Archiv der Kategorie: Belletristik

Bela B. Felsenheimer – Scharnow

Scharnow ist über(all).

In Scharnow, einem Dorf nördlich von Berlin, ist der Hund begraben. Scheinbar. Tatsächlich wird hier gerade die Welt gewendet: Schützen liegen auf der Lauer, um die Agenten einer Universalmacht zu vernichten, mordlustige Bücher richten blutige Verheerung an, und mittendrin hat ein Pakt der Glücklichen plötzlich kein Bier mehr.
Wenn sich dann ein syrischer Praktikant für ein Mangamädchen stark macht, ist auch die Liebe nicht weit. Und was ist eigentlich mit den beiden homosexuellen Eichhörnchen? (Verlagsinfo)

Inhalt und Eindrücke:

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Kennedy, Douglas – Um jeden Preis

_Liebe und Kabale im Filmgeschäft_

Drehbuchautor David Armitage lebt schon jahrelang am Existenzminimum, da bekommt er den Anruf, der seinen Aufstieg zum Zenit des Erfolgs einleitet. Doch Neider warten schon, und so ist der umso steilere Absturz nur eine Frage der Zeit.

|Der Autor|

Douglas Kennedy, 1955 geboren, lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in London. Er schreibt Hörspiele und Reisebücher, doch erst seine drei Romane „Nachtblende“, „Der Job“ und „Die Entscheidung“ brachten ihm Bestsellerruhm.

_Handlung_

Zehn Jahre lang hat sich David Armitage als erfolgloser Drehbuchautor abgerackert und mit diversen Jobs über Wasser gehalten, wobei ihm seine Frau Lucy stets treu zur Seite stand. Er liebt seine Tochter über alles und möchte ihr unbedingt eine schöne Zukunft sichern.

Er ist bereits Ende vierzig, da bekommt er endlich den Anruf, auf den er sein Leben lang gewartet hat: Seine Agentin teilt ihm mit, dass der Sender FRT sein Drehbuch für „Auf dem Markt“ gekauft habe und eine Serie daraus stricken wolle. Plötzlicher Reichtum liegt zum Greifen nahe – er hat aber auch ein Preisschild.

David muss die Serie zusammen mit einer attraktiven Mitarbeiterin des Senders entwickeln. Natürlich verliebt er sich Hals über Kopf in Sally und steigt mit ihr ins Bett. Das Verbergen der Affäre vor seiner langjährigen Angetrauten quält ihn, aber eines Tages kommt die Wahrheit ans Licht, und Lucy wirft ihn hinaus. Anstatt sich aus dem nächstbesten Fenster zu stürzen, stürzt sich David erst recht in die Arbeit an der TV-Serie „Auf dem Markt“, die in höchsten Tönen gepriesen wird, Zuschauerrekorde bricht und mit zwei Emmys ausgezeichnet wird. David ist auf dem Zenit seiner Laufbahn angelangt. Von hier an geht es steil abwärts.

Doch zunächst folgt ein für David recht merkwürdig anmutendes Intermezzo. Ein bekannter Milliardär namens Philip Fleck lädt ihn auf seine karibische Privatinsel ein, um über die Verfilmung eines von Davids Drehbüchern zu sprechen. Dummerweise taucht der Mann überhaupt nicht auf, vielmehr macht David die entzückende Bekanntschaft von Flecks Gattin Martha. Wenigstens kommt es nicht zu erotischen Verwicklungen, aber man hat die beiden beobachtet. Kurz bevor David gezwungen ist, nach L.A. zurückzufliegen, kann er kurz mit Fleck reden. Irgendwie scheint das Ganze ein gigantisches Missverständnis zu sein.

David klingen die Ohren, als wenige Tage später ein Klatschreporter der Hollywood-Presse seinen Namen in den Schmutz zieht und ihn des Plagiats zeiht. Beim ersten Mal kann David die Studiobosse noch hinter sich bringen, doch beim zweiten Mal steht er auf verlorenem Posten und stürzt ab: Verträge weg, Geliebte (Sally) weg, Familie weg – vielleicht sollte er doch noch aus dem Fenster springen.

Da taucht eines Tages in dem Nest, in das er sich verkrochen hat, Martha Fleck auf wie eine Erscheinung von einem anderen Stern. Sie erweist sich als Davids letzte Rettung. Denn natürlich war Davids Absturz kein Zufall.

_Mein Eindruck_

Ich weiß ja nicht, was der |Lübbe|-Verlag unter einem „spannungsgeladenen Thriller“ versteht, aber „Um jeden Preis“ ist keiner. Die einzigen Leichen, die sich hier häufen, sind die des verlorenen Ruhmes. Das Buch ist vielmehr eine rasant ablaufende Kolportagestory, die Johannes Mario Simmel gerade noch das Wasser reichen kann.

Mag ja sein, dass sich das Buch leicht begreifen lassen muss, um die angepeilte Zielgruppe zu erreichen, aber die Handlung und die daraus zu lernende Lektion über das „Leben im Filmgeschäft“ bringen nichts Neues, sondern wiederholen lediglich den Plot von Kennedys erstem Roman „Nachtblende“ (der durchaus spannend ist).

Zum anderen ist der moralische Zeigefinger ziemlich hoch erhoben: „Hochmut kommt vor dem Fall“. Das gilt nicht nur für David, sondern auch für seinen Widersacher Fleck (warum nur muss der einen solchen deutschen Namen tragen?). Das dürfte David aber auch kein Trost sein. Er weiß, der Mensch ist verführbar, Glück zerbrechlich und Liebe nur ein Four-letter-word. Wenigstens tritt am Schluss kein Moralapostel auf – die Erkenntnis und die Buße bringt David ganz von alleine fertig.

|Ein Abgesang auf die goldenen Neunziger|

In einem gewissen Sinne ist „Um jeden Preis“ ein Abgesang auf die goldenen Neunziger, wie man die Clinton-Ära zwischen den beiden Bushes („sex between the Bushes“) inzwischen nennen könnte. Die New-Economy-Seifenblase blähte sich auf und platzte 2000/2001 unter solchem Donnergetöse, dass die Börse fast zusammenbrach. Inzwischen konzentriert man sich wie David Armitage wieder auf das Notwendigste: die so genannte „Kernkompetenz“. Und im 21. Jahrhundert achtet man auf die Familienwerte, ebenfalls wie David. Fleck, der Milliardär, ist der anmaßende Intrigant, der das Filmgeschäft an sich reißen will, ein später Howard Hughes (dessen Leben unter dem Titel „The Aviator“ mit Leonardo DiCaprio, Cate Blanchett, Kate Beckinsale und weiteren Größen verfilmt wurde).

Dieser ganze Wandel wird von Kennedy noch etwas lebensphilosophisch verbrämt, indem sich David und Martha Gedichte der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson zuschicken – sozusagen kodierte Kurzbotschaften über die jeweilige Stimmung im Lande. So wunderschön Tante Emilys Gedichte auch sein mögen, ich finde ihre Verwendung in diesem Roman aufgesetzt und deplatziert.

_Unterm Strich_

Wer einen anspruchsvollen Thriller wie etwa von Ken Follett, Jeffery Deaver oder Minette Walters erwartet, sollte erst einmal alle Erwartungen nach unten schrauben und dann erst in den Roman einsteigen. Nachdem ich diese anfängliche Enttäuschung erst einmal verarbeitet hatte, konnte ich mich mit Vergnügen dem Rest des Buches widmen. Es hat durchaus ein paar witzige und nette Stellen, aber man merkt doch deutlich, dass sich der Autor in seinen Ansprüchen an den Leser zurückgehalten hat.

|Originaltitel: Losing it, 2003
Aus dem Englischen übersetzt von Gerlinde Schermer-Rauwolf, Barbara Steckhan, Thomas Wollermann|

Maja Böhler – Die Wehenschreiberin: Geschichten aus dem Kreißsaal

Worum gehts?

Maja Böhler hat wohl einen der abwechslungsreichsten Berufe der Welt – Hebamme. Täglich wird sie vor neue Herausforderungen und der Suche nach Lösungen gestellt. Sie erlebt jeden Tag Menschen in Ausnahme- beziehungsweise Extremsituationen und wird dadurch zum Zuschauer oder besser gesagt Teil einer großen Schauspielbühne. Sie bekommt hautnah Diskussionen über Vornamen mit, trifft auf ambitionierte Väter in Spe und auf Whatsapp-tippende werdende Mütter während der Presswehen. Kurz gesagt, sie erlebt täglich das Wunder „Geburt“. Doch nicht immer enden alle Szenen im Kreißsaal schön und auch diese werden in dem Buch ans Tageslicht gelassen.

Es handelt sich hier um einen nahezu einmaligen Blick hinter die Kulissen. Maja Böhler schreibt dazu komplett unverblümt, mit viel Humor (auch Galgenhumor), sehr emotional und vor allem kurzweilig.

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Norbert Sternmut & Birte Schumann – Pfeilschrift. Reflexionen über die Liebe

Dieses umfangreiche Buch ist wieder mal eine Kooperationsarbeit in Norbert Sternmuts lyrischem Werk: Birte Schumann schrieb die Essays und stellte Märchen zum Thema „Liebe und Tod“ zusammen. Sternmut schrieb die Gedichte zum Thema. Warum Märchen? Weil sie eine der ältesten Formen der Poesie und Dichtung darstellen.

„Ganz besonders hat es ihnen ein klassisches Liebesmärchen angetan: Dornröschen. Dieses Märchen birgt in seinen Fassungen von Basile ganze Dramenstränge über die Abgründe der Liebe, spielt aber auch mit der tiefen, offenkundigen Schönheit, die der Liebe seit Menschengedenken anhaftet.“ (Verlagsinfo)
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Basu, Jay – Sterne können warten, Die

Im deutsch besetzten Oberschlesien wächst 1940/41 der vierzehnjährige Gracian auf. Nachts schleicht er sich auf eine Waldlichtung, um die Sterne zu betrachten. Sein Bruder Pawel holt ihn da weg, schenkt ihm dann aber ein Teleskop, mit dem er die Sterne viel besser sehen kann. Gracian beobachtet aber auch seinen Bruder bei dessen nächtlichen Aktivitäten. Und die sind mitunter ziemlich gefährlich. Eines Nachts folgt er ihm …

|Der Autor|

Jay Basu ist der Sohn eines indischen Vaters und einer polnischen Mutter mit russischen und deutschen Vorfahren. Er hat in Cambridge studiert und lebt in London. Sein erster Roman „Die Sterne können warten“ wurde nach Verlagsangaben ein internationaler Bucherfolg.

_Handlung_

Das Kriegsjahr 1940, im ehemals polnischen Teil Oberschlesiens, der nun von deutschen Truppen des „Generalgouvernements Polen“ besetzt ist. Die Lebensmittel sind rationiert, viele junge Männer leben im Untergrund und arbeiten für den Widerstand.

Hier lebt der vierzehnjährige Junge Gracian mit seiner Familie: seiner Mutter und seinem bewunderten Bruder Pawel. Seitdem Pawel ihm ein Buch über Astronomie geschenkt hat, liebt es Gracian, die Sterne zu beobachten. Sie sind das Einzige, wohin sein Geist fliehen kann, um der Not, Gefahr und Bedrückung ringsum zu entgehen.

Doch Gracian belässt es nicht beim Sterngucken aus dem Fenster. Er begibt sich dazu mitten in den nahen Wald, jenseits dessen das Militärlager der Deutschen liegen. Wieder einmal hat er sich in den Wald auf seine Lieblingslichtung geschlichen und ist den Wachen und Patrouillen knapp entgangen, da packt ihn eine Hand am Schlafittchen. Pawel schleift ihn wieder nach Hause, vernagelt das Fenster und verbietet Gracian, jemals wieder in den Wald zu gehen: „Die Sterne können warten. Das haben sie schon immer getan.“

Tagsüber schuftet Gracian in der Kohlenzeche einen Kilometer unter Tage, an bestimmten Tagen jedoch begleitet er seine Mutter auf gefährliche Expeditionen in ihr Heimatdorf. Dort herrscht noch keine große Not, und so kann sie mit Schinken und Würsten unter ihrer dicken Kleidung nach Hause zurückkehren. Doch nicht immer klappt das reibungslos. Zweimal hätten deutsche Wachen Gracian und seine Mutter fast auffliegen lassen.

Das Leben gewinnt wieder an Reiz, als Pawel ihm ein schönes, altes Teleskop schenkt. Damit rücken die Sterne wieder in greifbare Nähe, aber auch andere Dinge. Nun kann er auch den geheimnisvollen Wegen Pawels besser folgen, der mitunter tagelang verschwindet, um dann wieder am Hof von Gracians Familie aufzutauchen. Ist er ein Schmuggler oder gar ein Partisan? Als Gracian hinter Pawels Geheimnis kommt, setzt er, ohne es zu wollen, eine Entwicklung in Gang, in deren Verlauf das Schicksal seiner ganzen Familie, wenn nicht sogar des Dorfes auf dem Spiel steht.

_Mein Eindruck_

Vieles dessen, was der Autor erzählt, steht zwischen den Zeilen. Er braucht uns nicht zu sagen, dass Gracian seinen Bruder ebenso liebt wie seine Mutter. Wer Augen hat zu sehen, der wird an Dingen, die Gracian tut, merken, wie sehr ihn das Schicksal seines Bruders interessiert. Das ist auch gut so, denn den Geschichten, die Gracian von seinem Zechenkumpel Dylong über Pawel erzählt bekommt, darf man nicht hundertprozentig trauen. Taten zählen, Wörte können allzuoft lügen.

|Die Wahrheit des Zeigens|

Und deshalb konzentriert sich die wortkarge Erzählung auf das, was Gracian empfindet und tut. Hier liegt Wahrheit. Die Schwierigkeit liegt darin, sie angemessen zu beschreiben. Wie leicht wäre es, Gefühle zu behaupten statt sie zu beschreiben. Bis zu einem gewissen Grad muss jeder Erzähler diese Dinge behaupten. „ABC fühlte sich, aber XYZ ging es hingegen dreckig.“ Solche Sätze findet man allzu häufig in Unterhaltungsromanen.

Jay Basu tut dies nicht. Und sein Roman will auch nicht unterhalten, sondern erzählt in sehr einfacher Sprache, aber sehr präzise. Er nimmt keine Abkürzungen. Vielmehr stellt er uns Gracians Welt genau vor, in all ihrer Schönheit, mit allen Schrecken. Dies fand ich nicht immer einfach zu ertragen, und deshalb musste ich nach dem ersten Teil, an dessen Ende Pawel ihm das Teleskop schenkt, eine mehrwöchige Pause einlegen.

Das war vielleicht ein Fehler, vielleicht auch nicht. Der Rest des Buches lässt sich ohne Schwierigkeiten weiterlesen, denn nun ergeben sich die Konsequenzen aus dem Geschenk. Wurden im ersten Teil wichtige Figuren vorgestellt, so erleben wir nun, wie es ihnen ergeht, während die Besatzung durch die Deutschen in ihr zweites Jahr (nach dem September 1939) geht. Pawel ist tatsächlich in den Widerstand gegangen. Seine Erfahrungen als Schmuggler, die er schon mit sechzehn und siebzehn gemacht hat, kommen ihm jetzt wie gerufen. Allerdings nimmt er seine Verlobte Anna ebenfalls mit auf die nächtlichen Erkundungen bei den Einrichtungen der Deutschen. Das erweist sich als verhängnisvoll.

|Eine Frage der Wahrnehmung|

Gracian hat ein Problem mit dem Sehen durch das Teleskop. Er kann nahe Dinge noch näher heranholen, so dass er ihre Bewegung genau beobachten kann, wie etwa die einer Spinne. Oder er kann Strukturen entdecken, die ihm mit bloßem Auge noch verborgen gewesen waren, so etwa die Sternbilder, in denen nun auch schwächere Sterne auftauchen. Die Schwierigkeit liegt für ihn in der Überbrückung dieser zwei Extreme, denn das Teleskop bietet ihm nur diese zwei Pole des Sehens.

Die menschliche Wahrnehmung ist jedoch ein Kontinuum, in dem die Einzelheiten stets etwas mit dem Hintergrund zu tun haben und mit anderen Strukturen interagieren. Gracians Bemühen, diese Distanz der Wahrnehmung zu überbrücken, indem er seinen Bruder erst beobachtet und dann auch noch verfolgt, führt zu einer Katastrophe. Zu spät bemerkt der Beobachter, dass er seine Anwesenheit mit seinem Gerät in einer ungewohnten Umgebung verraten hat. Dies ist die reale Umsetzung von Heisenbergs Unschärferelation aus der Quantenphysik.

|Betrachten heißt enscheiden|

Die Folgen seiner Tat bereiten Gracians lange Zeit schreckliche Schuldgefühle, und die Erlösung lässt lange auf sich warten. Dann jedoch zieht er nach der klaren Erkenntnis, dass die wartenden Sterne keinen Trost spenden, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit. |“Leben lag in der Betrachtungsweise. Die Betrachtungsweise war eine Entscheidung, die getroffen werden musste.“| (S. 190)

Am Schluss steht Gracian verändert auf der alten Waldlichtung: |“Und wenn jemand von dort aufgestiegen wäre, fort von dem knienden Jungen mit den erdbedeckten Händen, hätte er nur das dunkle Aufragen der Fichtenstämme im Regen gesehen und darüber die zitternden Wellenkämme eines grünen, schattigen Meeres und darüber, weit darüber noch, den weiten, offenen Himmel, an dem die fernen Wächter ihre Bahnen beschreiben: kreisend, vorbeiziehend und der Unendlichkeit winkend.“| (S.191)

Der lange, harte Winter ist endlich vorüber, denn es fällt Regen statt Schnee. Und der Junge hat Abschied von den Sternen genommen. Seine Hände sind bedeckt mit dem, was menschliche Dimensionen hat und alleine zählt: Erde.

_Unterm Strich_

Die Geschichte, wie Gracian in jenem Winter aufwächst und schließlich erwachsen wird, ist schlicht und doch poetisch erzählt, voller gefühlter Humanität und Würde. Man kann diese Erzählung immer wieder lesen und wird doch Neues dabei entdecken, vor allem all jene Dinge, die zwischen den Zeilen stehen, die Dinge, die wirklich wichtig sind: Liebe, Solidarität, Hass, Schrecken und Schönheit.

Es ereignen sich keine weltbewegenden Dinge wie etwa in „Schindlers Liste“, und doch erklärt diese Geschichte genauso viele Dinge wie jener Roman, den Spielberg verfilmte. Der Mut der Menschen, ihre verrückten Hoffnungen, ihre Liebe zueinander werden ebenso sichtbar gemacht wie die Schrecken der deutschen Besetzung Oberschlesiens. Dabei sind die Menschen um Gracian herum nicht einmal Juden, denen ein viel härteres Los zugedacht worden wäre. Die Schupos der „Sonderpolizei“ verbreiten genügend Schrecken für alle.

Sehr wichtig fand ich, dass sich Gracians Betrachtungsweise ändert. Statt zu den Sternen ist sein Blick nun auf die Erde gerichtet. Kein Teleskop ist mehr nötig, kein Astronomiebuch, um die irdischen Dinge in all ihrer Komplexität zu verstehen. Wir können nur hoffen, dass Gracian in seiner neuen Realität zurechtkommt.

Dem Engländer Jay Basu ist ein unglaublich genaues und sehr schönes Buch gelungen. Er entführt den Leser in eine Welt, die vielleicht schon versunken ist und doch in allen wichtigen Details wieder zum Leben erweckt wird. Ich konnte mich jedenfalls sofort zurechtfinden. Meine eigene Verwandtschaft mütterlicherseits, die mir davon erzählte, kam aus dieser Gegend: Oberschlesien, mährisches Sudentenland, aber nicht Richtung Kattowitz (dem Kohlegebiet), sondern Richtung Olmütz in Mähren, einer sehr ländlich strukturierten Region.

Ich kann mir vorstellen, dass sich auch Frauen für diese Geschichte begeistern könnten. Denn nicht irgendwelche Action zählt hier, sondern die Werte zwischenmenschlicher Beziehungen. Und wer weiß? Vielleicht können Frauen besser zwischen den Zeilen lesen als ich.

|Originaltitel: The stars can wait, 2002
Aus dem Englischen übersetzt von Marie Rahn.|

Alea Kendrick – Glanz auf ihre eigene Art

Worum gehts?

Gina, eine junge Lehrerin inmitten der Dreißigern, ihr Hund Sheriff und eine Großstadt. Dort würde sie gerne ihren Traummann finden, der lässt nämlich bisher keinen Schimmer von sich sehen. Ihre extrovertierte Art macht es ihr prinzipiell nicht schwer neue Leute kennenzulernen, wären da nicht diese vielen Stolperfallen, die sich wie riesige Löcher vor Ginas Füßen auftun, so dass sie zwangsläufig reinlaufen MUSS – mit Anlauf.

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Dani Atkins – Das Leuchten unserer Träume

Worum gehts?

Sophie sollte sich eigentlich in der Blütezeit ihres Lebens befinden, sie ist jung, hat einen guten Job und auch sonst könnte es sie schlimmer getroffen haben. Doch tief in ihrem Inneren ist sie ein eher einsamer Mensch – seit dem Unfalltod ihres geliebten Bruders Scott. Sie lässt einfach niemanden an sich ran, so dass auch die unzähligen Kuppelversuche ihrer besten Freundin Julia erfolglos bleiben.

Doch Sophies Leben nimmt eine erneute Wendung als ein Feuer in ihrer Wohnung ausbricht und sie diesen Brand um ein Haar mit ihrem Leben hätte bezahlen müssen – wäre da nicht der unbekannte Lebensretter gewesen, der seitdem nicht mehr von Sophies Seite weicht und immer wieder aus dem Nichts auftaucht. Doch auch er hat ein dunkles Geheimnis von dem Sophie nichts ahnt.

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Petra Oelker – Die Brücke zwischen den Welten

Worum gehts?

Wir schreiben das Jahr 1906 und befinden uns in Konstantinopel. Diese Stadt am Bosporus, die niemals schläft und wo Orient und Okzident zusammentreffen. Es wird viel gehandelt und gefeilscht. Die Welt scheint soweit in Ordnung zu sein. Auch Ludwig Brehm aus Hamburg ist in diese Metropole gereist um im Handelshaus Ihmsen & Witt in Sachen Orientteppiche geschult zu werden und sein Wissen aufzubessern.

An der Seite von Edie Witt, der Frau des Inhabers Richard Witt und Milena Bonnard lernt er die schillernde Welt des Orients kennen und ist begeistert – nicht nur von Konstantinopel, sondern auch von der damenhaften Edie. Doch als sich plötzlich Besuch aus seiner Heimat Hamburg ankündigt, gerät er ins Schwanken. Denn nun könnte ans Licht kommen, dass er gar nicht der ist, der er zu sein vorgibt.

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Patricia Koelle – Der Himmel zu unseren Füßen

Worum gehts?

Amrum im Jahre 1944. Es ist Heiligabend und es herrscht Krieg. Die Temperaturen draußen sind eisig und sde Kälte findet irgendwo immer ein Schlupfloch, um ins Haus zu gelangen. Doch zu dieser Zeit muss mit dem Brennstoff gespart werden und auch das Festmahl fällt eher spärlich aus. Die Bewohner in Birkes Haus sitzen dicht beieinander und versuchen sich gegenseitig Wärme zu schenken. Während Alle gebannt die Kerzen am Baum betrachten, beginnt Birke ihre Geschichte zu erzählen, die begann im Herbst, als sie in den Dünen auf zwei unbekannte Personen trifft. Die beiden Fremden möchten ihre Hilfe offensichtlich nicht, doch Birke kann die beiden dennoch nicht vergessen.

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Rita Falk – Eberhofer, Zefix!

Die Verlagsinfo:

Niederkaltenkirchen ist überall!
Schräge, urkomische und herzerweichende Geschichten vom Franzl: Stunk mit der Susi, ein dämlicher Mordfall im Ruhrpott, ein Wochenende in Österreich mit dem Simmerl, dem Flötzinger und mindestens 17 Stamperln Himbeergeist. Außerdem: Wie der Franz einmal sein Herz an ein vierbeiniges Wesen verlor … Und obendrauf gibt’s ein bayrisch-hochdeutsches Glossar, hilfreich kommentiert vom Eberhofer persönlich. Damit »Mia san hia« auch in den letzten Winkeln der Republik verstanden wird. Gell.

Mein Eindruck:

In diesem kleinen Hardcöverchen erzählt Rita Falk ihrer Fangemeinde ein paar Geschichten, von denen sie ausgeht, dass sie ihnen Spaß machen werden.

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Colin Fletcher – Kalifornischer Sommer. Tausend Meilen zu Fuß durch Wüsten und Berge

Reisebuch-Klassiker für Wanderer

Reisen verändern den Wanderer. So tat es auch die Fußwanderung Colin Fletchers durch das östliche Kalifornien. Seine Erfahrungen und Gefühle bilden ein Zeitdokument, aber auch einen persönlichen und mitunter sehr bewegenden Reisebericht. Endlich mal kein Bericht über eine Todesexpedition!

Der Autor

Über Colin Fletcher (1922-2007) findet der interessierte Leser einen informativen Artikel in der englischsprachigen Wikipedia.
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Norbert Sternmut – Lichtpausen. Gedichte

Zum Sirius: Folge deinem Leitstern!

Nach dem Gedichtband „Sprachschatten“ folgt nun „Lichtpausen“, mit einem Titelmotiv, das Musikliebhaber von Pink Floyds LP „Wish You Were Here“ (auf der Innenhülle) kennen. Weiterhin hilt Sternmuts Bestreben der „Beschreibung des bleibenden Fiaskos innerhalb der Struktur des Unbegreiflichen.“ Es „bleibt eine Spannung zwischen den Polen des erkennenden Ichs und dessen, was erkannt wird, der letale Zustand der Welt.“

Man sollte sich von diesem existentialistischen Geschwurbel nicht abschrecken lassen: Die Liebe hat hier, wie überall im späteren Sternmut, bereits einen festen Ankerplatz, um den sich die Gestirne drehen.
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Jeanette Winterson – Das PowerBook

Lieben, schreiben, träumen auch

Eine junge Schriftstellerin sitzt an ihrem Computer. Unter dem Namen Ali sendet sie Geschichten hinaus in die Weite der virtuellen Welt und lauert als Spinne im Netz auf elektronische Beute. Sie wartet auf E-Mails ihrer Geliebten, von der sie in der realen Welt für die Wirklichkeit einer Ehe verlassen wurde. Schreibend durchstreift sie den Kosmos der unendlichen Möglichkeiten, nutzt ihn als frei verfügbare Requisitenkammer, in der sie sich bedienen kann, um die Geliebte zum Glück zu verführen. Sie verspricht ihr: „Freiheit nur für eine Nacht“. So wird Ali zur Scheherazade, die in einer einzigen Nacht versucht, schreibend den tragischen Ausgang ihrer Liebesgeschichte, und mehr noch, den Lauf der Welt zu verändern … (Verlagsinfo)

Liebe und Erzählen von Liebe – geht das überhaupt in Zeiten des Cyberspace, des Internets? „Eine Nacht der Freiheit. Du kannst die Story ändern. Denn du bist die Story.“

Dieser Bericht stützt sich auf die englische Originalausgabe.
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Jeannette Winterson – The World and Other Places. Erzählungen

Gedanken-Verführung

In den Kurzgeschichten dieser Collection geht es um Orte – nicht nur geografische Orte, sondern auch Orte im Kopf, Räumlichkeiten in Häusern und anderswo. Dabei versteht es die Autorin wiederholt, das Gewohnte auf den Kopf zu stellen, um es in einer neuen Perspektive, also relativiert, zeigen bzw. sehen zu können.
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Karen Perry – Girl Unknown

Mein Name ist Zoë Barry. Ich glaube, Sie sind mein Vater…

Eines Nachmittags steht die junge Frau in Professor David Connollys Büro an der Dubliner Uni und behauptet, seine Tochter zu sein. David ist wie vor den Kopf geschlagen und traut seinen Ohren nicht. Nach dem ersten Schock stellt er Zoë seiner Frau Caroline und seinen Kindern vor. Bald ist Zoë Teil der Familie, zieht sogar bei den Connollys ein. Doch während sie in Davids Gegenwart schüchtern und verletzlich wirkt, zeigt sie Caroline gegenüber ein anderes Gesicht – kühl, berechnend, beinahe verschlagen. Ist Zoë die, die sie vorgibt zu sein? Wen haben die Connollys in ihr Haus und in ihr Leben gelassen? Eine Tochter? Eine Schwester? Oder eine völlig Fremde, die geduldig darauf wartet, ihrer aller Leben zu zerstören? (Verlagsinfo)

Inhalt und Eindrücke:

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Katja Heimann – Vitamin V wie Wohnung

Eine lebendige Geschichte mitten aus dem Leben

Inhalt

Nora und ihr Sohn Colin stehen nach einer Explosion in ihrem Haus buchstäblich vor den Trümmern ihrer Existenz. Ohne ein Dach über dem Kopf muss Nora sich der Herausforderung stellen in der Großstadt Hamburg schnellstmöglich eine neue Wohnung zu finden. Freundlicherweise bringt ihr Bekannter Eggert die beiden bei Freunden im Haus unter, die gerade im Urlaub sind. Damit ist die Obdachlosigkeit der kleinen Familie zum Glück erst einmal abgewendet.

Aber die beiden Besitzer des Hauses Rea und Bruno ahnen noch nichts von ihren neuen Mitbewohnern. Als sie aus dem Urlaub zurückkommen, leben auf einmal zwei Fremde in ihrem Heim. Diese unfreiwillige Wohngemeinschaft führt zu einigen lustigen aber auch brenzligen Situationen. Daher probiert Nora trotz der manchmal nicht freundlich gesonnenen Atmosphäre den Alltag zu meistern, eine neue Wohnung zu suchen und ihre berufliche Existenz zu retten. Zwar erhält sie dabei Unterstützung von Eggert und dem unkomplizierten Gemüsehändler Thies, aber dann machen ein Lego-Auto und ein Unfall alles nur noch schlimmer.

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Jojo Moyes – Mein Herz in zwei Welten

Endlich ist Louisa Clark zurück! Nachdem sie im ersten Band der Reihe („Ein ganzes halbes Jahr“) ihre große Liebe Will Traynor kennengelernt und auch wieder verloren hat, war sie im zweiten Band („Ein ganz neues Leben“) damit beschäftigt, wieder auf die Beine zu kommen und schlicht zu überleben und den Verlust zu verkraften. Nun begleiten wir Lou ein drittes Mal, und zwar in ein völlig neues Leben. Im vorigen Band hat sie sich neu verliebt und eine neue Arbeitsstelle angeboten bekommen – in Manhattan. Und diese tritt sie in „Mein Herz in zwei Welten“ nun an. Sie wird die persönliche Assistentin von Agnes Gopnik – der jungen Gattin eines schwerreichen Geschäftsmanns. Der Einstand in New York und auch im Leben der Millionäre ist schwer, und doch fühlt Lou sich schnell wohl. Sie hat das Gefühl, dass Agnes sogar zu einer Freundin wird.

Bei einem Event lernt sie Josh kennen, der Will Traynor verblüffend ähnlich sieht. Als ihr Freund Sam sie in New York besuchen kommt und leider aufgrund einer Lebensmittelvergiftung das ganze Wochenende über nicht aus dem Badezimmer herauskommt, hat die junge Liebe einen schweren Knacks bekommen. Die darauffolgende Trennung und ein Missverständnis wegen Josh erschüttern das Vertrauen schwer. Und dann betritt eine weitere Person den „Ring“ und wirbelt die Liebe zwischen Lou und Sam gehörig durcheinander.

Aber auch im Job läuft es nicht so gut, denn Lou entdeckt Agnes Geheimnis und muss für ihre Treue der vermeintlichen Freundin gegenüber bitter bezahlen. Bald darauf steht sie auf der Straße und ist in New York ganz allein…
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Ambrose Bierce – Die gesammelten Geschichten und Des Teufels Wörterbuch

Ursprünglich in vier Bänden sammelte der Haffmans Verlag die Kurzgeschichten, ‚Fabeln‘ und Aphorismen des Schriftstellers Ambrose Bierce (1842-1913/14), der zu den (lange vergessenen) Meistern der US-amerikanischen Literatur gehört und in seinen Werken grausige Realität und gruselige Fiktion sowohl eigenwillig wie eindringlich darzustellen weiß: Diese Sammlung demonstriert Zorn und Talent eines auch gegen sich selbst unbarmherzig kritischen Menschen.
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Frank Lauenroth – Zauberhafte Weihnachtswunder

Ein Busfahrer muss am Heiligabend seinen Dienst tun, und das auch noch bei Schneegestöber und glatten Straßen. Seine Fahrgäste: ein müffelnder Penner, eine junge Frau und zwei pöbelnde Rüpel, dabei wäre Willibald Sauerkorn viel lieber bei seinem Sohn… Zwei Kinder streiten ununterbrochen und ruinieren das gesamte Familienfrühstück. Als dann beim Abräumen auch noch etliches zu Bruch geht, kommt die strenge Tante zum Babysitten, und die Eltern fahren lieber alleine auf den Weihnachtsmarkt. Gar nicht weihnachtlich. Und in der dritten Geschichte wird Wachtmeister Ludwig Samtregen zum Dienst verdonnert, weil zwei Kollegen krank geworden sind. Familie hat er keine, aber eigentlich hatte er versprochen, in einer Institution für Kinder aus armen Familien und Waisenkinder den Weihnachtsmann zu spielen. Die Enttäuschung ist daher groß, als er zum Dienst antritt.
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Diana Gabaldon – Die Welt von „Outlander“ – Das ultimative Begleitbuch zur Serie

Was finden Fans der Serie?

Endlich gibt es dieses einzigartige Buch zur gleichnamigen Serie „Der Outlander“.
Fans der Highland-Saga von Bestseller-Autorin Diana Gabaldon finden in diesem Guide noch nie veröffentliche Fakten, Hintergründe und Bildmaterial. Dieser Buch-Schatz enthält Inhaltsangaben aller bisher erschienen Bände der Highland-Saga, sowie aller Lord-John-Romane, Stammbäume und einen Überblick über sämtliche Charaktere, Karten und Lagepläne der Spielorte, ein Glossar gälischer Begriffe, einen intimen Einblick in Diana Gabaldons Schreibprozess, Hintergrundwissen über die schottische Kräuterheilkunde sowie die Küche des 18. Jahrhunderts und last but not least bekommt man einen Blick hinter die Kulissen der Fernsehserie inklusive persönlicher Fotos der Autorin geboten.

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