Mit dem Band „Das Kind der Stürme“ schließt die neuseeländische Autorin Juliet Marillier ihre Sevenwaters-Trilogie ab. Nachdem in „Die Tochter der Wälder“ die junge Sorcha ihre Brüder aus der Gestalt der Schwäne erlöst und ihre Tochter Liadan in „Der Sohn der Schatten“ das Muster des Feenvolkes durchbrochen hat, erzählt der letzte Band nun die Geschichte des letzten Kampfes mit den Briten um die heiligen Inseln, diesmal aus der Sicht von Fainne.
Die Tochter der Wälder, Bechtermünz 2000, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-8289-6843-0 Der Sohn der Schatten, Knaur 2004, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-426-62689-6 Das Kind der Stürme, Droemer Knaur 2003, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-426-70248-7
Mit der Invasion des Hauptkontinents durch den Stadtstaat Cos beginnt der Krieg gegen das glorreiche Ar. Tarl Cabot, unser Mann auf Gor, lässt sich als Agent der Priesterkönige, die die Gegenerde heimlich beherrschen, auf ein gefährliches Intrigenspiel ein, das ihn Kopf und Kragen kosten kann. Zumal ihn ein relativ verrückter Poet und eine aufsässige Freie Frau von seiner Aufgabe ablenken. John Norman – Mercenaries of Gor (Gor 21) weiterlesen →
„Der Sohn der Schatten“ ist der mittlere Teil von Juliet Marilliers Sevenwater-Trilogie. Der erste Teil „Die Tochter der Wälder“ erzählt eine irische Version des Märchens „Die zwölf Schwäne“. Die Hauptfigur war hier die junge Sorcha, die unter Schweigen und vielen Schwierigkeiten versucht, ihre sechs Brüder zu erlösen. Im zweiten Band dreht sich die Geschichte hauptsächlich um ihre Tochter Liadan.
Die Tochter der Wälder, Bechtermünz 2000, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-8289-6843-0 Der Sohn der Schatten, Knaur 2004, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-426-62689-6 Das Kind der Stürme, Droemer Knaur 2003, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-426-70248-7
Die Tochter der Wälder, Bechtermünz 2000, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-8289-6843-0 Der Sohn der Schatten, Knaur 2004, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-426-62689-6 Das Kind der Stürme, Droemer Knaur 2003, Übersetzerin Regina Winter, ISBN 3-426-70248-7
Handlung
Die junge Sorcha wächst in absoluter Freiheit auf. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt, ihr Vater ist fast ausschließlich in Kriegsangelegenheiten unterwegs, so dass das Mädchen in der alleinigen Obhut seiner Brüder ist, die liebevoll für es sorgen. Die Kinder wachsen glücklich und zufrieden auf, und alles ist in Ordnung, bis eines Tages einer der jüngeren, Finbar, sich dem Vater widersetzt. Er will nicht mit ihm in den Krieg ziehen. Als der Vater das nächste Mal nach Hause kommt, bringt er eine Frau mit, die er heiraten will. Sorcha, Finbar und Conor, der Bruder, der für seinen Vater die Ländereien verwaltet, spüren sofort die Bedrohung, die von dieser Frau ausgeht. Aber der Vater ist unzugänglich für alles, was seine Kinder ihm sagen, er heiratet sie trotzdem.
In dieser Sammlung von Kurzgeschichten präsentiert der renommierte US-Autor Poul Anderson, geboren 1926 in Pennsylvania, eindrucksvolle Kostproben seines vielseitigen schriftstellerischen Könnens. Fantasy und Science Fiction gehen hier eine interessante Verbindung mit Ironie und historischem Wissen ein. Zwei Essays und eine literaturhistorische Betrachtung von Andersons Fantasywerk runden den Inhalt ab.
Diese Storysammlung des bekannten Krimi- und Science-Fiction-Autors Dan Simmons umfasst fünf längere Erzählungen. Zwei davon sind von einschlägigen Science-Fiction-Gremien oder Publikationen mit angesehenen Preisen ausgezeichnet worden.
Nach einem tief schürfenden Vorwort folgt vor jeder Novelle jeweils eine Einleitung, in der der Autor auf ihre besonderen Entstehungsumstände eingeht. Das ist manchmal sehr komisch zu lesen, so etwa dann, als „Helix“ für eine Star-Trek-Voyager-Folge vorgesehen war und der Producer am Schluss von Simmons‘ ideensprühender Brainstorming-Sitzung fragte: „Und was, bitte schön, ist ein Doppelsternsystem?“ Just like Hollywood, man!
|Der Autor|
Dan Simmons ist bekannt geworden mit dem Horror-Roman „Sommer der Nacht“, der auch für „A winter haunting“ den Hintergrund bildet. Noch erfolgreicher wurde er allerdings mit Science-Fiction-Romanen: „Hyperion“ und “ Der Sturz von Hyperion“ (auch: „Das Ende von Hyperion“) sowie „Endymion – Pforten der Zeit“ und „Endymion – Die Auferstehung“ fanden ein großes Publikum. Diese Tradition setzte er im Herbst 2003 mit seinem Roman [„Ilium“ 346 fort, in dem griechische Götter eine wichtige Rolle spielen. (Die Fortsetzung trägt den Titel „Olympos“ und kommt Mitte 2005 auf den Markt.)
Außerdem ist Dan Simmons ein Verfasser exzellenter Kriminalthriller (z. B. „Darwin’s Blade/Schlangenhaupt“) und Kurzgeschichten (z.B. „Styx“ bei Heyne). Mit [„Hardcase“ 789 hat er eine Krimireihe um den „gefallenen“ Privatdetektiv Joe Kurtz gestartet, die mit „Hard Freeze“ und „Hard as Nails“ fortgesetzt wurde. Simmons wuchs selbst in Buffalo, dem Schauplatz der drei Kurtz-Romane, auf, bevor er 1974 nach Boulder in Colorado umzog.
_Die Erzählungen_
_1. Auf der Suche nach Kelly Dahl_
Gibt es eine Kelly Dahl wirklich? Diese Frage stellen sich alle Leser, die diese Geschichte kennen.
Roland Jakes ist um die 50 Jahre alt und hat sich dem Teufel Alkohol ergeben. Seitdem man ihn kurz vor der Pensionsberechtigung von seiner Schule, wo er Dutzende von Jahren Kinder unterrichtet hat, geworfen hat, ist ihm nichts mehr gelungen. Er hat Frau und Tochter verloren – ein gebrochener Mann. Also fährt er seinen Jeep in die nahen Berge von Colorado und in die Gegend, wo früher nach Gold und anderen Erzen geschürft wurde. Zielstrebig steuert er den Jeep in den Schacht einer aufgelassenen Mine. Es geht steil abwärts …
Er erwacht im Wald, in der Nähe steht Kelly Dahl, eine frühere Schülerin. Mit ihrem Irokesenschnitt sieht sie wie die Rebellin aus, die sie schon immer war. Sie fordert ihn zu einer Jagd auf Leben und Tod heraus. Sie führt einen modernen Bogen mit sich und feuert einen Pfeil auf ihn. Jakes ist ziemlich überrumpelt. Zu blöd, dass er sein Remington-Gewehr nicht dabei hat. Allmählich fallen ihm die Lehren ein, die ihn die Wildnis von Colorado gelehrt hat.
Auf seiner Jagd nach Kelly Dahl, einem recht flüchtigen Wild, das ihn immer wieder kalt erwischt und verwundet, durchstreift er eine menschenleere Welt. Als er in seine Stadt zurückwill, tut sich dort ein Graben auf, den er nicht überwinden kann. Offensichtlich zwingt ihn Kelly Dahl dazu, sich ihr zu stellen.
Merkwürdig: Die Prärie ist von einem Urmeer bedeckt, aus dem sich wie eine Vision der Mont Saint Michel erhebt. Als er Kelly dort sieht, ist auch sie wie eine Vision. Und als er sie endlich zur Strecke bringt, verläuft die Begegnung ganz anders als erwartet.
|Mein Eindruck|
„Dies ist eine Geschichte über Liebe, Verlust, Betrug, Besessenheit und die Ängste im mittleren Lebensabschnitt“, schreibt der Autor. „Eine ganz normale romantische Komödie“? Das fand ich hingegen nicht. Das mag für die ersten zwei Drittel zutreffen, doch je mehr wir Jakes kennen lernen, desto deutlicher wird die Tragödie, die ihn getroffen und nun in eine Fantasie um ein Mädchen getrieben hat, das es offenbar nie gab, jedenfalls nicht an seiner Schule. Aber das es vielleicht gegeben haben müsste, wäre seine Tochter groß geworden. Doch die Geschichte, so anrührend und mitunter bitter sie auch sein mag, geht gut aus.
_2. Die verlorenen Kinder der Helix (preisgekrönt)_
Diese Novelle spielt im Universum, das Simmons in seinem vierteiligen Roman „Hyperion“, „Der Sturz von Hyperion“, [„Endymion: Pforten der Zeit“ 651 und „Endymion: Die Auferstehung“ (1989-1997) entworfen hat*. 684.300 Menschen befinden sich im Tiefkühlschlaf an Bord des Raumschiffes „Spectrum Helix“, als es von seinen fünf KIs aus dem Hyper- in den Realraum gesteuert wird. Es ist in einem Doppelsternsystem angekommen, und neun Menschen werden geweckt, um das weitere Vorgehen zu beschließen.
Der Grund für das Aufwecken, so erklärt eine der KIs, besteht in einem Notsignal, das aus dem System kommt. Die dortige Ouster-Zivilisation, die in einem Orbitalwald – die Idee stammt von Larry Niven – angesiedelt ist, besteht aus etwa einer Milliarde leuchtender Schmetterlinge, die jeder eine Flügelspannweite von mehreren hundert Kilometern haben. Sie sehen sich durch ein tausend Kilometer langes, nachtschwarzes Raumschiff bedroht, das ebenfalls ihr System ansteuert, aber eher wie eine „Mähmaschine aus der Hölle“ aussieht und nichts Gutes verheißt.
Der Umstand, dass es sich um Ousters handelt, die 1500 Jahre zuvor aus den erdnahen Systemen ausgewandert waren, veranlasst den Waffenoffizier, Abwehrmaßnahmen vorzuschlagen. Die Chefin Dem Lia will davon noch nichts wissen. Sie gibt den Ousters einen Friedens-Bonus. Sie hat Recht: Die drei Abgesandten der „Schmetterlinge“ wollen lediglich Hilfe gegen den „Zerstörer“, der alle 57 Jahre von der anderen Sonne des Systems kommt und ihren Wald aberntet, wobei er zahlreiche Leben und Ressourcen vernichtet.
Dem Lia ist bereit zur Hilfe, zumal der „Zerstörer“ nur ein dummes Werkzeug zu sein scheint. Doch wie kann sie sicher sein, dass sie durch dessen Beseitigung nicht die Zivilisation, die das Ding regelmäßig ausschickt, zum Untergang verurteilt? Um dies herauszufinden, muss sie die „Helix“ und deren kostbare Fracht aufs Spiel setzen.
|Mein Eindruck|
Die Story funktioniert auf zwei Ebenen. Das ist einmal der stinknormale Star-Trek-Plot, in dem Kultur A die Besucher bittet, ihnen gegen eine Bedrohung beizustehen, die Kultur B geschickt hat – falls es diese gibt. Die Besucher, die „Helix“, muss gemäß ihren Maximen handeln und alle Faktoren abwägen. Schon tausendmal gesehen. Funktioniert immer als spannender Aufhänger.
Die zweite Ebene ist originärer Simmons. Und um sie zu erklären, müsste ich jetzt eigentlich die Handlung der zwei „Endymion“-Romane zusammenfassen. Kein Platz, aber muss es auch ohne gehen. Wie sich herausstellt, befindet sich auf der „Helix“ eine Verwandte jener Religionsgründerin der „Aeneaner“, die über Empathie und spezielle, „heilige“ DNS verfügt. Dass die KIs das nicht wussten, ist offenbar auf Datenmanipulation zurückzuführen.
Jedenfalls sind die Ousters und befreundeten „Tempelritter“ völlig aus dem Häuschen ob der Vision, mit Hilfe aeneanischer DNS künftig über Empathie und Freecasting-Fähigkeit zu verfügen. Freecasting wurde bei Alfred Bester noch „Jaunten“ genannt: Teleportation aus eigenem Willen und ohne Hilfsmittel – ziemlich cool. Doch was würde dann aus den Ousters und ihrer Welt? Würden die meisten so Aufgerüsteten nicht zur Alten Erde und Hyperion wollen?
Man sieht schon: Diese Story macht erst Spaß, wenn man die vier Hyperion/Endymion-Bücher gelesen hat. Bei wem das nicht der Fall ist, der guckt etwas in die Röhre und kann nur die Star-Trek-Ebene genießen. Was bei einer Simmons-Erzählung doch etwas mager ist.
_3. Der neunte Av_
Im Jahr 3001 ist die Bevölkerung der Menschen auf gerade mal 9000 geschrumpft. Doch nicht nur Kriege, die Rubikon-Epidemie und der Treibhauseffekt, durch den Küsten und Tiefländer versanken, haben ihre Zahl dezimiert. 600 bis 700 Millionen leben inzwischen in zwei Ringen von Orbitalstädten in einer Kreisbahn um die Erde. Dorthin führt aber kein anderer Weg als das Quantenfax, mit dessen Hilfe die Altmenschen in eine Kopie umgewandelt und als Nachmenschen zu den Endstationen „gefaxt“ werden. Diese Technik stammt von den so genannten Voynixen, über die die letzten Altmenschen nicht besonders viel wissen. Die Voynixe haben ihnen mitgeteilt, dass am neunten Av, einem vergessenen jüdischen Fest- oder Gedenktag, das letzte Fax abgeht.
Pinchas und Petra feiern wie alle anderen Abschied von der Erde, bevor sie sich beim Jerusalemer Tempelberg einfinden sollen. Doch sie vermissen ihre Freundin Savi. Die Historikerin hat sich in der abschmelzenden Antarktis auf die Spuren der unglücklichen Scott-Epedition von 1912 begeben und findet in einem Eisberg deren letztes Zelt. Als alle ihre Geräte ausfallen, ist sie von der Außenwelt abgeschnitten. Sie hat ihren Freunden auf einem antiken Pergament eine verschlüsselte Botschaft hinterlassen, die sich leider als Prophezeiung erweist: Pinchas und Petra erleben am neunten Av eine böse Überraschung.
|Mein Eindruck|
Diese Erzählung ist erstens spannend erzählt und zweitens macht sie wirklich betroffen. Die ganze Zeit fallen Andeutungen, wie etwa in Savis Botschaft, welcher Art die Nachmenschen wirklich sind: steril, ausschließlich Frauen und alles Araber. Ob das wohl wahr sein kann? Moira, die Hohepriesterin des Faxgeräts, verrät natürlich nichts auf Pinchas‘ und Petras Fragen. Vielleicht lügt sie auch. Vielleicht sind die Voynixe alles Aliens, und sie steht in einem Dienstverhältnis zu ihnen. Aber eigentlich sollte es Pinchas und Petra warnen, dass alle Altmenschen Juden sind und das Faxgerät ausgerechnet auf dem Tempelberg steht … Es die Pointe, die wirklich betroffen macht, und die darf ich nicht verraten. Deshalb warne ich auch eindringlich davor, zuerst Simmons‘ Einleitung zu lesen, denn darin verrät er die Pointe.
Was hat nun Savi mit all dem zu tun?, fragte ich mich beim Lesen. Während ihre Freunde und die letzten Überlebenden der Menschheit feiern, ist sie in einem schwimmenden Eisberg gestrandet. Sie wird der Umarmung des Eises nicht entkommen, sondern sich in das Zelt zu den erfrorenen Körpern von Wilson, Scott und Bowers legen … Ihr Körper wird das einzige Original eines Menschenkörpers sein, der auf der Erde zurückbleibt. Doch was geschieht mit den Originalkörpern der anderen 8999 Juden? (Anm. d. Ed.: Diese Geschichte nimmt starken Bezug auf die Handlung in „Ilium“ und kann besonders gut nach der Lektüre dieses Romans als Intermezzo bis zum Nachfolger „Olympos“ genossen werden.)
Etwas ungereimt fand ich Folgendes: Die Wolkenkratzer von New York ist schon fast im Ozean versunken, aber Partys auf den Atollen des australischen Barriereriffs sind immer noch möglich. Sind in Amerika auch die Wellen größer als anderswo?
_4. Mit Kanakaredes auf dem K2 (preisgekrönt)_
Gary, Paul und Jake (unser Erzähler) sind drei gestandene amerikanische Bergkraxler. Als Krönung ihres Lebenswerkes haben sie sich den K2 als Ziel vorgenommen, den zweithöchsten Berg der Erde (über 8600 m hoch). Er erhebt sich nicht im Himalaja, sondern im Karakorum-Gebirge. Für die Akklimatisierung an die extreme Höhe (ab 8000 m beginnt die Todeszone) haben sie sich dummerweise den Südsattel des Mount Everest auserkoren, und das hätten sie besser bleiben lassen sollen.
Denn das gibt mächtigen Ärger mit der Vertreterin der Vereinten Nationen, die den Berg als Weltkulturerbe schützen. Ein Witz, schreit Gary, der Wortführer. Recht hat er, denn auf dem Gipfel dreht sich ein Aussichtsrestaurant. Doch die amerikanische Außenministerin (wie kam das wieder zustande?!) kennt kein Erbarmen: Sie kriegen keine US-Ausreisegenehmigungen mehr, wenn sie nicht kooperieren. Und wie?
Sie besteigen den K2 und nehmen dabei den Sohn des Sprechers der Mantispa-Aliens mit. Der Name des jungen Aliens ist Kanakaredes. Wenn sie es schaffen, dürfen sie zur Belohnung als Erste den Olympus Mons auf dem Mars besteigen. Wenn sie es vermasseln – na ja, dann haben sie ausgesorgt, denn in diesem Fall liegen sie mausetot am Fuß des K2. Ach ja, eine Kleinigkeit: Bitte verhört doch den Alien ein bisschen, ja? Na, klasse! Trotzdem sagt Jake als Erster ja.
Kanakaredes zeigt sich entgegen aller Vorurteile als fähiger, starker und umsichtiger Bergsteiger. Er hat nur einen Fehler: Er will die drei Menschen bekehren. Sie sollen dem Lied ihrer Welt lauschen. Na, toll! Wovon redet die Wanze überhaupt?
|Mein Eindruck|
Simmons hat diese actionreiche Story in nur zwei Wochen geschrieben, wie er in seiner Einleitung schreibt. Und dennoch liest sie sich wie ein spannend erzählter Bergthriller, als ob er selbst schon dort oben in der Todeszone gewesen wäre. Er hat gut recherchiert, das kann ich als Leser diverser Everest- und K2-Bücher bestätigen. Hier wird nichts beschönigt und heroisiert. Die Todeszone, nein, der ganze Berg ist ganz einfach tödlich, basta.
Wodurch die Story herausragt, ist natürlich die Verlegung in die Zukunft: Mit den Aliens kamen diverse technische Neuerungen wie etwa Antigrav-Schweber, aber auch politische Umwälzungen wie etwa der Zerfall Chinas. Doch die ganze (Tor)Tour hat auch ihr Gutes: Die Aliens schenken der ganzen Menschheit etwas Wunderbares: eben das Lied der Welt. Aber das muss man selber lesen. Denn erklären lässt es sich nicht.
_5. Das Ende der Schwerkraft_
Diese Erzählung beruht auf dem Drehbuch für einen Film des russischen Regisseurs Andrei Ujica. Der wollte einen philosophischen Film à la „Solaris“ oder „2001“ an Bord der Internationalen Weltraumstation ISS spielen lassen. Ob aus dem Projekt noch etwas wurde, sagt Simmons nicht. Seine Einleitung schweift in ganz andere Richtungen ab. Immerhin findet er die Filmfassung von „Der englische Patient“ besser als den Roman von Michael Ondaatje. –
Der rund 50-jährige amerikanische Journalist und Romancier Norman Roth ist von der „New York Times“ nach Moskau geschickt worden, um über die Überreste des russischen Raumfahrtprogramms einen größeren Beitrag zu schreiben. Einem Pulitzerpreisträger kann man so eine Story schon mal anvertrauen. Roth macht sich Sorgen, dass die Russen etwas gegen einen jüdischen Atheisten aus dem kapitalistischen Westen einzuwenden hätten.
Haben sie nicht. Im Gegenteil: Sie erhoffen sich Werbung für ihre Beteiligung an der ISS. Und außerdem bieten sie als bislang Einzige Raumflüge für Privatpersonen an (für ca. 20 Mio. Dollar das Ticket). Da kann man jedes bisschen Werbung gut gebrauchen. Von seiner Reiseführerin und Dolmetscherin Vasilisa lässt sich Norman gern nach Baikonur fliegen, dem mittlerweile ziemlich desolat aussehenden Weltraumbahnhof in der kasachischen Steppe.
Um die menschlichen Hintergründe zu kapieren, erbittet Norman ein Gespräch mit einem Philosophen. Dieser findet sich um kaum beheizten Keller eines Bunkers unter einer verlassenen Startrampe. „Nitschewo“ (= Nichts) war schon 1960 beim Raumfahrtprogramm dabei. Als Busfahrer erlebte er die gigantische Explosion der ersten Marsrakete, bei der die komplette Führungsebene der Kosmonautik zu Asche vebrannte. Er vermittelt Norman ein paar wirkliche Einsichten, die dieser aber einfach nicht glauben will. Vasilisa beginnt sich über den Gesundheitszustand ihres Gastes Sorgen zu machen: Norman hat einen Bypass.
Damit dies geschehen kann, besucht Norman die Silvesterparty eines gefeierten, echten Kosmonauten. „Der Start ist wie eine Geburt“, meint dessen Kollege. Nein, es ist wie Sex, meint der zweite. Nein, es ist wie Sterben, meint der Gastgeber. Als Norman in den Schnee hinausgeht, um einen alten Mann, der durch die Kälte stolpert, hereinzubitten, erleidet er einen Zusammenbruch – der ihm eine transzendentale Erfahrung schenkt.
|Mein Eindruck|
Neben „Kelly Dahl“ und „Kanakaredes“ ist dies die schönste Geschichte des Bandes. Ihr Schauplatz ist nicht im Weltraum, wie der Titel vielleicht nahe legt, sondern stets auf Mutter Erde. Denn es geht nicht um die physische Erfahrung des Weltraumflugs, sondern um die psychologische Erfahrung und die philosophische Bedeutung der Weltraumfahrt für den Menschen an sich. Ähnlich wie in Lems und Tarkovskijs „Solaris“.
Ganz nebenbei erfährt der Leser, dass die Russen gar nicht so atheistisch sind, wie sie manchmal tun, sondern im Gegenteil eher abergläubisch, pardon: spirituell veranlagt sind, wie Norman herausfindet. Der Oberheilige des Raumfahrtprogramms hat sogar seinen eigenen Schrein, in dessen Logbuch sich alle Kosmonauten vor dem Start eintragen: Juri Gagarin.
Warum diese Reise auch für die amerikanischen Leser Dan Simmons‘ von Interesse sein könnte, liegt eigentlich auf der Hand. Das US-Raumfahrtprogramm muss ja ebenfalls seine riesige Ausgaben, die vom Geld der Steuerzahler bestritten werden, rechtfertigen. Warum nicht mit einer philosophischen Mission, die für die ganze Menschheit relevant ist?
Und vielleicht geht Simmons nicht zu weit, wenn er an Norman aufzeigt, dass die Hoffnung, die dieser Mann bereits aufgegeben hat, sich in den Dimensionen des Weltraums erfüllt, die für das nackte Auge zwar nicht sichtbar sind, aber durchaus Wunder bereithalten: Röntgenstrahlen, Sonnenwinde, Magnetfelder, Gravitationswellen, Chaosstrukturen. Hier sei doch noch etwas zu lernen, das für uns alle und für jeden Einzelnen wichtig ist. (Die Warteliste für die privaten Shuttleflüge von Virgin wird länger, mit gutem Grund.)
_Unterm Strich_
Jedem Leser werden die fünf Erzählungen unterschiedlich zusagen. So werden Fans von „Hyperion“ und „Endymion“ von „Helix“ begeistert sein. Ich hingegen fand den Plot simpel à la Star Trek und die zweite Ebene nichts sagend und verwirrend, weil ich eben nur die „Hyperion“-Romane kenne. „Der neunte Av“ ist eine erschreckende Warnung vor einem ewig gültigen Problem, ist aber nicht besonders kohärent erzählt, wenn man „Ilium“ nicht kennt. (Und, ja, ich weigere mich weiterhin, die Pointe zu verraten.)
Daher fand ich die Novellen „Kelly Dahl“, „Das Ende der Schwerkraft“ und „Kanakaredes“ am zugänglichsten und überzeugendsten. Nicht, weil hier simpel gestrickte Plots umgesetzt würden. Das ist wohl noch am ehesten bei „Kanakaredes“ der Fall (den Berg K2 rauf und runter, fertig). Nein, es ist vielmehr eine spirituelle Botschaft der Hoffnung, die Simmons darin versteckt hat. In „Kelly Dahl“ und „Schwerkraft“ erzählen fünfzigjährige Männer, die in der Krise stecken, von ihrer spirituellen Erlösung. Nicht mehr und nicht weniger. Und in „Kanakaredes“ bringen die Aliens die Erlösung, nicht nur für einen Menschen, den Erzähler, sondern für die gesamte Menschheit. „One World“ ist kein Slogan mehr, sondern Realität.
In „Helix“ ist dieser wichtige Schritt bereits Vergangenheit, nämlich in den „Endymion“-Romane erzählt. Daher ist die Story weitaus weniger befriedigend. Und „Der neunte Av“ ist im Grunde eine Horror-Story und funktioniert auch als solche.
In jedem Fall ist diese Kollektion äußerst lesenswert und lohnt jede Seite.
Mehr Infos unter: http://www.Festa-Verlag.de.
|Originaltitel: Worlds Enough & Time: Five Tales of Speculative Fiction, 2002
Aus dem US-Englischen übersetzt von Jürgen Langowski.|
*: Eine Zusammenfassung der Handlung aller vier Bände von Hyperion 1 bis Endymion 2 findet der Leser in der englischsprachigen Ausgabe von „Helix“ in der Anthologie „Far Horizons“, die Robert Silverberg 1999 herausgab. Die Anthologie gehört in das Regal jedes ernsthaften Science-Fiction-Sammlers. In ihr sind neuere Erzählungen wichtiger Science-Fiction-Autoren versammelt.
Ich könnte die Zusammenfassung übersetzen, aber nur auf begründeten, dringlichen Wunsch hin. Es sind immerhin vier Druckseiten!
Während das junge Herrscherpaar Bridei und Tuala die Geschicke seines Volkes lenkt und einen Angriff gegen die gälischen Unterdrücker plant, soll die seit Kindheit in Fortriu gefangene Prinzessin Ana gegen ihren Willen an einen Fremden verheiratet werden. Doch schon auf den Weg in ihre neue Heimat begleiten dunkle Zeichen die Braut. Und auch ihr Beschützer Faolan ist nicht, was er zu sein scheint. Als Krieg ausbricht, gerät Ana in einen schrecklichen Konflikt – sie muss sich zwischen ihrem Land und ihrer Liebe entscheiden.
Dies ist der vierte Roman eines fünfbändigen Fantasy-Zyklus, der es vielleicht nicht mit Tolkiens „Herr der Ringe“ aufnehmen kann, der aber ebenso stark auf Mythen und Fantasythemen zurückgreift. Und die Hauptfigur Taran, die im Laufe des Zyklus eindrucksvoll heranreift, lieferte wie Tolkiens „Herr der Ringe“ die Vorlage zu einem Zeichentrickfilm.
|Der Autor|
Lloyd Alexander, geboren 1924, ist der Autor der „Chroniken von Prydain“ (= Britannien). Ähnlich wie bei Tolkien, der mit „The Hobbit“ (1937) zunächst eine Fantasy für Kinder schrieb, beginnt auch Alexander mit einer leichtfüßigen Kinder-Fantasy, um dann jedoch schnell auf tiefere, dunklere Themen zu sprechen zu kommen. Der erste und Teile des zweiten Bandes fanden Eingang in einen gleichnamigen Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1985: „Taran und der Zauberkessel“.
Der |Taran|-Zyklus
1. „Taran und das Zauberschwein“ bzw. „Das Buch der Drei“ (engl. The Book of Three) (1964)
2. „Taran und der Zauberkessel“ bzw. „Der schwarze Kessel“ (engl. The Black Cauldron) (1965)
3. „Taran und die Zauberkatze“ bzw. „Die Prinzessin von Llyr“ (engl. The Castle of Llyr) (1966)
4. „Taran und der Zauberspiegel“ bzw. „Der Spiegel von Llunet“ (engl. Taran Wanderer) (1967)
5. „Taran und das Zauberschwert“ bzw. „Der Fürst des Todes“ (engl. The High King) (1968) – Gewinner der Newbery Medal, 1969
6. „Der Findling und andere Geschichten aus Prydain“ (engl. The Foundling) (1973) – Sammlung von Kurzgeschichten, die in Tarans Welt Prydain spielen
_Handlung_
Endlich will sich Taran auf die Socken machen, um herauszufinden, wer seine Eltern sind. Auf dieser Wanderung begleitet ihn lediglich der Tiermensch Gurgi, der sein treuster Begleiter geworden ist. Zunächst zieht Taran zu Gurgis Entsetzen zu den drei weisen Frauen, die in den Marschen von Morva leben. Orddu rät ihm, sich selbst im „Spiegel von Llunet“ zu erkennen, der im östlichen Gebirge zu finden sei.
Sodann lernen sie den Bauern Aeddan kennen und erfahren, dass es allen Bauern und dem Land allgemein schlecht geht, denn der Todesfürst Arawn hat alle Geheimnisse darüber, wie man das Land am besten bebaut, geraubt, so dass die heutigen Bauern nur noch die einfachsten Methoden anzuwenden wissen. Entsprechend gering ist ihr Ertrag; er bewahrt sie gerade mal so vor dem Verhungern.
Auch das Land selbst ist alles andere als sicher. Bewaffnete Ritter glauben nicht, dass ein Sauhirte ein so edles Pferd wie Melynlas besitzen kann und schnappen es ihm unterm Hintern weg. Auf der Burg der Ritter treffen sie ihren Herrn, Fürst Goryon den Kühnen, der so ehrpusselig ist, dass es Taran ein Leichtes ist, ihm den störrischen Melynlas wieder abzuschwatzen. Wenig später gelangen sie zur Burg von Goryons Feind, Fürst Gast dem Großmütigen. Er ist aber nur großmütig und freigebig gegen sich selbst, und alle anderen müssen an seiner Tafel hungern. Hier trifft Taran auch Fflewdur Fflam wieder, den Barden mit der wahrheitsliebenden Harfe und der Riesenmiezekatze Llyan.
Zusammen gelangen sie an König Smoits Burg, den wir schon aus Band 2, „Der schwarze Kessel“, kennen: ein Bär von einem Mann, aber nicht gerade einer der hellsten Köpfe. Als die Kunde vom Krieg zwischen Goryon und Gast eintrifft, weiß Taran als Einziger den Konflikt zu aller Zufriedenheit zu schlichten. Dass er Smoit das Leben rettet, trägt nicht wenig zur Autorität des Sauhirten bei.
Als nächstes verliert Taran sein gutes Schwert an einen Banditen namens Dorath. Doch das ist gar nichts gegen das, was eine Kreatur namens Morda anrichtet. Dieser Möchtegern-Weltbeherrscher hat den Zwergen ein magisches Kleinod aus dem Haus der Zauberer von Llyr gestohlen und den Gefährten Doli in einen Frosch verwandelt. Beim Versuch, dem durchgeknallten Morda das Handwerk zu legen, werden Fflewdur und Gurgi verwandelt, doch an Taran scheitert der Irre. Warum nur? Das sei hier nicht verraten.
In einer Bergschlucht stoßen Taran und Gurgi auf einen verkrüppelten Schafhirten namens Craddoc, der behauptet, Tarans Vater zu sein. Das kann Taran nicht widerlegen, und so hilft er dem Alten, seine verfallene Hütte, seine Herde und seine Weiden wieder auf Vordermann zu bringen. Auch Craddoc stöhnt über die Verluste, die Fürst Arawn verursacht hat. Doch als Craddoc schwer stürzt, ertappt sich Taran bei dem Wunsch, der Alte, der ihn hier ein halbes Jahr festgehalten hat, möge sterben, damit er wieder frei sein und weiter wandern könne. Ein magisches Geschenk Eilonwys, ein Horn der Zwerge, ruft Hilfe herbei …
Als wichtigste Station erweist sich jedoch das Land der „Freien Commots“. Diese Menschen regieren sich selbst und helfen einander. Taran lernt, Glück zu erkennen, ein neues Schwert zu schmieden, einen neuen Mantel zu weben und eine Schale zu töpfern. Es sind Wege, die Welt zu erkennen, aber auch sich selbst. Doch dann scheint alles aus, als sich ihm der Bandit Dorath abermals in den Weg stellt. Nun wird Taran erkennen, aus welchem Holz er geschnitzt ist – oder ob sein Schwert brechen wird.
_Mein Eindruck_
Das Buch hat eine ganz andere Struktur als die vorhergehende Trilogie: Es besteht aus Episoden. Die Kämpfe sind in der Mehrzahl nicht heroischer Natur, sondern dienen dazu, Taran mehr über sein Inneres mitzuteilen. Der Hilfsschweinehirt erfährt nun, wo sein Platz in der Gesellschaft ist und wozu er alles fähig oder nicht fähig ist. Der Zweck der Wanderung ist also ein zweifacher: Selbsterfahrung und Erfahrung der Welt.
Und um diese Welt ist es nicht gut bestellt. Es ist eine Welt unter dem Schatten des Todesfürsten Arawn, der ihr Wissen und Kraft aussaugt und diese Beute für sich selbst hortet. Arawn ist der negative Pol der Schöpfung, und es sieht so aus, als stünde seinem Ent-Wirken keine positive Kraft entgegen. Die menschlichen Herrscher sind untereinander zerstritten oder pervertieren Werte. Taran weiß es noch nicht, doch das HEILEN der Welt ist seine Aufgabe. Diese wird er im nächsten, dem letzten Band der Chroniken von Prydain erfüllen. Und wie immer ist der Preis für den Erfolg sehr hoch. Darin gleicht Taran Frodo Beutlin bei Tolkien sowie Alvin Maker bei Orson Scott Card.
_Unterm Strich_
Die Geschichte ist in diesem Band wider Erwarten nicht weniger spannend als in den Vorgängerbänden. Der Schwerpunkt scheint nun allerdings auf die innere Entwicklung der Hauptfigur verlagert zu sein. Das aber geht nicht ohne dramatische Szenen vor sich, die die Lektüre wirklich lohnenswert machen. Wie in Band 3 gibt es auch hier wieder Auflockerung in Form von heiteren Szenen.
_Die Übersetzung_
… stammt nun vom dritten Übersetzer, der sich an dem Zyklus versucht. Machte zu Anfang Otfried Preußler einen ausgezeichneten Job, so schrieb Roland Vocke den 3. Band zu einem zeitgenössischen Kindermärchen um, was an sich schon recht fragwürdig war. Aus einem literarischen Meisterwerk wurde eine 08/15-Story.
Obendrein wurde in Band 3 die neue deutsche Rechtschreibung umgesetzt, so dass von da ab der erweiterte Infinitiv mit „zu“ nicht mehr durch Komma abgetrennt wird {was von der neuen Rechtschreibung so durchaus nicht vorgesehen war; Anm. d. Lekt.}. Das erweist sich an etlichen Stellen nun als Stolperstein beim Lesen. Der Leser muss sich erst klarmachen, wo denn der Hauptsatz aufhört und der Nebensatz anfängt. Inzwischen wurde diese Regelung wieder aufgegeben, aber im vorliegenden Band 4 setzt sich diese Malaise anderweitig fort. Übersetzer ist nun Ulrike Killer, die etliche Jahre bei |Klett-Cotta| die Hobbitpresse als Lektorin betreute (bis 2003). Sie führt sich schlecht ein, indem sie auf Seite 31 das Wort „mannighaft“ statt des vertrauten und richtigen „mannigfach“ verwendet. Der DUDEN kennt das Wort „mannighaft“ nicht. Handelt es sich um eine Verwechslung mit „mannhaft“? Das kann auch nicht sein, denn die Sprecherin Orddu redet von sich selbst – und sie ist keineswegs ein Mann. „Mannighaft“ ist also ebenso falsch wie „mannhaft“.
Im weiteren Text treten noch etliche Druckfehler wie etwa vergessene Punkte und Ausrufezeichen auf. Gegenüber den ersten beiden Bänden ist unterm Strich ein starker Abfall der Qualität der Textform und der Übersetzung an sich festzustellen. Hoffentlich setzt sich dieser negative Trend nicht bis in Band 5 fort.
Jahrhundertelang tobte der Krieg, nun ist er endlich beendet, und das Leben nimmt wieder seinen gewohnten Lauf. Es gibt nur noch einen Menschen, der von den fast vergessenen Zeiten zu erzählen weiß, als die Götter noch über die Erde wandelten. Einen Menschen, der noch weiß, wie der Dunkle Gott Torak das Auge Aldurs stahl und die Welt spaltete, wie die Menschen in einen erbarmungslosen Konflikt gezogen wurden, den Krieg der Götter. Einen einsamen, letzten Zeugen, genannt der Alte Wolf: Belgarath der Zauberer. Und er war von Beginn an Teil dieser Geschichte… (Verlagsinfo) Belgarath ist der erste Schüler des Gottes Aldur. Er lebt schon so lange, dass die meisten ihn nur für eine Gestalt aus den Legenden halten. Die Prophezeiung nennt ihn den Ewigen.
Millionen Leser haben David Eddings zwei Superseller-Sagas „Die Belgariad“ und „Das Malloreon“ verschlungen, Millionen werden auch die zwei Vorgeschichten dazu verschlingen: „Belgarath der Zauberer“ und „Polgara die Zauberin“ über Belgaraths Tochter Polgara. In einer schönen bibliophil anmutenden Aufmachung hat Bastei Lübbe Belgaraths Geschichte (das heißt seine Version davon) in der neu geschaffenen „Bibliothek der phantastischen Literatur“ veröffentlicht. David & Leigh Eddings – Belgarath der Zauberer (Das Auge Aldurs, Bd. 1) weiterlesen →
Mit Cohen dem Barbaren begegnet der Pratchett-Fan einem alten Bekannten aus den frühen Rincewind-Romanen. Unser verehrter Unfähiger taucht natürlich ebenfalls auf, dito seine Truhe und einige Mentoren von der Unsichtbaren Uni. Diesmal betätigt sich Rincewind als „Space Cowboy“! Houston, bitte… – pardon: Ankh-Morpork, bitte kommen!
In „Mars“ erzählte Ben Bova mit großem Erfolg die Geschichte der ersten Expedition zum Mars. Darin fand der Navaho-Halbindianer Jamie Waterman einen Hinweis auf eine außerirdische Zivilisation, und seine Kollegen fanden Leben: winzige Flechten im Marsboden – ein Riesenerfolg.
Etliche Jahre nach den mysteriösen Funden auf dem Mars, die auf früheres Leben hindeuten, macht sich eine zweite Expedition auf den Weg, um das Rätsel endgültig zu lösen. Nun müssen Jamie Waterman, der aktuelle Leiter, und seine Kollegen auf der zweiten Marsexpedition erst ihre Funde untermauern und ihre Hoffnungen belegen. Ohne dabei erneut fast umzukommen, wie beim ersten Mal…
Früher Meilenstein der sozialkritischen Science Fiction
Auf einer paradiesischen Welt mit dem bezeichnenden Namen New Tahiti treffen Kolonisten und Ureinwohner hart aufeinander. Die Geschichte greift nicht nur die Untaten an den verschwundenen Eingeborenenvölker der eroberten und ausgebeuteten Kolonien auf. Sie prangert auch die militärische Präsenz der USA in Vietnam an. Denn dieses Buch entstand während der Endphase jenes für die Amerikaner ruhmlosen Konflikts. Ursula K. Le Guin – Das Wort für Welt ist Wald weiterlesen →
War Jesus von Nazareth ein masochistischer Schwachsinniger? Und ein Psychopath obendrein? Nein, es ist nicht ganz so schlimm, wie es klingen mag. Aber Michael Moorcock hat mit „INRI oder Die Reise mit der Zeitmaschine“ eine engagierte Parodie auf den Mythos jenes jüdischen Märtyrers geschrieben. Ein umstrittenes Buch, das selbst heute noch, rund 40 Jahre nach seiner Veröffentlichung, zu erschüttern und Anstoß zu erregen vermag.
Der vorliegende Sammelband enthält drei längst vergriffene Romane des britischen Schriftstellers James Graham Ballard: „Crash“ erhebt das Auto zur Ikone des 20. Jahrhunderts, „Die Betoninsel“ schildert eine moderne Robinsonade und in „Der Block“ fühlt man sich schließlich in die barbarische Welt von Goldings „Der Herr der Fliegen“ zurückversetzt. Sind diese Horror-Visionen auch Prophezeiungen? Angesichts mancher Nachrichten aus unserer Zeit will es so scheinen, und doch: Unsere Gegenwart vermag den Horror Ballards inzwischen mit Leichtigkeit zu übertreffen.
In einer nicht näher spezifizierten aber relativ nahen Zukunft hat der (US-) Mensch den Mars persönlich erreicht. Das „Ares“-Programm schickt mit dem ionenbetriebenen Raumschiff „Hermes“ regelmäßig Astronauten auf den Roten Planeten; aktuell sind es vier Männer und zwei Frauen der Mission „Ares 3“, die sich forschend auf der Oberfläche tummeln.
Als ein gewaltiger Sandsturm den Mars-Stützpunkt zu zerstören droht, flüchten die Astronauten erst in das Marsrückkehrmodul und dann ins All. Zurück bleibt der Botaniker und Mechaniker Mark Watney, der vom Bruchstück einer Antenne durchbohrt und für tot auf der Oberfläche zurückgelassen wurde. Andy Weir – Der Marsianer weiterlesen →
Das Innere Afrika ist von seltsamen Kristallen überzogen. Im Dschungel herrscht der Leuchtende Mann.
Wie schon in „The Drowned World“ und „The Drought“ hat Ballard die Welt, wie wir sie kennen, transformiert und sie mit seinen gewaltigen sprachlichen Mitteln zu einem fremden Planeten gemacht, in dem sich neue Wesen tummeln. „Kristallwelt“ zu lesen, verwandelt den Leser selbst: nicht etwa durch die kaum vorhandene Handlung, sondern durch die Konfrontation mit eben jener transformierten Wirklichkeit. In seinen besten Passagen erinnert das Buch an Joseph Conrads „Heart of Darkness“.
Sebastian hat keine sehr glückliche Kindheit hinter sich. Erst im Alter von fünfzehn Jahren fand er einen Ort, an dem er bleiben konnte: den Sündenpfuhl! Genau der richtige Platz für einen Inkubus wie ihn. Doch nun scheint es, als sei sein Zufluchtsort plötzlich bedroht. Innerhalb kurzer Zeit wurden zwei Leichen gefunden. Und etwas hat versucht, die Landschaft des Pfuhls zu verändern.
Schon bald erfährt Sebastian die Ursache für diese unheimlichen Vorgänge: Jemand hat den Weltenfresser freigelassen, jenes grausame Geschöpf, das schon einmal versucht hat, die Welt Ephemera in ein einziges, wüstes Jagdgebiet für die schrecklichsten Alpträume der Menschheit zu verwandeln. Und es gibt nur noch eine, die genug Macht besitzt, um den drohenden Untergang aufzuhalten, Sebastians Cousine Glorianna. Doch Glorianna ist eine Ausgestoßene …
_Wie schon in Anne Bishops Zyklus der |schwarzen Juwelen|_, ist auch hier das Dunkle nicht unbedingt das Böse und das Licht nicht das Gute.
So ist Sebastian zwar ein Inkubus, das heißt, er braucht zum Leben nicht nur Essen und Trinken, sondern auch die Gefühle anderer, um sich daran zu nähren, er nutzt seine Anziehungskraft und seine Macht, in fremde Träume einzudringen, aber nicht dazu, seine Beute zu quälen oder zu töten. Er ist vor allem eines: einsam. Der Angriff auf den Pfuhl sowie das Auftauchen eines verirrten, jungen Mädchens namens Lynnea rütteln ihn auf, und allmählich entwickelt Sebastian so etwas wie einen Beschützerinstinkt. Zum ersten Mal übernimmt er Verantwortung, und im selben Maße, wie er damit wächst, wachsen auch seine Fähigkeiten.
Dafür ist Koltak, der in einer lichten Landschaft lebt und als Zauberer eigentlich der Gerechtigkeit dienen sollte, von Ehrgeiz und Hochmut zerfressen. Er verabscheut seinen Sohn, weil dieser ein Mischling ist, ein Mühlstein für Koltaks Karriere, und gibt ihn deshalb ständig in die Obhut irgendwelcher liebloser Vetteln, wo der Junge gerade das Nötigste zum Leben erhält. Und auch andere, die ihm im Weg stehen, räumt er gnadenlos beiseite, wie den Hauptmann der Wache, der ihn daran gehindert hat, einen wehrlosen Gefangenen zu misshandeln.
Das Ergebnis dieser Umkehrung ist, dass die Dämonen mit den Menschen auf eine Stufe gestellt werden. Sie sind nichts weiter als unterschiedliche Rassen, und in beiden gibt es Gute wie Böse.
Abgesehen davon war die Charakterzeichnung wieder sehr gelungen. Die Intensität war – von Sebastian abgesehen – nicht so stark wie bei den Blutjuwelen, aber dennoch sehr lebendig und glaubwürdig, auch wenn Lynneas Selbstbewusstsein vielleicht doch ein wenig schnell gewachsen ist.
_Besonders gut gefallen hat mir der Entwurf von Ephemera_, einer Welt, die sich den Wünschen und Sehnsüchten ihrer menschlichen Bewohner anpasst. Allerdings ist Ephemera nicht in der Lage, zwischen kurzfristigen Launen und echten Herzenswünschen zu unterscheiden. Diese Fähigkeit besitzen nur die Wächter, und sie wachen darüber, dass nur wirklich tiefe Wünsche in Erfüllung gehen.
Doch als vor langer Zeit die Dunklen Wächter den Weltenfresser erweckten, geriet Ephemera an den Rand des Abgrunds. Nur unter größten Opfern gelang es, den Weltenfresser einzusperren, und Ephemera brach dabei in Stücke. Nun müssen alle, die von einer Landschaft in die andere wollen, magische Brücken benutzen, die unterschiedliche Eigenschaften haben. Manche sind fest und verbinden lediglich zwei Gegenden miteinander. Andere sind flexibel, sie lauschen auf die Wünsche des Reisenden und befördern ihn dorthin. Meist kann der Reisende durch Konzentration seinen Zielort bestimmen, manchmal beschließt die Brücke aber auch, auf die Tiefen des Herzens zu hören anstatt auf den Verstand, sodass man nie wirklich sicher sein kann, wo man landet!
Ephemera ist aber nicht nur ständig im Wandel, weil die Menschen sich ständig wandeln. Die Landschafferinnen, zu denen auch Glorianna gehört hätte, besitzen die Fähigkeit, die Landschaften untereinander neu anzuordnen, indem sie einen Garten anlegen, dessen verschiedene Flecken die verschiedenen Landschaft repräsentieren.
_Aus diesen Elementen hat Anne Bishop eine Geschichte gesponnen_, die erfreulich neu und eigenständig ist. Dass Ephemera den Juwelenzyklus weiterführen soll, ist schlicht falsch. Der Zweiteiler hat durchaus Gemeinsamkeiten mit seinem erfolgreichen großen Bruder, vor allem in Stil und Aufbau, die Bewegung der Handlung hält sich eher in Grenzen, und der Spannungsbogen steigt nur langsam, ehe er kurz vor Schluss kräftig anzieht. Auch hat er die dunkel schillernde Grundstimmung sowie stellenweise auch den trockenen Humor des Juwelenzyklus geerbt. Dafür ist er weit weniger grausam, als besonders der erste Band der Blutjuwelen es stellenweise war. Vor allem aber sind sowohl die Welt als auch die Personen vollkommen neu und anders. Ephemera besitzt trotz mancher Ähnlichkeiten einen eigenen Charme und zeigt erneut den großen Einfallsreichtum der Autorin, sodass es mich – wie beim Juwelenzyklus auch – nicht im Geringsten gestört hat, dass es nicht ständig turbulent und aufregend zuging.
Mir hat „Sebastian“ genauso gefallen wie die Geschichte um Jaenelle. Ephemera steht dem Juwelenzyklus in nichts nach. Wahrscheinlich gerade deshalb, weil es ihn nicht weiterführt!
_Anne Bishop_ lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der |schwarzen Juwelen| der internationale Durchbruch gelang. Der fünfte Band aus diesem Zyklus, für den sie den |Crawford Fantasy Award| erhielt, ist bereits auf Deutsch erhältlich. Außerdem stammt aus ihrer Feder die Trilogie |Tir Alainn|, die auf Deutsch bisher nicht erschienen ist. „Belladonna“, die Fortsetzung von „Sebastian“, hat noch keinen offiziellen deutschen Veröffentlichungstermin.
Jazz Bashara ist kriminell. Zumindest ein bisschen. Schließlich ist das Leben in Artemis, der ersten und einzigen Stadt auf dem Mond, verdammt teuer. Und verdammt ungemütlich, wenn man kein Millionär ist. Also tut Jazz, was getan werden muss: Sie schmuggelt Zigaretten und andere auf dem Mond verbotene Luxusgüter für ihre reiche Kundschaft. Als sich ihr eines Tages die Chance auf einen ebenso lukrativen wie illegalen Auftrag bietet, greift Jazz zu. Doch die Sache geht schief, und plötzlich steckt Jazz mitten drin in einer tödlichen Verschwörung, in der nichts Geringeres auf dem Spiel steht, als das Schicksal von Artemis selbst. (Verlagsinfo) Andy Weir – Artemis. SF-Roman weiterlesen →
Band 1: [„Dunkelheit“ 3375
Band 2: [„Dämmerung“ 3437
Um die Territorien der verwandten Wesen vor den Einwanderern aus Tereille zu schützen, hat Jaenelle der Dunkelheit ihr Opfer dargebracht und den Thron des Schwarzen Askavi bestiegen. An ihrem Hof dienen die stärksten Hexen und Kriegerprinzen, die Kaeleer aufzubieten hat, und endlich kommt auch Daemon zum Askavi und wird ihr Gefährte.
Aber Dorothea und Hekatah lassen nicht locker. Sie hetzen die Territorien Tereilles zum Krieg gegen Kaeleer auf und versuchen gleichzeitig, Jaenelle und ihre Schwester Wilhelmina entführen zu lassen, um Saetan damit zu erpressen. Allerdings haben sie die Rechnung ohne Jaenelle gemacht …
|Charakterentwicklung|
Jaenelles Schachzug hat diesem dritten Band wieder einiges mehr an Spannung verliehen, als der zweite Band geboten hat. Vor allem bei dem Teil des Plans, dessen Ausführung Daemon oblag, hätte eine ganze Menge schiefgehen können. Er war auch nicht genialer eingefädelt oder besser vorbereitet als die Unternehmungen ihrer Gegner, deren Pläne mit schöner Regelmäßigkeit immer wieder danebengehen.
Der Grund für den größeren Erfolg liegt allerdings nicht darin, dass Jaenelle und ihre Verbündeten einfach übermächtig und perfekt sind, im Gegenteil. Gerade diejenigen mit der größten Macht sind am verletzlichsten, allen voran Jaenelle, aber auch Daemon, Saetan und Lucivar. Dadurch wirkt keine der Hauptpersonen je flach oder plakativ. Dass sie so viel besser abschneiden, liegt eher daran, dass ihre Freunde zahlreicher sind. Es gibt einfach mehr Leute, die misstrauisch werden können, wenn ihnen etwas Verdächtiges auffällt.
Neue Personen bietet dieser dritte Band des Juwelenzyklus kaum noch, und die wenigen, die auftauchen, spielen nur am Rande eine Rolle.
Am bemerkenswertesten fand ich die Darstellung von Dorothea und Hekatah: Dafür, dass die beiden die Hauptintrigantinnen der Geschichte sind, sind sie erstaunlich schwer von Begriff. Durch ihre eigenen Leute auf dem Territorium Kleintereille in Kaeleer sollten sie eigentlich genügend Berichte erhalten haben, die ihnen Jaenelles Machtfülle klarmachen. Immer noch zu glauben, Jaenelle sei lediglich Saetans Marionette und er der eigentliche Herrscher, ist schlicht dumm! Und auch Jaenelles Charakter haben sie unterschätzt. Da vor allem Hekatah für Begriffe wie Ehrgefühl, Pflicht und Verantwortungsbewusstsein nur Hohn und Verachtung übrig hat, sie als Schwäche begreift, glaubt sie, Jaenelle durch Geiselnahme erpressen zu können. Pech für Hekatah, dass Jaenelles Verantwortungsgefühl weit ausgeprägter ist, als Hekatah annimmt, und Jaenelle macht keine halben Sachen. – Andererseits kam mir ihre mangelnde Menschenkenntnis gerade recht.
Überhaupt kam es im Verlauf der letzten etwa 800 Seiten zu einigen höchst befriedigenden Ergebnissen, was das Personal dieser beiden Damen anging. Damit meine ich hauptsächlich das Endergebnis, weniger die Methode, mit der es erreicht wurde. Diesbezüglich hält sich die Autorin eher zurück. Nur eine Szene geht tatsächlich in unappetitlichere Details, wird aber dadurch stark abgemildert, dass der Leser bereits vorher weiß, dass sie nicht echt ist.
Was sich zu meiner Überraschung ebenfalls sehr in Grenzen hielt, war die erotische Komponente, die im Zusammenhang mit diesem Zyklus stets so betont wird, und das, obwohl Daemon inzwischen Jaenelles Gefährte ist. Daemons Befreiung von Dorothea hat ihn auch aus seiner Rolle als Sadist befreit, und da das Hauptaugenmerk auf Jaenelles Hof liegt, wo alle ziemlich kumpelhaft miteinander umgehen, reduziert sich die Erotik größtenteils auf zweideutige Bemerkungen, die in der Regel mit einem Augenzwinkern daherkommen.
Denn das ist dem Zyklus bisher unverändert geblieben: der Humor. Zwar hat Jaenelle ihre Teenagerkapriolen längst hinter sich gelassen, trotzdem ist es der Autorin gelungen, den trockenen und schlagkräftigen Witz zu erhalten, indem sie ihn in andere Beziehungsverhältnisse transportiert hat, sei es zwischen Männern und Frauen oder zwischen Menschen und verwandten Wesen.
|Handlungsentwicklung und Ausblick|
Ich fürchte allerdings, ein Teil davon könnte in den folgenden Bänden verloren gehen. Denn der dritte Band bildet eine Zäsur, und das in mehr als einer Hinsicht.
Zum einen hat Jaenelles ungewöhnliche Maßnahme die Situation innerhalb des Zyklus massiv verändert. Nicht nur, dass sie selbst jetzt nicht mehr die dunkle Königin ist, was die Frage aufwirft, was sie denn dann in Zukunft sein wird. Es sind auch viele der Personen, die die Ereignisse bisher massiv mitgetragen haben, weggefallen. Einige davon werde ich ernstlich vermissen.
Zum anderen wird das Ende von Hekatah und Dorothea zwar nicht ausdrücklich und unwiderlegbar festgestellt, sie überleben zu lassen, würde allerdings einige Verrenkungen kosten, die der Logik sicherlich nicht zuträglich wären. Wie gesagt, Jaenelle macht keine halben Sachen. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass der neue Gegenpart aus einer völlig neuen Richtung kommen muss.
Trotz meiner Befürchtungen muss ich sagen, dass ich diese Wendung begrüße. Sie dürfte frischen Wind in die Ereignisse bringen, was den Eindruck einer endlosen Tretmühle vermeiden wird. Auf Dauer wirkt es äußerst ermüdend auf den Leser, wenn der Held über Bände und Bände hinweg immer wieder dieselbe Art von Gefechten und Gerangel mit ein und demselben Gegner ausfechten muss, ohne jemals wirklich etwas zu erreichen. Auch wenn das Böse nie wirklich ausstirbt, darf es gern gelegentlich einen neuen Vertreter vorschicken, mit anderen Eigenschaften und einer anderen Art, die Dinge anzugehen.
Und vielleicht gelingt es der Autorin ja, auch ihren trockenen Humor weiterhin einfließen zu lassen, eben nur auf anderen Wegen.
_Bisher_ jedenfalls ist es Anne Bishop gelungen, die einzelnen Bände ihrer Geschichte auf gleichbleibend hohem Niveau zu erzählen. Auch wenn im zweiten Band der Spannungsbogen nicht ganz so straff gespannt war wie im ersten und im dritten, enthält ihr Entwurf von Welt und Charakteren so viel Eigendynamik, dass es einfach Spaß macht, weiterzulesen, auch wenn nicht ununterbrochen um Haaresbreite eine Katastrophe nach der anderen abgewendet wird. Der Juwelenzyklus ist eigenwillige Fantasy, in der sich Exotik, Humor, Gefühl und Spannung ausgesprochen gut die Waage halten. Wärmstens zu empfehlen.
_Anne Bishop_ lebt in New York, liebt Gärtnern und Musik und hatte bereits einige Romane und Kurzgeschichten veröffentlicht, ehe ihr mit dem Zyklus der |Schwarzen Juwelen| der internationale Durchbruch gelang. Vier Bücher aus diesem Zyklus, für den sie den |Crawford Fantasy Award| erhielt, sind bisher bei uns erschienen, Band fünf kam Mitte März auf den deutschen Markt. Außerdem stammen aus ihrer Feder die Trilogie |Tir Alainn|, die auf Deutsch bisher anscheinend nicht erschienen ist, sowie |Ephemera|, dessen zwei Bände den Zyklus der |Schwarzen Juwelen| weiterführen sollen. „Sebastian“ ist bereits seit letztem Jahr auf Englisch erhältlich, „Belladonna“ ab März dieses Jahres. Die deutsche Ausgabe des ersten Bandes erscheint im Juni 2007 bei |Heyne|.
Man denke sich einen Fiaker. Dann denke man sich den Stephansdom. Und für die Stimmung denke man sich schlussendlich noch einen Strauss-Walzer seiner Wahl (aus naheliegenden Gründen wäre „Wiener Blut“ zu empfehlen). Während man dann Wasser für eine Wiener Melange (= Kaffee) kocht und anfängt, mit dem Fuß zu wippen, stürmt eine ganze Horde Vampire, Werwölfe und andere finstere Gesellen die Bühne und macht sich reichlich breit. Klingt nach einer spannenden Mischung? Dann sollte man vielleicht Markus Leshems Debütroman „Wien blutet“ zur Hand nehmen. „Wien blutet“ ist der erste Teil einer Trilogie und gleichzeitig der Debütroman des österreichischen Schriftstellers Markus Leshem. Markus Leshem – Wien blutet. Gruselroman weiterlesen →
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