Sebastian Fitzek gilt einer der talentiertesten und vielleicht auch „wahnsinnigsten“ Autoren unseres Landes. Seine Psychothriller sind hart und legen ein derartiges Tempo vor, das uns so manches Mal schweißgebadet und atemlos auf dem Sofa zurücklässt.
Schon in „Der Augensammler“ beschrieb der in Berlin geborene Autor das Grauen, das ein Vater empfinden kann, wenn seine Frau ermordet und sein Sohn entführt wurde. Alexander Zorbach wurde gezwungen, sich auf die Spiele dieses Monsters einzulassen – ihm blieben nur 45 Stunden Zeit seinen Sohn zu finden. Bei Versagen wäre dies das Todesurteil für den Jungen. Als Trophäe entnimmt der Killer seinen Opfern das linke Auge.
Wer den Titel „Der Augensammler“ gelesen hat, wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch zu dem zweiten Teil „Der Augenjäger“ greifen. Auch in dieser Handlung spielen das blinde Medium Alina Gregoriev und der ehemalige Polizist und jetziger Reporter Alexander Zorbach die Hauptrollen. Mit dem Unterschied, dass das Grauen und Entsetzen viel persönlicher für sie werden. Sebastian Fitzek – Der Augenjäger. Thriller weiterlesen →
In der Region um Washington, D.C., bricht eine Seuche unter der schwarzen Bevölkerung aus. Der Erreger dieser schrecklichen Malaria, die zum Gehirnschlag führt, ist jedoch genmanipuliert. Handelt es sich also um eine Biowaffe? Doch wer hat sie entwickelt? Die Regierung, das Militär, Terroristen, Saddam? – Obwohl der Roman bereits 1998 erschien, wirkt er heute geradezu prophetisch. Und er ist außerdem spannend zu lesen, wofür ich daher lediglich drei Tage brauchte.
Die 1948 geborene Amerikanerin Nancy Kress gehört zur ersten Garde der wichtigen Science-Fiction-Autoren. Nachdem sie zunächst (ab 1981) mit drei ungewöhnlich konstruierten Fantasyromanen debütiert hatte, errang sie 1988 mit dem Science-Fiction-Roman „Fremdes Licht“ erste Auszeichnungen. Darin erforschen Aliens die Aggressivität der menschlichen Spezies anhand der Auseinandersetzungen zwischen zwei Menschengruppen in einer Versuchsanordnung. In „Schädelrose“ erforschte sie die Konsequenzen einer AIDS-ähnlichen Krankheit, die Erinnerungen dezimiert. Ein neuartiges Experiment soll Abhilfe schaffen, allerdings um einen hohen Preis. Ihr bestes Werk bislang ist jedoch die Trilogie „Bettler in Spanien“, „Bettler und Sucher“ und „Bettlers Ritt“. Darin treten genetisch veränderte junge Menschen, die fortan keinen Schlaf benötigen, gegen den Rest der Menschheit an. Die Autorin erörtert die ethische Verpflichtung, die solch eine genetisch bedingte Überlegenheit mit sich bringt, eingebettet in eine spannende Handlung. Die Romane „In grellem Licht“, „Verico Target“ und dessen Fortsetzung „Moskito“ stellen ebenfalls das gesellschaftskritische Engagement der Autorin unter Beweis. Obwohl diese Romane als kriminalistische Thriller aufgebaut sind, hebt Kress damit doch erfolgreich warnend die Hand und sagt uns: „Geht hier besser nicht entlang.“ In dieser Haltung, diesem Anliegen trifft sie sich mit einem der besten britischen Science-Fiction-Autoren, John Brunner. Dessen Öko-Horrorvision „Schafe blicken auf“ vermag auch heute noch, 30 Jahre nach der Veröffentlichung, heftig zu berühren.
Doch nun zum vorliegenden Roman: Eines Tages bekommt Robert Cavanaugh, ein uns bereits aus „Verico Target“ bekannter Special Agent des FBI, den besorgten Anruf einer Krankenschwester: Ob er sich wohl mal darum kümmern könnte, warum in letzter Zeit so viele Schwarze mit Gehirnschlag eingeliefert würden? Ob das nicht etwas zu besagen habe? Da Cavanaugh in seinem neuen Büro in Maryland Süd, wo sehr viele Schwarze leben, sowieso nichts Wichtigeres zu tun hat, kümmert er sich darum – und sticht in ein Wespennest. Schon nach wenigen Tagen sind bereits mehrere Dutzend Menschen an völlig überraschend aufgetretenem Gehirnschlag gestorben oder liegen mit schwerer Hirnschädigung im Koma. Es handelt sich ausnahmslos um Farbige oder Inder aus einer bestimmten Gegend. Doch erst als ein farbiger Präsidentschaftskandidat, der Senator von Pennsylvania, an einem Gehirnschlag stirbt, kümmert sich auch die Medizin intensiv um die Aufklärung der Ursache des Phänomens. Im eilends einberufenen Krisenstab sitzt auch Robert Cavanaugh.
Die Fakten sind folgende: Nach 50 Jahren ist wieder einmal die Malaria in den USA ausgebrochen. Als wäre diese Nachricht nicht Schrecken erregend genug, finden die Seuchenspezialisten heraus, dass der Malariaerreger genmanipuliert ist: Er greift ausschließlich Träger der so genannten Sichelzellenanlage an, die ihren Träger eigentlich vor Malaria schützen soll. Der Erreger zerstört solche roten Blutkörperchen, die eine Sichelform aufweisen und das entsprechende Gen haben, von innen heraus und verursacht gezielt im Gehirn eine Blutung: Der Tod schlägt aus heiterem Himmel zu, so etwa mitten auf der Autobahn.
Dass eine derart raffinierte Tötungsmethode auf eine natürliche Mutation zurückzuführen sein soll, geht auch der Seuchenspezialistin Melanie Anderson vom Seuchenzentrum in Atlanta nicht in den Kopf. Die farbige Wissenschaftlerin sieht nicht nur sich selbst, sondern ihre Brüder und Schwestern (sie war mal bei den Black Panthers) bedroht. Für sie ist der Ausbruch der Epidemie, die von der Anopheles-Mücke übertragen wird, ein Biowaffenkrieg, der von der Regierung gesteuert wird. Mögliches Ziel: der Völkermord an einem Teil der schwarzen Bevölkerung, eventuell auch in Afrika. Leider hat sie dafür keinerlei Beweise. Robert Cavanaugh greift jedoch den Hinweis auf. Dummerweise bekommen die Medien Wind von der Geschichte, und schon bald überschlagen sich die Ereignisse: Die Politik des FBI verlangt, dass die kompetentesten Leute, wie etwa Cavanaugh, die unnützesten Jobs erledigen müssen, aber die unnützesten Leute an die große Glocke gehängt werden. Die FBI-Führung demonstriert ihre Besorgnis, hat aber selbst nach Wochen nur einen einzigen unschuldigen Verdächtigen vorzuweisen. Die Aussagen gegen den Wissenschaftler Donohue sind fingiert. Brisantes Detail: Er ist selbst zu einem Teil ein Schwarzer – warum sollte er seine Brüder umbringen wollen?!
Cavanaugh darf inzwischen sämtliche rassistischen Radikalengruppen Marylands abgrasen. Nach wenigen Wochen sind bereits über hundert Menschen gestorben, und eine neue Malaria-Ausbreitungswelle steht bevor. Da kommt Robert Cavanaugh ein aufgeweckter (schwarzer) Schuljunge zu Hilfe, der ein ernsthaftes Faible für die kleinen Plagegeister hat: Moskitos sind Earl Lesters Steckenpferd. Die Spur führt zu einem nahe gelegenen Militärstützpunkt – und zur CIA, die dort ein Geheimlabor unterhält.
Wie immer hat Nancy Kress auch diesmal ihre Story klug ausgedacht und spannend inszeniert, so dass ihr Roman es mit den Könnern des Thrillergenres durchaus aufnehmen kann – Leuten wie Jeffery Deaver etwa. Mit diesem teilt sie sich auch die Vorliebe für wissenschaftliche Detailarbeit. Ein Indiz führt zum nächsten, bis ein Puzzle entstanden ist, dessen Bild bzw. Schlussfolgerung unausweichlich ist. Und dennoch warten auch in dieser Phase noch Überraschungen auf die Helden.
Unter all dieser Jagd nach wissenschaftlichen und anderen Indizien könnte der Human Interest verloren gehen, so befürchtet man. Doch eine Reihe von kurzen Kapiteln, die als „Interim“ betiteln sind, schildert schlaglichtartig Aspekte und wichtige Ereignisse aus dem Leben der von der Malaria Betroffenen. (So etwa den Gehirnschlag des Fahrers eines Touristenbusses mitten auf der Autobahn, was natürlich zu einer Katstrophe führt.) Auch dies ist ein Kniff, dessen sich John Brunner in seinen großen Romanen bedient hat, besonders in „Morgenwelt“ („Stand on Zanzibar“, 1968).
Die Story ist besonders zu Beginn sehr spannend erzählt, geradezu filmreife Szenen folgen in raschem Tempo aufeinander. Doch dann gerät die Handlung in ruhigeres Fahrwasser, und menschliche Aspekte der Ermittler Cavanaugh und Anderson treten in den Vordergrund. Weil sie aber allen Widrigkeiten trotzen, denen sie begegnen, ist ihnen letzten Endes ein Erfolg gegönnt, und der Leser ist überrascht, wie die Lösung dieses Puzzles lautet.
Die Aktualität des Romans ist durchaus gegeben. Das Buch erschien in den USA 1998, also lange vor dem für die USA so schrecklichen Jahr 2001, aber bei uns rund vier Wochen nach dem 11. September. Zuerst ereigneten sich die vier Anschläge in New York City und Washington, D.C., dann, kurz darauf, tauchten die Anthrax-Briefe auf und töteten weitere Menschen. Anthrax ist eine Biowaffe wie die im Roman erfundene genmanipulierte Malaria.
Nun braucht man nur Zwei und Zwei zusammenzuzählen: Würden ausländische Terroristen mit Sympathisanten in den USA (wie Al-Qaida oder IRA) auf amerikanischem Boden eine solche Biowaffe entwickeln, könnten sie jederzeit zuschlagen – etwa um zahlreiche Schwarze zu treffen und so üble Rassenunruhen auslösen.
Kress zeigt auf, dass es genügt, einen bestimmten Prozentsatz der Bevölkerung zu töten, um eine Regierung zu stürzen. Nicht nur in den USA, sondern auch in England oder in einem Land Afrikas. Dass dies keine leere Behauptung ist, dürften die Geschehnisse in mehreren Staaten Zentral- (Kongo, Ruanda) und Westafrikas (Liberia) belegen. Die AIDS-Epidemie führt bereits jetzt dazu, dass die Regierungsstreitkräfte kaum noch in der Lage sind, ihre Sollstärke zu halten. Gefährdet ist besonders Botswana.
Nancy Kress ist ein spannender und kompetent geschriebener Wissenschafts-Thriller gelungen. Allerdings ist sie weit entfernt von Autoren wie Tom Clancy oder Michael Crichton, die auf Schockeffekte setzen und zudem einen Alleskönner als Helden präsentieren (z.B. Jack Ryan). Bei ihr sind Idealisten am Werk, die Gutes tun wollen, aber von den Umständen daran gehindert werden. Dass die von einer Biowaffe verursachte Seuche ihre Horroreffekte hat, ist nicht zu leugnen. Aber diese Szenen werden nicht ausgeschlachtet, um Sensationsgier zu befriedigen. Im Mittelpunkt steht die Puzzlearbeit von Kriminalisten und Epidemiologen. Das ist der Grund, warum sich der Roman nur eingeschränkt für Leser ohne Vorstellung von wissenschaftlicher Arbeitsweise eignet. Aber ein wenig Anspruch darf schon sein. Dass ihr Roman so prophetisch wirkt, hat die Autorin wohl selbst nicht geahnt.
Seit Sebastian Fitzeks Debütroman „Die Therapie“ bin ich süchtig nach seinen Büchern. Kaum ist ein neues Werk erschienen, muss ich es lesen oder hören. Umso größer war meine Freude, als ich gesehen habe, dass er uns in diesem Herbst mit gleich zwei Werken beglückt – einem neuen „Fitzek“ und einem Buch, das er unter dem Namen Max Rhode verfasst hat. Aufgrund der Kürze des Rhode-Buches habe ich zuerst danach gegriffen, was sich im Nachhinein als sehr sinnvoll herausgestellt hat, denn „Das Joshua-Profil“ erzählt sozusagen die Geschichte weiter …
Buch mit Profil
Im Joshua-Profil nämlich lernen wir Max Rhode (Fitzeks Pseudonym) im „echten“ Leben kennen. Rhode ist selbst Schriftsteller, der großen Erfolg mit seinem Erstling hatte, der „Blutschule“. Im „Joshua-Profil“ hat Rhode die Pflegetochter Jola und die Frau Kim, doch die Ehe steht vor dem Aus, denn seine Frau hat seit längerem eine Affäre, und zwischen den beiden herrscht ziemlich Funkstille. Als Rhode seine Tochter eines Tages abholt, lenkt ihn ein merkwürdiger Anruf ab. Ein schwerkranker Mann ruft ihn ins Krankenhaus, weil er ihm vor seinem Tode etwas Wichtiges mitteilen möchte. Rhode folgt diesem Anruf und lässt seine Tochter derweil alleine im Auto sitzen – doch dann wird sie entführt.
Er spielt das älteste Spiel der Welt: Verstecken.
Er spielt es mit deinen Kindern.
Er gibt dir 45 Stunden, sie zu finden.
Doch deine Suche wird ewig dauern.
Erst tötet er die Mutter, dann verschleppt er das Kind und gibt dem Vater 45 Stunden Zeit für die Suche. Das ist seine Methode. Nach Ablauf der Frist stirbt das Opfer in seinem Versteck. Doch damit ist das Grauen nicht vorbei: Den aufgefundenen Kinderleichen fehlt jeweils das linke Auge.
Bislang hat der „Augensammler“ keine brauchbare Spur hinterlassen. Da meldet sich eine mysteriöse Zeugin: Alina Gregoriev, eine blinde Physiotherapeutin, die behauptet, durch bloße Körperberührungen in die Vergangenheit ihrer Patienten sehen zu können. Und gestern habe sie womöglich den Augensammler behandelt … (Verlagsinfo) Sebastian Fitzek – Der Augensammler weiterlesen →
Drei Jahre nach seinem Weggang vom LAPD kehrt Harry Bosch zur Truppe zurück, die inzwischen einen neuen Chef hat, der mit eisernem Besen fegt. Mit seiner früheren Polizeipartnerin Kiz Rider arbeitet Bosch ungelöste Fälle ab, von denen es im LAPD tausende gibt. Solche Polizeibeamte werden The Closers genannt, weil sie die offenen Fälle abschließen (sollen), zum Beispiel mit moderneren Ermittlungsmethoden.
Ihr neuester Fall ist reichlich brisant: Eine DNS-Übereinstimmung stellt eine Verbindung zwischen einem weißen Rassisten und der Ermordung der sechzehn Jahre alten Rebecca Verloren aus dem Jahr 1988 her. Becky war gemischtrassig und das ist angesichts der Pulverfasssituation vor den Rodney-King-Unruhen von besonderer Bedeutung: Wurde sie Opfer eines rassenpolitischen Mordes?
Noah – er weiß nicht wer er ist und woher er kommt, wie alt er ist und ob er eine Familie hat. Gemeinsam lebt er mit anderen Obdachlosen auf und unter den Straßen Berlins. Alle nennen ihn Noah, denn diese 4 Buchstaben sind in seinen rechten Handballen tätowiert. Schließlich macht er sich auf die Spur seiner Vergangenheit und trifft dabei auf schockierende Tatsachen, denn die Suche nach seinem wahren Ich. Diese Reise entwickelt sich nach und nach zu einem wahren Alptraum, erst recht, als ihm bewusste wird, dass bereits tausende Menschen seinetwegen in ihr Unglück geraten oder schlimmer noch, ums Leben gekommen sind.
Inhalt
Noah wacht in einem U-Bahnschacht mitten in Berlin auf. Seine Schulter schmerzt furchtbar und wer der Mann neben ihm ist, weiß er auch nicht. Er hat keinerlei Erinnerungen an das, was ihm widerfahren ist und über sich selbst weiß er auch nichts. Oscar, der Mann, der bei ihm ist, erweist sich als sein Lebensretter, denn Noah wurde im Hotel Adlon angeschossen. Warum? Das weiß er selbst nicht. Verwirrt und völlig verunsichert macht er sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit.Sebastian Fitzek – Noah. Thriller weiterlesen →
Es ist der achte August, um acht Uhr acht. Sie haben 80 Millionen Feinde. Werden Sie die AchtNacht überleben?
Diese Worte zieren den Rücken des neuesten Thrillers aus der Feder von Bestsellerautor Sebastian Fitzek. Endlich wieder Nachschub vom „Meister des Wahns“ – und schon die einleitenden Worte machen natürlich neugierig und ziehen den Leser in den Bann.
AchtNacht heißt die Todeslotterie, die Sebastian Fitzek in seinem neuen Roman ersinnt. Ein Jahr lang hatten Menschen aus aller Welt die Gelegenheit, Personen zu nominieren, denen sie den Tod wünschen. Der Einsatz dafür kostet nur wenige Euro, doch die Konsequenzen sind deutlich schwerwiegender, denn als die AchtNacht anbricht, müssen zwei Personen feststellen, dass sie nominiert wurden und nun 12 Stunden überleben müssen, in denen sie von Millionen von Menschen gejagt werden.
Evan Hunter arbeitet als Außenmitarbeiterin für eine Black-Ops-Einheit des Pentagon. Nach einer Tragödie hat sie ihr Schutz dem Wohl ihrer Nation gewidmet. Als ein Kollege nach dem anderen ausgeschaltet wird, ahnt sie wahrscheinlich auf der gleichen Todesliste steht. Doch wer hat diese Liste erstellt und was ist sein Ziel?… (Verlagsinfo)
Sieben Frauen starren am Silvesterabend 1999 in einem heruntergekommenen Hotel auf den abgetrennten Kopf von Jamie Spellman. Alle sieben haben ihn gekannt, alle beteuern ihre Unschuld – und alle hatten einen mehr als guten Grund, Jamie zu ermorden: seine betrogene Ehefrau; die Teenagerin, die von ihm schwanger ist; die beiden Ex-Geliebten; seine beste Freundin, die er nur ausgenutzt hat; die Frau, die er zu Uni-Zeiten vergewaltigt hat; und selbst die Tante, die ihn großgezogen hat. Detective Nova Stokoe weiß nichts von den Frauen, als sie die Ermittlungen aufnimmt. Doch auf einem Überwachungsvideo erkennt sie ihre ehemalige Geliebte Kaysha … (Verlagsinfo)
Mein Eindruck:
In “Wer vom Teufel spricht” spielt Frauenfeindlichkeit eine große Rolle. Ich mag es generell, wenn Schriftsteller*innen gesellschaftliche Probleme in eine Romanhandlung einfließen lassen, hier ist mir das jedoch ein bisschen zu explizit und dominant gestaltet – zum Beispiel: Wieso sind Jamies Opfer alle weiblich? Rose Wilding – Wer vom Teufel spricht weiterlesen →
Immer mehr Studentinnen verschwinden spurlos vom Campus der |University of British Columbia|. Vermisstenmeldungen vergilben und werden vergessen. Dann werden drei Frauenleichen im Bergwald gefunden: Noch ist die Nachricht vom Nahatlatch-Serienmörder nicht in den Gazetten, doch Detective Andy Flynn und seine Kollegen vom |Vancouver Police Department| ahnen, dass der Frauenjäger bereits auf sein nächstes Opfer an der Uni lauert. Und hier studiert auch Andy Flynns Ex-Geliebte, das Supermodel Makedde Vanderwall….
_Die Autorin_
Tara Moss arbeitet als Fotomodell und Schauspielerin. Die gebürtige Kanadierin – vermutlich aus Vancouver – ist inzwischen australische Staatsbürgerin. In Australien spielt auch ihr erster Roman: „Der Fetisch-Mörder“. Darin tritt Makedde Vanderwall zum ersten Mal auf, und in „Freiwild“ wird des Öfteren auf die entsprechenden Geschehnisse verwiesen.
Es ist zwar nicht unbedingt nötig, „Der Fetisch-Mörder“ zu kennen. Aber ich fand es unbefriedigend, nicht über über die wichtigsten Fakten dieses ersten Falles informiert zu werden. So bleibt beispielsweise unklar, wie Makeddes Mutter Jane eigentlich ums Leben kam. Wir können es nur aus Makeddes Albträumen erschließen, doch die sind natürlich eine sehr subjektiv gefärbte Informationsquelle.
_Handlung_
Makedde Vanderwall, blond, jung, groß wie eine Amazone und schön wie der Sonnenaufgang – sagen alle -, verbirgt unter ihrer hübschen Schale schwere Sorgen. Wie ihr Vater und ihre Schwester ihr vorhalten, sollte sie unbedingt mehr Schlaf bekommen. Aber wie denn, wenn im Schlaf die Albträume lauern?
Makedde wäre im australischen Sydney beinahe das Opfer eines Serienkillers (s. o.) geworden, wenn nicht Detective Andy Flynn sie in letzter Sekunde gerettet hätte. Leider half er der Schönheit, aber nicht ihrer Mutter – für die kam jede Hilfe zu spät. Seitdem hat Makedde einen massiven Schuldkomplex, nicht nur ihrer verblichenen Mutter, sondern auch Andy gegenüber, dem sie nichts schuldig sein will. Zu einer Therapeutin will sie aber nicht. Noch nicht.
|So weit, so schlecht.|
Ein Jahr später versucht sie, ihr Leben wieder auf die Reihe zu kriegen und forscht und büffelt für ihre Doktorarbeit in forensischer Psychologie. Deshalb besucht sie auch einen wichtigen Expertenkongress an ihrer Uni in Vancouver. Zu ihrem maßlosen Erstaunen taucht ihr ehemaliger Geliebter Andy Flynn ebenfalls hier auf, denn er begleitet einen der Redner, den Experten Robert Harris aus der FBI-Zentrale, um dessen Vortrag zu hören. Und vielleicht auch ein wenig, um Makedde wiederzusehen. Andy ist immer noch schwer in die Blondine verknallt, hält sich aber vornehm zurück. Doch als es notwendig wird, sie vor erneuter Gefahr zu warnen, kommt er deshalb beinahe zu spät.
Denn an der Uni von British Columbia verschwinden im Abstand weniger Monate Studentinnen spurlos. Erst kurz vor Andys Ankunft wurden von Hunden drei verwesende Leichen junger Frauen gefunden, tief im Bergwald von Nahatlatch. Allen hatte man in den Rücken geschossen. Harris ist wütend: „Nur ein Feigling tut so etwas.“
Doch der Jäger ist schon wieder auf der Lauer, und wir haben das Privileg, ihm bei der „Arbeit“ über die Schulter zu schauen. Sein neuestes Opfer ist die Studentin Debbie Melmeth, die von ihrem Freund sitzengelassen wurde und sich nun über ein wenig tröstende Gesellschaft freut. Allerdings hat sie nicht damit gerechnet, mit Rohypnol bewusstlos gemacht und in eine Berghütte verschleppt zu werden. Dort gibt es ein böses Erwachen, denn ein Schuss in den Rücken wartet auch auf sie, nachdem der Killer sie gejagt hat.
Erst als sich Makedde mit dem gut aussehenden Bruder des Killers einlässt, gerät auch die Blondine ins Visier des Serienkillers. Ob Andy sie auch diesmal rechtzeitig vor dem Ende bewahren kann?
_Mein Eindruck_
Warum schreiben Topmodels Kriminalromane? Können sie nicht einfach wie andere Berufsgenossinnen Interview um Interview geben und danach die nächste Party besuchen? Brauchen sie auch noch Bücher, um sich zu vermarkten? Offensichtlich doch. Und was läge für eine gut verdienende Frau mit schriftstellerischen Ambitionen näher als einen Krimi zu schreiben? Schließlich werden Kinderbücher nur von den Royals geschrieben und solchen, die sich dafür halten – Madonna zum Beispiel. Profis schreiben Krimis.
Und wenn es schon ein Krimi sein soll, dann hat sich Frau Moss sicherlich mal im Markt umgesehen und sofort gemerkt, dass die wichtigsten Zutaten dafür ein unglaublich schönes Opfer und ein ebenso unglaublich skrupelloser Serienkiller sind. Dieser sollte jedoch nicht irgendein 08/15-Serienkiller nach Schema F sein, sondern der Moss-Schurke weist das wichtigste Merkmal auf, das ihn zu etwas Besonderem macht: eine psychologische Macke.
Nun kann der Laie natürlich behaupten, dass alle Serienkiller eine Macke haben müssen, wenn sie das tun können, was sie tun. Aber zum Glück ist dieses Thema genau der Bereich, mit dem sich die angehende forensische Psychologin Makedde Vanderwall befasst: die Psychologie eines pathologisch kranken Hirns. Mehr soll nicht verraten werden, sonst gibt’s einen Spoiler. Nur so viel: Auch die geistige Erkrankung des Killers ist zur Zeit sehr in Mode. Und als wäre das nicht genug der kriminellen Zutaten, hat er auch noch einen eineiigen Zwillingsbruder.
Als Folge dieser Stapelung von wirkungsvollen Ingredienzien rätselt der Leser eine ganze Weile herum, wer denn nun von all den zahlreichen Kandidaten der echte Täter ist. Daher kann die Autorin die Spannung um dieses Rätsel auch bis zum Schluss aufrechterhalten.
|Schnickschnack|
Wäre nicht die Schilderung der problematischen Psychologie der Heldin, so ließe sich der gesamte Roman auf 200 Seiten abhandeln. Da die Kapitel doch recht kurz sind, wäre die geeignete Fachkraft dafür James Patterson. Aber da nun mal die Autorin Tara Moss heißt, kommen Dinge darin vor, von denen sie am ehesten etwas verstehen dürfte: Foto-Shootings, Make-up-Sitzungen, Familientreffen, Selbstverteidigungskurse, Barbesuche, mehr oder weniger gelungener Sex in mehr oder weniger bewusstem Geisteszustand sowie jede Menge wissenschaftlich klingende Buchtitel, -zitate und -autoren.
|Endlich Action|
Der halbe Roman ist schon für Makeddes chaotisches Seelenleben draufgegangen, als endlich etwas Fahrt in die Handlung kommt. Die Polizei von Vancouver hat die Frauenleichen gefunden, analysiert und einen ersten Verdächtigen auf den Lügendetektor geschnallt. Doch leider ist die Heldin immer noch in größerer Gefahr, als Schlampe abgestempelt zu werden – welch grässliches Schicksal, vor allem offenbar in Vancouver – als vom Serienkiller ins Visier genommen zu werden.
Daher werden nun größere Geschütze aufgefahren und kleinere Kapitel-Brötchen gebacken. Und siehe da! Endlich kommt Leben in die Handlung, die Action beginnt anzurollen, und das Finale kommt am Horizont in Sicht. Wird der verschmähte Ex-Lover die Heldin retten? Oder wird sie sich rechtzeitig ermannen, Schlampe Schlampe sein lassen und dem Killer kräftig eins auf die Mütze geben? Nichts Genaues weiß man nicht, und das Ende soll auch unter keinen Umständen verraten werden.
_Unterm Strich_
Fans anregenden Krimistoffs dürfen hier gerne zugreifen. Sie werden inhaltlich sicherlich nicht überfordert werden, und das erforderliche Zeitkontingent dürfte zwölf Stunden wohl kaum überschreiten. Ideales Lesefutter also für Langstreckenflüge zu Fotoshootinglocations auf den (immer noch nicht abgesoffenen) Malediven oder den Jungferninseln (amerikanische oder britische, je nach Belieben und Männerbedarf).
Allen anderen Krimifans ist sicherlich schon gehaltvollere Krimikost geboten worden. Sie können an diesem Fastfood-Angebot beruhigten Gewissens vorübergehen. Doch wem „Der Fetisch-Mörder“ gefallen hat, wird sicher die Fortsetzung mit dem psychopathischen Waldschrat nicht verpassen wollen.
|Die Übersetzung|
Für Übersetzerin Christine Heinzius war es sicherlich die größte Herausforderung an dieser Arbeit, all die wissenschaftlichen Buchtitel in verständliches Deutsch zu übertragen. Der Rest dürfte wohl ein Klacks gewesen sein. Dennoch blieb mir die Frage nicht erspart, worum es sich bei einem „alkoholfreien Mineralwasser“ handeln könnte (S. 147). Sind nicht alle Mineralwässer alkoholfrei? Vielleicht handelt es sich aber um ein Club Soda, also um ein kohlensäurehaltiges Mineralwasser mit einer Zitronenscheibe drin. Da ist kulturelles Hintergrundwissen gefragt.
Auf Seite 298, kurz vor Erreichen der Ziellinie, stolperte ich über einen Anachronismus – es sei denn, die Sorge um die Ehre einer Frau gehört noch heute zum kanadischen Nationalsport. Die tödliche verwundete Psychiaterin Ann Morgan denkt an jene unselige Zeit zurück, „als sie glaubte, ihre Ehre noch retten zu können“. Schlampe oder nicht Schlampe, das ist hier die Frage. Wen’s interessiert. Die wahrscheinlichste Erklärung für diesen Schnitzer ist wohl, dass es sich um einen Druckfehler handelt: Es müsste statt „Ehre“ wohl „Ehe“ heißen. Dann wird auch für Nichtkanadier ein Schuh draus.
Marc Lucas ist Streetworker in Berlin. Seit einem tragischen Unfall, bei dem seine schwangere Frau ums Leben kam, ist seine Existenz ein einziger Alptraum. Ein Splitter in seinem Nacken, der ihn mit Schmerzen peinigt, ist eine ständige Erinnerung an die grauenhafte Tragödie. Verzweifelt meldet sich Marc für ein Versuchsprogramm in einer Privatklinik an, die in einer Zeitungsannonce damit wirbt, gezielt eine Amnesie für bestimmte Erinnerungen auslösen zu können. Für Marc Lucas war die Anmeldung eher eine Kurzschlusshandlung als eine ernst gemeinte Intervention, doch als er auf der Straße persönlich von dem verantwortlichen Professor angesprochen wird, lässt er sich dazu überreden, an dem Programm teilzunehmen.
Die 15-jährige Feline ist seit ein paar Wochen spurlos verschwunden, ihre Eltern völlig verzweifelt. Doch dann sieht ihr Vater vor der Haustür einen merkwürdigen Lieferwagen, öffnet die Tür und sieht hinten im Laderaum seine Tochter – lebend, aber gefesselt. Als er sie gerade befreien will, klingelt ein Handy. Er geht ran, lauscht kurz und dreht sich dann unverrichteter Dinge wieder ab, ohne seine Tochter zu befreien. Der Lieferwagen fährt ab und Feline ist erneut verschwunden. Was hat ihr Vater gehört, dass ihn veranlasst hat, seine Tochter nicht zu befreien?
Felines Mutter beauftragt Privatermittler Alexander Zorbach damit, Feline zu suchen. Und hier kommt auch wieder die sehbehinderte Physiotherapeutin Alina Grigoriev ins Spiel, denn diese hat Feline nach einem Unfall behandelt und weiß, dass Feline über eine Smart Watch verfügt, mit der sie Musik hören kann. Ihr Vater durfte das nicht wissen, weil er sämtliche technischen Spielereien verboten hat. Als Alina und Alexander Zorbach sehen, dass die Playlist erst vor wenigen Tagen verändert wurde und sie die Smart Watch orten können, hoffen sie, Feline retten zu können.
Doch die Spur führt in eine geheime Klinik, in der misshandelte Menschen Zuflucht finden und in die Alina und Alex nicht hineinkommen. Also ersinnt Felines Mutter einen eigenen Plan.
Alina und Alex versuchen gemeinsam, die Playlist zu enträtseln und Feline zu retten – und ahnen dabei nicht, dass sie sich selbst in größte Gefahr begeben.
Hannah Herbst ist Mimikresonanz-Expertin und kann winzigste Zuckungen und Bewegungen im Gesicht anderer Menschen genau analysieren. Diese Fähigkeit hat sie schon häufig eingesetzt, um die Polizei bei Verhören zu unterstützen. Zuletzt im Fall des Fischermanns, der Kinder entführt und brutal ermordet.
Doch nun wird Hannah mit einem Video konfrontiert, in dem sie selbst gesteht, ihre Familie ermordet zu haben. Nur ihr Sohn Paul scheint überlebt zu haben, aber niemand weiß, wo er sich versteckt. Hannah kann nicht glauben, dass sie diese bestialische Tat tatsächlich verübt hat. Leider kann sie sich an nichts erinnern, weil sie eine seltene Unverträglichkeit gegen Betäubungsmittel hat und nun nach einer OP das Gedächtnis verloren hat.
Also beginnt sie, ihre eigene Mimik zu entschlüsseln und Unstimmigkeiten in ihrer Aussage zu suchen. Damit möchte sie zunächst ihr eigenes Leben retten, denn ein Mörder hat sie entführt und will nun Hannah dafür büßen lassen, dass sie ihre Familie ermordet hat.
Die Zeit läuft also für Hannah, und aufgrund ihres Gedächtnisverlustes weiß sie nicht, wem sie wirklich trauen kann. Zudem passt nichts so recht zusammen. Was ist also wirklich geschehen mit ihrer Familie? Um dies herauszufinden, begibt sie sich zurück an den Tatort…
_Fehlzündung: enttäuschende Ermittlung in Sachen Poe_
Baltimore, 1849: Der junge Anwalt Quentin Clark ist ein glühender Verehrer des für seine Schauergeschichten berühmten Edgar Allan Poe. An einem neblig-trüben Herbsttag des Jahres 1849 fährt eine schwarze Kutsche mit einem Sarg vorüber, als er morgens aus dem Haus tritt. Er folgt ihr wie in Trance und wird zufällig Zeuge der tristen Beerdigung seines Idols. Auf eigene Faust versucht er daraufhin, die mysteriösen Umstände von Poes Ableben aufzuklären, und setzt dabei seine ganze Existenz aufs Spiel. (Verlagsinfo)
_Der Autor_
Matthew Pearl, geboren 1977, hat in Harvard, wo ein Großteil der Handlung spielt, Englische und Amerikanische Literatur studiert und 1997 seinen Abschluss |summa cum laude| gemacht. 1998 erhielt er für seine Forschungen den Dante-Preis der |Dante Society of America|. Die erste Fassung seines Thrillers „The Dante Club“ schrieb er, während er an der Yale Law School promovierte. Er wuchs in Fort Lauderdale auf und lebt in Cambridge, Massachusetts, wo er Literatur und Kreatives Schreiben unterrichtet. [„Der Dante-Club“, 406 sein erster Roman, erschien in mehr als dreißig Ländern.
_Handlung_
Baltimore am 8. Oktober 1849. Quentin Clark ist ein junger, hoffnungsvoller Anwalt. Eines Morgens tritt er aus seinem Haus, als eine Kutsche mit einem Sarg vorüberfährt. Er folgt ihr, um zu sehen, wer begraben werden soll. Zu seinem Schrecken handelt es sich um sein literarisches Idol Edgar Allan Poe. Nicht nur, dass Clark seine Geschichten und Gedichte, die von der feinen Gesellschaft abgelehnt werden, mag, nein, er hat auch noch in Briefkontakt mit Poe gestanden und wollte ihm beim Projekt einer neuen Literaturzeitschrift unter die Arme greifen. Nach dem Tod seiner Frau Virginia Clemm war Poe von New York City wieder zurück nach Richmond gereist, hatte eine Dichterin kennengelernt und wollte sie heiraten. Doch nun wird Poe in einem Armengrab beigesetzt, und nur eine Handvoll Männer erweist ihm die letzte Ehre.
Doch was hat zum unzeitigen Tod des verehrten Mannes geführt? Clarks mit Misstrauen beäugte Nachforschungen in Baltimore ergeben nur, dass Poe in der Gosse vor einem bekannten Wahllokal gefunden ist und dann ins städtische Krankenhaus eingeliefert wurde, wo er vier Tage später in geistiger Umnachtung verstarb. Was wollte Poe in diesem Wahllokal, wo doch bekannt war, dass Alkohol für ihn pures Gift war?!
Da Clark alleine nicht mehr weiterkommt, verfällt er auf die Idee, dass der berühmte Detektiv, den Poe in drei Erzählungen erwähnte, ihm helfen könnte, das Rätsel von Poes Tod zu lösen. Dieser Detektiv ist laut Poe ein gewisser Monsieur Auguste C. Dupin. In der französischen Hauptstadt kann Clark jedoch nur einen lethargischen Alten namens Auguste Duponte ausfindig machen, der zu Berühmtheit gelangt ist, weil er für die Polizei vor Jahren einige verzwickte Fälle gelöst hat. Der Mann reagiert kaum auf Clarks Bitten und Flehen.
Als Clark schon aufgeben will, taucht wie aus heiterem Himmel der zwielichtige Baron Claude Dupin auf und nimmt für sich in Anspruch, das reale Vorbild für Poes Detektiv zu sein. Clark weiß nicht mehr, was er davon halten soll, doch das politische Pflaster in Paris wird jeden Tag heißer, denn Präsident Napoleon bereitet seinen Umsturz vor, der nur zwei Jahre später zur Einrichtung des Zweiten Kaiserreichs führen soll, mit ihm als Kaiser Napoleon III. Clark verlässt Frankreich an Bord eines Schiffes, auf dem ihn Baron Dupin begleitet – und ein Spion der kaiserlichen Partei.
Aber auch Auguste Duponte hat sich auf den Weg nach Baltimore gemacht. In dem Wettlauf um das geistige Erbe von Poe versucht sich Baron Dupin als Volksheld zu profilieren und so etwas wie eine zweite Existenz aufzubauen. Er hat eine zwielichtige Frau (Mademoiselle Bonjour) und einen Schwarzen in seinen Diensten, die für ihn Clark überwachen und manipulieren. Ein Wettlauf entwickelt sich, in dessen Verlauf die Beteiligten Dupin, Duponte und Clark sowie diverse Nebenfiguren jegliche Skrupel verlieren.
Als der Baron endlich der Bevölkerung von Poes Heimatstadt Baltimore die Wahrheit über den Tod des Dichters verkünden will, kommt es zu einem Attentat. Offenbar gibt es Menschen in der Stadt, welche die Verkündung der Wahrheit zu verhindern versuchen …
_Mein Eindruck_
Mit der Wahrheit ist ja eine knifflige Sache. Erstens erscheint sie jedem anders und zweitens ist sie nicht jedem angenehm und drittens verlangt sie immer einen Preis. Die Bibel sagt zwar „Die Wahrheit wird euch frei machen“, doch an freien Menschen sind die wenigsten Machthaber interessiert. Deshalb ist die Wahrheit immer das erste Opfer eines Krieges.
Die Wahrheit über einen Mann wie Poe herausfinden zu wollen, sieht zunächst nach einem harmlosen Unterfangen aus, und unser Held Quentin Clark, der keine Eltern mehr hat, ist noch grün genug hinter den Ohren, um sich einen baldigen Erfolg vorzustellen. Hätte er sich doch nur einen anderen Mann ausgesucht! Aber nein, es muss ja Poe sein. Der Gespenster-Poe, der verstiegene Dichter, der Verderber der Jugend und Sitten, der schärfste Kritiker von angesehenen Autoren, die Sitte und Moral hochhalten und wunderschöne erbauliche Reime zu schmieden wissen. Poe, der Kranke, der dem Alkohol Verfallene, der seine eigene minderjährige Kusine Virginia Clemm zur Frau nahm! Muss es ausgerechnet Poe sein, Mister Clark?
Es muss, und zwar umso mehr, als alle ihm dabei in die Quere kommen und ihn von seinem Vorhaben abhalten wollen. Vergessen Sie Poe, Mr. Clark! Aber wozu ist er denn Anwalt, der Mr. Clark, und kennt sich mit den Schlichen des Gesetzes aus? Und so begibt sich Clark auf eine lange abschüssige Bahn, die ihn ins Gefängnis und darüber hinaus führen wird. Der Preis der Wahrheit ist mitunter sehr hoch, doch da Clark nicht nur Praxis, Freunde und Verlobte verloren hat, macht es ihm kaum noch etwas aus, unschuldig in den Bezirksknast geworfen, von Sklavenhändlern ausgepeitscht, von französischen Polizisten des Kaisers verfolgt und in einer Regenflut fast ersäuft zu werden.
Clark scheint im Verlaufe dreier Jahre in gewissem Sinn eine Reinkarnation seines Vorbildes zu werden: der Dropout, der Rebell, der Wahrheitskünder, der Spielball unsichtbarer Mächte. Zerrissen zwischen den beiden Polen Dupin, dem ehrgeizigen Schwindler, und Dupont, dem ehrlichen aber lethargischen Kombinierer, weiß Clark bald nicht mehr, ob es so etwas wie Wahrheit geben kann. Dann der Anschlag auf Dupin, gerade in dem Moment, als dieser die ach so heilige Wahrheit verkünden will. Weitere Wirrungen folgen, die erst enden, als sich Dupont endlich dazu bequemt, seine Version der Wahrheit vor Clarks erschöpftem Auge auszubreiten.
Dupont hat die Zeitungen gelesen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, sollte man meinen, doch weder Clark noch Dupin scheinen sich je die Mühe zu machen, die |richtigen| Zeitungen zu lesen. Dupont hat die letzten Lebenstage und -stunden Poes rekonstruieren können und breitet die Wahrheit – Clark glaubt es kaum – in einem fast stundenlangen Monolog vor dem staunenden Zuhörer aus. Mehr darf nicht verraten werden.
|Stärken und Schwächen|
Der Leser erfährt viel über Poe, den Menschen, aber fast nichts über Poe, den Dichter und dessen Werke. Sie werden einfach als bekannt vorausgesetzt, und nur ein- oder zweimal wird daraus zitiert, so etwa aus den Dupin-Geschichten und aus dem Gedicht, das in der Erzählung [„Der Untergang des Hauses Usher“ 2347 steht. Wer also noch nichts von Poe gelesen hat, ist hier auf der falschen Baustelle. Somit richtet sich das Buch an Poe-Experten und -Liebhaber. Sie müssen nichts über Poe, den Menschen, wissen, denn das eruiert ja Clark im Laufe seiner Nachforschungen.
Wir lernen, durch die Augen Clarks blickend, die Stadt Baltimore, ihre wirtschaftliche und geistige Kultur kennen. Im Jahre 1849 herrschen hier immer noch Sklavenhalter, und Sklaven müssen kuschen oder um ihr Leben bangen. Clark verfügt über eine andere Sensibilität und zeigt Verständnis für die Lage der Sklaven, begehrt sogar gegen einen besonders brutalen Sklavenhalter auf.
Der Autor versteht es durchaus, eine Actionszene herbeizuführen und so zu schildern, dass man sie gespannt verfolgt. Leider geschieht dies viel zu selten für meinen Geschmack. Wenn französische Geheimpolizisten, die Clark für einen Spießgesellen des gesuchten Barons Dupin halten, ihm fast den Schädel einschlagen, so wirft dies ein Schlaglicht auf die Verbindungen zwischen den jungen Vereinigten Staaten – der Unabhängigkeitskrieg ist gerade erst 65 Jahre her, der letzte Krieg gegen die Briten erst 37 Jahre – und der befreundeten Nation Frankreich. Dass die Franzosen einem Amerikaner ans Leder wollen, ist eine versteckte Kritik an diesen sogenannten „Freunden“ und an den Machenschaften von Agenten im Allgemeinen.
Die Nachforschungen Clarks ziehen sich hin – sie sollen ja romanfüllend sein. Die größte Enttäuschung in dieser Hinsicht sind nicht die beiden Detektive, die Clark an Land zieht und ins Land bringt, sondern das Fehlen einer großen klaren Einsicht im Sinne eines „Heureka – ich hab’s!“ Stattdessen präsentiert Duponte, wie oben erwähnt, eine ganze Wagenladung voller Hinweise, die zu diesem und jenem Schluss Anlass geben. Seltsamerweise interessierte es mich am Schluss dieser Ausführungen gar nicht mehr, woran denn Poe nun gestorben ist. Es war so, als wäre eine Zündschnur abgebrannt worden – und dann ging sie einfach aus, ohne eine Bombe zu zünden.
Die Strategie, die bei [„Dante-Club“ 406 ausgezeichnet klappte, schlägt hier fehl. Dort sehen sich die Helden der Literatur, die den „heidnischen“ Dante ins Englische übersetzen und damit allenthalben bei den Christen anecken, einer Mordserie gegenüber, die schlussendlich auch sie selbst bedroht. Das führt zu einem spannenden, dramatischen Finale, das mich voll überzeugen konnte. In „The Poe Shadow“ ist nichts eindeutig und alles vorläufig, leider auch die finalen Erkenntnisse des Monsieur Dupont. Actionszenen, Drama und Komik wechseln sich in rascher Folge ab, doch entbehren sie jeder Stringenz, so dass sie in den meisten Fällen etwas willkürlich eingestreut wirken. Dass der Anschlag auf Dupin erfolgt, war jedoch wegen der angekündigten Enthüllungen über Poe zu erwarten – eine weitere Fehlzündung.
_Unterm Strich_
Ich könnte nicht unbedingt sagen, dass „Die Stunde des Raben“ eine anstrengende oder zähe Lektüre sei. Es ist nur ein Buch, das man sich auch erarbeiten muss, um den Lohn der Mühe genießen zu können. Der wichtigste und längste Spannungsbogen wird ja durch die Frage aufgebaut: Wie starb Poe? Und diese Frage wird wohlweislich erst im Finale beantwortet, dem dann noch ein unbedeutender Epilog folgt.
Man muss also bis zum Finale bei der Stange bleiben, in der Hoffnung, bahnbrechende Erkenntnisse geliefert zu bekommen. Da dies nicht der Fall ist (sonst hätten es die Medien ja schon längst ausposaunt), kann man sich die Lektüre im Grunde sparen. Sie setzt sowieso die Kenntnis von Poes hauptsächlichem Werk voraus, sonst kann man gar nicht mitreden. Am besten liest man vorher den entsprechenden [Artikel]http://de.wikipedia.org/wiki/Edgar__Allan__Poe in der |Wikipedia|.
Fazit: lehrreich, unterhaltsam, aber letzten Endes unbefriedigend.
|Originaltitel: The Poe Shadow, 2006
576 Seiten
Aus dem US-Englischen von Karl-Heinz Ebnet|
http://www.droemer.de
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