Archiv der Kategorie: Belletristik

Khaled Hosseini – Traumsammler


Worum gehts

Wenige Monate nach der Geburt der kleinen Pari stirbt ihre Mutter und hinterlässt nicht nur ihre jüngste Tochter, sondern auch Abdullah, ihren Sohn, und Saboor, ihren Ehemann. Die Umstände erfordern, dass Abdullah seine jüngere Schwerster großzieht. Pari hat eine außergewöhnlich enge Beziehung zu ihrem Bruder und hängt mehr an ihm als an allem anderen.

Gemeinsam mit ihrem Vater leben sie in dem kleinen afghanischen Dorf Shadbagh. Doch als sie eines Morgens zu einem langen Fußmarsch aufbrechen, quer durch die Wüste, um schließlich in Kabul anzukommen, verändert sich die Welt für das Geschwisterpaar. Denn in Kabul angekommen, werden Pari und Abdullah voneinander getrennt – für immer. Von nun an leben sie jeweils ihr eigenes Leben ohne den anderen. Während Pari bei dieser Trennung noch sehr klein ist und im Laufe der Jahre wieder vergisst, was passiert ist, leidet Abdullah sein ganzes Leben unter dem Trennungsschmerz, und er hat die ganze Zeit das Gefühl, dass ein Teil von ihm verloren gegangen ist. Dieses Gefühl kann ihm auch seine neue Familie nicht geben … Khaled Hosseini – Traumsammler weiterlesen

Mary Kay Andrews – Sommerprickeln


Worum gehts?

Annajane und Pauline kennen sich schon seit ihrer Kindheit und sind seit jeher unzertrennlich. Dass Annajane mit Paulines ältestem Bruder Mason verheiratet war, jedoch seit einiger Zeit von ihm getrennt lebt, hat ihrer Freundschaft keinen Abbruch getan. Nun sitzen sie nebeneinander in einer Kirchbank bei Masons Hochzeit mit der hinreißenden Celia. Alles scheint perfekt zu sein und Annajane redet sich ein, dass ihr die Hochzeit ihres Exmanns mit ihrer Nachfolgerin nichts ausmacht. Doch ist sie wirklich über die Trennung von Mason hinweg?

Auch Pauline hat nicht viel für ihre zukünftige Schwägerin übrig und hält sie nicht für die richtige Frau an Masons Seite. Sie ist davon überzeugt, dass die scheinheilige Celia ein Geheimnis verbirgt, dass sie unbedingt aufdecken möchte und schon bald überschlagen sich die Ereignisse…Gefühlschaos inklusive … Mary Kay Andrews – Sommerprickeln weiterlesen

Vanessa Diffenbaugh – Die verborgene Sprache der Blumen



Worum gehts?

Victoria hatte keine schöne Kindheit. Im Gegenteil – das Gefühl eine Familie zu haben, hat sie nie kennengelernt. Ihre komplette Kindheit hat sie entweder in Kinderheimen verbracht oder aber sie wurde von einer Pflegefamilie in die nächste gesteckt. Die erste Konsequenz, die man daraus zieht, ist wohl Zurückhaltung. Auf Berührungen reagiert sie wütend und auch der Weg in ihre Seele bleibt für jedermann unerreichbar. Victoria sieht das als eine normale Schutzreaktion an, womit sie wahrscheinlich recht hat.

Durch die schwierigen Umstände und die ständig wechselnde Umgebung und Bezugspersonen eignet Victoria sich ihre eigene Sprache an, die Sprache der Blumen. Sie lernt die Bedeutung der einzelnen Pflanzen und Blumen kennen und weiß, wie man sich durch diese ausdrückt. Doch sie ist nicht die Einzige, die diese Sprache beherrscht, denn schon bald lernt sie einen jungen Mann kennen, der ebendiese Sprache auch versteht. Vanessa Diffenbaugh – Die verborgene Sprache der Blumen weiterlesen

Charlotte Link – Im Tal des Fuchses



Worum gehts?

Es ist ein lauer Augusttag, als Vanessa Willard an einem abgelegenen Parkplatz inmitten der Natur auf ihren Mann Matthew wartet, der noch eine kurze Runde mit dem gemeinsamen Hund dreht. Da sie noch dem Streit hinterherhängt, der sich im Auto zwischen ihr und Matthew ereignet hat, merkt sie nicht, dass nach einigem Hin- und Herfahren ein weiteres Auto auf den Parkplatz fährt. Als sie jedoch plötzlich eine Bewegung wahrzunehmen scheint und sie ein mulmiges Gefühl beschleicht, ist es bereits zu spät. Der Fremde hat sie betäubt und anschließend verschleppt.

Hinter der Entführung steckt ein der Polizei nicht unbekannter Mann. Noch ehe er seine Lösegeldforderung stellen kann, wird er von der Polizei wegen eines anderen Deliktes festgenommen, so dass Vanessa, eingesperrt in einer Kiste und versteckt in einer Höhle, ihrem Schicksal selbst überlassen ist. Charlotte Link – Im Tal des Fuchses weiterlesen

Christoph Marzi – Die wundersame Geschichte der Faye Archer

Faye Archer hat ihr Studium abgebrochen, nun arbeitet sie als Verkäuferin in einem kleinen Buchladen in Brooklyn und gibt gelegentlich Konzerte in einer früheren Fabrikhalle. Im Großen und Ganzen ist sie mit ihrem Leben recht zufrieden. Bis eines Tages ein Mann den Buchladen betritt und einen Satz sagt, der Faye vollkommen elektrisiert …

Eigentlich passt „Die wundersame Geschichte der Faye Archer“ überhaupt nicht in mein Beuteschema. Um reine Liebesgeschichten mache ich normalerweise einen großen Bogen. Als ich dann zu Hause damit auf dem Sofa saß und zum zweiten Mal den Klappentext las, fragte ich mich, warum in aller Welt ich es hatte lesen wollen! Es kann wohl nur des Autors wegen gewesen sein. Christoph Marzis Schreibstil gefiel mir schon in seinem Zyklus der Uralten Metropolen ausgesprochen gut. Also las ich jetzt eben eine Liebesgeschichte. Christoph Marzi – Die wundersame Geschichte der Faye Archer weiterlesen

Annette Dutton – Die verbotene Geschichte

Annette Dutton hat wieder in die Tasten gegriffen und mit „Die verbotene Geschichte“ ihren zweiten Roman vorgelegt. Wer ihren Erstling „Der geheimnisvolle Garten“ gelesen hat, wird schnell das bewährte Muster wiedererkennen: Eine junge Deutsche namens Katja verschlägt es ausgelöst durch den Tod einer ihr nahestehenden Person, in diesem Falle des Ehemanns, der bei einem Flugzeugabsturz in Tasmanien ums Leben gekommen ist, in die weite Ferne – in diesem Fall temporär nach Australien und Tasmanien, die meiste aber Zeit nach Papua-Neuguinea. Hier findet sie nicht nur einen neuen Mann, sondern deckt auch ein Familiengeheimnis auf, das ihr Leben und das ihrer Familie für immer verändert.

Dieses Geheimnis ist Teil der in Briefen und Tagebuchauszügen geschilderten Geschichte ihrer Urahnin Phebe und deren Freundin Johanna, die parallel zu Katjas Selbstfindungsgeschichte erzählt wird. Wie in „Der geheimnisvolle Garten“ hat der Leser es mit dem schwierigen Leben einer Missionarsfrau zu tun, die sich in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts unter widrigen Bedingungen in einem unerschlossenen Teil der Welt behaupten muss. Wie auch schon im Vorgänger beeindruckt Dutton in der mit gut recherchierten Fakten unterlegten Geschichte in der Vergangenheit dadurch, dass die Vorgänge in diesem Teil der Welt auch in den Zeiten der Weltkriege den deutschen Lesern wenig oder gar nicht bekannt sind. Man ist sich kaum bewusst, wie eng die Entwicklungen auf der kleinen Pazifkinsel mit denen in Deutschland verknüpft gewesen sind. Die wechselvolle Lebensgeschichte der Freundinnen bis hin zu ihrem tragischen, aber nicht schmalzigen Tod, macht den Roman der deutschen Autorin, die inzwischen seit zwölf Jahren in Australien lebt und in diesem Teil der Erde auch die Stoffe für ihre Frauenromane findet, spannend und interessant. Im Nachwort wird auf die historischen Eckdaten noch einmal erklärend eingegangen und ein umfassendes Literaturverzeichnis aufgelistet.
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Carla Federico – Die Rosen von Montevideo

„Montevideo“ – den Namen hat man schon einmal gehört; vielleicht im Zusammenhang mit der gleichnamigen Verfilmung des Theaterstücks “Das Haus in Montevideo” mit dem großen Heinz Rühmann. Aber sehr viel mehr weiß man von Uruguays Hauptstatt nicht, wenn man nicht gerade leidenschaftlich an Lateinamerika interessiert ist. Umso interessanter gestaltet sich Carla Federicos Frauenroman “Die Rosen von Montevideo”, der zu großen Teilen in den Jahren von 1829 bis 1898 in Montevideo spielt. Diese zeitliche Periode war gekennzeichnet von einer starken Einwanderungsbewegung aus Europa, staatliche Bevormundung durch die Briten und außerdem tobte ein grausamer Dreibundkrieg von Uruguay, Brasilien und Argentinien gegen Paraguay. Auch in Uruguya selbst hatte sich eine tiefe Kluft zwischen Arm und Reich sowie Stadt- und Landbevölkerung aufgetan.

Mit den ersten Einwanderern gelangt auch Valeria Olivares nach Montevideo. Doch wie die Rosen in ihrem Garten wird Valeria nie richtig heimisch in Uruguya. Ihre Tochter Rosa de la Vegas versucht mit Hilfe einer überstürzten Heirat mit dem Bankier Albert Gothman einer Zwangsehe mit einem wesentlich älteren Mann und Geschäftspartners ihres Vaters zu entgehen. Dadurch verschlägt es sie nach Frankfurt am Main, wo sie wiederum Montevideo vermisst und nicht richtig heimisch wird. Frankfurt wird als aufstrebendes Macht- und Kulturzentrum in Europa charakterisiert. Doch seine Einwohner und hierbei vor allem die Frauen scheinen im Vergleich zu Rosa zwar gebildeter, dafür aber auch steif und hinterhältig. Der Niedergang der im Überschwang der Gefühle geschlossenen Ehe und ihre Entwicklung hin zur Ehrlichkeit und zum Verzeihen, die schließlich in einer Freundschaft mündet, ist unter den Beziehungen im Roman am differenziertesten ausgearbeitet. Mit Rosas Tochter Valeria und Clair, der Tochter ihrer Schwägerin, hingegen kehrt der Leser mit der nächsten Frauengeneration wieder zurück nach Montevideo.
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Jojo Moyes – Ein ganzes halbes Jahr

Worum gehts?

Dies ist die Geschichte von Lou und Will.

Louisa Clark, 26 Jahre alt, lebt gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester und deren Sohn, gemeinsam in einem kleinen Häuschen. Ihr Haupterkennungsmerkmal ist ihr etwas ausgefallener Modegeschmack, über den die Leute in ihrer Heimatstadt auch gerne schon einmal tuscheln.

Will Traynor, ein einst sehr aktiver, erfolgreicher Lebemann. Doch durch einen tragischen Unfall wurde aus ihm ein sogenannter Tetraplegiker, ein Mensch, der vom Hals an abwärts gelähmt ist. Also weder Arme noch Beine bewegen kann. Beide wissen noch nicht, dass sie sich schon bald begegnen werden.
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Sybil Volks – Torstraße 1


Worum geht’s?

Soho House Berlin. Elsa hofft auf den Einlass in das berühmte Soho House an der Torstraße 1 in Berlin, in dem an diesem Abend eine exklusive Party stattfindet. Dieser Tag ist für sie ein ganz besonderer, denn genau in diesem Haus kam sie vor achtzig Jahren zur Welt, ebenso Bernhard, dessen Vater das Haus gebaut hat. Von Geburt an sind die beiden miteinander verbunden. Nach Jahren der der Trennung sollen sie sich heute, an ihrem Geburtstag, wieder treffen, in dem Haus, in dem sie beide geboren wurden.

Inhalt

Das Kaufhaus Jonass ist eines der ersten Kreditkaufhäuser seiner Zeit. Vicky, eine junge hochschwangere Frau, die dort angestellt ist, bringt am Tag der Eröffnung eine kleine Tochter zur Welt, auf dem Packtisch der Poststelle. Zur Hilfe bei der Geburt ist Wilhelm, ein Zimmermann, der dieses Haus mit geschaffen hat und zur selben Zeit ebenfalls Vater wird.

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Erin Morgenstern – Der Nachtzirkus



Worum gehts?

Der Cirque des Rêves – Zirkus der Träume. Ein Zirkus, der ohne jede Ankündigung in die Städte kommt und nur bei Nacht geöffnet hat. Das Freudenfeuer, ein Feuer, das permanent brennt und den komplette Zirkus erhellt, wird von zahlreichen geheimnisvollen Zelten umsäumt. Doch hinter der scheinbar so friedlichen Zirkuswelt spielt sich ein übler Wettstreit zwischen zwei verfeindeten Magiern ab. Da sie diesen Kampf nicht vollenden konnten, bereiten sie nun ihre Kinder darauf vor, den Kampf aufzunehmen und zu beenden, was sie nicht geschafft haben. Doch diese Rechnung haben sie ohne die beteiligten Kinder gemacht, denn als diese sich schließlich begegnen, verlieben sie sich unsterblich ineinander. Doch in der Welt des Cirque des Rêves stellt dieses Gefühl ein scheinbar unüberwindbares Problem dar, und bekanntlich kommt ein Problem selten allein … Erin Morgenstern – Der Nachtzirkus weiterlesen

Judith Lennox – An einem Tag im Winter

Worum gehts?

Cambridgeshire im Jahre 1950. Die Wissenschaftlerin Ellen tritt eine neue Stelle an. Im Laufe der Zeit trifft sie auf zahlreiche Kollegen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Während sie sich zu dem stillen Alec Hunter hingezogen fühlt, fürchtet sie, dass ihr Vorgesetzter Marcus Pharoah ein dunkles Geheimnis hütet. Fest entschlossen, dieses Geheimnis zu erfahren und aufzudecken, beginnt sie mit ihren Nachforschungen.

 

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Eowyn Ivey – Das Schneemädchen

Worum gehts?

Dem älteren Ehepaar, Mabel und Jack, wurden eigene Kinder vorenthalten. Um dem Alltag und den Kindern aus der Familie zu entfliehen, machen sie sich auf den Weg in die Wildnis von Alaska. Dort wollen sie als Siedler ein neues Leben beginnen. Doch die Härte der Winter und die teils karge Natur setzen den beiden immens zu. Doch eines Winters, der erste Schnee des Jahres fällt in samtweichen Flocken herab, überkommt Mabel ein längst verloren geglaubter, kindlicher Übermut. Gemeinsam mit Jack macht sie eine Schneeballschlacht und anschließend kommt ihnen der Gedanke, ein Schneemädchen zu bauen. Nach Stunden der Ausgelassenheit entfliehen sie schließlich der Kälte und kehren in ihr Blockhaus zurück. Am nächsten Tag entdecken die beiden zum ersten Mal ein elfenhaftes, blondes Mädchen. Was macht dieses hilflose Kind alleine in der Kälte draußen? Und wo kommt es plötzlich her?

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Ekman, Kerstin – Schwindlerinnen

_Zwischen Altersweisheit und Kriminalroman_

Die erfolgreiche Schriftstellerin Lillemor Troj verbringt ihren Lebensabend finanziell abgesichert und sozial hoch angesehen als Mitglied der Schwedischen Akademie, die auch den Nobelpreis für Literatur verleiht. Als ihr Verleger ihr jedoch ein Manuskript präsentiert, von dem er denkt, sie habe es geschrieben und unter Pseudonym bei einem anderen Verlag herausbringen wollen, weil es „so ganz anders“ sei, als das, was sie sonst schriebe; der „reinste Unterhaltungsroman“ und trotzdem „Dynamit“, reißt es Lillemor den Boden unter den Füßen weg. Sie entführt das Manuskript, das so heikel ist, dass es das Verlagsgebäude auf keinen Fall verlassen sollte, und verschanzt sich schließlich zu Hause damit, um mit ungläubigem Staunen zu lesen, welche Bilanz ihre Freundin Barbro „Babba“ Andersson von ihrer beider Leben und ihrer schriftstellerischen Kooperation zieht. Sehr schnell wird in Kerstin Ekmans Roman „Schwindlerinnen“ klar, dass nicht Lillemor die zahlreichen erfolgreichen Kriminalromane geschrieben hat, sondern ihre Freundin Babba.

_Die 80-jährige Autorin_ Kerstin Ekman ist wie ihre Protagonistin Lillemor Troj eine der ganz Großen der schwedischen Literatur und Mitglied der Schwedischen Akademie. Mit „Schwindlerinnen“ hat sie ein kritisches Resümee unter ein halbes Jahrhundert im Literaturbetrieb gezogen. Der Originaltitel „Das große Finale in der Schwindlerbranche“ macht dieses Ansinnen noch deutlicher. So „schwindelt“ man in der Welt ihres aktuellen Romans nicht nur beim „Erfinden“ von Charakteren und Handlung, sondern auch indem man der realen Welt eine Schriftstellerfigur bietet, wie diese sie sich vorstellt.

Die unattraktive Außenseiterin Babba hat früh in ihrem Leben erkannt, das der Text nur eine Seite des Erfolgs ist, und sich die naive, gutbürgerliche und vor allem hübsche Lillemor ausgesucht, um sie als Alter Ego zu benutzen, das ihr Bild und ihr öffentliches Leben hingeben soll, um Babba das Publizieren ihrer Texte zu ermöglichen. An dieser Stelle setzt Ekmans Kritik am Literaturbetrieb an. Talent allein genügt nicht, um erfolgreich zu werden. Es braucht vielmehr eine attraktive Erscheinung, Präsenz in den Medien und Charme, um die Verleger und die Öffentlichkeit für die Person zu begeistern. Diesen schizophrenen Zustand, der vielen Autoren zu schaffen machen dürfte, die sowohl Ruhe und Abgeschiedenheit zum Schreiben als auch gleichzeitig das Licht der Öffentlichkeit für den Erfolg ihrer Bücher brauchen, zeigt Ekman in ihrem Roman, indem sie die Person der Autorin zweiteilt. Lillemor, die ihre Skrupel hinsichtlich dieser unheiligen Allianz nie verlassen, genießt trotzdem die Zeit im Rampenlicht und entwickelt im Laufe ihres Lebens ein Verständnis für Literatur, das sich grundsätzlich von Babbas unterscheidet. Daher ist Lillemor letztlich nicht nur Babbas Vertretung in der Öffentlichkeit, sondern ihr Arbeitsanteil an den Romanen dient dazu, diese zu glätten, sprachlich sowie inhaltlich abzurunden und überhaupt druckbar zu machen. Die Frauen werden zu Symbionten, die einander brauchen, um erfolgreich zu sein, und an dem Punkt angekommen, an dem Lillemor tatsächlich mit der Zweckgemeinschaft Schluss gemacht hat, sieht es so aus, als wolle sich Barbro Andersson nun dafür rächen.

Lillemor liest Babbas Sicht ihrer beider Leben als das vorliegende Romanmanuskript. Ihre eigene Sicht erfährt der Leser aus den Kapiteln, die das Gelesene reflektieren. Der Leser erkennt die Einseitigkeit von Babbas Schilderungen zum Beispiel an der Unterstellung, dass Lillemor jeglicher kreativer Anteil an den Romanen abgesprochen wird oder daran, dass ihr unterstellt wird, sie habe Baba mit derem Lebensgefährten betrogen. Es wird deutlich, dass beide Frauen ihr Leben stets dem Lügennetz unterordnen mussten, das sie sich selbst gesponnen hatten. Vor allem Lillemor, die vom Leben eigentlich nichts weiter wollte, als sich eine bürgerliche Existenz mit einer vorzeigbaren Familie aufzubauen, fürchtete ständig, entdeckt zu werden. Sie versuchte nicht nur einmal, vor Babba und der Öffentlichkeit zu flüchten und sich zurückzuziehen. Das Wort Freundschaft erscheint in diesem Zusammenhang euphemistisch. Trotzdem ist es einzig diese, sowohl von Freude und Überschwang hinsichtlich der Erfolge als auch von Unsicherheit und Angst vor der Entdeckung geprägte, Beziehung zwischen den beiden Frauen, die alle Jahre überdauert. Männerbeziehungen hingegen scheitern an den verschiedensten Umständen.

_Als Leser wird man_ in den Strudel aus Enttäuschung, Empörung und Rachegefühlen hineingezogen und hat permanent das Gefühl, es würde gleich ein Mord passieren. Doch statt Giftpilzmorde zu inszenieren, was man der resoluten und intriganten Babba zutrauen könnte, verliert Ekmans autobiografisch angehauchter Roman sich im Erzählerischen und in Reflexionen über das Wesen von Literatur sowie Betrachtungen über das Verwenden von Wörtern wie „Natur“ oder „Umwelt“. Über weite Strecken werden Lebensabschnitte auserzählt, die mit der eigentlichen Handlung wenig zu tun haben, den Roman aber vermutlich in der Lebenswelt Schwedens verankern sollen. Dabei gehen Ekman jedoch der Schwung und die Spannung des Anfangs verloren. Sie kehren erst in den letzten Kapiteln des Romans zurück, die wieder die Atmosphäre eines Kriminalromans beschwören, bis am Ende alles doch ganz anders kommt, als man zu ahnen glaubt. Ein gutes Buch, aber kein Muss.

|Gebundene Ausgabe, 448 Seiten
Originaltitel: Grand Final i Skojarbranschen
Ins Deutsche übertragen von Hedwig M. Binder
ISBN 978-3492055444|
http://www.piper-verlag.de

Tom Wolfe – Back to Blood

Worum gehts?

Nestor Camacho ist ein amerikanischer Polizist mit kubanischen Wurzeln und genau deshalb ist es auch Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet er einen kubanischen Flüchtling, 20 Meter von seiner Freiheit entfernt, vom Mast einer Luxusyacht vor Miami holen soll.

Im ersten Moment steht er ziemlich zwischen den Stühlen und weiß nicht recht, wie er reagieren soll: Den Anweisungen des Chefs folgen und den Flüchtling herunterholen oder überwiegt doch sein Vaterlandsstolz? Nachdem er seine Entscheidung getroffen hat, ist er bei seinen Kollegen der Held, jedoch bei seiner Familie und sogar bei seiner Freundin ein Verräter und der Bürgermeister, ebenfalls kubanischer Herkunft, überlegt, ob er ihm nun den Tapferkeitsorden aushändigen oder ihn vom Dienst suspendieren soll …

 

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Holger Willi Montag – Reisen mit Pippo

Roadtrip nach Apulien

„Was tun, wenn der Großvater stirbt und die Erfüllung dessen letzten Wunsches – in der süditalienischen Heimat bestattet zu werden – […] scheitert?“ – so der Klappentext des im Jahr 2003 erschienen Debütromans „Reisen mit Pippo“ von Holger Willi Montag. „Für Luca Hübschen gibt es nur eine Lösung: Den toten Giuseppe – genannt Pippo – selbst die 2000 Kilometer von Saarbrücken nach Apulien zu transportieren, und zwar mit Hilfe seiner Freundin Steffi und seines betagten Fiat 500 ‚Cinquecento‘.“

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Klausmann, Liza – Zeit der Raubtiere

„_Zeit zum Abtauchen_“

Lizy Klausmann fackelt nicht lange. Bereits auf den ersten Seiten ihres melodramatischen Romandebuts „Zeit der Raubtiere“ wird der Leser in hineingezogen in eine Atmosphäre aus schwüler Hitze, melancholischem Blues und Alkohol. Die Cousinen Helene und Nick warten in Cambridge sehnsüchtig darauf, dass in Europa der Zweite Weltkrieg zu Ende geht und Nicks Ehemann wieder heimkommt, während Helen, deren erster Mann im Krieg gefallen ist, einer zweiten Ehe mit dem glamourösen Filmproduzenten Avery Lewis aus Hollywood entgegenfiebert. In dem aufregenden Leben, das sich beide erträumen, wird der jährliche Sommerurlaub im Familienanwesen Tiger House auf der Insel Martha’s Vineyard als feste Größe eingeplant. „Nick lächelte. Sie dachte an Tiger Houser, an die luftigen Zimmer und den weiten grünen Rasen, der sich im Blau des Hafens verlor. Und an das kleine süße Cottage daneben, das ihr Vater als Geschenk für Helenas Mutter gebaut hatte. ‚Häuser, Ehemänner und Ginpartys um Mitternacht‘, sagte Nick. ‚Nichts wird sich ändern. Jedenfalls nichts Wichtiges. Alles wird so sein wie immer.'“

Doch natürlich macht das Leben keinen Halt und der Krieg hat vieles verändert. Nicks Ehemann Hughes ist nicht mehr der unbeschwerte Typ, in den sie sich verliebt hat, sondern möchte ein geordnetes bürgerliches Leben führen. Nick findet sich bald in der traditionellen Rolle der Hausfrau und Mutter wieder, die ihr stets widerstrebt hat. Auch Helens glamouröses Leben stellt sich als Farce heraus, die nur mit Alkohol und Tabletten zu ertragen ist. Dennoch treffen die Familien regelmäßig in Tiger House zusammen. Die Leser erleben in „Zeit der Raubtiere“ die Schlüsselmomente der Familiengeschichte aus den Jahren 1945 bis 1969 jeweils aus den Perspektiven von Nick, Helen, Hudges sowie den Kindern Daisy und Ed. Dadurch, dass jede der Figuren einen recht beschränkten Blick auf die Vorgänge in der eigenen Umgebung hat, sind die Wiederholungen des Erzählten immer wieder spannend zu lesen, denn von Mal zu Mal erhält der Leser mehr Informationen, kann sich ein umfassenderes Bild zusammenpuzzeln und der Wahrheit näher kommen, bis schließlich Eds Sicht auch die letzten Puzzleteilchen zur Verfügung stellt.

Daisy bildet in diesem Reigen aus der egozentrischen Selbstdarstellerin Nick, der bis zur Selbstaufgabe hörigen Helen, dem vorgeblich eloquenten Hughes und dem mysteriösen Ed wohl noch die sympathischste Figur, aber durch ihre überzeichnete Unschuld und Naivität kann man ihr ebenfalls keine reine Sympathie entgegenbringen, sondern möchte sie lieber durchschütteln, um ihr die Augen zu öffnen. Als Leser saugt man die gut 400 Seiten förmlich auf und lechzt nach dem nächsten Häppchen Wahrheit, das bestätigt, wie verkorkst nicht nur die beiden Familien, sondern die ganze Bevölkerung der Insel hinter ihrer bürgerlichen Fassade ist. Da nimmt es schon gar nicht mehr Wunder, dass Helens Sohn Ed spätestens nachdem er mit Daisy eines Sommers auf eine Leiche stößt, einer morbiden Faszination für das Innenleben von Menschen im wahrsten Sinne des Wortes erliegt. So gleitet die melancholische Grundstimmung immer mehr in Richtung Grauen und Verzweiflung ab, bis nicht nur Helen, sondern auch Nick vor den Trümmern ihrer Ehe stehen und dennoch mit aller Kraft und Hoffnung daran festzuhalten versuchen. In Tiger House treffen folglich mit den Figuren auch alles andere aufeinander: Erinnerungen und Träume, Realität, Lebenslügen, Liebe, Hass, Neid, Angst und Tod. Dennoch wird bis zur letzten Seite immer wieder deutlich, was man entweder als Segen oder als Fluch betrachten kann: dass die Familie alles ist, was man im Leben hat und sie jedem Mitglied helfend zur Seite steht – ob es will oder nicht.

Dieser Aspekt des Gefangenseins in der Familie wird nicht nur in Helens Geschichte deutlich, wo er vermutlich ihrer die einzige Rettung darstellt. Gut gelungen ist die Umsetzung der Problematik auch in Daisys Leben als Teenagerin, wenn in den Dialogen immer wieder deutlich wird, wie die Liebe zur Mutter in Hass und wieder zurück umschlägt immer begleitet von Schuldgefühlen, weil man dem Menschen mit seinem Hass vielleicht Unrecht getan haben könnte. In ihrem Teil kommt auch gut zum Ausdruck, wie der Teenager ständig zwischen Imitation der Erwachsenen mit Lippenstift, Drink und vorgeblicher Lebenserfahrung sowie einer kindlichen Unerfahrenheit und Blindheit für die Vorgänge in der Erwachsenenwelt pendelt, während Eds Wesen ganz darauf ausgerichtet zu sein scheint, alles zu hinterfragen, auszuspionieren und sich nicht blenden zu lassen. Der pointierte Erzählstil der Autorin zeigt dabei auch die anderen Figuren zwischen Fluchtreflex, Schuld und Festhalten an der Beständigkeit. Aber wie ein Tiger im Jungle lauert ständig etwas im Dunklen, das in jedem beliebigen Moment die mühsam aufrecht erhaltene Illusion zerstören kann.

Die Journalistin und Autorin Liza Klaussmann kann bei der Schilderung der Insel Martha’s Vineyard und der bürgerlichen Gesellschaft der 50er Jahre mit ihren Partys, dem Yachtclub und Bootstouren, der gepflegten Langeweile sowie dem beständigen Konsum von Alkohol auf ihre eigenen Erinnerungen an die kleine Insel vor Boston zurückgreifen, wo auch Präsidenten und Stars Urlaub machen. Wohl deshalb taucht man als Leser nicht nur wegen der Lust an den Geheimnissen der Charaktere nur schwer wieder aus dem Buch auf. Man bleibt auch gefangen in der fast poetisch beschriebenen Welt der Ostküste Amerikas mit romantischen Sommerhäuschen, staubiger Hitze, dem salzigen Geruch des Meeres, mit lachenden Menschen und Musik aus der Ferne, wo niemand sagt, was er denkt, und nichts wahr ist. Ein kleines Stück Amerika – unbedingt lesenswert.

|432 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Originaltitel: Tigers in Red Weather
Ins Deutsche übertragen von Michaela Grabinger
ISBN 978-3426199510|
http://www.droemer-knaur.de

Rowling, Joanne K. – Ein plötzlicher Todesfall

Die Messlatte hing hoch: Mit ihrer siebenbändigen „Harry-Potter“-Reihe hat die britische Schriftstellerin Joanne K. Rowling eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie wunderbare Geschichten schreiben, sympathische und interessante Charaktere zeichnen und ein riesiges Millionenpublikum über Jahre hinweg an ihre Romanhelden fesseln kann. „Ein plötzlicher Todesfall“ ist nun ihr erstes Buch, das sich explizit an Erwachsene richtet. Ob sie die hohen Erwartungen erfüllen kann?

_Ein Platz wird frei_

Völlig überraschend stirbt im kleinen Städtchen Pagford Barry Fairbrother – ein geachtetes Mitglied im Gemeinderat. Während Freunde, Familie und Bekannte noch um Barry trauern und seine Frau darauf hoffen muss, dass die Lebensversicherung ihres verstorbenen Mannes ausgezahlt wird, machen sich die ersten bereits Gedanken darüber, wer Barrys Platz im Gemeinderat einnehmen könnte. Schnell sind zwei Kandidaten gefunden, die völlig unterschiedliche Positionen vertreten. Einer, der vermutlich Barrys Anliegen weitertragen könnte, aber dann auch ein Verwandter eines anderen Mitgliedes im Gemeinderat. Mit harten Bandagen wird um den freien Platz gekämpft, fair sind die Mittel, die dabei zum Einsatz kommen, nicht immer.

Im Wahlkampf treten all die Probleme, die in Pagford dicht unter der Oberfläche brodeln, offen zutage. Insbesondere geht es darum, ob der Gemeinderat weiterhin das Methadonprogramm von Bellchapel unterstützen soll. Davon betroffen ist eine drogenabhängige Mutter, deren jüngster Sohn ihr bereits weggenommen worden ist, der aber derzeit wieder bei ihr zuhause wohnen darf, weil sie im dritten Anlauf das Programm durchzuziehen scheint – bis ihr alter Drogendealer wieder mit dubiosem Ansinnen vor der Tür steht. Ihre 16 Jahre alte Tochter Krystal ist verzweifelt und heckt einen ganz besonderen Plan aus, wie sie sich und ihren jüngeren Bruder retten kann …

Aber natürlich sind das nicht die einzigen Problemfelder, die J. K. Rowling offen und schonungslos anspricht: Da gibt es Eifersüchteleien, Liebeswirrwarr, eine Mutter mittleren Alters, die plötzlich mit einem 16-Jährigen herumknutscht, einen Mann, der sich in die Witwe verliebt, obwohl er bereits eine andere Freundin hat und insbesondere allerlei Problemchen, mit denen die Teenager des Städtchens kämpfen.

_Ist hier auch jemand normal?_

Der Klappentext des Buches verspricht es bereits: Es herrscht Krieg in Pagford. In diesem kleinen Städtchen, wo jeder jeden kennt, liegt jeder mit dem anderen im Clinch. Auch bestehende Freundschaften dienen oft einem Zweck und sind daher ziemlich zerbrechlich. Es werden Affären aufgedeckt, Sex dient immer wieder als Druckmittel und Schüler schwänzen ständig die Schule, um ihren eigenen Plänen nachzugehen. Eine normale Familie, in der Kinder mit ihren Eltern in Frieden zusammen leben, sucht man hier vergebens. Eine glückliche Ehe oder Beziehung sowieso. Hier wird gelogen und betrogen, intrigiert und offen gegeneinander gekämpft. Und das alles „nur“, weil plötzlich ein Platz im Gemeinderat frei geworden ist …

J. K. Rowling zeichnet das Bild einer völlig zerrütteten Stadt mit lauter Einwohnern, die nicht auf Frieden und Harmonie aus sind, sondern dem anderen schaden und ihre eigenen Vorteile durchsetzen wollen. Da fragt man sich wirklich: Ist das eigentlich normal? Dass es mal Kleinkriege zwischen Nachbarn gibt, pubertierenden Zickenkrieg oder auch Ehestreitigkeiten – klar. Aber was im normalen Leben hoffentlich eher die Ausnahme ist, steht hier auf der Tagesordnung. Zudem verliert man schnell die Übersicht, wer eigentlich mit wem im Clinch liegt und aus welchem Grund.

Auf den ersten hundert Seiten treten immer neue Charaktere auf, die J. K. Rowling ausführlich präsentiert. Doch sind es dermaßen viele handelnde Personen, die oftmals auch noch Spitznamen haben, dass man in einem Wirrwarr aus Namen und Charakteren unterzugehen droht. Hier wäre ein Personenverzeichnis mehr als hilfreich, ja vielmehr absolut notwendig, gewesen, um dem Geschehen wenigstens einigermaßen folgen zu können.

Hinzu kommt, dass die Geschichte auf 575 Seiten vor sich hinplätschert und keinerlei Fahrt aufnimmt. Der versprochene Krieg bricht aus in Pagford, aber die Hintergründe sind mehr als fraglich und man kann sich – weil hier jede Figur dermaßen intrigant und unsympathisch ist – kaum in jemanden hineinversetzen. Eine 16-jährige Schülerin, die bei ihrer drogensüchtigen Mutter lebt und wie eine Löwin dafür kämpft, dass ihr kleiner Bruder Robbie in der Familie bleiben darf, und die dafür am Ende zu eher fragwürdigen Mitteln greift und zur tragischen Figur wird, ist hier noch die sympathischste Figur im ganzen Buch.

_Gepflegte Langeweile_

Was hatte ich mir von diesem ersten Buch für Erwachsene von Joanne K. Rowling nicht alles versprochen – spannende Handlung, interessante Charaktere und eine packende Geschichte. Doch was habe ich geboten bekommen? Nichts davon. Vielmehr präsentiert sich in „Ein plötzlicher Todesfall“ ein Mix aus Charakteren, die zwar schräg, aber dabei vollkommen unwitzig sind, gepaart mit einer Geschichte, die dermaßen an den Haaren herbeigezogen und vollkommen unspannend erzählt wird, dass man sich durch die langen 575 Seiten förmlich hindurch quälen muss. Liebe Frau Rowling, das können Sie wahrlich besser. Ich hoffe sehr, dass sich die britische Erfolgsautorin künftig wieder auf Jugendfantasy konzentriert und den Erwachsenensektor möglichst nicht mehr betritt.

|Hardcover, 576 Seiten
Originaltitel: The Casual Vacancy
ISBN-13: 978-3-551-58888-3|
http://www.carlsen.de

_Joanne K. Rowling bei |Buchwurm.info|:_
[„Harry Potter und der Stein der Weisen“ 139
[„Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ 140
[„Harry Potter und der Orden des Phönix“ 141
[„Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ 797
[„Harry Potter and the Half-Blood Prince“ 1505
[„Harry Potter und der Halbblutprinz“ 1932
[„Harry Potter and the Deathly Hallows“ 3973

Jaud, Tommy – Überman

Mit Simon Peters ist es so eine Sache: Es ist ein ständiges Auf und Ab für ihn. In „Vollidiot“ hat er noch die Milchaufschäumerin im gegenüberliegenden Starbucks angehimmelt, ohne sich zu trauen, sie überhaupt mal anzusprechen. Aber in „Millionär“ war ihm dann plötzlich das Glück hold, denn am Ende hatte er tatsächlich unverhofft das Geld in der Tasche, um eine unliebsame Nachbarin loszuwerden. Im neuen Roman „Überman“ allerdings fällt Simon erneut in ein tiefes Loch …

_Zurück auf Los_

Eigentlich hatte Simon Peters ausgesorgt: Mit seinem Freund zusammen hat er vier Millionen Euro gemacht, sodass selbst nach Abzug der Steuer für jeden mehr als eine Million Euro übrig waren. Doch statt sich damit wie sein Geschäftspartner ein schönes Leben zu machen, kauft Simon über den windigen Finanzberater Sarantakos rumänische Waldfonds. Und dann dauert es nicht lange, bis sein Portfolio die stolze Zahl von minus 211,2 Prozent anzeigt. Simon ist komplett pleite, sein Dispo bis ans Limit ausgereizt und dann kommt auch noch ein ziemlich offiziell aussehender Brief, der Simon Peters darauf aufmerksam macht, dass er eine Summe in sechsstelligem Bereich an Steuern nachzahlen muss …

Als Simon schon dachte, es könne nicht schlimmer kommen, eröffnet ihm Freundin Annabelle auch noch, dass sie ihren Job gekündigt hat, um ein Studium an einer teuren Privatuni aufzunehmen, für das sie zudem eine zweite Wohnung benötigen würde. Simon fällt aus allen Wolken. Doch er wäre nicht Simon Peters, wenn er in dieser Situation verzweifeln würde. Stattdessen fasst er neue Pläne: Als Erstes will er Jamie Oliver verklagen, der kackfrech behauptet, man könne seine Gerichte in 30 Minuten nachkochen, Simon dagegen braucht stolze 1221 Minuten – inklusive der Lieferzeit für die benötigte Küchenmaschine. Aber auch den 21. Dezember 2012 will er sich zunutze machen, schließlich steht der Weltuntergang bevor. Simon beschließt, einen Bunker zu mieten, voll auszustatten und Bunkerplätze teuer zu verkaufen. Als der Plan scheitert, sattelt Simon um und nutzt stattdessen einen urigen Weinkeller für seine Zwecke.

Doch ob die Welt am 21. Dezember wirklich untergeht? Zumindest für Simon? Das sei natürlich nicht verraten.

_Superman – Überman – Simon_

Simon Peters bleibt nicht viel Zeit um sich aus seiner Finanzmisere herauszulavieren, also will er sich von seinem Hausarzt Tabletten verschreiben lassen, die ihn bis zum Stichtag der Steuernachzahlung wach halten. Doch dieser empfiehlt Simon stattdessen eine ganz neue Schlaftechnik – die Überman-Schlaftechnik. Nur zwei Stunden Schlaf, verteilt auf regelmäßige 20-Minuten-Nickerchen sollen demnach ausreichen. So zumindest die Theorie. Aber bei Simon klappt natürlich nie etwas nach Plan, also fällt er auch schon mal „an sehr kostspieliger Stelle“ für etliche Stunden in den Tiefschlaf. Natürlich wartet Tommy Jaud hier wieder mit den abstrusesten Situationen auf.

Tommy Jaud schreibt nicht einfach nur witzige Unterhaltungsliteratur, sondern seine Bücher sprühen von der ersten bis zur letzten Zeile vor Gags. Es gibt kaum einen Satz, der nicht irgendeinen Witz enthält, auch alltägliche Situationen sucht man vergeblich, denn in Simon Peters Leben ist nichts alltäglich, dafür sorgt er schon selber. Simon ist ein so chaotischer, meist selbstsüchtiger, aber dennoch liebenswerter Charakter und es ist eine Freude, ihn in seinem Leben ein Stückchen zu begleiten. Er verscherzt es sich in „Überman“ nach und nach nicht nur mit all seinen Freunden – schlussendlich verliert er bei Facebook sämtliche Freunde -, sondern auch mit seiner Freundin Annabelle. Aber aufgeben gilt natürlich nicht, und das führt dazu, dass Simon Peters von einer Katastrophe in die nächste stolpert.

Bislang habe ich Tommy Jauds Bücher stets als Hörbuch konsumiert und mich köstlich amüsiert und lauthals lachen müssen – egal, wo ich gerade gehört habe. Nicht nur Christoph-Maria Herbst, sondern auch Jaud selbst überzeugten als Sprecher auf ganzer Linie und feuerten gekonnt ein Feuerwerk an Gags ab. „Überman“ war das erste Buch von Tommy Jaud, das ich selbst gelesen habe – und wird auch das Letzte bleiben. Nicht weil mir das Buch nicht gefallen hat, sondern weil man es einfach hören muss! Eine Lesung ist um so vieles lebendiger, dass sie den tollen Witzen aus Jauds Feder das i-Tüpfelchen aufsetzt.

_5 Sterne mit Einschränkung_

Wer die anderen Geschichten von Simon Peters kennt, muss unbedingt auch zu „Überman“ greifen, denn Tommy Jaud ist sich wieder auf ganzer Linie treu geblieben. Dennoch kann ich das Buch nur mit Einschränkung empfehlen, denn die Hörbücher sind einfach noch um ein Vielfaches lustiger und unterhaltsamer. Also: Unbedingt zugreifen, allerdings zum Hörbuch!

|Hardcover, 368 Seiten
ISBN-13: 978-3-651-00032-2|
http://www.fischerverlage.de

Safier, David – Muh!

Eine tierisch komische Geschichte – so verspricht das Cover des neuen Romans von Bestsellerautor David Safier, dessen Neuerscheinungen ich stets ungeduldig entgegen fiebere. Dieses Mal begleiten wir die Kuh Lolle auf ihrem Weg zum Glück – ob sie es wohl findet? Und ob das das Glück des Lesers ist? Schauen wir mal.

_Voll Kuhl_

Die Kuh Lolle lebt in Ostfriesland und muss mit ansehen, wie ihr geliebter Stier Champion die verhasste Susi besteigt. Durch Zufall erfährt Lolle dann auch noch, dass dieser Seitensprung keineswegs zum ersten Mal passiert ist, sondern dass sich Champion und Susi regelmäßig zusammen im Stall vergnügen. Lolle ist schwer getroffen. Dabei hatte sie sich eine gemeinsame Zukunft mit Champion doch so schön ausgemalt.

Am gleichen Tag wird Lolle Zeugin, wie der ehemalige Hofhund einen liebenswerten italienischen Kater anfällt. Lolle rettet den Kater kurzerhand und zieht damit den Hass des Höllenhundes auf sich, der verspricht, sie bis aufs Blut zu bekämpfen und ihr eines Tages ihr Glück zu nehmen.

Doch was ist überhaupt Glück für eine Kuh? Der Kater weiß Rat: Indien! Als Lolle erfährt, dass der Bauer sämtliche Kühe schlachten lassen will, steht ihr Plan fest: Mit ihren Freundinnen Hilde und Radieschen macht sie sich – Susi im Schlepptau – auf den Weg ins ziemlich weit entfernte Indien. Unterwegs sammeln sie noch Champion auf, und schon kann es von Ostfriesland losgehen nach Cuxhaven, wo die Kühe ein Schiff nach Indien besteigen wollen. Doch ob sie dort jemals ankommen werden?

_Auf der Suche nach dem Glück_

Die Geschichte klingt (wieder einmal) herrlich abstrus: Eine Kuh will nicht in der Pfanne enden und verlässt daraufhin den heimischen Hof in Norddeutschland, um sich auf den Weg ins Land der heiligen Kühe zu machen. Natürlich erleben Lolle und ihre Gefährten unterwegs allerlei Abenteuer, müssen viele Gefahren überstehen, einer List des Bauern entgehen und vor allem mehrfach vor dem schrecklichen Hund flüchten. Zwischenzeitlich gibt es allerlei Liebeswirren, denn zwei Kühe kämpfen um die Gunst des Stieres, aber auch die Kuh Radieschen plagt sich mit vertracktem Liebeskummer herum – genug Stoff für eine neue, irrwitzige Geschichte.

Doch irgendwie mag der Funke dieses Mal nicht so recht überspringen. Lolle ist eine wirklich liebenswerte Kuh, Radieschen ein klein bisschen dusselig, Susi nicht immer die intrigante Kuh, die Lolle den Stier ausspannen will und der Kater geht einem mit seinem merkwürdigen italienischen Dialekt doch ziemlich schnell auf die Nerven. Zwischendurch sind immer wieder Geschichten eingestreut von der Kuh Na ia, welche die anderen Kühe, die Welt um sie herum und auch die Menschen geschaffen hat. Die Geschichten sind irgendwie ziemlich eintönig und unwitzig und stören eigentlich nur den Lesefluss.

Natürlich zeigt David Safier auch in „Muh!“ sein Talent für komische Situationen, für Wortwitz und seine schrägen Ideen. Aber irgendwie hat mich die Geschichte von Anfang an nicht mitreißen können. Selbstverständlich konnte ich zwischendurch immer mal wieder über Safiers Schreibe und seine komischen Kühe lachen, aber längst nicht so häufig wie in Safiers früheren Werken, mit „Mieses Karma“ ist das aktuelle Buch gar nicht zu vergleichen.

_Viele Muh-Kühe_

Schade, von dem neuen Safier-Buch hatte ich mir mehr versprochen. Normalerweise schafft der talentierte Autor es immer, mir seine schrägen Charaktere von der ersten Seite an ans Herz wachsen zu lassen und normalerweise kann ich immer völlig abschalten beim Lesen seiner Bücher, weil die Geschichten einfach nur herrlich komisch sind. Doch dieses Mal konnte mich David Safier nicht überzeugen. Auch die vorliegende Geschichte ist ziemlich schräg, aber doch auch sehr vorhersehbar und längst nicht so lustig wie die anderen Bücher. Hoffentlich kann Safier beim nächsten Mal wieder eine Schippe drauflegen.

|Hardcover, 336 Seiten
ISBN-13: 978-3-463-40603-9|
http://www.rowohlt.de

_David Safier bei |Buchwurm.info|:_
[„Mieses Karma“ 3575
[„Mieses Karma“ (Hörbuch) 3977
[„Mieses Karma. Das Hörspiel“ 5126
[„Jesus liebt mich“ 5337
[„Plötzlich Shakespeare“ 6231
[„Happy Family (Lesung)“ 7375
[„Happy Family“ 7406

Stacey, Shannon – Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich

_|Die Kowalski-Familie:|_

01_“Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich“_
02 „Ein bisschen Kowalski gibt es nicht“ (Juni 2013)
03 „Yours to Keep“ (dt. Titel unbekannt)
04 „All He Ever Needed“ (dt. Titel unbekannt)
05 „All He Ever Desired“ (dt. Titel unbekannt)
06 „All He Ever Dreamed“ (dt. Titel unbekannt)

_Inhalt_

Entweder ein Exklusivinterview mit Joe Kowalski oder Den Rest kann Keri sich denken. Ihre steile Karriere beim angesagten „Spotlight Magazine“ würde in einer rasanten Talfahrt enden. Da scheint Joe das kleinere Übel zu sein. Auch wenn es ihr schwerfällt, ausgerechnet ihren Ex-Lover mittlerweile ein berühmter Autor um ein Interview zu bitten. Überraschenderweise ist Joe, der sonst Presserummel meidet wie die Pest, nicht abgeneigt. Er stellt jedoch recht eigenwillige Bedingungen: Nur wenn Keri mit ihm zum Campen fährt, beantwortet er ihre Fragen. Gummistiefel, Mückenspray und einen Bikini soll sie in den Koffer packen aber bloß kein Handy. Und Keri fragt sich: Will er sie etwa halbnackt und wehrlos in der Wildnis?

_Meinung_

Es gibt Romane, die man schon lange vor dem Veröffentlichungsdatum entdeckt und direkt weiß, dass man diese auf jeden Fall lesen möchte. Man fiebert dem Datum entgegen und beginnt es direkt am ersten Tag zu lesen. Da sind die Erwartungen natürlich besonders hoch. „Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich“ ist eines dieser Bücher.

Ich muss gestehen, dass ich ein ganz kleines bisschen enttäuscht bin. Die Geschichte an sich hat mir sehr gut gefallen und ich wurde auf nahezu jeder Seite unterhalten, dazu gab es ab und zu den einen oder anderen Schmunzler, was mich jedoch gestört hat, war der Schreibstil, der mich nicht immer fesseln konnte.

Shannon Stacey schreibt gut, dass kann man nicht abstreiten, allerdings kam mir ihr Schreibstil oftmals zu gewollt rüber. Manche Stellen waren einfach nicht witzig, wurden aber so dargestellt wie der Witz des Jahres. Gleiches gilt stellenweise für die Dialoge, die auch nicht immer ganz flüssig waren. Dazu hat mich Joe stellenweise sehr genervt, weil er Keri von Anfang an „Baby“ genannt hat. Für viele mag das okay sein, mich hat es irgendwann nur noch gestört. Dazu ist die Geschichte relativ schnell sehr vorhersehbar. Gut, bei dem Genre weiß man meistens, wie die Geschichte in etwa ausgehen könnte, hier war es jedoch schon sehr schnell ersichtlich, was ich ein bisschen schade finde.

Ansonsten gibt es aber nichts zu meckern. Die Geschichte liest sich – bis auf die kleinen Macken – recht flüssig und leicht, dazu gibt es eine gute Portion Humor und etwas Romantik. Die Charaktere sind ebenfalls gelungen und es macht Spaß, ihre Entwicklung zu beobachten. Da „Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich“ lediglich der Anfang einer Reihe ist, bin ich schon jetzt gespannt, wie sich die Charaktere weiterhin entwickeln.

Keri ist eine typische Karrierefrau, die für den Job in die Großstadt ging und dafür auf Liebe und Freundschaften verzichtet hat. Nun, wo sie vor dem großen Durchbruch steht, setzt ihre Chefin sie unter Druck, denn sie will unbedingt ein Interview mit Joe Kowalski, dem berühmten Autor. Da ausgerechnet dieser Mann ihr Exfreund ist, ist dies besonders brisant. So muss sie mit Joe und seiner Familie für zwei Wochen Urlaub in der Wildnis machen. Für jeden Tag, den sie durchhält, darf sie Joe eine Frage stellen. Sie ist eine intelligente, bodenständige Frau, die mitten im Leben steht, aber oftmals zu verbissen wirkt. Eine gewisse Lockerheit hätte ich ihr von daher gegönnt.

Joe ist ebenfalls ein sympathischer Protagonist, der durch seine Arbeit als Autor weltberühmt wurde, aber für viele ein absolutes Fragezeichen ist, da er keinerlei Interviews gibt und sehr zurückgezogen lebt. Die Trennung von Keri hat er nie ganz verarbeitet, von daher freut er sich gleich doppelt, dass er sie für die Interviewfragen quälen kann. Auch der Rest der Kowalski Familie ist sehr unterhaltsam, wenn auch stellenweise ziemlich chaotisch. Es macht Spaß, sie im Urlaub zu begleiten und sie näher kennen zu lernen.

Das Cover gefällt mir richtig gut. Man merkt schnell, dass der Wohnwagen, die Natur und die High Heels absolut nicht zusammenpassen, was sehr gut zu Keri und ihrer Situation passt. Die Kurzbeschreibung gefällt mir ebenfalls gut und war für mich Kaufgrund Nummer Eins.

_Fazit_

Insgesamt ist „Mein Ex, seine Familie, die Wildnis und ich“ ein unterhaltsamer Liebesroman, der mich direkt gefangen hat. Zwar muss die Autorin ihren Schreibstil noch deutlich verbessern, allerdings habe ich da große Hoffnungen, dass sie dies auch das hinbekommen wird. Ich bin auf die weiteren Bände gespannt. Empfehlenswert für Fans von Susan Mallery, Kristan Higgins und Jennifer Cruise.

|Taschenbuch: 316 Seiten
Originaltitel: Exclusively Yours
Ins Deutsche übertragen von Alexandra Hinrichsen
ISBN 978-3862784639|
MIRA Taschenbuch

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