Dart-Thornton, Cecilia – Im Bann der Sturmreiter (Die Feenland-Chroniken 1)

„Im Bann der Sturmreiter“ erzählt die Geschichte von Imrhien. Wobei Imrhien eigentlich gar nicht so heißt, denn Imrhien ist ein Findelkind. Nicht eines, das als Säugling irgendwo vor eine Tür gelegt oder einfach ausgesetzt wurde, sondern eines, das schon auf dem Weg zum Erwachsenwerden ist, als man es findet. Sein Gesicht ist durch das Gift eines Efeus grausam entstellt, es kann nicht sprechen und sich an nichts erinnern. Eine alte Dienstmagd nimmt sich seiner an und päppelt es auf. Schon bald muss es bei der Arbeit helfen, schwerer Arbeit. Und es leidet unter dem Abscheu seiner Umgebung, der Gleichgültigkeit und Kälte, der Missachtung. Als sich eines Tages die Möglichkeit bietet, von der Festung Isse zu fliehen, nimmt es diese Möglichkeit wahr. Es will seine Identität wiederfinden! Als Piraten das Windschiff angreifen, auf dem es sich versteckt hat, kommt es vom Regen in die Traufe. Wieder wird es bedrängt und gequält, sodass es schließlich in seiner Verzweiflung einfach über Bord springt. Es landet in einem Wald voller Dunkelelfen …

Cecilia Dart-Thornton tastet sich nur langsam an dieses Kind heran. Im Prolog nennt sie es noch Geschöpf. Erst als es von der alten Dienstmagd Hemd und Hose erhält und von der Kleidung der anderen auf seine eigene schließt, nennt die Autorin es Junge. Als wäre er ein Neugeborenes, muss er sich erst langsam in diese fremde Welt hineintasten, in die er geraten ist. Da er keinerlei Erinnerungen mehr hat, ist er völlig entwurzelt, und durch die Ablehnung seiner Umgebung kann er keine neuen Wurzeln schlagen. Doch er ist nicht dumm und lernt eine Menge durch lauschen und beobachten.

Die eigentliche Zeit des Lernens beginnt jedoch, als er durch den Wald zieht. Hier hat er zum ersten Mal einen Begleiter, der ihn nicht von vornherein als Krüppel abtut, sondern ihn ernst nimmt. Dieser Abenteurer namens Sianadh bringt ihm die Zeichensprache bei, erzählt ihm von der Vergangenheit des Landes und von Licht- und Dunkelelfen. Von ihm erhält er auch seinen Namen Imrhien.

Als die beiden die Stadt erreichen, findet Imrhien auch neue Freunde in Sianadhs Familie. Dessen Schwester ist eine Heilerin, und wenn sie selbst auch nicht die Macht besitzt, Imrhiens Gesicht zu heilen, so weiß sie doch eine Frau, die diese Macht besitzen könnte: Maeve Einauge. Voller Hoffnung macht Imrhien sich auf den Weg zu dieser Frau! Denn das eigene Gesicht wiederzufinden, bedeutet vielleicht auch, den wahren Namen und die Erinnerungen wiederzufinden.

Imrhien besitzt eine rasche Auffassungsgabe und einen gesunden Menschenverstand, doch die Scham über seine Entstellung macht das Findelkind scheu und zurückhaltend, besonders als es sich verliebt. Die unzähligen Demütigungen haben keine Rachsucht, sondern Mitgefühl hervorgebracht, es weiß, wie ein Ausgestoßener sich fühlt, und handelt entsprechend. Seine Handlungsweise stößt aber durchaus nicht immer auf Verständnis oder gar Zustimmung. Vor allem gegen Sianadhs Sohn Diarmid, der es auf seiner Reise zu Maeve Einauge begleitet, kann es sich nur schwer durchsetzen, dazu fehlen ihm das Selbstbewusstsein und eine Stimme. Sprechende Hände sind nur aus der Nähe sichtbar und leicht zu ignorieren.

Sianadh ist leichter zu überzeugen, wenn er eine Torheit vorhat. Spätestens, nachdem ihm eine missachtete Warnung ein paar gebrochene Rippen eingebrockt hat, ist er bereit, auf Imrhien zu hören. Der gutmütige, leutselige Mann, der sich selbst gern als Bär bezeichnet, liebt gute Geschichten und gutes Essen. Letzteres ist im Wald nicht immer zu bekommen. Aber Sianadh hat Erfahrung mit der Wildnis. Mit der Stadt offenbar weniger, dort tappt er von einem Fettnäpfchen ins nächste.
Diarmid ähnelt seinem Onkel nur wenig. Er ist ein wenig steif und förmlich, seine Treue und Ergebenheit gehört ganz und gar dem König. Er färbt sich sogar die roten Haare, damit man ihm seine Abstammung von den Ertish nicht ansieht. Denn er ist von dem brennenden Ehrgeiz beseelt, bei den Dainnan, der Elitetruppe des Königs, aufgenommen zu werden. Als sie unterwegs einem dieser Dainnan begegnen, erhält sein Stolz einen ziemlichen Dämpfer. Doch er ist entschlossen zu lernen.
Sein Verhältnis zu Imrhien ist geprägt von Unsicherheit. Imrhien passt nicht ganz in das Schema seines Weltbildes, deswegen verhält er sich distanziert und kühl, lässt aber keinen Zweifel daran, dass er seine Aufgabe als Beschützer außerordentlich ernst nimmt. Für ihn bedeutet das auch, dass Ihmrhien sich unterzuordnen hat. Das ist nicht unbedingt immer zu beider Vorteil!

Dorn, der Dainnan, ist eine Mischung zwischen Krieger und Waldläufer, so eine Art Aragorn, nur nicht so ernst und grimmig. Dorn lächelt gern und schafft es sogar, in der Zeichensprache zu scherzen. Gleichzeitig haftet ihm ein Hauch von Melancholie an, deren Ursprung lediglich einmal kurz angedeutet wird. Ansonsten wird seine Vergangenheit kein einziges Mal erwähnt. Aber diese eine Andeutung genügt, um den Leser zu der Frage zu veranlassen, ob Dorn sich sein Haar wirklich nur aus modischen Gründen färbt.

Ebenso gekonnt wie die Hauptpersonen schildert die Autorin auch Charaktere, die nur ganz kurz vorkommen, wie Ustorix, der älteste Sohn der Herrscher von Isse, oder der Fechtmeister Mortier. Aufgrund dieser präzisen Darstellung würde der Leser erwarten, dass sie später noch einmal vorkommen, was aber nicht der Fall ist. Die Handlung konzentriert sich ganz auf Imrhien und weicht so gut wie nie von diesem Handlungsstrang ab. Im Grunde wäre es nicht nötig, an diesem einen Strang so festzukleben, denn die Geschichte wird nicht in der Ich-Form erzählt, trotzdem verschwinden alle Figuren, von denen Imrhien sich im Laufe der Geschichte entfernt, völlig in der Versenkung. Mag sein, dass Imrhien einfach nicht wichtig genug war, um nach seiner Flucht verfolgt zu werden. Andererseits fragt man sich, warum die Autorin sich die Mühe gemacht hat, Ustorix überhaupt zu erwähnen, wenn diese Szene nicht noch irgendwelche Auswirkungen auf das Geschehen hat. Das Ganze wirkt ein wenig irritierend, wie ein loser Faden, von dem man sich fragt, wozu er eigentlich aufgenommen wurde. Und davon gibt es noch mehr.

Nun ist „Im Bann der Sturmreiter“ ja „nur“ der erste Band eines Zyklus. Ich gehe deshalb davon aus, dass lose Fäden wie der von Ustorix und Mortier in den folgenden Bänden wieder aufgenommen werden. Abgesehen von diesen losen Fäden wirkt das Buch aber auch noch in anderer Hinsicht ein wenig unfertig. Die Abenteuer, die Imrhien unterwegs zu bestehen hat, sind einfach lose hintereinander aufgereiht, ohne einander zu bedingen oder sonst irgendwelche Auswirkungen auf die eigentliche Handlung zu haben. Sie bewirken keine Charakteränderung, sie dienen nicht zur Lösung irgendwelcher Rätsel und stellen keine neuen, die es zu lösen gälte. Das einzige Rätsel des Buches bleibt Imrhiens Herkunft und vielleicht noch Dorns Vergangenheit. Aber kaum etwas von dem, was Imrhien unterwegs zustößt, steht damit in irgendeinem Zusammenhang.

Es scheint, als dienten Imrhiens Reisen nur dazu, sämtlichen Gattungen, Arten und Unterarten von Licht- und Dunkelelfen einen Auftritt zu ermöglichen. Laut Quellenangabe war es das erklärte Ziel der Autorin, die Anderwelt so originalgetreu wiederzugeben wie möglich. Ihre Recherchen in den vielen schottischen und walisischen Quellen in Ehren, aber auf Dauer wirken die Massen an verschiedenen Nixen, Wichteln und sonstigen Geisterwesen eher ermüdend, es sei denn, man hegt dieselbe Begeisterung für derlei Geschichten wie die Autorin selbst. Für alle anderen wäre etwas weniger vielleicht mehr gewesen, denn wie gesagt, die vielen verschiedenen Begegnungen bleiben – bis auf eine – ohne Auswirkungen auf die Geschichte, und als Ausschmückung allein empfand ich ihre Auftritte zu massiv und erdrückend.

Ausschmückend ist auch die Sprache der Autorin. Hier kann man ihr tatsächlich einen hohen Grad an Virtuosität bescheinigen. Bilder und Stimmungen werden mit einer enormen Vielfalt an Ausdrücken bedacht, das gilt besonders für Kleidung, Lichtverhältnisse und Landschaftsbeschreibungen, aber auch die Geisterstürme und ihre Auswirkungen. In diese Welt einzutauchen, sie vor dem inneren Auge bildlich entstehen zu lassen, ist hier eine Kleinigkeit. Die Darstellung von Imrhiens Gefühlswelt bleibt dahinter ein gutes Stück zurück, obwohl der Leser durchaus immer wieder in seine Gedanken mit einbezogen wird.

An eigenen Ideen war in dem Buch – der vielen Anderweltbeschreibungen wegen – nicht mehr viel vorhanden. Die wenigen, die vorkamen, waren durchaus interessant und neu für mich, so zum Beispiel das Sildron, das besondere Gestein Dominit, das Geisterstürme abhalten kann, und natürlich die Sturmreiter und die Windschiffe. Gegen ein paar zusätzliche Einfälle dieser Art hätte ich gern einige von den Dunkelelfen eingetauscht.

Denn trotz aller Ausschmückung und trotz des massiven Einsatzes aller Arten von Geisterwesen kommt im Verlauf der Handlung nur wenig Spannung auf. Die ständig neuen Versuche der Dunkelelfen, die Protagonisten ins Verderben zu führen, werden irgendwann langweilig, vor allem, weil man jedes Mal vorher schon weiß, dass diese im letzten Moment entkommen werden. Die finstere Bedrohung, die während Imrhiens Aufenthalt in der Stadt nur ganz leise angedeutet wurde, ging bei der nächsten Reise wieder verloren, und über die Zusammenrottung im Norden und den drohenden Krieg erhält man zu wenig Hintergrundinformationen, um es als echte Bedrohung wahrzunehmen. Es tut sich nicht wirklich etwas, der Spannungsbogen hängt durch.

So war dieser Einstieg in den Zyklus doch etwas langatmig und gewissermaßen ereignislos. Bleibt zu hoffen, dass in den Folgebänden das Erzähltempo ein gutes Stück anzieht, sich die vielen sinnlosen Fäden zu einem sinnvollen Netz zusammenfinden und die hingehauchten Andeutungen etwas handfester werden. Denn als brillant und einen Genuss für Freunde von Tolkien und Sara Douglass, wie der Klappentext vollmundig anpreist, kann man diesen Einstieg noch nicht bezeichnen. Vor allem hinter der Vielschichtigkeit des |Weltenbaum|-Zyklus bleibt dieses Buch bisher noch weit zurück. Mit etwas mehr Schwung und Bewegung im Handlungsverlauf und einem engeren Zusammenhang der einzelnen Ereignisse untereinander, etwas mehr Konzentration auf die interessanten und gelungenen Hauptfiguren und weniger auf die Wesen der Anderwelt, könnte sich der Zyklus aber durchaus noch zu einem guten Buch entwickeln!

|Piper| hat wieder ein recht ordentliches Lektorat abgeliefert, nur würde mich interessieren, ob der Wald Tiriendor oder Tieriendor heißt. Das Cover ist vom optischen Eindruck her so elegant und gelungen, dass ein Einwand gegen die absolut untauglichen Segel des Windschiffs als prosaisch abgelehnt werden muss. Auch ohne Schutzumschlag ist dieser Band eine sehr schöne Ausgabe, dunkel gebunden und mit Leseband. Die Karte im Buchdeckel ist trotz Gold-auf-Schwarz-Druck gut lesbar, nur die Küstenlinien erfordern eventuell einen zweiten Blick.

Cecilia Dart-Thornton, selbst ein Findelkind, wuchs in der Nähe von Melbourne auf. „Im Bann der Sturmreiter“ gehört zu den |Feenland-Chroniken|, deren zweiter Teil „Das Geheimnis der schönen Fremden“ im Oktober erscheinen soll. Eine Herausgabe des dritten Bandes in deutscher Sprache ist momentan noch nicht Sicht, dürfte aber nicht allzu lang auf sich warten lassen. Die Autorin schreibt inzwischen an ihrem nächsten Zyklus, dessen erster Band „The Iron Tree“ im Februar erschienen ist. Neben dem Schreiben widmet sie sich außerdem der Musik und der Photographie.

http://www.dartthornton.com

Miller, Frank / Mazzuchelli, David / Lewis, Richmond – Batman – Das erste Jahr

„Batman – Das Erste Jahr“ behandelt, wie der Titel schon sagt, das erste Jahr, in dem der psychopathische Superheld in Gotham City in Erscheinung tritt.

_Die Story_ dürfte den meisten bekannt sein: Der Millionenerbe Bruce Wayne verlor mit sechs Jahren beide Eltern, die von einem Straßenräuber erschossen wurden. Von nun an hat sein Leben für ihn jeglichen Sinn verloren, bis er sich eines Tages entschließt, den von Verbrechen und Korruption geschüttelten Großstadtmoloch Gotham City zu „säubern“.

Frank Miller schreibt jedoch weder ein glorioses Heldenepos, noch das tragische Psychogramm eines Opfers, das zum Täter wird. In erster Linie schreibt er eine ganz normale schwarze Kriminovelle, die ziemlich hard-boiled daherkommt, sich jedoch durch sehr gelungene Charakterentwicklungen auszeichnet und so wohltuend vom Einerlei der bunten Heftchen abhebt.

Bezeichnenderweise beginnt die Geschichte mit keiner heißen Actionszene und auch nicht mit einer plumpen Vorausdeutung auf den späteren Batman, sondern (wie ein Film) mit einer realistischen, grauen und recht ernüchternden Szene, in der ein gewisser James Gordon aus Chicago am tristen Bahnhof von Gotham City ankommt, wo er demnächst seinen Dienst als Lieutenant der Polizei verrichten wird.

Miller und sein Zeichner Davie Mazzuchelli erschaffen auf hervorragende Weise von Anfang an eine eigentümliche Atmosphäre der Stadt, die den Leser im weiteren Verlauf der Geschichte immer stärker in den Bann zu schlagen vermag. Das Bild einer Stadt voller Entfremdung setzt sich im Kopf des Lesers in dem Maße zusammen, in dem die Illusionen und die noch recht neutrale Erwartungshaltung Gordons mehr und mehr den Frustrationen des harten Alltags weichen müssen.

Die später eingeführte, stark einseitige Perspektive des Bruce Wayne ist es aber, die den Wahnsinn dieser Stadt noch stärker aufzeigt und ein endgültig düsteres Bild der Metropole zeichnet; es ist jedoch eine Perspektive, die schon so gebrochen erscheint, dass man als Leser allmählich zu zweifeln beginnt, ob man hier die ganze Wahrheit gezeigt bekommt.

Dieser Wayne ist nämlich keineswegs ein überlegener Moralist mit harten Methoden, sondern ein arroganter Schnösel, den die Schuldgefühle gegenüber seinen Eltern keineswegs davor bewahren, die Ausgestoßenen der Gesellschaft pauschal als Abschaum zu betrachten. Erst als er sich hinab begibt in ihre (Halb-)Welt, dämmert es ihm unbewusst, dass es sich um Menschen handeln könnte, die genauso ihre Motive haben wie jeder andere auch. Das führt noch längst zu keiner Wandlung; wäre das der Fall, würde Batman auch recht schnell unglaubwürdig. So aber erleben wir ihn beim Training, beim Räsonieren, beim Planen, beim Repräsentieren und natürlich dann doch beim Kämpfen als einen innerlich zerrissenen Menschen, der sich äußerlich (auch vor sich selbst) aber immer zu rechtfertigen weiß.

Gordon ist ebenso ein Mensch mit Fehlern und dunkler Vergangenheit. Er eignet sich recht schnell die illegalen Methoden seiner Kollegen an, wird hart und abgebrüht, versucht den Job nicht an sich ranzulassen und seine schwangere Frau aus allem rauszuhalten. Und beginnt eine Affäre mit einer Kollegin. Er stellt nach und nach fest, dass sich sowohl Kollegen und Vorgesetzte als auch der Bürgermeister selbst tüchtig schmieren lassen, und es kotzt ihn an. Schon bald ist er recht unbeliebt und beginnt notgedrungen, Verbündete gegen die internen Intrigen im Polizeiapparat zu suchen. Er stellt fest, dass die Korruption zum Himmel stinkt, die meisten Verdächtigen jedoch Protektion von oberster Stelle genießen.

Als Batman seine nächtlichen Streifzüge und aufsehenerregenden Selbstjustizaktionen beginnt, ist es Gordon, der ihn bekämpfen soll. Anfangs nimmt er diesen Job an wie jeden anderen. Doch nach und nach beginnt er an den Methoden der Polizei zu zweifeln, zumal einige Leute den Fledermausmann offenbar unbedingt tot sehen wollen, obwohl dieser bisher stets darauf achtete, niemanden zu töten …

Ein interessanter Nebenstrang ist der einer Prostituierten, die eines Tages beschließt, ihr Leben zu ändern. Noch im selben Jahr tritt nach dem Mann im unheimlichen Fledermauskostüm eine zweite kostümierte Gestalt in Gotham Citys Polizeiberichten in Erscheinung: Eine Fassadenkletterin, die sich ihre Opfer stets unter den reichsten Verbrechern der Stadt auswählt.

Derweil muss Batman sich Gedanken um seine Sicherheit gegenüber dem immer rücksichtsloseren Polizeiapparart machen, und nach einem ersten „Presse-Erfolg“ auch um sein Image, als er mit der katzenhaften Fassadenkletterin in Verbindung gebracht wird. Auch Gordon, der bisher als erfolgreicher Einsatzleiter unter dem Schutz der öffentlichen Meinung stand, wird die Luft dünn. Nachdem er bereits von oben eine „inoffizielle Abmahnung“ wegen „unkollegialen Verhaltens“ bekam, wird nun seine Frau bedroht …

_Die Zeichnungen_ von Mazzucchelli sind recht schlicht gehalten, aber dennoch wirkungsvoll. Die teils nur schemenhaften, teils stark eingetuschten Bilder bringen die desolate Nachtstimmung ausgesprochen realistisch rüber. So richtig beeindruckend wirken sie aber erst durch die perfekt auf diesen Zeichenstil abgestimmte Farbgebung (Richmond Lewis), bei der im jeweiligen Panel meist ein bestimmter Ton in diversen Schattierungen dominiert und so nahezu jedes Bild mit einer zu eben diesem passenden, flächigen Eintrübung zusammenhält und atmosphärisch verdichtet.

Den Actionszenen kommt besonders ihre drastische Schemenhaftigkeit zugute, die diese Momentaufnahmen blitzschneller Entscheidungen und Reaktionen von der Alltagsrealität deutlich abhebt. Die Gewalt bricht stets als dunkle Bedrohung in das Geschehen ein.

Hier erweist sich David Mazucchelli als Meister der dramaturgischen Licht- und Schattengebung. Bemerkenswert sind auch die Zwischentitel, deren grundlegende Schwarzweiß-Technik aufgebrochen wird, indem Detailausschnitte auf beeindruckende Weise durch Einfärbungen in den Focus genommen werden, fast so, als blicke man durch ein Zielfernrohr.

Frank Millers Verdienst aber ist es, die Handlungsstränge auf spannende Weise miteinander zu verweben und so nicht nur ein psychologisch nachvollziehbares Handlungsgerüst, sondern auch eine komplexe Darstellung seiner Kulisse zu liefern.

Wie es scheint, ist es nämlich erst diese dämonische Stadt, die die Personen zu dem gemacht hat, was sie sind. Für mich ist Gotham City der wahre (Dark) Star dieser Erzählung.

Edward D. Hoch – Schock um Mitternacht

hoch-schock-cover-kleinSeit 2000 Jahren jagt er die Vertreter des Bösen auf der ganzen Welt: Simon Ark, unsterblicher Ghostbuster mit ausgeprägten detektivischen Fähigkeiten, die er in den hier versammelten fünf Fällen auch dringend benötigt, da sein Wild bevorzugt Besitz von willensschwachen Menschen ergreift, die ausgesprochen kriminell vorgehen … – Fünf Storys im schattigen Bereich zwischen Realität und Jenseits, wobei auch der rein menschliche Wahnsinn nicht ausgespart bleibt: routinierter, etwas anderer und auch deshalb interessanter Grusel der metzelfreien Art.
Edward D. Hoch – Schock um Mitternacht weiterlesen

Rankin, Ian – Souvenir des Mörders, Das

Gleich vierfach hat das Schicksal – das es nach Ansicht der Schotten auf sie ganz besonders absieht – Detective Inspector John Rebus dieses Mal geschlagen. Da ist zunächst seine Strafversetzung vom „heimatlichen“ Revier St. Leonard’s nach Craigmillar, das verrufendste Polizeirevier von Edinburgh, das die hier tätigen Beamten gern „Fort Apache, Bronx“ nennen. Zu vielen hoch gestellten Persönlichkeiten ist er auf die Zehen getreten, so dass er nun hier Dienst schieben muss, wo die Kollegen ihn, den Paria, weitgehend meiden.

Außerdem jagt ihn die Presse. Ein alter Fall von 1977 wurde von den Medien aufgegriffen. Damals hatten Detective Inspector Lawson Geddes und sein junger Untergebener John Rebus einen gewissen Leonard Spaven als Mörder überführt. Im Gefängnis war dieser zu einem berühmten Schriftsteller avanciert. Später brachte er sich um, nachdem er stets seine Unschuld beteuert und geklagt hatte, die Polizei habe ihn in eine Falle gelockt. Dies könnte zutreffen, wie Rebus sich unbehaglich eingestehen muss. Geddes hatte Spaven um jeden Preis als Mörder stellen wollen. Jetzt hat sein ehemaliger Vorgesetzter Selbstmord begangen: ein Schuldeingeständnis? Rebus soll vor der Kamera Stellung nehmen, was er nicht zu tun gedenkt, bis er Genaues weiß. Er zwingt seinen Kollegen Detective Sergeant Brian Holmes, den Spaven-Fall noch einmal heimlich aufzurollen und zu überprüfen. Dies geschieht im Wettlauf mit der eigenen Behörde, die selbst nachprüfen lässt, ob damals fehlerhaft gearbeitet wurde. Leiter der Prüfungskommission ist ausgerechnet Detective Chief Inspector Charles Ancram aus Glasgow, mit dem es sich Rebus ebenfalls verdorben hat.

Dann ist da ein aktueller Mord: Ein Erdölarbeiter ist gefesselt aus einem hoch gelegenen Fenster gestürzt. Die Spuren deuten auf die Täterschaft von Andrew Kane, genannt „Tony El“, hin. Der sadistische Schläger war bisher für Joseph „Uncle Joe“ Toal, einen gefürchteten Gangsterboss in Glasgow, tätig. Die Polizei wird hellhörig: Plant dieser etwa, seine „Geschäfte“ nach Edinburgh auszuweiten? Toal behauptet, Tony El längst nicht mehr zu beschäftigen. Rebus soll ermitteln, was hinter der rätselhaften Tat steckt. Angeblich hält sich Tony El neuerdings in Aberdeen auf. Diese schottische Stadt ist erfreulich weit entfernt von Edinburgh und Ancram. Deshalb beschließt Rebus, seine Nachforschungen in den schottischen Nordosten zu verlegen.

Das lässt ihm außerdem die Muße, sich mit einem anderen Fall beschäftigen. Seit einiger Zeit treibt „Johnny Bible“ sein Unwesen in Schottland – ein Serienmörder, der gern die Bibel zitiert, Frauen auflauert, sie vergewaltigt und erdrosselt. Merkwürdig ist, dass es Ende der 1960er Jahre schon einmal einen Mehrfachkiller gab, der drei Opfer in Glasgow nach identischem Muster umbrachte. Die Presse nannte ihn damals „Bible John“. Ist er es, der wieder aktiv geworden ist? Hat er einen Nachfolger gefunden?

So ist es in der Tat – und der „echte“ „Bible John“ zeigt sich höchst empört über den „Parvenü“, der es wagt ihn nachzuahmen. Narzisstisch und so gefährlich wie einst, beschließt er, Johnny Bible zu finden und umzubringen, denn er fürchtet, dessen Aktivitäten könnte die Polizei nach vielen Jahren auch auf seine Spur bringen. Rebus könnte ihm womöglich auf die Spur kommen, so dass Bible John überlegt, diesen vorsichtshalber auszuschalten …

Mit „Das Souvenir des Mörders“ stößt Ian Rankin mit seiner Rebus-Saga endgültig in eine neue Dimension vor. Auch die ersten sieben Romane der Serie ließen es an einer ausgefeilten Handlung nie fehlen. Sie beschränkten sich indes recht klassisch auf einen zentralen Kriminalfall, den es zu lösen galt. Nunmehr erweitert sich das Blickfeld. Rebus wird zum Wanderer durch eine Welt, die für das Verbrechen grenzenlos geworden ist. Politik und Großkonzerne mauscheln mit nationalen und internationalen Banden, die Presse lässt sich als Handlanger der korrupten Eliten instrumentalisieren, nicht einmal die verschiedenen Ordnungsmächte sind vor Korruption und Misswirtschaft gefeit. Es ist eine neue, globalisierte, schmutzige Welt, in die Rebus jetzt gerät. Kein Wunder, dass er nun mehr Buchseiten benötigt, um wenigstens in Teilbereichen Gerechtigkeit walten zu lassen. Mit mehr als 600 Seiten stellt „Das Souvenir des Mörders“ auch in dieser Beziehung einen Quantensprung dar.

Fragt sich indes, ob dies unbedingt von Vorteil ist. Rankin hat sich Luft geschaffen und seinen Helden aus dem Alltagstrott gerissen, was der Serie zweifellos neues Leben einhaucht. Indes nimmt er sich manchmal ein bisschen zu viel auf einmal vor. Im Grunde sind es drei Kriminalfälle, derer sich Rebus annehmen muss. Um dies nicht gar zu deutlich werden zu lassen, schafft Rankin einige Querverbindungen, die logisch nur bedingt nachvollziehbar sind. In der Auflösung ist sogar ein unvermittelt in die Handlung flatternder Brief mit dringend erforderlichen Zusatzinfos nötig.

Das soll nicht heißen, dass es kein Vergnügen bereitet, den aktuellen Rebus-Kapriolen zu folgen. Immer neue, überraschende Wendungen weiß der Verfasser seiner Geschichte zu geben. Zu geschickt weiß er reales Tagesgeschehen mit seiner fiktiven Edinburgh-Chronik zu verquicken, deren Kontinuität zudem gewahrt bleibt. Rankin lässt uns wissen, was aus Figuren geworden ist, die wir in früheren Bänden kennen gelernt haben. Die Welt ist zwar groß, aber sie ist zumindest in Edinburgh ein Dorf geblieben. Man läuft sich immer wieder über den Weg. Dieses „Pflegen“ älterer Handlungsstränge trägt zur Vertrautheit der Serie viel bei. Dazu kommt wieder viel sarkastischer Humor, der sich vor allem über die Medien, den Polizeialltag und Rebus’ Kollegen ergießt. Schotten mögen von düsterem Gemüt sein, aber sie können sich wenigstens über sich & ihr Elend lustig machen!

Würde man ihn nicht längst besser kennen, könnte man auf den Gedanken kommen, John Rebus leide unter dem „Wallander-Syndrom“, das die Betroffenen zum depressiven Suhlen im Schlamm einer notorisch schlechten Welt zwingt. Aber Rebus ist nur angezählt und noch längst nicht am Boden. Dazu ist er viel zu eigensinnig. Die Vorgesetzten züchtigen, die Stadtprominenz hasst, die Presse piesackt ihn? Rebus, der es weder anders erwartet noch wirklich will, blüht förmlich auf, flüchtet in die Arbeit und läuft erneut zur kriminalistischen Hochform auf. Die langen Jahre der meist trüben Polizeiroutine haben ihn nicht ausbrennen lassen wie DS Holmes. Rebus hat sich in einen „Frontermittler“ verwandelt, der das Recht nicht beugt, aber in seinem Sinne auslegt. Dabei legt er sehr viel Initiative und Kreativität an den Tag. So bereitet es ihm keine Schwierigkeiten, den Gangster „Big Ger“ Cafferty, seine alte, endlich gefangen gesetzte Nemesis, als Instrument einzusetzen, das ihm den Weg zu „Uncle Joe“ Toal ebnet.

Privat sieht es für den Kettenraucher, Trinker und Einsiedler Rebus dieses Mal besonders düster aus. Im Kern ist er jedoch unbeschädigt, denn er findet die Kraft, sich vor dem definitiven Absturz zu fangen und einen persönlichen Fehler aus seiner Vergangenheit aufzuarbeiten: Den Fall Spaven wirklich zu klären, ist Rebus ein inneres Bedürfnis. Hinzu tritt die – von Ian Rankin gern und nur halb im Scherz ins Spiel gebrachte – schottische Melancholie, welche – gepaart mit einem Hang zur Selbstgeißelung – ein integrales Element des Rebusschen Wesens ist. Letzteres zielt vor allem auf sein Liebesleben ab, das Rebus selbstzerstörerisch wie selten zuvor in ein Minenfeld verwandelt.

Rebus’ eigentlicher Gegner ist „Das Souvenir des Mörders“ „Bible John“. Rankin wagt hier ein Risiko: Er macht eine authentische Person zur Figur einer fiktiven Geschichte. Tatsächlich hat der echte Bible John zwischen Februar 1968 und Oktober 1969 drei Frauen getötet; seine Identität ist bis heute unbekannt. Akkurat bezieht Rankin die wenigen bekannten Fakten in seine Story ein. „Sein“ Bible John ist gleichzeitig der Versuch, ein Täterprofil zu erstellen bzw. das Profil, das von kriminalistischen Fachleuten erstellt wurde, zum Leben zu erwecken. Es gelingt Rankin mit erschreckender Prägnanz, den Serienkiller als „funktionierendes“, als Alltagsmensch „getarntes“, aber tatsächlich absolut amoralisches Wesen darzustellen. Bible John akzeptiert ausschließlich sich als Mensch. Um ihn herum bewegen sich ansonsten nur ihm unterlegene Kreaturen, die er zur Befriedigung seiner Bedürfnisse ausnutzt oder umbringt. Deshalb ist er so wütend auf „Johnny Bible“: Dieser gefährdet seine Sicherheit, imitiert ihn und missachtet damit offen seine Stellung an der Spitze der Nahrungskette. Das erträgt John nicht, es treibt ihn sogar aus seiner perfekten Deckung – letztlich unterliegt er doch seinen Zwängen, was er sich nie eingestehen würde.

Ian Rankin wird 1960 in Cardenden, einer Arbeitersiedlung im Kohlerevier der schottischen Lowlands, geboren. In Edinburgh studiert er ab 1983 Englisch, zunächst mit dem Schwerpunkt Amerikanische, später Schottische Literatur. Schon früh beginnt er zu schreiben. Zunächst hoffnungsvoller Poet, wechselt er als Student zur Prosa. Nach zahlreichen Kurzgeschichten versucht er sich an einem Roman, findet aber keinen Verleger. Erst der Bildungsroman „The Flood“ erscheint 1986 in einem studentischen Kleinverlag.

Nachdem sein Stipendium ausgelaufen ist, verlässt Rankin 1986 die Universität und geht nach London, wo er u. a. als Redakteur für ein Musik-Magazin arbeitet. Nebenher veröffentlicht er den Kolportage-Thriller „Westwind“ (1988) sowie den Spionageroman „Watchman“ (1990). Unter dem Pseudonym „Jack Harvey“ verfasst Rankin in rascher Folge drei actionlastige Thriller. 1991 greift Rankin eine Figur auf, die er vier Jahre zuvor im Thriller „Knots & Crosses“ (1987; dt. [„Verborgene Muster“) 956 zum ersten Mal hat auftreten lassen: Detective Sergeant (später Inspector) John Rebus. „Knots & Crosses“ war 1987 weniger als Kriminalroman, sondern eher als intellektueller Spaß im Stil Umberto Ecos gedacht, den sich der literaturkundige Autor mit seinem Publikum machen wollte. Schon die Wahl des Namens, den Rankin seinem Helden gab, verrät das Spielerische: Um Bilderrätsel – Rebusse – dreht sich die Handlung.

Mit John Rebus gelingt Rankin eine Figur, die im Gedächtnis seiner Leser haftet. Als man ihn immer wieder auf das weitere Schicksal des Sergeanten anspricht, wird er sich dessen Potenzials bewusst. Die Rebus-Romane ab „Hide & Seek“ (1991; dt. [„Das zweite Zeichen“) 1442 spiegeln das moderne Leben (in) der schottischen Hauptstadt Edinburgh wider. Rankin spürt seither den dunklen Seiten nach, die den Bürgern, vor allem aber den (zahlenden) Touristen von der traulich versippten Führungsspitze aus Politik, Wirtschaft, Medien und Kirche gern vorenthalten werden. Daneben lotet Rankin die Abgründe der menschlichen Psyche aus. Simple Schurken, deren möglichst malerisches, weil „gerechtes“ Ende bejubelt werden kann, gibt es bei ihm nicht.

Ian Rankins Rebus-Romane kommen nach 1990 in Großbritannien, aber auch in den USA stets auf die Bestsellerlisten. Die renommierte „Crime Writers‘ Association of Great Britain“ zeichnet ihn zweimal mit dem „Short Story Dagger“ (1994 und 1996) sowie 1997 mit dem „Macallan Gold Dagger Award“ aus. 1992 ehrt man ihn in den USA mit dem „Chandler-Fulbright Award“ als „Nachwuchsautoren des Jahres“. Rankin gewinnt im Jahre 2000 weiter an Popularität, als die britische BBC beginnt, die Rebus-Romane zu verfilmen.

Ian Rankins [Website]http://www.ianrankin.net ist höchst empfehlenswert; über die bloße Auflistung seiner Werke verwöhnt sie u. a. mit einem virtuellen Gang durch das Edinburgh des John Rebus.

Die John Rebus-Romane …
… erscheinen in Deutschland im |Wilhelm Goldmann Verlag| (Stand: Sommer 2005):

01. [Verborgene Muster 956 (1987, Knots & Crosses) – TB-Nr. 44607
02. [Das zweite Zeichen 1442 (1991, Hide & Seek) – TB-Nr. 44608
03. Wolfsmale (1992, Wolfman/Tooth and Nail) – TB-Nr. 44609
04. Ehrensache (1992, Strip Jack) – TB-Nr. 45014
05. Verschlüsselte Wahrheit (1993, The Black Book) – TB Nr. 45015
06. Blutschuld (1994, Mortal Causes) – TB Nr. 45016
07. [Ein eisiger Tod 575 (1995, Let it Bleed) – TB Nr. 45428
08. Das Souvenir des Mörders (1997, Black & Blue)
09. Die Sünden der Väter (1998, The Hanging Garden) – TB Nr. 45429 (noch nicht erschienen)
10. Dead Souls (1999, noch kein dt. Titel)
11. Der kalte Hauch der Nacht (2000, Set in Darkness) – TB Nr. 45387
12. Puppenspiel (2001, The Falls) – TB Nr. 45636
13. [Die Tore der Finsternis 1450 (2002, Resurrection Man)
14. Die Kinder des Todes (2003, A Question of Blood)
15. So soll er sterben (2004, Fleshmarket Close, noch nicht erschienen)

Darüber hinaus gibt es zwei Sammlungen mit Rebus-Kurzgeschichten: „A Good Hanging & Other Stories“ sowie „Beggars Banquet“. Hinzu kommt „Rebus’s Scotland“, ein Fotoband mit Texten von Rankin, der hier jene Orte aufsucht, die ihn zu seinen Romanen inspirierten.

Holt, Anne – Wahrheit dahinter, Die

_Auf den Hund gekommen_

Kurz vor Weihnachten erreicht Hanne Wilhelmsen die Schreckensnachricht, dass vier Leichen gefunden worden sind, die von Schüssen aus zwei verschiedenen Waffen durchlöchert wurden. Ihr Urlaub muss folglich erst einmal verschoben werden und auch an ruhige Feiertage ist selbstverständlich nicht zu denken. Drei der Opfer zählen zur reichen Familie Stahlberg, doch das vierte Opfer gibt der Polizei Rätsel auf; zunächst ist seine Identität unklar, doch auch als Knut Sidensvans als viertes Mordopfer identifiziert ist, fehlt sämtlicher Zusammenhang zur Familie Stahlberg. Erschwerend für die Ermittlungen kommt hinzu, dass ein Hund zuerst am Tatort gewesen ist und sich dort an den Leichen gütlich getan hat. Viele Spuren sind dadurch verwischt worden.

Dennoch zeichnet sich schnell ab, dass Familie Stahlberg einiges zu verbergen hat. Das Familienoberhaupt Hermann Stahlberg und seine Ehefrau Tutta sind ermordet worden, sowie der älteste Sohn Preben. Zurück bleiben die Kinder Carl-Christian und Hermine, die beide mehr zu wissen scheinen, als sie zugeben wollen. Zudem besitzt Carl-Christian einen Waffenschein und hatte sich offensichtlich mit seinem Vater überworfen. Hermine dagegen hat zwar ein Drogenproblem, scheint aber dennoch von ihren Eltern bevorzugt worden zu sein. Billy T. findet über zweideutige Kontakte im Osloer Untergrund heraus, dass Hermine illegal Waffen gekauft und sich in den letzten Wochen seltsam benommen hat. Auch die Alibis der beiden Stahlbergkinder sind mehr als dünn, sodass der Schluss nahe liegt, dass eine Familientragödie aufzuklären ist.

Doch Hanne Wilhelmsen will sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden geben und bemüht sich, mehr über das vierte Opfer herauszufinden, das ihrer Meinung nach nicht nur zufällig in das Familiendrama geschlittert ist, sondern eine wichtige Rolle spielen könnte. Dennoch macht sich Hanne mit ihren unkonventionellen Ermittlungsmethoden keine Freunde. Am Ende steht aber allen Beteiligten eine große Überraschung bevor …

_Interessant und überraschend, aber konstruiert_

In einer Art Prolog begleiten wir einen herumstreunenden Hund bei seinem blutigen Leichenfund, der für das ausgehungerte Tier ein wahres Festmahl darstellt. Gleich darauf beginnen auch schon die Ermittlungen, als Billy T. spätabends seine Kollegin Hanne Wilhelmsen zum Tatort beruft, obwohl diese kurz vor ihrem wohlverdienten Weihnachtsurlaub steht. Der begangene Mord ist grausam, doch verdichten sich die Hinweise schnell zu einem konkreten Tatverdacht, denn es ist offensichtlich, dass Carl-Christian und auch Hermine Stahlberg einiges zu verbergen haben. Beide lügen und können kein entlastendes Alibi vorweisen.

Wie nach einem Rettungsanker greifen die Polizisten dankbar diese Verdachtsmomente auf, um ihre Ermittlungen so schnell wie möglich abschließen zu können. Der Mord hat viel Aufsehen erregt, außerdem sind die Beamten urlaubsreif und übermüdet, sodass man es ihnen fast nachsehen kann, dass sie viele Hinweise nicht hinterfragen, sondern sich nur noch in eine Richtung fortbewegen.

Dem gegenüber steht allein Hanne Wilhelmsen, die zwar auch nicht so recht an die Unschuld der Stahlbergkinder glauben kann, da diese sich immer mehr in Lügen verstricken, doch Hanne möchte sicher sein und die Verbindung Knut Sidensvans zur einflussreichen Familie Stahlberg herausfinden. Dennoch entwickelt der Kriminalfall sich relativ einseitig weiter, es wird kaum in andere Richtungen ermittelt und für den Leser zeichnet sich auch kein anderer Tatverdächtiger ab. Erst mit Kenntnis der Auflösung bemerkt der Leser, dass Anne Holt ganz unbemerkt zwischendurch Hinweise eingeflochten hat, die sehr wohl einen weiteren Verdächtigen bemerkbar machen. Diese Andeutungen sind allerdings so geschickt eingestreut, dass ich sie überlesen hatte und am Ende von der Autorin überrascht wurde. Um sich das ganze Lesevergnügen zu erhalten, empfehle ich, die Inhaltsangabe auf Seite 2 nicht zu lesen, da hier ein wenig vorgegriffen wird.

Trotz alledem war ich mit der Auflösung am Ende nicht vollauf zufrieden; es war klar, dass Anne Holt noch ein Ass aus dem Ärmel zaubern würde und am Ende nichts so ist, wie es scheint, allerdings kam mir das Buchende künstlich konstruiert vor. Obwohl zwischendurch kleine Hinweise eingeflochten waren, fiel der wahre Schuldige vom Himmel und auch die Hintergründe des Mordes und der Tatablauf scheinen nicht sonderlich realistisch, zu viele Zufälle kommen hier zusammen. Hier schießt Anne Holt in ihrem Wunsch, ihre Leser zu überraschen, meiner Meinung nach etwas über das Ziel hinaus.

_Personalien_

„Die Wahrheit dahinter“ ist ein weiterer Krimi aus der Hanne-Wilhelmsen-Reihe, der mit einem kleinen zeitlichen Bruch nach „Das letzte Mahl“ die Serie fortsetzt. Aus eigener Erfahrung kann ich nur dringend dazu raten, die Bücher in chronologischer Reihenfolge zu lesen, um der personellen Weiterentwicklung folgen zu können. Anne Holt verwendet viel Zeit darauf, um ihre handelnden Figuren näher vorzustellen; so erfahren wir in diesem Buch, dass Hanne Wilhelmsen nach dem Tod ihrer ehemaligen Lebensgefährtin Cecilie eine wohlhabende Frau namens Nefis geheiratet hat. Die beiden leben zusammen mit ihrer skurrilen Haushälterin Marry in einer schönen Wohnung und auch Nefis äußert mehr als deutlich den Wunsch nach einem Kind. So sind auch in dieser Beziehung die Streitereien vorprogrammiert, denn in dieser Hinsicht ist Hanne Wilhelmsen uneinsichtig wie eh und je. Obwohl sie inzwischen in therapeutischer Behandlung ist, konnte sie ihre traurige Kindheit noch nicht überwinden und mag auch nicht die Verantwortung für ein eigenes Kind übernehmen.

Eine weitere wichtige Figur ist Billy T., der mit der Frau seines fünften Kindes zusammenlebt, aber permanent unter Geldmangel leidet, weil er vier Exfreundinnen Alimente für die gemeinsamen Kinder zahlen muss. Auch seine Verbindung zu dubiosen Osloer Kreisen sind noch nicht eingeschlafen; so liefert Billy T. entscheidende Hinweise zur Auflösung des Mordfalles. Während Billy T. in den vorigen Romanen Hannes einziger Vertrauter war und er allein wusste, dass seine Kollegin lesbisch ist, distanziert sich Hanne in diesem Buch mehr denn je von Billy T.

Doch auch die Stahlbergkinder bekommen viel Raum in der Erzählung. Anne Holt stellt ausführlich Hermine und ihre Drogenprobleme vor, aber auch Carl-Christian und seine Ehefrau Mabelle finden Erwähnung. Die Autorin versucht hier bemüht, alle Charaktere nahezu gleichwertig zu behandeln; wir begleiten fast alle Personen in ihr Privatleben und lesen über ihre Gedanken und Handlungen. Allerdings franst die Erzählung dadurch so sehr aus, dass man den Gedankengängen der Autorin kaum folgen kann. Wünschenswert wäre es gewesen, wenn Anne Holt sich auf drei oder vier Figuren konzentriert hätte, nicht jeder Charakter kann gleichwertig vorgestellt werden, ohne die Leser zu verwirren. Durch die vielen Charakterisierungen gerät leider die Erzählung ins Stocken, da es inhaltlich nur wenig vorangeht. Schade – eine gute Figurenzeichnung trägt zwar zum Lesegenuss bei, kann aber die Freude auch trüben, wenn sie übertrieben wird.

_Am Ende siegt die Wahrheit_

Anne Holt hebt sich alleine schon durch ihre lesbische Krimiheldin deutlich von ihren Krimikollegen ab, verwendet aber so viel Zeit und Mühe, um ihre Figuren zu präsentieren, dass dringend dazu geraten ist, Holts Romane in chronologischer Reihenfolge zu lesen. Sonst ist es äußerst schwierig, die vergangenen personellen Entwicklungen nachzuvollziehen. Der vorliegende Kriminalfall erscheint uns äußerst brisant; drei Mitglieder der einflussreichen Familie Stahlberg sind brutal ermordet worden und stören damit die idyllischen Vorbereitungen zum verschneiten Weihnachtsfest in Oslo. Dadurch entsteht ein interessanter Gegensatz. Durch die ausschweifenden Personenbeschreibungen verliert man sich aber schnell in den unterschiedlichen Handlungssträngen und blättert ein wenig verwirrt weiter; ein roter Faden wäre hier an einigen Stellen wünschenswert gewesen. Die Auflösung erschien mir ein wenig zu unwahrscheinlich und konstruiert, sodass ein fader Nachgeschmack zurückbleibt. Dennoch versteht es Anne Holt, ihre Leser zu unterhalten und wie immer am Ende auch zu überraschen. Es sind daher nur kleine Abzüge zu vermerken, die die Lektüre dieses Buches ein wenig verkomplizieren und das Lesevergnügen trüben.

Huston, Charlie – Gejagte, Der

Gut ein Jahr ist es her, dass Charlie Hustons Romandebüt [„Der Prügelknabe“ 1469 auf den deutschen Markt kam. Nun folgt mit „Der Gejagte“ die Fortsetzung der rasanten Flucht des sympathischen Verlierertypen Hank Thompson – kein bisschen weniger actionreich als der erste Teil und auch kein bisschen unblutiger.

Etwa drei Jahre sind vergangen, seit Hank Thompson mit viereinhalb Millionen Dollar im Gepäck die Flucht von New York nach Mexiko gelang. Es sind nicht seine viereinhalb Millionen Dollar, wohlgemerkt, sondern die mehrerer mittlerweile toter Gangster aus New York. In dem Zwist zwischen russischer Mafia, korrupten Polizisten und Gangstern, der um das Geld entbrannt war, geriet Hank damals zwischen die Fronten – nur weil er so nett war, ein paar Tage auf die Katze seines Nachbarn Russ aufzupassen. Am Ende ist es Hank, dem mit dem Geld die Flucht gelingt.

Seit drei Jahren lebt Hank, der meistgesuchte Mann Amerikas, also nun schon in Mexiko. Er hat ein bescheidenes kleines Häuschen am Strand und verbringt die meisten Tage bei seinem Freund Pedro in der Strandbar. Kurzum: Hank genießt das Leben. Als dann aber plötzlich in Pedros Bar ein Typ mit russischem Akzent auftaucht, holt Hank die Vergangenheit wieder ein.

Hank muss feststellen, dass sein geheimes Leben in Mexiko aufzufliegen droht und so tritt er erneut die Flucht an. Er geht zurück in die USA, doch kaum hat er amerikanischen Boden betreten, beginnt die wilde Jagd von vorne. Wieder sind unterschiedliche Parteien hinter dem Geld her und wieder zieht Hank eine Schneise der Verwüstung hinter sich her – quer durch die USA …

Bereits Hustons Debütroman „Der Prügelknabe“ verkaufte sich gut. Die Kritiker waren voll des Lobes und die Filmrechte sind bereits nach Hollywood verkauft. Der nun vorliegende zweite Teil von Hustons als Trilogie angelegter Geschichte steht dem in nichts nach. Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist wieder Hank. Besonders im ersten Roman baut Huston Hank als eine sympathische Figur auf. Ein Verlierer, mit dem es das Leben nicht immer gut meint und mit dem man mitleidet und mitfiebert. Hank wirkte in seiner ganzen Art glaubwürdig und menschlich, da konnten alle Geschehnisse um ihn herum noch so abgefahren sein.

Es ist schon in „Der Prügelknabe“, als Hank eine Grenze überschreitet, die auch in seiner Figurenzeichnung zu einer Veränderung führt. Ab einem gewissen Punkt nimmt Hank die Geschichte selbst in die Hand und verliert dabei seine Unschuld. Am Ende gehen sechs Leichen auf sein Konto und Hank ist nicht mehr derselbe wie vorher. Diese Entwicklung führt Huston auch im zweiten Band konsequent weiter. Hank hat sich verändert, er ist härter geworden und wenn er Gewalt anwenden muss, um mit heiler Haut davonzukommen, dann tut er das eben – eine reine Zweckmäßigkeit. Ein paar Punkte büßt er dadurch auf der Sympathieskala zwar ein, aber dennoch wirkt die Veränderung glaubwürdig, denn letztendlich geht es Hank immer noch um nichts anderes, als darum, sich und seine Lieben vor weiterem Unheil zu bewahren. Hank ist im zweiten Band abgebrühter und härter. Ein Resultat seiner Erlebnisse aus dem ersten Band.

Auch Huston hat sich im weiteren Verlauf der Geschichte entwickelt. Der erste Roman wirkte vom Stil her schon selbstbewusst und gewitzt. Auch das entwickelt er im zweiten Band konsequent weiter. Die schwarzhumorige Seite seiner Erzählung weiß er stärker zu unterstreichen. Wo Hank hinkommt, da gibt es immer eine Eskalation der Situation. Alles läuft gegen ihn, ständig gerät er an die falschen Typen und alles endet im Chaos. Wie ein roter Faden zieht sich das durch die gesamte Handlung und je mehr Hank daran verzweifelt, desto komischer wirkt all das auch. Huston baut einen ganz unterschwelligen, schwarzen Humor in die Geschichte ein, so dass der Roman zu einem wahren Lesevergnügen wird.

Was zum Lesevergnügen ebenso beiträgt, ist Hustons Erzählstil. Die Geschichte wirkt sehr plastisch, der Drehbuchautor Huston lässt im Kopf des Lesers die Handlung wie einen rasanten Actionfilm ablaufen: schnelle Schnitte, rasante Wortwechsel, kurze prägnante Sätze. Ein Roman, der sich binnen kürzester Zeit verschlingen lässt. Man kann sich schon beim Lesen des Buches „Der Gejagte“ ganz wunderbar als Film vorstellen und das, obwohl Huston sich zu keiner Zeit mit ausschweifenden Beschreibungen aufhält. Atmosphäre und Figurenzeichnung entfalten sich bei ihm auch schon mit wenigen Worten ganz hervorragend.

„Der Gejagte“ ist genau wie „Der Prügelknabe“ im Grunde ein Actionfilm im Buchformat. Huston legt ein hohes Tempo für seine rasante Odyssee quer durch Amerika vor und heizt schon mit diesem hohen Erzähltempo die Spannung an. Dominiert wird der Spannungsbogen stets von einer Frage: Wie kommt Hank da bloß mit heiler Haut wieder heraus? Diese Frage brennt einem vom ersten bis zum letzten Kapitel unter den Nägeln. Wirklich beantwortet wird sie aber vermutlich erst im dritten Teil der Trilogie.

Parallelen zum Actionfilm gibt es nicht nur aufgrund des hohen Erzähltempos und des Gegenstands der Handlung. Auch sprachlich trifft dieser Vergleich zu. Die Dialoge sind immer wieder ein wenig vulgär. Es wird viel geflucht und in gangstermäßigem Slang schlau dahergeredet, Drogen werden konsumiert (und das nicht zu knapp), Personen mit Schusswaffen bedroht. Es geht insgesamt schon recht ruppig zu und die handelnden Protagonisten sind alles andere als zimperlich im Umgang miteinander. Dementsprechend verläuft auch „Der Gejagte“ nicht ohne reichlich Blutvergießen und wie auch schon im Auftaktroman der Trilogie geht es in den Schilderungen nicht immer ganz appetitlich zu. Hustons Trilogie ist also nicht unbedingt für zartbesaitete Gemüter und lässt sich innerhalb des Thrillergenres eher in der Hard-Boiled-Ecke positionieren.

Ein paar Worte noch zur Kontinuität: Für Quereinsteiger ist „Der Gejagte“ nicht unbedingt zu empfehlen. Wer das Buch liest, sollte möglichst auch die Kenntnisse aus dem ersten Teil haben. Huston baut zwar Rückblenden auf den ersten Roman ein, aber die können nicht dazu dienen, einem Quereinsteiger zu vermitteln, was im ersten Teil alles passiert ist. Dafür geschieht in der Geschichte einfach zu viel. Vielmehr rufen sie dem Leser ins Gedächtnis, was im ersten Teil besonders wichtig war. Also bitte die Trilogie möglichst komplett und in vorgesehener Reihenfolge lesen. Nach dem ersten Band will man ohnehin wissen, wie’s weitergeht und so kommt man kaum umhin, sie nicht komplett zu lesen.

Auch die Ausgangssituation, die Huston für den dritten Teil der Trilogie schafft, ist sehr vielversprechend. Die Geschichte entwickelt noch eine gänzlich neue Richtung, die im dritten Teil sicherlich die Hauptrolle spielen wird.

Fazit: Was Huston mit „Der Prügelknabe“ so erfrischend und rasant angefangen hat, führt er mit „Der Gejagte“ konsequent fort. Stilistisch bemerkt man eine gewisse dezente Weiterentwicklung. Hank Thompson bleibt als Protagonist außerordentlich interessant. Obwohl er abgebrühter und härter geworden ist, behält er seine sympathische, menschliche Seite – eine Figur, mit der man mitfiebert und mitleidet. Der Roman an sich ist ein rasantes, actiongeladenes und schwarzhumorig angehauchtes Lesevergnügen und ausgezeichnetes Kopfkino. Da darf man mit Spannung erwarten, wie Huston die Geschichte im abschließenden dritten Teil auflösen wird.

Gebhardt, Harald / Ludwig, Maria – Von Drachen, Yetis und Vampiren. Fabeltieren auf der Spur

Fabelwesen – seltsame Tiere oder Tiermenschen, die stets genau dort zu finden sind, wohin sich der Mensch normalerweise nicht zu gehen traut. Man „kennt“ sie nur vom Hörensagen, findet seltsame Spuren, stellt sich fantasiereich ihre Erzeuger vor. Manchmal ruft man sie sogar durch die Kraft der eigenen Vorstellung ins Leben. Vor allem im Alltag unserer eher von Mythen als von der Wissenschaft geprägten Vorfahren waren Fabelwesen wichtig: Ihr Wirken half unverstandene und gefürchtete, scheinbar übernatürliche Vorgänge zu „erklären“. Schiffe gehen auf dem Meer verloren? Da müssen Seeschlangen und Riesenkraken ihr Unwesen treiben! Auf einem Berg raucht, brennt und zischt es? Hier wohnt gewiss ein Drache! Im Dorf tobt eine Seuche, während auf dem Friedhof feist & rosig die Toten in ihren Särgen dösen? Holzpflock her, denn Vampire gehen um!

Sie halten sich zäh, die „Fabeltiere im Leben der Menschen“ (S. 9-36); noch in der Gegenwart begleiten sie uns, wobei sich natürlich ein gravierender Bedeutungswandel feststellen lässt, den uns die beiden Verfasser des hier vorgestellten Buches verdeutlichen. Die ältesten Fabelwesen stehen seit Ewigkeiten über uns: Starrt man lange genug in den Nachthimmel, lassen sich Sterne zu Bildern fügen, die in Beziehung zu Legenden und Sagen gesetzt wurden. Da gibt es Sternbilder wie Pegasus, benannt nach dem geflügelten Pferd, den Drachen, das Einhorn und viele andere. Sie alle besaßen große Symbolkraft, was ihnen feste Plätze in der Heilkunst, der Magie und in der Religion sicherte. Auch das Christentum ist keineswegs frei von solchen Wesen. Fabeltiere fanden ihren Platz auf Adels- und Stadtwappen, wo sie von der Stärke der auf diese Weise Ausgezeichneten kündeten. Recht prosaisch schlug man ihr Abbild in Münzen, würdigte sie freilich auch in der Kunst. Malerei und Architektur, Musik, Lyrik und Prosa, später Film und Werbung: Fabeltiere erwiesen sich erstaunlich lebensfähig, auch nachdem ihre rein mythische Natur enthüllt war.

Zu den wichtigsten Fabelwesen überhaupt gehören die „Drachen und ihre Vettern“ (S. 37-61). Sie existieren in verschiedenen Kulturen und zu verschiedenen Zeiten, im Abendland und im Fernen Osten. Immer sehen sie erstaunlich ähnlich aus. Die Verfasser gehen der Frage nach, ob es reale Vorbilder für den Drachen gibt. Ausführlich stellen sie anschließend die fernöstlichen Drachen vor, die als Weltenschützer, Beschützer und Glücksbringer hoch in Ehren gehalten wurden, während um die Lind- und Tatzelwürmer und Basilisken des Abendlandes besser ein großer Bogen zu schlagen war.

„Klassische Fabelwesen“ (S. 62-114): Die meisten „Prototypen“ bekannter Fabelwesen finden sich in den Sagen des klassischen Altertums. Ob Sphinx, Hydra, Chimära und Zerberus, Phönix, Vogel Rock, Greif, Harpyien, Pegasus, Zentauren und Gorgonen: Sie plagten nach Homer oder Vergil die Menschen des Mittelmeerraums und standen zudem meist im Bunde mit den Göttern, welche keineswegs für ihren Gerechtigkeitssinn bekannt waren. Die Autoren stellen den „Werdegang“ dieser Wesen dar. Außerdem weisen sie darauf hin, dass die Naturwissenschaftler der Neuzeit die alten Fabelwesen „weiterleben“ ließen, indem sie realen, meist bizarr wirkenden Tiere oder Pflanzen ihre Namen gaben. So gibt es die Hydra, den Greif, die Harpyie oder Gorgonen tatsächlich, auch wenn sich dahinter meist harmlose Kreaturen verbergen.

Fabelwesen eher jüngeren Datums sind der Vampir, diverse Affenmenschen wie der Yeti, Bigfoot oder Almasty, der „Neandertaler aus dem Kaukasus“. Hier mischen sich Mystik und „wissenschaftlich“ begründeter Glaube (bzw. die Hoffnung), unbekannten Wesen aus der Urzeit sei es gelungen, sich auf der fast gänzlich erforschten Erde gewisse Nischen zu besetzen und auf diese Weise zu überleben.

Von dieser Theorie profitieren verständlicherweise vor allem die „Fabeltiere der Meere“ (S. 115-156). Sie existieren (vielleicht) dort, wo es in der Tat schwer ist, sie festzunageln. Zwar wurden das Meerpferd oder der Leviathan inzwischen als reines Seegarn entlarvt. Mindestens ebenso seltsame, zum Teil sehr reale Kreaturen sind an ihre Stellen gerückt. Die Verfasser berichten Neues über Haie, Seeschlangen (unter Berücksichtigung des Ungeheuers von Loch Ness), den Riesenkalmar, den Pottwal und über Sirenen (bzw. Seekühe). Jedem Kapitel folgt der Versuch einer Interpretation, wobei sich Fabel und Fakt oft erstaunlich gut trennen lassen, ohne dabei das Mysterium selbst zu beschädigen: Die Wahrheit, die bekanntlich immer irgendwo da draußen ist, wirkt mindestens ebenso faszinierend wie das Mutmaßliche.

„Reale Fabeltiere“ (S. 157-192): Der Kreis schließt sich, wenn wir zu den „echten“ Fabeltieren kommen. Jawohl, es gibt oder gab sie: den Quastenflosser, die neuseeländische Brückenechse, den Komodo-Waran, den Dodo, den riesigen Moa, das Okapi, das vietnamesische Dschungelrind Sao-La oder das Riesenfaultier Mapinguari. (Wobei Letzteres eher die Hoffnung auf eine mögliche Entdeckung symbolisiert: Der Mensch liebt es, Tiere neu zu entdecken, die er früher ausgerottet hat; es entlastet ihn ökologisch und moralisch.)

„Fabelwesen falsch gedeutet“ (S. 193-214): Das abschließende Kapitel macht deutlich, dass im Zusammenhang mit Fabeltieren Glauben oft Wissen bedeutet(e). Zwar verlangt der skeptische Mensch Beweise, aber die lassen sich (erschreckend) leicht finden. Um ein Narwal- oder Panzernashorn lässt sich problemlos ein Einhorn konstruieren, wenn man die eigentlichen Hornträger nicht kennt. Die massiven Schenkelknochen eines Mammuts geben vortreffliche Überreste böser Riesen ab, welche – noch besser! – in der biblischen Sintflut umgekommen sind und sich so zusätzlich als lehrreiche Kirchenpropaganda nutzen lassen. Für den Menschen der Gegenwart einfacher nachvollziehbar ist dagegen ein Irrtum, der den Glauben an vorzeitliche Zyklopen schürte: Wer hätte gedacht, dass es auf den Inseln des Mittelmeers vor gar nicht so langer Zeit Zwergelefanten lebten, deren Schädel sich wunderbar als Zyklopenköpfe deuten ließen?

Der reichhaltige Anhang (S. 215-223) umfasst die verwendete bzw. weiterführende Literatur sowie ein ausführliches Stichwort- und Quellenverzeichnis, mit deren Hilfe man sich sehr gut innerhalb des Buches orientieren kann.

Die „Geheimnisse der Natur“-Reihe des |BLV|-Verlags stellt ihren Lesern bekannte oder weniger bekannte Mythen vor, die auf ihren realen Kern abgeklopft werden. So gibt es Bände über „den Vogel“, „das Meer“, „das Pferd“ oder „den Baum“, die das breite Bedeutungsspektrum belegen, welches scheinbare Alltagsphänomene in der Menschheitsgeschichte einnehmen.

Die einzelnen Themen können aus Platzgründen einerseits überblicksartig und andererseits exemplarisch behandelt werden. Das vorliegende Buch stellt keine Ausnahme dar. Die Inhaltsangabe macht deutlich, welche Rolle Fabelwesen für den Menschen spielten und spielen. Dem Literaturverzeichnis ist zu entnehmen, dass über Kreaturen wie Riesenkraken, Drachen oder Riesen dickleibige Bücher geschrieben wurden. Mit solcher Informationstiefe können Gebhard & Ludwig nicht dienen; es liegt auch gar nicht in ihrer Absicht.

Ihnen ist es wie gesagt wichtig, das Thema in seiner Vielfältigkeit abzuhandeln. Das ist, wie immer, wenn Mythisches ins Spiel kommt, recht kompliziert. Leicht können Nachforschungen darüber, woher die Einhörner wirklich stammen, sehr fachspezifisch und – seien wir ehrlich – trocken ausfallen. Hier seien die Verfasser ausdrücklich für die Allgemeinverständlichkeit gelobt, mit der sie ihre Erkenntnisse unter steter Wahrung der Fakten einem möglichst breiten Publikum nahe bringen. Schließlich galt es zahlreiche, durchaus kontroverse Fachbereiche (Geschichte, Biologie, Archäologie, Psychologie u. a.) unter einen Hut zu bringen. Lobend hervorzuheben ist weiterhin die Gegenüberstellung des einzelnen Fabelmythos‘ mit der Realität. Hilfreich sind auch die zahlreichen, meist farbigen und sehr qualitätvollen Abbildungen, welche die Allgegenwärtigkeit der Fabelwesen nachdrücklich unterstreichen.

Eine gewisse themenspezifische Einseitigkeit sei dem Autorenduo verziehen. Auf sicherem Forschergrund bewegen sie sich, solange sie mythologische Fabelwesen präsentieren. Schwammiger wird es, wenn es um jene Wesen geht, von denen primär in der Folklore ethnisch-geografischer Randgruppen die Rede ist, während handfeste Existenzbeweise fehlen. Hier geraten wir in die Untiefen der Kryptozoologie. Sie ist keine anerkannte Wissenschaft. Ihre Anhänger bedienen sich der Methoden „richtiger“ Forscher, doch es gibt eine Grenze: Die Sehnsucht, diese Welt mit Fabelwesen zu bevölkern, lässt sie die strikte Beweispflicht, die aus Theorien Fakten werden lässt, gern vergessen. Dieser Vorwurf wird mit dem Argument gekontert, die Schulwissenschaft wisse auch nicht alles bzw. urteile zu streng oder sei verbohrt in ihren Ansichten. Das mag im Einzelfall zutreffen. Dennoch bleibt die (nicht immer vermerkte) Tatsache, dass die Argumente wider den Yeti, das Ungeheuer von Loch Ness oder wundersam überlebende Saurier in lauschigen Urwaldseen überzeugender sind als die kryptozoologischen Gegenbeweise: Die Autoren halten es bei aller Objektivität offenkundig mit Fox Mulder selig. („I want to believe!“)

Behält man dies im Hinterkopf, wird – und das zu einem heutzutage fairen Kaufpreis – ein wunderbarer Einstieg in ein (buchstäblich) bezauberndes Thema geboten. Wer sich ihm intensiver widmen möchte, findet in der Literaturliste manche Anregung.

Isau, Ralf – weiße Wanderer, Der (Der Kreis der Dämmerung, Teil 3)

Der Kreis der Dämmerung:

Band 1: „Das Jahrhundertkind“
Band 2: „Der Wahrheitsfinder“
Band 3: „Der weiße Wanderer“

Die Wunden, die der Nationalsozialismus David geschlagen hat, haben ihn zu einem verschlossenen Einzelkämpfer gemacht. Entschlossen, nie mehr das Leben anderer Menschen zu gefährden, lehnt er jegliche Mithilfe, die über das Zutragen von Informationen hinausgeht, strickt ab. Doch die Menschlichkeit lässt sich dadurch nicht abschrecken, immer wieder erreicht ihn, fast gegen seinen Willen, die Hilfe anderer. So ist sein alter Freund und Leibwächter aus Jugendtagen, der Inder Balu, gerade rechtzeitig zur Stelle, um David das Leben zu retten, und in New York steht eines Tages unerwartet ein Mann mit Baskenmütze vor seiner Tür, den er aus Berlin kennt, und dem Rebekka ein Bild abgekauft hat. Binnen kurzem ist der Maler Ruben Rubinstein nicht nur ein „Bruder“ in Davids Sinne, sondern auch sein Geldbeschaffer und Vermögensverwalter.

Das Gros seiner Unternehmungen führt David jedoch immer noch allein aus. In Indien entdeckt er neue Spuren, die ihn auf dem Umweg über Pakistan und Korea nach Südamerika führen. Tatsächlich gelingt es David, zwei weitere Logenbrüder unschädlich zu machen. Doch seine Suche nach von Papen, den er eigentlich fassen will, bleibt vergebens. Da erhält er völlig überraschend eine Nachricht, die ihn veranlasst, nach Rom zu reisen. Noch weit überraschender ist die Entdeckung, die ihn dort erwartet …

Im Vergleich zu seinen Vorgängerbänden umfasst „Der weiße Wanderer“ nur einen relativ kurzen Zeitraum von rund zehn Jahren.
Bereits im „Wahrheitsfinder“ war David unglaublich viel unterwegs, im Vergleich zum Folgeband wirkte dieser durch die räumliche und thematische Begrenzung auf hauptsächlich Europa beziehungsweise Deutschland jedoch wesentlich kompakter und in sich geschlossener als der dritte Teil des Zyklus. Bei Letzterem bedingen natürlich die verschiedenen Etappen einander, da sie jeweils die Hinweise für das nächste Ziel liefern, die Ziele selbst jedoch haben, anders als in Band zwei, nicht unmittelbar miteinander zu tun und wirken daher ein wenig hintereinander aufgereiht.

Abgesehen davon hat David durch heimliches Üben seine Fähigkeiten vervollkommnet. Eine Bemerkung Albert Einsteins während eines Interviews hat ihn auf den Gedanken gebracht, diese auf ein bisher unerprobtes Gebiet auszuweiten, mit erstaunlichem Erfolg. Diese erweiterten Fähigkeiten zusammen mit seiner neu erworbenen Ruhe und Gefasstheit angesichts der Gefahr machen ihn für den Kreis zu einem weit ernster zu nehmenden Gegner als bisher. Seinen Gegenspielern merkt man das deutlich an. Sie sind nervös geworden!

All das verschiebt die Gewichtung innerhalb des Buches beträchtlich: von einer übermächtigen, alles überrollenden Bedrohung, der David fast völlig hilflos gegenübersteht, zu einem Duell mit einem eher ebenbürtigen Gegner, gegen den zu gewinnen nicht mehr unbedingt eine Frage der Fähigkeiten ist, sondern vor allem auch eine Frage der Zeit. Die Grundstimmung ist daher weniger von Finsternis und Verzweiflung geprägt als von gelegentlichem Frust und erbittertem Trotz.

Was mich in diesem Zusammenhang ein wenig wunderte, war, warum die Mitglieder des Kreises Davids Verfolgung plötzlich so schleifen lassen, nachdem sie ihm in den Dreißigerjahren mit solcher Zähigkeit durch sämtliche Identitätswechsel hinterhergejagt sind! Niemand versucht mehr, ihn umzubringen, niemand versucht mehr, ihm den Fürstenring abzunehmen! Stattdessen verschanzen sich die Männer in ihren Verstecken, und als David bei ihnen auftaucht, lassen sie ihn trotz ihres Verdachtes, dass er das Jahrhundertkind sein könnte, an sich heran, verplappern sich mit geheimen Informationen und versagen dann bei seiner Beseitigung!

Das gilt besonders für Ben Nedal, der ja offenbar bereits vor Davids Ankunft in seinem Haus den Verdacht hatte, dieser könnte das Jahrhundertkind sein. Natürlich wollte er die Perle, aber um diese zu erlangen, hätte er den Verdächtigen auch einfach umbringen lassen können, noch bevor dieser sein Haus betrat. Im Zweifelsfall hätte er einen Unschuldigen auf dem Gewissen gehabt, was für einen solchen Mann wohl kaum ein Problem dargestellt hätte. Aufgrund von Davids Fähigkeiten mag es nicht gerade einfach sein, das Jahrhundertkind umzubringen. Zumindest aber hätte Ben Nedal sich im Falle eines Misserfolgs nicht verplappert! Und David hätte den Ring nicht erbeutet!

Davids Jagd nach einzelnen Logenbrüdern, insbesondere von Papen, sowie genaueren Informationen über den Kreis lässt die historischen Ereignisse ein gutes Stück in den Hintergrund treten. Als zwangsläufige Folge dieser veränderten Vorgehensweise ist der Korea-Krieg ebenso wie die Entmachtung Guzmáns in Guatemala eher eine Randerscheinung, die Davids Ermittlungen erschwert, als Zentrum der Handlung. Das gilt auch für das Rätsel um die Ringe, dessen Lösung David diesmal ungewöhnlich wenig Zeit widmet, obwohl die Frage, wie der Fürstenring zerstört werden kann, den eigentlichen Knackpunkt im Kampf gegen den Kreis bedeutet. Nur die Vernichtung Lord Belials kann das Ende von dessen Weltuntergangsverschwörungen garantieren!

„Der weiße Wanderer“ ist vom logischen Ablauf her und der Entwicklung von Davids Charakter nach in jedem Fall nachvollziehbar und passt zur Gesamtentwicklung. Dennoch bleibt er im Hinblick auf die Intensität des erzählten Geschehens ein Stück hinter seinen Vorgängern zurück. Auch der Spannungsbogen ist nicht ganz so straff gespannt wie bisher. Das Herumgezipfel mit der Suche nach von Papen in Südamerika hinterließ bei mir trotz der Ausschaltung Barrios‘ eine gewisse Unzufriedenheit, vielleicht, weil ich Davids verbissenen Wunsch, gerade diesen Mann unbedingt zur Rechenschaft zu ziehen, nicht ganz verstehen konnte, vielleicht auch, weil ich bis fast zum Ende des Buches das Gefühl hatte, der eigentlichen Lösung des Problems, nämlich der Zerstörung des Rings, kein Deut näher gekommen zu sein.
Trotzdem war auch dieses Buch immer noch interessant zu lesen, und der Schluss macht noch einmal gehörig Neugier auf den letzten Band, der außer dem Showdown auch noch einige Antworten und Lösungen enthalten dürfte. Wer jetzt aufhört zu lesen, ist selber schuld.

Ralf Isau, gebürtiger Berliner, war nach seinem Abitur und einer kaufmännischen Ausbildung zunächst als Programmierer tätig, ehe er 1988 zu schreiben anfing. Aus seiner Feder stammen außer der Neschan-Trilogie und dem Kreis der Dämmerung unter anderem „Der Herr der Unruhe“, „Der silberne Sinn“, „Das Netz der Schattenspiele“ und „Das Museum der gestohlenen Erinnerungen“. In der Reihe Die Legenden von Phantásien ist von ihm „Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz“ erschienen. Im Juli dieses Jahres kam der erste Band der Chroniken von Mirad unter dem Titel „Das gespiegelte Herz“ heraus, im September wird „Die Galerie der Lügen“ herausgegeben. In der Zwischenzeit arbeitet der Autor an den Folgebänden der Chroniken von Mirad.

Taschenbuch 506 Seiten
ISBN-13: 978-3-404-15320-6

http://www.luebbe.de/
http://www.isau.de/index.html

Der Autor vergibt: (4.5/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (6 Stimmen, Durchschnitt: 1,00 von 5)


http://www.isau.de

Scott, Manda – Im kalten Morgenlicht

Es ist eine kalte, dunkle Nacht in Glasgow, Schottland, in der Dr. Kellen Stewart, Therapeutin, erfahren muss, dass ihre jetzige Freundin und einstige Geliebte Bridget Donnelly tot aufgefunden wurde. Auf ihrem Bauern- und Reiterhof, den sie gemeinsam mit Kellen besitzt, hat sie offenbar mit starken Beruhigungsmitteln Selbstmord begangen; so denkt jedenfalls die Polizei, die natürlich gleichgültig und voller Vorurteile ob solcher moralisch verworfener Kundschaft an den Fall herangeht, wie Kellen und ihre Freundinnen Caroline und Lee sogleich im kollektiven lesbischen Verfolgungswahn konstatieren. (Stopp: „gleichgeschlechtlich“ ist die politisch korrekte Bezeichnung.) Nein, eine solche starke, lebenslustige Frau, eine wahre Heilige – viele (sehr viele) Rückblenden auf entsprechende Episoden des Donellyschen Lebens stellen dies eindrucksvoll unter Beweis -, kann sich niemals selbst gemeuchelt haben. Das wissen Kellen & Co. genau und beginnen folglich mit eigenen Ermittlungen.

Siehe da, Bridget Donnelly ist nicht das einzige Opfer in der Familie: Ihren Bruder Malcolm hat es schon einige Wochen zuvor niedergestreckt. Ein Herzanfall soll die vielversprechende Karriere des Biologen und Genforschers beendet haben, aber bei näherer Betrachtung fallen unseren Hobby-Detektivinnen einige Unstimmigkeiten auf. Der hochbegabte, idealistische und seiner Wissenschaft ergebene Malcolm hatte die Universität verlassen und sich in die Krakenarme eines pharmazeutischen Konzerns geworfen, der ihm seine Forschungen finanzierte, die offenbar weiter gediehen waren als es der Menschheit zuträglich ist – jedenfalls nach Auffassung des plötzlich von Skrupeln befallenen Entdeckers. (Man könnte dies die „Lex Frankenstein“ nennen.) Dabei spielen zwei harmlos aussehende Hühner eine Hauptrolle, die es indes in sich haben. Malcolm hatte sie gentechnisch aufgerüstet und dann, als ihm der Schrecken ob seines sündhaften Tuns (seltsam, dass er nie vor begangener Tat einen Gedanken daran verschwendete …) ins Gebein gefahren war, nicht etwa gebraten und auf solche Weise seinen finsteren Geldgebern entzogen, sondern auf dem Hof der Schwester unter vielen Artgenossen versteckt. Klug ausgedacht, aber in der Realität nicht schlau genug, wie beide Donnellys zu ihrem Nachteil erfahren mussten.

So rekonstruieren Kellen und ihre Verbündeten nach und nach Malcolms und Bridgets letzte Lebenswochen, was es im Dienste der Wahrheit erforderlich macht, des Nachts in zwielichtige Laboratorien einzubrechen, Computernetze zu knacken oder diverse Körperteile auf die Seite zu schaffen, bis endlich die mordlüsternen Hintermänner aufmerksam werden und beschließen, sich der neugierigen und lästigen Schnüfflerinnen zu entledigen …

„Im kalten Morgenlicht“ (dessen Titel im Original wesentlich treffender „Hühnerzähne“ lautet, was aber nicht übernommen wurde, weil es für den geistig schlichten und als Buchkäufer lieber nicht zu verwirrenden Krimi-Michel offenbar zu angelsächsisch, d. h. originell war) ist ein medizinischer Thriller mit ausgeprägten belletristischen Elementen. Die Genre-Leser werden mit den üblichen, aber immer wieder gern gesehenen Szenen (Untat, Ermittlung, Präventivschlag des Täters, großes Finale mit Auflösung und Verfolgungsjagd und/oder Schießerei) bedient, die Anhänger „richtiger“ Literatur massiv mit einer vorgeblich sozialrelevanten Nebenhandlung umworben. Hier bildet das Milieu der gleichgeschlechtlichen Frauenliebe die Kulisse, was völlig legitim und auch interessant ist, wäre die Verfasserin nicht gar zu eifrig damit beschäftigt, eine Art lesbische Parallelwelt zu gestalten, deren Bewohnerinnen geradezu aufdringlich deutlich von denselben großen und kleinen Dingen bewegt werden wie ihre „normalen“ Zeitgenossen. Davon ist der Leser schon bald oder ohnehin überzeugt und beginnt sich zu langweilen, wenn er (oder eher sie, wie man wohl das primäre Zielpublikum einschätzen darf) nicht gar zu sehr an den Irrungen & Wirrungen aus dem zwischenmenschlichen Bereich interessiert ist. Solche Kritik ist subjektiv, das weiß Ihr Rezensent; sie lässt sich hier aber mit objektiven Argumenten bestätigen. Hier sind vor allem die zahlreichen, oft willkürlich eingeschoben wirkenden Rückblenden auf prägende Erlebnisse aus der Vergangenheit unserer Heldinnen zu nennen, welche die ohnehin nicht gerade vor Leben sprühende Handlung unterbrechen und sich arg in die Länge ziehen. Denkt man sich zu all dem Seufzen, den seelenvollen Blicken ins Leere und bedeutungsschwangeren Sprüchen noch die passende Musik dazu, hat man quasi das kommende TV-Highlight der Woche („Genteufel im Moor – Rettet meine Geliebte!“) schon vor dem geistigen Auge.

Unter kriminalistischem Gesichtspunkt stellt „Im kalten Morgenlicht“ ebenfalls Schmalkost dar. Entkleidet man den Plot aller künstl(er)ischen Verwicklungen, kommt er recht bescheiden daher, was immerhin gewährleistet, dass er funktioniert. Dass Manda Scott für ihren Debütroman 1997 für den britischen „Orange Prize for Fiction“ nominiert wurde, erstaunt aber trotzdem. Nur: Solche Auszeichnungen gibt es inzwischen wie Sand am Meer, und sie werden (unter typisch pompösen Namen) heute anscheinend hauptsächlich ins Leben gerufen, um für die Institutionen zu werben, die sie verteilen. Daher sagt so ein Preis zunächst einmal gar nichts über die Qualität des ausgezeichneten Buches aus, was man besonders deshalb im Hinterkopf behalten sollte, da „Im kalten Morgenlicht“ besagten „Orange Prize“ letztlich gar nicht gewonnen hat, was im Klappentext übrigens keine weitere Erwähnung findet … (Ja, ja, der Rezensent prüft so etwas nach!)

Schwer leiden die Darsteller unseres Spiels unter dem Ehrgeiz ihrer geistigen Mutter. Trotzdem verdienen sie es nicht, von der Werbung als schlaue Girls mit flotten Sprüchen in die düstere Kiste zu den unsäglichen „Frauen-Krimis“ verbannt zu werden. Stattdessen sind Scott durchaus dreidimensionale, nicht gar zu dreist angepilcherte Frauengestalten gelungen, die aus ihrem glaubhaft geschilderten Alltag gerissen werden. Freilich ist Scott vorzuwerfen, dass sie den Alibi-Mann Inspektor Stewart MacDonald als typische Klischeefigur auftreten lässt. Recht unbeholfen muss er nach dem Willen der Verfasserin belegen, dass es unter den männlichen Bewohnern dieses Planeten auch ganz Gute gibt. Also ist er betont verständnisvoll, höflich, gebildet, stellt keine chauvinistischen Ansprüche & verschenkt Hundebabys – Herz, was willst du mehr? Ansonsten teilt sich die Welt der Männer in echte Schurken, impertinente Ignoranten und Dummköpfe; sie spielen hier nur die zweite Geige, was im gewählten Rahmen in Ordnung geht, in seiner naiven Schwarz-Weiß-Zeichnung aber dennoch irritiert und verärgert.

Manda Scott ist Tierärztin, passionierte Bergsteigerin und Schriftstellerin. Sie ist in Schottland geboren und lebt heute im ländlichen Suffolk mit einem Jagdhund und allen möglichen anderen tierischen Bewohnern. Kein Werbetexter vergisst, dieses idyllische Bild vom kleinen Schriftsteller-Glück zu malen; wer trotzdem noch Näheres wissen möchte, werfe einen Blick auf die Website der Verfasserin: http://www.mandascott.co.uk.

Als Autorin ließ Scott Kellen Stewart inzwischen in zwei weiteren Kriminalromanen auftreten. Darüber hinaus schrieb (oder besser verbrach) sie ein grauenvolles Historien-Garn namens „Die Herrin der Kelten“ (im |Goldmann|-Verlag erschienen) um Breaca, die Keltenprinzessin und „listige Kriegerin“, die sich (und den Leser) auf der schmerzvollen Suche nach Recht, Weltfrieden & Mr. Right durch das vorzeitliche Britannien quält.

Richard Morgan – Gefallene Engel

„Gefallene Engel“ ist der direkte Nachfolger von Richard Morgans Bestseller „Das Unsterblichkeitsprogramm“ , der unter anderem mit dem |Philip K. Dick Award| ausgezeichnet wurde. Wieder berichtet er aus der Perspektive des „Envoys“ Takeshi Kovacs aus einer düsteren Zukunft, in der körperlicher Tod kein Problem mehr darstellt: Denn das in einem kleinen, schwarzen Kästchen (der sogenannte kortikale „Stack“) im Nacken oder extern gespeicherte Bewusstsein eines Menschen ist potenziell unsterblich. Der Körper hingegen kann geklont werden, man wechselt seinen „Sleeve“, sobald er zerstört wird, und erhält einen Körper von der Stange oder mit besonderen Eigenschaften für Spezialaufgaben – oder eben auch nicht, alles eine Frage des Geldes und ob man gebraucht wird …

Richard Morgan – Gefallene Engel weiterlesen

Val McDermid – Das Lied der Sirenen

Bradfield, eine kleine Stadt in Nordengland. Ein Serienmörder versetzt die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Die ungewöhnliche Grausamkeit der Taten steigert die Panik, denn die verstümmelten Leichen zeigen deutlich die Spuren bizarrer und grausamster Folterungen. Ein Muster scheint den Morden zugrunde zu liegen: Die Opfer werden immer an Orten und Plätzen abgelegt, die von den homosexuellen Bürgern Bradfields bevorzugt werden. Das ist aber auch die einzige Erkenntnis, zu der die Polizei bisher gelangen konnte, die ansonsten wie üblich im Dunkeln tappt. Bedrängt von diversen Politikern, die auf rasche Aufklärung des Falls pochen, und natürlich von der Presse, muss die Polizei Hilfe von „außen“ in Anspruch nehmen. Assistent Chief Constable John Brandon engagiert den Psychologen Tony Hill, der als „Profiler“ die seltsame Kunst beherrscht, das Wesen eines Serienmörders aus den am Tatort zurückgelassenen Spuren zu rekonstruieren und auf diese Weise einen Steckbrief zu erstellen, mit dessen Hilfe sich der Täter womöglich finden lässt, wenn es keine Fingerabdrücke, Fotos oder andere Indizien gibt, die eine „klassische“ Polizeiarbeit ermöglichen.

Brandons Vorgesetzte, aber auch seine Untergebenen sind wenig begeistert davon, sich von einem „Fremden“ zeigen zu lassen, wie sie ihre Arbeit zu tun haben. Sie heißen Hill daher keineswegs willkommen, sondern geben ihm mehr oder weniger deutlich (meistens mehr) ihre Ablehnung zu verstehen. Hinzu kommt eine eindeutig homophobe Grundstimmung im Revier: Die Ermittlungen werden durch die heimliche oder offen geäußerte Abneigung vieler mit dem Fall beschäftigter Polizisten gegen die homosexuelle Gemeinde ihrer Heimatstadt behindert.

Stone hat also einen schweren Stand. Private Nöte lassen ihn noch angreifbarer werden. Er kämpft mit eigenen sexuellen Problemen, die er sorgfältig zu verbergen trachtet, wäre ihr Bekanntwerden doch der ideale Ansatzpunkt für seine Gegner, sich seiner zu entledigen – und gleichzeitig seine berufliche Reputation zu zerstören.

Allen Schwierigkeiten zum Trotz fällt dem Profiler bald auf, dass die ermordeten Männer keineswegs zur schwulen Szene Bradfields gehörten, sondern eindeutig heterosexuell waren. Die Möglichkeit, ein schwuler Mörder könne sich an seinen „normalen“ Mitbürgern vergreifen, heizt die ohnehin explosive Situation noch weiter auf. Überhaupt wird die Lage langsam kritisch, da sich der Abstand zwischen den Morden laufend verkürzt.

Der Mörder verfolgt mit dem Interesse eines publicitysüchtigen Künstlers die Berichterstattung über seine Untaten. Seine „Kritiken“ nimmt er sehr ernst und reagiert daher missgelaunt, als das Bild, das sich Tony Hill allmählich von ihm zu machen beginnt, der Presse zugespielt wird und er sich nicht gebührend gewürdigt, sondern als gemeingefährlicher Psychopath gebrandmarkt und herausgefordert sieht. Das fünfte Opfer, so entscheidet der Wahnsinnige, soll daher Tony Stone heißen. Als dieser dann tatsächlich entführt wird und in der Folterkammer des Täters erwacht, weiß er, dass die Zeit des Theoretisierens endgültig vorüber ist. Nun heißt es für den Profiler, sein ganzes Wissen aufzuwenden und mit dem Mörder um sein Leben zu feilschen …

„Das Lied der Sirenen“ gehört zu den größten Erfolgen der seit einigen Jahren ohnehin auf Bestsellerruhm abonnierten Schriftstellerin Val McDermid. Die ehemalige Oxford-Dozentin und Journalistin gehört zu den prominenten Mitgliedern der homosexuellen Gemeinde ihres Heimatortes Manchester. Jahrgang 1955, ist sie gerade noch alt genug, die Zeit der offenen Diskriminierung und Verfolgung persönlich erlebt zu haben. Heute ist es um die Gleichberechtigung besser bestellt, aber die alten Vorurteile haben überlebt und üben ihre unheilvolle Wirkung mehr oder weniger offen weiter aus. McDermid schreibt gegen sie an, aber sie tut es nicht (g)eifernd oder mit erhobenem Zeigefinger, sondern „verpackt“ das, was sie sagen will, in spannende Genregeschichten. Da sie über ein beachtliches schriftstellerisches Talent verfügt, geht die Rechnung auf, zumal McDermid die Frage der sexuellen Gleichberechtigung nicht stets und unbedingt zum Leitmotiv ihrer Bücher erhebt, sondern harmonisch in die Handlung integriert.

Der vorliegende Thriller gehört eindeutig in die Sparte „Starker Tobak“. Kritiker messen den literarischen „Wert“ (was immer das sein mag) eines Buches gern am Grad der Zurückhaltung, mit der sich der Autor (männlich oder weiblich) seinem Thema nähert. Das gilt besonders, sobald Gewalt ins Spiel kommt. Insofern hat Val McDermid schlechte Karten, denn sie bricht die Spielregeln, und zwar rigoros. Ihr psychopathischer Mörder lässt sich bei seinen Folterungen durch die Vorbilder des Mittelalters „inspirieren“. Damals wie heute erleiden die Opfer dieser Tortur nicht „nur“ höllische Schmerzen; darüber hinaus werden ihre Körper langsam zu einem blutigen Fleischfetzen zerschunden – einst zum Wohle der Gerechtigkeit oder im Namen Gottes, jetzt ganz offen zur krankhaften Belustigung des Folterers. McDermid beschreibt das mit drastischen Worten und in allen Einzelheiten. Wohliges Gruseln stellt sich zu keinem Zeitpunkt ein, denn sie lässt den Mörder selbst seine Gräueltaten schildern. Die morbide Sachlichkeit seiner Worte kann den kaum unterdrückten, wahnsinnigen Zorn nur unzureichend kaschieren – dieser Serienkiller ist kein medientauglicher Publikumsliebling vom Schlage Hannibal Lecters, sondern ein kaltblütiger Schlächter, dessen brutale Unmenschlichkeit keine Möglichkeiten bietet, ihn zu „verstehen“ oder sich mit seinen Taten zu arrangieren.

Auch die „Guten“ taugen wenig als Identifikationsfiguren. Persönliche Ängste und Schwierigkeiten, Engstirnigkeit, Intrigen, Mobbing und über allem das Bemühen, die Serienmorde von Bradfield in einen Baustein für die eigene Karriere zu verwandeln, zeichnen ein sehr realistisches Bild von der Arbeit eines modernen Polizeireviers abseits aller Hollywoodthriller-Klischees.

Val McDermids außergewöhnlichen Fähigkeiten ist es zu verdanken, dass dem schon recht ausgelaugtem Genre des Serienmörder-Thrillers ein neues Glanzlicht aufgesetzt wurde. Die |British Crime Writers‘ Association| würdigte dies, indem sie „Das Lied der Sirenen“ 1995 mit dem |Golden Dagger Award| als besten Kriminalroman des Jahres auszeichneten. Auch in Deutschland war McDermid mit den „Sirenen“ sehr erfolgreich – und zu Recht, denn das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und liest sich dazu auch noch flüssig.

Lancaster, Peter – blaue Portal, Das (Die Chroniken der Anderwelten 1)

Eva, fünfzehn Jahre alt und mit ihren Eltern und ihrem Onkel Friedrich in einer Burg in Hessen lebend, hat ein verdammt zukunftsweisendes Aufeinandertreffen im Keller, als sie ihrem dem Alkohol verfallenen Onkel neuen Stoff für die Sinne holen will. Hinter einem Regal kommen kleine, sprechende, menschenähnliche Pferde hervor, die einem Portal in eine andere Welt entsprungen sind. Dort werden sie von den beheimateten Kreaturen als eine Art Sklaven gehalten.
Nach langer Flucht, bei der einige der Pferde ihr Leben lassen mussten, erreichen sie das bläulich schimmernde Portal über eine ellenlange Treppe, die schließlich in den Keller der Burg führt.
Nachdem sich die zwei Parteien zunächst nicht wohlgesonnen sind, kehren nach einiger Zeit Ruhe und Vertrauen im Umgang der ungleichen Schlossbewohner ein. Bis sich das Portal erneut öffnet und zum zweiten Mal Besucher anklopfen. Und die haben nichts Freundliches im Sinn …

Es folgt eine genreübergreifende Story, die jugendtaugliche Literatur über Phantastik bis hin zu Horror umfasst und auch vor geschichtsrecherchierten Fakten nicht zurückschreckt. Leider verzettelt sich der Autor (Peter Lancester; zugleich Chef des |Eldur|-Verlags) manchmal in zu vielen Querverweisen, Zeitsprüngen, Fußnoten und Charakterzeichnungen. Man muss aber sagen, dass es Lancester gelungen ist, liebevolle Typen auf seinen Seiten zu erschaffen, die abseits vom leidigen Heldenstatus als eher kauzige und unbedarfte Charaktere ihrer wahren Größe entgegensteuern.

„Das blaue Portal“ ist ein überwiegend locker zu lesendes Buch, das hier und da mal etwas verwirrend in den Zeiten umherspringt. Man muss aber dazu sagen, dass der Roman der erste Teil von insgesamt fünf Büchern ist. Somit werden noch viele Fragen in den folgenden Bänden aufzulösen sein und Lancester wäre schön blöd, würde er sein komplettes Pulver schon zu Beginn verschießen.

Ein Publikum für diese fremde Welt zu empfehlen, fällt mir etwas schwer, da für jüngere Leute die teilweise explizit derbe Gewalt doch eine Nummer zu heftig sein dürfte. Lassen wir also die Kleinsten mal weg und fangen bei gesetzteren Jugendlichen an, die man aufgrund der medialen Alltagsgewalt sowieso durch nichts mehr schocken kann. Wer sich vom Stress des täglichen Lebens erholen will und seine Gedanken in eine andere Welt transportieren lassen möchte, ist bei Peter Lancester bestens aufgehoben.

Die Aufmachung und der Druck des Buches sind, typisch für den |Eldur|-Verlag, professionell gestaltet und ansprechend. Die Schriftgröße ist für ein Taschenbuch perfekt gewählt und verhilft trotz der Größe des Romans nicht zu blutenden Augen.
Summa summarum freue ich mich bereits auf die restlichen Teile, bleiben doch so viele Fragen offen, die Lust auf ein tieferes Eintauchen ins blaue Portal machen. The show must go on …

|Nachtrag d. Ed.: Der Roman wurde für den Deutschen Phantastik-Preis 2005 nominiert. Es handelt sich um einen Leserpreis, zu dem jeder mit seiner Stimme beitragen kann. Zum Abstimmungsformular geht es hier entlang: http://www.foltom.de/phden05.html.|

Larry Niven – Rainbow Mars

Niven Rainbow Mars Cover kleinDas geschieht:

Die Erde ist im Jahre 3054 ein durch Raubbau und Umweltverschmutzung zerstörter Planet. Da ist es gut, dass die Zeitmaschine inzwischen erfunden wurde. Sie sollte es möglichmachen, das Ausgerottete kurzerhand aus der Vergangenheit zu holen und in der Zukunft neu anzusiedeln. Genauso befiehlt es Waldemar X., der geistig leicht unterbelichtete aber politisch gewiefte Generalsekretär der Vereinten Nationen, die inzwischen das Sagen auf der Erde haben.

In der Realität ist das Abfischen der Vergangenheit allerdings mit zahlreichen schwer kalkulierbaren Risiken behaftet. Waldemar reicht dieses Problem an das „Institut für Zeitforschung“ weiter. Ra Chen, der Direktor, und vor allem Hanville Svetz, seines Zeichens Zeitreisender, müssen viele Zwischenfälle meistern: Die Zeitmaschine kann zudem in parallele Dimensionen abgleiten, was neben der Gefahr auch die Möglichkeit, dem Generalsekretär interessante Beute vorzuweisen, erhöht. Larry Niven – Rainbow Mars weiterlesen

Isau, Ralf – Wahrheitsfinder, Der (Der Kreis der Dämmerung, Teil 2)

Der Kreis der Dämmerung:

Band 1: „Das Jahrhundertkind“
Band 2: „Der Wahrheitsfinder“

Nachdem David aus dem lichterloh brennenden Palast seines vorerst größten Widersachers Toyama geflüchtet ist, reist er sofort in die USA zurück. Sein Freund und Journalistenkollege Briton Hadden, Mitbegründer des |Time Magazine|, ist krank. Als David endlich in New York ankommt, liegt der Mann bereits im Sterben. Dennoch gelingt es ihm, noch ein paar Worte an David zu richten. Eines davon lautete Palatin, und so führt Davids Suche ihn als nächstes nach Europa. Er ahnt nicht, dass diese Reise der Auftakt zu einem Versteckspiel ungeahnten Ausmaßes ist, denn inzwischen wird er nicht nur von Nekromanus, dem Schatten Lord Belials, verfolgt, es beschattet ihn auch ein geheimnisvoller Mönch, ein Jesuit mit einer Narbe über einem Auge.
Während David geradezu nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen sucht und angesichts der gewaltigen Aufgabe dazu übergeht, Bundesgenossen und Helfer zu gewinnen, zieht sich gleichermaßen ein Netz um ihn selbst zusammen. Denn so erfolgreich er im Kleinen auch sein mag, das Große liegt außerhalb seines Einflussbereichs. Und schließlich zieht das Netz sich zu …

Der zweite Band des Kreises der Dämmerung umfasst grob gesagt den Zeitraum von der Weltwirtschaftskrise bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges, also nicht ganz ein Vierteljahrhundert. Wie erwartet und kaum zu vermeiden, dominiert der Nationalsozialismus mehr oder weniger den Verlauf der Handlung. Isau begnügt sich jedoch auch diesmal nicht mit allgemein bekanntem Schulwissen. Vielmehr schildert er die Entwicklung so, wie sie einem Mann wie David damals tatsächlich erschienen sein mag: von einer Randerscheinung, die gelegentlich stirnrunzelnd erwähnt, aber zunächst von vordringlicheren Aufgaben verdrängt wird, über eine wachsende und immer ernster zu nehmende Bedrohung bis zum alles bestimmenden Faktor. Und das alles ganz allmählich, angefangen bei den Kontakten mit dem heiligen Stuhl über die Krise der Weimarer Republik bis zur Machtergreifung und Gleichschaltung.

Politik und Gesellschaft laufen auch hier nahtlos nebeneinander her. In Davids vergeblichem Anrennen gegen Ignoranz und Verbohrtheit wird die ganze Machtlosigkeit des Einzelnen im Angesicht der Massen sichtbar. Während er oder seine Helfer verzweifelt versuchen, den Verantwortlichen die Augen über die Nazis zu öffnen, zeigt sich im täglichen Leben nur allzu deutlich, wie wenig all diese Bemühungen fruchten. Gleichzeitig zeigt sich im Geschehen nach der Machtübernahme ebenso deutlich, dass offenbar nicht einmal David sich wirklich im Klaren darüber war, in welcher Gefahr er selbst schwebt. Die Ereignisse in dem Haus, in dem er wohnt, das ständige Auftauchen der Gestapo, die jedes Mal jemand anderen mitnimmt – erst den Kommunisten, dann den Sozialdemokraten, die Zeugen Jehovas und schließlich die Juden – , hätte ihm eigentlich die Augen öffnen sollen. Es dauert ziemlich lange, bis er erkennt, dass er sich auf seinen britischen Pass nicht mehr verlassen kann.

Wie im ersten Band Toyama, ist diesmal von Papen Davids größter Widersacher. Ein zwar mächtiger, aber doch hauptsächlich im Hintergrund agierender Mann, verantwortlich für die Vorbereitung und die Ebnung von Wegen, zum Beispiel zum Konkordat mit dem Vatikan, zur Einsetzung Hitlers als Reichskanzler oder auch zum Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich. An dieser Stelle ist es Zeit, die Recherchen des Autors zum historischen Hintergrund seiner Geschichte einmal lobend herauszustellen! Im ersten Band fällt dies dem europäischen Leser wohl nicht so sehr auf, da ein Großteil der Handlung in Japan spielt. Die Feststellung, wie genau Isau die Entwicklung zwischen 1929 und dem Kriegsbeginn sowie Papens Rolle darin dargestellt hat, ließ mich aber derart aufhorchen, dass ich mir die Mühe gemacht habe, nach Toyama zu suchen. Die Suche hat gezeigt, dass Mitsuru Toyama tatsächlich gelebt und die Geheimgesellschaft des „Schwarzen Drachen“ gegründet hat. Der Leser darf also getrost davon ausgehen, dass Isau seine gründlichen Recherchen nicht nur auf die europäischen Seiten der Weltgeschichte ausgedehnt hat, sondern tatsächlich auf alle. Einer derart akribischen, detaillierten Basisarbeit gebührt Respekt. Schade, dass nicht mehr Autoren sich das zu Eigen machen.

Der Handlungsteil, der unmittelbar mit dem Kreis der Dämmerung zu tun hat, zieht sich diesmal etwas in die Länge. Briton Haddens Tipp hat David zu einem Jahrtausende alten Manuskript geführt, das einen Geheimzirkel mit einem Großmeister Belial erwähnt. Es enthält außerdem Hinweise darauf, wie dieser Großmeister gerufen werden kann, und Anspielungen auf die Bedeutung der Siegelringe, die die Geheimbündler tragen. David geht dem nach und stößt schließlich auf eine äußerst bemerkenswerte gläserne Kugel, kann das Rätsel in diesem Band jedoch noch nicht lösen. Irgendwann geht dieser Faden im Versteckspiel mit den Nazis unter und taucht erst am Ende des Bandes wieder auf, als David sich als Kriegsberichterstatter im Pazifik aufhält. Insgesamt gesehen, tritt der Kreis der Dämmerung als solcher in diesem Band eher in den Hintergrund, wenn man von der unmittelbaren Verfolgung Davids und Rebekkas absieht. Im zweiten Band überwiegen die Ereignisse der Geschichte, nicht zuletzt durch ihre pure Ungeheuerlichkeit.

David wirkt in diesem Band ein wenig wie Sysiphus. Er weiß genau, dass er eigentlich keine Chance hat, die Entwicklungen aufzuhalten, und versucht es dennoch. Sein Scheitern sowohl im Hinblick auf seine Bestimmung als auch auf seine Frau lässt ihn beinahe zerbrechen, letztlich jedoch geht er aus dieser extremen Belastung gestählt hervor. Er hat seine Zögerlichkeit verloren, seine Unsicherheit und seine Angst. Sie haben einer grimmigen Entschlossenheit Platz gemacht, unter anderem auch, was die Nutzung seiner außergewöhnlichen Begabungen angeht. Er ist noch immer nicht – oder besser: noch weniger als bisher – bereit zu töten. Ansonsten hat er seine Empfindlichkeiten und Vorbehalte abgelegt. Er hat nichts mehr zu verlieren!

„Der Wahrheitsfinder“ ist schon allein durch die zugrunde liegende Historie, aber auch durch die persönlichen Verluste Davids weit düsterer geraten als „Das Jahrhundertkind“. Viel mehr noch als die Unmenschlichkeit des nationalsozialistischen Systems und die Grauen des Krieges wirkt das unausweichliche Hineinschlittern in die Katastrophe auf den Leser, der all das aus mit den Augen Davids kommen sieht, seine verzweifelten Anstrengungen miterlebt und doch im Gegensatz zu ihm bereits weiß, dass sie vergebens sind. So ähnlich muss sich der Kapitän der Titanic beim Anblick des Eisbergs gefühlt haben: Auge in Auge mit dem unvermeidlichen Untergang!
Unmöglich, sich dem Sog dieses Szenarios zu entziehen. Die vorübergehende Länge im Zusammenhang mit der Glaskugel fällt dagegen kaum ins Gewicht. Auch für dieses Buch gilt: unbedingt lesen!

Ralf Isau, gebürtiger Berliner, war nach seinem Abitur und einer kaufmännischen Ausbildung zunächst als Programmierer tätig, ehe er 1988 zu schreiben anfing. Aus seiner Feder stammen außer der Neschan-Trilogie und dem Kreis der Dämmerung unter anderem „Der Herr der Unruhe“, „Der silberne Sinn“, „Das Netz der Schattenspiele“ und „Das Museum der gestohlenen Erinnerungen“. In der Reihe Die Legenden von Phantásien ist von ihm „Die geheime Bibliothek des Thaddäus Tillmann Trutz“ erschienen. Im Juli dieses Jahres kam der erste Band der Chroniken von Mirad unter dem Titel „Das gespiegelte Herz“ heraus, im September wird „Die Galerie der Lügen“ herausgegeben. In der Zwischenzeit arbeitet der Autor an den Folgebänden der Chroniken von Mirad.

Taschenbuch: 827 Seiten
ISBN-13: 978-3-404-15319-0

http://www.luebbe.de/
http://www.isau.de/index.html

Der Autor vergibt: (5.0/5) Ihr vergebt: SchrecklichNa jaGeht soGutSuper (6 Stimmen, Durchschnitt: 1,83 von 5)


http://www.isau.de

Walker, Mary Willis – Laß die Toten ruhn

Austin/Texas: In dem US-amerikanischen Staat, der stolz auf seine Wild-West-Vergangenheit und die Wehrhaftigkeit seiner Bürger ist, soll ein neues Gesetz verabschiedet werden, das den Besitz von Feuerwaffen drastisch einschränkt. Befürworter und Gegner liefern sich vor der Abstimmung einen erbitterten Kampf, dessen Ausgang freilich von einigen fanatischen Waffenfreunden zu ihren Gunsten beeinflusst werden soll: Sie planen allen Ernstes, einen Giftgas-Anschlag auf den texanischen Senat zu verüben, wo über besagte Gesetzes-Vorlage entschieden werden soll.

Die obdachlose Sarah Jane Hurley, genannt „Cow Lady“, hört zufällig mit, als das Attentat geplant wird. Die Verschwörer werden auf sie aufmerksam. Durch ein Versehen halten sie jedoch nicht Sarah für die unerwünschte Zeugin, sondern eine Freundin. Als diese brutal ermordet wird und Sarah erfährt, dass die Täter ihren Irrtum anschließend bemerkt haben, sucht sie Hilfe. Sie wendet sich an die Journalistin Molly Cates, die gerade an einer Reportage über obdachlose Frauen in Austin arbeitet und dabei auch Sarah befragt hat.

Sarah kann Molly zunächst nicht erreichen, denn diese ermittelt in eigener Sache: Vor fast drei Jahrzehnten ist ihr Vater unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen. Schon damals hat sich Molly bemüht, das Rätsel zu klären; darüber ist sie fast zerbrochen. Nun gibt es plötzlich neue Hinweise. Molly nimmt die Spur auf, und wie in ihrer Jugend ist sie bereit, rücksichtslos sich selbst, ihrer Familie und ihren Freunden gegenüber die Wahrheit herauszufinden.

Daher ist es fast zu spät, als sie der Hilferuf der „Cow Lady“ erreicht. Deren Verfolger haben sie entdeckt und sind ihr hart auf den Fersen. Als Molly, die inzwischen nach Austin zurückgekehrt ist, Sarah endlich findet, schnappt die Falle zu – sie soll zusammen mit Sarah umgebracht werden, um jeden Hinweis auf das geplante Attentat zu verwischen …

Mit dem vorliegenden Werk beschert Mary Willis Walker ihrer Lesergemeinde ein Wiedersehen mit Molly Cates, der engagierten und unbequemen Journalistin aus Texas. Um es vorweg zu nehmen: Nach „Der rote Schrei“ (Goldmann-Verlag, ISBN: 3-442-42984-6) und „Unter des Käfers Keller“ (Goldmann-Verlag, ISBN 3-442-43513-7) ist ihr erneut ein überdurchschnittlicher Thriller gelungen.

Diese erfreuliche Tatsache wurde von der Kritik nicht immer mit der gebührenden Objektivität gewürdigt. Seit „Unter des Käfers Keller“, jenem Buch, das seiner Autorin zu Recht einen überragenden Erfolg bescherte, werden Walkers Romane an diesem außergewöhnlichen Werk gemessen. Doch das ist ungerecht; nicht immer geraten Qualität, aktuelles Zeitgeschehen und Zeitgeschmack so perfekt in einen Gleichklang.

Bei „Laß die Toten ruhen“ war Walker der Wirklichkeit ein paar Jahre voraus. Vor dem Hintergrund des Massakers von Littleton (April 1999), bei dem zwei gestörte Schüler über ein Dutzend ihrer Schulkameradinnen und -kameraden umbrachten, und weiterer Amokläufe gewinnt die Geschichte ganz andere Dimensionen. Hierzulande kann sich vermutlich niemand wirklich vorstellen, mit welcher Inbrunst in den Vereinigten Staaten für und wider den freien Waffenbesitz gestritten wird. Die katastrophalen Folgen der derzeitigen Gesetzgebung werden zwar durchaus erkannt, gleichzeitig jedoch von einer zahlenmäßig etwa gleichwertigen und einflussreichen Gegenbewegung negiert. Freie Waffen für freie Bürger – so lässt sich deren Haltung zu diesem Thema vereinfachend umschreiben. Verfolgt man Berichte über paramilitärische und bis an die Zähne bewaffnete Gruppen, die es überall in den USA zu geben scheint, und ihre oft sonderbaren bis gemeingefährlichen Ansichten, erscheint die Vision eines Giftgas-Attentats auf den texanischen Senat überhaupt nicht mehr unrealistisch.

Walker begnügt sich nicht mit diesem einen Plot. Sie verwebt die eigentliche Kriminal-Handlung mit einem Blick auf das Problem der Obdachlosigkeit in den Vereinigten Staaten. Auch hier ist es nicht einfach, die Brisanz des Themas zu erkennen. Zu den Schattenseiten des „Amerikanischen Traums“, nach dem jede/r zu Wohlstand, Erfolg und Glück gelangen kann, wenn er oder sie sich nur tüchtig anstrengt, gehört der unumstößliche Glaube großer Teile der amerikanischen Bevölkerung, dass jene, die auf der Straße leben, sich offenkundig nicht genug ins Zeug gelegt und ihr Unglück selbst verschuldet haben. Ruft man sich dann noch ins Gedächtnis, dass es in den USA, einem der reichsten Länder der Welt, nur ein rudimentäres soziales Netz gibt, das jene auffängt, die das Pech haben, auf dem „American Way of Life“ in eine Sackgasse zu geraten, gewinnt auch der Handlungsstrang um Sarah Jane Hurley, die „Cow Lady“, und ihre unglücklichen Leidensgenossen an Eindringlichkeit.

Als sei dies noch nicht genug für einen einzigen Roman, widmet sich Walker schließlich dem chaotischen Privatleben ihrer Heldin. Molly Cates, die in ihrem Beruf so erfolgreich ist, wurde durch den rätselhaften Tod ihres Vaters nachdrücklich aus der Bahn geworfen. Die fanatische Suche nach den mutmaßlichen Mördern hat sie krank werden, ihre Familie vernachlässigen und ihre Freunde auf Abstand gehen lassen. Dreißig Jahre später hat Molly ihr Leben und ihre Karriere zwar im Griff, doch den Bruch in ihrer Jugend konnte sie niemals wirklich verarbeiten. Schon einige wenige neue Hinweise reichen aus, um sie erneut in den Strudel ihrer Obsession zu ziehen.

Drei Geschichten in einer also, die „Laß die Toten ruhn“ erzählt – ein wenig zu viel für einen simplen Thriller, ließe sich einwenden. Wo steht allerdings geschrieben, dass ein Triller immer einfach sein muss? Mary Willis Walker gelingt es jedenfalls, die von ihr sauber recherchierten Themen zu einem komplexen, dichten und immer spannenden Roman zusammenzufügen. Längen gibt es nicht, und sogar das obligatorische Finale mit Knalleffekten wirkt nicht aufgesetzt, sondern folgerichtig.

Reed, Kit – Körperkult

Jung, schlank, schön – das Idealbild des Menschen der oberflächlichen, modernen, globalisierten Gesellschaft. In gewisser Weise trifft das schon heute zu, wenngleich mehr im Seifenopern-Leben der TV-Landschaften als in der Realität. In besonderem Maße trifft es auf die Menschen in Kit Reeds visionären Zukunftsroman „Körperkult“ zu.

_Dein Körper ist ein Tempel!_

„Körperkult“ wirft einen Blick auf das Amerika der möglicherweise nicht mehr allzu fernen Zukunft. Die Religionen versinken in der Bedeutungslosigkeit. Die Menschen glauben nicht mehr an Gott, sondern an Schönheit und Jugend. Der Körper ist der Tempel, in dem dieser neue Glaube zelebriert wird. Oberster Prediger der Glaubensgemeinschaft ist Reverend Earl Sharpnack – ein charismatischer Redner, der mit Fitnessclubs, Diätprodukten und Schlankheitskuren Milliarden scheffelt und sich ein gigantisches Imperium geschaffen hat.

Die Menschen eifern alle denselben Idealen nach: Schlank wollen sie sein, schön, gut gekleidet und auf ewig jung. Wer nicht in dieses Raster passt, wer von der Schönheitsnorm abweicht, bekommt die Folgen bitter zu spüren. Dicke werden in den Untergrund verbannt, Magersüchtige werden in geschlossenen Anstalten wieder auf Normgewicht gebracht, gut betuchte Übergewichtige erkaufen sich einen Platz in Sylphania, einem riesigen Wüstencamp, wo die Menschen gemeinschaftlich abnehmen und sich auf ein „Leben nach dem Fett“ vorbereiten.

Reed stellt in ihrem Roman mehrere Menschen vor, die ihre ganz eigenen Probleme mit dem aufgezwungenen Idealbild haben. Da wäre zum einen die 16-jährige Annie, die ihre Magersucht so lange geheim halten kann, bis ihre Eltern sie eines Tages erwischen. Da ihr Vater diese Schande möglichst schnell beseitigt sehen möchte, ruft er die „Guten Schwestern“ herbei, die Annie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in eines ihrer Klöstern bringen. Die Guten Schwestern sind ein obskurer Nonnenorden und Teil von Reverend Earls Imperium. Übergewichtige und Magersüchtige werden in ihren Einrichtungen weggesperrt, ohne Chance auf ein Entrinnen. Annies Geschwister, die Zwillinge Betz und Danny, sind nicht bereit das hinzunehmen und machen sich zusammen mit Annies Freund Dave auf die Suche nach dem Kloster, in dem Annie festgehalten wird.

Eine gänzlich andere und dennoch sehr ähnliche Geschichte erzählt Jeremy. Der reiche aber übergewichtige Geschäftsmann hat sich für viel Geld einen Platz in Sylphania erkauft, um dort abzuspecken. Als er dort ankommt, stellt er schon bald den erschreckenden Unterschied zwischen Schein und Wirklichkeit fest. Das Leben in dem Camp in der Wüste ist hart. Es gibt kaum etwas zu essen und Jeremy wird harte Arbeit abverlangt. Seine Aussichten auf eine „Erlösung im Leben nach dem Fett“ schmelzen schneller dahin als die Pfunde auf seinen Hüften. Unzufriedenheit macht sich breit. Und er ist nicht der Einzige, der mit der Zeit immer mehr das Bedürfnis hat, den falschen Propheten Earl Sharpnack von seinem Sockel zu reißen. Es formieren sich Kräfte, die einen Aufstand herbeiführen wollen …

_Globalisierte Seifenopernrealität_

Auf den ersten Blick scheint „Körperkult“ sich in eine Reihe mit Globalisierungssatiren wie [„Logoland“ 96 von Max Barry stellen zu können. Die Thematik ist ähnlich. Es geht um die globalisierte Gesellschaft von morgen. Während „Logoland“ einen Schwerpunkt auf den Markenterror setzt, geht es bei „Körperkult“ um die Oberflächlichkeit einer Gesellschaft, die auf Äußerlichkeiten mehr Wert legt als auf Persönlichkeit und Charakter. Eine gesellschaftliche Tendenz, die sich auch heute schon, geschürt durch die Scheinrealität des Fernsehens, erkennen lässt.

Reed skizziert vor diesem Hintergrund ein Szenario, das von der satirischen Überspitzung lebt. In vielen Aspekten unterscheidet sich die Welt von „Körperkult“ nicht großartig von unserer. Der Grad der Technisierung entspricht in etwa heutigem Standard, so dass Reeds Utopie in Teilbereichen durchaus bodenständig und zeitgemäß wirkt. Alle Dinge, die sich um Schönheit, Essverhalten und Alter drehen, wirken dagegen schon recht schräg.

Es herrscht ein aus heutiger Sicht absolut überzogenes Figur- und Fitnessbewusstsein vor. Fast-Food-Ketten gibt es zwar immer noch, aber dort sündigen kann natürlich nur, wer anschließend im Fitnessstudio Buße tut. Das sind für sich genommen noch die harmloseren Auswüchse von Reeds figurbewusster Gesellschaft und es gibt auch heute schon genug Menschen, deren Denkweise ähnlich (wenngleich weniger radikal als bei Reed) erscheint. Allein der Blick auf die Milchprodukte eines durchschnittlichen Kühlregals im Supermarkt suggeriert auch heutige schon ein Mantra, das ebenso gut von Reverend Earl stammen könnte: Fett ist böse! Selbst wenn es nur die 3,5 Prozent der Vollmilch sind. So unglaublich die Geschichte von „Körperkult“ auch zunächst klingen mag, so ganz unvorstellbar erscheint sie nicht.

Radikaler wird Reeds Utopie, wenn sie ihren Blick auf die Menschen richtet, die es nicht schaffen, die aufgezwungene Norm zu erfüllen. Die Klöster der „Guten Schwestern“, hermetisch abgeriegelt von der Gesellschaft, wirken wie ein Zwischending aus Gefängnis und Krankenhaus. Wer hier fliehen will, hat schlechte Karten und wird obendrein brutal bestraft – das bekommt auch Annie zu spüren.

Sylphania setzt dem noch eins drauf. Ein riesiges Camp mitten in der Wüste. Wer sich hier mit viel Geld einen Platz zum Abspecken sichert, haust in einem verrosteten Wohnwagen, wird wie ein Gefangener behandelt und hat nur geringe Aussichten, jemals davon erlöst zu werden. Wer hier nicht abspeckt, hat weder einen Chance auf Verbesserung seiner Situation noch auf Freiheit. Es gibt eine strengere Hierarchie, die Reverend Earl medienwirksam in seinen wöchentlichen TV-Shows in Szene setzt. Die, die es schaffen, von ihren überflüssigen Pfunden erlöst zu werden, werden zu so genannten Engeln befördert, ziehen in das fürstliche Clubhaus ein, genießen Hummer zum Frühstück und das von Reverend Earl stets propagierte „Leben nach dem Fett“. Sylphania ist in Erscheinungsbild und Organisation noch einen Tick radikaler als die Klöster der „Guten Schwestern“. Das Ganze erinnert an eine Mischung aus Internierungslager und „Big Brother“.

Das wirkt für sich betrachtet schon recht abgedreht, dennoch erschien mir Reeds Roman nicht ganz so bitterböse, wie es beispielsweise Max Barrys „Logoland“ ist. Die Grundidee überzeugt zwar durchaus, dennoch weiß Reed ihre Geschichte nicht ganz so gut zu verkaufen wie Max Barry. Letztendlich gibt es vier verschiedene Erzählstränge: die Suche der Zwillinge nach Annie, Annies Erlebnisse bei den „Guten Schwestern“, Jeremys Erlebnisse in Sylphania und die Suche von Annies Mutter nach ihrer Tochter. Gerade der zuletzt genannte Erzählstrang wirkt wenig überzeugend. Annies Mutter wird für den Leser nicht so recht greifbar. Sie bleibt ein wenig fremd und wie der Erzählstrang am Ende mit den übrigen verknüpft wird, erscheint schon ein wenig holprig.

Auch die eine oder andere Frage, die mehr oder weniger ungeklärt im Raum zurückbleibt, trübt am Ende ein wenig die Freude. Der bereits im Klappentext versprochene Aufstand tritt erst auf den letzten 50 der insgesamt 381 Seiten ein und verläuft weniger radikal als man von einer „bitterbösen Satire“ (Zitat Klappentext) eigentlich gerne erwarten möchte. Insgesamt bleibt das Ende, das Reed mit einigen offen in den Raum gestellten Fragen dem Leser allein überlässt, ein wenig schwammig und unbefriedigend.

Auch mit Blick auf die Erzähltechnik bleibt ein etwas durchwachsener Eindruck zurück. Reed wechselt nicht nur immer wieder die Handlungsebenen, sie wirkt auch in ihrem Erzählstil teils etwas sprunghaft. So tauchen unvermittelt immer wieder Passagen auf, die direkt an den Leser gerichtet sind und sich auch in der Anrede direkt an ihn wenden. So ganz stimmig mit dem übrigen Text wirkt das leider nicht immer. Auch der eingebaute Wechsel der Erzählperspektive im Jeremy-Erzählstrang überzeugt nicht wirklich. Alles, was der Leser über Jeremy erfährt, wird in Form seiner eigentlich in Sylphania verbotenen Tagebuchaufzeichnungen dokumentiert. Die sonst neutrale Erzählperspektive wechselt hier immer zu einem Ich-Erzähler. Als es dann allerdings auf den Showdown zugeht, wechselt auch dieser Erzählstrang in die neutrale Erzählperspektive, was etwas unglücklich wirkt.

Die Figurenzeichnung überzeugt mal mehr, mal weniger. Manche Figuren laden zum Mitfiebern ein, andere lassen einen weitestgehend kalt. Jeremy und Annie werden am eindringlichsten geschildert und hinterlassen auch den meisten Eindruck, während die Zwillinge und Dave schon etwas blasser bleiben. Annies Mutter dagegen wirkt etwas deplaziert und der ganze Erzählstrang um sie herum wie Füllwerk.

Der Spannungsbogen wird durch ständige Perspektivenwechsel bestimmt. Der Leser begleitet mal die eine Figur, dann wieder eine andere. Dabei schafft Reed es oft, den Leser neugierig darauf zu machen, wie es in den anderen Teilen der Handlung weitergeht. An manchen Stellen nutzt Reed aber auch die Perspektivenwechsel mit ihrem Potenzial zur Spannungssteigerung nicht aus. Die spannendsten Erzählstränge sind logischerweise die, die von ständigen Fluchtgedanken geprägt sind, wie es bei Jeremy und Annie der Fall ist. Besonders diese beiden Erzählstränge tragen im Wesentlichen die Spannung weiter, während die übrigen Handlungsteile nicht immer durchgängig spannend sind.

Alles in allem bleibt am Ende ein etwas durchwachsener Eindruck zurück. Die Grundidee der Geschichte, das Gesellschaftsbild, das Reed in ihrem Roman skizziert, wirkt absolut überzeugend und macht den Roman durchaus lesenswert. Die Art, wie Reed mit ihrem Bild des vom Schönheitswahn getriebenen Amerika auf satirische Art Denkanstöße zur heutigen Gesellschaft liefert, weiß durchaus zu überzeugen. Über ein paar Schönheitsfehler der Erzählung kann diese Tatsache allerdings nicht ganz hinwegtäuschen. Die Erzähltechnik wirkt manchmal ein erzwungen und auch die Balance zwischen den einzelnen Erzählebenen wirkt nicht immer solide. Eine Reihe unbeantworteter Fragen aus dem Handlungsverlauf geben ebenso zu denken wie das offene, unbefriedigende Ende.

Fazit: Nicht immer hundertprozentig schlüssig und erzählerisch souverän, aber schon aufgrund des entworfenen Szenarios dennoch lesenswert.

Redmond, Patrick – Schützling, Der

Hinter Michael Turner liegt ein hartes Leben. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wuchs er in Waisenhäusern auf, bis er zu einer Pflegefamilie kam. Doch auch dort fand er nie die Nähe und Wärme, nach der er sich sehnte.

Heute ist Michael Ende zwanzig und es scheint, dass ihn das Glück endlich erhört hat. Dem jungen Anwalt steht eine gute Karriere in einer renommierten Kanzlei bevor und er hat in seiner Verlobten Rebecca die große Liebe gefunden. Trotzdem fürchtet Michael, das Schicksal könnte eines Tages wieder erbarmungslos zuschlagen und ihm alles nehmen, wofür er lebt.

Bis zum Kauf eines eigenen Hauses ziehen er und Rebecca in eine Übergangswohnung. Bald schon lernen sie den Vermieter kennen. Max ist ein wohlhabender Mann Ende vierzig mit einer beeindruckenden Ausstrahlung. Von Anfang an zeigt er großes Interesse an Michael. Da auch er seine Kindheit in Waisenhäusern verbrachte, fühlt er sich ihm besonders verbunden. Es scheint, als sähe Max in Michael eine jüngere Version von sich selbst. Immer wieder spricht er Einladungen zum Essen aus und heißt ihn in seinem Landhaus willkommen. Dank seines Einflusses unterstützt er Michael sogar bei beruflichen Missgeschicken. Wann immer er Hilfe braucht, ist Max für ihn da. Schon bald sieht Michael in ihm mehr als einen Vermieter und guten Bekannten, sondern einen väterlichen Freund und Mentor.

Dennoch fühlt sich Michael hin und wieder unwohl durch Max‘ übertriebene Aufmerksamkeit. Auch Rebecca weiß nicht recht, was sie von dieser Männerfreundschaft halten soll. Je mehr Zeit Michael mit Max verbringt, desto mehr scheint er sich von ihr zu entfremden. Das Paar spürt, dass Max mit seiner besitzergreifenden Persönlichkeit Michael am liebsten für sich allein hätte – und dass er dafür zu allem bereit ist …

Die Ähnlichkeiten zu Redmonds erstem Roman [„Das Wunschspiel“ 1488 liegen auf der Hand. Auch hier dreht es sich um die Abhängigkeit von einem anderen Menschen und um den Preis, den man für die Erfüllung seiner Wünsche bezahlt.

Die Charaktere sind nicht ganz so herausragend wie im „Wunschspiel“, aber dennoch lebendig und überzeugend. Protagonist Michael hat keine besonderen Eigenschaften, eignet sich dadurch aber auch gut zur Identifikation. Er ist ein junger Mann mit einer schlimmen Vergangenheit, der durch seine einfache Art dem Leser schnell sympathisch wird. Man gönnt ihm sein Glück mit Rebecca und leidet entsprechend mit ihm, wenn das Schicksal es mal weniger gut meint. Michael ist ein erfolgreicher und sehr intelligenter Anwalt, aber dabei kein Streber. Auch ihm passieren Nachlässigkeiten und Unsauberheiten, er ist also trotz seines Ehrgeizes angenehm unperfekt. Auch in seinem Privatleben gibt es Schwächen, die man nur allzu gut nachvollziehen kann: Rebeccas Familie, bestehend aus ihren Eltern und ihrem Bruder, hat von Anfang an eine große Abneigung gegen Michael. Ihm geht es umgekehrt ebenso und jedes Treffen knistert nur so vor Feindseligkeiten und Anspannung. Diese Kleinigkeiten machen aus Michael eine Figur, in der der Leser sich selbst oder Menschen aus seinem Alltag auf Anhieb wiederfindet.

Ebenso verhält es sich mit Rebecca, die dem Bild einer durchschnittlichen jungen Frau entspricht. Sie träumt von einer Karriere als Künstlerin, was mangels Erfolg jedoch in weite Ferne rückt. Sie ist zerrissen zwischen der Zugehörigkeit zu ihrer Familie und ihrer Liebe zu Michael. Den Höhepunkt ihrer Krise erlebt sie, als sich Max in die Beziehung drängt und sie hilflos mitansehen muss, wie ihr Verlobter sich von ihr entfremdet. Ihre Gedanken und vor allem ihre Ängste werden dabei absolut nachvollziehbar geschildert, so dass sich der Leser ganz auf ihrer Seite fühlt.

Max dagegen ist ein sehr individueller Charakter. Der ältere Mann besitzt eine außergewöhnliche Ausstrahlung, angefangen mit seiner wohlklingenden Stimme bis hin zu seinem souveränen Auftreten in jeder Situation. Trotz seines Geldes schätzt er die einfachen Dinge des Lebens und seine Fürsorge gegenüber Michael erscheint zunächst wie ein Glücksfall. Von Beginn an ist nachvollziehbar, dass Michael von Max fasziniert ist und sich bei ihm gut aufgehoben fühlt. Erst allmählich kristallisiert sich heraus, dass Max in außergewöhnlichem Maße besitzergreifend ist – und dass ihm jedes Mittel recht ist, um seinen Willen durchzusetzen …

_Spannung vom Feinsten_

Für den Großteil der Faszination des Buches ist der geschickte Spannungsaufbau zuständig. Immer wieder spielt der Autor mit dem Leser und schickt ihn auf falsche Fährten. Mehrmals gibt es Hinweise darauf, dass Max seine Loyalität bloß vortäuscht. So wie der Leser zweifelt auch Michael, nur um dann wieder eines Besseren belehrt zu werden, indem Max eine einwandfreie Erklärung liefert. Diese Ambivalenz zwischen Maxens liebevoller Rolle als Vaterersatz für Michael und seinem manipulativen Wesen wächst sich zu einer sanften Bedrohung aus und zieht die Schlinge um Michael von Mal zu Mal enger.

Das komplizierte Verhältnis der beiden Männer zieht immer weitere Kreise. Bald sind nicht nur Rebecca, sondern auch ihre Familie, ihre Freundinnen und Michaels Kollegen und Vorgesetzte in die Geschichte verwickelt. Für Max ist es ein Leichtes, auf alles und jeden Einfluss zu nehmen und jeden Lebensbereich des Paares zu kontrollieren. Und so scheint am Ende eine Katastrophe unvermeidlich …

Durch den flüssige und sehr gut lesbaren Stil liest sich der knapp 500-Seiten-Schmöker wie in einem Rutsch. Es ist keine besondere Konzentration nötig, um der Geschichte zu folgen, so dass man den Roman bequem auf Zugfahrten, in Wartezimmern oder beim Essen lesen kann. Schwächen gibt es, wenn überhaupt, nur in der außergewöhnlichen Überzeugungskraft von Max, der scheinbar jeden Menschen mühelos um den Finger wickelt. Etwas störend ist auch die rasche Vertraulichkeit, als Max bei einem seiner ersten Zusammentreffen mit Rebecca sie direkt auf die Wange küsst, obwohl er bis dato nur den Status des Vermieters innehat. Das kennt man aus Hollywood-Filmen, so wie dort auch Ärzte schnell ihre Patienten beim Vornamen ansprechen, entspricht aber kaum der Realität.

Zeitweise ist der Verlauf der Handlung sehr vorhersehbar, bedingt durch das altbekannte Plotmuster: Ein Fremder tritt in das Leben des Protagonisten, mischt sich immer weiter ein und baut seinen Einfluss aus, um ihn zu isolieren und greift dabei zu den härtesten Mitteln. Dieser schematische Ablauf wird aber ausgeglichen durch das dramatische und – so viel darf verraten werden – angenehm ungeschönte Ende.

Wer unmittelbar davor „Das Wunschspiel“ gelesen hat, stört sich eventuell an den Ähnlichkeiten. Doch auch dann weiß „Der Schützling“ zu überzeugen und bietet jedem Thrillerfan je nach Anspruch und Erwartung solide bis hervorragende Unterhaltung.

_Fazit:_ Ein locker geschriebener und bis zum dramatischen Schluss sehr spannender Roman über Abhängigkeiten, Intrigen und zerstörerische Freundschaften. Wie schon im „Wunschspiel“ überzeugt Patrick Redmond den Leser mit interessanten und gut vorstellbaren Charakteren. Eine glatte Empfehlung für jeden Fan der Spannungsliteratur.

_Patrick Redmond_ wurde 1966 geboren. Bereits zu Schulzeiten wollte er Schriftsteller werden, doch auf Drängen seines Vaters schlug er eine juristische Laufbahn ein. Sein Debütroman „Das Wunschspiel“ stürmte auf Anhieb die Bestsellerlisten.

Gerhard Augustin – Der Pate des Krautrock

In den späten Sechzigern, in einer Zeit, in der die Jugend vom Schlager und der immer noch grassierenden Beatmusik langsam aber sicher die Nase gstrichen voll hatte, kam in Deutschland eine vollkommen neue Musikbewegung in Gange, deren Einflüsse bis zum heutigen Tage anhalten sollten. Mit Gruppen wie AMON DÜÜL, CAN, POPOL VUH, TANGERINE DREAM und den immer noch aktiven SCORPIONS entstand eine Szene, die unter amderem aufgrund der damit einhergehenden Vorliebe für bewusstseinserweiternde, rauchbare Substanzen den Namen Krautrock erhielt und den deutschen Underground prägte wie wohl keine zweite Bewegung seither. Eine ihrer wichtigsten Figuren war zweifelsohne Gerhard Augustin, der die Szene nicht nur mitverfolgte, sondern auch einen großen Teil dazu beitrug, eine Basis für Rockmusik außerhalb des Mainstreams zu schaffen. Augustin war in vielerlei Hinsicht der Denker und Lenker, der im Hintergrund die Fäden zog, während die oben genannten Bands plötzlich überregional bekannt, geschätzt und schließlich auch berühmt wurden. Daher wurde ihm auch eines Tages der Name „Der Pate des Krautrock“ verliehen.

Gerhard Augustin – Der Pate des Krautrock weiterlesen

Sandford, John – Jagdpartie, Die

Die vier Direktoren – und eine weibliche Direktorin – der „Polaris“-Bank gehen auf Einladung ihres Vorstandsvorsitzenden gemeinsam auf die Jagd. Was auf den ersten Blick ein reines Wochenend-Vergnügen zu sein scheint, entpuppt sich als grimmiges Spiel um Macht und Geld. Der Vorstandsvorsitzende hat die Fusion mit einer Konkurrenz-Bank in die Wege geleitet; ein Deal, der ihm unendlich viel Geld bescheren, seinen Direktoren aber wahrscheinlich den Job kosten wird. Da ist es kaum verwunderlich, dass der Vorsitzende plötzlich mit einem Loch in der Brust im Wald aufgefunden wird – ein Jagdunfall ist es nicht gewesen …

Deputy Chief Lucas Davenport von der Mordkommission der Stadt Minneapolis steht vor fünf mächtigen, ungeduldigen Verdächtigen, was die Fahndung erheblich erschwert, zumal der Mörder seine Spuren gut verwischt hat. Weit ist die Polizei mit ihren Ermittlungen noch nicht gekommen, als die weibliche Direktorin plötzlich ebenfalls umgebracht wird. Zusätzlich abgelenkt wird Davenport, als seine ehemalige Verlobte beinahe einem Brandanschlag zum Opfer fällt. Womöglich will sich ein von dem Detective hinter Gitter gebrachter Verbrecher auf diese Weise an ihm rächen.

Trotz der Probleme trägt die Ermittlungsarbeit langsam Früchte. Wilson McDonald, einer der vier überlebenden „Polaris“-Direktoren, kann möglicherweise mit dem Mord in Verbindung gebracht werden. Die geplante Fusion würde seine Karriere auf jeden Fall beenden, und der grobschlächtige Mann, der seine Ehefrau brutal zu schlagen pflegt, ist niemand, der sich dies gefallen ließe.

Hellhörig werden Davenport und sein Team, als sie Hinweise finden, die McDonald mit einigen ungeklärten Mordfällen der Vergangenheit in Verbindung bringen. Und dann ist da noch die unerklärlich hohe Todesrate unter denen, die McDonald in den letzten Jahren beruflich in die Quere gekommen sind …

Bevor Davenport endgültige Klarheit gewinnen kann, überschlagen sich die Ereignisse: Audrey McDonald bringt ihren gewalttätigen Ehemann nach einer neuerlichen Attacke um – anscheinend in Notwehr, denn sie ist schwer verletzt. Davenport ist misstrauisch, denn in ihm steigt langsam der Verdacht auf, dass eher Audrey als ihr Gatte für die zahlreichen Todesfälle im Umfeld dieses seltsamen Ehepaares verantwortlich sein könnte …

Die Lösung dieses ausgezeichneten Thrillers soll an dieser Stelle nicht verraten werden; es wäre ungerecht, obwohl es das Vergnügen an der Lektüre nicht unbedingt schmälern würde. Autor John Sandford lässt die Katze selbst schon vor dem letzten Drittel des Romans aus dem Sack; nun verfolgt der Leser gespannt das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Davenport und dem wahnsinnigen, aber gleichzeitig ebenso intelligenten wie rücksichtslosen Serienmörder.

Lucas Davenport ist nicht gerade das, was man eine Identifikationsfigur nennen würde. Er ist Polizist mit Leib und Seele und engagiert sich oft so intensiv, dass sein Privatleben ernsthaften Schaden nimmt. Dabei treten die weniger angenehmen Seiten seines Wesens zutage. In „Kalte Rache“, dem achten Teil der Davenport-Serie, tötet er überlegt und kaltblütig einen Kidnapper, der seine Verlobte gefangen hält. Diese gibt ihm daraufhin den Laufpass, was Davenport in eine depressive Phase treibt, die ihn zu Beginn von „Die Jagdpartie“ noch in ihrem Bann hält. Doch im Verlauf der Ermittlungen beginnt er eine Affäre mit der Polizistin Sherrill, die indes von Anfang an unter keinem guten Stern zu stehen scheint.

Die differenzierte Figurenzeichnung beschränkt sich nicht auf Davenport. Aber auch der Plot an sich lässt wieder einmal nichts zu wünschen übrig. Man erfährt einiges über das Geschäftsgebaren in den Vorstandsetagen moderner Bank-Konzerne, und da Sandford als Journalist etwas vom Recherchieren versteht und das Ergebnis als Schriftsteller gekonnt umzusetzen weiss, ist plausibel, was er schildert. Die Glaubwürdigkeit der Geschichte hängt an vielen Stellen davon ab – besonders in den ersten beiden Dritteln des Romans, als noch unklar ist, dass der Tod des Vorstandsvorsitzenden mit den internen Machtkämpfen an der Bankspitze nur mittelbar zu tun hat.

Zimperlich geht es in der Welt John Sandfords nicht zu. Gewalt und Verbrechen dienen jedoch nicht der vordergründigen Unterhaltung, sondern sind zweckgebunden: Serienmörder, allein dem Eigennutz verpflichtete Geschäftsleute, überlastete Polizei-Beamte – hier wird mit harten Bandagen gekämpft, und Sandfort schildert diesen Alltag nüchtern, fast dokumentarisch, verweist damit auf seine journalistischen Wurzeln (dazu unten mehr) und erhöht dadurch die Eindringlichkeit seiner Schilderungen.

Aufgelockert wird der Ernst der Handlung durch wohl dosierten, knochentrockenen Humor, den Sandford zum ersten Mal in diesem Umfang einsetzt. Auch hier zeigt er sich als Meister, der die meisten Lacher erzielt, indem er zum Beispiel nur schildert, in welche Nöte Davenport gerät, als 24 Großmütter, die illegal Mohn gezogen und Opiumtee daraus gebraut haben, sich ihm gleichzeitig stellen wollen und sämtliche Kolleginnen und Kollegen sich aus dem Staub gemacht haben … Der Humor entsteht aus der Darstellung; er wird nicht herbeigezwungen und wirkt dadurch wesentlich stärker.

„Die Jagdpartie“ ist seit 1989 bereits das neunte Abenteuer, das John Sandford seinen Lucas Davenport bestehen lässt. Mit dieser Figur begann die schriftstellerische Karriere des Autors, der eigentlich John Camp heißt und 1944 in Iowa geboren wurde. Der junge Mann studierte zunächst Geschichte, leistete dann seinen Militärdienst in Korea und ging anschließend an die Universität zurück. Mit dem „Master’s Degree in Journalism“ in der Tasche arbeitete Camp zwischen 1970 und 1978 für die „Miami Herald Tribune“, wo er Seite an Seite mit seinen inzwischen ebenfalls als Thriller-Autoren zu Ruhm gekommenen Kollegen Carl Hiaasen und Edna Buchanan arbeitete. (In „Die Jagdpartie“ spielt Camp auf diese Zeit an und flicht einen Witz auf Kosten seines Freundes Hiaasen in die Handlung ein: S. 368 und 371.) Seine journalistische Laufbahn gipfelte Mitte der 80er Jahren im Gewinn des renommierten Pulitzer-Preises für eine Artikelserie, die ein Jahr im Leben einer modernen Farmer-Familie beschrieb. Einige Jahre später begann Camp, Romane zu schreiben – er debütierte gleich mit zwei Büchern, von denen das eine – unter dem Pseudonym „John Sandford“ veröffentlicht – den ersten Auftritt Lucas Davenport schilderte. Mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks ließ Camp pro Jahr einen weiteren Davenport-Roman folgen, die im amerikanischen Original übrigens immer das Nomen „Prey“ – gleich „Opfer“ oder „Beute“ – im Titel tragen.

(Die biografischen Angaben sowie die Liste der Davenport-Romane wurden dem Sandford-Autoreninfo auf der immer empfehlenswerten Website www.kaliber38.de entnommen. John Sandford hat auch eine eigene Website, die bemerkenswert aktuell gehalten wird und unter www.johnsandford.org zu finden ist.)

Douglas Adams – Per Anhalter durch die Galaxis

Anders als dies momentan so üblich ist, ist dieser Roman nicht etwa das Begleitbuch zum Kinohit „Per Anhalter durch die Galaxis“, welcher seit einigen Wochen die Lichtspielhäuser der Republik füllt, sondern die Originalversion aus dem Jahre 1981 (deutsche Erstausgabe), jedoch ergänzt durch einige Kommentare derjenigen, die das Projekt schließlich auf die Leinwand gebracht haben. Wer von dem Werk noch nicht Kenntnis genommen hat, der ist zunächst einmal selber schuld, weil die Geschichte schon seit langer Zeit als Kult abgefeiert wird (und das vollkommen zu Recht), soll aber dennoch wissen, dass es sich hier um ein herrlich skurriles Buch handelt, das nicht nur mit typisch britischem Humor aufwarten sondern den Leser auch manchmal selbst in den Wahnsinn treiben kann. Warum das so ist, erkläre ich dann später …

_Story:_

Arthur Dent hasst Donnerstage. So auch diesen speziellen Donnerstag, an dem er sich plötzlich dazu gezwungen sieht, sein Haus vor der Planierraupe zu schützen, die das gesamte Wohngebiet zu einer Brachlandschaft umfunktionieren möchte. Doch Dent bleibt standhaft und wehrt sich mit allen Kräften, auch wenn die Lage zunächst aussichtslos scheint. Doch dann bekommt er unerwartete Hilfe von einem gewissen Ford Prefect, der vorgibt, unterwegs zu sein, um das neue Universalhandbuch „Per Anhalter durch die Galaxis“ vorzustellen, in einem Rutsch aber auch erzählt, dass es nicht mehr viel Sinn ergibt, das Haus zu schützen, weil der Planet eh in wenigen Minuten dem Erdboden gleichgemacht werden wird. Arthur glaubt dem Fremden natürlich erst mal nicht, muss aber, als er wieder aufwacht, feststellen, dass er unerwartet mitten durch den Kosmos reist und seine Heimat als solche nicht mehr existiert.

Zusammen mit seinem neuen ‚Freund‘ Ford Prefect macht sich Arthur auf den Weg, die Ursache für die Auslöschung der Erde ans Tageslicht zu bringen und stößt dabei auf die wirrsten Theorien, was dies betrifft. Irgendwann kann Arthur den abgedrehten Ausführungen Prefects schließlich nicht mehr folgen, gibt sich und sein Leben sogar schon auf, weil er nicht mehr hinter den ganzen Wahnsinn blickt, der sich in der Galaxis abspielt, findet schließlich aber doch noch Antworten auf seine Fragen. Ob sie ihm jedoch weiterhelfen bzw. ob es das ist, was Arthur sich so vorgestellt hat, steht auf einem anderen Blatt geschrieben …

Die Geschichte ist wirklich ziemlich abgefahren, scheint manchmal sogar keine konkrete Handlung zu besitzen. Doch irgendwann, nachdem Adams wieder einmal einen ziemlich skurrilen Eintrag aus dem Reiseführer „Per Anhalter durch die Galaxis“ geschildert hat, fällt es einem dann doch wieder leicht, den roten Faden aufzunehmen und dem wirren Strang zu folgen. Vorausgesetzt natürlich, man steht auf den ziemlich eigenartigen Humor, mit dem Adams hier immer wieder mal gerne arbeitet, und ist bereit, sich auch durch die Stellen zu kämpfen, an denen man glaubt, absolut gar nichts mehr zu verstehen.

Grob gesehen könnte die Handlung auch auf hundert Seiten beschränkt bleiben, denn inhaltlich gibt die Story nicht viel mehr her. Aber es sind diese irrwitzigen, bunten Ausschmückungen, mit denen Adams den Leser selbst in ’schwierigen‘ Passagen bei der Stange hält, so zum Beispiel, wenn er die einzelnen kosmischen Charaktere beschreibt oder über die Entstehung der Erde philosophiert. Und genau dieses Außergewöhnliche, der fast schon widersinnige Schreibstil des Autors macht aus dem Buch dann auch wieder etwas ganz Besonderes, andererseits aber auch etwas sehr Extremes. Adams lehnt sich nicht nur einmal etwas weit aus dem Fenster und spielt mit Gedanken, bei denen man nicht gerade vermuten mag, dass ein ’normaler‘ Mensch dahintersteckt. Daher kann es auch nur zwei Meinungen zu „Per Anhalter durch die Galaxis“ geben: entweder man lacht und philosphiert mit Douglas Adams, oder man wünscht seine weltfremden Ausführungen zum Teufel.

Ich persönlich zähle mich definitiv zur ersten Sparte, muss aber auch zugeben, dass ich das ein oder andere Mal den Kopf habe schütteln müssen, wenn zwischendurch mal wieder ein zweiseitiges Kapitel auftauchte, das irgendwie nicht in die Geschichte einzuordnen war. Aber um das zu verstehen, muss man eben das Buch gelesen haben, in dem das Bizarre übrigens weitaus mehr zum Tragen kommt als im auch schon sehr guten Kinofilm.

Als zusätzlicher Anreiz sollte dazu noch das Bonusmaterial genannt werden, denn die Neuauflage beinhaltet nicht nur den Roman. Nein, zusätzlich gibt es noch ein recht ausführliches Nachwort von Robbie Stamp sowie Interviews mit den Hauptdarstellern aus dem gleichnamigen Film, namentlich Mos Def (Ford Prefect), Zooey Deschandel (Tricia McMillan), Bill Nighty (Slartibartfuß), Martin Freeman (Arthur Dent), Sam Rockwell (Zaphod Beeblebrox) und als besonderes Schmankerl noch ein Selbstinterview mit Drehbuchautor Karey Kirkpatrick. Hier erfährt man noch eine ganze Menge – immerhin nimmt allein dieser Part hundert Seiten ein – über die Hintergründe und die Motivationen der Darsteller, dieses Projekt ins Kino zu bringen.

Wenn ich also jetzt zu dem Schluss komme, dass das ‚Paket‘ wirklich klasse ist, meine ich damit den Roman und die tatsächlich sehr lesenswerten Zusatzinfos. Und so ist es dann auch: „Per Anhalter durch die Galaxis“ hat in mir sämtliche Lachmuskeln in Bewegung gebracht und macht dies beim Gedanken an die Weltgeschichte aus Sicht von Douglas Adams noch immer. Wer das Original noch nicht sein Eigen nennt und auf derben Humor von der Insel steht, der ist hier genau an der richtigen Adresse und sollte auch mal den übrigen Katalog aus der Feder des Schriftstellers antesten.

„The Hitchhiker’s Guide To The Galaxy“ erschien zuerst 1978 als Radiosendung der BBC. Die fünfbändige Buchreihe dazu erschien nachfolgend in stark veränderter und erweiterter Fassung. Douglas Adams schrieb zuvor unter anderem einige Folgen der „Doctor Who“-Serie und arbeitete auch kurzzeitig mit Monthy Python zusammen. Adams verstarb im Mai 2001 an den Folgen eines Herzinfarktes.

Für mehr Informationen siehe auch unsere Rezensionen zu:
[„Keine Panik! – Mit Douglas Adams per Anhalter durch die Galaxis“ 1363 (Neil Gaiman)
[„Per Anhalter ins All“ 697 (Hörspiel)