Gene Wolfe – Der See der langen Sonne (Das Buch der langen Sonne 02)

Eine Nachtreise durch die Untwerwelt

Dieser Roman ist der zweite Band des Lange-Sonne-Zyklus des amerikanischen Meisterfabulierers Gene Wolfe, welcher mit dem fünfbändigen Zyklus „Das Buch der Neuen Sonne“ DEN Fantasy-Zyklus der achtziger Jahre schuf. Auch der neue Zyklus wurde von der Kritik hoch gelobt. Die Fortsetzungstrilogie „Das Buch der kurzen Sonne“ wurde leider nicht übersetzt.

Der Autor

Gene Wolfe ist einer der großen Stilisten der Science Fiction. Insbesondere seine Kurzgeschichten sind meisterlich feinsinnige Gratwanderungen zwischen Realität und Phantasie, die zum Nachdenken anregen. Zu seinen wichtigsten Storysammlungen gehören „The Island of Dr. Death and Other Stories“ (1980) sowie „Endangered Species“ (1989). Und natürlich das „Book of Days“ (1981, „Buch der Feiertage“, dt. bei Heyne).

Seine wichtigsten SF-Romane gehören den drei Zyklen um die Sonne an – die neue, die lange und die kurze:

DAS BUCH DER NEUEN SONNE

1) Der Schatten des Folterers
2) Die Klaue des Schlichters
3) Das Schwert des Liktors
4) Die Zitadelle des Autarchen
5) Die Urth der Neuen Sonne

DAS BUCH DER LANGEN SONNE

1) Die Nachtseite der Langen Sonne (siehe meinen Bericht)
2) Der See der Langen Sonne
3) Der Caldé der Langen Sonne
4) Der Exodus aus der Langen Sonne

THE BOOK OF THE SHORT SUN (unübersetzt)
1) On Blue’s Waters
2) In Green’s Jungles
3) Return to the Whorl

Weitere SF-Romane:
1) Frees Vermächtnis
2) Operation Ares
3) Der fünfte Kopf des Zerberus

Wichtige Fantasywerke sind:

1) MYTHGARTHR 1: Der Ritter (dt. bei Klett-Cotta)
2) MYTHGARTHR 2: Der Zauberer (dt. bei Klett-Cotta)
3) Soldat des Nebels (dt. bei Heyne; Band 1 eines Zyklus’ aus bislang 3 Romanen)
4) Peace (dt. bei Carcosa)
5) Der Teufel hinter den Wäldern (Bastei-Lübbe)
6) Das Buch der Feiertage (Kurzgeschichten)

Vorgeschichte und Hintergrund

Patera Silk ist ein junger Augur in einem Viertel der großen Stadt der röhrenförmigen Welt, die die Lange Sonne genannt wird. Niemand ahnt, dass er oder sie in einem Generationenraumschiff durchs All fliegt. Nein, es ist vielmehr ein wenig wie im italienischen Mittelalter: Da gibt es Klosterschulen und Viehmärkte, sogar Opfertiere lassen sich erstehen, um Orakel zu lesen.

Patera Silk hat eine Vision, die ihm einer der Götter geschickt hat, davon ist er überzeugt: Er muss die Klosterkapelle erhalten. Kurz darauf wird sie bereits von der Stadt an einen reichen Bordellbesitzer verkauft.

Deshalb begibt er sich auf eine schicksalhafte Reise hinaus aufs Land, um in die burgartige Villa des neuen Kapellenbesitzers Blood einzubrechen und sich mit diesem zu unterhalten. Da gerät er in einen schönen Schlamassel!

Auf dem Dach wird er von einem Riesenvogel angegriffen, stürzt etliche Meter ab und bricht sich fast die Knochen. Dennoch gelingt ihm die Flucht in mehrere Zimmer, in denen sich interessante Frauenzimmer aufhalten: Da wäre beispielsweise ein junges Mädchen, das sich unsichtbar machen kann und Telepathie beherrscht; da wäre die wunderschöne Hure Hyacinth, die den heldenhaften Silk mit Drogen kampfunfähig machen will, sich in ihn verliebt und ihm schließlich eine tolle Waffe schenkt.

Und dann wären da noch Computer und Götter im Mainframe (dem großen Zentralrechner), die mit Silk Kontakt durch Monitore, Orakel und Visionen aufnehmen. Offenbar soll er eine besondere Rolle in ihren Plänen spielen.

Nachdem Silk mit dem Bordell-Hausherrn Blood einen Deal abgeschlossen hat, begibt er sich am nächsten Tag in dessen Etablissement. Dort spuke es, sagen die Mädchen. Silk schafft mit seinen priesterlichen Methoden, was zahlreiche Pfuscher vor ihm nicht schafften: einen Mord aufzuklären und den Spuk zu beenden.

Diese Episode erinnert sehr an die Father-Brown-Geschichten von G.K. Chesterton. „Seine Merkwürden“ gerät in einige recht komische Situationen. Dennoch bleibt er todernst: Bloods Freund Musk bedroht sein Leben, und für den Rückkauf der Kapelle muss Silk noch eine Menge Geld stehlen…

Handlung

Patera Silk, der Augur, hat sein Manteion wieder, so dass er wieder Orakel aussprechen kann. Heute ist eine Totenfeier angesetzt. Nach seinen Abenteuern in Band 1 muss er mit einem verletzten Fuß gehen, doch er stützt sich (siehe Coverillustration) auf einen stabilen Stab und trägt einen von Dr. Crane verschriebenen Fußverband um den Knöchel. Stets wird von seiner sprechenden Nachtdohle Oreb begleitet, die mit Vorliebe auf seiner Schulter sitzt. Silk zur Hand gehen Messdiener wie Horn und Messdienerinnen wie die Sibylle Maytera Rose, die schon 400 Jahre alt ist und vor allem aus Prothesen besteht.

Eine Theophanie

Der Anlass für die heutige Totenfeier ist das Ableben der jungen, schönen Orpine, die im Haus von Orchid gearbeitet hatte, aber von einer anderen Frau ermordet wurde. Der Mord wurde (in Band 1) von Silk aufgeklärt, nun gilt es herauszufinden, was aus dieser Bluttat folgen mag. Denn die Gemeinde mag zwar begrenzt sein, aber jeder lebt nach seinem Willen. So etwa die Bordellchefin Orchid und der professionelle Dieb Auk. Ausgerechnet Auk ist der Geliebte der Mörderin, der Hure Chenille.

Das Manteion ist brechend voll, die Klageweiber heulen, alle gesponserten Opfertiere sind vollzählig, und endlich kommt auch das Zedernholz für den Opferaltar. Fast alle Opfertiere werden verbrannt, manche aber auch aufgeteilt und unter die Gläubigen als Almosen verteilt. Im heiligen Fenster erscheint von den Göttern zuerst die Lady Kypris, die Göttin der Liebe, und sie hat drei Botschaften, davon eine vertrauliche für die Bordellmutter Lady Orchid. Offenbar stehen größere Veränderungen in der Gemeinde bevor. Lady Orchid möchte, dass Patera Silk der nächste Caldé, also weltliche Herrscher, wird. (Die Stelle ist seit 15 Jahren vakant und das Ayuntamiento der Ratsherren sorgt dafür, dass das auch so bleibt.)

Eine zweite Theophanie

Es gibt ein zweites Orakel, und diesmal vom Außenseiter, der Silks Lieblingsgott ist und den Fortbestand des Manteions verlangt hat. Es werde ein Verbrechen stattfinden, und zwar noch heute Abend! Die Prophezeiung verursacht eine Menge Unruhe in der Gemeinde. Dennoch gelingt es Silk, nicht nur den „Gottesdienst“ zu Ende zu bringen, sondern auch die verstorbene Orpine ordnungsgemäß zu bestatten.

Drohungen

Musk, der Scherge von Blood, dem „Gangsterboss“ und Bordellkönig, dringt in Silks Pfarrhaus ein, um ihm zu drohen: Er will die 26.000 Karten, also Währungseinheiten, die Blood verlangt, nicht erst in einer Woche, sondern noch früher. Dafür fängt er sich einen Hieb mit dem Stockkopf ein und zieht blutend ab. Das geschieht in Gesellschaft von Oreb, dem Vogel, und von Lady Chenille, der attraktiven Mörderin. Die Rothaarige stellt ihre Fertigkeit im Messerwerfen unter Beweis. Silk glaubt, dass sie einen Teil von Lady Kypris in sich trage und begegnet ihr mit gehörigem Respekt.

Seine Eminenz Patera Remora, der betagte stellvertretende Ordensleiter, schaut kurz mal vorbei, um anzukündigen, dass Silk einen Assistenten bekommen werde, Patera Gulo, der frisch aus der Ausbildung komme. Ansonsten legt er Silk ein paar Ideen vor, wie er zu der geforderten Summe von 26.000 Karten kommen könne. Kaum ist er gegangen, hat die schlaue Chenille eine Idee: Dieser Doktor Crane, der Silk den Fußverband angelegt hat, muss viel Geld haben. Wie wäre es, wenn man ihn erpressen und um die nötige Summe erleichtern würde? Will sie wirklich nur helfen?

Verschwörung

Am nächsten Tag gesteht die junge Maytera (Sibylle) Mint, dass sie Chenille liebe, und eilt von dannen. Liegt es wirklich nur am Kyprisanteil in Chenilles Persönlichkeit, fragt sich Silk. Als Auk, der stämmige Einbrecher, von seiner nächtlichen Runde heimkehrt und sein Liebchen Chenille küsst, erhält Silk mehr Ratschläge, um zu Cranes Geld zu kommen. Ob sie sich umsetzen lassen, muss sich noch erweisen.

Silk hat kürzlich von der Hure Hyacinth einen teuren Strahler geschenkt bekommen, der gut und gerne 15.000 Karten wert ist. Diesen Strahler hat ihr nicht Blood, sondern Dr. Crane geschenkt, und bei dem wohnt sie jetzt. Crane besitzt also viel Geld. Doch wie lässt sich Crane in die Hand bekommen, fragen sich Auk, Silk und Chenille. Die Schönheit mit den kirschroten Haaren und hervor-ragenden Brüsten ist der festen Überzeugung, dass Crane ein ausländischer Spion ist. Er komme nicht aus Viron, ihrer Heimatstadt, sondern wohl aus Gens. Er habe sie, Chenille, engagiert, um hohe Beamte wie den Polizeichef Simuliid auszuhorchen. Dafür habe sie immerhin fünf Karten erhalten.

Nach Limna

Wen könnte solch ein Verdacht interessieren, fragen sich die Verschwörer. Vermutlich die Ratsherren des regierenden Ayuntamiento. Und wie und wo könnte man die nötigen Beweise beschaffen? Natürlich dort, wo reiche Leute wie Dr. Crane wohnen: am See Limna und der umliegenden Siedlung Limna. Dieser Ort ist keineswegs unbedeutend, wie das Trio herausfindet. Hier befindet ein Schrein der Viron-Schutzherrin Scylla, und betagte Bürger, die den steilen Pilgerweg zum Schrein benutzt haben, berichten, dass Doktor Crane dort sich um sie gekümmert habe. Crane, der Polizeichef und womöglich ein oder zwei Ratsherren haben sich hier offenbar getroffen – dieser Schrein muss sehr interessant sein. Aber wer beschattet hier wen?

Aber der Schrein ist auch schwer zu erreichen, denn der Klippenweg ist steil und ermüdend. Der Schrein besteht aus zehn Etagen von Säulen, der felsige Hintergrund ist abgeschlossen. Die Aussieht über den See ist atemberaubend. Da krächzt Oreb, seine Nachtdohle, dass da ein Arm sei, und fliegt davon. Und auch Silk dachte gerade, er habe einen Mann gesehen.

Da drehen sich die gewundenen Säulen und eine der Bodenplatten öffnet sich: Silk fällt eine Treppe hinab, direkt vor die Laufketten eines Kampfroboters. Es ist sogar der gleiche Talus, dem er vor wenigen Nächten in Bloods Garten begegnet ist, und der Roboter ist sehr wütend auf Bloods Schergen Musk. Ein Kampf entbrennt, und Silk kann seinen mitgebrachten Strahler nutzbringend einsetzen. Der Talus zerbirst. Doch der Rückweg an die Oberfläche ist versperrt, so dass der Augur gezwungen ist, das Innere der Unterwelt erkunden…

Eine weitere Verschwörung

Apropos Blood: Dessen Scherge Musk setzt einen rätselhaften Plan in Gang. Daran beteiligt sind der meisterhafte Erbauer von Flugdrachen, ein abgerichteter Adler namens Aquila, ein Kaninchen sowie ein nichts ahnender Pilot eines Gleiters. Die Demonstration des Plans wirkt auf Musk vielversprechend: Aquila gelingt es, den Piloten des Gleiters von oben anzugreifen und den Gleiters zum Absturz zu bringen…

Ein Zentrum der Macht

Der junge Patera Gulo, der bei Silk eingezogen ist, erstattet seinem Meister, seiner Eminenz Patera Remora, Bericht. Er hat zwar Silk, Auk und Chenille nur wenige Sekunden gesehen, doch schon diese Details lassen Remora aufhorchen. Gulo hat in Silks Pfarrhaus einen stark parfümierten Brief von einer Briefe gefunden, die lediglich mit „Hy“ (für „Hyacinth“, Bloods Hure) unterschrieben und ihn zu einem Rendezvous an einem ganz bestimmten Ort eingeladen hat. Dieser Ort ist Remora, Gula und dem Assistenten Incus völlig unbekannt. Das macht die Angelegenheit noch verdächtiger.

In einem Anfall von Besorgtheit vertraut der alte Remora seinem potentiellen Nachfolger an, dass mit dem verstorbenen Caldé ein Vermächtnis verbunden sei: ein Embryo, der vermutlich einer gebärfähigen Frau eingepflanzt worden sei. Keiner chemisch-kybernetischen, sondern einer biologischen, wohlgemerkt. Würde dieser Embryo rechte auf den Sitz der Macht anmelden, wären dies für den Orden wie auch das Ayuntamiento mit Unannehmlichkeiten verbunden, etwa dem Verlust der Macht. Und wer könnte diese Frau mit dem Caldé-Embryo wohl sein? Patera Gulo beschleicht ein schlimmer Verdacht…

Mein Eindruck

Silk begibt sich auf eine Reise durch Unterwelt, die die wahre „Nachtseite“ der Langen Sonne ist. Wie alle Nachtreise bietet nicht nur die Umgebung zahlreiche Entdeckungen, sondern die Reiseführt auch in die Seele, sei es in die von Silk, sei es in die von Dr. Crane, sei es in die Geschichte dieser Welt.

Nachtreise in der Unterwelt

So gelangt Silk beispielsweise in die unterirdischen Keller der Polizei und des Militärs, wo noch zahlreiche (mechanische oder chemische) Soldaten schlafend darauf warten, für den Tag, an dem ein Krieg ausbricht, erweckt zu werden. Aber es gibt auch versiegelte und aufgebrochene Räume, in denen die Opfer von genetischen Experimenten schlummern – und zuweilen bereits erwachen. Eine solche Frau führt Silk durch weitere Labore und verrät ihm viele Geheimnisse. Frauen sind stets der Schlüssel zur verborgenen Seite der Wirklichkeit, seien es Mucor, Hyacinth oder Chenille unter den Bürgerlichen, oder verschiedene Maytera-Sibyllen in Silks Manteion.

Frauen und Versuchungen

Frauenfiguren spielen eine enorm wichtige Rolle für Silk in seinem Werdegang zum neuen Caldé der Langen Sonne. Als dieser wird er schließlich ausgerufen, aber das ist in allen Kapiteln davor alles andere als sicher. Denn er ist in die Fänge von Dr. Crane, dem Spion ebenso wie von Ratsherr Lemur geraten. Da Silks Ruf ihm vorauseilt, populär zu sein, will jede dieser Interessengruppen ihn auf ihre Seite ziehen, um ihn zu instrumentalisieren. Die jeweiligen Methoden verraten viel über die Moral: Crane ist ein listiger Fuchs, der aber mit offen Karten zu spielen scheint. Ratsherr Lemur setzt hingegen auf Zwang, doch Silk, der einem anderen Gott (dem Außenseiter) gehorcht, weigert sich.

Leitmotiv Wasser

Das Leitmotiv des Sees und des Elements Wasser, das diesen zweiten Band des Zyklus durchzieht, äußert sich auf vielerlei Weise. Schon auf dem Titelbild ist die Göttin Scylla, Schutzpatronin von Viron und Limna, in der Säulen ihres Schreins abgebildet: Deutlich zu erkennen sind die Saugnäpfe ihrer Fangarme: Sie ist eine Krake. Und wie eine solche verschlingt sie Silk in ihren Untergrund, wo ein Labyrinth von Gängen sowie dessen Talus-Wächter auf Silk warten. Die ultimative Begegnung mit Wasser ist schließlich die Fahrt in einem riesigen U-Boot und in dessen Beiboot. Wie es dem hilfreichen Dr. Crane dabei ergeht, darf hier nicht verraten werden. Aber dass Silk überlebt, ergibt sich allein schon aus der Tatsache, dass er noch zwei weitere Bände dieses Zyklus bestreitet.

Verbotene Experimente

Die genetischen Experimente, die die Gründer dieser Welt begonnen haben, spielen bislang nur am Rande eine verstörende Rolle. Aber nicht nur die Labore von Limna spielen eine Rolle, sondern auch die Geschöpfe, die es bereits in Viron gibt. Wie Remora vermutet, sind einige Frauen wie etwa Chenille Teil der Experimente. Schon in Band 1, „Nachtseite“, bezeichnet Mucor, die telepathische Seelenwanderin, die streunenden Luchse in den Gärten ihrer Villa, als ihre „Kinder“. Und nun scheint auch Chenille mit irgendetwas schwanger zu sein. Leser dürfen sich auf einige Überraschungen freuen.

Die Kurze Sonne

Die Gründer der Langen Sonne, dieses gewaltigen Generationenraumschiffs, die nun als Götter verehrt werden, sind offenbar von einer Kurzen Sonne gekommen. So lauten mehrere Berichte, die Silk bekommt. Handelte es sich bei dieser Kurzen Sonne um eine andere Welt, sei sie natürlich oder künstlich? Die Antwort bekommen wir hoffentlich in Band 4 und in der Trilogie um die Kurze Sonne. Dann werden wir hoffentlich die wahre Natur der Götter von Viron erfahren, denen Silk so lange auf der Spur gewesen ist.

Die Übersetzung

S. 115: „mußt Ihr ihn auffangen.“ Korrekt sollte es „müßt“ heißen.

S. 157: „Wenn Ihr aber klug sein…“: Besser wäre „seid“ statt „sein“.

S. 226: „Patera [Silk] ist ein sehr populärer Mann geworden…“: Der Name fehlt, aber evtl. darf eine Eminenz wie Remora ihn weglassen.

S. 230: “hilflos wie ein[e] Hündchen“: Das E ist überflüssig.

S. 259: “das formlose graue[s] Bündel…“: Das S ist überflüssig.

S. 282: “Es wird [in] den Gebeten erwähnt.“ Das Wörtchen „in“ fehlt.

S. 345: “…dann hätte ich Euch bei den Grünen angeschmiert.“ Die Grünen sind die Polizisten von Viron. Aber Crane meint nicht „angeschmiert“, sondern „angeschwärzt“ im Sinne von Denunziation.

S. 376: “Auks Nadler im Cock“ ist ein Verweis auf eine Szene in Band 1, in der Silk erstmals dem Einbrecher Auk begegnet, und zwar in einer Spelunke mit dem zweideutigen Namen „The Cock“.

Dies ist der erste Band des Zyklus , der über ein umfangreiches Glossar der Namen verfügt. Ich habe es als enorm hilfreich empfunden, die vielen verschiedenen Figuren sofort identifizieren zu können.

Unterm Strich

Auch dieser zweite Band weiß bestens zu unterhalten und ständig neue Informationen zu liefern. Schon die Gotteserscheinung von Lady Kypris in Silks Orakel ist ein fulminanter Auftakt. Silk ist ein selten sympathischer Charakter, der einem Father Brown in nichts nachsteht. Wer, wie ich, schon Begeisterung für die bunte, magische Welt im „Buch der Neuen Sonne“ aufbringen konnte, wird auch an diesem neuen Zyklus seine helle Freude haben. Der Einsteiger sollte sich auf einige interessante „Augenöffner“ gefasst machen.

Gene Wolfe hat nicht nur eine interessante Art zu erzählen, ihm gelingen auch die tollsten Dinger in einer eigenständigen, originellen Weltschöpfung: abgenutzte Androidinnen mit sehr menschlichen Gefühlen; Visionen, Maschinen, schlaue Huren und ominöse Orakel.

In den Folgebänden dürften Silks Aktionen das soziale Gefüge in der Langen Sonne völlig umkrempeln – bis es schließlich um den Exodus aus dem Raumschiff geht.

Für die vielen Druckfehler gibt es Punktabzug.

Gebunden: 430 Seiten.
O-Titel: Lake of the Long Sun, 1994;
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski.

www.heyne.de

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