„Als der oberste Kaffeekoch des Pariser Grandhotels Majestic frühmorgens einen nicht verschlossenen Garderobenspind öffnet, fällt ihm eine Blondine entgegen – mausetot. Mrs. Mimi Clark ist die Gattin eines amerikanischen Industriellen, mit Mann, Söhnchen, Hauslehrerin und Kinderfrau auf Europareise.
Doch noch vor ein paar Jahren war sie Animierdame in Cannes, und dorthin führt auch Maigrets erste Spur. Immer verblüffendere Zusammenhänge tun sich auf. Als im selben Spind eine zweite Leiche auftaucht, weiß der Kommissar, dass er keine Zeit verlieren darf.
Ein phantastischer Ausflug in die labyrinthische Unterwelt eines großen Hotels, in der ein Mörder umgeht wie das Phantom der Oper.
Der Krimi wurde mehrfach verfilmt, zuletzt mit Bruno Cremer als Kommissar [1991-2005].“ (Verlagsinfo)
Der Meister des Spannungsbogens ist zurück: Sebastian Fitzek beglückt seine Fans mit einem neuen packenden Thriller, den man schon von der ersten Seite an kaum aus der Hand legen kann. Denn wenn Fitzek eins beherrscht, dann das Stricken einer mysteriösen Geschichte, die den Leser von Anfang an in Bann schlägt. Schon wie bei der „Therapie“, so musste ich auch Fitzeks „Amokspiel“ praktisch an einem Stück lesen, um endlich hinter die Fassade blicken und die Zusammenhänge verstehen zu können …
Die 17-jährige Carly Tyler erwacht ohne Gedächtnis aus dem Koma. Sie hat zahlreiche Wunden erhalten, und die Ärzte müssen ihr Gesicht neu zusammensetzen. Wer ist sie in Wahrheit? In dem Winzer James McGuane meint sie nach 15 Jahren den Mann wiederzuerkennen, welcher der Schlüssel zu ihrer Vergangenheit ist. Sie lässt sich als Köchin anstellen und spioniert ihm nach. Doch er hat Gelüste, die ziemlich ausgefallen sind. Carly steht jedoch auf Lust durch Schmerz und findet in James einen unbarmherzigen Lehrmeister. Aber ist er auch ihr Beinahemörder?
Gruselkrimi: Von Untoten, Grabräubern und der Liebe der Fischer
Ohne Abschied zu nehmen, ist Kommissar Erlendur in die Ostfjorde gereist – dorthin, wo er als Kind seinen kleinen Bruder im Schneesturm verloren hat. Jahrzehnte zuvor hatten sich hier dramatische Szenen abgespielt: Englische Soldaten gerieten in ein tödliches Unwetter und eine junge Frau verschwand spurlos. Deren Schicksal zieht Erlendur in seinen Bann: Er will unbedingt herausfinden, was sich damals zugetragen hat, so schmerzlich es für ihn auch sein mag, Ereignisse aus dieser Zeit ans Licht zu bringen. (Verlagsinfo)
Was sich zunächst spannend als Monster-Thriller liest, entpuppt sich zunehmend als Agenten- und Verschwörungsroman.
Die vorliegende Textfassung stammt nicht von Pelot selbst, sondern von Drehbuchautor Stéphane Cabel. Er und Regisseur Christophe Gans haben Pelots Roman adaptiert.
Pierre Pelot ist einer bekanntesten französischen Unterhaltungsautoren. Von ihm stammt u. a. die literarische Vorlage für den satirischen SF-Sportthriller „Rollerball“, dessen Remake 2002 ins Kino kam.
_Handlung_
In einer der ärmsten und unwirtlichsten Gegenden des französischen Zentralmassivs, im Gévaudan, trieb zwischen 1764 und 1767 eine wilde Bestie ihr Unwesen (im Film schließt das Geschehen im Jahr 1788 ab, rund 20 Jahre nach den Hauptereignissen). Schon über zwei Dutzend Kinder sind ihr zum Opfer gefallen. Sie wurden meist grausam verstümmelt.
Doch Chevalier Grégoire de Fronsac, ein bekannter Naturforscher am Hofe König Ludwigs XV. und ausgebildeter Zeichner, findet vor Ort heraus, dass die Fährten der Bestie keineswegs von einem Wolf stammen, wie alle behaupten, sondern von einem unbekannten Tier – das sogar Zähne aus Eisen besitzt!
Dennoch wird eine Treibjagd auf Wölfe veranstaltet, an der er gezwungenermaßen teilnimmt, begleitet von seinem indianischen Blutsbruder Mani, dessen Name „Wolf“ bedeutet. Mani ist einer der letzten überlebenden Mohikaner und hat Gregoire mehrmals das Leben gerettet, daher kam er mit ihm nach Europa. Doch beide müssen sich vor den Menschen des Gévaudan in Acht nehmen, vor den Adeligen ebenso wie vor den Gemeinen. Mani muss sich gegen die Anfeindungen des Pöbels verteidigen, die den „Wilden“ demütigen wollen.
Gregoire hingegen ist von den Reizen der schönen Marianne de Morangias betört, doch deren einarmiger Bruder Jean-Francois wacht eifersüchtig über ihre Tugend (und dass sie sich weiterhin um ihn selbst kümmert). Jean-Francois täuscht gegenüber Gregoire Freundlichkeit und Kooperation vor, ist aber insgeheim sein größter Feind.
Von dieser Art Liebe frustriert, lässt sich Gregoire nach der halbwegs erfolgreichen Treibjagd – die Bestie wurde nicht erlegt, dafür ein Dutzend Wölfe – im örtlichen Bordell von Mende von der schönen Italienerin Sylvia verwöhnen. Merkwürdig nur, dass die ihren Liebesdienst mit einem gefährlich aussehenden Stilett versieht …
Sobald einer der größten Wölfe der Region erlegt ist, befiehlt ein weiterer königlicher Abgesandter, dass Grégoire die „Bestie“ ausstopfe und im Triumphzug nach Versailles transportiere. Der König muss einen innenpolitischen Erfolg vorweisen, denn sein Thron wackelt. Im vorrevolutionären Frankreich des Jahres 1766/67 findet ein rotes Büchlein reißenden Absatz, das die Bestie des Gévaudan als Gottestrafe darstellt, gegen die dem König kein Erfolg beschieden sei. Solche Feindpropaganda kann Köpfe kosten …
Der Triumph verpufft leider schon wenig später, als weitere Kinder gerissen werden. Doch die Presse und die Polizei vertuschen die neuen Opfer. Wieder im wilden Gévaudan eingetroffen (wohl auch in Hoffnung auf Mariannes Eroberung), will es Gregoire diesmal aber wissen. Es kommt zu einem langen Showdown, in dem sich vieles Seltsame endlich klärt, der aber Grégoire auch größte Opfer abverlangt. Und die schöne Sylvia aus dem Bordell rettet ihm unerwartet das Leben.
_Mein Eindruck_
Bereits in der ersten Szene hatte mich dieser Roman gefesselt, den ich in zwei Tagen verschlang. In ungewöhnlich poetischer und bilderreicher Sprache schildert hier der Autor das Eingreifen Manis und Gregoires, der zwei Fremden, in einen bizarren Kampf unter Einheimischen. Von diesen trägt die eine Hälfte Frauenkleider, um ihre Identität als Soldaten zu tarnen, und die andere Hälfte, bestehend aus Landstreichern, Vater und Tochter, werden von den Soldaten verprügelt.
Klar, dass sich die beiden Fremden auf die Seite der Schwächeren schlagen, aber sind es auch die richtigen? Das fragt man sich viel später, als die ganze Wahrheit sichtbar geworden ist. Exemplarisch kann man hier schon die Frontverläufe des gesamten Buches erkennen: die zwei Fremden aus Paris und der Neuen Welt (aus dem umkämpften Kanada, das 1763 an die Engländer abgetreten wurde), also offensichtlich Republikaner, treten gegen die zerstrittenen Einheimischen an, die dem alten Regime anhängen.
Schon am Anfang wird deutlich, dass Pelot ein Auge für Action hat (oder zumindest der Skriptautor). Aber auch für Stimmungen und Beobachtungen findet er stets die richtigen Worte. Allerdings habe ich den Verdacht, dass das Skript stark gestrafft wurde, um Längen zu vermeiden und die Handlung auf Action zu trimmen. Daher kommt die Beziehung zu Marianne zu kurz.
Pelots Figuren sind faszinierend. Mani etwa scheint den Wölfen der Region ein Bruder zu sein und macht häufig nächtliche Ausflüge, vielleicht versteht er sie sogar. Das führt dazu, dass er Grégoires Verhalten beeinflusst, so dass dieser, wenn Marianne auf einen Wolf anlegt, den Schuss ablenkt. Mag Grégoire sie auch lieben, so liebt er Mani doch weitaus mehr.
In allen dargestellten Umgebungen und Gesellschaftsschichten scheint sich Pelot gleichermaßen gut auszukennen. Sei es im Schloss derer von Morangias oder de Apcher, im Bordell, in elenden Bauernkaten oder der wilden Natur der Berge. Deren jeweiligen Bewohnern lässt er in gleichem Maße respektvolle Beschreibungen zu kommen. Lediglich im Schloss, wo die Adeligen schlemmen, gestattet er Grgoire, sich angewidert von der Ignoranz der so´genannten „guten Gesellschaft“ abzuwenden.
Man fragt sich bald, wer in dieser Geschichte eigentlich „die Wölfe“ des Titels sind: die Tiere oder doch die moralisch korrupten Adligen? Es verwundert denn auch wenig, dass Grégoire von solchen „Gesellschaftsspitzen“ verhaftet wird, um sodann unauffällig im Moor entsorgt zu werden. Zum Glück hat er unerwartete Helfer.
_Unterm Strich_
Teils Monsterthriller, teils Gesellschaftsstudie und Agentenroman, beeindruckt und fesselt „Pakt der Wölfe“: Actionfans und Freunde sinnlicher Bilder kommen gleichermaßen auf ihre Kosten.
|Die Übersetzung|
In der deutschen Übersetzung stören zahlreiche Einschübe zwischen Gedankenstrichen den Lesefluss. Das macht den Eindruck, als sei es den beiden Übersetzerinnen nicht gelungen, die spezielle französische Satzkonstruktion adäquat ins Deutsche zu übertragen. Viele Sätze zwingen dazu, sie mehrmals zu lesen, und nicht nur, weil sie so lang wären.
|Originaltitel: Le pacte des loups, 2000
Aus dem Französischen übertragen von Hagedorn/Runge|
Die First Lady des britischen Krimis begibt sich in „Der Nachbar“ an die vorderste Front der sozialen Katastrophe, die Sozialwohnungssiedlung in England heißt. Hier findet eine regelrechte Hexenjagd gegen einen mutmaßlichen Kinderschänder statt, während ein kleines Mädchen vermisst wird. Walters greift reale Ereignisse aus dem Jahr 2000 in GB auf.
Der Originaltitel „Acid Row“ trifft den Gewaltanteil in diesem Milieu genau: „acid“ heißt Säure, aber auch LSD und Methedrin (ein Heroinersatz). Acid Row nennen die Bewohner dieser Siedlung ihr eigenes Ghetto.
_Die Autorin_
Minette Walters gilt seit 1994, als ihr Roman „Im Eishaus“ veröffentlicht wurde, als die britische Königin des Krimis. Inzwischen hat sie rund ein Dutzend weiterer Romane geschrieben, die in 32 Sprachen übersetzt und mit Preisen ausgezeichnet wurden, darunter „Wellenbrecher“ oder „Die Schandmaske“. Mir ist Walters durch ihren halbdokumentarischen Schreibstil aufgefallen, der in dieser Form bei kaum einer anderen Krimiautorin zu finden ist.
_Handlung_
Der Name „Bassindale Estate“ klingt großspurig nach einem herrschaftlichen Anwesen. Tatsächlich handelt es sich bei dem Wohnviertel in Südengland um ein heruntergekommes Sozialbaughetto, in dem viele Senioren und alleinerziehende Mütter leben. Wegen der aggressiven Jugendbanden, in denen Alkohol und harte Drogen kursieren, trauen sich kaum noch Beamte oder Ärzte in das Viertel. Dr. Sophie Morrison, ist die große Ausnahme. Sie ist eine der Hauptfiguren in diesem Drama, das sich an nur zwei Tagen abspielt.
Eines Tages quatscht eine Sozialarbeiterin, Fay Baldwin, die es Dr. Morrison heimzahlen will, gegenüber einer Bewohnerin des Viertels, Melanie Patterson, aus, dass ein entlassener Pädophiler in der Nachbarschaft einquartiert worden sei: in Haus Nr. 23 der Bassindale Row Nord. Sie ahnt nicht, dass sie damit einen regelrechten Krieg auslöst.
Denn Melanie und ihre Mutter Gaynor brauchen nur zwei und zwei zusammenzuzählen: Gerade hörten sie im Fernsehen, dass die zehnjährige Amy Rogerson vermisst werde, möglicherweise wurde sie entführt. Könnte vielleicht der Pädophile von Nr. 23 dahinterstecken? Angeführt von den beiden couragierten Frauen, beginnt etwas, das als Protestdemonstration gegen den Sexualstraftäter geplant war. Melanies neuester Freund, Jimmy James, der gerade aus dem Knast zurückkommt, warnt die beiden Frauen vor den möglichen Folgen.
Denn die Jugendbanden sehen die unverhoffte Gelegenheit, ordentlich Rabbatz zu machen. Die Benzinbomben sind bereits vorbereitet, ebenso die Autobarrikaden, die das Eindringen von Polizei- und Feuerwehrfahrzeugen in das Viertel verhindern. Unter den Anführern finden sich Kinder der Pattersons, doch Wesley Barber ist ein vollgedröhnter Junkie, der sich nichts sagen lässt. Er will Blut sehen.
Rund zwei- bis dreitausend Menschen drängen sich vor dem Haus Nr. 23. Als die ersten Steine und Benzinbomben fliegen, drohen bereits die ersten Kinder zerquetscht zu werden. Horrorszenen wie in panikartig verlassenen Fußballstadien bahnen sich an. Die Polizei ist machtlos. Ihr Hubschrauber hält alles fest, kann aber nicht eingreifen.
Das eigentliche Drama spielt sich in Haus Nr. 23 selbst ab. Dort ist Dr. Sophie Morrison mit zwei Psychopathen eingeschlossen, während die Benzinbomben die Haustür in Brand setzen. Der sogenannte Pädophile Milosz stellt sich als friedfertiger Feigling heraus, der total unter der Tyrannei seines 71-jährigen Vaters Franek lebt. Franek ist ein bulliger Ex-Boxer, der die Psyche eines Sadisten hat. Sophie erlebt den wahren Horror, als Franek zweimal versucht, sie zu vergewaltigen, während dessen Sohn Milosz wegsieht.
Die Ereignisse spitzen sich zu, als es Jimmy James gelingt, in das Haus Nr. 23 einzudringen, um Sophie zu retten. Die Abwehrmauer, die seine schwangere Freundin Melanie Patterson gegen die randalierenden Jugendlichen vor dem Haus errichtet hat, wankt und Wesley Barber dringt ebenfalls ein. Ein Kriegsveteran aus der Nachbarschaft hält Jimmy für einen Einbrecher und verfolgt ihn mit einer Machete, um ihn auszuschalten. Eine Explosion der Gewalt erscheint unvermeidlich.
Währenddessen geht die Fahnung nach Amy und ihrem Entführer weiter. Die Beamten stoßen in einen Sumpf aus Pornofotografie und Kinderpornografie, zu dem offenbar auch Amys eigener Vater gehört. Der eigentliche Pädophile scheint woanders zu suchen zu sein.
_Mein Eindruck_
Auf den ersten 40 Seiten werden nur ein paar Personen vorgestellt, und es passiert rein gar nichts. Enntäuscht legte ich dieses Buch ein Vierteljahr beiseite. Was für ein Fehler! Denn sobald ihre Mutter Laura feststellt, dass Amy verschwunden ist, entzündet sich die Zündschnur am Pulverfass der Gewalt im Wohnviertel. (Denn Amy wird ja im Haus der Pädophilen vermutet.)
Wie in einem Dokudrama beschreibt die Autorin detailliert und mit sehr viel Personalaufwand, wie sich zunächst das Gewaltpotenzial anstaut und schließlich zur Explosion gelangt. Das restliche Buch – 370 Seiten – habe ich in nur zwei Tagen verschlungen: Viele Szenen, die im Gedächtnis haften bleiben.
|Tempo und Rhythmus|
Die Straffheit, das Tempo und der fein abgestimmte Rhythmus der Handlung sind beeindruckend. Auf die hochdramatischen Episoden vor Haus Nr. 23 folgen immer wieder Szenen, in denen Inspektor Tyler auf Amys Spuren Nachforschungen anstellt. Hier werden ganze Verhöre wiedergegeben und Theorien durchgekaut – etwas, was ohne die Hochspannung der anderen Teilen unerträglich wäre. So aber nimmt es etwas Spannung weg und verschafft dem Leser eine Verschnaufpause.
|Die Figuren|
Bei so viel Personal sollte man meinen, dass die Charakterzeichnung nicht sonderlich tief oder genau sein kann. Dennoch schafft es die Autorin, den wichtigsten Figuren ein Profil und eine Geschichte zu verleihen, die sie glaubwürdig macht, so dass sich dem Leser ihr Schicksal einprägt. Dadurch verlieren die Figuren ihre Klischeeträchtigkeit vollkommen. Der Vergewaltiger Franek Zelowski etwa ist selbst als ein Opfer erkennbar, sein Sohn leidet seit dem 5. Lebensjahr unter seinem Vater, und Sophie Morrison ist in einer einzigartigen Position, es mit Franek und Milosz aufzunehmen. Als Ärztin und Verlobte eines Psychologen verfügt sie über das Wissen, auf die geistige Verfassung dieser beiden schwer gestörten Männer Einfluss zu nehmen.
Doch es bedarf schon des Eingreifens von Jimmy James, dem jugendlichen Delinquenten und angehenden Drogendealer, damit Sophie aus ihrer verhängnisvollen Lage befreit wird. Durch seine Kontakte mit einem Netzwerk in der Nachbarschaft, das Sophie zuvor monatelang aufgebaut hatte, avanciert Jimmy – für manche etwas unglaubwürdig – zu einem Retter und Helfer, der letzten Endes den Ausschlag gibt, dass die Dinge keinen schlimmeren Ausgang nehmen. Im Epilog wird er sogar zum Leiter des neuen Jugendzentrums befördert: eine Traumkarriere für jeden Drogendealer, nicht wahr.
|Dokudrama|
Die Autorin kennt die Kommunikationsformen des Polizeialltags und in der Bevölkerung offenbar genau. Handys klingeln allenthalben und geben nach kurzer Zeit mit leerem Akku den Geist auf. Internet und Fax sind ihr keine Fremdwörter – zuhauf finden sich Reproduktionen von Mails, Funksprüchen und Faxen im Buch. Über das Internet wird heutzutage die meiste Pornografie verbreitet. Das konnte man vor einigen Jahren in England bei der Hexenjagd auf Pädophile, die eine Boulevardzeitung namhaft gemacht hatte, erfahren.
Diesen Fall greift Walters auf und spielt ihn bis zu den nächsten Konsequenzen durch. Die vorgeblichen Kinderschänder sind gar nicht die richtigen, sondern überall in der Gesellschaft zu finden – auch unter den Saubermännern, die sich als brave Väter ausgeben.
Aber auch herkömmliche Kommunikationsformen spielen eine Rolle: das Gerücht, der Streit, das Nachbarschafts-Netzwerk. Dass dabei Fehlinformationen entstehen und kolportiert werden, liegt in der Natur der Sache. Die Autorin zeigt hier auch die Verständigungsschwierigkeiten, die sich zwischen drei Generationen im Viertel ergeben: Die Alten haben sich zurückgezogen, die Elterngeneration kann sich kaum gegen ihre Kinder durchsetzen. Doch die Jugend lehnt natürlich die Werte der „Alten“ rundweg ab. Ganz offensichtlich fehlen hier die Väter. Väter, wie Jimmy James einer ist.
|Kinder und Sex?!|
Und so beklagt das Buch nicht nur deren Fehlen, sondern auch das Versagen eines großen Teils der Elterngeneration, mithin also besonders der Mütter. Aber auch diese werden zu Opfern gemacht. Das Beispiel der jungen Francesca Gough (ausgesprochen: gaff) macht deutlich, dass junge Frauen schon frühzeitg missbraucht und zu Opfern gemacht werden. Nicht zuletzt geraten sie in Not, weil sie, wegen der puritanischen Moral der Gesellschaft unaufgeklärt, frühzeitig schwanger werden und in Abhängigkeit geraten. Dass Kinder sich für Sex interessieren? Nein, das darf nicht sein, und daher kann es auch nicht wahr sein. Und doch dreht sich letzten Endes das ganze Buch darum. Ein heißes Eisen – auch in der deutschen Gesellschaft.
|Und wo bleibt die Polizei?|
Was einen wirklich erstaunt, ist die klägliche Rolle, die die Polizei bei der Bekämpfung der Krawalle in der Acid Row spielt: Kein Polizist dringt durch die Barrikaden, so dass Acid Row einer belagerten Burg ähnelt. Es dauert Stunden, bis eine Spezialeinheit mit schwerem Gerät herbeigeschafft ist. Einzig der Helikopter scheint so etwas wie Überblick zu verschaffen und Koordination von kleinen Aktionen zu ermöglichen. Mittendrin agieren kleine Sergeants, die kaum Erfahrung haben. Seltsamerweise haben die Ärzte vom Gesundheitsdienst in dieser explosiven Lage mehr Einfluss als der kurze Arm des Gesetzes mit seinem stumpfen Schwert.
_Unterm Strich_
Wie gesagt, ist „Der Nachbar“ – ein verwünschenswert nichts sagender Titel – ein extrem spannendes und aktuelles Dokudrama, das binnen zwei Tagen eine hochexplosive soziale Krise schildert – und nicht vor der letzten Konsequenz zurückschreckt. Ein couragierter Roman, der mitunter vielleicht doch ein wenig blauäugig ist. Aber es ja nur ein Buch.
|Originaltitel: Acid Row, 2001
Aus dem Englischen übertragen von Mechtild Sandberg-Ciletti|
Der US-Sicherheitsberater Admiral Arnold Morgan muss einen der gefährlichsten Terroristen ausschalten – einen Mann, den die westlichen Militärs selbst ausgebildet haben. Ray Kerman ist der Kopf hinter den brutalen Anschlägen der islamischen Hamas. Jetzt will er mit dem Atom-U-Boot Barracuda 945 die gesamte Ölversorgung der Amerikaner an der Küste Alaskas lahm legen. (Verlagsinfo)
Der engagierte Science-Fiction-Autor Bruce Sterling, ein alter Freund und Kampfgenosse von William Gibson, erzählt vom Amerika nach den Terrorangriffen des 11. September 2001 und dem nachfolgenden Börsen-Crash. Prof. Derek Vandeveer ist Experte für Computersicherheit und wechselt in eine Regierungsbehörde. Dort gehen ihm die Augen auf, doch ihm soll ein schwarzer Peter untergeschoben werden: die Fehlfunktion eines Spionagesatelliten. Rechtzeitig gewarnt, kann er der Falle zunächst entgehen, doch wer sind die eigentlichen Hintermänner? Sitzt der Feind irgendwo im Mittleren Osten – oder bereits mitten im eigenen Land?
Der Fotograf Mitch Coltrane kommt bei Aufnahmen von Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien nur knapp mit dem Leben davon. Um den Schrecken zu entkommen, kehrt er nach Los Angeles zurück, doch die Kriegsverbrecher spüren ihn dort auf. Auf der Flucht vor seinen eigenen hässlichen Erinnerungen und seinen realen Verfolgern stößt Mitch auf das Foto einer wunderschönen Frau aus dem Hollywood der 30er Jahre. Er macht sich auf die Suche nach ihrer Identität. Als er eine junge Frau kennen lernt, die der Fotografie zum Verwechseln ähnlich sieht, beginnt eine bedrohliche Verwicklung von Vergangenem und Gegenwärtigem. (verlagsinfo) David Morrell – Das Ebenbild weiterlesen →
Ein mörderischer Segeltörn auf der Flensburger Förde… Dauerregen und Starkwind über der Flensburger Außenförde, die direkt an Dänemark grenzt. Während eines Kundenevents auf einer Segelyacht geht die junge Bankerin Saskia Niekamp bei einem Wendemanöver über Bord. Wenige Tage später wird ihr Leichnam in Sønderby an der dänischen Küste angespült. Was zunächst wie ein tragischer Unfall aussieht, erweist sich als heimtückischer Mord.
Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg ermitteln in der einflussreichen Welt von Vorstandsetagen und gut betuchten Kunden. Je tiefer sie graben, desto mehr belastende Erkenntnisse bringen sie über die Tote ans Tageslicht. Doch erst als sie auf die Verbindung zu einem alten, ungelösten Fall stoßen, kommen sie den wahren Hintergründen auf die Spur… (ergänzte Verlagsinfo)
Caspar ist Patient der Teufelsbergklinik, wo prominente Leute ihre Depressionen und Traumata behandeln lassen. Caspar leidet unter Amnesie und wird darüber hinaus von Visionen geplagt, in denen er ein Mädchen, vermutlich seine Tochter, sieht, die starke Ängste aussteht.
Klassische Detektiv-Stories: Vom Arsenspürhund zum Königsmacher
In dieser Auswahl ist die zweite Hälfte der in „Das große Umlegen“ gesammelten Detektiverzählungen vertreten, die Lillian Hellman, Hammetts Lebensgefährtin 1951-1966 veröffentlichte. Die Hauptfigur ist wieder der namenlose Privatdetektiv „Continental Op“, ein Mittdreißiger, den Hammett in zahlreichen Storys zwischen 1923 und 1929 auftreten ließ, bevor er mit „Der Malteser Falke“ einen unsterblichen Helden schuf: Sam Spade, den Privatdetektiv des Teufels.
Philip Marlowe zum Ersten: Ermittlungen im Sündenpfuhl
General Sternwood wird erpresst, von einem Mann, der seine Tochter Carmen kennt. Privatdetektiv Philip Marlowe soll dem Erpresser, einem gewissen A. G. Geiger, das Handwerk legen. Aber auch Sternwoods zweite Tochter, die ebenso skrupellose wie schöne Vivian, wendet sich an Marlowe: Ihr Mann Rusty Regan, ein Schnapsschmuggler, ist seit vier Wochen verschwunden. Allerdings macht sie den Fehler, ihm kein Honorar anzubieten. Schon bald geschieht ein Mord, und Carmen Sternwood befindet sich in zwielichtiger Nähe davon …
„Mitternachtsfalken“ spielt, wie schon Ken Follett’s Debütroman, „Die Nadel“, und sein direkter Vorgänger, „Die Leopardin“, während des 2. Weltkriegs: Diesmal im nazibesetzten Dänemark des Jahres 1941.
Im Mittelpunkt steht „Freya“, ein neuartiges deutsches Radargerät an der Küste Dänemarks. Es fügt dem britischen Bomberkommando schwere Verluste zu, in einer Zeit, in der Rommel in Afrika triumphiert und die politische Stimmung in England angesichts der bisher alle Erwartungen übertreffenden Erfolge der Wehrmacht bei der Invasion Russlands von Furcht geprägt ist. Stalin fordert von Churchill, die Luftangriffe auf Deutschland zu verstärken. Doch ohne nähere Kenntnisse, wie die deutsche Luftraumüberwachung funktioniert, fürchtet man eine Niederlage und faktische Zerstörung der Bomberflotte…
Barbara und Ralph Amberg stehen vor dem Schutthaufen ihrer Ehe. Als letzten Rettungsversuch überrascht Barbara ihren Mann mit einer Reise in das entlegene Westhill House. Doch was als guter Plan gedacht war, kommt letztendlich ganz anders als erhofft. Von Beginn an läuft einfach alles schief. Es schneit ohne Unterlass, so dass ringsum Westhill House schon bald alles unter meterhohem Schnee begraben liegt. Außerdem fällt jegliche Art von Elektrizität und Heizung aus und die Essensvorräte halten auch nicht mehr ewig. Zeit genug eigentlich, um über Zukunft ihrer Ehe zu sprechen, doch Barbara durchstöbert ruhelos das alte Haus und trifft dabei auf die Memoiren einer Frau, die dieses Haus einst bewohnt hat.
Agententhriller in der US-Hauptstadt: Der Outsider als Mädchenretter
ATF-Agent Jack McClure erhält einen Anruf vom designierten Präsidenten, einem alten Freund: Die Tochter von Edward Carson, Alli, wurde entführt. Sie war eine Freundin von Jacks tödlich verunglückter Tochter Emma, die am gleichen Internat studierte. Die alten Wunden brechen wieder auf, doch Jack stößt auf einen Killer, der Verbindung zu den höchsten Regierungskreisen hat. Wie soll an ihn herankommen? Er muss es rechtzeitig vor der Amtseinführung des neugewählten Präsidenten schaffen, sonst wird eine Katastrophe passieren.
Die 5 Jack McClure/Alli Carson Romane
First Daughter
Last Snow
Blood Trust
Father Night
Beloved Enemy
Amerikanische Bürger finden auf der mexikanischen Halbinsel in blutigen Ritualen den Tod. Was steckt dahinter? Es gibt zudem Hinweise auf eine schreckliche Seuche, deren Erreger von Öko-Terroristen nach Florida verfrachtet werden soll. Kann man sie rechtzeitig stoppen?
_Der Autor_
Patrick Dunne wurde in Dublin, Irland, geboren. Nach einem Literatur- und Philosophiestudium wollte er zunächst Musiker werden und führte mit seiner Band ein Musical über keltische Themen auf. Inzwischen blickt er auf 20 Jahre als Regisseur und Produzent beim irischen Rundfunk und Fernsehen zurück.
Bei uns wurde er erst 2000 mit seinem Keltenthriller [„Die Keltennadel“ 257 bekannt, der ebenfalls zuerst im |Limes|-Verlag erschien und dann als Taschenbuch bei |Bastei Lübbe|.
_Handlung_
Mexiko, Halbinsel Yucatán, Chitzen Itza: Die Meeresbiologin Jessica Madison, die in der Ich-Form von den Geschehnissen erzählt, und ihr Partner, der Tauchlehrer Ken Arnold, beginnen einen Abstieg in einen gefährlichen Großbrunnen, um dort unter Wasser nach einem makabren Objekt zu suchen: dem abgeschlagenen Kopf eines US-amerikanischen TV-Regisseurs namens Nick Goldberg.
Der Brunnen ist nicht irgendein „Zenote“, deren es auf Yucatán Tausende gibt. Es handelt sich vielmehr um DEN heiligen Brunnen der legendären Maya-Hauptstadt, in den menschliche Opfer gestoßen wurden, nachdem sie zuvor dem Gott Kukulcán (Quetzalcoatl) geweiht worden waren. Wurde Goldberg ebenfalls ein Opfer eines wieder aufgeflammten Maya-Nationalismus‘?
Jessica findet zwar den grässlich zugerichteten Kopf, aber ihr Freund Ken erleidet eine rätselhafte Infektion, die ihn binnen drei Tagen dahinrafft. Dafür, dass die ganze Aktion im Auftrag der mexikanischen Bundespolizei stattfand, hätte man sie auch vor solchen Gefahren warnen können, findet Jessica empört (wenn auch etwas spät).
In dem einheimischen Professor de Valdivia findet Jessica einen kenntnisreichen Ratgeber. Als einheimischer Maya-Abkömmling verfügt er über eine ihrer heiligen Schriften, die über tausend Jahre alt ist. Offenbar kehrt alle zweihundert Jahre eine schreckliche Seuche wieder, die nicht nur die Maya-Kultur binnen kurzem verschwinden ließ. Nun ist es mal wieder an der Zeit, dass die Seuche ausbricht. Ihre Erreger befinden sich nicht nur im heiligen Zenote von Chitzen Itza, sondern in allen Brunnen der Halbinsel. Und Spinnen spielen auch eine Rolle …
Doch nicht genug damit: Die Maya-Nationalisten machen sich diese Tatsache zunutze, um die Tourismusindustrie in Cancún und Cozumel zu vernichten. Ihr nächstes Ziel: die amerikanische Küste und Disneyworld …
_Mein Eindruck_
Die ersten 80 Seiten sind wirklich gut gelungen: ein effektiver Einstieg in das, was ein mitreißender, aktueller Thriller über modernen Ökoterrorismus hätte werden können. Das Finale auf den letzten 50 Seiten ist dann auch wieder recht packend und platzt fast vor intelligent aufgezogener Action.
Leider zieht es der Autor vor, uns zwischen diesen beiden Polen mit diversen Unwichtigkeiten zu langweilen. Man mag die schleppende Entfaltung der Geschichte ja unter dem Aspekt des Realismus akzeptieren, aber das muss nicht bedeuten, den Leser zu langweilen.
So erfahren wir also, geführt von der etwas ahnungslosen Jessica, dass es a) Maya-Nationalisten gibt, die amerikanische Bürger tödlichen Ritualen unterziehen; es b) ehemalige Greenpeace-Mitglieder gibt, die der Menschheit den Garaus machen wollen (Stichwort: Ökoterrorismus) und dass zu „guter“ Letzt Mexiko und die USA kurz vorm Krieg stehen, dank der Internetpropaganda der Maya-Nationalisten.
Dies alles ist nicht so wahnsinnig interessant und wird von Jessica in eher gemächlicher Form erzählt. Das kann man sympathisch finden, verwirrend oder eben langweilig. Jedenfalls geht es weit über einen üblichen Thriller hinaus.
_Unterm Strich_
„Das Maya-Ritual“ ist eine Kombination aus Öko-, Medizin- und Polit-Thriller, die am Anfang und am Schluss mit ordentlicher Action und Spannung aufwartet, aber dazwischen muss man einen langen Durchhänger überwinden, während ein Gewirr von rätselhaften Zusammenhängen aufzuklären ist. Sympathisch ist vor allem die Erzählerin und Hauptfigur, die vor keinem Mysterium zurückschreckt und keinem Befehl gehorcht.
|Originaltitel: The Skull Rack, 2001
Aus dem Englischen übersetzt von Fred Kinzel|
Eine berühmte US-Sängerin steht vor Gericht: Maggie Bradford. Wieder einmal. Ihre drei Ehemänner starben allesamt eines unnatürlichen Todes. Und ob sie am Tode des dritten unschuldig ist, wie sie beteuert, darf doch daher stark bezweifelt werden. Das meint zumindest der Staatsanwalt. Doch er wiederum verbirgt ein dunkles Geheimnis.
_Der Autor_
James Patterson ist der Autor von zahlreichen Nummer-1-Bestsellern. Allerdings sind es vor allem seine Alex-Cross-Thriller, die den Leser berühren. Folglich war Alex Cross bereits zweimal im Film zu sehen: „Im Netz der Spinne“ und „… denn zum Küssen sind sie da“ wurden beide erfolgreich mit Morgan Freeman in der Hauptrolle verfilmt.
Patterson ist extrem fleißig. Seine letzten Romane nach „3rd Degree“ waren „Sam’s Letters to Jennifer“, „London Bridges“, „Honeymoon“, „Maximum Ride“ und „4th of July“ (die Fortsetzung dieser Reihe). Im Juli 2005 erschien „Lifeguard“.
Nähere Infos finden sich unter www.twbookmark.com und www.jamespatterson.com. Regelmäßig wird aus dem Buch auch ein Audiobook oder E-Book gemacht: Patterson kann überall dabei sein.
_Handlung_
Maggie Bradford steht vor Gericht. Die (fiktive) berühmte US-Sängerin soll ihren dritten Ehemann mit einer Schrotflinte erschossen haben, behauptet zumindest der selbstgefällige Staatsanwalt. Selbst wenn Maggie unschuldig ist, wer könnte es ihm verdenken angesichts Maggies Liste von „Opfern“?
Das Buch besteht zum Teil aus Maggies in Romanform gebrachtem Tagebuch. Sie will darin beweisen, wie es wirklich war, wie ihre Ehemänner wirklich zu Tode kamen und dass sie daran unschuldig war. Na ja, zumindest bei ihrem ersten, Philip, benutzte sie eine Waffe. Aber da handelte sie in Notwehr. Denn Phil war ein prügelnder Soldat und Säufer.
Nach seinem Tod und ihrem Freispruch versucht sie wieder auf die Beine zu kommen, zieht ihre Tochter Jennie auf und von Ort zu Ort. Um ihre Albträume und Schuldgefühle zu verarbeiten, schreibt sie Lieder, die sie mutig eines Tages Barry Kahn anbietet, einem Produzenten, der sie zunächst abweist, später aber ihr bester Freund wird.
Nachdem sie es „geschafft“ hat, lernt sie in Bedford, Connecticut, Patrick Malley kennen. Der Hotelbesitzer in den Fünzigern ist Witwer, seit er seine geliebte Cornelia durch eine Krankheit verloren hat. Er baut gerade an seinem neuesten New Yorker Hotel, das natürlich „The Cornelia“ heißen soll, als er Maggie kennen lernt, ihr Vertrauen gewinnt – und schließlich ihre Hand.
Doch als man die beiden nach einem Sturm auf seiner Jacht findet, ist er tot und sie liegt über ihm. Was ist passiert?
Der andere Teil des Romans wird von der Lebensgeschichte Will Shepherds bestritten. Will verliert in England Vater und Mutter und wächst bei seinen Tanten auf, von denen ihm Vanessa nicht nur geistig zugeneigt ist, sondern auch körperlich. Von dieser Zeit an weiß Will, welche Macht er mit seinem guten Aussehen über Frauen hat, ja, dass er absolut jede haben – und benutzen – kann.
Das wäre ja noch ganz okay, doch entwickelt Will auch eine ungesunde Vorliebe für die Macht, die das Zufügen von Schmerzen und das Austeilen von Tod bedeuten. Er tötet seinen Lieblingshund. Später, da ist er schon ein Weltklasse-Fußballspieler, tötet er auch eine hübsche Brasilianerin, die ihn über seine größte Niederlage hinwegtrösten will. Will ist nicht mehr nur „der blonde Pfeil“ als Fußballspieler, sondern als Liebhaber auch der „Werwolf von …“ welcher Stadt, in der er gerade wohnt.
Unweigerlich kreuzt sein Lebensweg den von Maggie Bradford. Schon früher, in England, hat er sie bei einer Party kennen gelernt. Total zugekokst, wollte er sie damals abschleppen, wie er alle seine Schnepfen abschleppte. Sie verpasste ihm eine und verschwand. Doch sobald er eines ihrer wunderbaren Lieder voll Schmerz und Wahrheit hört, muss er an sie denken.
Nun aber hat er sie in Bedford, Connecticut, aufgestöbert: eine Millionenerbin mit einem kleinen Sohn von Mr. Malley – und einer sehr hübschen fünfzehnjährigen Tochter namens Jennie. Das Unheil nimmt seinen Lauf.
_Mein Eindruck_
Ich hatte zum ersten Mal Mühe mit einem Roman von James Patterson und ließ das Taschenbuch mehrere Monate liegen, um interessanteres Material zu goutieren. Beim Lesen hatte ich nämlich des Öfteren den Eindruck, das Buch sei nicht von Patterson, sondern von jemand ganz anderem geschrieben worden, vielleicht sogar von einem seiner beiden Ko-Autoren Andrew Gross und Peter de Jonge.
Über einige Strecken hinweg dachte ich sogar an Harold Robbins, der ständig über die oberen Zehntausend und ihre ach so verruchte Welt erzählte. Das Halbfinale (es gibt mal wieder, wie so oft bei Patterson, zwei Finali) mit Maggies Prozess erinnerte zudem fatal an so manches Courtroom-TV-Drama und war nicht weit entfernt von einer Seifenoper. Das Buch schien nicht 1996 veröffentlicht worden zu sein, sondern schon zehn Jahre früher, in der vergoldeten Ära der Reaganomics.
Die einzigen Merkmale, die Patterson mittlerweile zu seinem Markenzeichen ausgebaut hat, sind die superkurzen Kapitel von maximal je vier Seiten sowie die überraschenden Wendungen, ja, sogar 180°-Drehungen der Story. Das zumindest hat mir gut gefallen. Wer liest schon gerne einen Krimi, dessen Ende er schon nach 20 Seiten vorausberechnen kann?
|Arbeiterkinder in der dünnen Luft der haute volée|
Die Figuren, die Patterson erfunden hat, stellt er einander direkt gegenüber. Die Welt, in der er sie auftreten lässt, kennt er offensichtlich – als Chef einer Werbeagentur in New York City – selbst aus eigener Anschauung. Entsprechend exklusiv sind die diversen Örtlichkeiten. Das heißt aber nicht, dass dort auch schöne, moralisch begrüßenswerte Dinge ablaufen. Ganz im Gegenteil, wenn ich das mal verraten darf. Diese Welt des Geldes, des Ruhms und der moralischen Abgründe dient nur als Zuspitzung der allgemeinen Zustände in der Welt der „normalen“ Bürger. Dementsprechend sind hier auch die Konflikte bis zur Kenntlichkeit zugespitzt.
Sowohl Maggie als auch Will stammen aus der Arbeiterklasse, schaffen es aber über den Ruhm – sie als Sängerin, er als Fußballspieler und Schauspieler – bis in die oberen Zehntausend. Doch im Gegensatz zu Will nützt Maggie das nicht zu egoistischen und tödlichen Machtspielchen (s. o.) aus, sondern sie will eigentlich nur ihren geliebten Kindern ein optimales Zuhause bieten. Und da sie einen liebenden Vater brauchen und Will sein durchtriebenes Spiel treibt, vertraut sie ihm. Dem Falschen. Diese beiden Hauptfiguren dienen also nur dazu zu illustrieren, was bei gleichen Voraussetzungen Ruhm, Macht und Geld aus einem Menschen machen können: ein offensichtliches Moralstück.
|Die Hand eines Gottes, leider allzu sichtbar|
Als wäre der Plot nicht nur banal, sondern auch einer mit erhobenem Zeigefinger, stellt der Autor den beiden Hauptfiguren auch noch entsprechende Nebenfiguren zur Seite. Und als es darauf ankommt, Maggie vor Gericht das Lebensglück – wenn schon nicht das Leben selbst – zu retten, erweist sich doch prompt eine dieser Figuren als Angehöriger der Gegenseite. Es ist schon fast eine Art Schachspiel, allerdings mit einigen Figuren im Dunkeln.
Doch ein Plotgeschehen, in dem man die Hand des Autors sehen kann, wie er seine Figuren hin und her schiebt, macht absolut keinen Spaß. Der Grund dafür ist der, dass der Leser das grundlegende Bedürfnis – und Recht – hat, dass die Geschichte seinen Unglauben aufhebt (suspension of disbelief) und er sie plausibel findet: „Ja, so könnte es gewesen sein“, soll der Leser sich sagen.
Doch das kann einem Autor wie Patterson gar nicht recht sein: Wo käme er denn hin, wenn er die Wahrscheinlichkeitsgesetze beachten würde? Da könnte er ja gleich ein Physikbuch* schreiben. Ihm ist es daher darum zu tun, ein Geschehen zu inszenieren, das der Wahrscheinlichkeit – und somit der Plausibilität – widerspricht. Daher auch die vielen überraschenden Wendungen. Leider entsteht diese neue Unwahrscheinlichkeit nicht aus dem Inneren der Figuren selbst, sondern nur aufgrund seines Eingreifens. Das ist ganz einfach schlechter Stil und erzählerisches Unvermögen.
Andererseits: Vielleicht hätte ich einfach nicht die Lektüre so lange unterbrechen dürfen. Ich konnte mich weder mit Maggie identifizieren, da ich zufällig keine Frau bin, noch mit Will Shepherd, da ich kein solcher Mistkerl sein will. Entsprechend groß war der emotionale Abstand zur Geschichte.
|Guter Abschluss|
Gut war lediglich der Schluss der Hauptgeschichte, der nach allen Regeln der Kunst serviert wird und sein Geheimnis erst ganz am Ende preisgibt. Das ist wirklich gekonnt. Und dann gibt’s einen netten Nachschlag, dass einem die Spucke wegbleibt: das zweite Finale.
_Unterm Strich_
„Wer sich umdreht oder lacht“ – auch wieder so ein blödsinniger Spiellied-Titel – ist ein Patterson, der noch viel Ballast von Autoren und Themen der siebziger (Harold Robbins, Danielle Steel) und achtziger Jahre (die frühen Grishams) mit sich herumschleppt, so dass er gar nicht so recht in die Neunziger zu passen scheint. Die Erzählkonstruktion ist ebenfalls nicht sonderlich geglückt. Die Zeitsprünge am Anfang werfen den Zuschauer immer wieder aus der Bahn und zerstören den Spannungsbogen. Daher kommt richtiges Vergnügen erst in der zweiten Hälfte auf, wenn alle diese Konstruktionsarbeiten erledigt sind und der Plot Fahrt aufnimmt. Endlich. Und der geduldige Leser wird mit gleich zwei relativ verblüffenden Finali belohnt. Das Vergnügen hätte aber meiner Meinung nach schon wesentlich früher einsetzen können.
*: gemeint ist die Newton’sche Physik, nicht die Einsteinsche.
|Originaltitel: Hide and seek, 1996|
_James Patterson auf |Buchwurm.info|:_
[„Das Pandora-Projekt“ 3905 (Maximum Ride 1)
[„Der Zerberus-Faktor“ 4026 (Maximum Ride 2)
[„Das Ikarus-Gen“ 2389
[„Honeymoon“ 3919
[„Ave Maria“ 2398
[„Wer hat Angst vorm Schattenmann“ 1683
[„Mauer des Schweigens“ 1394
[„Stunde der Rache“ 1392
[„Wenn er fällt, dann stirbt er“ 1391
[„Wer sich umdreht oder lacht“ 1390
[„Die Rache des Kreuzfahrers“ 1149
[„Vor aller Augen“ 1087
[„Tagebuch für Nikolas“ 854
[„Sonne, Mord und Sterne“ 537
[„Rosenrot Mausetot“ 429
[„Die Wiege des Bösen“ 47
[„Der 1. Mord“ 1361
[„Die 2. Chance“ 1362
[„Der 3. Grad“ 1370
[„4th of July“ 1565
[„Die 5. Plage“ 3915
Los Angeles, Beverly Hills: Eliza, Anne, Penny und Marguerite haben sich zu einem Buchclubtreffen versammelt. Sie trinken Wein und unterhalten sich über Marguerites neustes Selbsthilfebuch, in dem es um Selbstbestimmung geht. Die Frauen treiben das Thema auf die Spitze, als sie über ihre untreuen Männer herziehen und laut darüber nachdenken, wie man es ihnen heimzahlen könnte. Als am nächsten Tag der Ehemann einer der Frauen tot aufgefunden wird, werden ihnen die unbedacht geäußerten Rachefantasien zum Verhängnis…
Mein Eindruck:
Meiner Meinung nach ist der Titel irreführend, denn es geht um vier Frauen, die teils miteinander befreundet sind, teils geschäftlich miteinander zu tun haben. Auch die Rollen der Männer sind teils miteinander, teils mit den Beziehungen zwischen den Frauen verflochten…
“Drei Freundinnen” ist so packend und unterhaltsam, dass ich völlig mühelos durch die Seiten geflogen bin! Die Blickwinkel der Protagonistinnen sowie Protokolle von Gerichtsverhandlungen machen neugierig, denn die Leserschaft erfährt erst spät, wer das Mordopfer ist. Bleiben noch die Fragen wer war es und warum, schließlich gibt es einige Verdächtige mit einem starken Motiv… Gina LaManna – Drei Freundinnen weiterlesen →
Nachdem Sebastian Fitzek seine ersten beiden Thriller „Die Therapie“ und [„Amokspiel“ 3503 gut unters Volk gebracht hat (in beiden Fällen sind die Filmrechte bereits verkauft), legt er nun mit „Das Kind“ sein drittes Werk vor.
Es geht wieder einmal um einen nervenaufreibenden Fall, in dessen Mittelpunkt diesmal der Berliner Strafverteidiger Robert Stern steht. Stern lebt sehr zurückgezogen, seitdem er vor zehn Jahren seinen Sohn durch den plötzlichen Kindstod verloren hat und seine Ehe daraufhin in die Brüche ging. Nur die Krankenschwester Carina konnte ihn zumindest kurzzeitig einmal aus seinem Schneckenhaus locken, als die beiden eine kurze Beziehung hatten. Und so folgt Stern Carinas seltsamer Bitte, sich mit dem zehnjährigen Tumorpatienten Simon auf einem verlassenen Industriegelände zu treffen.
Doch noch seltsamer ist, was der zerbrechliche Junge Stern bei diesem Treffen offenbart. Er behauptet, an diesem Ort einen Menschen ermordet zu haben – vor fünfzehn Jahren. Simon ist fest davon überzeugt, in seinem früheren Leben ein Mörder gewesen zu sein. Noch größer wird Sterns Verblüffung allerdings, als Simon ihn auf dem verlassenen Industriegelände zu den Überresten der Leiche von damals führt. Stern meldet den Fund der Polizei, und als Simon ihn wenig später auf weitere frühere Morde ansetzt und weitere Leichen auftauchen, gerät Stern schon bald ins Fadenkreuz der Ermittler.
Doch damit nicht genug. Ein Unbekannter spielt Stern eine Videoaufnahme zu, die zeigt, wie sein Sohn auf der Säuglingsstation des Krankenhauses stirbt, schürt aber gleichzeitig Zweifel daran, dass Sterns Sohn wirklich tot ist. Der Unbekannte gibt Stern fünf Tage Zeit, für ihn den Mörder von damals zu finden, dann verspricht er ihm Einzelheiten zu dem Rätsel um Sterns Sohn.
Für Stern und den kleinen Simon beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und sie geraten schon bald in einen Strudel an Ereignissen, aus dem es kein Entrinnen gibt. Immer undurchsichtiger wird die ganze Geschichte, und am Ende ist nicht nur Sterns Leben in Gefahr …
Auch in seinem dritten Thriller setzt Sebastian Fitzek auf eine bewährte Rezeptur: Eine gebrochene Hauptfigur, ein psychologisch ausgeklügelter Plot, in dem nichts ist, wie es scheint, und ein stetiges Drehen an der Spannungsschraube, mit dem er den Leser auf die Folter spannt.
Robert Stern ist ein Protagonist, wie er für Fitzek absolut typisch ist. Ein gebrochener Mensch, der nach außen hin eine Fassade aufrechterhält, die nach innen schon längst in sich zusammengefallen ist. Stern verbirgt seine gebrochene Persönlichkeit hinter einem selbstsicheren Auftreten als Anwalt und teuren Designeranzügen. Privat offenbart sich jedoch, wie armselig sein Leben seit dem Tod seines Sohnes Felix aussieht. Er pflegt kaum Sozialkontakte und lässt niemanden an sich heran. Simon ist seit einer halben Ewigkeit der erste Mensch, der durch seinen Panzer bricht. Auch in seinen früheren Romanen hat Fitzek auf den Typus des gebrochenen Protagonisten gesetzt und lässt zumindest darin das Verfolgen eines Schemas erkennen.
Der Plot an sich kommt schnell in Fahrt. Fitzek verschwendet keine Worte, schubst den Leser mitten in die Handlung und entwickelt die Figurenskizzierung parallel dazu. Hinzu kommt eine unverkennbare Mystery-Komponente. „Das Kind“ beschäftigt sich mit dem Thema Wiedergeburt. Simon hält sich für die Reinkarnation eines Serienmörders, und Stern versucht zusammen mit Carina die Geschichte, die dahintersteckt, aufzuklären und Simon so auf seinem letzten Lebensabschnitt vor dem unvermeidlichen Tod zu beruhigen.
Auch Stern sieht sich selbst immer wieder mit der Frage um ein Leben nach dem Tod konfrontiert. Felix‘ Ableben vor zehn Jahren scheint plötzlich infrage gestellt, und das nimmt Stern nervlich sehr stark mit. Er bemüht sich um Rationalität, findet aber keine Erklärung für das, was er durch Simon erfährt, für die Videoaufnahmen, die der Unbekannte ihm zugespielt hat, und macht sich daher geradezu besessen daran, der Sache auf den Grund zu gehen. Auch der Leser lechzt nach einer Erklärung, die ihm hilft, die mysteriösen Ereignisse zu verstehen, und vor allem in diesem Punkt macht Fitzek seine Sache wirklich gut. Man fragt sich, wie er das Ganze überhaupt schlüssig erklären will, ohne Übersinnliches als fadenscheinige Erklärung zu bemühen, aber Fitzek findet einen Weg und löst den Plot so auf, dass es logisch und stimmig erscheint.
Einzig seine Auflösung der Rolle des großen Unbekannten, der im Laufe des Buches stets allmächtig erscheint und über jeden Schritt von Stern und Simon im Bilde zu sein scheint, wird nicht ganz so befriedigend aufgelöst. Es bleiben letzte Unstimmigkeiten und so hundertprozentig zufrieden ist man am Ende nicht unbedingt mit dem Täter, aber das ist im Grunde auch schon (abgesehen von dem Ende, in dem Fitzek ja offenbar unbedingt noch einmal unsinnigerweise zum Mystery-Faktor greifen musste) der einzige Makel.
Die Spannung hält Fitzek über die gesamt Handlung hinweg auf einem hohen Niveau. „Das Kind“ liest sich von Anfang bis Ende ausgesprochen spannend und man würde das Buch am liebsten in einem Rutsch durchlesen.
Bleibt unterm Strich also ein insgesamt durchaus positiver Eindruck zurück. Abgesehen von zwei wirklich nennenswerten Kritikpunkten, ist „Das Kind“ ein Thriller, der sich durchweg spannend liest, der größtenteils stimmig durchkomponiert und raffiniert aufgebaut ist. Fitzek versteht sich darauf, den Leser in die Irre zu führen, zu verwirren und damit die Spannung bis an den Rand des Erträglichen zu steigern. Wer Spannung liebt, der kommt hier voll auf seine Kosten, und nachdem mir persönlich „Amokspiel“ nicht ganz so gut gefiel wie zuvor noch „Die Therapie“, konnte Fitzek mich mit „Das Kind“ wieder mehr überzeugen.
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