Julius Caesar unter Piraten: Actionreiche Abenteuer
Rom im ersten Jahrhundert vor Christus: Konsul Marius wird brutal ermordet, und Sullas fanatische Anhänger schreien nach Caesars Blut! Nur eine schnelle Flucht aus Rom kann das Leben des jungen Mannes jetzt noch retten. Doch bald schon verwandelt sich der einsame Flüchtling in einen strahlenden Triumphator: Nach beeindruckenden Siegen über die grausamen Seeräuber des Mittelmeers und den mächtigen Griechenkönig Mithridates kehrt Caesar schließlich in die Stadt zurück – an der Spitze einer ganzen Legion von kampferprobten Veteranen. Gerade noch rechtzeitig, um gegen den gefährlichsten Gegner anzutreten, der das Reich je bedrohte: Spartacus – der König der Sklaven … (Verlagsinfo)
Dieser Bericht beruht auf der Originalausgabe in der Taschenbuch-Edition.
Im Jahre 1260 zieht Jacob, genannt „Der Fuchs“, seine Bettel- und Stehlrunden durch Köln, um zu überleben. Sein Leben ist bis auf „Dieb! Dieb!“-Rufe recht ereignislos – bis er sich eines Tages an die verlockenden Äpfel des Erzbischofs wagt und damit leider zur falschen Zeit am falschen Ort ist.
Vor seinen Augen wird der Kölner Dombaumeister Gerhard Morart von der sich noch im Bau befindlichen Kirche in die Tiefe gestürzt. Und als wäre das nicht schlimm genug, kann Jacob es sich nicht verkneifen, dem Sterbenden noch die letzten Worte abzunehmen, was dafür sorgt, dass der Mörder ihn sieht und Jagd auf ihn macht.
Gerüchten folgend war Morart mit dem Teufel im Bunde und von daher steht für Jacob fest, dass eben dieser ihm nun auf den Fersen ist. Trotzdem gelingt ihm um Haaresbreite die Flucht, was ihm ermöglicht, seinen beiden Freunden Tillmann und Maria von dem Mord zu berichten. Seine Verstörtheit ist komplett, als Zeugen auftauchen, die von einem Unfall, einem Fehltritt des Dombaumeisters, reden, denn er selbst war der einzige Zeuge des Geschehens. Kurz darauf sind Tillmann und Maria tot und Jacob muss um sein Leben rennen.
In dieser mehr als unglücklichen Situation macht er die Bekanntschaft einer höchst interessanten Familie, bestehend aus Richmodis von Weiden, ihrem Vater Goddert und ihrem Onkel Jaspar Rodenkirchen. Während ihr Vater lieber dem Weinkellerinhalt seines Bruders frönt und unsinnige Gelehrtendiskussionen mit diesem ausficht, kümmert Richmodis sich um seine Arbeit als Färber.
Der Physikus, Doktor und Dechant Jaspar entschließt sich nach genauerer Prüfung von Jacobs Intellekt und weil er sich eine anspruchsvolle Abwechslung verspricht, dem Fuchs zu helfen. Und die soll er auch bekommen, denn nach dem Aufspüren der angeblichen Zeugen zeigt sich schnell: Mit diesem Killer ist nicht zu spaßen. Die Zeugen sind kurz darauf tot und der Mörder steht mit beiden Beinen mitten in Jaspars Haus.
Ganz langsam wird den Beiden klar, dass Gerhards Ermordung nur ein lästiges Hindernisbeseitigen war, denn die mächtigste Patrizier-Familie in Köln, die Overstolzen, hat ein viel höheres Ziel…
Frank Schätzing hat mit „Tod und Teufel“ ein wirklich gelungenes Debüt hingelegt. Wie schon bei Kinkels „Die Puppenspieler“ findet sich auch hier eine perfekte Vereinigung von interessantem Geschichtsunterricht und spannender Story. Wir können Neues über die Kreuzzüge lernen (denn der Herr Jaspar Rodenkirchen hat dazu seine ganz eigene Meinung), erfahren die Entwicklung des Kölner Handels und warum sich Päpste, Könige und Erzbischöfe nie einig waren – egal, worum es ging -, wer mit wem was getan hatte und welche Auswirkungen es auf Köln hatte. Und wir laufen natürlich immer vor dem unheimlichen Mörder davon, rätseln, was die Overstolzen vorhaben und lernen vor allem unsere vier „Helden“ lieben.
Die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet, besitzen Ausdruckskraft und überzeugen durch eine immense Lebendigkeit. Aufgeteilt in zwei gegensätzliche Lager, geht das Bild eines einzelnen Helden verloren, auch in „gut und böse“ kann man sie nicht grundsätzlich einordnen, denn Schätzing versteht es, dem Leser beide Parteien näher zu bringen, durch häppchenweise eingestreute Hintergründe der Personen, durch lehrreiche Gespräche und durch einen glänzenden Schreibstil.
Doch Glanzlicht der Charaktere sind die oben bereits erwähnten unsinnigen Diskussionen zwischen Goddert und Jaspar, die einfach herzerfrischend und liebenswürdig sind und den Leser zum Lachen bringen. Köstlich!
Kurzum: Ganz und gar empfehlenswert!
Frank Schätzing, 1957 in Köln geboren, studierte Kommunikationswissenschaften, ist Mitbegründer und kreativer Geschäftsführer der Kölner Werbeagentur „INTEVI“ und Mitbegründer der Musikproduktion „Sounds Fiction“. Nach dem Erfolg von „Tod und Teufel“ folgten 1996 der Krimi „Mordshunger“, 1997 die Kurzgeschichtensammlung „Keine Angst“ und der Psychothriller „Die dunkle Seite“ und 2000 der Politthriller „Lautlos“.
„Tod und Teufel“ und „Keine Angst“ gibt es auch als Hörbücher, die der Autor selbst liest und für die er auch die Musik mitkomponierte.
Homepage des Autors: http://www.frank-schaetzing.com
Der Hauptgrund war die Art, wie Leute über „Die Säulen der Erde“ mit mir sprechen. Manche Leser sagen: „Es ist das beste Buch, das ich je gelesen habe.“ Andere erzählen mir, sie haben es zwei- oder dreimal gelesen. Ich kam zu dem Punkt, an dem ich mich entscheiden musste, ob ich das noch einmal tun könnte.
So antwortet Ken Follett in einem Interview mit Amazon.de auf die Frage, warum er nach 18 Jahren keinen weiteren modernen Thriller geschrieben hat, sondern in das Mittelalter zurückgekehrt ist, um die Fortsetzung seines wohl bekanntesten Bestsellers zu schreiben: „Die Säulen der Erde“ ist ein Phänomen: Bereits beim Erscheinen ein Bestseller, wurde das Buch in den Folgejahren immer populärer und der Ruf nach einer Fortsetzung wurde laut. In „Die Tore der Welt“ (engl. „World Without End“, 2007) kehrt Follett im Jahr 1327 in die Priorei von Kingsbridge zurück.
Kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg wird in der bayerischen Stadt Schongau ein sterbender Junge aus dem Lech gezogen. Eine Tätowierung deutet auf Hexenwerk hin und sofort beschuldigen die Schongauer die Hebamme des Ortes. Der Henker Jakob Kuisl soll ihr unter Folter ein Geständnis entlocken, doch er ist überzeugt: die alte Frau ist unschuldig. Unterstützt von seiner Tochter Magdalena und dem jungen Stadtmedicus macht er sich auf die Suche nach dem Täter. (Verlagsinfo) Oliver Pötzsch – Die Henkerstochter weiterlesen →
Zwei Menschen wachsen in der Ära Napoleons auf und finden zueinander am unwahrscheinlichsten Ort: in den Schützengräben vor Moskau, wo die Grande Armée des Korsen lagert, hungert und friert. Doch die Lady hat ein Geheimnis, denn sie kommt aus Venedig, einer Stadt, in der fast alles möglich ist …
Historischer und Fantasy-Roman schließen einander angeblich aus. Dass die Akteure historischer Romane meist den Horizont und die Denkweise eines heutigen Menschen besitzen und ansonsten nur in mittelalterliche Gewänder gehüllt werden, stört vermutlich genauso wenige Leser wie die stereotype Titelvergabe. „Der“ oder „Die“, gefolgt von einer Berufsbezeichnung, bevorzugt eine medizinische Profession, und eine Begegnung mit einer bekannten Persönlichkeit des Mittelalters, schon hat man die Handlung und den Titel für einen historischen Roman.
Julius Caesar, der junge Held: Actionreiche Abenteuer im alten Rom
Rom im ersten Jahrhundert vor Christus: Auf einem Landgut nahe der Stadt unterwerfen sich zwei Patriziersöhne einem unmenschlich harten Drill. Eines Tages nämlich sollen Gaius Julius Caesar und sein Freund Marcus Brutus unbesiegbare Soldaten und mächtige politische Anführer sein.
Doch viel zu früh endet die Ausbildung der beiden Jungen: Aufständische Sklaven verwüsten ihr Zuhause und zwingen sie zur Flucht nach Rom. Doch auch dort finden Gaius und Marcus keinen Frieden. Denn sie geraten in ein tödliches Netz aus Intrigen und offenen Machtkämpfen. Das Reich droht in einem blutigen Bürgerkrieg zu zerbrechen! (Verlagsinfo)
Ein junges Mädchen findet in der Bibliothek ihres Vaters ein Konvolut mit vergilbten Briefen. Das Geheimnis um den Vater und das Schicksal der Mutter verbinden sich zu einem Drama, das weit in die Vergangenheit zurückreicht. Die Briefe fragen nach der Herkunft von Vlad dem Pfähler, dem Urbild der Dracula-Legende. Eine atemberaubende Suche in Klöstern, Bibliotheken und Archiven beginnt, bei der Grausamkeiten Draculas zutage treten, die sich bis heute fortsetzen… (Verlagsinfo) Elizabeth Kostova – Der Historiker. Ein Vampirroman weiterlesen →
Der „Wilde Westen“, die Zeit des Aufbaus und der Entwicklung der nordamerikanischen Staaten, so wie wir sie aus Film und Fernsehen, aber nicht zuletzt auch durch Erzählungen berühmter Autoren kennen, ist eine Illusion. Es gibt nur wenige Quellen, die mit diesen Vorurteilen aufräumen und uns wirklich in allen Einzelheiten schildern und aufzeigen, wie brutal und blutig, wie unmenschlich und egoistisch die Politik der Besatzer und die Unterdrückung der Indianer durch die Siedler und Pioniere waren.
Unzählige Menschen aus allen Herren Länder wanderten in das Land, welches ein verheißungsvolles und großzügiges Leben in Freiheit und Würde versprach. Doch auch dies war in vielen Fällen nur eine Illusion, und oftmals fanden die Menschen nicht ihre Freiheit, sondern vielmehr Entbehrungen und Qual, oftmals den Tod. In diesem weiten Land gab es in Zeiten der Kolonialisierung keine greifbaren Gesetze, und wenn, dann wurden diese ignoriert. Die Einwanderer mussten um ihre Existenz kämpfen, um jeden Meter, an jedem Tag, sei es gegen die derzeitigen Kolonialherrscher, die Indianer oder die eigenen Reihen neidischer Menschen.
„Die Abendröte im Westen“ schildert die Ereignisse Mitte des 19. Jahrhunderts, beginnend mit den Indianerkriegen und dem nicht immer friedvollen Umgang mit Siedlern und Abenteuern. McCarthy räumt mit den irrigen Vorstellungen, dem Mythos von Freiheit und Abenteuer im Westen Amerikas, auf. Cormac McCarthy – Die Abendröte im Westen. Noir-Western weiterlesen →
Der amerikanische Autor Stephen Lawhead (* 1950) liebt das englische Mittelalter wie kein anderer. So zog er zu Recherche-Zwecken für seinen internationalen Durchbruch, die Pendragon-Saga, nach Oxford. Heute lebt Lawhead abwechselnd in England, Österreich und den USA.
Nach der Artuslegende und vielen Romanen um die keltische Mythologie wagt sich Lawhead an eine Neuinterpretation des Mythos von Robin Hood. Diese ist fundiert und überzeugend recherchiert. Es ist zweifelhaft, ob es „einen“ Robin Hood jemals gab. Es scheint sich eher um eine aus mehreren Räubern und Freiheitskämpfern entstandene Legende zu handeln. Der Mythos hat sich verselbständigt; im Nachwort erklärt Lawhead, welche Elemente früh dazukamen und welche später. Lady Marian und die Liebesgeschichte waren zum Beispiel erst sehr spät ein Thema, der böse Sheriff von Nottingham hingegen war fast von Anfang an dabei. Zu Beginn stopft sich Robin auch ausschließlich selbst die Taschen voll, keine Spur vom edlen Geächteten, der von den Reichen nimmt und den Armen gibt.
In drei großen Schwerpunktartikeln zeichnet der Autor die Handlungsstätten des Nibelungenliedes – Worms und Rhein, Donau und die Königsburg in Gran – unter touristischen Gesichtspunkten auf. Diese mittelalterliche Reise ist reich bebildert (ganzseitig und vierfarbig) mit Aufnahmen der Plätze, die man noch heute bewundern kann. Ausgezeichnet ist dabei die Herangehensweise des Autors, welcher die touristischen Sehenswürdigkeiten direkt in den chronologischen Ablauf des Nibelungenlieds stellt und diesen sowohl die authentischen mittelalterlichen Strophen wie auch die der hochdeutschen Übersetzung beigefügt hat.
1872 treibt das Frachtschiff „Marie Celeste“ unbeschädigt aber besatzungsleer im Meer; die Fragen nach dem Geschehen werden einerseits nie wirklich geklärt, während sie andererseits vor allem in den Medien ein Eigenleben annehmen, bis die Logik im Strudel kunterbunter Mythen versinkt … – Autor Wiese geht zurück an die Quellenbasis, entwickelt eine glaubhafte Erklärungstheorie und berichtet vom „Geisterschiff“, in dessen Schatten die Geschichte der „Marie Celeste“ längst nebensächlich geworden ist. Eigel Wiese – Das Geisterschiff. Die wahre Geschichte der Mary Celeste weiterlesen →
Im Jahre 1817 beauftragt der englische Innenminister einen ehemaligen Offizier, ein wegen Mordes verhängtes Todesurteil zu überprüfen. Zum Unwillen der Justiz entdeckt dieser, dass die Beweise gefälscht wurden und der angebliche Täter unschuldig ist … – Gelungener Historienkrimi, der sich geschickt der zeitgenössischen Rechtsprechung bedient. Das alte London und seine pittoresken Bewohner nehmen vor dem Leser Gestalt an, ohne um der Unterhaltung willen in historische Zerrbilder verwandelt zu werden: ein durchweg empfehlenswertes Lektürevergnügen. Bernard Cornwell – Die Galgenfrist weiterlesen →
Ein Dorf in Südfrankreich, die Hauptstadt Paris und die Papstmetropole Rom sind Schauplätze dieser Geschichte, die drei Gruppen ahnungsloser Zeitgenossen auf die Spur eines uralten, europaweiten Komplotts führt … – Ein weiteres der beliebten „Verschwörung-im-Vatikan“-Garne, dieses Mal im Mittelalter angesiedelt; mächtig verwickelt, doch nur bis zur enttäuschenden Auflösung wirkungsvoll. Zuvor spielt der Verfasser geschickt mit den Klischees des „finsteren Mittelalters“, wobei er sacht Elemente des Mystery- bzw. Horrorthrillers einfließen lässt. Das Ergebnis kann mit den Ambitionen des Verfassers nicht mithalten, weiß aber zu unterhalten.Romain Sardou – Das dreizehnte Dorf weiterlesen →
Es hieße wohl Eulen nach Athen – oder unserem Thema angepasst: Raben nach Asgard – tragen, wenn man betonte, dass die „Edda“ das wichtigste Zeugnis für die germanische Religion darstellt. Sie ist sozusagen die große alte, weise Frau, die uns etwas über die Religion auch unserer Vorfahren erzählt. Denn obwohl der Hauptteil dieser Lieder über germanische Götter und Helden, der sogenannte „Codex Regius“, erst im 13. Jahrhundert auf der Insel Thule im hohen Norden, also Island, aufgezeichnet wurde, überliefert er uns doch Vorstellungen, die über die Fläche eines Gebiet verbreitet waren, das Skandinavien, das heutige Deutschland und Britannien einschloß. Odin und Thor kennt man im südgermanischen Raum als Wotan und Donar. Die Heldenlieder des „Nibelungen-Zyklus“ in der „Edda“ sind von heutigen deutschen Gebieten nach Island gewandert – Siegfried heißt hier Sigurd und Hagen Högni. Zugleich gibt die „Edda“ damit die älteste erhaltene Version der Nibelungensage wieder.
Selbst wer sich als Leser dieser Seite noch nicht mit den altgermanischen Mythen und Sagen in der „Edda“ auseinandergesetzt hat, dem werden die Geschichten vielleicht bekannt vorkommen. Viele Musikgruppen aus dem Bereich des Metal, Gothic, Neofolk oder Dark Ambient beschäftigen sich ja mit den alten Göttern, Sagenhelden oder Runen. Auf der zweiten CD der Viking-Metaller FALKENBACH beispielsweise findet sich das Instrumental „Baldurs Tod“ – jener strahlende Gott Baldur ist gemeint, der durch die List Lokis ums Leben kommt und ins Totenreich zur Göttin Hel fährt. Sein Tod stellt ein unheilvolles Omen dar, das auf den Ragnarök verweist, den Untergang der Götter.
Tragisch und voll dunklen Zwielichts erscheint die Religion der Germanen in dem berühmten Lied „Volüspa“ („Der Seherin Gesicht“). Doch diese Tragik ist kämpferisch und das genaue Gegenteil einer Opferhaltung. Die Götter wissen um ihren Untergang und trotzdem ergeben sie sich kein einziges Mal der Resignation. Ihre Verantwortung und ihre Sorge um die Welt bestimmen ihr ganzes Handeln. Der Höchste des Göttergeschlechts der Asen, Odin, murmelt bis zuletzt mit dem zukunftskundigen Haupt Mimirs, um für die Endschlacht bereit zu sein. In dieser Schlacht kämpfen die Einherjer, die gefallenen Krieger, Seite an Seite mit den Göttern gegen die dämonischen Mächte, den Gott Loki, seine von ihm gezeugten Ungeheuer und die Riesen. Auch wenn Odin, Thor und Frey fallen, so taucht doch eine neue Welt auf, in der Baldur aus dem Reich der Hel zurückkehrt und über die die Söhne der Asen herrschen werden.
Diese aktive Haltung gegenüber dem Schicksal, das von den Nornen als den überpersönlichen Mächten gewebt wird, findet sich in den Heldensagen wieder. Die germanische Heldensage erzählt von der Konfrontation einer starken Persönlichkeit mit dem eigenen Tod. Der Germane nimmt dieses Schicksal nicht nur an – nein, er macht es auch noch ganz zu seinem eigenen Willen. Die menschliche Freiheit bewährt sich für den Germanen erst in der Haltung, die er dem Tod gegenüber einnimmt. Högni lacht, während die Hunnen ihm das Herz aus der Brust schneiden. Hamdir und Sörli rächen den Tod ihrer Schwester Schwanhild an dem König Jörmunrek. Aufgereizt durch die eigene Mutter gehen sie mit vollem Bewußtsein in den Tod. Kurz bevor Hamdir mit vielen klaffenden Wunden zu Boden sinkt, sagt er: „Gut haben wir gekämpft: / Wir stehn auf Gotenleichen, / aufrecht, ob schwertmüden, / wie Aare im Gezweig; / Heldenruhm gewannen wir, / sterben wir heut oder morgen: / niemand sieht den Abend, / wenn die Norne sprach.“ (S. 221) Diese Stelle soll gleichzeitig als Beispiel für die kraftvolle Schönheit der Übersetzung Felix Genzmers dienen.
Felix Genzmer gilt zu Recht als der beste Edda-Übersetzer. Von der Erstveröffentlichung 1912 (der Heldenliedteil) bis zu seinem Tode 1959 hat Genzmer an seiner Übersetzung gearbeitet, um dem Original noch ein Stück näher zu kommen und noch besser die Stimmung der altnordischen Lieder zu rekonstruieren. Er stand allerdings unter dem Einfluss der in den Zwanzigerjahren führenden Schule des bekannten Germanisten/Nordisten Andreas Heusler, die unter dem Postulat arbeitete, dass man aus der teils ungeordneten Überlieferung das Original zurückgewinnen könne. So kommt es, dass Genzmer einige Gesätze anders als in der Vorlage anordnet und manches als unpassend Empfundene wegließ. In seinen späteren Überarbeitungen nahm er viele dieser gestrichenen Stellen wieder auf. Die Aufzählung der Zwergennamen in der „Volüspa“ erscheint allerdings nicht in Genzmers Übersetzung, weil sie wahrscheinlich ein späterer Einschub in das Gedicht ist. Wer einen Vergleich haben will, sollte sich die preiswerte Simrock-Übersetzung aus dem |Phaidon|-Verlag besorgen, welche auch einen Teil der sogenannten „Jüngeren Edda“ des Snorri Sturluson enthält.
Die Übertragung von Genzmer darf als die sprachlich schönste bezeichnet werden. Sie nähert sich in Ton und Duktus dem Original am weitesten an. Genzmer versucht möglichst häufig den Stabreim wiederzugeben, der in der Regel auf vier Hebungen innerhalb von zwei Kurzzeilen (eine Kurzzeile im oberen Beispiel immer bis zum / ) beruht und bei dem die Betonung auf dem Anlaut liegt: Eine beeindruckende altertümliche Reimform, die vor allem beim lauten Lesen zu ihrer vollen Wirkung kommt. Und laut vorlesen sollte man diese Lieder – immerhin waren sie ursprünglich zum mündlichen Vortrag in der geselligen Runde z. B. beim Opferfest oder in der Königshalle gedacht.
Wie kam es nun, dass diese mündlichen Lieder in christlicher Zeit in Island auf Pergament niedergeschrieben wurden? Wir haben auf Island die typische „Inselsituation“. Fernab der großen Umwälzungen in Europa, fernab der eigentlichen Missionszentren konnte sich hier die alte Überlieferung halten. Eine Donar-Eiche wurde in Island glücklicherweise nie gefällt. Zwar führten die Isländer im Jahre 1000 durch eigenen Thingbeschluss, aber unter militärischem Druck des norwegischen Königs Olaf Tryggvason die christliche Religion ein, doch die nicht-öffentliche Verehrung der alten Götter war erlaubt; es bildeten sich heidnisch-christliche Synkretismen und das altgermanische Ethos blieb noch weit bis ins 12. Jahrhundert lebendig. Die isländischen Geistlichen waren so eng mit ihrem Volk verbunden, dass sie die heidnischen Sagen und Lieder mit viel Liebe aufgezeichnet haben.
Diese Edda-Ausgabe enthält neben dem „Codex Regius“ noch einige andere Lieder aus den Island-Sagas (eine sehr altertümliche Form besitzt das „Hunnenschlachtlied“). Jedem der kostbaren Sprachdenkmäler ist ein kleiner Einführungstext vorangestellt. Erwähnt sollte noch werden, dass die Edda neben den Götter- und Heldensagen auch Sittengedichte, Spruchweisheiten und Mitteilungen über die Runen enthält. Hier erfährt man, woher die Runen stammen (reginkunnum – „götterenstammt“) und zu welchen Zwecken sie verwendet wurden. Leider fehlt in der vorliegenden Ausgabe das „Bjarkilied“, welches uns nur in einer lateinischen Umschreibung des dänischen Geschichtsschreibers Saxo Grammaticus erhalten ist. Genzmer rekonstruierte aus dieser Umschreibung ein Stabreimlied. Das „Bjarkilied“ stellt eine Hymne auf die germanische Gefolgschaftstreue dar. Unerfindlich bleibt, warum es in der Gesamtausgabe keinen Platz gefunden hat.
Die Edda-Übersetzung von Felix Genzmer sei allen ans Herz gelegt, die sich nicht als „menschliche Eintagsfliegen“ betrachten, sondern mit Goethe der Meinung sind, dass das Leben dessen nicht lebenswert ist, der „nicht von dreitausend Jahren sich weiß Rechenschaft zu geben“.
Als in einem kleinen Dorf im Norden Englands die Pest ausbricht, übernehmen Angst, Hysterie und Hexenwahn die Herrschaft. Der Schwarze Tod wütet unerbittlich. Die Dorfbewohner haben dem Pfarrer gelobt, den Ort nicht zu verlassen, ehe nicht die Seuche besiegt ist. Mehr als einmal sind sie kurz davor, einander gegenseitig zu meucheln. Die junge Witwe Anna Frith beweist in dieser schlimmen Zeit Mut, sie schenkt Leben und findet Liebe und privates Glück. Eines Tages hat das Grauen ein Ende. Aber Anna Frith steht die schwerste Prüfung noch bevor … (Verlagsinfo) Geraldine Brooks – Das Pesttuch. Historischer Roman weiterlesen →
Seit sich die gutbürgerlich aufgewachsene Charlotte Elisson und der gebildete, aber wenig manierliche Polizist Thomas Pitt im Zusammenhang mit dem Fall um den „Würger von der Carter Street“ kennengelernt haben, sind nun schon ein paar Jahre vergangen. Charlotte hat Thomas geheiratet und führt das Leben einer Hausfrau und Mutter der unteren Mittelschicht. Ihre Schwester Emily hingegen hat ihr Ziel erreicht und in die Aristokratie eingeheiratet. Die Sommermonate verbringt sie mit anderen Familien ihres Standes im Sommerhaus am Paragon Walk. Während die Männer sich in ihren Clubs vergnügen, ist das Leben der Frauen relativ eintönig. Im Wesentlichen putzt man sich und besucht sich gegenseitig, um belanglose Floskeln auszutauschen und sich gegenseitig auszuhorchen. Dann wartet man darauf, dass es Abend wird und man eventuell zu einer Gesellschaft gehen kann. Da wird plötzlich ausgerechnet die fade und kaum attraktive Fanny Nash vergewaltigt und stirbt in den Armen ihrer Tante Jessamyn.
Es ist 1582 und das christliche Europa aufgrund der Reformation in katholische und protestantische Christen gespalten, wobei die protestantischen Herrscher im südfranzösischen Bearn an der Grenze zu Spanien so radikal sind, dass sie alles bei Todesstrafe verbieten, was den Menschen Vergnügen bringen könnte. Es ist die Zeit der Spione, der Alchimisten und der Hexenverbrennungen auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Zeit technischer Entwicklungen und wissenschaftlicher Entdeckungen. Es ist auch die Zeit derer, die so wie der englische Hofastronom John Dee auf der Suche nach der Ursprache Gottes sind. So gerät der sprachbegabte, aber naive und unerfahrene Lateinlehrer Jacob Grewe aus der behüteten Welt der Internatsschule für Knaben in Pforta als polyglotter Code-Knacker und vermutlicher Spion zwischen die Fronten der Religionskriege. Dabei macht er die Bekanntschaft von Edward Kelley, seines Zeichens gewiefter Betrüger und talentierter Chemiker, sowie der sprachlich talentierten Spionin Margaréte Labè, die auf Jacob angesetzt wird.
„Die Rache des Kreuzfahrers“ ist ein temporeicher historischer Roman, dessen abenteuerliche Handlung im 11. Jahrhundert in der Zeit der ersten Kreuzzüge spielt. Action, Drama, Lovestory und jede Menge derber Humor sind die Hauptzutaten dieses „pageturners“. Mich hat erstaunt, wie untypisch dieses Buch für Patterson ist. James Patterson / Andrew Gross – Die Rache des Kreuzfahrers weiterlesen →
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