Auf einer von Unbekannten erschaffenen Welt erwachen Milliarden von gestorbenen Menschen wieder, um ohne ihr Wissen an einem anthropologischen und soziologischen Experiment teilzunehmen. Richard Francis Burton, britischer Abenteurer, gestorben 1890, macht sich mit Gefährten auf den Weg, den Zweck des Experiments von den Erbauern zu erfragen. – Die ersten beiden Romane des FLUSSWELT-Zyklus wurden verfilmt.
Der Autor
Philip José Farmer wurde bereits 1918 in North Terre Haute, Indiana, als Nachkomme von deutschen, niederländischen und irischen Vorfahren geboren. 1946 verkaufte er eine Kriegserzählung an das Magazin „Adventure“, sein erster Roman „The Lovers“ (Die Liebenden) erschien 1952 in „Startling Stories“ und brachte zum ersten Mal das Thema Sexualität in die (eher prüden) Science-Fiction-Magazine seiner Zeit ein. Danach galt er als Tabubrecher. Viele seiner Werke zeichnen sich durch unterhaltende Themen und Erzählweise sowie durch Ideenreichtum aus. Das gilt auch für den fünfbändigen Flusswelt-Zyklus.
Die Körperlotterie und andere Geschichten um Liebe, Sex, Erotik und Gender
Die Liebe verändert die Welt. Aber die Welt verändert auch die Liebe. Was also wird Zärtlichkeit in der Welt von morgen sein: ein elektronischer Impuls in einem Computerprogramm? Ein antikes Laster? Eine technische Disziplin durchtrainierter Hochleistungserotiker? Acht Autoren [schreiben] über Zukunft in Sachen Liebe. (Verlagsinfo) Nagula & Armer (Hrsg.) – Zärtlich war die Zukunft. Liebesgeschichten aus der Welt von morgen weiterlesen →
Das Königreich Dalemark ist seit Jahrhunderten gespalten. Nur fahrenden Spielleuten wie Clennen und seinen Kindern ist es gestattet, zwischen dem Süden und dem Norden hin und her zu reisen. Manchmal nehmen sie in ihrem Wagen auch Passagiere mit. Ein solcher ist Kialan, ein geheimnisvoller junger Mann, der der Familie nur Unglück zu bringen scheint. Als Clennen getötet wird, sind die Kinder in einer feindlichen Welt ganz auf sich alleine gestellt.
Die Autorin
Die Britin Diana Wynne Jones, geboren 1934, kannte Tolkien und C.S. Lewis und veröffentlichte ihren Debütroman „Changeover“ bereits 1970, also mit 36 Jahren. Bis 1975 suchte sie ihre eigene, originäre literarische Stimme und fand sie ab 1975 mit dem Dalemark-Quartett (s. u.). Die meisten Elemente sind traditioneller Fantasy wie etwa von Tolkien und C. S. Lewis verpflichtet, doch gibt es bereits eigenständige Ansätze, so etwa die Magie der Musik.
Am grausamen Mord an Madison May scheint auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches: Die Immobilienmaklerin wird offenbar von einem potenziellen Kunden niedergestochen. Der Täter, der sich keine Mühe gegeben hat, seine Identität zu verbergen, scheint einem Kult anzugehören.
Als Journalistin Felicity dem Mann zufällig in der U-Bahn begegnet, nimmt sie die Verfolgung auf. Es kommt zum Handgemenge, sie wird aufs Gleis gestoßen, der herannahende Zug kann gerade noch bremsen. Der Verdächtige ist spurlos verschwunden – ebenso wie Felicitys Katze.
Ihre Kollegen können sich beim besten Willen nicht mehr an Madison May erinnern, und ihr langjähriger Freund hat plötzlich neue Hobbies, denen er angeblich schon seit Jahren nachgeht. Langsam wird Felicity klar, dass sie nicht mehr im selben New York ist, sondern in einer Parallelwelt – in der die junge Schauspielerin Madison May in tödlicher Gefahr schwebt … Max Barry – Die 22 Tode der Madison May weiterlesen →
Uralte Alien-Kreaturen, ein galaktischer Krieg und eine furchtlose junge Heldin:
Spensa hat sich nicht nur zu einer der besten Sternenjägerinnen ihres Planeten entwickelt – der jungen Pilotin ist es auch gelungen, ihr Volk vor der Ausrottung durch die rätselhaften Krell zu bewahren.
Doch inzwischen verfügt die galaktische Allianz, die alles menschliche Leben kontrollieren will, über eine ultimative Waffe: die Delvers, uralte außerirdische Kreaturen, die ganze Planeten-Systeme in einem Augenblick auslöschen können. Spensa, die bereits einem Delver begegnet ist, weiß, dass keine noch so große Raumschiff-Flotte diese Monster besiegen kann. Sie hat allerdings auch etwas seltsam Vertrautes in der Kreatur gespürt – etwas, das die Galaxie retten könnte, falls Spensa endlich herausfindet, was sie wirklich ist.
Dafür müsste sie jedoch alles, was sie kennt, hinter sich lassen und das Nirgendwo betreten, einen Ort, von dem nur wenige je zurückgekehrt sind …
(Verlagsinfo)
Schreckschneck ist wieder da!
Nachdem es Spensa Nightshade im letzten Augenblick geschafft hatte, ihren Häschern durch dieses Portal ins Nirgendwo zu entkommen, findet sie sich in einem unwirklichen Planetoidensystem wieder. Die hier herrschenden Gesetze sind physikalisch ähnlich denjenigen unseres Universums, jedoch gibt es gravierende Unterschiede, wie sie bald feststellen wird. Und es herrschen rauhe Sitten unter den hierher Verschlagenen. So gerät sie alsbald, auf der Flucht vor besessenen Kreaturen wie Sauriern, in Gefangenschaft einer Piratengruppierung.
Harte Zeiten für Spenser: Seine langjährige Freundin Susan Silverman verlässt ihn. Das macht ihm ganz schön zu schaffen. Zusätzlich muss er sich mit einer militanten Jugendsekte und einem Heroin-Ring herumschlagen. Schlechte Zeiten für die Ganoven in Boston. Denn sein Abschiedsschmerz macht Spenser ziemlich übelgelaunt… (erweiterte Verlagsinfo)
Diese deutsche Erstausgabe ist mit einem Nachwort von Friedel Middelhauve versehen.
Mit dem Fantasyroman „Das Tor von Ivrel“ gab Caroline J. Cherryh 1976 ihr Debüt in der SF- und Fantasy-Szene. Für dieses gute Buch wurde sie mit dem John W. Campbell Award als beste Nachwuchsautorin ausgezeichnet. Eine Kriegerin aus der Vergangenheit muss die Dimensionstore einer untergegangenen Rasse auf verschiedenen Welten vernichten, damit diese keinen Schaden mehr anrichten. Morgaines Arbeit bedeutet häufig den Untergang ganzer Zivilisationen. Ihr Lehnsmann Nhi Vanye gerät dadurch häufig in Konflikte, mit seinen Loyalitäten und mit seinem Gewissen.
Der Roman ist der erste Teil der vierbändigen Morgaine-Serie, deren weitere Bände „Der Quell von Shiuan“, „Die Feuer von Azeroth“ und „Exile’s Gate“ (unübersetzt) heißen.
Die Autorin
Caroline Janice Cherryh, geboren 1942 in St. Louis, ist von Haus aus Altphilologin und Historikerin und lebt in Oklahoma. Sie erhielt schon 1980 ihren ersten Science-Fiction-Preis für ihre umwerfende Novelle „Kassandra“*. 1983 folgte der erste |HUGO Award| für „Pells Stern“, später ein weiterer für „Cyteen“. Beide Romane gehören zu ihrem Allianz-Union- bzw. PELL-Zyklus, der eine Future History darstellt, wie sie schon von anderen Größen des Science-Fiction-Feldes geschaffen wurde, darunter Robert A. Heinlein oder Isaac Asimov.
*: Die Story ist jetzt im Sammelband „The short fiction of C. J. Cherryh“ (Januar 2004) zu finden.
Morgaine-Zyklus
1 Gate of Ivrel (1976)
Deutsch: Das Tor von Ivrel. Übersetzt von Thomas Schlück. Heyne SF&F #3629, 1979, ISBN 3-453-30540-X.
2 Well of Shiuan (1978)
Deutsch: Der Quell von Shiuan. Übersetzt von Thomas Schlück. Heyne SF&F #3732, 1980, ISBN 3-453-30635-X.
3 Fires of Azeroth (1979, in: C. J. Cherryh: The Book of Morgaine)
Deutsch: Die Feuer von Azeroth. Übersetzt von Thomas Schlück. Heyne SF&F #3921, 1982, ISBN 3-453-30847-6.
4 Exile’s Gate (1988)
The Book of Morgaine (Sammelausgabe von 1–3; 1979; auch: The Morgaine Saga; auch: The Chronicles of Morgaine, 1987)
The Complete Morgaine (Sammelausgabe von 1–4; 2015)
Gate of Ivrel / Well of Shiuan / Fires of Azeroth
Deutsch: Tore ins Chaos : Der Morgaine-Zyklus. Illustrationen von John Stewart. Die Karte zeichnete Erhard Ringer. Übersetzt von Thomas Schlück. Heyne SF&F #4204, München 1993, ISBN 3-453-31185-X.
Graphic Novel (mit Jane S. Fancher):
1 Gate of Ivrel: Claiming Rites (1987)
2 Gate of Ivrel: Fever Dreams (1987)
Der vierte Band, „Exile’s Gate“, ist noch unübersetzt. Die ersten drei Bände wurden in einem Sammelband zusammengefasst, der in der deutschen Ausgabe „Tore ins Chaos“ betitelt ist (Heyne 06/4204, 1985).
Handlung
Die „Alten“, Angehörige der Rasse der |qhal|, die vor Jahrtausenden die Galaxis beherrschte, sind längst verschwunden. Doch verstreut über die Galaxis sind jene rätselhaften Dimensionstore zurückgeblieben, mit deren Hilfe sie sich durch Raum und Zeit bewegten, und zum Teil funktioniert dieses Transportsystem noch. Doch durch ein Tor zu gehen, bedeutet stets eine unberechenbare Versetzung in der Zeit …
Das Tor von Ivrel ist eine jener legendären Stätten, scheu gemieden von den Eingeborenen, die auf einer mittelalterlichen Stufe von Kriegerklans leben. Das Tor auf dem Berg Ivrel ist ebenso eine Stätte des Todes wie die kleineren Tore, die es beherrscht. Immer wieder gelangen seltsame Ungeheuer von anderen Welten nach Andur-Kursh und verbreiten hier Furcht und Schrecken, beispielsweise große bleiche Reptilien. Doch die meisten sterben zum Glück rasch, weil ihnen die Lebensbedingungen nicht entsprechen. Aber die Tore senden auch eine Verderben bringende Strahlung aus, die den Genen der umliegenden Klans gar nicht gut bekommt. Häufig ist auch Wahnsinn unter den Klans anzutreffen.
Das Tor von Ivrel wird vom Klan der Hjemur beherrscht, dessen Anführer Thiye ist. Und Thiye lässt sich diese Herrschaft nicht so leicht entreißen. Das Reich Hjemur wurde noch nie erobert.
Nhi Vanye
Als der junge Krieger Nhi Vanye, verstoßen von Stamm und Familie wegen Brudermordes, in der Nähe eines Tors im Süden jagt und in Not gerät, reitet eine junge Frau mit weißblondem Haar aus diesem hervor. Es ist Morgaine Frosthaar, eine legendäre Schönheit, die vor hundert Jahren verschwand. Damals war sie ein Lord unter den Menschen von Ivrel, und zusammen mit vier anderen ihrer Art soll sie zehntausend Krieger Ivrels in den Tod geführt haben. So kennt Vanye zumindest die Legende über Morgaine. Kein Wunder also, dass er diese mächtige Frau, der ein schlechter Ruf vorauseilt, fürchtet. Und wieso lebt sie überhaupt noch? Ist sie etwa ein Geist?
Zu allem Überfluss verfügt sie über Zauberwaffen und ein furchterregendes Schwert namens „Wechselbalg“. Sie besitzt eingehende Kenntnisse über die Alten, die auf Ivrel „qujal“ genannt werden. Da sie ein Lord ist und Vanye nur ein vogelfreier Ausgestoßener, macht sie Vanye zu ihrem zwangsverpflichteten Leibeigenen, ihrem „ilin“, der ihr, seinem „liyo“, für mindestens ein Jahr bedingungslos dienen muss. Sex mit ihr kommt daher nicht in Frage, wohl aber findet sich Vanye zu einer Art furchtsamer Verehrung bereit. Sie verpflichtet ihn dazu, selbst noch nach ihrem Tod den Lord Thiye zu vernichten.
Liell
Gemeinsam reiten sie durch den Winter nach Norden gen Hjemur, um ihre Mission zu erfüllen: das Tor vor weiterem Missbrauch zu schützen, kurz: es zu schließen – auf welche Weise auch immer. Knapp entgehen sie einem Anschlag eines wahnsinnig gewordenen Klansherrn in Leth. Der vermeintliche Retter, Liell, stiftet Vanye zum Verrat an Morgaine an, doch Vanye ahnt eine größere Gefahr von diesem Liell ausgehen. Warum sterben so viele Klansherren im nahen See? Doch wohl kaum eines natürlichen Todes. Er nimmt Reißaus und schlägt sich zum Volk seiner Mutter durch, den Chya.
Chya
Diese Waldbewohner kämpfen noch mit Pfeil und Bogen, doch wenigstens sind sie weder wahnsinnig noch strahlenverseucht. Allerdings stellt ihr Klansführer Vanyes Loyalität erneut auf eine harte Probe. Die Chya haben seinerzeit Vanyes Mutter an die benachbarten Nhi verloren, die Vergewaltigte und Entführte aber nie zurückgeholt. Wie ist es nun um Ehre von Chya und Vanye bestellt? Als Vanye seine Herrin Morgaine und ihre Ziele nicht verrät, steigt er in der Achtung der Chya und erhält sogar das Angebot, zu ihnen zurückkehren zu dürfen. Falls er sein Jahr Lehnsdienst überleben sollte. Was nicht sonderlich wahrscheinlich ist.
Übernahme
Nachdem sie weiter Richtung Hjemur geritten sind, erzählt ihm Morgaine mehr von sich. Hjemurs Herr Thiye wie auch Liell haben wie Morgaine eine besondere Fähigkeit, die aus den Kräften, die die qhal-Tore verleihen, herrührt: Sie können den Körper eines anderen Menschen übernehmen. Auf diese Weise können sie ihr Leben schier endlos verlängern. Ist man alt, übernimmt man den Körper eines Jüngeren. Das hat Liell mit den Klansherren von Leth gemacht. Und so hat wohl auch Thiye von Hjemur das letzte Jahrhundert überlebt.
Was Vanye aber wirklich bis ins Mark trifft, ist Morgaines Andeutung, dass auch sie nicht vor diesem Mittel zurückschrecken würde, um ihr Ziel zu erreichen. Sie würde den Körper ihres „ilin“ an sich reißen. Vanye wird es heiß und kalt, doch er hält seine „liyo“ zu dieser grausamen Tat fähig. Wer weiß, zu welch unvorstellbaren Taten diese seltsame Frau, die vielleicht nicht einmal ein Mensch ist, noch alles imstande ist. Doch er ist durch seinen Eid an sie gebunden, überwindet seine Furcht und reitet weiter. Einem ungewissen Schicksal entgegen …
Mein Eindruck
Es gibt keine losen Enden in dieser Geschichte. Alle Klans, deren Weg Morgaine und Vanye kreuzen, machen sich an die Verfolgung dieser mysteriösen Gestalt. Was hat diese Frau aus der Vergangenheit vor, ist eine der wichtigsten Fragen, die sich jeder Klanführer stellen muss, allein schon aus Selbsterhaltungstrieb. Diese Frage ist durchaus berechtigt, wie sich herausstellt.
Morgaines Schwert Wechselbalg ist eine qujalin-Waffe, die mit der gleichen furchterregenden Energie funktioniert wie die Dimensionstore der Alten. Wie man sich leicht vorstellen kann, will jeder diese Wunderwaffe in seinen Besitz bringen, sobald er ihre furchtbare Wirkung erlebt hat. Die Klinge des Schwertes selbst öffnet einen Abgrund in der Wirklichkeit, der jedes Objekt, sei es Mensch oder Waffe, in sich hinein saugt – ins Nichts. Einmal gerät sogar ein Gefährte, der sich zwischen Schwert und Angreifer stellen will, in den Sog der Waffe – und verschwindet. Das Schwert (er-)kennt, wie Morgaine, weder Freund noch Feind, wenn und solange es seinen Zweck erfüllt.
Morgaines Mission und ihre Kielwasser an Verfolgern haben natürlich weitreichende Folgen für Vanye. Er ist kein tapferer Bursche, sondern ein Überlebenstyp. Nacheinander muss er fast alle Menschen verraten, die ihm etwas bedeuten, um seinen Eid gegenüber seiner „liyo“ erfüllen zu können. Zunehmend wird er zu einem Fremdkörper in der Gesellschaft der Menschen von Andur-Kursh. Schließlich reitet nur noch sein Bruder Erij an seiner Seite, doch die Beziehung zwischen den beiden ist von Misstrauen und Furcht vergiftet. Jeder versucht den anderen zu übervorteilen, bis hin zu widersprechenden Schwüren, die Vanye leisten muss. Es ist wahrlich nicht einfach, der „ilin“ einer Frau wie Morgaine zu sein.
Die Figuren: Männer
Die Autorin erschafft in ihrem Debütroman keineswegs vollkommene männliche Charaktere. Ihre Männer sind freundlich, fähig zu großer Tapferkeit, zu Ehre, tiefen Gefühlen, Zärtlichkeit und Selbstbetrachtung. Die Männer sind auch zu großer Liebe und Zuneigung und Respekt für andere Männer fähig, ohne dass dies sexuell gemeint ist. Die Autorin ist in der Lage, Spannung zwischen Männern, die einander lieben, zu erzeugen, ohne dass dies sexuelle Konnotationen hat oder ein Wirtshausstreit ist. Solche Männer unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von den Helden männlicher Fantasy-Schriftsteller, mit einer einzigen Ausnahme: Michael Moorcocks negativer Held Elric von Melniboné. Er hat ebenfalls ein tiefes und kompliziertes Innenleben.
Die Figuren: Morgaine
Morgaine hingegen ist eine Figur, die alle Menschen um sie herum, insbesondere Vanye, sowohl mit Furcht als auch mit verehrungsvoller Liebe erfüllt. Dabei ist sie im Grunde eine tragische Gestalt. Als Vernichterin und Retterin spielt sie eine Doppelrolle, die sie manchmal zu zerreißen droht. Und da die Dimensionstore für so manche Welt sehr wichtig sind, zuweilen göttlich verehrt werden, zerstört sie mitunter die Grundlage einer Religion bzw. einer Kultur.
Zugleich hat Morgaine ein existentielles Problem: Jeder Tor-Durchgang wirft sie in eine andere Zeit, eine andere Welt, in der sie sich zurechtfinden muss. Immerhin sind alle – erzählten – Welten auf einer mittelalterlichen Stufe, so dass sie mit ihren Waffen aus der Zukunft immer die Überlegene bleibt. Dies nutzt sie selten aus, denn sie ist auf die Hilfe von Führern und Beschützern wie Vanye angewiesen. Auch sie muss ja einmal schlafen. Auch wenn sie aus der Zukunft kommt, so trägt sie doch keinen Superduper-Raumanzug, der sie schier unsterblich und unverwundbar macht. Sie hat ihre menschlichen Momente, und wenn sie es zulässt, ertappt Vanye sie dabei, wie sie weint.
Schwächen
Junge Autoren bekommen für ihren Erstlingsroman meist nur das Minimum an Seiten zugestanden, damit für den Verlag das Risiko minimal ist. Das ist auch bei „Das Tor von Ivrel“ der Fall gewesen: Er umfasst in der Übersetzung und in der Erstausgabe (also nicht in „Tore ins Chaos“) nur 220 Seiten. Daher darf es nicht verwundern, dass der Erzählstil an keiner Stelle ins Schwafeln gerät, sondern stets äußerst straff formuliert ist. Die Handlung wird konsequent und druckvoll vorangetrieben. Und selbst wenn es so aussieht, als würden sich die Figuren in endlosem Streit ergehen, so führt dies doch auf psychologischer Ebene stets zu einem Durchbruch. Danach kann die Handlung auf geänderten Bahnen weitergehen.
Da Morgaine in ihrer Zielgerichtetheit in dramaturgischer Hinsicht wenig interessant ist, konzentriert sich die Autorin fast gänzlich auf Vanye. Wir sehen alles aus seinem Blickwinkel und erfahren auf diese Weise, wie das Erscheinen eines Phänomens wie Morgaine das soziale Gefüge einer Welt verändert. Insofern könnte man die vier Morgaine-Romane als Studien über das Thema „Die Figur und die Rolle des weiblichen Helden“ betrachten. Wichtiger ist aber noch: Wie kann man ein Mann an der Seite einer Heldin sein? Vanye überlebt, und deshalb muss die Antwort lauten: Indem man ihr unverbrüchlich die Treue hält und dabei versucht zu überleben. Keine leichte Aufgabe, wie die Geschichte Vanyes belegt.
Die Fixierung auf seine Perspektive bewirkt, dass Auseinandersetzungen, die woanders stattfinden, nicht eingeblendet werden. In Thiyes Burg hat so ein Kampf stattgefunden. Als Vanye und Erij hier eintreffen, stehen sie vor vollendeten Tatsachen. Das ist keine besonders befriedigende Erzählstrategie. Wir sind neugierig darauf, mitzuerleben, was Morgaine getan hat. Aber das Diktat der Kürze des Debütromans verhindert eine ausgefeiltere Erzähltechnik mit verteilten Perspektiven.
Die Übersetzung
… von Thomas Schlück ist weitgehend in Ordnung. Doch muss sich der heutige Leser mit seiner eigenartigen Verwendung des Wörtchens „da“ anfreunden. „Da“ kann im Deutschen alles Mögliche bedeuten, sogar einen Kausalzusammenhang ausdrücken. Hier setzt Schlück es aber auch relativisch ein, so etwa in der Konstruktion: „der Ort, da ein Tor offenstand“. Wir würden heute sagen: „der Ort, wo ein Tor offenstand“. Das ist recht gewöhnungsbedürftig und kann den unvorbereiteten Leser verwirren.
Unterm Strich
„Das Tor von Ivrel“ ist ein vergleichsweise uneben zu lesender Action-Fantasy-Roman, doch die Fortsetzungen sind besser: Die Autorin hatte einfach mehr Platz! Mit ihren männlichen und weiblichen Heldengestalten liest sich die vierteilige Morgaine-Serie wie eine Kombination aus Joseph Campbells Mythologie-Studie „Der Held mit den tausend Gesichtern“ und C. G. Jungs Psychologie mit ihren Archetypen. Der Stil der jungen Cherryh erinnert in „Das Tor von Ivrel“ noch ein wenig an das Beste von Tolkien, aber schon in den nächsten Büchern sollte Cherryh ihren eigenen unverwechselbaren Stil entwickeln (sie schreibt seit ihrem zehnten Lebensjahr!).
Obwohl die Spannung zwischen den Romanfiguren manchmal unerträglich ist, ist der Stil doch stellenweise auch zu einem sehr trockenen Humor fähig. Das habe ich schon immer an ihrem Stil bewundert. Doch für den unvorbereiteten Leser ist die Spannung, die sie gerne erzeugt, manchmal schier unerträglich hoch, und wenn ihre Figuren ständig mit ethischen Begriffen wie Ehre, Treue, Bindung, Verrat und Täuschung zu ringen haben, so mag dies dem einen oder anderen ebenfalls zu viel werden. Ich finde es immer wieder faszinierend.
Taschenbuch: 220 Seiten
Originaltitel: The Gate of Ivrel, 1974
Aus dem US-Englischen übertragen von Thomas Schlück.
ISBN-13: 9783453305403. www.heyne.de
Der Autor vergibt: (4.0/5) Ihr vergebt: (No Ratings Yet)
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Trent McCauley ist sechzehn und ein Genie: Aus dem Internet lädt er sich Blockbuster herunter und bastelt aus dem Material neue Filme. Dass das illegal ist, kümmert ihn wenig. Bis er erwischt wird. In seiner Verzweiflung flüchtet er nach London, in der Hoffnung, dass ihn in der Großstadt erst mal niemand entdeckt. In der Künstler- und Aktivistenszene findet er Unterschlupf – und erfährt, dass die Regierung ein neues Gesetz plant: Selbst kleinste Urheberrechtsverletzungen im Internet sollen mit drakonischen Strafen geahndet werden.
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Den abenteuerreichen Aufstieg eines jungen Kriegerführers schildert dieser erste Band eines neuen Heroic-Fantasy-Zyklus des einschlägig bekannten britischen Autors David Gemmell. Der Rigante-Zyklus wendet sich wie schon der Drenai-Zyklus an ein junges männliches Publikum, und dieses weiß er hervorragend zu unterhalten.
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Diese Sammlung von 30 Kurzgeschichten des Erfinders des „Wüstenplaneten“ bietet einen repräsentativen Querschnitt durch Herberts Werk als Ehrung und Erinnerung an ihn: Denn am 11. Februar 1986 starb der Science Fiction-Autor an den unerwarteten Komplikationen nach einer vorsorglichen Krebsoperation. Acht Jahre später veröffentlichte der Heyne Verlag diese Erzählsammlung. Die chronologische Abfolge veranschaulicht die stilistische Entwicklung des Autors.
Heitere, skurrile und bitterböse Einfälle eines großen SF-Stilisten
Dieses Buch mit originellen Geschichten erschien sinnigerweise direkt vor den Weihnachtsfeiertagen. Zu den US-Spezialitäten gehören allerdings Lincoln’s Geburtstag, Der Tag des Baums, der Sankt-Patricks-Tag (Iren aufgemerkt!), Tag der Erde, Tag der Streitkräfte, Heldengedenktag, Beginn der Jagdsaison, Tag der Kriegsheimkehrer und der Jahrestag des Waffenstillstandes (vom 18.11.1918).
Vertrauter sind uns da schon Valentinstag (14.2.), Allerheiligen, Vater- und Muttertag, Erntedank, Heiligabend, Weihnachten und Silvester.
Vor Millionen von Jahren ereignete sich in den Tiefen des Alls eine Katastrophe, die das Volk der Amarantin auslöschte, kurz bevor es die Fähigkeit zur Raumfahrt entwickelte. War es ein kosmischer Zufall? Oder sollten die Amarantin daran gehindert werden, zu den Sternen aufzubrechen? Bei Ausgrabungen stoßen Wissenschaftler auf die uralten Artefakte dieses außerirdischen Volkes. Nun wollen sie die Wahrheit über den Untergang der Amarantin erfahren – doch sie ahnen nicht, welch übermächtigem Gegner sie sich in den Weg stellen. (Verlagsinfo)
„Unendlichkeit“ – Space-Opera vom Feinsten, dachte ich gleich. Und es geht auch richtig gut und flott los: auf fremden Welten, mit Alien-Artefakten. Aber dann wurde die Welt, in der Handlung spielt, immer komplexer, je mehr Personal hinzukam und je mehr Details ich mir merken musste. Ich dachte, das könne nur besser werden. Aber als schließlich alle Hauptpersonen aufeinander trafen, wurde es richtig schwierig …
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Ein Krieg in ferner Zukunft läuft anders ab als heute. Mit der Verfügbarkeit von lichtschnellen Raumschiffen wird er durch das Phänomen der Zeitdehnung über Jahrhunderte hinweg ausgetragen. Es ist – schon aus nachrichtentechnischen Gründen – keine Verständigung mehr möglich. Der Konflikt gerät außer Kontrolle, weitet sich aus wie ein Flächenbrand, gewinnt immer mehr Eigengesetzlichkeit und bläht sich schließlich auf ins Absurde. Mitten drin stecken Soldat William Mandella und seine Kampfgenossen. (Verlagsinfo)
Der Roman wurde 1976 mit den beiden wichtigsten Preisen des Science-Fiction-Genres ausgezeichnet, dem Nebula Award der Kritiker und dem Hugo Gernsback Award der Leserschaft. Joe Haldeman – Der ewige Krieg (Neufassung) weiterlesen →
Dieser Roman gehört zu den frühen Science-Fiction-Romanen des Hainish-Zyklus der mehrfach preisgekrönten amerikanischen Schriftstellerin.:
Romane
Rocannon’s World (1966), Rocannons Welt, 1977, ISBN 3-453-30473-X
Planet of Exile (1966), Das zehnte Jahr, 1978, ISBN 3-453-30511-6
City of Illusion (1967), Stadt der Illusionen, 1979, ISBN 3-453-30590-6
The Left Hand of Darkness (1969), Die linke Hand der Dunkelheit, 1979, ISBN 3-453-16415-6 – Hugo Award und Nebula Award
The Dispossessed (1974), Die Enteigneten, Planet der Habenichtse, 1976, ISBN 3-937897-20-8 – Hugo Award und Nebula Award
The Word for World is Forest (1976), Das Wort für Welt ist Wald, 1976, ISBN 3-88619-927-4 – Hugo Award
Four Ways to Forgiveness (1995)
The Telling (2000), Die Erzähler, 2000, ISBN 3-453-18861-6
Kurzgeschichten
In Reihenfolge der Veröffentlichung mit Angabe der Welt, auf der die Geschichte spielt.
Jahrtausende nach dem Ende der Zivilisation wird die Welt von wilden Stämmen beherrrscht, den Krarls. Unter ihren Kriegern tut sich Tuvek hervor, der als einziger im Stamm schwarzes Haar besitzt. Als seine Mutter gestorben ist, offenbart ihm die Heilerin, dass er keineswegs der Sohn des Häuptlings ist, sondern das untergeschobene Kind einer fremden Sklavin: Vazkor. Nun muss er nach seiner wahren Bestimmung suchen, nach seiner wirklichen Mutter.
Den amerikanischen Archäologen Martin Padway verschlägt es an einer dünnen Stelle des Raumzeitkontinuums plötzlich ins Rom des Jahres 535 n. Chr. Was könnte er hier nicht alles ausrichten! Er könnte Orakel spielen und den Lauf der Geschichte ändern! Doch die Zeit hat ihre Tücken und eigenen Gesetze …
Amerika in der nahen Zukunft: Zusammengepfercht in riesigen Megacities leiden die Menschen unter den Folgen der Überbevölkerung und des Klimawandels wie Smog, Dürreperioden und extreme Hitze. Aus Sorge um das Leben ihrer fünfjährigen Tochter Agnes nimmt die junge Mutter Bea an einem nie dagewesenen Regierungsexperiment teil: Gemeinsam mit zwanzig anderen Pionieren möchte sie in einem der staatlich geschützten Nationalparks, zu denen Menschen eigentlich keinen Zugang haben, im Einklang mit der Natur leben. Doch der Alltag in dieser neuen Wildnis wartet mit ganz eigenen Herausforderungen auf, und schon bald stoßen die Pioniere an ihre Grenzen … (Verlagsinfo)
Die Autorin
Diane Cook lebt mit ihrer Familie in Brooklyn, New York. Sie war Produzentin der Radiosendung »This American Life« und wurde 2016 mit einem Stipendium des National Endowment for the Arts ausgezeichnet. Ihr Debütroman »Die neue Wildnis« war ein großer Erfolg und wurde 2020 für den Booker Prize nominiert. (Verlagsinfo)
Handlung
Durch Zeit und fremde Dimensionen von uns getrennt, träumt die alte Welt Nehwon vor sich hin. Nehwon mit seinen Meeren, Gebirgen, Eisöden, Steppen, Wüsten, Wäldern, Marschen, Kornfeldern, Ruinen, Burgen, Zitadellen und bewehrten Städten. Nehwon – eine Welt von kühnen Piraten, wilden Reitern frechen Dieben, düsteren Zauberern, glatzköpfigen Kultpriestern und beleibten Händlern – ist auch die Welt, in der der junge Krieger Fafhrd und der Graue Mausling, der Lehrling der Weißen Magie, leben. Beide Männer – jeder für sich – werden durch widrige Umstände gezwungen, ihren Wohnort zu verlassen und sich auf die Straße der Abenteuer zu begeben… (Amazon.de)
Fritz Leiber hat mit seinen „Schwerter“-Erzählungen in jahrzehntelanger Arbeit einen der interessantesten und spannendsten Zyklen der Fantasy geschaffen. Im Mittelpunkt das sehr ungleiche Anti-Heldenpaar Fafhrd und der Graue Mauser. Die beiden haben es auf ihrem Kontinent Newhon längst zu einem eigenen Zyklus im Reich der Graphic Novels geschafft. Der vorliegende Band führt die beiden Helden in separaten Abenteuern ein. Fritz Leiber – Schwerter und Teufelei. Geschichten um Fafhrd und den Grauen Mausling weiterlesen →
Geist ist geil! Seit 2002 – Ständig neue Rezensionen, Bücher, Lese- und Hörtipps