geschichten haben es zwischen die Deckel des knapp 200seitigen Hardcovers geschafft. Das Buch ist auch handwerklich gut gestaltet. Besonders eindrucksvoll sticht der von Crossvalley Smith alias Dr. Martin Schmidt entworfene Schutzumschlag hervor, von dem aus dem Leser zwischen aufgetürmten Wolken und einem grünblauen unruhigen Meer ein wachsames Auge entgegenblickt. Hoffentlich lässt diese auffällige und geheimnisvolle Gestaltung zahlreiche Leser in Buchhandlungen zugreifen. „Der Traum vom Meer“ hätte es verdient.
|192 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3862372126|
http://www.projekte-verlag.de
http://www.frank-haubold.de
[Interview mit Frank Haubold]http://buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=106
Peter und Rebecca sind glücklich verheiratet und haben als Galerist bzw. Zeitschriftenherausgeberin Berufe, die sie lieben. Ihre Tochter Bea ist bereits erwachsen und ausgezogen, und eigentlich könnte man das Leben jetzt genießen. Dann kündigt sich jedoch Rebeccas wesentlich jüngerer Bruder Ethan (oder, wie er von allen genannt wird, Missy) für einen Besuch von unbestimmter Länge an. Missy ist reizend und kaputt, attraktiv, hochintelligent und haltlos, er nimmt Drogen und wickelt seine Familie spielend um den Finger.
Die Anwesenheit des exzentrischen jungen Mannes weckt in Peter eine geheime Unruhe. Dieses egoistische, süße, manipulative Geschöpf mit dem Hang zur Selbstzerstörung hat irgendetwas an sich, das er auch möchte. Ist es seine Scheißegal-Attitüde? Ist es die totale, selbstvergessene Konsequenz, mit der der Junge lächelnd sein eigenes Leben vor die Wand fährt? Die Furchtlosigkeit, mit der er sehenden Auges in den Abgrund springt? Die vitale, lässige Attraktivität der Jugend, der nichts heilig ist? Ist es – Himmel! – vielleicht die Kombination aus all dem, ist es Missy selbst?
Die Fassade von Peters heiler Welt bekommt Risse, bricht auf. Er tut Rebecca gegenüber, als sei nichts, während seine Seele langsam aber sicher auf Links gezogen wird. Was will er denn noch? Kann er so weiter machen?
Im Licht von Missys Strahlen betrachtet Peter sein Leben unerbittlich und in jeder Einzelheit eine Bestandsaufnahme, die für ihn, seine Ehe, sein Selbstverständnis und seine Lebensführung zu einer bitteren Bewährungsprobe wird.
_Kritik_
Die Fragen, die Michael Cunningham für Peter aufwirft, gehen ohne Umweg direkt unter die Haut. Wer kennt sie nicht, die alte Geschichte: Wenn ich mich dort anders entschieden hätte? Wenn ich jenen Schritt gewagt hätte? Wenn ich dies unterlassen hätte?
Da Peters Leben in vielerlei Hinsicht gefestigt (langweilig?) ist, ist es ausgesprochen verständlich, dass die Fehler Missys, die Lust an der Unvernunft ihn besonders fesseln. Einmal über die Stränge schlagen, einmal alles auf eine Karte setzen … man möchte immer das, was man nicht darf, lautet schwer vereinfacht eine der Aussagen dieses Romans. Die Gesamtaussagen sind vielschichtiger und in einer Sprache erzählt, die bezaubert und gefangen nimmt. Ein Grundton von Melancholie durchzieht das Buch, selbst in den Passagen, in denen Hoffnung und Aufbruch mitschwingen, weil man weiß, dass es der Aufbruch ins Verderben wäre.
Cunningham hat meisterhaft die Lockung des fatal Sinnwidrigen dargestellt, indem er glaubwürdige Charaktere jeweils in sich schlüssige psychische Entwicklungen durchlaufen lässt. Da es Peters Geschichte ist, die erzählt wird, kommt man ihm als Leser am nächsten, doch auch die anderen Personen treten detailreich gezeichnet ins Licht. Es wirkt nicht so, als seien sie nur Lückenfüller; jede von ihnen hat ihre Sorgen, Wünsche, Ängste. Und dass Peter trotz relativ guter Beobachtungsgabe definitiv nicht alles erahnen kann, was in seinen Mitmenschen vorgeht, stellt sich immer wieder auf überraschende Art und Weise heraus.
Michael Cunningham hat ein bestrickendes, verschlungenes Psychogramm eines möglicherweise ganz normalen Menschen erstellt, der am Scheideweg steht und sich die Frage stellen muss: Fundament oder Abenteuer?
„In die Nacht hinein“ ist genau die Richtung, die die Gedanken und Wünsche des Lesers mit denen Peters gehen, die Regung des Aus- und Aufbrechens springt unaufhaltsam von dem Protagonisten über auf den Leser.
_Fazit_
Es gibt nur einen Rat zu diesem Buch: Lesen! Cunningham ist ein Meister der mentalen Zeichnung, sein Roman ein zauberhaftes Werk über Sehnsüchte, Ängste und Allzumenschliches mit einem perfekten Ende.
|Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Originaltitel: By Nightfall
Aus dem Amerikanischen von Georg Schmidt
ISBN-13: 9783630873534|
[www.randomhouse.de/luchterhand]http://www.randomhouse.de/luchterhand/index.jsp
[www.michaelcunninghamwriter.com]http://www.michaelcunninghamwriter.com
_Tombstone: eine Innenansicht der Legende Wyatt Earp_
Dieser Western über historisch verbürgte Ereignisse in den 1880er Jahren in Tombstone, Arizona, schildert den entscheidenden Abschnitt im Leben der legendären Hauptfigur Wyatt Earp. Die Krise gipfelt unter anderem in der berühmten und vielfach verfilmten Schießerei am O.K. Corral. Doch nur durch einen erzählerischen Kniff verstehen wir auch, wie es dazu kommen konnte. Schuld war (wie schon in Troja) der Streit um eine Frau …
_Der Autor_
Der US-Autor Robert B. Parker, 1932-2010, gehörte zu den Topverdienern im Krimigeschäft, aber auch zu den fleißigsten Autoren – er hat bis zum seinem unerwarteten Tod im Januar 2010 über 50 Romane veröffentlicht. Am bekanntesten sind neben der „Spenser“-Reihe wohl seine neun „Jesse Stone“-Krimis, denn deren Verfilmung mit Tom Selleck in der Titelrolle wird gerade vom ZDF gezeigt. Parker lebte in Boston, Massachusetts, und dort oder in der Nähe spielen fast alle seine Krimis.
„Jesse Stone“-Krimis:
1) [„Night Passage“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6811
2) [„Trouble in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6816
3) [„Death in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6815
4) [„Stone Cold“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6810
5) [„Sea Change“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6812
6) [„High Profile“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6813
7) [„Stranger in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6814
8) „Night and Day“
9) „Split Image“
Außerdem schrieb Parker ein Sequel zu Raymond Chandlers verfilmtem Klassiker „The Big Sleep“ (mit Bogart und Bacall) „und mit „Poodle Springs“ einen unvollendeten „Chandler“-Krimi zu Ende. „Gunman’s Rhapsody“ ist seine Nacherzählung der Schießerei am O.K. Corral mit Wyatt Earp und Doc Holliday, ein klassischer Western.
_Handlung_
Wyatt Earp hat die Schnauze voll vom Büffelabknallen. Er mag das Schießen und er mag das Leben in den Camps der Büffeljäger von Kansas, aber der Gestank des in der Sonne verrottenden Fleisches der Kadaver vertreibt selbst die Huren. Also verkauft er sein Büffelgewehr und zieht weiter nach Dodge City. Als Sheriff vertreibt er so manchen Revolverhelden und erblickt Josie Marcus, eine Tänzerin in einer Vaudeville-Show. Leider ist sie am gleichen Abend weitergezogen.
|Tombstone, Arizona|
Doch 1879 hat auch Dodge seinen Reiz verloren, und so zieht er mit seiner Freundin Mattie, einer Exhure und seinen Brüdern Virgil, Morgan und James nach Tombstone, Arizona. Die Silberminen bringen jede Menge Geld in den Ort, und Virgil kann hier als Deputy Marshall arbeiten. Während der kriegsversehrte James als Barmann arbeitet, geht der streitsüchtige Morgan seinen Brüdern Wyatt und Virgil zur Hand. Ihr Bruder Warren ist noch woanders zugange.
Eines Tages kommt es im Saloon zu einem Zwischenfall mit Folgen. Die drei Earps sitzen gerade friedlich an ihrem Kartentisch, als ein Gunman namens John Tyler Streit mit Doc (John Henry) Holliday anfängt. Doc Holliday ist sofort mit einer Kanone bei der Hand und will Tyler zwingen sich zu entschuldigen. Die Earp-Brüder sorgen für eine Beilegung des Streits, doch Tyler schwört Vergeltung.
|John Tyler|
Im Juli bietet der Besitzer des Oriental-Saloons, Frank Joyce, Wyatt um seine Dienste. Dafür bietet er ihm einen Viertelanteil an seinem Haus. Ein nettes Angebot, aber es gibt einen Haken: Wyatt soll John Tyler, dessen Hintermänner den Saloon feindlich übernehmen wollen, ausschalten. Aber wie? Das dürfte sich schon irgendwie ergeben. Da die Earp-Brüder in allen Dingen zusammenhalten wie Pech und Schwefel, macht sich Wyatt wenig Sorgen über den Ausgang der Sache.
Als John Tyler in der flirrenden Augusthitze materialisiert, begibt er sich in de Oriental Saloon, um Ärger zu machen. Wyatt schaut aus der Ecke, wie es beginnt: ruhig wie immer, aber er läst seine Brüder holen. Als Tyler Anstalten macht, einen Minenarbeiter nur zum Spaß abzuknallen, machen Wyatt und Virgil ihn fertig und werfen ihn raus, nach einer ernsthaften Warnung. Tyler taucht nie wieder auf.
|Behan und Josie|
Im Laufe der Zeit erwerben sich die Earp-Brüder den Ruf, für Ordnung in der Stadt zu sorgen. Als der bisherige Marshall Fred White von einem Cowboy erschossen wird und der Landkreis aufgeteilt wird, bekommt Johnny Behan den Posten des Sheriffs von Cochise County. Tombstone wird Kreisstadt. Doch Johnny ist ein Demokrat, wohingegen die Earps alle Republikaner sind. Wyatt bleibt also auf Abstand und neutral, wenn Behan ihn um Beistand bittet.
Das Wichtigste an Behan aber ist dessen Verlobte: Josie Marcus. Die ehemalige Hure und Tänzerin ist nun eine ehrbare Gattin und noch dazu Erbin eines reichen Vaters in San Francisco, eine gute Partie. Und Wyatt hat sich schon in Dodge City für sie interessiert. Jetzt beeindruckt er sie mit seiner ruhigen, potenziell gefährlichen Art. Sie sucht das Abenteuer, und Behan ist alles andere als Abenteuer. Es dauert eine Weile, bis sich Wyatt, der ja noch bei Mattie wohnt, und Josie, die noch bei Behan lebt, zusammentun können.
|Die Clantons & Co.: Der Anfang vom Ende|
Johnny Behan, der Sheriff und stets der Politiker, vertraut sich Wyatt an. Er hat die feste Absicht, die gutverdienenden Rancher, die mit Mexiko glänzende Geschäfte halbseidener Art machen, zur Steuerkasse zu bitten. Wyatt erklärt ihm ruhig wie immer, von wem Ärger droht: Da sind die McLaurys, mit denen man wenigstens vernünftig reden kann, und da sind die Clantons, die wesentlich härter drauf sind. Man müsste denen schon etwas anbieten, bevor man ihnen Steuern aufbrummt. Behan sagt, er wolle mit den Leuten reden. Wyatt schaut ihm skeptisch nach.
Zunächst gibt es einen folgenreichen Zwischenfall: Die Postkutsche wird überfallen. Auf der Suche nach den Schuldigen jagen Sheriff Behan, die Earp-Brüder, Doc Holliday und andere den Tätern hinterher, bis sie zur Ranch der Redfields gelangen. Durch einen Trick gelingt es ihnen, einen Komplizen der Räuber zum Reden zu bringen: Sie erfahren die Namen der Täter. Die drei sind aber wahrscheinlich bereits in New Mexico. Hoffnungslos. Während Behan noch ein Woche nach ihnen sucht, nutzt Wyatt die günstige Gelegenheit und geht mit Josie endlich ins Bett – ein Wendepunkt in seinem Leben. Er will sie auf keinen Fall mehr verlassen. Und als Behan zurückkehrt, weist ihm Josie die Tür. Das gibt Ärger, wissen alle.
Behan streut böse Gerüchte über die Earps und Doc Holliday: Sie hätten die Kutsche überfallen. Um dem ein Ende zu setzen, will Wyatt die Räuber schnappen. Dazu muss er sie erstmal finden. Da die Räuber Freunde von Ike Clanton sind, schließt er einen Deal mit Ike: Die Räuber kriegt er und Ike die Belohnung, die Wells Fargo ausgesetzt hat. Obwohl Ike kein gutes Gefühl dabei hat, aber Wyatt nicht durchschaut, lässt er sich wegen des Geldes darauf ein. Doch als er Ärger im Saloon macht und einen anderen Cowboy herausfordert, macht der neue Marshal, Virgil Earp, ihn vor aller Augen fertig. Das wird Ike nie vergessen.
Im Verlauf des heißen Wüstensommers hören die Earps ständig, dass Johnny Behan sich mit den Cowboys, den Clantons und McLaurys verbündet habe. Ganz besonders, nachdem Behan vergeblich versuchte, Doc Holliday wegen des Postkutschenüberfalls zu verhaften. Inzwischen hassen Behan und die Cowboys die Earps, die Gesetzeshüter. Josie hat Wyatt schon immer gesagt, dass Behan sich ihm nicht direkt gegenüberstellen werde, sondern hinten rum agitiert – eben ein Politiker.
Eine Auseinandersetzung erscheint zunehmend unvermeidbarer …
_Mein Eindruck_
Für einen Western im Groschenromanformat ist dies ein recht ungewöhnlich erzählter Western. Louis L’Amour ist der unangefochtene Topverdiener in diesem Markt und hat Maßstäbe gesetzt. Seine männlichen Hauptfiguren sind harte Kerle, die ein ebenso hartes Schicksal zu ertragen haben, um in einem harten Land zu überleben, das erobert sein will. Die Romane sind entsprechend schmal, die Charakterisierung meist dürftig, aber die Action grandios.
Aber auf Wyatt Earp trifft dies alles nicht zu. Und darum ist Parkers Western (dem noch vier weitere folgen sollten) ungewöhnlich. Denn die Geschichte von Wyatt Earp ist ebenso eine psychologische Studie wie eine Liebesgeschichte – und eine Chronik der Ära.
Der Autor geht nicht etwa her und erklärt alle vorhergehenden Porträts dieser historischen Figur für null und nichtig. Das wäre ja auch vermessen. Nein, vielmehr entwirft er die Figur des Wyatt Earp von Grund auf neu. Notwendigerweise muss er dazu auch sowohl die Bühne als auch sämtliche Nebenfiguren von Grund auf neu erfinden.
Die Handlung hingegen ist bereits größtenteils vorgegeben: Alle Taten sind niedergeschrieben worden und in den Chroniken jener Zeit (Zeitungen, Magazine usw.) nachzulesen. Doch wie sind alle diese Taten miteinander verknüpft und worin lag die Motivation der Figuren, um so und nicht anders zu handeln? An dieser Stelle kann sich die Kreativität des Künstlers entfalten, solange sie den Fakten nicht widerspricht. Von dieser Freiheit macht Parker so weit wie möglich Gebrauch.
Mehrere Faktoren führen zur ersten großen Konfrontation, der Schießerei am O.K. Corral. (Davor gab es nur Duelle und Scharmützel.) Die Schießerei ist deshalb so wichtig, weil sie ein großes Opfer fordert: Virgil Earp wird angeschossen, sodass er einen Arm verliert und nicht mehr als Marshal arbeiten kann. Wenig später wird Morgan Earp ermordet. Für Wyatt und seine zwei verbleidenden Brüder James und Warren Anlass genug, um die Mörder zu jagen.
Die zwei Hauptfaktoren sind folgende: Johnny Behan verliert seine Frau Josie an Wyatt Earp. Da er kein Mann des Duells und der Tat, sondern des Wortes ist, befleißigt er sich aller Mittel eines Politikers, um sich dafür zu rächen. Nicht nur an Wyatt, sondern auch an Morgan, der ihn einmal aus Josies Haus wirft. Das Mittel zum Zweck der Rache sind die Cowboys, Faktor Nummer 2.
Die Cowboys, allen voran die Clantons und die McLaurys, sind Diebe und Betrüger reinsten Wassers. Sie nutzen die Nähe der Grenze zu Mexiko systematisch für Viehdiebstahl und -betrug. Wenn ihnen also Sheriff Behan Vergünstigungen in Form von Haftverschonung verspricht, hören sie zu. Und wenn sie zuhören, erzählt er ihnen Lügengeschichten über die Earps, die die Silberstadt Tombstone beherrschen und die Coywboys schikanieren. Kein Wunder, dass es dann zum großen Knall kommt.
Es dauert lange, bis die Dinge endgültig aus dem Ruder laufen. Viel zu lange für so manchen eingefleischten Western-Leser, aber ich bin da nicht so festgelegt. Und wir erfahren nie, wann an welchem Tag oder in welchem Jahr etwas stattfindet. Das ist auch für die Geschichte selbst nicht so wichtig. Parker kann bei seinen amerikanischen Lesern die Details sowieso als bekannt voraussetzen.
Wichtig sind für den Autor die Figuren, allen voran Wyatt, der fast alle Szenen bestreitet, und Josie, die gestohlene Frau. Wyatt entspricht dem Standard des parkerschen Helden: In sich gekehrt, scharfsichtig, moralisch empfindlich, auf das Wohl seiner Brüder und der Wehrlosen bedacht, aber stets bereits, mit der Waffe in der Hand das „Richtige“ zu tun. Was ist das „Richtige“? Darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Er findet es nicht richtig, Sheriff Behan auf der Straße abzuknallen, aber es ist OK für ihn, den unbewaffneten Mörder seines Bruders Morgan über den Haufen zu schießen.
Josie stellt ihm immer wieder Fragen, die uns das Innenleben Wyatts enthüllen, wenn er sie freimütig beantwortet. Hier geht es nicht um die Rechtfertigung oder Verurteilung seiner Taten, sondern um unvoreingenommene Erklärung. Es ist fast wie Psychoanalyse (womit sich Parker bestens auskennt, siehe seine Krimis). Josie hat allerdings wenig Einfluss darauf, wozu sich Deputy Marshal Wyatt entschließt, wenn es ums Handeln geht. Aber sie weiß, dass sie besser seiner Bitte folgt, sich nach Frisco abzusetzen, wenn in Tombstone das Pflaster zu heiß wird.
Eine Überraschung bietet das letzte Drittel des Romans – immerhin rund 90 Seiten – NACH der Schießerei am O.K. Corral: Nachdem Morgan tot ist und Virgil schwer verwundet, macht sich Wyatt auf die jahrelange Jagd nach den Mördern. Es ist wie eine Ermittlung à la Spenser. Wyatt sucht Anhaltspunkte, sammelt Aussagen und begibt sich zu Schnittpunkte von Hinweislinien: Unweigerlich trifft er die Gesuchten an. Und das nicht nur einmal.
Sheriff Johnny Behan ist ihm mit seinen Cowboys auf den Fersen, um den Rachefeldzug zu stoppen, trifft aber auf unerwarteten, passiven Widerstand von Seiten der Freunde der Earps. Dies ist purer Western: die Landschaft (Wüste, Berge), die Männer (Rächer und Verfolger) und das sich entfaltende Drama. Das ist genug. Für einen Roman, aber auch für Legenden.
|Die Chroniken|
Eine weitere ungewöhnliche Zutat zu diesem Western sind die eingefügten Chroniken. Auf zwei bis vier Seiten findet der Leser Ausschnitte aus Zeitungen und Annalen, über Ereignisse wie Baseballspiele Theateraufführungen, aber auch Anzeigen aller Art, so etwa ein Waffenangebot und die Suche nach einer entlaufenen früheren Sklavin. Eine einzige Notiz ist mit dem Jahr datiert: 1883.
Das Fehlen der Jahresangaben fand ich wenig hilfreich, denn es beeinträchtigt die Glaubwürdigkeit der jeweiligen Angabe. Wenn aber alle Angaben aus dem Jahr 1883 stammen, so ist das Weglassen der Jahresangabe akzeptabel. Davon kann man aber nicht automatisch ausgehen.
|Der Epilog|
Dies ist nicht mehr Teil der Erzählung. Vielmehr hat der Autor hier alle Sterbedaten und Todesursachen der wichtigsten Figuren aufgelistet. Es freut uns zu erfahren, dass Wyatt noch bis zum Jahr 1929, dem Großen Börsenkrach, lebte; er wurde 80 Jahre alt. Seine Josie starb erst 1944. Die letzte Zeugin der Ereignisse in Tombstone, Allie, die Frau von Virgil Earp, starb sogar erst am 17. November 1947, kurz vor ihrem 100. Geburtstag. Johnny Behan, Josies Gatte, starb 1912 in Tucson. Tombstone wird heute nur noch von Touristen besucht. Die Silberminen sind längst leergeräumt.
_Unterm Strich_
Einer der großen Vorteile dieses historischen Westerns à la Parker ist das Fehlen aller Legenden-Beweihräucherung. Wir bekommen den nackten Menschen Wyatt Earp vorgesetzt, nicht nur im Kampf wie gewöhnlich, sondern vielfach im Bett neben Josie, die ihn einer Art milder Psychoanalyse unterzieht, um ihren Geliebten besser kennenzulernen – zu unserem Vorteil.
Für denjenigen Leser, der die Schießerei am O.K. Corral haarklein erklärt bekommen will, ist dies das falsche Buch. Der Roman erfüllt seine Aufgabe darin, die Menschen zu erklären und nicht, die Zahnräder der „Historie“ sichtbar zu machen. Das Leben ist ein Fluss, mit Stromschnellen und Untiefen. Niemand der Akteure ist sich seiner Historizität bewusst, keiner handelt wie eine historische Figur, sondern wie ein ganz normaler Mensch. Mit allen Fehlern, Schwächen und Vorlieben.
Dieses Buch ist also kein Ersatz für „Spiel mir das Lied vom Tod“ in der Moll-Tonart. Doch es ist viele Dinge: eine Chronik der Ära, die Geschichte der Familie Earp (sie stammt aus Iowa oder Illinois), eine Sittengeschichte (Prostitution usw.); eine zarte und herzerwärmende, stellenweise auch humorvolle Liebesgeschichte, und natürlich auch eine ganze Reihe von Actionszenen, von kleinen Duellen bis hin zu großen Schießereien. Da aber keinerlei Militär auftaucht (und auch keine Indianer), bleibt jede Auseinandersetzung in überschaubaren Dimensionen – keine Schlachtengemälde. Und es ist eine psychologische Geschichte der Politik: Johnny Behan mag ja „nur“ ein Sheriff sein, aber könnte es durchaus zum Gouverneur bringen. Aber das ist eine andere geschichte.
Das Buch zu lesen, bedeutet, einen Blick durch ein Fenster in eine völlig andersartige Zeit zu werfen. Wir können den Figuren in die Seele schauen, aber wir sind uns immer dessen bewusst, dass es ein Fenster gibt und dass jemand dieses Fenster gebaut und geöffnet hat. Der Autor belügt uns nicht: Es ist sein Fenster und seine Perspektive und es sind seine Figuren. Es ist an uns, dies stets zu bedenken.
In „Die Frauen“ erzählt T.C. Boyle die Geschichte des amerikanischen Architekten Frank Llloyd Wright, der als einer der größten seines Landes gilt . Allerdings geht es, wie man schon am Titel sieht, weniger um sein Schaffen, sondern um seine Frauengeschichten, die in den eher prüden Zwanziger- und Dreißigerjahren für den einen oder anderen Skandal gesorgt haben.
Boyle betrachtet drei der Frauen in seinem Leben genauer. Mamah ist seine erste Geliebte nach der langen Ehe mit seiner ersten Frau Kitty. Ihre Familien sind befreundet, was dazu führt, dass Frank und Mamah sich aufgrund ihrer Zuneigung von den anderen isolieren, da ihr Zusammenleben nicht akzeptiert wird. Für Mamah ist das jedenfalls kein Problem. Die begeisterte Feministin übersetzt nämlich gerade die Werke von Ellen Key, die die wahre Liebe aus Sicht der Frauen predigt. Das wiederum soll sie später das Leben kosten …
Nach dem Tod von Mamah liest Miriam in Paris in der Zeitung von Wrights Schicksal. Sie fühlt sich von seinem Leid angezogen und beginnt einen kurzen, aber ertragreichen Briefwechsel mit ihm. Wenig später nimmt sie den Platz an seiner Seite ein und macht sich auf Taliesin, seinem Anwesen in Wisconsin, breit. Doch ihre hysterischen Anfälle und Boshaftigkeit sowie ihre Drogensucht zerstören die Ehe. Als schließlich die Tänzerin Olgivanna, eine stille, aber schöne Frau, in Wrights Leben tritt, versucht Miriam als gehörnte Ehefrau alles in ihrer Macht stehende, um den beiden das Zusammenleben zu erschweren.
Boyle widmet jeder Frau einen Teil des Buches und allen Teilen geht eine Einleitung voraus, in der Tadashi, ein ehemaliger Schüler, Einsichten in das Leben auf Taliesin gibt. Taliesin diente Frank Llloyd Wright nicht nur als Wohnort, sondern auch als Arbeitsstätte, weshalb er dort stets eine Schar Schüler um sich gescharrt hatte. Aus Tadashis Sicht erfährt man, wie der Alltag dort war, bevor sich die Geschichte wieder auf die Frauen konzentriert.
Ein Buch von Boyle sollte man nicht unbedingt deshalb lesen, weil man eine spannende, geradlinige und konsistente Handlung erwartet. Die Bücher des Autors bestechen normalerweise dadurch, dass sie ohne viel Aufhebens eine Geschichte zum Leben erwecken. Dies geschieht auch in „Die Frauen“. Boyle erzählt so detailliert und gleichzeitig so unbemüht vom Leben Frank Lloyd Wrights, dass die Personen und die damalige Gesellschaft vor dem Auge des Lesers zum Leben erwachen.
Die Leichtfüßigkeit seiner Sprache und die Beiläufigkeit, mit der er historische Gegebenheiten einflechtet, heben ihn dabei über viele andere historische Romane. Das Augenmerk liegt sowieso mehr auf dem Romanhaften, auf der Beschreibung der Personen, dem Spiel mit Wörtern. Dies gelingt dem Autor erneut überzeugend. Er balanciert bei seinen Figuren stets auf dem schmalen Grat zwischen Klischee und Authentizität. Er zeichnet sie auf der einen Seite sehr vielschichtig und lebendig, überspitzt auf der anderen Seite aber auch einige ihrer Charakterzüge. Miriam beispielsweise ist keine sympathische Persönlichkeit dank ihrer Drogen- und Eifersucht. Beides benutzt Boyle immer wieder als Aufhänger, was der Geschichte eine gewisse humorvolle Note gibt.
Während Miriam, Mamah und Olgivanna in ihrem Teil jeweils als Erzählperspektive dienen, betrachtet Boyle Frank hauptsächlich durch die Augen anderer. Neben seinen Frauen äußert sich auch Tadashi in seinen einleitenden Bemerkungen über den Mann, den er vor allem wegen seiner Architekturleistungen bewundert. Der Autor präsentiert dem Leser also vier verschiedene Sichtweisen auf seinen Protagonisten, was ein gewisses Mitdenken beim Leser voraussetzt, auch wenn sich zwischen den Meinungen der einzelnen Personen Parallelen ergeben.
Geschrieben ist die Geschichte in etwa so abwechslungsreich wie die Charaktere. Diverse Fußnoten ergänzen das Geschriebene, fügen Hintergrundinformationen hinzu oder enthalten persönliche Äußerungen Tadashis. Der Schreibstil selbst hat ein hohes Niveau. Boyle verwendet einen großen Wortschatz, den er für kreative Wortbilder benutzt. Er wirkt dabei nie bemüht witzig, sondern setzt vielmehr kleine, amüsante Glanzpunkte in der sowieso sehr detailliert erzählten Geschichte.
Letztendlich ist „Die Frauen“ ein typischer Boyle-Roman, was keineswegs abwertend gemeint ist. Eine interessante Geschichte in einem gut dargestellten historischen Kontext, vielschichtige Charaktere und der gewohnt gekonnte Schreibstil sprechen für dieses Buch. Wie gewohnt auf hohem Niveau!
|Taschenbuch: 556 Seiten
Originaltitel: |The Women|
Deutsch von Kathrin Razum und Dirk van Gunsteren
ISBN-13: 978-3423139274|
http://www.dtv.de
Gerard Donovoan hat seinen letzten Roman „Winter in Maine“ ohne großes Tamtam in die Bestsellerlisten gebracht und damit eine Randerscheinung der modernen Belletristik erschaffen, deren faszinierende Ausstrahlung und Aussagekraft einen der zeitlosesten literarischen Momente der Jetztzeit formte. Dabei schien gerade im fehlenden Spektakel der vergleichsweise brutalen Story die Würze zu liegen – und auch Donovans Ursprung. Bereits fünf Jahre zuvor hatte er sich eher zufällig an ein Buchprojekt gewagt, aus dem erst mit fortschreitender Seitenzahl die Idee zu einem Roman reifte. „Ein bitterkalter Nachmittag“, so der Titel des Autoren-Debüts, ist im Hinblick auf die spontane Geschichte, die dem Projekt zugrunde liegt, jedoch ein unheimlich schwieriges Stück zeitgenössische Literatur – und auch im Hinblick auf die moralischen Aspekte des Buches eine komplexe Arbeit. Doch in Sachen Intensität mangelt es auch Donovans erstem Werk in der Gesamtbetrachtung nicht!
_Story:_
Winter, irgendwo zu irgendeiner Zeit in Europa: Mitten auf einem großen Feld wird ein junger Mann während des umliegenden Kriegstreibens dazu aufgefordert, ein großes Loch auszuheben. Unter der Aufsicht eines einstigen Lehrers, der unter anderem auch den Bruder des Mannes unterrichtete, muss er zum Ende des Tages schaufeln und seine Arbeit fertigstellen – ansonsten droht eine zunächst nicht näher benannte Konsequenz. Doch der Lehrer und sein sich widersetzender Schützling erleben jenen Nachmittag jenseits des bestehenden Autoritätsverhältnisses; in immer abstrakteren Gesprächen tauschen sie sich über Geschichte, Philosophisches und zuletzt auch über die Situation aus, die sie umgibt. Doch niemand ist bereit, Kompromisse einzugehen und sich die Meinung des jeweils anderen aufdringen zu lassen – bis schließlich eine ungeahnte Eskalation droht …
_Persönlicher Eindruck:_
Was für eine sperrige Geschichte! Und sie könnte für diesen Autor, von dem abseits des hier vorliegenden Buches nur der oben angeführte Titel bekannt ist, kaum typischer sein. Erneut ist die vorrangige Auseinandersetzung mit der Situation und den damit verbundenen Charakteren ausschließlich auf einen sehr geringen Personenkreis beschränkt, was grundsätzlich dafür sprechen müsste, dass die Ausgangslage klar definiert und leicht nachzuvollziehen ist. Irrtum! Denn Donovan offenbart sich wieder als Geheimniskrämer vom Dienst, der alles zulässt, aber eben nicht den unmittelbaren Bezug zu seinen tragenden Säulen, in diesem Fall der Bäcker und der Lehrer.
Dabei beginnt alles sehr offen und transparent: Der Bäcker wird aus noch ungeklärten Gründen zu jener Grube gebeten, die er in den nächsten Stunden ausheben soll. An dieser wartet bereits der Lehrer, der aus ebenfalls nicht näher definierter Ursache die Aufsicht für den Grabschauflungs-Prozess koordinieren soll – und die beiden kommen ins Gespräch. Dabei sind die Positionen eigentlich klar, schlussendlich aber nicht wirklich geklärt. Es besteht zwar eine Autorität dahingehend, dass die Aufgabenverteilung der beiden Persönlichkeiten geklärt ist, aber über dies hinaus besteht „Ein bitterkalter Nachmittag“ bis hin zum ziemlich bizarren Finale lediglich aus versteckten Andeutungen, interessanten Dialogen und einem Schriftbild, welches man aufgrund seiner intelligenten Verknüpfungen und Verquickungen durchaus als atemberaubend bezeichnen kann.
Doch was geschieht? Gute Frage, denn ‚es‘ auf den Punkt zu bringen, ist in der Analyse des Donovan-Debüts nahezu unmöglich. Die Dialoge sind das Vordergründige, und sie sind oft faktisch und auf eine ganz perfide Art und Weise auch emotional inszeniert, aber am Ende auch wieder nüchtern und sturköpfig vorgetragen. Die beiden Charaktere sind entschlossen, sich in irgendeiner Form gegen den jeweils anderen durchzusetzen und ihren Standpunkt zu wahren. Doch die Gründe für die Verbissenheit werden eben nicht näher angeführt, bleiben eine leise, stille Ahnung. Erst im allerletzten Abschnitt scheint sich das Ganze aufzulösen, und dies – man muss leider ‚bedauerlich‘ sagen – auf eine recht radikale Art. Der Bäcker präsentiert sich in einem noch finstereren Licht als in den einzelnen Kapiteln der Hauptstory, während der Lehrer eine Zerbrechlichkeit zur Schau stellt, die man nun absolut nicht voraussehen konnte. Die Quintessenz der Erzählung ist dementsprechend erschreckend hart, was man von diesem Autor ja auch genau so gewohnt ist. Aber irgendwie fehlt gerade in jener Endsequenz die Feinfühligkeit, den Plot auch fließend abzurunden und ihn eben nicht in einem Radikalschlag zu beenden. Das, was sich später in „Winter in Maine“ wie die Vollendung einer wunderbar-brutalen Story darstellte, ist in „Ein bitterkalter Nachmittag“ bei Weitem nicht so stark ausgeprägt und führt schließlich dazu (und auch davon kann man nicht absehen), dass man Donovan eine rapide Entwicklung bei der Konzipierung seiner Geschichten attestieren muss – dies aber im unvermeidbaren Vergleich zu deutlichen Ungunsten von „Ein bitterkalter Nachmittag“.
Andererseits ist der erste Roman des aufsteigenden Schriftstellers definitiv eine lohnenswerte Lektüre, zwar nicht das belletristische Meisterwerk, welches man sich nach der brillanten Vorgabe erträumt hatte, aber dennoch ein Roman, der vieles über uns Menschen sagt – und noch mehr über die Verkörperung und Umsetzung von Einstellungen bis hin zum absoluten Überlebenskampf.
An einem gemütlichen Kaminabend liest ein junger Mann seinen Freunden einen Brief der Gouvernante seiner Schwester vor. Diese übernimmt als junge Frau die Betreuung eines kleinen Mädchens und deren älteren Bruders auf dem abgelegenen, aber romantischen Landsitz Bly. Der Vormund der überschwänglich als engelsgleich beschriebenen Kinder möchte mit deren Angelegenheiten nicht behelligt werden. Nach einer Weile beginnt die Gouvernante, die Geister der verstorbenen früheren Gouvernante und des früheren Kammerdieners ihres Herren zu sehen. Plötzlich wittert sie hinter dem freundlichen Wesen der Kinder Falsch- und Verlogenheit. Schließlich steigert sie sich so stark in ihre Überzeugung, die Geister würden das Böse in den Kindern hervorbringen, hinein, dass die Geschichte nur ein unglückliches Ende nehmen kann.
Der |Manesse|-Verlag hat dieses Werk des amerikanischen Schriftstellers Henry James aus dem Jahr 1898 in einer überarbeiteten Version der Übersetzung von Ingrid Rein für den |ars vivendi|-Verlag wieder aufgelegt. Die Erzählung gilt als eine der rätselhaftesten Geschichten der Weltliteratur und wird von der Literaturtheorie als kompositorisches und sprachliches Meisterwerk gefeiert sowie unter verschiedenen Aspekten diskutiert.
Man muss nicht so weit gehen, „Die Drehung der Schraube“ als eine Horrorgeschichte zu betrachten. Hundert Jahre nach ihrem ersten Erscheinen kann sie höchstens eine leichte Gänsehaut hervorrufen. Was man ihr jedoch lassen muss, ist, dass man sie durchaus mehrmals lesen kann, denn mit dem Ende vor Augen, kann man sich umso besser auf die Details der Geschichte und auf das Nicht-gesagte konzentrieren sowie die Aussagen von Personen innerhalb des Handlungsgeschehens anders bewerten.
Die umständliche Einleitung über die mit zeitlicher Verzögerung herangebrachte Abschrift des Briefes findet jedoch keinen runden Abschluss, da es sich nicht um eine Rahmengeschichte handelt. Es wird nicht mitgeteilt, was die Zuhörer denken oder was aus der Gouvernante in späteren Jahren geworden ist, welche Konsequenzen ihr Handeln auf Bly eventuell gehabt haben mögen. Was man als gemeiner Leser für unausgearbeitete Handlungssprünge halten könnte, kann als kalkulierte Leerstellen betrachtet werden, die das Geschehen gleich der Umdrehung einer Schraube immer weiter vorantreiben, bis sie sich nicht länger weiterdrehen lässt. Die Geschichte ist voller Twists, nach denen der Leser seine Haltung dem Geschehen gegenüber jedes Mal prüfen und neu ausrichten muss. Das ist verhältnismäßig spannend, denn schon bei den unkritischen Lobpreisungen ihrer Schüler schleicht sich der Eindruck an, dass man sich auf die erzählende Instanz nicht verlassen kann.
|Manesse| hat, wie man es vom Verlag bei der Reihe „Bibliothek der Weltliteratur“ gewohnt ist, handwerklich solide gearbeitet. Der kleine Band präsentiert sich in Leinen gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen. Ein ausführliches Nachwort macht mit den wichtigsten Diskursen über das Werk vertraut und editorische Notizen befassen sich mit der Übersetzung. „Die Drehung der Schraube“ ist eine Erzählung, die den Leser fordert, ja geradezu auffordert, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Wer dazu nicht bereit ist, wird keine Freude an dem Buch haben.
|Originaltitel: The Turn of the Screw
Übersetzung: Ingrid Rein
304 Seiten, gebunden
ISBN-13: 978-3717523307|
http://www.randomhouse.de/manesse/
|Siehe ergänzend dazu auch unsere [Rezensionen]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1383 zur Hörspielumsetzung „Die Unschuldsengel“.|
In den fünfziger Jahren kommt der amerikanische Multimillionär Cyrus Ott auf die Idee, in Rom eine englischsprachige Zeitung zu gründen. Sie wird für die ersten Jahre zu dem Sorgenkind seines riesigen Imperiums: Sie ist ein Verlustgeschäft, doch er hegt und pflegt sie, hilft ihr immer wieder auf die Füße, umsorgt sie und hält sie am Laufen.
Doch all der ganze Elan, sein Durchhaltevermögen und sein Charme machen Cyrus nicht unsterblich; er fällt einer Krankheit zum Opfer und läutet damit das lange, bittere Sterben seines einst so geliebten Blattes ein. Gut ein halbes Jahrhundert nach der Gründung schließt die Zeitung für immer ihre Tore.
Während sie in den letzten Zügen liegt, werden schlaglichtartig Ausschnitte aus den Leben ihrer Mitarbeiter und Leser beleuchtet: Da ist Lloyd, seinerzeit Starregisseur, heute vor allem alt, verbraucht und hoffnungslos hinter dem Mond. Arthur, der für die Nachrufe zuständig ist und mit der Welt im Allgemeinen nicht so recht kompatibel erscheint. Hardy, die Reporterin für Wirtschaft und Finanzen, die über die erste Jugendblüte hinaus ist und fürchterliche Angst davor hat, allein zu altern. Herman, der sein Leben lang einem Idol nachgeeifert hat. Kathleen, die Chefredakteurin, effizient, kühl, wenig barmherzig. Winston, hoffnungsvoller und etwas ratloser Jungreporter in Kairo. Ruby, Textredakteurin, ein Urgestein bei der Zeitung, von allen gemobbt, aber immer noch da. Craig, der Nachrichtenchef mit der beunruhigend jungen schönen Frau, über die er sich selbst immer wieder wundert. Ornella, die die Zeitung komplett lesen möchte, alle Ausgaben, und mehrere Jahre hinterherhinkt. Abbey, die Finanzchefin, an der all die unangenehmen Entscheidungen hängen bleiben, die mit Kündigungen zu tun haben. Und schließlich Oliver Ott, ein Enkel des Gründers, Schöngeist und Verleger wider Willen. Sie alle haben ein Leben neben der Zeitung, teils eng damit verknüpft, teil losgelöst davon. Und ähnlich ihrem Blatt geht es ihnen allen nicht besonders gut.
_Kritik_
Es sind grelle Lichter, die Rachman auf seine Protagonisten richtet, und was wir da sehen, ist nicht besonders schön. Unglück, Hoffnungslosigkeit, Trauer, Schmerz, Wut sind die vorherrschenden Gefühle in diesem Buch. Fast ist es, als hätte der Autor eine ähnliche Marotte wie John Irving, den Personen, die er erfindet, etwas Grässliches antun zu müssen.
Wie in den kurzen Zwischenkapiteln die fünfzig Jahre lange Existenz der Zeitung nachgezeichnet wird, ist wunderbar anschaulich gelöst; die Entwicklung vom völlig verrauchten Sechzigerjahrebüro mit den klappernden Schreibmaschinen hin zum stillen, stumpfen, computergesteuerten Büro einer Firma, die Anfang des 21. Jahrhunderts Pleite macht, ist eindringlich beschrieben.
„Die Unperfekten“ hat jede Menge Lorbeeren eingeheimst, es sei „unwiderstehlich“, „ein Knaller.“ Die |New York Times| sei fast ausgeflippt und so fort. Vielleicht war das einfach zu viel des Guten, vielleicht bin ich mit den falschen Erwartungen drangegangen: Dieser Roman und ich werden nicht beste Freunde. Stilistisch ist nichts zu beanstanden, er liest sich ausgesprochen angenehm, aber er ist mir zu düster, zu hoffnungslos, zu traurig und in all der niederdrückenden Stimmung auch eine Spur zu eintönig. Natürlich, es sind immer wieder neue kleine und große Katastrophen, die Rachmann seinen Schöpfungen angedeihen lässt, aber wenn man das Ganze mit dem einen oder anderen Lichtblick gewürzt hätte, hätte die Mischung aller Wahrscheinlichkeit nach viel spannender gewirkt. Knappe fünf Seiten, auf denen am Ende noch angerissen wird, was aus den Handelnden weiter geworden ist, waren mir nach all dieser Tragik etwas zu wenig. Wohlgemerkt, ich fordere kein Happy End voller „Ringelpietz mit Anfassen“ für alle; ein paar warme Facetten, ein kleiner Hinweis darauf, dass nicht jeder Mensch eine Insel sein muss, hätte mir schon gereicht.
_Fazit_
Da ich mit dieser Meinung verhältnismäßig allein auf weiter Flur stehe, muss ich wohl kaum betonen, dass es sich hier um meinen ureigensten subjektiven Eindruck handelt. Mein Fazit jedoch lautet: „Die Unperfekten“ ist ein guter, aber kein Spitzenroman. Er führt nicht durch Höhen und Tiefen, sondern nur durch Tiefen, bringt nicht zum Lachen und zum Weinen, sondern lediglich Letzteres. Wenn man ausschließlich nach dem Stil ginge, gäbe es nichts zu beanstanden; auch die Charaktere sind sorgsam ausgefeilt, aber wenn es an der Mischung für den richtigen Plot fehlt, reicht es im Gesamturteil bestenfalls für ein „Gut“.
|Taschenbuch: 400 Seiten
Originaltital: The Imperfectionists
Aus dem Englischen von Pieke Biermann
ISBN-13: 9783423248211|
[www.dtv.de]http://www.dtv.de
[tomrachman.com]http://tomrachman.com
Der Hofnarr Pocket befürchtet das Schlimmste, als sein Brotgeber König Lear seinen Töchtern die Frage stellt, wer von ihnen ihn am meisten liebt. Nicht eben überraschend kommt es zum Eklat und Pocket muss die Zähne zusammenbeißen: Die letzten Jahre hatte er ein Dach über dem Kopf, nannte ein paar Freunde sein eigen und musste nicht hungern. Jetzt dagegen zieht er im britannischen Winter mit einem König durch die Lande, der dem Wahn verfallen ist, sein leicht retardierter Auszubildender ist in der Hand eines Feindes und die verehrte Prinzessin weit entfernt.
Intrigen bedrohen den verblendeten König und seinen Narren von allen Seiten – gut, dass zumindest der alte Kent loyal ist, im Gegensatz zu den ganzen anderen wetterwendischen Nattern in des Königs Umfeld.
Pocket mag aber nicht nur stillhalten und zusehen, wie sich die Schlinge enger zieht, gegenteilig mischt er kräftig mit. Dass sich ein aufdringlicher Geist die ganze Zeit in seine Angelegenheiten einmischt, zerrt allerdings gehörig an seinen Nerven, und die Hexen, die er aufsuchen muss, machen die Situation nicht eben weniger gruselig.
Pocket bemüht sich nach Kräften, die Angelegenheit so zu drehen, dass es für ihn und seine Lieben von Vorteil ist. Dumm nur, dass er sich im Laufe der Zeit fragen muss, wer denn überhaupt seine Lieben sind. Im rauen Umfeld des drohenden Bürgerkriegs werden die Karten neu gemischt, und fast scheint es, als könnte der wortgewandte Narr sich diesmal nicht aus allem herausreden. Andererseits: Wozu gibt es schon übernatürliche Unterstützung, wenn nicht für die ganz hoffnungslosen Fälle?
_Kritik_
Pocket ist nicht einfach nur ein Hofnarr. Er ist eher so eine Art Inbegriff des Hofnarren, eine grimmige Waffe der Wahrheit in schwarzer Kleidung und mit lustigen Glöckchen an Kappe und Schuhen: Unzählige Leute fordern seinen Kopf, und er versteckt sein gutes Herz unter jeder Menge schrecklicher Äußerungen, Beleidigungen und allgemeiner Unflätigkeit.
Dass aber wirkliche Bosheit ihn immer noch schockieren kann, wird im Laufe der Geschichte doch offensichtlich, und man bringt dem fragwürdigen kleinen Mann einiges an Sympathie entgegen. Auch die anderen Charaktere sind schön geschaffen, teilweise zwar eng an die Eigenschaften angepasst, die sie seit des britischen Meisters Zeiten haben, teils aber auch herrlich ambivalent.
„Fool“ ist ein saumäßig dreckiges Buch, steckt aber voller Intelligenz. Wer nicht zimperlich ist, wird definitiv seinen Spaß haben. Es ist stilistisch homogen, wenngleich manchmal weit jenseits der Grenzen des guten Geschmacks.
Moore hat eine Art Parallelrealität erschaffen; nachdem er sich die Hintergründe zu Shakespeares „König Lear“ angeguckt hatte und verzweifelt war, hatte er entschieden, dass die Recherchen so weit auseinander liegende Fakten zu Tage fördern, dass man sie am besten nur als grobe Richtlinie benutzt. Und darin ist er einfach virtuos – wenn man nicht zu denjenigen gehört, die angewidert die Miene verziehen, weil sich ein nicht unwesentlicher Teil des Buches unter der Gürtellinie abspielt, kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus. Es hilft übrigens, wenn man „König Lear“ mal gelesen hat, wirklich notwendig ist es aber nicht für das Verständnis des Romans.
Moore hat brillante Einfälle, die er auf ebenfalls brillante Art und Weise umsetzt; seine Romane sind immer wie aus einem Guss und ohne jede Disharmonie in der Gesamtwirkung – was nicht heißt, dass sie nicht teilweise widerwärtig sein können. Widerwärtig, todkomisch, charmant und genial.
_Fazit_
Christopher Moore ist jetzt schon ein Kultautor, und ein Ende seines Schaffens ist glücklicherweise nicht abzusehen. Natürlich ist es Geschmackssache, ob man mit seinem derben Humor klarkommt oder nicht, allerdings ist die Intelligenz seiner Bücher schon ein bisschen Überwindung Wert, wenn man sich anfänglich nicht sicher ist.
Ich persönlich finde, dass jeder Christopher Moores Bücher lesen sollte. Er ist ein komisches Genie und jeder Verehrung Wert.
_Christopher Moore bei |Buchwurm.info|:_
[„Die Bibel nach Biff“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=846
[„Ein todsicherer Job“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3310
Ji-won ist eine überragende Köchin. Ihr Chef erkennt ihr Potenzial und schickt sie mehrfach von seinem Restaurant in Seoul aus nach Italien, damit sie vor Ort Eindrücke und Rezepte sammeln kann. Schließlich verliebt sich die junge Frau und plant mit dem attraktiven Architekten Sok-ju eine gemeinsame Zukunft. Sie verlässt das Restaurant und gibt Kochkurse im eigenen Heim. Alles könnte perfekt sein, doch dann ist es ausgerechnet eine ihrer Schülerinnen, in die Sok-ju sich verliebt und für die er sie verlässt.
Ji-won liebt nicht leicht und schnell, sondern ernsthaft und bis an die Schmerzgrenze. Sok-ju hatte einst gesagt, dass er sie liebt, und in ihren Augen kann er das nicht zurücknehmen. Dass er dazu aber ganz offensichtlich doch in der Lage ist, bringt sie völlig aus dem Tritt. Sie schließt ihr Kochstudio, verliert ihren feinen Geschmacksinn und fast den Lebenswillen. Schließlich reißt sie sich zusammen und kehrt zu ihrem alten Arbeitgeber zurück.
Bei allen seinen Eigenheiten und trotz des Misstrauens, das er ihr ihrer obsessiven Liebe wegen entgegenbringt, weiß ihr ehemaliger Chef, was er an ihr hat, und stellt sie wieder ein. Redlich bemüht er sich auf seine schroffe Art, die desolate junge Frau wieder auf die richtigen Gedanken zu bringen. Ji-wons feine Sinne schärfen sich wieder; sie beginnt, all ihre Zeit in der Küche zu verbringen. Mit einem nicht unwesentlichen Schuss Fatalismus kocht sie sich immer näher an die Perfektion, aber auch den Wahn heran. Und schließlich ist ihr klar, was sie zu tun hat: Sie muss Sok-ju ein unfehlbar fantastisches Essen kochen, dann gehört sein Herz wieder ihr. Dafür aber braucht es jede Menge Vorbereitung und ganz bestimmte Ingredienzien …
_Kritik_
Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Jo Kyung Ran dem Genuss eines wirklich guten Essens zur Totalität und ohne jede falsche Scham verfallen. Wer eine solche Liebeserklärung an Essen, Zutaten, Kompositionen, an Feinschliff, Aroma, Gerüche, Geschmacksentfaltung schreiben kann, der muss selbst Gourmet sein. Oder über eine so beängstigende Vorstellungsgabe verfügen, dass es der Realität schon nahe kommt.
Es ist pures übertragen-lukullisches Vergnügen, Ji-won über die Seiten zu folgen, und da wir die Geschichte aus ihrer Perspektive hören, bleibt uns nicht einmal ihr Wahn so fern, wie er es eigentlich sollte. Zwar fragt man sich anfangs schon, ob die Protagonistin nicht etwas übertreibt, und auch späterhin kann man sich quasi immer dazu beglückwünschen, dass man anders handeln würde als sie, aber man bleibt doch in einer sehr engen Umlaufbahn um diesen unglücklichen, perfektionistischen, begnadeten Charakter.
Es ist unglaublich spannend, den Weg der jungen Frau nachzuvollziehen und nie zu wissen, ob sie sich auf dem Weg der Besserung befindet oder ob sie gänzlich abgleiten wird. Stille, zarte Situationen wiegen den Leser in Sicherheit, sodass eine überraschend auftretende Stelle von totaler Widerwärtigkeit ihn völlig aus der Bahn wirft.
Sok-ju, der ungetreue Liebhaber, bleibt merkwürdig blass, hat er doch in persona nur eine kleine Rolle in Ji-wons Kampf ums Dasein. Außerdem kann er ja eigentlich nicht der sein, für den sie ihn hielt, denn ihr Traumbild hätte sie nie zu Gunsten einer anderen verlassen. Und so will sich das Bild, das Ji-won gedanklich zeichnet, nicht mit dem decken, das der Mann abgibt, wenn er tatsächlich auftritt.
Eckig und kantig, aber mit verblüffend sanften Facetten treten dagegen der Chef und die beste Freundin der Protagonistin auf: Beide auf ihre Art und Weise beschädigte Persönlichkeiten, befremdlich und liebenswert, so wie die Heldin selbst, wenn sie den Leser gerade nicht zu sehr erschreckt.
_Fazit_
„Feine Kost“ in ein in vielfacher Hinsicht delikates Buch. So sehr man teilweise aufspringen und in die Küche stürzen möchte, um eine Anregung direkt umzusetzen, so sehr kratzt Jo Kyung Ran teilweise an den Ekelrezeptoren. Der Roman vereint Widersprüche in sich, die eigentlich nicht vereinbar sind, überschreitet ohne mit der Wimper zu zucken Grenzen des guten Geschmacks und wirft sich gleichzeitig Verständnis voraussetzend an des Lesers Hals.
Ich habe die Lektüre genossen: Sie fordert, verführt und widert an und ist zu jedem Zeitpunkt kurzweilig. Ein Hammerroman!
|Taschenbuch: 288 Seiten
Originaltital: Hyeo
Aus dem Koreanischen von Kyong-Hae Flügel
ISBN-13: 9783630621852|
[www.randomhouse.de/luchterhand ]http://www.randomhouse.de/luchterhand/index.jsp__
[de.wikipedia.org/wiki/Jo__Kyung-ran]http://de.wikipedia.org/wiki/Jo__Kyung-ran
_Nach den schrecklichen Ereignissen_ in China ist Adrian bei seiner Mutter, um sich zu erholen, als sein Freund Walter plötzlich bei ihm auftaucht und ihm die aus China geretteten Sachen von Keira bringt. Unter anderem sind zwischen diesen Dingen auch Fotos, die Keira und Adrian zeigen. Erfüllt mit einer großen Trauer schaut Adrian sich die Bilder aus glücklichen Tagen an, bis ihm ein Foto in die Hände fällt, das Keira mit einer Narbe auf der Stirn zeigt. Diese hatte sie noch nicht, als der Unfall sie das Leben gekostet haben soll! Was nur bedeuten kann: Keira lebt.
Adrian ist ab diesem Moment nicht mehr zu halten und bereitet sich auf eine schnelle Reise Richtung China vor, um Keira zu suchen. Sein einziges Ziel ist nun, Keira zu finden, um mit ihr die Geheimnisse der beiden Anhänger zu lüften.
Die geheime Organisation setzt allerdings weiterhin alles daran, dieses Geheimnis zu schützen, und schreckt dabei vor nichts zurück, sogar Mord kommt für das Oberhaupt dieser Organisation durchaus in Frage.
_Kritik_
„Die erste Nacht“ ist die Fortsetzung vom Marc Levys mystischem Roman „Der erste Tag“ und schließt kurz nach den Vorfällen in China an. Wie auch in dem Vorgängerroman handelt „Die erste Nacht“ von zarten Liebesbanden, einem spannenden Abenteuer und der Mystik um die Entstehung der Menschheit.
Der Schreibstil des Autors setzt sich in der Geschichte fort. Flüssig zu lesen, baut Marc Levy wieder einen Spannungsbogen auf, der zu fesseln weiß. Die Spannung lässt den Leser nicht los, und zusammen mit Adrian und Keira macht der Leser sich auf, die Geheimnisse der Menschheit zu lösen und der finsteren Organisation möglichst immer einen Schritt voraus zu sein.
Wieder müssen sich die Protagonisten auf eine Reise quer durch die Kulturen und verschiedenen Länder machen, die bildgewaltig beschrieben sind. So kann sich der Leser leicht die Umgebung vorstellen und sich mitten im Geschehen wiederfinden.
Dem Autor gelingt es erneut, eine außergewöhnliche Mischung der verschiedenen Genres wie Thriller, Kulturgeschichte und Liebesroman zu schaffen. Viel Gefühl und atemlos machende Spannung verbinden die verschiedenen Genres zu einem perfekten Ganzen.
Aus wechselnden Perspektiven weiß der Leser immer, was die einzelnen Personen planen, und so steigt die Spannung. Die Erlebnisse von Adrian und Keira werden weiterhin aus Adrians Perspektive erzählt, die Vorhaben der übrigen Protagonisten aus der Sicht eines Beobachters. Die einzelnen Handlungsstränge verwebt der Autor zu einem vollkommenen Ganzen. Der Leser kann die Entscheidungen und Handlungen durch die verschiedenen Perspektiven sehr gut nachvollziehen.
Die Charaktere, die der Leser bereits in „Der erste Tag“ kennenlernen durfte, werden weiter ausgebaut, und auch die Motive der einzelnen Figuren sind klar nachzuvollziehen. Durch die vielschichtige Zeichnung und glaubwürdige Entwicklung der Protagonistin und Widersacher wirkt der Roman authentisch und nachvollziehbar. Auch die Beziehungen unter den Figuren reifen und vervollkommnen die Geschichte. Am Ende des Romans bleibt keine Frage mehr offen und das Ende ist schlüssig.
Das Cover ist passend zum ersten Teil gestaltet. Diesmal in Dunkelblau gehalten, zeigt es über einer Landschaft den Sternenhimmel. Und eine männliche Hand hält das Tuch, das schon auf dem Cover des Romans „Der Erste Tag“ von einer Frauenhand gehalten wird.
_Fazit_
Auch der zweite Teil „Die erste Nacht“ von Marc Levy ist als gelungen zu bezeichnen. Die Geschichte setzt sich fort und zum Ende werden alle offenen Fragen entschlüsselt. Marc Levy hat mit den beiden Romanen dieser Serie etwas für ihn Neues entworfen, was sich von seinen sonstigen Werken abhebt, seinen Fans dabei durchaus gefallen dürfte und auch eine neue Fangruppe erschließt.
Lesern mystischer, spannender Geschichten ist „Die erste Nacht“ klar zu empfehlen, der erste Teil „Der erste Tag“ gehört dabei zur Geschichte und sollte auf jeden Fall zuerst gelesen werden, da „Die erste Nacht“ darauf aufbaut.
_Autor_
Marc Levy ist 1961 in Frankreich geboren. Mit achtzehn Jahren engagiert er sich beim französischen Roten Kreuz, für das er sechs Jahre tätig ist. Gleichzeitig studiert er Informatik und Betriebswirtschaft an der Universität in Paris. Von 1983 bis 1989 lebte er in San Francisco, wo er sein erstes Unternehmen gründete. 1990 verließ er die Firma und eröffnete mit zwei Freunden ein Architektenbüro in Paris. Er entdeckte schon früh seine Liebe zur Literatur und zum Kino und schrieb mit siebenunddreißig Jahren seinen ersten Roman, |Solange du da bist|, der von Steven Spielberg verfilmt und auf Anhieb ein Welterfolg wurde. Seitdem wird Marc Levy in zweiundvierzig Sprachen übersetzt, und jeder Roman ist ein internationaler Bestseller. Marc Levy, der mit seiner Familie in New York lebt, ist mit 20.000.000 verkauften Büchern der erfolgreichste französische Autor weltweit. (Verlagsinfo)
|Gebundene Ausgabe: 480 Seiten
Originaltitel: La première nuit
ISBN-13: 978-3764503796|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet
_Marc Levy bei |Buchwurm.info|:_
[„Solange du da bist“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3325
[„Kinder der Hoffnung“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5190
[„Der erste Tag“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6715
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