Bradley, Alan – Mord ist kein Kinderspiel (Flavia de Luce 2)

_|Flavia de Luce|:_

01 [„Mord im Gurkenbeet“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5930]
02 [„Mord ist kein Kinderspiel“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6689

Nach dem furiosen Auftakt, den Alan Bradley mit seinem Debütroman [„Flavia de Luce – Mord im Gurkenbeet“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5930 hingelegt hat, liegt mittlerweile der Nachfolgeband der Reihe vor. Und schon beim Blick auf das liebevoll gestaltete Cover freut man sich auf das nächste Abenteuer von Flavia, denn man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass sie eine der ungewöhnlichsten Ermittlerinnen der Krimigeschichte ist.

_England, 1950:_ Der begnadete Puppenspieler Rupert Porson bleibt, wie es der Zufall will, mit seinem Wagen in Bishop’s Lacey liegen und der Vikar lässt die Gelegenheit nicht ungenutzt, den Puppenspieler und seine Assistentin Nialla einzuladen, eine Vorführung im Pfarrhaus abzuhalten, bis ihr Wagen repariert ist. Porson willigt ein, und weil Flavia gerade in der Nähe ist, darf sie beim Aufbauen der Bühne helfen.

Und so versammelt sich am Samstagabend ganz Bishop’s Lacey im Gemeindehaus, um sich von den Künsten des Rupert Porson in eine andere Welt entführen zu lassen. Alle sind hin und weg – ganz besonders, als zum Finale die Leiche des Puppenspielers auf die Bühne fällt. Die Polizei tappt im Dunkeln und so muss Flavia Inpektor Hewitt und seinen Kollegen mal wieder auf die Sprünge helfen. Sie findet heraus, dass sich jemand an der elektrischen Anlage zu schaffen gemacht hat. Was zunächst nach einem tragischen Unglücksfall aussah, entpuppt sich als Mord.

Und so steckt Flavia wieder einmal ihre Nase in Angelegenheiten, die sie eigentlich nichts angehen und findet dabei erstaunlich viel heraus. Mit ihrem kindlichem Charme kann sie schließlich jedem im Dorf ein paar wichtige Details aus der Nase ziehen, die ihr messerscharfer Verstand dann zu einem Gesamtbild zusammenfügt. Und so ist sie Inspektor Hewitt wieder einmal um Längen voraus. Muss sie schon wieder ganz alleine gegen den Strippenzieher des Mordes bestehen?

_Wer den ersten Band mochte_, der wird sich auf das Wiedersehen mit Flavia in jedem Fall freuen. Flavia ist ein Charakter der polarisiert. Sie ist so überspitzt dargestellt, dass Alan Bradley mangelnden Realismus vorzuwerfen, eigentlich schon ein Hohn wäre. Natürlich ist Flavia an sich eine unrealistische Figur. Welche fast 11-Jährige ist schon Herrin eines eigenen Chemielabors und ersinnt dort immer wieder ausgeklügelte Methoden, um z. B. die Pralinen ihrer Schwester zu panschen? Flavia ist dermaßen gerissen und scharfsinnig und hat dabei einen so ausgeprägten Sinn für alles Morbide – nicht umsonst gilt ihre Leidenschaft der Giftmischerei – dass man sie sich schwerlich als realistisches Kind vorstellen kann. Macht aber auch nichts, denn Flavias ungewöhnliche Art trägt nun mal doch sehr erheblich zum Unterhaltungswert der Reihe bei.

Um Flavia herum konstruiert Bradley seine Geschichte so gewitzt und mit einem feinen Sinn für Humor, dass man gar nicht anders kann, als sie zu mögen. In gleichem Maße wie Flavia eine höchst ungewöhnliche Protagonistin ist, sind die Geschichten um sie eben auch höchst unterhaltsam und ein Lesevergnügen, das auf jeden Fall im Gedächtnis haften bleibt. Der Plot an sich tendiert dabei oft eher in Richtung Belletristik als in Richtung Krimi. Es dauert gute 150 Seiten, ehe es überhaupt eine Leiche zu beklagen gibt, und wäre Bradley nicht ein durchaus gekonnter Erzähler, wäre bis dahin vermutlich schon längst Langeweile aufgekommen.

Dennoch nutzt Bradley die Gelegenheit leider nicht so wie gehofft, um seinen Protagonisten etwas mehr Tiefe zu verleihen. Er hat bereits im ersten Band Flavias komplizierte Familiengeschichte angedeutet – Mutter gestorben, Vater findet wenig Zugang zu seinen drei Töchtern, Zukunft auf dem Familiensitz Buckshaw ungewiss – dennoch wirft Bradley leider keinen tiefgreifenderen Blick auf die Figuren. Zwar taucht mit Tante Felicity eine weitere Verwandte auch, die auch etwas Licht in das Dunkel bringen könnte, dennoch sind einem die Figuren am Ende des Buches kaum vertrauter als zu Beginn. Die Skizzierung der Figuren ist also in jedem Fall noch ausbaufähig.

Dennoch geht Flavia wie schon im Vorgängerband selbstbewusst ihren Weg zur Überführung des Täters. Sie ist unglaublich scharfsinnig und eine äußerst genaue Beobachterin. Die Hintergründe des Verbrechens, die Flavia dabei aufdeckt, sind dabei recht komplex und die Aufklärung war für meinen Geschmack dann leider auch nicht bis in den letzten Winkel schlüssig und glaubwürdig. Manches wirkt einfach ein wenig konstruiert. Die Geschichte bleibt dabei aber bis zum letzten Moment spannend.

_Insgesamt ist „Mord ist kein Kinderspiel“_ in jedem Fall eine gelungene Fortsetzung von „Mord im Gurkenbeet“. Flavia ist und bleibt eine absolut einmalige Krimiheldin, und wenn man sie einmal ins Herz geschlossen hat, mag man sie nicht mehr missen. Es gibt sicherlich vereinzelte Schwächen in der Konstruktion des Falls und die Hauptfiguren hätten auch eine etwas tiefgreifendere Betrachtung verdient, dennoch ist „Mord ist kein Kinderspiel“ immer noch ein höchst unterhaltsames Lesevergnügen, abseits ausgelatschter Krimipfade.

|Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Originaltitel: The Weed that strings the Hangman’s Bag
ISBN-13: 978-3764530297|
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